1838 / 305 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Reichs, ohne irgend eine Ausnahme, die rehen oder bearbeiteten Pro⸗ dukte des Landes zu pachten an sich zu kaufen und auszuführen, ohne daß sie gehalten sind, irgend eine Bewilligung desbalb anzusprechen, indem die Pforte aus freiem Antrieb sich bereit erklärt, die Monopolien aufzuheben, die auf den Erzeugnissen des Ackerbanes und anderen nicht der Regie der Regierung anvertrauten Gegenständen ruhen. Damit aber diese Bestimmung auf keine Weise umgangen oder verletzt werde, so ver⸗ pflichtet sich die Pforte, alle diejenigen, welche dem öffentlichen Dienste vorstehen, auf das sirengste für die genaue Beobachtung derselben verantwortlich zu machen und, im Fall ein oder der andere Unter⸗ than Englands in Folge des Mißbrauchs der Amtsgewalt eines Die⸗ ners der Pforte beeinträchtigt werden sollte ibm den nöthigen Ersatz da⸗ für leisten zu lassen. 3. Die Englischen Kaufleute sind hingegen ver⸗ pflichtet, 3 Einkäufen, die für den innern Verbrauch besismmt sind, fowohl bei dem An⸗ als Verkauf der betreffenden Artikel die Abgaben zu entrichten, welche die Untertanen der Pforte selbst, die solche An⸗ und Verkäufe zu machen pflegen, dem Staate zu jablen haben. X. Es bleibt einem jeden Englischen Kaufmann oder seinem Bevollmäch⸗ tigten unbenommen, die Waaren, die er nach dem Auslaude führt, an den Ort zu bringen, der ihm zur Ausfuhr am geeignetsten dünkt, ohne irgend eine Abgabe zu entrichten; nur bei der Ausfuhr selbsit hat er den Ausfubrzoll zu zahlen. 3. Die Berwilligung für die Fahrt der Englischen Schiffe, sowohl durch den Paß der Dardanellen, als in das Schwarze Meer, soll auf eine Weise geschehen, daß jene Schiffe alle Erleichterungen erbalten und keinen Rachtheil erleiden. 6. Die Pforte genehmigt, daß die eben getroffenen Verfügungen in allen Theilen des Türkischen Reichs in Kraft ireten, sowehl in den Europäischen und Asiatischen, als in den Afrikanischen und Aegyptischen Statthalterschaften. 7. Die Pforte erklärt sich bereit, jeder anderen Macht auf die Grundsätze des gegenwärtigen Vertrags den Handel n ihren Staaten zu bewilligen. 8. Zur Verhinderung aller Mißver⸗ ständnisse und jedes Zeitverlustes, welche bei den Bestimmungen der Preise der Waaren, die von den Englischen Kaufleuten in den Län— dern des Türkischen Reichs eingeführt werden, dem bestehenden Her⸗ kommen zwischen England und der Pforte gemäß, leicht eintreten können, sollen von beiden Seiten von zehn zu zehn Jahren Kommis— sarien ernannt werden, um den Zoll-Tarif deshalb festzusetzen.

Die hiesigen Blatter nahmen vorgestern aus einer Franzoͤ—⸗ sischen Zeitung ein Schreiben auf, in welchem der Ausbruch eines Krieges zwischen England und Frankreich fuͤr nahe bevor⸗ stehend gehalten wird. er Toryistische Standard glaubt zwar auch, daß ein solcher Krieg zu besorgen sey, haͤlt ihn aber noch nicht fuͤr so nahe, weil Rußland jetzt doch uͤberall ganz nach seinem Sinne handle, und meint, er wuͤrde noch weniger drohend seyn, wenn recht bald ein Ministerwechsel statt— fande und die Tories wieder ans Ruder kaͤmen. Die mi— nisterielle Morning Chroniele stimmt der Ansicht bei, daß man einen solchen Krieg nicht zu befuͤrchten habe, aber den Grund, welchen der „Standard“ dafuͤr angiebt, findet sie sehr seltsam, indem sie auf die in der letzten Zeit von England abgeschlossenen Handels-Traktate und auf die orienta— lischen Verhaͤltnisse uͤberhaupt hinweist und darin gerade das Gegentheil von der Behauptung des „Standard“, daß Ruß— land uͤberall ganz nach seinem Sinne handeln köoͤnne, erblicken will. Dieses Blatt bemerkt dagegen, daß Rußland vielmehr unter den Tories seine Plaͤne ungehindert habe ausfuͤhren konnen.

Ueber den gegenwartigen Zustand der Dinge in Ostindien theilt ein Liverpooler Blait nach einem Schreiben aus Ma— dras vom 23. Juli eben so Besorgniß erregende Nachrichten mit, wie neulich die „Times“. Es soll danach alle Aussicht zu einem allgemeinen Kriege in Indien vorhanden seyn. Die Heere der drei verbuͤndeten Praͤsidentschaften ruͤsten sich zu dem befuͤrchteten Kampfe, und man glaubt allgemein, daß von der obersten Regierungs-Behoͤrde bereits der Befehl eingetroffen sey, ein Lager von 25, 006 Mann an den Ufern des Kabul auf— zuschlagen. Auch in jenem Schreiben wird gemeldet, daß ein Gesandter des Radschah von Nepal am Flusse Setledsch aufge— fangen worden sey, der dem Schach von Persien die Aufforde— rung uͤberbringen sollte, die nordwestliche Graͤnze des Britischen Ostindiens 9 uͤberfallen, waͤhrend zu gleicher Zeit der Rad⸗ schah von Nepal und der Beherrscher von Ava gegen die Nordostgraͤnze vordringen und in Arracan einfallen wollten.

Niederlande.

Amsterdam, 27. Okt. (Handelsbl.) Aus dem Haag meldet man, daß nach langwierigen Unterhandlungen zwischen dem Ministerium der Kolonieen und der Direction der Han—⸗ dels⸗Maatschappy am 25sten d. ein neuer Kontrakt zu Stande gekommen ist, in dessen Folge die Provision und andere Vor⸗ theile, welche die Handels-Maatschappy durch ihre Geschaͤfte fuͤr das Ministerium der Kolonieen genießt, eine sehr bedeu⸗ tende Verminderung erlitten haben.

Belgien.

Bruͤssel, 27. Okt. Ein schreckliches Ereigniß hat gestern Nachmittag gegen 5 Uhr stattgehabt. Die zwischen Hornu und Boussu, oberhalb Mons, e , Pulver Fabrik ist in die Luft geflogen. Eine große Anzahl Häuser sind zum Theil zer⸗ stoͤrt worden. Man sagt, daß mehr als 50 Personen theils e f. theils verwundet worden seyen. Einem Direktor des

tablissements ward der Arm weggerissen. Zu Mons war die Erschuͤtterung sehr stark; noch fühlbarer war sie in den Vor— städten. Die Straßen von Mons waren mit Rauch angefuͤllt. Kohlenstaub bedeckte die Voruͤbergehenden. Im Augenblick die— ser Explosion war die von Paris kommende Diligence eben erst vorbeigefahren, sie war in einer kleinen Entfernung und erlitt eine starke Erschuͤtterung; die Pferde wurden scheu, doch er— folgte kein Ungluͤck.

Deutsch land.

Augsburg, 30. Okt. Aus Munchen erhielt die Redac— tion der Allgemeinen Zeitung folgende Erklärung: „Die in der Allgemeinen Leipziger Zeitung vom 20. Oktober d. J. Nr. 293 bekannt gemachten Veranlassungen zu meiner Pensio—⸗ nirung, naͤmlich die darin beruͤhrte Aeußerung uͤber den Zu— stand der Armee, uͤber Mangel an Pferden und allem Mate⸗ riale, so wie den Befehl zu einer Ersparung von 300,000 Fl. zu einer Fagade am Gebaͤude des Kriegs-Ministeriums, erklaͤre ich hiermit als unwahr und erdichtet. Muͤnchen, den 28. Ok— tober 1838. Franz Freiherr von Hertling.“

Dresden, 28. Okt. (Leipz. 3), Nachdem der Ausbau unseres Dampfschiffes „Stadt Dresden“, um dasselbe zur Auf— nahme von Passagieren und Guͤtern einzurichten, beendiget ist, so wird es naͤchsten Dienstag, den 30sten d. M., seine erste Reise nach Hamburg antreten, und dahin, sowie nach allen ubrigen Elbuferstäͤdten bis Hamburg, Passagiere aufnehmen. Mehrere von den auswandernden Pietisten werden diesen er— sten Ausflug der „Stadt Dresden“ benutzen, um ihren bereits abgegangenen Genossen nachzueilen. Die Ansiedelung dieser Auswanderer wird, wie man vernimmt, in der Provinz Illi— nois in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika bewirkt werden. Als naͤchster Sammelplatz wird Neu⸗ Orleans bezeich⸗

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net, von wo man den Mississippi hinauf bis nach St. Louis schiffen will. Ein Handelshaus in letzterer Stadt hat den Laͤn⸗ derankauf besorgt. Die Frauen und Kinder werden in St. Louis so lange bleiben, bis die Männer den neuen Landes strich auf⸗ gesucht, den bequemsten Punkt zur Anlegung einer Stadt (Hei⸗ ligenstadt) ausgemittelt und die nöthigsten Gebäude aufgeführt haben. Nachschrift vom 30sten. Wegen geringen Was⸗ serstandes ist das Dampfsschiff „Stadt Dresden“ verhindert wor⸗ den, abzugehen, daher die letzte Abtheilung der Auswanderer nach Amerika heute mit Extrapost abreiste. Auch der gewesene Prediger der hiesigen Boͤhmischen Gemeinde, Herr Stephan, hat heute unsere Stadt verlassen.

Leipzig, 31. Okt. (. A. 3.) Gestern Abend ist der aus ziemlich starken eisernen Platten zusammengefuͤgte Wasser-Ve⸗ hälter des großen, noch in der Ausführung begriffenen Gaso— meters in hiesiger Gas-Bereitungs-Anstalt unter furchtbarem Krachen geborsten, indem die Wande, welche freilich ganz frei standen und nicht einmal mit Reifen umlegt waren, dem Drucke der Wassermasse nicht zu widerstehen vermocht haben. In Folge der Explosion wurde nicht bloß das Gebaͤude, in welchem der Gasometer steht, sondern auch die aus dem nebenstehenden klei⸗ nen Gasometer gegenwärtig das Gas nach der Stadt leitende Hauptroͤhre beschädigt, so daß hier das in Massen aus dem geborstenen Wasser⸗-Behaͤlter ausstroͤmende Wasser eindrang, was denn die Folge hatte, daß nach kurzem ellenhollen Auf— flackern die Gasflammen in dem Post- und anderen Privat—⸗ Gebaͤuden (in der Stadt brannten dieselben nicht, wegen des Mondscheines) sofort verloͤschten, wodurch man namentlich in dem neuen Post-Gebaäͤude, wo ein solcher Fall noch nicht vor— gesehen war, in viele Verlegenheit gesetzt wurde. Es ist dieser Unfall um so bedauerlicher, da hiervon Diejenigen, welche sich bisher mit der Einfuͤhrung der Gasbeleuchtung in unserer Stadt noch nicht einverstanden erklären wollten, von neuem Veran— lassung nehmen werden, das ganze Institut anzufeinden und dessen Nuͤtzlichkeit und Zweckmaͤßigkeit zu bestreiten.

Das Zwickauer Wochenblatt enthalt folgende Bekannt machung des Zwickauer Steinkohlenbau⸗Vereins: „In Verlauf der fortgesetzten Arbeiten beim ersten Bohrloche hat sich erge— ben, daß das erbohrte Kohlenfloͤtz 8 Fuß maͤchtig und unter ihm dasselbe Gebirge gefunden worden ist, welches das erste Floͤtz deckte, was daher zu der Hoffnung berechtigt, noch bedeu— tende Floͤtze zu erschroten. Das zweite Bohrloch ist bis zu einer Teufe von circa 35 Lachter niedergebracht, wobei die Folge der Gebirgslagen dieselbe ist, welche das erste Bohrloch nachge— wiesen. Zugleich nimmt man Gelegenheit, hierbei zur Kennt— niß der Theilnehmer zu bringen, daß unverzuͤglich zu Absenkung eines Maschinen⸗-Schachtes geschritten werden wird. Zwickau, den 29. Oktober 1838.“

Karlsruhe, 18. Okt. (Schwäb. M.) Die Unterhand⸗ lungen eines gefüͤrsteten Standesherrn mit der Badischen Re— gierung wegen Verkaufs seiner Herrschaft sind bereits so weit vorgerückt, daß der mit der Pruͤfung beauftragte Regierungs— Kommissaͤr ein ziemlich detaillirtes Gutachten und Schaͤtzungs— Protokoll an die betreffende Staatsbehoͤrde schon eingesendet haben soll. Man bezweckt jetzt auch eine bessere innere Ein⸗ richtung des allgemeinen Landes-Archivs. Es soll nämlich Raum gewonnen werden fuͤr die juͤngst projektirte Centralisirung saͤmmt— licher Archival-Akten in dem dermaligen Lokale des General— Landes-Archivs; es soll gesorgt werden fuͤr eine sichere Ver—⸗ wahrung der wichtigen Aktenstaͤcke; es soll endlich dem Lokale auch ein seiner Wichtigkeit entsprechendes Aeußere gegeben werden.

No stock, 28. Okt. Das unter dem Titel: „Auszug der neuesten Zeitungen“ hier erscheinende Blatt enthaͤlt heute die nachstehende am̃tliche Bekanntmachung: „Se. Koͤnigl. Hoheit der Allerdurchlauchtigste Großherzog haben aus dem 247sten und 248sten Stuͤcke des „Hamburgischen Korrespondenten“ ungern ersehen, daß der in dem Schreiben aus Schwerin, Nr. 241 jener Zeitung, angeregte Gegenstand (Umtriebe der Pietisten auf der Universitaͤt Rostock) zur weiteren Verhand— lung gezogen worden, und Allerhoöͤchstsich dadurch veranlaßt ge— funden, in einem Rescript vom 23sten d. M. mir zu eroͤffnen: „„daß so unwuͤrdige Angriffe, wie den beiden Artikeln in Nr. 247 und 248 des Hamburgischen Korrespondenten vorausgegangen, nicht zu einer Polemik fuͤhren duͤrften, welche selten frei von Leidenschaft gehalten werden koͤnne.““ Se. Koͤnigl. Hoheit wuͤnschen deshalb, daß eine solche, das Ansehen und den Ruf der Universitaͤt leicht gefaͤhrdende Verhandlung nicht weiter fortgesetzt werde, und haben mich autorisirt, diesen Wunsch be—⸗ kannt werden zu lassen. Rostock, den 27. Oktober 1838.

Der Vice⸗Kanzler v. Both.“

Oesterreich.

Wien, 26. Okt. Heute zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittags trafen Ihre Masestaͤten in ihrer Residenzstadt ein, und stiegen sogleich in der Hofburg ab. Eine unermeßliche Menschenmenge war den Erlauchten Reisenden entgegengezogen, und fuͤllte den aäͤußeren Burgplatz und alle Zugaͤnge desselben. Die Buͤrger-Garden bildeten hierbei Spalier; die Artillerie derselben war auf den Basteien aufgefahren, und verkuͤndete durch Loͤsung des schweren Geschuͤtzes der Stadt die gluͤcklich erfolgte Ankunft des Kaisers. Als der Wagen Sr. Majestaͤt durch das aͤußere Burgthor hereinfuhr, erscholl die Lust von dem Zurufe der Menge. Dieser Jubel steigerte sich, als man aus dem frischen, bluͤhenden Aussehen des Monarchen auf des⸗ sen gestaͤrkte Gefundheit schließen konnte; auch die Kaiserin, welche zur Linken des Kaisers saß, sah wohl aus und wenig angegriffen von der Reise. Ihre Majestaͤten zeigten sich, nach⸗ dem sie bei der Bellaria abgestiegen waren, noch an den Fen— stern dem Publikum, welches die jedesmalige Erscheinung seines Kaisers mit begeistertem Lebehoch feierte. Schon . Tage vorher war der Staats-Kanzler, Fuͤrst Metternich, uͤber Triest kommend, mit seiner Famille hier eingetroffen. Die Fuͤrstin, seine Gemahlin, welche die Italiaͤnische Reise unmittelbar nach Ueberstehung einer schweren Krankheit unternommen hatte, scheint durch den Luftwechsel gewonnen zu haben, und mit ge— stärkten Kräften heimzukehren. Die Ankunft des Kaisers wird morgen durch ein Festmahl der hiesigen Buͤrgerschast im Augarten gefeiert werden, zu welchem der Magistrat die hoͤch⸗ sten Autoritaͤten der Stadt geladen hat.

Deutsche Blätter melden (uͤber Wien) aus Galizien vom 20. Oktober: „Ich kann Ihnen nunmehr einige Details uͤber den Mord mittheilen, der kuͤrzlich zu Krakau an dem fuͤr einen geheimen Nussischen Agenten geltenden Herrn Celak begangen wurde. Die Schuldigen sind drei junge Männer, Namens Stankiewitz, Zagorowski und Levitzti. Der Zufall hatte ge— wollt, daß Stankiewitz, in Einem Hause mit Celak wohnend,

dessen nähere Bekanntschaft machen und diesem gefallen mußt So kam es, daß Celak dem Stankiewitz (welcher kaum 18 Jahr zaͤhlt, und vermuthlich unvermoͤgend ist) den Antrag machte, h ihm gegen eine kleine monatliche Zahlung hin und wien einige Schreiberei⸗Geschaͤfte zu versehen. Stankiewitz nahm d Antrag an, gewann auf solche Weise mehr und mehr das Vertrau des Ceiak, und durchschaute nach und nach dessen ganzes Treiben. erzählte schon fruͤher, daß Celak sich von Polnischen und Russisch lachtlingen regelmäßige Steuern habe zahlen lassen, gegen das Vn sprechen, sie nicht anzuzeigen und auszuliefern. Als nun Cela in der letzten Zeit dennoch Fluͤchtlinge denunzirt und versicht haben soll, daß er noch eine große Anzahl solcher auf dem Kun habe, soll zum erstenmal der Gedanke in Stankiewitz aufgest gen seyn, so vielfaches Ungluͤck auf irgend eine Weise zu v hindern. Er berieth sich diesfalls mit seinem Kameraden 3 gorowski, der mit ihm einverstanden sogleich erklaͤrt, mon mi den Celak aus dem Wege raäͤumen. Einige Tage spaͤter schlossen diese Beiden, einen gewissen Levitzki als den Drin u ihrem Vorhaben zu bereden, was auch vollkommen gelan ach wiederholter Berathung wurde die Ausfuͤhrung schrecklichen Vorhabens folgendermaßen bestimmt. Sta kiewitz sollte den Celak unter irgend einem Vorwan nach einem abgelegenen Orte locken, wo dann die beid anderen Verschworenen uͤber ihn herfallen, und, wahrend sterer ihn halte, ihn erdolchen sollten. Schon in der erst⸗ Halfte des Septembers war der Tag hierzu bestimmt, Cel. auch richtig von Stankiewitz beredet worden; allein die Au- fuͤhrung scheiterte an der Muthlosigkeit, oder dem Erwacht des Gewissens der Verschworenen. Auch eine zweite ve Stankiewitz veranlaßte Gelegenheit wurde aus ähnlichem Grun unbenutzt gelassen, bis endlich die Verschworenen doch ih That vollbrachten. Stankiewitz soll an dem dritten hierzu h stimmten Abende den Celak unter dem Vorwande, daß er ein hübsche Dirne bestellt habe, an einen passenden Ort gefuͤh haben, wo die beiden andern Verschwornen ihrer schon hat ten, allein abermals zauderten, so daß Celak mit Stankiem schon wieder den Nuͤckweg nach ihren Wohnungen angetretr hatte, als plotzlich Zagorowski und Levitzki ihnen nachlie fen und den Celak mit einem Knüttel niederschlugen. Um das G. schrei des Getroffenen zu ersticken, faßte ihn Stankiewitz bei Gurgel, und die andern stießen ihm mittlerweile zu oͤfternmale den zu diesem Zweck bereiteten Dolch in die Brust, was dan auch Stankiewitz mehrmals wiederholen mußte. Hierauf liefen si nach verschiedenen Seiten sich zerstreuend, von Gewissensangst . foltert, davon. Zagorowski und Levitzki sollen von den auf Cela Geschrei herbeigelaufenen Leuten aufgehalten, jedoch wieder freig lassen worden seyn, weil sie, bloß einen Spion durchgepruͤgelt haben, vorgaben. Levitzki wurde aber hierbei erkannt, und als d That spaͤter ruchtbar wurde, sogleich verhaftet, auf welche Kun die beiden anderen Verbrecher fuͤr ihre Sicherheit sorgte Allein die Behoͤrde ließ in den folgenden Tagen bekannt machn Levitzki sey, ohne das Mindeste gestanden zu haben, im Cᷣ faͤngniß verschieden, wodurch Stankiewitz und Zagorowski l Sicherheit gewiegt wurden, und so in die ihnen gelegte Fall gingen. Näch einigen Tagen war die Polizei aller dreien hab haft, und bereits haben sie ihre schreckliche That gleichlauten eingestanden.“

Spanien. .

Nadrid, 21. Ott. Don Jose Maria Puig ist an di Stelle des Marquis von Pontejos, der bekanntlich seine En lassung genommen hat, zum politischen Chef von Madrid enn nannt worden. . Es heißt, der General Narvaez werde sich nach Andalusie begeben, wo er sehr beliebt ist, um wo moglich die dortige Bewohner zu einigen Opfern fuͤr die Reserve-Armee zu be wegen. ö ; Man sagt, Espartero habe abermals an die Koͤnigin gi schrieben und sie ersucht, ihm Munition zu senden.

Spanische Gränze. Am 20. Oktober ist die Vermaͤh lung des Don Carlos mit der Prinzessin von Beira in Ascoh tia vollzogen worden.

In San Sebastian ist die offizielle Nachricht einge gangen, daß die Karlisten unter Castor und Luqui am 16. 06 tober bei Quintana de Soba geschlagen worden sind und mehl als 200 Mann verloren haben.

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Aegypten. ö Kahira, 1. Okt. (Allg. Ztg.) Der Pascha ist seit einn gen Tagen hier. Er wird den 16ten nach Ober⸗Aegypten rei sen und, wie man noch immer fabelt, nach dem Sennaar ge hen. Dies wuͤrde eine Abwesenheit von acht Monaten voraus setzen, da sein Dampfschiff nur bis zur ersten Katarakte geh und er von Korosko an init Dromedaren durch die Wuͤste rei sen muͤßte. Eine solche lange Abwesenheit aus Aegypten wir! er aber niemals wagen, am wenigsten unter den jetzigen Um staͤnden. Man weiß hier auf das bestimmteste, daß sich die Truppen des Sultans an der Graͤnze von Adana vermehren aber auch von Aegyptischer Seite ist man nicht trage; die Ar. mee ist gut dislocirt, um bei dem ersten Befehl sogleich zum Angriff uͤberzugehen. Waͤhrend der Sultan eine Partei in Aegypten und Syrien zu gewinnen sucht, laßt Ibrahim Pascht die Kurden und die Stämme von Diarbekir bearbeiten, setzt sich in Einverständniß mit den Tuͤrken von Anatolien und laͤßt kein Mittel unversucht, die hoͤheren Tuͤrkischen Offiziere auf seine Seite zu bringen. Auch die zahlreichen Beduinenstaͤmme der oͤstlichen Syrischen Wuͤste sucht man durch Versprechungen zu gewinnen, und schon . sich einige unter ihnen in Bewegung gesetzt, in der Hoffnung, bedeutende Schaͤtze im Tuͤrkischen Lager zu finden. Die kriegerischen Ruͤstungen werden hier auf das eifrigste betrieben; in einigen Tagen werden mehrere Batterien von hier nach Syrien abgehen. Der ruͤckständige Tribut ist zwar gezahlt, allein es handelt sich nun um den naͤchstfolg en den, der leicht in Kanonenkugeln bestehen koͤnnte. Uebrigent hatte sich Mehmed Ali niemals der Zahlung dieses letzten ruͤck staͤndigen Tributs geweigert, er erklaͤrte nur, es sey jetzt das letztemal, daß er ihn abtrage. Ungeachtet seiner letzten Aeuße— rungen gegen die Konsuln der Großmächte ist die Sprache sei— ner Hoͤflinge kriegerisch und voll Zuversicht auf den Erfolg.

Inland.

Koͤnigsberg, 29. Okt. Geborgenes Schiff und verungluͤckte Mannschaft. In Folge einer am 27sten d. Vormittags der Hafen-Polizei⸗Kommission in Pillau gemachten Anzeige, daß in der Gegend von Kahlberg, etwa IU1/æ Meilen in See, ein von der Mannschaft verlassenes bela— denes Schiff vor Anker liege, wurde sofort durch den Lootsen— Commandeur daselbst die große Lootsen⸗Schaluppe mit allem

( ö.

Erforderlichen ausgeruͤstet, um das Schiff aufzusuchen und in den Hafen zu bringen. Erst gestern fruͤh um 6 Uhr entdeckte die Mannschaft auf der Schaluppe in der Gegend von Proͤ⸗ benau, etwa eine Meile vom Lande, ein entmastetes Schiff vor Anker liegend, welches ohne Besatzung und von aller Takelage entbloßt war. Nachdem das Schiff mit einem Theile der Mannschaft aus der Lootsen⸗Schaluppe besetzt und ein Noth⸗ mast darauf errichtet worden, wurde die Schaluppe vorgelegt und das Schiff auf diese Weise gestern Abend in den Hafen zu Pillau gebracht. Das Schiff hat Stein kohlen geladen, und ergiebt sich aus den vorgefundenen Papieren, daß es die Sloop „Mercator“ aus Krageroe, gefuͤhrt vom Capitain O. Simonsen, und von Sunderland mit Steinkohlen nach Pillau bestimmt ist. Außer dem Schiffsjungen, welcher in Probenau glücklich ans Land ekommen, ist die ganze Besatzung des Schiffes, als sich die⸗ felo⸗ mit ihrem Boote ans Land hat retten wollen, ertrunken.

Duͤssel dorf, 29. Okt. Ihre Koͤnigl. Hoheiten der Kron— prinz und die Kronprinzessin von Daͤnemark trafen gestern Abend gegen 8 Uhr, von Koln kommend, hier ein, übernachte— ten hierselbst und werden heute Abend Ihre Reise über Etvber— feld nach Muͤnster u. s. w. fortsetzen.

Köln, 29. Okt. (Köln. Ztg.) Die heutige Zeitung ent— halt die Anzeige des Herrn Ober-Prokurators Grundschöͤttel, daß am 26sten d. M. Abends in der Trankgasse verschiedene Gegenstände seyen gestohlen worden. In welchem Hause dieser Diebstahl veruͤbt worden, wird Jedem klar werden, der sich des skandaloͤsen unfugs vom 26sten d. M. erinnert. Eben so wird es aber auch Jedem klar werden, daß die Theilnehmer an jenem Unfuge mehr durch die Hoffnung auf Raub, als durch ein anderes Motiv geleitet wurden. Diejenigen, welche jenen Unfug veranlaßt oder beguͤnstigt haben mogen, sind da— er, gegen ihre Absicht, und, wir wollen hoffen, ohne ihr Ver— chulden, in die Klasse von Mitschuldigen verwerflichen Diebs— gesindels herabgesunken, und muͤssen besorgen, als solche be— handelt zu werden. Moͤgen sie kuͤnftig vorsichtiger seyn. Aber auch den ruhigen, wohlgesinnten Buͤrgern Kölns glauben wir die Vorschrift der Verordnung vom 17. August 1835 ins Ge— daͤchtniß rufen zu duͤrfen, nach welcher alle Zuschauer eines

Auflaufes, wenn sie auch an demselben keinen Antheil nehmen,“

sobald bei dem Einschreiten des Militairs sie an dem Orte des Auflaufes noch anwesend sind, fuͤr allen Schaden mit den Thaͤ— tern solidarisch verhaftet sind. Wer also nicht fremde Suͤnden buͤßen will, ziehe sich zeitig zuruͤck; er dient dadurch sich selbst und dem gemeinen Wesen, weil durch das Zuruͤckziehen des i n Burgers die Entdeckung des Schuldigen desto leichter, die Bestrafung desto sicherer ist. Die Klein-Kinderschulen in Boulogne sur mer.

Die Klein-Kinderschulen sind jetzt in allen Eurepäischen Län— dern, welche an der fortschreitenden Geistesbildung Theil nehmen, ein Volks⸗Bedürfniß geworden; in den höheren Ständen begreift man, in den niederen Ständen fühlt man mit jedem Jahre mehr deren Wichtigkeit. Die ärmeren Familien, früher daran gewöhnt, ihre Kin— der von den ersten Jahren an verwahrlosen zu lassen, sehen nun an lebendigen Beispielen, was Sorgfalt bei der Erziehung bewirken kann, sie drängen sich zu den Bewahr⸗-ÄAnstalten, deren bedeutende Zahl für das Bedürfniß nicht mehr ausreicht. Gleichzeitig finden Hunderte von Männern und Frauen, mit guter Gesinnung und Wohlsiand von Gott gesegnet, durch diese Anstalten zum erstenmal vielleicht, Ge— legenheit, in unmittelbarer Verbindung mit den Armen deren Eigenschaften und Bedürfuifsse kennen zu lernen und sich selbst zu veredeln, indem sie Pflichten gigen ihre weniger begünstig— ien Mitmenschen ausüben. Bei einer solchen Angelegenheit, welche nicht aus vorübergehenden Umständen, sondern aus einem we— sentlichen Bedürfniß der fortschreitenden Zeit hervorgegangen ist, und deren Förderung so Vielen am Herzen liegt, wird es nicht unpassend erscheinen, auch die geringste sie betreffende Beobachtung mitzuthei— len. Deshalb mag denn ein kurzer Bericht über die Klein-Kinder— schulen in Boulogne sur mer hier seinen Platz finden. Diese Hafen⸗ stadt, in der Mitte zwischen London und Paris belegen, und begün— stigt durch Seebäder, die wegen eines geeigneten Strandes und einer starken Wellen Bewegung für die besten an der Französischen Küste gebalten werden, zieht durch beide Vortheile eine Menge In- und Ausländer, Letztere besonders aus dem benachbarten England, an sich.

Diesen Umständen ist es zuzuschreiben, daß unter der aus 28,000

Seelen bestehenden Bevölkerüng eine verhältnißmäßig nur geringe Zahl Armer befindlich ist. Dennoch hat man es für gut befunden, zwei, Klein-Kinderschulen in Boulogne zu errichten. Die städtische Behörde, die Wichtigkeit dieser Anstalten erkennend, vielleicht auch berechnend, daß es selbst ein wahrhaft sinanzieller Vortheil ist, dazu beizutragen, daß durch Anleitung der Kinder der Armen zur Stttlich— kein eine Quelle der Armuth verstopft werde, befördert mit großer Freigebigkeit die , und das Bestehen dieser Schulen. Sie hat jeder derselben eine Wohnung völlig miethefrei eingeräumt und liefert das nötzige Brennmaterial unentgeltlich. Die Vorliebe der Behörde für die Klein-Kinderschulen zeigt sich auch in der Wahl die⸗ ser Wohnungen. Sie sind abgeschlossen, mit eigenen Eingängen ver— sehen, und jede derselben besteht aus einem hohen, hellen und luf— tigen Saal von bedeutendem Umfange, mit daran stoßendem Spielplatz. Sie sind in zwei von einander entfernten Stadt— Vierteln in der Rätze der Wohnungen der Armen angelegt. Der Berstand besteht nur aus weiblichen Mitgliedern, und die Be— aufsichtigung jeder der beiden Anstalten ist zweien besoldeten Frauen⸗ zimmern anvertraut, die ihr Amt mit Einsicht zu verwalten und einen mütterlichen Sinn für die ihnen übergebenen Kinder zu haben schei— nen. In der einen Schule sind 300, in der andern fast eben so viel Zöglinge aufgenommen. Um eine so bedeutende Aufnahme zu bewerk⸗— stelligen und dennoch die Zahl der Aufseherinnen nicht zu vermehren, ist folgende Einrichtung getroffen worden, die jedoch böchst bedeutende Nach⸗ theile hat. An dem obern Ende der Säle sind Stufen (Gradins genanni) n,. Sie nehmen die gane Breite des Saals ein, erreichen etwa die Hälfte der Höhe desselben und sind tief und flach; auf diesen Stufen müssen die Kinder sitzend und nach dem Geschlechte getrennt, einen großen Theil des Tages zubringen. Es ist einleuchtend, wie durchaus zweck— widrig ein solches Berfahren ist. Das Kind ist beweglich, es gedeiht durch die Bewegung, und sie ist das Mittel, wodurch es sich eine Menge von Anschauungen verschafft. In keinem Lebens⸗Abschnitt ist die Lebendigkeit so groß als im Kindes-Alter. Während dem Greife das Sitzen zusaat, ziehet das Kind dem Gehen das Laufen vor. Diese und ähnliche Betrachtungen liegen so nahe, daß es kaum zu begreifen ist, wie man glauben konnte, Gates zu wirken, indem man den Bestimmnn en der Natur entgegen handelte. Es macht Schmerz, 4 sehen, wie so viel Ansirengungen und gute Absichten durch einen

ehlgriff zum großen Theil ihren Werth verlieren. Die Aufseherin⸗ nen und selbst eine der Vorsteherinnen räumten ein, daß die Klein-Kin— derschulen so viel wie möglich sich dem Vorbilde eines wohl eingerich- teten Familienlebens nähern sollten, in Familien, denen vernünftige Aeltern vorstehen, solche Einrichtungen aber nicht denkbar wären, daß vielmehr die Kinder bis zum sechsten Jahre und zwar Brüder und Schwestern zusammen frei umher liefen. Dennoch glaubten jene Frauen für das, was sie selbst als fehlerhaft erkannten, Entschuldi⸗ gung zu finden, theils darin, daß das 25. zuweilen durch Bewe⸗ gung auf dem Spielplatze unterbrochen würde, theils in den schon angeführten Gründen, daß man eine recht große Anzahl habe auf— nehmen und dennoch nicht mehr Aufseherinnen anstellen wollen, was frellich unzureichende Gründe sind, da es besser isi, nur halb fo viel mit voll kommenem, als das Doppelte mit unvollkommenem Rutzen

* thun. Es ergab sich auch bei näherer Beleuchtung, daß diese Ür⸗

achen allein die mangelhafte Einrichtung nicht veranlaßt hatten, daß

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sie vielmehr zum Tbeil in den falschen Ansichten mehrerer Vorstehe⸗

rinnen begründet sind, das für Kinder zuträglich zu halten, was den Erwachsenen eben bequem und bebaglich ist, Ansichten, die aus selbst⸗ süch tigen Voraussetzungen entspringen, in den verschiedensten Formen auf die ein . der Jugend so nachtheiligen Einfluß ausüben, und die nicht zu der Einsicht gelangen lassen, daß echte Pflichterfüllung darin bestebt, sich in des Kindes Alter zu 1 und nur das anzuordnen, was die⸗ sem angemessen ist. Es ist freilich mebr Liebe dazu erforderlich, um an der lärmenden Freude der Kinder Gesallen zu sinden und ihren kindischen Muthwillen mit Rachsicht zurück zu weisen, als um über eine Schaar an einander gereihter Kleinen Mäasterung zu halten.

Die Kinder werden in den Borlogner Bewahr⸗-A Austalten in äbn⸗ licher Weise wie in den hiesigen mit Fabeln, geistlichen und weltli⸗ chen Gesängen, mit Zählen und Buchstabiren, mit Kupfern und an⸗ dern Abbildungen, sedech durchaus nicht anhaltend nicht jn häufig und noch weniger nach einem beslimmten StundenPlan,. besch ftigi⸗ die Aufseherinnen erkennen, daß sie sich mehr um die Sittlichkeit und = * Begriffe ihrer Zöglinge zu bemühen haben, als um

enntnisse.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. Der hiesigen Plahnschen Buch- nnd Verlags⸗Handlung ist die Konzession zur Herausgabe einer neuen Zeitschrift vom Jahre 1839 ab unter dem Titel: „CentralBlatt der SGcwerbe- und Haudels⸗ Siatistik über die allgemeinen industriellen und gewerblichen Ver— hältuisse und Unternehmungen zur Belebung des öffentlichen Ber— kehrs, so wie der Zustände der Gewerbe, des Handels und der In— dustrie überbaupt, in den Deutschen Bundesstaaten“, ertheilt worden. Die Ankündigung giebt als den praktischen Zweck dieses Central— Blattes an: gründlich und öffentlich die gegenwärtige örtliche und allgemeine Lage und die Bedürfuisse des gesammten Gewerbs⸗- und Han⸗ delsstandes in Deutschland nach seinen lofalen und sonstigen äußeren und inneren Verhältnifssen, von cinem universellen Standpunkte aus zu erörtern, das Interesse an der bürgerlichen Wohlfahrt lebendiger ju machen, und die Gemütber mit dem wesentlichen Indailte der Zeit- und ihreu eigenen Juteressen zu erfüllen; zugleich aber auch mit zu prüfen: ob denn die von so vielen Seiten so düster geschilderten Zustände der besorglichen Verarmung und der Sittenverderbniß der gewerbtreibenden und arbeitenden Vorksklassen in Teutschland wirk— lich in so hohem Grade theils schon vorhanden, theils noch gn be⸗ fürchten sind; dabei soll dann mit erwogen werden: ob, wle und durch welche Mittel diesen Uebelständen eder Besorgnissen rechtzeitig begegnet werden könne. Daber erfucht die Redaction alle Behörden und Privaten: statistische örtliche Nachrichten über die geschichtliche Entwickelung der Gewerbe und des Handels innerhalb ibres Ge— schäftskreises bis auf den gegenwärtigen Zustand, so wie über den Umfang der Productson und der Fabrication der wichtigeren Gewerbs⸗ Gegenstände, deren örtlichen und auswärtigen Debit, der Preise und Trans port-Kosten zur Beziebung der rohen Produkte und über die Absatz⸗Wege für den auswärtigen Debit der gewonnenen Produkte oder der Fabrikate, so wie über den Arbeits-Gewinn, mit Angabe der Anzahl der beschästigten Arbeittr ꝛc., und über den Einfluß der Zeit-Verbältnisse auf die Belebung der Orts-Gewerbe, über die be— sorgliche Verarmung der Gewerbe- und Arbeiter⸗Klassen, und endlich durüber, was zu deren Abhülfe nach Lokal-Verhältuissen geschiehet, oder was etwa in dieser Beziehung allgemein wünschenswerth bleibt

ꝛc. ꝛc., ihr baldigst zukommen zu lassen.

Numerische Uebersicht der Taubstum men in ; Preußen.

In keinem civilisirten Staate dürfte so viel Sorgfalt auf die unglücklichen Taubstummen verwendet werden, wie in Preußen. Un⸗ sere Monarchie zählt Taubstummen-Anstalten zu Berlin, Königsberg, Breslau, Münster, Liegnitz, Neiße, Grüneberg, Ratibor, Halle und Köln. Dabei besinden sich Privat-Anstalten derselben Art zu Berlin, Stettin, Poseu, Marienburg, Angerburg, und nächstdem existiren auch noch folche Institute in Verbindung mit den Seminarien. Wen alle die Vorkehrungen interessiren, welche bei uns zum Unterricht der Taubsiummen bereits getroffen sind, der findet sie in dem so eben er— schienenen trefflichen Werke: j

„Ueber die Taubstummen und ihre Bildung, in ärztlicher, statistischer, pädagogischer und geschichtlicher Hinficht, nebst einer Anleitung zur zweckmäßigen Erziehung der taubstummen Kin— der im älterlichen Hause, von Br. Ed. Schmalz in Dresden. Daselbst u. Leipzig 1838. 171M S. mit vielen Tabellen.“

auf welches wir hier beiläufig Schullehrer, Erzieher und gebildete Aeltern überhaupt gern aufmerksam machen, indem dasselbe eine An— leitung zur Erziehung und Bildung der taubstummen Kinder in sehr klarer und faßlicher Darstellung enibält.

Das numerische Verhältniß der Taubstummen in Preußen stellte sich Ende 1837 nach der amtlichen Zaͤhlungs-Angabe, mit der Herr Dr. Schmalz vom Direktorium des Königl. statistischen Büreaus in Berlin unterstützt worden ist, wie folgt:

Taubst u mm e. Einwohner

mit Ein⸗ schluß des Militairs.

Nach dem 5ten, aber vor voll—

Vor vollende⸗ tem 5ten

Jahre

Provinzen. 18 Jahre alt und

darüber

Ge⸗ sammt⸗ zahl.

endetem 15ten Jahre

m. w. J m. w. ö

633

272

215415 1169706 990285

2376 272 964 263 897 692 2185

34 302 136 115 263

*n0 22 168 206 157 267973 211 317 1710627 16 185 155 5309 1261 1316 156 * 187 19 184 165 456 122 1260 id. rr ine iir Tess Ss

Wesiphalen .. 1326167 12 11 112 87 30 199 720 Rbein⸗ Provinz 2473010 29 211 197 173 570 3931 1386 Wesrlicher J . T6 Li ss n Dön 82 * 28. 2d

- 1a00 7989 Eis 1677 0 3208] 11102 nämlich nämlich 7038656 m. 3156 624 m 059283 w. as3§ w.

Die wenigsten Tanbstummen sind in Westpbalen, vorzüglich im Regierungs-Bezirk Münster: nämlich unter 05,278 Einwohnern 166 Taubstumme, so daß deren 410 (1834 gar nur 378) auf die Million kommen. Die meisten wurden in Ostpreußen, und besonders im Regierungs-Bezirk Gumbinnen, gezählt, nämlich unter 588, 192 Einwohnern 767 Taubstumme, welches deren 1374 (1834 nur 1325) auf die Million giebt.

Hinsichtlich des Verhältnisses der Taubstummen zu den Blinden kommen nach derselben Quelle in den nördlichen Ländern überhaupt mehr Taubstumme als Blinde vor. 1831 zäblte Preußen 10,239 Taubstumme und 9876 Blinde, das Verhältniß der letzteren zu den ersteren war also 100: 93. Durchschntttlich verhalten sie sich wie 10: 9 indem sich unter ungefähr 1743 Einwohnern 1 Blinder oder deren 574 auf die Million sinden.

Bemerkenswerth ist, daß in Hinsicht des Vorkommens über und unter 360 Jahren im Prxeußischen Staate zwischen beiden ein um— gekehrtes Verhältniß siattfindet, indem weit mehr Taubstumme unter als über 30 Jahren vorhanden sind, wäbrend weit mehr Blinde über als unter 9 Jahren sich finden. Nach Knie und der von dem sta— tistischen Büreau für das Königreich Preußen mitgetheilten Ueber sicht waren nämlich vorhanden:

Preußen. ... Posen

Pommern... Schlesien ... Brandenburg . Sachsen ....

Destlicher ...

/ 317 8a9

Gesammter Staat.

382 7566

l

unter zo J. über 0 J. jusammen

iss .... 7135 2710 Taubstumme. 133. 1118 2

2178

22

9835 16239

703 7286

9212 9576

1831 .... IU1834 ....

So auffallend aber dies nun auch beim ersten Anblick erscheint, so läßt sich doch dieses Verhältniß aus zwei Gründen leicht erklären, nämlich 1) daraus, daß die angeborne Taubheit unendlich häufiger als die angeborne Blindbeit ist, und 2) daraus, daß nur bis zum 6. 10. Jahre auf die Taubheit auch Stummheit folgt. C 6.

Neue Folge der Gesundheits⸗-Zeitung. Ven Dr. med. xen Beer. Wien, 1837 und 38. Sechs Quartal⸗ nde.

Das Hauptverdienst populair-medizinischer Schriftsteller bleibt stets, sie in ihren Scheiften gewisse 2 2 nicht übersteigen, durch welche die Leser in Versuchung gerathen können, das g sähr— liche Spiel mit der Schlange Aestulaps selbst zu wagen. Vorlie⸗ gene. treffliche Gesundtzeits⸗-Zeitung erwirbt sich 1 dem Beginn des

ahres 1857, wo ein Redactions-Wechsel bei derselben statigefun—

den, dieses Verdiensi in einem beben Grade, indem sie im faßlichsten Tone die anthropolegische Selbsterkenniniß zu fördern, und die noih— wendigen Begriffe über Alles zu verbreiten sirebt, was nur zu un— serer Körper- und Geistespflege in irgend einer nahen Berübrung steht, ohne auch nur im Entferntesten irgendwo die Hand zum Selbst⸗ kuriren dabei in bieten, und schon Goethe sagte:

Beingst Du die Natur heran,

Daß sie jedem nützen kaun,

Hast Du Falsches nicht eu sonnen,

Pasi der Menschen Gunst gewennen.

Heut' zu Tage aber, wo das große Publikum nicht mehr die Einbeit des Kindergeschmacks und noch weniger die Einheit der vol— lendeten Bildung hat, sondern ein gar bumes Mittelding zwishen Beidem bildet, gelingt es nicht jedem Manne der Wissenschast, sich in vopulairen Werken dasselbe geneigt zu machen, gaher auch mehrere Versuche mit ähnlichen Zeiischriften in unserer Nähe obne allen Er— folg geblieben sind. Der achtungswertde Herausgeber Herr Dr. Beer und seine würdigen ärztlichen Kollegen und Mitarbeiter: die Herren DD. Ehrlich, v. Feuchters leben, Jeitteles, Rittler u. m. A. verstehen es indeß gar wohl, dem Richt-Arzte sich geniesbar zu machen, weshalb denn auch das fernere Gedeihen dieser nutzreichen Zeitschrift, von der in jeder Woche 2 halbe Bogen gr. A. für cinen auterordentlich billigen Preis erscheinen, gar nicht zu bezweifeln ist. Maͤchst den vielfachen Belehrungen von bald anraihender und bald abrathender und warnender Tendenz, gewähren auch die fleinen bei— teren Aufsätze, welche mit den Darstellungen menschlicher Schwächen, Vorurtheile und Thorheiten in Bezug zu unserer Gesundheit sich be— schäftigen, eine angenehme Unterhaltung. Ueberhaupt ist die Man— nigfaltigkeit des Stoffes, die Abwechselung von passenden Erzählun— gen, Gesprächen und Briefen mit Biographieen, Aphorismen und Korrespondenz⸗Artikeln sehr zu loben, zumal eine überraschende Neu— heit in den Mittheilungen vorherrschend ist.

Dem Unterzeichneten, der zu dem 4. Herrn Herausgeßer dieses gemeinnützigen, volksärztlichen Wochenblatts in gar keinem anderen Verhältnisse steht, als in dem jedes fleißigeag Lesers zu demselben, würde es zu einer wahren Freude gereichen, wenn diese Zeilen dazu beitrügen, dieser Gesundheits Zeitung im nördlichen Deutschland die— selbe Verbreitung zu verschaffen, deren sie sich in den südlichen Ge— genden unseres Vaterlandes schon seit einigen Jahren erfreut. So lange uns fast tägliche Erfahrungen überzeugen, daß die Menschheit mit der Hygtea noch keinesweges ausgesöhnt ist, und daß es gerade unter den gebildeten Ständen noch immer nicht Viele giebt, die sich ur unverbrüchlichen Folge der physischen und psychischen Diätetik be— e . lasseu, werden auch Aerzie selbst Zeiischriften von passender und prunkloser Form, sehr gewähltem Juhalie und höchst belehren— der Mannigfaltigkeit wie vorliegende da wohl gern empfehlen, wo abergläubischer Dünkel zu lichten, verjährte Vorurtheile und hypo— thetische Afterweisheit der mannigfachsten Art zu berichtigen, den ho— möopathischen Charlatanismus zu besiegen und an deren Stelle rein anthropologische und hygiastische Wahrheiten zu setzen, nothwendig sind. * J. S.

Blinde.

Berichtigung zu dem Artikel: „Das Schulwesen im Preußischen Staate“, und zwar in dem Abschnitte: „Navtga— tions oder Schifffahrts⸗Schulen!“ (Nr. 302, S. 1215): Greifs⸗ wald hat keine Navigations-Schule, dagegen besitzen Stral— sund und Memel dergleichen Koͤnigliche Anstalten.

Meteorologische Beobachtung.

Morgens Nachmittags Abends 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr.

1838. . November.

Nach einmaliger Beobachtung.

8

33 4,99“ Par. 4 5,090 R. 4 4,590 R. S8 pCt. trübe. W.

333,81“ Par.

4 7,698 R.

4 5,50 R. 70 pCt. bezogen. SW.

WSW.

333,63“ Par.. 5,9 09 R..

332,11“ Par. 4 5,10 R. 20 R S6 pCt. halbheiter. SD.

Quellwärme 7,40 R. Flußwärme 6,50 R.

Bodenwärme 7,10 R. Ausdünst ung O, 930“ Rh. Niederschlag 0, 25“ Rd. Wärmewechsel 4 7,80 J 3, 2.

4 48 6R.. SI pCt.

Lustdruck.... Luftwärme. .. Thauvunkt. .. Dunstsattigung Wetter Wind . .. Wolkenzug .. Tages mittel:

WSW.

Ber ll iner Börm e. Den 2. November 1838.

Amtlicher Eon de- un e. d- Cu G- Zettel. Fr Ver. 8 F Te- Geld. Nn Brief. Gela. 1021/2 sPomrn. Pfandur. 13 101. 1022. Kar- a. Nenn. do. 3H 10155 67 */ csSehleslsehe do. 4 1043, l1025/5 Rüekat. C. and 2. 1021 /. seh. d. R. 1. N. 83 Gold al mareo 218! Neue Duecaten 1815 1316; 151/u 8

Gt. Sohuld- Son. Pr. Engl. Obl. 20. Prim Goh. d. Sosh. KRurm. Obl. m. l. C. Nm. Int. Seh. do. Kerl. Atadt · Obl. Königasb. do. Elbinger do. Dau. do. in Th. Weatpr. Efandbr. Grosah. Ros. do. Ortpr. Pfandbr.

10r j

2121. 16 123

6

Friedrich cor And. Goldmüiün- zen à 5 Thul. Disconto

d 2 77.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 28. Oktober. Niederk. Wirkl. Schuld S3 15/19. 8So/9 do. Kanz - Bill. 213,6. Neue Anl. 1815/6.

Antwerpen, 27. 0ktober. Zinal. S3 /a. Neue Anl. 1537/6 6.

Frank furt a. M., 30. Oktober. Oesterr. So/sg Met. 106716. 1065, 6. A0 9897/6.

ds*/. 100 252 /. Br. Oos / . 21/20/0380.

ank. Actien 731. i731. Partial - Obl.