1838 / 134 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Kredit sich defestizte, dachten Viele daran, die Privat- Indusirie zu Hülfe zu rufen, und ich war keiner der Letzten; aber auch die Re⸗ stauratien schlug einen falschen Weg ein. Erst seit der Juli Revo⸗ utrion bildete sich das Spstem der Cempagnieen aus, aber nun will man es auch schen zum Ertrem treiben und ihm die ausschließliche Herrschaft verschaffen. Die Regierung würde sich selbst aufzeben, wollte sie ihre Stellung als Regierung aufgeben, oder mii anderen Worten, wollte sie der obersten Schätzung entsagen, uschi den Antheil der Compagnieen so wie den Ihrigen besimmen. Auch hier muß sich ihre Macht äußern, hier muß sie sagen: Diese Commu⸗ nication ist zu wichtig, als daß ich mir nicht die Ausführung verbe⸗ halten sellte; hier sind zu bedeutende Interessen im Spiele als daß ich die Serge dafür irgend Jemand anvertrauen könnte. Die ganze Frage dreht sich eigentlich wohl um die Prüfung der Bahnen im Ein— elnzn. Zwischen den verschiedenen rorgeschlagenen Bahnen findet cin ungeheurer UÜnterschied statt, und vor Allem darf mau nicht ver— aeffen, daß die Erbauung der isenbahnen und ihre Benutzung eine Frage ist, die noch viele Erörterungen zuläßt. Wir wissen noch gar nicht, welche Resultate eine große Eisenbahn⸗-Linie für das Land ba— ben wird; wir können noch durchaus keinen Bergleich zieben zwischen den Vorihetlen derselben und den dazu eiferderlichen Kosten. librigens sind wir auch über die Mittel, der Cempagnieen noch gar nicht im Klaren; ich z. B. bin überzeugt, daß eine Bahn ven achtzig Meilen und eine Ausgabe von 100 Millionen die Kräfte derselben übersteigt. Auch aus diesem Grunde gehört die Belgische Bahn zu einer ganz eigenen Kathegorie. Unsere Regierung hat bis jetzt noch keine ernste und auch hinreichende Garantieen dar⸗ bielende Anerbietungen erhalten; aber selbst, wenn ihr solche gemacht Xürden, müßte sie dieselben ablehnen. Diese Bahn ist nach meiner Ansicht die wichtigste, sie hat eine größere politische, sirategische und kommerzielle Wichtigkeit als irgend eine andere. Niemals werde ich eine solche Unternehmung einer Privat-Gesellschaft anvertrauen, und wie könnte eine solche auch nur den fünften Theil des erforderlichen Kapitals realisiren, und welche Wechselfälle könnten nicht eintreten, beror die Bahn beendigt wäre. Um aiso noch einmal auf das Vo⸗ rige zurückjukommen, so hat die Regierung bei der Vorlegung des Gesetz Entiwurfs kein ausschließliches Spstem vorschlagen wollen, aber sie hat sich vier Bahnen vorbehalten. Sie vereinigte eine Kommis⸗ sion, deren Ausspruch von größtem Gewicht seyn mußte. Wenn nun die Regierung sich zu manchen Abweichungen bereit erklärt, so thut sie es nur, um zu einem praktischen Resultate zu gelangen, und mit dem Bau der Eisenbahnen in Frankreich einen Anfang zu machen. Außer der Belgischen Bahn must sich die Regierung nech eine andere vorbehalten, nämlich die von Marseille nach Beaucaire oder von Marseille nach Arignon: also von den vier vorgeschlagenen Bah⸗ nen aimmt die Regierung zwei für sich in Anspruch, die beiden an⸗ deren wird sie sehr gern Eompagnicen überlassen. Ich weiß wohl, daß viele Mitglieder der Kammer die Compagnieen fürchten, und glauben, daß dieselben geradeweges zur Agiotage fübren, aber wir müssen uns hüten, nicht die Spegulation niederzudrücken, indem wir der Agiotage den Krieg erklären. Die Speculation ist die Circulation, ist das Leben. e ft nr ier zess mülssen freilich genommen werden, wenn auch die Gefahr nicht so groß ist, wie man glaubt. Sie sehen also, meine Herren, daß die Regierung ihr Ziel immer, fest im Auge behalten hat. Nur über die Art und Weise der Ausführung hat sie geschwankt. Was war ihre Pflicht? Ihre Pflicht war, zu sorgen und zu betreiben, daß Frankreich nicht hinter den Rachbarländern zu— rückblieb, und ihm nicht ein so mächtiges Mittel der öffentlichen Wohlfahrt so wie des Reichthums vorenthalten würde. Deshalb, meine Herren, beschwören wir Sie, lassen Sie uns nicht noch ein Jahr rerlieren. Geben wir unserem Lande Eisenbahnen, während unsere Rachbarlän— der von einem Eisenbahnnetz durchzogen werden. Belgien hat seine Bahnen an unsere Gränze geführt, aber es hat dieselben auch wo an— ders hin geführt; es hat sie an den Rhein geführt. Hier stößt es an Deutschland, dessen Bahnen sich an die seinigen anschließen. Es ist also von der höchsten Dringlichkeit. Wenn wir Belgien nicht bis an die Gränze entgegenkommen, so wird sich dieses nach einer anderen Richtung hin wenden.“ . Die wichtigste Rede nach der des Grafen Mols war in der heutigen Sitzung die des Herrn Berryer, von der wir uns

einen Auszug auf morgen vorbehalten muͤssen.

Assisenhof. Sitzung vom 7. Wai. Die Thüren des Ge⸗— richtssaales waren schon vom frühen Morgen an von einer Masse Reugleriger belagert und kaum geöffnet, so war der ganze für die Zuschauer bestimmte Raum angesüllt. Um 10 Uhr wurden die An—⸗ Feklagten durch Gendarmen hereingeführt. Alle Blicke richteten sich auf Laura Grouvelle, welches bei dem seltenen Umstande, daß sich ein Frauenzimmer als Angeklagte unter den Mitgliedern einer poli⸗ tischen Verschwörung befaud, sehr erklärlich war. Ihr Anzug ist ele⸗ gant; sie trägt einen weißen Hut mit einem Rosenzweige geziert, in der Hand ein Veilchen⸗Bouquet und eine Schreibtafel. Ihr Gesicht ist sebr blaß, aber die Gesichtszüge sind einnehmend. Hubert ist ebenfalls mit einer Eleganz gekleidet, die den Arheiter nicht verraͤth; seine Haare sind sorgf enn geordnet und die Röthe derselben durch Domaden künstlich versteckt. Er scheint sehr ruhig. Steuble hat ein breites, gewöhnliches Gesicht, rothes Haar und ist nachlässig an⸗ gejogen. Giraud und Annat sind gewöhnliche Sandwerker. Le⸗ prenx, Mitglied des Gerichtshofes von Bervin, anständig gekleidet, in seiner Sallung vollkommen ruhig, seine Gesichtszüge stnd heiter. Vauquelin hat weißes Haar und einen starken schwargen Schnur⸗ bart. Balentin, der krank zu seyn scheint, trägt eine schwarzseidene Mütze; sein rechtes Auge ist mit einer seidenen Binde bedeckt. Als General⸗Prokurator fungirt Herr Franc. Carré. Die Angeklagten werden vertheidigt: Hubert durch Herrn E. Arago, Laura Grouvelle durch Herrn Favre, Steuble durch 12 Hemerdinger, Giraud durch Herrn Leblond, Leproux durch die Herren Teste und Pouget, Aunat Furch Herrn Ledru, Vauquelin durch Herrn Ferdinand Barrot und BValentln durch Herrn Colmet von Age. Hinter den Bertheidigern sitzen mehrere Freunde und Verwandte der Angeklagten; unter An⸗ deren der Bater Leprour's und der Bruder der Laura Grouvelle. Der Gerichtsbote schritt ju dem Namens⸗Aufruf der Zeugen, deren Zahl sich auf 87 beläuft. Hierauf befragte der Präsident die Ange⸗ flaͤßten um Namen, Alter und Stand, und vereidigte darauf drei Dolmetscher, weil Steuble nur Deutsch spricht, und also alle ihn be⸗ treffenden Verhandlungen übersetzt werden müssen. Demnächst ward die Anklage⸗Äkte, erst in Feanzösischer und dann in Deutscher Sprache, verlesen, und da diese Prozedur vier Stunden gedauert hatte, so wurden die weitern Verhandlungen auf morgen verschoben.

Sitzung vom 8. Mai. Der Andrang des Publikums war eben so groß als gestern, und die Vertheidiger der Angeklagten beschwerten sich zu Anfang der Sitzung darüber, daß man ihrem Eintritte Schwie. rigkeiten in den Weg gelegt habe. Der Präsident versprach, daß er für die folgenden Sitzungen einem solchen Uebelstande durch die Ver— iheilung von Karten vorbeugen werde, und schritt alsdann zum Ver⸗ kör der Angeklagten. Fr. „Angeklagter Hubert, in dem Passe, den man bei Euch vorfand, werdet Ihr Student genannt. Wo habt Ihr studirt!“ Antw. „Auf dem Collège in Wissenburg.“ Fr. „Ihr sevd im Jahre 18356 als Arbeiter bel dem Lederhändler Clerissard ein⸗ getreten, wo Ihr ju Eurem Unglück einen gewissen Meulin kennen gelernt habt?“ Antw. „Das sage ich nicht. Fr. „Moulin war Sections-Chef in der Gesellschaft der Menschenrechte; er war in das Komplott von Reuillp verwickelt, in welchem auch Ibr eine Rolle ge— spielt habt!“ Antw. „Er ward für unschuldig erküürt. Fr. „Ihr wurdet am 26. Juli in der Behausung der Familie Chabot verhaftet und leistetet dabei gewaltsamen Widerstand.“ Antw. „Das sind bloße Worte. Der Ünwille allein.. Fr: „Unwille, wenn Ihr so wollt; aber Ihr ließet Euch zu Gewaltthätigkeiten verleiten?“ Antw. „Es haben jeine Gewaltihätsgkeiten siatigefunden.“ Fr. „Ihr babt sogar vor dem Instructiong⸗Richter Widerstand geleistet ? Aut w. „Der Instructions⸗Richter war Herr Zangiacomf; das ist kein unparteiischer und aufgeklärter Richter.“ Fr. „Ihr habt die

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selche Dummköpfe seyn.“ Der Präsident. „Gläclicht Dumm— köpfe die, die durch ibre Arbeit zum Wyhlbeflnden gelangen.“ Hubert. „Wenn Sie sich auf eine Erörterung mit mir einlassen wollen, so müssen Sie mir auch zu antworten erlauben.“ Fr. Ihr wart im Jahre 1836 zugleich mit Alibaud im Gefängnisse! Ihr der— langtet mit ibm konfrontirt zu werden, um ihm Eure Theilnahme zu bejeigen !“ Antw. „Im Gegeniheil; man fragte mich, ob ich ihn kenne. Ich erwiederte verneinend, sagte aber, daß er mir ein Mann ven Ehre und von Hingebung zu seyn schiene. Alibaud ist vetur— ibeilt worden, aber nicht gerichtet. Der Präsident: „Ich for— dere Euch auf, diese Ausdrücke zurückzunchmen“ Antw. „Ich muß auf Ihre Fragen doch antworten.“ Fr. „Im Mai Iss? wurde Ihr begnadigt?“ Antw. „Ja, zu meinem Unglück Dies ist der Ur⸗ sprung alles dessen, was ich gelitten habe. Nachdem ich aus dem Gefängnisse entlassen worden war, ließ mich der Polizei⸗Präfekt ru—⸗ fen und wollte das Versprechen ven mir haben, ich werde mich nicht mehr in politische Dinge mischen. Unter dieser Bedingung . er mir den Aufenthalt in Paris. Ich erwiederte, daß ich auf meine Rechte als Bürger nicht Verzicht leisten, aber in Paris bleiben wolle, weil ich nur hier Beschäftigung finden könne.“ Fr Warum habt Ihr Euch geweigert, in Orleans zu wobnen.“ Antw. „Ich batte dabei feine sirasbare Absicht. Wenn ich bätte konspiriren wel— len, so würde ich es inir haben angelegen seyn lassen, jeden Verdacht ju entfernen; ich würde den Eid geleistet haben, den die Polizei von mir verlangte. Sie wissen sehr gut, Kerr Präsident, daß dies nur eine leere Fermel ist.“ Fr. Man verlangte feinen Eid von Euch, sondern nur das Bersprechen, Ihr wollt Euch nicht mehr in poli— tische Intrignen einlassen.“ Antw. Ja, man verlangte, ich sollte dies schriftlich versprechen.« Jr. „Jör habt in bͤstudiger Verbin- dung mit der Demoiselle Grouvelle gestanden, auch Eure Wohnung ju verheimlichen gesucht.“ Antw. „Ich leugne es nicht!“ 5. „Ihr waret in Geld-Verlegenheit, denn Ihr verdientet nichts. Als Euer Wirih Geld von Euch verlangte, ersuchtet Ihr ihn, sich an die Demoiselle Grouvelle zu wenden.“ Antw. „Ich war meinem Wirth nichts schuidig; aber Stenble war unglücklich und ohne Brod. Ich bat meinen Wirih, den Herrn Moutier, für ihn zu sor⸗ gen. Da ich die Menschlichkeit und den Wohlthätigleits⸗Sinn der Dlle. Grouvelle kannte, so verwies ich ihn an sie.“ Der Prä— sident an Laura Grouvelle: „Es geht aus den Instructionen hervor, daß Ibr Eure Sorgfalt den Unglücklichen zu widmen pflegt, daß Ihr die Hefangenen 3 und daß Ihr die Kranken in den Hosgspitälern desucht. Wir erseben aus einem uns vorliegenden Attenstücke, daß Jor zur 3 der Cholera freiwillig in ein Cholera⸗ Lazareih eingetreten seyd. Indeß geht auch aus der Instruction her— vor, daß Ihr Euch vorzugsweise für Personen bemührei, von denen man wußte, daß sie republikanische Gesinnungen hegten.“ Laura Grouvelle: „Jeder hängt an seinen Meinungen; und ich hänge ebenfalls sehr an den meinigen.“ Fr. „Habt Ihr nicht an einem Vereine zur Belehrung des Volkes Theil genommen? Habt Ihr nicht zu einem Comité von 20 Personen gehört, welches von den Kohorten ernannt worden war?“ Antw. „Das alles scheint mir ron geringer Wichtigkeit. Uebrigens ist es wahr.“ Fr. „Bei der Hinrichtung Morav's und Pepin's habt Ihr Euch sebr leidenschaftlich geäußert, und einen lebhaften Antheil kundgegeben?“ Ant w. „Da Sie es ver— langen, Herr Präsident, so werde ich Ihnen meine Meinung über Pepin und Morav sagen.“ Der Prafident: „Nein, nein; da⸗ von ist nicht die Rede. Wir wissen, daß ihre Hinrichtung Euch er lebhaft berührte.“ Aut w. „Das ist wahr. Ich habe die feste Ueber— zeugung, daß in jener unglücklichen Sache der Unschuldige für den Schuldigen gelitten hat.“ Der Präsident verlas hierauf ein langes Schreiben, welches an einen Herrn Godard in Rouen gerichtet war, worin die Angeklagte sich mit großem Unwillen gegen einen Aben— teurer ausspricht, der sich in London gerühmt hatte, Pepin und Mo⸗ rav begraben zu haben und der den dortigen Flüchtlingen einzelne Stücke von den Stricken gtgeben hatte, mit denen die Hände jener Verurtheilten zusammen gebunden gewesen seyn sollten. Die Ange— klagte versicherie in diesem Briefe jenes Individuum sey ein verächt⸗ licher Lügner. Kein anderer als sie habe mit dem Besstande zweier anderer Personen die Leichname Pepin's und Morayp's beerdigt. Sie hält diese Berbrecher für Märiprer und bewahrt ihre Kleidungsstücke, so wie Stricke, mit denen ihre Hände zusammengebunden waren, sorgfältig auf. Ju einem anderen Schreiben entwirft die De⸗ moiselle Grouvelle ein Bild von dem Augellagten Hubert, von dem sie in enthusiastischen Ausdrücken spricht und ihm das in ihren Augen höchste Lob spendet, es lebe der Geist der König smörder Mo— ray und Alibaud in ihm. Pierauf wendete sich der Präsident, durch Permittelung der Dolmetscher, an den Angeklagten Steuble. Er ließ ihm ein Schreiben vorlegen, welches er an den rn, , gesendet hatte, und fragte ihn, ob es von seiner Hand sev. Steuble warf einen Blick darauf und erklärte mit großer Lebhaftigkeit, daß die in diesem Schreiben enthaltene Erklärung null und nichtig sey, da er sie in einer Kranfbeit geschrieben habe, wo er seiner Sinne nicht mächtig gewesen wäre. Der Lngellagte lage es sey von ver- schiedenen Maschinen zwischen ihm und Hübert die Rede gewesen, er leugnete aber, daß man je von einer Maschine gesprochen habe, die zu einem Attentate gegen das Leben des n bestimmt gewesen wäre. Hubert, über die Maschinen des Steuble befragt, erklärte, daß dieser eines Tages zu ihm gekommen wäre und 3 gellagt hatte, sein Vater habe der Französischen Regierung einige sehr mörderische Ma⸗ chinen verkauft. Er (Hubert) habe sich gedacht, daß man diese Ma⸗ chinen leicht gebrauchen könne, um alle tyrannischen Maßregeln, dem olke gegenüber, zu vertheidigen, und da er gewußt habe, daß der ältere Steuble nicht ohne Hülfe seines Sohnes arbeiten könne, so hätte er beschlossen, diesen aus Frankreich fortzuführen, um in seinem Lande ein solches Unheil j vermeiden. Der Präsident: „Es geht aus den schriftlichen Geständnissen Steuble's hervor, daß vier Kon—⸗ ferenzen bei der Dlle. Grouvelle stattgefunden haben, um den Preis der Maschine festzustellen und den Ort zu bestimmen, von wo aus sie auf den König losgeschossen werden sollte.“ Dies Alles wird von der Laura Grouvelle bestritten. Der Präsident bemerkte selbst, Steuble habe seine ersten Erklärungen später widerrufen. Steuble selbst gab ber seine angeblichen Erklärungen und seinen Widerruf einige Auf⸗ schlüsse. Er fagte, daß er zuerst nur geschrieben hätte, Hubert habe ihm eines Tages gesagt, man könne 25,000 Fr. erhalten, wenn man eine Maschine erbauen wolle; nur in seiner Krankheit und in einem fast bewußtlosen Zustande habe er auf das dringende Zureden eines Dollmetschers, des Herrn Simonin, hinzugefügt: „Um den König Ludwig Philipp zu tödten.“ Der Präsident wies darauf hin, daß Steuble schon in seinen früheren Verhören und vor Abfassung der in Rede stehenden Erklärungen eingestanden habe, die Maschine wäre zu einem Attentate gegen das Leben des Königs bestimmt ge— wesen. Die Fortsetzung des Berhörs ward auf morgen verschoben.

Paris, 9. Mai. Unter den mannigfachen Resultaten, die durch die Debatten uͤber das Konversions-Gesetz herbeigefuͤhrt worden sind, befindet sich eins, dessen Wichtigkeit die Franzoͤ⸗ sische Presse nicht genugsam hervorgehoben zu haben scheint. Es ist dies namlich der anscheinende Versuch der äußersten lin—⸗ ken Seite, sich zu rehabilitiren. Diese Fraction der Kammer, als deren Haupt⸗-Repraͤsentant Herr Garnier Pages betrachtet wird, und die bisher fuͤr eine nicht parlamentarische Partei ge⸗ alten wurde, weil sie sich noch uͤber die constitutionnellen Grund⸗ atze der eigentlichen linken Seite hinaus erstreckte, auch sich außer⸗ halb der Kammer auf die republikanischen Meinungen stuͤtzte, hat an der oben erwahnten Debatte einen Antheil genommen, der in manchen Momenten nicht ohne Einfluß auf die Versamm⸗ lung war. Es bleibt unentschieden, ob die aͤußerste Linke, ihrer Unihaͤtigkeit muͤde, sich durch einen Kunstgriff in die ge iin; der parlamentarischen Angelegenheiten eindräͤngen will, oder o

sie aufrichtig die Nothwendigkeit einsieht, gemäßigteren Prin⸗

Werke des St. Just, dez Laponnerape und des Armand Marast ge⸗ lesen und daraus Eure Meinungen geschöpft.“ Ant w. „Traurig genug, datz nicht alle Arbeiter dieselben lesen; sie würden dann nicht

zipien zu huldigen. oviel ist aber gewiß, daß Herr Garnier Pages durch seine in den letzten Si ungen gehaltenen Reden

dekumentirt, sondern auch auf der Rednerbuͤhne eine

von allen Seiten aufmerksames Gehoͤr, so wie eine

lendere Aufnahme seiner Es ware gar nicht unmöglich, daß Herr Garnier P seine politischen Freunde an diesen Beweisen von Ach

die so ganzlich mit Dingen mit den Pflichten des Gesetzgebers im spruche steht. Auch Herr Laffitte scheint zu der ekommen zu seyn, daß

vertheidigt. Herr Odilon Barrot durch diesen Schritt in die Reih

staͤndig auf Vermittelung gerichtetes Benehmen diese

sie durch Veränderung der Plaͤtze in der

sen wuͤrde, wie es in der ersten Session nach 1830 d der äußersten Rechten waren.

der 83 war in Paris eingetroffen. Herr Thi

nehmen kann.

setzt als ganz bestimmt. Er soll in den letzteren Tagen

8. Mai. (Algier, 4. Mai.)

Depesche: * te

oulon Valse an den Kriegs, Winister. von Belida.

rmee hat Besitz

Einwohner von Belida und die ben keinen Widerstand geleistet.

zu untersuchen und die Bergschlucht zu recognosciren,

gesenkter Wehr. ruhig.

versions⸗Gesetz annehmen duͤrfte.

Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. zung vom 8. Mai.

ten ihnen au lischen Pair, Grafen von Shrewsbury, zu einem

auf Vorlegung von Dokumenten in Bezug auf den katholischen Parlaments⸗Mitgliedern zu leistenden Eid

schwerte sich sehr warf demselben Mangel an christlicher Liebe und an

itgliedern Eidbr

lich der den Irlaͤndischen Katholiken durch die Emancipati vorgeschriebene Eid, die herrschende Kirche aufrecht zu

hauptung wollte der Bischof nicht abgehen. Ein ander lischer Pair, Lord Stourton, erklaͤrte dies geradezu leumderisch und machte dem Bischofe bemerklich, daß wenn er die Minister in ihren Bemuͤhungen, durch ganz unangemessenes politisches Eifern zu Aufregung

bitterung beizutragen. Grafen von Shrewsbury darauf aufmerksam machte,

heiten verbunden seyn wuͤrde, so nahm dieser seinen wieder zuruͤck, und die Debatte endete ohne Resultat. des Herrn

Englische

von Senegamhien blokirt habe.

Sache machte. Diese Vorschlage sind den bei der jener Kauffahrteischiffe betheiligten Parteien mitgetheilt welche denselben einige Bemerkungen entgegenstellten, nun die definitive Antwort der , . Regierung wird.“ Im weiteren Verlauf der Sitzung trug Herr

Abgaben untersuchen solle Es kam indeß an diesem . zu keiner Abstimmung uͤber den Antrag, dem sich

nicht allein ein ernstlicheres Studium der Staatz⸗Wissenschaften

servatwwe Oppositlon aufs entschiedenste widersetzte.

und in seinen Worten eine Mäßigung beobachtet hat, di z nsichten als bisher verschafft hah⸗

schmack faͤnden, und sich veranlaßt saͤhen, eine revolu Heftigkeit in den Grundsätzen und in der Sprache aufsugth den Sitten der Zeit und vor al

die Zeit‘ der blinden Fe schaftlichkeit und der Gewalt in That und Wort voruͤbey, und daß die Interessen, die man vertheidigen will, nur gm nen koͤnnen, wenn man sie mit Maͤßigung und Nachgit hun Herr Odilon Barrot hatte dies schon fruhen

gesehen, als er die Theilnahme an einer Versammlung abl zu der man Maͤnner von ultra- revolutionairen Gesinmu⸗ eingeladen hatte. Wenn man schon damals behauptete, don rin

gen parlamentarischen Notabilitaäͤten gestellt habe, die fruͤher n später zur Leitung der oͤffentlichen Angelegenheiten berufen m den af g so hat er seitdem durch ein umsichtiges und

noch mehr gerechtfertigt. Aus dem Allen geht hervor, daß ganze linke Seite eine Bewegung gemacht hat, ie, ammer ausgedr werden sollte, die Baͤnke der äͤußersten Linken eben so leer

Der Herzog von Montebello, Franzoͤsischer Gesandte

ers ist seit einigen Tagen so unwohl, daß er den Berathungen in der Deputirten⸗ Kammer keinen Anth

Die Anwesenheit des Grafen von Toreno meldet m

Konferenzen mit dem Herrn von Rothschild gehabt haben. Die e n publicirt heute nachstehende zee Marsch

Ich habe ein Lager errichtet auf einem Punt der gegen Westen die Ebene zwischen der Stadt und dem Flu Chiffa beherrscht; ein zweites Lager nach Osten deckt die Ver bindung zwischen Mered und dem westlichen Lager; diese ze Lager dominiren die nach , auslaufenden Wege. D

taͤmme in der Umgegend h Der Hachem von Belida, 9 Caid der Beni⸗Salahs, und der Caid der Hadjouten, sind! mein Hauptquartier gekommen; sie haben mich auf dem Zu begleitet, den ich vorgenommen, um die Festungswerke der Si aus vi cher der Oued-el⸗Kabir herkommt. Viele Beni⸗Salahs, die i rem Caid gefolgt waren, standen vor dem Thor von Men versammelt, und zwar, zum Zeichen ihrer Unterwerfung m Alles ist in der Provinz Algier vollkomme

An der heutigen Boͤrse machten die Geruͤchte von der Zu sammenziehung eines Observations-Corps an der Belgische Graͤnze keinen besonderen Eindruck. Die 5proc. Rente wa indeß ausgebotener als gestern, weil sich von vielen Seiten di Besorgniß aͤußerte, daß die Pairs-Kammer das Renten Kon

Oberhaus. Si Der Bischof von Exeter veranlaß durch die e . daß die Katholiken einen von Protestg

erlegten Eid nicht fur bindend hielten, den kath

die Ansicht teh g Oberen von diesem Eide. Der Graft itter uͤber die Aeußerung des ilch n

keitssinn vor. Der Bischof von Exeter verwahrte sich hiern gern die a . als habe er den katholischen Parlamen

chigkeit vorwerfen wollen; von der Behaän tung aber, daß die katholischen Kirchenhaäͤupter einen von ein! protestantischen Regierung auferlegten Eid nicht als binden ansaähen, daß die Römische Kirche uͤberhaupt allen Bekennern ner anderen Religion nicht Treu und Glauben halte, und daß namen

auf eine unverantwortliche Weise verletzt werde, von dieser gh

seine Pflichten als Diener Gottes viel besser erfuͤllen .

liche Maßregeln in Irland wieder Ruhe und Frieden hein stellen, unterstuͤtzte, statt durch ein der Wuͤrde seines Amn

Da uͤbrigens Lord Melbourne M

von ihm verlangten Dokumente in Privatpapieren bestaͤndel, deren Vorlegung fuͤr das Ministerium mit großen Un gelltzem

Unterhaus. Sitzung vom 8. Mai. Auf eine Ft ufhington, os es gegruͤndet sey, daß im Ji 1834 n,, Kriegsschiffe an der Afrikanischen Kuͤste zu auffahrer weggenommen haͤtten, erklärte Lord P⸗

merston, dies sey allerdings geschehen, und zwar durch . Franzoͤsische Geschwader, welches damals einen Theil der Kin „Die Britische Regierun fuͤgte er hinzu, „hat auch bereits vor langerer Zeit deshalb 4 Entschaͤdigungs⸗Forderung bei der Franzoͤsischen eingereicht, 9 auf die letztere uns ihrerseits Vorschlaͤge zur Ane gig g nn, 1. egnahl

erwartt Bain auf Ernennung einer Kommifsston an, welche die Zweckmäßige der Abschaffung der unter dem Titel „Erstlingsfruͤchte und 0 . ten“ von der Geistlichkeit in England und Wales de gf nr

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gondon, 8, Mai. Im Lauf dieser Woche duͤrfte es im unterhause, nach den in den Journalen desselben angezeigten Diskussions⸗ Gegenstaͤnden zu urtheilen, kaum zu einer bedeu—

nden Debatte zwischen den beiden Haupt-Parteien kommen, 1 nn die Oꝑposition nicht etwa am nächsten Freitage die Vor⸗ ng des Finanz-⸗Budgets, mit dem es bekanntlich in diesem ihre nicht zum Besten steht, als eine Gelegenheit benutzt, um die olitik der Regierung von der materiellen Seite anzugrei⸗ mn. Zwei nicht unwichtige Angelegenheiten, die auf gestern und auf heute angesetzt waren, die zweite Lesung der ministeriellen Bill über gie Beschäftigung der, Kinder in den Fabriken und der Antrag Sir Eardley Wilmes auf unverzügliche Aufhebung des Lehr— singszustandes der Neger und vollstaͤndige Freigebung dersel⸗ ben, sind, die erstere auf naͤchsten Montag, letzterer auf den? 23sten d. M., verscheben werden. Jene Bill hat ehrere Verbessezungen in der im Jahre 1833 vom Parlamente angenommenen Akte zu Gunsten der in den Fabriken beschaͤf⸗ aten Kinder zum Zweck und soll die wichtigsten Bestimmungen erfelben, welche die Zahl der Arbeitsstunden und die Zeugnisse sber das Alter der Kinder betreffen, noch mehr verschärfen. So namentlich zu der Klausel jener Akte, wonach alle in den Fabriken arbeitenden Kinder von 9 bis 13 Jahren täglich zwei

z 8. . Btunden die Schule besuchen sollen, von dem Ministerium noch

der Vorschlag hinzugefügt worden, inskuͤnftige die Zulassung on Kindern unter 15 5 zur Arbeit in Fabriken nur dann. zu gestatten, wenn diese Kinder schon lesen koͤnnen. Das Mi⸗ histerium hofft, diese Bill durchzubringen, ungegchtet einiger pposition, die nach den Aeußerungen der Tory⸗Blaͤtter gegen dieselbe zu erwarten steht. Dagegen wird es seiner— feits sich dem oben erwahnten Antrage Sir E. Wilmot's, wie früheren ähnlichen Motionen, entschieden widersetzen, und da Letzterer auch von Seiten der Konservativen hierbei auf keine nterstutzung rechnen kann, so haͤtte er wohl besser gethan, die Sache ganz fallen zu lassen, statt durch Erneuerung dieser Dis— fussion vergebliche Hoffnungen unter den Westindischen Negern zu wecken. Die Session ist uͤberdies schon zu weit vorgeruͤckt, Als daß, selbst den Fall gesetzt, der Anteag Sir E. Wilmot s ginge durch, eine darauf zu begruͤndende Bill ihre sechs Sta⸗ tionen im Unter- uno Oberhause noch fruͤh genug durchlaufen haben sollte, um am 1. August, zu welchem Zeitpunkt die voͤllige Emancipation der Neger verlangt wird, in Westindien bereits in Kraft treten zu koͤnnen. Dasselbe gilt von dem Antrage O'Connell's, wonach wenigstens alle weiblichen Neger-Lehr— linge in den Britischen Kolonieen schon am 1. August die— ses Vhren ganz freigegeben werden sollen, der am Donnerstag zur Sprache kommen soll. Zu heute Abend hatte auch Herr Hume drei Motionen angekuͤndigt, die sich auf die Vorlegung von Dokumenten über die Kanadischen Angelegenheiten, auf die Verwaltung der Herzogthuͤmer Cornwall und Lancaster, deren Einkuͤnfte bekanntlich der Krone gehoren, und auf die Wirkun— gen des Preußischen Zollverbandes bezogen; er scheint sie aber entweder verschoben oder ganz aufgegeben zu haben. Morgen stehen unter Anderem die zweite Lesung der Bill, wodurch die Erlaubniß zur Vermahlung von fremdem unter dem Schloß der Koͤnigin eingefuͤhrten Getraide in England ertheilt werden soll, und die Ausschuß-Verhandlungen uͤber die das Eigen thumsrecht der Schriftsteller betreffende Talfourdsche Bill auf. der Tagesordnung. Herr Wakley will bekanntlich bei dieser Gelegenheit noch einen Versuch machen, die Verwerfung der letzteren Maßregel zu bewirken. Am Donnerstag beabsichtigte Sir Harry Verney, eine partielle Einfuͤhrung des Ballottements bei den Parlamentswahlen zu beantragen und Sir R. Inglis eine Motion in Bezug auf den fremden Sklavenhandel vorzubrin— gen. Auch will an diesem Tage Sir R. Peel dem Hause sei⸗ nen Plan zur Verbesserung des jetzigen Wahluntersuchungs— Systems vorlegen, der aber vor der Prorogirüng des Parla— ments schwerlich noch zu einem praktischen Resultat fuͤhren durfte. Die auf dieselbe Angelegenheit bezuͤgliche Bill des Herrn C. Bullen soll am Freitag in den Ausschuß gebracht werden, es wird aber wohl nach der Budgets-Diskussion, die der Kanzler der Schatzkammer auf denseiben Abend angesetzt hat, eben so wenig zur Eroͤrterung jener Maßregel wie zur zweiten Verlesung der von Herrn P. Thomson eingebrachten, das internationale Verlagsrecht betreffenden Bill noch Zeit uͤbrig bleiben. ; Belgien.

Bruͤssel, 9.ä Mai. Herr Rogier, Gouverneur der Pro—

inz Antwerpen, ist, wie man vernimmt, mit politischen Auf— raͤgen nach Paris abgereist. Der Paͤpstliche Nuntius, Monsignore Fernari, befindet sich jetzt in Gent, wo er mit dem Erzbischof von Mecheln zugleich eingetroffen ist und die Besuche aller hiesigen Domherren, Pfarrer und anderen Geistlichen empfangen hat. Von Gent werden sich dieselben nach Bruͤgge begeben.

Luͤttich, g. Mai. Hier hat es großes Aufsehen gemacht, daß, als dieser Tage ein sehr achtbarer Einwohner von Luͤttich, Herr Prost, auf einem nahen Kirchhofe beerdigt werden sollte, der Geistliche, der eben in der Kirche und am Grabe alle Ge— bete verrichtet hatte, diese foͤrmlich zuruͤcknahm und als nicht geschehen erklaͤrte, als ein Anwesender sagte, der Verstorbene sey bis zu seinem Ende auch Freimaurer gewesen.

Deutschland. „Leipzig, 11. Mai. (Leipz. Allg. Ztg.) Heute fruͤh . Uhr fand die erste Probefahrt' auf der Eisenbahn bis nach Machern statt. Die Lokomotive „Windsbraut,“ welcher nur wei Wagen angehängt waren, legte die Strecke von zwei Deut—

wo n

auf di

I. Meilen in 26 Minuten zuruck. Nur die Mitglieder des Itrektoriums, der Ober-Ingenieur und die Ingenieurs der Ab— lungen von Leipzig bis Machern machten diese schnelle Pro— efahrt uber den hohen Gerichshainer Damm mit. Die Bahn be— and die Probe vortrefflich und wurde vom Ober-Ingenieur durch⸗ . gut befunden. Um 111½ Uhr wurde die erste oͤffentliche Fahrt mit Ungefaͤhr 230 Personen gemacht, welche in der den Loko— mottvfuͤhrern aus druͤcklich vorgeschriebenen Zeit von 30 Minuten ihr iel exreichte und von dem ganzen mit ihren Schaufeln und Hacken aufgestellten 59 Mann starken Arbeiter⸗Personale und den Be— kohnern der umliegenden Ortschaften mit großem Jubel em— fangen wurde. Im neuerbauten Saale zu Machern war ein Vsmahl veranstaltet, welchem die Kreis⸗Direktoren von Leipzig und W den Herr Dr. von Falkenstein und Herr Geheimrath von

ketersheim, beiwohnten. Dem Könige, der Regierung, den

Actionaits, dem bauführenden Ober-Ingenieur und dessen Assi—

benen, dem Direktorium u. . w. würden jubeinde Toasts ge— ag. Jeder Anwesende erkannte die Wichtigkeit dieses Fort⸗ lte, und Alle erstaunten uͤber die hier nun fast vollendete esenarbeit. Es wurden noch drei Fahrten hin und zuruͤck

ohne den mi ** befdrdern indesten Unfall gemacht und gegen 15089 Personen

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Nurnberg, 9. Malt. Ein höchst erschuͤtterndes , nimmt heute die allgemeine Aufmerksamkeit in Anspruch. Die beiden Wohnhaͤuser des Bäͤckermeisters Dietrich und Drechsler⸗ meisters Link, 8. Nr. A416 und 417 am Albrecht ⸗Duͤrer' s⸗Platz (ehemaligen Milchmarkt) stuͤrzten mit furchtbarem Krachen heute fruͤh, kurz nach 4 Uhr, zusammen und begruben leider einen Theil ihrer Bewohner unter dem Schutte. Schon seit einiger Zeit hatte man Risse in den Mauern und andere Zeichen naher Gefahr wahr⸗ genommen und es war deshalb auf heute Morgens 7 Uhr baupo⸗ lizeiliche Untersuchung angeordnet worden. Die Familie des auf einer Geschaͤftsreise abwesenden Drechslermeisters Link ließ sich warnen, zog noch gestern Abend in das Hinterhaus und ist gluͤcklich geret⸗ tet; der Baͤckermeister Dietrich dagegen beachtete die bedenkli⸗ chen Vorzeichen nicht, obgleich noch gestern die herbeigerufenen Arbeitsleute ihm erklaͤrten, daß er keinen Augenblick vor dem Einsturʒ schher sey. Leider buͤßte er seine Zuversicht mit dem D

Leben. er Baͤckerjunge war der Erste, der diesen Morgen ein starkes Krachen vernahm; er eilte hinaus, nachdem er den Meister benachrichtigt hatte; dieser wollte ihm

auf dem Fuße nachfolgen, wurde aber an der Schwelle von dem einstuͤrzenden Hause erschlagen und unter den Truͤmmern verschuͤttet, aus welchen man den graͤßlich verstuͤmmel⸗ ten Leichnam reg Seine Gattin wurde am Leben erhalten und in Sicherheit gebracht; man denke sich aber die jammervolle Lage der trostlosen Frau, die ihren Gatten todt und ihre drei Kinder (einen Sohn von 16, und zwei Tochter von 17 und 20 Jahren) unter dem Schutt begraben weiß! Soviel man durch die Aussage des Lehrjungen erfuhr, hatten sie ihre Schlafstaͤtte in einer Kammer des ersten Stocks, und waren, ails er das Haus verließ, bereits aufgestanden. Heute fruͤh wollte man leisen Klageruf vernommen haben; allein trotz der angestrengtesten Arbeiten ist es bis jetzt (Nachmittags 3 Uhr) noch nicht gelungen, zu den Ungluͤcklichen zu dringen, die, wenn sie auch durch ein Wunder am Leben geblieben feyn sollten, sich jedenfalls in einer Lage befinden, die alle Qualen des Todes tausendfach uͤberwiegt. Ruͤhrend war es, beim Aufräumen des Schuttes mehrere Tau⸗ ben wohlbehalten hervorfliegen zu sehen, die noch mehrere Stunden spaͤter die gewohnte, jetzt zum 2 verwan⸗ delte Staͤtte umkreisten. Andere, weniger gluͤcklich, wurden zerschmettert unter dem Schutte gefunden; auch den treuen Hund zog man todt hervor. Nurnberg, 19. Mai. Der ungluͤckliche Haͤuser⸗Einsturz setzte gestern die halbe Stadt in Bewegung; den ganzen Tag wallfahrteten ihre Bewohner nach dem Schauplatz einer, zum Gluͤck hier seltenen Katastrophe; der Albrecht⸗Daͤrer⸗Platz und seine Unmgebungen blieben unausgesetzt mit Menschen besaͤet, und eine ängstliche Spannung fesselte die Blicke an die Un⸗ gluͤcks⸗Staͤtte; man gab die Hoffnung noch immer nicht auf, wenigstens noch Ein Menschenleben gerettet zu sehen. Nach löstuͤndigem beharrlichen und muͤhevollen Durchgraben des Schuttes, wobei die von der Militair-Behoͤrde zur Verfuͤgung gestellten Abtheilungen der Garnison sehr verdienstlich mitwirk— ten, stieß man endlich Abends 7 Uhr auf die Stelle, an welcher die beiden Madchen verschuͤttet worden waren; man fand aber nur Leichen! Wie es scheint, waren die Ungluͤcklichen in dem Au— genblick, wo sie ihren Haarputz ordnen wollten, von dem Ein⸗

sturz uͤberrrascht und auf der Stelle erschlagen worden; bei

Einer von Beiden fand man die Hand an das Hinterhaupt ge— legt, während die andere Schwester eine Thuͤrklinke krampfhaft umfaßt hielt. Ungefaͤhr eine Stunde spaͤter wurde der Leichnam des Bruders muͤhsam hervorgezogen. (Der Nachricht, daß ge⸗ stern Morgen eine hu s ff Untersuchung stattfinden sollte, wird jetzt widersprochen.)

Oesterreich.

Wien, T. Mai. Se. Maj. der Kaiser huͤtet noch im⸗ mer das Zimmer, obgleich Hoͤchstdessen Unpaͤßlichkeit bereits wieder gehoben ist.

Gestern ließ der Kaiserl. Hof der Direction der Kaiser Ferdinand's Nord⸗Eisenbahn eroͤffnen, daß er heute diese Bahn zu besuchen gedenke und saͤmmtliche Direktoren einlade, dersel⸗ ben beizuwohnen. Demgemaͤß versammelten sich diesen Morgen Ihre Majestät die Kaiserin Mutter so wie der Erzherzog Franz Karl mit Gemahlin und Sohn, der Erzherzog Ludwig u. s. w. begleitet von ihren Obersthofmeistern und Käammerern, so wie von den beiden Ministern Fuͤrsten von Metternich und Grafen von Colowrat, auf dem bestimmten Abfahrtsort am Anfange des Praters, und traten um 10 Uhr die Fahrt nach dem etwa 2 Deutsche Meilen entfernten Orte Wagram an, wo Sie nach ungefähr einer halben Stunde anlangten. Nach kurzem Auf⸗ enthalt, während dessen sich die Erzherzoͤge huldreichst mit den Direktoren unterhielten, und diesen die schmeichelhafteste Aner⸗ kennung bezeugten, wurde in gleicher Zeit die Ruͤckfahrt gemacht.

Wien, 8. Mai. Die neuesten hier eingegangenen Be⸗ richte aus St. Petersburg bringen abermals veraͤnderte Nachrich⸗ ten uͤber den diesjährigen Reiseplan der Russischen Herrscherfamilie. Demgemaͤß wuͤrde Se. Majestaͤt der Kaiser Nikolaus im Laufe dieses Monats in Berlin eintreffen, sich im darauffolgenden Monat nach Warschau und von da nach Podolien begeben, um das dort stehende Infanterie-Corps zu mustern. Erst von da aus soll sich der Kaiser nach Teplitz begeben wollen, und zwar, wie hinzugefuͤgt wird, wenn es die Zeit gestattet, erst nach einem vorausgegangenen kurzen Besuche in St. Petersburg. Der Großfuͤrst Thronfolger soll, diesen Berichten zufolge, seinen Reiseplan ebenfalls geaͤndert haben und nun doch im Monat Juni d. J. hier zu erwarten seyn. Fuͤrst Metternich soll des⸗ halb den auf den Anfang des Monats Juni bestimmt gewese⸗ nen Antritt seiner Reise nach Boͤhmen bereits verschoben haben.

Zur Lombardischen Koͤnigs-Kroͤnung werden die Vorberei— tungen thatigst betrieben. Da Se. Majestaͤt den Wunsch aus— sprachen, daß das hier beglaubigte diplomatische Corps dieser Feierlichkeit beiwohnen moͤchte, so sind bereits alle Gesandten und Minister-⸗Residenten von ihren Hoͤfen angewiesen, dem hie— sigen Hofe nach Mailand zu folgen. Nur von Bruͤssel wird in der Person des Staats⸗Ministers Grafen von Merode ein außer⸗ ordentlicher Repraͤsentant zu dieser Feierlichkeit erwartet, aber

nur aus dem Grunde, weil sich gegenwärtig kein ordentlicher

Gesandter Belgiens hier befindet, nachdem Herr O Sullivan de Graß im Auftrage seiner Regierung sich nach Konstantinopel a . um mit der Pforte einen Handels-Vertrag zu un⸗ terhandeln.

Der Kaiserl. Oesterreich. Bundestags⸗Praͤsidial⸗Gesandte, Graf von Muͤnch-Bellinghausen, tritt Morgen die Ruͤckreise nach Frankfurt an, um seinen Posten wieder einzunehmen.

Wien, 9. Mai. Se. Durchlaucht der Staats—⸗ Kanzler Fuͤrst v. Metternich gedenkt schon uͤbermorgen seinen Sommersitz in seiner herrlichen Villa am Rennwege hierselbst zu beziehen. Der Koͤnigl. Großbritanische Botschafter am

Kaiserl. Königl. Hofe, Sir Lamb, pie heute dem Tuͤrkischen Botschafter iar Bey zu Ehren e bree Diner. Aus St. Petersburg ist heute ein Courier bei der hiesigen Russischen Botschaft eingetroffen; diesen Abend soll ein anderer von hier nach Petersburg abgehen. Die Frequenz auf dem zwischen hier und Linz gehenden Dampfbote fängt an, sich nunmehr auch seßr 9 beleben. Die „Maria Anna“ kam vorgestern mit mehr als 100 Passagleren von Linz hier an und ist heute fruͤh schön wieder mit mehr als sechzig Reisenden nach Linz abge— gangen.

Italien.

Rom, 1. Mai. (Allg. Ztg.) Der Großherzog von Tos⸗ cana hat uns vorgestern verlassen und sich in Fiumicino, am Ausfluß der Tiber, auf einem fuͤr ihn in Bereitschaft 23 nen Fahrzeuge nach seinen Staaten eingeschifft. Er will der Einweihung einer von ihm erbauten Kirche in den Maremmen in naͤchster Woche beiwohnen, zu welcher Feier auch die Groß⸗ herzogin dort eintreffen wird. Ueber seine hiesige Erscheinung wird Vieles erzählt; wie ungegruͤndet aber alle Geruͤchte uͤber entstandene Mißhelligkeiten mit dem heiligen Stuhl sind, geht am besten daraus hervor, daß er vom Papst die Erlaubniß er⸗ beten und erhalten, ein neues Bisthum in Toscana zu errich⸗ ten, was gewiß von beiden Seiten nicht geschehen ware, wenn Mißhelligkeiten obwalteten. Der Prinz ——— von Gachsen wird einige Wochen 1. verweilen, um die Merkwuͤrdigkeiten des alten und neuen Roms mit Muße zu besehen. Nach Nach⸗ richten aus Neapel wird der Prinz Leopold, Graf von Syra⸗ cus, sich auf einem Dampfboot in Neapel einschiffen und in Li⸗ vorno mit dem Großherzog von Toscana zusammentreffen.

Spanien.

Madrid, 2. Mai. Die Nachricht von dem Siege Espar⸗ tero's hat hier große Freude erregt, und die Deputirten⸗Kam⸗ mer hat beschlossen, ihm einen feierlichen Dank zu votiren.

Die Hof-Zeitung enthalt einen aus Carbon era vom 30. April datirten Bericht des Brigadiers Aspiroz, in welchem er die Niederlage der Karlisten unter den Mauern von Cañete meldet. Der Karlistische Anfuͤhrer, Oberst Mars, nebst mehre⸗ ren anderen Obersten, 28 Offizieren und 160 Soldaten, so wie eine beträchtliche Menge Kriegsmaterial, fielen den Truppen der Königin in die Haͤnde.

ine aus drei Bataillonen Infanterie und 200 Mann Ka⸗ vallerie bestehende Brigade der Andalusischen Armee hat den Befehl erhalten, Almaden zu besetzen, um die dortigen Minen

zu beschuͤtzen.

m 27. April griff Basilio Garcia mit 3000 Mann die Stadt Puente del Arzobispo am Tajo an und passirte an dem⸗ selben Tage den Fluß. Auf die Nachricht hiervon ist Pardiñas

sogleich zu seiner Verfolgung aufgebrochen.

Turkei.

Konstantinopel, 25. April. Hier werden die Ruͤstungen mit groͤßtem Eifer fortgesetzt, und unaufhörlich gehen Verstär⸗ kungen zur Großherrlichen Armee in Klein-Asien ab. Aus Thessalien hat die Pforte fehr guͤnstige Nachrichten erhalten, mehrere Banden der dortigen Raubgesellen sind aufgerieben oder eingefangen und standrechtlich gerichtet worden. Reschid Pascha, die Seele der neuesten Reformen, setzt sich in der Gunst des Sultans immer fester; man will nun wissen, daß der Sul⸗ tan im Sinne habe, nur um ihn nicht von seiner Seite zu ver⸗ lieren, den ihm zugedachten Botschafter⸗Posten am Pariser Hofe anderweitig zu besetzen. Auf mehreren Kuͤsten⸗Punkten des Orients, naͤmlich in Alexandrien, Smyrna und der hiesigen Hauptstadt, hat sich mit Eintritt der Fruͤhlings⸗Witterung wie⸗ der die Pest gezeigt; da indessen die Sanitäts⸗Kommission be⸗ reits in Thaͤtigkeit ist, so hofft man, daß durch entsprechende Vorkehrungen derselben die beiden letztgenannten Staͤdte wenig⸗ stens vor einer großeren Verbreitung dieser schrecklichen Geißel werden geschuͤtzt werden.

Inland.

14. Mai. Gestern Vormittag um 11 Uhr ge⸗ ruhten Se. Majestaͤt der König von Hannover saͤmmtliche om ier⸗Corps der hiesigen nen n 7 empfangen; Allerhoͤchstdie⸗ elben waren hierauf bei Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Prinzen Wilhelm (Sohn Sr. Majestaͤt) zur Tafel und wohnten Abends im Opernhause der Vorstellung von Bellini's „Norma“ bei. Unsere Residenz bietet jetzt einen sehr lebhaften Anblick dar. Allmaälig kommen die von Potsdam und anderen Garnisonen zu dem bevorstehenden Mandver erwarteten fremden Truppen an und heute wird auch bereits das Kavallerie⸗-Lager bei Char— lottenburg bezogen.

Königsberg, 19. Mai. Der Ober⸗Praͤsident der Pro⸗ vinz Preußen, Herr von Schoͤn, zeigt in der Königsberger Zeitung an, daß der Land⸗Hofmeister, Graf von Doͤnhoff, wel— cher sechsmal von Sr. Majestaͤt mit dem Ehren-Amte eines Landtags⸗Marschalls begnadigt war, auf Friedrichstein am ten d. M. mit Tode abgegangen ist.

Koͤnigsberg, 10. Mai. (K. St. K. u. F. 3.) Am Jten d. M. um 160 Uhr Abends brach in den Vorwerks-Ge— baͤuden des Domainen-Amtes Taplacken an mehreren Stel⸗ len zugleich Feuer aus, welches so rasch um sich griff, daß in zwei Stunden 4 Gebaͤude in Asche lagen; an S6 Pferde, theils Arbeits- und Remonte-Pferde, und eben so viel Zug⸗ Ochsen und Deputat-Kuͤhe, an 500 Stuͤck Schafe, an 400 Scheffel Saat- Getraide und mehrere Inventarien⸗Stuͤcke sind verbrannt. Die Hitze war so groß, daß die aus den Staͤl— len ausgetriebenen Pferde und Kuͤhe vor den Staͤllen todt nie—⸗ derfielen. Nachdem die huͤlfebringenden Spritzen aus der Um⸗ gegend wieder zuruͤckgefahren waren, brach den Morgen darauf um 3 Uhr bei dem 6 n Voigt ebendaselbst in den Stall⸗ Gebaͤuden Feuer aus, wobei drei Gebaͤude in Asche gelegt, zwei Gespann Pferde und mehrere Wagen 2c. verbrannt sind. Am 6. Mai, Abends 10 Uhr, ward von Insterburg aus ebenfalls eine Feuersbrunst wahrgenommen, die bedeutend zu seyn schien.

Breslau, 10. Mai. (Schles. Ztg.) Außer dem Brande in Damsdorf am öten d., den ein ljahriger Knabe aus einem entfernten Dorf, welcher bei dem Schulzen in Dienst gegeben war, aus Heimiveh angestistet haben soll (siehe Staats-Zeitung Nr. 133) ist an demselben Tage in Neudorf, Kreutzburger Krei⸗ ses, die evangelische Kirche, sammt Glocken und Kirchenbuͤchern, und einige andere Gebäude ein Raub der Flammen geworden. Zwei Tage vorher war durch Unvorsichtigkeit der Arbeiter im

Berlin

Koͤnigl. Forst zu . ein Waldbrand entstanden, der in diesem und einem benachbarten Gehege zusammen über 300 Morgen Holz zerstoͤrt hat. Ueber ein großes Feuer, welches in verwichener Nacht in Brieg gewuͤthet haben soll, werden noch

nähere Nachrichten erwartet. Der hiesige Gewerbe / Verein