1838 / 310 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Louis Napoleon reist morgen nach Leamington ab, wo er mehrere Wochen zu bleiben gedenkt. Am Dienstag besuchte er die Englische Bank und wurde von dem Gouverneur mit gro⸗ fer Zuvorkommenheit empfangen. Er zeigte viel Kenntnisse in der Mechanik und unterhielt sich lange mit Herrn Oldham, dem Erfinder neuer Maschinen. Nach dreistuͤndigem Umherge⸗ hen lud der Gouverneur ihn zum Fruͤhstuͤck ein.

Vor einiger Zeit erschien hier eine verleumderische Schmaͤh⸗ schrift gegen den Marquis von Downshire und seine Familie,

die daraus abzielte, den guten Ruf derselben gang ich zu unter⸗ 2 ie bei der Publication dieses Pasquills betheiligten

ersonen, drei an der Zahl, wurden sämmtlich zu Gefaͤngniß⸗ und Geldstrafen verurtheilt; aber des eigentlichen Kere! der Schrift, eines gewissen Reitterhoffer, konnte man erst dieser Tage habhaft werden; man fand ihn schon in einem durch Opium sehr geschwaͤchten Zustande, und am . starb er im Gefangnisse an den Folgen einer sehr starken Dosis von Opium, die er genommen hatte, um sich der seiner harrenden Schande zu entziehen.

Bei einem Diner, welches dem Herzoge von Sussex am Here zu Middelsborough in Yorkshire gegeben wurde, machte Se. Koͤnigl. Hoheit auch einige Bemerkungen uͤber die politi⸗ schen Angelegenheiten und sagte unter Anderem: „Wenn man politische Veraͤnderungen zur rechten Zeit ausführt, so geht Al⸗ les gut und friedlich dabei ab; verschiebt man sie aber, so wird das Volk mißvergnugt; dann giebt es uͤble Laune und Erbitte⸗ rung, und die Veränderungen können nicht die gute Wirkung haben, die sie sonst gehabt hatten. Ich bin vollkommen uͤber⸗ jeugt, daß, wenn man auch bei Eroͤrterung dieses Gegenstan⸗ des uͤber die Art und Weise verschiedener Meinung seyn kann, doch in Betreff des eigentlichen Punktes kein Vernuͤnftiger eine andere Stellung, als ich, wird einnehmen koͤnnen. Verbesse— rungen zu verhindern ist Gottlob unmöglich.“

Ein Artikel im November-Heft des Asiatic Journal uͤber die Verhaͤltnisse zwischen England und Rußland wird we⸗ gen des gemäßigten und hoͤflichen Tones, in welchem derselbe mit Hinsicht auf letztere Macht geschrieben ist, von den mini⸗ steriellen Blaͤttern sehr gebilligt. Es werden in diesem Ar titel die gegenseitigen Beweggruͤnde hervorgehoben, welche diese bei— den Staaten haͤtten, mit einander in freundschaftlichen Bezie⸗ hungen zu verbleiben, es wird der Vergangenheit gedacht und aus derselben nachgewiesen, wie beide auch stets in freundlichem Sinne gegen einander gehandelt, und hiernach wird es dann als sehr unglaublich dargestellt, daß Rußland jetzt mit einem Male sich in einen Krieg mit England sollte stuͤrzen wollen, wobei zugleich alle Schwierigkeiten aufgezeigt werden, mit denen Rußland in einem Un— ternehmen gegen Indien zu kaͤmpfen haben wuͤrde: der desor⸗ ganisirte Zustand der Zwischenlaͤnder, die gegenseitige Antipathie der Bevölkerungen, die zum Angriff gegen eine Invasions-Ar—⸗ mee sehr geeignete Kriegfuͤhrungsart der Asiatischen Vöͤlkerschaf⸗ ten, die Maͤrsche durch Wuͤsten und Bergpaͤsse, das Klima, der Mangel an Lebensmitteln, und endlich, wenn auch dies Alles uͤberwunden und ein Russisches Heer bis in das Pendschab vorgedrungen waͤre, eine Truppenmacht von 300,000 Mann in Indien, kommandirt von Britischen Offizieren und auf ihrem eigenen Grund und Boden kaͤmpfend. Unter solchen Umstaͤn— den, meint der Courier, werde ein Fuͤrst, wie der jetzige Kai⸗ ser von Rußland, der sich nie von bloß persoͤnlichen Motiven . leiten lassen, sondern stets auf die Wohlfahrt seines Volks

edacht gewesen sey, gewiß nicht den auswärtigen Handel Ruß— lands so leicht hin aufs Spiel setzen.

Die Radikalen von England, Schottland und Wales ha— ben eine Adresse an das Irlaͤndische Volk gerichtet, in welchem 5. demselben ihre Ansichten von den Ursachen seines traurigen

ustandes mittheilen. Sie finden naͤmlich den Grund davon nicht in dem, was die Vorlaͤufer, Repealer und Zehnten-Geg—⸗ ner als Ursache angeben, sondern darin, daß dem Irlaͤndischen Volke dasselbe fehle, was in der n, Volks ⸗Charte von den Radikalen fuͤr das Britische Volk verlangt wird, und sie fordern daher die Irlaͤnder auf, ihre bisherigen Agitations⸗ Gegenstände fahren zu lassen und mit den Britischen Radikalen gemeinschaftliche Sache zu machen. .

Nachrichten aus Jamaika vom 25. September zufolge, schien der Streit uͤber das Arbeitslohn der Neger einer Aus— gleichung nahe zu seyn; es war jetzt uberall auf 1 Sh. 8 Pee. fuͤr den Tag festgesetzt, aber die Neger verlangten dazu noch freie Wohnung nebst etwas Grund und Boden, wofuͤr ihnen die Pflanzer ein zweitaͤgiges Arbeitslohn auf die Woche abzie⸗ hen wollten. Das Versammlungshaus war zum 30. Oktober einberufen. .

Nach den letzten Berichten aus NewYork vom 14ten v. M. waren die Wahlen in den Staaten Pennsylvanien und New-⸗Jersey sehr guͤnstig fuͤr den Praͤsidenten, Herrn van Bu— ren, ausgefallen. Der Staat Vermont wimmelt von Kanadi— schen Fluͤchtlingen, und man glaubte, daß diese im Winter eine neue Revolutisnirung Kanada's versuchen wurden. Sir John Tolborne, der Befehlshaber der Britischen Truppen in Kanada, will sein Hauptquartier fuͤr den Winter in Montreal ausschla— gen, und es sollen 6 Linien Regimenter dort konzentrirt werden.

In New-Orleans ist das gelbe Fieber verschwunden und der Gesundheits, Zustand wieder ganz befriedigend. Die , n. der diesjährigen Aerndte wurde zu hohen Preisen verkauft.

Aus Texas erfahrt man, daß dort täglich ein Angriff von Seiten der Indianer i, . wurde; besonders seitdem die Kumantschis am 21. September den Capitain Love und vier— zehn andere Texianer ermordet und stkalpirt hatten. Oberst Teal der Texianischen Armee war von einem Soldaten erschossen worden. Man glaubte, daß die Mexikaner dies Alles anstifteten. Nach Berlchten aus Montevideo vom 2. September dauert die Blokade von Buenos⸗-Ayres nicht nur fort, sondern ie wird sogar strenger als je durchgefuͤhrt. Der uͤber New⸗

ork hierher gelangten Nachricht, daß die Insurgenten in Montebideo einen Sturm auf diese Stadt versucht hätten, wird widersprochen.

Handels-Berichte aus Canton vom 1. Juli melden, daß die Hong⸗Kaufleute den Kaͤufern Britischer Waaren eine neue Abgabe auferlegt hatten, deren Ertrag im Ganzen auf 19 Mälton Dollars jährlich berechnet wurde, und die angeblich deshalb erhoben werden soll, um Hingtae's, des bankerotten Hong⸗Kaufmanns, Schulden damit zu bezahlen. Man erwar⸗ tete in Canton jeden Augenblick den Admiral Maitland und sein Geschwader. ;

Deutschlan d.

Munchen, 2. Nov. Allözaͤhrlich, wenn hier der erste November, das Fest aller Seelen, naht, wird verkuͤndet, daß oierzehn Tage zuvor die Grab⸗Denkmale, welche etwa neu er⸗

Erwachsenere Zöglinge werden in gesellige Kreise eingefuhrt;

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cher im Laufe des Jahres ein Mitglied entrissen wurde, eilt mit der Aufstellung eines Erinnerungs-Zeichens. Die Wege durch die vielen Abtheilungen des Friedhofes werden, wie die Wege durch einen Garten, gereinigt, die Grabhuͤgel wieder aufgerich⸗ tet und am Tage des Festes selbst mit allerlei Ziergewaäͤchsen umstellt und auf mannigfache Art geschmuͤckt. Die Denkmale, welche das ganze Jahr uͤber unter hoͤlzernen Verschlaͤgen und Kasten, wie unter Verschluß gehalten werden, verlieren an die⸗ sem Tage ihre Huͤlle, und es werden dabei oft alte, schoͤn gear⸗ beitete Kunstwerke sichtbar, welche dem Andenken eines alten Geschlechtes oder eines einzelnen vielverdienten Mannes errich⸗ tet sind. In der neueren Zeit treibt der Luxus damit sein Spiel, und so steht nun beinahe auf jedem Grabe ein Denkmal, sollte es auch nur ein gußeisernes oder ein in Stein gearbeitetes Kreuz seyn. Die schoͤnsten Denkmale sind jetzt unter den Ar⸗ kaden, in der gegen den Kirchhef offenen Säulenhalle errichtet, welche im Halbkreise denselben einschließt. In Nischen sind die Buͤsten der Manner aufgestellt, deren Andenken, wegen ihrer besonderen Verdienste um die Stadt, die Buͤrger⸗Gemeinde eh⸗ ren und auf die Enkel dankbar uͤbertragen will: Wohlthaͤter der Armen, Geistliche, Lehrer u. s. w. An der fortlaufenden Wand aber sind die Marmorsaͤulen und Denksteine der verdientesten oder reichsten Geschlechter und Maͤnner: der Denkstein des gro⸗ ßen Optikers Fraunhofer und der des großen Mechanikers Rei⸗ chenbach neben dem Denkmale eines Ministers, das Denkmal des Gallerie⸗Direktors Mannlich und seiner Tochter, die in Erz von Stiglmaier in liegender Stellung mit ihren bis auf die Fersen reichenden Haaren abgebildet ist, welche ihr die Lebens kraft zu früh tilgten, neben einem Generale; Banquiers neben Kuͤnstlern. Und beinahe alle diese Denkmale sind geschmuͤckt, denn es gaͤlte als Schmach fuͤr die Hinterlassenen und offenba— res Mißachten der dahingeschiedenen Verwandten. Nur We— nige, die ohne Erben dahinschieden, und deren Name doch stets im bluͤhenden Andenken strahlt, entbehren der Zierde, die an diesem Tage gespendet wird. Die von der Akademie der Wissenschaften in Muͤnchen

nn n. gelehrten Anzeigen, welche wichtige Werke, esonders auslaͤndische, z. B. uͤber Sanskrit-Literatur, Reisen im Orient, Botanik und dergl. bekannter machen sollen, muß— ten nach fruͤheren Verordnungen, sowohl wegen dieser ihrer Tendenz, als auch um ihren Absatz zu sichern, von allen Be— hoͤrden des Koͤnigreichs angeschafft werden. Ein Ministerial⸗ Reskript vom 21. Oktober schaͤrft dieses Gebot aufs Neue ein, ordnet bei allen Regierungen eigene Kontrol⸗-Buͤcher fuͤr dessen Befolgung an, und befiehlt allen Amts-Vorstaͤnden, unter An⸗ drohung von Verweisen und Geldstrafen das augenblickliche Abonnement zu 6 Fl. jährlich fuͤr 1838 nachträglich, dann fuͤr alle Zukunft aus ihrem Regie⸗Fond. Muͤnchen, 2. Nov. (Nu rnb. K.) Am vorgestrigen Tage machte das Personal des Koͤniglichen Kriegs-Ministeriums dem abgehenden Kriegs-Minister, Freiherrn von Hertling, die Ab⸗ schieds-⸗Aufwartung, und gestern trat der p, . neu er⸗ nannte Kriegs⸗Minister, Freiherr von Besserer, diese Stelle an. Freiherr von Hertling erhaͤlt die Pension eines General-Lieute— nants, namlich 5000 Fl. annover, 1. Nov. (Hamb. Korr.) Bei Hofe sind in diesen Tagen mehrere Feten zu Ehren des hier anwesenden Niederlaͤndischen Gesandten am Preußischen Hofe, General⸗ Lieutenant Grafen von Perponcher, gegeben worden, welcher heute wieder abzureisen gedachte. Der Gesandte hat vom Koöͤ⸗ nige das Großkreuz des Guelphen-Ordens erhalten. Mit den Einrichtungen zur Gas-Beleuchtung im Koͤnigl. Palais ist man thaͤtigst beschaͤstigt. Bereits sind 33 Rohren zu 60 Gas— flammen angelegt. Darmstadt, 2. Nov. Im Großherzogthum Hessen ist die in Mannheim unter dem Titel „der Rheinische Postillon“ erscheinende Zeitung verboten worden. Altenburg, 5. Nov. Ueber eines unserer interes⸗ santesten Intistute, das freiadelige Magdalenen⸗Stift, sind in den geographischen und statistischen Werken (z. B. noch n. neuerlich in Buͤchele's Deutscher Vaterlandskunde, lster

aud, Stuttgart bei Rieger und Comp., 18358. Seite 370) so wenig zuverläßliche Nachrichten enthalten, daß es dem größeren Publikum wohl erwuͤnscht seyn duͤrfte, sie von einem, dem ge— nannten Institute fremden, aber nicht fernen Berichterstatter verbessert zu sehen. Das 1705 von Froͤmmigkeit und Wohl— wollen gegruͤndete Magdalenen⸗Stift hat einen doppelten Zweck. Einmal die Versorgung adliger Fräulein (Chanoinessen), welche entweder eine Patronatstelle erlangen oder sich dort ein⸗ kaufen; und zweitens eine Erziehungs-Anstalt fuͤr Töoͤch⸗ ter aus adligen protestantischen Familien. Das In— stitut befindet sich in einem schoͤnen trefflich gesund gelegenen, eine herrliche Aussicht darbietenden und an einem (dem Stifte eigenthuͤmlichen) Garten, dicht bei der Residenz— stadt Altenburg in Sachsen, so daß Stadt, und Landleben vereint sind. Die Zahl der Erziehungs-Fraulein ist, um sie, einem erweiterten Familienkreise ähnlich, leichter uͤbersehen zu koͤnnen, auf 25 30 als Regel beschraͤnkt. An der Spitze des Ganzen steht der Prinz Georg von Sachsen⸗Altenburg, eine Proͤbstin und ein Vice-Probst. Die Erziehun s8⸗Anstalt wird geleitet von der Frau Proͤbstin, einer ihrer Changinessen, 2—= 3 Bouvernanten und den erforderlichen mannlichen Lehrern.

namentlich finden sie am Herzogl. Hofe immer eine sehr wohl⸗ wollende Aufnahme. Die Konfirmirten werden bei Hofe vor— gestellt und nach dem Wunsche der Aeltern von einigen Lehr— stunden dispensirt, so daß sie fich vorzugsweise gewissen gewaͤhl⸗ ten Zweigen des Wissens und der Kuͤnst widmen oder auch mehr am geselligen Leben der hoͤheren Kreise Theil nehmen koͤnnen, daher immer der Aufenthalt in der Anstalt nach der Confirmation vorzugsweise bildend war. Der Unterricht umfaßt außer den gewoͤhnlichen Gegenstaͤnden der hoͤheren Jugend-Bildung, auch die gruͤndliche Erlernung der Franzoͤsi⸗ schen und Englischen Sprache, welche von einer gebornen Fran⸗ zoͤsin und einem gebornen Franzosen und (in der Regel) von einer gebornen Engländerin gelehrt werden; außerdem wird , ,. Unterricht in weiblichen Arbeiten, im Schoͤnschrei⸗ en, Zeichnen, aller Art der Malerei, so wie in Gesang und Tanz von tuͤchtigen Lehrerinnen und Lehrern ertheilt. Bered— lung des Herzens, auf dem Grunde echter Frömmigkeit, Bildung des Geistes, Vorbereitung zum Eintritt in das praktische Leben mit innerer Sittigkeit und äußerem An⸗ stand; das ist das Ziel des Stiftes, wonach mit Eifer und Kon⸗ sequenz gestrebt wird. Sittliche Reinheit, jugendlicher Froh— sinn, blühende Gesundheit zeichnen die Zöglinge der Anstalt aus. Viele der geachtetsten Frauen aus allen ö enden Deutsch⸗ lands verdanken ihre Bildung dem hiesigen Stiste; manche sen— dete schon ihre Töchter zur gleichen Vorbildung fuͤr ihr kuͤnf— es Leben. Nach den Lehrstunden finden Promenaden, Spiele,

partieen und Reisen, und nach den Jahreszeiten geordnt Festlichkeiten im Kreise der Anstalt selbst, nähren die der Zöglinge. Die Fonds der Anstalt machen es moͤglig das Kostgeld auf 36 Friedrichsd'or jährlich zu beschränke außerdem werden jährlich 3 Friedrichsdior fuͤr den Gebraus der Mobilien gerechnet, und nur die Musikstunden besonde bezahlt. Aller uͤbrige Unterricht, die Kost und die Waͤsche sy in dem gedachten Kostgeld mitbegriffen. Mit gutem Gewisg kann man das Magdalenen-Stist als eine der tuͤchtigsten n zuverlaͤssigsten Erziehungs⸗Anstalten Deutschlands fuͤr seinen n heren Zweck (die Bildung protestantischer, adliger Fraͤulen bezeichnen. Wenn uͤbrigens in neuerer Zeit verbreitet wi den, daß zur Aufnahme als Erziehungs-Fraͤulein sech zen Ahnen iessn dern, seyen, so ist dies ganz unbegruͤndet. Frankfurt a. M, 4. Nov. Heute hat hier un zwar auf dem Friedhofe in Sachsenhausen, die seierliche ö digung des am 1sten d. M. verstorbenen ersten Buͤrgermeise, Pf. Thomas stattgefunden. Ein Theil des diplomatischen Cor Geistliche von allen Konfessionen und die angesehensten Einm ner befanden sich im Gefolge. Seit mehr als hundert Jahn ist hier der Fall nicht vorgekommen, daß ein regierender Bl Unsere Taunus-Eisenbahn-Actien sind an der heutig Boͤrse 259 (fuͤr das Einlage-Kapital von 250 Fl) notirt wi den. Heute vor einem Jahre konnte man auf diese Actien? pCt. Agio erhalten; dieselben sind daher in Jahresfrist um me als 46 pCt. gefallen. . Hamburg, 4. Nov. In Altona sind diesen Morgen! Prinz Christian Friedrich nebst Hoͤchstdessen Gemahlin, ohne Ankunft des von Hamburg zu Ihrer Ueberfahrt beorder Dampfschiffes abzuwarten, in der großen Chaluppe des Koͤn⸗ Wachischiffes uͤber die Elbe gehend, unter dem Donner Geschuͤtzes, von Harburg angeksmmen. Der Geh. Konfere⸗ Rath und Ober⸗-Praͤsident, Graf von Bluͤcher-Altona, der ) stiz Rath und Polizeimeister Brodersen, und der Minister-⸗g ö sident Bille in Hamburg, standen daselbst zu ehrerbietig⸗ Empfange bereit. Unter Vorreitung eines Detaschements der n tenden Buͤrgergarde und Begleitung Königl. Dragoner fuhrn JJ. KK. HH. nach dem Hotel des Ober-Praͤsidenten un nach kurzem Verweilen daselbst, sogleich in die lutherische Ham! kirche, um dem von dem Probste Paulsen gehaltenen Gotnn dienste beizuwohnen. ( O esterre ich. 4 Wien, 30. Okt. (Schles. Zeit.) Gestern begrub m feierlich den General der Kavallerie, Kroyher, Freiherr v. Hel fels. Er war ein in mehrfacher Hinsicht ausgezeichneter Ma Von geringer Herkunft, hatte er sich freiwillig bei dem selht Kuͤrassier⸗Regimente No. 3, dessen Tte Inhaber-Wuͤrde er i ter ehrenvoll bekleidete, als gemeiner Reiter anwerben lasn und sich einzig durch eigenes Verdienst, durch Bravour u dem Feinde sowohl, als auch durch musterhafte Erfuͤllung i ner Dienstpflicht in Friedenszeiten, zu den hoͤchsten militain schen Wurden, dann in den Freiherrn-Stand des Kaiserstaah und zum Großkreuz und Commandeur einiger fremden Orz emporgeschwungen. 1 Dem Vernehmen zufolge, will die Regierung, obgleich! Staats-Einnahmen die laufenden Ausgaben vollkommen decke wegen eines zur Sicherung der bedeutenden Opfer, welche Konsolidirung der altern erntet erfordert, noͤthigen ! lehens mit Wiener Banquiers unterhandeln; das Nähere wi · erst nach der Ankunft des Freiherrn Salomon von Rothsch! verlauten. . Die in auswaͤrtigen Zeitungen verbreiteten Geruͤchte, als auch fuͤr Ungarn ꝛc. eine Amnestie im Werke, ermangeln jeh Grundes. ö Die kuͤrzlich besprochene Theilung des vereinten Lomb disch Venetianischen General-Kommandos durfte wohl noch lange verschoben bleiben, bis der dermalige Chef desselben, Fi marschall Graf Radetzky, eine andere Bestimmung erhaͤlt, nm vielleicht mit der im nächsten Jahre an Oesterreich kommend Besetzung der Stelle eines Gouverneurs der Bundesfestu Mainz zusammentreffen duͤrfte. ö Man schreibt aus Konstantinopel vom 17. Okt.: „D Kaiserlich Oesterreichische Internuntius, Freiherr v. Stuͤrm⸗ ist heute Morgen mit seiner Gemahlin auf dem Oesterreichisch Dampfboote „Ferdinand J.“ hier eingetroffen. Am 14ten hat der Sultan seine Residenz nach dem Winterpalaste von . schiktasch verlegt. Wahrend der ö Sr. Hoheit flaggl die im Bospor vor Anker liegenden n . und gab nebst den Batterieen des Bospors die uͤblichen Kanonensalpn An demselben Tage fand die Auswechselung der R tificationen des zwischen Belgien und der Pforte abr schlossenen Handels- und Schifffahrts-Traktates in Wohnung des mit der provisorischen Leitung des ah wärtigen Departements beauftragten Mustechars NM Efendi statt. Der Koͤnigl. Belgische Gesandte, Freiherr O' S livan de Graß, hatte zwei Tage darauf seine Abschieds-Audim beim Sultan, und es wurden in Erwiederung der vom Bel schen Hofe gesendeten Geschenke und Auszeichnungen dem Y ron O Sulllvan und vier Gesandtschafts⸗Beamten Decoration des Osmanischen Verdienst-Ordens verliehen. Der Gesand verlaͤßt heute auf dem Franzoͤsischen Dampfboote diese Haun stadt, um sich uͤber Malta und Italien auf seinen Posten Hesterreichischen Hofe zuruͤckzubegeben. Herr Achart, bisl Legations-Secretair in London, wird binnen kurzem hier erw tet um die Leitung der Belgischen Gesandtschaft als Geschaͤs traͤger zu ubernehmen.“

Pesth, 28. Okt. (Nurnb. K.) Es zirkuliren hier 6 ruͤchte, denen zufolge die Regierung Anstand nähme, den V trag der Reichstag-Deputation mit dem Hause Sina, weg! der stabilen Bruͤcke zwischen Ofen und Pesth, zu ratificire indem die Deputation durch gar zu große Konzessionen ih Vollmacht uͤberschritten haͤtte. ; Als eine neue Einrichtung in unsern Censur-Verhaͤltnist ist die Kreirung einer soͤrmlichen Censurstelle, die näͤchstens in Leben treten wird, anzusehen. Bisher ward die Revision ?“ Buͤcher und Journale bei uns nur sehr ungeregelt gehandhab die damit beauftragten Beamten waren theils 7 wenig in di sem Geschäfte, wie in der Literatur uͤberhaupt bewandert, thei durch andere Obliegenheiten zu sehr in Anspruch genommes um ihren Aufgaben mit Ein- und Umsicht genuͤgen zu koͤnnc Mit dem kuͤnftigen Jahr erscheint hier ein neues Deut

sches literarisches Blatt, das täglich herauskommen wird un

eine umfassende Tendenz verspricht. Verleger ist der Buchhaͤn⸗ ler Heckenast, Redacteur Dr. Saphir (Neffe M. G. Saphiz! in Wien), von dessen Bildung und Kenntnissen man gute Et wartungen hegt. Diese Unternehmung duͤrfte sich auch Line

richtet werden, aufgestellt seyn muͤssen, und jede Familie, wel⸗

earbeitung von Gartenbeeten und dergi. statt; kleine Fuß—⸗

großen Theilnahme erfreuen. In Ungarn ist die Leselust fis

germeister im Amte starb. ö

Deutsche Journale noch bei Weitem uͤberwiegend, das beweist

der hier erscheinende „Spiegel“, der mehr Abonnenten haben

soll, als alle Umngarischen belletristischen Journale zusammenge⸗

mmen. 9 Schweiz.

Basel, 1. Nov. Am 29. Oktober war der Ausschuß der zaͤrich Vaseler Eisenbahn / Gesellschaft hier versammelt, es wur⸗ den ihm von der Direction uͤber die bisherigen Vorarbeiten Bericht erstattet, ausfuhrliche Kosten-Ueberschläge und genaue vortrefflich ausgearbeitete Plane uͤber die Bahn vorgelegt. Die Kosten einer einfachen Bahn von Zürich bis. Vasel sind& auf 121; Millionen, die einer doppelten Bahn auf 17! Mil⸗ lionen Franzoͤsischer zr. veranschlagt; die vorlaͤufige Berechnung stellt einen Ertrag von einigen Prozent Dividenden uͤber die Iinsen 4 pCt. in Aussicht.

Italien.

Rom, 23. Okt. (8. A. 3.) Vorigen Sonntag, 21. Okto— ber, ist Hr. Alertz aus Aachen hier eingetroffen. Die Nachrich— ten, welche ihm von dem neu eingetretenen Uebelbefinden des Papstes zugekom]mmen waren, hatten ihn bestimmt, sich selbst von gem Stande des fruͤher durch seine Mittel geheilten Krebsscha⸗ dens an der Nase des Papstes zu uͤberzeugen. Gestern fruͤh hat er bereits dem Papst aufgewartet und die Ueberzeugung ewinnen konnen, daß das Uebel allerdings mit größerer Stärke als fruher wieder aufgetreten ist. Das früher angewendete Helmonische Mittel hatte Dr. Alertz fuͤr einen solchen Fall zu— rückgelassen; auch hofft derselbe nun durch eignes sachverstaͤndi— ges Einschreiten die fruͤheren Erfolge schnell wieder herbeifuͤh— ren zu konnen, und scheint bereits von dem Papste selbst die Aufforderung erhalten zu haben, die Kur sofort zu ubernehmen.

Spanien.

Madrid, 23. Okt. Die Koͤnigin hat den General Mi— uel Tacon und Don Jose Fontagud Gargollo zu Senatoren k Provinz Cadix ernannt.

Der General Narvaez wird, dem Vernehmen nach, bis zur Eroͤffnung der Cortes in der Hauptstadt bleiben.

Der Sohn des Inspecteurs der Karlistischen Kavallerie, Marquis von Horrasitas, welcher nach Madrid gekommen war, um seine Familie zu besuchen, wurde am 15ten verhaftet und

wor den General Quiroga gefuͤhrt, auf die Vorzeigung einer

speziellen Erlaubniß von der Königin Jedoch sofort wieder entlassen. Briefen aus Igualada in Catalonien vom 15. Oktober melden, daß eine Division von 3000 Mann dazu verwendet werde, die Landleute bei der Weinlese zu schuͤtzen. Die Hof⸗Zeitung erklart in ihrem heutigen Blatte die Ge⸗ ruͤchte von bestehenden Mißverstaͤndnissen zwischen den Regie rungen von England und Spanien fuͤr voͤllig ungegruͤndet.

Ir an und Turan.

Der Perser-Zug gegen Herat und die dagegen von Eng— land aus erhobenen und von der Ostindischen Compagnie unter⸗ stuͤtzten Demonstrationen, die nicht sowohl gegen Persien allein, als hauptsaͤchlich gegen eine moͤgliche Theilnahme Rußlands an dem Vordringen nach den Indischen Gränz⸗Provinzen gerich⸗ tet seyn sollen, haben die Aufmerksamkeit der Zeitungéleser zu sehr auf sich gezogen, als daß nicht eine nahere Bezeichnung des gegenwärtigen Kriegsschauplatzes von Interesse seyn sollte. Wir theilen daher folgende Notizen nach der Frankfurter Ober— Post⸗ämts-Zeitung mit: „Afghanistan steht jetzt unter fuͤnf . wenn man die Inhaber stets bedrohter Gewalt, die

aͤupter kriegerischer, aber zaumloser Stämme, die Werkzeuge fremder Raͤnke, so nennen darf. Die Sitze der fuͤnf Throne ind zu Herat, Kabul, Ghizni, Peschguer, Kandahar. An

fghaͤnistan graͤnzt das Gebiet Rundschit-⸗Sing's, des Radschah's von Lahore. Vorder⸗Indien, sonst das Reich des Großmoguls, zerfällt jetzt in drei Abtheilungen: Britische Besitzungen, In⸗ dische, von England abhaͤngige Staaten, unabhaͤngige, der Ostin— dischen Compagnie mehr oder weniger treu verbündete Bezirke. Die Britischen Besitzungen, meist zusammenerobert seit 136, vornehmlich in den fuͤnf Kriegen mit dem Radschah von My— sore, Hyder Ali, und seinem Sohn Tippo Saib, werden von Kalkutta aus regiert, wo jetzt Lord Auckland zu befehlen hat. Er konnte nicht erst zu London anfragen und hat den Truppen— marsch nach Kabul hin aus eigner Bewegung angeordnet. Seine Gruͤnde dazu wird er dem Kabinets-Minister fuͤr die Ostindischen Angelegenheiten, Sir John Cam Hobhouse, ge— meldet haben; es waren allem Anschein nach nur vorsorgliche; dennoch bleibt die Konzentration Anglo-Indischer Streitkraͤfte an der Graänze nach Afghanistan zu von hoher politischer Bedeutung; sie ist der erste Schritt zur Ausführung eines Planes, der sich als nothwendig geboten aufdraͤngt, sobald man zugiebt, daß West-Persien, das dem Russischen Ein— fluß so nahe liegt, nicht laͤnger als Vormauer fuͤr Indien

gelten kann, England somit die Anarchie der Fuͤnfherrschaft

in Ostpersien (Afghanistan) ins Auge fassen muß, um hier ein⸗ . und eine starke, ihm verbundene, Schutzmacht zu egruͤnden. Die abhaͤngigen Indischen Staaten sind: Heiderabad; Karnatik mit der Hauptstadt Arkot; Aude, Hauptstadt Luck— now, bewohnt von 300,000 Seelen; Mysore der Rad— schah Krischna Udiaver wurde 1799 von den Braminen ge— krönt; die Maratten-Haͤuptlinge zu Nagpur, Sattarah, in Guzerate, dem Gebiete des Holkar, und zu Bhurtpore, das Lord Combermeere 1826 erstuͤrmt hat. Unabhaͤngige Indische Staaten giebt es nur noch drei: das Maratten⸗ Gebiet unter dem Sceindia, der zu Gwalior residirt; La— , oder der Staat der Seiks; Nepaul an der Gebirgs⸗ ette des Himmalajah. Dieser allgemeinen Notiz mag nun folgen: eine Beschreibung von enn. nach Kinnaird; . liegt in Khorassan; bei den Alten hieß es Aria, auch rtacoana; es war der Hauptort der Persischen Provinz Ariana. (Meder und Arier waren urspruͤnglich e in Volk; die Altper⸗ sische Politik fand rathsam, Medien durch Spaltung zu schwaͤ⸗ chen; sie machte darum aus der Landschaft Aria eine eigene Satrapie; der Weg aus Medien zu den Ariern ging durch die Caspischen Thore einen befestigten Paß zwischen beiden Re⸗ gionen. Herat liegt auf einer weiten Ebene, allseitig einge—⸗ schlossen von hohen Bergen, bewaͤssert von dem Flusse Heri, fruchtbar, wohlangebaut, stark bevölkert. Die Stadt hat Wall, Graben, Citadelle. Das Residenzschloß ist unanfehnlich; in der Mitte eines großen Vierecks vor dem Schloß steht der Galgen. Die Hauptmoschee, einst ein edles Gebaͤude, ist heute verfallend. Herat zählt 100,000 Einwohner, worunter 10,000 Patanen und 606 Hindus; die uͤhrigen sind Afghanen. Herat ist wich tig als Handelsort; es war von jeher beruͤhmt, weil es auf. der Karavanenstraße liegt, die nach Kandahar, Kabul und In— dien fuͤhrt; es ist noch heute das Emporium des Handels Ka—⸗ schemir s, Bochara's, Persien's und Indien's. Die Ausfuhr—⸗ artikel Herat's sind Sende, Safran, Assafoͤtida; alle Garten sind

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voll Maulbeerbaume; in der Ebene wird Weizen und Gerste in Ueberfluß gewonnen; die Stadt hat an 5 Lack Rupien Ein⸗ kaͤnfte vom Zoll; dem Schach von Persien wurde sonst ein Tri⸗ but von 50, 0600 Rupien erlegt.“

Das Asiatic Journal enthält folgende Bemerkungen uͤber Kabul und Afghanistan: „Als Elphinstone im Jahre 1808 den Hof von Kabul besuchte, saß auf dem Thron dieses Reichs, das nur einen Theil des einst sehr ausgedehnten Rei— ches der Afghanen bildete, Schach Sudschah-ul⸗Mulk, damals etwa dreißig Jahre alt, von dessen Charakter Elphinstone eine guͤnstige Schilderung entwirft. Im folgenden Jahre, bald nach⸗ dem die Britische Gesandtschaft das Land verlassen hatte, verlor Schach Sudschah sein Reich durch die Verraͤtherei seines We— sirs Futty Chan, der das Haupt der mächtigen Familie der Barutzeis war, die den Bruder des Schachs, Mahmud, auf den Thron von Kabul setzten. Der Hof wurde bald darauf der Schauplatz der Parteien. Der Prinz Kam Ram, Sohn des Schachs Mahmud, suchte den Futiy Chan zu stuͤrzen. Der Schach von Persien verlangte um diese Zeit Tribut von Herat, und Futty Chan marschirte, unter dem Vorwande, dem dortigen Gouverneur, einem Bruder des Schach Mahmud, beizustehen, mit einem Heere dorthin, schlug die Perser, machte sich selb st zum Herrn der Festung Herat und bemächtigte sich der Regie— rung. Bei seiner Ruͤckkcehr bewog der Prinz Kam Ram sei— nen schwachen Vater, die Hinrichtung des Futty Chan zu ge— nehmigen, die denn auch mit der geößten Grausamkeit vollzogen wurde. Die Folge davon war eine Empoͤrung der Familie der Barukzeis. Dies geschah im dhe 1818. Schach Mahmud wurde bald aus seiner unsichern Residenz vertrieben und floh nach Herat, wo er im Jahre 1829 starb, worauf sein Sohn Kam Ram ihm in der Regierung folgte. Unterdeß hatte Schach Suoschah, der von Rundschit Sing gepluͤndert worden war, eine Zuflucht im Britischen Indien gefunden. Nach der Ver— treibung des Schach Mahmud wurde er von Ezim Chan, dem Bruder des Futty und Haupt der Rarukzeis, zuruͤckgerufen. Da er jedoch diese Familie durch einige Handlungen beleidigte, so gaben sie ihre erste Absicht auf und setzten seinen Bruder Ejub oder Jikub auf den Thron, der jedoch ein bloßes Spiel⸗ werk in den Händen Ezim Ehanes war. Der Buͤrgerkrieg hatte Afghanistan erschoͤpft, und mehrere Provinzen waren in den Besitz Rundschit Sing's gekommen, der nach der Schlacht von Noushero im Jahre 1823 seine Macht ostwaͤrts vom Indus und zwischen diesem Strome und Peschauer ausdehnte. Der Erfolg Rundschit Sing's wirkte naͤchtheilig auf den Geist und die Gesundheit Ezim Chan's ein; sterbend rieth er seinem Sohne, der gleichen Einfluß auf den Fuͤrsten von Kabul hatte, mit dem Beherrscher des Pendschab keine Freundschaft zu hal— ten, sondern mit Feuer und Schwert das Gebiet desselben zu verwuͤsten. Zwietracht und Anarchie folgten dem Tode Ezim Chan's. Sein Sohn wurde von seinen Oheimen vertrieben, dis sich der verschiedenen Provinzen von Kabul bemaͤchtigten. Scher Dil Chan setzté sich in Kandahar fest, Sultan Mahmud Chan und seine beiden Bruͤder, Pir Muhammed Chan und Said Muhammed Chan, bemaͤchtigten sich Peschauer's, und Kabul kam, nachdem es verschledene Herren gehabt, unter Dost Muhammed Chan. . Eifersucht hatte den Samen einer immerwährenden Zwietracht zwischen den Bruͤdern ausgestreut. Der Konig Ejub wucds aus Kabul vertrieben und floh in das Pendschab, wo er von Rundschit Sing aufgenommen und als eine wichtige Geisel festgehalten wurde. Rundschit unter handelte nun abwechselnd mit den beiden vertriebenen Fuͤrsten Sudschah und Ejub oder mit einem Haͤuptlinge der Barukzeis, und sowohl durch Intriguen als durch Waffen-Gewalt befestigte er seine Nacht westlich vom Indus, bemächtigte sich der schoͤnen Provinz Kaschmir und erlangte die Herrschaft über Peschauer, da Sultan Mahmud Chan dem Rad— schah der Seiks tribuipflichtig war. Die Herrscher von Kabul und Peschauer sind in offener Feindschaft; der Letztere hat einen Verbündeten an seinem Bruder in Kandahar, und man hat Beide in Verdacht, daß sie Absichten auf Kabul heg⸗ te. Die Familie der Barukzeis fuͤrchtet den Schach Sud— schah, der unter Britischem Schutze in Ludhiana lebt, eben so sehr wie den Prinzen Kam Ram von Herat, die Beide, wenn auch einander entgegenstehende, Anspruͤche auf die Besitzungen jener Familie haben. Der Zweck und die Politik der von der Indischen Regierung ergriffenen Maßregeln ist jetzt leicht ein, zusehen. Der Herrscher von Kabul, Dost Muhammed Chan, schloß sich, entweder durch Russischen Einfluß bewogen, oder um sich gegen die Feindschaft seiner Bruͤder und der Seikhs zu sichern, an die Perser bei ihrem Angriffe gegen Herat an und gab den Rath, die Persischen Truppen und die von Kabul sollten nach dem Indus marschiren. Da der Herrscher von Herat, Schach Kam Ram, wie er sich jetzt nennt, den Schach von Persien geschlagen hat und die ülsbeken und mehrere andere Stamme sich ihm angeschlossen haben, so ist er stark genug, um den Versuch zur Wiedergewinnung der Krone von Kabul zu wagen. Die ferneren Absichten des jetzigen Herrschers von Kabul und des Fuͤrsten von Herat auf die Laͤnder oͤstlich vom Indus sind aus den Berichten des Obersten Burnes hinlaͤng— sich bekannt, um einzusehen, daß es sowohl von unserer Seite als von der des Beherrschers des Pendschab hoͤchst un⸗ vorsichtig ware, einen von jenen Fuͤrsten gewaͤhren zu lassen. Es ist daher zwischen der Britischen Regierung und der der Seikhs einerseits und dem Schach Sudschah, dem entthronten Herrscher von Kabul, andererseits, ein Vertrag abgeschlossen worden, um den letztgenannten Fuͤrsten wieder in sein Reich einzusetzen. Die Britischen Truppen marschiren also in Ver⸗ bindung mit den Seikhs nur als Huͤlfstruppen des legitimen Königs von Kabul nach Afghanistan. Es ist nicht klar, inwiefern Rußland dazu beigetragen, diesen Zustand der Dinge herbeizu— fuͤhren. Der Ehrgeiz Dost Muhammed Chan 's und sein Haß gegen Rundschit Sing, gegen den er die Britische Regierung einzunehmen suchte, erklären indeß hinreichend sein Benehmen und was den Prinzen Kam Ram betrifft, so muß derselbe Ruß— land, den Verbuͤndeten seines Feindes, des Perser-Konigs, auch als seinen Feind betrachten. Dost Muhammed Chan wird von dem Obersten Burnes als ein tuͤchtiger, einsichtsvoller Mann, der Talente zum Regieren besitzt, geschildert. Die Af— ghanen sind ein mäßiges, kraͤftiges und einfaches, aber traͤges

Kabul ist von hohen felsigen Bergen umgeben; das Fort Bala— Hissar, welches die Stadt beherrscht, steht auf einer schmalen Landzunge, die etwa 150 Fuß uͤber dem ebenen Lande liegt. Capitain Burnes schildert dasselbe als eine elende, unregelmaͤ⸗ ßige und verfallene Festung, die keinem Sturm widerste⸗ hen koͤnne. Die Mauern der Stadt liegen in Ruinen. Dost Muhammed Chan's Herrschaft erstreckt sich noͤrdlich bis an den Hindu Kusch und Bamian, westlich bis an das Bergland der Huzareh's, suͤdlich bis Ghizni und

etwa bis auf die Halfte des Weges nach Peschauer. Das Land

Volk. Sie hegen einen tiefgewurzelten Haß gegen die Seikhs.

ist gebirgig und fest, doch führen gute Straßen hindurch. Die Militair macht bestand, als Capitain Burnes das Land im Jahre

1832 besuchte, aus J000 Mann gut berittener und eingeubter

Kavalleristen, 2000 Mann Infanterie, außer den Huͤlfstruppen,

und 141 Kanonen. Der Herrscher von Peschauer ist ein gut unterrichteter Mann und soll freundlich gegen die Briten ge⸗ sinnt seyn. Seine Militairmacht ist unbedeutend, und er hangt ganz von der Willkür der Seikhs ab. Der jetzige Herrscher von Kandahar ist Köohun Dil Chan, ein Mann von sonderba— rem Charakter; er gleicht seinem Bruder Futty Chan, ist aber muͤrrisch und grausam. Seine Militairmacht be⸗ steht aus 9000 Mann Kavallerie, die er leicht vermehren konnte, da seine Residenz der Heimath der Barukzei⸗Fami— lie benachbart ist, und aus 6 Kanonen. Die von ihm ausgeübte Unterdruͤckung macht seine Herrschaft unpopulair. Der Fuͤrst von Herat hatte, bis sein letzter Erfolg ihm einige Wichtigkeit verschaffte, nur geringe Macht und fing an, von 4 abhängig zu werden. Seine Einkuͤnfte sind bedeutend, da Herat in einem sehr fruchtbaren Lande liegt, und er kann 4900 bis 5000 Soldaten unterhalten. Er soll die Hoffnung hegen, die Monarchie seines Vaters wiederherzustellen, sein ty⸗ rannisches Verfahren hat ihn jedoch seinen Landsleuten verhaßt 1266 Aus dieser Schilderung des Landes, gegen welches die

ewegung der Anglo⸗Indischen Armee gerichtet ist, und der Fuͤrsten desselben ergiebt sich klar, daß die Wiedereinsetzung des Schachs Sudschah in Kabul, wo die Bevoͤlkerung gun i fuͤr die Britische Regierung gesinnt seyn soll, ein wichtiges Außen⸗ werk fuͤr unser oͤstliches Reich errichten, den verlorenen Einfluß in Persien vollig aufwiegen und jeder etwanigen Ungelegenheit nach dem Tode Rundschit Singh's vorbeugen wuͤrde. Oberst Burnes bemerkt, daß, haͤtten die Umstaͤnde uns zum Verbuͤn⸗ deten von Kabul, statt von Persien, gemacht, wir mit zehnmal geringeren Kosten weit zuverlaͤssigere ünd nützlichere Verbuͤndete und näher an unseren Indischen Besitzungen gehabt haben wurden, als wir uns deren jetzt in Persien ruͤhmen konnen.“

Inland.

Berlin, JT. Nov. Das 33ste Stuͤck der GesetzSamm—⸗ lung enthaͤlt nachstehende Allerhoöͤchste Kabinets-Ordre:

„Nach Ihrem Antrage in dem Berichte vom 23sten d. M. genehmige Ich die Herabsetzung der nach der 2ten Abtheilung der Zoll? Erhebungs-Rolle vom 21. Oktober 1836, Artikel 34, fuͤr Steinkohlen zu erlegenden Eingangs⸗-Abgabe, beim Eingange der Kohlen auf der Preußischen Ewan, und auf der ö. von 1174 Silbergroschen bis auf 1/z Silbergroschen fuͤr den Centner, vom 1. Januar 1839 an, und autorisire Sie, diese Abaͤnderung des Tarifsatzes in Gemäßheit der Bestimmung des Zollgesetzes vom 23. Januar d. J., §. 13, acht Wochen vor dem J. Januar k. J. zur oͤffenilichen Kunde zu bringen.

Berlin, den 31. Oktober. 1838.

Friedrich Wilhelm. An den Staats- und Finanz⸗Minister Grafen v. Alvensleben.“

Stralsuünd, 4. Nov. Wohlthätigkeit. Zum Besten der Duͤrftigsten der dritten Divisions-Compagnie, die nach Aufloͤsung derselben hier in Stralsund zuruͤckgeblieben sind, 1I2 Familien und 466 Kopfe ist durch einen Ver ein der Druck einer Rede veranlaßt worden, die der Gymna— sial⸗Direktor Dr. Nizze zur Feier des 18. Oꝛtober gehalten hat. Sie wird zu 5 Sgr. verkauft, aber zugleich jedem Menschen⸗ freunde anheim gestellt, jenen Preis durch eine milde Gabe fuͤr die Nothleidenden zu erhöhen.

Marienwerder, 2. Nov. Westpreußische Land⸗ Ar men- und Besserungs-Anstalt. Die Einnahme des Land⸗Armen⸗Fonds im Jahre 1837 betrug 31,812 Rthlr. und der Besserungs-Anstalt 9611 Rthlr.; die Ausgabe ener 29, 713 Rthlr., und dieser 810 Rthlr. Am Schlusse des Jahres 1836 befanden sich in der Besserungs⸗Anstalt zu Graudenz 38 maäͤnn⸗ liche und 11 weibliche Bettler und Vagabonden, fo wie 88 männliche und 25 weibliche durch richterliches Erkenntniß zur Detention Ve rurtheilte⸗ zusammen 132. Im Jahre 1837 wur⸗ den im Ganzen 182 Individuen eingeliefert; am Ende dessel⸗ ben aber waren nur noch 88 vorhanden, naͤmlich 38 männliche und 3 weibliche Bettler und Vagabonden, und 32 männliche und 15 weibliche Verurtheilte. Unter den Eingelieferten waren 56 die zum zweiten Male, und verhäͤltnißmaͤßig weniger die noch oͤfters zuruͤckgekehrt waren, bis zu einem hin, der zum ehnten Male eingeliefert wurde. Hel erben sind im Laufe des Fehr 16. Die Gesammtkosten betrugen durchschnittlich auf die Person fast 65 Rthlr. 171“. Sgr. Rechnet man davon ab, was durch den Verdienst der Arbeitsfaͤhigen eingekommen ist, so belaufen sich die Kosten fuͤr den Einzelnen noch auf etwas uͤber 58 Rthlr. 261 Sgr.

Bromberg, 2. Nov. Evangelische Schule zu Czarnikau. Erst nach der Reoccupatlon des Großher⸗ zogthums Posen erhielt das evangelische Schulwesen zu Czar— nikau eine bessere Einrichtung. Im Jahre 1822 mußte ein zweiter, und im Jahre 1834 bei der gestiegenen Zahl der schul—⸗ pflichtigen Kinder und der nothwendig gewordenen Errichtung einer Real-Klasse ein dritter Lehrer angestellt werden. Nicht minder dringend war die Erbauung eines neuen dem gegenwaͤr⸗ tigen Beduͤrfniß entsprechenden Schulhauses, welches nunmehr mit einem Kosten⸗Aufwand von 2268 Rthlr. von der evangell⸗ schen Gemeinde, welche darin von Sr. Majestaͤt dem Könige durch ein Allerhoͤchst bewilligtes Gnadengeschenk von 600 Rthir. unterstuͤtzt ward, hergestellt ist. Die feierliche Einweihung des Schulh auses i. am 15. Oktober, als dem hohen Geburti⸗ tage Seiner Koͤnigl. Hoheit des Kronprinzen.

Neueste Nachrichten uͤber einige besonders erhebliche Gegenstände der Gewerbsamkeit im preußischen Staat.

Erster Artikel.

(Fortsetzung.)

Die Provinzial⸗Verhaͤltnisse sind jedoch in Rücksicht auf das Baͤcker⸗ und Fleischergewerbe gar sehr verschieden. Nach der Zahlung zu Ende des Jahres 183 hatte

die Puvin, Preußen uͤberhaupt ae,, 2, 152, S7 darunter waren Baͤcker ö, Gehuͤlfen ....

uberhaupt Baͤcker. .....

Fleischer Meister Gehuͤlfen ....

uͤberhaupt Fleischer .....

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