1838 / 294 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Der Prinz von Audih ist von seiner Reise durch die Ma— nufaktur⸗Bezirke und durch einen Theil von Schottland und Irland wieder hier eingetroffen.

Am Sonnabend langte in Falmouth das Dampfboot „Bra—⸗ ganza“ mit der Lissaboner Post vom 9gten d. an, aber erst heute wurden die Briefe in London ausgegeben, obgleich die—⸗ selben, wie von hiesigen Blaͤttern bemerkt wird, sehr fuͤglich schon gestern haͤtten hier seyn koͤnnen, wenn das Postamt zu Falmouth sich mit der Sortirung der Briefe etwas mehr be— eilt oder sie mit einem Expressen nach London befoͤrdert hätte. Es werden daher neue Klagen uͤber die Post-Verwaltung er— hoben, und die ministeriellen Zeitungen schreiben es zum Theil dem Oberhause zu, daß so manchem Uebelstande noch nicht ab— geholfen sey, da dasselbe die in der letzten Session vom Kanzler der Schatzkammer in dieser Hinsicht dem Parlamente gemach— ten und vom Unterhause auch angenommenen Vorschlaͤge ver— worfen habe.

Am gestrigen Getraidemarkt war die Zufuhr von Engli— schem Weizen nur gering, und fuͤr die besten Sorten wurden willig die Preise von voriger Woche gezahlt, die schlechteren aber waren schwer anzubringen. In den guten und Mittel— Sorten von fremdem Weizen war viel Umsatz, und man zahlte fuͤr den Quarter mitunter 1 Shilling mehr, als vor acht Ta— gen. Die Zoͤlle sind wieder um 4 Shilling gestiegen.

In der ministeriellen Morning Chronicle liest man: „Die Herren, denen so viel Erfindungs-Talent inwohnt, haben sich von Spanien ganz und gar nach dem Orient gewendet; die „Augsburger Zeitung“ aber findet fuͤr Alles Raum, was sie zusammenschreiben, und faͤhrt fort in ihren drohenden Auf— schlüssen uͤber die orientalischen Angelegenheiten. Da hoͤren wir von der Aufstellung einer Russischen Armee in den suͤdlichen Provinzen und an den Kuͤsten des Schwarzen Meeres. Eine andere Russische Armee laßt man im Osten des Kaspischen Mee— res gegen Chiwa marschiren, wahrend eine dritte laͤngst von Teheran Besitz genommen hat. Eine vierte, wenn wir nicht irren, wird in Bessarabien zusammengezogen. Wir selbst ferner,

wir Briten, sind nicht nur in Abuschehr gelandet, sondern auch nach Schiras vorgeruͤckt und haben das Königreich Lalla Rukh's nicht ohne Kampf und Blutvergießen erobert. Dann ha— ben wir in großen Buchstaben einen Offensiv⸗ und Defensiv— Traktat mit der Tuͤrkei gegen Persien unterzeichnet, so sehr fuͤrchten wir uns vor diesem maͤchtigen Lande. Die Nachricht wurde ohne Zweifel wichtig seyn, wenn sie nur wahr ware. Sie ist jedoch nicht nur faktisch ganz ungegruͤndet, sondern die Mittheilung derselben verraͤth auch einen hohen Grad von Unwissen⸗ 9 auf Seiten des Korrespondenten, sowohl was die Lage der

uͤrkei als was die Politik Englands betrifft. Die Britische Regierung muß zu gut wissen, daß nur in Friedenszeiten die Tuͤrkei wieder zu der Kraft und Staͤrke gelangen kann, die durch den Krieg erschoͤpft worden. Die Tuͤrkei mit ihren Nach— barn in Frieden zu erhalten, muß England eben so sehr wuͤn— schen, wie es im Interesse des Sultans selbst liegt. Von einem Offensiv⸗ und Defensiv-⸗Buͤndniß gegen Persien hat die Tuͤrkei nichts zu hoffen, und die Gefahr eines Angriffs von Seiten des Schachs scheint nicht eben sehr drohend zu seyn. Was den Antheil der Tuͤrkei an diesem Buͤndniß anbelangt, so ist es wohl keine übertriebene Schaͤtzung von Englands Macht, wenn man die Meinung hegt, daß wir auch ohne des Sultans Huͤlfe im Stande seyn duͤrften, uns gegen Persien zu vertheidigen. Wenn ein vernuͤnftiger politischer Zweck uns zu einer Kollision mit den Truppen noͤthigen sollte, die eiligst von ihren Heldenthaten vor Herat zuruͤckkehren, oder gar mit jenen furchtbaren Zeitungs“ Heeren an der suͤdlichen Graͤnze von Rußland, so wuͤrden wir, wie hohen Werth wir auch auf eine Allianz mit der Turkei le— gen moͤchten, schwerlich ihren Edelmuth so weit in Anspruch nehmen und sie um ihren Beistand in einem selchen Kampfe ersuchen. Man sagt ferner, wir haͤtten die Tuͤrkische Flotte veranlaßt, mit der unsrigen zusammen zu segeln, nicht bloß aus freundschaftlichen Gefuͤhlen oder um die Tuͤrken zu vervoll— kommnen, sondern um gegen Alexandrien zu segeln und es zu zerstoͤren, wenn der Pascha unseren Wuͤnschen nicht nachgaͤbe. Aber, wie es scheint, haben wir eben so wohl Versoͤhnung wie Drohung angewandt und wollen dem Pascha und seinen Nach— kommen Aegypten garantiren. Endlich hat der Pascha von Aegypten mit Hinsicht auf den die Monopole abschaffenden Handels-Traktat zwoͤlf verschiedene Anreden an die Konsuln von Frankreich und England gehalten, alle offiziell und alle ganz verschieden von einander. Und doch werden die eigenen Worte des Pascha's angefuͤhrt und mitgetheilt. Mitten unter diesem Ueberfluß an Nachrichten moͤchte es fuͤr uns wohl das Weiseste seyn, uns ganz still zu verhalten, da die Erwaͤhnung einer Luͤge an einem Tage uns die Muͤhe machen wuͤrde, ihr am naͤchsten zu widersprechen.“

Man hat Nachrichten aus Bombay bis zum 13. Juni, die eine baldige Wiederherstellung der regelmäßigen Verbindung mit England erwarten lassen. Ein Geruͤcht, als habe sich der Gouverneur von Schiras gegen den Schach von Persien em— poͤrt, will die Morning . nur als Geruͤcht gelten lassen, giebt aber als gewiß an, daß der Prinz, den jener Gou— verneur zum Schach ausrufen wollte, ein Oheim des regieren— den Schachs, zur Zeit der angeblichen Empoͤrung heimlich und unerwartet Bagdad, wo er sich aufhielt, verlassen habe.

Die neuesten Nachrichten aus Kanada gehen bis zum 11. September. Die vier Individuen, denen wegen der Ermor—

dung Chartrand's der Prozeß gemacht war, sind von der Jury

reigesprochen worden, was zu Montreal großes Aufsehen erregt hatte und hiesige ministerielle Blatter zu der Bemerkung veran— laßt, daß bei dem jetzigen aufgeregten Zustande Kanada's die Geschworenen-Gerichte dort den Zwecken der oͤffentlichen Ge— rechtigkeit nicht entspraͤchen. tit Bezug auf die Englisch— Nord-Amerikanische Graͤnz-Streitigkeit hatte man erfahren,

daß der Gouverneur von Maine drei Kommissarien er— nannt habe, um die Gränze abzustecken; man glaubte aber nicht, daß dies zu Feindseligkeiten fuͤhren wurde,

da der Gouverneur von Neu⸗Braunschweig beordert war, die Sache ruhig geschehen zu laffen, so lange die Behoͤr— den sich auf eine bloß formelle Absteckung der Graͤnze beschraͤnk— ten und nicht Miene machten, einen Theil des streitigen Ge— biets wirklich in Besitz zu nehmen. In einem Englischen Pro— vinzial⸗Blatt las man gestern folgende Nachricht, als angebli— chen Auszug aus einem Privat-Schreiben aus New-York vom 19. September: „Es wird hier fuͤr gewiß gehalten, daß Lord Durham gleich nach Empfang der letzten Depeschen von der Britischen Regierung seine Statthalterschaft niedergelegt habe.“ Die ministeriellen Blatter halten jedoch diese Nachricht kaum der Widerlegung werth und erklären bloß deshalb, weil ein Londoner WMorgenblatt heute sogar in einer zweiten Ausgabe erschien, um sie szinen Lesern noch mitzutheilen, dieselbe fur voll— kommen ungegruͤndet.

1210

man in New⸗Orleans die Nachricht, daß die Indianer aus dem Gebiet der Vereinigten Staaten einen Einfall in Texas gemacht hatten und bis auf 15 Englische Meilen von Nacog— doches vorgeruͤckt waren. General Houston hatte bei dem Nord ⸗Amerikanischen General Jessup um Huͤlfe nachgesucht, und man glaubte, daß dieser noͤthigenfalls Truppen in Texas einruͤcken lassen werde. Das gelbe Fieber in Charleston hatte noch nicht nachgelassen. Man zaͤhlte 81 Todte in vierzehn Ta— gen, und dabei war die Hitze noch im Zunehmen. aͤhrend der letzten Stuͤrme war das Linienschiff „Pennsylvania“ bei Norfolk auf den Strand geworfen worden. Nachrichten aus Hayti zufolge, war daselbst das neue Zoll-Gesetz erschienen, welches die Zölle im Durchschnitt um 25pCt. reduzirt.

Aus Valparaiso hat man Nachrichten vom 22. Juli erhalten, welche es bestätigen, daß die Chilische Flotte, aus 390 Schiffen und S000 Mann 4 * am 11ten desselben Monts nach Peru abgesegelt war. Sie befand sich am 26. Juli vor Coquimbo, man besorgte aber, daß sie vor Callao wurde geschlagen werden.

Rig er lg nne.

= Aus dem Haag, 16. Okt. In der zweiten Kammer der Generalstaaten fanden heute die gewohnlichen vorbereitenden Anordnungen statt. Es wurden unter Anderem die drei Kan— didaten erwählt, von denen der Koͤnig Einen zum Praͤsidenten ernennt. Die Wahl fiel auf die Herren de Jonge, Luzac und Sytz ama.

Belgien.

Bruͤssel, 16. Okt. Heute sind der Koͤnig und die Koͤni— gin nach Paris abgereist, wo sie bis Ende dieses Monats zu verweilen gedenken.

Die Arbeiten an den Eisenbahnen zwischen Bruͤssel und der Franzoͤsischen Gränze und zwischen Sambre und Maaß wer—

den mit der groͤßten Thaͤtigkeit fortgesetzt.

Der Moniteur enthalt einen Bericht uͤber die feierliche Audienz, die der Vice⸗Koͤnig von Aegypten am 14. September dem Beigischen General-Konsul, Herrn Blondeel, ertheilt hat.

Dänemark.

Kopenhagen, 15. Okt. Thorwaldsen wurde am Abend des 10ten d, von dem durch den Studenten-Verein ihm gege— benen Feste unter Musik nnd Gesang nach Hause begleitet, wo ihm noch ein Vivat gebracht wurde.

Berichten aus Finn marken zufolge, haben die Reibungen zwischen den Bergfinnen (Fjeldfinner), besonders den Schwedi— schen, und den dort ansaͤssigen Norwegern zugenommen. Diese Reibungen werden durch die Rennthier-Heerden veranlaßt, die in die Gemarkungen der Norweger oft einbrechen, die dann ihrerseits einzelne Thiere erlegen. Durch die zunehmende Be— völkerung auf beiden Seiten mehren sich die Kollisionen. Be— kanntlich haben die Lappen noch keinen rechten Begriff vom Eigenthumsrecht.

Assessor Algreen⸗Ussing verlas in der Stände⸗Versammlung zu Roeskilde einen Antrag des Magisters Lindberg auf allge— meine Gewissensfreiheit fuͤr Prediger und Gemeinden in Daͤne— mark. Mit 61 gegen 1 Stimme wurde die Niedersetzung eines Comité beliebt, die Wahl der Mitglieder aber ausgesetzt bis nach dem Vortrage des Etatsrath Treschow uͤber einen Antrag

von neun Kirchspiels-Predigern im Stifte Seeland auf Kirch spiels⸗-Freiheit in kirchlicher Hinsicht, dessen Resultat in der Zei— tung noch nicht angegeben ist.

ö n t f ch la hb.

Muͤnchen, 17. Okt. Se. Majestaäͤt der Koͤnig ist gestern Abend im erwuͤnschten Wohlseyn hier eingetroffen. Der Mo— narch hat diesen Morgen in der Theatiner HofKirche dem Trauer-Gottesdienste beigewohnt, der zur Gedaͤchtniß-Feier des Koͤnigs Maximilian abgehalten wurde.

Nachrichten aus Botzen vom 13ten d. zufolge, waren an diesem Tage, auf der Reise nach Trient, Ihre Majestaͤt die Koͤnigin Therese und Ihre Koöoͤnigl. Hoheit die Frau Erbgroß— e sn Mathilde von Hessen-Darmstadt und bei Rhein im

esten Wohlseyn eingetroffen.

Heute aus Ellingen hier angelangte Nachrichten geben die Versicherung, daß die Gesundheit des Fuͤrsten von Wrede zwar einige Tage etwas angegriffen war, nun aber vollkommen wieder hergestellt ist.

In der Corrections-Anstalt zu Kaisheim entstand om 14. Oktober Abends unter den Zwangs-Arbeitern erster und zweiter Klasse ein Aufstand, wobei die Aufseher und der Haus— meister mißhandelt wurden. Das Militair mußte durch Waf— fengewalt die Ruhe herstellen; der Zwangs ⸗Arbeiter Leonhard Albrecht von Reichtdingen, Gerickts Landsberg, wurde durch vier Schuͤsse getoͤdtet, und drei andere verwundet, wovon einer, Georg Bauer von Botenwar, Gerichts Neuburg a. W., am folgenden Morgen starb. Es waren 38 Schuͤsse auf die Ruhe— stoͤrer gefallen.

Dresden, 18. Okt. (A. 3.) Heute ist die zweite Abthei⸗ lung der auswandernden Alt-Lutheraner auf der Elbe nach Ham— burg abgegangen; in kurzem wird, da jetzt die hoͤheren Be— hoͤrden die Ausfertigung der Paͤsse beschleunigen, eine dritte fol— gen. In der gegen den Pfarrer Stephan anhängigen Diszi— plinar-Untersuchung sind neue Eroͤrterungen verfuͤgt worden, wozu die Aussagen eines von einem der sogenannten Stepha— nisten entlassenen Dienstmädchens, die sich Hoffnung gemacht hatte, eine Unterstuͤtzung zur Auswanderung zu erhalten, der aber diese und die Erlaubniß zur Mitreise mehrfach abgeschla— gen worden war, Veranlassung gegeben haben sollen. Sie war seit sieben Jahren scheinbar eine sehr eifrige Anhaͤngerin des Pastors Stephan; auch hatte sie sich Hoffnung gemacht, daß einer der Auswanderer sie heirathen werde.

Stuttgart, 15. Okt. (L. A. 3.) Gestern Abend ist der Baron van der Duyn als außerordentlicher Gesandter des Koͤ— nigs der Niederlande hier angekommen, um offiziell um die Hand unserer aͤltesten Prinzessin, Maria, fuͤr die Hand des Erbprinzen von Oranien zu werben. Heute begeht Dan— necker, der Nestor aller Bildhauer, seinen Slsten Geburtstag, der ganz einfach gefeiert wird. Die Besitzer groͤßerer Wein lager jubeln; denn nicht bloß ist der Hopfen gaͤnzlich mißrathen, sondern heute fiel in hiesiger Umgegend auch der erste Schnee, und viele Trauben sind erfroren.

Frankfurt a. M, 18. Okt. Dem Vernehmen nach hat sich, zur Ausfuͤhrung des Unternehmens der Ausstattung unse— res Kaiser⸗Saales mit guten und moͤglichst getreuen Bildnissen der Deutschen Kaiser, heute, am 25jaͤhrigen Jahrestag der Leip— ziger Schlacht, ein eigenes Comité gebildet aus zwei Mitgliedern der Administration des Städelschen Kunst⸗Instituts, aus zwei Mitglie⸗ dern der Direction des Kunst⸗Vereins und aus zwei Mitgliedern des

Nach Berichten aus New⸗Hork vom 20sten v. M. hatte

Vorstandes der Gesellschaft far Frankfurts Geschichte und Kunst.

Nach stattgefundener Genehmigung des gedachten Unterne —— —— Senat haben zwei Mitglieder jenes . welche zugleich bekannte Kuͤnstler sind, Jeder die Ausfuͤhrung eines Kaiserbildes unentgeltlich übernommen; vier Kaiserbisn⸗ haben die Administration des Staͤdelschen Instituts und die Direction des Kunstvereins bei geschickten Kuͤnstlern bestellt und eines die Vorsteher einer hiesigen milden Stiftung ha einem jungen Kuͤnstler, welcher in der Stiftung die Grundlage seiner Bildung erhalten hat.

Hamburg, 19. Okt. Die hiesigen Blatter enthalten Folgendes: „Auf die in den Zeitungen der Vereinigten Sta, ten von Nord-Amerika enthaltene Nachricht, der Kommandant des die Mexikanischen Häfen blokirenden Franzoͤsischen Gf, schwaders habe im Widerspruch mit amtlichen Zusagen die . sicht angekuͤndigt, aus einem Hafen, wo die Blokade notiftzin worden, nach blokirten Häfen bestimmte Schiffe auch ohne vor, gaͤngige, auf den Schiffs-Papieren zu bemerkende Warnung auf zubringen, sah der Senat von Hamburg, obschon diesem Ge, rücht keinen Glauben beimessend, sich durch die Besorgniß der Kaufmannschaft zur Einziehung von Erkundigungen im vertrau— lichen Wege veranlaßt. In einem Schreiben, welches der nigliche Franzoͤsische Minister der auswärtigen Angelegenheiten unterm 29. September an den die Gesandtschaft der Hanse— Staͤdte interimistisch vertretenden Kurfuͤrstlichen Hessischen Minister⸗Residenten, Baron von Schachten, gerichtet, wird eine jede Veranlassung zu dem von den Amerikanischen Blaͤttern verbreiteten Geruͤcht, so wie die von denselben dem Komman— danten des Blokade⸗Geschwaders angedichtete befremdliche Maß regel, auf das entschiedenste in Abrede gestellt und, um den Se— nat zur Beruhigung des Handelsstandes in den Stand zu setzen, hinzugefuͤgt, weit entfernt, die dem Kommandanten des Blokade— Geschwaders urspruͤnglich ertheilte, den fremden Konsuln noti— sizirte Weisung abzuändern, habe die Regierung ihm vielmehr in ferneren Instructionen ruͤcksichtlich der Neutralen alle mit der Wirksamkeit der Blokade nur irgend vertragliche Schonung vorgeschrieben.“

O ester reich.

Wien, 17. Okt. Nachrichten aus Venedig zufolge, bega— ben sich Ihre Majestaͤten der Kaiser und die Kaiserin, von den Erzherzoͤgen begleitet, am 10ten Vormittags nach Murano, das in den vaterlaͤndischen Annalen durch den Glanz seines Han— dels, und durch seine Glas-, Spiegel- und Glasperlen-Fabriken beruͤhmt ist. Ganz Murano war fuͤr diesen feierlichen Anlaß festlich geschmuͤckt; den überraschendsten Anblick gewährte ein ganz aus Glas von verschiedenen Farben verfertigter Triumph— bogen in Gothischer Form, der sich aus dem Wasser erhob und von der Sonne beleuchtet, eine magische Wirkung hervorbrachte. Ihre Majestaͤten wurden in Murano von dem Gouverneur, dem Podestà von Venedig, dem Distrikts-Commissair Ber— toletti und von der Deputation der Gemeinde ehrfurchtsvoll empfangen. Hoͤchstdieselben besuchten zuerst die Glas- und Kry— stall Fabrik der Firma Marietti, dann die Spiegel-Fabrik der Firma Lorenzo Cecchini, hierauf die Glasperlen-Fabrik der Firma Dalmistro, Minerbi und Comp. und endlich die Fabrik der Firma Pietro Bigaglia, in welcher Glas zu Arbeiten, die dem kostbarsten Marmor gleichen, verarbeitet wird. Hoͤchstdie⸗ selben verweilten in allen diesen Fabriken geraume Zeit, um die verschiedenen Manipulationen, die von den Fabrikherren in Anwendung gebracht werden, in Augenschein zu nehmen; uͤberall wurde die höchste Zufriedenheit in den schmeichelhaftesten Ausdruͤcken an den Tag gelegt. Bevor sich Ihre Majestaäͤten nach Murano ver— fuͤgten, besuchten Hoͤchstdieselben, in Begleitung der Erzherzoͤge und des Gouverneurs, das Muͤnz⸗Gebaͤude und nahmen daselbst saͤmmtliche Maschinen, an welchen diese Anstalt reich ist, und die verschiedenen Muͤnz-⸗Stempel, namentlich die, welche die Medaille fuͤr den Hafendamm von Malamocco prägen wird, in Augenschein. Von hier begaben sich Ihre Majestaäͤten nach der Isola di S. Giorgio Maggiore, wo Hoͤchstdieselben die dortige Kirche, ein Meisterwerk Palladio's, bewun derten. Der Tag endigte mit einem glänzenden Ball⸗Feste bei Hofe, zu welchem zweitausend Personen geladen waren, und das durch die Gegenwart Ihrer Majestaͤten des Kaisers und der Kaisetin, so wie der Erzherzoͤge und Erzherzoginnen, verherrlicht wurde.

Die Ailgemeine Zeitung schreibt von der Italiä—⸗ nischen Granze vom 8. Oktober: „Mitten unter den Fist lichkeiten, die in Venedig Alles zu beschäftigen scheinen, wird manche politische Frage beruͤhrt, die nicht ohne weiteren Ein— fluß auf Europa ist. So soll dieser Tage die Besetzung An˖ conas durch Franzoͤsische Truppen zur Sprache gekommen seyn. Die Oesterreichische Negierung zeigt sich, dem Vernehmen nach, geneigt, ihre auch in den Paͤpstlichen Delegationen kantonniren= den Truppen von dort zuruͤckzuziehen, unter der Bedingung, daß Ancona zugleich von den Franzosen geraͤumt werde. Man zweifelt um so weniger, daß Ludwig Philipp den ihm gemach ten Vorschlag der beiderseitigen Räumung annehmen werde, als Oesterreich von seiner Loyalitaͤt und seinen Gesinnungen ge— gen Frankreich bei Gelegenheit der Schweizer Differenzen un— widerlegliche Beweise gegeben haben duͤrfte.“

Spanien.

Madrid, 8. Okt. Der erste constitutionnelle Alkalde der Hauptstadt, Manuel Ruiz de Ogarrio, hat in Bezug auf die Niederlage des Generals Pardiñas nachstehende Proclamation erlassen:

„Bewohner von Madrid! Das Loos der Waffen ist am Asten d. M. in der Gegend von Maella der Division des Generals Par— diñas ungünstig gewesen; am Abend desselben Tages hatte sich jedo ein großer Theil jener Truppen in Caspe wieder gesammelt. Dit Regierung hat Maßregeln ergriffen, um die Kühnheit der Karlisten zu unterdrücken, und die Behörden werden unausgesetzt darüber wa— chen, daß die Anhänger des Don Carlos in dieser Haupistadt Eurt Ruhe nicht siören. Vertrauet dem Eifer Eurer Bebörden und seyd versichert, daß dieselben mit derjenigen Energie verfahren werden, welche die Umstände erfordern, indem sie dabei auf Euren Pa riotsz⸗ mus und Euren wirksamen Veistand rechnen.“ .

Das Ministerium ist endlich definitiv constituirt. Herr Pouzoa, Unter-Staats-Secretair im Ministerium des Innern und fruher Professor der Staatswissenschaften, ist zum Marine⸗ Minister und der General Alaix zum Kriegs-Minister ernannt worden. (Da nach früheren Berichten der General Alair in Legarda an seinen Wunden gestorben seyn soll, so beruht obige Angabe wohl auf einem Jrrthum. Vielleicht findet hier ine Verwechslung mit dem General van Halen statt, dessen Wie derankunft in Madrid gemeldet wird. Dies ist um fo wahr, scheinlicher, da ausdrücklich bemerkt ist, daß die Ernennung au Espartero's Empfehlung stattgefunden habe und der Genera . Halen bekanntlich der erklärte Guͤnstling des Grafen von

uchana ist. ; 3 Her ute von Miraflores ist an die Stelle des Mar⸗ quis von Espeja zum Botschafter in Paris ernannt worden.

Allg. 3

Der General Narvaez, welcher sogleich nach dem Eintreffen der Nachricht von der Niederlage des Generals Pardinas den Befehl erhielt, sich nach Madrid zu begeben, ist hier angekom⸗

n und wohnte gestern einem Minister⸗-Conseil bei, worauf er sh in Begleitung des Premier-Ministers zu der Koͤnigin begab.

Saragossa, 10. Okt. Da die Annäherung Cabrera's froße Bestürzung unter der hiesigen Bersölkerung verbreitete, s versammelten sich am 7Jten die Provinzial-Deputation, das on itutionnelle Ayuntamiento, so wie die hier befindlichen Cor—

5. . uber die unter den gegenwärtigen Umstaͤnden zu ergreifen en Maßregeln zu berathen. Es wurde beschlossen, alle des Karlismus verdächtigen Personen in Saragossa zu verhaften und sie fuͤr die ferneren Operationen Cabrera's verantwortlich zu machen. Bis jetzt sind etwa 100 Personen verhaftet und nun— mehr auch die seit zwei Tagen geschlossenen Thore der Stadt wieder geöffnet worden. Ein Soldat von der Division des

Generals Pardißas hat ausgesagt, daß Cabrera in dem Gefecht

bet Maella eine Wunde im Arm erhalten habe.

Spanische Graͤnze. Franzssische Blätter melden zie Ankunft des aͤltesten Sohnes des Don Carlos und der Prinzes— sn von Beira in Spanien. Sie sollen durch Bordeaux gekommen

sey

und Espartero steht noch immer in Logroño.

meldet: „Der General O Donnell hat so eben die Nachricht erhalten, daß die Karlistische Division unter Garcia von dem General Leon voͤllig geschlagen worden ist. Die Karlisten haben alls Geschuͤtz, das sie bei sich hatten, verloren und; wurden über die Arga hinuͤber, nach Belascoain getrieben. Die Zer— sirung der Bruͤcke verhinderte die Christinos, die Verfolgung shrtzusetzen. Dies Gefecht fand an demselben Orte statt, wo por kurzem Alaix eine Niederlage erlitt. Ueber den Verlust des Feindes laßt sich mit Sicherheit noch nichts bestimmen. heute fruͤh bei Tagesanbruch wäre es einer Compagnie Kar— ssten, die sich als Chapelgorris verkleidet hatten, beinahe gelun⸗ zen, sich der am Leuchtthurm befindlichen Batterie zu bemaͤch— tigen. Sie wurden indeß noch zur rechten Zeit durch die Wach— samkeit des Kommandanten entdeckt und mußten daher ihr Vor—

haben aufgeben, doch nahmen sie einen der Außenposten gefangen.“

Portugal.

Lissabon, 9. Okt. Man sieht der Niederkunft der Köni— zin mit jedem Tage entgegen.

Der Prinz Georg von Cambridge hat am 6ten Lissabon herlassen, um sich nach Cadix und Gibralter zu begeben.

Die Wahlen sind voruͤber, und obgleich noch keine voll— stindige Listen erschienen sind, so glaubt man doch allgemein, heß die Septembristen den Sieg gewonnen haben. Von 12 Deputirten gehoͤren S und von 12 Ee nern 9 den Ultra's In. Unter den Ausnahmen befindet sich auch der Finanz⸗Mi— nister Antonio de Carvalho, und unter den Stellvertretern der Arsenal-Chef Franga und Lionel Tavares, der Wortfuͤhrer der Ultra⸗Partei in den Cortes. Es ist aufgefallen, daß zwei der vor⸗ zlͤglichsten Mitglieder dieser Partei nur zu Stellvertretern gewaͤhlt vorden sind. Dies erklaͤrt sich jedoch dadurch, daß die Minister, az sie gegen Ende der Wahlen sahen, daß das Volk sich zu stark gegen die Chartisten aussprach, es fuͤr kluͤger hielten, mit dem Strome, als gegen denselben zu schwimmen und ihre 300 Stimmen den Ultras gaben, mit Ausschluß jedoch von

Franga und Lionel Tavares, die daher nur zu Stellvertretern gewahlt wurden. Seiten war so gering, daß, wenn die Minister mit den Char- tisten gestimmt haͤtten, wie sie anfangs wollten, das Resultat

Der Unterschied der Stimmen auf beiden

ein voͤlig anderes geworden waͤre. Man klassifizirt die fuͤr die Hauptstadt gewaͤhlten Senatoren und Deputirten auch folgender— maßen; 2 Senatoren gehoren der Chartistischen, 3 der Xe r, oder liberalen und 1 der doctrinairen oder Regierungs-Partei an; von den Deputirten gehoren L zur Chartistischen, 5 zur doc— trinairen und 6 zur Arsenal-Partei. Bemerkenswerth ist t, daß fuͤr keines der beiden Haͤuser ein Kaufmann gewaͤhlt wotden ist, obwohl Lissabon unstreitig seine Wichtigkeit haupt— sichich dem Handel verdankt.

Einige Ultra-Blaͤtter verlangen eine baldige Zusammenbe⸗ rufung der Cortes; man glaubt jedoch nicht, daß die Regierung sie vor der gewohnlichen Zeit, im Januar, einberufen wird.

Der Miguelistische Guerilla⸗Chef Bajoa hat das Schicksal Nemeschido's getheilt; er wurde am 5ten mit wenigen seiner deute von einem Kavallerie⸗Detaschement uͤberfallen und, da sie sch nicht ergeben wollten, erschossen. Der junge Remeschido st bei Santa Lucia von den Königlichen Truppen mit bedeu— endem Verluste zuruͤckgeschlagen worden. Mehrere andere

1211

gehrte eine Frist zur Ueberlegung, indem sie besorge, daß eine solche Allianz mit älteren Verbindlichkeiten, welche die Pforte uͤbernommen, in Widerspruch gerathen konnte, wodurch nun

die Sache einen Aufschub erhält, der wahrscheinlich die er—

Deputirten und Senatoren bei dem General-Capitain, um

seyn. Don Carlos befindet sich noch in Elorrio, Maroto ist am 9. Oktober von Estella nach dem Echarri-Thale abgegangen,

wähnte Allianz zu nichte machen wird. Dies ist der gegen— wärtige Stand der Dinge, und Rußland scheint demnach das fruͤhere Gleichgewicht zum Theil wieder hergestellt zu haben, wobei der Geschicklichkeit Herrn von Butenieff's ein Triumph geworden, auf den er mit Stolz zuruͤckblicken darf.“

Aegypten.

Im Widerspruche mit fruͤheren Nachrichten wird jetzt aus Alexandrien vom 26. September (in der Allg. Ztg.) be— richtet, daß Mehmed Ali die Bedingungen des von der Pforte kuͤrzlich abgeschlossenen Handels-Traktats nicht bloß einstweilen, sondern desinitiv abgelehnt habe. Eine dieser Bedingungen ist die Aufhebung des Monopols. „Schon hat man“, heißt es nun in jener neueren Mittheilung, „Mehmed Ali offiziell hier“ von in Kenntniß gesetzt, er hat aber seine Verweigerung auf das bestimmteste erklart und fuͤhrt als Grund an, daß mit der Aufhebung des Monopols die Aegyptischen Produkte sich bald so vermindern wuͤrden, daß an eine Exportation nicht mehr zu denken ware, wodurch bald der druͤckendste Geldmangel entste— hen wuͤrde. Der Fellah, von Natur faul, wuͤrde nichts mehr arbeiten, als was zu seinem und seiner Familie Beduͤrfniß un—⸗ umgäͤnglich nothwendig sey, waͤhrend er jetzt nur mit Anwen⸗

: ; dung der strengsten Maßregeln dahin gebracht werde, seine Fel— Der Morning Chronicle wird von ihrem Korrespon⸗ denten in San Sebastian unterm 6. Oktober Folgendes ge⸗

Guerilla Banden durchziehen noch immer verschiedene Gegen— / lithographiren lassen und den Landraͤthen der benachbarten Kreise

den im Innern des Koͤnigreichs.

none.

Konstantinopel, 26. Sept. „Ztg. bespricht diejenigen Angelegenheiten, die jetzt in der Türkischen Hauptstadt den Gegenstand diplomatischer Unterhand— ungen bilden und äußert sich zuͤnächst uͤber diejenigen wegen des neuen Handels-Traktates: „Nach dem bisherigen Gange die—

Ein Schreiben in der

ser Unterhandlungen glaubt man, daß Frankreich und die uͤbri⸗

zen Mächte dem Handels-Traktate binnen kurzem beitreten herden. In Uebereinstimmung damit scheint auch Mehmed li zu dem Meisten, was England bei der Pforte durchgesetzt, seine Beistimmung geben zu wollen (vgl. Aegypten), zügleich aber mit Zuversicht zu erwarten, daß man ihm zur Vollziehung ds Vertrags eine Frist von einigen Jahren nicht ab— hlagen werde. Kommt Zeit, kommt Rath. Der Vice⸗Koͤnig z rt, ohne auf seine alten Anspruͤche zu verzichten, eine ver— hnlich Sprache, und neuerdings sind dem Sultan aus Alexan⸗ y. Tribut-Ruͤckstaͤnde in einem Betrage von 25,000 Beu— gi zugekommen. Was die Anlegung eines Kanals zur zerbindung der Donau mit dem Schwarzen Meere auf der gn von Rasova gegen Chiustenza betrifft, so erscheint diese meiner fuͤr Rußland durchaus nicht verletzenden Form, indem arch den deshalb erlassenen Ferman die Herstellung dieses Hon zu Zeiten der Romer bestandenen Kanals der Donau—⸗ ampfschifffahrts-Gesellschaft zugestanden worden ist. er komme endlich zu dem wichtigsten Punkt, namlich zu dem en Großbritanien und der hohen Pforte schon zur Ab— eßung bereit gewesenen Allianz⸗Vertrag wider Persien. mn nc war schon so weit gediehen, daß man davon allge⸗ . . den unterrichtetsten Kreisen als von etwas Vollbrach— men brach. Noch bevor es jedoch zur Unterzeichnung gekom— war, fing die Pforte an, Bedenklichkeiten zu aͤußern, be⸗

6

liebigem

der zu bebauen.“ Daß indessen auch diese Mittheilung, wie alle uͤbrigen, die von Deutschen Blaͤttern kuͤrzlich aus dem Orient geliefert worden, der Bestaäͤtigung noch sehr beduͤrfe, geht wieder aus nachstehender Meldung eines Handelsbriefes aus Triest vom 11. Oktober hervor. Darin heißt es: „Zu Livorno werden fuͤr Rechnung eines Vereins von Kaufleuten zu Alexandrien zwei große Dampsschiffe erbaut. Auf letzterem Platze hieß es, daß der Vice⸗König von Aegypten gesonnen sey, dem Monopol-System von nun an ganz zu entsagen und sich bei den Waaren-Exporten 12 pCt., bei den Importen 2 pCt. zu bedingen; dabei haͤtte der Eingangs-Mauth-Tarif von 3 pEt. fortzubestehen.“ (Vergl. die Art. Paris und London.)

Inland.

Naumburg, 19. Okt. Das Geburtsfest Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen beging am 15ten d. M. der hiesige Verein zur Befoͤrderung der Wald -Conservation, der an dem genannten Tage im vorigen Jahre gestiftet worden ist, und dessen Protektorat Hoͤchstderselbe zu uͤbernehmen die Gnade gehabt hat. Es hatten sich die Mitglieder, mit denen sich auch eine große Anzahl anderer Verehrer des geliebten Prinzen ver— einigten, zu einem festlichen Mittagsmahle in einem mit der Buͤste Sr. Koͤnigl. Hoheit geschmuckten Saale versammelt. Wald-⸗Erzeugnisse von verschiedener Art zierten die Waͤnde des⸗ selben. Der Ober-⸗Landesgerichts⸗Praͤsident, Freiherr von Gaͤrt⸗ ner, brachte unter lautem Jubel den Trinkspruch auf des Kron⸗ prinzen Koͤnigl. Hoheit aus. Andere Trinksprüche, wie sie die Froͤhlichkeit der Gesellschaft eingab, folgten nach, und erst spät am Abend trennten sich die Theilnehmer des heiteren Festes.

Stettin, 19. Okt. Aerndte. Im Regie⸗ rungs⸗Bezirk Cöͤslin ist dieselbe mit Ausnahme des theilweise ausgewinterten Weizens, durchschnittlich als Mittel⸗Aerndte zu betrachten. Das Obst ist ganz vorzuͤglich gerathen und beson— ders Steinobst in großer Menge vorhanden. Der letzte Heu— schnitt fiel nicht allein reichlich aus, sondern konnte auch gut eingebracht werden. Mit dem Aufnehmen der Kartoffeln, die nur in tiefliegenden Aeckern durch die Naͤsse gelitten haben, im allgemeinen aber eine sehr ergiebige Aerndte versprechen, ist man gegenwartig uͤberall beschaͤftigt. Die Wintersaaten sind meistens schon bestellt und bieten, so weit sie aufgelaufen sind, einen erfreulichen Anblick dar. Im Regierungs-Bezirk Stralsund ist die Aerndte im allgemeinen mehr als mittel— mäßig ausgefallen. Vorzugsweise ergiebig zeigt sich das Win— ter⸗Getraide und wenngleich auf mehreren Feldern der Roggen theilweise auf dem Halme ausgewachsen war, so ist die Quali⸗ taͤt desselben dennoch zufriedenstellend. Das Sommerkorn hat verhaͤltnißmaßig wenig Fuder geliefert, gewahrt aber einen ziem— lich guten Koͤrner-Ertrag. Fuͤr die Werbung des Heu's und fuͤr die Bestellung der Aecker zur Wintersaat ließ die Witterung kaum etwas zu wuͤnschen uͤbrig. Der Winter-Rapps ist auf den meisten Feldern vorzugsweise gut aufgegangen. Regenwalde, 19. Okt. Landwirthschaft— liches. Der Regenwalder landwirthschaftliche Distrikts— Verein hat zur Befolgung des, von des Koͤnigs Majestaͤt in landesvaͤterlicher Fuͤrsorge ausgegangenen Befehls, daß die klei⸗ neren Landbewohner mit angemessener Belehrung versehen wer⸗ den sollen, wie sie ihre Kartoffeln im Winter vor dem Erfrie⸗ ren zu schuͤtzen haben, eine kurze Anweisung zusammengestellt,

in gehöriger Anzahl von Exemplaren zur Vertheilung nach be— trmessen mitgetheilt.

Halle, 20. Okt. Schul ⸗Angelegenheit. Das hiesige Koͤnigl. Paͤdagogium, welches kurz nach der trau— rigen Cholerazeit an Frequenz abgenommen hatte, bluͤht unter der gegenwartigen Direction immer mehr auf. Schon wird dasselbe wieder von 30 Scholaren, welche auf der Anstalt unter der speziellen Aufsicht ihrer Lehrer leben, und unter denen sich auch zwei Durchlauchtige Soͤhne eines Fuͤrsten befinden, und von 52 Soͤhnen der Stadt besucht. Die bestehenden Einrich— tungen sind auch empfehlenswerth. Der Unterricht, mit ande— ren Gymnasien uͤbereinstimmend, ist in den Haͤnden geschickter Lehrer; die Franzoͤsische Sprache wird in allen Klassen (von einem Deutschen, welcher Jahre lang in Frankreich und Eng— land gewesen) gelehrt und das Sprechen derselben sogar waͤh⸗ rend des Essens geuͤbt; die gymnastischen Uebungen (taͤglich eine Stunde) sind seit Ostern dieses Jahres erweitert, erfreuen sich einer regen Theilnahme und wirken bildend auf Leib und Seele. Das Zusammenseyn der Lehrer und Schuͤler ersetzt den Letzteren durch gelegentliche Mittheilungen eine fuͤr die Schule zu weite Ausdehnung realistischer Gegenstaͤnde und erzieht zu der sonst nur durch das gesellige Leben gewinnbaren Freiheit des Benehmens; die Naͤhe der Universttaͤt erhebt die Schuͤler fruͤhzeitig zu ruͤhriger geistiger Bewegung. Moͤge auch der Geist echt christlicher Froͤmmigkeit dieser Anstalt immerfort als ein wuͤrdiges Denkmal des frommen Franke bleiben! Koblenz, 18. Okt. (Rh. u. Mos. 3.) Heute Mittag um 12 Uhr ist der . Napoleon auf seiner Reise nach England mit dem Dampfschiffe hier passirt. Er durchreist die rovinz ohne allen Aufenthalt und wird bloß in Duͤsseldorf uͤbernachten.

Ober⸗Wesel, 16. Ott. Schiffbruch. Unterhalb unserer Stadt, fast an derselben Stelle, wo am 2ten d. M. das Schiff „die Tochter Elisabeth“ scheiterte, zwischen der Marlei und Bodenlei, wurde heute Mittag um I Uhr auf der Berg— fahrt das mit drei Pferden bespannte Fahrzeug des Schiffers Jakob Zils aus Nlederspai rheinbruͤchig. Basselbe schlug um

und die Ladung versank in die Tiefe des Stromes. Wie viel von den Guͤtern geborgen worden ist, laßt sich zu dieser Stunde noch nicht ermitteln. Menschenleben gingen gluͤcklicherweise nicht verloren, da die auf dem Schiffe befindlichen 7 Personen sich im Augenblick der Gefahr eiligst in die angehängten Kaͤhne retteten. Am 17ten wurde das Schiff wieder flott gemacht. Es wäre zu wuͤnschen, daß das auf der Herzogl. Nassauschen Seite des fen liegende Wrack des am 2ten d. M. ver— unglückten Hollaͤndischen Schiffes entfernt wuͤrde, da bereits am Iten d mehrere Sachverständige in Gegenwart eines jenseitigen Schifffahrts-Beamten erklärt haben, daß dasselbe leicht noch an— deren Schiffen gefährlich werden konne.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Stargard. Die Pommersche ökonomische Gesellschaft hat ihre Herbst⸗General⸗Versammlung am Geburtstage ihres hohen Pro— tektors, Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen, diesmal in Stargard gehalten. Es waren etwa A0 Mitglieder versammelt und auch der Herr Ober-Präsident der Provinz war anwesend. Die mannigfalti— gen Gegenstände, welche verhandelt wurden, bezogen sich theils auf allgemein ötonomische Interessen, theils auf speztell prorinzliche An⸗ gelegenbetten. Zu den ersteren gehörten Vorträge über die Dreh— krankheit der Schaafe, über den in Schweden üblichen Gußkalkban, über den Runkelrübenbau und das Schutzenbachsche Verfahren; un⸗ ter den letzteren nahm ein Vortrag des Herrn Regierungs- Rath Triest aus Stettin über die in Pommern in diesem Jahre gemachten Versuche des Seidenbanes die Anfmerksamkeit der Anwesenden be— sonders in Anspruch. Es wurden zugleich Proben der gewonnenen Seide vorgelegt. Auch über die Kultur des Gunoa (Chenopodium Quinn oder leucospermum) der Altringam-Mohrrüben und der Rohan— Kartosfeln wurden Berichte erstatteti. Für die nächste Frübjahrs— Versammlung ward Köslin zum Orte der Zusammenkunft bestimmt, auch beschlossen, daß fünftig eine dritte Haupt⸗Versammlung alljähr— lich um die Zeit des Wollmarkts und der Thierschau in Stettin ge— halten werden solle. Der Vice-Präsident der Gesell schaft, Freiherr Senfft von Pilsach, welcher nach den Statuten sein Amt niederzule— gen batte, ward für dasselbe durch Acclamation aufs neue erwählt.

Auffindung eines Römischen Lagers bei Haltern an der Lippe.

Eine halbe Stunde westlich von Haltern, auf der rechten Seite der Lippe, liegt der Annenberg, der vor Erbauung der St. Annen⸗ Kapelle im 16ten Jahrhundert, in Urkunden Königsberg genannt wird. Derselbe fällt gegen Osten und gegen die Lippe ziemlich sieil ab, und bildet auf seiner Höhe eine aus sandigem, unfruchtbarem Heideland bestehende Fläche, in deren Mitte ein Kamp hochstämmiger und weit gesehener Kiefern besindlich ist.

Als bei Gelegenheit des Baues der Chaussee von Münster nach Wesel Steine gesucht wurden, entdeckte man in dem sandigen Bo— den des Annenberges Rester eines sehr harten Quarzes, der als vor— treffliches Straßen⸗Material zu gebrauchen ist, und dieses veranlaßte, daß seit 1830 die Oberfläche desselben nach allen Richtungen durch wühlt wurde, wobei rings um den oben genannten Tannenkfamp eine große Anzahl Römischrr Münzen, Waffen verschiedener Art, Hand⸗ werkszeug, irdene und bronzene Gefäße, Handmühlen aus Basalt, Gewichte u. s. w. zu Tage kamen. Das Meiste der gefundenen Ge⸗ genstäude ist verschleppt und vernichtet, und nur Eintges durch die Be⸗ mühungen des Pfarrers Riesert zu Velen und des Lieutenant a. D. Becker zu Münster gerettet und erhalten worden.“)

Der Major Schmidt J. vom Königlichen Generalstabe, der mit Genehmigung seiner Obern und so weit es seine dienstliche Stellung erlaubte, seit mehreren Jahren das Römische Befestigungs- und Straßen-System am Rhein und zwischen Rhein und Donau unier— sucht hat, war im September d. J. von dem Fürstenberge bei Tan⸗ ten dem Punkte, wo die Castra Vetera lagen, von welchen aus die offensipen Unternehmungen der Römer gegen das nordwestliche Deutschland gewöhnlich stattfanden auf das rechte Rhein, Ufer übergegangen, um seine antiquarisch-geschichtlichen Forschungen in Wesiphalen fortzusetzen. Die erste intertssante Auffindung, dlender⸗ selbe auf dem diesseitigen Ufer, dem Fürstenberge gegenüber, machte, waren die 1 Meile unterhalb Wesel, bei dem Hofe Schulte Lipp— mann, in dessen Nähe ehemals die Lippe in den Rhein floß, weit unter der Oberfläche verbreiteten, aus Tuffsteinen und alten Ziegeln bestehenden Mauer. Reste eines großen Orts, der von ihm für das durch die RKhein-Uebergänge Karls des Großen in den Kriegen gegen die Sachsen so oft genannten und später ganz verschwundenen Lippe— ham gehalten wirb. Von diesem Punkte aus gelangte der Major Schmidt den Spuren Römischer Anwesenheit an der Lippe aufwärts folgend, auf den Annenberg bei Haltern, und war überrascht, hier die Wälle und Gräben einer Römischen Befestigung zu finden, die durch das Suchen nach Steinen für den Chaussee-Bau in den letz— ten 8 Jahren zwar vielfach durchwühlt und zerstört waren, deren Ge— stalt und Zusammenhang jedoch noch zu erkennen sind. Durch eigene

nschauung und durch die Aussagen der Arbeiter, welche seit 1830 mit Aufsuchen der Steine beschäftigt gewesen sind, gelang es ihm, Über diefe Befestigung und über die in ibr gefundenen Alterthümer dasjenige zu sammeln, wovon wir hier einen Auszug mittheilen.

Das gls Lager nahm den höchsten Teil des Annenberges, rings um den genannten Taunenkamp ein und bestand aus einem einfachen Erdwalle mit davor liegendem Graben. Es bildete in sei⸗ ner Grundform ein längliches, nicht regelmäßiges Viereck, indem die Osifront eine einwärtsgehende Krümmung machte, um eine Schlucht

u umgehen, die sich an dem Abhange des Berges zwischen der St. ar men ent und Berghaltern befindet. Durch diese Gestalt der Ostfront haben alle vier Seiten des Lagers eine verschiedene Länge erhalten, und der nordöstliche ausgehende Winkel ist ein spitzer und dadurch der schwächste Theil der Befestigung geworden. Um ihn zu verstärken, waren vor demselben, und zwar, wie es scheint, drei Rei⸗ hen noch jetzt sichtbarer Gruben (Wolfsgruben) schachbreitförmig ge⸗ legt. Die Längen-Dimensionen des Lagers lassen sich noch ziemlich genau angeben, die Höhe, Breite und Tiefe von Wall und Graben fonnten jedoch nicht mehr mit Sicherheit ermittelt werden, da diesel⸗

durch die sandige Beschaffenheit des Bodens zusammengesunken sind. Der Umfang aller vier Wallseiten beträgt gegen 1380 Schritt. Die Rordfront ist die längsie und am besten erhalten; am meisten zerstört ist die Ostfront. An der Südseite des Lagers, und zwar gegen den südöstlichen ausgehenden Winkel, beßindet sich eine künstliche Erhö⸗— hung, von welcher man eine weite Umsicht nach allen Seiten genießt. Wahrscheinlich war hier eine Vorrichtung zum Signalisiren, vielleicht ein Telegraph; denn daß die Römer eine unseren Telegraphen ähn⸗ liche Einrichtung kannten und in ihren Festungen und Forts davon Gebrauch machten, sagt Vegetius (De re milit. III. 3). Ueberreste von Mauern, Römische Ziegel, Stein-Monumente u. s. w. sind nicht entdeckt worden, mit Ausnahme eines zum Theil gemauerten Brun⸗ nens, von welchem unten die Rede seyn wird. Nur innerhalb des Raumes, der durch die vier Wallfronten eingeschlossen wird, sind die

) In gleicher Art sind die vielen Römischen Alterthümer, welche, bei Schiffbarmachung der Lippe, bis zur Mündung der Glenne anf— wärts gefunden worden, fast gänzlich verschwunden, wodin mebrere gut erhaltene Amphorae, oder irdene Wein Krüge von 215 bis 3 Fuß Höhe, gehören. Die Römer, welche die Lippe bis zur Mündung der Glenne beschifften, scheinen diese Wein Krüge, nachdem sie ge—

leert waren, über Bord geworfen zu haben.

ben theils durch das Suchen nach Steinen vielfach zerstört, theils

wa , ,