1838 / 302 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Nieder lande.

Aus dem Haag, 25. Okt. In der Adresse, welche eine Deputation beider Kammern heute, als Antwort auf die Thron⸗ Rede, Sr. Majestaͤt dem König überreicht, heißt es im Ein⸗

ange: „Blicken wir mit erneuter Betruͤbniß stets auf die chmerzliche Ursache zuruͤck, in Folge deren wir die Gegenwart Eurer Majestät bei der Eröffnung unserer vorigen Seen ver⸗ mißten, so war es uns um so angenehmer, Hoͤchstdieselben beim Beginn unserer jetzigen Versammlungen zum erstenmale von dem Erbprinzen von Oranien begleitet zu sehen, einem Zweige jenes Hauses, mit welchem Niederlands Wohl so eng verbun— den ist, und welches wir mit derselben innigen Liebe, wie das Vaterland, umfassen. Jetzt, wo wir Ew. Majestaͤt, nach den von Höchstdenselben empfangenen Mittheilungen, unsere ehr— erbietige Huld feierlich anbieten, fuͤhlen wir dies um so leben— diger. Einmuͤthig schlossen wir uns dem Throne an, als Ew. Majestät gegen das Ende unserer vorigen Versammlung uns Kenntniß gaben von der in Ihrem Namen abgegebenen Erkläͤ— rung an die Vertreter der Höfe von Oesterreich, Frankreich, Großbritanien, Preußen und Rußland. Wir hielten uns überzeugt, daß dadurch eine baldige Regulirung unserer Angelegenheiten

Weimar, 27. Okt. Der Großherzog ist am Nachmittage des 25sten d. M. in erwuͤnschtem Wohlseyn hier angekommen. Se. Königl. Hoheit hatte sich von Dresden über Lei iz, nach Altenburg begeben und dem Herzoglichen Hause einen Besuch abgestattet.

Der Landtag wird den 25. November d. J. eroͤffnet werden.

Hamburg, 17. Okt. (A. 3.) Hinsichtlich des Daͤnischen Transito-Zolls zwischen hier und Luͤbeck sind wir ganz ruhig: denn gesetzt, man entschiede gegen uns, insofern es Holstein betrifft, so bleibt uns noch das Lauenburgsche. Diesem Her— zogthum wurde, als es von Hannover an Preußen und von letzterem wieder an Dänemark abgetreten ward, die Zusiche⸗ rung ertheilt, keinen neuen Zöllen unterworfen zu werden. Den Traktat, in welchem dies stipulirt wurde, garantirten die beiden erstgenannten Kronen. Da wir nun aus dem beider— städtischen Gebiete (wovon Bergedorff der Hauptort ist) un— mittelbar ins Lauenburgsche und aus diesem wieder ins Luͤ— becksche Gebiet kommen können, ohne das Holsteinsche zu be— rühren, so durfen wir von hier aus nach Bergedorff nur das letztere vermeiden, und wir umgehen alle Zollstellen, so viele derer auch seyn mogen. Dies wurde zwar ein Umweg

herbeigefüͤhrt werden wurde. Billig durften wir wohl erwar— ten, daß jene Erklaͤrung, gegruͤndet auf die von den Maͤchten selbst als unwiderruflich bezeichneten Bestimmungen, zu einem solchen Resultate fuͤhren werde, und daß dadurch einmal sowohl Ew. Majestaäͤt in Hoͤchstihren Bestrebungen zur Forderung der vaterlandischen Interessen, als dem seinem Koͤnige und seinen Verpflichtungen getreuen Volk, das gebuͤhrende Recht wider— fahren wurde.

ief schmerzt es uns, daß auf diese bestimmt und unbedingt ertheilte Erklärung die Antwort noch immer er⸗ wartet werden muß. Ew. Masestaͤt nähren fortwährend die Hoffnung, daß dieselbe ein Resultat zuwege bringen werde, welches mit der Ehre und den wahren Interessen des Nieder— ländischen Volkes übereinstimmend sey. Sollte gleichwohl in Folge einer unbegreiflichen Politik diese Hoffnung nicht bald in Erfüllung gehen, so werden Ew. Masestaäͤt uns bereit finden, Höͤchstderselben Bemuͤhuugen zu unterstuͤtzen, um zu einem sol— chen Resultate zu gelangen.“ (Der uͤbrige Theil der Adresse ist im Wesentlichen ein Widerhall der Thronredey.

Belgien.

Bruͤssel, 24. Okt. Der Kardinal, Erzbischof von Me— cheln, hat gestern seinen feierlichen Einzug in Mecheln gehalten. Ein Kapallerie⸗Detaschement, die staͤdtischen Behoͤrden und die beiden Triumphwagen, die bei den hiesigen Volkslustbarkeiten gewöhnlich in Gebrauch sind, waren ihm entgegengezogen, und eine unzählbare Menschenmenge stimmte in das Vivat ein, als der Buͤrgermeister im Namen der Stadt die Begruͤßungs⸗Rede gehalten hatte.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 23. Okt. Ihre Majestaͤten der Koͤnig und die Koͤnigin gaben am Sonntag auf dem Koͤnigl. Schloffe ein großes Diner, dem außer dem Kronprinzen und der Kronprin— zessin auch der neue Englische Gesandte, Sir Thomas Cart— ß nebst seiner Gemahlin, gebornen Graͤfin Sandizell, bei⸗ wohnten.

Die Reise des Köͤnigs nach Norwegen ist, wie man ver— nimmt, bis zum 2. November aufgeschoben worden.

Deutschland.

Augsburg, 24. Okt. Die Allgemeine Zeitung äußert in einem Schreiben aus Leipzig vom 19. Oktober: „Sie wissen bereits, daß die J. G. Cottasche Buchhandlung in Stutt— gart die Verlagshandlung von G. J. Goͤschen in Leipzig ange— kauft hat, so daß ihr nun das Eigenthumsrecht der Schriften von Wieland, Klopstock, Thuͤmmel, Iffland, Houwald ꝛc. zu— faͤllt. Wie wir hoͤren, ist der Grund dieses Kaufes einzig in der Ungunst der Wuͤrttembergischen Gesetzgebung uͤber das lite— rarische Eigenthum zu suchen, welche die genannte Buchhand— lung noͤthigte, ein Etablissement unter dem so viel weiter gehen— den Schutze der zeitgemäßeren Norddeutschen Gesetzgebung zu suchen. In Stuttgart wurden vor einigen Jahren manche Hoffnungen rege, dort fuͤr den Deutschen Buchhandel einen Suͤddeutschen Centralpunkt zu gruͤnden, wie wir einen Nord— deutschen in Leipzig besitzen. Schwerlich aber duͤrfte sich der Buchhandel unseres Vaterlandes bewogen fuͤhlen, einen Punkt zu wahlen, wo ihm die Anerkennung des ersten Rechtes das des Eigenthumes verweigert wird, und wo selbst fuͤr die Werke der ersten Dichter Schwabens, Schiller's und Uhland's, mühsam gerungen werden muß, um sie vor Piratenhaͤnden zu retten.

In Bezug auf das gestern mitgetheilte Wuͤrttembergische Nachdrucks⸗Gesetz bemerkt die Allgemeine Zeitung: „In Stuttgart wurde nun das bekannte mit den Staͤnden verab— schiedete provisorische Gesetz gegen den Buͤcher⸗Nachdruck publizirt, wonach den vom 1. Januar 858 an erschienenen Schriften von der Zeit ihres Erscheinens an ein zehnjähriger Schutz gegen Nachdruck zugesichert wird, waͤhrend die zur Zeit der Verkäün— digung des gegenwaͤrtigen Gesetzes veranstalteten Nachdruͤcke fortwährend ungehindert verkauft werden durfen so daß also diesen gesetzlichen Schutz alle Nachdruͤcke genießen, welche ge— macht wurden in der 6 langen Zwischenzeit, welche zwi— schen der ständischen Berathung dieses Gesetzes und der setzt erst erfolgten Publication verfloß. Die Nachdruͤcke erhalten zu diesem Behuf einen besonderen Schutzstempel.“

Dresden, 28. Okt. Man schreibt aus Budissin: Zu dem am 16ten und 17ten d. M. hier abgehaltenen Herbst—˖ Wollmarkt sind uͤberhaupt 3008 Stein Wolle und zwar 1288 Stein Saͤchsische, 70 Stein Preußische und 950 Stein Boͤh— mische eingebracht und davon 2536 Stein an Fabrikanten aus den Vereinsstaaten verkauft worden. Die Quantitat der zu dem diesjährigen Herbst-Wollmarkte eingebrachten Wolle beträgt zwar 1060 Stein weniger als im vorigen Jahre; es ist dieses aber daher entstanden, daß bei dem Fruͤhjahrsmarkt alle Vor— räthe verkauft und also zu dem jetzigen Herbstmarkt fast aus— schließlich nur zweischuͤrige Sommerwolle auf dem Platze war. Die vorhandene Wolle fand demnach so raschen Abgang, daß, obschon der Stein 1!) bis 3 Rthlr. hoher als bei dem Fruͤh—⸗ jahrsmarkt bezahlt wurde, die Verkaͤufe schon am ersten Markt— tage zum größten Theile beendigt waren. Im Durchschnitt würde die feine Wolle fuͤr 16 17 Rthlr., die mittlere fuͤr 13 16 Rthlr. und die geringe fuͤr 10— 13 Rthlr. pro Stein verkauft.

Stuttgart, 25. Ott. Gestern Abend sind Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog von glg enz und Gemahlin zum

Besuche bei Ihren Königl. Majestaͤten hier eingetroffen und in dem Königlichen Residenzschlosse abgestiegen.

seyn, aber immer kein so großer, als die im Bau begriffene Chaussee macht, denn sie fuhrt uͤber Oldeslohe, was den Weg schon mehr als eine Meile von der direkten Straße entfernt; dann soll sie von Oldeslohe hierher, um sich

mit der Kiel-Altonaer Chaussee zu vereinigen, auch nicht den naͤchsten Weg einschlagen.

Durch die Eisenbahn von hier uͤber Billwärder nach Bergedorff wird schon die größere Entfernung durchs Lauenburgsche uͤber die direkte Straße vollkommen kom— pensirt; jenseits Bergedorff kann die neue Berliner Chaussee auf einer großen Strecke benutzt werden. Dann kommt die Chaus— see, welche Luͤbeck schon seit mehreren Jahren auf seinem Ter- ritorium bis an die Lauenburgsche Gränze machen ließ und un— terhaͤlt, dieser Straße zu gut. Diese Betrachtungen machen er— waͤhnte Eisenbahn sehr populair; denn sie bildet den Anfang

zu der großen Straße nach Berlin, Mecklenburg, Pommern,

Magdeburg, Lubeck und Laͤneburg, und kann zugleich zu Spa— zierfahrten nach den romantischen Gegenden der Vierlanden und des Sachsenwaldes benutzt werden. Es war zu Anfang des Projekts die Meinung vorherrschend, keine kleineren Actien als 1000 Mark Banco zu kreiren, da indeß der Wunsch von vielen Buͤrgern beider Staͤdte aus der Mittelklasse geäußert ward, Theil daran zu nehmen, so scheint es jetzt beschlossen zu seyn, sie auf 300 Mark zu stellen.

Oesterreich.

Wien, 23. Okt. (Nuͤrnb. K.) Einem noch nicht ganz verbuͤrgten Geruͤcht zufolge, ist die Besetzung des wichtigen und reich dotirten Erzbisthums Gran bereits entschieden, und der bisherige Bischof von Wesprim, Kopatsy, zum Primas von Ungarn berufen worden. Desgleichen sagt man, der erste Praͤ—⸗ sident der allgemeinen Hofkammer, Freiherr von Eichhoff, würde als Sections-Chef in den Staats-Rath uͤbertreten, und dessen Stelle der zweite Praͤsident, Graf Wilezeck, einnehmen.

Der hiesige Magistrat hat die gluͤckliche Ruͤckkunft Sr. Majestaäͤt des Kaisers durch ein feierliches Hochamt und Tedeum in der Metropolitan-Kirche zu St. Stephan zu feiern beschlos— sen, das am 27sten d. M. abgehalten wird. Die Residenz fuͤllt sich schon mit hohen Anksmmlingen aus Italien; es sind der erste Oberst⸗Hofmeister Fuͤrst Colloredo, die Botschafter von England, Frankreich, der Tuͤrkei u. s. w. zuruͤckgekehrt.

Von dem gegenwartig in England verweilenden Herzog von Lucca befindet sich der Cheri Ge nd eis? hier und hat die Miethe der Wohnung erneuert, so daß wir Se. Koͤnigl. Hoheit den Winter uͤber wieder hier besitzen durften.

Auch in der Naͤhe von Wien, in dem gesegneten March— felde, ist unter dem Rindvieh die Loͤserdoͤrre und der Milz— brand ausgebrochen, und eine kleine Ermaͤßigung im Preise des Fleisches (auf S Kr. C. M. pro Pfund) wird daher wohl nicht von Dauer seyn. Durch eine Heerde Polnischer Ochsen soll die Krankheit eingeschleppt worden seyn, und nun sind die Ortschaften bis nach Ungarn zernirt. Viel Augenmerk rich— tet die Regierung auf die Veredlung der Pferdezucht, welche namentlich in der Provinz Oesterreich durch die vieljaͤhrigen Bemuͤhungen des Obersten von Kast gluͤcklich gedeiht. Vor einiger Zeit sind 29 Araber aus Syrien fuͤr die Aerarial-Ge— stuͤte nach Ungarn gebracht worden, und nun sind hier 18 Stuck der herrlichsten Thiere aus Burgund angekommen, die juͤngst Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Karl in Augenschein nahm, indem er daruͤber seinen Beifall äußerte.

Schweiz.

Zurich, 24. Okt. Die hiesige Zeitung enthaͤlt einen Artikel mit der Ueberschrift: „Was lehrt uns die beendigte Verwickelung mit Frankreich?“ worin es heißt: „Der Friede ist geschlossen; Frankreich mußte seine feindseligen Maßregeln zuruͤcknehmen; unsere Mitbruͤder kehren heim zu ihren Fami— lien, das Vaterland ist voll Freude. Diese an ist kein Gefuͤhl der Schwache, wie nach dem Aufhoͤren eines Stur— mes, dem man sich wehrlos ergab; nicht ein Freierathmen nach voruͤbergegangener Gefahr. Wir halfen die Gefahr ver— treiben. Die Eidgenossenschaft darf sich Gluͤck wuͤnschen; ihre Geschichte, in der neuesten Zeit durch so manchen Fleck der Zwietracht und Schwache besudelt, hat Blaͤtter gewon— nen, die zu ihren schoͤnsten gehören. Schande dem, der die gebrachten Opfer nach Franken berechnet, nicht nach dem moralischen Gewinn, den sie verschafften. Wer kann bestimmen, was erfolgt wäre, wenn unser Volk sich nicht muthig und einig geschaart haͤtte, um seine Heiligthuͤmer zu verfechten? Wo stuͤnde nun Genf, wo die Franzoͤsische Armee, wo das Ministerium, wo die ganze Angelegenheit? Gewiß nicht wo jetzt. Wir ha— ben uns selbst den vaterlandischen Puls gefuͤhlt; 1799 und 1815 lehrten uns, was wir waren, 1858 was wir sind, seyn sollen, seyn koͤnnen. Wir haben dem Auslande Achtung abgezwungen, die gegen Noten auf geraume Zeit schuͤtzen mag. Nun aber, Eidgenossen, ist es an der Zeit, daß wir uns Rechen schaft geben und die Lehren benutzen, welche die Stunde der Prufung uns einpraägte: Die Schweiz verlasse sich nicht auf die Freundschaft und reize nicht die Feindschaft irgend einer fremden Macht. Trauen wir keinen Schmeichelworten, von Thaten hundertfach widerlegt. Die diplomatische Sprache ist nicht die eines gesunden Schweizer-Herzens. Gerad und bieder bekennen wir, wir wollen keine Freundschaft, keinen Bund mit dem Auslande; nur die Eidgenossen sind unsere wahren Ver— buͤndeten. Der Große kann des Kleinen Freund nicht seyn, der Maͤchtige nicht des Schwachgeglaubten; kein Bund ist wahr als der mit seines Gleichen. Neutralitaͤt ist das Losungswort der Schweiz, nicht die Neutralitaͤt der Schwaͤche, sondern die der Klugheit, die wir uns selbst auflegen.“

Italien.

Venedig, 19. Okt. Se. Majestät der Kaiser haben gestern Vormittags den Generalen und Offizieren, so wie Tivil- und geisilichen Behoͤrden Abschieds-Audienzen er Nachmittags ward den Palast-Damen die Ehre zu Theil Abschieds⸗Audienz zugelassen zu werden. Am Abend wohn Ihre Majestaͤten der . im Theater della Fenie ; wo Hoöͤchstdieselben bei der Ankunst, so wie beim Scheiden, einstimmigen und wiederholten Aeußerungen der Verehfn empfangen wurden. Die Erzherzoge Johann und Ludwih! suchten am löten und 17ten d. M. das Marine⸗Arsenal, no d. selben saͤmmtliche Faͤcher dieser ausgedehnten Anstalt aufe naueste pruͤften. Am 16ten besichtigten die Herren her insbesondere die Modelle der von dem Ingenieur une ten bei den Wasserbauten, Johann Casoni, zum Unterbau n, der alten Thuͤrme am Eingange des Zeughauses, welch⸗ m dem Einsturze drohte, und zur Wiedererbguung der Gnnd dämme an dem Endtheile des Kanals della Madonna gem n Rhede von San Marko entworfenen und ausgefuͤhrten Ati ten, und äußerten das hoͤchste Wohlgefallen daruͤber.

Nachdem Ihre Majestäͤten der Kaiser und die Kasn am 18ten Morgens der Messe in der St. Markus. Kirche n gewohnt hatten, schifften sich Höͤchstdieselben auf einer 0g der Oesterreichischen Marine ein, die von dem Ober⸗Konm danten derselben kommandirt und von dem Erzherzog Friedrn in seiner Eigenschaft als Linienschifrs⸗-Capitain, gefuͤhrt nun Der Erzherzog⸗Vice⸗Koöͤnig, Erzherzog Ludwig und der Gournu waren Ihren Majestaäͤten nach Treviso vorangereist. n in Abreise nicht minder feierlich als den Einzug zu machen, m beim Abschiede dieselben Gefuͤhle, die bei der Ankunft ann Tag gelegt wurden, auszudruͤcken, begleiteten viele Bewohn von Venedig mit ihren Barken das Kaiserliche Schiff, und Bissonen, geschmuͤckten Schiffe und Barken, die bei der g gatta den Sieg davon getragen hatten, schlossen sich dem zu an. Ihre Majestäͤten trafen um 11 Uhr Vormittags Mestre ein, wo Hoͤchstdieselben von dem Provinzial⸗-Delegn und den Orts-Behoͤrden ehrfurchtsvoll empfangen wurden i . einem kurzen Aufenthalt die Reise nach Treviso fn etzten.

Die Gazzetta di Venezia enthaͤlt folgendes Kain Schreiben, welches Se. Majestaͤt der Kaiser an den Erzherz Vice-Koͤnig erlassen haben:

„Lieber Herr Oheim, Erzherzog Rainer! Ich habe wuͤhn Meiner Reise in Meinen Venetianischen Provinzen, und besonn während Meines Aufenthalts in Benedig, die sprechendsten und n rendsten Beweise der Treue und ÄAubänglichkeit an Meine Personn an Mein Herrscherhaus erhalten. Ich beauftrage Sie, Herr Oh6 dieserhalb Meinen getreuen Untertbantu dieser Provinzen Meint bin reiche Zufriedenheit, und namentlich den Podestaäs und den Mum pal-Congregationen der Städte, in denen Ich verweilte, Mein Ww gefallen für die musterhafte Ordnung, die Ich bei diesem ÄWnlaß! merkte, zu erkennen zu geben. Die öffentlichen und Privat⸗-Wehlhh tigkeits-RNAnstalten, die in den Städten von Mir besucht worden su liefern Mir den Beweis von der regelmäßigen Verwaltung derschn Gleichwie Ich Ihnen Meine Zufriegenheit hierüber an den Tagh so werden Ste, Herr Oheim, den Staats-Behörden und den (in derselben zur Kenntniß bringen, daß Ich zu Meiner wahren Bam gung die treue und eifrige Erfüllung der Amteypflichteu in all Zweigen ihrer Adminisiration zu bemerken Gelegenheit fun, li

Ferdinand.

Auch hier haben Se. Kaiserl. Majestaͤt zum Beweise Mu Zufriedenheit eine Anzahl von Orden und Titeln an Angesl beim Militair und Civil verliehen.

Die Gazzetta di Venezia enthalt ein tabellarisch geth netes Verzeichniß der Summen, welche von den Staͤdten n Landgemeinden der Venetianischen Provinzen zur Feier der h wesenheit Sr. Majestaͤt des Kaisers oder seiner Durchreise q ihrem Gebiete fuͤr Feste und öͤffentliche Freuden-Bezeugunw vorzuͤglich aber, nach dem von Sr. Majestat geäußerten Wunst zu wohlthaͤtigen Zwecken und zur Gruͤndung gemeinnuͤßlt Anstalten und Stiftungen bestimmt worden sind. Vench Chioggia und die Landgemeinden haben hierzu gewinn 1,395,469 Lire (von denen 3 auf einen Gulden E. M. gehen; Verona und die Landgemeinden 75,549 Lire; Vicenza, Bf sann und die Landgemeinden 254,400 Lire; Padug und i Landgemeinden 175,220 Lire; Treviso und die Land gemeinden 245,931 Lire; Udine und die Landgemeinden 247,75 lire Belluno und die Landgemeinden 116,09 Lire; Nowvigz Mr und die Landgemeinden 220,132 Lire; zusammen 3, 07 6flß Lire.

Spanien.

Madrid, 18. Okt. Der General Alaix weigert sich em schieden, das Portefeuille des Kriegs-Ministeriums zu üͤbernth men, dagegen hat der Minister des Innern sein Entlassunz Gesuch zuruͤckgenommen.

Der Vorschlag des Generals Narvaez, die Reserve⸗Amt auf 0, 000 Mann zu erhöhen und dieselbe gleichzeitig zur Ot kung der Hauptstadt, Alt-, und Neu⸗Castiliens und Aragonien zu verwenden, ist von der Koͤnigin, nachdem sie die Meinmn gen von zwoͤlf Generalen daruͤber eingeholt, genehmigt worden

Es werden hier jetzt 50,000 Uniformen fuͤr die Soldatn der Nord- und der Central⸗Armee angefertigt. Bezahlt werdh dteselben mit Wechseln, die von Rothschild acceptirt worden sih.

Ein Schreiben aus Cadirx vom 11. Oktober meldet bi Ankunst des Prinzen Georg von Cambridge daselbst.

Die Auföegung ist hier so groß, daß wahrscheinlich General Narvaez mit seinen 12,006 Mann wird hierbleibe muͤssen, um die Ordnung aufrecht zu erhalten.

In Oviedo in Asturien haben einige Unordnungen stattze, funden, indem das Volk die in einer Kohlengrube des . Aguado beschaͤftigten Arbeiter mit Gewalt verhinderte, ihre An beiten fortzusetzen.

Spanische Graäͤnze. Briefen aus dem Hauytgu il des Don Carlos vom 18. Oktober zufolge waren daselbst mh National⸗Gardisten aus Bilbao angekommen. Die Placker n aller Art, denen sie dort von Seiten der Behoͤrden ausgese waren, hatten sie zu diesem Entschlusse bewogen und ihtt Aussage nach durften noch Mehrere ihrem Beispiele folgen.

erte n

dit dem Dampfschiffe aus Trapezunt, welches (wie in vorgestrigen Blatte der St. 3. , am 2. Otter! Konstantinopel eintraf, sind dort folgende Nachrichten aus . bris vom 12. September eingegangen: „Der Kampf n schen Persien und Herat ist seinem Ende nahe. Ein ,. den der Schach an den Emin Nisam, Gouverneur von ö. beidschan, abgesandt hat, uͤberbrachte die Nachricht, daß n Stadt Herat geneigt sey, sich unter gewissen Dedinßun ße h! ergeben. Uneinigkeit unter den Anfuͤhrern der DSeleger nen ö nen Letztere veranlaßt zu haben, ein Deputation in das Lag

des Schachs zu senden, um Unterhandlungen anzuknuͤpfen. Andererseits will man jedoch wissen, daß ein Armee-Corps, welches eine Demonstration gegen Kabul gemacht und von Truppen der Ostindischen Compagnie unterstuͤtzt werde, den Schach eingeschüchtert habe, und es wird sogar behauptet, er habe dem Dbersten Stoddart, der von Herrn Macneill nach Teheran gesandt worden war und jetzt wieder in Tabris ange— sonmen ist, die Versicherung gegeben, er sey bereit, sich den Wüänschen des Britischen Botschafters zu fuͤgen. Dieser scheint sich jedoch nicht mit der bloßen Versicherung begnuͤgen zu wol— len, sondern bestimmtere Thatsachen abzuwarten, bevor er nach Teheran zuruͤckkehrt. Uebrigens hat dieser Diplomat seit eini— en Tagen mehrere anscheinend versshnliche Konferenzen mit zem Emin Nifam gehabt und nach Ankunft des letzten Cou— riers seine Anstalten zur Abreise eingestellt. So schöint denn ein desinitiver Friedensschluß mit Herat nahe zu seyn, indeß bedarf die Nachricht, schon um ihrer Wichtigkeit willen, erst noch weiterer Bestaͤtigung, die man hier mit Ungeduld er— wartet.

Inland. Gnesen, 15. Okt. Grundsteinlegung der evangelischen Kirche. Der 15. Oktober, als der hohe

Geburtetag Sr. ,. Hoheit des Kronprinzen, war zu der freudigen Feier der Grundsteinlegung der neüen evangelischen Civil! und Militair⸗-Kicche, welche schon lange gefühltes Bedürf— niß gewesen, und wozu Se. Majestaͤt ein Gnadengeschenk von

lib Rthlr. Allergnädigst zu bewilligen geruht hatten, auser⸗

sehen. Nach stuͤrmischen Regentagen begunstigte der heiterste

immel die erhabene Festlichkeit. Die fast vollendeten Funda— mente, von geschmackvoll verzierten Schranken umgeben, bezeich- neten die Grundsaͤchen des neuen Gotteshauses, das auf einem geruͤumigen Platze an der breiten uͤber den Markt nach- dem Dome hinfuͤhrenden Straße belegen, eine hohe Zierde der im— mer mehr sich verschoͤnernden Stadt werden wird. Zwischen den beiden Ecksteinen des Thurmes lag der mit Blumenkrän—

z geschmuͤckte Grundstein, welcher in lateinischer Inschrift den ag der Gruͤndung und den Namen des allverehrten Stifters

enthielt. In der ganzen Breite der Straßenfronte der Kirche war eine mit Eichenlaub uud Blumengewinden dekorirte hohe Ehrenpforte errichtet, uͤber welcher eine Fahne mit dem Preu— ßischen Adler, und zu deren Seiten große Fahnen mit den Lan— detfarben wehten. Die im großen Maaßstabe gezeichnete per— spektivische Ansicht der zu erbauenden Kirche war paßlich den Decorationen eingefuͤgt. In dem innern Raume des um— scraͤnkten Platzes waren Kanzel und Altar errichtet. Zu bei— beiden Seiten des am kuͤnftigen Portal der Kirche liegenden Grundsteins standen die Buͤsten Sr. Majestaͤt und Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kronprinzen; zwischen beiden befand sich der Tisch, welcher auf blauseidenem Kissen die silbernen Mauer⸗Werkzeuge nebst Schurzfell aufnahm, welche Se. Masestaͤt zu der Feier— lichkeit Allergnaͤdigst hatten hersenden lassen. In den vier Ecken des von der Barriere eingeschlossenen Raumes waren, an die Bestim— mung der Kirche als Militair-Kirche erinnernd, Pyramiden von Trommeln und Lanzen, mit Blumen geziert, errichtet. Ge⸗ gen 10 Uhr Morgens versammelten sich die Gemeinde, die städtischen Vehoͤrden und Beamten des Königlichen Land- und Stadtgerichts, und mit ihnen eine große Volksmenge aus der Stadt und Umgegend uf dem Bauplatze. Das hier garnisonirende Fuͤsilier⸗Baraillon Sten Infanterie-⸗Regiments hatte sich militairisch aufgestellt. Schon Abends zuvor waren der Herr Ober-Praͤsident Flott— well, der General-Superintendent, Bischof Dr. Freimark, und der Praͤsident der Königlichen Regierung zu Bromberg, Herr Wißmann, in Begleitung des Reglerungs-Bauraths Herrn Obuch auf an sie ergangene Einladung hier einge— troffen, und als zur bestimmten Stunde der Herr Bischof wn den evangelischen Geistlichen der Stadt und Umgegend be— gleitet, und der Herr Ober-Präsident mit dem Herrn Regie— tungs-Praͤsidenten, von einer Deputation des Kirchen-Kol— lhiums gefuͤhrt, auf der Baustelle sich eingefunden hatten, nahm der Herr Bischof seinen Platz vor dem Aitar, die Geist— lichen ihm zur Seite. Der Saͤnger-Chor hob das Lied an: „Lobe den Herrn u. s. w.“, in welches die Versammlung mit einstimmte. Darauf hielt der Herr Bischof die Festrede, in welcher er die Bedeutung des Gotteshauses und die Koͤnigliche Huld und Gnade, die zu einem solchen verholfen, besonders hetworhob und ans Herz legte, und die von der großen Menge un Zuhoͤrern aus allen Klassen des Volks ohne Unterschied der Jelgion mit der groͤßten Stille und Andacht und zur wahren kaänung vernommen wurde. Demnaͤchst überreichte der den

Dun leitende Königliche Bau-Inspektor Schildener den silber—

in Hammer dem Herrn Ober-Präsidenden, welcher im Namen S8. Masestàt des Königs, als Patrons der Kirche, den ersten

Hhänmerschlag auf den zum Einfenken bereit gelegten Grund

klein nit dem Anrufe that, daß das Gotteshaus, zu dem heut der Gund gelegt werde, in der Gemeinde wahre Gottesfurcht, leine Menschenliebe und treue Gesinnung gegen den erhabenen Erbauer desselben erhalten, foͤrdern und mehren moͤge. Den sbeiten Hammerschlag vollführte der Herr Regierungs-⸗Praͤsident Vijmann, darauf hinweisend, wie die an und fuͤr sich so feier— liche gegenwärtige Handlung durch die Bedeutung des Tages, alt des Geburtsfestes Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen, noch an Feierlichkeit und Bedeutung gewinne. Im Namen der Ge— heinde thaten den Hammerschlag von Seiten der Garnison der err Hauptmann v. Muͤller, und von Seiten der Civil⸗Gemeinde der

uͤrger und Seifensiedermeister Schwitzer, welche gleichfalls

dem Gegenstand angemessene Worte sprachen. Sodann stimmte der Sanger Chor ein Halleluja an, und der Ortsgeistliche, Super, intendent Sydow, sprach vor dem Altar ein Gebet, in welchem r Gott dafuͤr dankte, daß er so weit geholfen, und ihn um serneren Segen zum gluͤcklichen Fortgang und zur herrlichen ollendung des angefangenen Werkes anflehte.“ Das Lied:

Jun danket alle Gott“, das von der Gemeinde aus vollem Iren gesungen wurde, machte den Schluß der Feier, die auf lle die derselben beiwohnten, einen tiefen und gewiß bleiben—

en Eindruck machte. Der an diesem Tage stattfindende Jahr— . hatte mehrere tausend Menschen aller Konfessionen auf in Platz der Kirche und in dessen Nähe zusammengeführt; den⸗ noch herrschte durchgaͤngig die groͤßte Ordnung, Ruhe, Stille andaͤchtige Theilnahme an der würdevollen bedeutsamen

Feier. Nach dieser kirchlichen Festlichkeit fand ein selennes Mit—

ugs mahl, an welchem gegen 60 Personen, ohne Unterschied der Kon“

sissonen, Theil na men, im Saale der hiesigen Ressource statt,

ie. auch der Herr Ober-Praͤsident, der Herr Bischof und Kei Herr Regierungs⸗Präͤsident mit ihrer Gegenwart beehrten. cer Erwähnung bedarf es, daß auch hier die Liebe und Ji Verehrung fuͤr den Koͤnig und Sein erhabenes Herr— ; haus sich in frommen innig empfundenen Wünschen kraͤf— g ausdruͤckte, die in Aller Herzen den freudigsten lebendigsten

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Anklang fanden. Denn wo Treugesinnte sich versammeln, und wo die Königliche Huld und Gnade sich so groß und herrlich erwiesen, wie hier, da ist das Herz voll Dankes, und Beduͤrfniß ist' s, ihn laut auszusprechen. Auch die bei dieser Gelegenheit ausge— brachten Wuͤnsche fuͤr das Bluͤhen und Wachsen der Gemeinde in Gottesfurcht und Frömmigkeit, und fuͤr die Wohlfahrt und das Gluͤck der Stadt Gnesen und deren Bewohner wurden mit tiefgefuuͤhltem Dank aufgenommen, und werden treu im Herzen bewahrt werden.

Stettin, 28. Okt. Armenpflege. Nach einer in diesem Monate erschienenen Bekanntmachung der hie⸗ sigen Armen Direction hat die Ausgabe fuͤr die Armenpflege im Jahre 1837 die Summe von 34, itz Rihlr. 16 Sgr. 10 Pf. betragen, wovon aus der Kaͤmmerei⸗Kasse 17,500 Rihlr zuge— schossen wurden. Aus der Unterzeichnung freiwilliger Gahen kamen 18538 Rthlr. 21 Sgr. 6 Pf. und an sonstigen Geschen— ken 1669 Rihlr. 5 Sgr. II Pf. ein. Die an Arme baar ge— zahlte Unterstuͤtzung betrug 12, 17“ Rthlr. 27 Sgr. Außerdem wurden 132,573 Portionen Essen, fär 1233 Rihlr. 2 Sgr. 3 Pf. Medizin, 34h, 000 Stuͤck Torf, 115 Klafter Holz (die ansehnlichen, von der Gesellschaft zur Versorgung der Armen mit Brennmaterial verabreichten Quantitaͤten Holz und Torf ungerechnet) verabreicht. Fuͤr Kleidungsstuͤcke, mit Ausschluß des aus dem Depot Hergegebenen, wurden 66 Rthlr. 7 Sgr. und an mehrere mit Spinnen beschaͤftigt gewesene Frauen 146 Rthlr. 10 Sgr. 6 Pf. gezahlt. Am Schluß des Jahres 1836 hatte die Stadt 178 Pflegekinder zu versorgen; im Laufe des Jahres 1837 kamen 74 hinzu und 64 schieden aus so daß der Bestand im Anfange dieses Jahres 188 betrug, zu denen noch

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44M in der Erziehungs-Anstalt gerechnet werden muͤssen. In

letzterer kostete jedes Kind durchschnittlich 41 Rihlr. 1 Sgr. z Pf., wogegen fuͤr jedes Pflegekind außer freiem Schul-Un⸗ terricht 16 Nihlr. jaͤhrlich vergütigt wurden. Im Armenhause befanden sich durchschnittlich 34 Personen taͤglich, deren jede 25 Rthlr. 3 Sgr. 6 Pf. jahrlich kostete. Den freien Schul— Unterricht erhieiten 1535 Kinder. Am Schlusse des Jahres 1837 befanden sich in den stäͤdtischen Instituten, mit Ausschluß dreier, welche ihre besondere Verwaltung haben, 319 Personen. In der stadtischen Holzkleinmache-Anstalt, die erst im Oktober 1857, ins Leben trat und zur Beschaͤftigung derer dienen soll, welche Mangel an Arbeit vorschuͤtzen, und die in mehrfacher Bezie— hung gute Resultate lieferte, wurden 371, Klafter Dol klein gemacht und theils groschenweise, theils in großeren Quantitaͤ— ten verkauft.

Preußische Renten-Versicherungs-Anstalt.

Schon seit einiger Zeit ist von einigen Maͤnnern der hie— sigen Stadt die Absicht verfolgt, nach der Einrichtung in ver— schiedenen anderen Deutschen Staaten, zunaͤchst fuͤr die Ein— wohner des Preußischen Staats eine Anstalt zu gruͤnden zu suchen, welche den Zweck hat, ihren Theilnehmern sowohl für sich selbst, als auch fuͤr ihre Angehoͤrigen und saonstige Perso— nen auf die Zeit des hoheren Alters, mit welchem die Arbeits, und Erwerbsfaͤhigkeit allmaäͤlig untergeht, Sub— sistenz Mittel zu sichern, oder die vorhandenen zu verbessern.

Dieser wohlthäaͤtige Plan nahet sich jetzt seiner Verwirkli— chung, indem Se. Majestät der Koͤnig den Statuten dieses un— ter dem Namen

„Preußische Renten-Versicherungs-Anstalt“ hierselbst zu gruͤndenden Instituts unterm 9gten d. M. die lan— desherrliche Bestätigung zu ertheilen geruht haben und, dem Vernehmen nach, dasselbe zu Anfange des naͤchsten Jahres dem Publikum eroͤffnet werden moͤchte.

Von den Haupt-Bestimmungen der Allerhoͤchst bestaͤtigten Statuten theilen wir in Nachstehendem Einiges mit.

Die Anstalt tritt unter die Aufsicht und den Schutz des Staates. Allen Angehoͤrigen desselben ist sie zugaͤnglich, ohne Unterschied des Geschlechts und des Standes und ohne Ruͤck— sicht auf Alter und Gesundheits-Beschaffenheit.

Der Beitritt zur Anstalt gewahrt gegen eine Einlage von 160 Rthlr. (vollstaͤndige Einlage) ohne weitere Beitrags ver— bindlichkeit, eine jahrlich zahlbare Rente, welche anfaͤnglich, nach Verschiedenheit des Alters der Beitretenden etwas weni— ger oder mehr, als die gewohnlichen Kapital-Zinsen, betragt, mit den Jahren allmaͤlig steigt und den Betrag von 150 Rthlr. jaͤhrlich erreichen kann.

Auch Einlagen unter 109 Rthlr. (unvollstäͤndige), aber im geringsten Satz von 10 Rthlr., sind in einem gewissen Maße zulaͤssig, doch werden die verhaͤltnißmäßig darauf treffenden Renten nicht baar ausgezahlt, sondern so lange zum Kapital gelegt, bis dasselbe erganzt ist, den Betrag von 100 Rthlr. erreicht hat, wo denn die Jahres-Rente der ergaͤnz— ten Einlage zu demselben Betrage baar verguͤtet wird, wie solche zu dieser Zeit von den urspruͤnglich vollstaͤndigen Ein⸗ lagen derselben Klasse und Jahres-Gesellschaft erfolgt. Baare Nachtrags⸗Zahlungen auf unvollstaͤndige Einlagen Behufs deren Ergaͤnzung werden nicht verlangt, sind aber zur Beschleuni— gung der Vervollständigung gestattet. Der geringste Betrag solcher Nachtrags⸗- Zahlungen besteht in 1 Rihlr. Geschehen deren keine, so vervollstaͤndigt sich die unvollstaͤndige Einlage durch fortgaͤngigen Zuschlag der theilweisen Rente zum Kapital und durch Zinsen von Zinsen allmaͤlig von selbst.

Vollständige Einlagen koͤnnen bei jeder neuen Jahres-Ge— sellschaft in beliebiger, unvollstaͤndige nur in beschraͤnkter Anzahl gemacht werden.

Als Beitrag zu den Verwaltungskosten der Anstalt wird von jeder Einlage ein Eintrittsgeld von 15 Sgr. erlegt.

Die in demselben Jahre der Anstalt beitretenden Personen, machen zusammen eine Jahres-Gesellschaft aus. In der Regel wird suͤr jedes Jahr eine neue Jahres-Gesellschaft gebildet. Die Mitglieder einer Jahres-Gesellschaft werden, ihrem Alter nach, in 5 Klassen getheilt, und haben fuͤr das, auf das Beitritts— jahr folgende erste Jahr von einer volsstaͤndigen Einlage zu 100 Rthlr. folgende Renten zu beziehen.

Klasse. Alter. Urspruüngliche Rente. 1. bis 12 Jahren 3 Rthlr. Sgr. II. von 12 24 . 3 J . III. w ö ö J IV. 136 45 = 4 ö 4 V. 5 . 4 10 * VI. uͤber 55 ' 5 = k

Von unvollständigen Einlagen werden diese Renten ver— hältnißmäßig gewaͤhrt.

Das Steigen der urspruͤnglichen Renten ist fuͤr die einzel nen Klassen der verschiedenen Jahres-Gesellschaften zunaͤchst durch die Groͤße des Abganges von Klassen-Mitgliedern und des von diesen zurüͤckbleibenden Theils des Einlage-Kapitals be⸗ dingt. Bei dem Aussterben einer ganzen Klasse faͤllt deren Renten⸗-Kapital in gewissen Verhaͤltnissen auf die uͤbrigen Klas—

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sen derselben Jahres⸗Gesellschaft und beim Erlsschen einer gan⸗ en Jahres-Gesellschaft geht das Renten-Kapital eben so auf Han bestehende Jahres⸗Gesellschaften uͤber.

Beim Abgange eines Mitgliedes der Gesellschaft durch Tod oder Auswanderung, wird die von demselben gemachte baare Einlage, nach Abzug des bezogenen Renten⸗Betrages, den Er⸗ ben oder ihm selbst zuruͤckerstattet und wenn auch nichts mehr zuruͤck zu erstatten bleibt, dennoch die Rente des laufenden Jah⸗ res verguͤtet.

Die Verwaltung der Anstalt erfolgt durch ein Kuratorlum und eine Direction und es nimmt die Gesellschaft durch, für gewisse Geschaͤfte zu bestellende Kommissarien daran auch Theil. Die Mitglieder des Kuratoriums und diese Kommissarien gehen aus der Wahl der Gesellschaft hervor. Se. Majestaͤt der König ordnen dem Kuratorium einen Praͤsidenten bei, und haben zu dieser Function für die nächsten 3 Jahre den Wirklichen Ge— heimen Ober-Regierungs-Rath von Reiman zu ernennen ge— ruht. Die Mitglieder der Direction beduͤrfen der Bestaͤtigung des Königlichen Ministeriums des Innern und der Polizei. Von demselben ist der Geheime Regiekungs-Rath Maͤtzke zum be— staͤndigen Ministerial-Kommissarius bei der Anstalt ernannt worden. Zur Bequemlichkeit fuͤr das Publikum werden Agen⸗ turen errichtet.

Die Angehörigen der übrigen Deutschen Bundetstaaten koͤnnen an der Anstalt Theil nehmen.

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Das Unterrichtswesen im Preußischen Staate— (Fortsetzung.)

IIl. Spectalschulen, und besondere Bildung s⸗ und Er⸗ ziehung s-⸗Anstalten.

Wir fassen unter dieser Rubrik alle solche Anstalten zusammen, welche ganz in die Kategorie der eigentlichen Schulen mit gehören, in denen von Lehrern in Klassen Unterricht ertbeilt, nicht etwa Ver— lesungen gehalten werden, welche Kinder meist etwa vom Hten oder 10ten Jahre an, bis zum 11Aten, 151en auch noch länger unterrichten und zum Theil erzieben. Solche Schulen werden in den statisti— schen Tabellen nicht besonders unterschieden; die Mehrzabl derselben ist unter den Rubrifen der höberen Bürger- und Mittelschulen ent— halten, einige jedoch auch bei dem Elememar-Schulwesen. Denn der Zweck der hier zusammenzufassenden Unterrichts-ÄAnstalten ist dußerst verschieden; wir nehmen alle die zusammen, welche die Alters-Kissen von 10 bis 15— 18 Jahren enthalten, nicht aber in die Kategorie ge— lehrter und höherer allgemeiner Bildungs-ÄAnstalten gebören; ihrer , n. und Bestimmung nach aber vesonderer Erwähnung ver—

ienen.

Wesentlich dem Elementar-Schulwesen zugehörig, aber Zöglinge schon vorgerückterer Alters- Klassen enthaltend, sind junächst:

a) Die Lehr- und Erztehungs-Institute für juzend— . liche Verbrecher. .

Die traurige Erfahrung, daß immer noch Verbrechen, intbeson— dere Diebstähle, selbst von Kindern verübt werden, die fernere Er— fabrung, daß meistentheils gänzlich versaumter Schul Unterricht und Verwahrlosung in früben Kinderjahren zu solchen Verbrechen füh— ren, und daß jugendliche Verbrecher der menschlichen Gesellschaft als gerettet wieder gegeben werden können, wenn statt oder nach der gefänglichen Haft (ie leider nur zu oft den jungen Bösewicht durch das Zusammznseyn mit älteren Verbrechern nur immer weiter zum Schlechten führ) Gebet, Unterricht und unabläfsige Arbeit unter streuger Kontrolle eintritt, hat Veranlassung zu solchen Anstalten ge— geben, die durch Privat-Wohlthätigkeit entstanden sind, und deren setzt mehrere größere und kleinere im Preußischen Staate besteben. Wenngleich in einem gehaltreichen Aufsatz in diesen Blättern (Staats Ztg. vom 16. November 1837. Rr. 318.) nachgewiesen ist, daß die Anzahl der jugendlichen Verbrecher im Hreußischen Staate nicht so groß ist, als eine trübe Auffassung der obwaltenden Verhältnisse sich vielleicht

ausbildet, wenn es auch nur ö. der Bevölkerung ist, wenn auf

2684 Kinder und junge Leute inn Alter von 10 bis 16 Jahren auch nur ein jugendlicher Verbrecher kommt, so ist nichts desto wenf— ger das Bestehen dieser Anstalten höchst wohlthätig, und das christ— lich⸗lebevolle Streben solche Verlorene auf den rechten Weg zuriüsck⸗ zuführen, höchster Anerkennung werth.

Dem Elementar⸗Schulwefen mehr angehörig, jedenfalls nur dem niederen Bürger⸗Schulwesen sich anreihend, sind ferner

P In dustrie⸗ und Erwerbschulen.

Sie sind vorzüglich in Betreff der Bildung der weiblichen In— gend wichtig. Die Regierungen bemühen sich, dafür zu sorgen, daß die Vädchen in den Elementar-Schulen in den Handarbeiten, Strik⸗ ken, Rähen :;c. unterrichtet werden, und bisweilen sind Einrichtun— gen damit verbunden, die aus solchen Arbeiten einen Erwerb ver— schaffen. In größeren Städten, namentlich in Berlin, sind mehrere solcher Schulen, in denen neben dem Unterricht im Rechnen, Lesen, Schreiben, bei der weiblichen Jugend die Unterweisung in Handar— beiten besonders gefördert wird, so daß die gelieferten Arbeiten dem— nächst zum Verkauf gestellt werden können, bei dem der Wohlthätig⸗ keit der Käufer freier Raum gelassen wird. In Berlin sind 5 sci— . Erwerbschulen, die sich anhaltend der Theisnahme des Publikums erfreuen.

Es ist keine Frage, daß solche Anstalten sebr wohlthätig wirken, da sie armen und fleißigen Kindern neben dem Unterricht auch Mit— tel des Erwerbes gewähren.

Bei Knaben ist es weniger ausführbar, daß sie schon auf der Schule erwerben. Ibre Zeit muß meist ganz dem Lernen gewidmet werden; und selbst, wenn sie in das Gewerbe gehen, verlangt auch dieser Beruf, eben wenn er etwas höher erfaßt werden soll, schon in der Schule eine nähere Vorbildung. Diese erfolgt mehrfach in den mehr der ategorie höherer Bürgerschulen angehörigen

e) Gewerbeschulen.

Es bestehen fast in allen Provinzen der Monarchie solche An sialten, in denen nach vollendetem Elementar-Umierricht diejenigen, welche sich dem Gewerbe widmen wollen, noch besonders für diesen Zweck in der Mathematik, der Raturlehre und im Zeichnen Unter— richt erhalten.

Die Gewerbschule in Berlin ist nach einem höheren Maßstabe errichtet, als die Gewerbschulen in den meisten Provinzialstädten. Sie ist entschieden einer höheren Bürgerschule gleichzustellen, mit besonde⸗ rer Rücksicht auf Vorbildung für gewerbliche, bürgerliche Thätigkeft. Die Anstalt ist von der Stadt mit vorzüglichen Apparaten, Sammlun— gen ꝛc. ausgestattet, hat ausgezeichnete Lehrer und ist unter dem Di- reftor Klöden im blühenden Zustande.

d) Gärtner⸗Lehr⸗Anstalten.

Je mehr der Sinn für Garten-Kultur als ein erfreuliches Zei⸗ chen fortschreitender Civilisation sich mehrt, um so wichtiger mird, und um so mehr tritt als Bedürfniß hervor, die Bildung tüchtiger Gärtner, namentlich der Kunstgärtner und Gartenfünsiler, auch der , botanischer Gärtner. Es besteht zu diesem Behufe eine

ärtner-Lehr-Ansialt in Potsdam und Schöneberg bei Berlin. Die jungen Leute werden mit dem 13ten und 12ten Lebensjaore, nachdem sie meist schon eine Reife für Klein⸗Tertia erlangt haben, angenom— men, und erhalten neben Unterricht in Botanik und den J ibrem Behuf nöthigen Wissenschaften zugleich praktische Unterweisung im Gartenbau in Potsdam in den Königlichen größeren Gärten selöst. Die Anstalt wirkt sehr vortheilhaft für diesen das Leben erheitern- den Beruf. e) Handlungs⸗Schulen. Die Bildung des Kaufmannes, und die Kenntnisse, deren der⸗

selbe bedarf, sind noch etwas anderer Art, als die des Fabrikanten