1838 / 181 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

83

*

8

Irländischen Richter von den ihm uͤberreichten Listen sorgfaͤltig alle Personen ausschlossen, die ihnen nicht als entschiedene Orangisten bekannt waren. Dies nun veranlaßte den Lord Lyndhurst zu seinem obigen Antrage, der von Lord Brougham bereitwilligst unterstuͤtzt wurde. Es entspann sich daruͤber eine lange Debatte, in der es sich r , m ln um juri⸗ kisc⸗ Formalitaͤten handelte. Von ministerieller Seite wurde emerkt, daß Lord Mulgrave nichts Anderes gethan, als was der Herzog von Northumberland, der Graf von Haddington, der Marquis von Wellesley, der Marquis von Anglesey und ver⸗ 2 noch viele andere Lord-Lieutenants von Irland vor ihm gethan, ohne daß jemals ein Versuch gemacht worden wäre, die Gesetzlichkeit ihrer Handlungsweise in Zweifel zu stellen; habe Lord Mulgrave vielleicht zwanzigmal es auf sich

genommen, Sheriffs zu ernennen, die auf den Listen der Nich⸗

ter nicht verzeichnet gewesen, wahrend der Herzog von Nor—

thumberland etwa nur in zwei oder drei Fällen so gehandelt,

so x doch nicht einzusehen, inwiefern die großere Häufigkeie der Handlung dieselbe ungesetzlich oder verfassungswidrig ma— chen sollte, denn was in zwei oder drei Fallen gesch sey, muͤsse es auch in zwanzigen seyn, und Lord Mul—⸗ grave könne nicht dafur, daß ihm die von seinen To— ryistischen Vorgängern ernannten Richter nur anerkannte Orangisten zu Sheriffs vorgeschlagen, also Maͤnner, von denen es allgemein bekannt sey, daß sie sich unter einander verbunden atten, um die Gesetze zu uͤbertreten. Der Marquis von lanricarde schlug daher im Sinne der Minister als Amen⸗ dement zu der Lyndhurstschen Motion vor, daß die beantragte a , nicht in so enge Graͤnzen eingeschraͤnkt werden, sondern den allgemein befolgten Gebrauch umfassen solle, das heißt eben so wohl das Verfahren fruͤherer Verwaltungen, wie das des Grafen Mulgrave, der in den letzten vier Jahren in Irland so allgemeine Zufriedenheit erregt habe und nur von einer kleinen Koterie selbstsuͤchtiger Politiker angefeindet werde, die aus ihrer Religion einen Handels⸗-Argikel machten, um damit Aemter und Einfluß zu erlangen und Alles 6 bedräcken, was nicht zu ihrem unmittelbaren Anhang gehöre, er Oberrichter, Lord Den man, machte die Beinerkung, daß lber die rn mn der Sheriffs uberhaupt in e

sich das Gesetz i * hr schwankenden und unbe⸗ In

England wie in Irland in einem friedigenden Zustande befinde, eine Ansicht, der auch der Her⸗ zog von Rihm ond beipflschtete, wogegen Lord Brougham Re nicht gelten lassen wollte. Die Motion wurde schließlich in der vom Marquis von Clanricarde amendirten Form, in der se sich nun auch auf die Zeit vor 1835 erstreckt und die Tory⸗ erwaltungen mit umfaßt, ohne Abstimmung angenommen,

n ,. Sitzung vom 25. Juni. Als heute Lord John Rufsselt auf die dritte Lesung der Irländischen Muni— ipal Bill antrug, machte die Opposition noch einmal den Ver⸗ uch, diese Maßregel zu beseitigen. Lord Francis Egerton fahrte den Reigen an und beantragte geradezu, daß die Bill erst in drei Monaten zum drittenmale verlesen, das heißt, mit

anderen Worten, daß sie verworfen werden solle. Herr Em er—⸗

son Tennent unterstuͤtzte dies Amendement. Beide gingen davon aus, daß durch den Widerstand, den die Minister der von Sir Robert Peel vorgeschlagenen, nach der Armen“ Taxe abzuschätzenden Zehnpfund⸗ Qualification fuͤr die Munigipal⸗ Wähler geleistei, indem sie eine Reduction dieser Qua—⸗ lification auf fuͤnf Pfund durchgesetzt, die guten Ab⸗ sichten der Konservaiiven mit Bezug auf diese. Bill vereitelt worden seyen, denn die Minister haͤtten ihren Gegnern in dieser Maßregel auch nicht den leisesten Schatten von einem Zugestaͤndniß gemacht. Andere Einwendungen gegen die Bill waren, daß man den Irländischen Städten die neue Munizipal⸗ Verfassung ausdringen wolle, guch wo diese nicht darum baͤten, und daß die staͤdtische Polizei⸗Verwaltung den Stadtraͤthen an⸗ vertraut werden solle. Das Haus war uͤbrigens sehr ungedul⸗ dig, und Lord F. Egerton wurde durch fortwahren des Geraͤusch unterbrochen, so daß der Sprecher wohl ein halbes Dutzend mal zur Ordnung rusen mußte. Einiges Aufsehen machte es, daß Herr Baring Wall, ein Tory, obgleich er erklaͤrte, daß er keinesweges zur ministeriellen Partei uͤberzugehen gesonnen sey, sich doch sehr entschieden zu Gunsten der vorliegenden Bill ausösprach und auch fuͤr dieselbe stimmte. „Niemals“, sagte er, „weber auf den Wahlgeruͤsten, noch im Parlamente, habe ich eine andere Meinung geaͤußert, als daß Irland eine vollstaͤndige Munizival⸗ Reform erhalten muͤsse. Ich habe lange uͤber den Verzug geklagt. Nicht darauf sollte man sehen, wie wenig wohl . durfte, um Irland zufriedenzustellen, sondern wie vel man mit Sicherheit gewähren kann. Ich habe schon einmal in meiner bescheidenen Sphäre ein Opfer zu Gunsten Irlands gebracht; ich verlor meinen Parlamentssiz, weil ich für die Emancipation der Katholiken stimmte; was aber auch die Folgen meiner jetzigen Handlungsweise seyn moͤgen, so muß ich doch sagen, daß es nicht gerecht und nicht redlich ist, dem äarmsten Lande des Reichs die hoͤchste Wahlrechts Qualification auferlegen zu wollen. (Beifall.) Wenn auf einer Seite Gefahr wäre, so mochte ich lieber auf der Seite der Liberalität irren, als auf einer anderen, und deshalb will ich lieber für einen Fuͤnfpfund,, als fuͤr einen Zehnpfund ⸗Cen⸗ sus stimmen. Es ist wohl kaum zu glauben, daß eine so ein— sichtsvolle und unabhängig: Koöͤrperschaft, wie das Oberhaus, sich weigern wird, zu ihun, was den wahren Interessen des gesammten Gemeinwesens förderlich ist. Ich bedaure es, daß man sich auf dieser Seite des Hauses zu keinem Vergleich ver— standen hat; aber wie die Sachen jetzt stehen, und nach meiner innigsten Heberzeugung kann ich nicht umhin, bei dieser Gele— benheit das Ministerium zu unterstützen, da ich glaube, daß dasselbe jetzt ganz nach konservativen Grun satzen handelt. ( Gelach⸗ ter und Beifall.) Es ließen sich hierauf noch Herr Grattan, Lord Mor⸗ peth, Sir R. Peel, der Kanzler der Schatz lam mer und einige andere Redner vernehmen; der Gegenstand ist aber schon durch meh— rere Debatten so erschöpst, daß er kein Interesse mehr erregen konnte, und als schließlich noch Lord Stanley das Wort neh— men wollte und mit der Behauptung auftrat, daß beide Sei⸗ ten des Hauses Unrecht hätten, wurde von allen Seiten zur Abstimmung gerufen, weiche 1364 Stimmen fuͤr das Amende⸗ ment und löF dagegen ergab, so daß dasselbe mit einer Majo— ritt von 35 Stimmen verworfen und die Bill unter lautem Beifall zum drittenmal verlesen und angengmmen wurde; 261 Mitglieder von beiden Seiten hatten ihre Stimmen gegen ein ander ausgetauscht. .

Londen, 26. Juni. Gestern sind die Fuͤrstin von Hohen— lohe, der N17 von Sachsen⸗Koburg und der Fuͤrst von Lei⸗ ningen nebf olge zur Krönung hier eingetroffen. Die Zei— tungen fahren fort, uͤber die Vorbereitungen zu dleser Festlich⸗ keit 95 aus fuͤhrllche Derichte zu liefern.

ag den minlsterlellen Möntern werden heute solgende bei

Yilegen zen der Ar nung deschiaffen⸗ Pairg⸗Besßrhetungein und

sen worden.

754

Creirungen angekuͤndigt: Zu höherem 31 sollen erhoben werden die Pairs 36 * Mulgrave, Lord Dundas und Lord King, der Erste zum Marquis von Normanby, der Zweite zum Grafen von Zetland, der dritte zum Grafen von Lovelace und Viscount Oatham; der neu zu creirenden Pairs, von denen einige als älteste Sohne von Pairs jetzt schon einen formellen kords, Titel haben, sind neun an der Zahl, nämlich der Graf von Kintore, Viscount Lismore, Lord Roßmore und Lord Ca, rew, die alle vier unter demselben Namen als Barone zu Pairs erhöben werden, dann der ehrenwerthe William Exaven Caven⸗ dish Ponsonby, der als Baron de Maulen, Herr Charles Han⸗ bury Trach, Esquire, der als Baron Sudeley, Herr Paul Methuen, Esquire, der als Baron Methuen Sir John Wrot⸗ tesley, der als Baron Wrottesley, und der Marquis von Car⸗ marthen, der als Baron Osborne zum Pair creirt wird. Sir J. Wrottesley, Herr Methuen und Herr Tracy sind jetzt Mit⸗

glieder des Unterhauses und gehoren zu den gemaͤßigten Re abgegangen.

or mern. . ; Das Unterhaus beschäftigte sich heute Abend wieder mit einer Diskussion uͤber die Unruhen bei Canterbury.

Dem Vernehmen nach, soll der Kanzler der Schatz kammer nicht geneigt seyn, in dem Engleschen Bankwesen eine Veraͤn⸗

derung vorzunehmen, besonders weil die e mn des Frei⸗ o

briefs der Bank der Vereinigten Staaten dort von nachthei⸗ ligen Folgen gewesen ist. Man glaubt daher auch, daß die in London befindliche Deputation von Dublin, die gegen die Er⸗ neuerung des Freibriefs der dortigen Bank remonstrirt, unver⸗ richteter Sache zuruͤckkehren werde.

Das Dampfschiff „Great Western“, welches am 2ten d. von Bristol nach New York abging, ist am 10ten um 4 Uhr Nachmittags von einem auf dem Wege nach Europa befindli⸗ chen Schiffe unter 410 40 B. und 430 40 L. getroffen wor⸗ den; es hatte also in acht Tagen schon zwei Drittheile seiner Fahrt hr ckselegt⸗ und man kann daher annehmen, daß es Rew Hork am öͤten d., folglich in zwölf bis dreizehn Tagen erreicht haben wird; dies wuͤrde dann die schnellste Reise seyn, die bis jetzt jemals zwischen Europa und Amerika gemacht worden.

Vom Cap hat man Nachrichten bis zu Ende Aprils er— Sin Das von Port-Natal gegen den Kaffern⸗ Haͤuptling

ingaan abgeschickte Truppen⸗ Kommando hatte 30600 Stuͤck Vieh erbeutet und 500 Weiber gefangen genommen. Die Meu⸗ terer des aus Eingeborenen bestehenden Corps waren wegen Ermordung des Fähnrichs Crowe vor ein Kriegsgericht gestellt und zum Tode verurtheilt worden. on Laguna ist gestern die Brigg „Elisabeth“ in den Duͤ⸗ nen angekommen, die am l14ten d. die von Havana kom⸗ mende Brigg „Timoleon“ unterweges gesprochen und von die— ser gehört hatte, daß das Fort St. Juan de Ülloa in Mexiko, weiches Veracruz gegenuͤberliegt, von dem Franzoͤsischen Ge⸗ schwader genommen worden sey. Die Brigg „Timoleon“ war am 23. oder 24. Mai von Havana abgesegelt und hatte die Reise aͤber NewYork gemacht. (Dasselbe Geruͤcht, ebenfalls auf eine solche unlerweges aufgefangene Schiffs⸗ Nachricht ge⸗ gruͤndet, hatte sich auch in Parls am 24. Jun schon verbreitet, wo man noch hinzufuͤgte, daß Tampico und Matamoras wahr“ scheinlich bald ein gleiches Schicksal haben duͤrften. )

Die uͤberaus gunstige Veränderung, welche seit letztem Frei⸗ tage in der Witterung vorgegangen ist, und eine betrachtliche Zufuhr von Weizen aus den inneren Grasschaften hat den Preis dieses Artikels wieder heruntergedruͤckt, und es fanden sich gestern nur wenig Käufer, obgleich derselbe um 1 bis 2 Shilling wohlfeiler zu haben war, als in den verflossenen vier⸗ zehn Tagen. In Weizen unter Schloß wurden fast gar keine Geschaͤfte gemacht. ;

,

Aus dem Haag, 21. Juni. Das dan be⸗ richtet, daß der Oesterreichische Gesandte im Haag, Graf Senfft von Pilsach, von seiner Regierung zum Mitgliede der Londoner Konferenz in der Hollaͤndisch⸗-Velgischen Angelegenheit ernannt worden sey. Das genannte Blatt lag, hinzu, die bekannte Rechtlichteit jenes Diplomaten sey eine Buͤrgschaft fuͤr die Nie⸗ derlande, daß er das gute Recht derselben werde zu behaupten suchen.

Belgien.

Bruͤssel, 25. Juni. Die Anleihe von 37 Millionen ist, wie man jetzt erfaͤhrt, zu pCt. Zinsen und zu 731 ab eschlos⸗ Der Baron von Rothschild hat vor seiner Abreise nach Paris bereits 8 Millionen Francs in den Staatsschatz

eingeschossen.

Luttich, 26. Juni. Fuͤr die Familien der in der Kohlen grube bei Seraing verunglückten 76 Arbeiter (nicht 40, wie es gestern durch einen Druckfehler . hat die hiesige Freimau⸗ rer Loge in ihrer gestrigen Versammlung eine Kollekte veran— staltet, welche 550 Fr. eintrug. Auch in dem Buͤreau des Journal de Liege ist eine Sammlung eroͤffnet, die bereits eine ansehnliche Summe gebracht hat.

Deutschlan d.

Hannover, 28. Juni. Die hiüesige Zeitung en g h noch keine Berichte uͤber die letzten, wie man vernimmt, uͤber⸗ aus wichtigen Sitzungen unserer Stände ⸗Versammlung. Da— gegen meldet dieselbe Nachstehendes aus O sn ab ruck vom gestri⸗ en Tage: „Se. Majestät der König sind auf dem Wege von

erden ber Hoya, das Gestuͤt Meemmsen (woselb st Allerhöͤchst⸗ dieselben sich laͤngere Zeit aufhielten), Syke, Bassum, Diepholz, Lemförde und Bohmte, empfangen und begleitet auf dieser Route, wie auf den fruͤher passirten, von den jubelnden treuen Unterthanen, gestern Abend zwischen 11 und 12 Uhr hier einge⸗ troffen. Allerhoͤchstdieselben geruhten, der Bitte der vor dem Thore harrenden Einwohner, die Pferde vor dem Wagen ab— spannen und diesen weiter bringen zu duͤrfen, huldreichst nach⸗ zugeben, und so gelangten Se. Majestaͤt unter Fackelschein, be⸗ n von den Buͤrger⸗Schuͤtzen, durch die auf das festlichste mit

ränzen und Guirlanden geschmuͤckten und glänzend erleuchte⸗ ten Straßen, unter dem Geläute der Glocken, vor dem Koͤnig⸗ lichen Schlosse unter dem Jubelrufe einer zahllosen Menge an. Zunächst dem Thore vor der Ehrenpforte waren vier Compag— aieen der hiesigen Schützengilde 1 beiden Seiten aufg. lt. Der Landdrost 3 v. ö. hatte Se. Majestät an der Gränze der Provinz, 11 . Stunden hinter Bohmte, der Ober⸗Horstmei⸗ ster von dem Bussche mit dem gesammten Forst⸗Personale hinter Oster / Cappeln empfangen. m. Schlosse, wo das Offizier⸗ Corps und die Civil, Blenerschaft versammelt und die Anfan⸗ terid in Pargde ausfgestell war, berrelchten 2 junge Damen zt. Mascstst Diunien, und eine der sesßen ein Gedicht.“

sarien die Weisung,

Frankfurt a. M., 28. Juni. Der Taunus ⸗Eisenbahn ist .

vom Senate die definitive Konzesslon zur Durchfuͤhrung der Bahn durch das Gebiet der Stadt Frankfurt fast unter densel⸗ ben Bedingungen, wie die schon in der Herzogl. Nassauschen Konzessions⸗Ertheilung enthaltenen, bewilligt worden. Die Haupt⸗Stationsplaͤtze der Bahn sollen zu Frankfurt, Kastell und

iesbaden angelegt werden. Im Uebrigen muß sich die Ge— sellschaft verpflichten, das Aufsichtsrecht des Staates anzuerken⸗ nen und weder eine Erhoͤhung des Actien-Kapitals, noch eine

Abänderung der Statuten ohne Genehmigung des Senates vor⸗ .

zunehmen. Hamburg, 29. Juni.

Koͤnig

Die Boöͤrsenh alle theilt jedoch in dieser Be— „Das Kaiserl. Russische Dampsschiff

ziehung Folgendes mit: Tirinoff, auf welchem Se. Mase—

„Herkules“, Capitain

Ueberfahrt hat seitdem den Auftrag bekommen,

machten,

er

den Großfuͤrsten Thronfolger nach Lauͤbeck zu bringen.

„Herkules“ ist contrairen, sehr stuͤrmischen Wetters hal⸗ ben mehrere Stunden mit dem Dampfschiff „Naslednik“ zu gleicher Zeit in Baltischport vor Anker gewesen seitdem aber, Lhronfoigers in

Kopenhagen angelangt. Da der „Herkules“ hoͤchst wahrschein⸗ lich fuͤr den Thronfolger Briefe zu uͤberbringen gehabt hat, so duͤrfte der damit beauftragte Offizier Anlaß zu einer Verwechse. lung gegeben haben, die durchaus im Widerspruch mit den neuesten, zuverlaͤssigsten Nachrichten aus St. Petersburg steht.! Die Kopenhagener offizielle Zeitung vom 26sten d. meldet,

daß der Großfuͤrst Thronfolger schon an demselben Tage von

wie wir hoͤren, gluͤcklich vor der Ankunft des

Gothenburg habe abgehen wollen und zum folgenden in Kopen, hagen erwartet wurde. war, von Stockholm kommend, so eben nach

abgegangen. Schweiz. Neuchatel, 21. Juni. den Korpers vom 19. Juni wurde diesem das Gutachten des Staats ⸗Rathes uͤber die , , im Kanton Schwyz mitge⸗

theilt. Es lautet: „Das Verfahren des Vorortes bei den jnngsten Vorgaͤngen in Schwyz muß gemißbilligt werden, da

dasselbe offenbar dem Landes⸗Vertrage zuwiderläuft. Die Ab⸗

gefandten, welche derselbe ausgeschickt hat, muͤssen zuruͤckberufen werden, wenn dies noch nicht geschehen ist, und die Tagsatzung muß den Anforderungen, welche die Regierung von Schw zur Wiederherstellung der Ruhe im Kanton an dieselbe ergehen lassen koͤnnte, unverzuͤglich nachkommen.“

tragt der Staatsrath folgenden

Sch wyz.

ten, forderten sie nach der Neuen Zuͤrcher am 15. Juni von den Machthabern eine Erklaͤrung uͤber den Zweck dieser Maßregel. Auf die Antwort, daß die Truppen zum

Schutze der Personen und des Eigenthums aufgebeten seyen,

verlangten sie diese Erklaͤrung schriftlich, und es erfolgte darauf ein Schreiben, worin versprochen wurde, daß nach der Landes Gemeinde die Truppen entlassen werden sollten, wenn die abge / loͤsten Bezirke die Ruhe und Ordnung nicht stoͤrten und die

Waffen in die Zeughäuser zuruͤcklieferten; sonst aber wuͤrde Schwyz Ruhe und Ordnung schaffen und dazu die beliebigen Kantone um Huͤlfe angehen. Am 17. Juni, ehe der Vorort

von der wirklich stattgefundenen Landes-Gemeinde am Rothen / thurm Kunde erhalten hatte, gab derselbe den Kommis⸗ den verschiedenen Parteien in Schwyz eine Frist zu setzen, binnen welcher dieselben die Waffen nie, derlegen und in die Zeughaͤuser abliefern sollten; auf den Fall aber, daß dieser Aufforderung nicht Genuͤge geleistet wuͤrde, soll ten die widerspenstigen Bezirke oder Bezirkstheile durch die Truppen benachbarter Kantone besetzt werden.

tunz. en, ,

erla n Aufrufe Beschwerde fuͤhrte und dieselben

rien

als eine grelle Mißachtung der Autoritaͤt des Bundes bezei⸗ gewiß nicht zulas⸗ An demselben Tage gab ein von dem abgetre⸗ Holdener unterzeichnetes Kreisschreiben

nete, deren Herabwuͤrdigung die Stande sen wuͤrden. tenen Landammann den eidgenoͤssischen Standen Nachricht von der am

Juni gehaltenen Landes⸗Gemeinde, nach welcher das Volk „aut

allen der Verfassung und der Regierung treugebliebenen“ Ve ee. und Gemeinden des Kantons zahlreich herbeigestroͤmt

ey, und selbst aus den uͤbrigen „in Aufrühr begriffenen“ Be zirken, wird hinzugesetzt, habe sich das Volk mehr oder minder ahlreich eingestellt, um das ihm zustebende Recht, seine ersten hen,. zu wahlen, auszuuͤben und die weiter zur .

lung angekaͤndigten Geschaͤfte vorzunehmen; es habe „in chön /

ster Eintracht“ und „mit dem einem freien, seiner ie, und

Selbststaͤndigkeit wuͤrdigen Volke geziemenden Anstande“ sein Recht ausgeübt und einstimmig feine Beamten n Ueber die Landes- Gemeinde sind die Berichte in den Schweizer Blaͤñ tern nach ihren verschiedenen politischen Farben sehr abweichend

Spanien.

Spanische Granze. Der Londoner Courier enthäh nachstehendes Schreiben feines Korrespondenten in Gan Sy bastian vom 17. Juni: „Am Freitag fand bei Socog a Bord des Englischen Dampfbootes „Phoͤnix“ (wie bereits g. meldet eine Zusammenkunft zwischen Lord John Hay und Mußnagorri statt. Der Brigade General Jauregul begleiten den Lord von Fuentarabia an. Munñagorri zug, in eine di taillirte Auseinandersetzung seiner Plaͤne ein. Sein einzige Zweck, sagte er, sey, den Baskischen Provinzen die Aufrechthal tung ihrer Rechte und Privilegien 46 sichern, keines weges aber 3. er die Absicht, durch seinen Lufstand gegen Don Carlos

ch mit der Regierung der Koͤnigin zu n . oder sie zu un ter stzen. Halte r. es fuͤr angemessen, ihm dag ju be wissigen, wat er und seing Lanbtltutẽ verlangten, so ses ditt

fir 800 Mann.

Von Kopenhagen war heute die Nachricht hier eingegangen, Se. Majestat der Kaiser von Ruß land sey daselbst am 26sten d. mit dem Dampfboote „Herkules“ aus St. Petersburg eingetroffen und, da Se. Masestaͤt der von Daͤnemark nicht in seiner Hauptstadt gewesen, so— 9. gleich nach Helsingoͤr, dem Großfuͤrsten Thronfolger entgegen,

; . r versicherte Lord John nach Kopenhagen 4 gehen, um von dort Se. Kaiserl. hegen 5 u irn llt

Das Kaiserl. Dampfschiff „Herkulet“ Helsingör vorbei⸗ passirt. Der Königl. Geh. Staats⸗Minister, Graf von Moltle, war mit dem Dampfschiffe „Frederik Vi.“ nach Travemuͤnde

In der Sitzung des gesetzgeben ö

In Bezug auf die vom Vororte versuchte Hinderung der Landes Gemeinde bean. usatz: „Der Staat Neuchatel muß das Verfahren des Vororts im höchsten Grade mißbilli⸗ n und glaubt, daß diese Behoͤrde oder ihre Agenten die erantwortlichkeit fuͤr ihre Handlungen zu uͤbernehmen haben.“

Als die voroͤrtlichen Kommissgrien von dem . Aufgebote der bewaffneten Macht in Schwyz 9. erhiel · eitung

Am 18. Jun erließ der Vorort abermals ein Kreisschreiben an die Stande, worin er den Bericht der Kommissarien uͤber die neuesten Vor gänge in Schwyz mittheilte und uͤber die von den Behörden

8 Abreißung der von den Kommissa⸗

. stolenschuß von der Hand des Poli ei⸗ Chefs

um so besser, denn um so eher werde der Kampf en digen; wolle bie Regierung in Madrid sich jedoch nicht dazu verstehen, so sey er fest entschlossen, Allen, die es wagen würden, die ueros zu verletzen, denselben Wider stand 24

eie Mittel sind jetzt so bedeutend, daß er am 11. Juni an

öh Mann Geld und Lebensmittel vertheilte, und in diesem Augenblih hat er in Sarre Waffen, Munition und Kleidung Seine Leute bestehen ausschließlich aus Karli⸗

sschen Deserteurs, die daher mit allen militairischem Exercitien

bekannt und an die Beschwerden und Gefahren des Krieges ewöhnt sind. Auch ist es gewiß, daß Mum agorri den Heistand eines Mannes erhalten hat, der seit langer Felt als einer der ausgezeichnetsten und tüchtigstem Anführer bekannt ist. Ich halte mich nicht für befugt, den Namen desselben zu veröffentlichen, indem ich dadurch unter den gegen- wärtigen Umstaͤnden dem Unternehmen schaden könnte, statt

hhm zu nuͤtzen. Muñagorri hat in seinem Aeußeren ganz das

zae eines außerordentlichen Menschen. Er besitzt ein ge— ae dr gde und scharfen Verstand, der Ausdruck seines Ge⸗

, rnst und sein Kopf der schönste, den ich jemals gese— stät der Kaiser von Stockholm nach St. Petersburg die sichtt 6 eriß 4 ges

Er hofft fest auf den Erfolg seines Unternehmens, Hay, daß er Alles wohl erwogen und gegen alle moglichen Falle die vollstaͤndigsten Vor sichts⸗Maßre⸗

en habe.

. in gelroffen habe Sein Entschluß istun erschuͤtter lich, und so dank⸗

ar er jede Unterstuͤtzung annimmt, so wird ihn dies doch nie bewegen, von seinem Prinzip, der vollstaͤndigen Anerkennung der Fueros des Baskischen Volkes, auch nur um ein Haar breit abzuweichen. Vor wenigen 3 desertirten derei Lanciers her Legion, von denen Jeder in Sebastian drei Dublonen und eine Anweisung auf dieselbe Summe in Tolosa erhielt, wo sie zugleich die Weisung empfingen, sich nach Frankreich zu Muña / ori zu begeben, der sich jedoch weigerte, sie anzunehmen, weil e von dem Englischen Corps desertirt seyen. Es scheint daher nur ein Versuch der Karlisten zu seyn, die Legion zu schwaͤchen, ohne dadurch dem Muñagorri zu nutzen. Gestern wollten wie— der zwei Deutsche Sergeanten der Legion desertiren, allein ihr Vorhaben wurde verrathen, und sie sollen morg en vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Es wird die strengste Untersuchung angestellt werden, um zu ermitteln, wer diese Leute verfuͤhrt hat; wird er entdeckt, so duͤrfte es ihm schlecht erg e hen.“

Portugal.

Lissabon, 1. Juni. (Morning Herald.) Es waͤre hlet fast zu einer neuen Revolution gekommen, auch scheint die 26 noch nicht ganz voruͤber zu seyn. Am Donnerstag fand die Frohnleichnams⸗Prozession statt, eine Feierlichkeit, welche die allgemeine Versammlung der katholischen Kirch en⸗-Gemeine darstellen soll, weshalb auch die ganze Geistlichkeit, die Ritter der verschiedenen Orden, die Titular⸗ Granden, die Beamten des Königlichen Haushalts und der Konig selbst daran Theil nehmen. Sie geht von der Kathedrale aus, 3 sie auch wieder zurückkehrt, nachdem sie durch mehrere Straßen, in wel—⸗ chen Soldaten aufgestellt sind, passirt ist. Da sie stets eine

roße Menschenmenge herbeizieht, so erwartet man an diesem

age fast immer den Ausbrüch irgend eines Kom plotts. Die Regierung hatte daher diesmal sechs Bataillone National⸗Garde ausgewählt, auf deren Treue man sich verlassen zu können glaubte, um nebst den Linien Truppen in den Straßen zu wer⸗ den. Am Dienstag forderte der Chef der Polizei, Herr Costa Cabral, sene Bataillone in einem Cirkular⸗ Schreiben auf, sich zu dem Dienste hel der Prozession bereit zu halten. Als Grund fuͤr diefen Vorzug wurde angegeben, daß ihre Quartiere näher bei der Stadt seyen, als die der anderen Bataillone. Dieser seichte Grund wurde natuͤrlich gleich durchschaut, und es zeigte sich so— fort eine Gaͤhrung unter den Uitras. Die aus geschlossenen Ba— taillone sandten Emissare an die sechs Bataillone und suchten

sie zu uͤberreden, der an sie ergangenen Aufforderung nicht Ge⸗

hot zu geben, sondern zu Hause zu bleiben, bis säm mt liche 20 Ba—⸗ lalllone zum Dienst beordert würden. Am Mittwoch Nachmit⸗ h ereignete sich ein Vorfall, welcher der Regierung hätte zur Warnung dienen koͤnnen. Als namlich eine von Solda— ten begleitete Prozesion aus der Martors-Kirche kam und die Musiker die neue National⸗Hymne spielten, verlangte das ver⸗ ammelte Volk mit lautem Geschrei die Hymne von 1820, ein Verlangen, dem die Soldaten augenblicklich entsprachen, da sie durch einen Wink naͤmlich durch einen unter sie geworfenen Pl ern darauf aufmerksam gemacht wurden, was ihnen evorstehe, wenn sie nicht gehorchten. Während diese Hymne gespielt wurde, brachte das Volk der unveränderten Constitu⸗ tion von 1826 wiederholt Viva's. Am folgenden Tage um zwölf Uhr verließ die große Prozession die Kath ed rale, welches der Stadt durch den Bonner der Kanonen von den Forts und den Kriegsschiffen verkuͤndigt wurde. Der aus Seide und Gold bestehende Baldachin, unter dem der hohe geistliche Wuͤrdentraͤger geht, welcher die Monstranz mit der geweihten Hostie traͤgt, ruht auf acht Stangen, deren erstere zur Rechten vom Könige mit entbloͤßtem Haupte und die uͤbrig en von Per—⸗ sonen hohen Ranges, die der Konig selbst ernennt, getragen werden. Als das Volk bemerkte, daß Silva Carvalho unter den Letzteren war, und daß sein Bruder, der Kanonikus Car— valho, die Hostie trug, da verbreitete sich ein Semurmel des Unwillens und des Erstaunens durch die Menge. Es wurde indeß kein Versuch gemacht, die Prozession zu stsren, und erst, nachdem sie wieder in die Kathedrale zurückgekehrt war, begann der Tumult. Eben als der Köoͤnig in seinen Wagen steigen wollte, um nach dem Palast zuruͤckzufahreng verlangte die vor der Kirchthuͤr versammelte Menge, die größtentheils aus Na— tional⸗Gardisten bestand, die National⸗ Hymne von l820 und stieß die groͤbsten Schmaähungen gegen den König aus. Der naͤchste Wagen war der des Grafen Bomfim, der zwar auch mit Schimpfreden empfangen, aber weiter nicht belaͤstigt wurde. Als aber * Silva Carvalho an der Thür erschien, wurde der Lärm so furchtbar, daß er schnell in die Kirche zuruͤcłkehrte. Der Polizei Chef glaubte jedoch, daß seine eigene Popularftaäͤt hinreichen werde, um Herrn Silva Carvalho geg en jeden An⸗ griff zu schuͤtzen, und nahin ihn in seinen Wagen, d er gluͤcklicher⸗ weise vor einer anderen Thuͤr der Kirche stand. Sobald der Pöbel dies erfuhr, eilte er dem Wagen nach, und Einer aus der Menge 3. denselben ein, riß die Thur auf und suchte, mit eineni Messer in der Hand, hineinzudringen, als ein Pi—⸗ ihn 6 Boden

stuͤörjte. Er war indeß nur vor Schreck niedergefallen, denn die Kugel hatte eine in ihrem Laden ehr d. Frau verwundet. Dieser Vorfall hielt indeß den Poͤbel zuruͤck, und der Wagen gelangte gluͤcklich zu einem Wachtposten der Muni⸗ spal⸗Gardisten, die sofort ihre Flinten luden, und unter deren zkorte, obgleich es nur neun oder zehn Mann waren, die rren Costa Caßral und Silva Carvalho ein Haus in der anqueirogz Straße erreichten. Der Psbel folgte ihnen jedoch uch dorthin und brohte, die Thar zu one de,, wenn ihm

735

Silva Carvalho nicht ausgeliefert würde. In diesem Augen blick erschien der Visconde Sa da Bandeira und suchte das Volk zum Auseinandergehen zu bewegen, als er einen Bajo— netstich erhielt, der zwar den großen Ordensstern traf, aber doch mit solcher Kraft gefuhrt worden war, daß er durch denselben hindurch in die Brust eindrang. Es gelang ihm jedoch zu enikommen, und er kehrte bald darauf mit dem 86 Bataillon der leichten Infanterie zuruͤck, zerstreute das

olk und fuͤhrte die Herren Cabral und Silva Carvalho nach dem St. Georg's⸗Kastell, wo sie unter dem Schutze der Gar⸗ nison bis spaͤt Abends blieben und dann unter starker Bedek⸗ kung nach Hause zuruͤckkehrten. Zahlreiche Verhaftungen haben seitdem stattgefunden, und man behauptete sogar, daß Mantas, Franca oder Soares Caldeira festgenommen worden seyen, dies ist jedoch nicht wahrscheinlich; der Letztere wenigstens geht noch frei herum. Es sind zwei Dekrete erschienen; durch das eine wer⸗ den das Jte, Ste, 11te, 15te, 165te und 17te Bataillon der National⸗ Garde aufgeloͤst, und durch das andere wird dem Polizei⸗Chef an— befohlen, die noͤthigen Maßregeln zu ergreifen, um die Haupt⸗Raͤdels⸗ fuͤhrer . Bestrafung zu ziehen. Was das letztere Dekret be⸗ trifft, so kennt man die Unwirksamkeit von dergleichen Befeh⸗ len hier schon hinlaͤnglich aus Erfahrung, um an die Ausfuͤh—⸗ rung desselben zu glauben, und das erstere koͤnnte nur dadurch ausgefuͤhrt werden, daß man von Haus zu Haus ginge, um jeden einzelnen National⸗Gardisten zu entwaffnen, ein Verfah⸗ ren, das bei dem ersten Versuche neue Unordnungen herbeifuͤh⸗ ren muͤßte. Es ist daher ein neuer Sturm zu erwarten, indeß ist man hier an dergleichen schon so gewohnt, daß man deshalb keine Beunruhigung fuͤhlt, ja man geht selbst so weit, daß man einen gelegentlichen Auflauf mit zu den Volks-Belustigungen rechnet. Nachschrift vom 19. Juni. Die hiesigen Yen besprechen die Unruhen in großer Breite, und jede Partei be⸗ muͤht sich, dieselben in dem ihren Absichten guͤnstigsten Lichte darzustellen. Die Chartistischen Blaͤtter suchen das Publi— kum zu uͤberreden, daß jene Unruhen das Resultat eines schon lange bestehenden Komplotts gewesen seyen, waͤhrend die n, ,, Regierungs⸗ Organe den ganzen Tadel wegen des Vorgefallenen auf Silva Carvalho zu werfen suchen, weil er sich bei jener Gelegenheit so bemerkbar gemacht habe, obgleich ihm die allgemeine Erbitterung gegen ihn nicht unbe— kannt sey. Die Wahrheit liegt auch hier wahrscheinlich wieder in der Mitte, denn es bestand in der That eine Verschwoͤrung, deren Ausbruch aber auf eine späͤtere Zeit angesetzt worden war, wenn die Erschoͤpfung des Schatzes eine guͤnstigere Gelegenheit darboͤte, indem die Regierung dann nicht mit Sicherheit auf die Truppen wuͤrde rechnen koͤnnen. Das Erscheinen Silva Carvalho's und seines Bruders bei der Prozession zeigte offen— bar, daß sie 8 denen gehoͤrten, die der Koͤnig 46 wollte, und dies gab Veranlassung, daß der Volks-Unwille sich Luft machte und die erwähnten Auftritte herbeifuͤhrte.

Turkei.

Konstantinopel, 6. Juni. Die Flotte ist jetzt vollstaͤndig ausgeruͤstet. Mehrere zu derselben gehörende Fahrzeuge sind schon ausgelaufen, ohne daß man ihren Bestimmungsort kennt. Die noch im Hafen liegenden nehmen Munition, Belagerungs⸗ Geschuͤtze und andere Kriegsgeraͤthe ein, die, wie man glaubt, zur Asiatischen Armee abgesandt werden sollen.

Die hier anwesenden Europäischen Kaufleute haben eine von A00 Personen unterzeichnete Bittschrift bei det Hohen Pforte eingereicht, in welcher sie auf die Ergreifung kraͤftiger Maßre⸗ geln gegen die Diebe antragen, die ihr Unwesen immer kuͤhner treiben. Uebrigens ist die Polizei sehr thaͤtig, und hat schon eine große Anzahl derselben festgenommen.

n diesen Tagen sind wieder mehrere Pestfaͤlle vorgekom⸗ men die Regierung thut indeß Alles, was in ihren Kraͤften steht, um der Verbreitüng der Krankheit Einhalt zu thun. Die angesteckten Haͤuser sind abgesperrt und die Bewohner derselben einer Quarantaine unterworfen. Die Gesundheits⸗Kommission setzt ihre Sitzungen fort, ohne daß sie sich jedoch schon fuͤr ei⸗ nen bestimmten Plan entschieden zu haben scheint. So wurde in diesen Tagen das unter Toskanischer Flagge hier eingetrof— fene Aegyptische Dampfboot ohne weiteres zugelassen, wahrend das Franzoͤsische Paketboot, das einige Passagiere aus Alexan⸗ drien am Bord hatte, sich allen Weitlaͤuftigkeiten der Raͤuche⸗ rung u. s. w. unterwerfen mußte.

Das Diario di Roma berichtet aus der Turkei: „Die Muͤhe, welche man sich jetzt giebt, in diesem Lande die Civili⸗ sation einzuführen, muß nothwendig den Eifer der Muselmaän⸗ ner schwaͤchen und ist vielleicht die Aussaat zu reichen Aerndten, welche christlicher Arbeiter harren. Sollte die Vorsehung nicht irgend eine mitleidige Absicht mit diesem Lande haben? An vielen Orten scheinen die Unglaͤubigen in ihrer religioͤsen Ueber⸗ zeugung bereits erschuͤttertt. Zu Antoura allein haben 16 tuͤr—⸗ kische Familien Unterricht in der katholischen Religion begehrt, und kein Jahr vergeht, daß nicht einige Tuͤrken ihre Irrthuͤ⸗ mer abschwoͤren. Selbst die Schis matlker geben ihre Irrthuͤ⸗ mer in den Gegenden auf, wo katholische Schulen eroͤffnet sind. Der Großherr hat den Katholiken von Ancira die Erlaubniß zur Erbauung von vier Kirchen ertheilt.“

Smyrna, 9. Juni. In dieser Woche sind ö. wieder zwei neue Pestfaͤlle vorgekommen; man fuͤrchtet inde nicht, daß die Krankheit weiter um sich greifen werde, besonders da die seit einigen Tagen eingetretene Hitze wohl dieselbe in ihrem Keime ersticken wird.

Das Oesterreichische Geschwader, welches in der vorigen Woche hier eingetroffen war, ist vorgestern wieder abgegangen. Die Korvette „Adria“ wird einige Zeit in unserer Gegend kreu⸗ zen, und die Fregatte „Meden“ sich nebst der Brigg „Mon⸗ tecuculi“ nach der Syrischen Kuͤste begeben.

Aegypten.

Alexandrien, 25. Mai, (Journ. de Smyrner) Es scheint jetzt erwiesen, daß das Feuer, welches in der Nacht vom 21sten d. M. auf einem der schoͤnsten Schiffe der Aegyptischen Flotte ausbrach, von Boͤswilligen angelegt worden ist. Der oberste Schiffswaͤchter ist schon gefaͤnglich eingezogen worden, und man versaͤumt Nichts, um den Thaͤtern auf die Spur zu kommen. Dem Zufall kann der Ausbruch der Feuersbrunst nicht wohl mehr zugeschrieben werden, weil man jetzt mit Be— stimmtheit weiß, das das Feuer an fuͤnf Orten zugleich angelegt

war, an denen uͤbrigens keine brennbare Gegenstaͤnde aufbe⸗

wahrt wurden. Den Vice, Koͤnig scheint diese Begebenheit sehr schmerzhaft ergriffen zu haben, und er sieht darin ein uͤbles 6 fuͤr den uͤbrigen Theil seiner Flotte. In einer Zeit, wo seine Finanzen sich nicht im besten Zustande befinden, konnte ihn kein empfindlicherer Schlag treffen, ais dieser Verlust.

Die Aegyptssche Flotte ließt noch mmer im Hafen, und setzt

Ibrahim Pascha's nach den Syrischen Kuͤsten abgehen.

ie Arbeiten im Bassin schreiten unter Leitung Mazar⸗ Effendi's langsam vorwärts; man sieht indeß der Ankunft eines Franzoͤsischen Ingenieurs entgegen, der dieselben lebhafter be⸗ treiben soll. Der Pascha will auch eine Art Hängebrücke uͤber

ihre 6. fort. Wie es heißt, wird sie zur Unterstuͤtzung

dem Kanal erbauen lassen, der seinen Palast vom Arsenale

trennt.

Die finanziellen Verlegenheiten der hiesigen Regierung wachsen mit jedem Tage und sollen vorzuͤglich daher ruͤhren, daß man mit dem Verkaufe der Baumwolle zogert, weil der Vice⸗König das Steigen der Preise in Europa abwarten will. Die Handels ⸗Krisis in den Vereinigten Staaten sollte, nach der Meinung Mehmed Ali's, dem Bau der Baumwolle daselbst Abbruch thun, und er dadurch Aussichten auf einen besseren Absatz erhalten.

Vr. Vowring ist aus Syrien wieder hier eingetroffen, und wird nächstens nach England abreisen. Brasilien.

Rio Janeiro, 21. April. Heute ist der Tag, an wel⸗ chem die neuen allgemeinen Wahlen beginnen, die uͤber das Schicksal der Regentschaft und des Landes entscheiden werden. Die Eroͤffnung der Kammern soll am 3. Mai erfolgen.

Ein Schreiben aus Porto-Alegre in der Provinz Rio Grande do Sul vom 13. März meldet, daß die Rebellen unter dem Kommando Jose Mariano's de Matos, nachdem sie die Belagerung jenes Ortes aufgegeben, von dem Oberst Loureiro ganzlͤch geschlagen worden. Der Sieger hatte 17 Offiziere und eine große Anzahl Gemeine zu Gefangenen gemacht, und uͤber IJ0 der Aufruͤhrer waren todt auf dem Platze geblieben. Der Verlust auf Seiten der Negierungs⸗Truppen soll sehr unbedeu⸗ tend gewesen seyn, da die Rebellen von ihnen uͤberrumpelt wur⸗ den. Spaͤtere Briefe aus demselben Orte vom 15ten und 16ten fuͤgen hinzu, daß ein bedeutender Theil der Provinz wieder unter die gesetzliche Autoritaͤt zuruͤckgekehrt sey. Die Regie⸗ rungs⸗Truppen hatten verschiedene sehr vortheilhafte Stellungen inne. Der Insurgenten⸗Lhef Bento Manoel war bei der An⸗ näherung der Regierungs-Streitkräfte in solcher Eile geflo⸗ hen, daß er einen Theil seines Gepäcks im Stich ließ, und man zweifelte nicht, daß die Ordnung bald in der ganzen Provinz wiederhergestellt seyn wuͤrde. Die Anhaͤnger des Herrn Feijo, vormaligen Regenten, boten zwar alle ihre Kraͤfte auf, um seine Wiedererwaͤhlung in dieser Provinz durch⸗ zusetzen; die öffentliche Meinung schien aber zu Gunsten des setzigen interimistischen Regenten und der beiden Minister Tor⸗ res und Calmon zu seyn. Depeschen aus Porto- Alegre vom 19ten bringen auch noch einen offiziellen Bericht uͤber einen zweiten Sieg der Regierungs-Truppen, die sich des Orts Villa do Rio Pardo, der von den Insurgenten unter Bento Manoel besetzt war, bemaͤchtigt hatten.

Die Stadt Desterto und Umgegend in der Provinz Santa Catarina hat, wie unterm 24. März von dort gemeldet wird, durch eine Ueberschwemmung großen Schaden gelitten; nach sechzigtaͤgiger Duͤrre waren naͤmlich die heftigsten Regen⸗ guͤsse daselbst eingetreten.

Rio Janeiro, 21. April. Endlich ist es gelun⸗ gen, die Insurrection von Bahia zu unterdruͤcken. Es waren die Pernambukaner, welche ani 13. Maͤrz eine Batterie stuͤrm⸗ ten, deren Feuer sie sehr belaͤstigte; der schwache Widerstand, den sie fanden, ermuthigte sie, weiter vorzudringen; der Enthu⸗ siasmus wurde allgemein, und der Marschall Callado beschloß ihn zu benutzen; aus dem zufaͤlligen Vorposten⸗ Gefecht wurde ein allgemeiner Angriff, und schon am Abende des 14ten war die ganze untere Stadt im Besitze der Legalisten, die Forts, in welche die Insurgenten sich geworfen hatten, gingen am 15ten uͤber. Um die ganze Farce wuͤrdig zu beschließen, woll⸗ ten die Rebellen die Stadt in Brand stecken; man hatte die Haͤuser mit Terpentin uͤbergossen, und ihrer 60, meist Portu—⸗ giesen, zum Theil auch Englaͤndern gehörig, waren verbrannt, ehe das Eindringen der Kaiserlichen Truppen weiteres Unheil verhinderte. Es soll unter den Rebellen ein gewaltiges Blut—⸗ bad angerichtet worden seyn, und die Anzahl der Gefangenen wird auf 2750 angegeben; nur einem kleinen Trupp, unter An⸗ fuͤhrung von Bygino, gi es, sich in's Innere durchzuschla⸗ gen; nach den neuesten Nachrichten ist dieser Trupp groͤßtentheils zersprengt. Die meisten Haͤupter der Insurrection waren gleich anfangs ergriffen worden; nur der eigentliche Chef Sabino schien entflohen; bis zum 21sten suchte man ihn vergeblich, da endlich wurde sein Versteck verrathen, und man fand ihn ver⸗ borgen im Hause des Franzoͤsischen Vice⸗Konsuls Dügrivel. Dieser Schritt des Konsuls, welcher uͤberdies vor der Haussu—⸗ chung ausdruͤcklich erklärte, er habe Niemand verborgen, erregte allgemeines Mißfallen; die in Bahia wohnenden Franzosen uͤberreichten sogleich der Regierung eine Erklaͤrung, daß sie das⸗ selbe durchaus mißbilligten, und der hiesige Gesandte hat den Legations-Secretair, Grafen Ney hingeschickt, um die Sache enauer zu untersuchen. Leider wird nur die Verhaftung dieser Verbrecher wenig nuͤtzen; der eodigo eriminal, que felizmente nos rege ges ist dies der stehende Ausdruck der Brasilianer, und sein Doppelsinn ist ihnen wohl bekannt) ist ein trauriges Denk⸗ mal des Jahres i830, wo die Opposition es wagen durfte, ihn dem Kaiser zur Bestätigung vorzulegen, und wo der Kaifer die Schwache hatte, ihn zu bestäͤtigen. Die Milde, mit welcher alle Staatsverbrechen darin behandelt sind, ist wohl einzig in der Geschichte der Gesetzgebung.

Als einen Beitrag zur Kenntniß des Brasilianischen Kurial⸗ Styls fuͤhre ich den Schluß einer Proclamation an, welche die Munizipalitaͤt von Bahia erlassen hat. Ihr Hauptzweck ist, die Buͤrger zu ermahnen, zu ihren Geschäften zuruͤckzukehren: „Der wahre Vaterlandsfreund ist nicht der, der sich unberufen mit der Politik beschäftigt, sondern der bescheidene Buͤrger, der in der Ausuͤbung seines Handwerks der Erste seyn will; um einen großen Namen zu erlangen, ist es nicht noͤthig, die Grund⸗ lagen der Regierung zu untergraben, in jedem Berufe kann man groß seyn. Raphael und Michel Angelo waren Maler, und ihre Namen werden immer geehrt werden!“ Es heißt dann noch ausdruͤcklich: „Strengt Euch an, den Grad von Vollkom⸗ menheit zu erreichen, zu dem diese und andere große Geister ge— kommen sind!“ =

Ein Theil der in Bahia disponibel gewordenen Truppen ist sogleich von der Regierung nach Rio grande geschickt wor⸗ den, und auch von hier aus lauten die Nachrichten guͤnstig; der Praͤsident Eligiario hat die Insurgenten unter Bento Ma⸗ noel (der nicht, wie ich Ihnen fruͤher meldete, erschossen, son⸗ dern nur schwer verwundet worden war) uͤber den Rio pardo

Fnnen Sie daraus ersehen, daß die Diviston auf dem ganzen

n,, Wie . es bei dieser Affaire hergegangen ist, Feldzuge, wehei sie den Feind aus mehreren 5 Po st⸗