1838 / 300 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Alles von biesem Volte zu erlangen.

zu dieser Versammlung soll von dem Marquis von Headfort, dem Lord Cloncurry, Sir William Somerville und anderen angesehenen Liberalen jenes Theils von Irland unterzeichnet worden seyn. Auch ministerielle Blatter außern sich aufmunternd in Bezug auf diese Versammlung und meinen, es muͤsse durch⸗ aus einmal die Zeit der gänzlichen Abschaffung des Zehnten kommen, und je schneller man die dazwischenliegende Periode der Agitation überspringen koͤnne, desto besser würde es für alle großen Interessen des Landes und am meisten fuͤr die Anglikanische Kirche seyn, nämlich fuͤr die wahre Kirche, nicht fuͤt diejenige, die von der Britischen Aristokratie als ein bloßes Mittel betrachtet werde, um ihren juͤngeren Soͤhnen und ihren ärmeren Verwandten eine Versorgung zu verschaffen.

Mit dem Dampfboote „Tagus“, welches am Sonnabend in Falmouth anlangte, . man Nachrichten aus Ltssabon vom 16ten d. erhalten. ie Wahlen waren endlich geschlossen. Die vier Minister hatten Sitze in den Cortes bekommen; Bomsim und Sa da Bandeira waren zu Senatoren, Fernandez Coelho und sein anderer Kollege zu Deputirten gewählt worden. Es scheint jetzt, daß die Majoritaͤt der Septembristen in der De⸗ putirten⸗Kammer nicht sehr bedeutend seyn wird, und in Faͤl— len, wo die Chartisten gegen die Minister stimmten, wurden diefe vermuthlich den Kuͤrzeren ziehen. Viele Blaͤtter for— derten laut eine unverzuͤgliche Einberufung der Cortes, man glaubte aber allgemein, daß dieselbe nicht vor dem 2. Ja⸗ nuar stattfinden würde. Ein gewisser Bettincourt war von seinem Posten als zweiter Befehlshaber der Muni— zival⸗Garde entlassen worden, weil er einen unverschamten Brief an den Minister des Innern grschrieben hatte. Einige seiner Soldaten hatten namlich von einem Richter einen der⸗ ben Verweis erhalten, weil sie bei einem Prozesse falsches Zeugniß abgelegt. Darauf schrieb ihr Befehlshaber an den Minister und verlangte, daß man den Richtern einschaärfen moͤchte, sich kuͤnftig fich gegen seine Soldaten zu beneh— men, sonst wuͤrde er sich genöthigt sehen, diesen anzuempfehlen, sich fuͤr den ihnen zugefügten Schimpf selbst Genugthuung zu verschaffen. Einige Lissaboner Blaͤtter haben sich nicht entblödet, die Entiassung des Befehlshabers als eine tyrannische Handlung darzustellen. Die Einkuͤnfte der Zollhäuser zu Lissabon und Porto haben sich sehr vermehrt, was man der groͤßeren Wachsam keit der Zoll⸗ Beamten zuschrieb, vermoͤge deren es gelungen war, dem aus— gedehnten Schleichhandel, der fruͤher mit Frankreich und Hol— land getrieben wurde, fast ganz ein Ende zu machen. Indeß kömmt im Allgemeinen der Handel Portugals eher in Verfall, als daß er zunähme. Da ein Theil der Staats⸗-Einkuͤnfte fuͤr die Junta des offentlichen Kredits beiseitgelegt worden ist, so wur⸗ den die Zinsen der inneren Schuld, wenn auch langsam, doch nach und nach berichtigt. Zu einer baldigen Erledigung der

Sklavenhandel⸗-Angelegenheit ist keine Aussicht vorhanden, da

die Portugiesischen Minister sich entschieden weigern, den ihnen dieserhalb von der Englischen Regierung vorgelegten Traktat zu ratifiziren.

Von Sir Lach de Evans, dem ehemaligen Commandeur der Britischen Huͤlfslegion in Spanien, sind Briefe hier einge— gangen, aus denen man erfahrt, daß General Alava in weni— gen Tagen als Botschafter der Madrider Regierung, an Stelle des Ritters von Aguilar, hier eintreffen wird, und daß jetzt die besten Aussichten auf baldige Befriedigung der Anspruͤche der Legion vorhanden sind.

Briefe aus Mexiko vom 24. August melden, man habe dort so eben die Nachricht erhalten, daß ein Franzoͤsisches Blo⸗ kade⸗Geschwader, aus zwei Fregatten und einer Korvette be— stehend, an der Westkuͤste, also im Stillen Ocean, angelangt sey. Ein Privatbrief aus San Luis de Potosi vom 15. bestaͤ—⸗ igt diese Nachricht und bezeichnet San Blas und Mazatlan als die Hafen, vor welche jene Schiffe sich gelegt hatten.

Nach Berichten aus Rio Grande vom 14. Juli waren wischen den dortigen Insurgenten⸗Chefs nach ihrem Siege bei

io Pardo Zwistigkeiten ausgebrochen, und sie klagten einander gegenseitig des Verraths und der Nichtbenutzung jenes Sieges an Ünterdessen hatte der Befehlshaber der Regierungs-Trup⸗ pen, Calderon, in der Provinz Oriental uͤber 1000 Mann Ka— vallerie zur Verstaͤrkung der Kaiserlichen Armee zusammenge— bracht. Auch war in Bahia ein Huͤlfs-Corps eingeschifft wor— den, welches am 2. August nach Rio Grande absegeln sollte,

Nachrichten aus Montevideo vom 20. Juli zufolge, hätte zwischen Lavalleja, dem neu ernannten Staatsoberhaupt, und Fructuosa Rivera, dem Insurgenten⸗Chef, eine Konferenz stattgesunden, in Folge deren der Erstere mit Letzterem angeb—⸗ lich gemeinschaftliche Sache machen wollte. Dagegen melden späͤtere Privatbriefe vom 14. August, daß dies bis jetzt wenig⸗ stens nicht der Fall gewesen, denn die Stadt Montevideo wurde von Rivera's Partei noch immer belagert, und es war ihr alle Zufuhr abgeschnitten; Lavalleja, der zu Paysandre komman— dirte, hatte von Rosas aus Buenos Ayres ein Huͤlfs-Corps von 506 Mann erhalten, und die Regierung that alles Mog— liche zu seiner Untärstuͤtzung. Von Frankreich war eine Brigg mit Depeschen fur den Admiral Leblanc angekommen, in denen ihm gemeldet wird, daß naächstens noch, 4 Kriegsschiffe von Brest und Toulon abgehen sollten, um sein Blokade⸗Geschwa— der zu verstaͤrken.

In einem aus Buenos Ayres hier eingegangenen Schreihen vom 24. Juli wird gesagt, der Franzbsische Admiral Leblane raͤume zwar jetzt ein, daß seine Beschwerde wegen Nöthigung der Franzofen zum Dienst in der Miliz dieser Re— publik nicht mehr Statt habe, aher er fordere nun, daß die dortige Regierung die Franzoßsschen Burger durch eine förm— liche Erklärung für immer von diesem Dienst entbinden solle. Hierauf soll die Regierung von Buenos⸗Ayres erwiedert haben, die Ehre und Unabhängigkeit des Landes gestatteten ihr nicht, die Gesetze desselben zu suspendiren, aber es sey offenkundig,

daß weder die Personen noch das Eigenthum der Franzosen

jemals belaäͤstigt worden seyen. Der Korrespondent fuͤgt hin⸗ zu: „Ich bin überzeugt, daß der jetzige Streit sich freund— schaftlich ausgleichen würde, wenn nur ein Franzoͤsischer Ge— sandter mit guten Absichten hierher käme. Durch Guͤte ist Die Franzosen sind aͤr—⸗ gerlich über die Vorzuͤge, welche die Engländer hier genießen. Die hiesige Regierung hat zwar keinen Heller in ihrem Schatze, Re ist in einen Krieg mit dem Präͤsidenten der Peruanisch— Bolsvischen Confoͤderation, General Santa⸗Cruz, verwickelt, dem die Huͤlfsquellen zweier Republiken zu Gebote stehen, sie muß tagtäglich die Verluste mit ansehen, welche durch die Blo— kade verursacht werden, die ihr ihre einzige Einnahme, die Zoͤlle, abschneiden, und sie hat die Rache einer Nation, wie die Franzoͤsische, zu färchten. Dies Alles aber will sie lieber ertra— gen, als in Forderungen willigen, welche sie fuͤr ungerecht halt. Die Agenten von Santa⸗Cruz in London und Paris scheinen unterdessen fur seine Sache sehr thätig zu seyn. Es fehlt ihm nicht an Geld, und so lange er daran ÜUeberfluß hat, wird es

*

d,, de, e ü r .

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ihm auch nicht an Freunden fehlen. Bald wird man Gelegen⸗ heit haben, diesen Mann und seine Intriguen besser kennen zu lernen. .

Aus Lima hat man Briefe bis zum 12. Juli erhalten, welche melden, daß durch Vermittelung des Britischen Admiral Roß die Blokade der Peruanischen Kuͤste von Seiten Chili's aufgehoben worden. Es hatte sich schon eine Streitmacht von 3000 Mann in der Nähe von Lima versammelt, um die Chilier u empfangen, falls sie eine Landung versuchen sollten. Santa— Truz wurde aus dem Suͤden erwartet.

Niederlande.

Aus dem Haag, 22. Okt. Die zweite Kammer der Ge— neralstaaten hat heute die von der Kommission entworfene Adresse auf die Thron-Rede gepruͤft und dann an die Sectio⸗ nen verwiesen, welche sie sogleich vornahmen und auf morgen wieder an die allgemeine Versammlung verwiesen; alle diese Sitzungen sind aber geheim, und man weiß weder, was in dem

Adtreß⸗Entwurf steht, nöch was die Kammer daruͤber geurtheilt

hat. Mittlerweile läßt die Antwort der Londoner Konferenz in Bezug auf die 24 Artikel noch immer auf sich warten; das Amsterda⸗ mer Handels blad sagt, die letzte Englische Post habe das des—⸗ fallsige offizielle Aktenstück noch nicht gebracht, inzwischen könne man aus den Mittheilungen der einzelnen Mitglieder der Kon— ferenz schon genugsam schließen, worin diese Antwort bestehen werde. Am vorigen Freitag ist hier ein Courier mit Depeschen aus London angekommen, welche sogleich eine Besprechung der Gesandten von Oesterreich, Preußen und Rußland uͤber die Hollaͤndisch Belgische Frage veranlaßten, und bald darauf hat— ten der Oesterreichische und Preußische Gesandte eine Konferenz mit dem Minister des Auswärtigen. Der Inhalt der Depe— schen wird in den Blaͤttern noch nicht angegeben.

Das Amsterdamer Handelsblad will wissen, der Fran⸗ zoͤsische Gesandte am hiesigen Hofe, Baron Mortier, werde demnaäͤchst nach der Schweiz abreisen, um den dortigen Ge— sandtschaftsposten zu uͤbernehmen, während welcher Zeit er hier provisorisch durch Herrn Casimir Perier vertreten werden soll.

Louis Bonaparte ist vorgestern in Rotterdam angekommen und hat von dort aus einen Besuch im Haag gemacht, wo er sich jedoch nur 1/ Stunden aufhielt. Er besuchte hier in Be— gleitung seines Adsutanten und seines Arztes das Museum und die schoͤnsten Theile der Stadt und kehrte dann nach Rotterdam zuruͤck, um sich auf dem „Batavier“ nach London einzuschiffen. Sein Gefolge besteht aus sieben Personen, mit denen er in zwei Wagen reiste.

Der Arnhemschen Courant schreibt man aus Canton vom 14. Mai: „Von guter Hand , . wir, daß im Juli d. J. eine Englische Flotte unter dem Kommando eines Admi— rals erwartet wird. Mit Gewißheit ist daruͤber nichts zu sa— en, allein man vermuthet, daß dieselbe den Zweck hat, die

hinesen zur Bezahlung der Englischen Forderungen und zur Abschließung eines vortheilhaften Handels-Traktats zu zwingen. Der Niederlaͤndische Konsul in Canton, sobald er von diesem Vorhaben Englands Kenntniß erhalten, hat schon im Januar d. J. die Chinesischen Behörden darauf aufmerksam gem ncht und den Entschluß zu erkennen gegeben, daß er, falls England reussiren sollte, auch die Forderungen der Niederlaͤndischen Re⸗ gierung geltend machen werde. Er soll zu dem Zweck bereits . dem Gouvernement in Java einige Kriegsschiffe erbeten haben.

Deutsch land.

Dresden, 24. Okt. (Leipz. 3. Die Abtheilung von Auswandernden, welche uns neulich verließ, scheint nicht die letzte zu seyn. Dem Vernehmen nach sollen noch Mehrere sich als Auswandernde bei den Behoͤrden gemeldet oder doch die Absicht kund gethan haben, naͤchstes Fruͤhjahr auszuwandern. Natuͤrlich ist hierbei nicht etwa von Dresden allein, sondern vom Koͤnigreiche uberhaupt die Rede. Die ger r lasstz ten Be⸗ richte, weiche auch viele der glaubhaftesten Maͤnner unter den

hier lebenden Englaͤndern vollkommen bestaͤtigen, versichern, daß

aus England selbst fast gar keine Auswanderungen nach Ame— rika stattfinden, und zwar deshalb, weil man in jenem Lande nur 8 genau die immer mehr zunehmende Nahrungslosigkeit und Verarmung in den noch uͤberdies von fortwährenden in— neren politischen Zerwürfnissen gestoͤrten Vereinigten Staaten kennt und zu der wohlbegruͤndeten Ueberzeugung gelangt ist, daß, wer nicht mit sehr reichlichen Geldmitteln nach Amerika kommt, sich fast immer in seinen Hoffnungen gaͤnzlich getaäͤuscht findet, da eine Ueberfuͤllung der arbeitenden Klassen fast uͤberall daselbst fühlbar wird und viele aus England vor Jahren da— hin ausgewanderte Familien ganzlich verarmt nach England zu— ruͤckkehrten!

Sldenburg, 23. Okt. (Brem. Ztg.) Auf einen Erlaß des General-Superintendenten begingen am vorigen Sonntage szmmtliche evangelische Geistliche des Herzogthums Oldenburg, mit Einschluß der Herrschaft Jever, mit ihren Gemeinen die 25j4ahrige Jubelfeier der Befreiung Deutschlands durch den am 18. Gktoßer 1813 bei Leipzig erfochtenen Sieg. Die Heier fand in allen Gemeinen vollen Anklang, um so mehr, da dleser Sieg auch die so lange entbehrte, geliebte Herrscherfamilie wieder in die Mitte ihrer treuen Unterihanen gefuͤhrt hat.

Sch weiz. Die Leipz. Allg. Ztg. schreibt aus dem Jurg vom

21. Okt.. „Wäre die Nachricht, die ich Ihnen mitzutheilen im Begriffe stehe, nicht aus einer sehr zuverlässigen Quelle geslos—

sen, so wurde ich sie Ihnen sicherlich nicht mittheilen. Es hat

nämlich das an den Franzoͤsisch⸗Schweizerischen Gränzen aufge— stellte Truppen⸗-Corps gestern den Befehl erhalten, anstatt seine jetzigen Stellungen zu verlassen, wie dies eine fruͤhere Ordre vorschrieb, bieseshen bis auf weitere Weisung inne behalten. Unter den obwaltenden Umständen und nach völliger Ausglei⸗ chung unserer Differenzen mit Frankreich muß das Benehmen des letztern im höchsten Grade äͤberraschend, erscheinen und in der Schweiz eine sehr große Sensation veranlassen. Es ist wohl nicht moͤglich, daß der Beweggrund der außerordentlichen Maßtegel des Französischen Kabinets lange unbekannt bleibe; denn es wird gewiß der Vorort, sobald er die Nachricht von dem fraglichen Gegenbefehl erhalten hat, sich von dem Franzoͤ— sischen Gesandten nähere Erklärungen ausbitten.“

Italien. .

Venedig, 17. Okt. Seit gestern Morgen fangt Venedig an, sein festliches Aeußeres . verlieren und wieder seine Ailtagsgestalt anzunehmen. Die Anwesenheit des Kaiser⸗ lichen Hoflagers in dieser Stadt ward durch verschiedene, groͤß— tentheils sehr glaͤnzende Feste begangen, welche an einem durch geschichtliche Erinnerungen so reichen Orte einen eigenthuͤmlichen Reiz gewannen. Nachdem der Kaiser in feierlichem Einzuge

wuͤrdigkeiten der

mit begeistertem Jubel von dem Volke begrüßt. Die Regatta

jenes seit undenklichen Zeiten in Venedig begangene National

Fest, fand am 6ten mit großer Pracht statt. Sechs Barken eine jede mit zwei Gondoliers bemannt, stritten um die Palm des Sieges. Der Weg, welchen sie von dem Giardino publig bis nach St. Croce und von dort zurück bis zum Palazzo Fot cari im großen Kanal zu durchlaufen hatten, betruz vier Miglien, oder nicht ganz eine Deutsche Meile, und wurde j unglaublicher Schnelligkeit zuruͤckgelest. Der Hof wohnte die sem interessanten Schauspielh' auf dem Balkon des Palgss⸗ Balbi am Ende der Bahn bei und war Zeuge der Preis, theilung an die vier zuerst Ankommenden. Mehrere humnt Gondeln, viele darunter reich geschmuͤckt, füllten den brenn Kanal Grande, drängten sich unter der weltberühmten Britz Rialto, und fanden, als sich auch der Kaiser auf seinem Prach schiffe in Begleitung vieler stattlich dekorirter Barken unter di Menge mischte, nur mit Muͤhe, aber ohne Unfall, den Aus weg nach dem Hafen. Dort hatten die daselbst vor Anker lie genden Kaiserlichen Kriegsschiffe alle Flaggen gehißzt, die, in du frischen Abendluft wehend, der Scene einen heiteren Anstri

verliehen. Abends war Oper in der Fenice; dieses schoͤne Then,

ter, nach seinem Brande ganz neu hergestellt und auf das G.

schmackvollste dekorirt, war mit zahllosen Wachslichtern erleuch

gefuͤllt.

tet und von einer glänzenden Versammlung zum Ersticken Alles drängte sich, den geliebten Kaiser zu sehen. Fi

Logen wurden diesen Abend die uͤberspanntesten Preise gezahlt, wi

denn uͤberhaupt der Speculationsgeist bei dem großen Zusam,

menflusse von Fremden vielfach benutzt wurde. Als Ihre Mau

sestaͤten, von der ganzen Kaiserl. Familie begleitet, in die Lage traten, wurden sie mit endlosem Jubelruf begruͤßt. Die hiessn Sitte, mit den Tuͤchern zu wehen, verlieh diesem Gruße da Charakter freundlicher Zutraulichkeit. Dieser that sich uͤberhaun seit dem ersten Erscheinen Kaiser Ferdinand's in Venedig jedem Anlasse kund; zeigte sich irgendwo der viereckige Pap, lon mit dem Doppeladler, welcher von der Gondel des Monar— chen wehete, so waren im Nu eine Menge Barken um dieselbe versammelt und gaben ihr, bis der Kaiser ans Land stieg, det Geleite. Auch die Kaiserin wurde häufig, oft in den entlegem sten Stadttheilen gesehen, kein wohlthäͤtiges Institut, kein Er ziehungshaus blieb von dieser edlen Dame unbesucht und unhe— dacht. Auch den industriellen Anstalten widmete der Kaiset seine Aufmerksamkeit. So ward der Insel Murano und ihren von Alters her beruͤhmten Glas-Fabriken ein Besuch der Mu jestaten zu Theil. Wie sehr trägt dort Alles das Gepraͤge ver, gangener Groͤße; in den weiten Kanaͤlen sieht man nur wenige Gondeln, die schoͤnen Palaͤste stehen unbewohnt da, und mir die Fabriken haben den Charakter reger Thätigkeit bewahrt, wi er sonst allen Theilen dieser Insel eigen war. Der Kaiser law dete unter einem von den Fabrikherken ganz aus Glasperlen verfertigten Triumphbogen, ein Kunstwerk eigener Art und vn uͤberraschender Wirküng, wenn die hinter Venedig untersinkende Sonne ihre Strahlen auf dieses feenartige Gebaͤude wirst Denselben Abend versammelten sich an funfzehnhundert Perst— nen in den Saͤlen des Koͤniglichen Palastes; dieser Hofb all war sehr glaͤnzend und verlaͤngerte sich bis zum Morgen; die Vith Königin und der Erzherzog Friedrich, Sohn des Erzherzegt Karl, so wie mehrere geprlesene Schönheiten der hoöͤchsten Cy sellschaft Wiens und Venedigs, nahmen an den Taͤnzen Thel Am 11Iten war Tombola ap Markusplatze und Abends erst Vorstellung der Oper Lucrezia Borgia. Die Primadonna, Oli Unger aus Wien, seit vielen Jahren eine der gefeierlste Sängerinnen Italiens, und der Tenor Moriani aͤrndtn ten großen Beifall. Der Morgen des solgenden Tages wa dem Besuche des Arsenals gewidmet. Reichthum und Kunstsinn, in seiner Glanz⸗Epoche, beurtheilen will, muß den Markusplatz besuchen, von seiner See⸗Herrschs und der darauf gegruͤndeten politischen Macht vermag nur de Arsenal einen Begriff zu geben. Fuͤr die beschränkte Oesterreh chische Marine sind diese endlosen Schiffswerfte, diese ungehen. ren Bassins zu groß und weitlaäͤuftig, dennoch wird Alles in bestem Stande erhalten, und so die Erinnerung an eine age schiedene Zeit mit ruͤhmenswerther Treue bewahrt. An digsm Tage wurde die Korvette „La Sirena“ vom Stapel gehtstn, Der Hof, das diplomatische Corps, halb Venedig und une große Menge von vornehmen Fremden wohnten diesem intet, essanten Schauspiel bei. Das Schiff glitt, auf das Zeichen dee Vice⸗Admirals Marchese Paulucci, majestatisch herab und ern reichte gluͤcklich das Bassin. Der Stoß der dadurch verurstch. ten Wellen war so heftig, daß die auf Pfählen und Boͤten en richteten Tribunen in plötzliche Schwankung geriethen, zu nich geringer Bestuͤrzung der Damen, ohne jedoch zu irgend Leihen Unfalle Anlaß zu geben. Tags darauf verließen der Kaistt die Kaiserin und faͤmmtliche hier anwesende Glieder der In milie Venedig, um sich an Bord des Kaiserl. Kriegs⸗ Dam schiffes „Marianna“ nach Chioggia und Malamocco zu begehen Diese Fahrt hatte schon vor einigen Tagen stattfinden sollen, doch fand man die See zu bewegt, und so wurde sie verschobth Auch an diesem Morgen erklärte sich der Vice, Admiral wege des heftigen Suͤd-Ost-Windes gegen die Abfahrt, allein de Kaiser wollte den Besuch der Lagunen nicht länger aufschieben so wurde gegen 9 Uhr aufgebrochen. Drei Dampfboͤte, dit

„Arciduca Francesco“, der „Conte Mittrowiki“ und der Conti

Spaur“, sämmtlich dem Oesterreichischen Lloyd gehörig, wah it Relsenden überfllit und gingen dem Kälsen l. Dampsschif⸗ „Marianna“ voran. Malamocco wurde gegen halb 11 Uh 9 reicht. Dieser Ort liegt auf einer Lagunen-Insel an der Aut fahrt in die hohe See. Hier beginnen jene beruͤhmten Mure jh oder Steindamme, welche der Wuth des Elementes wid erstehen und dadurch Venedig vor dem Eindringen der See schtͤth Seit vielen Jahren droht die Einfahrt in den Hafen zu bun sanden; um diesem Uebelstand dauernd abzuhelfen, lin⸗

ternahm die Kaiserliche Regierung, zwei neue Dälhnm aufzufsthren; der Kaiser selbst kam, den Grundstem zu diesem riesenhaften Unternehmen zu legen. ; rend dieser feierlichen Handlung begann auf der offene See ein Scheingefecht: Kanonier-Schaluppen naͤherten ]. dem Fort von Malamocco und eröffneten gegen dasselbe Feuer, welches von den Waͤllen herab erwiedert wurde, l

dieses schone Schauspiel mit der Eistaͤrmung des Forts endi ö Die weitere Reise nach Chioggia kann von großen ei, h nicht auf dem Lagunen“ Kahalé' gemacht werden, fondern

außerhalb der Murazzi auf der hohen See hin. Der an hatte inzwischen sehr zugenommen, und bewegte Meer (an alsbald auf die Meöhrzahl der der See Rngewohnten Lusttrl f. den die gewohnliche Wirkung; auch der Kaiser litt, doch . holte er sich sehr schnell, so wie alle höoͤchsten und hohen Pꝛl

Venedig erreicht und die Behörden, die Generalitäͤt, das o fizier-Eorps, der Klerus und der Adel Ihren Majestäten au gewartet haiten, besahen die hohen Gaͤste die vielen Seheng, Stadt und wurden stets, wo sie sich e rn,

Wer Venedigs Gröͤßt

Der Wind

onen, heruͤhm

n . i lr das Kaiserliche Dampsschiff von einer großen Menge

cstiic geschmuͤckter Barken begrüßt; die meisten derselben wur⸗ n von Madchen gefuͤhrt, die in anmuthiger Stellung und mit rroßer Leichtigkeit das Ruder fuhrten. Abends waren der Markus— datz die Prajetta, der Dogenpalast und die Markuskirche architek⸗ unisch erleuchtet. Dieses Schauspiel gehort zu den groͤßten und

der Art, welche ich je sah, die zahllosen Lichter, ie Umrisse dieser prachtvollen Gebäube bis zu dem leinsten Fries in blendender Helle zeigten; die anstäͤndig . fre Volksmenge, die Anwesenheit des Hofes, ja selbst der Um— stand end über dem Schauplatze hing, verliehen dieser Scene den schsten Reiz und lassen sich nicht gut mit Worten beschrei— n' In der Nacht, wo man sich genugsam an dem An— zicke der 150,000 Lampen geweidet hatte, schied das schoͤne be— andige Wetter, welches uns bisher beguͤnstigt hatte, und machte

in der Venezianischen

begeben.

Turin, 18. Okt. Der seit einigen Tagen hier anwesende erzeg Bernhard von Sachsen-Weimar wohnte heute mit sei— em Sohne einer glaͤnzenden Parade bei, die vor Sr. Maje— zt dem Könige stattfand und bei welcher auch die Herzoge

on Savoyen und Genua, so wie der Prinz von Savoyen⸗

Carignan, zugegen waren.

Rom, 16. Okt. Das Diario meldet: „Die Tiberinische Akademie hat in einer außerordentlichen General-Versammlung Be. Koͤnigl. Hoheit den Prinzen Johann von Sachsen, den heruͤhmten Uebersetzer des goͤttlichen Gedichtes, an welchem Him- el und Erde zugleich Hand angelegt, unter die Zahl ihrer Mitglieder aufgenommen. Auch Ihre Königl. Hoheit die Prin— zsin Louise Charlotte von Sachsen hat dieses akademische In stut durch ihren Namen geehrt.“

Türkei.

Konstantinopel, 2. Okt. (Journal de Smyrne.) In der vergangenen Woche ist hinsichtlich der innern Politik ichts Bemerkenswerthes vorgefallen, und wahrscheinlich wird iese Unthätigkeit so lange dauern, bis man weiß, welche Wen—⸗

dung die Unterhandlungen nehmen, mit denen Reschid Pascha

hei den Kabinetten Frankreichs und Englands beauftragt ist. Man hat wohl in diesen Tagen eine gewisse Bewegung bei nehreren Gesandtschaften bemerkt, aber es handelte sich, wie an sagt, um die Persischen Angelegenheiten. Da sich uͤbri⸗ Bens die meisten Mitglieder des diplomatischen Corps auf dem lande befinden, so ist es noch schwieriger als gewoͤhnlich, in den hoͤheren Zirkein irgend etwas von den politischen Angelegen— heiten zu erfahren.

Nach Ankunft des Dampfschiffes aus Trapezunt, welches Nachrichten aus Persien bis zum 12. September uͤberbrachte, hat der hiesige Englische Botschafter sogleich einen Courier nach London expedirt.

Es fand gestern in Dolma-Baktsche eine religiose Feier ichkeit statt, der der Sultan und alle Großwuͤrdentraͤger des Palastes beiwohnten. Es handelte sich darum, dem Surei— mini mit den uͤblichen Feierlichkeiten die reichen Geschenke inzuhaͤndigen, welche der Sultan jahrlich der Moschee in

Mekka, die das Grab des Propheten einschließt, zusendet.

Diese Geschen ke sind nach Skutari gebracht worden, und in er kuͤnftigen Woche wird sich die Gesandtschaft unter Anfuͤh⸗

hach dem heiligen Grabe zu begeben. . Anzahl von Wallfahrer dieser Gesandtschaft anzu— en.

welche die Seefahrt mitgemacht hatten. In Chioggia, eschichte durch die Gefangen! der Genuesischen Flotte Doria's, durch Vittore Pi⸗

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was die gegenwartige Lage und die Anomalieen, deren Zeu— gen wir sind, erzeugt hat. Und Alles wohl erwogen, so ist unsere Combination nicht so schwer zu verwirklichen. Vor fünf Jahren hat Europa den Frieden gewollt; es hat ihn erhalten; Europa will heute abermals diesen Frieden; es erklärt, daß es ihn haben will, und mit bewaffneter Hand, wenn es seyn muß, Europa hat seit 25 Jahren noch ganz andere Dinge geleistet, wenn es gewollt hat; sollte es nicht in seiner Macht stehen, die Löoͤsung, welche wir vorschlagen, zu gebieten? Und wir behaupten, daß Europa dies wollen muß, weil diese Loͤsung die einzige ist, die es einerseits mit den vollendeten Thatsachen, andererseits mit der Wurde seiner Kronen, mit der Gerechtigkeit seiner Kabinette, mit der Integrität der Staats— Grundsätze, die es proklamirt, ja sogar mit der Stabilitat sei⸗ ner Throne vereinbaren kann.“

Aegypten.

Alerandrien, 29. Sept. (Journal de Smyrne,). Mehmed Ali hat sich direkt nach Kahira begeben, ohne sich, wie man glaubte, an einigen Orten in Unter-Aegypten aufzu⸗ halten. Er ist schon seit einigen Tagen in jener Hauptstadt eingetroffen und es heißt, daß einige der Europäischen Konsuln ihm dorthin nachfolgen werden, wahrscheinlich, um mit größe— rer Leichtigkeit die wichtigen Fragen verhandeln zu ksnnen, die binnen kurzem zur Sprache kommen däͤrften.

Abgleich man noch immer fortfährt, von der bevorstehen— den Reise des Pascha nach Ober-Aegypten und Sennaar zu sprechen, so faͤngt man doch an, an der Verwirklichung dieses Planes zu zweifeln. Viele Leute sind der Meinung, daß Meh— med Ali sich unter den gegenwartigen schwierigen Umstaͤnden nicht zu dieser Reise entschließen wird. Der Pascha kennt sei⸗ nen personlichen Einfluß bei diplomatischen Verhandlungen von einiger Wichtigkeit zu gut, als daß er sich gerade in einem Augenblicke entfernen sollte, wo seine Anwesenheit so noͤthig werden duͤrfte.

Die einzige Frage, die gegenwaͤrtig alle Gemuͤther aus— schließlich beschaͤftigt, ist die in Betreff des in Konstantinopel abgeschlossenen Handels-Traktats. Alle Welt ist uͤberzeugt, daß diese Maßregel in ihrer Ausfuͤhrung große Schwierigkei⸗ ten darbieten wird, weil sich voraussehen läßt, daß der Vice— Konig alle ihm zu Gebote stehenden Mittel anwenden wird, um jenen Traktat illusorisch zu machen. Dies muß ihm um so leichter werden, da er der unumschraͤnkte Herr aller Verbin⸗ dungswege ist, da alle Produkte Aegyptens von den Orten, wo man sie erzeugt, ausschließlich durch Fahrzeuge transportirt werden, die der Regierung gehoren oder von ihr privilegirt sind, und da es dem zufolge von ihm allein abhangt, den Transport dieses oder jenes Artitels zu erlauben oder zu ver— bieten. Man darf sich uͤberzeugt halten, daß Mehmed Ali dem Handel niemals ein Zugeständniß machen wird, wenn man ihn nicht mit Gewalt dazu zwingt.

Znlan d.

Berlin, 28. Okt, Am 22sten d. M. langte das Russische Dampfschiff „Bogatir“, nachdem es eine sehr stuͤrmische Ueber—⸗ fahrt und hohe See glücklich bekämpft und dabei die Kraft sei⸗ ner Maschine vortrefflich bewaͤhrt hatte, auf der Rhede von Swinemuͤnde an und uͤberbrachte eine 12pfuͤndige reitende Bat— terie, bestehend aus acht Geschuͤtzen, welche des Kaisers von Rußland Majestaͤt Sr. Majestaͤt dem Koͤnige zum Geschenk machen. Ein Oberst (Herr Stael von Holstein), ein Capitain (Herr Schwarz), vier Unteroffiziere und vierzig Artilleristen von der Kaiserl. Russischen Garde-Artillerie begleiten die Bat⸗ terie, welche bis Stettin zu Wasser und von da zu Lande wei— ter befoͤrdert am Zten k. M. in Berlin eintreffen wird.

Berlin, 28. Okt. Die Berlin-Potsdamer Eisen— bahn ist am 26sten d. M. von dem Herrn Ober-Praͤsidenten von Bassewitz und dem Herrn Polizei?Praͤsidenten Gerlach in der Strecke von hier nach Zehlendorf besichtigt worden. Es bot sich kein Anlaß zu Erinnerungen dar, und die Eroͤffnung der ganzen Bahn von hier bis Potsdam wird am 30sten d. M. statthaben. Das Naͤhere daruͤber enthalt die Bekanntmachung

J der Eisenbahn-Direction“, welche sich unten in unserem Anzei— ung des Surei⸗Emini auf den Weg machen, um sich zu Lande h welche sich s z

Es pflegen sich immer

ger findet.

Stettin, 27. Okt. Der 10te Kommunal-Landtag Alt—

Pommerns wird am 19. November d. J. hierselbst eroͤffnet

Das in Smyrna erscheinende Echo de 1l'Orient vom 29.

erte mber enthält unter der Aufschrist: „Von der Erblichkeit det Regierungs- Gewalt in der Familie Wehmed Ali's“ einen auch in den „Oesterreichischen Beobachter“ uͤbergegangenen Ar— tikel, in welchem es heißt: „Man begreift, daß die Unabhaäͤn— gigkeit Mehmed Ali's, wenn sie auch noch das Ziel einiger iso— lirten und geheimen Wuͤnsche seyn sollte, keine erklärte Apostel nehr zählen und noch weniger der Gegenstand einer ernsthaf— ten Erwägung werden kann. Andererseits wird einstimmig

möglich heraustreten muß, wie ein geschickter General sich beeilt,

grieges ihn augenblicklich zu nehmen oͤthi e rieg . genoͤthigt hatten. Und in der That, wenn man J. daß man ö. . well man diesen Status quo sich feststellen ließ, heute in un— nufhöͤrlich er Besorgniß leben muß, wird man zur Ueberzeugung deangen, daß hierauf die Hoffnung eines dauerhaften Friedens . zu wollen, die Heilung des Kranken von der Ursache ¶. uebels begehren heißt. So hatten wir also zwei Com— nationen, auf die wir nothwendig Verzicht leisten muͤssen. ei welcher Combination wird man also stehen bleiben muͤssen? . irgend etwas muß doch geschehen, um der Sache ein 7 machen. * Es scheint uns, daß diese Combination . . und (ogisch aus der Unzulaͤssigkeit der beiden min fließt. Mehmed Ali sey nicht, was er ist, son— n was er seyn soll; er bleibe, ja; weil die Conven—

klon von Kiutahia ei ; 9. ia ein vollendetes Faktu welches man r . ,, dattum st⸗ ] . dehnt, vielseitiger ist, als mancher andere Zweig der Verwaltung.

3 muß; aber er bleibe das, was die Convention gewollt 7 ein untergebener und treuer Vasall, er fahre fort, die f m Obserge anvertrauten Lander nicht in seinem, sondern 77 Interesse zu verwalten; er civilisire sie sogar, weil al ewunderer es so wollen; aber er verwildere sie nicht, baeskt it, durch Sklaverei und Elend; er mache den Handel ö lühend; er entwickele die Huͤlfsquellen derselben, und

n, wenn er nicht unseren Weihrauch, aber unser schwaches annehmen will, werden wir die ersten seyn, es ihm zu en; dann werden wir an die Aufrechthaltung des Friedens

aber dann auch keine Armee mehr von hundert— Mann, vor Allem keine Flotte mehr von zehn Linien

werden.

Breslau, 26. Okt. Verbrechen. Im Dorfe La—⸗ ziska, eine Meile von Groß-Strehlitz, ist am 19ten d. M. ein schauderhaftes Verbrechen begangen worden. Ein beruͤchtigter Raubschuͤtze, ein Einwohner dieses Dorfes, wurde, als er in seiner Stube mit seinem 5 Jahr alten Sohn sich beschaͤftigte, durch einen Schuß, der durch das Fenster kam, nebst dem Kinde getoͤdtet. Von dem Verbrecher hat man noch keine Spur.

Po sen, 26. Okt. (Pos. 3) Polizei⸗Distrikts⸗Kom⸗

missarien. Das Institut, welches unlaͤngst ins Leben ge—

. daß der Jatus quo nur eine, vielleicht gebieterische othwendigkeit des Augenblicks ist, aus der man so bald als

ine gefährliche Stellung zu verlassen, welche die Chancen des

keine Kriegs Contributson, nichts von allem dem,

rufen ist, bewahrt sich von Tage zu Tage mehr und mehr und sindet auch bei dem großeren Publikum gerechte Anerkennung. Die Polizei-Verwaltung kann jetzt durchweg mit ungleich gröͤ— ßerer Energie und Umsicht gehandhabt werden, als fruͤher, wo die Landraͤthe in dieser Beziehung nur auf die Unterstuͤtzung der Dominien beschraͤnkt waren. Die Steuer-Veranlagungen erfolgen mit groͤßter Sorgfalt; in dem Militair-Ersatz-Geschäft herrscht durchgehends eine große Ordnung und strenge Kontrolle; die Seelen - Listen werden regelmäßig gefuͤhrt und die erforder— lichen statistischen Nachrichten mit größerer Genauigkeit geliefert. Besonders viel geschieht jetzt faͤr die Verbesserung der Land— straßen und sonstigen Communications, Wege, fuͤr welche es ge⸗— lungen ist, den Distrikts⸗ Kommissarien im Allgemeinen ein be— sonders lebhaftes Interesse einzuftoßen.

Das Uunterrichtswesen im Preußischen Staate.

Die Serge der Regierung für die Bildung des heranwachsenden Beschlechts ist eine höchst wichtige und schwierige; schwierig an sich, schwierig auch, weil sie nach der verschiedensten Richtung sich aus⸗

Wie verschieden der Grad der Bildung im civilisirten Staate bei dem einsachen Landmann, dem Tagelöhner, dem niederen Handwerker, ge—⸗ gen den höher stehenden Kaufmann, Fabrikherrn, gegen den Beam⸗ ten, den Ofsizier, den Gelehrten, so verschieden gestasten sich die Un⸗ terrichts-Anstalten für die vielfachen Zweige menschlicher Thätigkeit.

Die melsten Schüler und Schülerinnen umfassen

I. Die Elementarschulen. t

Sie sind der Erziehung und dem Unterrichte in den Elementen des Wissens, wie es in einem civilisirten Staate Allen Bedürfniß ist, gewidmet. Es ist daher die Aufgabe des Staats, dafür zu sorgen, daß Alle dieses Unterrichts und dieser Erziehung iheilbaftig werden; und daher ein günstiges Ergebniß, daß der Prenßische Staat in Betreff der Allgemeinbeit des Elementar-Unterrichts selbst Frankreich und England übertrifft.

Das Algemeine Landrecht bestimmt schon (Th. 2. Tit. 12. S. 13), daß ein jeder Einwohner seine Kinder nach jurückgelegtem fünften Lebensjahre zur Schule schicken solle. Es setzt nach dem Lebensalter keinen End-Termin des Schulbesuchs, sondern setzt nur J. c. 5. A6. fest, der Schulunterricht müsse so lange forigesetzt werden, bis ein Kind, nach dem Befunde seines Seelsorgers, die einem jeden ver— nünftigen Menschen seines Standes notbwendtgen Kenntnisse gefaßt bat. Es ist in dem zweiten Arnkel der neucsten Nachrichten ven der Bevölterung des Preußischen Staats (Nr. 2060. 1838 der Staats- eat ung bereits angefübrt, daß diese Forisetzung des Schulbesuchs is zur Bollendung des 1Jaten Lebensjahres zu verlangen sey. Denn auch für diejenigen, ist daselbst richtig bemerit, welche nur eines Ele— mentar⸗-Unterrichts bedürfen, ist das Abwarten der Reife des Fas⸗— sung- und Urtbeils-Vermögens unentbebrlich, die mit diesem Lebeng⸗ alter einzutreten pflegt. Für die große Masse der Ratton liegt daber das schulpflichtige Alter jwischen dem Anfange des Gten und dem Endt des Läten Lebensjabres. Nun sind im Preußiscken Staate im Jahre 1837, bei einer Be⸗ völkerung von 14 008,125 Menschen, Kinder im schulpflichtigen Alter vom beginnenden 6ten bis zum vollendeten 1aten Jabre gezäblt wor— den: 2,830, 328, d. b. unter je 10,000 Einwohnern sind 2008 im schul⸗ pflichtigen Alter, also sehr genau der die Theil der Ratien. Etwas geringer stellt sich dieser Theil der Ecsammt-Bevölkerung in Ländern bervor, in denen ein nicht so rascher Fortschritt der Bevölkerung vor— handen ist, als im Preußischen Staat, und die Jahre des Elemen⸗ tar⸗Schulbesuchs nicht bis zum lJäten Lebensjahre ausgedebnt wer— den. In Frankreich sind nach Nr. 187. der diesjährigen Staats⸗Zei⸗ tung 53,800 000 Kinder im Älter von 3 bis 12 Jahren. Nach dem Annuaire von 1836 betrug die Bevölkerung Frankreichs 32 560 934 Menschen, d. h. unter 10,000 Menschen sind in Frankreich nach dem dort aufgestellten Begriff, nach welchem die Schuspflichiigkeit nur bis zum 12ten Jabre gerechnet wird, 1781 schulpflichtige Kinder, etwas mehr als der tte Theil der Bevölkerung. Im Königreich Sachsen wurden bei einer Bevölkerung von 143595, 668 Menschen, Kinder vom vollendeten Sten bis zurückgelegten 14ten Jahre gezählt: 278 216, d. h. unter 10000 Menschen waren 1744 schulpflichtige Kinder, gleichfalls etwas mehr als der Gte Theil der Nation. Hier— nach und nach vielfachen anderweiten statistischen Ermittelun⸗ gen kann man in den Staaten Europa's den 5ten oder 6ten Theil der Nation im schulpflichtigen Alter annehmen, und wenn sich bei Zählung der Schulkinder ergiebt, daß ein viel geringerer Theil der Bevölkerung, der Ste, 19te, 20ste, nur zur Schule geht, so wird daraus folgen, daß viele Kinder theils sehr kurze Zeit, iheils gar nicht unter richtet werden. In Großbritanien sind nach den tables of the revenue, popula- tion, commerce pro 183A und 1835, die vom Board of trade durch G. R. Porter herausgegeben werden: a) In England und Wales im Jahre 1833 Kinder in Infant Sesiools S9. 005 Kinder in Daily Schools 1 276,937 Kinder in Sunday Schools 1,538 890

ern . !. usammen 2,014. 842 Die Bevölkerung von England und Wales war 18,807, 187 bei der letzten Zihlung im Jahre 1831. Sie wird pro 18383 von Porier

angenommen auf 14100, 006. Es ist aber ie ge = n, so daß

in England und Wales noch mehr als der Ste Mensch der Bevõl⸗ kerung ein Schulkind wäre. Indessen sind die Infant Schools un- seren Kletn⸗Kinderschulen ahnliche Anstalten, in denen Kinder vom 2ten bis 7ten Jahre sich befinden. Es ist in diesen Anstalten von einem geordneten Unterricht, wie in Preußens Elementarschulen, nicht die Rede. Will man aus diesen Infant Schools die Kinder von 6 und 7 Jabren mit in die Berechnung aufnehmen, so kann man von den So,008 höchstens 2/5, also etwa 35,602 mit in Rechnung stellen. Eben so sind die 13348 890 Kinder in Sonnta sschulen der traurige Nothbehelf für die Kinder, die in den großen Fabrik-⸗Gegen⸗ den keinen ordentlichen Unterricht, sondern nur Sonntags einige Un⸗ terweisung erhalten. Diese ganze Anzahl von 18318 800 Kindern kann nicht mit zur Rechnung gezogen werden, wenn der geordnete Elementar-Unterricht in Preußen mit dem in England und Wales verglichen werden soll. Es bleiben zur Vergleichung nur 1,276,937

und vielleicht 38, 602, d. h. jusammen 1,3123510; und da r e e

10,,, so kann nur der 10,te oder 11te Mensch der Bevölkerung in England und Wales als ein Schulkind in unserem Sinne des Wor—« tes e, e werden.

In Irland wird bet einer Bevölkerung von oas,9a0 Men- schen in derselben offiziellen Quelle die Anzahl der Schulkinder an— n. auf 115,521, so daß danach der ny te Mensch als ein Schul⸗ ind erscheint, woraus eine außerordentliche Vernachläfsigung des Schulbesuchs in Irland sich herauecstellt.

c) In Schottland wird die Anzahl der Schulkinder auf 187 727 bei einer Bevölkerung von 2,365,807 Menschen angegeben, d. h. der 18te Mensch ist ein Schulkind.

Nimmt man ganz Großbritanien zusammen, so hat man, wenn man die Kinder der Infant Schools und Sunday Schools mit rechnet, im Ganzen z,218, 0900 Kinder, und da die Berölkerungs-Summen

21,70, ra7 ergeben, und ere n, = 7s, so ist nahe der Ste Mensch der Bevölkerung ein Schuüstind. Rechnet man aber für England und Wales nur 1,4812, 549 Schullinder, wie man, wie wir gezeigt baben,

nur rechnen kann, so ist die Anzahl aller Schulkinder 1,618,797, und

da 3 183, so ist der 15te Mensch der Bevölkerung in

Großbritanten die ordentlichen Unterricht genießende Schuljugend. Sehr ähnlich scheint es in Frankreich zu stehen. Rach Rr. 187 der diesjährigen Staats-Zeitung erhalten in Frankreich jeßt 1B 086 C60 Kinder Unterricht. Die Bevölkerung Frankreichs wird in dem An. nuairo pro 1837 angegeben auf 32 560,934 Eiuwohner. Es ist ö 16,4. Frankreich hat seit einigen Jahren den Uu— terrscht des Volks gar sehr von Seiten der Regierung sich angelegen seyn lassen. Nach Guizot's Rapport au koi war 1833 die Anzahl der Schüler 1 684,82s, also geringer, als die jetzt angegebene * von 1,086,000. Es ist indessen in Guizot's Rapport nur von Kna— ben die Rede. Der Elementar-Uuterricht muß sich auf beide Ge— schlechter beziehen; auch für die Diensimagd ist es von Wichtigkeit, daß sie etwas lesen, schreiben und rechnen fönne. Es ist nicht be⸗ kannt, wie viel für den Elementar-Unterricht des weiblichen Ee— schlechts in Franfreich geschieht. Höchstwahrscheinlich viel weniger, als für die Knaben. Angenommen aber einmal, was gewiß nicht der Fall ist, es gingen eben so viel Mädchen als Knaben zur Schule, also nach der Gutjzotschen Angabe 2mal 1,6833828, d. i. 3 309, 686 so wäre dies von 323560934 Menschen, der Bevölkerung Frankreichs nach der Zählung von 1831, immer nur 9,384. Gewiß sind alle Kin⸗ der, die in Frankreich unterrichtet werden, kaum der zwölfte Theil der Beyölkerung; denn wie sehr der Unterricht in manchen Departements Frankreichs vernachlässigt ist, zeigt Dupin's carte figuration de l'in. struetion populaire de la France. Nach dieser 1827 erschieneuen Karte kamen damals z. B. im Dep. Haute Loire auf 268 Einw. 1 männl. Schulkind Cantal 209 1 P * Indre et Loire 229 1 [ 2 , = und wenn man auch zu jedem enfant male ein enfant female hinzu— setzt, also statt 1 Schulkind 2 rechnet, so kommen in den bezeichneten dan immer doch nur auf resp. 134, 103. 114, 111 Einwohner 1 Schulkind, statt daß auf J) oder 8 Einwohner 1 kommen sollte; aus welchen Verhältnissen solche Anzeigen, als in Rr. 202 der dies jährigen Staats-Zeitung, erklärlich werden, daß der Munizipal-Rath in der kleinen Gemeine St. Martin d'Auri babe durch Königliche Ordonnanz aufgelöst werden müssen, weil die einzigen beiden Per⸗ sonen des Orts, welche lesen und schreiben konnten, der Maire und der Adjunkt, bei der vorjährigen Munizipal⸗ Wahl durchgefallen waren. (FJortsetzung folgt.)

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