1838 / 153 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ein, aus welchen sich ergab, daß die Zahl der protestantischen Kinder in allen unter dem Regierungs-⸗System stehenden Schu—⸗ len sich nicht auf mehr als 15,000, die der katholischen Kinder daßegen auf 90, 600 und daruͤber beläuft. Die Zahl der Schu⸗ len beträgt S706, und nur in 209 derselben befinden sich prote⸗ stantische und latholische Kinder mit einander vermischt. Der Bischof behauptete nun, daß der Zweck, vermittelst dieser Schulen unter den Protestanten und Katholiken Eintracht zu begruͤnden, gaͤnzlich mißlungen sey, daß man vergebens versucht habe, in diesen Schulen zwei verschiedene Unterrichts-Systeme, das eine für die Protestanten, das andere far die Katholiken, einzufuͤhren. In vielen Fällen, sagte er, hatten die Lehrer in innen chulen Grundsaͤtze verbreitet, welche mit der Aufrecht— erhaltung der protestantischen Religion in Irland durchaus im Widerspruch staͤnden. Auch Über die mangelhafte Art der Inspection dieser Schulen klagte der Praͤlat, indem er behauptete, daß es an ge⸗ wissenhaften und unparteischen Inspektoren fehle. Ferner fahrte er daruͤber Beschwerde, daß in denselben Schulen nicht genug auf das Lesen der heiligen Schrift gehalten werde. Endlich machte er den Irländischen Unterrichts-Kommissarien den Vorwurf, daß sie zuweilen in ihren Anordnungen zu weit gingen, und in an⸗ deren Fallen ihre Pflicht nicht genuͤgend erfüllten. Der Mar— quis von Landsdowne fand es zwar sehr erklaͤrlich, daß der Bischof von Exeter bei seinen Ansichten von jenem Unterrichts“ System eine Diskussion desselben veranlaßt habe, nur hielt er den Zeitpunkt dazu fuͤr sehr uͤbel gewahlt, da weder das oberste weltliche Mitglied der Irlandischen Unterrichts- Kommission (Lord Plunkeit, Lord⸗Kanzler von Irland), noch das oberste geistliche Mitglied derselben (der protestantische Erzbischof von Dublin, Dr. Whateley), im Hause anwesend seyen— Der Präsident des Geheimen Raths gab zwar zu, daß das National⸗Unterrichts⸗System in Irland hinter den davon gehegten sanguinischen Erwartungen etwas zuruͤckgeblieben sey, meinte aber doch, daß der Erfolg desselben jede vernuͤnftige Er— wartung noch uͤbertroffen habe, wenn man die vielen und gro— ßen Schwierigkeiten, mit denen man zu kaͤmpfen gehabt, in Be⸗ tracht ziehe. „Ist es nicht“, sagte er, „ein großer Vortheil fuͤr Irland, daß 170,000 Kinder nach einem regelmäßigen Sy— stem unterrichtet werden, wenn man sich der fruheren duͤrftigen Unterrichts-Mitttel erinnert? Dies System ist besser gegluͤckt, als irgend ein anderes, und die Irlaͤndischen Protestanten wer— den täglich befreundeter damit. Wenn es wahr ist, daß die

Schulen bei diesem System zuweilen unter die Leitung katholi⸗

scher Geistlichen kommen, so liegt der Grund darin, daß die pro— testantischen Geistlichen es unter ihrer Würde finden, ihrerseits die Oberaufsicht uber die Schulen zu uͤbernehmen, weil sie dem eingeführten System oft zu feindlich gesinnt sind. Nie aber ist der Fall vorgekommen, daß ein protestantischer Geistlicher, wenn es sein ernstlicher Wunsch war, sich mit den Schulen zu be— fassen, hieran verhindert worden ware, oder daß er etwanige Hindernisse durch eine Vorstellung bei den Kommissarien nicht hätte beseitigen konnen.“ Der Marquis sprach schließlich die feste Ueberzeugung aus, daß das Verdienstliche dieses Systems sich allmaͤlig gegen Unwissenheit und Vorurtheil durchkaͤmpfen werde, und er fuͤhrte mehrere Falle an, wo protestantische Geist⸗ liche, die fruͤher gegen das System eingenommen gewesen, sich nach näßerer Erwägung mit demselben befreundet haͤt— ten. Der Herzog von Wellington stimmte allerdings der Anslcht des Bischofs von Exeter bei, daß in jenen Schulen die Lehren der herrschenden Kirche gefährdet und die Einprägung der reinen biblischen Wahrheit vernachlaͤssigt worden, erklärte aber dessenungeachtet, daß er die vorgeschlage⸗

nen Resolutionen nicht unterstuͤtzen koͤnne, weil er waͤhrend sei⸗=

ner eigenen Amtsfuͤhrung fuͤr die Bewilligung von Summen fuͤr die Befoͤrderung des in Irland eingefuͤhrten Unterrichts⸗ Systems gestimmt habe und man, seiner Ansicht nach, keinen Schritt thun duͤrfe, der darauf berechnet waͤre, diesem vom Par—

lamente sanctionirten System ein Ende zu machen. Indeß hielt

er doch eine sorgfaͤltige Bewachung dieses Systems fuͤr nothwen⸗ dig, damit die Regierung streng bei den urspruͤnglichen Absich— ten beharre, zu denen die Bewilligungen fuͤr den Unterricht ge— macht worden. Der Herzog trug daher (wie auch schon gemel— det) darauf an, daß das Haus uͤber die Motion des Bischofs von Exeter zur Tagesordnung uͤbergehe. Die beiden Bischoͤfe von Derrh und von Norwich vertheidigten das in Irland eingefuͤhrte Unterrichts, System und versicherten, daß die acht— barsten Protestanten die wohlthäͤtigen Wirkungen desselben an— erkannt hätten, daß der katholische Klerus sich keine ungeziemende Gewalt uͤber die Irländischen Schulen angemaßt, und daß die Unterrichts⸗Kommission sich stets auf eine ö lobenswerthe Weise benommen habe. Das Amendement des Herzogs von Welling— ton wurde schließlich mit 26 gegen 7, also mit einer Majoritäͤt von 19 Stimmen genehmigt.

Unterhaus. Sitzung vom 25. Mal. Als der Antrag Sir J. 4 daß die Stadt Hawick ihr Recht als Wahl— ort bei den Parlaments-Wahlen fuͤr Roxburghshire verlieren solle, mit 272 gegen 250 Stimmen verworfen worden war, zeigte Lord J. Russell noch an, daß er am Montage darauf antragen werde, vor allem Anderen zu den Verhandlungen uͤber die Irländische Munizipal-Bill zu schreiten. Sir Stratford Canning erklärte, daß er eine Petition zu uͤberreichen habe, in welcher über die vor einigen Monaten erfolgte Wegnahme eines Britischen Schiffes an der Nordkuͤste des Schwarzen Mee—⸗ res Beschwerde gefuͤhrt werde, und daß er diese Sache am 7. Juni näher zur Sprache bringen wolle. Lord Palmer ston bemerkte indeß gleich im voraus, daß eine in der Petition ent— haltene Behauptung ganz unwahr sey; er (der Minister) habe nämlich niemals in seiner amtlichen Eigenschaft, wie es in der Petition heiße, seine Genehmigung zu der Expedition jenes Schiffes ertheilt, und die Regierung sey daher auch fuͤr die Fol— gen derselben nicht verantwortlich.

London, 26. Mai. Montag hier erwartet. Das fuͤr ihn gemiethete Hotel liegt am Portland-⸗Platz an der Ecke der Weymouth-Straße und ist dasselbe, in welchem fruͤher eine Reihe von Jahren hindurch der Herzog von San Carlos, Spanischer Botschafter am Hofe von St. Hann unter der Regierung Ferdinand's VII., und späͤter der Fuͤrst Polignac wohnte. ; ;

Im Hydepark wird bet Gelegenheit der Kroͤnung ein zwei— tägiger Jahrmarkt veranstaltet werden.

In St. Ive's stritten dieser 3 zwei konservative Kan— didaten, Herr f . und Capitain Stephens, um die Repraͤ— sentation; der Erstere trug mit S Stimmen den Sieg uͤber Letz⸗ teren davon.

Vorgestern wurde unter dem Vorsitz des Herrn Routh eine Versammlung ron Inhabern der Obligationen gehalten, ivelche die Spanische Regierung fuͤr Forderungen Britischer Untertha— nen an Spanten ausgegeben, die durch die am 28. Oktober 1823, als Graf Aberdeen Britischer Minister der auswaͤrtigen

Der Marschall Soult wird nachsten

len, Herrn T. Michiels, fast einmuͤthig gewaͤhlt.

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Angelegenheiten war, zwischen Großbritanien und Spanien ab geschlossenen Convention anerkannt worden. Der Zweck der Versammlung war, die Britische Regierung durch Petitionen an das Parlament zu Repressalien wegen der unterbliebenen Verzinsung jener Obligationen zu vermögen, und es wurde eine in diesem Sinne abgefaßte Resolution einstimmig angenommen.

Belgien.

Bruͤssel, 28. Mai. Der Moniteur Belge enthalt eine Erwiederung auf die gestern erwahnte Schrist des Bruͤsseler Ge⸗ meinderathes. „Die Mitglieder des Bruͤsseler Gemeinderathes“, heißt es im Eingange derselben, „haben eine weitlaͤuftige Dar legung der Gruͤnde, die sie zu ihrer Abdankung bewogen, ver— oͤffentlicht; sie motiviren dieselbe durch den Plan der Regierung, der Stadt Bruͤssel allein die Di n g der Entschaͤdigungsgel⸗ der fuͤr die Pluͤnderungen in den Jahren 1830, 1831 und 1834 aufzuerlegen. Einige der dort angefuͤhrten Thatsachen beduͤrfen weiterer Erklärungen, und es sind dabei vorzuͤglich drei Punkte ins Auge zu fassen, namlich: durfte die FKommunal⸗Verwaltung von der Regierung die Anerkennung eines Prinzipes fordern, vermoͤge dessen der Staat die Bezahlung der Entschädigungs— gelder hätte ubernehmen muͤssen? Hat dieselbe ihre Anspruͤche hierauf beschraͤnkt, und wuͤrde die Abtragung der Entschädigungs⸗ 86. die Stadt Bruͤssel in den Stand gesetzt haben, kuͤnftig. alle ihre

usgaben zu bestreiten? Wuͤrden die von der Regierung vorgeschla⸗ genen Mittel nicht ihren Zweck erfuͤllt haben?“ In Bezug auf den ersten Punkt wird bemerklich gemacht, daß die Entschaͤdigung frage sich weder auf die Stadt Bruͤssel, noch auf die durch die Pluͤn⸗ derungen entstandenen Verluste beschraͤnke. „Die gesammten, durch die Kriegszustände verursachten Verluste belaufen sich auf 20,114,926 Fr., die durch die Aufstaͤnde herbeigefuͤhrten nur auf 8,50 z, 000 Fr., wobei die Stadt Bruͤssel mit 4,530, 000 Fr. betheiligt ist. Schon der Kongreß beschaͤftigte sich mit dieser Frage, aber sie wurde sowohl von diesem, wie von den späͤteren Versammlungen beseitigt. Der Grund dieser Beseiti⸗ gungen war nicht nur die Groͤße der Summen, sondern noch

mehr die Folgerungen, welche aus der Annahme des Grund- trage einzureihen, deren Verwendung der zu Ofen bestehenden

satzes, daß der Staat die Entschädigungen , muͤsse, gezogen worden wären. Das Prinzip der Entschaͤdigungen annehmen, heißt, den Feind zu Verwuͤstungen aufmun— tern. Die Anspruͤche der Munizipal-Verwaltung, welche sie wegen der Pluͤnderungen im Jahre 1830 erhob, wurden vom Bruͤsseler Civil⸗Gericht und dem Appellationshofe verwor⸗ fen. Eine aͤhnliche Entscheidung faͤllten beide Gerichte in Be⸗ zug auf die Entschaͤdigungs-Forderungen aus den Jahren 1831 und 1834.“ In Erwiederung auf , . der oben be⸗— ruͤhrten Fragen wird angefuͤhrt, daß die Regierung zwar nicht an den reichen Huͤlfsquellen der Hauptstadt zweifie, daß sie die—⸗ selbe aber nichtsdestoweniger, selbst wenn die Regierung die Entschaͤdigungs-Forderungen uͤbernaͤhme, nicht im Stande glaube, ihre Ausgaben zu bestreiten. In ihrer Adresse vom 22. Marz 1837 erkläre die staͤdtische Verwaltung, daß die finanzielle Lage der Stadt trostlos sey, daß aus dem Jahre 1837 ein Defizit von drei Millionen herruͤhre, und daß das Defizit des Jahres 1838 wahrscheinlich noch bedeutender seyn werde. In Bezug auf den dritten Punkt heißt es: „Die Regierung uͤberschaute die gegenwaͤrtigen und zukuͤnftigen Beduͤrfnisse der Stadt, und bot ihr zugleich die Mittel, dieselben zu befriedigen, indem sie ihr die Garantie fuͤr eine Anleihe von sechs Millionen antrug. Um aber die Anleihe⸗ Summe genau bestimmen 4 koͤnnen, war es nothwendig, eine vollständige Einsicht in das Ausgabe-Budget der Stadt zu erlangen. Im n 1837 uͤberstieg dasselbe nicht die Summe von 1,669,006 Fr., waͤhrend die staͤdtische Verwaltung in ihrem Briefe vom 6. April d. J. fuͤr das lau— fende Jahr mehr als zwei Millionen zu beduͤrfen erklaͤrte. Die Regierung, heißt es am Schlusse, bot der Stadt Bruͤssel an, fuͤr sie zu thun, was noch fuͤr keine andere Stadt gethan wor— den war; man wollte ihr die Mittel geben, ihr Defizit zu dek— ken, ihre Schulden abzutragen, ihre Arbeiten zu vollenden, ih⸗ ren Kredit wieder aufzurichten und die Kommunal⸗Verwaltung erwiederte diese Anerbietungen mit der Niederlegung ihrer Stel⸗ len in Masse.“

Luͤttich, 28. Mai. Die Gegner der Ultramontanen haben bei der heutigen Wahl zur Provinzial-Deputation den Sieg davon getragen, indem Herr Neef, Burgemeister von Tilff, mit 45 Stimmen gegen 413, die Herr de Longree erhielt, ge— waͤhlt worden ist. Auch in Seraing haben sich die Wähler gegen den ultramontanen Kandidaten erklärt und dessen Riva—

Der guͤnstige Ausgang dieser Wahlen giebt hier zu der Hoffnung Raum, daß auch die Wahl des neuen Stadtrathes in Bruͤssel in diesem Sinne ausfallen werde.

Deutschland.

Dresden, 2s. Mai. (Hhannov. Ztg.) Nach neueren Mittheilungen von Seiten der unsere Gesetze entwerfenden Kommission koͤnnen wir bei nächstem Landtage ein ausfuͤhrliches Gesetz uͤber den Nachdruck, dessen Definition und Wesen, wie Bestrasung erwarten, wobei, nach Vorgang der Preußischen und Wuͤrtembergschen Gesetze daruͤber zugleich Bestimmung er— folgen soll, daß kein Theater ein gedrucktes Theaterstuͤck, kein Komponist einen gedruckten Operntext ohne Zustimmung des Verfassers brauchen und benutzen soll. Jedenfalls ist dies ein Gegenstand, reiflicher legislativer Erwaͤgung werth.

Oesterreich.

Wien, 24. Mai. (Allg. Ztg.) Die Nachrichten aus Spanien, welche so . fuͤr Don Carlos lauten, machen hier wenig oder keinen Eindruck, weil man sie theils fuͤr falsch, theils für uͤbertrieben haͤlt. Personen, die unlaͤngst den Kriegs-Schauplatz verlassen haben, und mit den Verhaͤlt— nissen Spaniens und der daselbst sich bekämpfenden Parteien genau vertraut sind, versichern, daß, wenn auch augenblicklich Don Carlos sich im Nachtheil befinden sollte, dies ihn uͤber das End Resultat des Krieges keinesweges einschuͤchtern, und zu dem Entschluß, Spanien zu verlassen, verleiten konne. Ih⸗ ren Ansichten nach, hatte er eich Sympathieen uͤber die ganze Halbinsel erweckt, daß er, selbst im schlimmsten 39. stets Mittel finden wuͤrde, erlittene Verluste nach ei— ner kurzen gegebenen Zeit wieder gut zu machen; eine fehlge⸗ , Operation moͤge seine gegruͤndeten Hoffnungen auf den Thron Spaniens etwas weiter hinaus ruͤcken, aber ihm die Gewißheit nicht nehmen, daß er den Thron seiner Vater besteigen werde. Meutereien, welche die Waffen des Don Carlos nach Angabe der Franzoͤsischen Journale zu erdulden haben, nicht Anderes als ein wohlberechnetes Mandͤver erblicken, um dem von der

Madrider Regierung projektirten Anlehen einen Weg zu bahnen.

Man will daher in den Niederlagen und

Wien, 28. Mat. (Wiener Ztg) Se. Mase Kaiser von Rußland haben auf die Nachricht von = in losen Ungluͤcke, welches die durch den letzten Eisgang der Don in Ungarn verursachten Ueberschwemmungen, besonders in rn und Pesth angerichtet haben, als Inhaber des Husaren R. ments Nr. g, zur Linderung der Sürch jenes schreckliche Nach Ereigniß herbeigefuͤhrten Drangsale, eine Beisteuer von fůns tausend Dukaten gewidmet, und däese großmüthige Absich: den Hof⸗Kriegsraths Praͤsidenten, Grafen von Hardegg, durch Ven mittelung der Kaiserl. Oesterr. Botschaft in St. Petershur in nachstehendem Allerhoͤchsten Handschreiben eroͤffnet: !

„Die Nachricht von der großen Ueberschwemmung, welch fuͤr einen Theil von Ungarn, und besonders fuͤr die Sti di Ofen und Pesth, so verheerend gewesen, mußte um so mehr Wein Mitgefühl exregen, da Ich als Inhaber des Mir von Sr. hoͤchstseligen Majest t dem Kaiser Franz verliehenen Hu, saren⸗Regiments fur dieses Land nicht ganz ein Fremdling fin Es ist in derselben Eigenschaft, daß Ich Mich doppelt man regt fuͤhle, gegen Ew. Excellenz den Wunsch auszusprechen, u Linderung der durch jenes schreckliche Natur-Ereignikß herbeizh fuͤhrten Drangsale, auch das Meinige beitragen zu durfen. Ich habe zu diesem Zwecke die Summe von fuͤnftausend Ru, katen bestimmt, uber deren Verwendung ich Ew. Excellenz bin, den Befehl Sr. K. K. Majestaͤt einholen zu wollen.

St. Petersburg, 17. April 1838.

(gez.) Nicolaus.

Erster Inhaber des K. K. Husaren-Regiments Nr. 9“

Se. Majestäͤt unser allergnaͤdigster Kaiser haben auf di hieruͤber von dem Hof⸗Kriegsraths⸗Praͤsidenten unterm 9gten d. R

erstatteten Vortrag anzuordnen geruhet, daß die von Sr. M .

sestaͤt dem Kaiser von Rußland zur Unterstuͤtzung der durch di letzten verheerenden Natur-Ereignisse verungluͤckten Bewohner

der Städte Ofen und Pesth gewidmete menschenfreundlich .

Beihuͤlfe von so, Dukaten an den Koöͤnigl. Ungarischen Hof kanzier, Grafen Pälffn, mit dem Auftrage uͤbermacht werde dieses Geschenk an Se. Kaiserl. Hoheit den Erzherzog Palatin abzufuͤhren und selbes in die Kategorie der übrigen milden Beh

Kommission uͤberlassen ist. Schwelz.

Der Sch waäbische Merkur schreibt aus der Schwei vom 25. Mat. „Die Fuͤhrer der Hornpartei in Schwyz erhw len sich allmaͤhlig von der Bestuͤrzung, worin der 6. Mai sie gebracht hatte, und gewinnen jene Keckheit wieder, durch welche sie so lange den starken inneren und äußeren Widerspruch nit— dergehalten haben. Ermuthigt und geleitet durch die Blaͤtter der konservativen Kantone, stellen sie sich mit immer groͤßerer Sicherheit als die rechtmäßige Obrigkeit, den Vorort aber, der, dieß verkennend, sich eingemischt habe, als den BegruͤnV der der Anarchie dar. In halb und ganz offiziellen Berichten wird die allgemein verbreitete Meinung über den Hergang bei dem Rothenthurm fuͤr boͤswillige Ver— laͤumdung erklaͤrt, die Bedeutung der ganzen Sache aber mehr und mehr verringert. Da die eidgenoͤssischen Commis⸗ saire zur radikalen Partei gehoren, so ist es bei allen Konser— vativen ausgemacht, daß der Bericht, den sie auszuarbeiten beauftragt sind, nur das Werkzeug der Radikalen seyn wird, und die Regierung von Schwyz sieht sich gensthigt, von sich aus ebenfalls eine Untersuchung uͤber Entstehung und Hergang der Sache anzustellen. Einmischung, die nur verhängt sey, um eine rebellische Minder— heit zu unterstuͤtzen, bei den Kantonen durch ein Kreisschreiben ver⸗ klagt, eine außerordentliche Tagsatzung wird verlangt, ja man laͤßt fal⸗ len, daß man die Einmischung durch bewaffnetes Aufgebot zuruͤckzu— weisen gesonnen sey und daß die Commissaire froh seyn muͤssen, wenn man sie nicht bei dem Kopf nehme; den Leuten der aͤußeren Bezirke endlich wird zu verstehen gegeben, was ihrer warte, wenn die Macht wieder befestigt sey. So stehen jetzt die Sa— chen und Niemand kann wohl sagen, wie es kommen wird. Der

Vorort ist in einer unangenehmen Lage, da er das schwierige

Amt uͤbernommen hat, einer Partei aufzuhelfen, die seit sieben Jahren bewiesen hat, daß sie, ohne fremde Bajonette, gegen die klug geleitete, wohl organisirte Partei der Gegner selbst da den Kuͤrzern zieht, wo sie die Ueberzahl ist. Ob sie durch die letzte Erfahrung zu groͤßerer Thatkraft erregt sey, kann sie jetzt zeigen. Immer aber wirft die

trale Lage, das Ansehen der althergebrachten Macht, des Gel des und der Geistlichkeit auf ihrer Seite haben. Den Einfluß der letzteren mag man daraus ermessen, daß von den fanatisirten Bewohnern des Wäggi⸗Thales Viele sogar lieber hungern, alt bei einem Klauenmann Arbeit nehmen oder Brod essen, daf von einem solchen herruͤhrt. Sie sind uͤberzeugt, daß der Um sturz des Vaterlandes und der katholischen Religion in der Ab— sicht der Klauenleute liege und die unmittelbare Folge waͤre, wenn sie an das Ruder kaͤmen. Ganz ahnliche Verhaͤltnisse wie in Schwyz, bestehen in Wallis. Wie dort inneres und

aͤußeres Land, so sind hier oberes und unteres feindselige 6. Die franzoͤsischen Unterwalliser wollen von den den

gensaͤtze. schen Oberwallisern die gänzliche Aufhebung der fruͤhern Rechtt Ungleichheit, und wenn es auch noch nicht zu einem foͤrmlichtn Aufstande mit Freiheitsbaumen gekommen ist, wie juͤngst uͤber⸗ triebene Nachrichten wollten, so ist doch die Gaͤhrung bedeu— tend, und es darf um so eher ein Erfolg derselben erwartet werden, als in Oberwallis die Liberalen auch viele Anhaͤnger haben, die den alten Vorrechten gram sind.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-⸗Hork, 7. Mat. Die Franzoͤsische Kriegsbrigg „Cu lypso“ ist am 23. April mit De nn fuͤr den Franzoͤsischen Gesandten in Washington von Veracruz in Pensacola ange, kommen. Die Pensacola Gazette meldet, daß man bei der Abfahrt des „Grampus“ von Veracruz die Blokirung des Forts San Juan de Ulloa erwartete; man hoffte jedoch, da es sich einige Zeit wuͤrde halten koͤnnen. Die Mexikaner wa, ren bereit, die von den Franzosen bewilligte Entschaͤdigung von doo, 000 Dollars zu zahlen, allein die Letzteren verlangten no eine Ehrenerklaͤrung, wozu die Mexikanische Regierung . nicht verstehen will. Ein Mexikanischer Buͤrger hat sich erbo ten, der Regierung 10,000 Pferde zu liefern, und die Kirche will 1 Million Dollars zur Fuͤhrung des Krieges hergeben. 21 Franzoͤsischen Rien if in Martinique und Havana haben in Befehl erhaiten, sich sogleich nach Veracruz begeben, D e. fuͤrchtet, daß, wenn Veracruz von dem Franzoͤsischen Geschwo der bombardirt wird, die Foͤderativ, Partei die Stadt , . werde. Die Frauen und Kinder sind nach Jalapa gebra—

Der Vorort wird wegen unbefugter

Armuth ihrer Anhaͤnger, die lange Gewohnheit des Gehorchens, das Gefuͤhl vielfacher Abhangigkeit, die geographische Zersplitterung und vor Allem der Mangel hervorragender Fuͤhrer ihren Plaͤnen

Hindernisse in den Weg, wogegen die Hornmänner eine cen, lieg in Mexiko Verlust erliz ten haben, ferner 20, 109 Piaster fürdie

wohin die Einwohner auch alle ö. Gegenstaͤnde von Werth schaffen. Als der „Grampus“ in Veraeruz war, erhielt selbst die Nachricht, daß in dem Mexikanischen Kongreß

dba 83 angetragen worden sey, alle Franzosen aus der Republik

u vertreiben. Am 22. April blokirte das Franzosische Geschwa—

ber bereits den Hafen von Tampico. Der Franzssische Gesandte in den Vereinigten Staaten, Herr von Pontois, hat dein Staats⸗Serretgir fuͤr die auswär⸗ nigen Angelegenheiten, Herrn eh. in Bezug auf die Blo— fade der Mexikanischen Hafen, nachstehende Mittheilung gemacht: „Alle Häfen Meriko's sind in Blokade⸗ Zustand erklärt worden. Diese Blokäde beginnt für Beracruj vom. 13. April an und ist seit⸗ bem obnae Zweifel auch auf die übrigen Häfen der Republik ausge— behnt worden. Die Instructionen, welche dem Befehlshaber des Ge— waders, Herrn Bajsche, ertheilt worden sind, siimmen, wie Sie gus bem beiliegenden Auszuge aus den Qpeschen des Barons von Def⸗ faudis erseben werden, mit den von Frankreich ausgesprechenen frei— sinnigen Prinzipien in Bezug auf Bloladen vollkommen überein und sind Überbaupi se abzefaßt, daß neutrale Schiffe, und namentlich die ber Vereiniglen Staaten, allen Beschränkungen und Unannehmlich— Erreichung des von der Regierung des Königs beab—

die zur 1 238. . ire, 3 * tes nicht unumgänglich nöthig sind, überhoben seyn

den.

werd Ber Baron von Deffaudis, bevollmachtigter Minister Frankreichs in Mexiko, begleitet die Mittheilung der (in Nr.

F500 der St. Ztg. gegebenen) vier Blokade⸗Artikel an den Fran—

zoͤsischen Gesandten in Washington mit folgender Note (auf

welche schon in der Einleitung zu der im gestrigen Blatte der

St. Zig. mitgetheilten Korrespondenz der „Morning Chronicle“

. aus Philadelphia hingewiesen worden), worin er namentlich die

in Mexiko verbreiteten Gexuͤchte von Eroberungs-Plaänen Frank— eeichs fuͤr ganz abgeschmackt erklaͤrt:

„Sie schen, daß Herr Bazoche sich auf die Anwendung der mil— desten Zwangs-Maßregeln zu beschränken wünscht, wenn nicht nene Augriffe gegen die Personen und das Eigenthum Französischer Un— terthanen in Mexiko ihn zu strengeren Maßregeln zwingen. Dies

ö Beharren bei dem System der Mäßigung ist lobenswerth, da die Mexikanische Regierung die Bekanntmachung der schändlichsten Ber—

seumdungen über unsere Absichten, 3. B., daß wir Mexiko erobern und zerstilckeln wollten u. s. w. ruhig duldet, wenn sie dieselben nicht eiwa durch ihre offisiellen Aftenstücke seibst hervorgerufen hat und dadurch

( nicht nur unsere Landsleute, sondern alle in der Republik ansässize Aus⸗

länder der Wuth des Pöbels preisgiebt, nur um sich selbst in der Macht zu er— alten. Ein selches Benehmen ist allen Vorschriften der Ehre, der Civilisation und der Humanität entgegen. Sie sehen also, mein Herr, aus den Prinzipien, die Herr Bazoche zur Richtschnur seines Bönch— mens angenommen hat, daß wir die neutzalen Schiffe aller zur Er— reichung unseres Zweckes nicht unumgäaglich noihwendigen Be— schränkungen und Schwierigkeiten zu übeihrben wünschen. Ich bin so glücklich, Ihnen einen Umstand mittheilen zu fön— nen, der die AÄufrichtigkeit unserer Gesinnungen hiansichilich dieses Punktes, und namentlich in Betreff der Amerifaner, beweist. Heute lud der Befehlshaber der Kriegssloop „Oniario“ nus cin, an Bord

der Fregatte „Hermtnie“ zu kommen, um uns die bevorstehende An. tunft des Packetbootes „Anna Eliza“ anzuzeigen, welches in Han⸗ dels-Angelegenheiten und mit Briefen von New-gork komme. Wir

mußten ihm zu unserem Bedauern erklären, daß wir uns genöthigt säben, diesem Fahrzeuge das Einlaufen in Veracruz zu verbieten, da

wir mit unseren eigenen Packetböten von Havre eben so verfahren würden. Wir versprachen jedoch zugleich dem genannten Offizier auf sein Verlangen, daß es dem Schreiber der „Anna Eliza“ gestat⸗ tet seyn solle, mit dem „Ontario«“ zu kommuniziren, um die mitge⸗ brachten Briefe abzugeben und JInstructionen für die weitere Be— stimmung des Packeiboots zu empfangen.“

Folgendes sind die wesentlichsten in dem von dem Franzoͤ—⸗ sischen Gesandten in Mexiko an die Mexikgnische Regierung gerichteten Ultimatum enthaltenen Beschwerdepunkte und For de⸗ . e n,

Im Jahre 1833 wurden in Atencingo fünf Franzosen ermordet, an Pferdeschweife gebunden durch die Straßen 3 n. und dann am hellen Tage von den Mexifanern unter dem Geschrei „Tod al— len Fremden!“ in Stücke zerrissen. Dies Verbrechen ist, unter dem BVorwande, daß die Umstände zu verwickelt und die gerichtlichen For⸗ nen zu weitläuftig seyLen, noch immer nicht besträft. Unter den Fremden, die der Republik Texas zu Hülfe geeilt und von den Merxi— sanern gefangen genommen waren, befanden sich auch zwei Franzo⸗ sen, die in Tampico ohne Wetteres erschossen wurden; der Oberst Gregorie, der diesen Mord befahl, wurde zum General ernannt. Im vorigen Jahre wurde ein Franzose des Todtschlages boschuldigt nnd, ebnet daß das Verbrechen wäre erwiesen worden, zu zehnjähriger Ge— fängnißstrafe in Veracruz verurtheilt. Endlich hat der Sberst Pardo, Kommandant von Colima, einen Französischen Arzt am hellen Tage angegriffen, weil derselbe sich geweigert haite, ibm eine Summe Geldes zu leihen. Er enikam nur durch ein Wunder, sah sich aber genöthigt, das Land n. da ihm die Behörden ihren Schutz versagten. Der Frauzösi⸗ He Gesan te verlangt nun die Summe von 606,000 Piastern welche unter diejenigen Franzosen vertheilt werden sollen, die durch den Bürger⸗

Finierbliebenen der beiden ohne gerichtliches Verfahren hingeri . Franzosen, 9600 Piaster für . rr peng . deten Arzt, 2000 Piaster für die ungesetzlich eingelerkerlen Franzosen, . die auch sofort freizulassen sind; der General Gregorio Gomez, der . Oberst Pardo und die Mexikanischen Richter, welche die Gefangenen . verurtbeilt haben, sollen sofort entlassen, und den Familien der in Altencingo ermordeten Franzosen 18.000 Piasier ausgezahlt werden. Dies lUlitimatum enthält nicht die anderweitigen Geld⸗Forderungen Frankreichs an Mexiko, verlangt dagegen aber noch, daß Frankreich . . begünstigtsten Rationen auf gleichen Fuß gestellt werde, daß ö. 3 Französischen Unterthanen in Mexiko von Zwangs-AUnleihen frel ö . nnn ah sie des Vorrechts, in Merit den Detall-Han— n, el ii . nur gegen eine angemessene Entschädigung 14 3. Mexikanische Minister der auswaͤrtigen Angelegenhei⸗ . i ebt bei der Anzeige von dem Empfange des Franzoͤsischen 9. matums, sein Erstaunen daruͤber zu erkennen, daß der Ba— . , . Deffaudis sich an Bord eines Franzoͤsischen Schiffes 6 gezogen habe und nicht auf seinem Posten geblieben sey, en er dadurch mehr das Ansehen eines kommandirenden 9 e. als eines friedlichen Gesandten erhalte. Nachdem er 1 eutet, daß die Anwesenheit des Franzoͤsischen Geschwaders 16, 26 Kuͤsten von Mexlko die Angelegenheiten noch verwickel— . 6 und der Mexikanischen Regierung nicht gestatte, die so e en Punkte des Ultimatums in Erwaͤgung zu ziehen, 96 . mit der Bemerkung, daß dies Dokument so beleidi— 7 edingungen enthalte, daß der Praͤsident der Republit , . derselben , koͤnne; doch eigern, auf andere . rankreich zu unterhandeln. . ) . 6.

Die Times enthaͤlt nachstehendes Schreiben ihres

Vir szondenten, des sogengnnten Jm. . . ehen gton vom 22. April: „Die Geruͤchte uͤber Veraͤn— rer en im Kabinet haben aufgehoͤrt, und man kann sie da⸗ z ö naͤher beleuchten. Schon seit langerer Zeit war es Sieh. ee der General, Prokurator, Herr Butler, die 20 Professor der Rechte? an der Unfversitãt in New, Dorsesn genommen habe. Am 18ten hielt er seine Inaugural⸗ ung; er wird jedoch his zum Schlusse der gegenwartigen Kongresses im Kabinet bleiben. Der Marine⸗Se—

623 cretair, Herr Dickenson, ist seit langer Zeit so krank, daß ein Theil seiner Geschäͤfte von dem Kriegs“, 3 har * werden muͤssen; außerdem ist er auch bei der Marine, bei dem Publikum und bei dem Kabinet unbeliebt, und man hat Alles angewendet, um ihn zur Resignation zu bewegen. Er paßt nicht zu einem Beainten, aber er ist nicht reich und liebt dabei sehr das Geld. Er ist aus dem Staate New“ Jersey gebuͤrtig und war Gouverneur und Senator dieses Staates. Sein juͤn= gerer Bruder war Repraͤsentant im Kongreß, wurde aber vor kurzem auf Betrieb der Whig-Partei zum Gouverneur ernannt. Das Kabinet hegt die Hoffnung, bei den Wahlen Rew-Jersey wieder fur sich zu gewinnen. Die Familie Dickenson's hat einen großen Einfluß daselbst, den sie wohl bei der Entlassung des NMarine-Secretairs zu Gunsten der Whigs anwenden könnte. Es ist daher nicht anzunehmen, daß der Präsident die Verant— wortlichkeit wegen Entfernung des Marine-Secretairs auf sich nehmen wird, vielmehr wahrscheinlich, daß die zunehmende Schwache den Marine⸗Secretair zwingen wird, nach der Ver— tagung des Kongresses seine Entlassung zu nehmen. Der Kriegs⸗ Decretair, Herr Poinsett, ist fortwaͤhrend krank und muß das Zimmer huͤten. Dies ist ein anderer Fall, der eine Vakanz im Kabinett veranlassen koͤnnte, und es koͤnnen auf diese Weise al— lerdings Veränderungen im Kabinet eintreten, obwohl nicht auf die Weise wie die Geruͤchte sie darstellten. Herr Poinsett ist popular und verdient es auch; er ist der tuͤchtigste Mann im Kabinet. Herr Forsyth, Staats⸗Segretair fuͤr die auswaͤrtigen ,, , Herr Woodbury, Secretair des Schatzes und Herr Kendall, der General-Postmeister, werden ihre Aemter i inn 6 . * ö . . nicht neh⸗

en und man wird sie ihnen nicht geben. Die hier gena sechs Minister bilden das rin, 9

35 76nd.

Frankfurt a. d. O., 30. Mai. Die in diesem Jahre vor Ueberschwemmung ihrer Grundstuͤcke bewahrt geblie⸗ benen Mitglieder der , , Groß ⸗Werder Damm⸗So⸗ cietãt haben, nach eingegangener Anzeige ihres Vorsteher⸗Amts, in dankbarer Anerkennung der ihnen im Jahre 1829 bei dem sie damals betroffenen Ungluͤck durch Privat⸗Beitraͤge und aus offentlichen Fonds gewordenen Unterstuͤtzungen, gegen waͤrtig den Betrag von 646 Rthlr. 10 Sgr. aufgebracht und zur Unter— stuͤtzung der durch das diesjährige Hochwasser der Oder beschaͤ— digten Einwohner im Regierungs-Bezirk Frankfurt a. d. O. an die hiesige Koͤnigl. Regierung eingesendet.

Breslau, 29. Mai. Der gestrige Wollmarkt- Bericht

lautete: „obgleich erst heut die noͤthigen Vor⸗-A1nstalten zu dem Wollmarkt getroffen sind, so wurden doch bereits in den fein— sten Wollen Geschäfte gemacht. Niederlaͤndische Käufer legten 5 bis 11 Rihlr. mehr auf dieselben an, die Seehandlung ging bis 12 Rthlr. uͤher den vorjährigen Preis, die Engländer warteten noch ab. In mittleren und geringeren Wollen war noch gar nichts entschteden. Heute (vom 25. Mai) wird da—⸗ gegen gemeldet: Das Woll-Geschaͤft wurde gestern und heute so schwunghaft betrieben, daß vielleicht schon ð bis 10,000 Ctr. verkauft sind. Auch die Mittelwollen erlangten ansehnlich bes⸗ sere Preise; ein Gutsbesitzer, der voriges Jahr fuͤr 63 Rthlr. verkaufte, bekam 78 Rthlr, ein Anderer, der um 60 Rihlr. verkauft hatte, erhielt 809 Rthlr. Im ÄÜllgemeinen bemerkte man, daß diejenige Wolle besser ging, die voriges Jahr weni— ger machte, und un fene, Man fragt sich, ob dieses rege Leben anhalten werde? Haͤlt es an, fo ist vor dem gesetzlichen Anfang der Markt schon zu Ende.“ ö Breslau, 30. Mai. In der Nachricht uͤber die hier am 28sten d. M. abgehaltenen Pferderennen in dem gestrigen Stuͤck der Staats-Zeitung ist zu berichtigen, daß im sechsten Rennen nicht der „Poor Boy“, sondern der Hengst „Douglas“ des Grafen von Henckel-⸗Sieinianowitz Sieger gewesen. In den am 29ften fortgesetzten Rennen, alle auf freier Bahn, und zwar in dem ersten (Koönigsrennen, in Schlesien gezogene Pferde, dop— pelter Sieg, Einsatz 15 Fr. d'or, ganz Reugeld) um den von Sr. Masestät dem Koͤnige wiederüm Allergnaͤdigst bewilligten Ehren⸗ Preis, dessen Eigenthum jedoch nur durch dreimal nach einander gewonnenem Sieg erworben wird, so wie um den Bereins-Preis von 500 Rthlr. und die Hälfte der Einsaͤtze, siegte uͤber drei Mitbewerber der Hengst „Hyppolit“ des Gra— fen von Renard. Im zweiten (Unterschriftsrennen, Herren reiten Pferde im eigenen Besitz, Vollblut ausgeschlossen, 3 Fr. d'or Einsatz) war von zwei Pferden der „Hidalgo“ des Lieutenant von Lieres; im dritten (Herren reiten, Pferde aller Laͤnder, nur Trab, 2 Fr. d'or Einsatz, ganz Reu— geld) um einen Ehren-Preis und die Halfte der Ein— sätze, ebenfalls von 2 Pferden, der „Darius“ des Lieutenant Grafen von Koͤnigsdorff Sieger; im vierten (Pferde aller Län- der, Einsatz 20 Fr.d'or, halb Reugeld, doppelter Sieg) um den Vereinspreis von 506 Rthlr. und die Einsaͤtze, war es von Pferden, welche daran Theil nahmen, der „Stiff“ des Prin- zen Benjamin Rohan; in dem fuͤnften (Pferde aller Laͤnder, Besitzer reiten, 2 Fr.d or Einsatz, ganz Reugeld) um ein von der Stadt Breslau ausgesetztes silbernes Kleinod, slegte unter zweien die „Brillante“ des Lieutenant Grafen von der Goltz, im fechsten gauf dem Kontinent gezogene Pferde, Vollblut ausgeschlossen, 2 Fr. D'or Einsatz, ganz Reugeld) gewann den Vereins-Preis von 209 Rthlr, und die Einsaͤtze, von 5 erschienenen Pferden der „Hidalgo“ des Lieutenant von Lieres. Der schnellste Lauf war der im ersten Rennen des ersten Tages, wo die Bahn von 1900 Ruthen in 4 Minuten 477 Sekunden und im fuͤnften Rennen des ersten Tages, wo zoͤ0 Ruthen einmal in 1 Mi— nute 25 Sekunden zuruͤckgelegt wurden.

Löwenberg, 25. Mai. Der 23. Mai war fuͤr unsere Tegend ein Tag des Schreckens. Nachmittags in der sechsten Stunde ist zwischen den Döoͤrfern Hagendorf, Kunzendorf und W. Neuland, Goöͤrisseiffen und Langenvorwerk waͤhrend eines sehr schweren Gewitters und nach einigen starken Donnerschlaͤ⸗ gen ein so großer Wolkenbruch gefallen, daß die meisten die, ser Ortschaften in einem Augenblicke furchtbar uͤberschwemmt wurden. Brücken und Stege, Zaͤune, Sommerhaͤuser, Appar— tements 3c, sehr viel Holz und sogar Baustaͤmme, Thuͤren und Fensterladen wurden mit furchtbarer Gewalt fortgerissen. Auch in der Laubaner und Goldberger Vorstadt zu oͤwenberg hat dieses Wasser alle so schoͤn angepflanzten Gemuͤsegaͤrten uͤber⸗ schwemmt und versandet, auch einen großen Theil des Stadtgrabens gaͤnzlich deinolirt. Menschen und ieh sol⸗ len zwar nicht verungluͤckt seyn, aber sehr Viele mußten sich in die hoͤhern Gemächer fluͤchten, und diejenigen, welche sich zu⸗ faͤllig auf der Straße oder mit ihrem Vieh auf freiem Felde befanden, konnten sich nicht schnell genug in die zunaͤchst gele— genen Haͤuser reiten, denn das Wasser ist unter furchibarem Geraäusche in Manneshoͤhe von den Anhoͤhen herabgeschossen gekommen und hat auf den Feldern, Wiesen und in Gebäuden

ungeheueren Schaden verursacht, auch sind mehrere De durchbrochen. Wenn dieses Wetter in der Nacht f d 433 wäre das Ungluͤck viel groͤßer gewesen. Ein Fuhrmann mit

agen und drei Pferden wurde durch die Gewalt des in Strömen herabfließenden Wassers in den Chausseegraben ge⸗ schleudert, hat sich aber wie durch ein Wunder mit fammt sei— nem Fuhrwerk noch glücklich gerettet.

Reich enbach, 26. Mal. Heut Vormittag fand auf un⸗ serm Roßmarkt die erste Kreis- Stutenschau und Prämien, Er⸗ theilung an die Inhaber der besten Zucht-Stuten statt. Von w Thieren, darunter 8 von Dominial-Besitzern, erhielten 3 der letzteren und 4 Rustikal-⸗ Pferde Preise, die bei jenen in Ehren⸗ fahnen, bei diesen in 20, 15, 10 und 5 Rthlrn. bestanden.

Magdeburg, J. Zuni Hier bereitet man sich zu einem Musikfest von 300 mitwirkenden Saͤngern und Instrumentali⸗ sten vor, wozu Kuͤnstler von Ruf ihre Theilnahme zugesagt ha⸗ ben. Die Haupt, Aufführung umfaßt ein neues Oratorium, Abbadona 92 von dem Musik-Direktor Muͤhling komponirt ist, und die Tage des 28. und 29. Juni sind dazu bestimmt.

Dusseld orf. 27. Mai. Einer unserer Mitburger, Herr Fr. Schimmelbusch von Solingen, hat in 7 Saͤlen xine 3 lerie der Industrie⸗Produkte des Regierungs-Bezirks von aller Art, besonders der Eisen- und Stahl-⸗Fabrication, gegen ein Ein⸗ trietsgeld von 2 3 Sgr. eröffnet. Die einzeinen Gegenstande dieser reichen Musterkarte werden an Fremde und Besucher auch . und wieder ergaͤnzt, so daß dadurch keine Luͤcken

ehen.

oͤln, 30. Mai. (K. 3.) Die Industrie⸗Ausstellung des hiesigen Gewerbe-Vereins in der Boͤrse ist seit 14 6 dem Publikum geöffnet und erfreut sich einer regen Theilnahme desselben, wie es der frequente Besuch sattsam bekundet. Die passende Aufstellung der verschiedenen Gegenstaͤnde in dem zu diesem Zweck ganz geeigneten Lokale ist sehr zu loben und macht dem Geschmack der anordnenden Vorsteher alle Ehre. Die Ausstellung selbst hat unsere Erwartungen uͤbertroffen, da sie ohne alle Beihuͤlfe und bloß durch den Eifer der Vorstands— Mitglieder des hiesigen Gewerbe-Vereins zu Stande gekommen ist, Das löbliche Streben desselben, die Industrie hiesigen Platzes zu beleben, hat sich bei dieser Ausstellung auf eine schöne Weise bewährt, und wir wollen demselben ein ermunterndes „Vorwaͤrts!“ freun dlichst zurufen. Die Ausstellung ist zwar ein nicht ganz treues Bild der Industrie des hiesigen Platzes, indem eine Menge von Industrie-Zweigen nicht repraͤsentirt ist, doch wird sich dies bei einer naͤchsten Ausstellung schon beffer gestalten. Die Lacken der Industrie sind durch manche schaͤtz⸗ bare Kunst, Gegenstände, welche der hiesige Verein bildender Künstler mit nicht genug zu lobender Bereitwilligkeit eingesandt hat, wuͤrdig ausgefüllt; diese tragen nicht wenig zur angenehmen Unterhaltung der Besuchenden bei. Der geringe Enit ee⸗ Satz von 216 Sgr. macht es auch dem minder Wohlhabenden mog“ lich, sich eine Anschauung von dem Kunstfleiß unserer Stadt zu verschaffen.

Bonn, 23. Mai. Die katholisch-theologische Fakultat hat zu Anfange des gegenwaͤrtigen Semesters folgende Bekannt— machung erlassen: „Die unterzeichnete Fakultat ist in Folge eines Erlasses des Herrn Kapitular-Verwesers des Erzbisthums vom 12ten d. M. beauftragt worden, die katholischen Theologie⸗Stu⸗ direnden auf die gesetzliche Vorschrift aufmerksam zu machen, gema welcher diese nach vollendetem Kursus nachweisen muͤssen, die Vorlesungen in den verschiedenen Disziplinen der katholi— schen Theologie gehort zu haben, um zu den Pruͤfungen behufs Aufnghme in das Klerikal-Senminar und zu den hoͤheren heili— gen Weihen zugelassen zu werden. Indem diejenigen, welche dieser Vorschrist nicht nachkommen, aufgefordert werden, die nach= theiligen Folgen, welche die Vernachlaͤssigung einiger Vorlesun⸗ gen treffen, wohl zu erwägen, sieht sich die Fakultat auch ver anlaßt, wiederholt darauf aufmerksam zu machen, daß die ge— dachten Vorlesungen zugleich in der gehörigen Ordnung gehort e, . , , 3) Jö. . ö. , n, n, .

aku er igl. Rheinischen Friedrich⸗-Wilhelms-Universit Til. Achter feldt. Klee.“ ö 6. Bonn, 28. Mai. (K. 3.) Das naturhistorische Museum

der Rheinischen Universitat hat in neueren Zeiten namhafte

Beweise der guͤnstigen Beruͤcksichtigung der hohen Koͤnigl. Be⸗ hörden und der Liberalitaͤt der Bewohner e, . . Das Interesse fuͤr das schoͤne Landes⸗-Institut lebt also' frisch im Andenken und in der That; Wunsch und Hoffnung liegen nahe, daß sich dieses fuͤr und fuͤr zum ferneren Gedeihen der zwar großartig gegruͤndeten, aber doch noch vieler Bereicherung beduͤrftigen Anstalt erhalten werde. Von Seiten des hohen Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Ange⸗ legenheiten ist dieselbe mit der Haut und dem mannlichen und weiblichen Skelette des Auerochsen bereichert worden, eines Thieres, welches, wie der Steinbock, jetzt zu den Europaͤjsschen Seltenheiten gehort. Noch zu den Zeiten der Romer war es auch in unserer Gegend verbreitet. Durch die fortschreitende Kultur allmälig nach Norden zuruͤckgedraͤngt, ist jetzt nur noch eine kleine Heerde uͤbrig, welche in der Waldung von Biato— wicza bei Grodnow beschüͤtzt und verpflegt wird. Kein Indivi⸗ duum darf ohne Erlaubniß der hoͤchsten Behoͤrden erlegt wer— den. Die Genehmigung, vier dieser Thiere fuͤr die Mufeen zu Berlin, Breslau und Bonn erlegen zu lassen, wurde jedoch von diesen auf den Antrag unseres Ministeriums der auswaͤrtigen Angelegenheiten mit größester Bereitwilligkeit ertheilt, so daß der Konservator des Museums zu Koͤnigsberg, Herr Wichmann, nach Grodnow gesendet werden konnte, um dieselben in Empfang zu nehmen und zuzubereiten. Haͤtte die Franzoͤsische Armee auf ihrem Ruͤckzuge jene Waldung beruͤhrt, so wurden die Annalen des Krieges zugleich den Untergang eines der groͤßten und kraͤf— tigsten Thiere bezeichnen. Eine andere merkwürdige Berei— cherung ist der Saamen und die Frucht eines vorweltlichen Wallnußbaumes, der in den Braunkohlen Lagern zu Friesdorf gefunden wurde. Das Museum verdankt dieselbe der Liberali— tät des Herrn Koͤhler, Besitzers des dortigen Alaunwerkes. Der neueste Zuwachs, ein Geschenk des urn Freiherrn von Fuͤrstenberg⸗Stammheim, ist ein ,, , greßes und schoͤ⸗ nes Exemplar des merkwärdigsten aller Affen, des Orang⸗Utangs von Borneo. Da es Europäern fast unmoglich, in die Waͤlder jener . einzudringen, so gehort dieser Affe zu den seltensten und kostbaren Gegenstaͤnden der Museen. Der Herr Geschenk— geber fuͤgte demselben noch das Fell und Skelett eines anderen seltenen Affen aus jener Gegend, so wie 9 kleinere Säugethiere aus Nord⸗Amerika bei. Außer diesen großen Vereicherungen erhielt die Anstalt noch von Frau Mertens Schafhausen meh— rere Ialiaͤnische Korallen, Conchylien und Petrefakten, von Herrn von Nordeck einige interessante, fossile Zähne und von . Grafen von Varo ein merkwürdiges Saäͤugethier. Ueberdies sind noch die vielfachen Beguͤnstigungen und Befoͤrderungen ihrer Zwecke, welche sie von mehreren Handelshaͤufern zu Köln, El— berfeld, Krefeld und einigen mit jenen verwandten in Bremen

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