1838 / 313 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Gunsten der radikalen Partei sich hinneigen, wodurch die Fonds

etwas gedruͤckt wurden. Selg ien.

Bruͤssel, 3. Nov. (Belg. Bl.) Bekanntlich ist der edle Herr Kats Vorsteher oder doch die Hauptperson einer Gesell— Rempart des Moines ihre Zusammenkunft Dort hat er vorigen Montag wieder neue Proben seiner Beredsamkeit

schaft, die auf dem Rem haͤlt und sich die Gesellschaft der Vernunft nennt.

und Denkkunst abgelegt, indem er den Anwesenden mit den uͤberzeugendsten Gruͤnden bewiesen, daß es keinen Gott giebt, und dann, aus der religioͤsen Sphäre in die buͤrgerliche hinüber—⸗ huͤpfend, die Nothwendigkeit dargethan, die Erblichkeit, nicht

etwa der Königs- oder Pairs⸗Wuͤrde, sondern jedes Eigenthums, abzuschaffen, und den Lohn der Arbeiter zu erhoͤhen. Zum

Schluß gefiel er sich in einigen persoͤnlichen Beleidigungen ge— gen zwei Herren von Bruͤssel, die eben anwesend waren und denen die Ausfaͤlle nicht gefielen; es kam zum Wortwechsel und dann zu Thaͤtlichkeiten, zu einer wahren Katsbalgerei, bis sich die Polizei ins Mittel legte; Herr Kats aber verschwand. Bei der Gerichts⸗Behoͤrde jedoch ist Klage gegen ihn eingelegt worden.

Dänemark.

Kopenhagen, 5. Nov. Ole Bull ist vor einigen Ta⸗ gen hier aus Norwegen angekommen und hat gestern Abend im Schauspielhause sein erstes Konzert gegeben. Obschon zu doppelten Eintrittspreisen war das Haus doch gedraäͤngt voll. Ole Bull hat durch sein hinreißendes, alle e, , . uͤberwinden⸗ des Spiel das Publikum entzuͤckt; nach beendigtem Konzert wurde er stuͤrmisch hervorgerufen; er erschien auch, und freund—⸗ lich dankend, ergriff er nochmals die Violine und spielte ein vorher nicht angekuͤndigtes Cappriccio, was alles vorher Ge— leistete noch uͤbertraf. an hofft, Ole Bull werde hier noch ein oder zwei Konzerte geben; wie es heißt, beabsichtigt er als— dann uͤber Hamburg nach Paris zu xreisen.

Man schreibt aus Ribe in Juͤtland vom 30. Oktober: „Das westliche Meer hat uns wieder fuͤrchterlich heimgesucht; gestern Nachmittag erhob sich ein orkanartiger Sturm aus Sud— west, und von 2 Ühr Nachmittags bis gegen 10 Uhr Abends stieg das Wasser bis auf 13 Fuß, eine Hohe, wie wir sie in den letzten zehn Jahren nicht mehr erlebt haben. Sowohl in als außerhalb der Stadt ist dadurch großer Schaden angerich⸗ tet; ein? Menge Roggen⸗Aussaat ist ganz verdorben, die Wege 6 durchgebrochen, Vence und Geländer von der Gewalt des Wassers fortgerissen und mehrere Daͤcher in der Stadt bedeu⸗ tend beschaͤdigt. So viel man bis jetzt weiß, ist kein Menschen— leben verloren gegangen; indeß waren Mehrere, die es versuch— ten, gestern Abend zur Stadt hereinzufahren, in großer Lebens— gefahr und mußten, um sich zu retten, schleunigst wieder um— kehren und die Nacht auf dem Lande zubringen. Mit ge— nauer Noth ward in unserer Nachbarschaft vor einigen Tagen die Mannschaft von der Preußischen Galeasse „Fortuna“ aus Stralsund gerettet; der Schiffer und 7 Matrosen waren bei Stellingen in einem Boote gelandet, weil das Schiff in der Nordsee leck geworden, war und bereits zu sinken anfing; sie hatten nichts als die auf dem Leibe getragenen Klei— der und einige wenige , mitnehmen koͤnnen und waren nach unsäglichen Anstrengungen spaͤt Abends Sie mußten indeß die Nacht un— ter freiem Himmel zwischen den Sandduͤnen zubringen, und erst am folgenden Tage, da ein Mann von Oxby sie zufaͤllig fand, wie sie, bei der inmittelst gestiegenen Fluth durchs Wasser wateten, um nach einem einzelnen, dort stehen— den Hause zu kommen, gelang es mit Muͤhe, sie ans Land und demnächst auf Wagen nach Blaavand zu bringen, wo der dor— tige Zoll-Controleür fuͤr ihr Unterkammen und Pflege sorgte. Die Teute waren durch die ausgestandene Lebensgefahr, Kalte und Anstrengung so herunter gekommen, daß sie erst nach ein paar Tagen im Stande waren, nach Varde f reisen, um dort ihre und des Schiffes Schicksale zu Protokoll zu geben. Ohne jene zufällige Huͤlfe des Mannes von Orby waͤren sie wahr— scheinkich alle in dem Wasser zwischen Stallingen und Langli⸗ glierge umgekommen.“

Am Schlusse des Monats Oktober hatten bereits 12,6515 Schiffe im Sunde klarirt, also 659 mehr, als im vorigen

Jahre zu gleicher Zeit. Deutschlan d. ö

Munchen, 6. Nov. Das Regierungsblatt meldet: „Se. Majestat der Koͤnig haben Sich bewogen gefunden, die von dem bisherigen Kriegs-Minister, General- Lieutenant Frei— herrn v. Hertling, nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand zu bewilligen und demselben zum Merkmale Allerhoͤchster Aner⸗ kennung seiner Verdienste, namentlich wegen seiner Treue, An— hänglichkeit und Thätigkeit, das Großkreuz des Verdienst-Or— dens vom heil. Michael zu verleihen.“

D. Central⸗Schulbuͤcher⸗Verlag faͤhrt fort, die Schulen mit fremden und eigenen Büchern durch die Rektoren zu ver— sehen. * Augsburg wurden jedoch die Ballen von dem Rek— tor der Studien-Anstalt am Benediktiner Kloster zu St. Ste— phan nicht angenommen, und auf Antrag der dortigen Buch— händler wegen Gewerbs-Beeinträͤchtigung von der Polizei⸗Be—⸗ hoͤrde mit Beschlag belegt. Die sämmtlichen Buchhandlungen hier in Muͤnchen haben gleichfalls, obwohl von mehreren ihrer Berlagsbuͤcher namhafte Partieen durch jene Anstalt gekauft wurden, eine Vorstellung allerh. Ortes gegen diese neueren Er— weiterungen des Monopols besagter Anstalt eingereicht, in welcher sie bitten, von dem Defehle vom 2. Mai 1838 Umgang zu nehmen und 6 66 verfügen, daß es den Rektoraten des Königreichs Bavern sowohl, alt den Studirenden an den Gymnasien, Lyeeen und Universitäten unserwehrt sey, die aͤlte— ren und neueren vorgeschriebenen Lehrhächer einzeln oder in ganzen Lieferungen von jeder beliebigen Buchhandlung des Köͤ⸗ nigreiches zu beziehen. Man hört, daß ähnliche Vorstellungen ven allen Seiten einkommen, auch von auslandischen dabei be— theiligten Buchhandlungen, und glaubt, es werde eine neuer— lich Prüfung der einschlägigen Verhaältnisse anger-onet werden.

Der Fränkische Merkur enthält aus Bayern Folgen— ze. „Der Eremit von Gauting, Herr von Hallberz, macht m Bagerschen Landboten bekannt, daß Se. Papstliche Heilig— zar Braga rI. der Pfarrkirche zu Hallberg im Freisinge Moos am 25 Sartember 1833 einen vollkommenen Ablaß al— er Sünden auf ⸗wige Zeiten ertheilt hat fuͤr alle Gläubigen, welche am Tage zes heiligen Gregorius des Ersten (12. Marz) rere Prince Besachen ans sich durch Beichte und Kommuü— mwön dessetßzen wiledeg machan, wodurch dieser vollksemmene Ab— an nuch Mr alla . Heistgläubigen Seelen zu gewin⸗ en ist. Man dem sach aaf den 12. Marz . recht ahlrelchem zussranch n b, eder,

bis ans Ufer gelangt.

gedeckten 5000 Mk. bleiben, sofern dieselben nicht etwa durch ein⸗ zelne, den Anschlag im diesjährigen Budget uͤbersteigende Ein— nahmen wuͤrden ausgeglichen werden, dem naͤchsten Jahre uͤber⸗

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Nurnberg, 6. Nov. (N. K) Sicherem Vernehmen nach ist die allerhöͤchste Entscheidung in Betreff der Nuͤrnberger Nordgraͤnze⸗Eisenbahn dahin erfolgt, daß es bei der bereits fruͤher von Sr. Majestaͤt dem Koͤnige genehmigten Fuͤhrung der Bahn am Fuͤrther Kanalhafen voruͤber zu verbleiben hat. Das desfallsige Königl. Reskript ist gestern Abend durch Estafette von Ansbach hier eingetroffen.

Schwerin, 7. Nov. Gestern gegen Abend ist Se. Koͤ—⸗ 2 Hoheit der Prinz Friedrich von Preußen hier einge— troffen. z

Hamburg, 8. Nov. Vom Rathe sind der am heutigen Tage konvocirt gewesenen Erbgesessenen Buͤrgerschaft unter An— derem folgende Gegenstäͤnde zur Mitgenehmigung vorgelegt wor— den: 1) Die Deckung des 388,000 Mark betragenden Defizits in dem diesjährigen Budget, und zwar- a) mittelst Verwen— dung der auf 333,000 Mk. sich belaufenden Ueberschuͤsse aus den fruheren Finanz-Jahren zu den Beduͤrfnissen dieses Jah— res; Y) mittelst Ueberweisung von 35,000 Ct. Mk. aus der Wege⸗Bau⸗Kasse, und von 15,000 Ct. Mk. aus den Entfesti⸗ gungsgeldern an das arrarium publieum für die ordentlichen Staats beduͤrfnisse; welche Maßregel, mit Inbegriff des laufenden Jah— res, auf vier Jahre proponirt worden. Die auf diese Weise nicht

lassen. Zugleich ist bei dieser Gelegenheit darauf angetragen, daß von den, dem Tilgungs-Fonds zu zahlenden jährlichen Zinsen gleichmäßig wie dies zufolge Rath und Buͤrgerschlusses den 28. Januar 1830 fuͤr die verflossenen Jahre incl. des laufenden be— siebt worden auch fernerhin auf unbestimmte Zeit die Summe von 100,000 Mk. einbehalten und zu den ordentlichen Staats bedurfnissen mit verwendet werden; daß dagegen die Verfugung, kraft welcher der in 3procentigen Kammerbriefen fuͤr voll zu entrichtende Kaufpreis von Staats-Eigenthum der Schulden— Tilgungs⸗Kasse zufließt, unveraͤndert fortbestehen bleibe. 2) Die unveränderte Prolongation der bisherigen Stadt- und Vor— staͤdte⸗Grundsteuer fuͤr das Jahr 1859. 3) Die Modification und nahere Bestimmung des Art. 10. der buͤrgerlichen Kriegs— pflicht Ordnung vom 14. September 1821, welche, vorlaͤufig zum Versuch auf fuͤnf Jahre, dahin proponirt worden: daß, fofern die Werbung zur Kompiettirung des Stammes der Gar— nison in seiner verfassungsmaͤßigen Staͤrke nicht ausreichen wurde, der Ausfall durch Aushebung herbeizuschaffen sey.

Oesterre ich.

Wien, 4. Nov. (Schles. Ztg.) Am Feste Allerheiligen fand in der hiesigen Hofburg-Pfarrkirche das jährliche Toison— Amt statt, wobel saͤmmtliche hier anwesende Ritter erschienen. An dem Tage Allerseelen und den folgenden Tag wurde, wie alljaͤhrlich, fuͤr alle verstorbenen Oesterreichischen Militairs das feierliche Seelenamt in der Augustiner-Kirche in Gegenwart Sr. Majestaͤt des Kaisers, der Erzherzoge, des großeren Theils der Generalität und anderer hohen Personen abgehalten.

Seit einigen Tagen befindet sich hier Herr Giacomo Men— del aus Mailand mit seinen aus den kostbarsten Juwelen ge— bildeten Tableaux, welche unter den Transparenten bei der glänzenden Beleuchtung Mailands aus Anlaß der feierlichen Krönung des Kaisers als die ersten und wirklich großartigsten Sehenswuͤrdigkeiten brillirten, um den Wienern, welchen der Anblick der Krsnungsherrlichkeiten nicht vergoͤnnt war, wenig— stens einen kleinen Theil davon zu zeigen, der in der That Alles uͤbertrifft, was man sich Werthvolles, Kuͤnstliches und Prachtvolles nur vorstellen kann. ̃

Zu den vielen Wohlthaten, welche die erfreuliche Gegen— wart Sr. Majestaͤt in Venedig bezeichneten, gehoͤrt auch die in der Allerhoͤchsten Entschließung vom 15'ten v. M. enthaltene Bestimmung, durch welche die Fabriken, denen das Vorrecht gewährt war, ihre Manufakturen gegen einen maͤßigen Zoll in das Innere einzufuͤhren, nunmehr von der sie bindenden Be⸗ dingüng der Zeit und der bestimmten Quantitaͤt entbunden wurden.

Italien.

Rom, 30. Okt. Der Papst hat der Stadt Rom durch ein Motuproprio vom 18. Sept. das Aufsichts-Recht uͤber das Eapitolinische Museum verliehen, dessen Leitung fortan aus—⸗

Praͤsidenten der antiquarischen Societät zu ernennen haben wird. In dem diesfaͤlligen Paͤpstlichen Erlaß heißt es, daß der Stadt Rom diese Gnade als Anerkennung ihrer zu allen Zeiten und namentlich bei den Ruhestoͤrungen zu Anfang des gegenwartigen Pontifikates bewahrten loyalen und religiösen Gesinnungen zu Theil werde.

Neapel, 25. Ott. (Fr. Merk) Wie aus fruͤheren Be— richten bekannt, hat der König in Folge der letzten Siciliani⸗ schen Unruhen die Stadt Syracus des Grades als Hauptort der Provinz Noto entkleidet und die Residenz des Intendan⸗ ten nach der Stadt Noto verlegt, wofuͤr denn dieselbe Se. Ma⸗ jestat eine Statue zu errichten beschloß, als Zeichen ihrer Dankbarkeit. Da sich Se. Majestaͤt Ur vorbehielt, im Verlauf der Zeiten den Hauptort des Distrikts, die Residenz des Unter-Intendanten zu bezeichnen, so blieb der stolzen Sy⸗ racus nur die sehr geringe Ehre, der Hauptort eines kleinen Bezirks zu seyn. Ein dieser Tage erschienenes Koͤnigliches De⸗ krer ernennt nun, um, wie sich dasselbe ausdruͤckt, „die fruͤhere gerechte Strenge durch einen Att der Gnade und Huld zu mildern“, die gute Stadt zum Hauptort des Distritts und Residenz des Unter- Intendanten. Auch Catania scheint einigermaßen wieder zu Gnaden gekommen zu seyn, da Se. Majestät dieselbe auf dieser zweiten Reise mit einem Besuch beehrte. Aus den Provinzen diesseits und jenseits des Pharo treffen wieder unzählige, großsprecherische Berichte ein, äber die großen Festlichkeiten und den allgemei— nen Jubel, mit dem der Namenstag des ,, gefeiert worden. Dieser Letztere befindet sich, trotz dem Achselzucken und den giftigen Prophezeiungen der Laͤsterzungen, fortwährend

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recht wohl und nimmt täglich an Gesundheit und Staͤrke zu.

Zukunft auch den

Spanien.

Madrid, 28. Okt. Die Koͤnigin hat dem General, Nar— vaez das Großkreuz des St. Ferdinand⸗Ordens verliehen.

Soanische Graänze. Die Sentinelle des Pyrs— went meldet, daß der Karlistische Anfuͤhrer Balmaseda am 27. Otteber von Espartero in den Encartaciones angegriffen und zar Näcktehr nach Biscaya gezwungen worden sey.

Mart hatte am 29. Ottober die Stadt Balmaseda noch nicht verlassen, Am z0sten sollte das schwers Geschuͤh nach Vil⸗

Volkes, dem ein Menschenleben nicht werther als ein Hund

schlteßlich dem Roͤmischen Magistrate zustehen soll, welcher in

In Bayonne hat man am 1. November Briefe aul Saragossa vom 30. Oktober erhalten, worin gemeldet wir daß Negri und Basilio Garcia mit 200 Pferden aus Aragonie in Alt⸗Castilien eingeruͤckt seyen.

Portugal.

Lissabon, 19. Okt. (A. 3.) Vor einigen Tagen sah hier auf vielen Platzen der Stadt recht kriegerisch aus: allen, halben waren Truppen aufmarschirt, starke Patrouillen durchn 89 die Straßen, auf dem Kastell stand Alles unter den Waffch

iemand wußte, was dies zu bedeuten habe, denn es herrsch im Uebrigen die tiefste Ruhe, und Jedermann ging seinn gewohnten Geschäaͤften nach. Nach manchem Hin- und Ha fragen, was dieses zu bedeuten, erfuhr man endlich, J die Jury in dem offentlichen Gebaäͤude versammelt nn um über die Angeklagten der Unordnungen am Frohnltt, nams-Feste, wo die Minister mit Steinen geworfen worng waren, und der Minister-Praͤsident Sa da Bandeira sog— einen Bajonnetstich bekommen hatte, ihr Verdict auszuspn chen. Da die Geschworenen hier nicht nach innerer Uebe zeugung ihr Urtheil auszusprechen pflegen, sondern sich stu den Wuͤnschen derjenigen fuͤgen, von denen sie gemißhande werden koͤnnen, wenn sie es nicht nach ihrem Sinne macht so hatte das Gouvernement alle Vorsichts-Maßregeln getroffen Unordnungen zu vermeiden, und der Jury einen freien Sprut zu lassen, daher denn dieser große Militair⸗Apparat. Allen die Jury hatte dennoch Angst vor dem zuͤgellosen Gesinde das trotz der militairischen Vorbereitungen den Saal un die Straße vor dem Hause fuͤllte. Ueber die 18 Angekla ten, worunter auch der Kommandant der National-Garde⸗l tillerie, Quadros, wurde das Nichtschuldig ausgesproch

„aus Mangel gehoͤriger Beweise.“ Das Gesindel l nun die Jury hoch leben, dann ging Alles ruhig auseinnh der. Wenn man in Zukunft einmal wieder Lust hat, die M nister zu steinigen oder mit Bajonnetten zu kitzeln, so kan

stifter gegen ein unpopulaires Ministerium, wie das gegenwä . tige, in Schutz nehmen. Die Opposition mochte die An merksamkeit des Gouvernements nur auf die Umtriebe de Miguelisten lenken, die freilich nicht muͤßig sind; allein ohn daß Spanien gaͤnzlich unter die Herrschaft des Don Catln kommt, wird Dom Miguel nie wieder sein Haupt in Pa tugal erheben. Vorerst droht dein Thron der Koͤnigin wit weniger Gefahr von Seiten der Miguelisten, als von Seitn der Freiheitsmaͤnner, die das monarchische Prinzip stuͤrz— moͤchten. Die drei National⸗-Gardisten, welche, von Baste angegriffen, sich ihrer Haut wehrten, um nicht ein Opfer di ses Guerrilheiro zu werden, wobei sie das zufaͤllige Gluͤck ha ten, Portugal von diesem gefürchteten Manne zu befreien, sin von dem Gouvernement jeder mit 500 Rthlr. belohnt wordn Was hier der Zufall herbeigefuͤhrt, hätte langst geschehen k nen, wenn das Gouvernement namhafte Prämien auf die Khö der Guerrilhas Chefs aussetzte, besonders fuͤr die, welche si lebendig einliefern; denn bei der großen Immoralitaͤt den

leben ist, wuͤrden unbezweifelt die groͤßten Mißbraͤuche statz finden, um eine Praäͤmie zu verdienen, man wuͤrde viel leicht ganz Unschuldige morden und sie fuͤr Guerrilhas⸗Ches ausgeben. Remeschido's Bande wuͤrde schon lange nicht meht

rilhas in der Serra von Algarbien, unter 1g meschido, haben neue Nahrung von Außen an Munition un Waffen erhalten, die man ganz ungestoͤrt an der Kuͤste ausgt schifft und von da weiter in die Gebirge transportirt hat. Die Cortes, welche, wie man sagt, die Königin selbst eroͤffne will (natuͤrlich erst nach ihrer glücklichen Entbindung, die si wahrscheinlich noch bis Ende des Monats hinzieht) werden au keinen Fall vor dem Anfang Dezembers zusammenkommen was eine finanzielle Verlegenheit herbeiziehen wird, denn de Finanz-Minister bedarf Geld, und dazu gehort die Zustimmum der Cortes; der Kredit bei der Compagnie Confianga war mi dem Monat September zu Ende. Schon jetzt spuͤrt man den Einfluß auf die Bezahlungen, die wieder in groͤßerem Rüͤc stande bleiben. Seit dem Anfange dieses Jahres konnte mans ziemlich darauf rechnen, von zwei Monaten einen bezahlt zu al halten, so daß doch bereits bis jetzt vier Monate in diesen Jahre bezahlt wurden im vergangenen Jahr nur zwei Mo nate. Jetzt stockt es aber wieder, und man muß wohl zuftie

bezahlt wird, sowohl an das Militgir als an Civil Beam wovon jedoch diejenigen, die an der Quelle sitzen, immer bevom zugt sind, besonders die bei dem Finanz Ministerium, denen man überdies noch zum großen Skandal des Publikums ihn Besoldungen erhoͤht hat.

, Türkei.

Konstantinopel, 17. Okt. (Journal de Smyrn h Unter den Mitgliedern des hiesigen diplomatischen Corps herrsch noch immer große Thätigkeit, und es heißt, Lord Ponsonh werde Konstantinopel auf einige Zeit verlassen und Herr Henn Lytton Bulwer die Leitung der Geschaäͤfte der Britischen Ge sandtschaft uͤbernehmen.

Die hiesigen Britischen Kaufleute haben beschlossen, den Lord Ponsonby 3h die . des Handels⸗Traktats ein Danksagungsschreiben zu uͤbersenden.

ö Belgische chen ie Baron O'Sullivan de Graß, hät seine Abschieds⸗Audienz bei dem Sultan gehabt, der ihm seine Zufriedenheit uͤber die Abschließung eines Freundschafts Buͤnd⸗ nisfes win beiden Landern zu erkennen gab. Der Graf Vilain XIV. ist hier angekommen, um, bis zur Ernennung eines neuen Gesandten, als Belgischer Geschaͤftsträger zu fungiren.

Der Oesterreichische Internuntius, Baron von Stuͤrmet, ist von seiner Urlaubs-Reise hierher zuruͤckgekehrt.

Die Morning Chronicle enthalt ein Schreiben ihre⸗ Korrespondenten in Konstantinopel vom 19. Okt, worin zn unter Anderem heißt: „Unsere Flotte segelte in voriger Woche in Begleitung des Tuͤrkischen Geschwaders von Tenedos nach Vurla, von wo sie zusammen nach Malta abgegangen seyn sol⸗ len. Die Fregatte „Tyne“, welche fruͤher hier stationirt wat, wird wieder hierher zuruͤcktehren. Ueber den Zweck dieser neuen Bewegung weiß man nichts, vielleicht haͤlt man jetzt, da Meh⸗ med Ali förmlich seine Anerkennung des neuen Traktats einge, sandt hat, die Gegenwart der Flotten in jenen Gewaͤssern nicht mehr fuͤr noͤthig. Ist dies der Fall, so steht zu fuͤrchten, daß die Entfernung der Flotten zu frühzeitig gewesen ist, denn was bedeutet eigentlich Mehmed Ali's Zustimmung zu dem Traktat? Baß er der Erhebung von 11 pCt. von den Ein⸗/ und AusfuhrArtikeln seine Zustimmung geben wird, leidet kei, nen Zweifel; aber wird er auch die verlangten Summen ablie,

lanueva de Mena abgefuͤhrt werden.

Anspruͤche, der alleinige Besitzer des Aegypiischen Bodens su

. . . ö Englaud zuruͤckkehren. man es nun ganz getrost thun, die Jury wird steis die Unruh . 36 dem „Journal de Smyrne“ )

existiren, wenn man solche Maßregeln getroffen. Die Guer/ dem jungen Re.

den seyn, wenn bis zum Schluß des Jahres noch ein Mon

fern? Verzichtet er durch jene Anerkennung etwa auf seine . Der gegenwartige

eyn und uͤber die darauf gewonnene Baumwolle nach Belieben u verfügen? Willigt er ein, sein jetziges Monopol-System abzuschaffen, einen Theil des Landes den rechtmäßigen Be⸗ sitzern zuruͤckzugeben und das übrige zur Disposition des Sul⸗ mans zu stellen? Enthaͤlt die Anerkennung des Traktats nichts von diesem Allen, so ist sie ein bloßer Wortkram ohne Sinn. Fuͤr unseren Handel ist es allerdings einerlei, ob Mehmed Ali oder irgend ein anderer Kaufmann die Baumwolle gewinnt, wenn sie nur zu annehmlichen Preisen an den Markt gebracht wird. Ist derselbe aber der Souverain des Landes, und es ist Nie manden gestattet, mit ihm zu konkurriren, wie kann man da auf annehmliche Preise rechnen? Was ist dabei zu thun? Sollen wir etwa nach Aegypten gehen, dort Ackerbau-!Gesetze geben und Ländereien vertheilen, uͤber die wir nicht das ge— bingste Recht haben? Nein, wahrlich nicht; auch ist eine solche Maäßregel unsererseits keinesweges nothwendig. Wir haben den Vertrag mit dem Sultan abgeschlossen und nichts mit seinen Basallen zu thun; von ihm fordern wir daher die Erfuͤl—⸗ lung desselben. Sollte er jedoch denselben nicht zu halten im Stande seyn, weil es ihm an Macht fehlt, seinen rebellischen Vasallen zum Gehorsam zu bringen, so sind wir verpflichtet, ihm den Beistand zu leisten, den er verlangt, nicht aber, wie wir jetzt thun, ihn zu verhindern, seinen Vasallen u unterwerfen; ein Verfahren, das wir spaͤter beklagen wer— hen. Wenn es daher keinen Zweifel leidet, daß man uns fruͤher oder später auffordern wird, Beistand zu leisten, warum wollen wir ihn nicht sogleich anbieten? Durch die Entwaffnung Meh— med Ali's ist der Streit fuͤr immer beendigt, und weiteres Un— gluͤck wird verhindert. Durch Aufschub nullificiren wir unseren eigenen Traktat, indem wir die Fortdauer von Monopolen gestatten, zu deren Abschaffung der Traktat entworfen wurde. Ünser neuer Boischafts-Secretair, Herr Bulwer, ist schon wie⸗ der im Begriff, uns zu verlassen. Er wird, wie h ü, eine Reise durch Syrien und Aegypten machen und uͤber Alexandrien (Man vergleiche hiermit die obige Der Rus⸗ sische Botschafts-Secretair, Herr Titoff, reist heute nach St. Pe⸗ tersburg ab. Muͤßige Kopfe meinen, er uͤberbringe die Antwort des Sultans auf das Ultimatum des Herrn von Butenieff in Betreff des neuen Handels-Traktats. Ich glaube jedoch, daß er eine bloße Urlaubsreise macht.“

Julan d.

Berlin, 16. Nov. Weydingersche Stiftungen. Der am 22. Oktober vorigen Jahres auf einer Reise verstor— bene hiesige Kaufmann Johann Heinrich Weydinger hat sei— nen wohlthaͤtigen Sinn und seine Anhaͤnglichkeit an seine Va— terstadt Berlin auf eine Weise bekundet, die ihm eine bleibende Staͤtte in den Herzen seiner Mitbuͤrger sichern wird. Den Bestimmungen seines Testaments gemaͤß ist der groͤßere Theil seines hinterlassenen ansehnlichen Vermoͤgens, da er selbst kin⸗ derlos verstorben ist, an mehr oder weniger entfernte Seiten—

ong / Weber n nn. werden soll. Die eine dieser Stif— ungen soll den Namen der Schreinerschen, zum Andenken an eine Mutter, eine geborene Schreiner, die andere den der

Weydingerschen, zum Andenken an seinen Vater und Bruder,

saͤmmtlich vor ihm verstorben, erhalten. Se. Majestäͤt der Koͤnig haben dieses Vermächtniß Allergnaͤdigst zu genehmigen geruht, und der Magistrat hierselbst hat zur Befoͤrderung einer o wohlthaͤtigen Anordnung den noͤthigen Platz zur Errichtung der Stiftungs-Gebaͤude kostenfrei anzuweisen die Geneigtheit gehabt. Die Stiftungen selbst sollen ins Leben treten, sobald die Sicherstellung des Nachlasses den Bestimmungen des Testa—⸗ ors gemaͤß erfolgt seyn wird. Handlungen wie diese, welche nur aus den Gesinnungen der reinsten Humanitaͤt hervorge⸗ gangen 6. werden das Andenken des Hingeschiedenen immer— dar in Segen erhalten, und nachfolgende Geschlechter noch wer— den dankbar eines Mannes gedenken, der einen Theil seiner Gluͤcksguͤter dazu verwandt hat, dem Ungluͤck und der Armuth ine Zufluchtsstätte zu sichern.

Magdeburg, 7. Nov. (Magdeb. Ztg.) Dampf, schifff ahrt Gestern traf das von der Magdeburger Dampf—⸗ schifffahrts-Gesellschaft hier erbaute zweite Dampfschiff „Paul Friedrich“, welches seine Maschinen von S0 Pferde Kraft in amburg eingenommen hatte, mit voller Ladung hier wieder in, nachdem es die Fahrt in noch nicht 32 Fahrstunden zuruͤck— gelegt hatte. Das Schiff ist hoͤchst geschmackvoll ausgestattet nd fuͤr Passagiere in jeder Hinsicht aufs bequemste und ele— janteste eingerichtet, und freuen wir uns, daß dieses fuͤr unsere Stadt so wichtige Unternehmen einen so uͤber alle Erwar— ung guͤnstigen Fortgang hat, daß sich die Nothwendig—

eu bereits herausgestellt, auch das dritte Schiff in Angriff

u nehmen, welches schon zum Fruͤhjahr ebenfalls in die

seihefahrten eintreten soll. as erste Schiff der Gesellschaft,

Kronprinz von Preußen“, welches die Fahrt am 3. April d. J.

roͤffsete und seitdem ununterbrochen, auch bei dem geringsten

Wasserstande der Elbe, jeden Sonntag von hier und jeden

Nittwoch von Hamburg abgefahren ist, hat in 30 Fahrten an

oo Passagiere und 8690 Etr. Guͤter befoͤrdert, ein Resultat,

welches die Unternehmer ermuthigen und fuͤr die Schwierigkei—

en entschaͤdigen mag, mit venen sie bei Beginn der Sache von

o manchen Seiten zu kämpfen hatten.

Köln, 6. Nov. Die hiesigen Zeitungen enthalten nachstehenden Auszug aus dem Kescusf⸗ der Plenar— Versammlung des Königl. Landgerichts zu Koͤln vom 5. November 1838. betreffend die Untersuchung der am 26sten v. M. in hiesiger Stadt veruͤbten Excesse. Das Koͤnigl. Land⸗ gericht beschließt:

1) Es soll eine Kommission zur Fuͤhrung der Untersuchung ee. werden, deren Personal der Praͤsident zu bestim⸗ men hat.

2 Diese Kommission soll aus fuͤnf Mitgliedern bestehen, welche während der Dauer ihrer Functionen von allen landgerichtlichen Arbeiten, mit Ausnahme der Geschaͤfte, welche ohne Nachtheil der Sache in den nächsten Tagen noch abzumachen und dringlich sind, dispensirt werden.

d Es werden der Kommission zwei Schreiber beigegeben, und bleibt ihr außerdem uͤberlassen, die Huͤlfe von Refe— rendarien in Anspruch zu nehmen.

Die Kommission wird alle in dem Gesetze vom 30. Sep⸗

tember 1836 beigelegten Befuügnisse ausuͤben.

eschluß soll auf Betreiben des Praͤ⸗

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sidii und der Ober⸗Prokuratur oͤffentlich bekannt gemacht

werden.

Fuͤr die Richtigkeit des Auszuges: Der Ober⸗Secretair, Euler.

Vorstehender Beschluß wird mit dem Bemerken, daß das Personal der Kommission ernannt, und der Vorsitz dem Herrn Landgerichts-Rath Broicher zugewiesen ist, zur Kenntniß saͤmmt⸗ licher Behörden und des Publikums gebracht, mit der Auffor⸗ derung, den Requisitionen und Verfuͤgungen der Kommission in Sachen ihrer Kompetenz Folge zu leisten, und etwaige Einga— ben an den Vorsitzenden gelangen zu lassen.

Koͤln, den 5. November 1838.

Der Praͤsident, Der Ober⸗-Prokurator, v. Oppen. Grundschoͤttel.

Aachen, 5. Nov. Neugegründete Kirche. Ge— stern feierte die evangelische Gemeinde zu Imgenbruch (im Reg. Bez. Aachen) durch die Einweihung ihrer neuerbauten Kirche einen Tag herzlicher dankvoller Freude. Als nach der Erbauung der Kirche in dem benachbarten Montjoie der Imgenbrucher Gemeinde die gemeinschaftliche Kirche in Men— zerath immer noch zu ihrem Gebrauche diente, und sehr bau— faͤllig geworden, war es der sehnliche Wunsch der Gemeinde, ein eigenes Gotteshaus in ihrer Mitte zu besitzen. Durch die Gnade unseres allverehrten Königs, der die kleine Gemeinde durch ein bedeutendes Geschenk zu erfreuen geruhte, durch die Beguͤnstigungen der Behoͤrden, durch die Unterstuͤtzung von nahen und fernen Wohlthaͤtern aller Staͤnde und aller Kon— fessionen und durch eigene Opfer gelang es ihr endlich, unter der Leitung des Baumeisters Herrn Usich einen Tempel, seines Zweckes wuͤrdig, zu errichten.

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Neueste Nachrichten uber einige besonders erhebliche Gegenstände der 9 im preuß ischen taat.

Erster Artikel. Fortsetzung.)

Das Gewerk der Toͤpfer beschaͤftigt sich mit zwei sehr ver— schiednen Verrichtungen. Einerseits schließt es sich an die Bau—⸗ handwerker, indem es Oefen, doch nur aus thöͤnernen Kacheln, setzt: in dieser Beziehung hat es die Mitbewerbung theils der Eisenhuͤtten, welche Oefen aus Gußeisen und aus Eisenblech liefern, theils der Maurer zu bestehen, die besonders zum wirth⸗ schaftlichen Gebrauch Oefen aus Ziegelsteinen aufstellen. Andrer⸗ seits bereitet das Töpfergewerk mancherlei Gefaͤße aus Thon in einer langen Reihefolge, welche mit dem rohen e, ,. Topfe beginnt, und fortschreitend in Vollkommenheit der Masse und der Form durch das Steingut zum Fayence uͤbergeht, bis es sich an das Wegwoot und Porzellan anschließt. 6 ist be⸗ zeichnend fuͤr den Mangel an allgemeiner Uebersicht, und fuͤr das Ueberschaͤtzen sehr veraͤnderlicher, örtlicher und persoͤnlicher Beziehungen, woraus die gewerbliche Verfassung des Mittel⸗ alters hervorging, daß diese beiden so ganz verschiednen Ver— richtungen eben so, wie der Tischler als Bauhandwerker und als Schreiner, stets in einer Zunft vereinigt liegen, waͤhrend der Pantoffelmacher von dem Schuster, der Fastbaͤcker von dem Losbäcker, der Kleinbinder von dem Boͤttcher, der Stuhlmacher von dem Tischler, und uͤberhaupt so viele Gewerbe wegen ganz unwesentlicher Verschiedenheiten in ihren Erzeugnissen getrennt wurden. Nach der letzten Zaͤhlung enthielt der preußische

Staat an Toͤpfern Meister Gehuͤlfen uͤberhaupt in den zehn Staͤdten erster Ge—

werbsteuerklasse. ... ...... 131 636 767

in den dreißig ansehnlichsten Staͤd⸗ ten zweiter Gewerbsteuerklasse. 166 310 476 in allen andern Staͤdten .. ... 3244 2934 6178 J 1659 759 2218 zusammen ... 5000 4639 9639

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Hiernach lebt bei weitem der größte Theil der Toͤpfer in den kleinen Staͤdten. Von dort aus und von dem Lande wer— den die Jahrmärkte auch der großen Staͤdte mit gemeinem Toͤpfergeschirr und Steingut versorgt: das Bereiten der Fayence und der feineren Arbeiten in Thon uͤbernehmen in der Regel die großen Fabrikanstalten. Die Toͤpfer der großen Staͤdte be⸗ schaͤftigen sich hauptsaͤchlich nur mit Oefen, und treiben ihr Ge—⸗ werbe mehrentheils mit zahlreichen Gehuͤlfen. Auf hunderttau—⸗ send Einwohner durchschnittlich hatten Toͤpfer mit Einschluß der Gehuͤlfen:

die beiden oͤstlichen Provinzen ... 94 die vier mittlern Provinzen . . . . . 78 die beiden westlichen Provinzen. . . 28

Es findet hier demnach ein ganz anderes Verhältniß statt, als bei den meisten andern Handwerken. Im Verhaͤltnisse ge⸗ gen die Einwohnerzahl, sind die Toͤpfer am zahlreichsten in den oͤstlichen, am sparsamsten in den westlichen Provinzen vertheilt. Mit der von Osten gegen Westen hin zunehmenden Milde der Witterung, mit dem zugleich steigenden Preise des Holzes und dem zunehmenden Gebrauche der Steinkohlen, mehrt sich auch der Gebrauch der eisernen Oefen, wogegen die thönernen in den westlichen Peovinzen fast ganz verschwinden. Je gewerb— reicher und wohlhabender das Land wird, desto mehr tritt das Erzeugniß der Steingut- und Fayence-Fabriken an die Stelle der gemeinen Toͤpferwaare, und das Kochgeschirr aus Gußeisen, Eisen und Kupferblech, an die Stelle des irdnen. So nimmt das Beduͤrfniß von handwerksmaͤßiger Toͤpferarbeit mit den Fortschritten der Volker ab: der Bedarf von Toͤpferarbeit fuͤr besondere oͤrtliche Beduͤrfnisse, wie beispielsweise der Kruken zur Versendung des Salzerwassers, ist doch zu beschraͤnkt, und die Versuche, Gesimse und andere Verzierungen von scharf ge⸗ branntem Thone statt der Steinmetzarbeit bei Gebaͤuden anzu⸗ wenden, stehen doch noch 6 vereinzelt, als daß ihr Einfluß auf die Vermehrung des Bedarfs an Toͤpferarbeiten in den Gewerbetabellen haͤtte bemerklich werden koͤnnen.

Von den uͤbrigen schen Staate vorstehend angegeben wurde, moͤgen hier nur noch diejenigen besonders betrachtet werden, welche sich durch eine großere Anzahl ihrer Mitglieder, oder durch eigenthuͤmliche Ver⸗ haͤltnisse zur allgemeinen Bildung auszeichnen.

Die Gerbereien beschaͤftigen im preußischen Staate weni⸗ ger Menschen, als wohl erwartet werden sollte, wenn erwogen wird, daß sich an Meistern und Gehuͤlfen uͤber 113,000 Men⸗ schen mit der Verfertigung groͤßtentheils lederner Fußbekleidun⸗ gen beschaͤftigen, und daß außerdem noch uͤber 11,000 Menschen als Meister und Gehuͤlfen Riemer und Sattler⸗Arbeit verrich⸗ ten, und uͤber 7000 andere als Handschuhmacher und Kuͤrschner ausgegerbte Felle zu Kleidungsstuͤcken verarbeiten. Es befanden sich nämlich an Loh⸗ und Weißgerbern, Korduanern und Per⸗

Handwerkern, deren Anzahl im preußi⸗

gamentmachern zusammengenommen nach der letzten Zaͤhlung im

preußischen Staate nur Meister Gehuͤlfen uͤberhaupt in den zehn Städten erster Ge—

werbsteuerklasse . 279 537 816 in den dreißig ansehnlichsten Städ⸗ ten zweiter Gewerbsteuerklasse 470 657 1127 in allen anderen Stãdten. .... 3463 317 6649 auf dem Lande.. ..... ... 124 67 1899 —— zusammen 5436 5046 10482 von den auf dem Lande wohnenden Gerbern enthielten die Rhein⸗ provinz und der Regierungs⸗ henne rngh erg 770 496 1266 alle andere neunzehn Regierungs—⸗ bezirke zusammengenommen aber . 454 179 633

, O, , ᷣ·ᷣ 2 0, , , . Der Gerber braucht viel Raum und in der Nahe fließen⸗ den Wassers zu seinem Gewerbe; sein Erzeugniß wird meist auf Messen und im Großhandel abgesetzt; die Sorge fuͤr Ab—⸗ satz kann ihn daher nicht abhalten, sich auf dem Lande und in den kleinen Staͤdten anzusiedeln. Sofern er inlaͤndische Haute verarbeitet, wird er jedoch auch in der Nähe der groͤßern Fleisch—⸗ verzehrung zu bleiben suchen: daher befinden sich die mehrsten Gerbereien doch in Mittelstaͤdten. Ein großer Theil der Rhein— provinz und des angraͤnzenden Regierungsbezirks Arnsberg er⸗ zeugt viel Gerberlohe, und verarbeitet daher neben inlaͤndischen Haͤuten auch viel amerikanische: daher ist die Lederbereitung dort nicht allein uͤberhaupt sehr betrachtlich, sondern sie hat sich auch roßentheils auf das Land ziehen koͤnnen. Auf hunderttausend inwohner durchschnittlich kamen Gerber aller Art mit Ein⸗ schluß der Gehuͤlfen in den beiden ö6stlichen Provinzen 53 in den vier mittlern * 67 in den beiden westlichen * 107 Die meiste Riemer⸗ und Sattler⸗Arbeit wird in den mitt⸗ lern Provinzen des preußischen Staats gebraucht. In den oͤstlichen Provinzen werden zwar viel Pferde gehalten: aber die große Masse der Landwirthe kann verhaͤltnißmaäͤßig wenig auf Pferdegeschirr und bedeckte Wagen wenden. In den west— lichen Provinzen beschraͤnkt dagegen die geringe Anzahl der Pferde den Bedarf an Riemer und Sattler⸗Arbeit. Nach der letzten Zahlung befanden sich unter Hunderttausend Ein— e durchschnittlich Kiemer und Sattler mit Einschluß der ehuͤlfen in den beiden oͤstlichen Provinzen 59 in den vier mittleren x 97 in den beiden westlichen » 67 In vielen Gegenden des preußischen Staats erschwerte die Steuer und Zunftverfassung vormals die Niederlassungen der Riemer und Sattler auf dem Lande. Die nachmals einge— tretne Freiheit der Wahl des Ortes fuͤr alle Gewerbe hat die Spuren dieser fruͤheren , , noch nicht ganz verloͤschen koͤnnen. Der bei weitem groͤßte Theil der Riemer und Satt— ler wohnt in den Mittelstaͤdten: es befanden sich davon ; Meister Gehuͤlfen uͤberhaupt in den zehn Staͤdten erster Ge⸗

werbsteuerklasse. ...... 470 775 1215

in den dreißig ansehnlichsten Staͤd⸗ ten zweiter Gewerbsteuerklasse. 491 181 972 in allen anderen Staͤdten. .... 3550 2175 5725 auf dem Lande... ..... ... 2678 663 3341 zusammen 7189 4094 11,283

(Schluß folgt.)

Im Blatte Nr. 307 der St. Ztg.,

Berichtigung. A4 v. u., statt: „im Jahre 1816“, lües:

S. 1265, Sp. 2, im Jahre 1826.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. Als im letzten Frühjahr Miß Clara Novello hier meh⸗ rere Konzerte gab, wurde berens die unvergleichlich Reinheit, Frische und Lieblichkeit ihrer Stimme, so wie die klassische Gediegenheir ihres Vortrages, allgemein bewundert. Jene Eigenschaften haben ihren Grund natürlich r,, in einer glücklichen Begabung, wie⸗ wohl auch zu ihrer klaren Ausbildung anhaltendes Studium gewiß noch das Seinige beigetragen; letztere hat die Sängerin zunächst ihrem Vater, einem tüchtigen Organisten London's und strengen An— hänger der alten Händelschen Schule, dann aber dem berühmten

ariser Gesangslehrer Choron zu verdanken. Die Malibran und die asta waren ihr Borbilder, aber eine mächtige Eigenthümlichkeit ihres aturells ließ sie nicht in Rachahmung verfallen, sondern zu einer selbsiständigen, originellen Künstlerin gedeihen. Was man bei ihrem ersten Aufenthalt in Berlin noch an ihr vermissen oder seltsam finden wollte, hatte hauptsächlich in dem uns fremderen Englischen Charak⸗ ter seinen Grund; jetzt zeigt es sich, daß eine längere Anwesenheit auf dem Kontinent auch in diesen Beziehungen eine Umwandlung in ihr bewirkt hat, die ihr inneres und äußeres Wesen uns näher bringt, obne doch den Zauber der fremden Nationalität zu verwischen. Ihre Anmuih hat an Lebhaftigkeit gewonnen, und in den äußeren . ist sie mehr auf unsere Gewohnheiten eingegangen. Sie erscheint im Kon⸗ zert nicht mehr ohne Notenblatt, und mit bewegterem Mienenspiel, als früher, folgt sie den Empfindungen, die sich in den von ihr vor—⸗ getragenen Gesängen ausdrücken. esonders überraschend war die vollkommen dramatische Lebendigkeit, mit welcher sie in einem Terzett aus der „heimlichen Ehe“ von Cimarosa ihre Partie vortrug. ie erinnerte hier, wie überhaupt durch ihre Gesangsweise, so auch durch die graziöfe Naivetät ihres Ausdrucks aufs lebhafteste an die gefeierte Sängerin, die im vorigen Decennium in Berlin eine so glänzende musikalische Epoche machte. Wir haben es schon als einen der größ- ten Vorzüge an Miß Clara Rovello's virtuosischen Leistungen ge⸗ rühmt, daß sie jedem Gesangsstück, je nach dem Styl desselben, volle kuͤnstlerische Gerechtigkeit widerfahren läßt und in der richtigen Auf⸗ fassung einen außerordentlich feinen Takt und Geschmack zeigt. Einen neuen Beweis hiervon lieferte sie gleich in dem ersten Konzert, welches sie nach ihrer Wiederkehr gab. Man mußte sich 1 daß ihr Aufentbalt in Italien nur den guten Einfluß gebadt atte, ihrem Vortrage Italiänischer Bravour-Arien nebst den dazu gehirigtn Passagen und Koloraturen noch mehr Geläufigkeit zu ge⸗ en, ohne ihrer schönen Methode die mindeste Manier beizumischen. Auch ihr Triller, der nach der strengsten Kunstvorschrift gebildet er⸗ scheint, hat an Ründung und Beweglichkeit noch zugenommen. Ge⸗ stern sang die treffliche Virtnosin im Königlichen Opernhause; mor⸗ gen wird fie wieder in zwei Konzert- Arten daselbst auftreten, und am Montag wirkt sie einem von Karl Eckert veranstalteten Kon⸗ erte mit, in welchem wir die große Arie aus dem zweiten Theil der chöpfung von ihr hören werden. Haydn's Compositionen eignen sich ganz vorzüglich für den Charakter ihrer Stimme und ihres Vor⸗ trages; nicht minder ausgezeichnet aber ist sie in Händelschen Arten, und wir wünschten, daß sie uns nächstens auch hlervon einige Pro ben gabe. 10.