1838 / 293 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Eisenbahnen ist indeß noch zu neu, als daß wir schon daruber urtheilen konnten, ob die anderen verheißenen Vortheile sich be— währen werden. Man zweifelt, ob man die Eisenbahnen am Ende zum Transport schwerer Guͤter wird gebrauchen können. Einige meinen, die durch schwere Korper verursachte Reibung werde Ausbesserungs⸗Kosten noͤthig machen, denen man die Trans⸗ port⸗Preise nicht gleichzustellen im Stande seyn wuͤrde. In diesem Fall mußten die Eisenbahnen rein durch die Personen— Beförderung erhalten werden, aber davon werden die Eisen— bahn⸗-Eigenthuͤmer nimmermehr bestehen koͤnnen, und wollten sie das Passagiergeld so hoch stellen, daß sie einen Gewinn da— bei hatten, so würde wieder fuͤr die große Masse der Reisen— den der erwartete Haupt-Vortheil, die Wohlfeilheit, verloren gehen. Zu den Nachtheilen, welche sich an das neue Reise— System knuͤpfen und die sich bereits fuͤhlbar gemacht haben, gehort die schwere und unheilbare Beeinträchtigung gewisser Lokal-Interessen. Fuͤr zahlreiche Klassen von Personen, bie sich davon naͤhrten, daß sie den Reisenden auf den Landstraßen ihre Beduͤrfnisse verabreichten, wird die Veränderung zu voͤlligem Ruin gereichen, denn es ist schwer, alte Beschaftigungen und Gewohnheiten zu verlassen und sich neue aufzusuchen. Zu den geringeren Uebeln, von denen diese Neuerung begleitet ist, kann die Entstellung unserer landschaftlichen Scenerie gerechnet werden, auf deren Schönheit der Englaͤnder mit Recht so stolz ist. Auch die moralischen Folgen der Eisenbahnen unterliegen noch man— chem Bedenken. Man hoͤrt viel davon sprechen, daß durch die Zunahme des Verkehrs zwischen entfernten Gegenden oͤrtliche Vorurtheile wuͤrden beseiligt werden. Dies ist moglich, aber koͤnnen nicht vielleicht eben so gefaͤhrliche und unersprießliche sremde Vorurtheile an deren Stelle treten? Um dies zu ent— scheiden, muͤßten wir erst den relativen Werth der Sittlichkeit und Gesinnung großer Staͤdte und des flachen Landes ermit— teln, denn die Anlegung von Eisenbahnen wird natuͤrlich den Einfluß der großen Städte auf die anderen Theile des König— reichs außerordentlich erhoͤhen. Nach einer vollstäͤndigen Ent— wickelung des Eisenbahn⸗Systems wird England in der That, was Ansichten und Vorurtheile, Geschmack und Mo— den anbetrifft, fast einer einzigen ungeheuren Stadt glei— chen. Ob der Volks- Eharakter dabei etwas gewinnen wird, läßt sich noch sehr bezweifeln. Ein Umstand aber bei dem jetzigen System des Reisens auf Eisenbahnen wird kaum verschiedene Ansichten zulassen koͤnnen, naͤmlich der, daß das Publikum weit unbedingter von dem Belieben der Eisenbahn— Direktoren abhangt, als es jemals von irgend einer Klasse von Personen, die fuͤr die Befoͤrderung der Reisenden sorgten, ab— gehangen hat. Das in Bezug auf die Eisenbahnen statuirte Monopol macht es sehr zweifelhaft, ob das Parlament weise daran gethan hat, in dieser Hinsicht anders zu verfahren, als in Betreff der gewohnlichen Landstraßen. Die Landstraßen ge— hoͤren dem Publikum und werden von Beamten verwaltet, die dem Publikum verantwortlich sind; man sieht also nicht ein, warum nicht auch die Eisenbahnen dem Publikum gehoͤren und unter Leitung der Regierung verwaltet werden sollen.“

Man wundert sich hier sehr, von dem Plan einer neuen Anleihe fuͤr die Madrider Regierung zu hoͤren, und selbst von ministeriellen Zeitungen, die doch eher geneigt sind, jedes Un— ternehmen zu Gunsten der Christinischen Partei zu fordern, wird die Bemerkung gemacht, daß es die hoͤchste Thorheit wäre, wenn Jemand sein Vermdͤgen, unter den jetzigen un— gunstigen Umstaͤnden und bei der entschiedenen Feindseligkeit der alten Gläubiger Spaniens gegen ein solches Projekt, an eine neue Spanische Anleihe wagen wollte. Ohne Zweifel, fuͤgen sie hinzu, gabe es in London und Paris zwar Schwind ler und Spekulanten genug, die gern eine Anleihe auf Kom— mission uͤbernehmen moͤchten, da sie sich ihre Prozente sichern und im Fall des Mißlingens der Sache keinen Verlust fuͤr sich zu fürchten haben würden; aber gewiß werde kein rechtliches Handelshaus durch Befoͤrderung eines Planes, der die Aus—¶ sichten der alten Gläubiger Spaniens noch mehr schwaͤchen und das Bischen Vertrauen, welches man noch zu der Ehre der Spanischen Staatsmänner hege, leicht ganz vernichten duͤrfte, seinen Ruf aufs Spiel setzen wollen.

Nach Berichten aus Buenos-⸗Ayres vom 21. Juli soll das Truppen-Corps, welches die Argentinische Republik den Chiliern zu Huͤlfe gesandt hat, unter dem Befehl des Generals Gregorio Paz bedeutende Vortheile uͤber die Peruaner in der Provinz Tarija davongetragen und diese Provinz fast ganz in Besitz genommen haben. Der Bolivische Gouverneur Dovada war entflohen und eine Schwadron Bolivischer Reiter zu den Argentinern uͤbergegangen, die auch vielen Anhang unter den Bewohnern der Provinz fanden.

Nie der lande.

Amsterdam, 16. Okt. (Handelsblad.) Einige haben sich gewundert, in des Koͤnigs Thron-Rede der bevorstehenden, fuͤr die Nation so erfreulichen Vermählting des Erbprinzen von Oranien nicht erwahnt zu finden. Man darf aber nicht aus dem Auge verlieren, daß, da die offizielle Werbung um die Hand der Wuͤrttembergischen Prinzessin erst durch den Gra— fen van Duyn van Maasdam im Namen des Koͤnigs gesche— hen soll, und darauf noch keine Antwort von Seiten des Koͤnigs von Württemberg hat eingehen konnen, auch die Thron-Rede dieses erst bevorstehenden Ereignisses nicht erwaͤhnen durfte.

Das Handelsblad meint, die Antwort der Londoner Konferenz, die eben so vom Koͤnige wie von der Nation mit

Sehnsucht erwartet werde, duͤrfte nicht so bald hier eintreffen.

Die Ursache dieser Verzoͤgerung sey ihm (dem Handelsblad) allerdings bekannt, doch wolle es dieselbe nicht veroͤffentlichen, weil dadurch leicht der guten Sache geschadet werden konne.

Herr A. van Gennep ist vom Könige zum Praͤsidenten der ersten Kammer während der bevorstehenden Session ernannt worden.

Belgien.

Bruͤssel, 15. Okt. Der „Courrier Belge“ findet sich zu

der Erklärung veranlaßt, daß sich Don Pietro Bonaparte kei— nesweges im Luxemburgischen niederlassen wolle, er habe dort bloß einige Jagden gepachtet. Mit seiner Schwester, Madame Wyse, die ebenfalls hierher gekommen, scheint jedoch Don Pie tro Bonaparte gar nicht in Verbindung zu stehen. Gestern ist hier die Gemaͤlde-Ausstellung eroͤffnet worden. Sie umfaßt gu Arbeiten, die zum Theil bereits vom Kunst— . erworben worden sind, um durch das Loos vertheilt zu werden.

Oesterre ich.

Wien, 15. Okt. Nachrichten aus Venedig zufolge, haben Se. Majestat der Kaiser am . Oktober Vormittags, in Be— gleitung des Erzherzogs Vice-Koöͤnigs, des Gouverneurs und des Delegaten, das Cioil-Spital besucht, wo Hoͤchstdieselhen ge—

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gen zwei Stunden verweilten, alle Kranken-Saͤle durchgingen, aufs huldvollste mit mehreren Kranken sprachen und Worte des Trostes an sie richteten. Se. Majestät nahmen hierauf ver— verschiedene Kirchen, die in Venedig an kostbaren Gemaͤlden und anderen Merkwürdigkeiten besonders reich sind, in Augen— schein und besuchten auch mehrere Versorgungs- und Wohlthaͤ— tigkeits-Anstalten, und unter andern das Maninsche Institut, wo nach einem frommen Vermaͤchtniß des letzten Dogen von Venedig arme Knaben unentgeltlichen Unterricht erhalten. In dem Oratorium dieser Anstalt widmeten Se. Majestät zwei Al⸗ tarbildern, die von zwei Dilettantinnen, der Graͤfin Klementine Spaur und der Gräfin Therese Thurn gemalt sind, Ihre be— sondere Aufmerksamkeit. Ihre Majestaͤt die Kaiserin widmete diesen Tag gleichfalls dem Besuche verschiedener Wohlthäͤtig— keits, nnd Unterrichts-Anstalten, und verweilte besonders lang in der unter der Leitung des Abbate Canal stehenden, und auf seine Kosten errichteten Erziehungs-Anstalt fuͤr arme Maͤdchen. Abends beehrten Ihre Majestaͤten das prachtvoll beleuchtete Theater in San Benedetto mit Ihrer Gegenwart, wo Höͤchst— dieselben beim Eintritt in die große Loge von dem zahlreich ver— sammelten Publikum mit dem lebhaftesten Applaus empfangen wurden.

Die Wiener Zeitung publizirt heute den (gestern unter London erwahnten) zwischen Oesterreich und Großbritanien ab— geschlossenen Handels- und Schifffahrts-Traktat, dessen Ratifi, cations-Urkunden am 14. September zu Mailand ausgewechselt wurden. Nachstehendes ist der vollständige Inhalt dieses be— sonders fur den Levantischen Handel interessanten Aktenstuͤckes:

„Im Namen der allerheiligsten Dreieinigkeit. Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn und Böhmen, und Ihre Majestät die Königin des vereinten Königreichs von Großbritanien und Irland, beseelt von dem Verlangen, die Handels-Verbindungen zwischen Ihren Staaten und Besitzungen zu erweitern, zu vermehren und zu befestigen, und dadurch Ihren Unterthanen, die an diesen Handels- Verbindungen Theil nehmen, alle mögliche Erleichterung und Aufmunterung zu verschaffen, und überzeugt, daß nichts so sehr zu der Erfüllung dieses gegenseitigen Wunsches beitragen könne, als die Aufhebung jeder Ungleichheit in den Zöllen, welche vor dem Ab— schlusse der zu London am 21. Dezember 1829 unterzeichneten Con— vention in den Häfen des einen Staates von den Schiffen des an— deren erhoben wurden, auch noch fernerhin besiehen zu lassen, ha— ben Bevollmächtigte ernannt, um einen Vertrag zu diesem Zwecke abzuschließen, nämlich: Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn und Böbmen: den Herrn Cleinens Wenzel Lothar Für— sien von Metternich⸗Winneburg, Herzog von Portella, Grafen von Königswart, Grand von Spanien erster Klasse, Ritter des goldenen Bließes, Großkreuz des Königl. Ungarischen St. Stephan-Ordens und des goldenen Eivil-⸗Verdienst-⸗Ehrenzeichens, Sr. K. K. Apostol. Majesiät Kämmerer, Wirklichen Geheimen Rath, Staats- und Kon— ferenz⸗Minister, und Haus-, Hof- und Staats-Kanzler, und Ihre Majestät die Königin des vereinten Königreichs von Großbritanien und Irland: den sehr ehrenwerthen Sir Frederic James Lamb, Großkreuz des sehr ehrenwerthen Bath-Ordens, Mitglied des Gehei— men Rathes Ihrer Britischen Majestät, und Ihren außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter bei Sr. K. K. Apostol. Majestät, welche, nachdem sie ihre Vollmachten ausgewechselt und richtig be— funden, die nachstehenden Artikel festgesetzt und unterzeichnet haben:

l. Artikel. Von dem Tage der Ratification des gegenwärtigen Vertrages angefangen, sollen die Oesterreichischen Schiffe bei ihrem Einlaufen in die Häfen des vereinigten Königreichs von Großbrita— nien und Irland, so wie in jene aller Besitzungen Ihrer Brittschen Majestät, oder bei ihrem Auslaufen aus denselben, und die Engli— schen Schiffe bei ihrem Einlaufen in die Häfen Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich, oder bei ihrem Auslaufen aus denselben, keinen anderen oder höheren Abgaben und Zöllen von was immer für einer Art unterworfen seyn, als jenen, welche gegenwärtig den eige— nen Schiffen der Ration bei ihrem Einlaufen in die besagten Häfen, oder bei ihrem Auslaufen aus denselben, auferlegt sind, oder in der Folge ihnen auferlegt werden dürften.

II. Artikel. Alle Erzeugnisse des Bodens, des Gewerb- und Kunstfleißes der Staaten und Besitzungen Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich, mit Inbegriff der genannten Erzeügnisse, welche im Norden auf der Elbe, oder im Osten auf der , ausgeführt werden können, und die in die Häfen des vereinten Königreichs und die Besitzungen Ihrer Britischen Majestät eingeführt werden dürfen, so wie alle Erzeugnisse des Bodens, des Gewerb⸗ und Kunst⸗ sleißes des vereinten Königreichs und der Besitzungen Ihrer Briti— schen Majestät, die in die Häfen Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich eingeführt werden dürfen, sollen in jeder Beziehung gegenseitig die nämlichen Privilegien und Freiheiten genießen, und sollen auf ganz gleiche Weise auf den Schiffen des einen, wie auf den Schiffen des anderen der hohen kontrahirenden Theile, eingeführt und ausgeführt werden können.

III. Artikel. Alle Gegenstände, welche nicht Erzeugnisse des Bodens, des Gewerb- und Kunstfleißes der beiden betreffenden Staa— ten oder ihrer Besitzungen sind, und die rechtmäßiger Weise aus den Häfen Oesterreichs, mit Inbegriff jener der Donau, in die Häfen des vereinten Königreichs von Großbrftanien und Irland, von Malta, von Gibraltar und in jene der anderen Besitzungen Ihrer Britischen Majestät auf Oesterreichischen Schiffen eingeführt werden dürfen, sel— len nur denselben Abgaben unterworfen seyn, welche für diese Artikel zu entrichten wären, falls sie auf Englischen Schiffen eingeführt wür— den. Ihre Britische Majestät bewilligt durch den gegenwärtigen Ver— trag dem Handel und der Schifffahrt Oesterreichs alle Bortheile, welche aus den beiden Parlaments-Akten vom 28. August 1833 zur Regulirung des Handels und der Schifffahrt des verciuten König— reichs und der Britischen Besitzungen eutspringen, so wie alle ande— ren Vorrechte in Bezug auf Handel und Schifffahrt, deren sich die meist begünstigten Rationen bereits gegenwärtig erfreuen, oder welche denselben in der Folge durch eingeführte Gesetze, durch Geheime

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fen werden.

Raths-Besehle oder durch Traktate noch gewährt werden dürften. l9V. Artikel. Alle Oesterreichischen Schiffe, welche aus den Häfen der Donau bis einschließlich Galacz kommen, sollen sammt ihren Ladungen in die Häfen des vereinten Königreichs von Groß— britanien und Irland, und aller Besitzungen Ihrer Britischen Maje— stät gerade in derselben Weise, als wenn diese Schiffe direst aus Oesterreichischen Häfen kämen, und mit allen Vorrechten und Freihei— ten, die durch den gegenwärtigen Schifffahrts- und Handels-Vertrag festgesetzt sind, zugelassen werden. In gleicher Weise sollen alle Eng— lischen Schiffe mit ihren Ladungen ganz den Ocsterreichischen gleich— gestellt seyn, und fernerhin gleichgestellt bleiben, so oft diese Englischen Schiffe in die erwähnten Häfen einlaufen oder aus denseiben auslau—

. Artikel. Ju Erwägung des Umstandes, daß die Englischen Schiffe, wenn sie unmittelbar aus anderen Ländern kommen, welche nicht unter der Botmäßigkeit der hohen fontrahirenden Theile stehen, mit ihren Ladungen in die Oesterreichischen Häfen zugelassen werden, ohne irgend andere Abgaben zu bezahlen, als jene, welche Oesterrei— chische Schiffe entrichten müssen, solgen auch die Erzeugnisse des Bo— dens und der Indnstrie jener Theile von Asien und Afrika, welche innerhalb der Meerenge von Gibraltar liegen, und welche in die Hä— en Oesterreichs ßebracht worden sind, von dort auf Oesterreichischen Schiffen direkt in Englische Häfen, auf gleiche Weise und mit den— selben Begünstigungen hinsichtlich aller Abgaben und Vorrechte wie— der ausgeführt werden können, als wenn diese Exzeugnisse in Engli— schen Schiffen aus Oesterreichischen Häfen eingeführt wären.

I. Artikel. Alle Waaren und Handels-Artikel, welche nach den Bestlmmungen des gegenwärtigen Vertrages, oder nach den in den betreffenden Staaten bestehenden Vorschriften und Verordnun⸗ gen sowohl unter Oesterreichischer als unter Englischer Flagge gesetz— lich in die Länder und Hesitzungen der hohen kontrahiren den Mächte eingeführt, oder aus diesen Ländern und Besitzungen ausgeführt wer—

den dürfen, sollen denselben Abgaben unterworfen seyn, es

selbe auf Schiffen des anderen Staates oder auf Rational-S eingeführt werden; und alle Waaren und Handels⸗-Artikel, deren

fuhr aus den Häfen der beiden Sigaten erlaubt ist, sollen zu ür. ben Prämien, Zoll-Erstattungen und Bortheilen berechtigt seyn ah Ausfuhr mag auf Schiffen des einen oder des anderen Staate * schehen. 1

II. Artikel. Alle Waaren und Handels Artikel, welche nd Häfen der Länder und Besitzungen der hohen kontrahirenden Ae eingeführt, niedergelegt oder magazinirt werden, sollen, so lang z im Depot oder Magazin bleiben, und nicht zum Verbrauche im u nern verwendet werden, bei Ihrer Wiederausfuhr derselben Bcha ö lung und deuselben Abgaben unterworfen werden, diese Wicke n ih mag in den Schiffen des einen oder des anderen Staatez 3 sinden.

JIII. Artifel. In feiner Art soll von der Regierung des h

* x ; ne wie des anderen Staates, noch von irgend einer in deren Namen d unter deren Llutorität handelnden Gesellschaft, Corporation, oder! gend einem Agenten, den Erzeugnissen des Bodens und des Gewa und Kunsifleißes des cinen oder des anderen Staates und dessen g sitzungen, wenn Lieselben in die Häfen des anderen Staates eingesstn werden, in Anbetracht der Nationalität des Schiffes, auf tet die Einfuhr dieser Erzeugnisse stattgefunden hätte, bei dem Kan irgend ein direkter oder indirekter Vorzug gegeben werden, indem x die bestimmte Meinung und Absicht der beiden hohen kontrahirendn Mächte ist, daß auf keine Weise in soicher Hinsicht irgend ein ntn schied Platz greifen soll. .

IX. Artikel. In Betreff des Handels-Verkehrs durch Desstt reichische Schiffe mit den Englischen Hesitzungen in Ostindten, will Ihre Britische Majestät ein, den Unterxihanen Sr. K. K. Apestt Majestät alle jene Vortheile und Privilegien zuzugestehen, ig den Genuß, in Folge irgend eines Vertraaes oder irgend einer Pam ments⸗Akte, die Unterthanen oder Bürger der meist begünsfizin Nation gegenwärtig stehen, oder in Zukunft stehen dürften, jtdet mit Unterordnung unter die Gesetze, Normen, Verordnungen um Einschränkungen, welche gegen die Schiffe und Untertbantn jtde anderen fremden Staates, welcher die gleichen Vortbeile und Prfpil— gien zum Behufe des Handels mit den besagten Besitzungen genseft bereits in Anwendung sind, oder in der Folge anwendbar befunden werden dürften.

X- Artikel. Der gegenwärtige Vertrag bezieht sich nicht uf die Schifffahrt und den Küstenhandel zwischen den Häfen eine uQd desselben der beiden kontrahirenden Staaten durch Schiffe des ame, ren Staates, in so weit solche das Verführen von Passagieren, CGi— tern und Handels-Artikeln betreffen, indem diese Schifffahrt und hie, ser Küstenhandel den Rational-Schiffen vorbehalten bleiben.

XI. Artikel. Die Schiffe und Unterthanen der hohen kontn— hirenden Mächte sollen durch den gegen wärtigen Vertrag wechselseittn alle die Vortheile, Vorrechte und Privilegien in den Häfen der he— treffenden Staaten und Besitzungen genießen, welcher sich dermalen der Handel und die Schifffahrt der ineist begünstigten Nationen er, freuen, indem der Zweck ist, den Oesterreichischen Schiffen und Un— terthanen in dem vereinigten Königreiche und in den Britischen Be sitzungen alle jene Vortheile für Schifffahrt und Handel ungeschmü— lert zuzuwenden, welche durch die Ravigations-Akte d. 4. London den A Angust 1833, und durch eine andere Akte von demselben Datum, zur Re gulirung des Handels der auswärtigen Britischen Beßitzungen, zuge— standen worden sind, oder welche durch Geheime Raths-Befehle oder dur Traktate anderen Mächten zugestanden werden dürften; eben so sollen die Englischen Schiffe und Unterthanen in den Häfen und Besitzungen Sy K. K. Apostol. Majestät alle Vorrechte für Schifffahrt und Handel ungt= schmälert genießen, welche durch die bestehenden Gesetze, Vorschriften nn Verordnungen, oder durch Traktate fremden Mächten zugesichert sim, und verpflichten Sich Ihre Majestäten der Katser von Oesterrtic, König von Ungarn und Böhmen, und die Königin des vereinten Kö— nigreichs von Großbritanien und Irland gegenseitig, keine Begünsi—⸗ gungen, Privilegien und Vorrechte irgend einer Ärt in Bezug ah Handel und Schifffahrt den Unterthanen irgend eines anderen Stag, tes zuzugestehen, welche nicht auch zu gleicher Zest auf die Unterthe— nen des einen oder des anderen der hohen kontrahirenden Theile aut— gedehnt würden, und zwar unentgeltlich, wenn die Konzession zn Gunsten des anderen Staats unentgeltlich war, oder so viel möglsh gegen Zugestehung derselben Compensation oder desselben Aequivalentes. falls die Konzession bedingt gewesen seyn sollte.

XII. Artikel. Die Beslimmungen des Artikels VII. der zwi schen den Höfen von Oesterreich, Großbritanien, Hreußen und Ruß— land am 3. November 1815 zu Parts abgeschlossenen Conventson, welche sich auf den Handels-Verkehr zwischen den Staaten St. K. g. Apostolischen Majestät und den vereinten Staaten der Jonischen Inα seln bezieht, soll fernerhin in Kraft bleiben.

XIII. Artike . Gegenwärtiger Vertrag soll, nach erfolgter llu—⸗ terzeichnung und Ratifiziruag, die am 21. Dezember 1829 zu London zwischen der Kaiserl. Oesterreschischen und Köntal. Großbritanischen Regierung abgeschlossene Schifffahrts- und Handels-Conveution er— setzen und bis zum 31. Dezember des Jahres 1848 in Kraft bleiben, und noch über diesen Termin hinaus, bis nach Ablauf von zwölf Me— naten, nachdem einer der hohen kontrahirenden Theile dem anderen seine Absicht zu erkennen gegeben haben wird, seiner Dauer esne Gränze zu setzen. Sie sind nebstbei unter Sich übereingekommen, daß nach Verlauf von zwölf Monaten nach dem Tage, an welchin eine der koutrahirenden Mächte eine solche Erklärung von der ande— ren erhalten haben würde, der gegenwärtige Vertrag ünd alle in dem— selben enthaltenen Bestimmungen für beide Theile aufhören sollen, verbindlich zu seyn.

XIV. Artifel. Der gegenwärtige Vertrag soll ratifizirt und k Ratisications-Urkunden sollen in Wien innerbalb eines Monats, oda wo möglich noch früher, ausgewechselt werden.

Urkund dessen haben die beiderseitigen Bevollmächtigten denselben unterzeichnet und ihre Insiegel beigedrückt. So geschehen zu Wich am 3. Juli des Jahres Ünseres Herrn 1838.

mogen

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. (I. 8.) Metternich. Frederie James Lamb.“

Die Hannoversche Zeitung schreibt aus Wien vom 11. Oktober: „Man vernimmt hier, daß Herr v. Pilat die Redaction des Hesterreichischen Beobachters niederzulegen gesonnen sey, und das Blatt in dieser Gestaltung dann auf— hoͤren werde. Dagegen soll ein anderes neu entstandenes halb— politisches Blatt zu einer Zeitung umgestaltet werden. Herr v. Pilat, gegenwartig Hof⸗Secretair bei der Staats-Kanzlei im außerordentlichen Dienste, wuͤrde dann wahrscheinlich in die regelmäßige Carriere treten und Gelegenheit zur Beruͤcksichti— gung seiner vielen Verdienste finden.“

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Rom, 8. Okt. Die Anrede, die der Tuͤrkische Minister, Redschid Pascha, bei der bereits mehrfach erwähnten Audienz an den Papst hielt, lautete, nach dem Diario, folgendermaßen: „Se. Hoheit der Sultan Mahmud hat mit großer Freude die wohlwollende Aufnahme vernommen, welche Ew. Helligkeit sei— nem Botschafter am Franzoͤsischen Hofe (Achmed Fethi Pascha) angedeihen ließen. Ich schaͤtze mich gluͤcklich, einen Anlaß zu haben, diese Gefuͤhle meines Erlauchten Gebieters an den Tag legen zu koͤnnen. Ich hoffe, daß diese ersten Beziehungen, welche der außerordentlichen Willfaͤhrigkeit und lieben swür digen Gefaͤlligkeit Ew. Heiligkeit ihren Ürsprung verdanken, andere, dem heiligen Stuhl und dem Ottomanischen Reiche eben so an, genehme als nuͤtzliche Verbindungen zur Folge haben werden. Der Papst erwiederte diese Anrede in den huldvollsten Aus— drucken und gab dem Pascha zu erkennen, wie sehr er die un— parteiische Gerechtigkeit, mit welcher der Sultan Mahmud die

in seinem weiten Reiche wohnenden Katholiken beschuͤtze, zu

atzen wisse und auf deren Fortdauer zähle. Se. Heiligkeit aterließ nicht, dem Redschid Pascha dringend ans Herz zu le, n, die Katholiken bei seinem Gebieter zu vertreten, welchem 9 sie aufs neue und mit Wärme in seinem Namen zu empfeh— 4 ersuchte. Der Pascha zeigte sich geruͤhrt von der huldvol— en Aufnahme, mit welcher ihn Se. Heiligkeit beehrte, und ver— scrach, die Wunsche des Papstes aufs wirksamste und zu seiner zufriedenheit zu erfuͤllen. Der Kardinal Mezzofanti, den der Hapst zu dieser Audienz beschieden hatte, war gegenwartig und flente hierbei als Dolmetsch der gegenseltigen Aeußerungen. Die Konferenz, welche NRedschid Pascha späterhin mit dem Kar— final. Staats ⸗Secretair Lambruschini hatte, drehte sich fast um feselben Gegenstaͤnde und fiel gleichfalls zu beiderseitiger Zu—

seiedenheit aus. Türkei.

Salonichi, 22. Sept. 6 de Smyrne ) Die Besorgnisse wegen einiger im Innern vorgekommenen Pestfaͤlle sind ganzlich verschwunden, da es den weisen Anordnungen der Behoͤrden gelungen ist, die weitere Verbreitung der Krankheit n verhindern. Ein Aga, der bei der Ausfuͤhrung der ange— irdneten Maßregeln nicht den gehörigen Eifer bewiesen, ist so— srt abgesetzt worden. Dies Beispiel der Strenge hat einen guten Eindruck gemacht. ö

Man erwartet hier nächstens Mustapha Nuri Pascha, Nuschir von Rumelien, dessen gewohnliche Residenz Janina st. Keinem ist es bis jetzt so gegluͤckt, die Ruhe in Albanien wieder herzustellen, wie ihm; das Gute, welches er dort gestif— tet, ist unberechenbar. Es ist ihm gelungen, die Häuptlinge, weiche sich seinen Vorgängern stets feindselig bewiesen, und un— ter denen sich der bekannte Tafil-Busi befindet, um sich zu ver— sammeln und sie zu treuen Unterthanen zu machen. Bekanntlich wurde die sehr zahlreiche christliche Bevölkerung in Albanien stets duch die Intoleranz der Muselmaͤnnischen Unterthanen mehr per weniger unterdruͤckt. Dieser Zustand der Dinge erregte hie ganze Aufmerksamkeit Mustapha Nuri Pascha's, und er trwirkte einen speziellen Ferman, worin der Grundsatz der voll— sommenen Gleichheit aller Unterthanen der Pforte, zu welchem Glauben sie sich auchbekennen mogen, aufgestellt wird. Dieser Ferman wurde in allen Moscheen und Kirchen bekannt gemacht und ein Je— der, der sich eine Verletzung desselben zu Schulden kommen laßt, mit den strengsten Strafen bedroht. Außer mehreren anderen Personen ist auch Nedschib Bey, Intendant der Stadt Larissa, der zahlreicher Unterschleife überfuͤhrt worden war, durch Mustapha Pascha seines Amtes entsetzt und dies Amt einer aus mehreren Mit— gliedern bestehenden Kommission uͤbertragen worden. Der Aga von Vodina, gegen den zahlreiche Klagen erhoben worden, ist nach Janina berufen, wo sein Benehmen streng untersucht wird.

Die Verbannung des Erzbischofs von Janina ist noch immer Gegenstand des Gespräͤchs. Man sagt, es wuͤrden noch einige Personen sein Schicksal theilen.

Die große Wachsamkeit, mit der man seit einiger Zeit den piraten uͤberall auflauert, schien sie aus den hiesigen Gewaͤssern entfernt zu haben, indeß beweist n,, . Vorfall das Ge— gentheil und zeigt zugleich, welcher Kuͤhnheit diese Elenden saͤhig sind. Ein Juͤdischer Kaufmann und ein Griechischer Fak— tor, die sich, der Erstere mit einigen Waaren, der Letztere mit etwa 15,000 Piastern in einem Boote von hier nach Karitza begeben wollten, sind vollig ausgepluͤndert worden. Der Grieche wurde durch die Räuber uͤberdies noch gezwungen, an seine Aeltern zu schreiben und sie zu bitten, ihm eine gleiche Summe wie die, welche die Rauber ihm abgenommen, als koͤsegeld zu uͤbersenden. Die Mannschaft eines anderen See— raͤuber⸗Schiffes, das in der Bucht von Monte Santo von

einem, wie man glaubt, Tuͤrkischen Schiffe verfolgt wurde, ret—

tete sich dadurch, daß sie ans Land gingen und ihr Schiff ver senkten. Die Bemannung des Kriegsschiffes ließ sich durch ihren Eifer hinreißen, ebenfalls ans Land zu gehen, und die Piraten zu verfolgen, wo sie indeß bei dem unguͤnstigen Terrain zehn Mann verloren. Die Rauber entkamen unter dem Schutze der Nacht.

Smyrna, 29. Sept. Unsere Nachrichten aus Aidin rei— hen bis zum Tästen. Tahir Pascha war mit einem zahlreichen Gesolge und einem Detaschement Lanciers am 20sten von Aidin

ahgegangen, um alle Dorfer seines Sandschaks zu besuchen und dann sich nach Magnesia zu begeben. Kurz vor seiner Abreise hat er einen Ferman bekannt gemacht, wodurch allen Personen der Eintritt in die Stadt untersagt wird, die nicht mit einem Teekere von den Behörden des Ortes, von dem sie kommen, versehen sind. Diese Maßregel, die streng aufrecht erhalten wird, hat den besten Erfolg fuͤr die Sicherheit der Wege, und nan kann jetzt ohne die geringste Gefahr uberall in dem Sand schack reisen.

Hussein Bey, der abermals zum Gouverneur von Smyrna hannt worden ist, wird am naͤchsten Mittwoch mit dem Dampfboote „Stambul“ hier erwartet.

Ein Corps von 800 Mann der Miliz von Aidin und Magnesia, welches seit vier Monaten sich hier befand und nun wlig einexercirt ist, hat am 26sten seinen Marsch nach Mag— nesia angetreten und wird, nachdem es vor Tahir Pascha die Revue passirt hat, in seine Heimath zuruͤckkehren. Eine gleiche Anzahl von Rekruten ist bereits hier angekommen.

Dem Bericht des Griechischen Konsuls zufolge, hat der Befehls haber der Griechischen Flotille im Archipel, Vice-Admi—⸗ Ul Kanaris, den Kutter „Nautilus“ unter dem Befehl des Hydriotischen Capitain Koskorost von der Insel Syra abge— sandt, um die Piraten aufzusuchen, welche die Hollaͤndische Brigg „Hendrica Elisabeth“ plünderten und versenkten. Nach einem Ihntaͤgigen vergeblichen Kreuzen ist der Capitain Koskorosi am Honntag Morgen hier angekommen und hat dem Griechischen Vansul die Deigils seiner Nachforschungen, so wie Briefe vom ee Admiral Kanaris mitgetheilt. In Folge dieser Briefe hat i. Konsul dem Capitain aufs neue den Befehl zugehen lassen, er zuglich nach den Inseln Samos und Ikarta abzugehen nde die dortigen Häfen genau zu durchsuchen, da man ver— muthe, daß die Seeräuber sich dort verborgen hielten.

Inland. Breslau, 19. Ott. Grundstein legung. Die

e eue Zeitung enthalt aus dem Frankensteiner Kreise 9. stehende Mittheilung. Fur hiesige Gegend war der 15. Ok, er diesesmal ein doppelter Festtag, indem mehrere Tausend hen schen jedes Standes und Alters nach Kamenz wallfahrte— ani m der feierlichen Grundlegung beizuwohnen, welche Ihre 3 M Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Aibrecht em dort unternommenen grandtosen Schloßbau, in zarter

1207 den Sonnenschein, und die gleichsam lebend und beweglich ge—

wordene Berglehne uber dem majestäͤtischen Tempel des ehema—

ligen Cisterzienser⸗Stists, im Umkreise des begruͤndeten Schlosses

mit den weithinflaggenden, wohlbekannten, verwandten und innigst

verbundenen Farben geschmuͤckt, gewährte einen bezaubernden An—

blick. Der dadurch gehobene Enthusiasmus der versammelten

Volksmenge wurde noch hoͤher gespannt, als die beim Bau be—

schaͤftigten Arbeiter, gegen 800 an der Zahl, eine Abtheilung

ehrenwerther Bergmänner mit ihrer militairischen Musik an

der Spitze, durch Schilde und Fahnen nach Gewerken abge—

theilt und von ihren Meistern angeführt, den Grundstein nach der Kirche und aus ihr an den Ort seiner Bestimmung gelei—

teten. Als aber bald darauf Ihre Königl. Hoheiten in Be—

gleitung der hoͤchsten Behörden der Provinz dem Berge sich näherten, entstand eine merkwuͤrdige Stille, die jedoch nach we— nigen Augenblicken in den lautesten Jubel ausbrach und erst dann wiederkehrte, als die Urkunden, welche der Grundstein bewahren soll, öffentlich vorgetragen und die symbolischen Ham—

merschlaͤge vollzogen wurden. Wer hätte aber auch nicht schwei— gen wollen bei den gewichtigen Worten, die unser verehrter Ober⸗-Praͤsident, den Hammer in der Hand, aus und zu Aller Herzen sprach fuͤr das Gedeihen des Baues, das haͤusliche Gluͤck seiner Durchlauchtigsten Unternehmer, das Wohl des ge— feierten Thronerben, den reichlichsten Segen auf das Haupt unseres heißgeliebten Königs und den Ruhm seines Reiches!

Am 14ten d. fand zu Erdmanns dorf die feierliche Installirung des bei dieser und der Zillerthaler Gemeinde an— gestellten Predigers Roth, so wie die Einweihung des Betsaals . Gottesackers, im Beisegn des Herrn Ministers Rother

att.

Am verflossenen Sonnabend trafen Se. Durchlaucht der regierende Herzog von Braunschweig in Begleitung des Hofmarschalls von Buͤlow in Syhbillenort ein, wo Hoͤchstderselbe sich, dem Vernehmen nach, vierzehn Tage aufhalten wird.

Koln, 18. Okt. (Rhein. Prov. Bl. Gewerbli— ches. Mit dem Monat Maͤrz d. J. hat auch der Kauf— mann F. A. Jung von Elberfeld angefangen, seine bedeutende Baumwoll-Spinnerei zu Hammerstein bei Sonnborn in Be— trieb zu setzen. Da aber die Arbeiter dafuͤr erst angezogen und eingeübt werden muͤssen, so kann nur langsam damit vorgeschrit— ten werden, und es wird noch viele Zeit und Muͤhe kosten, bis alle Saͤle in dem großen, 7 Stock hohen Gebaͤude vollstaͤndig besetzt sind. Dennoch werden gegenwärtig schon an 300 Men— schen beschäftigt, und bis zum Schluß dieses Jahres werden 15,0090 produzirende Spindeln mit allen dazu gehörigen Vor, bereitungs-Maschinen im Betriebe sich befinden.

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Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Ausstellung auf der Königlichen Akademie der Kuͤn st e.

Unter den alttestamentlichen Darstellunzen zeichnen fich zwei der Konkurrenz Bilder von der letzten alademischen Preis⸗-Bewerbung aus. Wie schon in diesen Blättern gemeldet worden, war die ü. Jakob zerreißt sein Gewand in Trauer um seinen Sohn Jeseph, als ihm dessen Tod gemeldet wird. Das Bild von Cretius erhielt von der Akademie den Preis, den es gewiß verdient hat, wiewohl einer der Bewerber, Rosenfelder aus Breslau, Schüler des Professor Hensel, ihm denselben in der Auffassung einzelner Figuren fast strei— lig macht. Diesem letzteren ist namentlich das Zerreißen des Gewan⸗ des im Schmerz überaus gelungen, namentlich tritt in der Haupt⸗ figur die Orientalische Aeußerung des Schmerzes sehr charakteri⸗ stisch hervor; demnächst ist der eine Bruder eine schöne Figur, welcher den Bater beobachtet und von dessen Schmerz innerlich ge— rührt wird; man sieht gleichsam das Aufzucken des mitgefühlten Schmerzes. Derjenige dagegen, welcher die Botschaft vorträgt, läßt gleichgültiger; der Künstler hat in ihm nicht gerade den Bösewicht charakterisiren wollen, aber auch die Lüge wird nicht recht anschaulich. Er zeigt nur eben mit der Hand auf den blutigen Fleck des Gewandes, welches Joseph getragen, und der Ausdruck dieser Be— wegung behält etwas Äeußerliches und Grelles. Der Sieger hat das Zerreißen des Gewandes nur durch eine leichte Bewegung der linken Hand angedeutet, mit der rechten loßt er Jakob das Gewand des Jofeph auf seinem Schoß halten, sein Blick stiert auf dieses Ge— wand hin. Allerdings hat er hiermit den nächsten Sinn der Aufgabe umgangen, dafür eröffnet er uns aber unerwartet eine eigenthümlich schöne Auffasfung. Wie wahr ist es, daß der Greis das vermeintliche Be⸗ weismittel von dem Tode seines Sohnes mit Wehmuth betrachtet und daß er sich im Schmerz anklammert an das letzte körperliche Ueberbleibsel. Der Affekt ist nicht in seiner Höhe genommen, allein er wirkt um so innerlicher und nachhaltiger. Die Intention wird noch dadurch verstärkt, daß die Tochter, welche sich an den Vater an— schmiegt, eben so starr ihren Blick auf das blutige Gewand hefiet. Nun tritt hier aber besonders der rührende Sinn der Aufgabe deut— licher hervor, sofern nämlich der Kontrast der erlogenen Erzählung und des wahren Schmerzes trefflich verauschaulicht ist. Man sieht hier recht, wie der Erzählende mit Eifer und Beredsamkeit seiner Aussage Nachdruck verschaffen will, während sein Begleiter das Antlitz mit der Hand verdeckt. Die Figuren sind mit Freiheit und Gewandtheit gesteilt, das Ganze in sich wohl zusammenhängend und voll natürli⸗ chen dramatischen Lebens. Beide Bewerber haben uicht nur der Aufgabe Genüge geleistet, soudern haben, in den Sinn der Hand lung eindringend, Kunstwerke geschaffen, welche sich vor vielen auf der Ausstellung hervorheben; wir tönnen daran wieder die Bemer— kung machen, daß gestellte Aufgaben häufig dem Künstler einen hö— heren Schwung geben, als selbstgewäblte. Im letzteren Falle stehen Gegenstand und Talent auf gleicher Basis, dort aber kann der in- wohnende Gehalt der Poesit den Künstler selbst über seine Kraft hinaus mit fortreißen, je mehr und je länger er sich in den Gegen— stand vertieft. Der Künstler muß aus seiner Subjektivität berausge— hen, und nur im Ringen mit Stoffen, die ihm zunächst fremd stnd, wächst die fünstlerische Kraft. Wir sehen gar häufig Kuust— werke nur deshalb mißlingen, weil die Aufgaben ihren Urhebern zu leicht waren und nicht ihre volle Kraft in Anspruch nahmen.

Dies möchten wir namentlich einigen jüngeren Künstlern aus der Düsseldorfer Schule zu bedenken geben, denn ihrer mehrere haben ein schönes Talent an Vorwürfe gewandt, welche viel zu wenig be— stimmte Handlung enthalten und nur als ein Vehikel gelten können, Figu⸗ ren zusammenzustellen, die den Künstlern bereits geldufig und uns freilich auch genugsam bekannt sind. Dahin gehören die vielen Dar— stellungen von sitzenden Paaren, welche uns die vorige Ausstellung von den angehenden Kunstjüngern aus Düsseldorf brachte; diesmal haben sie sich, was sehr zu loben ist, mehr an biblische, und nicht wenige unter ihnen an alitestamentliche Gegenstände gehalten; den— noch gingen sie auch hier noch in ähnlicher Weise zu Werke, indem sie öfters Momente von zu geringer poetischer Bedeutung wählten, oder sich wohl auch auf das verirrten, was nicht wohl in malerischer Darstellung gelingen kann.

Bendir, aus Berlin in Düsseldorf, bildet uns den Propheten Elias ab, wie er verschmachtend in sich zusammengebückt am Boden dasitzt und die Wittwe von Zarpath ihm hinterwärts Speise und Trank darbringt. Wird dergleichen in cyklischen Darstellungen ge⸗ malt, wie denn oft geschehen, so darf die Forderung sich nicht so hoch steigern, allein für ein einzelnes Bild ist der Gegensiand, wir gesteben es, zu wenig; das ist eine Abbildung, wie man zuletzt Alles abbilden fann, allein es ist keine künstlerische Ersindnuug. Auch kann in dem Elias, welcher dem körperlichen Bedürfniß erliegt, nicht der mit Got—

be nrrunz an den geliebten Bruder, unsern allverehrten Kron— hen, auf diesen Tag verlegt hatten. Der Himmel gab dauern

teskraft gerüstete Prophet zur Anschauung kemmen. Daß Erbardt, von dem wir auf früheren Ausstellungen schon viel Ansprechendes gesehen,

diesmal init seinem Gilde wenig Erfelg bat, möchten wir gleichfalls nur der vergriffenen Wahl des Gegeustandes zuschreiben. Er hat eine Stelle aus dem bohen Liede vorstellen wollen, diesem Gedicht, das eine Allegorie von so kübn orientalisscher Weise einschließt, daß selbst nambafte Theologen darin nichts mehr als ein bioßes Liebeslied erkennen woll— ten. Der Künsiler bat Kap. 8 VB. A gewählt: „Ich beschwöre euch, ibr Töchter Jerusalem, daß ihr meine Liebe nicht aufwecket nech regen, bis daß es ihr selbst gefälle.“ Und wie ist es vorgestellt? Links sitzt eine Mädchen- Gesitalt, welche ib Haupt auf eine Brüstung ge⸗ lehnt hat, rechts sitzen drei andere Mäkchen; eine junge männiiche 2 mit der Krone auf dem Haupt steigt zwischen ihnen erne tufe empor und deutet jenen etwas mit der Hand. Daß dies on und für sich eine allgemein verständliche und zugleich pöetische Bedeu— tung habe, läßt sich nicht behaupten, und wie sollte wohl ein unbe⸗ fangener Beschauer auf den Gedanken gerathen, daß unter den artigen schlafenden Mädchen, umgeben von so schönen und freundlichen Gespielinnen, die christliche Kirche ju veistehrn sey! Das Bild macht entweder gar keinen Eindruck, oder einen, der weit entfernt ist von dem Sinn der Urkunde. Ueberhaupt aber läßt das Lyrisch-Aphoristische des hohen Liedes, ganz abgeseben, eb es al— legorisch gemeint seo oder nicht, so weniz von plastischen Gesialten in jener Steue bervortreten, daß man in der That nur schwer ver⸗ steht, wie eine Kunst, die ihrem Wesen nach das körperlich Bestimmte und Cbaraftervolle suchen mnß, sich bier gerade umgekehrt nach dem ganz Unbestimmten und Zerfließenden hingezogen füblen könnte. Wir halten es für unsere Pflicht, hierauf hinzuweisen, um so mehr, da wir schon früher einen reiferen Künstler dieser Schule, Julius Hüb— ner, denselben Weg hetreten sahen, indem er aus eben diesem Kapi⸗ tel den nächsten Vers: „Wer ist die herauf sähret von der Wüsten und lehnet sich auf ibren Freund?“ dadurch vorzustellen meinte, daß eine weibliche Figur sich auf eine männliche lehnte. Abraham mit seinen beiden Weibern bein Untergang Sodoms und Gomorras, von J. G. Meer in Düsselderf, ist schon ein besserer Gegenstand für bildende Kunst; aber in der Art, wie der junge Künstler ihn behandelt hat, bleiht das Bild doch auch nur ein Nachzügler der trauernden Juden. Der Erzrater sitzt inmitten sei⸗ ner Frauen, klagend bebt er sein Haupt gen Himmel; das eine Weib verbirgt ihr Antlitz auf seinem Schooß, die andere hat ein Kind an der Brust; im Hintergrunde die Flammen der brennenden Stadt, jedoch obne daß der Effekt der Feuer-Beleuchtunz sich im Bilde gel⸗ tend machte. Original dagegen und ven recht geistreich!r Erfindung tst ein kleines Gemälde von Hermann aus Koblenz in Düsseldorf: Jakob und die Himmels-Leiter. Jakob schläft, die Engel, die er im Traum sieht, sieigen zu ihm berab; eigentbhämlich ist besonders die Darstellung der Leiter, denn zwei starke Lichtstrablen werden von

kleinen Wölkchen, welche die Sprossen bilden, durchkreuzt. Auf letz⸗ teren wandeln die Himmlischen herab, fromm und nair, aber ein wenig gar zu symmetrisch und die Raivetät ist nicht

ganz eins echte, d. h. ungesuchte. Eine recht schwierige, aber, wenn nit aufrichtig seyn sollen, seltsame Aufgabe hat sich Zim— mermann in Düsseldorf gestellt: Jakob, nachdem er mit dem En⸗ zel gerungen, wird von ihm gesegnet. Die Stelle der Urkunde (1. Buch . z2, 26) gehört gerade auch zu denen, deren Vorstellung uns wegen shres grauen Alterthums ehrwürdig seyn muß, die aber keine genaue Vergegenwärtigung durch darstellende Kunst zulassen. Jakob kat mit dem Engel gerungen und will diesen nicht loslassen, bevor er ihn seg⸗ net. ÄAbgefehen von der sonstigen Dunkelheit der Stelle, so find Kampf und Segen zu verschiedene Borstellungen, als daß man sie nahe in einer Darstellung vereinigen könnte. Es kann gar nicht feb⸗ len, daß beide Figuren den Beschauer kalt lassen und ihn verlegeu machen, denn dle Situation ist eben so unklar als peinlich. Die heilige Schrift gewährt in den Büchern des alten wie des neuen Te⸗ staments einen so unerschöpflichen Reichithum an augsdrucksvellen Momenten, die der Phantasie des Künstlers sichtre Gestalten zufüh⸗ ren können, daß ein so häufiges Hervorsuchen gerade des Ungünstigen um se mehr befremden muß. . . . Der Composition nach, ein recht verdienstliches Bild, das nur lei⸗

der durch seinen Farben-Eindruck nicht auf gleiche Weise anzieht, ist das von Jakob Bachta in Koblenz: der junge Tobias, welcher sei⸗ nem Batet die Augen heilt. Tobias ist eben damit beschäftigt, seines erblindeten Vaters Augen, wie ihn der Engel gelehrt hat, mit der Fischgalle zu salben. Er ihut dies mit Liebe und Sorgfalt, und der alte Pater zeigt in seinem Gesicht den Ausdruck der stillen gläubigen Geduld während der Operatien; sein Weib schaut voll Andacht zu und hinten erscheint die edle Gestalt des Engels, welcher selbst, ein Gefäß dachaltend, bei dieser Handlung Dienste zu leisten scheint. Wie das Ganze, so ist auch die Zeichnung im Einzelnen voll Gefühl, aber etwas scheu, dagegen die Malerei allzu flau und unentschlossen und die Färbung monoton. Endlich ist unter den alttestamentlichen Darstellungen nur noch ein Bild von Wagner aus Hensel's Schule, gegenwartig in . zu nennen:; David schonet des Saul in der öhle; ein Effektstück in oberflächlicher Manier, mit dominirendem

chwarz in allen Schatten. Gr.

Wien. Der Enckesche Komet zeigt sich noch immer als ein äußerst lichtschwacher vollkommen kernloser Rebel, der wenigstens an unserem Himmel nur eben mit den stärksten Feruröhren wahrnehm— har ist Und wohl noch einige Zeit keiner genaueren Beobachtung wird unterworfen werden können. Er steht übrigens, der darüber gemachten Boraussage völlig gemäß, gegenwärtig in der Mitte zwi⸗ schen den Sternen H und ve im Perseus, und bewegt sich auf F der Cassiopeja zu, welchen Stern er um den 22. Oktober erreichen wird. Da er den 7. November der Erde am nächsten kommt, so wird die für Nicht-A Astronomen interessanteste Periode seiner diesmaligen Er⸗ scheinung in das Ende dieses und in die erste Hälfte des künftigen Monats fallen. K. von Littrow.“

Aus würtißge Börsen. Amsterdam, 16. Oktober.

Niederl. wirkl. Schuld Ss 3/163. SO do. 1018/5. Kanz. Bill. 24299. 5„s9 Span. 1613616. Passive Ausg. Scmh. . Linsl. Prauss. Präm. - Seb. —. oln. 1185/5. Cesterr. Met. —— .

* Antwerpen, 15. Oktober.

Linsl. S3... Neue Anl. 1613/19. Br. ,a. G.

Hamburg, 19. Oktober.

Bank. Actien 1420. 1189. Engl. Russ. 1681/73. 5 Port. do. 39, Neue Anl.

London, 13. Oktober.

Cons. 8 gas/ss. Belg. Neue Anl. 18335. PFassive As /. Ausg. Seh. 75a. 21/209 Holl. 3a 18. S0 a So / Port. 3812.

do. 30/ᷣσ 21169. Engl. Russ. —. Bras. 783/,. Colunb. 2356. Mex. 2317. Peru 18. Chili -= . Wien, 16. Oktober. Ba/9 Met. 1077/55. MoM jooë /s. z0, 7os! /s 210, 6, . Bank-Actien 146114. Neue Anl. —. Königliche Schauspiele. Montag, 22. Okt. Im Schauspielhause: Der Pflege—

vater, Schauspiel in à Abth., vom Verfasser von „Luͤge und

Wahrheit“. Hierauf, zum erstenmale wiederholt: Die Dop— pelleiter, komische Oper in 1 Akt, nach Planard. Musik von Ambroise Thomas. Deutsche Bearbeitung von C. Blum.

Dienstag. 23. Okt. Im Schauspielhause, zum erstenmale wiederholt: Das laute Geheimniß, romantisches Lustspiel in 5 Abth., frei nach Carlo Gozzi, von C. Blum.

Königsstädtisches Theater. Montag, 22. Okt. Lucia von Lammermoor. Oper in 3 Akten, nach dem Italtaäͤnischen des Salvatore Cammerano.

Musik von Donizetti.

In Vertretung des Redacteurs: Wentzel.

druch bei A. R. Sayn.

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