1838 / 154 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

handelt es sich hier nur um Geld. Ich fuͤr mein Theil halte die ganze Ceremonie fuͤr ein eitles Gepränge, fuͤr einen Ueber— rest aus barbarischen Jahrhunderten, und ich kann nicht be⸗ 66 was die Loyalität des edlen Marquis durch groͤ— zeren Pomp bei einer solchen Ceremonie gewinnen wuͤrde. RNie— mand wird glauben, daß das Recht Ihrer Majestaäͤt auf die Krone durch diese Ceremonie verstärkt werden konnte. Die Ko⸗— nigin ist auch wohl selbst zu hochgebildet, als daß sie einen Werth auf die Ceremonie legen sollte. Ich wuͤnschte daher lie⸗ ber, der edle Premier⸗Minister hatte Ihrer Majestät gerathen, die Ceremonie, als etwas Nutzloses, ganz unterbieiben zu las— sen.“ Der Marquis von Salisbury, der die Lords aus Versehen „meine Herren“ anredete, sich aber gleich verbesserte, war mit diesen Ansichten nicht einverstanden, und Lord Lon“ donderry antwortete dem Grafen Fitzwilliam: „Wenn der edle Lord das, was er gesagt, im Erste meint, so sollte er doch sei— nen Ansichten gemäß 6 und geradezu darauf antragen, die Krönung ganz abzuschaffen.“ (Gelaͤchter) Hiermit schloß dieser Wortwechsel, und es wurde nun zur Tagesordnung uͤber— gegangen, welcher zufolge das Haus sich in den Ausschuß uͤber die Irlaͤndische Armen-Bill verwandeln sollte. Graf Roden suchte zwar nochmals die Verwerfung der Bill auf dieser Sta— tion zu veranlassen, indem er darauf antrug, daß sie sechs Mo— nate ausgesetzt werde; es gelang ihm jedoch nicht, mit diesem Amendement durchzudringen, obgleich er die Maßregel als will⸗ kuͤrlich und tyrannisch bezeichnete und als dazu geeignet, die Auellen der Barmherzigkeit in Irland ganz zu verstopfen, und obgleich er in diesen Ansichten von dem Grafen Winchil— sea, von dem Marquis von Londonderry, dem Gra— fen Stanhope und dem Marquis von Elanricarde unterstuͤtzt wurde. Der Herzog von Wellington hielt es nämlich für durchaus nothwendig, daß man ein gerades und redliches Verfahren in dieser Angelegenheit befolge und die Maßregel im Ausschusse genau prüfe, um sie entweder so zu verbessern, daß sie zur Wohlfahrt Irlands gereiche, oder, wenn

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noch nicht Stiaven / Angelegenheit bis gegen 1 Uhr dauerte.

London, 29. Mai.

ein großer Theil der Sitzung hinging.

Votum unterstuͤtzen wollte, war wohl wiederum hauptsäͤch⸗ lich dem dagegen wirkenden Einflusse des Herzogs von Wel— lington zuzuschreiben, der den leidenschaftlichen Eiferern eine gemäßigte und besonnene Haltung entgegenzusetzen fortfaͤhrt und sie dadurch in ihrem Ungestuͤm zuͤgelt. Andererseits fah—⸗ ren daher auch die Ultra-⸗Blätter der Tory-Partei fort, den Herzog ihren Unwillen fuͤhlen zu lassen. Sie sind besonders sehr entruͤstet daruͤber, daß er am Freitage den Bischof von Exeter in seinem Angriff auf das von der Regierung in Ir— land eingefuͤhrte Unterrichts-System nicht unterstuͤtzt und durch sein Benehmen dieses System, nach welchem katholische und protestantische Kinder in denselben Schulen unterrichtet werden, geradezu gutgeheißen hat. Da naͤmlich in diesen Schulen nicht die Bibel selbst, sondern nur ein auf dieselbe gegruͤndetes Lehr— buch, mit Auszuͤgen daraus, bei dem Unterrichte benutzt wird, die eigentliche Belehrung in den Glaubensgrundsaͤtzen aber nicht mit in den Schulplan aufgenommen, sondern den verschie—⸗ denen Konfessionen uͤberlassen worden ist, so wollen die eifrigen Anglikaner darin eine Beeinträchtigung ihrer Kirche finden und aͤußern die Besorgniß, daß jenes System dazu fuͤhren wuͤrde, den Protestantismus in Irland immer mehr dem Katholizismus unterzuordnen; sie werfen also dem Herzoge von Wellington vor, daß durch ihn eine solche Gefaͤhrdung der Staatskirche offen sanctionirt worden sey. Das Wichtigste, was au—

man sie unverbesserlich finde, eine andere an deren Stelle ein— zubringen, da irgend etwas in Bezug auf das Irlaͤndische Ar⸗ menwesen gethan werden muͤsse, wenn man den Zustand jenes Landes verbessern und dasselbe beruhigen wolle. Er gab auch zu bedenken, daß seit langer Zeit keine Bill mit so gro‘ ker Majorität vom Unterhause an das Oberhaus gesandt worden sey, und daß sie von dem Ministerium unter— / stuͤtzt werde, daß man sie also nicht uneroͤrtert zuruͤckwei—⸗ sen duͤrfe. Diese Argumente trugen den Sieg davon, und Graf Roden sah sich genoͤthigt, sein Amendement zuruͤck—⸗ zunehmen. Im Ausschusse uͤber die Bill schlug der Graf von Fitzwilliam zunaͤchst vor, die Berathung uͤber die ganze Einleitung und die ersten 10 Klauseln derselben noch auszusetzen, was mit 101 gegen 4 Stimmen genehmigt wurde. Dann ent— spann sich aber eine lebhafte Debatte uͤber ein zweites von eben— demselben zur 41sten Klausel beantragtes Amendement, wonach die Armen -Unterstuͤtzung auf Alte, Kranke und Waisenkinder beschränkt werden sollte. Nachdem Lord Melbourne sich gegen dies Amendement ausgesprochen hatte, wurde die Fortsetzung der Diskussion jener Klausel und des Amendements bis zum Donnerstage verschoben, bis zu welchem Abend das Haus keine Sitzung halten wird. Unterhaus. Sitzung vom 28. Mai. Nachdem Lord J. Russeli auf eine an ihn gerichtete Frage erklärt hatte, daß in Nieder-Kanada die Habeas-Corpus, Akte bis zum 24. August suspendirt worden sey, daß aber das Ministerium deshalb keiner Indemnitäaͤts-Bill beduͤrfe, weil es durch eine Parlaments- Akte zu einer solchen Suspendirung ermächtigt werde, erhob sich Sir George Grey, der Unter-Staats— Secretair fuͤr die Kolonieen, um, wie der Minister des Innern am Freitage angezeigt hatte, das Haus zu einer nochmaligen Entscheidung uͤber die Frage in Betreff der Fortdauer oder unverzuͤglichen Aufhebung des Lehrlings-Zustandes der Neger in den Westindischen Kolonieen aufzufordern, weil es, mit sich selbst im Widerspruch, fruͤher einen Antrag Sir G. Strick— land's, der die völlige Freigebung der Neger-Lehrlinge am J. August d. J. bezweckt, verworfen hatte, wogegen es spaͤter einer auf denselben Zweck gerichteten, von Sir E. Wilmot vor— geschlagenen Resolution seine Zustimmung gab. Er setzte aber— mals weitlaͤuftig aus einander, aus welchen Gruͤnden die Mi— nister dieser letzteren Resolution nicht beipflichten koͤnnten, und bewies durch Aktenstuͤcke, daß der vom Parlamente angeord— nete sechsjaͤhrige Lehrlingszustand der Neger die besten Wirkungen habe, daß die Letzteren in diesem Uebergangszustand die erfreulichsten Forischritte machten, und daß die Missionaire, die doch gewiß fuͤr das Beste der Neger bedacht seyen und deren Interessen richtiger begriffen, als viele angebliche Negerfreunde, sich fehr guͤnstig uͤber das eingefuͤhrte System aussprächen. Am Schluß seiner Rede schlug daher Sir G. Grey dem Hause folgende beide Resolutionen zur Annahme vor; I) „Um die nachtheili—

gen Folgen zu verhindern, welche daraus entstehen koͤnnten, besetzt worden sey, weil man sich uͤber die Graͤnzen nicht habe

einigen koͤnnen, worauf Lord Palmerston erklaͤrte, daß er zwar vernommen, es habe von Seiten der Franzoͤsischen Truppen in Folge eines seit einiger Zeit schwebenden Streits eine Bewe— gung stattgefunden, und daß er auch sogleich nahere Erkundi— gungen uͤber diese Angelegenheit angeordnet, daß indeß, da dies erst kurze Zeit her sey, noch keine Antwort hierauf habe nach England gelangen konnen.

wenn die Absichten des Parlaments zweifelheft blieben, und um die Ruhe und Wohlfahrt der Kolonieen aufrecht zu erhalten,

ist es noͤthig, zu erklaͤren; daß das Haus es nicht fuüͤr räthlich hält, einen Schritt zur Ausfuͤhrung der Wilmotschen) Resolution vom 22. Mai zu ihun.“ 2) „Das Haus erklaͤrt zugleich, daß, seiner Ansicht nach,

nichts unterlassen werden darf, was dazu dienen kann, der Ne— ger-Bevsoͤlkerung in den Kolonieen Ihrer Majestät die Privi⸗ legien zu sichern, zu denen sie nach der die Abschaffung der Sklaverei betreffenden Akte und nach der dieses Gesetz verbes— sernden Akte berechtigt sind, und daß dieses Haus dem Zustande und den Verhaͤltnissen der Neger-Bevolkeruͤng auch nach Ab, lauf der Lehrlingszeit gnach dem J. August 1810), wenn sie zum vol⸗ len Genuß ihrer gänzlichen Freiheit gelangt seyn werden, seine sorg⸗ faltigste Aufmerksamkeit widmen wird.“ Sir E. Wil mot stellke

Resolution vom 22. Mai, wenn man die Sicherheit und Ruhe der Kolonieen aufrecht erhalten wolle, durch irgend eine legis⸗ lative Maßregel muͤsse Folge gegeben werden, und machte sich t heute auch selbst anheischig, eine solche Maßregel einzubringen, wozu er bekanntlich am Freitage nicht bereit war; indeß nach“ dem der ministerielle Antrag durch Herrn Ellice, Sir R. Peel, welcher das Haus besonders warnte, es moͤchte sich nicht von Versammlungen in Exeter-Hall Vorschriften ma— chen lassen, und Lord Stanley unterstuͤtzt und schließlich von Lord J. Russell gegen die Einwuͤrfe der Gegner, tinter denen sich auch O Connell und viele andere sonstige An⸗ haͤnger des Ministeriums befanden, noch einmal vertheidigt worden war, ging die erste Resolution mit 250 gegen 178 Stim— men durch; die Minister hatten also eine Majorität von 72 Stimmen, die ihnen in diesem Fall hauptsaͤchlich durch die Unterstuͤtzung der Konservativen zu Theil wurde. Die g weite Resolution ward dann ohne Weiteres auch angenommen. ur Dis kussion der Irlaͤndischen Munizipal⸗Bill kam es heute

Neger und gegen das Verfahren des Ministeriums angenommen wurden.

bemerkt der Courier: sischen Kammern sind in der letzten Zeit von wenig Interesse gewesen, da schon ziemlich lange kein Partei⸗Angri den hat; wir wissen aus unserem eigenen n, m, wie lang⸗ weilig eine Dis kussion wird, so lan dabei giebt und der gesetzgebende Angelegenheiten des Landes beschaͤftigt. diesen Vorschlaͤgen zwar das Amendement entgegen, daß der so rischen Notabilitaͤten wuͤnschen, daß die Session ohne weitere Reibungen voruͤbergehen moͤchte.

einzige Aussicht, welche das gegenwartige Kabinet hat, den ver— lorenen Grund und Boden wiederzugewinnen, waͤre ein Partei— Sieg auf irgend einem neuen Felde. will ihm aber die Opposition nicht darbieten, wenn sie es ver— hindern kann. In Kreisen, welche in diesen Dingen gewoͤhnlich gut unterrichtet sind, ist man fest uͤberzeugt, daß vom Koöͤnige bereits die Ermächtigung erhalten habe, waͤhrend 9. Ferien ein neues Kabinet zu bilden. Ünterdessen naͤhert sich

e Bahn der Franzssischen Staatsmänner, immer mehr einer Kri— sis, und wenn die Madrider Regierung nur ein wenig Vernunft entfaltet, so muß sie die Sache zu einer befriedigenden Erledi⸗

sagt dasselbe Blatt:

ßer den Debatten uͤber das Irlaͤndische Ünterrichtswesen und uͤber die Irlaͤndische Armen-Bill, welche erst am Donnerstage, wenn es zur Abstimmung uͤber das

erste bedeutende im Ausschusse von Seiten der Opposition bean—⸗ tragte Amendement und zur Diskussion der ausgesetzten Klauseln kommt, ihre eigentliche Probe zu bestehen haben wird, in den letzten Tagen noch im Parlamente zur Entscheidung ge— langte, war der Lehrlings-Zustand der Neger in den Westindi— schen Kolonieen. Es war wohl vorauszusehen, daß das Unter haus, wenn die Minister es ernstlich dazu aufforderten, in einer vollen Versammlung auf seinen fruheren Beschluß zuruͤckkom— men wuͤrde, durch den es bei Gelegenheit der Stricklandschen Motion die Fortdauer jenes Zustandes bis zu dem urspruͤng⸗ lich festgesetzten Zeitpunkte, dem J. August 18310, fuͤr ange— messen und gerecht erklärt hatte, und es hat sich die nach der unerwarteten Annahme der Wilmotschen Resoiution ausgesprochene Vermuthung vollkommen bestaͤtigt, daß die— ser entgegengesetzte Beschluß nur durch eine Ueberrumpelung des Hauses zu erklaͤren sey, welches, als die Resolution zur Abstimmung kam, gerade nicht sehr zahlreich verfammelt war. Der gestrige Antrag der Minister war zwar nicht direkt auf Zuruͤcknahme jener Resolution gerichtet, wird aber, der Sache nach, dieselbe Folge haben, als wenn das Haus den auf Sir E. Wilmot's Antrag gefaßten Beschluß geradesweges wi⸗ derrufen haͤtte, und diese Entscheidung muß um so nachdrucks— voller seyn, da sie in einem ziemlich gefuͤllten Hause erfolgte, denn es waren gestern 432 Mitglieder zugegen, während an jener fruͤheren Abstimmung nur 189 Mitglieder Theil nahmen. Die Verpflichtung, welche die Minister durch die zweite ihrer gestern vorgeschlagenen Resolutionen übernahmen, daß naͤmlich die Regierung aufs sorgfaͤltigste darauf bedacht seyn wolle, den Negern wahrend ihrer noch uͤbrigen Lehrlingszeit eine milde und gerechte Behandlung von Seiten ihrer Herren zu sichern, und daß auch nach der im Jahre 18310 eintretenden voͤlligen Freiheit der Ersteren fuͤr ihre Wohlfahrt angelegent— lichst gesorgt werden solle, mag wohl mit dazu beigetragen ha— ben, daß ihre Resolutionen mit einer Majoritaͤt von 72 Stim—⸗ men durchgingen, so sehr auch die Freunde der unverzuͤglichen Emancipation sich in der letzten Zeit bemuͤht haben, das Land fuͤr ihre Ansichten zu gewinnen und durch Aufregung des Volks zu ihrem Ziele zu gelangen. Sie haben auch ihren Plan noch keineswegs aufgegeben, denn heute hielten sie bereits wieder eine Versammlung, in welcher neue Beschluͤsse zu Gunsten der

Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten wurde neulich von einem Mitgliede des Unterhauses gefragt, ob die Regierung eine offizielle Nachricht daruͤber erhalten habe, daß kurzlich ein bedeutender Theil des Brasilianischen Gebiets und des Britischen Guiana von Franzoͤsischen Truppen militairisch

Ueber den jetzigen Stand der Verhaͤltnisse in Frankreich „Die Verhandlungen in den Franzoͤ—

stattgefun⸗ e es keine Partei⸗Debatten oͤrper sich hona de mit den

Die Sache scheint sich

u verhalten: Guizot, Thiers und die anderen parlamenta—

Das Ministerium kann nicht ieser gedemuͤthigt werden, als es schon geschehen ist, und die Eine solche Gelegenheit

Herr Guizot

Spanische Frage, dieser große Stein des Anstoßes auf der

ung bringen können.“

wie zu erwarten war, da die Debatte uͤber die Frankreich geneigt ist, diese Sache

Obgleich das Oberhaus sich gestern den ganzen Abend hindurch, bis nach Mitternacht, mit der Ir— ländischen Armen - Bill beschaͤftigte, so ist dieselbe doch, wie aus den Parlaments⸗Verhandlungen zu ersehen, nicht weiter gefoͤrdert worden, da die Gegner derselben noch einen Versuch machten, sie gar nicht erst in den Ausschuß gelangen zu lassen, woruͤber sich am Ende kein einziger Pair fand, der jenen Versuch direkt durch sein

so ziemli Sinne zu behandeln, wie die anderen gi gm hem

König der Belgier ist zwar ganz auf die Wunsche fe thanen eingegangen und thut sein Möglichstes, 28 . lipp's Unterstuͤtzung zu erhalten. Dieser bedachtige 31 2 soll aber den Forderungen seines Schwiegersohnes weni n munterung haben angedeihen lassen, und Belgien muß ö 1. dazu anschicken, das ganze streitige Gebiet an Holland! liefern, wenn die beiden Maͤchte nicht ihre Stieirigteit un freundschaftliche Weise unter einander allein ausgleichen n Was die Frage wegen der gemeinschaftlichen Schuld 22 si will, Kadwäs hape die Wnsich zer Belzig unh daß das Land billiger Weise fuͤr die Kosten enschaädigt er muͤsse, welche ihm die bedeutende Streitmacht oerursace fn die es so lange beibehalten mußte, deren es aber unten ö Uünstünden nicht bedürst Zäͤtte. Kuch einige Handelt ghherh verlangt der König der Franzosen fuͤr Belgien, der Fin heil Niederlande aber scheint nicht gesonnen, sie zu bewilliʒn! der

Marie Tagliont ist gestern von Boulogne in Dorer a

kommen und wird heute hier erwartet. 2 Am Sonnabend ist das Dampsschiff „Sirius“ u su Eork ö

zweiten Amerikanischen Reise von hier nach

Nach Berichten aus Jamaika vom 28. April atte Joinville mit seinem Gefolge auch dieser Inss⸗ nen Besuch abgestattet. h

Niederlande.

Amsterdam, 29. Mat. Das „Handelsblad“ lit von seinem Korrespondenten in London unterm 2Zösten Folgendes melden: „Es wird Ihren Lesern gewiß angen seyn, zu vernehmen, daß alle funf Mächte, deren Gesandin Londoner Konferenz bilden, einstimmig beschlossen haben, n Traktat der 246 Artikel mit König Wilhelm zu unterzeichn Das Haager Kabinet muß in dieser Beziehung dieser Tage ut tige Mittheilungen erhalten haben, so daß man sich mit Grun bei Ihnen schmeicheln kann, daß der Abschluß des Trahit zwischen Ihrer Regierung und den fuͤnf Hoͤfen in kurzer j ausgefuͤhrt werden soll. Die mit allen Grundsaͤtzen des Ki kerrechts, aufrichtiger Treue und weiser Politik streitenden wegungen, die man durch allerlei Aufhetzereien in g gien jetzt zu Wege gebracht, und deren so unguͤnstiges Ahn chen von der verstaͤndigen Haltung des Hollaͤndischen M kes, hatte die entgegengesetzte Wirkung von dem herrn gebracht, was man davon (in Belgien) erwartete. Statt zn Maͤchten Furcht einzujagen, hat man sie mit Indignation n fuͤlt und bei ihnen den festen Entschluß erzeugt, keine wein Nachgiebigkeit einem Lande angedeihen zu lassen, das schj wenig wuͤrdig zeigt, eine Stelle in der Reihe der unabhaͤnghn Staaten einzunehmen. Eine bedeutende Macht hat sich' jn mentlich deshalb zu Bruͤssel auf die nachdruͤcklichste und ernsts Weise erklaͤrt, und seinen unabaͤnderlichen Beschluß zu erkenn gegeben, nicht zu dulden, daß sich Belgien auch nur in einn Hinsicht Verpflichtungen entziehe, welche diesem Lande aus den Traktat entsprungen, dem es seine Existenz zu verdanken un wozu es sich verbindlich gemacht habe.“

Das Handels blad sagt ferner: „Die Belgischen Blaͤtün sind seit einigen Tagen wieder mit Adressen aus Limburg um Luxemburg gegen die Annahme der 24 Artikel und mit Proclz, mationen sogenannter patriotischer Vereine angefuͤllt, wesche be zwecken, den Geist des Widerstandes in diesen Provinzen reg ö zu halten oder noch mehr zu entflammen. Alle sind in einen und demselben Tone abgefaßt und aus den wenigen Proben welche wir davon geliefert haben, sind alle anderen kennen; lernen. Wir nehmen denn auch keine derselben mehr auf, um um so weniger, da die hochtrabenden Reden von Heldenmus und Vaterlandsliebe, dem Kennzeichen aller Belgischen Proeln mationen, endlich auf uns einen unangenehmen Eindruck ma . und deren Durchlesung eher laͤstig werden als genüͤgn muͤßte. ;

Belgien.

Luͤttich, 27. Mai. Der Courrier de la Meuse, der seinen Unmuth daruͤber, daß Herr Neef, Burgemeister von Tilff, bei den letzten Wahlen den Sieg davongetragen, nicht verbergen kann, troͤstet seine Leser damit, daß die Masoritaͤt mi unbedeutend gewesen. (Herr Neef hatte bei 858 Waͤhlern mi 32 Stimmen mehr als sein Mitbewerber, Herr de Longrer, Es werde dies, meint das gedachte Blatt, den Gegnern ej Beweis seyn, daß die Partei des Bischofs doch noch nicht ss zusammengeschmolzen sey, als man gern ausgeben moͤchte. N. man koͤnnte die letzte Abstimmung sogar als eine Art von Stn fuͤr diese Partei betrachten, da bei den vor zwei Jahren stal gefundenen Wahlen die aufgeklaͤrte Partei eine bedeutend gt, ßere Majoritaͤt, als diesesmal, fuͤr sich gehabt habe.

Gestern haben sich saͤmmtliche Einwohner von Tilff zu ih rem Burgemeister begeben, um ihm zu dem Siege, den er be der Wahl in Luͤttich davongetragen, ihren Gluͤckwunsch abph statten. Bei den letzten Wahlen sind uͤbrigens auch an ane ren Orten der Provinz alle diejenigen Mitglieder der Pro zial-⸗Deputation, die fruher in der bekannten Tilffer Angelegn

nicht wieder gewaͤhlt worden.

Deutschland.

Lubeck, 31. Mat. (Börsenhalle.) Das Dampschf „Nicolai J.“, Capitain Stahl, mit 132 Passagieren und z Mann Besatzung am Bord, ist auf der Reise von St. Peters burg nach Travemuͤnde, Nachts zum 31. Mai zwischen il um 12 Uhr, unter Groß⸗-Kluͤtz, circa eine Meile von der Ttabe— muͤnder Rhede entfernt, in Brand gerathen. Folgendes sͤd die naheren Umstände des ungluͤcklichen Ereignisfes: „Die Reise von St. Petersburg war vom schonsten Kn begleilel gestern Morgen (den 36. Mai), ward die Post bel Ri— gen abgegeben. Abends gegen 11 Uhr, als alle Damen und Kinder schon ihre Schlafstellen gesucht, die Her ren aber noch an der Abendtafel oder an den Spiel tischen versammelt waren, erscholl der Schreckensruf, der Schiff brenne! Bald sah man auch den Rauch und die Fun— ken aus dem Raume, wo die Heizkammer sich befindet, aufstei⸗ en. Capitain Stahl, welcher die Geistesgegenwart nicht verlot, enutzte die noch wirkende Krast der Maschine, um dem Lande zuzusteuern, und ließ nur die Handspritzen wirken; denn durh ein Stillstehen der Maschinen und Anwendung der Dampsspritz wuͤrden, bei dem Mangel an hinlaͤnglichen Böten und den 3 dann eingetretenen verzweifelten Kaͤmpfen und Wirren, m en cherweise saͤmmtliche am Bord befindlichen Personen ihren . in den Flammen oder in den Wellen gefunden haben. 2 euer griff so rasch um sich, daß es nur eben gelang, 3j chiff bei Kiuͤtz, etwa 106 Schritte vom Lande entfernt, au

In Bezug auf die mn, ,, . Angelegenheiten „Wir glauben versichern zu konnen, daß

den Strand zu fetzen. Außer der 33 Mann starken Besatzung

zumal bei der uͤberaus amts-Direction in allen ihr anvertrauten Angelegenheiten, mit

heit Partei fuͤr den Bischof van Bommel genommen halten, .

; 132 Passaglere mit 11 Wagen am Bord. Die ele d mn 22 war nun auf 's Höchste gestiegen, ein * wollte zuerst gerettet seyn; mehrere Passagiere sprangen 2 Vasser, andere wollten mit Gewalt das Boot losmachen, inechs aber zerbrach. Alle sind indeß gerettet, bis auf funf. e onen, welche vermißt werden, nämlich ein Hr. von Golow— Ef Loder Golowin), und ein Diener des Russischen Kabinets⸗ Wurler Herrn Markeloff, (beide Leichen sollen bereits angetrie sen seyn) ferner ein Herr Meyer, der einer Zucker⸗Fabrik des Herrn Baiard in St. Petersburg vorstehen soll, so wie 2 Mann von der Schiffsbesatzung. Von den eil Wagen sind zwei uͤber Vord geworfen, die übrigen sind verbrannt, so wie denn auch in größer Theil der Passagier,- Effekten verloren ist. Auch das ei 6 Deisen und die Depeschen dreier Couriere haben nicht r werden koͤnnen. Von Kontanten soll nur ein Faß Bord an Bord gewesen seyn, in dessen Wiederbesitz man noch U gelangen hofft. Capitain Stahl, welcher nur mit Rettung ; ? af iere beschaftigt war, hat ebenfalls weder seine Effek⸗ 24 och Papiere gerettet. Die Mehrzahl der Passagiere ist , ohne Schuhe und Kopfbedeckung angekommen. Das Schiff ist bis zum Wasserspiegel aufgebrannt und wird nichts verabsaͤumt, aus dem Rumpf des Schiffes zu bergen, was moglich ist. Das Schiff ist in London versichert. Ueber die Entstehung des Feuers laßt sich noch nichts mit Gewißheit sagen; einerseits meint man, daß sich aus den in feuchtem Zu— stande eingenommenen, noch mit Eis vermischten Kohlen brenn— hares Gas entwickelt habe, andererseits meint man, daß der Brand wahrscheinlich in der Maschine entstanden sey.“

Leipzig, 2. Juni. Seit dem Ende der Ostermesse und nachdem uns auch die auswaͤrtigen Buchhaͤndler und de— ren Geschaͤftsfuͤhrer verlassen haben, ist es, in merkantilischer Hinsicht, ungewoͤhnlich still bei uns geworden, da auch die Be— sitzer von Sommerwohnungen in der Umgegend der Stadt diese bezogen haben, obschon die Witterung hierzu nicht sehr einladend ist. Ob der ehestens beginnende Wollmarkt erneuer— tes Leben in unsere Stadt bringen wird, moͤchte schwer zu be— stimmen, doch kaum zu vermuthen seyn; viele Geschaäͤfte werden an Ort und Stelle und lange vor Eintritt des Marktes ge— schlossen, und wer ja seine Wolle aus etwas entfernter Gegend hierher bringt, sucht sie bald zu verkaufen, und je eher desto lieber zuruͤckjureisen, da Leipzig, wie man seit Jahren schon gefunden, ein theures Pflaster ist, und wir, außer den Messen, die gewoͤhnlichen Winterfreuden und jetzt unsere Dampfwagen— Fahrten abgerechnet, wenig besitzen, was den Fremden auf län⸗ gere Zeit hier zuruͤckhalten koͤnnte. Auch sonst findet in dem öffentlichen Leben eine Stille und Einsoͤrmigkeit statt, die nur seiten unterbrochen wird. Die Weigerung der hiesigen Stadt— verordneten, die vom Ministerium des Innern anbefohlene Wahl eines Stadt-Rathes vorzunehmen, die deshalb unter— zeichnete Protestation des größten Theils der ersteren, die sich unter Anderem auf eine Nichtbeachtung der Staädte-Ordnung Seitens des Ministeriums gründen soll, und die Besprechun— gen daruͤber, was wohl das Resultat seyn, welche Schritte weiter das Kollegium der Stadtverordneten in dem unerwar— teten Falle der Verwerfung thun werde, sind das einzig Be— merkenswerthe, weil darin ein ernster Widerstreit verschiedener Interessen des constitutionnellen buͤrgerlichen Lebens in unserem Leipzig zu erkennen ist. Von anderer Bedeutung sind die muth— maßlich streng eintretenden Maßregeln wider die Frechheit un— serer periodischen Journalistik, die durch einen Artikel in einem hiesigen Blatte zweiten Ranges, der allgemeinen Tadel fand, den hoͤchsten Grad erreicht hat. Das neue Postge— baͤude an der Ecke des Grimmaischen Steinwegs ist schon so weit fertig, daß man mit dem Abputzen der Außenseiten be— gonnen hat, und gleichzeitig der weitere innere Ausbau, und die Einrichtung der Räume vorgenommen wird. Man kann, roßen Thaͤtigkeit unserer Ober-Post⸗

Gewißheit erwarten, daß das Gebaͤude im August 8. J. voͤllig

fertig und bezogen seyn wird. Ob und in welchem Maße dann,

zur Erleichterung des korrespondirenden Publikums, Briesposten in einzelnen Theilen der Stadt errichtet werden, ist noch nicht vollständig erörtert worden. Mit gestern hat die Verzinsung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Actien begonnen, doch der Cours der letzteren sich darum keineswegs gesteigert, im Ge— gentheil sind sie mit 931 notirt worden, wozu vielleicht der über Ludwig Ritter's Vermoͤgen enstandene Konkurs Anlaß gegeben hat, da dieser Banquier unter Anderem im Besitze von mehr als 2100 Actien gewesen seyn soll, die er zu 13 pCt. über pari gekauft haben mag. Die Personen-Frequenz bei den Dampfwagen-Fahrten erhalt sich nicht allein, sondern ist im Steigen begriffen. Am Himmelfahrts⸗-Feste sind 1923 Per“ sonen, und am 27. Mai 1726 gefahren. Am 16. Juni soll die Bahn von Dresden aus bis nach Kotzschenbrode eroͤffnet werden.

Frankfurt a. M., 31. Mai. Die Belgischen Blaͤt⸗ ter fahren fort, Bericht zu erstatten uͤber die Vorbereitungen, welche man namentlich in dem Großherzogthum Luxemburg tref— sen soll, um sich moͤglichen Falls mit Gewalt der Ausfuͤhrung den 21 Artikel widersetzen zu koͤnnen. Gerade diese Vorgaͤnge aber, welche uͤberall augenblickliche Ahndung des Gesetzes zur Folge haben wuͤrden, müßten, wenn es nothwendig waͤre, die Maͤchte der Londoner Konferenz um so mehr uͤberzeugen, daß die Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung in den Niederlan— den den Vollzug der vielbesprochenen 24 Artikel durchaus ver— langt. Man scheint freilich geneigt zu seyn, aus der Antwort, welche der Deputation bei Ueberreichung der Adresse des Bel— gischen Senats zu Theil geworden, einen Schluß zu ziehen, welcher die Hoffnungen der Belgischen „Patrioten“ rechtferti⸗ gen koͤnnte. Wenn aber dieses der Fall waͤre, so ist es um so unverzeihlicher, daß dessenungeachtet die Belgischen „Patrioten“

mit ihren nirgends zu rechtfertigenden Demonstrationen fortfah—

fen und mithin ihrer Regierung wenig Vertrauen bezeugen. Sicher hegt aber die Belgische Regierung zu sehr die Ueber— zeugung der unmdͤglichen Erfuͤllung der ungemessenen Forderun— gen der Belgischen „Patrioten“, als daß sie Versprechen geben sollte, welche ihr späͤter nur eine peinliche Verlegenheit be— reiten mußten. Keiner Frage mag es jedenfalls mehr unterlie⸗ gen, daß die Hollaͤndisch-Belgische Differenz nur auf Grund des Traktats geschlichtet werden kann und wird, welcher am November 1831 von den fuͤnf Großmaͤchten und Belgien unterzeichnet und nun auch eventuell von Sr. Majestaͤt dem oͤnig der Niederlande angenommen worden. Dabei aber ver— steht es sich von selbst, daß man Vorkehrungen zu treffen weiß, welche verhüten, daß die Ruhe in den zu theilenden Provinzen gestoͤrt und die Existenz der neuen Ordnung der Dinge in Bel— gien bedroht werde. 8 Nachdem der Nachfolger des seitherigen Praͤsidirenden der undes-Militair-Kommission, des Generals Freiherrn von

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Welden, hier eingetroffen, wird nun Letzterer in den ersten Ta⸗ gen seine projektirte Reise nach England antreten. Die Frau * 1 hat unsere Stadt auch verlassen und befindet sich u Paris.

J Unsere staͤndige Buͤrger-Repraͤsentation hat zwar den ihr vom Senat vorgelegten Vorschlag zur Konversion und Zinsen“ Reduction unserer oͤffentlichen Schuld verworfen, allein dadurch nicht gerade ausgesprochen, daß sie die Reduction der Zinsen von 4 auf 3 pCt. in keiner Weise wolle. Es steht deshalb zu erwarten, daß sich der Senat mit der staͤndigen Buͤrger⸗Repraäͤ⸗ sentation doch uͤber einen anderweiten Reductions-Plan verei⸗ nigen werde. ;

In unserer Stadt faͤngt es jetzt an, belebter zu werden, da mehr Fremde eintreffen, welche, bevor sie in die Bader gehen, hier einen kleinen Aufenthalt nehmen.

Die Arbeiten an der Taunus-Eisenbahn gehen bis jetzt rasch fort; leicht moglich ist es aber, daß sie in den naͤchsten Wochen eine Hemmung erfahren, wenn bis dahin das Eisen— bahn ⸗Comité nicht mehr Terrain acquirirt hat.

Der hier verweilende ausgezeichnete Maler Rethel, dessen juͤngstes Bild „Daniel in der Loͤwengrube“ so außerordentlichen Beifall erhalten, hat nun ein historisches Gemaͤlde „Gustav Adolph's Tod“ in Arbeit. Man darf sich im Voraus etwas Bedeutendes versprechen.

Luxemburg, 30. Mat. Das Journal de Luxem— bourg enthaͤlt nachstehenden Artikel. „Am 28. Mai wurde man zu Luxemburg unterrichtet, daß in den Dorfschaften Ho—⸗ 3. und Niederanwen, die in dem strategischen Rayon der festung liegen, die Belgische Fahne auf dem Glockenthurm der Kirche aufgepflanzt worden sey. Die Militair-Patrouillen kon statirten bald die Wahrheit der Thatsache. Da nun nach einem von dem Festungs⸗Gouvernement ausgegangenen, allen Burge— meistern der im Rayon befindlichen Gemeinden eroͤffneten Be— fehl dergleichen Demonstrationen untersagt sind, und zwar bei Strafe persoͤnlicher Verantwortlichkeit der Gemeinde⸗Obern und militairischer Execution, so wurde der Burgemeister von Ho⸗ stert und Niederanwen aufgefordert, die Fahne wegnehmen zu lassen. Da diese Aufforderung ohne Erfol lieb, wurden vier Compagnieen der Garnison auf Niederan— wen und Hostert dirigirt, um die Doͤrfer zu besetzen, das revolutionaire Zeichen wegzunehmen, auch die Anstifter die⸗ ser Unordnung zu verhaften und nach der Festung zu bringen,

im Fall sie aber die Flucht ergriffen haͤtten, die Dorfschaften be⸗—

setzt zu halten und den Truppen Proviant liefern zu lassen. Die Behoͤrden (Dorf⸗Obern) hatten das Weite gesucht, um sich der Verantwortlichkeit zu entziehen; somit wurden die Einwoh- ner requirirt, der Truppen⸗Abtheilung Unterhaltmittel zu liefern. Am Tage darauf, 29. Mai, ließ der Militair-Gouverneur, ohne Zweifel in Betracht ziehend, daß die friedlichen Einwohner die Opfer einiger Boͤswilligen seyen, die Truppen wieder in die Fe⸗ stung zuruͤckkommen, nachdem er jedoch die Dorfbewohner aufs ausdruͤcklichste hatte warnen lassen, wenn sich eine solche Unordnung erneue, werde rasche und strenge Strafe ein— treten. Die Truppen haben bei diesem Vorgang ein uͤber jedes Lob gehendes Beispiel von Mäßigung und Mannszucht gegeben. Nicht der geringste Exceß ist vorgefallen. Die Bewohner der zwei Doͤrfer sollen, wie man uns versichert, in Zukunft von der Beschäftigung bei den Festungsbauten aus— geschlossen werden. Eine große Anzahl dieser Einwohner hat vor, sich an den Burgemeister zu halten, um auf seine Kosten Entschaͤdigung fuͤr ihre Lieferungen zu erlangen. Dahin fuͤhrt boͤser Wille ünd Sorglosigkeit der Kömmunal-Obern, denen die Pflicht obliegt, fuͤr die oͤffentliche Ruhe zu wachen, und die doch Excesse dulden, welche durch nichts zu entschuldigen sind und deren Opfer die unter ihrer Verwaltung stehenden Dorf— bewohner werden.“

Oesterreich.

Wien, 30. Mai. Der fuͤr die Kroͤnung Ihrer Ma⸗ jestaͤt der Koͤnigin Victoria von England ernannte außerordent— liche Botschaftéer Sr. Majestaͤt des Kaisers von Oesterreich, Fuͤrst Adolph von Schwarzenberg, hat am 26sten d. M. mit zahlreichem Gefolge, worunter sich mehrere junge Edelleute des Kaiser-Staates befinden, die Reise nach London angetreten.

Die heute bei Gelegenheit des Namensfestes Sr. Maje—⸗ stät des Kaisers stattgehabten Feierlichkeiten waren von der herr— lichsten Witterung beguͤnstigt. Im Lustschlosse von Schoͤnbrunn ist diesen Mittag große Familien⸗Tafel. Se. Durchlaucht der Haus-, Hof und Staats-Kanzler, Fuͤrst von Metternich, giebt

eute in seinem Sommer-Palais am Rennweg eine glaͤnzende Soirée dansante, wozu uͤber 400 Personen Einladungen erhalten

aben. ö Se. Koͤnigl. Hoheit der Erzherzog Ferdinand von Este schickt sich zur Reise nach Lemberg an, um daselbst seine Func— tionen eines General-Civil- und Militair⸗Gouverneurs von Ga—⸗ lizien wieder zu uͤbernehmen.

Se. Kaiserl. Hoheit der Schiffs-Capitain Erzherzog Frie⸗ drich, Sohn des Erzherzogs Karl, welcher von seiner letzten Krankheit wieder vollkommen sich erholt hat, ist im Begriff, eine groͤßere Seereise anzutreten. Es werden hier verschiedene Gegenstaͤnde von Werth mit dem Buchstaben „F“ versehen ver⸗ fertigt, die ohne Zweifel zu Geschenken auf dieser Route be— stimmt sind.

Se. Durchlaucht der Herzog von Nassau hat vorgestern

Wien verlassen, um sich nach seiner Residenz Bieberich zuruͤck— zubegeben, von wo aus er erst spaͤter den Badeort Kissingen besuchen wird. 9.

Aus Belgrad ist der Oberst und Adjutant des Fuͤrsten Mi— losch von Serbien, Herr von Simich, hier ein, etroffen. .

Im Laufe voriger Woche ist der bekannte Architekt, Ritter Leo von Klenze, in Begleitung des Herrn von Kobell, auf der Donau von Regensburg hier angekommen. Wie man vernimmt, haben die beiden genannten Herren die Reise hierher im Auf— trage Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von Bayern zu dem Zwecke unternommen, um auf den Grund einer genauen Inspizirung geeignete Vorschlaͤge zu der so wuͤnschenswerthen Regulirung des Donaubettes zu machen. Auch von Oesterreichischer Seite scheint man ernstlich an Ausfuͤhrung diesfaͤlliger Plane zu denken.

Am 27sten hat sich der Diener des zweiten Secretairs der Tuͤrkischen Botschaft, Alisch Efendi's, in der Donau den Tod gegeben. Man kennt das Motiv dieses muthmaßlichen Selbst— mordes, eines unter den Tuͤrken fast unerhörten Falles, noch nicht mit Genauigkeit, vermuthet jedoch, daß nur Heimweh den Ungluͤcklichen den dem heimathlichen Gestade zufließenden Wogen zugefuͤhrt habe.

Schweiz. Die Hannoversche Zeitung schreibt aus der Schweiz vom 29. Mai. „Die Absicht der politischen Partei, welche die

Schwyger Unruhen dazu benutzen wollte, in der Eidgenossen⸗ schaft neue Verwirrungen zu veranlassen, wird gluͤcklicher Weise nicht erreicht werden. Von einer Trennung des Kantons oder von einer politischen Reorganisation desselben will man in der Schweiz nichts wissen, Und das auffallende Benehmen des Vorortes hat vielfache Mißbilligung nicht nur von privatlicher Seite gesunden, sondern es haben auch selbst 2 Staͤnde, wie z. B. Baselstadt und Neuchatel, ihren Tadel daruͤber auf offizielle Weise ausgesprochen. Diese Aeußerungen scheinen auf den Vorort einigen Eindruck gemacht zu haben, denn schon bemerkt man, daß derselbe einlenkt und weniger Parteilichkeit als fruͤher fuͤr die sogenannten Klauenmaͤnner fetzt. Zu einer solchen Veranderung in seinem Benehmen soll aber auch we⸗ sentlich die von den eidgenossischen Kommissarien gemachte Entdeckung beigetragen haben, daß die liberale Partei von Schwyz in Bezug auf stattgehabte Erkaufung von Stimmen Behufs der Erreichung von Parteizwecken und anderer unge— setzlichen Umtriebe den Hornmaͤnnern in Nichts nachstehe. Oeffentlich sind freilich die Resultate der Untersuchungen besag⸗ ter Commissaire bis jetzt noch nicht geworden. Ohne Zweisel werden nun in kurzem unter Eidgenossischer Aufsicht die Schwy⸗ zer zu einer allgemeinen Landesgemeinde wieder zusammentreten und die Parteien bei dieser Gelegenheit auf friedlichem und gesetzlichem Wege mit einander sich verstaͤndigen. Dies wenigstens ist der Wunsch aller verstaͤndigen und einflußreichen Maͤnner der Schweiz. Ueber den oͤffentlichen Zustand von Wallis liefen in der letzten Woche sehr beunruhigende Geruͤchte bei uns um. Die neuesten Berichte aus diesem Kantone zeigen, daß jene zwar nicht ganz grundlos waren, daß sich jedoch die dortige politische Bewegung auf die Errichtung von einigen so— genannten Freiheitsbaͤumen im unteren (Franzoͤsischen) Theile des Wallis und auf einen von Seiten seiner Bewohner lebhaft ausgesprochenen Wunsch beschraͤnkte, hinsichtlich der Repraͤsenta—⸗ tionsrechte mit dem obern (Deutschen) Wallis auf gleichen Fuß gestellt zu werden.“

Italien.

Florenz, 2. Mai. Am 23sten d. M. ist Se. Königl. Hoheit der Prinz Leopold, Graf von Syracus, mit seiner Ge— mahlin von Neapel hier eingetroffen.

Spanien.

Madrid, 22. Mai. Durch ein Koͤnigliches Dekret wird dem Grafen von Ofalia, bis zur Herstellung des Generals Latre, interimistisch das Portefeuille des Kriegs-Ministeriums uͤbertragen.

Gestern ist der Herzog von Fezensac, Franzoͤsischer Bot⸗ schafter am hiesigen Hofe, mit seinem Gefolge hier angekommen.

Am 9. Mai griff Guergus das Fort Nauclares auf der Straße von Vittoria nach dem Ebro an. Die kleine Garni— son desselben, welche aus einer Compagnie Provinzialen besiand, vertheidigte sich tapfer und kapitulirte erst, als die Karlistische Artillerie eine Bresche geschossen hatte. Espartero, welcher zum Entsatz herbeieilte, kam zu spaͤt. Die Karlisten hatten Naucla—⸗ res bereits wieder verlassen, nachdem sie es vorher angezuͤndet. Es soll jetzt ein neues Fort erbaut werden, jedoch in einiger Entfernung von dem alten, welches von den umliegenden Ber— gen beherrscht wurde und daher leicht zu nehmen war.

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Konstantinopel, 8. Mai. (Journ. de Smyrney). Die Regierung beginnt die durch die letzten Reformen in der Verwaltung bezweckten Veranderungen auszufuͤhren. Durch hohe Bestimmung ist das System der Kaͤuflichkeit, welches auf einer langen und bis jetzt geduldeten Gewohnheit beruhte, ab— geschafft worden. Alle öffentlichen Aemter werden jetzt so be— setzt werden, daß ihre Inhaber keinen Vorwand finden wer⸗ den, sich einer dem Wohle des Volkes im hoͤchsten Grade schaͤd⸗ lichen Habsucht hinzugeben. Die Großwuͤrdenträger empfangen schon so bedeutende Gehalte, daß sie davon anstaͤndig und ihrer Wuͤrde gemaͤß leben koͤnnen. Es ist ihnen jetzt ausdruͤcklich untersagt, irgend ein freiwilliges oder erzwungenes Geschenk u fordern oder anzunehmen, oder ihr Vermoͤgen durch Ver— kau ihres Einflusses zu vergrößern. Der Sultan scheint fest entschlossen, uͤber der genauen Befolgung dieser Maßregel, von der man sich die wohlthaͤtigsten Folgen verspricht, zu wachen. Man ist jetzt mit der Festsetzung der mit jedem Ame verbun⸗ denen Einkuͤnfte beschaͤftigt. Die drei ersten Minister beziehen ein monatliches Gehalt von 75,000 Piastern, der Premier— Minister 90, 000 Piaster.

Der Russische Geschaͤftstraͤger, Herr von Ruͤckmann, ist auf dem „Ferdinand“ nach Bucharest abgegangen. Der Legations⸗ Rath Fuhrmann wird ihn hier ersetzen. Uebrigens wird, wie es heißt, Herr von Butenieff bald hierher zuruͤckkehren und Herr von Ruͤckmann dann auf seinem Posten in Bucharest bleiben.

Der Geschaͤftstrager des Fuͤrsten der Wallachei, Nikolaus Aristarihi, hat ein Dampfschiff gemiethet, auf welchem er mit seinem Bruder Miltiades ,, nach Galatz abgegangen ist. Der angebliche Zweck seiner Reise ist die Vermählung sei— ner Schwester; aber man hat einigen Grund, zu glauben, daß er der Ueberbringer eines Firmans der hohen Pforte ist, in welchem die Walachischen Bojaren, die die Opposition gegen den Fuͤrsten Alexander Ghika bilden, scharf zurechtgewiesen

werden.

nischen Flotte, welche 40 Segel zahlen soll.

Man spricht von der bevorstehenden Abfahrt der Ottoma— Die Bestimmung derselben ist noch unbekannt. Es heißt, daß dieselbe den Sultan auf seiner schon lange beschlossenen Reise begleiten soll; von andern Seiten werden dagegen Kriegs- Geruͤchte verbreitet. Saͤmmtliche zur Flotte gehörigen Schiffe sind sehr sorgfaͤltig in Stand zescg worden, und mit Vorraͤthen aller Art reichlich versehen. Rach dem äußern Anblick zu urtheilen, befindet sich dieselbe in einem vortrefflichen Zustande. l

Der Moniteur Ottoman enthaͤlt einen Artikel, durch welchen die Gelehrten im Auslande, welche dem Sultan irgend ein Werk zu verehren die Absicht haben, auf die Nothwendig⸗ keit aufmerksam gemacht werden, vorlaufig zu diesem Ende die Erlaubniß Sr. Hoheit im geeigneten Wege einzuholen.

In diesen Tagen kam in Galatg ein Pestfall vor. Der Erkrankte ist ein Grieche, den man alsbald in s Hospital schaffte, Diese seltenen und vereinzelten Faͤlle verursachen indeß keinen großen Schrecken, und man ist vielmehr der Meinung, daß die Hauptstadt in diesem Jahre von der Pest verschont bleiben wird.

Smyrna, 12. Mai. Ungeachtet der von den Behoͤrden angeordneten Vorsichts⸗Maßregeln ist die Pest hier wieder ein⸗ geschleppt worden. Einer von den Passagieren, die ein Grie⸗ chisches Schiff vor einigen Tagen hier ans Land setzte, ist an der Pest gestorben. Es sind sofort energische Maßregeln ergrif— fen worden, um die Verbreitung der Krankheit zu verhindern.