1838 / 308 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

losen General und einem habsuͤchtigen Hofe preisgegeben. Jetzt giebt es in dem liberalen Spanien offenbar nur zwei Auto⸗ ritäten, Espartero und Narvaez. Beide möchten gern alle Gewalt an sich reißen und einen personlichen Einfluß auf ihre Truppen ausuͤben. Espartero ist vermöge der Ernennung seines Adsutanten zum Befehlshaber der Central-Atmee und durch den langen Besitz militairischer Gewalt natuͤrlich der mäͤch⸗ tigere. Aber er hat augenscheinlich mit einem gewandten, ta⸗ lentvollen Rebenbuhler zu kämpfen, der es stets verstand, ein kleines Truppen⸗Corps für Nebenbuhler und Feinde gleich furcht⸗ bar zu machen. Beide scheinen aber den Wunsch bloßer Geld— vortheile erhaben. Beide scheinen Moderados zu seyn, was an Soldaten nicht zu verwundern ist. Beide sind der Sache der Königin ergeben. Espartero aber, abgekuͤhlt durch lange Be— kannischaft mit den Schwierigkeiten des Krieges, scheint an der Beendigung desselben zu verzweifeln. Seine Politik scheint dar⸗ in zu bestehen, nie etwas zu versuchen, wobei er Gefahr liefe, geschlagen zu werden; statt dessen haͤlt er lieber seine Armee zusammen, beschraͤnkt sich eigentlich nur auf die Defensive And wartet ruhig die Zeit ab, wo ein freundschaftlicher Vergleich mit Don Carlos zu bewerkstelligen seyn duͤrfte. Narvaez dagegen hat sich seinen Ruf und sein Ansehen erst zu schaffen. Er will von Unterhandlungen mit dem Kar⸗ listischen Feinde nichts wissen und hat ihn mit einer so erbit⸗ terten Rache verfolgt, daß man seine Aufrichtigkeit nicht be⸗ zweifeln darf. Es muß ihm daran liegen, den Krieg durch linen Schlag zu beendigen, was aus Seiten Espartero s nicht der Fal ist. Indeß scheint Narvaez dies nicht eher unter neh— men) zu wollen, bis er sich selbst eine Armee geschaffen hat, eine Armee von ganz anderen Gesinnungen Stof⸗ fen und Kriegsmanieren als Espartero's. Was fuͤr . soͤnliche Vergrößerungszwecke Narvaez mit seinem Plane verbindet, daruber mag er mit sich selbst kaum im Klaren seyn. Spanier sagen, es sey ihm nicht zu trauen. Dafuͤr wissen sie jedoch weiter keinen Grund anzugeben, als daß er Andalusier ist. Vielleicht thun sie seiner Uneigennuͤtzigkeit eben so Unrecht, wie wir am Ende seine Talente und Aussichten üuͤberschaͤtzen. Welche Hoffnungen setzte man nicht auf Pardißas, und wie kurz und ungluͤcklich war seine Laufbahn! Was aber auch die Talente oder Zwecke der beiden Christinischen Gene⸗ rale seyn mögen, jedenfalls ruht in ihren Lagern das Schicksal der Parteien und ihrer Sache. Welche Umwälzungen im Mi⸗ nisterium vorgehen, ist ganz gleichguͤltig Es kann jetzt aͤußerst wenig darauf ankommen, ob Herr von Frias sich Praͤsident des Minister⸗Raths nennt ober nicht. Der Norden gehoͤrt Espar— tero, der Suͤden Narvaez, und es ist klar, daß der Letztere in seinem Bereich dem Finanz⸗Minister und der Verwaltung alle Mühe und Einmischung ersparen will, wenn er es uͤbernimmt, 4,00 Mann zu bewaffnen, zu equipiren und zu besolden. Die Moderados und ihre Franzoͤfischen Rathgeber haben auf diese Weise die Autoritaͤt und Bedeutung der Civil-Verwaltung in einen leeren Schatten verwandelt. Und um ein solches symbo⸗ lisches Ministerium zu bekommen, haben sie die eigentlichste Null von ganz Spanien zum nominellen Haupte des nominel— len Kabinets gewaͤhlt.“ Eben so wie der „Courier“ spricht sich auch die Mar— ning Chronicle in Bezug auf die Angelegenheiten im In- nern von Asien sehr beruhigend aus: „Wenn die von Ostindien eingegangenen Berichte auch wichtig sind“, sagt dieses Blatt, „so rechtfertigen sie doch durchaus nicht die Besorgnisse, welche ste, wie es scheint, hier und da erregt haben. Nach der „Uni- tes Service Gazette“ sollten die Feindseligkeiten zwischen Rußland und England wirklich schon begonnen haben. Sie haben aber nicht nur noch nicht angefangen, sondern die getrof⸗ fenen Maßregeln sind, wenn wir nicht irren, im Gegentheil dazu geeignet, ihren Beginn zu verhindern. Seit einiger Zeit hat die Indische Regierung, wie unsere Leser wissen, in Folge der von Persien angenommenen und behaupteten Stellung große Thaͤtigkeit entwickelt. Lord Auckland, der Ge— neral⸗ Gouverneur von Ostindien, .. beschlossen, 30,000 Mann, aus eingeborenen und Britischen Truppen bestehend nach der nördlichen Gräͤnze zu senden. Dieser Streitmacht sollen sich, denselben Nachrichten zufolge, 25 50, 0090 Mann anschließen, welche Rundschit Singh stellen soll. Der Zweck dieser Demon stration muß natuͤrlich zunäͤchst dahin zielen, die Eroberung Herat's, welche Persien, und zwar nicht sowohl im Persischen als im Russischen Interesse, beabsichtigt, zu verhindern. Wir meldeten jedoch vor einigen Tagen, daß der Schach auf die Vorstellungen des Oberst Stoddart versprochen habe, binnen drei Tagen die Belagerung aufzuheben. Freilich wissen wir, daß ein Persisches Versprechen etwas von Punischer Treue an sich hat, und wir koͤnnen daher nicht mit Gewißheit auf die freiwillige Erfuͤllung desselben rechnen. Aber es ist nicht zu zweifeln, daß die entschiedenen Schritte, welche Lord Auckland gethan hat, die⸗ sen Erfolg herbeiführen werden, wenn er nicht bereits erreicht ist. In oOstindischen Zeitungen heißt es, jene 30,009 Mann ruͤckten zee die Russen vor, die ihrerseits gegen Kabul mar. schirten. Eben so gut konnten sie gegen den Mond marschiren! Lieber haͤtte man doch gleich sagen sollen, sie marschirten gegen Kalkutta. Wie wenig daran zu denken ist, daß eine Russische Armee gegen Kabul marschiren koͤnnte, davon muß man sich uͤberzeugen, wenn man nur einen Blick auf die Karte wirft. on wo her sollen sie denn anruͤcken? Vom Nor⸗ den her? Rußland soll einmal daran gedacht haben, Khiwa zu erobern und von da seine Eroberungen nach Bokhara auszudehnen, daher glaubt man vielleicht, daß jetzt auch von einem Marsche gegen Kabul die Rede seyn koͤnne. Aber Ruß— land hat laͤngst die Unmoͤglichkeit eingesehen, mit einer Armee auch nur bis Khiwa vorzudringen. Und wenn Rußland wirk— lich eine Armee durch Persien marschiren lassen wollte, so wuͤrde es dieselbe wohl eher gegen Herat als gegen Kabul richten. Doch der Gedanke, daß Rußland gegen irgend einen Ort mar— schiren wolle, scheint uns mindestens vorschnell. Jedenfalls aber ist das von der Indischen Regierung eingeschlagene Verfahren, welches den Zweck hat, Afghanistan zu einer Schutzmauer un⸗ serer Herrschaft im Osten zu machen, von der vernuͤnftigsten Politik eingegeben und wird sicherlich den besten Erfolg haben.“ Der bekannte Freibeuter der Kanadischen Seen, Bill John— son, hat jetzt Boston zu seinem Aufenthaltsort erwaͤhlt, woruͤber die dortigen Einwohner sich sehr argern. . In Eharleston, von wo die Nachrichten bis zum 3. Ok— tober reichen, nahm die Zahl der am gelben Fieber sterbenden Personen noch immer zu. In der vorletzten Woche waren 38, in der letzten 49 daran verstorben; hauptsaͤchlich ergreift es die Fremden, aber auch Einheimische bleiben nicht verschont. Nachrichten aus Jamaika vom 11. September zufolge, waren zwei Drittel der Neger noch immer nicht wieder zur Arbeit zuruͤckgekehrt, weil ihnen die Pflanzer den hohen Lohn, den sie forderten, nicht bewilligen wollten. Die Zahl der außer—

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ordentlichen Friedensrichter war auf zwanzig reduzirt, ihr Ge⸗ halt aber auf 700 Pfd. jährlich erhoͤht worden.

Unter dem Handelsstande heißt es, die Franzosen haͤtten die Blokade von Buenos⸗Ayres aufgehoben, und die Aufhe⸗ bung der Blokade von Mexiko werde wahrscheinlich bald fol— gen, weil die Fortdauer derselben unfehlbar zu ernstlichen Miß— helligkeiten zwischen den Regierungen Frankreichs und der Ver⸗ einigten Staaten fuͤhren muͤßte.

Niederlande.

Aus dem Haag, 31. Okt. Der Erbprinz von Oranien wird sich, den hiesigen Blaͤttern zufolge, binnen kurzem nach Stuttgart begeben.

Die Regierung hat unter Anderem auch 98,000 Fl. fuͤr das auswärtige Departement als außerordentliche Ausgaben im Budget von 1838 aufgefuͤhrt. Auf Befragen der zweiten Kam— mer find daruͤber folgende nähere Aufschluͤsse gegeben worden: Die Besoldung und Zulage fuͤr einen Minister-Residenten in Hannover wahrend der letzten neun Monate des Jahres 1838 betragen 6000 Fl.; Kosten der Kroͤnungs-Botschaft nach Lon— don 8,900 Fl.; besondere Ausgaben der Londoner Gesandtschaft bei diefer Gelegenheit 2600 Fl; Kosten der Reise des Gesand— ten in Wien zur Kroͤnung nach Mailand 16,000 Fl.; Kosten der Kommission zur Unterhandlung eines Handels⸗-Traktats mit Preußen und dem Deutschen Zoll-Verein 12,000 Fl.

Deutschland.

Muͤnch en, 30. Okt. Se. Majestaͤt der Koͤnig nahm heute im Zeughause die Armaturen in Augenschein, die, vom Kaiser Nicolaus gesendet, der junge Fuͤrst Dolgorucky vor wenigen Tagen hierher brachte. Es sind Feuer- und blanke Waffen aller Art, wie sie dermal in der Russischen Armee uͤblich sind, Lager elte 2c. ; Dresden, 3. Nov. Nach den von dem Saͤchsischen sta—⸗ tistischen Verein in der 10ten Lieferung seiner „Mittheilungen“ veröffentlichten Angaben war die Einwohnerzahl im ganzen Koͤ— nigreich am 1. Dezember 1837 auf 1652,11 Seelen gestiegen, worunter 804,002 maͤnnliche und 848,112 weibliche. Hinsicht⸗ lich der Religion bestanden dieselben aus 1,620,893 Evangelisch⸗ Lutherischen, 1803 Reformirten, 28,998 Katholiken, 72 Grie— chen und 818 Juden. In dem Zeitraume von drei Jahren, vom 1. Dezember 1834, hat die Bevölkerung um 56,446 In⸗ dividuen, also um 3 * aoo zugenommen, und der jährliche Zu— wachs betraͤgt daher 1115990 der ganzen Bevslkerung. Bei einem Flaͤchenraume von 27157“ 900 Quadratmeilen, welche das Königreich Sachsen einnimmt, kommen im Durchschnitt auf die Quadratmeile 6081, waͤhrend dieses Verhältniß am 1. Dezember 1834 nur 5873 Individuen betrug. Das Ver— haͤltniß der Zahl der mannlichen Bevölkerung zur weiblichen wird durch die Zahlen 1060 zu 1055 ausgedruͤckt. Mit Ein— schluß der Geschiedenen sind mehr als 7290 der Bevoͤlkerung, oder unter 1 Mill. Einwohner 352,55 Personen, verheirathet. Die Zahl der Kinder bis zum 15ten Jahre betragt etwas mehr als ein Drittel der ganzen Einwohnerzahl. Die Anzahl der Geborenen betrug im Jahre 1837 im Ganzen 6*,593 Kinder, worunter 33,171 mannlichen und 31,422 weiblichen Geschlechts sich befanden. Der unehelichen Geburten waren 8967, darunter 4602 Knaben und 4365 Maͤdchen; todt zur Welt gebracht wurden 1720 Knaben und 1260 Maͤdchen. Gestorben sind im Jahre 1837 51,0664 Personen, darunter 26,181 maͤnnlichen und 24,583 weiblichen Geschlechts. Ehen wurden in diesem Zeitraume 13,846 geschlossen, worunter sich 162 hinsichtlich der Religion gemischt Ehepaare befanden. Unter den großen Städten er— scheinen Dresden mit 69,R523, Leipzig mit 47,514, Chemnitz

mit 22,265 und Freiberg mit 11,446 Einwohnern. 2

Hannoder, 2. Nov. Nachrichten aus Luͤneburg zu—

folge, war daselbst im Koͤniglichen Schlosse, und zwar in einem Zimmer des ersten Stockwerks des Seitenfluͤgels, vorgestern fruͤh kurz nach 4 Uhr auf eine noch unermittelte Weise Feuer ausgebrochen, welches aber durch schnell herbeigekommene Huͤlfe bald n. geloͤscht wurde, ohne großen Schaden angerichtet u haben. . 9 Frankfurt a. M., 2. Nov. Es ist hier einiger⸗ maßen aufgefallen, daß die von der Niederlaͤndischen Regierung beantragte Kontrahirung eines Anlehens von 19 Millionen Gulden, zu Lasten der uͤberseeischen , , , um die allen⸗ falls nothwendigen außerordentlichen Ausgaben im naͤchsten Jahre bestreiten zu koͤnnen, an der Amsterdamer Boͤrse einen unguͤnstigen Eindruck machte. Sicher wurde aber der betref— fende Gesetz⸗ Entwurf nur in finanzieller Beziehung, zu Amster⸗ dam, wo man ohnedies den Ostindischen Anlehen nicht ganz hold ist, in Beruͤcksichtigung genommen. Denn in politischer Hinsicht ist es ganz konseguent, wenn die Regierung, welche durchaus noch keine Gewißheit haben kann uͤber den Zeitpunkt, in welchem eine Abfindung mit Belgien eintreten duͤrfte, even⸗ tuell fuͤr Bestreitung der Kosten, welche die Fortdauer der außerordentlichen Umstaͤnde im naͤchsten Jahre e, g, kann, sorgt. Daß die Niederlaͤndische Regierung uͤbrigens jetzt schon den Generalstaaten die Anfrage wegen der außerordent⸗ lichen Ausgaben fuͤrs naͤchste Jahr stellt, beweist, daß sie ent— schlossen ist, die Fortdauer des Status quo einer ihr ungenuͤgen— den Abfinsung mit Belgien vorzuziehen. Daß die General— staaten die außerordentlichen Ausgaben bewilligen, duͤrfte wohl keinem Zweifel unterliegen.

Der gestern so plotzlich im kräftigsten Mannesalter . bene regierende aäͤltere Buͤrgermeister unserer Stadt, Schoͤff Syndiküs Dr. Thomas, wird uͤbermorgen mit allen seinem hoͤchsten Range in unserm Staate gebuͤhrenden Ehren zur Erde bestattet. Fuͤr die Dauer dieses Jahres ö dem Verewigten, desfallsiger Ordnung gemaͤß, der vorjährige aͤltere Buͤrgermeister, Schoͤff von Guaita, im Amte.

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Peter von Oldenburg, wel—⸗ cher mit seiner Gemahlin zum laäͤngern Besuche am Herzogl. Nassauischen Hofe verweilt, stattete dieser Tage dem Großher— zog und der Großherzogin von Oldenburg vor Hoͤchstderselben Abreise . einen Vrsud ab und kehrte darauf nach Bie— berich zuruͤck.

X. man vernimmt, wird der seit acht Tagen hier ver— weilende Agent des Hauses von Rothschild in Madrid, Herr Weisweiler, n bereits die Ruͤckreise nach Spanien wieder antreten. Die Geruͤchte von einem Abschluß eines neuen An— lehns mit der Christinischen Regierung sind vorerst noch sehr zweifelhafter Natur.

Die hier bestehende Gasbereitungs-Gesellschaft erweitert in unserer Stadt immer mehr ihre Wirksamkeit und durch ihren regen Eifer wird das Projekt, an die Stelle der jetzigen Stra—⸗ ßen-Beleuchtung die Gasbeleuchtung treten zu lassen, allmaͤlig seiner Ausfuhrung entgegengefuͤhrt.

Nachdem vorgestern die Boͤrsen-Abrechnung ziemlich gut von Statten ging, war gestern und heute die Boörse wieder

flau. Namentlich ist der fortdauernde schlechte Geld-⸗Zustand schuld daran und so lange derselbe anhaͤlt, wird auch die Boͤrse mindestens sehr schwankend bleiben.

It alien.

Rom, 21. Okt. (Leipz. A. 3) Unser Finanz-Minister, Monsignore Tosti, soll sich seit einigen Tagen in Folge einer Zurechtweisung von Seiten des Papstes sehr unwohl befinden. Vor einiger Zeit sollte derselbe auf Befehl des Papstes eine lange aufgeschobene Staatsschuld an einen Waffen-Lieferanten entrichten. Die Zahlung unterblieb, und die Habseligkeiten des armen Lieferanten wurden von seinen Glaͤubigern mit Sequester belegt. Dieser Letztere wandte sich mit einer Bittschrift an den Papst, welcher den Tresoriere nicht aufs schonendste zurechtge— wiesen haben soll.

Rom, 23. Okt. (A. 3.) Heute Vormittag ist der Papst mit seinem ganzen Hofstaat von dem Palast des Quirinals nach seiner Winter-Residenz im Vatican gezogen, von wo er, wie man vernimmt, noch einige bisher aufgeschobene Ausfluͤge in die Campagna vornehmen wird.

Herr Thiers ist, aus dem noͤrdlichen Italien kommend, ge— genwärtig hier und beschaͤftigt sich eifrig mit den Alterthuͤmern Roms. Auch die Gallerieen, die Museen und die verschiedenen Bibliotheken werden fleißig von ihm besucht; in letzteren soll es ihm gelungen seyn, durch die Zuvorkommenheit der hiesigen Ge— lehrten aufmerksam gemacht, manch wichtiges Dokument fuͤr die Geschichte Toscana's, mit welcher er sich beschaͤftigt, aufzufinden.

Dr. Alertz aus Aachen, welcher vor zwei Jahren das Gluͤck hatte, den Papst von einem gefaͤhrlichen Gesichtsuͤbel zu be— freien, ist seit einigen Tagen wieder hier, wie man vernimmt, auf eine an ihn ergangene Einladung.

Spanien.

Madrid, 21. Okt. Die Divisionen der Reserve⸗Armee sind jetzt folgendermaßen vertheilt: Der Marquis de las Ama— rillas besetzt mit 1000 Mann Toledo, der General Aleson deckt mit 4000 Mann Avila und der General Nogueras deckt mit 5500 Mann die Mancha. Diese e,, gewaͤhrt der Regierung den Vortheil, eine Armee in der Naͤhe der Haupt— stadt zu haben.

Berga (in Catalonien), 15. Okt. Vor einigen Tagen ist der Oesterreichische Fuͤrst von Lichnowski, in Begleitung seine Adjutanten, eines jungen Kavallerie-Offiziers, des Herrn von Meding, hier angekommen.

Saragossa, 23. Okt. (Franz. Bl.) Gestern kamen os0 Mann der ehemaligen Franztsischen Huͤlfslegion hier an. Sie waren bei der Nord-Armee gewesen und von Espartero entlassen worden. Die Meisten hatten zu der Schwadron der Polnischen Lanciers gehoöͤrt. Man glaubt, sie werden aus Man— gel an Subsistenz-Mitteln gendͤthigt seyn, nach Frankreich zu— ruͤckzukehren.

Don Felix Miranda, erster Befehlshaber des zweiten Ba— taillons „Cordova“, ist gestern an seinen bei Maella erhaltenen Wunden gestorben.

Spanische Gränze. Don Carlos hat am Tage seiner Vermählung mit der Infantin Maria Theresia nachstehendes Dekret erlassen:

„Bewogen durch meine väterliche Liebe zu den Völkern, welche die göttliche Vorsebung meiner Sorge anvertraut hat, mit dem innig— sten Wunsche ihr Wohl, so wie das Glück meiner Familie zu begrün⸗ deu, und tief durchdrungen von den erhabenen Tugenden, dem heroi—⸗— schen Benehmen unter den gegenwärtigen Umständen und der müt— terlichen Sorgfalt, welche die Infantin Dosia Maria Theresia von

Bragauza und Bourbon, Prinzessin von Beira, Tochter des Königs

von Portugal, meines erhabenen Cousins und Schwagers, Don Ju— an's VI. von Braganza und der Donsia Maria Charlotte von Bour— bon, Wittwe des , von Spanten, Don Pedro de Bourbon, der Erziehung meiner geliebten Söhne gewidmet hat, seit es Gott ge— fallen, meine geliebte Gemahlin Doña MaxiaFranzis ka d' Asis, zu sich zu ru⸗ fen, habe ich, nach erhaltener Dis peusation durch Se. Heiligkeit, beschlossen, mich mit der genannten Infantin, meiner geliebten Nichte, zu vermählen. Nachdem niün am 2. Februar durch meinen bevollmächtigten Kam⸗ merherrn, den Marquis von Obando, die Verlobung in Salzburg stattgefunden hat und meine sehr geliebte Gemahlin glücklich in die⸗

sen lovalen und heroischen Provinzen eingetroffen, ist heute die Ver

mählung nach kanonischen Gesetzen vollzogen worden. Mein König— licher Wille ist nun, daß diese feierliche Handlung, die für meine lovalen Vasallen so erfreulich seyn muß, so bald die Umstände es er lauben, bekannt gemacht werde. Gegeben in unserem Königlichen Hauptquartier Azcoitia, den 20. Oktober 1838.

. Ich, der König. An den Bischof von Leon.“

Portugal. Lissabon, 13. Okt. (A. 3.) Das wichtigste Tagesge—

spraͤch gegenwärtig ist der (bereits erwaͤhnte) Tod des Gue⸗

aioa, der vielleicht noch mehr wie Remeschido zu

rilheiro Nicht Combinationen der Behoͤrden, nicht

fürchten war.

Tapferkeit der Truppen machie seinem Leben ein Ende, sondern

ein bloßer Zufall. Drei National-Gardisten aus Bringel wur— den in Dienstsachen verschickt, und begegneten auf ihrem Wege vier Reitern auf guten Pferden, und bis an die Zaͤhne be— waffnet, welche sie augenblicklich fuͤr Guerrilhas hielten. Diese, denen daran gelegen war, sich der Waffen dieser National-Gar— disten zu bemächtigen, forderten dieselben auf, sie niederzulegen, allein statt dessen gaben die National ⸗Gardisten Feuer auf die Guer⸗ rilhas und zogen sich in die vortheilhafte Position eines Hauses zu⸗ ruͤck, von wo aus ihnen auch noch von Weibern zugerufen wurde, sich nicht zu widersetzen, Jonst wuͤrden sie verloren seyn. Allein sie ließen sich nicht irre machen, da die Kugeln der Guerilhas nicht trafen. Sie schossen frisch darauf los, bis endlich der tapferste der Angreifer stuͤrzte, worauf die andern die Flucht ergriffen. Der Gefallene, in welchem noch einiges Leben war, wurde nach dem naͤchsten Orte gebracht, wo er alsbald fuͤr den Guerilhas—

Chef Baioa erkannt wurde und kurze Zeit darauf verschied.

Auf diese Art ist man eines Gefuͤrchteten losgeworden, ohne große Aufopferungen des Gouvernements. Der Zufall wird wohl auch noch den Untergang des Sohns Remeschido's und seines Anhanges beguͤnstigen, denn das Bergvolk, welches bis— her die Guerilhas unterstuͤtzte und halbpaart mit ihnen machte,

wird doch am Ende eines solchen Lebens muͤde und sehnt sich

nach Ruhe, besonders wenn es sieht, daß dabei nichts mehr zu gewinnen ist. Fallen auch hier und da noch Unordnungen und Raäubereien vor, so haben diese doch keinen beunruhigenden Charakter mehr, man kann sie nur fuͤr voruͤbergehende Lokal leiden ansehen. ;

Mehr als die Guerrilhas der Serra scheint jetzt die Asso— ciation der Verbreitung des Glaubens (Propagaga FS) die Aufmerksamkeit des Gouvernements in Anspruch zu

Es ist eine Guerrilha, die im Finstern schleicht, sich eb her zuruͤckzieht, in unterirdischen Wohnungen predigt, nachĩliche Zusammenkuͤnfte halt und Lehren verbreitet, die das Licht scheuen. Den reinen Glauben wieder herzustellen, ist der Vorwand dieser Gesellschaft. Warum aber das Geheimnißvolle dabei, während man schlechterdings hier keinerlei Verfolgungen n Religienssachen zu fuͤrchten hai? Es ist keinem Zweifel mehr unterworfen, daß diese Idee von der Miguelistischen Partei ausgegangen ist und betrieben wird. Das Diario do Governo phat auf Ee macht gung erklart, daß das Gouvernement von der Lxistenz dieser Gesellschaft Kunde habe, daß ihm aber der Zweck derfelben noch dunkel sey⸗ .

Aus der Provinz Minho wird berichtet, daß dieselbe un— bewacht dem Patriotismus der Guerrilhas Congostas und Guil⸗ ade uͤberlassen zu seyn scheine. Ohne auf Hindernisse zu sto⸗ ßen, waͤren die uerrilhas abermals in Melgago eingeruͤckt, hätten daselbst geraubt, gestohlen und gemordet, und das . Detaschement Soldaten daselbst habe die Flucht ergrif— fen. Auch waren die Straßen in jener Provinz so unsicher, daß sich Niemand getraut, ohne große bewaffnete Bedeckung eine Reise von einem Orte zum anderen zu unternehmen. ueber den Angriff der Guerrilha in Villa Vigosa, der in mei— nem fruheren Schreiben berichtet wird, erfaͤhrt man noch Fol⸗ LlUendes: Es war an einem Markttage, an welchem 14 Kavalle—⸗ risten einer Guerrilha in den Flecken einruͤckten, wahrend alle usgaͤnge mit Infanterie und Kavallerie besetzt waren. Jene gen geradewegs auf das Haus des Geld-Erhebers des Di— ʒkrikts los und verlangten die Einhaͤndigung der Kasse. Da nan ihm mit dem Tode drohte, haͤndigte er ohne Weiteres es vorhandene Geld ein, welches ungefaͤhr 8000 Rthlr. be— g, woruͤber der Chef dieser Guerrilha, ein ehemaliger Quar— tiermeister der Kavallerie, eine Quittung ausstellte. Das Geld wurde im Angesicht von wenigstens tausend Menschen auf Maul— thiere geladen und abgefuͤhrt. Darauf begaben sie sich nach den Gefaͤngnissen und befreiten alle politischen Gefangenen, die sich mit 3 nebst noch zehn anderen Personen aus dem Flecken vereinigten. Nachdem sie dem Dom Miguel auf öͤf⸗ fentlichem Markte Lebehochrufe gebracht, verließen sie, unange⸗ stastet von dem erstaunten und erschreckten Volke, den Ort.

O st indien.

Dstindische Blatter dußern ihre Verwunderung daruͤber, vwarum die Britische Regierung, der es jetzt vorzuͤglich darum zu thun scheint, sich in Afghanistan eine Stuͤtze fur ihre Herr—⸗

nd unser Zweck, aus Kabul eine wirkliche Schutzmauer gegen Rußland zu machen, wuͤrde dadurch ganz vereitelt werden. Die geziemende Politik fuͤr die Regierung unter diesen Um— aͤnden ist, Kam Ram statt Schach Sudschah's zu wählen. Er ist bei weitem der beliebteste von Beiden unter den Afghanen; 3 persoͤnlich es i ü. ist viel großer, und er ist nie wegen Grausamkeit aus seinen Reichen vertrieben gewesen. Dies und der Eindruck, den sein uͤber die Perser davongetragener Sieg

hervorbringen muß, wuͤrde die Vertreibung der Familie, die jetzt in U 9

Kabul herrscht, durch ihn weit leichter machen, als durch irgend inen Anderen. Eine Anleihe von uns, . Offiziere und Kriegs⸗ oborraͤthe wurden . in den Stand setzen, die Vertreibung der Soͤhne butty Khan's (Dost Mohammed Khan's und seines Bruders) spwohl von Kabul als von Kandahar zu bewirken und sich auf biese Weise y, , , . zu bemachtigen, ohne daß wir inen einzigen Schwertstreich zu fuhren brauchten. Er wuͤrde zuch als ein Werkzeug in unseren Handen viel nuͤtzlicher fuͤr ns seyn, als der ungluͤckliche und furchtsame Schach Sudschah s jemals werden koͤnnte. Seine Anspruͤche, eine Sache, huf die unsere Regierung, wenn es ihr konvenirt, immer gro— Fen Werth legt, sind denen Schach Sudschah's gleich. BSuman Schach, Mahomed Schach, Sudschah und Jikub ren Bruͤder; sie wurden in der Reihefolge, in wel— cher sie hier aufgefuͤhrt sind, in Kabul geboren und heherrschten es auch in derselben Ordnung. Schach Zuman zurde von seinem zweiten Bruder entthront und geblendet, den seinerseits wieder der dritte Bruder mit Huͤlfe Futty an's entthronte. Dieser dritte, Sudschah, ward aber wie— derum von dem zweiten, Mahomed, entthront, der auf diese Weise nochmals in den Besitz des Thronẽs gelangte. Er ließ hen Futty Khan ergreifen, blenden und hinrichten. Mahomed's Sohn, Kam Ram, war damals Statthalter von Herät unter einem Vater. Die Soͤhne des gemordeten Futty Khan em— orten sich kurz darauf und vertrieben Mahomed wieder bon seinem Throne; er floh zu seinem Sohn nach Herat, vo er vergiftet oder auf andere Art ums Leben gebracht urde. Die siegreichen Soͤhne Futty Khan's riefen nun ikub, den vierten Bruder, . Schein-Köoͤnige aus, jagten . hn aber auch bald davon. Er floh nach Lohore, wo er von Rundschit Singh eine Pension bezieht. Sudschah, der dritte Bruder, lebt in Ludhianag als Pensionair der Ostindischen Tompagnie. Dost Mohammed Khan, der aͤlteste der Söhne mti Khans, herrscht in Kabul, sein Bruder in Kandahar. Er ist der Todfeind Rundschit Singh's, des Verbuͤndeten der Pstindischen Compagnie, der von Lahore aus den den Seikhs unterworfenen Landstrich beherrscht und ein großes von Franzo— sschen Offizieren organisirtes Heer besitzt, welches den Afghanen Unter Dost Mohammed Khan und seinem Sohne Mohammed utbar bereits mehrere große Schlachten geliefert hat. us. Obigem wird man ersehen, daß Kam Ram ein kleiches, ja, nach unseren Thronfolge-Gesetzen, ein noch größeres Recht auf den Thron von Kabul hat, da er er Sohn des alteren Bruders ist, als Schach Sudschah, und ne Erhebung zum Beherrscher von ganz Afghanistan wurde Pewiß viel eher zur Beendigung der barbarischen Anarchie und r unmenschlichen Zwiste in dieser Familie fuͤhren. Wenn wir ien Schach Sudschah auf den Thron setzen, so wird Jitub stets eine Puppe in den Haͤnden Rundschit Singh's seyn, die er, wenn es ihm angemessen scheint, als Karte gegen uns ausspielen kann, wahrend Kam Ram's Anspruͤche weit natuͤr—⸗ cher und unbezweifelter sind“ Man ersieht aus Obigem auch, daß England, wenn es den Schach Sudschah unterstuͤtzt, in Afgha⸗ istan mit cinem doppelten Feinde, mit Kam Ram und mit

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Dost Mohammed Khan, zu thun bekommt, während es im anderen Falle nur gegen den Letzteren a kaͤmpfen gehabt hatte, da Schach Sudschah keine Macht in Haͤnden hat, Kam Ram aber siegreich in Herat thront. Dost Mohammed Khan, der, wie es scheint, nachdem er sich vergebens um ein Buͤndniß mit Eng—⸗ land beworben, vorlaͤusig dem Persischen Schach seine Mitwir⸗ kung zugesagt hat und diesen auch gegen Kam Ram bei der Bela⸗ gerung von Herat unterstuͤtzte, ruͤstet sich unterdessen unermuͤdlich. Er hat die Festung Belahissar, die zu Kabul gehort, mit 50 Kanonen bepflanzt, kauft Pferde aus Turkestan auf, preßt den Kaufleu— ten so viel Geld als moͤglich ab und hat die Arabischen Stämme von Peschawer zu seinem Beistande aufgefordert. Kam Ram aber will in aller Eil', ehe die Engländer nach Afghanistan vorruͤcken koͤnnen, von Herat gegen Kandahar ziehen und nach dessen Einnahme, die er nicht für schwierig halt, auch Kabul . welches er ebenfalls mit leichter Muͤhe zu erstuͤr— men hofft.

Y nlanv. Magdeburg, 3. Nov. Der ordentliche diesjährige Kom⸗ munal-Landtag der Altmark wird am 30sten d. M. hier⸗

selbst beginnen.

Halle, 2. Nov. Kinder⸗Bewahr-⸗Anstalt. Das Hallische Wochenblatt enthält in seinem Jahres-Bericht uͤber dieselbe im Wesentlichen: Bei einer Einnahme von 1278 Rthlr. 22 Sgr. 7 Pf. und einer Ausgabe von 58 Rihlr. 15 Sgr. 7 Pf., konnte von dem Bestand ein Kapital von 300 Rthlrn. in der Sparkasse belegt und somit der Grund zu einem Fonds gelegt werden, dem fernere reiche Beitraͤge und Vermaͤchtnisse sehr zu wuünschen sind. Im Laufe dieses ersten Jahres waren überhaupt 79 Kinder in die Anstalt aufgenommen worden; diese geringe Zahl der Kinder ruͤhrt zum Theil von den noch herrschenden hoͤchst verkehrten Vorurtheilen vieler Aeltern gegen solche Anstalten her.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Aus stellung auf der Königlichen Akademie der ; Kuͤn ste.

Die Zahl der Genre-Bilder ist bei uns fortdauernd im Wach⸗ sen, und namentlich erscheint gegenwärtige Ausstellung damit fast über⸗ reichlich gesegnet. Alle Zweige und Rüancen, deren diese Gattung nur fähig ist, finden sich repräsentirt, ja man kann den Umfang und die Verschiedenartigkeit derselben hier recht eigentlich studiten. Na⸗ mentlich aber ist der Uebergang in das historische Fach so all mälig, daß man in vielen Fällen über die Abgränzung in Verlegenheit ge⸗ rathen muß, weil sich eben so oft die Historie zum Genre herabläßt, als wiederum das Genre sich zu jener erhebt. Aus dem sehr um⸗— fassenden und unbestimmten Begriff, den diese Benennung ausdrückt, sondert sich diesmal besonders deutlich eine gewisse höhere und edlere Gattung heraus, sowohl durch den Gegenstand, als durch die Behand⸗ u . hier wiederum theils durch den Styl, theils durch den

usdruck.

Ein Bild von Däge, einen Geistlichen mit der Monsiranz vor⸗ stellend, welcher von einem Chorknaben durch ein Bächlein geleitet wird, wahrscheinlich zu einem Kranken, trägt, trotz seiner geringen Dimension, so viel Adel der Auffassung an sich, daß es darin man⸗ ches Bild, welches sich fuͤr ein historisches ausgiebt, bei weitem über trifft. Der Knabe setzt eben vorsichtig und scheu den nackten Fuß in das, wie es scheint, kalte Gebirgswasser; den Hintergrund bildet ein dunkles Gebirg, dessen Gipfel von ziehenden Rebeln und Welken zum Theil verhüllt sind. Das Gegenstück, welches in der malerischen Ausführung sogar uech mehr Schmelz und Wärme zeigt, sahen wir . nicht auf der Ansstellung, sondern in einer hiesigen Kunst— andlung.

Sehr artig sind zwei Chorknaben von Rahm, mit rothen Un⸗ tergewändern und weißen Chorhemden, der eine emsig das Rauchfaß anblasend, und nicht minder anmuthig von Beckmann eine junge Italiä⸗ nische Mutter, welche ihr Knäbchen, das als kleiner Kapuziner eingekleidet ist, in seinem Kloster besucht hat; sie nimmt jetzt Abschied von ihm, und ein Kapuziner in der Pforte winkt dem kleinen Mönchlein, ins Kloster zurückzukehren: eine eben so einfache als fein gedachte Darstellung, welche durch eine breite und doch zierliche Pinselführung und durch eine treffliche Haltung um so ansprechender wird. Viel weltlicher ist eine Reihe von Bildern, womit Hopfgarten die Ausstellung geschmückt hat. Sie tragen zwar sämmtlich nicht nur in ihrem Gedanken und ihrer Anordnung, sondern auch in ihren Figuren, eine überaus ge— schwisterliche Aehnlichkeit, doch athmen sie ungemein viel Freundlich⸗ keit und Zierlichkeit; es spricht aus ihnen ein gebildeter Geschmack und eine mit sich einige Kunstweise. Auf jedem dieser Gemäldchen sieht man je zwei Schwestern in der heitersten prachtvollsten Gartenumgebung in barmloser Beschäftigung. Auf dem einen läßt der Künsiler von ihnen einen Pfau, auf dem anderen einen Hund füttern, auf einem dritten Schwäne; von letzterem Bilde, welches ursprünglich eine angemessene Größe hatte, fehen wir hier eine Ausführung in so großem Maßstab, daß es dadurch nicht uur viel von seiner Aumuth verliert, sondern auch Ansprüche erweckt, welche es nicht erfüllen kann. In den übrigen ist der Maler mit richtigem Gefühl zu derjenigen Dimension zurückge⸗ kehrt, welche Darstellungen dieser Sphäre und dieses Inhalts nie— mals ungestraft überschreiten. Auf einem noch anderen Bilde erwar⸗ ten dieselben Mädchen, oder richtiger gesagt: Damen, eine ankem⸗ mende Brieftaube, und endlich wird auf einem fünften der Dichter Tasso von Leonore von Este mit dem Lorbeer gekrönt. Alle diese Bilder verleugnen in ibrer selbstgefälligen Eleganz das Moderne nicht, doch herrscht ein gewisser edler Stil in allen Formen, welcher diese eigenthümliche Mischung selbst für den Freund ernsterer Kunst noch anziehend macht. Mehr Schmucklosigkeit in der Farbe, mehr Individualitaͤt, mehr Leben und nur ein wenig mehr Interesse der Handlung, lauter Eigenschaften, die ja einem Künsiler von so viel Talent leicht erreichbar seyn müßten und Hopfgarten würde auch des ungetheilten Beifalls der Kenner versichert seyn, während er jetzt schon das größere Publikum auf seiner Seite hat. Ein Bild von Pollack in Rom, eine Gruppe von Mädchen in einem Garten, darf hier in mancher Beziehung angereiht werden; die Art der Darstellung und namentlich das Kolorit und der Pinszl muß uns aber an ein Bild von Riedel in Rom erinnern, welches uns auf einer kleinen Früh⸗ lings-Ausstellung gezeigt wurde, und beide wiederum verweisen uns

zufolge dessen, was ihnen gemein ist, auf ein Bild des Herrn Mussini

aus Florenz, welches mir im verwichenen Sommer im Saal der Aka⸗ demie sehen konnten, Tasso darstellend, wie er der Leonore von Este seine Stanzen vorliest. Das Gemälde zeigte uns jenes äußerste Streben nach Eleganz und Schönfarbigkeit, brillante Farben, helles Licht, alles lachend und silß. So war auch das Bild von Riedel in seiner Er⸗ findung freundlich, in seinen Farben brennend und blendend und gleichsam von Licht und Firniß triefend. Dieselbe Tendenz herrscht nun auch in dem Bilde von Pollack, man könnte sagen dieselbe Manier, denn als solche würde sie sehr leicht erkannt werden, wenn dies Extrem von Farbe nicht durch eine überaus sinnreiche und an ziehende Composition gehalten würde, welche das Gemälde sogar zu einem Liebling des Publikums gemacht hat. Die Mädchen haben im Gar— ten die Jacke des Gärtners gefunden, und aus ihrer Tasche einen Brief gezogen, einen Liebesbrief, wie sich schon aus dem drüber ge⸗ malten Herzen zu erkennen giebt. Die Finderin liest ihn vor; da erscheint der Gärtner außerhalb am Gitter des Gartens, beschämt und besergt will er das Lesen verwehren, aber es halten ihm die übermüthigen Mädchen die Thür zu; die eine dagegen, welche offenbar in dem

Brief gemeint ist, der leg früher an seine Adresse Chet; reicht dem Geliebten Ring und Strauß zu. Daß eine solche Scene, die sich so ungemein deutlich ausspricht, überdies mit so viel Zarbenglauj ausgesiattet, stets viele Zuschauer anzog, ist leicht zu begrei⸗ fen; wirklich bat auch das Bild, ungeachtet seines äußerlichen und etwas gefallsüchtigen Bestrebens, dennoch einen edleren Kern, der in modesterer Behandlung gewiß nech reiner ansprechen müßte. Daß aber diese an sich sehr dankbare Richtung in unserer Kunst bedroblich um sich greifen sollte, glauben wir kaum befürchten zu dürfen, denn wo man alle Potenzen des sinnlich Gefälligen so verschwenderisch ausschittet, da muß sehr bald Berar— mung bei dem Künstler, oder wenigstens Uebersättigung bei dem Be⸗ schauer eintreten, so daß die Nothwendigkeit erwächst, sich wieder au⸗ deren Bahnen zuzuwenden. Und doch ist die Gattung nicht zu ver⸗ werfen. An einein großen Borbilde, selbst dem Medernen und Ma⸗ dischen einschmeichelnde Anmuth und wahren ktünftlexischen Rei) ab⸗ zugewinnen, fehlt es nicht; dies ist Wateau, der so lange verkannt war, weil man mit den veralteten Moden auch seine Kunst veraltet glaubte. Sie aber ist viel echter, viel anspruchsloser und mäßiger, viel mehr vom Süßlichen gereinigt, voll wahrer lebendiger Grazie, und in Gefühl für * und Licht dem Höchsten gleich, so daß die neueren Maler dieser eleganten Gattung noch manchen Schritt übrig haben, um jenem Muster nur nabe zu kommen. Sb hier aber 36 It eine Aufgabe für die Deutsche Kunst liege, das ist eine andere Frage. Vortrefflich in einem ganz entgegengesetzten Sinne sind diejeni⸗ gen Bilder, ju denen wir uns jetzt zu wenden haben. Wenn sich das Genre durch Schönheit und Anmuth in eine höhere Sphäre er heben läßt, so ist nicht minder auch eine Steigerung durch den Cha⸗— rakter und durch den Gemüthsausdruck möglich, und hier liegt vor⸗ nehmlich das dem Deutschen angewiesene Feld. Ein Bild von Ja⸗ kob Becker in Düsseldorf: „Der zurückgefehrte Krieger“, kann als Beispiel dieser Gattung gelten. Der Landwehrmann, der den ver⸗— wundeten Arm in einer Binde trägt, ist in sein heimathliches Dorf urückgekehrt, er findet die Seinen nicht mehr wieder, sondern läßt i auf dem Kirchhof von dem Todtengräber ihre Ruhestätten zeigen. Die stille Rührung des treuherzigen Gesichtes ist mit vieler Empfin⸗ dung gemalt, und höchst bescheiden ist die malerische Behandlung. Kommt zu dieser innerlichen und seelenvollen Auffassung bei aller Simplictiät noch ein gleiches Maaß von Schönbeitssinn und Far⸗— bengefühbl, dann erwachsen auf dem Felde des Geure Kunstwerke, welche, wenn auch nicht an Hoheit, doch an Adel und Aumuth anderen Sphären der Kunst kaum nachstehen. Zwei Bilder von Eduard Meverheim dürfen hierher gerechnet werden, wie sie denn zum Besten gehören, was die Aussiellung von dieser Gattung aufzu⸗ weisen hat:! „Die Thüringischen Bäuerinnen nach der Kirche ge⸗ hend“ und „das Rendezvons.“ Charakter und Lebendigkeit so siill und unbefangen und so viel Schönheit und edler Stil müssen um so wohlthuender seyn bei so großer Bescheidenheit des Gegenstandes und der Ausführung. Das zweite Gemäldchen ist namentlich von reichem Zauber der Farbe und von vielem dramatischen Interesse, so einfach der Vorgang auch ist. Ein züchtiges Mädchen hat auf der Treppe ihres Hauses dem Geliebten eine Zusammenkunft gewährt, sie schaut sich scheu nach der geöffneten Hausihür um, während er, nicht wa— gend, die Stufen zu ihr emporzutreten, ihre Hand und ihren Arm um⸗ faßt hält. Höchsi gewählt, aber mäßig, ist die Holz⸗Lrchitektur des Hauses, von dem durch eine sinnreiche Anordnung sich nur eben so viel zeigt, als zum Verständniß nöthig ist und um der Phantasie des Beschauers den Weg zu weisen; im Hintergrunde mittelalterliche Bau⸗ lichkeiten, mit dem feinstten Geschmack behandelt. Andere Bilder die⸗ ki Kunstlers gehören mehr der launigen Gattung an, wovon die usstellung so vieles und so treffliches besitzt. Gr.

Berlin. Es ist neulich in diesen Blättern bemerkt worden, 24 der kommende Winter uns manchen auserlesenen musikalischen Genu verheiße. Seitdem ist die Reihe der fremden Pirtuosen, welche un⸗ 3 Hauptstadt ihren Besuch zugedacht haben, durch Miß Clara ovello eröffnet. Diese Meisterin im Gesange, die jede Art, jeden Styl desselben n bei ihrer letzten Auwesenheit in Berlin mit fast gleicher Birtuosität beberrschte, traf vor einigen Tagen über Leipzig von Italien hier ein und giebt heute ein Konzert, in welchem sie, um mannigfache Proben ihrer Kunstfertigkeit zu liefern, Gesaugsstücke von Hapdn, Cimarosa, Rossiui und einige Britische Polkslieder vortragen will. Da sie aus dem eigentlichen Vaterlande des Gesanges herkommt und dort Gelegenheit gehabt hat, ihre Stimme zu noch größerer Ge⸗ läufigkeit auszubilden, so sind die Erwartungen um so mehr gespannt. Auch Charles de Beriot wird binnen kurzem Berlin wieder besuchen und uns abermals durch sein meisterhaftes Violinspiel ergötzen, dem einer unserer hiesigen Kunsijünger, Karl Eckert, mit sichtbarem Er⸗ folg nacheifert; wovon derselbe an einem der letzten Abende durch den Vortrag Vieuxtempsscher Variationen im Königlichen Schauspiel⸗ bause einen öffentlichen Beweis abltgte. Vor einer größeren Reise, die dieser talentvolle junge Komponist, von dem auch nächstens eine kleine Oper zur Aufführung kommen wird, gegen Ende des Jah⸗ res zu seiner weiteren Ausbildung anzutreten gedenkt, werden wir ihn noch in einem von ihm selbst veranstalteten Konzerte re, erner soll der berühmte Violinist Lipinsti im Laufe dieses Winters hier zu erwarten seyn. Dies wäre um so interessanter, als wir dann die beiden einzigen Biolinvirtuosen, die es mit Paganini aufnehmen konnten, ohne sich verdunkelt zu sehen, Beriot und Lipingki, mit ein⸗ ander würden vergleichen können. Beide haben, dem Vernehmen nach, die Absicht, sich von hier nach St. Petersburg zu begeben, woselbst sie mit dem Oberst Lwoff zusammen ein schönes Violinisten⸗Kleeblatt bilden werden. Letzterer, der auch als Komponist in Rußland sich bereits einen Namen gemacht und durch einige seiner Compositionen, die in der Schlesingerschen Musikalienhandlung theils schon er⸗ schienen sind, theils nächstens erscheinen sollen, unter den hiesigen Musikfreunden ebenfalls bald näher bekannt werden dürfte, befand sich vor kurzem in unseren Mauern. Der militatrische Rang desselben en tern ihm natürlich nicht, sein Talent öffentlich zu produziren, och hatte man in Privatzirkeln Gelegenheit, in ihm einen ausge⸗ 66 Violin⸗Virtuosen kennen zu lernen, der besonders Russische agtional-Themata höchst charakteristisch und gefühlvoll vorzutragen und mit großer Gewandtheit zu varüiren weiß. Er ist der Tompo⸗ nist der Russischen Bolks-Hymne, welche zur Einweihung der Alexan⸗ der's⸗ Säule in St. Petersburg und später bei den Manö⸗ rern in Kalisch ausgefübrt wurde, so wie des Bergmanns⸗ Grußes, den man in Fürstenstein Ihrer Majestät der Kaiserin zu ihrem Geburtsfeste darbrachte. Außer diesen beiden Compositio⸗ nen des Oberst Lwoff werden in der , Musifkalienhandlung von demselben zwei Fantasieen über Russische Volkslieder für BPio—⸗ lint, die von Lipinski schon öffentlich gespielt worden, mit Begleitung des ganzen Orchesters oder des Piano, so wie ein Divertissement für Violine und Violoncelle mit Begleitung der Orgel oder des Piano, erscheinen. Zu den oben erwähnten musikalischen Unterhaltungen, die dem hiesigen Publikum bevorstehen, können wir noch hinzufügen, daß eine Schwedische Sängerin, Dlle. 83 die ihre Studien in Ita⸗ lien gemacht hat, nächstens in der Königlichen Oper auftreten wird, und daß man um ihretwillen namentlich den ersten Aft von Doni⸗ etti's „Anna Bolena“ in Italtänischer Sprache einstudirt. Auch ki auf derselben Bühne Webers „Eurvanthe“ binnen kurzem wieder zur Aufführung kommen. Endlich wird man gern hören, daß Herr Musik, Direktor Möser im Lauf dieser Woche seine Symphonieen⸗ und Duartetts-Soireen von neuem eröffnet, während schon am vorigen Montage ein ähnlicher, doch nur auf Quartette sich beschränkender Soireen⸗Cyklus der Kammermusiker Herren Zimmermann, Roune⸗ burger, Richter und Griebel begonnen hat. 10.

Paris. In der Sitzung der Akademie der Wissenschaf« ten am 20. Sktober berichtete Herr Arago über die Arbeiten der Mitglieder des Observatoriums in Rom Über den Saturng⸗Ring und den Einfluß der Mondphasen auf den Barometerstand. Jene Selebrten glauben sechs schwarze Linien auf der Fläche des Rösuges wahrgenommen zu haben. Herr August Saint⸗Filaire thente einige Bemerkungen mit über die Ansichten des Herrü Schledel von