1838 / 256 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

sonderer Audienz das Gluͤckwunschschreiben seines Sourerains zur Geburt des Grafen von Paris überreicht. Der König lich benen e. Gesandte, Baron Fagel, ist gestern zu Havre angelangt.

Die Londoner Theater reißen sich um die Bajaderen. Der Decorations⸗ Maler Greeves unterhandelt mit Herrn Tardivel fuͤr Drurylane; der Direktor des Adelphi⸗Theaters, Hr. Yates, ist selbst nach Paris gekommen und bietet 5060 Pfund Sterl., wofuͤr er die Hindu⸗Truppe 14 Monate lang zu seiner Dispo⸗ sition haben, und nicht bloß zu London, sondern in allen Graf— schaften der drei Königreiche auftreten lassen will. Dazu uͤber⸗ nimmt Herr Yates noch die Verpflichtung, fuͤr die Heimreise der Bajaderen zu sorgen und sie wohlbehalten an ihre Pagode abzuliefern. Bei dieser Gelegenheit wird auch der in 9 Klau⸗ seln enthaltene Kontrakt bekannt, welchen Herr Tardivel vor dem Königlichen Notar zu Pondichery mit den Brahmanen der

Pagode zu Tiruvendi⸗Puram abgeschlossen hat.

Großbritanien und Irland.

London, 8. Sept. Aus einem so eben erschienenen Par— laments-Bericht uͤber das Resultat aller im Laufe der letzten Session eingereichten Petitionen gegen Wahlen ergiebt sich, daß im Ganzen 90 solcher Petitionen beim Unterhause eingingen, wovon 41 gegen Whigs und Radikale, A6 gegen Tories und Konservative gerichtet waren. Davon wurden se à von beiden Seiten in Folge gegenseitiger Verstͤndigung, unbedingt dage— gen von Seiten der Oppositions-Partei nus 5, von Seiten der ministeriellen jedoch 26 zuruͤckgenommen; 35 wurden von der ersteren und nur 16 von? der letzteren Seite durchgefochten. Bis . 4. Dezember, als dem eigentlich fuͤr die Ueberreichung von

ahl⸗Petitionen sestgesetzten Termin, waren deren oõl eingegangen, und daven 31 gegen Whigs und 20 gegen Tories; am Abend des zten aber wurden noch 39 eingereicht, wovon nur 13 gegen Whigs und 265 gegen Tories. Was nun die Entscheidung uͤber jene durchgefochtenen 16 Whigistischen und 35 Toryistischen Petitio⸗ nen betrifft, so wurden zur Untersuchung der ersteren 13 und zur Untersuchung der letzteren 24 verschiedene Ausschuͤsse zusam⸗ mengestellt; unter jenen 13 hatten einen vorherrschend Toryi⸗ stischen und 9 einen vorherrschend Whigistischen Charakter, das heißt, dort bestand die Mehrzahl der 11 Mitglieder, die zu ei= nem Wahl Untersuchungs⸗Ausschuß erforderlich sind, aus Tories, i. aus Whigs; unter den 24 letzteren waren 10 uͤberwiegend oryistisch, 11 überwiegend Whigistisch. Von den 3 ersteren Tory Ausschuͤssen, in denen es sich um die Entscheidung uͤber Whi⸗ gistische Petitionen gegen Tories handelte, entschieden 2 zu Gunsten 2 einer gegen dieselbe, und einer gestattete einen guͤtlichen ergleich zwischen den beiden Gegnern, in Folge dessen der konservative Kandidat sich zuruͤckzog, so daß hier das Resultat fuͤr beide Parteien gleich ausfiel. Von den 9 Whig⸗Ausschuͤssen dagegen entschieden zwar nur A zu Gunsten ihrer eigenen Par⸗ tei, 5 gegen dieselbe, und 2 gestatteten einen guͤtlichen Vergleich; da in Folge dieses letzteren aber in beiden Fallen der Whigisti⸗ sche Kandidat statt des konservativen eintrat, so stellte sich hier das Resultat zu Gunsten der entscheidenden Whig-Partei. Von den 10 Tory, Ausschuͤssen, in denen es sich um die Entscheidung uͤber Toryistische Petitionen gegen Whigs handelte, entschieden 5 zu Gunsten ihrer Partei, à gegen dieselbe, und einer gestattete einen guͤtlichen Vergleich zwischen den Gegnern, in Folge dessen aber auch zwei Whigs ihre Sitze behielten. Die saͤmmtlichen 14 Whig-A1Ausschuͤsse hingegen entschieden im Sinne ihrer Par—⸗ tei. Ünter 37 Entscheidungen fielen also nur 10 zu Gunsten der Opposition, 27 aber, direkt oder indirekt, zu Gunsten der ministeriellen Seite aus. Dies Resultat wird natuͤrlich von der Opposition theils gewissen berechneten Mandvern, theils der Parteilichkeit der Gegner beigemessen: ersteren insofern, als die meisten der Whigistischen Petitionen erst vor Thores⸗ Schluß übergeben und dadurch mit einem Male eine Menge konserva⸗ tive Mitglieder von der Theilnahme an der Untersuchung der Petitionen ausgeschlossen wurden, da kein Mitglied, gegen des⸗ sen Wahl petitionirt ist, Mitglied eines solchen Untersuchungs⸗Aus⸗ schusses seyn darf und also eine Partei, um sich das Ueberge⸗ wicht in diefen durch Ballottement zusammengestellten Aus— schuͤssen zu verschaffen, nur recht viele z me gegen die an⸗ dere einzubringen braucht; wenn sie dieselben nachher auch vielleicht zuruͤcknehmen muß, weil sie sich auf den ersten Anblick als vexatorisch erweisen, so hat sie doch jenen Zweck dadurch erreicht; und daß diese Absicht diesmal bei sehr vielen der Whigistischen Pe⸗ titionen obgewaltetet habe, dazu dient der Gegen ⸗Partei als Beweis, daß sie selbst nur 5, die Whigs aber 26 Petitionen ohne Weiteres wieder zuruͤckgenommen haben. Fuͤr die groͤßere Parteilichkeit aber, die bei denjenigen Entscheidungen vorgewal⸗ tet, auf welche die ministerielle Seite den meisten Einfluß aus— eübt, liefert der Opposition die obige be, ,, zwischen den Ee vn issin der Wahl Untersuchungen Whigistischer und To⸗ ryistischer Ausschuͤsse den Beweis, und dies veranlaßt denn auch die Konservativen, auf eine baldige Reform des jetzigen Ver⸗ fahrens bei Untersuchung der Wahien, so wie auf eine Reform des dafuͤr bestehenden Tribunals, zu dringen. Die schon in der verflossenen Session dieserhalb gemachten Vorschlaͤge haben noch u keinem RNesuitate gefuͤhrt, da beide Parteien zwar uͤber die Hole er wi etesn aber nicht über die Art der zu bewerkstelligen⸗ den Reform einig waren. In der naͤchsten Session duͤrfte da⸗ her dieser Gegenstand einer der ersten seyn, der im Unterhause zur Sprache kommen wird, uf die Adresse der hiesigen Suͤdamerikanischen und Mexi⸗ kanischen Association, in welcher uͤber die von Frankreich ange⸗ ordneten Blokaden geklagt wird, hat Lord Palmerston durch den Unter ⸗Staats⸗Secretair, Herrn For Strangways, folgende lakonische Antwort ertheilen lassen: „An Herrn Powles, Vice⸗ Praͤsidenten der Suͤdamerikanischen und Mexikanischen Association. Sir! Ich bin von Lord Palmerston beauftragt, Ihnen den Em⸗ pfang Ihres Schreibens vom 30. Aug., in Bezug auf die Fran⸗ zoͤsische Blokade der Haͤfen von Mexiko anzuzeigen.“

Durch die letzten Berichte aus Ris Janeiro wird die Nach—⸗ richt bestaͤtigt, daß Fructuoso dem Praͤsidenten von Montevi⸗ deo, Oribe, am 15. Juni in der Gegend von Paysandre eine vollstandige Niederlage beigebracht hat, und man glaubte, der Erstere werde bald in die Stadt Montevideo eindringen, die sich in größter Aufregung befand,

Privatbriefe aus Buenos⸗Ayres vom 19 Juni melden, daß die Blokade daselbst noch immer fortdauerte, und daß we⸗ nig Aussicht auf ein baldiges Ende derselben . war, da die Regierung keine Neigung zeigte, in die ranzoͤsischen Forderungen zu willigen. ie Geschäfte waren saͤmmtlich in Stocken gerathen, und der Termin, welchen der Franzoͤsische Admical den fremden Schiffen zur Einnahme ihrer Frachten gesetzt hatte, war abgelaufen. Lopez, der Gouverneur der Pro⸗ vinz Santa Fe, starb am 15. Jun und erhielt seinen Stell. vertreter Cullen zum Nachfolger. Da er die Politik des Ge⸗ neral Rosas, Präsidenten von Buenos / Ayres, mißbilligte, so

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laubte man, er moͤchte vielleicht ein Buͤndniß mit den inneren

* schließen und entweder Rosas zu Unterhandlungen mit Frankreich zwingen oder den Franzosen das Anerbieten machen, direkt mit ihm, dem Gouverneur von Santa Fe, zu unter handeln.

Nieder lande.

Aus dem Haag, 9. Sept. Das Journal de la Haye, das sich bisher uber die Chaltassche Angelegenheit noch nicht hatte vernehmen lassen und darüber von Franzöͤsischen Blaͤttern zur Rede gestellt wurde, bricht heute sein Stilschweigen, schickt jedoch die Aeußerung voran, es wisse in der That nicht, warum es eigentlich das Wort nehmen solle? Herr von Fabricius be⸗ därfe keiner Vertheidigung, da sich derselbe wahrend seiner lan⸗ gen diplomatischen Laufbahn die allgemeinste Hochachtung er⸗ worben und auch nach seiner Ankunft im Haag sowohl vom Hofe, als vom diplomatischen Corps, auf das Freundlichste em⸗ pfangen worden sey. Der Hohn der Belgischen Blaͤtter und die Intriguen des Belgischen Gesandten in Paris verdienten um so weniger beachtet zu werden, als sie nur dazu beigetragen haͤtten, die Verdienste und die Loyalität des Herrn von Fabri⸗ ius bei allen Unparteiischen in das guͤnstigste Licht zu stellen. Falls es aber noch eines Beweises fuͤr diese Loyalität beduͤrfen sollte, so sey er in dem wunderlichen Urtheile des Pariser Gerichtshofes zu finden, welches den Chaltas freigesprochen. Das Jour—⸗ nal de la Haye, das dieses Urtheil vollständig mittheilt, knüpft daran die Betrachtung, das Gericht habe sein Erkennt⸗ niß auf offenbar falsche von Chaltas fabrizirte Aktenstuͤcke ge⸗ gruͤndet, um die Verleumdungen zu beglaubigen, deren Zweck kein anderer gewesen sey, als Herrn von Fabricius aus Paris zu entfernen. An sich sey es schon widersinnig anzunehmen, daß der angebliche Kontrakt zwischen Herrn von Fabricius und Chal⸗ tas, den das Gericht bei Letzterem gefunden haben will, echt sey, denn man pflege doch Kontrakte nur zu Papier zu bringen, um noͤthigenfalls den Gegner gerichtlich zur Vollziehung der—⸗ selben zu zwingen, unmoͤglich aber habe Herr von Fabricius so thöͤrigt seyn koͤnnen, zu hoffen, daß er mit solchem Kontrakt je⸗ mals vor Gericht etwas werde auszurichten vermoͤgen. Es sey also nicht glaublich, daß Herr von Fabricius einen solchen Kontrakt schriftlich gemacht habe, zum Ueberfluß aber sey es (das Jour⸗ nal de la Haye) ermächtigt, hiermit auf das Bestimmteste zu erklären, daß eine solche Vereinbarung zwischen Herrn von Fa⸗ bricius und Thaltas niemals, weder muͤndlich noch schriftlich ge⸗ schlossen worden. Wenn es (das Journal de la Haye) nun aber durchaus eine eigene Meinung abgeben solle, so wisse es das nicht besser zu thun, als indem es an die n, . und unbestechlichen Redacteurs des Journal des Debats“ fol⸗ ende Fragen stelle: „Wie kommt es, daß ein Intrigant, der chon fruͤher zu dreienmalen wegen Komplottes, wegen Be— truges und wegen Verleumdung verurtheilt worden, daß diefer Chaltas aufs neue wegen eines Verbrechens arretirt, jetzt von den Franzoͤsischen Behoͤrden in einem respektabeln Privat / Krankenhause untergebracht worden, wo selbst ein Pair von Frankreich mit diesem Elenden zusammen ö seyn sich genothigt sah? Wie kommt es, daß das Kostgeld fuͤr Chal⸗ tas dem Eigenthuͤmer des Krankenhauses nicht etwa von dem Justiz⸗Ministerium, sondern von Herrn Jussieu, Polizei⸗Direk⸗ for un Ministerium des Innern, bezahlt worden ist? Wie kommt es, daß derselbe Polizei⸗Direktor, wahrend Chaltas im Krankenhause war, mit ihm eine Konferenz gehalten hat, die länger als zwei Stunden dauerte? Wie kommt es, daß der frühere Bediente des Herrn v. Fabricius, welcher vor einigen Monaten die Papiere seines Herrn zu stehlen suchte, einige Tage vor diesem Diebstahls-Versuch mit demselben Polizei⸗Di⸗ rektor Unterhandlungen gehabt hat? Das sind die Fragen, die wir an die Freunde und Beschuͤtzer des Herrn Lehon xich— ten, und vor der Hand beschraͤnken wir uns darauf, die Ant⸗ wort abzuwarten.“ Der Direktor des hiesigen orthopaͤdischen Institutes, Dr. Heine, ist mit Tode abgegangen.

Deutschland.

Munchen, 8. Sept. (A. 3.) Nach einem lebhaften, rasch verlaufenen Katarrhal⸗Fieberanfall, den Se. Majestat bei Allerhoͤchstihrer Anwesenheit in Augsburg sich zugezogen, und der, wiewohl in den gelindesten Abstufungen, sich spaͤter hier taͤglich gegen Abend erneuerte, hat sich gestern Abend a ei⸗ nen Zusammenfluß kleiner Veranlassungen, am siebenten Tage nach dem ersten Anfall, ein ähnlich lebhafter von mehr rheu⸗ matischem Charakter wiederholt. Nach einer etwas unruhigen Nacht hat sich das Fieber unter einem allgemeinen Schweiße gegen Morgen sehr gemaͤßigt, mit seltenem und mehr und mehr sich loͤsendem Husten u. s. w. Diese erwuͤnschte Transpiration bei fortwährend sehr gemaͤßigtem Fieber hat im Verlaufe des

anzen heutigen Tages angehalten. Dr. v. Wenzl, Koͤnigl. eben. München, 9. Sept. Unter fortwährend gelindem Schweiße hat sich gestern Abend der Grad des Fiebers bei Sr. Majestaͤt nur unmerklich gesteigert; die Nachtruhe war weniger unterbrochen, Fieber mäßig, Transpiration gelind anhaltend, Husten seltener. Dr. v. Wen zl, Koͤnigl. Leibarzt.

Augsburg, 10. Sept. An dem gestrigen von der Stadt veranstalteten Festballe nahmen uber funfzehnhundert Personen Theil, Den Ball eröffnete Ihre Koͤnigl. Hoheit die Frau Erbgroßherzogin von Hessen und bei Rhein, welche mit dem ersten Buͤrgermeister der Stadt, Dr. Carron du Val, die Spitze der Polonaise bildete. mit der Gattin des ersten, Prinz Luitvold Koͤnigl. Hoheit mit der Gattin des zweiten Buͤrgermeisters. Ihnen schlossen sich der Prinz Eduard von Sachsen-Altenburg, der Herzog Max von Leuchtenberg, Fürst von Loöwenstein Werthheim ꝛc, an. Lei⸗ der wurden aber Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl und Se. Hoheit der Erbgroßherzog von Hessen durch leichtes , . verhindert, das Fest mit ihrer Gegenwart zu erfreuen. eim Souper brachte Ihre Königl. Hoheit die Frau Erbgroßherzogin Mathilde das Wohl Augsburgs, „ihrer geliebten Geburtsstadt⸗, aus, wofuͤr der verdienstvolle erste Buͤrgermeister den Dank aus⸗ druͤckte, der allen Bewohnern aus dem Herzen gesprochen war.

Hannover, 11. Sept. Ihre Königl. Hoheit die Prin⸗ essin Albrecht von Preußen ist auf der Reise aus dem Haag . Mittag hier eingetroffen und im Fuͤrstenhofs⸗Palais ab⸗ gestiegen. t

err urg, 4. Sept. (Karlsr. Ztg.) Da man Jetzt un⸗ . streng gegen Reisende in Bezug auf die Paͤsse ist, o wird den auswärtigen Naturforschern und Aerzten, die zur Versammlung nach Freiburg gehen wollen, der wohlgemeinte Rath ertheili, sich gehoͤrig mit Paͤssen 2. versehen, um dadurch alle sonstigen Unannehmlichkeiten und Storungen an den Grän⸗ zen zu beseitigen.

Weimar, 11. Sept. Erst heute Vormittag 11 Uhr

sind Ihre Majestat bie Kaiserin von Rußland mit der Groß—

Se. Königl. Hoheit der Kronprinz folgte

fuͤrs—tin Alexandra Nikolajewna im hohen Wohlseyn im hiesigen Residenzschlosse eingetroffen, welches die Hoͤchsten Herrschasten seit einigen Tagen mit der Sommer Residenz Belvedere ver, tauscht hatten. Eine Menschenmasse, Fremde und Einheimische wie Weimar solche selten gesehen hat, empfing die Kaiserin und als sammtliche Allerhöͤchsten und Hoͤchsten Herrschaften unmittelbar nach dieser Ankunft sich in die Griechische Kirche die am Eingange des Parks gelegen ist, verfuͤgten, mußten di , . en sich durch das Gedraͤnge foͤrmlich Platz machen

e. r l der Kaiser war sehr besorgt um seine theueren Toͤchter, die Großfuͤrstinnen Maria und Olga, welche mit dem Dampfschiffe von Petersburg abgegangen waren, und von wel chen drei Tage lang keine Nachricht hier eingegangen war Gestern Mittag endlich, als sich Allerhöchstderselbe mit den Großfuͤrsten Thronfolger an der Leipziger Chaussee auf der Jagh befand, begegnete Er einem Russischen Courier, welcher R Nachricht brachte, daß das Damosschiff von einem schwan Sturm von der Preußischen Kuͤste zuruͤck nach Reval verst, gen worden, wo beide Großfuͤrstinnen das Dampfschiff verlasn und die fernere Reise nach Berlin zu Lande angetreten haͤtin. Wahrscheinlich werden wir nun das Gluͤck, die ganze Kaiserlih⸗

Aufenthalt der Kaiserin nur auf drei Tage bestimmt ist.

fen, wird uns aber noch diesen Abend wieder verlassen. Außen dem sind hier noch angekommen: Ihre Königl. Hoheit die Kun fuͤrstin von Hessen; der Herzog von Holstein⸗ Gluͤcksburg; da Herzog von Altenburg nebst Familie; der Fuͤrst von Schwar burg⸗Rudolstadt und der Fuͤrst von Reuß⸗Schleitz. Weimar, 12. Sept. Se. Majestaͤt der Kaiser von Rußland haben uns heute fruͤh 7 Uhr verlassen und sind nach Magdeburg abgereist; eben so die Fuͤrsten von Rudolstadt unn Reuß-Schleitz. Ihre Majestaͤt die Kaiserin werden mit dem Großfuͤrsten Thronfolger noch einige Tage hier verweilen. Nach dem eigenen Ausspruch des

und Geschenken hinterlassen und wie uͤberall, so hat auch hier seine Perfoͤnlichkeit, das Großartige und zugleich das Human seiner Handlungsweise Ihm alle Herzen gewonnen.

Hamburg, 5. Sept. (Köln. Org.) Das der Könige Preußischen Seehandlung gehoͤrige Dampsschiff „Berlin“ si am 2ten in der Nacht zwischen Havelberg und Wittenberge in Flammen aufgegangen. Das Feuer soll schnell um sich gegrif fen haben, so daß die Passagiere nur mit Muͤhe ihre Effekten haben retten koöͤnnen.

Oesterreich.

Wien, 6. Sept. Nach Berichten aus Pesth hat die de selbst zu Pruͤfung der Projekte in Betreff des Baues einer st bilen Bruͤcke, welche die beiden Schwesterstaͤdte Ofen und Pesh verbinden soll, zufammengetretene Landes-Deputation in ihre Sitzung am zten d. M. dem Vorschlage des Barons Sina din Vorzug eingeraͤumt, und denselben sofort mit Ausfuͤhrung da so wichtigen Baues mittelst Emittirung von Actien beauftragt.

Italien.

Mailand, 3. Sept. (A. 3.) Fuͤr den gestrigen Nach—⸗ mittag war „Corso“ angesagt. üm 5 Uhr sollte der Hof die Burg verlassen, um diefer national⸗Italiaͤnischen Belustigung beizuwohnen.

oder von den Fenstern und Balkonen Theil nimmt, findet sch bekanntlich durch ganz Italien. Gewöhnlich bewegt sich diese heitere Zug durch die Hauptstraße, die dann auch in der Regi nach ihm den Namen Corso fuuͤhrt. Von den suͤdlichen Alpen / Abhaͤngen bis zum Faro und im jenseitigen Sicilien trist man fast keine Stadt, keinen Markt oder Staͤdtchen, wel ches nicht seinen Corso haͤtte. Unter den großen Staͤdt ten ist Rom hierin am beruͤhmtesten. Mailand folgt zu naͤchs, ja man kann fast annehmen, daß diese Stadt, mit Aus nahm: der ganz eigenthuͤmlichen Römischen Karnevalsfreuden, sich det schoͤnsten, glaͤnzendsten und heitersten Corso's ruͤhmen kam. Die Scala ist der große Geselischaftssaal fuͤr die elegante Weh,

desto eifriger wird die Straße gesucht, wo unter dem Sch des Italiänischen Himmels ein jeder zur Theilnahme an h allgemeinen Erlustigung berufen ist. Hier bilden in ge wohl chen Zeiten die Eorsig de' Servi, der Corso di Porta Drienlist und der nahgelegene Theil der Bastioni den Hauptschauplatz. Bil außerordentlichen Gelegenheiten erweitert er sich jedoch noch über

Im Grund erneuert sich diese Scen

und Zuschauer auftreten, ewin

jeden Abend. Ist die Sonne dem Untergange nahe, so nen die genannten Straßen mit Einemmale eine neue Das Goeschaͤfts-Leben, welches den Tag uͤber hier geherrscht weicht dem dolce far Hiente, und hat dies auch bei Tag vor de zahlreichen Kaffeehäͤusern und unter den bedeckten Saͤulen gangen des Dom-⸗Platzes sein Recht behauptet, so tritt es nu in völlige und unbestrittene Herrschaft,

lichen Rosfen gezogen, rollen in der Mitte der Straßen in doppelten Reihen aufund nieder; die Zwischenraͤume fuͤllen die Fußganger aus. Seit vielen Jahren wa der gestrige Corso der besüchteste, reichste und glünzendste. Die schönsten Equipagen folgten sich un⸗

zuruͤck auf den Wallen bis nach der Perta Vercellina, unglaublich,

Menge von Wagen und mehr Pracht und Aufwand entfalten kön nen. Die Pferde sind meist Englischer Race, auch sieht man viele Mecklenburger und in geringer Anzahl Polnische und Ungarisch Pferde. Der 3e nahm in zwanzig 1 Wagen an dit ser kolossalen Spazierfahrt Theil, und wurde uͤberall mit lauten Gruß bewillkommi. Befondere Pracht zeigten die Wagen der Bot schafter Sir Frederie Lamb, des Grafen v. St. Aulaire und

errn v. Tatistscheff. Zunaͤchst wurden die geschmackvollen

quipagen der Gräfin Cicogna, des Grafen Taverna, des Duct Visconti, der Grafen Borromeo, der Duchessa Litta, des Mon, signore Pallavicini und vieler Anderen bewundert. Zwischen den Wagenreihen tummelten sich zahlreiche Reiter umher, we, bei einig Ungarische Kavaliere ihren alten Ruhm als Meiste⸗ der Reitkunst bewaͤhrten. Abends versammelte sich die elegante Welt, und wer nur Piatz finden konnte, in der Scala. At

sch nach 8 Uhr in eine der Logen trat, ward ich zuerst durch den

Familie hier vereinigt zu sehen, entbehren muͤssen, da der Kan ser schon diese Nacht nach Magdeburg abreisen wird, und du

Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen, Sohn Sr. Majestaͤt des Koͤnigs, ist heute fruͤh hier eingetres

Kaisers hat es Ihm bei uns sehr gefallen. Er hat reiche Beweise seiner Huld an Orden

Der Corso, die Spazierfahrt der Vornehmens und Wohlhabenden, an welcher die ganze Bevoͤlkerung zu

und je weniger sie ausreicht, alle Heiterkeit in sich zu fasse,

biese Gränzen hinaus, nach Maßgabe der Menge von Wagen Reitern und Fußgaͤngern, welche hier zugleich als Schauspieln

Tische und Stuͤhl. werden aus den Haͤusern und Kaufbuden auf die breiten Stein⸗Platten der Fußwege geruͤckt, und alsbald von plaudern, den Gruppen besetzt. Ewlegante Fuhrwerke, meist von schöͤnen statt ·

ablaͤssig, vom Dome und auf den Seiten⸗Gassen, durch den Corso und die Porta Orientale nach Loreto, und von dort zur Stadt venn man bedenkt, daß dies die halbe Peripherie der Stadt ist as finmal gestürzt worden ist. Kaum duͤrften die beruͤhmten Fahrten von Longchamp eine großer

on mehreren tausend Wachskerzen geblendet, sodann durch Sl ern l 2. Gedraͤnges im Parterre erschreckt. Man hatte nie erlebt, daß die Scala zu klein sey, und bemerkte nun zu spaͤt, daß in piese Menge, wo Unfälle vorkamen, von keiner Seite Huͤlfe geschafft werden könne. Schon waren mehrere Personen in Ohnmacht fallen und mit Mähe nach dem Ende der Sitzplätze geschafft Cleden. Hier aber schien der Wall der Stehenden ein un⸗ sberwindliches Hinderniß. Da bot Graf Nadetzky seine Parterre⸗ Loge als Ausweg. Selbst mit Hand anlegend, gelang es dem Selomarschall, die Ohnmächtigen aus dem Gedränge zu schaffen und in seiner Loge in Sicherheit zu bringen. Ein donnerndes Beifallklatschen belohnte das Werk der Naͤchstenliebe. Um halb Ruhr betraten der Kaiser und die Kgiserin die Loge; jetzt er, hob sich die ganze Versammlung, Alles drängte sich an die Brustwehren; der Glanz der Damen-⸗Toiletten, der Ordenszei⸗ hen und Uniformen der Herren in den Logen verdunkelte bei— nahe das Kerzenlicht. Alle Hände waren in Bewegung, unter jubelndem Zurufe nahmen die Majestaͤten ihre Sitze ein.

Mailand, 5 Sept. Die hiesige Zeitung meldet, daß Se. Majestäͤt der Kaiser das Gesuch des Lombardisch⸗Venetia⸗ nischen Adels, eine Nobel Garde zur Bewachung der Allerhöͤch⸗ sien r, n, n. zu duͤrfen, in den gnaͤdigsten Ausdrucken

illigt haben. 2 9. u 2 d. Abends beehrten Ihre Kaiserl. Majestaͤten das Theater della Scala mit Ihrer Gegenwart. Als Höͤchstdieselben n der Hofloge des glänzend beleuchteten Hauses erschienen, wurden sie vonl Jubel der zahlreichen Zuschauer empfangen.

Noch vor dem Schauspiele wurde die Volks ⸗-Hymne, von den

nruthigsten Tanzen durchwebt, mit Begleitung von Choͤren 2 6 entsprechenden Decoratlonen angestimmt. So oft in

dem Volksliede das Ferdinando Imperatore vorkam, erhoben sich alle Fuschauer von ihren Sitzen und verneigten sich vor Ihren

Najcstaten.

Mailand, 6. Sept. Die Kroͤnung Kaiser Ferdinand's als König der Lombardei und Venedigs hat heute mit großem Ge⸗

praͤnge stattgefunden. . Spanten.

Madrid, 1. Sept. Die Hof⸗Zeitung enthaͤlt in ihrem an n Blatte ein Dekret zur neuen Organisirung der Gardes du Corps.

Der Castillano behauptet, die Königin habe dem Gra— fen von Ofalig erklaͤrt, daß die Minister der Finanzen und des Innern ihre Portefeuille niederlegen muͤßten.

Dem hiesigen Correo nacional zufolge, ist in der Pro⸗ vinz Santander eine sehr weit verzweigte Verschwoͤrung gegen die Regierung der Koͤnigin entdeckt worden.

Das Ech meint, es sey kein Wunder, daß es dem Be— lagerungs „Corps vor Morella an Munition gefehlt habe, indem 16) Centner Pulver, nebst einer Menge Projektilien, die fuͤr dasselbe bestimmt gewesen, in Madrid hätten liegen bleiben muͤs⸗ sen, well man das zur Bezahlung der Fracht noͤthige Geld nicht habe anschaffen können.

Spanische Graänze. Man schreibt aus Lo grono, daß Espartero am 30. August seine Generale und Offiziere versam⸗ melt und folgende Rede an sie gehalten habe: „„Die Katastrophe von Morella ist von geringer Wichtigkeit; Estella muͤssen wir erobern, denn dort ist die Staͤrke der Feinde konzentrirt, dort, Kameraden, muͤssen wir unsere Fahne aufpflanzen, um den Krieg zu beendigen. Schon laͤngst hätte ich Euch zum Angriffe ge—

führt, allein Erfahrung hat mich gelehrt, daß der Soldat, wenn er kämpfen soll, gut gekleidet und genaͤhrt seyn muß.

Bald

werde ich erhalten, was ich bedarf, und dann werde ich mit Eu⸗ rem Beistande den großen Schla Sieger

ausfuͤhren. Ihr seyd die

von Peñacerrada; die Königin und das Vaterland

werden Euch auch mit dem Namen der Sieger von Estella be—⸗ gruͤßen. nen guten groß, um die Arbeit'n von Labraza zu besichtigen. Wie es heißt, soll der General Buerens mit acht Bataillonen das Mena—⸗

Ich zahle auf Euch!““ Mach dieser Anrede, die ei— Eindruck gemacht haben soll, verließ Espartero Lo⸗

Thal besetzen. . =

Die Sentinelle des Pyrenées meldet aus Perpi— gnan vom 1. Sept., daß seit dem 29. August die Spanische Terdasa von etwa 1000 Karlisten besetzt worden sey, die keinen andern Zweck zu haben scheinen, als Contributionen an Geld und Lebensmitteln zu erheben.

Portugal.

eissabon, 1. Sept. Der Graf das Antas hat der Koͤni⸗ gin nachstehendes Schreiben uͤbersandt:

„Scenhera! Im vorigen September war ich, den Befehlen Ew. Majestät gehorsam und getreu meinen Grundsätzen, genöthigt, eine auf lhrerische Partei zu bekämpfen, und jetzt greift mich dieselbe Par⸗

lei wieder an, nicht mit Waffen, weil die tapfere Armee, welche Ew.

durch gemeine Jutriguen, durch Berleumdung und alle Mittel, die der Parteigeist Und der Durst nach Aemtern nur einzugehen vermag, um das Belt zu entmuthigen, die Constitution herabzuwürdigen und die öffentlichen Behörden, welche der Ordnung und den uns so glück— lich regierenden Instituttonen ergeben sind, zu verleumden. Bei einem so offen erklärteñß und eifrig forigesetzten Kriege gegen die Institutio⸗ nen und die Männer, welche auf loyale Weise die Constitution aufrecht erhzlten und veriheidigen, glaube ich, verpflichtet zu seyn, Ew. Majestät die schon einmal ausgesprochene Erklärung zu er⸗

neuern, nämlich: „Gehorsam und Achtung gegen die erhabene Per⸗

son Ew. Majestät und Ihren erhabenen Gemahl; Aufrechthaltung der Constitution von 1838; eine Garantie für alle politischen Par⸗ llen, die, mit dem Wunsche, auf gleiche Weise die Rechte zu genie⸗ ßen, welche die Constitution den Portugiesen verheißt, sich über jenes Grundgefetz zu siellen fuchen, um die öffentliche Srduung zu siören und jene Anarchie zu erneuern, in die die Portugiesische Nation mehr

glaube ich alle gegen mich erhobenen Verleumdungen, die man selbst bis vor den Thren Ew. M ajestãt 9 bringen gesucht hat, widerlegt Un haben. Ich füge nun noch die Versicherung hinzu, daß ich unter allen Umsiänden meiner Pflicht treu bleiben und in dem Dienst Ew. Majestüt und meines Vaterlandes kein Opfer schenen werde. Gott

Graf das Antas.“ .Das durch den Austritt des Ministers fuͤr die Justiz und die geistlichen Angelegenheiten erledigte. Portefeuille ist dem Minister des Inaern, Antonio Fernando Coelho, interimistisch bertragen worden. 1

trhalte Ew. Majestät. Porto, den 26. August 1838.

Den letzten Nachrichten aus Porto vom 30. August zu⸗

folge, fallen die dortigen Wahlen, sowohl der Senatoren, als der Deputirten, zu lt worden.

tas und de Farrobo, gewaͤ

Die hiesigen Britischen Kaufleute wollen das Britische Hospital wieder herstellen, welches vor mehreren Jahren von

Majestät und die Constitution vertheidigt, Achtung einflößt,; sondern

Durch diese freimüthige Erklärung

unsten der Septembristen aus. Fuͤr die auptstadt sind bis jetzt nur ** Senatoren, die Grafen das

1 U)

Herrn Gerard Devisme erbaut, im Jahre 1825 aber in Folge der Aufhebung der Contributions⸗-Akte geschlossen wurde.

Das Eco theilt heute zwei Schreiben mit, von denen das eine von den in der Festung San Juliao noch immer einge—⸗ kerkerten Spanischen Karlisten, das andere von den drei Mi⸗ guelistischen Guerilla⸗ Führern, Namens Brandoes, handelt. Letztere kamen am 21. Angust nach Lissabon gingen ganz offen in den Straßen herum, quartierten sich in einem Gasthofe ein und begaben sich am folgenden Tage in das Gefaängniß Limo⸗ eiro, um einen daselbst verhafteten Capitao Mor (erste Magi—⸗ strats-Person) zu ermorden. Als sie diesen in Gesellschaft sei⸗ nes Dleners fanden, gaben sie ihr Vorhaben auf und verließen die Stadt eben so ungehindert, als sie gekommen waren.

Dem Vernehmen nach, wird die verwittwete Königin von England auf ihrer Reise nach Malta einige Zeit hier verwei⸗ ö. ö. der schoͤne Palast von Belem neu in Stand ge— etzt wird. .

Griechenland.

Athen, 27. Aug. (A. 3.) Bei der ersten Nachricht von den Unruhen in Messenien, hatten die Gouverneurs von Man— tinea, Lacedaͤmon, Tryphilie und Gortyne die Nationalgarden aufgeboten und sie zur Verfuͤgung des Gouverneurs nach Mes⸗ senien geschickt. ie uͤbrigen Gouverneurs des Peloponneses

haben ebenfalls Maßregeln ergriffen, um im Nothfall zur Her— stellung der Ruhe pflichtgemäß beizutragen. Der Eiser, mit dem sich die Buͤrger erhoben, um schleunigst die Rebellion zu erdruͤcken, ist nicht genug zu loben. Sie sagten: es muͤsse ihnen am Herzen liegen, den Flecken, der dem Ruf von Messenien durch die vier Gemeinden von Pylie beigebracht wor— den, wieder zu vertilgen. Der Gouverneur von Messenien atte viele Muͤhe, die Leute zu uͤberzeugen, daß die 400 Mann, die sich zuerst um ihn versammelten, hinreichen, um die Ordnung herzustellen. Alle wollten die Gelegenheit benutzen, ihre Ergebenheit fuͤr den Koͤnig an den Tag zu legen, und Alle verließen ihre Arbeiten in der Zeit der Aerndte der Feigen 6 der Haupt-Produkte der Provinz). Auch zwei Jäger— Compagnieen vom Aten Infanterie Bataillon, die zweite Divi⸗ sion der Lanzenreiter und eine halbe Raketen⸗Brigade begaben sich unter dem Kommando des Generals Gordon nach Tripo⸗ lizza, um von dort nach dem Schauplatz der Unruhen aufzu—⸗ brechen; als sie aber die Nachricht von der Herstellung der Ordnung erhielten, kehrten sie in ihre Garnison zuruͤck.

Inland.

Magdeburg, 12. Sept. Heute sind Se. Majestaͤt der Kaiser von Rußland hier eingetroffen und wurden auf das feierlichste, unter dem Donner der Kanonen und mit dem allgemeinsten Jubel empfangen. Fuͤr den Abend werden die Vorbereitungen zu einer glänzenden Illumination getroffen.

Erfurt, 12. Sept. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Wil—

helm (Sohn Sr. Majestaͤt des Koͤnigs) reiste gestern, von der Truppen-Inspection in Westphalen und Rheinland zuruͤck—⸗ kehrend, durch hiesige Stadt nach Magdeburg. . Stettin, 13. Sept. Ankunft der Kaiser⸗ lich Russischen Dampfschiffe „Ischora“ und „Pos— pefchny“. Gestern sind hier die zu dem Reise⸗ Geschwader der Großfuͤrstinnen von Rußland Kaiserl. Hoheiten gehorenden Dampfschiffe „Ischora“ und „Pospeschny“ (der Eilende) an— gekommen. Das letztere Schiff war mit dem „Hercules, an dessen Bord sich bekanntlich die Höoͤchsten inzwischen bei Reval ans Land gestiegenen Reisenden befanden, und welches den Lug⸗ ger „Oranienbaum“ im Schlepptau fuͤhrte, am 1sten d. M. von Kronstadt abgegangen. Der „Hercules“ war ihm, in den er— sten 12 Stunden vorauseilend, aus dem Gesicht gekommen; der „Pospeschny⸗/ hatte bei Daggerort die aus 9 Linienschiffen und 1 Fregatte bestehende Russische Escadre, nach Kronstadt zuruͤck⸗ kehrend, gesehen, und da ihm vom Admiralschiffe kein Signal gegeben wurde, geglaubt, daß der „Hercules“ damals die Es⸗ cadre schon passirt gehabt habe. Auf der ganzen Reise mit contrairem Winde kämpfend, war der „Pospeschny“ gendͤthigt gewesen, à8 Stunden unter dem Schutze von Daggerort und der Insel Oesel zu ruhen und sich seitdem immer an der dies⸗ seitigen Kuͤste zu halten. Beide Schiffe erwarten hier nähere Instructionen in Beziehung auf die, dem Vernehmen nach, don hier aus stattfindende Ruͤckreise Ihrer Majestaͤten des Kai⸗ sers und der Kaiserin von Rußland und Allerhoͤchstderen Fa⸗ nilie in die Russischen Staaten.

Breslau, 11. Sept. Medizinisch-chirurgische Lehr-⸗-Anstalt. Am, Iten d. M. fand die oͤffentliche Pruͤfung der Zoöͤglinge dieser Anstalt im Musik⸗-Saagle des Universttäts⸗ Gebüudes statt, wobei auch der Wirkliche Geheime Ober⸗Medi⸗ zinal-⸗Rath und Praͤsident Pr. Rust zugegen iwar und eine An⸗ rede an die Zoͤglinge hielt. Arnsberg, J. Sept. Unterstuͤtzung s⸗Verein für Fabrik-Arbelter. Fuͤr die Gemeinden Limburg, Nahmer und Elsey in der ehemaligen Grafschaft Mark, hat sich unter den Fabrik⸗Arbeitern selbst ein Verein far Unterstuͤtzung derer, welche durch Krankheit oder Ungluͤcksfaͤlle eine Zeit lang außer Stand gesetzt werden, sich durch Arbeits-Verdienst zu ernaͤhren, gebildet. Zur Kasse des Vereins werden von ihnen in 2 Klas⸗ sen wöchentliche Beitraͤge von 1 x und 1 Sgr. geleistet und da⸗ durch fuͤr den Fall der Arbeits Unfähigkeit ein nrecht auf woͤ⸗ cheniliche Unterstuͤtzungen von 20 Sgr. oder 1 Rthlr. 10 Sgr.

längstens auf 6 Monat oder bei körperlichen Verletzungen auf ein Jahr erworben. Ein von den Mitgliedern gewählter Vor— stand besorgt die Geschaͤfte.

In den Kriegs⸗-Artikeln ist die Ausstoßung aus dem Sol⸗ datenstande mit der un fahigkeit zum Erwerbe des stäadti⸗ schen Bürgerrechts und des Grundbesitzes in den

Königlichen Staaten auf folgende Verbrechen angedroht: 19) auf die dritte Desertion, verbunden mit lebenswieriger Festungsstrafe (Art. 18),

2) auf die schwereren Fälle des Ausweichens vom Kriegs—⸗ dienst, verbunden mit 1— zjaͤhriger Festungsstrafe (Art. 24), 3) auf den dritten gemeinen Diebstahl (Art. 43), ; 4 auf diejenigen Wälle des Diebstahls unter erschwerenden

Umstaͤnden, welche zugleich eine bis zu 3 Jahren steigende Freiheitsstrafe nach sich ziehen (Art. 4), ) auf den wiederholten gewaltsamen Diebstahl (Art. 48),

so wie

6) auf den Raub, welche letzten Verbrechen beide stets mit langjaͤhriger Einsperrung bestraft werden. Dies fuͤhrte zu einer Ungleichheit vor dem Gesetze zwischen

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Wenn von zwei Verbrechern, welche gemeinschafilich einen

Raub oder dritten Diebstahl begangen hatten und beide mit

der ern, Freiheitsstrafe belegt wurden, nur der eine, weil

er Soldat ist, zugleich zur Ausstoßung aus dem Solda⸗

tenstande und zum Verluste der Fähigkeit, Bürger zu

werden, verurtheilt ward, so lag hierin noch keine Ungleich⸗

heit; denn die Ausstoßung aus dem Soldatenstande kann nur

den treffen, der dem Soldatenstande angehoͤrt, die Unfähigkeit,

buͤrgerliche Ehrenrechte zu erwerben, trifft ihn aber nicht allein,

sondern auch, nach den Bestimmungen der beiden Staͤdte⸗Ord⸗/ nungen, den Mitschuldigen, wenngleich sie gegen diesen nicht ausdruͤcklich erkannt wird.

Dagegen lag die Ungleichheit der Behandlung beider darin, daß der eine, weil er Soldat ist, in Folge seiner Aus⸗ stoßung aus dem Soldatenstande zugleich die Fahigkeit verlor, Grundstuͤcke, und zwar auch laͤndliche, in den Koͤniglichen Staaten zu erwerben,

eine Strafe, von der ohne inneren rechtlichen Grund der an⸗ dere frei blieb. ;

Durch die Allerhöchste Ordre vom 31. Mai d. J. (Gesetz⸗ Sammlung Nr. 25 S. 369) ist diesem Uebelstande abgeholfen und zur Gleichstellung der Militair- und Civil-Verbrecher vor dem Gesetze vorgeschrieben worden:

daß neben der Ausstoßung aus dem Soldatenstande auf die Unfähigkeit des Verbrechers zum Erwerbe des Besitzes van Grundstuͤcken nicht weiter erkannt werden solle.

Hinsichtlich der bei Civil⸗ und Militair, Verbrechern gleichmäßig in Betracht kommenden Erwerbung staͤdtischer Buͤrger⸗ Rechte verbleibt es bei den Vorschriften der Stadte⸗-Ordnungen; es soll aber auch bei Militair-Verbrechern nicht ferner noͤthig seyn, in den einzelnen Straf-Erkenntnissen daruͤber etwas auszusprechen.

Hierdurch ist jedoch die Bedeutsamkeit der Strafe der Aus⸗ stoßung aus dem Foldatenstande nicht geschwaͤcht und keines weges eine Milderung dieser höoͤchsten militairischen Ehrenstrafe beabsichtigt.

Die Folgen, welche dieselbe nach anderen bereits laͤngst be⸗ stehenden gesetzlichen Vorschriften in Bezug auf die ubrigen . des Verurtheilten nach sich zieht, namentlich der

erlu

des Adels,

der Kriegs⸗Denkmuͤnze,

der Milstair⸗Dienstauszeichnung,

der National⸗Kokarde und

der Orden ö sind in der Allerhöchsten Kabinets Ordre vom 31. Mai d. J. nicht nur beibehalten, sondern es ist darin auch bestimmt, daß mit der Ausstoßung aus dem Soldatenstande , . zugleich

auf die Unfaͤhigkeit zur Verwaltung oͤffentlicher Aemter erkannt werden soll. . ;

Da sene Ausstoßung der Cassation eines Beamten ganz aͤhnlich ist, so kann es nur gerechtfertigt erscheinen, die Unfaͤhig⸗ keits-Erktlärung zu öͤffentlichen Aemtern, welche gesetzlich in der Regel mit der Cassation verbunden ist, auch als Folge der Aus= stoßung aus dem Soldatenstande eintreten zu lassen.

Schließlich hat die gedachte Allerhoͤchste Ordre die schon in dem Art. 35 der Instruckion fuͤr die Landwehr⸗Inspecteure vom 10. Dezember 1816 ertheilte Vorschrift,

daß alle auf Ausstoßung aus dem Soldatenstande lautende Urtheile durch die Provinzial-Blaͤtter zur öffentlichen Kennt⸗ niß gebracht werden sollen, aufs neue eingeschaͤrft und das dabei zu beobachtende Verfah—⸗ ö behufs der Erhaltung der Gleichmäßigkeit desselben, näher estimmt.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Reapel. Herr Professor Zahn in Reapel, durch seinen raftlosen Eifer für Rachbildungen der Denkmäler Pompejis und seine dahin einschlagenden Werke gleich rühmlich bekannt, ist im Begriff die bedentendsien Entdeckungen, welche in den Jabren 1827 bis las in Pompeji und Herkulanum zu Tage gekommen sind, in einer Reihe getreuer Zeichnungen zusammenzustellen, deren Bekanntmachung an

ene früheren Werke sich anschließen soll. Ulle in der Strada di ercurio und in der Strada della Fortung zu Pompeji entdeckten Häuser sollen mit Inbegriff ihrer vorzüglichsten Wandgemälde in je⸗ nem neuen Werke vereinigt erscheinen; desgleichen das neuerdings in der Gräberstraße ausgegrabene, an anziehenden Gegenstäunden vor⸗ slolic reiche Jaus. Die Abbildungen werden, so viel als möglich. n originaler Größe und Färbung gegeben werden und viele der an⸗ , . antiken Gemälbe enthalten, welche mau bis jetzt aus dem lterthum kennt. Beispielsweise sind von diesen anzuführen: das Bild der von Amphion und Zethus an den Stier gebundenen Diree (der Vorstellung des . chen Stieres entsprechend), das vortreff⸗ liche Gemälde der Galatea (im Hause des Capitelli coloratt), die auf Jüno, Minerva und Venus bezüglichen Opferscenen, der Berkauf don Liebesgöttern, Apoll und Cypgrissus, Apoll und Dapbne, cast⸗= phae und Dädalus, Theseus und Ariadne, der Ariadne Vermahlung mit Bacchus, die zwölf Gottheiten mit ihren Attributen (gefunden 1850), Perseus und Andromeda u. a. m. Ein ununterbrochener acht⸗ ähriger Aufenthalt in Neapel und Pompeji hat Herrn Zahn in den tand gesetzt, außerordentliche Materialien, wie sie zum Theil nur im Moment , . Ausgrabungen zu erlangen sind, für dieses sein neues und wichtiges Wert zu erhalten, dem Kunst und Alterthum —⸗ freunde mit gleichem Berlangen entgegensehen. .

Paul Warnefried's Geschichte der Langobard en. Zum erstenmale nach einem Kodex der Koͤnigl. Bibliothek u Bamberg aus dem X. Jahrhundert uͤbersetzt und mit Anmerkungen versehen von K. von Spruner, Koͤnigl. Bayer ischem Lieutenant. Hamburg 1838.

Ein zweiter Titel: Sammlung der vorzüglichsten Quellen⸗Schrift⸗ steller zur Geschichte der Germanischen Siämme. Vom Beginne der Völkerwanderung bis zur Periode der Karolinger.“ kündet dieses Buch als den Anfang einer Sammlung an, die nach der Vorrede auch noch für das fernere Mittelalter lor i en werden soll, wenn die Umstände es eriauben. Diese würden nun ohne Zweifel wesent⸗ lich in der Theilnahme des Publikums bestehen, welche zu gewinnen die nachstehenden Worte des Verfassers in der Borrede wohl geeignet scheinen. „Es ist eine gewiß erfreuliche Wahrnehmung, wie in un⸗ sferen Tagen das Studium der Geschichte und die Liebe zu dieser Mutter aller anderen Wissenschaften und aller echten humanen Bil dung aller Orten zunimmt.“ „Doppelt erfreulich ist es aber, daß diefes Studium vorzüglich die Deutsche Geschichte, die Gauen des eigenen Vaterlandes mit Liebe umfaßt. „Darum halten wir es nün an der Zeit, dem großen Publikum, das die Geschichte seiner Ahnen liebt Und kennen lernen will, einmal die Quellen selbst vor die Augen zu leiten, die Quellen in ihrer enen Wahrheit und Ein⸗ fachheit. Aus ihnen soll es, wie in einein Spiegel, jene Zeit des Ringens und Drängens erkennen, ungetrübt von der Parteimei⸗ nung der einzelnen Schriftsteller, welche nicht selten ihre Ansich⸗ ten in sie hineintragen, sie nach ihrem Willen gestalten und nur das aus ihnen herausnehmen, was eden in ihren Plan paßt.“ „Wer die Geschichte einer Zeit wahrhaft kennen lernen

den Rilitair⸗ und Civil⸗Verbrechern.

will, muß sie aus ihren Quellen kennen lernen. ĩ wir die Worte des Augenzeugen selbst vor uns; .