1838 / 218 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

bliothek habe, mit Ausnahme einiger seltener Werke, die im

Mißachtung ihrer religibsen Ceremonien an den Tag legen. Das hieße so viel als: Ihr habt Unrecht, und wir haben Recht, folglich wollen wir Euch schimpflich behandeln. Alles, was man thun kann, ist, ihnen auf ihrem eigenen Grund und Boden beizukommen und ihnen durch Vernunftschluͤsse zu beweisen, daß sie Unrecht und wir Recht haben. Was daruber hinausgeht, ist vom Uebel, ist Intoleranz, Ungerechtigkeit, ja Vernichtung. (Hort, hört!! Und Christen wie Heiden würden in dem Ruin zu Grunde gehen, den eine ungebuͤhrliche Einmischung in die Religions Meinungen des Indischen Volks zur Folge haben wurde. Dadurch, daß man diesen Religionen äußere Zeichen der Achtung erweist, tritt man seinem eigenen Gewissen nicht zu nahe. Was geschieht anderwärts? Wir sind nicht katholisch, und doch treten unsere Truppen in katholischen Landern vor gewissen Ceremonien der katholischen Kirche in's Gewehr. Preußen, das nicht katholisch ist, besoldet doch katholische Geist⸗ liche, und ich wuͤnschte, es ließe sich dasselbe auch bei uns thun. Gewiß, man muß bei solchen Angelegenheiten mit der größten Vorsicht verfahren. Wie handelte man mit Hinsicht auf den unmenschlichsten, grausamsten Gebrauch, das Verbrennen der Witwen? Lord Minto zog erst die gelehrtesten Pundits, die er auffinden konnte, daruͤber zu Rathe, und selbst dann nahm er noch Anstand, diesem Gebrauch ein Ende zu machen; erst sein Nachfolger, Lord William Bentink, vollendete, was Lord Minto begonnen hatte.“ Nachdem die besagten Petitionen auf die Tafel des Hauses gelegt worden waren, wuͤnschte der Marquis von Londonderry zu wissen, ob schon etwas fuͤr die Berichtigung der Soldruͤckstaͤnde der Britischen Legion geschehen sey. Er sehe, sagte er, daß die Spanische Regierung bedeutende Ankaͤufe von Pferden mache, und doch, wenn er frage, warum die For— derungen der Legion nicht befriedigt wuͤrden, gebe man ihm zur Antwort, die Spanische Regierung habe kein Geld. Lord Melbourne erwiederte, die mern r lsarlsn zur Liquidirung jener Ruͤckstaͤnde seyen in England angekommen, sie hätten jedoch, wegen einiger Differenzen uͤber die Art der vorzunehmenden Un⸗ tersuchung, ihre Arbeiten noch nicht beginnen koͤnnen. Hierauf folgte eine Unterredung zwischen den Lords Ellen borough, Glenelg und Brougham in Bezug auf die Ostindischen Arbeiter, Hill⸗ Kuhlis genannt, deren Transportirung nach Westindien, um dort auf den Pflanzungen zu arbeiten, durch einen Geheime— raths⸗Befehl von iðzẽ erlaubt worden war. Der Kolonial—⸗ Minister erklaͤrte, daß dieser Befehl, auf dessen Widerruf Lord Brougham schon fruͤher angetragen hatte, nunmehr zuruͤckge⸗ nommen sey, weil, allem Anscheine nach, die vom Oberhause

angenommene Bill, J welche etwanigen Mißbrauchen bei u

der Befoͤrderung jener

swanderungen vorgebeugt werden

sollte, im Unterhause in dieser Session nicht durchgehen duͤrfte; es werde daher jeder fernere Trantport dieser Art so lange

aufs strengste untersagt bleiben, bis eine legislative Maßregel zum Schutz der Kuhli's gegen Bedruͤckungen durchgegangen waͤre. Die Berathung uͤber die Amendemenis des Unterhauses zu der Bill, wonach die Verhaftung wegen Schulden abgeschafft wer—

den soll, wurde auf den Antrag des Herzozs von Welling⸗

ton bis zum Donnerstag auc geen, weil in der Maßregel nicht nachträglich noch, wie der Herzog in Folge einer Aeußerung Lord Melbourne's gehofft hatte, fuͤr die Entschaͤdigung der Ge— faͤngnißwaͤrter der suͤnf Haupihäfen Englands, deren Ober⸗In⸗ n, . bekanntlich der Herzog von Wellington ist, gesorgt wor—⸗ en war.

London, 1. Aug. Gestern leistete der zum Bischof von 23 und Man ernannte Dr. Bowstead der Koͤnigin seine

uldigung.

Herr Biddle, der Praͤsident der Bank der Vereinigten Staa⸗ ten, soll auf ein von der neuen Republik Texas creirtes Papier Vorschuͤsse geleistet haben; die Tim es glaubt . daß jenes Papier auch nach London seinen Weg finden duͤrfte, und warnt vor demselben.

Herr Edward Taylor, Professor der Musik an der von Thomas Gresham hier gegruͤndeten Schule, empfiehlt in einer Adresse an das Publikum die Errichtung einer musikalischen Bibliothek in London, die fuͤr Jedermann zuganglich seyn und in jener Unterrichts-Anstalt aufgestellt werden sollte. Er macht bemerklich, daß London bis jetzt noch keine solche oöͤffentliche Bi⸗

Britischen Museum aufbewahrt werden. Selbst gute Privat— Sammlungen dieser Art giebt es nur noch sehr wenige, seitdem die des Dr. Bevor, des Herrn Bartleman, des Dr. Arnold und Anderer zersplittert worden sind. z

Nieder land e.

Aus dem Haag, 1. Aug. Der außerordentliche Gesandte zei der Kroͤnung der Koͤnigin von England, Baron von der Capellen, traf gestern aus London hier wieder ein.

Se. Majestaͤt der Koͤnig hat bei der neuen Fischfangs⸗ Gesellschaft von Katwyk 15 Actien von 599 Gulden unterzeich⸗ net, und eben so bei dem Fonds zur Unterstuͤtzung der National⸗ Industrie 13 Actien, im Gesammtbetrage von 7500 Gulden.

Die hier eingegangenen Zeitungen aus Surinam, welche bis zum 8. Juni reichen, berichten, daß der General⸗ Gouver⸗ neur der Hollaͤndischen Besitzungen in Westindien eine Verord— nung in Betreff der Sklaven-Ein⸗ und Ausfuhr erlassen habe. Beide sollen nur vorlaͤufig, und in besonderen, vom Gouverneur näher zu bestimmenden Fallen stattfinden. Die Einfuhr von Sklaven aus fremden Kolonieen oder die direkte Einfuhr aus Afrika kann nur durch eine besondere Bewilligung des General— Gouverneurs gestattet werden; die Ausfuhr ist von denselben Bedingungen abhaͤngig gemacht. Diejenigen, welche diesen Be⸗ stimmungen zuwider handeln, haben fuͤr jeden ein- oder ausge⸗ fuhrten Sklaven 10606 Gulden zu erlegen, und muͤssen die Skla⸗ ven uͤberdies nach dein Orte zuruͤckschaffen, von wo sie dieselben

bezogen haben. zogen h Belgien.

Bruͤssel, 2. August. Die Regierung hat, dem Com— merce Belge zufolge, am vergangenen Montage Depeschen aut London erhalten, welche der dortige Belgische Gesandte in Folge einer Mittheilung Lord Palmerston 's abgeschickt haben soll. Nach dem Empfange derselben soll Herr de Theux eine Konferenz mit den Herrn Goblet und Nothomb gehabt haben, und spaͤter ein Minister⸗Conseil zusammenberufen worden seyn, nach Mitternacht ging sodann ein Kabinets-Courier nach Lon⸗ don ab, und demseiben wurde die größte Schnelligkeit zur Pflicht gemacht, damit er noch am 1. August Morgens in Lon⸗ don 6

Der Graf Heinrich von Mérode ist als außerordentlicher Gesandter zur Kaiser⸗Kroͤnung nach Mailand abgegangen.

Deutsch land. Dresden, 4. Aug. Se. Majestaͤt der Konig und Se.

Königl. Hoheit der Prinz Johann sind heute fruͤh, zur Abstat⸗

904

tung eines Besuchs bei Sr. Majestaͤt dem Kaiser von Rußland, von Pillnitz nach Teplitz abgereist.

Sottingen, 2. Aug. (Hann. Ztg.) Se. Kaiserl, Ho— heit der Großfuͤrst Thronfolger von Rußland haben bei Ihrer gestrigen Durchreise geruht, dem Geheimen Justizrath und Pro— fessor Heeren, dessen Schriften Sie bei Ihrem fruͤheren Unter— richt in der Geschichte benutzt hatten, einen Beweis Höͤchstdero gnaͤdigen Wohlwollens zu geben, indem Sie ihm einen Bril— lant Ring mit Ihrem Namenszuge durch den Staatsrath Shu— kowsky in den gnaͤdigsten Ausdrücken, als Dank des Schuͤlers an seinen Lehrer, uͤberreichen ließen. Noch an demselben Tage setzte der Großfuͤrst seine weitere Reise fort.

Baden, 1. Aug. Gestern ist der Herr Graf von Teck, in Begleitung des Ober-Kammerherrn, General-Lieutenants Freiherrn von Spitzenberg, nebst Gefolge, hier angekommen.

Mainz, 3. August. Auch hier wurde, wie alljaͤhrlich, der Geburtstag Sr. Masjestät des Koͤnigs von Preußen festlich ge— feiert. Der an der großen Tafel beim Herrn Vice Gouverneur ausgebrachte Toast auf das Wohl Sr. Maj. wurde mit allge— meinem Lebehoch aufgenommen und von Geschuͤtzsalven begleitet.

Weimar, 6. Aug. Die Nachrichten uͤber das Be— finden unseres Großherzogs in Franzensbrunn sind sehr erfreu—⸗ lich. Der Erbgroßherzog ist am ten d. M. von seiner Reise nach . Rhein-Gegenden und nach Holland hier wieder ein— getroffen.

Dem Vernehmen nach, duͤrfen wir auch hier dem erfreuli⸗ chen Besuch der Kaiserl. Russischen Herrschaften Ende dieses Monats entgegensehen.

Der Herzog Bernhard scheint seinen Aufenthalt in Nea— pel verlaͤngern zu wollen. Er selbst, wie dessen ganze Familie, erfreuen sich dort des besten Wohlseyns. Mit seinen Soͤhnen, den Prinzen Wilhelm, Hermann und Gustav hatte der Herzog im Laufe des Juli eine Exkursion nach Sieilien gemacht.

Die Waffer⸗Heil⸗-Anstalten auf dem Thuͤringer Walde in Ilmenau und Elgersburg erfreuen sich, trotz der schlechten Wit⸗ ferung, eines großen Andrangs von Badegästen aus allen Ge—⸗

enden Deutschlands, worauf man, besonders bei der jungen . in Ilmenau, gar nicht gerechnet hatte. Leichtere Uebel beseitigte das Wasser schnell. a man diese Heil⸗Anstalten in seder Hinsicht zu erweitern und zu vergroͤßern sucht, so duͤrfte im nächsten Jahre der herrliche, noch so wenig gekannte Thuͤ— ringer Wald ein Haupt ⸗Badeplatz werden. Auch hier in Wei— mar ist ein Wellenbad angelegt worden.

Frankfurt a. M., 4. August. Gestern um 6 Uhr traf, wie bereits erwahnt, Se. Kaiserl. Hoheit der Großfuͤrst Thron— folger von Rußland hier ein und stieg im Hotel de Russie ab. Da Hoöͤchstdieselben unter dem Namen eines Grafen von Bo— rodinski hier zu verweilen gesonnen waren, lehnten Se. Kai—⸗ serl. Hoheit alle Empfangs- Feierlichkeiten ab, weshalb die an— geordnete Begruͤßung durch Kanonensalven, Kavallerie Einho⸗ lung, die Ehrenwache und die Auffuͤhrung einer Oper bei fest— lich erleuchtetem und dekorirtem Hause, so wie alle sonstigen Veranstaltungen, unterblieben.

Frankfurt a. M., 4. Aug. Se. Kaiserl. Hoheit der Großfuͤrst Thronfolger von Rußland besuchte heute den Noͤ— mer und das Bethmannsche Museum. Diesen Abend wird der Großfuͤrst das Theater mit seiner Gegenwart beehren. Die Abreise nach Ems soll schon morgen erfolgen. ö

Der Redacteur des „Journal de Francfort“, Herr Du— rand, ist von seiner Reise nach Teplitz zuruͤckgekehrt. Dagegen hat sich Dr. Höoͤninghaus, Redacteur der „Katholischen Kirchen⸗ Zeitung“, unerwartet schnell von hier entfernt.

Oesterreich.

Insbruck, 30. Juli. In Bezug auf die bevorstehende Kroͤnung theilen oͤffentliche Blätter nachstehendes Programm mit: „Den Morgen dieses festlichen Tages wecken 101 Kano— nenschuͤsse. Die malerischen Trachten der Landleute werden ver⸗ vielfaͤltigt durch das Buͤrger-Corps der Stadt Insbruck, und die romantischen Landesschuͤtzen, welche in Gemeinschaft mit dem Militair den Kirchenzug begleiten. Die Geistlichkeit, die Land—⸗ staͤnde, die Vorarlvergischen Abgeordneten, versammeln sich hier⸗ zu im Riesensaale, die Erb-Aemter in der Antekammer. Hier empfaͤngt der Erbland-Marschall von Tyrol vom Oberst⸗-Hof—⸗ Marschall, Grafen Goes, das Schwert, die übrigen Erbaͤmter vom Grafen Segur die Zeichen ihrer Wurde. as Hochamt wird in der prächtig dekorirten Stadtpfarrkirche zu St. Jakob abgehalten. Seine Majestäͤt der Kaiser, zur Rechten von der Arzieren-, zur Linken von der Ungarischen Leibgarde begleitet, begiebt sich in einem sechsspaͤnnigen Gallawagen dahin. Am Haupt ⸗Eingang der Kirche empfaͤngt und segnet Hoͤchstdieselben der Pontifikant, Erzbischof von Brixen. Edelknaben mit Wachs— fackeln dienen bei dem Hochamte. Nach der Ruͤckkunft Seiner Majestaͤt in der Hofburg erscheinen Hoͤchstdieselben im Riesen— saale, und geruhen, auf dem Throne sitzend, die Beeidigung nach der im hoͤchsten Patente vorgeschriebenen Form vorzuneh— men. Gegenuͤber dem Throne stehen der Landes⸗-Hauptmanns— Stellvertrẽtter mit den Deputirten aller vier Staͤnde Tyrols, die Abgeordneten von Vorarlberg mit ihrem Kreishauptmann als Fuͤhrer, und den dortigen geistlichen Abgeordneten. Beide Chefs ergreifen das Wort und entledigen sich der Versicherung treuester Ergebenheit, worauf der Erb⸗Huldigungseid vorgelesen und von den Deputirten beschworen wird. Se. Maj. geruhen nun dieselben zum Handkusse zuzulasseng und begeben sich in Ihre Appartements zuruͤck. Die große Tafel findet im Riesen⸗ saale statt. Beide Kaiserl. Majestaͤten und die hier anwesenden Erzherzöge erscheinen dabei. Die Erbland-Aemter treten ihre Dilenste an. Nachdem der Erbland⸗Hof⸗Kaplan (Abt der Praͤ— monstratenser in Wilten) das Benedikte angestimmt, traͤgt der Erbland⸗Truchseß die erste Speise auf. Bei der Kaiserin und den Erzherzoͤgen findet der Tafeldienst durch Hoͤchstihre Oberst— ern, statt. Die Staͤnde und Deputirten werden von

ir. Majestät huldvoll zur Tafel gewiesen, und nach einiger Zeit ihnen vom Monarchen die Gesundheit zugetrunken. Der Landes-Hauptmanns-Stellvertreter erwiedert im Namen des Landes diese Allerhoͤchste Gnade. Trompeten- und Paukenschall und Kanonendonner verkuͤnden dem Volke den feierlichen Mo— ment. Nach aufgehobener Tafel verfuͤgen sich Se. Majestäͤt auf den Rennplatz, um das Mititair, die Stadt- und Landes— schützen defiliren zu lassen. Abends beschließt das Fest eine allgemeine Illumination, welche Ihre Majestaäͤten mittelst einer Ausfahrt durch die vorzuͤglichsten Straßen und Plaͤtze in Au— genschein zu nehmen geruhen.

Der Abschluß eines Handels ⸗Traktates zwischen Oesterreich und Großbritanien soll, offentlichen Blaͤttern zufolge, bereits stattgefunden haben, oder doch nahe bevorstehen.

Italien.

Neapel, 22. Juli. Der Herzog Maximilian von Bayern ist am 20sten o. Mittags mit dem Neapolitanischen Dampfboote

„Wenefrede“ im besten Wohlseyn hier angelangt, und un

. , er dem Namen eines Grafen Banz im Gasthofe zur Rotten, daß

fuͤr seine Person es besonders bedaure, daß

; Vinn solche linordnungen unter seiner Verwaltung vorgefallen abgestiegen. 1 Die General-Versammlung sollte nun unmittelbar zur

Die Aerzte wollen uns gern glauben machen, die Cheh fahrung der Befehle der Pforte schreiten. Man war sehr fange hier wieder an zu spuken; gluͤcklicherweise glaubt m. uf das Benehmen derjenigen Mitglieder gespannt, deren An⸗

ihnen aber nicht und fürchtet sich also auch nicht. Der h Beweis hiervon ist, daß die oͤffentlichen und besonders die E. baͤder, die in den letzten zwei Jahren ganz verlassen war dieses Jahr ungewoͤhnlich zahlreich besucht werden.

Der Hof befindet sich fortwährend in dem Lastschlosse n Capo di Monte, wo sich unsere junge Koͤnigin gegenwarn besten Gesundheit ersreut. :

Spanien.

Madrid, 25. Juli. Der Graf von Toreno ist zum Ba

schafter in London und der General Alava zum Vorschaftn

Paris ernannt worden. Der Italiaͤnische

strengungen verflossenes Jahr das Verwerfen der von Rußland ewünschten Bestimmungen herbeigeführt hatten. Man be— farchtete, sie wurden diesmal im Gefühl ihrer Unmacht pro— iestiren und dann aus der Versammlung treten. Indessen zeschahen aus der anderen Seite einige Versuche, es zwischen zen beiden Parteien zu einem guͤtlichen Vergleich zu bringen. Um ihnen die Wahl zwischen der demnthigenden Anerkennung dessen, was sie voriges Jahr verworfen, oder einem eklatanten Schritte, der sie in der öffentlichen Meinung gehoben hätte, zu ersparen, erklaͤrten die Minister, daß man sich mit der Unter— zeichnung des Protokzlls der Sitzung, worin die fraglichen Mo— dificarionen an dem Reglement vorgenommen worden, und des Verichtes an den Fuͤrsten begnuͤgen wuͤrde. Die erste Sitzung fuͤhr te dessenungeachtet zu keinem Resultat. Die Opposition, die vorlaͤufig nöch nicht aus der Versammlung zu treten beschlos—⸗ sen hatte, blieb mittlerweile nicht unthaͤtig. In der folgenden Sitz ung ließ sich gleich zu Anfang eine Protestation höͤren; Nie⸗ mand wollte sich mehr zur Unterschrift bequemen, und am Ende waren die Unterschriften des Praäͤsidenten und der Secretaire die einzigen, die man erhalten konnte.

Turkei. Konstantinopel, 11. Juli. (Lloyd Austr.) Bis zur

ö. Graf von Bertola, welcher bereits Frankreich wegen republikanischer Grundsaͤtze mehrmals gesi lich eingezogen wurde, ist hier verhaftet worden und soll n Gendarmen bis an die Portugiesische Gränze es kortirt werh— Es soll dies mit der Ausweisung der Herren Prato und M ley in Verbindung stehen. t

Ein Franzoͤsischer 3 Namens Duflot, welcher sich aufhaͤlt und von Herrn Mignet beauftragt worden ist, ihm] les, was er von Aktenstuͤcken in Bezug auf den Spanssoh Erbfolgekrieg auftreiben koͤnnte, nach Paris zu senden, hat in den Königl. Archiven das so lange gesuchte ältere Tesamen des Königs Karl's 1. zu Gunsten des Erzherzogs von Oeszh reich aufgefunden. Unter der gewohnlichen Formel; Vo cel be findet sich der Namenszug des Königs und die Bestimmun daß jede spaͤter von ihm zu treffende Anordnung als nul n nichtig zu betrachten sey. Es folgen sodann die Unterschrisn des Staats-Secretairs fuͤr die auswaͤrtigen Angelegenheün Übilla ) Meding, des Kardinals Porte Carero ünd, des mirals von Castilien, Don Juan de Cabrera. Das Tesuunnt ist vom 14. November 1698 datirt.

Spanische Gränze. Dem Mémorial des Pnt= nées zufolge, ist Espartẽro am 20. Juli plotzlich erkrankt ud muß das Bett huͤten. Seine Armee soll jetzt aus 30, 00 Mm und einer furchtbaren Artillerie, die der Karlisten aus 20, Mann bestehen.

fits Amt aufgestellt worden, bei welchem jeder aus dem Mittel— lindischen Meere kommende Capitain erscheinen muß. Den Schiffen, die aus den fuͤr pestfrei erkannten Gegenden anlangen, wird nach erfolgter Visitation die Durchfahrt gestattet werden. Die aus pestverdaͤchtigen Gegenden kommenden Fahrzeuge da— gegen werden einer achttägigen Beobachtung unterworfen. Die Capitains, welche keine Zeit bei den Dardanellen versaͤumen, sondern ihre Reise nach Konstantinopel oder nach dem Schwar⸗ zen Meere fortsetzen wollen, werden einen Aufseher an Bord nehmen und die Quarantaine⸗Flagge aufhissen muͤssen, so wie, wenn sie unterweges genoͤthigt wären, in irgend einem Hafen anzulegen, Niemand von ihrer Mannschaft wird das Land be— treten durfen. Die Schiffe, an deren Bord sich irgend ein pest— krankes Individuum befinden wird, sollen isolirt, der inneren Reinigung, so wie einer 40taͤgigen Kontumazzeit, nach dem Tode der angesteckten Person, unterzogen werden. Jeder Ca— pitain, welcher, ohne sich bei dem Sanitaͤts Amte an den Dar— danellen zu melden, die Durchfahrt unternehmen sollte, wird dem Sanltaͤts Rathe uͤberwiesen und von diesem zur Strafe ge— zogen werden.

Portugal.

Lissabon, 21. Juli. Die Minister haben beschlossen, if der Zehnten kuͤnstig in Natura erhoben werden soll, da m Volk sich weigert, ihn in baarem Gelde zu entrichten,

Dem Vernehmen nach, wird Antonio Manoel Noronhg Marine⸗Minister zur Zeit der Regenischaft der Infantin Dom Isabella Maria, an die Stelle des Obersten Vidal zum Glu verneur von Angola ernannt werden.

Die Lissaboner National- Garde hat, dem Befehle der R gierung gemäß, ihre Munition ruhig abgeliefert, worauf einn jeden Gardisten aufs neue zehn Patronen gegeben wurden.

Ein Befehl der Munizipalitaͤt, daß vom 18. Juli an wohl frische als gesalzene Fische nur nach dem Gewicht verken werden follten, brachte eine solche Aufregung hervor, daß n Gemeinderath den Befehl fuͤr unguͤltig erklärte. Säammüilt Mitglieder der Munizipalitaͤt haben deshalb ihre Entlassun eingereicht. .

In den am besten. unterrichteten Zirkeln geht das Geruch daß am 31. Juli, dem Jahrestage der Beschwoͤrung der Chan ein Versuch zur Wiederherstellung derselben gemacht werd solle. Dagegen wird aus Porto gemeldet, daß einem anonym dort zirkuülirenden Schreiben zufolge, am 2ästen daselbst in Bewegung zu Gunsten der unveraͤnderten Constitution von l erwartet werde.

Moldau und Wallachei.

Bucharest, 22. Mai. (Allg. Ztg.) Schon verflossn Jahr haben in der Wallachischen General Versammlung stu gefundene Vorfälle einiges Licht uͤber die Tendenzen verbreh koͤnnen, die sich in den beiden Fuͤrstenthuͤmer feindlich ung genstehen. Man weiß, daß damals die Wallachischen De tirten sich weigerten, gewisse von dem Russischen Geschis traͤger, Herrn v. Ruͤckmann, angetragene wesentliche Veraͤn rungen an dem organischen Reglement zu machen, und du selben einen Artikel einzuverleiben, der alle von der Versann lung im Einverstaͤndniß mit dem Fuͤrsten erlassenen Bestimmu gen, bevor sie gesetzliche Kraft erhielten, der Sanction Ri lands und der Pforte unterwarf. Die Deputirten stuͤtzten in ihrer Weigerung auf die bestehenden Vertrage, unter derm auf den Traktat von Adrianopel, und auf das unmith bar vor dem Regierungs⸗Antritt des jetzigen Fuͤrsten erschienm Tuͤrkische Manifest, welche insgesammt den beiden Fuͤrsun thuͤmern eine gewisse innere Selbstständigkeit zusichern. Hi v. Ruͤckmann seinerfeits berief sich in einer an den Fuͤrsten g lassenen scharfen Note darauf, daß die Veraͤnderungen undi Artikel, wovon es sich handle, schon lange in den unter der pn visorischen Verwaltung ausgearbeiteten Grund-⸗Gesetzen enthalt seyen, und er folglich bei der eben vorgenommenen Revision n allem Recht auf ihrer Einverleibung bestehen koͤnne, waͤhrch diese zu verweigern die General-⸗Versammlung nicht die gering Befugniß habe. Hiernach scheint sich die in der Adresse Deputirten an den Fuͤrsten ausgesprochene Behauptung zu h staͤtigen, der zufolge das Reglement im Manuscript in einig wesentlichen Punkten von den unter der Aufsicht des Geneli Kisseleff im Druck erschienenen und ausgetheilten Exemplan⸗ abweicht, und der General Kisseleff die anstoͤßigen Bestimmm gen ausgelassen hat, weil er vielleicht die Schwierigkeiten iht Annahme und die Entstehung unbequemer Besorgnisse in u außer den Fuͤrstenthuͤmern voraussah. Nach jener Weiger der Generak⸗Versammlung und den etwas gewaltthaͤtigen tritten, die ihr auf dem Fuße folgten, verließ Herr von Rin mann Bucharest, wie es hieß, um den abgegangenen Hell von Butenieff in Konstantinopei zu ersetzen. Er scheint sein Anwesenheit daselbst sehr gut angewendet zu haben; denn bo kurzem ist hier der Wallachische Geschaäftsträger bei dei Pforte, Herr Aristarchi, mit einem Großherrlichen gi man eingelroffen, welcher der Regierung befiehlt, die bn Rußland‘ vorgeschriebenen Veranderungen und Einschiebunge von den Deputirten ungesaäͤumt sanctioniren zu lassen und di letzteren im Weigerungsfalle mit exemplarischer Ahndung droht. Zugleich ist auch Hr. v. Ruͤckmann hier angelangt, den zu Gefallen die Erüffnung' der Sesston seit mehreren. Monäth verschoben wurde. Unmittelbar nach seiner Ankunft beschied x die Deputirten zu sich, und nachdem er den Anhängern seih

Inland.

Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Koͤnigs. Berlin, 6. Aug. Zur Feier des hoͤchst erfreulichen Ge— hurtstages Sr. Masestaͤt unsers vielgeliebten Königs hielt am heutigen Tage die Schuͤtzen-Gilde ihr alljährliches Konigsschie— sen. Nachdem der Herr Stadtrath de Cuvry die Fesllichkeit durch eine feierliche Rede eroͤffnet hatte, wurde Sr. Majestaäͤt dem Könige, so wie dem ganzen Königlichen Hause ein herz— liches Lebehoch gebracht. Hierauf, wurden fuͤr Se. Majestäͤt, so wie fuͤr das Königliche Haus die Ehrenschuͤsse gethan. Auch von dem Königl. Polizei-Praäͤsidenten Herrn Gerlach und dem Ober⸗Buͤrgermeister Herrn Krausnick, so wie von der Deputa— tion eines Hochedlen Magistrats und der Wohlloͤblichen Stadt— fe ordneten? Versammlung wurde geschossen; sodann schoß die Gilde selbst. Bei dieser hatte der Rentier Herr Eisenbeiß den besten Schuß gethan und wurde Schuͤtzen⸗Koͤnig, nach ihm tha— ten der Porzellan- Maler Herr Herrmann und der Toͤpfermei— ster Herr Jaͤger die besten Schuͤsse und wurden daher erster und zweiter Ritter der Gilde. Ein Mittagsmahl und Ball endete erst spaͤt die Feier des Tages in Heiterkeit und Frohsinn. Kolberg, 4. Aug. Der Herr Superintendent Dr. Maaß hat hier am 2. August Abends eine herzerhebende Vor— feier zum Geburtstage Sr. Majestaͤt des Koͤnigs veranstaltet. Diese bestand in einem geistlichen Konzert in der erleuchteten roßen St. Marien-Domkirche, in welchem mehrere feierliche horaͤle, so wie auch ein Gebet fuͤr den Koͤnig vorgetragen wurden. Die Einnahme fiel sehr reichlich aus und hatte die Bestimmung, Wolle und Leinwand fuͤr arme Schuͤlerinnen an— lea ruen, um sie von Jugend auf zur Arbeit und zur Geschick— ichkeit in Anfertigung ihrer Kleidungsstuͤcke zu gewoͤhnen und dadurch ihre Sitilichkeit zu befoͤrdern. Dieser Zweck fand so viel Anklang, daß die Kirche sehr zahlreich besucht war, na— mentlich sich auch fast alle hier befindlichen Badegaͤste, darunter viele hohe Militair⸗ und Civil⸗Personen, in großer Anzahl ein⸗ gefunden hatten. Man war einstimmig der Ansicht, daß der Geburtstag unseres Landesvaters, seinem frommen Sinne ge— maß, besonders angemessen durch solche Feiern begangen wuͤrde, die zur Erweckung der Andacht und der Dankbarkeit gegen Gott fuͤhren und von wohlthaͤtigen Handlungen begleitet sind. Bromberg, 4. Aug. Gestern Morgens 5 Uhr weckte eine große Reveille die Einwohner zu dem freudigen Tage, an dem das Herz eines jeden Patrioten hoher schlägt. Um 10 Uhr war auf dem Markt Militair-Gottesdienst, welchem sich die stidtischen und Königl. Civil⸗Behoͤrden anschlossen, und sie ver— einigten mit dem zahlreich versammelten Volke ihre bruͤnstigen Gebete fuͤr das Wohl des geliebten Landesvaters. Die Loge seierte durch ein großes Festmahl den Tag, und nicht minder ward er in anderen öffentlichen und Privat-⸗Gesellschaften freu— dig begangen. Abends war die Stadt erleuchtet, und ein oͤf— sentlicher Ball auf der vierten Schleuse, womit der in diesem Sommer auf Kosten des Verschoͤnerungs-Vereins erbaute ge— räumige Gefellschafts⸗Saal eingeweiht wurde, schloß heiter und schon den gluͤcklichen Tag. Die anmuthigen Anlagen am Ka, nal, vorzuͤglich in der Nähe des Saales, waren geschmack voll erleuchtet ünd gewaͤhrten einen hoch reizenden Anblick. Ueberall sprach sich rein und laut die beste Gesinnung und treue An— englichteit an Konig und Vaterland bei Hohen und Niede— en aus. Erfurt, 3. Aug. Das Geburtsfest unseres hochverehrten onigs wurde auch diesmal in gewohnter Weise von allen hn den hiesiger Stadt mit der Liebe und Herzlichkeit gefeiert, e jeder ; Die Feier selbst hat seit einer langen Reihe von Jahren im— mer mehr den Charakter eines allgemeinen Volksfestes ange⸗ nommen, das nicht allein von den ireuen Einwohnern hiesiger adt und Umgegend stets mit Sehnsucht erwartet und began gern sehn gen wird, sondern auch Fremde aus weitem Umkreis er tr Regierung ihr besonderes Wohlgefallen, der Opposition e. und hier vereinigt. Bie beiden hier bestehenden Musik-Ver⸗ die Unzufriedenheit derselben ausgedruͤckt, schloß er mit de eine beeiferten e. das Ihrige zur Verherrlichung dieses Tages

Errichtung von Lazarethen ist bei den Dardanellen ein Sani,

Preuße an diesem Tage so gern laut werden laßt.

903

beizutragen; der eine, der Sollersche, durch das Oratorium „die sieben Schlaͤfer“ in der Prediger⸗-Kirche, am 2ten als Vorfeier, und der andere, der Erfurter Musikverein am zten im Theater durch mehrere angemessene Musikstuͤcke. Dem von der hiesigen Garnison wegen der unbeständigen Witterung dies Mal in der Kirche abgehaltenen Gottesdienst folgte eine Parade der Truppen auf dem Friedrich-Wilhelms—⸗ Platz, bei welcher von dem Herrn General-Lieutenant und Di— visions-Commandeur von Loͤbell dem geliebten Landesvater ein dreimaliges Lebehoch dargebracht wurde. Nachmittags eröffnete das hiestge Barger-Schätzen⸗Corps ein solennes Koͤnigs- und Vogelschießen mit den üblichen Ehrenschuͤssen. Der eben hier anwesende Herr Ober Praͤsident der Provinz Sachsen, Graf A. von Stolberg, that den ersten Schuß fuͤr Se. Majestät den König und der Herr General-Lieutenant ꝛc. von Loͤbell den zweiten far Se. Königl. Hoheit den Kronprinzen.

SKöoͤln, 3. August. (Köln. Ztg) Der 6oste Geburtstag Sr. Majestaͤt unsers allergnädigsten Königs wurde gestern Abend und heute in der Frähe durch das Gelaͤute aller Glocken und den Donner des Geschuͤtzes verkuͤndigt. Bereits gestern Nach— mittag ward die Vorfeier dieses Tages der gerechtesten Freude fuͤr Millionen von dem katholischen Gymnasium Namens der höheren Lehr-Anstalten unserer Stadt vor einer zahlreichen Ver— sammlung begangen. Ein Lied von Herrn Professor Kreuser: „Heil Dir, Heldenbild der Könige!“ komponirt von Herrn B. Breuer, eroͤffnete dieselbe auf eine würdige und erfreuliche Weise; darauf traten mehrere Schuͤler mit passenden Vortragen auf, zwischen denen zwei Maͤnner-Choͤre eingeschoben waren. Die Fest-Rede hielt der Direktor. Heute Morgen hielt der hochwardigste Herr Weihbischof und Dompropst, Freiherr von

!

Beyer, in der hohen Domkirche ein feierliches Hochamt, wel— chem das gesammte Domkapitel beiwohnte und nach dessen Been⸗ digung das Te Deum angestimmt wurde. Zu gleicher Zeit ward auf dem Neumarkte ein Militair-Gottesdienst gehalten, dem eine glanzende Parade folgte. Am Mittage versammelten sich die ersten Militair- und Civil-Behoöͤrden, so wie eine große Anzahl der Honoratioren der Stadt, zu einem frohen Fest— mahle im Casino, wo herzliche Toaste auf das Wohl des besten Landesvaters und seines erhabenen Hauses die Theilnehmer be— geisterten.

Liegnitz, 4. Aug. Einweihung des Kadet⸗ ten⸗Instituts zu Wahlstatt. Am 3. August fand diese statt, nachdem der Ausbau und die innere Einrichtung des hierzu bestimmten vormaligen Kloster⸗Gebaͤudes daselbst so weit vollen— det worden war, daß vorläufig eine Anzahl von 40 Zöoglingen in dem Alter von 11—12 Jahren aus den Provinzen Schlesien und Posen, so wie das erforderliche Erziehungs-, Lehr- und Unter-⸗Personale darin aufenommen werden konnte. Der, einem jeden Preußen so hochwichtige festliche Tag erhielt durch die Eroͤffnung eines neuen Bildungs-Instituts, welches die doppelte Bestimmung hat, eine Pflanzschule fuͤr das Offizier-Corps der Armee und eine Wohlthaͤtigkeits-Anstalt fuͤr unvemittelte oder verwaiste Offizier Soͤhne seyn, noch eine besondere Bedeu— tung, indem die Begruͤndung dieses Instituts die huldvolle Fuͤr⸗ sorge Sr. Majestaͤr des Koͤnigs aufs neue bethätigt, und eine große Anzahl von Familien, denen dadurch die Sorge fuͤr die Erziehung und Ausbildung ihrer Soͤhne erleichtert oder ganz abgenommen wird, zu dem lebhaftesten und tief gefuͤhltesten Danke verpflichten muß. Die Einweihungs-Feierlichkeit, zu welcher sich der Herr Regierungs-Praäͤsident Graf zu Stol— berg nebst den uͤbrigen Militair- und Civil-Behoͤrden, die Vorsteher der Koͤniglichen Ritter-Akademie und des Gymna— siums, die Repraͤsentanten der Geistlichkeit beider Konfessionen aus Liegnitz und der Umgegend, die naͤchsten Angehoͤrigen der aufzunehmenden Zöglinge und eine große Anzahl theilnehmen— der Fremden eingefunden hatten, begann mit einem Gottesdienste in dem Betsaale des Instituts. Der Prediger Stiller aus Wahlstatt, der vorlaufig die Functionen als Prediger des In⸗ stituts uͤbernommen hat, hielt eine der hohen Wichtigkeit des Tages in jeder Beziehung entsprechende Rede, welche alle An— wesenden tief ergriff, und zum innigen Gebete fuͤr das Wohl des theuern Koͤnigs, wie fuͤr das Gedeihen des neu gegruͤnde— ten Instituts aufforderte. Nach dem Gottesdienste wurden die Zöglinge auf ihre Wohnzimmer gefuͤhrt, und dort, im Beiseyn ihrer fehr bewegten Angehoͤrigen, ihren Offizieren und Gouver— neuren, welche von jetzt an Aelternstelle bei ihnen vertreten sollen, uͤbergeben. Sodann stellten sich die Zöglinge auf dem Exercir⸗ und Spielplatze des Instituts zur Parade auf, wo— seibst der Commandeur saͤmmtlicher Kadetten⸗Institute, General⸗ Major von Below, nach Ertheilung der an diesem Tage in allen Theilen der Monarchie wiederhallenden Parole: Es lebe der Konig! einige Worte an die Zöglinge richtete, um den jungen Gemuͤthern die ihnen zu Theil gewordene große Wohlthat, und die ihnen hieraus erwachsende, nur mit ihrem Leben erloͤschende Verpflichtung gegen ihren erha— benen Wohlthaͤter, dringend an das Herz zu legen. Mit— tags vereinigte sich das Erziehungs-, Lehr- und Beamten— Personale des Instituts mit den Zöglingen und deren naͤchsten Angehörigen zu einem gemeinsamen festlichen Mahle, welches auch die vorgedachten Behörden und uͤbrigen Fremden mit ih—⸗ rer Gegenwart beehrten. Der Speisesaal, durch die festlich ge⸗ zierte Buͤste Sr. Majestaͤt des Koͤnigs und die Buͤsten der übrigen Mitglieder des Koͤniglichen Hauses geschmuͤckt, bot ei⸗ nen der Wurde und Bedeutung des Tages um so angemessene— ren festlichen Anblick dar, als auch in dem Saale nicht allein die Buͤsten der Preußischen Heerfuͤhrer aus dem letzten Be⸗— freiungs-Kriege, sondern vornehmlich auch das kolossale Stand bild des Fuͤrsten Bluͤcher von Wahlstatt (das vom Professor Rauch gearbeitete treffliche Modell der in Berlin aufgestellten Statue), als hohe Vorbilder junger Leute, welche fuͤr den Dienst im Koͤniglichen Heere erzogen werden, zur Nacheiferung und Begeisterung aufgestellt waren. Der General Major von Be— low brachte zuerst den Toast auf das Wohl Sr. Majestaͤt des Koͤnigs aus, in welchen alle Anwesenden mit den Gesinnungen der hoͤchsten Verehrung und der treuesten Anhänglichkeit an die Allerhoͤchste Person des geliebten Monarchen freudig einstimm⸗ ten. Hierauf folgte ein Toast auf das Wohl Sr, Koͤnigl. Ho— heit des Kronprinzen, Ihrer Koͤnigl. Hoheit der Kronprinzessin und saͤmmtlicher Königlichen Prinzen und Prinzessinnen, der, von dem a , , , errn Grafen zu Stol⸗ berg ausgebracht, ebenfalls in allen Herzen den treuesten und lautesten Anklang fand. Waͤhrend des Mahles, welches das ausgezeichnete Musik⸗ Corps des Jten Infanterie⸗Regiments, dessen Anwesenheit das Institut der großen Guͤte des Komman⸗ do's der gten Division verdankte, noch festlicher machte, wurde ein fuͤr diese Feier besonders verfaßtes Gedicht gesungen, und brachte der General-Major von Below noch einen Toast auf das Wohl der Provinzen Schlesien und Posen, . welche das Institut zunäͤchst bestimmt ist, so wie auf das Wohl der kom—⸗

mandirenden Herren Generale des Iten und 6ten Armee⸗Corps aus, welchen der Landschafts⸗Direktor von Niekisch durch einen Toast auf das Gedeihen und den Flor des neugegruͤndeten In⸗ stituts erwiederte. Zuletzt richtete der Commandeur des Insti⸗ tuts zu Wahlstatt, Oberst⸗Lieutenant von Chappuis, noch einige Worte an die Zöglinge der neubegruͤndeten Anstalt, mit Hin⸗ weisung auf den greisen Helden, dessen Thatkraft und uner⸗ schuͤtterlicher Muth vor 25 Jahren an den Ufern der wuͤthen⸗ den Neiße und der Katzbach, Schlesien vom Feinde befreite, und dessen Standbild des Königs Majestäͤt, in ehrender Aner⸗ kenntniß seiner hohen Verdienste, in Wahlsitatt ausstellen zu las⸗ sen Allergnaͤdigst geruht hatten. Erst am spaͤten Abend verlie⸗ ßen die Angehörigen der Zoͤglinge nebst den uͤbrigen Gaͤsten das Institut, dessen Einweihung ihrer Aller Theilnahme in einem so hohen Grade in Anspruch genommen hatte, gewiß mit der festen Ueberzeugung, daß der durch eine so erhebende Feier ausgestreute Saame, dem Vaterlande seine Frucht zu bringen nicht verfehlen wurde.

Breslau, 4. Aug. Zucker⸗Fabrication aus Run⸗ kelrüben. Den daruͤber in Nr. 213 dieser Zeitung aus dem Regierungs-Dezirk Magdeburg mitgetheilten Nachrichten läßt sich hinzufuͤgen, daß diese Fabrication in Schlesien zwar weniger erheblich gewesen, aber doch bedeutend gestiegen ist. In der Zeit vom Oktober 1837 bis April 1838 wurden unge⸗ fähr 300,000 Ctr. Ruͤben verarbeitet, die zu 6 pCt., jedoch wohl etwas zu hoch, gerechnet, einen Rohzucker⸗Gewinn von 18,000 Ctr. geben, wogegen ein Jahr vorher sich derselbe nur auf etwa 7000 Ctr. belief.

Oderstrom. Was fuͤr diesen Strom und die Schiffbar⸗ erhaltung desselben in den Jahren 1816 bis 1835 geschehen ist, ergiebt folgende aus den neuesten Provinzialblättern gezogene Uebersicht. In diesem 20jaͤhrigen Zeitraume wurden 103,Rg58! /a Ruthen Ufer lediglich Behufs der Strom-Regulirung gebaut, und demzufolge 111 Buhnen, 592 Schlickfaänge und 18,132 Schlickzäune angelegt mit einem Kosten⸗Aufwande von 399,318 Rthlr. Zu diesem bedeutenden Aufwande treten noch die Ko⸗ sten fuͤr die Räumung des Stroms von den in solchen gefuͤhr⸗ ten Baumstaͤmmen und Hoͤlzern, von welchen aus oͤffentlichen Fonds 5881 Stuͤck herausgezogen und dafuͤr 28,063 Rthlr. ver⸗ ausgabt wurden. Mindestens eben so viel wurden von Priva— ten auf deren Kosten herausgehoben. Der bei der Aufberei⸗ tung der Stämme zu Klafterholz gewonneng Holzwerth deckt nur einen geringen Theil dieser Ausgabe. Sandfelder wurden 4392 Morgen 95 Ruthen bepflanzt, welche Pflanzungen noch bestehen und deren Mutzung das Anlage⸗-Kapital wohl decken mag. Immer aber erforderte die Regulirung des Stroms all⸗ jährlich einen Kosten⸗Aufwand von ziemlich 22, 000 Rthlr, mit⸗ hin die Zinsen zu 4 pCt. von einem Kapitale von 550, 600 Rthir. Noch bedeutender ist der Betrag, welcher auf die Erhaltung und Befestigung der Oderufer verwendet werden mußte. Es wurden zwar nur 60,0681 /. Ruthen Ufer mit 2022 . buhnen und Deckwerken versehen. Hiervon wurden 17,2551 Ruthen auf alleinige Kosten des Staates fuͤr 240 426 Rthir. gebaut. Nach diesem Verhaͤltnisse wuͤrde der Bau der übrigen Ufertrakte, welcher von Privaten ausgefuͤhrt wurde, 596,521 Rthlr. gekostet haben, wenn nicht mit Grund angenommen wer⸗ den koͤnnte, daß diese Privatbauten nicht so schwierig und so⸗ nach minder kostspielig auszufuͤhren waren. Zum Bau von 6270 Ruthen wurden n , von 51,72 Nthlr. aus Staats⸗ kassen gewahrt. Da zur Strom⸗-Regulirung und gu Uferbauten in den bemerkten 20 Jahren aus solchen 777, 36 Rthlr., ge⸗ meinjaͤhrig also 36, 866 */; Rthlr. verwendet wurden, und da hierzu die von Privaten aufgewendeten Kosten zutreten, so durfte wohl anzunehmen seyn, daß die Oder ungerechnet der Beschädigungen, welche hohe Wasserstande verursachen, jahrlich mindestens 50, 0600 Rthlr. verschlingt.

Köln, 1. Aug. Archttektonische Alterthümer. Neben der Wiederherstellung des Dom -Gebaudes, dieses un⸗ schätzbaren Kleinods Alt-⸗Deutscher Kunst, die mit den Mitteln, welche der Frommsinn der Didcesanen, vor allem aber die Kö—⸗ nigliche Huld gewahrt, bei immer tieferem Eindringen der hie⸗ ken Steinmetzhuͤtte in den Geist des alten Baues und seiner

orbilder, unter ebenso sachkundiger als gewissenhafter archi⸗ tektonischer Leitung, als Muster fuͤr ähnliche Restaurationen, fortschreitet und auf dem Punkte steht, daß nunmehr die Frage wegen des Fortbaues der unvollendeten Kirche wieder aufge— nommen und entschieden werden kann, laͤßt es unsere stadtische Behörde von ihrer Seite nicht in Vorsorge fuͤr die interessan⸗ testen Denkmale der weltlichen Baukunst des Mittelalters feh⸗ len. Schon ist das Portal des Nathhauses in seiner ganzen Eigenthuͤmlichkeit hergestellt und es war dessen werth, obgleich es aus einer Zeit (158 1571) herruͤhrt, wo der Italtaäͤni⸗ sche oder Neu⸗Roͤmische Styl den Gothischen verdraͤngte, ohne sich seiner jedoch noch ganz entledigen zu koͤnnen, und daher seltsam genug gegen den ubrigen Theil des Gebaͤudes absticht. Eben so soll nun auch das a nn Portal am Leihhofe, ein schoͤnes Gothisches Pfoͤrtchen bei St. Maria vom Kapitol, mit den Figuren einer Anbetung der Koͤnige daruͤber, und dem— naͤchst vielleicht das sogenannte Tempelhaus in der Rheingasse an die Reihe kommen.

*

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Daris. In der Sitzung der Akademie der BWissenschas⸗ ten am 30. Juli theilte Herr Freycinet der Akademie ein Schrei⸗ ben des Herrn Gaymard, Chefs der wissenschaftlichen Expedition nach dem nördlichen Schweden und Lappland, mit. Es ist aus Drontheim vom 3. Juli datitt. Die Reisenden kamen am 25. Juni vor dem dortigen Hafen an, konnten aber erst am 27. daselbst vor Anker ge⸗ hen. Sie fanden dort die Herren Marmier. Maver und Anglos, so wie die Schwedischen, Norwegischen und Danischen Gelehrten, die sich der Expedition anschließen wollen. Während der Ueberfahrt wur den alle zwei Stunden das Barometer, Hygrometer und die Tempe⸗ ratur der Luft und des Meeres, und alle vier Stunden die Tempe ratur des Schiffsraumes beobachtet. Dreimal ist die Temperatur des Meeres in der Tiefe beobachtet worden und man hat dabei Berglei⸗ chungen angestellt zwischen dem gewöhnlichen Thermometrograpben und dem Minimum-Thermometer des Herrn Walferdin, auch wurde mehrmals mit dem Apparat des Herrn Biot Wasser aus verschiede⸗ nen Tiefen geschöpft und in dicht verschlossenen Gefäßen aufbewahrt. Auf dem Ankerplatz im Hafen von Drontheim wurde dreimal täg- lich, um 8 ÜUbr Morgens, 2 Uhr Mittags und 8s Uhr Abends, die Temperatur des Meeres am Boden in 28 Brassen (ju 6 Fuß) Tiefe gemesfen. Die täglichen Veränderungen sind in dieser Tiefe unmert⸗ lich un die geringen daselbst wahrgenommenen Schwankungen rüh⸗ ren wohl von Merresströmungen her. Während vier Tagen ist die tägliche Beränderung der Magnetnadel von 18 zu 15 Minuten beob⸗ achtet worden. Die Temperatur des Wassers der Rid⸗Elf, der Quel⸗ len und der benachbarten Wasserfälle wurde ebenfalls beobachtet. Herr Martins beschäftigt sich mit dem Einsammeln der Pflanzen und

Herr Robert mit geognostischen Forschungen. Die Herren ins und Bevalet haben in dem Hospfstal von , eigenthuüm⸗