1838 / 250 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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lich katholischen Kirche Englands vindizirt wird, weil ihre Bischöͤfe in eben so ununterbrochener Reihefolge ihre geistliche Vollmacht von den Aposteln herleiteten, wie die Bischoͤfe der Römisch / katholischen Kirche, und weil die Reformation in England nicht in einer Losreißung von der Mutterkirche, son⸗ dern nur in Verbesserung einiger Mißbraäͤuche, die sich in die⸗ selbe eingeschlichen, bestanden ee. Hieraus wird dann gefol⸗

ert, daß die Englischen Katholiken in einem ganz anderen Ver—⸗

altniß ständen, als die Katholiken Frankreichs und Italiens, weil in diesen Laͤndern die urspruͤngliche katholische Kirche in in ihrer alten Form verblieben sey; wenn also dort die Mit⸗ lieder dieser Kirche sich mit Recht Katholiken nennen konnten, eyen die Englischen Katholiken nur Romische Dissenters oder Separatisten zu nennen, da sie sich von der Kirche losgeris⸗ sen, die fuͤr England die katholische sey und die sich eben dadurch von den scheide, Apostel zuruͤckfuhren koͤnne. Wie man auch vom protestanti— schen Standpunkte aus uͤber die Angemessenheit, dergleichen theologisch⸗kirchliche Diskussionen in Predigten zu verslechten, urtheilen moge, so konnte vom Standpunkt der bischoͤflichen Kirche darin wohl kein Grund gefunden werden, einen Predi— ger von seinem Posten zu entfernen, um so weniger, als die Rede keinesweges in leidenschaftlichem Tone abgefaßt ist. Man findet dieselbe namlich jetzt in der Times“ vollstandig gedruckt, der sie von einem „Anti⸗Romanisten“ mitgetheilt worden ist. Hatte dieses Blatt die Predigt gleich neben ihrer Anzeige von der Entlassung des Dr. Hook mitgetheilt, so wurde sie dem Englischen Publikum ihr Geruͤcht schwer haben glaublich ma— chen können; und es mag ihr vielleicht die Zusendung dersel— ben gar nicht angenehm gewesen seyn, denn sie enthielt sich nun wohiweislich aller weiteren Glossen. In der ministe⸗ riellen „Morning Chronicle“ dagegen fand man heute fruͤh folgende einfache Erklärung: „Wir sind zu der Anzeige ermaͤch⸗ tigt, daß der ehrwuͤrdige Dr. Hook weder seiner Kaplanei be— raubt worden ist, noch die Weisung erhalten hat, in der Koͤnig— lichen Kapelle nicht mehr zu predigen, wenn die Reihe an ihn kömmt, und uberhaupt von einer daselbst von ihm gehalte— nen Predigt e keine Notiz genommen worden.“

In einer gestrigen Versammlung der hiesigen Suͤdameri— kanischen und Mexikanischen Handels- Association ist eine dem Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten zu uͤberreichende, wider die voöͤlkerrechtliche Gesetzmäßigkeit der gegen Mexiko's Hafen angeordneten Franzoͤsischen Blokade gerichtete Denkschrift entworsen und angenommen worden.

Ein Britischer Lieutenant, Thomas Maedonnell, warnt das Publikum vor den uͤber die angebliche Macht des Baron von Thierry in Neu⸗Seeland verbreiteten Nachrichten, die der⸗ selbe nur aussprengen lasse, um Kolonisten dorthin zu locken. Der besagte Lieutenant, der sich langere Zeit auf jener Insel aufgehalten, verspricht naͤchstens eine Schilderung der Thaten jenes Barons, eines zweiten Muͤnchhausen, wie er ihn nennt, dem die Eingebornen von Neu⸗Seeland den Spottnamen „Kingi Te Pokanoe“ (König Springinsfeld) gegeben hätten, in den offentlichen Blattern mittheilen zu wollen.

Selgien.

Brüssel, 2. Sept. Der Emanctpation zusolge, sollen hier gestern wichtige Nachrichten von der Londoner Konferenz eingegangen seyn. Die Minister hielten eine Berathung, und Graf von Merode, der heute mit seinem Schwiegersohne, dem Grafen von Montalembert, abreisen wollte, hat den Letzteren allein nach Paris zuruͤckkehren lassen.

In der zu Luͤttich erscheinenden In dustrie liest man: „Der Graf von Montalembert durchzieht seit einigen Tagen das Belgische Land. In unseren Feldlagern, unseren Staͤdten und Weilern, überall stellt er sich ein, um den Weihrauch zu empfangen, den man ihm hier streut. Nichts wird vernachlaͤs⸗ sigt, um diesem Manne Wichtigkeit zu verleihen; man kuͤndigt seine Ankunst im Voraus an ünd unsere Ciceros, unsere De⸗ mosthene bereiten sich auf Reden, die sie ihm halten und in denen sie ihn bis zu den Wolken erheben. Armes Belgien, auf welche Stufe der Erniedrigung bringen dich deine politischen Stimmfuͤhrer! Was kann wohl ein Ausländer fuͤr dich thun, der durchaus noch keinen Ruf besitzt, der ohne politische Stellung, ohne irgend einen Einfluß auf die Europaͤischen Angelegenheiten ist? Was vermögen fuͤr dich und deine kuͤnftigen Geschicke die Gemein, plätze und die Ansichten eines jungen Mannes, der eben erst eine Carriére eingeschlagen und dessen Debuͤt nicht einmal dar— thut, daß er sich bis zu der Hoͤhe der Ideen seines Jahrhun⸗ derts erhoben? Wer sieht nicht in der That sogleich ein, daß der Schwiegersohn des Grafen von Merode die beschraͤnkten Ansichten seines Schwiegervaters theilt, und sich, gleich ihm, allen den retrograden Richtungen hingiebt, welche die Belgische Camarilla mit so viel Ausdauer verfolgt? Der Eiser, den der Graf von Montalembert fuͤr Belgien zeigt, wird immer un— feuchtbar an Erfolgen bleiben, da es in Frankreich nur zu sehr

protestantischen Dissenters unter daß sie die Einsetzung ihrer Seelsorger auf die

bekannt ist, daß der edle Pair einer Schule angehoͤrt, die von

der großen Mehrheit des Franzoͤsischen Volkes verworfen wird. s Vergebens sucht er sich einen Firniß von Liberalismus zu geben, um sich Gehsr zu verschaffen; im Voraus durchschaut,

kann er Niemandem imponiren. Bereits haben die verbreite⸗ teren Blatter der Hauptstadt ihm die Larve abgerissen und ihn als den Zögling von St. Acheul dargestellt, der die Sache Bel⸗ giens nur darum mit solchem Eifer unterstuͤtzt, weil dieses die Gutmuͤthigkeit gehabt hat, sich der Herrschaft der Klerokratie zu unterwerfen. Nein, mit den Grundsätzen des Herrn von Montalembert werdet Ihr in Frankreich die Geister nicht ge— winnen. Praͤgt ihm Medaillen, so viel es Euch beliebt, ja, er⸗ richtet ihm sogar Bildsäͤulen, wenn es Euch gefaͤllt, in dem Europäifchen Areopag werdet Ihr doch damit keine Stimme Euch verschaffen, die auch nur das geringste Gewicht hat.“

Deutsch lan d.

Mänchen, 3. Sept. Die Abreise Ihrer Majestaͤt der Taiserin von Rußland von Kreuth erfolgte am 360. August Nachmitꝛ az: um 5 Uhr; Ihre Masjestaͤt verließ jedoch Tegern⸗ see erst am J. September, und begab sich von da nach Hohen⸗ a angau und Nuͤrnberg.

Se Najestàaͤt der König sind in Nymphenburg eingetrof⸗ tee, erden aber gegen Ende der Woche mit Ihrer Masestaͤt er Eiaigin sich wieder nach Augsburg begeben, um mehrere Tamm in dem dortigen bewegten Leben zu verweilen.

her NMajestät die Kaiserin von Rußland hat der Dichte⸗ = eee = Chezy ein werthwolles mit Brillanten und Ru— zäme deres Ohrengehaänge übersenden lassen.

Xastdbara, 4. ert. Ihre Kaiserl. Hoheit die Großfuͤr⸗ Tin Alert. an Rußland wird morgen (Mittwoch) mit zahl⸗

reiche Gefelge hier eintreffen. Ihre Kaiserl. Hoheit begiebt

*

1032 sich von hier nach Um, wo die Großfürstin mit Ihrer Kaiserl. Mutter zusammentreffen wird.

Unter den zahlreichen Fremden, die in den letzten Tagen in dem genannten Gasthofe angekommen sind, bemerken wir; den von Sr. Majestät dem Köoͤnig von Preußen eigens in das hiesige Feldlager abgesandten General⸗Major von der Artillerie, von Bardeleben, so wie den Grafen von Bluͤcher⸗Altona, Koͤ⸗ 22 Daͤnischen Geheimen Rath und Ober Praͤsidenten von

tona.

Gestern fand die Eroͤffnung der kurzen bis jetzt mit Schie, nen belegten Strecke unserer Eisenbahn statt. Es sind vorerst drei Wagen in Aktivität gesetzt, von denen jeder 24 Personen faßt, und die, obgleich nur je mit einem Pferde bespannt, leicht und rasch dahingleiteten, mit jener gleichmäßigen, stoßfreien Be⸗ wegung, die zu den besonderen Annehmlichkeiten einer Eisen⸗ bahnfahrt gehoͤrt. Die drei Wagen gehören nicht zu jener Art leichter, niederer, unbedeckter, aufs einfachste aus Holz gezim⸗ merter Waggons, welche auf den großeren Eisenbahnen die Mehrzahl bilden, noch zu den gleichfalls sehr leichten, offenen Eharabancs, sondern zu den großen, schweren Diligencen, de⸗ ren man auf den Belgischen Eisenbahnen bei einem Zuge von dreißig bis vierzig Wagen meist nur zwei bis drei findet, weil sie am schwierigsten in Bewegung zu setzen sind. Uebrigens draͤngten sich zu den Wagen fortwährend mehr Fahrlustige, als sie zu fassen vermochten, und waren auch manche Anstalten noch mangelhaft, so ist doch erfreulich, daß einmal ein Anfang ge— macht ist. In Muͤnchen hofft man bis zum nächsten Fruͤh⸗ jahr schon eine bedeutende Strecke den Fahrten oͤffnen zu koͤnnen.

Dresden, 5. Sept. Zu den dankenswerthesten Unterneh⸗ mungen unserer Stadt⸗-Obrigkeit in neuester Zeit gehort, bei ei⸗ ner Anzahl von * als 76900 schulfähigen Kindern, unstreitig die Errichtung von Distrikts-Schulen fuͤr Kinder solcher Aeltern, welche zwar das in den uͤbrigen Schulen gebräuchliche höhere Schulgeld zu zahlen nicht vermoͤgen, aber deshalb noch nicht Anspruch an die Armen und Freischulen haben. Es bestehen jetzt bereits vier dergleichen Distrikts⸗Schulen, von denen die in der Antonstadt neuü gebaut, und die in der Pirnaischen Vor— stadt noch im Aufbau begriffen isi.

Leipzig, 6. Sept. (Leipz. A. 3.) Mit jedem Monats— Bericht uber den Fortgang des Baues der Leipzig-Dresdner Eisenbahn stellen sich die Verhaͤltnisse dieses großartigen Unter⸗ nehmens guͤnstiger. Die aͤrgsten Zweifler verstummen, und aus Gegnern dieses Werkes erwachsen demselben taglich neue Freunde. Auch zeigt sich dies in dem Stande der Actien, den diese wahrend des vorigen Monats bei manchen unguͤnstigen Geldverhaͤltnissen des hiesigen Platzes behaupteten. Aus dem vorliegenden Bau— bericht uͤber den Monat August ergeben sich folgende Resultate. Die Zahl der in diesem Monat beschaͤftigten Arbeiter betrug 5478 Mann; von diesen waren A98 an dem Tunnel beschaͤftigt. Trotz der unguͤnstigen Witterung im Laufe vorigen Monats waren doch auch die uͤbrigen drei großen Werke der Bahn, die Elbbruͤcke bei Riesa, die Ueberbruͤckung des 3schoöͤllauthales und der Viadukt bei Roͤderau bedeutend vorgeschritten und wer⸗ den zu der im Voraus bestimmten Zeit völlig hergestellt seyn. Auf der ganzen Linie der Bahn sind jetzt 166,070 Ellen oder ln Meile des Oberbaues mit Schlenen belegt und im fahrbaren Zustande, und es sollen bis Mitte dieses Monats zu den bereits jetzt befahrenen 4 Meilen auch noch 31/2 Meile dem Verkehr eroͤffnet werden, namlich von Wurzen nach Dahlen (2 Meilen), und von der Weintraube nach Oberau (116. Meile). Mit Sicherheit steht zu erwarten, daß nament⸗ lich waͤhrend der bevorstehenden Messe beide Strecken schon vielfach vom wirklichen Verkehr benutzt, und sollen dazu durch Anschließung von Schnellposten Einrichtungen getroffen werden. Auch jetzt schon, von und nach Wurzen, wird die Bahn sehr häufig zum wirklichen Verkehr benutzt. Man ist jetzt genoͤthigt, wieder zu den Englischen Coaks zuruͤckzukehren, die durch die damit erzielte größere Wirkung kaum theurer zu stehen kom— men als die Sachsischen, von denen auch wieder nur die Zwik— kauer Coaks allenfalls noch angewendet werden koͤnnen. Im Monat August befuhren die Bahn auf der Strecke von und nach Leipzig in 195 Fahrten 21,175 Personen, davon 452 in der ersten, 2596 in der zweiten und 18,127 Personen in der dritten Wagenklasse. Auch wurden mehrere Reisewagen befoͤr— dert, in welchen die Personen ruhig sitzen bleiben koͤnnen, und der Tarif dafuͤr ist sehr niedrig (16 Gr. fuͤr die Meile); auch Pferde, Ochsen, Schweine, Kälber und sonstiges Schlachtvieh, sowie Guͤter, und namentlich Brennholz wurden auf der Bahn zur Stadt gebracht, gewiß zum Vortheile der Betheiligten, da auch fuͤr alle diese Transporte der Tarif sehr billig gestellt ist. Auf der Strecke von und nach Dresden fuhren im Monat Au— gust in 310 Fahrten 45,799 Personen, davon 4041 in der ersten, 19, S25 in der zweiten und 21, 921Personen in der dritten Wagenklasse.

Stuttgart, 25. Aug. Wie wenig das auf dem letzten Landtage gegebene provisorische Nachdruck-Gesetz nuͤtzen und ge— nuͤgen werde, liegt jetzt klar am Tage. Es werden namlich in diesem Augenblick hier mehrere Nachdrucke veranstaltet, die / den rechtmaͤßigen Verlegern zuin groͤßten Schaden gereichen muͤssen, o z. B. von den besten Werken Spindler 's. Die Schriften sind nämlich groͤßtentheils vor zehn Jahren schon erschienen, und folglich hat Jedermann das Recht, sie nachzudrucken, da nur auf zehn Jahre Schutz verliehen ist. In diesem besonde⸗ ren Fall ist aber der Nachdruck um so unverschaͤmter, als der Verleger von Spindler's Werken sich ein besonderes Privile⸗ gium auf dessen Gesammt⸗Ausgabe verschafft hatte.

Mannheim, 30. Aug. (Karlsr. Ztg.) Die Leipziger Allgemeine Zeitung enthält einen Artikel aus der Bayerischen Pfalz uͤber die bei Mannheim unternommenen Wasserbauten (s. Rr. 237 der St. Ztg.), der von einer eben so gehaͤssigen als unrichtigen Unterstellung ausgeht. Es wird darin behaup— tet, die unterhalb Mannheim angelegte , ,,. so wie die Zudaͤmmung des Friesenheimer Durchschnitts hätte keinen anderen Zweck gehabt, als den Thalweg des Rheins von dem linken auf das rechte Rheinufer heruͤber zu treiben, um dadurch dem neuerbauten Mannheimer Hafen das bendͤthigte Fahrwas⸗ ser zu verschaffen. Da nun der Hafen in der Nheinschanze un⸗ ter den von Badischer Seite getroffenen Anstalten nothwendi— gerweise haͤtte zu Grunde gehen muͤssen, so habe die Bayerische Regierung sich genöͤthigt gesehen, die Rheinschwelle auf dem jenfeitigen Stromgebietè wieder zerstoͤren zu lassen. Es ist in⸗ deß Thatsache, daß die Rheinschwelle lediglich den Zweck hatte, die Stroͤmung in dem Friesenheimer Durchschnitt . vermehren, denselben dadurch zu vertiefen und ihn zur

ufnahme des Thalweges geeignet zu machen, und daß nur, weil dieser Zweck, wie es bei Wasserbauten so häufig ge⸗ schieht, nicht sogleich vollstaͤndig erreicht wurde, die Abdammung des Friesenheimer Durchschnitts stattfand, um denselben noch tiefer auszubaggern, wo es alsdann nicht dem mindesten Zwei⸗ fel unterlegen haben wuͤrde, daß die Schwelle ihren Zweck voll⸗ kommen erreicht, und nach Wegraumung und Abdammung den

Thalweg in den Durchschnitt geleitet, mithin die Str mum gerade auf das linke und nicht auf das rechte Rhein⸗Ufer gi leitet haben wuͤrde. Wenn nun die Schwelle das Gelingen vertragsmaäͤßig von Baden auszuführenden Durchschnitt bi Friesenheim bedingt, so muͤssen wir bezweifeln, daß durch theil weise Wegräumung derselben der Rheinschanze ein Dienst ge 6er worden sey, vielmehr steht zu befuͤrchten, daß die Schiff,

fahrt auf dem Rheine gerade an dieser Stelle die größten Hin,

dernisse zu bestehen haben werde, waͤhrend die Durchführung des Friesenheimer Durchschnitts vor der Hand unterbleibt, viel leicht sogar völlig unmöglich gemacht wird. Inwiefern durch die von der Königl. Bayerischen Regierung angeordneten Maß regeln vertrags maͤßige Rechte Badens verletzt worden sind, wol, len wir hier nicht untersuchen. Da, wie der gedachte Irtil angiebt, diplomatische Verhandlungen daruͤber angeknuͤpst sind so glauben wir, den Ausgang mit Ruhe erwarten zu sollen.

Frankfurt a. M., 5. Sept. Se. Kaiserl. Hoheit i Großfuͤrst⸗Thronfolger von Rußland ist gestern Abend um) Uhr hier angekommen und im Hotel de Russie abgestiegen . in der Fruͤhe hat Se. Kaiserl. Hoheit die Reise nag

eimar fortgesetzt.

Hamburg, 6. Sept. (Börs. H) Ueber die jetzt in Em, den bei der dortigen Kriminal-Behoͤrde anhaͤngig gemachte Un tersuchung der (in Nr. 218 der St. Ztg. erwahnten) Meutetn auf dem Amerikanischen Schiffe „Braganza“ enthalt ein Schre⸗ ben eines der Passagiere der Brigg, die von dem Schiffe „Heh— den“ gerettet Und nach Greenock gebracht wurden, folgende ni here Angaben, namlich: „Am 5. August d. J., um 2 Uht Nachts, als wir uns auf 37 N. Br. 130 28. L. befanden, empörte sich die Mannschaft auf der Amerikanischen Brig „Braganza“, gefuͤhrt von Capitain Armel F. Turley, von Pan torico und Philadelphia nach Genua bestimmt, warf den Cn pitain uͤber Bord und nahm Besitz vom Schiffe. Als die nach

benannten Passagiere die Brigg verließen, was am 11. ug 9 r.

geschah, befand sich das ehh auf ungefaͤhr 419 41“

150 36“ W. L., den Cours NO. z. O. steuernd, in der Absicht, wie gesagt wurde, den Britischen Kanal einzugehen und ir gendwo dort oder in der Umgegend zu landen, Die Passagiere der Brigg bestanden aus Herrn George N. Diehl nebst 36 und der Frau des Capitains Turley, welche sammt dem zwei ten Steuermann Moir und dem Koch der Brigg Sonntag den 12. August 214 Uhr Nachmittags, von der Brigg „Hebden“, Capitain Wm. B. Fowler aus Scarbro (England), aufgenom⸗ men und gerettet wurden, nachdem sie 25 Stunden im offenen Boote und 350 Meilen vom Lande entfernt auf dem Meere zugebracht hatten.“

Oesterreich.

Wien, 3. Sept. Ueber den Aufenthalt Ihrer Majestaͤttn in Meran und die interessante Feier auf dem Schlosse Ty ral theilt der Bote von Tyrol Folgendes mit: „Am 20sten d. M gegen Mittag wurde der Stadt Meran das Gluͤck zu Theiß Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin auf 26 Reis durch TyVrol in ihre Mauern aufzunehmen. Boͤllerschuͤsse vnn den Höhen und Festgelaͤute von allen Thuͤrmen verkuͤndigta die Ankünft, und wurden bald durch den herzlichen Jubelru der dicht gedraͤngten Volksmenge uͤbertsnt. An der Passerbruͤcke gi⸗ ruhten Ihre Majestaͤten der Bitte des Volks nachzugeben, die Pferde des Leib wagens ausspannen, und sich von einigen Landleuten bit zum Absteigequartier ziehen zu lassen. Dort wurden Aller höchst dieselben von Sr. Kaiserl. Hoheit dem Erzherzoge Johann, dem Hof ⸗Kammer-⸗Praͤsidenten Grafen von Wilczet, als Stell vertreler des Landeshauptmannes, dem Fuͤrst Bischof von Triem und dem Kreis- Hauptmann ehrfurchtsvollst empfangen. Zu Ehrenwache war eine Compagnie des Infanterie Regiment Gollner aufgestellt, und drei Schuͤtzen⸗Compagnieen von Meran, Lana und Passeier, gleich ausgezeichnet durch den hohen, kraͤsti gen und schoͤnen Wuchs, wie durch die Haltung und schoͤne Na fional⸗Tracht der Mannschaft, bildeten um den Platz Spalier und defilirten dann vor Ihren Masjestaͤten. Die Wache am Thore und im Innern wurde gemeinschaftlich vom Militair und den Schuͤtzen versehen. Bald nach der Ankunft ließen sich Se. Majestaͤt der Kaiser die Geistlichkeit, das Landgericht und den Magistrat vorstellen, und begaben sich dann zur Tafel Nachmittags verfuͤgten sich Se. Majestaͤt der Kaiser in dan Schloß Tyrol zu einer Feier, die ganz eigenthuͤmlich in ihm Art ein gewichtiges Blatt in der Geschichte des Landes filh

und bedeutungsvoll die Zukunft an eine große Vergangenhi⸗⸗

knuͤpft. Eine Abtheilung Landesschuͤtzen eroͤffnete den Zug, dan auf folgten Se. Majestaͤt, dann Se. Kaiserl. Hoheit um das Gefolge zu Pferde. Einzelne Schuͤtzen-Abtheilungeln standen laͤngs des Weges, die Glocken aller nahestehen den Thuͤrme lauteten und vön den Höhen donnerten Bil ler⸗ Salven herab, und uͤberall draͤngte Alt und Jun sich in Festkleidern herbei, seinen geliebten Herrscher zu sehen, und erfüllte die Luft mit freudigem Lebehoch. Das Stamm schloß Tyrol war von einer Compagnie Passeierer nach dem al ten von der Herzogin Margarethe ihnen zum Lohne ihrer da mals schon bewaͤhrien Anhaäͤnglichkeit und Treue eingeräumten Vorrechte besetzt, an den inneren Thoren standen die Schilb , , . mit Hellebarden. In dem geraͤumigsten Zimmer dei chloffées war ein Thron errichtet, auf welchem Se. Majesth sich niederzulassen und das Haupt zu bedecken geruhten, die Schild⸗Hofbesitzer stellten sich dem Throne gegenuͤber, vor ihnen die Angehörigen des biederen Andreas von Hofer, und um sie und in dem Vorsaale drängte sich eine große Zahl von Pas seierern und herbeigestroͤmten Zusehern. Der Graf von Wilczek, Stellvertreter des Landes- Hauptmanns und Burggrafen von Tyrol, trat hierauf neben den Thron und hielt folgende Anrede; „Passeitrer! Se. Majestät unser allergnädigster Kaiser und Hen haben jn Anerkennung Eürer stets bewiesenen Treue und Anhänglich⸗ keit Euch gestattet, heute hier auf diesem Kaiserlichen Stammschlesse u erscheinen, und nach dem alten Vorrechte, das Euren Vätern in er Vorzeit eingeräumt worden war, dessen Burghut zu versehen. Zu gleich haben mir Se. Majestät den Allerhöchsten Auftrag zu erthellen

ßeruht, Euch hier zu eröffuen, daß es Sein Kaiserlicher Wille 6 der Rachwelt ein chrendes Andenken an Euren um das Allerhöchst

Kaiserhaus und sein Paterland hochverdienten Anführer Andre /

. dadurch zu ülberllefern, daß Se. Majestät deffen hinterlassen calität in Paffeier erkauft, in ein Lande sfürstlsches Lehn umsialig und zu bestimmen geruht haben, daß dasselbe quf immerwährende Zet ten von Hofer's Sandbof“ heiße und sein Besitzer immer de Namen Hofer führe. Es foll dainit' zuerst ein Enkel des Andreaß von Hofer von seinem Sohne Johann von Hofer belehnt werden und da Se. Majestät auf die unterthänigste Bitte des eben anwesenden een von Hofer zu beschiießen geruhten, daß dessen minder jäbriger Sohn

ndrä von Hofer zuerst mit diesem Lehen begnadigt werde, so haben Aller⸗ höchsidieselben in Berlcksichtigung der Minderjäbrigkeit des ersten . besitzers zugleich zu verfügen befunden, daß der Andrä Erb, Schwieger ohn des Andreas von Hofer, anmit zum Lehnträger für jenen aufgeslellt, ibm als solchen dies Lehen nach dem Lehen-Rechte übergeben, Ee aber von ihm der Lehen- Eid bei der hleridndigen Lehen-Stube abgelegt

erde. Indem Se, Majestät das Andenken eures biedern und ge⸗ 236 Tuführers ehren und euch einen Beweis Ihrer landesvater⸗ ker Huld und Gnade ertheilen, versehen sich Allerhöchsidieselden, daß or bei jeder vorkommenden Gelegenheit eure alte Treue und Unbänglichkeii an Ihn und Sein Haus bewähren und das steis seyn und bieiben werdet, was eure Väter waren. Se. Majestät bleiben euch in Gnaden gewogen.“ ;

Nachdem Graf Wilczek diese Anrede gehalten hatte, trat der K. K. Kreishauptmann an der Etsch, Klemens Graf von Brandis, vor Se. Majestaͤt und hielt im Namen der Bewoh⸗ ner von Passeier folgende Dank Rede an Allerhöch stdieselben;

„Allerdurchlauchtigster, großmächtigster Kaiser, König und Herr! Gerüben Eure Majesiüt, mir Äuerguädigst zu gestatten, im Namen bes so eben jum ersten Lehenbesitzer ernannten Entels des Andreas von Hofer und des Volksstammes, dem er angehört, Allerhöchstden⸗ eiben den tief gefühlten Dank für ein so auszeichnendes Merkmal ber Allerhöchsten Huld und Gnade zu Füßen zu legtn. Die Tyroler haben es sieis als Eine ihnen eben so heilige als lbeure Pflicht an. gefehen, Gut und Blut für ibr Kaiserhaus zu opfern, und fühlen hbarum auch um so tiefer die Gnade ihres Monarchen, der daraus, was sie aus Pflichtgefühl leisten, den Anlaß zur großmüthigsten An⸗ krfennung und Belohnung nimmt. Es hatte berzits die landessäter— liche Huld unseres verewigten Monarchen die Rückgelassenen des An⸗ prras Hofer mit Kaiserlicher Großmuth beschenkt, es batten überdies wellind Se. Majestät dessen Gebeine in Allerhöchstihrer Hofkirche bei⸗ setznn und ihm zunächst den Standbildern Allerhöchstihrer Kaiserli⸗ cher Borältern ein Denkmal errichten lassen, das eine der schönsten Kunsizierden des Landes ist. Doch alles dies genügte noch nicht zen Ällergnädigsten Absichten Eurer Majestät, auch an der Hei— malhstätte jenes treuen Bertheidigers seines Fürsten soll nun durch deren Umstaltung in ein tandesfürstliches, seinen Namen bewahren. des Leben ein neues Denkmal sich erheben, das immer sich erneuernd nach Jahrhunderten noch die Treue des Landes und die Anerkennung des NWonarchen verkünden, und dessen erste Verleihung auf diesem Schlosse durch Eure Majestät in Allerhöchsteigener Person in freber Folkafage von Geschlecht auf Geschlecht übergehen wird. Möge Gott Eurer Majestät noch eine lange und glückliche Regierung verleihen; sollten indessen seine unerforschlichen Rathschlüsse auch Allerhöchstdeusel⸗ ben eine Prüfung vorbehalten haben, so werden Eure Majestät in Tyrol und vor allem in jenem Thale, dem seine Landesfürsten schon ron Alters her die Burghut ihres Stamm-⸗Schlesses auzuvertrauen an. den alten treuen Hort Allerhöchstihres Thrones immer wie⸗ dersin den.“ =

Se. Majestaͤt geruhten Ihre Ruͤhrung uͤber die aller Or— ten und hier von neuem bewaͤhrt gefundenen Gesinnungen der Treue und Anhaͤnglichkeit Ihres guten Volkes in Tyrol aus— zusprechen, und alle Versammelten brachen in ein lautes Lebe⸗ hoch aus. Se. Majestaͤt ließen sich die Enkel des Andreas von Hofer vorstellen, von denen das aͤlteste Maͤdchen Anna Erb ei—⸗ nen Strauß von Alpenblumen uͤberreichte, dann wurden Sr. Masestaͤt noch die zwei Landleute Blasius Trogmann von Mais und Matthaͤus Ladurner von Algund, die ihrer Verdienste we⸗

en bei der Huldigung die mittlere goldene Ehren-Medaille er— alten hatten, vorgestellt. Se. Masestaͤt verweilten noch eine eit, um die herrliche Aussicht des Schlosses anzusehen, und lehrten nach Meran zuruͤck. Ihre Majestäͤt die Kaiserin hatte indessen das Kloster der Englischen Fraͤulein und eine eben zur Feier der Allerhoͤchsten Anwesenheit von Wohlthaͤtern gegruͤn⸗ dete Niederlassung barmherziger Schwestern im Spitale zu Me⸗ ran besucht. Den Abend waren die Stadt und einige Anhoͤ⸗ hen glaͤnzend und mit vielem Geschmacke beleuchtet, insbeson⸗ dere zeichnete sich dabei eine doppelte Reihe farbiger Ballons laͤngs der Passer⸗Ufer durch ihre magische Wirkung aus.

Spanien.

Madrid, 27. Aug. Die offiziellen Depeschen des Gene⸗ rals Oraa uͤber die Aufhebung der Belagerung von Morella und den Ruͤckzug der Central⸗Armee sind hier eingegangen, und es herrscht die 3 * Aufregung. An der Puerta del Sol bil— den sich Volks⸗-Gruppen, die Wachen sind verstaͤrkt worden, und Patrouillen durchziehen die Straßen. Das Volk verlangt die Absetzung der Minister und bedroht die Wohnung des Fran— öͤsischen Botschafters. Die National⸗Garde ist zusammenberu⸗ en worden, allein Niemand ergreift die Waffen.

Als die Königin die Depeschen des Generals Oraa erhielt, denen das Gesuch um Entlassung beigefuͤgt war, traf auch ein Schreiben vom General Espartero ein, der abermals seine Ent— lssung verlangt und das Kommando dem General Alaix zu ibergeben droht, wenn man ihm nicht binnen acht Tagen seine Entlassung sende. Sein Gewissen, sagt er in seinem Schrei⸗ ben, erlaube ihm nicht, noch langer an der Spitze einer von Allem entblößten, verhungerten und entmuthigten Armee zu ö bleiben. Die Koöͤnigin ließ sogleich den Grafen von Ofalia zu ssich bescheiden und empfing ihn mit den Worten: „Schon vieder hat ein General seine Entlassung eingereicht!“ worauf

der Premier. Minister erwiederte: „Das Ministerium thut dasselbe. Um zehn Uhr versammelten sich die Minister, und der Franzoͤsische Botschafter wohnte den Berathungen bei. Die Königin soll bei dieser Gelegenheit den General Castaños zu Nathe gezogen haben, und man haͤlt es fuͤr gewiß, daß we— nigstens die Minister der Finanzen und der Justiz ausscheiden. Der General Narvaez hat den Befehl erhalten, vorlaufig noch in Madrid zu bleiben.

Der Kriegs-Minister, General Latre, hat in der vergan⸗ genen Nacht mit ausgedehnten Vollmachten Madrid verlassen, um sich zum General Oraa zu begeben und sich, wie man wis⸗ sen will, mit demselben uͤber die Wiederaufnahme der Opera— tionen gegen Morella zu besprechen. Wahrend der Abwesen⸗

heit des Kriegs⸗Ministers wird der General Aldama, Senator und Befehlshaber der Garde⸗Kavallerie, die Leitung der Ange⸗ le 63. dieses Departements uͤbernehmen.

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ge ie Unterhandlungen mit dem Hause Rothschild sind end⸗ lich geschlossen, und der Vertrag ist gestern unterzeichnet wor⸗ den. Man kennt zwar den Inhalt desselben noch nicht, indeß will man wissen, daß das 6 Banquierhaus sich ver⸗ Pflichte, der Regierung fuͤnf Monate lang 8 bis 10 Millionen ealen monatlich vorzuschießen.

Spanische Gränze. Aus Barcelona schreibt man mern 27D. August, daß Cabrera, Forcadell und Liangostera am sten ploͤtzlich vor Valencia erschienen seyen, sich dieser Stadt is auf eine halbe Legua genähert und in der Umgegend Alles 9 ihrem Bedarfe requirirt hätten. Die National- Garde und ö schwache Garnison waren beständig unter den Waffen, und er Capitain eines dort befindlichen Englischen Linienschiffes hatte dem kommandirenden Offizier in Valencia seinen Beistand

angeboten, der auch angenommen worden war. 6 ie Sentinelle des Pyrénées meldet nach einem reiben von der Navarrefischen Gränze vom 28. Aug., 3 die Aufhebung der Belagerung von Morella und der . des Generals Oraa in den vier Provinzen mit oͤffent⸗ n reuden⸗Bezeigungen gefeiert worden sey. In den Doͤr⸗ 4 e,. mit allen Glocken gelaͤutet und in Estella am 22sten e Deum gesungen. Das Haupt⸗-Quartier des Don Car⸗

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los war am 25sten in Ossiate, von wo aus vor einigen Tagen

drei Karlistische Offiziere nach Passages an Lord John ab⸗

. worden waren; man glaubte, es betreffe den Elliotschen raktat.

Türkei.

Konstantinopel, 1. Aug. (Journ. de Smyrne.) Die Minister versammeln sich jetzt taͤglich, um sich theils uͤber die gegenwaͤrtigen politischen Fragen, theils uͤber die Mission Red—⸗ schid Pascha's und über die wichtigen Reformen zu berathen, die mit der inneren Verwaltung des Landes vorgenommen werden sol— len. Man verspricht sich viel von der Sendung Redbschid Pascha's, und die, welche ihn kennen, zweifeln nicht daran, daß seine Anwesenheit in Paris und London dazu beitragen werde, der Politik jener Kabinette eine Richtung zu geben, die den wahren Interessen der Tuͤrkei und selbst der westlichen Machte angemessener ist. Jedermann haͤlt sich uͤberzeugt, daß dieser geschickte Minister die Erwartungen, welche man von seinen Fahigkeiten und seinem Einflusse bei den Europaäͤischen Hoͤfen hegt, vollkommen rechtfertigen werde. Er hat, wie es heißt, sehr genaue Instructionen erhalten, die theils von dem Sultan selbst, theils von Chosrew Pascha entworfen worden sind; außer⸗ dem ist er auch mit der noͤthigen Vollmacht versehen, um in nicht vorherzusehenden Faͤllen nach Gutduͤnken verfahren zu koͤnnen, mit einem Worte, es ist nichts unterlassen worden, um dieser wichtigen Mission einen Erfolg zu sichern, den man von dem erprobten Eifer und der Geschicklichkeit Redschid Pascha's schon im Voraus erwarten darf.

Der Tag der Abreise Redschid Pascha's ist auf den 16ten oder 17)ten August festgesetzt. Ali Efendi, Dragoman der Pforte, wird ihn als erster Dolmetscher begleiten. Dem Ver— nehmen nach wird er in Malta Quarantaine halten und von da sich nach Marseille begeben.

Der zum Gouverneur von Aidin ernannte Tahir Pascha wird sich mit Redschid Pascha zusammen auf dem Dampfboote „Paiki Tschewket“ einschiffen und in Smyrna an's Land stei— gen, wo er, wie man glaubt, einige Tage verweilen wird, ehe er sich auf seinen Posten begiebt. Vor einigen Tagen sandte er ein Schiff mit Munition und Schießgewehren fuͤr die Miliz seiner Provinz nach Smyrna ab. Auch hat bereits ein Theil seines Gefolges Konstantinopel mit diesem Fahrzeuge verlassen, und nur einige der hoͤchsten Beamten sind zuruͤckgeblieben, um ihn zu begleiten.

Der neue Bey von Tripolis, Aschar Pascha, hat am ver— gangenen Montag seine Abschieds-⸗Audienz bei dem Sultan ge— habt und wird sich heute oder morgen auf einer ihm zur Dis position gestellten Korvette nach seiner Bestimmung ãeinschiffen.

Die Nachrichten von der Armee des Taurus lauten fort⸗ wahrend guͤnstig, und die Unterwerfung der Kurden-Staͤmme ist nicht mehr zu bezweifeln. ĩ

Herr Simmons, ein in Konstantinopel ansaͤssiger Englischer Unterthan, ist zum Mitgliede der Ackerbau⸗Kommission ernannt worden. Er besitzt treffliche Kenntnisse im Fache der Agrikultur und hat namentlich den Boden in der Umgegend der Haupt— stadt auf das sorgfaͤltigste untersucht.

Smyrna, 18. Aug. Am letzten Sonnabend gab der Kapudan Pascha allen hiesigen Konsuln, so wie den Befehls habern der auf der Rhede von Smyrna liegenden Kriegsschiffe ünd den vornehmsten Tuͤrkischen Behorden dieser Stadt, an Bord seines Admiralschiffs „Fewsieh“ ein prächtiges Bankett, bei welchem einer der Konsuln den Toast auf die Gesundheit des Sultans ausbrachte, in welchen alle Gaͤste enthusiastisch einstimmten, und der mit 21 Kanonenschuͤssen von dem Schiffe des Kapitana⸗Bey begleitet wurde. Dann brachte der Kapudan

ascha unter einer gleichen Salve die Gesundheit aller der Tuͤrkei befreundeten Souveraine aus. Die Gaͤste entfernten sich erst spaͤt in der Nacht, und als sie aufbrachen, erschien das ganze Admiralschiff ploͤtzlich in voller Illumi— nation. Alle waren entzuͤckt uͤber diesen neuen Beweis von der außerordentlichen Artigkeit des Pascha's und wußten sein leutseliges und zuvorkommendes Benehmen wahrend des Diners nicht genug zu ruͤhmen. Auch die Mannschaft seines Geschwa— ders hat sich, seitdem dasselbe auf hiesiger Rhede verweilt, so musterhaft aufgefuͤhrt, daß bis jetzt nicht die geringste Klage von Seiten der Einwohner Smyrna's uͤber sie eingegangen ist. Das viele Geld, welches seit Ankunft dieser Flotte in kiiclf ist, hat großes Leben in den hiesigen Kleinhandel gebracht, und man wird diesmal das Geschwader, welches noch vor wenigen Jahren eine druͤckende Last fuͤr die Stadt gewesen seyn wuͤrde, nicht ohne Bedauern von hier absegeln sehen. Man hofft in⸗ deß, daß der Kapudan Pascha noch einige Tage auf der Rhede von Smyrna bleiben und hier am nächsten Freitage den Ge⸗ burtstag des Sultans feiern werde. Am 14ten d. hat sich noch die Fregatte ‚„Kaiwani Bahri“ seiner Flotte angeschlossen. Das Dampfboot Mehmed Alis, der „Generoso“, welches eine Zeitlang die Toskanische Flagge fuͤhrte, und das jetzt zur Aegyp⸗ tischen Flotte gehort, ist vorgestern hier angelangt. Man er— fahrt durch dasselbe, daß der Vice-⸗Köonig, obgleich er beständig davon sprach, daß er mit seiner Flotte einen Ausflug auf die hohe See machen wolle, sich am Sten d. noch immer nicht ein⸗ geschifft hatte. Das genannte Dampfboot begiebt sich nach Konstantinopel, wohin es, wie verlautet, den Kiswehi⸗-Scheriff oder den heiligen Teppich bringt, der das Grab des Propheten zu Mekka bedeckt und alle drei Jahre erneuert wird. Es soll auch reiche Geschenke fuͤr den Sultan an Bord haben. Um Kohlen fuͤr seine weitere Reise einzunehmen, mußte es in Smyrna anlegen. Anfangs hielt man es fuͤr das Tuͤrkische Dampfboot, welches mit Redschid Pascha und Tahir Pascha von Konstantinopel hier erwartet wird. Es wurde daher vom

Kastell mit neunzehn Kanonenschuͤssen begrüßt, und erst als es

im Begriff stand, die Anker auszuwerfen, ward man den Irr— 434 gewahr. Die Anwesenheit dieses Dampfboots im hiesigen afen, mitten unter der Tuͤrkischen Flotte, hat zu vielen Ver— muthungen Anlaß gegeben. 866 wollen darin eine Art von Herausforderung sinden, einen Vorwand, um einen Bruch herbeizufuͤhren; Andere schreiben ihm eine Spion irungs⸗Mission zuz das Wahrscheinlichste ist aber wohl, daß es bloß durch Mangel an Kohlen zu diesem Abstecher gendthigt worden. Heute fruͤh um eilf Uhr ist der „Generoso“ nach Konstantinopel weitergefahren, nachdem er durch Gefaͤlligkeit des Kapudan Pascha die Kohlen erhalten hatte, die er zur Fortsetzung seiner Reise bedurfte. Bei seiner Abfahrt steckte die Ottomanische Flotte ihre Wimpel auf und feuerte mehrere Salven ab, um den kostbaren Gegenstaͤnden aus dem Tempel von Mekka, die a rn, an Bord hat, die uͤblichen Ehrenbezeigungen zu erweisen. Der Admiral Gallois wird jeden Augenblick in Smyrna erwartet. Aus Malta schreibt man mit dem letzten Packetboote, daß die Franzoͤsische Kriegsbrigg „Bougainville“ die Nachricht

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dorthin gebracht, dieser Offizier habe am 2ten d. Tunis ver—

lassen, um in die Gewaͤsser der Levante zurückzukehren.

ie Hollaͤndische Kriegsbrigg „Merkur“, von dem Fre— gatten⸗apitain Tuning befehligt, ist, von Salonichi kommend, am 12ten d. auf hiesiger Rhede vor Anker gegangen. Als der Capitain Tuning jenen Hafen verließ, hatte er zwei Hesternei⸗ chische Fahrzeuge und ein Franzoͤsisches auf Ersuchen ihrer Ca— pataine unter seinen Schutz genommen, weil dort das Gerücht ging, daß eine Handels-Goelette im Meerbusen von Salonichi von Seeraͤubern angegriffen worden.

Wie man vermuthet hatte, ist der Versuch einiger Speku— lanten, das Monopol des Rosinen⸗Handels von Tschesme und Vurla fuͤr sich zu erlangen, gänzlich fehlgeschlagen. Die Pforte hat nicht nur den ihr in dieser Hinsicht gemachten Anträgen kein Gehoͤr geben wollen, sendern auch die Absicht durchblicken lassen, daß der Sultan, sobald es die Umstände erlauben wuͤr— den, auf ein Handels-System, welches dem Volke nur schade und dem Staate keinen wahren Nutzen bringe, ganz und gar zu verzichten gesonnen sey. Die von den Bewohnern Tschesme's und Vurla's nach Konstantinopel gesandte Deputation ist mit dem letzten Dampfboote zuruͤckgekehrt, nachdem sie die Versiche— rung erhalten, daß der Plan, gegen den sie Vorstellungen ma— chen sollte, niemals in Ausführung kommen werde.

Aeg ypten.

Alexandrien, 4. Aug. (Journ. de Smyrne.) Meh⸗ med Ali spricht sich täglich unumwundener uͤber seine Unab— haͤngigkeitsplaͤne aus, und die fremden Konsuln haben große Muͤhe, seine Ungeduld im Zaum zu halten und ihn an einer lauten und offenen Verkuͤndigung seiner Absichten zu hindern. Diese Beamten haben, dem Vernehmen nach, haufige Zusam— menkuͤnfte mit 1. um ihn wenigstens zu bewegen, erst die Antworten der Europaͤischen Kabinette . die ihnen in dieser Hinsicht gemachten Mittheilungen abzuwarten; sie scheinen aber mit dem Erfolg ihrer Unterhandlungen wenig zufrieden zu seyn. Die Freunde des Pascha's sagen geradezu, er sey entschlossen, trotz aller Vorstellungen von Seiten der Europaͤischen Maͤchte, und sollten diese auch bis zu direktem Widerstande gehen, seine Plaͤne dennoch auszufuͤhren. Man ist jedoch im Publikum an dergleichen Reden . gewohnt, und sie machen nicht mehr viel Eindruck. Einige glauben sogar, Mehmed Ali mache nur deshalb so viel Laͤrm, weil er uͤberzeugt sey, daß die Maͤchte sich in's Mittel legen und eine Kollision verhindern wurden.

Der Handel befindet sich fortwährend in einer sehr trauri—⸗ gen Lage, woran die letzten Maßregeln in Betreff des Preises der Baumwolle und die Versendungen nach Europa auf Rech— nung des Pascha's Schuld sind.

Den meisten Regierungs⸗Beamten ist schon seit einem Jahre kein Gehalt mehr ausgezahlt worden. Dieser Umstand iraͤgt dazu bei, den Geruͤchten, die uͤber die Geld-Verlegenheiten des Pascha's im Umlauf sind, Glauben zu verschaffen, so sehr auch seine Freunde behaupten, daß es mit seinen Finanzen ganz vor—

trefflich stehe.

Persien.

Dem Journal de Smyrne zufolge, waͤre in Schiras, wohin bekanntlich nach der Angabe der Morning / Chronicle⸗ die zu Abuschehr gelandeten Englischen Truppen ihre Richtung genommen haben sollen, einer der Persischen Prinzen angekom⸗ men, die sich nach England gefluͤchtet, und wollte sich an die Spitze der Insurgenten stellen, die sich gegen den Schach von Persien empört hatten. Nach demselben Finne ging zu Kon— stantinopel auch das Geruͤcht, daß der Schach, nachdem er sich genoͤthigt gesehen, die Belagerung von Herat aufzugeben, Herrn Macneil, den Britischen Botschafter, zur Ruͤckkehr an seinen Hof eingeladen haͤtte. Doch soll dies Geruͤcht, dessen Quelle man nicht auf die Spur kommen konnte, wenig Glauben im Publikum gefunden haben.

Inland.

Muͤnster, 4. Sept. Gewerbschule. Am 2ten d. M. wurde das , , der hiesigen Provinzial⸗Gewerb- und da⸗ mit verbundenen Sonntagsschule für Handwerker durch eine den inneren Zustand derselben darstellende Rede des Direktors Waldeck, eine Preis⸗Vertheilung und Ausstellung der Arbeiten der Zöglinge geschlossen. Die Zahl der letzteren hatte im verflosse— nen Jahre betragen in der Gewerbschule 88, in der Sonntags— schule 133, unter denen?, die uͤber J bis 2 starke Stunden zu gehen hatten, um zur Schule zu kommen.

Arnsberg, 25. Aug. Feu er-Assekuranz. Von der zu gemeinnuͤtzigen Zwecken bestimmten Halfte des Reinge— winns der Aachen-⸗Muͤnchener Feuer-Versicherungs⸗Gesellschaft, von 60,000 Rthlr. fuͤr 1837, sind, nach Verhaͤltniß der Ver— icherungs-Summe, auf den hiesigen Regierungs-Bezirk 860

thlr. [4 Sgr. gefallen und davon 200 Rthlr. an die Stadt Siegen zum Umbau ihrer Wasserkunst, 150 Rthlr. an die Stadt Bochum zu Brunnen⸗Anlagen, 160 Rthlr. und 100 Rthlr. an die Staͤdte Lippstadt und Hagen zu Unterrichtszwecken und 260 Rthlr. 14 Sgr. an 7 Landgemeinden zur Anschaffung von Feuerlosch⸗Geraͤthschaften vertheilt worden. ;

Minden, 30. Aug. Aerndte- und andere Nach⸗ richten. Leider hat seit gestern der Regen sich wieder ein— gestellt, nachdem wir kaum 8 Tage guͤnstiges Wetter zur Aerndte 9 und die Sonne uns zuweilen anlaͤchelte. Während die⸗ er Zeit ist man emsig bemuͤht gewesen, den Gewinn m fe,. ren; diejenigen, welche zu voreilig damit waren, muͤssen dafuͤr buͤßen, indem sie nun feuchten Roggen in den Scheunen haben. Auf dem Felde ist nur wenig Roggen ausgewachsen. Im Gan⸗ zen genommen ist die Aerndte gut zu nennen: das Stroh hat durch den anhaltenden Regen viel gelitten, dafuͤr aber streuet der Roggen desto besser; der Weizen dagegen ist durchgängig schlecht. Die Sommer⸗Fruͤchte sind ebenfalls gut und verspre— chen reichlichen Ertrag, wenn die Witterung guͤnstig ist. Der Flachs ist im Ganzen gut gerathen, nur hin und wieder hat der selbe bei dem anhaltenden Regen und dem Ausbreiten auf den Wiesen zum Trocknen etwas Schaden gelitten: das Hen indessen ist in vielen Gegenden fast total verdorben oder hat wenigstens alle Kraft verloren. Auf die Schafe aäͤußert die nasse Witterung schon nachtheiligen Einfluß. Die Kartoffeln erfuͤllen mit den besten Hoffnungen. Auf den verschiedenen Leggen, vorzuͤglich in dem Kreise Lab— becke, herrschte viel Thätigkeit und sind auf einzelnen Leggen in diesem Monate mehr denn 5000 Ellen verkauft worden, die Elle 6 z . pt buntes zu 70 - 75 und raues zu 40 - 4 „das graue Leinen wird jedo . fr als das weiße. ; .

Ahrweiler, 29. Aug. Urselinerinnen. Gestern geschah die feierliche Einfuͤhrung der Urselinerinnen von Mont—

joye in das nahe bei Ahrweiler belegene, zum Zweck einer hoheren