1838 / 196 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

2m , .

r Unwisse unseren Verf ergreift, möchte nan den Autdruck oefters edaltener und wurdereller wünschen.

Wire sthr wit uns nun auch mit der Gesinnung und mit deu einzel— nen Gedanten im Ganzen einrerstanden bekennen, so rermissen wir dech das einende Band, den Grund⸗Gedauken, von welchem aus alles ir zelnt sich durchweg zu einer vollendeten Einheit zusammenschließt, und durch welchen einseinige, unrichtige allgemeine Ansichten, wie ein⸗ zelne Sätze leicht vermieden werden wärtn. Oder rielmehr fehlt es nur daran, daß dieser Ausgaugs- und Einheits Punkt seine innere, selbsibewegende Kraft batte Uweirksam werden lassen, um das ihm Uu— ergeordnele zu regeln und zu beherrschen, denn er findet sich (S 26, ausgesprechen: „Wie Natur und Geschichte“ (wohl: nebst Theolegue und vhilesepbie) lebren, ist jede spätere Schöpfung die Fertentwickelung einer früberen, welche diese auf eine böbere Stufe stellt, gleich sam erweitert und cutwik— kelt.“ Hätte der Verfasser diesen Satz überall gegenwärtig ge— babt und ibn wirksam werden lassen, so würde er nicht (wie S. 11 Auüwm.) das Ziel und die Bestimmung der Menschbelt, veuigsiens im Allgemcinen und der Idee nach wir er biese selbst S. A Anm. definirt als unbegreiflich hingtstellt haben. Die Idee der Gettheit und der Forteutwicktlung, des Werdens der Ber— aunft, eder die geistig sittliche Entwickelung der Mensch delt, ist die Losunz dieses Rätbsels. Er würde sodann nicht mit e großer Bitterftit und Unmuth die Gegenwart behandeln. Es ist zwar sehr gut, wenn Schrifisteller ihr mit kräftigen Worten und wenn auch mtt zu starken Farben und Eifer ibre Schatteuseiten ver⸗ halten, dawit sie sich beschaue und bessere; aber die wissenschaftliche Wahrheit muß von ibrem Gebiett dies zurückweisen. Wie es mit dirsem Fertschreiten zum Besserwerden sich verhalte, werin, und wie es intenfiv und ertensio zu suchen, wit sich immer eine Schaar anderer edel an die Fersen des zur Wahrheit hinstrebenden Zeitgeistes hier heften, mo nur ewiges, jwar immer höher steigendes Werden, jedoch nie Vollen— dung unser Erbtheil ist, darüber uns zu verbretten, ist hier nicht der Ort. Aber zur leichten Anschaunng schon wird das Verhältniß der Vergan— genbeit zur Gegenwart gebracht werden, wenn die Geschichtt erst län— ger noch mehr nach ihrer inneren Seite hin, nach Wissen, Kunst, Sitten u. s. w. erschlessen werden wird, und dieses neben den äußeren Ereignissen zu seinem guten und vollen Rechte kommt. Endlich, um nech eins zu erwähnen, er würde nicht (S. 18), von Friedrich dem Großen sprechend, gesagt haben: „Was wir sind, das sind wir durch ihn.“ Wie hoch man auch seinen Geist, seine Persönlichkeit, Thaten und Leistungen anschlagen mag, welche Ungerechtigkeit ist dies aber gegen die berühmten Vorgänger, namentlich den großen Kurfürsten, und gegen die Rachfolger, gegen die Gegenwart! Sonst weiß der Berfasser ja selbst das Glänzende, was in dieser hervorgegangen, und die Quellen davon zu rübmen!

Wenden wir uns nun zu der näheren Angabe der vier einjelnen Abhandlungen.

1) Das Preußenthum handelt von dem Volks-Charalter über— haupt, und zunächst von dem Preußischen, und wird dem denkenden Vaterlands-Freund auch in der daran geknüpften Bestimmung des Begriffes des Preußenthums anregende und zusagende Gedanken viel⸗ . darbieten. Mit Mehrerem, was sich daran gelegentlich geknüpft findet, können wir nicht so ganz übereinstimmen, wovon einiges schon berührt worden, anderes vorzuheben uns der Raum verwehrt.

2) Die Alexander⸗ Säule. Diese Abhandlung ist dadurch ver⸗ anlaßt worden, daß dem Verfasser der Auftrag von der Akademie zu Erfurt geworden war, eine poetische Schilderung des Festes der Ein— weihung derselben am 19. September 1834, die von einem Erfurter, dem Russsschen Staatsrath Segelbach, herrührte, zu würdigen. Er kann nur Rühmliches von ihr sagen und knüpft sodann mancherlei daran, wie besonders am Schluß eine Zusammenstellung alles des Schmerzlichen, was das Gemüth des edlen Fürsten so vielfach und tief verletzt und überall feindselig und hindernd seinen besten Absich— ten und Ünternehmungen sich entgegengestellt hat.

z) Ueber die Grundlage der Monarchie. Daß das Wesen des wahren Staats, der nicht Maschine, einseitiges Verstandes— Produkt, sondern ein sich Selbsibewegendes, ein lebendiger Organis— mug ist, das Erzeugniß der alles umfassenden Vernunft und die Be— dingung ihrer vollen Entfaltung, die erbliche Monarchie als Grund⸗ bedingung und Lebenspunkt setzt, das ist wohl nur noch unter Un⸗ 3 n, und Schwärmern ein Gegenstand des Streits und des Verbandelns. Der Gegenstand ist schon so oft und gründlich abge— bandelt, daß wir nicht glauben, ihn hier weiter gefördert zu sehen. Alles, was gesagt ist, mag man als wahr zugeben, aber es erscheint hin und wieder doch zu beengt, man vermißt manches, um ihm die zeitgemã ße, volle el shter, zuzugestehen.

I) ÜUeber Bolkserziehüng. Der Verfasser fürchtet hier selbst Widerspruch. Wir glauben jedoch nicht, daß er hier, abgesehen von den früher gerügten allgemeinen Ansichten über die Gegenwart, dessen mehr als irgend wo anders zu erwarten habe. Ueber einzelne Vor— schläge und Punkte ist die Üebereinstimmung überall nicht möglich; aber die gauze Grundlage, der Hauptgedanke, wird sich der vollen An—⸗ erkennung vielfach erfreuen und viel Gediegenes und Beherzigungs— werthes, was nicht oft genug gesagt werden kann, ist hier enthalten. Da der Berfasser aber hler wenigstens nicht ganz in seinem Fache ist, so möchten ihm sofern manche berichtigende Bemerkungen der Eingt— weihteren leicht gemacht werden. So hält er z. B. die von ihm so⸗ genannte applicatorische Methode für etwas meist bei uns Unbe⸗ kanntes oder wenigstens Unangewandtes. So empfiehlt er Vieles, an sich ganz Wahres, der Anwendung, was nicht bloß oft genug em— pfohlen worden, sondern was (uch nebst jener Methode lange in viel⸗ fachen , höherer und höchster Unterrichis-Behörden an⸗ geordnet ist.

zu besprechen haben zu entscheiden uͤberlassen.

ö

eder ungeschickl angewandt zeigt, se hebt das nicht die Existen der Sache auf. Es sieht auf derselben Linie mit allen Gesetzen, 7 die zweite Hälfte derselben ibre Ausführung ist, und daß sich nicht über⸗ au geschickte Hände finden, die Ideen vollständig zu verwirkli⸗ chen. Daß auch der Verfasser den bekannten Hegelschen Satz, den er nech dazu in die beliebige Form umgewandelt bat: „Alles was ist, ist gut“, auch mißverstauden hat, ist nur deshalb zu erwäh⸗ nen, weil es wirklich ju lästig wird, immer wieder aufs Neue diesen. unr in seiner Fassung nicht ganz glücklichen Ausspruch bekrittelt zu sehen Hegel selbst ünd mehrere seiner Schüler haben ihn hinläng— lich erlärt, so daß er dech endlich einmal verstanden werden könnte. Auch dieser Satz sindet in dem oben angeführten fruchtreichen Grund⸗ gedanken die Wurzel zu seiner Erklärung.

Um noch ein Wort zuletzt über das Erste ju sagen, so scheint uns der Titel: „Schriftproben“ nicht vassend. Das Wort bedeutet in der Ukunden⸗Diolomatik und in der Typographie etwas anderes, und es hätten sich leicht viele andere Ausdrücke dargeboten, um das hier Beabsichtigte zu bezeichnen. Das Erscheinen mehrerer Hefte ird von dem Beifall dieses ersten abhängig gemacht. Wir boffen gewiß, daß wir dann mit diesem die Mittheilungen nicht geschlessen sehen werden, wenn anders die Zahl der Freunde einer erusteren, das Nach—⸗ denken vielfach auregenden und über Mancherlei belehrenden Leftüre picht zu geringe angenommen werden darf. a.

Ossyra, naturgemäße Gym nastik, oder angenehme und nuͤtzliche leibllche Beschäftigung kleiner Kinder in den so⸗ genannten Kleinkinder-⸗Bewahr⸗Anstalten, aber auch in engeren Familienkreisen. Mit einem empfehlenden Vor⸗ worte von Dr. Diesterweg u. s. w. Quedlinburg und Leipzig. 1838. J

Erziehung und Unterricht sind in unserer Zeit, der überall nicht mehr dle bloße Gewohnheit und das Gefühl genügen, sondern die nach bewußter Einsicht strebt, so sehr in ihrer unendlichen Bedeutsamkeit erkannt, und erregen so allgemeines Interesse, daß wir uns nicht scheuen diesem kleinen Schriftchen hier einen Platz einzuräumen. Wir fetzen es in Verbindung mit der eben besprochenen Abhandlung des Majors Benicken „Ueber Bolks⸗- Erziehung“ in seinen Schrift⸗ proben. Die Vorhallen zu der eigentlichen Erziehung bildet die hier besprochene Stufe, und giebt uns Beranlassung, über die zwe Gegen— stände, die hier berührt werden: „Kleinkinder-Bewahr-Anstal— ten“ und „Gymnastik“ einige Worte zu sagen.

Wenn feine Idee, keine Anordnung aun sich, dem Widerspruche, dem Tadel entgehen kann, wenn die Ausführung stets hinter dem Gedanfen zurisckbleibt, und dann gewöhnlich, was diese nur treffen dürfte, der Sache selbst aufgebürdei wird, se haben die Kleinkin⸗ der-Bewahr-Anstalten diesem Schicksale auch nicht entgehen fönnen. Sie sind aber der Idee nach wahr, nothwendig und zeitge⸗ mäß, und die Ausführung wird, wie billig, auch nur nach und nach sich vervollkommnen. Richt bloß, daß die Seite sie fordert, äußerlich ein Bedürfniß zu seyn für solche Aeltern, deren Verhältnisse sie zwin⸗ gen viele Stunden des Tages die hülflosen Kleinen sich selbst zu überlassen, fondern mehr noch für solche, in deren Umgebung die Kin⸗ der nicht die reinste Luft der sittlichen Atmosphäre einathmen. Wie bedeutend, tief, erfolgreich aber die ersten und besonders dauernden Eindrücke sind, wird kein Erziehungs⸗-Kundiger bezweifeln. Daß hier sodann nicht eigenilich gelehri werde, daß die Kinder nur im schuld⸗ los-heiteren Verkehr mit anderen sich ohne frühe Reizmittel naturgemäß und , ,, in ihren ersten geistigen Functionen üben und entfalten; daß die verständlge Aufsicht, die anregenden, leitenden Gespräche und Anord⸗ nungen der Aufseher nur gleichsam unsichtpar über der kleinen Schaar schweben, nicht gewaltsam überall eingreifen, das ist ihr Bedürfniß und die rechte Behandlung. Sehr schwierig jedoch ist die Ausfüh⸗ rung dieser anscheinend leichten Aufgabe, und Erfahrung, wie auch schriftliche und mündliche Belehrung, müssen Jeden hier nach und nach den rechten Weg finden lassen. In der Vorrede von Diester⸗ weg find, nach einigen zweckmäßigen. Worten über die Sache selbst, mehrere Schriften angeführt, welche für die mancherlei Uebungen und Befchäftigungen der Kinder Anweisung oder Stoff geben; so „die Spiele von Bormann und die von Werner“; so „Bildertafeln von Reimer und Wilke“, „die Berliner Fibel“; „Hey's Fabeln“; „dic Warteschulen von O. Schulz“ und „Kiein-Kinderschulen von Fat— scheck!. Den eigentlichen Gegenstand aber des Buches anlangend „die Gymnastik“, welche einen Theil des Ganzen der Erziehung bildet, so ist diefe als kunstmäßige und bewußte Bildung der einen Hälfte der Erdgeborenen, der leiblichen, ein Gegenstand vielfachen Streites noch bis jetzt, obgleich auch hier der Sieg des Wahren in der Ge— genwart nicht zu bezweifeln steht. Auch hier sind es die Alles be⸗ gleitenden Mißgriffe, Irrthümer, Ungeschicklichkeiten, welche den Geg⸗ nern ihre Waffen in die Hände geben oder die Schen vor dem Reuen oder vor scheinbaren GefahrEu. Darauf näher einzugehen, ist nns hier nicht gestattet, und wir nehmen nur die Sache als heilsam, ja als nothwendig an. Demnach müssen wir denn auch die Einfüh⸗ rung einer Vorschule der Gvmuastik, in die hier in Rede stehenden Ansialten, als überall zweckmäßig anerkennen. Ob aber alle Uebun⸗ gen genau so, wie sie hler angegeben sind, ausgeführt werden sollen (wie z. B. S. 30 die Anordnung für das Springen mit nur einer schräg gespannten Schnur); ob sie alle von Kindern so zarten Alters gemacht werden dürften, wie z. B. das Radschlagen, das wollen wir den Turnmeistern die sich nothwendig mit den Aerzten . inen e⸗

enn es sich hin und wieder irgend wo nicht ausgeführt

danken erlauben wir uns noch in Betreff der Gymnastik oder des

Turnens überhaupt anzudeuten: Sollte nicht, von unserer Kriegs⸗

ordnung aus der Gegenstand aufgefaßt, dieser ein wesentlichtr Rutzen aus ihm erwachsen iönnen? Wenn nämlich in jeder Dorf. und Stadt⸗Schule das Turnen als bindender Lehrgegensland ein- geführt würde, so möchten sich die Uebungen zum größen Theil als Vorbildung für die Militair⸗Dienstzeit behandeln lassen. Exerciren, Bajonett⸗Fechten müßten spegztell, nächst der allgemeinen Llusbildunz und Gewändimachung der Körper der ungelenken Söhne des Lan— des, Haupttheile des Unterrichts seyn. Die Lehrer dazu wären di Schuslehrer selbst, die, auch aus anderen Hinsichten, ihre Militairzen wirklich auszuhalten streng verpflichtet seyn müßten. Zür das Tur nen an sich wären natürlich noch erst die Lehrer auszubilden, was für jetzt einige Schwierigkeit hätte, aber wenn erst Alles in der gi end schon in dsese Kunst sich eingeweiht fände, dann ohne alle Fin, ernisse sich von felbst fortbewegen würde. a.

Meteorologische Beobachtung.

1838. Morgens Nachmittags Abendt Nach einmaliger 14. Juli. 6 Uhr. 2 Uhr. 19 Uhr. Beobachtung. Luftdruck. .... 336,69 Par. 338 2 Par. 338 2 Par. Quellwarme 8, 30 R.

Flußwarme 19,80 R.

4 16.88 R. 4 285.22 R. 4 19,40 R. Bodenwäarme 17,3 0 &.

Luftwarme ... 280 8. 11272 3. IIa .

Thaupunkt ...

Dunstsättigung 7A pCt. 31 pet. 8 pCt. Ausdünstung O, 88 Rh. Wetter...... heiter. heiter. heiter. Niederschlag 0.

Wind .... .... Wo Ww. Wa. Wa Bw. Warmewechsel 4 265,20 Wolkenzug ... Bolz. 4 1670. ;

Tagesmittesl: 335,92 Par.. K 20,59 R.. 4 1205 R.. 3A SCt. Wo . .

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 10. Juli. Niederl. wirkl. Schuld S3. 5309 do. 1011*/16. Bo /g Span. 223/5. Passive —. Ausg. Sch. Preusz. FEräin-Sch. . Poln. OGesterr. Mot. 1031 / 1.

Kanz . Bill. Zinsl.

Antwerpen, 9. Juli. Zinal. 65. Neue Anl. 221/23. Br. */ js. G.

Frankfurt a. M., 12. Juli. Oesterr. 30/9 Met. 1062 /. C. A0 9 1001/2. G6. 2120 60* / ö Br. 10s9 2513) 56. Br. Bank . Actien 1750. 17M. partlel . O6 18116. 67 Coose du So Fl. I261sz. 25/6. Loose zu 100 FI. 283. 6. Preuss. Präm.- Sch. 6513. G. do. 0/9 Anl. 103853. Br. Poln. Loos 6658/6. 6625. So /9 Span. Anl. 13! /. 13. 21 /aꝰso Holl. Sani sis. Sa,).

Hamburg, 13. Juli. Bank · Actien 1130. 1428. Engl. Russ. 1085/5. 57/0 Port. do. z0/9 —. Neue Anl. 191/.

London, 10. Juli.

Cons. 309 933. Belg. 102134. Neue Anl. 22. Passive Ausg. Sc5r. oiöü. 2c /o Hioß. Sa /. vög join z. Zo/ß Fort. zo do. go 24. , 1131/9. kras. So! / . Golumb. 27. Men. 25. ili —.

eru 1912.

Paris, 9. Juli. zog Rente 111. 45. 30/9 80. 38. Bo /9 Nes. XY. 25. Span. Keute 22. Passive 5. 30s0 Fortug.

Wien, 10. Juli. zo / Met. 1071, 9. Aolo 166z5/ze. 30so S2. 2.0/9 19 . Bank-Actien 14465. Neue Anl. .

Königliche Schauspiele.

Montag, 16. Juli. Im Schauspielhause, n erstenmale: Adelheid von Burgund, , . Trauerspiel in 5 Aufz. und einem Vorspiele, von E. Raupach.

Dienstag, 17. Juli. Im Schauspielhause; Das Kaͤthchen von Heilbronn, großes Ritter⸗Schauspiel in 5 Abth. und einem Vorspiele.

ell iwoch, 18. Juli. Im Schauspielhause: Figaro's Hoch—⸗ zeit, Oper in 2 Abth, mit Tanz. Musik von Mozart. (Hert Bötticher: den Grafen. Fraͤulein von Faßmann: Susanne )

Donnerstag, 19. Juli. Kein Theater.

Königsstädtisches Theater.

Montag, 16. Juli. Der Glockner von Notre⸗Dame. Ne mantisches Brama in 6 Tableaux, nach dem Roman des Vic⸗ tor Hugo, frei bearbeitet von Charlotte Dirch⸗Pfeiffer.

senstag, 17. Juli. Was? Posse in à Akten, von Dr.

A. E. Wollheim.

do /p

In Vertretung des Redacteurs: Wentzel.

Gedruckt bel A. W. Hayn.

—— ;

B e k ann tm a ch un g en. in der zten Abtheilung unserer Registratur einzüsehen.

Da über den Nachlaß des am 7. Oktober 1837 zu Dülsseldorff verstorbenen Hof⸗Marschalls Karl Alexan⸗ biger, als der Wilhelm Graftn v. Hacke auf Antrag der Bene⸗ fizial-⸗Erben durch die Verfügung vom 6. November, r. J, der erbschaftliche Liquidations, Prozeß eröffuet ist, so werden die sämmtlichen Gläubiger hierdurch vorgeladen, sich in dem angesetzten Liqnidations⸗Termint am 19. September d. J. VBormittags 10 Uhr, vor dem Kammiergerichts Alssessor Hoppe zu gesiellen, den Betrag und die Art ihrer Forderung anzugeben, die vorhandenen Dokumente urschriftlich vorzulegen, auch sich über die Beibehaltung des bestellten Interiins⸗ Kurators u erklären. Auswärtigen werden die Justiz⸗ Kommissarlen Ciborovius, Dr. ; Bevollmächtigte vorgeschlagen. Die Ausbleibenden haben zu gewärtigen, da für verlufsig erklrt und mit ihren Forderungen nur an dasjenige, was nach Befriedigung der sich melden⸗ den Gläubiger von der Masse etwa ilbrig bleiben möchte, werden verwiesen werden.

Berlin, den 2. Mai 1838. ö

dönigl. Preuß. Kammergericht.

Rorbwendiger Bertkauf. Sber-Landesgerkcht zu Bromberg. Das im Inewrackawtr Kreise belegene adelige Rittergut Wierzbicjano cum Fertinentii, landschafi⸗ 1 abgeschätzꝛ auf 121,770 Thlr. 19 sgr. 8 pf., wo⸗ für im legten Termine si 200 Thaler gib rien sind, soll am 10. 2ezemter 1838, orm iätags 19 hr,

an ordentlicher Geri sarlen rien: ee rr enn. in fortgesetzter Subha⸗

Reval

Die ihrem Aufenthalte nach unbekannten Realgläu⸗

2) der Vincent Rzeszotarski, b) der Ritterschaftsrath Joseph v. Busse, ej die Anna Schröder,

werden hierzu öffentlich vorgeladen.

Ven Seiten des Raths dieser Kaiserlichen Gonver⸗ nements-Stadt werden Alle und Jede, welche als Er⸗b ben oder aus irgend einem Rechtsgrunde an den Nach⸗so laß des hierselbst verstorbenen Handschuhmachermeisters Johann Gottlieb Borchardt Ansprüche zu haben ver⸗ ahle und Becher als meinen möchten, desmittelst aufgefordert, solche ihre Prätensionen mittelst in duplo bel dem hiesigen Stadt⸗ sie aller ihrer etwanigen Vorrechte Sekretariate entweder in Person oder durch gesetzlich legitimirte Bevollmächtigte einzureichende schriftliche Eingaben binnen nun ünd sechs Monaten, spätesiens alfo

am 22. Oktober dieses J bei Verlust ihrer Gerechtsame gehörig anzumelden und i, , . zu deduciren und zu verificiren.

athhaus, den 22. April 1838. ad Mandatum.

Den Hauswirthen zu Weitendorff bei Laage sind in der Nacht vom Sten der Koppel gestohlen: .

1) eine dunkelbraune Stute mit einem weißen Stern Mit 1 Kupfer.

vor dem Kopfe, wie ein Groschen groß, 8 alt, etwa 3 Fuß 1 Zoll boch, mit langem

tragend seit 8 Wochen; 2) eine braune Stute mit

alt, von gedrungenem

10. Juli 1638.

ericht. a hies, w

A. Ch. Jordan, Secr.

is 9Oten d. M. zwei Pferde aus von Leopold

ahr broschirt.

alse,

großen Ohren, plattem und breitem Kreuz, etwas nach vorn niederhängend, langsam von Gang,

gelblichem Schwanz und Mähnen, letztere kurz, mit einem wenig größeren weißen Stern, etwa 27 1 Zoll hoch, 13 Jahr uchs, gerundetem Kreuz, kurzen Ohren, kurzem Halse, kurzem, munteren Gang, eine Geschwulst auf dem Rücken, vom Sattel gedrückt, groß wie ein Hühnerei. Alle betreffenden Behörden ersuchen wir, wenn die . Pferde in ihrem Bezirk anzutreffen seyn ten, selbige nebst den etwanigen verdächtigen In⸗ habern derselben anhalten und davon Anzeige hierher gelangen zu lassen, indem wir uns zur Kosten⸗Erstat⸗ tung und zu Gegendiensten erbieten. Laage, Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin, den

Verordnetes Weitendorffer Patrimonial—

Literarische Anzeigen.

So eben wurde vollendet im Verlage von A. pi ler's sel. Wittwe in Wien und ist durch alle handlungen Deutschlands zu beziehen: Schule der Belehrung und Warnung. Eine Sammlung wahrer . 61. die Jugend im a ni.

Pierte mit 80 neuen Geschichten vermehrte Ausgabe. svo. Wien, 1838. In Umschlag

135 sgr. G. . Liebeskind.

Allgemeiner Anzeiger fur die Preußischen Staaten.

Hypotheken⸗Schein, ,, g. und Taxe sind

Bromberg, Enlm und Gnesen.

In meinem Verlage. ist erschienen and zu erhalten bel E. H. Schroeder in Berlin, Königsstr. Rr. 37, und Stuhrsche Buchhandlung:

Bild eines vorzüglichen Jugendlehrerc, entnommen aus dem Leben und Wirken Victorius, von Fein r e. Deutsch von F. M. Preis geh,. 114 sgr.

Der Inhalt dieser Schrift Umfaßt die Erziehungs—⸗ weise eines durch Kenntnisse und italien, reich be⸗ gabten, wie durch die höchste Slstlichkeit ausgezeich⸗ neten Mannes und wird jedem denkenden Lehrer und Erzieher die reichste Ausbeute gewähren.

ien S. Prausnttz.

In der Buch. und Musikhandlung von T. Traut- wein in Berlin, Breite Str. No. 8, erschienen so eben:

Sechs Gedichte von E. Geibel

für eine Singstimme mit Begl. des Pfte. in Musik gesetat von J. Mathieu x. Op. S. Preis J Thaler.

Der entschiedene Beifall, init welchein das vor. hergehende Liederhest (opus 7) derselben Verfasserin aufgenommen worden ist, wird nicht verfehlen, auf das obige neue Hest aufmerksam zu macheu, dessen Composstion und Text ihm eben so zahlreiehe Freunde

verschaffen werden.

uch⸗

r . —ö8 2 3

gn Berlin vorräthig bei E. S. MRittler (Stech; bahn Rr. 3), so wie in dessen Handlungen zu Posen,

Allgemeine

Preußischt Staats-Zeitung.

Berl!in, Dienstag den 17ten Juli

. ,

2 ᷣ— —— 2

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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Im Bezirk der 4 Regierun

u Stettin ist der Kandidat Klatte zum Pastor in Voel⸗ schown, der Kandidat Classen zum Pastor in Bahnwerder, Zerthen und Wedels dorf, der Kandidat Curtius zum Pastor in . und der Konrektor Muller zum Pastor in Lan⸗ genhagen ernannt worden; ö

zu Stralsund ist der Kandidat Schmidt aus Koöͤnigs⸗ berg zum Pastor in Kroͤslin, und der Pastor Bahll zum 3.

Fot zu St. Marien in Greifswald ernannt worden.

Angekommen: Der Kammerherr, außerordentliche Ge—

. note und bevollmächtigte Minister am Koͤnigl. Bayerischen . hae , von Dönhoff, von Koͤnigsberg in Pr.

bgereist: Der General⸗Major ünd Inspecteur der Isten Artillerie⸗Inspection, von Die st, nach Magdeburg.

Zeitungs⸗RNRachrichten. Ausland.

Frankreich.

Pairshof. Sitzung vom 9. Juli. Das Requisito— rium des General⸗Prokurators gegen den Lieutenant Laiiy lau⸗ tete im Wesentlichen folgendermaßen:

„Meine Herren Pairs, wenn Sie heute zum erstenmale aufge— ordert werden, die hohe Gerichtsbarkeit auszuüben, welche das Ge— etz vom 9. September 1835 Ihnen zuerkennt, so geschieht es, weil jum erstenmale jenem Gesetze auf eine so verwegene Weise getrotzt worden ist. Es war nicht der Zweck der September⸗-Gesetze, jener Polemik der Parteten Stillschwesgen zu gebieten, welche eine der Ge⸗ sahren, aber auch eine der gebieterischen Noihwendigkeiten freier Re⸗ gierungen ist. Die Gesetzgeber hatten gehofft, daß durch die neuen Bestimmungen jener unveimeldliche Kampf fortan in den Schranken gehalten werden würde, welche die Verfassung ihm verschreibt, und zu deren Schutz sich die früheren Gesetze nicht als kräftig genug er⸗ wiesen. Man wollte jenen verbrecherischen Aufforderungen, jenem System der Veileumdüng und der Beleidigungen, jenen Angriffen gegen das Prinzip und gegen die Form der Regierung ein Eude machen. Diese Hoffnung (ist nicht getänscht worden. Die Par fjesen haben allerdings nicht aufgehört, die Prinzipien, die Ideen, die Gefinnungen, auf die sie sich stützen, zu verbreiten, und mußten nur zu oft auf gesetzliche Weise unterdrückt werden. Aber sie pflanz⸗ ten wensgstens nicht mebr die Fahne der Empörung auf. Man sah nicht mehr jene frechen Schriften erscheinen in denen die schaaulose⸗

sien Schmähungen gegen die gehetiigte Person des Monarchen mit der Anpreisung anderer Regierungeformen abwechselten, und die Ge⸗

müther fortnährend in einer gereijten Stimmung erhielten. Man

mußte daher von einem Gefühl des Erstaunens und Bedauerns er⸗

griffen werden, als man sah, wie einige Männer sich bemühten, ruhm—

volle Erinnerungen zum Vortheil einer politischen Partet zu verwen⸗

den, wie sie laut ihre Hoff aungen und ihren Zweck verkündeten, und jn der Verwegenheit, so wie in der Lüge neue Elemente zu einem Er— folge suchten. Ein noch größerer Grad von Wichtigkeit wurde jener Kuͤndaebung dadurch verlieben, daß sie das eingestandene Werk eines der Männer ist. die an dem Straßburger Attentate Theil genommen hat⸗ len, eines der Offiziere, welche bemüht gewesen waren, die unter ihren Be⸗

. febien stehenden Soldaten zur Empörung zu verleiten. Stolz auf seine Un⸗ gestrafihelt wie auf einen Sieg, erzählt er alle Details seines Verbrechens,

und schien die Gesetze, die er einmal ohnmächtig gefunden hatte, zum zweitenmale herauszuüfordern. Unter diesen Umständen, meine Her—⸗ zen, mußten die Gefetze mit allen den ihnen verliehenen Bürgschaften umringt werden, und die Regierung würde gegen ihre Pflicht gefehlt haben, wenn sie Ihren mächtigen Beistand nicht in Anspruch geneom— men bätte. Wenn es einer Regierung unmittelbar nach einer Re— volution durch ihre Mäßigung und Weisheit gelungen ist, die Gemü⸗ iher zu beruhigen, so darf die Kühnheit einiger Empörer nicht zu neuen Unordnungen anfeuern, sie darf nicht einer beklagenswerthen Konkurrenz die Bahn eröffnen. Sie haben sich, meine Herren, durch Ihre Kompetenj⸗Erklärung jenem Gedanken zugesellt, und wir haben daber setzt zu prüfen, ob die inkriminirte Schrift wirklich den Cha⸗ rakter an sich irägt, den wir ihr beilegen, und ob sich Laitv durch deren . der ibm zur Last gelegten Verbrechen schuldig gemacht hat.

er General⸗Prokurator zog hierauf einige Siellen aus der inkriminirten Schrift an, in denen die Anklage: Angriffe gegen die verfassungsmäßigen Rechte des Königs und eine von keiner Wirkung begleiteie Aufforderung t Umwälzung der bestebenden Regierung erblickt. Er fuhr alsdann olgendermaßen fort: „Fürchten Sie nicht, meine Herren, daß wir dem Verbrechen eine größere Bedeutung beilegen wollen, als es wirk— lich in sich trägt, man würde sich irren, wenn man uns den Gedan— ken zuschriebe, daß Lasty und feine Broschüre, daß Ludwig Boug⸗ parte und rie sogenannte Rapoleonische Partei, jemals im Stande feyn könnten, unfere nationgle Regierung zu erschüttern. Es ist Nie⸗ mand im Stande, unsere Institutionen zu bedroben, denn sie sind das Wert und das Eigenibüm Frankreichs, welches sie zu veriheidi⸗ gen wiffen wird, wie es sie zu gründen gewußt hat. Aber ist denn die Gefahr einer neuen Revoiution die einzige, vor der man sich zu bäten hat? Genügen nicht die unsinnigsten Versuche, die abenteuer⸗ lichgen Unternehmungen, um die Gemüther zu beunruhfgen, und dem öffentlichen Wohlstand zu schaden? Weiß man ühri⸗ geng nicht, daß in unseren Zeiten die Partei, welche zuerst äauf dem Kampfplatze erscheint, leicht alle Ünrubestifter an sich keen fann, welche jeder Meinung beitreten, um auf Kosten der be⸗ henden Regierung die Anarchie zu fördern! Ihre Bemühungen werden zwar immer vergeblich seyn; aber in Dingen der Art hat der Sleg selbst seine Schmerjen, und man muß die Kothwendigkeit des⸗ selben fürchten. Es sind nicht die Kräfte der Napoleonischen Partei, die irgendwse gefährlich werden können. Was könnte sie unterneh⸗ men, wenn sie auf sich allein beschränkt hliebe? Sie hat gewagt, zu sagen, daß die Ration von der gegenwärtigen Regierung nichts zu erwarten habe. Sie sage uns nun aber auch, was man von ihr er⸗ warten kann? Sie benutzt die Erinnerungen des Kaiserthums und den glorreichen Namen, auf den Frankreich fog ist. Aber glaubt

hr denn, unvorsichtige Jünglinge, daß jener Ruhm Eurer bedarf, um Frankreichs Eigenthüm zu bieiben? Ist Napeleen's Bildsäule nicht ohne Euer Zuihun wieder aufgerichtet worden? Wenn Ihr an die Thaten unter der Kaiserlichen Regierung erinnert, so schelnt Ihr lu vergessen, daß der Thrra, den Ihr' angreift, von allen den Vfän—

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nern unterstützt wird, die an den großen Ereignissen jener Zeit Theil genommen baben. In unseren Sitten und in unseren Gesetzen, in unserem politischen und in unserem bürgerlichen Leben, haben wir alle Wohlthaten der Kaiserlichen Regierung beibehalten, und was wir von ihrer Erbschaft verschmäht haben, wird uns gewiß Niemand mit Gewalt aufdringen können. Das Kaiserthum hatte seine Mission erfüllt. Der Mann, den das Glück und das Genie an die Spitze desselben stellte, hat selbst seine Regierung überlebt, und kennie das niedergelegte Scepter an Niemand vermachen. Bewahren wir ihm den Platz, der ihm in dem Heiligthume unserer Erinnerungen ge— bührt; aber die Zeiten baben sich geändert und andere Geschicke sind es, denen wir folgen müssen. Die Künste des Friedens, die Erobe—= rungen des Gewerbfleißes, die Bürgschaften der Freiheit, sind jetzt das Stndium und das Bedürfniß der Ration geworden; und das ranzösische Bolk schreitet, gest 4 auf sein so oft siegreich gewesents Schwert, auf jener friedlichen Bahn der Cirilisation. mit dem Ge⸗ füble seines Ruhmes, und dem Bewußtsepyn seiner Stärke vorwärttz.“ (Die Mittheilung der Vertheidigungs-Rede des Angeklagten, bebalten wir uns auf morgen vor)

Sitzung vom 16. Juli. Bis gegen 6 Uhr Abends war der Pairshof in geheimer Sitzung versammelt. Alsdann wur⸗ den die Zuschauer eingelassen, und der Praͤsident verlas in Ab⸗ wesenheit des Angeklagten, wie es bei dem Pairshofe gebraͤuch/ lich ist, das Urtheil. Laity wird dadurch des Attentats gegen die Sicherheit des Staats fuͤr schuldig erklärt und demnach zu 5jähriger Einsperrung und zu einer Geldstrafe von 10, 600 Fr. verurtheilt. Außerdem soll er nach Ablauf der Strafe zeitlebens unter polizeilicher Aufsicht stehen. Ferner hat er die auf seinen Antheil fallenden Prozeßkosten (den anderen zahlt der Staat) zu tragen, und sind alle Exemplare der Flugschrift, die schon mit Beschlag belegt worden oder es noch werden soll— ten, zu vernichten. Endlich wird, den Gesetzen gemäß, die Dauer der Leibesstrafe auf ein Jahr bestimmt, die in Beziehung auf die Verurtheilungen an Geid angewandt werden koͤnnte.

Paris, 11. Juli. Der Belgische Gesandte, Herr Le Hon, hatte diesen Morgen eine lange Konferenz im auswaͤrtigen Mi⸗ , e gleich darauf wurde ein Courier nach Bruͤssel abge⸗ ertigt.

Herr von Champlatreux, einer der Attaché's bei der dies— seitigen außerordentlichen Gesandtschaft in London, ist bereits wieder hier eingetroffen.

Dein Vernehmen nach wird der Admiral Dufresne aus Afrika zuruͤckkehren und an seiner Stelle der Contre; Admiral . Bougainville den Befehl uͤber die Algiersche Marine er⸗ alten.

Der Temps ist wegen unbefugter Veroͤffentlichung eines Theils der geheimen Sitzung des Pairshofes in den Anklage— stand versetzt worden. Das genannte Blatt zeigt dies Ereigniß selbst mit folgenden Worten an: „Der Temps ist wegen eines Preß⸗Vergehens von den September⸗-Gesetzen verfolgt worden. So erneuern sich denn in den Augenblicken der groͤßten Ruhe, des tiefsten Friedens die Prozesse wegen Preß⸗Vergehen. Wäͤ⸗ ren wir vor eine Jury gestellt, so wuͤrde man uns um eines so unschuldigen Artikels, wie der unsrige ist, nichts anhaben. Aber Dank sey es den September Gesetzen, die Jury ist . streut und die Richter, die zugleich Maͤnner der Politik sind, fuͤrchten sich, irgend Jemanden freizusprechen, weil dadurch der Regierung Unrecht gegeben werden koͤnnte. Wir fuͤrchten also sehr, verurtheilt zu werden. Wir wer— den eine Gefaͤngnißstrafe zu erdulden haben, und eine Geld— buße zahlen muͤffen; wir haben dies schon unter der Restaura— tion erlebt. Man ruft seit langerer Zeit alte Erinnerungen in uns wach. So hat denn unsere Ergebenheit, unser Sinn fuͤr die Aufrechterhaltung der Ordnung, die Maͤßigung, die wir uns stets zum Gesetz machten, uns nicht vor den September Gesez⸗ zen schuͤtzen koͤnnen. Aber gleichviel! Was man auch thue, man wird aus uns keine Aufruͤhrer und Verschwoͤrer machen. Eine Sache ist uns nun voͤllig klar, namlich die, daß man kein Mittel mehr hat, uͤber die Tendenzen der Gewalt irgend eine Taͤuschung 96 erregen. In Zukunft wird man die schoͤnen Worte der genwaͤrtigen Zeit ist man nicht mehr so einfaͤltig, daß man nicht die ge⸗ heimen Gedanken durchschauen sollte, welche den offentlichen Hand⸗ lungen zum Grunde liegen. Wir haben lange zuruͤckgehalten, wir haben uns das Ansehen gegeben, nicht die Tendenzen der Re, gierung zu durchschauen, die aller Welt laͤngst kein Geheimniß mehr waren. Man erneuert die Prozesse gegen die Presse, wir glauben, daß die Presse in ihrer Pfüicht nicht irren wird.“

. Blatter berichten, daß sich in einem Kaffeehause in Toulon ein Streit zwischen Franzoͤsischen und Englischen Marine - Offizieren erhoben habe. Die Ursache desselben sollen einige Couplets auf Napoleon gewesen seyn, Wie viel oder wie wenig Wahres auch hieran seyn mag, so ist dadurch die Eintracht, welche zwischen den Offizieren Und Matrosen beider Marinen bestand, nicht im Geringsten e . worden. Der Englische Botschafter hat der wee, mg ereits angezeigt, wie . die Freude in England uͤber den Empfang sey, den das

ritische Geschwader in Toulon erfahren habe.

Großbritanien und Irland.

Parlaments- Verhandlungen. Oberhaus. Siz— zung vom 10. Juli. Schon in einer fruͤheren Sitzung hat— ten einige Pairs von der Oppositionsseite die Minister gelegt wie es sch mit gewissen Instructionen verhalte, welche die Ad⸗ miralität den an der Spanischen Kuͤste stationirten Britischen Schiffen ertheilt haben sollte, um das Landen von Sardinischen und Holländischen Schiffen mit Zufuhren fuͤr Don Carlos zu hindern. Lord Melbourne hatte ausweichend geantwortet, der erste Lord der Admiralität aber geäußert, daß er allerdings eine solche Maßregel fuͤr eben so zulässig als nethwendig halte. Hieran knüpfte nun heute Lord Broéugham an und richtete foͤlgende Fragen an die Minister: „Sind uͤberhaupt Instruc⸗ tionen der Art ertheilt worden? Wird diese Frage verneint, so fallen die uͤbrigen weg; wird sie aber bejaht, so frage ich weiter; Ist davon allen neutralen Staaten die gebuͤhrende Anzeige gemacht worden?

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daß Unrecht Recht geworden sey.

egierung gehörig zu wuͤrdigen wissen. In der gen

Wird diese zweite Frage bejaht, so fällt die dritte weg; sonst aber frage ich ferner: Haben die Rechts-Konsulenten der Krone das Gutachten abgegeben, daß ein solches Verfahren keine Verletzung des bene dend Boͤlkerrechts sey? Wird diese Frage bejaht, so steht die Ansicht der Kron-Juristen mit der meinigen in direktem Widerspruch; es mußte denn erwiesen werden, daß das ganze Voͤlkerrecht sich umgekehrt habe, und b r Ich heffe daher noch immer, daß kein solcher Schritt geschehen ist, der einen Makel auf den Charakter unserer Politik werfen, uns in Krieg ver—⸗ wickeln und den Frieden Europa's und der Welt stoͤren wuͤrde.“ Lord Melbourne weigerte sich, auf irgend eine dieser Fragen Antwort zu ertheilen. Lerd Brougham trug daher darauf an, daß eine Adresse an die Königin gerichtet werde, um Ihre Majestaät zu ersuchen, daß sie alle Instructionen oder NVotifica⸗ tionen, die in Bezug auf das Verbot der Zulassung Sardini⸗ scher, Hollaͤndischer oder anderer neutraler Schiffe in Spani⸗ schen Haͤfen von der Englischen 671 ausgegangen, dem . vorlegen lassen möchte. „Wenn Jemand“ 3 Lord

rougham, „eine Antwort verweigert, die er geben konnte so will er sie nicht geben, und ein solches Nichtwollen kann keinen an⸗ dern Grund haben, als daß die Antwort schlecht ausfallen wuͤrde. Ich inuß also annehmen, daß die bezeichneten In⸗ structionen wirklich ertheilt, daß die neutralen Mächte nicht gewarnt worden sind, und daß man fuͤr eine so grobe Verletzung des Voͤlkerrechts kein juristisches Gutachten beizubringen verinag. Ich n.uß annehmen, daß wir uns im Kriege befinden, obgleich dazu kein Grund vorhanden ist. Und selbst wenn wir uns im Kriege befaͤnden, ware es doch sehr verkehrt gehandelt, einer neutralen Macht das Landen von Handels⸗Gegenstaͤnden an der Spanischen Kuͤste 3 verbieten, so lange wir keine hinlaͤng / liche Kriegsmacht dort hatten, um jede Landung in irgend einem Hafen jener Kuͤste zu verhindern. Wer hat jemals gehört, daß eine Nation, bloß weil sie einer von zwei kriegfuͤhrenden Par⸗ teien besonders zugethan war, alle neutrale Schiffe, die der anderen Partei Lebensmittel zufuͤhrten, wegzunehmen befahl, wenn sie dieser anderen Partei nicht den Krieg erklart hatte? So lange es Geschichte giebt, so lange man von Völkerrecht und von Rechten der Neutralen spricht, so lange civilisirte Men⸗ schen die Verhaͤltnisse der Nationen zu einander ordnen, war ein solches Verfahren unerhört.“ ine Stimme: „Die In⸗ structionen können vielleicht der Art seyn, daß sie geheim ge⸗ halten werden muͤssen.“ Lord Brougham: „Ja, allerdings, nie sollten sie, um Englands Ehre willen, an das Tageslicht kommen. Aber wie kann eine Instruction, die einem Geschwader be⸗ siehlt, die Schiffe einer andern Nation anzuhalten, eine geheime seyn? Von dem Augenblick an, wo sie vollzogen wird, ist sie ja der . Mannschaft bekannt. Eben deshalb haͤtte ein solcher

efehl den neutralen Mächten Sardinien und Holland notisi⸗ zirt werden muͤssen! Diese Laͤnder beladen ihre Schiffe mit Proviant fuͤr eine der kriegfuͤhrenden Parteien, weil es a nicht im Traume einfallen konnte, daß sie an der Spanischen Kuͤste von Englischen Schiffen wuͤrden zuruͤckgewiesen und weg⸗ genommen werden. Ein solches Verfahren muß den Europaͤi⸗ schen Frieden bedrohen, und ich fuͤhle mich verpflichtet, das Ministerium in einer so unverantwortlichen Handlungt weise aufzuhalten. Sardinien und Holland sind kleine und schwache Staaten, aber wer kann wissen, mit welcher großeren

Nacht sie im Buͤndniß stehen? Wie nun, wenn zwischen

Oesterreich und Sardinien eine Defensiv⸗Alltanz bestände? Wie, wenn ich wuͤßte, daß ein solches Buͤndniß besteht, welches Oesterreich verpflichtet, dem König von Sardinien, wenn er mit irgend einem Staate in Streit geraͤth, zu Huͤlfe zu kommen und gemeinschaftliche Sache mit * u machen ? (Hort, hort) Es kann seyn, daß es späͤter geschlossen wurde, als die Englische Admiralitaͤt jenen Befehl erließ; aber auch dann faͤllt aller Tadel auf England, nicht auf DOesterreich. Wegen eines Defensiv⸗Buͤndnisses kann Niemand getadelt wer⸗ den, aber wohl wegen einer Offensiv⸗Maßregel. ch habe da⸗ her nach allem diesen vollkommenes Recht, die Vorlegung der betreffenden Instructionen zu verlangen.“ Lord Melbourne widersetzte sich dem Antrage, weil derselbe sich auf bloße Ge⸗ ruͤchte gruͤnde. Graf Ripon aber bemerkte, daß es sich hier keinesweges nur von Geruͤchten, ja nicht ein—⸗ mal von schwebenden Maßregeln, sondern von einer voll⸗ endeten Thatsache handle, indem es allgemein bekannt sey, daß die Regierung wirklich Befehle zur Zuruͤckhaltung Sardinischer Schiffe von der Spanischen Kuüste erlassen habe. Graf Minto, der erste Lord der Admiralität, leugnete dies auch keinesweges, er gestand es vielmehr indirekt ein, indem er sich daruͤber beschwerte, daß irgend ein Marine-Offizier so in⸗ diekret gewesen seyn muͤsse, dem Lord Brougham die geheimen Instructionen zu verrathen; dessenungeachtet wollte er finden, daß es der Motion des edlen und gelehrten Lords an aller Be⸗— graͤndung fehle, denn, meinte er, wenn man uͤber etwas unzu—⸗ frieden ware, so konnte es doch wohl nur daruͤber seyn, daß der Quadrupel⸗ Traktat so kraͤftig und redlich ausgefuͤhrt werde; die ser Traktat aber möge nun gut oder schlecht seyn, er sev einmal abgeschlossen und die Engiische Regierung daher verpflichtet, der Königin von Spanien mit ihrer Seemacht Beistand 9 leisten; wenn nun also die Sardinische , die 33 t haͤtte, Don Carlos mit Kriegszufuhr zu versehen, so wäre Eng⸗ land durch den Quadrupel / Traktat verpflichtet, die Ausfuͤhrung dieser Absicht zu hindern. Rachdem Lord Brougham ver⸗ ichert hatte, er habe von Niemanden eine Mittheilung der be⸗ e. Instructionen erhalten und er wisse nichts, als was er schon aus den fruͤheren Aeußerungen des Grafen Minto selbst habe folgern müssen, erhob sich der Herzog von Wellington und sprach ebenfalls die Ueberzeugung aus, daß gewiß in der ganzen Englischen Marine kein Offizier 49 finden ware, der auf diese Weise das Vertrauen seiner Vorgesetzten mißbrauchen und eheime Instructionen verrathen wurde. Die Behauptun des See⸗ Le ter daß der Quadrupel⸗Traktat der Englischen Regierung irgend eine Verpflichtung auferlege, die England in einen Krieg mit