1838 / 247 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Short-Hills gehort hatte,

hatte. Der Marsch dauerte 69 Tage, zum Theil bei großer Hitze, und uͤberall, wo das Regiment durchkam, ließ es Kranke in den Hospitälern. So langte es allerdings nicht im aller vesten Zustande in Perpignan an, und die Strenge, mit wel— cher es hier behandelt worden ist, der unfreundliche Tadel, den es bei seinen Exercitien nicht selten vor einem zahlreichen Publi⸗ kum zu hoͤren bekam, hat einen sehr niederschlagenden Eindruck auf die Soldaten gemacht.“

* vom 3! sten. Es ging heute außerordentlich stuͤr⸗ misch zu. Schweizerischen Angelegenheiten (siehe oben) erregte große Be— sorgnisse; man vernahm uberdies, sehr viele Bestellungen Schwei⸗ er Ther Haͤuser in Lopon und Paris waren zuruͤckgenommen worden. 5proc. Rente wich bis auf 111 Fr., 111. 25. 3 proc. Rente auf 80. 50). Noch schlimmer sah es mit Eisenbahn⸗Actien aus; es schien ein panischer Schrecken unter die Inhaber gefahren zu seyn; St. Germain und Havre, welche fuͤr den Cours der uͤbrigen die Norm zu geben pflegen, sanken auf 738 und 975. Orleans haͤlt sich noch uͤber pari, von 5021, zu 505. Man erwartet ein noch weiteres Sinken. Spanische Rente wich von 20! auf 201.

Großbritanien und Irland.

London, 31. Aug. Ihre Majestaäͤt die Königin hat vom Könige der Franzosen als einen Beweis der Hochschaͤtzung des gastfreundlichen Empfanges, den der Herzog von Nemours am hiesigen Hofe gefunden, einen äußerst kunstvoll gearbeiteten und sehr kostbaren Secretair zum Geschenk erhalten, der vorgestern hier eingetroffen ist.

Am Montage hat zu Cork das Diner stattgesunden, zu welchem O Connell dahin eingeladen war. Mehrere Irlaͤn⸗ dische Parlaments-Mitglieder wohnten diesem Mahle bei, und der Haupt-Inhalt der von O'Lonnell dort gehaltenen Rede war die Aufforderung, sich der neuen von ihm gebildeten vor— läufigen Association anzuschließen.

Das radikale Parlaments-Mitglied fuͤr Southwark, Herr Daniel Whittle Harvey, bekanntlich ein geschworener Feind al— ler Pensionen, soll, vielleicht um seine Opposition zu beschwich⸗ tigen, zu dem sehr eintraͤglichen Posten eines Registrators der Londoner Miethskutschen ernannt worden seyn.

Heute war die Zufuhr von neuem inlaͤndischen Weizen an den hiesigen Maͤrkten sehr reichlich und die Qualitat desselben gut; die Preise fielen daher wieder um 1 bis 2 Shilling, und dar Begehr war gering. Auch in fremdem Weizen, der sich auf den letzten Preisen hielt, wurden bei fortdauernder Zufuhr K gemacht.

er Naval and Military Gazette zufolge, hat in Folge der drohenden Aussichten im Orient und der Erklaͤrung von Seiten der Englischen Regierung, daß sie nicht im Stande sey, im Fall eines Krieges in Indien noch mehr Regimenter dorthin zu senden, die Ostindische Compagnie bei den Ministern um die Erlaubniß nachgesucht, die in Indien dienenden Regi— menter selbst verstaͤrken zu duͤrfen. Diese Erlaubniß ist ihr be⸗ willigt worden, und die Regimenter sollen binnen kurzem jedes auf tausend Mann gebracht werden. Man erwartet naͤchstens die Einschiffung der zu diesem Zweck hier rekrutirten Mann— schaften. Auch soll die Armee in Ostindien um ein Artillerie⸗ Detaschement vermehrt und namentlich sollen die auswaͤrts die⸗ nenden Artillerie⸗Lompagnieen bedeutend verstaͤrkt werden. Die Morning Chronicle empfiehlt der Regierung ein Buͤndniß mit dem Beherrscher von Kabul, um dem Russischen Einfluß auf den Schach von Persien das Gegengewicht zu halten und die Graͤnzen des Englisch-Ostindischen Reichs zu sichern.

Der Artikel des Journal des Dabats uͤber die

chloß jedoch auf

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guͤnstig. Seitdem die Banken von Philadelphia, Boston und

dem Suͤden und Suͤdosten ihre Baarzahlungen wieder begon⸗

nen hatten, waren die Aussichten bei weitem besser geworden, und es schien nichts mehr einem lebhaften und ausgedehnten Herbst⸗Verkehr entgegenzustehen. Man glaubte, daß am 1. Ja⸗ nuar I839 keine einzige Bank 465 in den Vereinigten Staa—⸗ ten mit der Wiederaufnahme der Baarzahlungen im Ruͤckstande seyn wuͤrde. An Geld war großer Ueberfluß, und die Kapita⸗ listen hofften zuversichtlich, daß es der Regierung bei der Wie— derzusammenkunft des Kongresses nicht gelingen wurde, in dem Circulationsmittel eine ihnen nachtheilige Veraͤnderung durchzu⸗ setzen. Von Arkansas sind mit dem „Great Western“ Kommis⸗ sarien nach England gekommen, um eine Anleihe fuͤr jenen Staat zu negozliren. Das Schicksal, welches die Unter-Schatz⸗ amts-Bill im Kongresse gehabt, hatte den Whigs oder der Bank-Partei neue Kräfte verliehen und in den Reihen der Lo- cofogos oder der demokratischen Partei, der auch die Regierung an⸗ gehort, Schrecken verbreitet. Der Praͤsident, Herr van Buren, hatte auch seit dem Schluß des Kongresses den Staat New⸗Hork, in wel— chem er geboren ist, noch nicht besucht, weil er wußte, daß er dort sehr an Popularität verloren habe. In Virginien, wo er einige / Zeit zubrachte, soll er ebenfalls mit großer Kaͤlte aufgenommen

worden und daruͤber sehr betruͤbt gewesen seyn. Die Aerndte von Weizen, Roggen und Hafer war in den Vereinigten

man rechnete sogar auf Ueberschuß zur Ausfuhr; bis jetzt hiel⸗ ten sich jedoch in New⸗York die Preise des Weizens und Mehls noch wie bisher, weil die Zufuhr noch nicht bedeutend war. Man hatte noch immer große Hitze; das Thermometer zeigte 100 bis 193 Grad Fahrenheit im Schatten. Die Blokade der Mexikanischen Kuͤste von Seiten der Franzosen scheint auch in den Vereinigten Staaten uͤberall mit sehr scheelen Blik— ken betrachtet zu werden. Ein Blatt nennt sie eine schla— gende Verletzung der Rechte der Neutralen, einen durch nichts zu rechtfertigenden Eingriff in den Handel und Ver— kehr anderer Nationen; wenn Frankreich an Mexiko Forde— rungen zu machen habe, sagt man, so moͤge es dieselben in geeigneter Weise geltend machen, aber nicht auf einem solchen Wege, daß der Hauptverlust auf England und die Ver— einigten Staaten falle. Was die Streitigkeiten zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten wegen Texas anbetrifft, so soll man die Absicht haben, Se. Majestaͤt den Koͤnig von Preußen zu ersuchen, in dieser Sache die Vermittelung zwischen beiden Maͤchten zu uͤbernehmen. Die Graͤnz-Streitigkeit zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko war ihrer Entscheidung noch um nichts naͤher geruͤckt. Auch mit dem Indianer-Kriege in Florida war es noch beim Alten. Die Suͤdsee-Expedition stand im Begriff, unter Segel zi gehen. Mit dem 1. Oktober sollte ein neues Gesetz uͤber die Dampfboͤte in Kraft treten, welches darauf berechnet ist, durch mancherlei heilsame Vorschriften dem Leben der Passagiere großere Sicherheit zu gewaͤhren; die vielen Ungluͤcksfaͤlle, welche durch muthwillige Nachlaͤs— sigkeit auf den Dampsschiffen in den Vereinigten Staaten vorgekommen sind, machten das Beduͤrfniß eines solchen Ge— setzes sehr fuͤhlbar. Ein Dr. Davidge zu Saratoga hatte ein Dampfboot fuͤr die Kanal-Schifffahrt erfunden, bei welchem unter dem Wasser arbeitende biegsame Schaufeln an Stelle der Räder angebracht sind. In Philadelphia bildete sich eine Ge— sellschaft unter dem Namen „London“, Liverpool- und Phila⸗ delphia⸗Dampfschifffahrts⸗ Compagnie“ mit einem Kapital von 250,000 Pfd. in 25,000 Actien zu 10 Pfd. Sie will vier Dampfboͤte bauen lassen; zwei davon sollen uͤber Cork nach London und zwei uͤber Belfast nach Liverpool fahren. Die

Die uber New⸗York eingegangenen Nachrichten aus Ka— nada und die Berichte, welche die Regierung direkt von dort erhalten hat, sind sehr guͤnstigen Inhalts. Lord Durham war, wie schon bekannt, nach Nieder ⸗Kanada zuruͤckgekehrt und ließ es sich sehr angelegen seyn, die fuͤr die Ruhe und Wohlfahrt der Provinz erforderlichen Maßregeln zu treffen. In Ober— Kanada hatte man die Miliz schon entlassen knnen, und Alles gewann von neuem ein friedliches Ansehen. Die Insurrection war uͤberall unterdruͤckt. Lord Durham hatte sich unter den Einwohnern der Kolonie sehr beliebt gemacht, und wenn auch unter der Franzoͤsischen Bevoͤlkerung von Nieder-Kanada noch einige Aufregung herrschte, die namentlich durch die Reactions⸗ sucht der sogenannten Loyalisten genaͤhrt wurde, so that Graf Durham doch alles Mögliche, um die Leidenschaften beider Par—⸗ teien zu beschwichtigen, und das Vertrauen zu ihm stieg von Tag zu Tage. Die Gerichte waren indeß noch fortwaͤhrend mit den Prozessen der gefangen genommenen Rebellen beschaͤf— tigt. Am 30. Juli wurde der zum Tode verurtheilte Moreau, ein Katholik aus Pennsylvanien, der zu den Insurgenten von in Niagara hingerichtet; das Kriegsgericht zu Toronto hatte 16 Rebellen zum Tode ver— urtheilt; Parker und vier Andere, die mit ihm aus dem Ge— fängniß entflohen waren, hatte man wieder eingebracht. Die nach Bermuda verbannten Insurgenten waren bereits dort an— gekommen und 6 gegen ihr gegebenes Ehrenwort, nicht entfliehen zu wollen, die Erlaubniß erhalten, auf der ganzen Insel frei umher zu gehen. Sir John Colborne, der Befehls— haber der Truppen in Kanada, bereiste die obere Provinz, um die Graͤnzen bis nach Sandwich mit Hinsicht auf die Anlage von Festungswerken zu inspiziren. Durch ein Cirkular des Gouverneurs von Ober-Kanada, Sir George Arthur, war bei den Banken dieser Provinz angefragt worden, wann sie ihre Baarzahlungen wieder wuͤrden beginnen koͤnnen; die Bank von Kingston erklärte sich sogleich dazu bereit, aber die Bank von Ober-⸗Kanada schien Schwierigkeiten machen zu wollen. Die Getraide⸗ und Heu⸗Aerndte in den Distrikten von Short Hills und Niagara war sehr reichlich ausgefallen, und die von Lord Durham am Welland-Kanal angeordneten Verbesserungen ka— men fuͤr die Getraide⸗Ausfuhr aus den See-Distrikten nach dem Ocean sehr erwuͤnscht. .

Das Dampfboot „Great Western“, welches New- York am Abend des 16. August verlassen, kam am Mittwoch um Mitternacht in Bristol an, aber erst heute trafen die von dem— selben mitgebrachten Briefe und Zeitungen in London ein, was den Courier zu folgenden Bemerkungen veranlaßt: „Wahr— lich, wenn auch unser Englisches Postwesen nicht gerade, wie einige unserer Radikalen uns gern einreden moͤchten, eine Schande fuͤr das Land ist, so gereicht es uns doch auch keines— weges zur Ehre. Den ganzen Donnerstag laͤßt man voruͤber— gehen, ehe die von jenem Schiff uͤberbrachten Briefe in London abgeliefert werden. In Preußen hätte so etwas nicht vorfallen konnen. Warum kann unser Postwesen nicht eben so trefflich eingerichtet seyn, wie das dortige? Wir fagen, in Preußen konnte so etwas nicht vorgekommen seyn, aber wir zweifeln auch, ob es in irgend einem großen Handelsstaat der Welt, England ausgenommen, vorgekommen seyn wurde.“ Die

Staͤdte Philadelphia und Baltimore waren wieder einmal von einem heftigen Tornado heimgesucht worden, durch den mehrere Menschen ums Leben kamen und ein Werft so wie einige an— dere Gebaͤude zerstoͤrt wurden. In der Stadt Hudson hatte eine verheerende Feuersbrunst stattgefunden; sie wurde durch Funken aus dem Schornstein eines im dortigen Dock liegenden Dampfbootes verursacht; 60 Haͤuser brannten nieder, und der Schaden wird auf 200,000 Pfd. Sterl. veranschlagt. In New⸗ York war ein vom 19ten Juli datirtes Cirkular des Londoner Handelshauses George Wildes und Compagnie eingegangen, wodurch dieses anzeigt, daß es sich im Stande befinde, alle lr. Schulden zu bezahlen und seine Geschäfte wieder zu eginnen.

In einem von der Times mitgetheilten Handelsschreiben wird die Franzoͤsische Blokade der Mexikanischen Hafen als groͤßtentheils verfehlt und eine Invasion in Mexiko selbst, und waͤre es auch mit 10,000 Mann, als fast unmoͤglich dargestellt. Auch wird zu Ehren der Mexikaner versichert, daß, ungeachtet des Bruchs mit Frankreich, kein einziger der in Mexiko leben— den Franzosen gemißhandelt worden sey. Endlich wird die zu— versichtliche Erwartung ausgesprochen, daß England und Nord— Amerika binnen kurzem gegen die Guͤltigkeit dieser Blokade so— wohl, wie der von Buenos-Ayres, Einspruch erheben wuͤrden.

Nach Berichten aus St. Lucia vom 14ten v. M. war man daselbst vor den Folgen der zum 1. August d. J. beschlos⸗ . 2 Freigebung der Neger nicht ganz ohne Be— orgnisse.

. Nach Berichten aus Havana vom 2ten d. M. wollte die dortige Regierung die Ausfuhr-Zoͤlle auf die Produkte der In— sel Cuba erhoͤhen, und zwar auf Zucker um 4 Realen fuͤr die Kiste, auf Kaffee um 3 Realen fuͤr einen Sack von 6Arrobas, auf Molassen um 2 Realen fuͤr das Faß und auf Zigarren um einen Real fuͤr die Kiste. In Puer to-Rico soll am 15. Juli eine auf Ermordung des neuen Gouverneurs zielende Verschwoͤ— rung unter den Soldaten von San Juan vor ihrem Ausbruche entdeckt worden seyn.

Aus Haiti wird gemeldet, daß der neue Tarif, der die Einfuhr⸗Soͤlle herabsetzt, sowohl vom Repraͤsentanten⸗Hause als vom Senate angenommen worden sey. Der Markt zu Port— au⸗Prince war mit Lebensmitteln uͤberfuͤllt.

Nachrichten aus Puerto⸗Cabello vom 22. Juli zufolge, erwartete man dort eine sehr reichliche Kaffee-⸗Aerndte. Es herrschte in der Republik Venezuela vollkommene Ruhe, und man glaubte, daß Paez zum Praͤsidenten gewaͤhlt werden wuͤrde.

Aus Neu-Seeland sind Briefe vom 18. Maͤrz eingegan⸗ gen, woraus man ersieht, daß der bekannte Baron Thierry sich daselbst fast Koͤnigliche Gewalt angemaßt hatte. Eine Menge von Häuptlingen im Norden der Insel hatten ihm Landstriche angeboten, und er herrschte jetzt uͤber einen 180 Englische Mei— len langen Kuͤstenstrich. Fuͤr die Kult virung dieses Gebiets hatte er bereits Außerordentliches geleistet. Er ist Protestant und gewahrt allen Religionen gleichen Schutz. Ihm hatten mehrere katholische Geistliche, die aus Frankreich dahin gekom— men waren, und denen die Eingeborenen ans Leben gehen woll— ten, ihre Rettung zu verdanken. Er hatte auch bereits ein von ihm selbst in gedraͤngter Kuͤrze entworfenes Gesetzbuch in

Staaten bereits eingebracht und uͤberaus ergiebig ausgefallen;

tirt seine Flagge und sein Amts⸗Siegel, und man daß auch Frankreich und Nord⸗Amerika bald diesem Beispiel fol gen wuͤrden.

Die Britische Kolonie West-Australien zählt bis jetz ohne Militair nur 1830 Einwohner; der Verkauf von Laͤnde— reien hat daselbst während der 422 drei Jahre nur 871 Pfb. eingetragen, und doch kostet die Kolonie dem Lande schon gegen 37, v0) Pfö. welche schon 3000 Einwohner zählt, und wo der Verkauf von Ländereien in den letzten drei Jahren 58,000 Pfund Sterling eingebracht hat.

Niederlande.

Aus dem Haag, 30. Aug. Der Legationsrath um diesseitige Geschaͤftsträger bei der freien Stadt Frankfurt, Herr von Scherff, ist (wie das Handelsblad berichtet) in den Nieder, laͤndischen Adelstand erhoben worden.

Belgien.

Bruͤssel, 30. Aug. Bei der Einweihung der Eisenbahn— Section von Bruͤgge nach Ostende hat der Buͤrgermeister der letztgenannten Stadt folgende Anrede an den Koͤnig gehalten:

„Sire! Theil von Belgien bedecken, berührt jetzt den Ocean; bald wird sse auch mit Deutschland und Frankreich die Verbindung herstellen, und dann werden die Gesetze vom 1. Mai 183 und vom 26. Mai 1837 vollständig ausgeführt seyn. Schon bei Ihrem Eintritte in Belgien, wo die freie Wahl der Bevollmächtigten der Nation Sie zur Regie— rung berufen hatte, haben Sie Sich mit der Zukunft des Landes be— schäftigt, und da Sie es reich durch die Fruchibarkeit seines Bodenz und belebt durch Gewerbfleiß und Handel fanden, so haben Sie, Sire, bald erkannt, daß es vor Allem seine Verbindungen mit dem Auslande vermehren und zunächst suchen müsse, diejenigen wieder zu gewinnen, die es vor dem Jahre 1830 mit Deutschland gehabt. ilm diesen Zweck zu erreichen, mußte man eine Communication mit dem Rhein auffinden, ohne gezwungen zu seyn, sich dabet der Gewässer von Holland zu bedienen. Eine neuere Erfindung, die der Eisenbahnen, bot dazu das Mittel dar und Ew. Majestät haben Sich deeilt, es zu ergreifen. Eine Thatsache, deren Andenken die Geschichte bewahren wird, ist, daß Belgien, leidend noch von der Auf— regung seiner politischen Wiedergeburt, doch in der Errichtung der Eisenbahnen auf dem Kontinent eine Initiative ergriffen hat, die von den benachbarten Nationen nach Verdienst gewürdigt worden. Dies giebt einen Begriff davon, was unsere Provinzen zu leisten im Stande gewesen wären, wenn bei der Eroberung Indiens und bei der Entdeckung von Amerika Philipp der Schöne, der uns damals regierte, seine Sorgfalt nicht zwischen den Juteressen Belgiens und denen von Spanien, dessen König er geworden war, hätte theilen müssen. Die Abreise dieses Fürsten im Jahre 1805 ist für unsir Land ein unglückliches Ereigniß gewesen. Dank sey dem Gebietn der Könige und der Völker dafür, daß sich die Sachen geändert haben! Belgien, unter der Aegide Ew. Maj. rekonstituirt und unabhängig, hat sel⸗ nen Rang unter den Europäischen Staaten wieder eingenommen; Künste und Wissenschaften blühen hier und der Handel nimmt einen Aufschwung, der unzwelfelhaft zu einem langen Wohlstande führen wird. Zu einer schwierigen Zeit sind Sie gekommen, Sire, um dat Belgische Volk zu trösten und aufrecht zu halten; mit weiser Aus— dauer fahren Sie fort, seinen Leiden abzuhelfen. Bereits empfindet jeder Kreis im Königreiche die Wirkungen dieser hohen Sorgfalt. Die Osiender insbesondere sagen sich: Diese Eisenbahn, die das Meer berührt, und die, wie wir hoffen, ein doppeltes Geleise bekommt, sst dazu bestimmt, in wenigen Stunden Menschen und Güter von einer Gränze zur anderen zu fübren und diese selbst zu üherschreiten. Wel= ches Wunderwerk! Es slößt uns ewige Dankbarkeit gegen unsern König ein. Dieses große Ereigniß seiner Regierung wird unseren Handel beleben, und die Schifffahrt, so wie den Fischfang unter Belgischer Flagge vermehren.“ . .

Der Koͤnig beantwortete diese Rede auf das Verbindlichste und gab der Stadt Ostende die Hoffnung, daß sie einst mit den ersten Handelsstaͤdten Europas wetteifern werde.

Herr John Cockerill hätte bei der Ruͤckkehr von den Wetth rennen in Aachen nach Seraing beinahe durch einen ungluͤckli⸗ chen Sturz vom Wagen das Leben verloren. Man hofft jedoch, diesen fuͤr unsere Industrie so wichtigen Mann durch die Kunst der Aerzte noch zu erhalten.

Deutschland.

Muͤnchen, 31. Aug. Nachrichten aus Schliersee zufolge, war gestern der Oberst⸗Hofmeister Ihrer Majestaͤt der verwitt⸗ weten Köoͤnigin, Graf von Irsch, daselbst eingetroffen, um An stalten zum Empfange Ihrer Majestaͤt der Kaiserin von Ruß— land und der Königlichen Majestaäͤten fuͤr den heutigen Tag zy treffen. Leider war die Witterung sehr schlecht; der Regen guö in Stroöͤmen herab. ; Der bekannte Eremit von Gauting, der General von Hall berg-Moos, welcher im vorigen Jahre Algier bereiste, ist nun aus der Levante und Aegypten wieder hier eingetroffen.

Das hiesige allgemeine Krankenhaus, durch Konig Maß gegruͤndet, feiert am 1. September sein 25 jaͤhriges Jubiläum. Während dieser Zeit wurden in dem segensreichen Institutt 103,040 Kranke aufgenommen.

Augsburg, 1. Sept. (Allg. Ztg.) Alle zum Lager be— orderten Regimenter sind seit gestern in und um die Stadt in einem Umkreis von einigen Stunden vereinigt. Augsburg, das plotzlich seine Bewohner⸗Zahl fast verdoppelt sieht, wimmelt in allen Straßen von einheimischen und fremden Uniformen, von Gaͤsten aus nah und fern. Die Ankunft Sr. Majestaͤt des Ko nigs erfolgte gestern Abend 8! Uhr, jubelnd begruͤßt von den wogenden Menschenmassen, die den Wagen ihres Koͤnigs von den Thoren bis zur Residenz, entlang der schoͤnen Maximili, ans-Straße, an dem Hotel des Kaisers vorbei, mit einem nicht eine Minute verstummenden Lebehochrufe begleiteten. Se., Ma— jestaͤt der Kaiser, der, von Friedrichshafen zuruͤck, erst Abends erwartet worden war, traf schon Nachmittags um 2 Uhr ein, und war dann zu wiederholtenmalen zu Wagen und zu Fuß in den Straßen sichtbar. Der Gasthof zu den dre Mohren, in welchem der Kaiser abgestiegen, war fortwaͤhrend umstellt von Menschen, die den Augenblick zu erhaschen suchten, wo des Monarchen imponirende Gestalt in schnellem Schritt oder in einfachem zweispaͤnnigem Wagen, ohne Bedienten, in rascher Erscheinung voruͤbereilte. Von Fuͤrstlichen Personen sind ferner der Erbgroßherzog von Hessen und bei Rhein, der Hey zog Max von Leuchtenberg, so wie der Prinz von Sachsen A tenburg angekommen. Heute Vormittag versammelt sich dab anze Armee⸗-Corps auf den dem Lager gegenuͤber liegenden eldern des Exercir-Platzes, desilirt vor Ihren Majestaͤten und bezieht dann das Lager. Morgen (Sonntag) findet in demselben großer Feldgottesdienst statt.

Frankfurt a. M., 2. Sept. Einem Schreiben aus dem Oldenburgischen Fuͤrstenthum Birkenfeld zufolge, haben der Großherzog und die Großherzogin am 26sten v. M. zum ersten, male dieses Rheinische Fuͤrstenthum besucht, und sind sowohl in Oberstein, als in dem Staͤdtchen Birkenfeld mit großem Ju, bel aufgenommen worden. Die Frau Großherzogin setzte nach

Handels- Berichte aus den Vereinigten Staaten lauten sehr

seinem Reiche eingefuͤhrt. Das Zoll⸗Haus von Sidney respek—

dreitägigem Aufenthalt ihre Reise nach Karlsruhe fort Ewo sie,

Besser gedeiht die Kolonie Su d⸗Australien, ö

Die Eisenbahn, deren Schienen bereits einen großen

estrigen Meldung zufolge, bereits angekommen ist); Se. D oheit der Großherzog wollte jedoch noch 14 Tage da— weilen. lostger Kaiserl. Hoheit der Großfuͤrst Thronfolger von Ruß— land wird am ten d. M. aus Ems hier erwartet.

Spanien.

Madrid, 24. Aug. Die Koͤnigin hat, um das dem Ge— zeral Espartero gegebene Versprechen halten zu koͤnnen, vier shillonen Realen aus ihrer Schatulle hergegeben. Herr Ga— kiria und die Bank haben sich fuͤr die Zurückzahlung dieser Zumme verbuͤrgt und außerdem noch zwei Millionen fuͤr die Armee m. und zwei Millionen fuͤr die Reserve⸗Ar—

vorgeschossen.

; 23 Unterhandlungen mit dem Herrn Weisweiler, Agenten zes Hauses Rothschild, dauern noch fort.

Spanische Gränze. Die Depesche, in welcher der Ge— eral Oraa dem Kommandanten von Saragossa seinen Ruͤckzug on Morella und die Aufgabe der Belagerung anzeigte, lautet digendermaßen 1 .

„Nach zweimaligem Sturm, den wir am 16ten und Iten uuf die Stadt Morella ohne Erfolg versuchten, bin ich genoͤthigt gewesen, den Rückzug anzutreten, und mit der Artillerie hier angekommen. Monroyo, 18. August 1838.

(gez) Oraa.“

Einem Schreiben aus dem Karlistischen Hauptquartier hüate zufolge, hatte man dort die amtliche Anzeige von der

ntsetzung Morella's erhalten. Zugleich sollte die Nachricht ingegangen seyn, daß Oraa, bevor er nach Monroyo gelangen onnte, von Eabrera angegriffen und in die Flucht geschlagen zorden sey. Da inzwischen noch kein Buͤlletin Cabrera's be— annt geworden ist, z wird man das Naͤhere hieruͤber noch ab— zarten muͤssen.

Briefe aus Saragossa vom 25. August melden, daß die Christnos alle ihre Stellungen vor Morella verlassen und seit dem Ruͤckzuge bereits 1500 Verwundete in die Hospitaͤler ge— hracht haben. Der Sturm am 17ten wird als besonders moͤr— derisch geschildert. Die Stuͤrmenden waren einem dreifachen Feuer ausgesetzt, von der Citadelle, von der Stadt und von den beiden Karlistischen Kolonnen. Es soll dem General Oraa ur mit Muͤhe gelungen seyn, seine Artillerie zu retten.

Ueber die Stadt Morella theilt die Bresl. Zeitung folgende Notizen mit: „Morella liegt in dem noͤrdlichen Theile der Provinz Tastellon, an dem kleinen Flusse Bergantes, 24 Gpanische Meilen von Valencia. Ihr Gebiet erstreckt sich von Belluga bis Popleta de Alcalea in einer Ausdehnung von un— gefahr 8 Meilen. Diese ganze Landschaft ist bergig, hne ir—⸗ gend eine Ebene als die von Moll, 3, Stunden von Morella. Die Luft daselbst ist rein und klar, aber meist kalt. Die Stadt ählt 6os2 Einwohner. Von der Ebene von Moll bis Morella st die Scenerie aͤußerst malerisch. Inmitten mehrerer Huͤ— zel und Engpasse erhebt sich zu einer ansehnlichen Hohe ein Berg, umgeben von Thuͤrmen und Waͤllen, in deren Einkrei— lung die Stadt liegt. Die amphitheatralisch gebauten Haͤu— er snd uͤberragt von den schroffen Seiten des Berggipfels, uuf dessen Spitze die, wie es scheint, von allen Seiten unzu— haͤngliche Citadelle emporsteigt. Die Annaͤherung zur Stadt ist aber uͤberhaupt sehr schwierig. Innerhalb der Ringmauer sind vortreffliche Quellen, an Vorraͤthen ist Ueberfluß, und der Aufenthalt ist gesund. Der Handel der Bevoͤlkerung besteht

hauptsächlich aus gefaͤrbten Wollentuͤchern, und die unter dem

amen Morellana's bekannten Mantillen sind durch ganz Spanien beruͤhmt. Die „Sentinelle“ fuͤgt diesen Angaben die

historische Bemerkung bei, daß, als Koͤnig D. Jaime die Er—

bberung des Koͤnigreichs Valencia unternahm, Morella der rste Platz war, in dessen Besitz er durch den tapferen Don Blasco de Alagon am 7. Januar 1232 gesetzt wurde.

Der Jahrestag dieser Eroberung wird noch jetzt als Haupt—

'st gefeiert. Die Straßen von Morella sind nicht bar— rildirt, wie man gemeldet hatte, und es befindet sich nur in der Citadelle Artillerie. Die Garnison besteht aus dem Ba— hillön Chambonet, aus zwei Compagnieen Cabrera's und fuͤnf— . Buͤrgern, welche die Waffen ergriffen haben. Diese etzteren sollen zum groͤßten Theil sehr ungern fechten und sich nur deshalb den Truppen anschließen, um der Nache, die sonst Cabrera an ihnen nehmen wuͤrde, zu entgehen. Mit Lebens— Beduͤrfnissen scheint der Platz im Ueberflusse versehen zu seyn, denn Cabrera soll in der letzten Zeit allein 12, 000 Schafe und

400 Ochsen nach Morella gesendet haben.“

Das Journal de Francfort theilt ein Schreiben von der Spanischen Graͤnze vom 23. August mit, welches interessante Data uͤber die Operationen und die Stellungen der Christinischen und Karlistischen Armeen bei Estella und Morella enthaͤlt. Es lautet folgendermaßen: „In den letzten Tagen ging das Geruͤcht, daß der General Oraa die Bresche in den Mauern von Morella eröffnet habe, und daß daher das Schicksal dieses festen Platzes bald enischieden seyn werde. Dies Geruͤcht ist indeß durch kein Resultat bestaͤtigt worden, und Alles laͤßt glau—⸗ ben, daß man entweder die Bresche gar nicht eroͤffnet hat, oder daß der Angriff, falls er wirklich stattgefunden hat, der Christi— nischen Armee nicht guͤnstig gewesen ist. Die ersten Berichte des Generals Oraa ließen glauben, daß er den Ort augenblick— lich angreifen werde, indeß haben Verzoͤgerungen, die durch un⸗ vorhergesehene Umstaͤnde herbeigefuͤhrt wurden, ihn verhindert, irgend eiwas zu unternehmen, und dieser Aufschub ist um so nachtheiliger fuͤr ihn gewesen, als die Karlisten dadurch eit gewannen, solche Vertheidigungs-Anstalten zu treffen, daß sie im Stande sind, dem Angriffe des Generals Oraa Wi— derstand L leisten. Cabrera hatte auf einem Terrain, welches seinem ertheidigungsplan trefflich entsprach, seine Armee en schelon aufgestellt . Die Ehristinische Armee steht dagegen auf einem durchschnittenen, bergigen und den militairischen Evolu— lionen wenig guͤnstigen Terrain. Ein Theil dieser Armee hat Morella eingeschlossen und beschaͤftigt sich mit Belagerungs⸗AUr⸗ beiten; mehrere Bataillone bewachen die Umgegend und be— schuͤtzen die ankommenden Convois. Kleine Karlistische Corps beunruhigen indeß fortwährend die Flanken der Ehristinischen rrmee und die Arbeiter. Um die Convois aufzuhalten, haben die Karlisten quer uͤber die Straße von Saragossa nach Morella roße Graben gezogen, und die Convois können daher taͤglich zum eine Meile zuruͤcklegen. Der letzte Transport, welcher . der Division des Generals San Miguel eskortirt wurde, am nur zur Halfte vor Morella an, die andere Haͤlfte blieb in den Geäben stecken. Die Bewohner der Ortschaften in der aͤhe von Morella haben ihre Wohnungen verlaffen, die nun ren den Karlisten besetzt sind. ieser Zustand der Dinge scheint, nach der Gleichgültigkeit, womit der General Oraa die rbeiten betreibt, zu urtheilen, kein Ende 3 zu sollen.

ie ihm aus Madrid zugehenden Depeschen befehlen ihm, un⸗

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verzuglich die Stadt anzugreifen, allein die Furcht vor einer

Niederlage scheint ihn von jeder ernstlichen Operation abzuhal⸗

ten. Waͤhrend in Aragonien, durch die Sorglosigkeit und Langsam⸗

keit der Anfuͤhrer, die Karlistischen Streitkräfte sich ruhig vermeh⸗

ren, macht die Zogerung des Generalissimus Espartero eine Stadt

uneinnehmbar, die man mit Sturm haͤtte nehmen konnen, ohne

Widerstand zu erfahren. So langsam und furchtsam der Graf

von Luchana ist, eben so thaͤtig und kuͤhn ist sein Gegner. Der

Eifer Maroto's fuͤr die Sache des Don Carlos ist aufrichtig.

Im Hauptquartier zu Logrofo denkt man wenig daran, Estella

anzugreifen, wenn es auch die Korrespondenzen sagen. Es wer⸗

den noch viele Tage vergehen muͤssen, ehe der Graf von Luchana die zehn Meilen zuruͤcklegt, die ihn von jener Stadt trennen. Der Depeschen⸗Wechsel zwischen Logrosßo und Madrid hat end⸗ lich aufgehört; Espartero hat fuͤr seinen Guͤnstling, van Halen, das Großkreuz des Ordens Karl's III. erhalten, Rivero ist zum General-Lieutenant und mehrere Brigadiers sind zu General— Majors befoͤrdert worden, auch haben mehrere Ordens⸗-Verlei— hungen stattgefunden, und da alle vakanten Stellen vor der Ein— nahme von Estella vergeben worden sind, so bleibt natuͤrlichͥ nichts mehr uͤbrig fuͤr diejenigen, welche sich in dem naäͤchsten Gefecht auszeichnen werden. Die auf dem rechten Ufer des Ebro aufgestellten Truppen haben Befehl erhalten, ihre Bivouacs zu beziehen. Der Befehl zum Vorwaͤrtsruͤcken ist aufgeschoben. In Logroño sind Ochsen und gesalzenes Fleisch in Menge ange— kommen, um an die Truppen vertheilt zu werden. Der Graf von Luchana steht im Briefwechsel mit Lord John Hay, dem Befehlshaber des Britischen Geschwaders. Die letzten Depe— schen, welche er erhalten hat, fordern ihn auf, die Karlisten an— zugreifen und sich Estella's zu bemächtigen, indem die Englische Negierung, wenn die Karlisten erst einmal geschlagen seyen, auf eine wirksame Weise einschreiten werde, um Don Tarlos zu be— wegen, das Spanische Gebiet zu raͤumen. Wenn dies wahr ist, so muß man eingestehen, daß der Buͤrgerkrieg den Interes⸗— sen des Grafen von Luchana besser dient, als der Friede. Um die Lage der Ereignisse und die unbegreifliche Unthaäͤtigkeit des Generals Oraa vor Morella und Espartero's in Bezug auf Estella zu begreifen, muß man sich folgendes Raisonnement ver— gegenwaͤrtigen: „„Espartero wird Estella nicht eher angreifen, als bis Oraa Morella eingenommen, Oraa wird Morella nicht eher angreifen, als bis Espartero Estella eingenommen hat.““

Portugal.

Der Morning Chronicle wird von ihrem Korre— spondenten in Lissabon unterm 20. August Folgendes geschrie⸗ ben: „Aus den bisher eingegangenen Berichten uͤber die Wah— len ergiebt sich mit ziemlicher Gewißheit, daß die Chartisten im Allgemeinen in allen Theilen des Landes gluͤcklich gewesen sind, und wer weiß, ob nicht die unter dem Einflusse dieser Partei gewählten Senatoren und Deputirten die Majoritaͤt in den näaͤchsten Cortes bilden werden. In Santarem, Alem— quer, Evora, Elvas, Leiria, Coimbra, Penafiel, Vianna, Braga, Guimaraes und Vizeu haben die Chartisten einen vollstaͤndigen Sieg errungen. Aus den entfernteren Theilen des Lissaboner Wahl-Distrikts sind die Resultate noch nicht bekannt; in der Hauptstadt selbst sind die Wahlen zwar zu Gunsten der Ultra's ausgefallen, die Wahlen in den Land-Distrikten konnen . indeß vielleicht noch das Gleichgewicht halten. Der

ampf fand hier, wie uͤberall, zwischen den Chartitisten und den Ultra⸗Septembristen statt. Die gemäßigte Par⸗ tei der September-Männer hat kaum einige Stimmen er— halten, und ihre Partei, die in den letzten Cortes beinahe die Majoritaͤt gehabt haͤtte, wird daher fast ganz vernichtet seyn. In Porto wurden die Wahlen durch die Zollhaus-Polizei ge— stoͤrt, die, ungehindert durch die Behoͤrden, sich mit Gewalt einmischte und mit Stocken und Messern das Schicksal des Tages entscheiden wollte. Dessenungeachtet sollen die Wahlen daselbst vollig zu Gunsten der Chartisten ausgefallen seyn. Es ist nun als wahrscheinlich anzunehmen, daß die ministerielle oder gemaͤßigte Partei sich den Chartisten anschließen wird, wodurch sie eine ansehnliche Majorität erhalten, jedoch auch mit einer starken und heftigen Ultra-⸗Opposition zu kämpfen haben wuͤrde. Die Chartisten sind uͤbrigens eigentlich die constitutionnelle Partei, da sie die Constitution von 1838 angenommen ha— ben. Der Herzog von Terceira ist an wenigstens zwanzig Orten zum Senator erwaͤhlt worden; nach ihm haben der Herzog von Palmella und der Marquis von Saldanha die meisten Stimmen erhalten. Der Herausgeber des „Correio“, Rodrigo da Fonseca Magelhaens, ist in mehreren Wahl Bezir⸗ ken zum Deputirten erwählt worden; eben so der jetzige Finanz⸗ Minister, Manoel Antonio de Carvalho, der ebenfalls zur Chartistischen Partei gehoͤrt und in der Hauptstadt die meisten Stimmen zahlt. Manoel Passos hat nur wenige Stimmen er— halten. Man glaubt, daß die Herzoͤge von Terceira und Pal—⸗ mella nebst Suares Caldeira und anderen Ultra's zu Senato⸗ ren fuͤr die Hauptstadt gewahlt werden wuͤrden. Unter den Gemaäßigten ist allein die Wahl des Grafen das Antas als ent⸗ schieden zu betrachten, denn da er die Ultra's in Porto unterstuͤtzt hat, so werden ihm die hiesigen wohl ihre Stimmen geben. Der Graf von Villareal, Jose de Silva Carvalho und andere Minister aus der Zeit vor der September-Revolution sind in verschiedenen Di⸗ strikten erwaͤhlt worden. Die Wahlen in Campomajor werden durch ein in der heutigen „Regierungs-Zeitung“ erschienenes Dekret annullirt, weil einer der Beamten die Wahl-Urne geoͤffnet und einige Stimmzettel gegen andere von ihm verfertigte vertauscht hatte. Es ist uͤbrigens bemerkenswerth, daß die Regierung sich ihres Einflusses, wie in Porto, nur gegen, nie fuͤr die Charti⸗ sten bedient hat. Die meisten Beamten des Königreichs sind entschiedene Ultra's und haben ihren Einfluß zur Unterstuͤtzung dieser Partei angewendet. In Porto sollen 500 Munizipal— Gardisten, nach den von den Offizieren ihnen vorgelegten Listen, fuͤr die Ultra's gestimmt haben. Die Mitglieder der Munizi— pal-⸗-Kammer von Porto, der Civil, und der Militair— Gouverneur sind saͤmmtlich Ultra's, und wenn dennoch, wie es nach der Aussage von Reisenden der Fall ist, die Char— tisten den Sieg davongetragen haben, so wuͤrde dies eine sehr entschiedene Gesinnung der Kaufleute und Buͤrger der „heroi— schen Stadt“ zu Gunsten der genannten Partei beweisen. Das gegenwärtige Portugiesische Budget ist dasselbe, welches bereits vor sechs Monaten von den Cortes angenommen wurde. Da es so lange gewaͤhrt hatte, ehe es den Cortes vorgelegt wurde, und da man gern die schon vierzehn Monate dauernde Session schließen wollte, so wurden die einzelnen Artikel nicht so diskutirt, wie es sonst wohl geschehen ware. Die Cortes waren bekanntlich vom Januar 1837 bis April 1838 versam⸗ melt, so daß waͤhrend dieser Session für 2 Finanzjahre gesorgt wurde. Das erste endigte mit dem Juni 1837, und als die konstituirenden Cortes ihre Arbeiten begannen, legte der Finanz—⸗ Minister Passos eine sehr vollstaͤndige Üebersicht von den Finan⸗

zen des Landes vor; es wurden Einschraͤnkungen beschlossen, die

Ausgaben um 1500 Contos vermindert und die Einnahme um mehr als diese Summe vergrößert. Durch das erwahnte Bud⸗ get wurden noch fernere Ersparungen, jedoch auf andere Weise, gemacht. So betrugen z. B. die Veranschlagungen fuͤr das Kriegs-Departement fuͤr das Jahr vom 1. Juli 1837 bis 30. Juni 1838 2900 Contos, und obwohl zur Gi. als das Bud⸗ get den Cortes vorgelegt wurde, bereits drei Viertel dieser Summe verausgabt waren, so wollten die Cortes doch nicht mehr als 2000 CTontos votiren, die in das Budget aufgenommen wurden. Man darf jedoch nicht glauben, daß in den zwei oder drei Monaten, die von dem Jahre noch uͤbrig waren, noch 900 Contos haͤt— ten erspart werden koͤnnen. Auch ist zu bemerken, daß der Er⸗ trag der neu auferlegten Abgaben nur bloß auf dem Papiere steht, da eine der Haupt-Einnahmen, der Zehnten, welcher auf 2566 Contos jährlich veranschlagt worden, bekanntlich seit Jah⸗ ren im Ruͤckstande ist. Aber auch schon fruͤher wurden voll— staͤndige Budgets vorgelegt und Versuche gemacht, die Ausga— ben zu beschraͤnken. Die Nachweisungen, welche Campos und Carvalho im Jahre 1836 und Passos im Jahre 183; vorlegten, konnten nicht vollstaͤndiger seyn. In der kurzen außerordentli— chen Session im Sommer 1836 legte der Minister J. de Silva Carvalho ein vollständiges Budget vor, in dem die Einnahmen zu 10,600 Contos und die Ausgaben zu 13,500 C. veranschlagt waren. Das Defizit sollte zum Theil durch neue Auflagen bis auf 2000 Contos gedeckt werden, welches später nach der Revo⸗ lution dem Minister Passos gelang. Das damalige Chartisti⸗ sche Ministerium war jedoch der Meinung, daß das Land, wel— ches eben anfing, sich von einem zerstoͤrenden Buͤrgerkriege zu erholen, nicht sogleich wieder mit neuen Auflagen belastet wer—⸗ den koͤnne, und daß es besser sey, das Defizit durch Anleihen zu decken. Seitdem hat man aber fuͤr gut befunden, neue Ab— aben zur Deckung des Defizits auszuschreiben. Das letzte

udget giebt die Ausgaben in runden Zahlen zu 19,500 Con⸗ tos, die Einnahmen noch großer an, und das Defizit ist das kleinste, welches seit mehreren Jahren in dem Budget erschie— nen ist, allein ein Theil der Einkuͤnfte, worunter auch der Zehnten oder die Häͤuser-Taxe, ist sehr im Ruͤckstande, und die Einkuͤnfte vom Tabacks⸗-Kontrakt sind bereits auf ein Jahr vor— weggenommen. Die voͤllige Organisirung der Finanzen und die Gleichstellung der Ausgaben und Einnahmen wird die Aufmerk—⸗ samkeit der Cortes vorzuͤglich in Anspruch nehmen. Die Re— gierung ist durch das Budget ermaͤchtigt, die Abgaben waͤhrend des gegenwaͤrtigen Jahres, naͤmlich bis zum 31. Dezember 1838, zu erheben, und die neuen Kammern werden sich wahr⸗ scheinlich noch vor dieser Zeit versammeln.“

Turkei.

Konstantinopel, 14. Aug. (Allg. Ztg.) Der Mini— ster der auswaͤrtigen Angelegenheiten, Redschid Pascha, der (wie bereits gemeldet) mit einer außerordentlichen Misston nach London von dem Großherrn betraut worden, wird uͤber⸗ morgen auf einem Dampfschiffe von hier abgehen und sei— nen Weg uͤber Italien nehmen, wo er sich einige Zeit am Turiner Hofe aufhalten soll. Von da begiebt sich Red⸗ schid nach Berlin, dann nach London und auf dem Ruͤck— wege nach Paris. Redschid Pascha, der einzige wirklich talent⸗ volle Mann im Ministerrathe des Sultans, der Schoͤpfer der neuen Einrichtungen des Staatsrathes, des Raths der hohen Pforte und des obersten Kriegsrathes, ein eifriger und verstän⸗ diger Reformator, ein Mann von Europaͤischer Bildung und der Einzige, der dem alten Pascha von Aegypten die Wage zu halten vermochte, wird von Allen, denen das Wohl der Pforte am Herzen liegt, geachtet und bewundert, und allgemeines Be⸗ dauern wuͤrde seinen Fall oder seine laͤngere Entfernung von den Geschaͤften bezeichnen. Man kann sich daher die Ueberraschung vorstellen, mit welcher die Nachricht von der urploͤtzlichen Absen⸗ dung Redschids in Konstantinopel aufgenommen wurde. Viele wollten darin eine Abnahme der Großherrlichen Gunst gegen den Mi⸗ nister erblicken, und einen plausiblen Vorwand, ihn von den Geschaͤf⸗ ten zu entfernen. Mich duͤnkt, daß daraus nur auf die Wichtigkeit der Mission zu schließen sey, welche die fuͤr die Zukunft folgenreich⸗ sten Verhaͤltnisse, in denen die Pforte Aegypten, Rußland, Eng⸗ land gegenuͤber sich befindet, zu betreffen scheint; der Sultan weiß, wie mir scheint, die Faͤhigkeiten des ausgezeichneten Staatsmannes in vollem Maße zu wuͤrdigen und will ihm durch die Mission nur einen neuen Beweis seines Vertrauens geben. Eher scheint den Guͤnstling Ahmed Fethi Pascha Un⸗ gnade getroffen zu haben, dessen Anwesenheit in Paris und

ondon zur Vertretung der K Interessen nicht als hinlaͤnglich geachtet wurde. Ein Vergleich der Redschid Pascha vorgeschriebenen Route und jener, die Ahmed diesen Sommer befolgte, bringt unwillkuͤrlich auf den Gedanken, daß jener Manches , , , hat, was dieser versaͤumte oder dem gewuͤnschten Resultate nicht zuzufuͤhren vermochte. Die Entzie⸗ ung des Muschirliks Aydin und Guͤzelhissar und der reichen inkuͤnfte dieses wohlhabenden Kuͤstenlandes, die Ahmed Fethi unlängst traf, und die weitere Verleihung desselben an Tahir Pascha, den im vorigen Jahr abgesetzten Topchana-Nasiri, scheint diese Ansicht zu bestaͤtigen.

Das Fest, das die Gemahlin Redschid Pascha's der Ba— ronin Barante zu Ehren gab, fiel in seiner Art eben so gut aus und gewaͤhrte in mancher Hinsicht mehr Interesse, als der Ball bei dem hiesigen Franzoͤsischen Botschafter. Madame Red⸗ schid machte dabei die Honneurs mit vieler Grazie und be— wegte sich mit einer Leichtigkeit und einem Anstande, der unsere Europaͤerinnen entzuͤckte und in Erstaunen setzte. Sie war nach Tuͤrkischer Art, aber geschmackvoll und reich gekleidet und trug am Finger einen Ring mit einem ausgezeichnet schoͤnen Dia— manten. Die Kuͤche war durchaus Franzoͤsisch, das Service kost⸗ bar, und Madame Redschid entschuldigte sich, daß nach Tuͤr⸗ kischer Sitte kein Wein servirt werden konne; die Damen muͤß— ten sich, so sagte die Gastgeberin, mit Champagner begnuͤ— gen. Herrn von Barante zu Ehren ward auch der Eintritt in die Großherrlichen Palaäste gestattet. Das neue Serail von Dschiragan, in der Naͤhe von Dolma Bagdsche, am Europaͤi⸗ schen Ufer des Bosporus, hat eine herrliche Lage, ist aber im Innern durch sonst nichts ausgezeichnet, als durch einen praͤch— tigen Saal, der uͤber 150 Schritt in der Lange hat, und dessen Decke von 36 vergoldeten Saͤulen getragen wird. Der schöne anstoßende Park ist von einem Deutschen Gaͤrtner angelegt. Die Bauart des Palastes bietet ein seltsames Gemisch von Eu⸗ ropaäͤischer und Asiatischer Architektur; in dieser Ruͤcksicht erweckt das alte Großherrliche Serail in der Stadt größeres Interesse, das, obwohl nur eine Masse von aneinanderstoßenden, zu ver— schiedenen Zeiten aufgefuͤhrten Gebäuden, doch in jedem Theile das ungetruͤbte Gepraͤge rein Asiatischen Geschmacks an sich traͤgt.

Der Morning Chronicle wird aus Konstanti— nopel vom 8. August geschrieben: „Die lange erhaltene Stille im Osmanischen Kabinet ist wieder durch ein Ereigniß gestoͤrt

worden, naͤmlich durch die Entlassung oder vielmehr durch das