1838 / 315 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

vorigen Jahre; aber die Zahl der Passagiere hatte in demsel—

ben Zeitraum 19,028 weniger betragen.

Berichte aus Charleston vom 12. Owktober melden, es

leide jetzt keinen Zweifel mehr, daß die dort herrschende Epide⸗ mie das gelbe Fieber sey, welches seit 20 Jahren dort nicht so

heftig aufgetreten, als dies mal.

Belgien.

Bruͤssel, 7. Nov. ̃ stern Abend von Paris hier wieder eingetroffen.

Der König und die Königin sind ge⸗

Der Independant widerspricht der Nachricht, daß die Velgische Armee um 6000 Mann vermehrt und daß ein neues

Kavallerie⸗ Regiment gebildet werden soll.

Reschid Pascha ist gestern hier angekommen und im Hotel

Bellevue abgestiegen.

Belgische Blatter greifen jetzt die QuadrupelAllianz an und sagen, sie sey nicht einmal dazu gut, den Schlachtereien

der Gefangenen Einhalt zu thun, die fortwährend in

Spanien,

und zwar auf beiden kriegfuͤhrenden Seiten, stattfanden. Die Quadrupel⸗Allianz habe zwar den Vertrag, der diesen Un⸗

menschlichkeiten ein Ende machen sollte, gewissermaßen garan⸗ Frankreich noch England thaͤten Etwas, um

tirt, aber weder tn ihrer Autoritàat in diesem Punkte Geltung zu verschaffen.

Deutschland.

Manchen, ꝛẽ. Nov. (A. 3.) Unterm 2. November ist die allerhoͤchste Bestimmung über die neue Anordnung des Stu⸗ diums der allgemeinen Wissenschaften auf den Bayerischen Uni⸗ versitaͤten erfolgt. Dem Wesen nach wird die früher in Lande— hut und vordem in Ingolstadt bestandene Ordnung insofern wieder zurückgeführt, als der ursus jener Studien wieder auf zwei Jahre erstreckt, von dem Fachstudium ganz getrennt, und nach Semestern und Gegenständen, die in jedem gehort werden Neu ist in dieser Verordaung, daß vas Studium und Leben der akademischen Jugend wahrend ditser ersten zwei Jahre besonderer Aufsicht unterstellt wird. Zu Studenten-Gesellschaften, wenn diese auch genehmigt sind, sollen die Studirenden wahrend jener ersten zwei Jahre in keinem Falle Zutritt haben; ihr Fleiß im Besuche der Kolle— ahl gon au ern auf cinen Tag ,. 2 . 3 n, ., einer Verlängtrung des auf weniger als drei Taze bestimmten Zeit⸗ chlußpruͤfungen am Ende des Semesters überwacht verden. n, wenn n ge uf hesels die g . von Dadurch sell eine Art von Mittel-Zustand gegruͤndet verden

muͤssen, abgetheilt mird.

ien soll durch monatliche Konferenzen der Lehrer und durch

zwischen der strengen Zucht des Gymnasiums und der größeren Freiheit der Universitnten. Die Lyceen haben, wie es scheint, diesen Vorkehrungen als Muster gedient, und es wird in dem Allerhoͤchsten Restript bemerkt, daß in Bezug auf die vorge— schriebenen allgemeinen Fächer die Universitaͤten den Lyceen

leich sollen gestellt und geachtet seyn. Die Aucfuͤhrung dieser

nordnungen, insofern sie Ueberwachung und Leitung der Stu— direnden dieser ersten Jahre betreffen, ist einem Ephorus auf— getragen, dessen Wuͤrde mit dem Dekanat verbunden ist, und gleich diesem zwei Jahre dauern soll. Er wird von der Fakultat gewahlt; die Wahl unterliegt der Königl. Bestaͤtigung. Seine disziplinare Kompetenz ist wie die doktrinelle ziemlich ausgedehnt, und er ertheilt nicht nur Verweise, sondern auch Karzerstrafe, 6 daß der Ephorus an der Universität analog dem Rektor eines yceums gestellt ist. Die Fächer, welche zu hoͤren vorgeschrieben sind, begreifen im ersten Semester Encyklopädie des akademi⸗ schen Studiums, Anthropologie und Pspychologie, Philologie, Mathematik, d. i. Elementar⸗Mathematik, und zwar Wiederholung des fruͤheren Kursus der Algebra und Geometrie, dazu Laͤnder— und Völkerkunde. Im zweiten Semester wird die Philologie fortgesetzt, und durch Griechische und Roöͤmische Alterthuͤmer erganzt, aus der Philosophie kommt Logik und Metaphysik an die Reihe, dazu ältere allgemeine Geschichte. Dem dritten Se— mester ist die praktische Philosophie zugetheilt, desgleichen Aesthe⸗ tik und Kunstgeschichte, allgemeine Naturgeschichte und die neuere Geschichte. Die Philologie ist mit dem zweiten Se— mester geschlossen. Im vierten sind zu hoͤren Religions -Philo— sophie, die von einem Professor der theologischen Fakultat soll gelehrt werden, vaterlaͤndische Geschichte und Archäologie, so wie physikalische und mathematische Geographie. Zu der Phy—

sik und der allgemeinen Chemie sind die Studirenden nicht

mehr verpflichtet. Bis zur Errichtung protestantischer Lyceen ist den protestantischen Studirenden der Universitaͤt Erlangen wie bisher gestattet, ihren allgemeinen Kurs nach der fruͤheren Ordnung in Einem Jahre, also ihr ganzes akademisches Stu— dium in vier Jahren zu absolviren.

In einer Sitzung der philosophischen Fakultat, welche gestern an hiesiger Hochschule gehalten wurde, ward uͤber die Ausfuhrung der Koͤniglichen Verordnung, die allgemeinen Stu— dien an den beiden katholischen Universitaͤten Munchen und Wurzburg betreffend, Berathung gepflogen und Professor Goͤr⸗ res mit 6 Stimmen unter 16 zum Ephorus fuͤr die näͤchsten wei Jahre gewahlt. Diese Wahl unterliegt der Allerhoͤchsten Keren ung. Die uͤbrigen Wahlstimmen waren unter die an deren Irn giiedẽ der Fakultat vertheilt.

Der durch sein Werk uͤber Japan ꝛc. bekannte Reisende, Dr. Siebold, befindet sich seit mehreren Tagen in unserer Stadt, leider in diesem Augenblick unwohl.

Ein Schreiben aus Munchen (in der Allg. Zeitung) bemerkt in Beziehung auf den Nothstand, in welchen die Fran— ziskaner in Palaͤstina durch das Ausbleiben der fruͤher ihnen , . Unterstuͤtzungen aus Spanien, Portugal und Suͤd⸗

merika . sind, daß der Hofrath v. Schubert in Muͤn— chen, der waͤ wohlthätigen Wirksamkeit war, bald nach seiner Heimkehr dem Könige die Noth und die Verdienste derselben mit rührenden Zuͤgen geschildert habe. Die Wirkung dieser auch durch den ' s Max in Bayern bestätigten Nachrichten war, daß der

onig nicht nur eine e,, zur Unterstuͤtzung der Fran— ziskaner im ganzen Königreiche bewilligte, sondern auch aus eignen Mitteln ein Kapital von 10,000 Fl. zu einer ewigen

Stiftung bestimmte, dessen Zinsen jährlich durch den Erzbischof

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Theater. Als die Prinzessin hoch, das gar nicht aufhören wollte.

junger Mann, kaum 21 Jah Farbe, und fehr kräftig gebaut; der

scheinung erinnert an die alten Ritterzeiten. der Erbprinz trugen Niederlaͤndische Generals-Uniform.

erlassen:

se fort einzuleiten Und demnächst vorzunebmen.

Amtsbezirken die Wahlkellt gien neu zu bilden sind, werden die verfassungs— mäß ig hierzu berufenen Behörden auf die §5§5. 133 184 der Verfassungs⸗

J

vember 1831, so wie auf den letzten Absatz der Ministerial⸗ Verfügung vom

28 Märj 1533 verwiesen. 3) Der dermalige Stand a. der ritterschaft⸗ lichen Familien des Königreichs, h. der in jedem Kreist stimmberech— tigten Rittergurs-Besitzer ist, so wie er sich aus den Rorizen der Adel matrikel-Tommissien ergsebt, in der Beilage (jum Regierungs⸗

Blatt, verzeichnet. Die Vorstände der Kreis-Regierungen haben das

jweite dieser Verzeichniss-, jeder so weit es sich auf seinen Kreis be⸗ jicht, unter Benutzung der bei ihnen iheils schon vorliegenden, theils hnen noch ron den Gerichtsböfen zukommenden neueren Wotizen einer sorgfältigen Durchsicht zu unterwerfen, etwaige Reclamattonen Einzelner aber an die Kreis Regierungen zur Ecledigung zu bringen. ) Die wegen des Wahl⸗Terair s eigehende Rekannimachung hat pehben dem Zeilspunkte

des Beginne der Wahl zugleich den für dieselbe anderaumten Zeitraum

anjngeben. In letzterer Beziehung nürd bei der vielfachen Erfahrung, al für die Abstimmung auch der zahlreicheren Wahl Kollegien ein

Zeliraum von zwei Tagen ausreichi, di: Borschrift des Art. 7. der Instructien vom 13. November 1831 dabin geändert, daß bei Be— stimmung des Wahl-Zestraums nach Maßgabe des §. 17. der Instrur⸗

lion vom 6. Dezemd et 1819 höchstens die Abstimmung ven vierhundert

mindestens zwei Drittheilen der Wabl-HBerechtigten noch nicht abge— geben oder aber so geibeilt seyn sollte, daß keiner der WablKandi⸗

Darm stadt, J. Nov. (Gr. H. 3) Landtag. Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog haben Ihren Durchlauchtigsten

Bruder, Prinzen Emil, zum Praͤsidenten der ersten Kammer Von den durch die Wahl der ersten

der Staͤnde ernannt. Kammer vorgeschlagenen drei Kandidaten, Freiherrn von Brei— denstein, Grafen von Solms Laubach, Freiherrn von Riedesel,

ernannten Se. Koͤnigl. Hoheit den Freiherrn von Riedesel zum

zweiten Praͤsidenten. Zu Secretairen erwählte die Kammer den ö von Tuͤrckheim und den Praͤlaten Dr. Köhler. Se. öoͤnigl. Hoheit der Großherzog haben den Ober-Appellations— und Tassationsgerichts-Praäsidenten von Arens zum lebentlaͤng⸗ lichen Mitgliede der ersten Kammer ernannt. Heute Mittag um 12 Uhr eroͤffneten Se. Königl. Hoheit der Großherzog in ihrem Residenzschlosse den Landtag in Höͤchsteigener Person. Die Mitglieder der ersten Kammer begaben sich, dem erschiene⸗ nen Programm zufolge, in die gewohnlichen Appartements, die der zweiten Kammer in den weißen Saal. Säͤmmtliche Abge— ordneten wurden hierauf durch den dienstthuenden Ceremonien— meister in den Thronsaal eingefuͤhrt. Ebenso die Mitglieder der ersten Kammer durch den Ober-Ceremonienmeister. Se. Königl. Hoheit der Großherzog erschienen in Begleitung der Prinjen des Hauses. Der dirigirende Staats-Minister verlas, auf Befehl des Großherzogs, die Eidesformel und forderte die neu eingetretenen Mitglieder der Kammer auf, den Eid abzu— schwoͤren. Auf diesen Aufruf tritt jedes Mitglied vor den Thron, leistet das Handgeloͤbniß und spricht mit aufgehobener Rechte: „ich schwoͤre.“ Der dirigirende Staats-Minister erklaͤrte sodann, auf Befehl des Großherzogs, die Staͤnde⸗Versammlung fuͤr er— offnet. Die Mitglieder der staͤndischen Versammlung hatten hierauf die Ehre, Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Großherzoge durch den Ober-Ceremonienmeister vorgestellt und von Ve ns, zur Tafel gezogen zu werden.

Hamburg, 10. Nov. Gestern Morgen um 11 Uhr hat Prinz Christian Friedrich von Dänemark mit seiner Gemahlin, der Prinzessin Karoline Amalie, Altona verlassen. Sie reisten uͤber Kiel nach Augustenburg zum Besuche bei der Mutter der Prinzessin, der Herzogin Louise Auguste. Der Prinz besuchte in den letzten Tagen außer dem Rauhen Hause und dem Roͤ— dingschen Museum das reichhaltige entomologische Museum des Herrn Sommer in Altona, die Baumschulen der Herren

Gaäͤste waren zur Koͤnigstafel * und erschienen spaͤter im

ophie an der Hand ihres Braͤu⸗ tigams in die Loge trat, erscholl plötzlich ein donnerndes Lebe⸗ Die Prinzessin, sichtlich uͤberrascht, dankte verbindlichst. Der Erbprinz ist ein noch sehr ahre alt, von frischer, gesunder Herzog Bernhard sieht einem Kriegshelden gleich; denn seine kraftvolle, mannhafte Er⸗ Sowohl er als

Vom Ministertum des Innern ward solgende Verfuͤgung

„In Felge der Verordnung vom 22. Oktober, betreffend die Auf— lösung der Slände Versammlung, wird hierdurch in Gemäßbeit höch⸗ sier Enischließung Sr. Majestät des Königs verfügt, wie folgt: 0) Eine neue Wahl derjenigen Mitglieder der jwesten Kammer der Stände Persammlung, welche nicht Amts halber Sitz und Stimme (a dieser Kammer haben, ist in sämmtlichen Wahlbezirken des Landes 2) Hinsschtlich der Voll siehung dieses Geschäfts, für welches in den Städten und Ober—

Urkunde, die Jasttuctionen vom 6. und 12 Desember 1819 und vom 18. Mo-

baten ein Drittheil dee Stimmen erhalten hätte. Stuttgart, den 3. Ro. vember 1838.“

seyn, die Medikamente wurden alle Tage aus der Apotheken

Booth und Soͤhne in Flottbeck und die vom Architekten Schmidt

besuchten die hohen Gaste nebst Gefolge in Altona den beruͤhm—

rend seiner Reise durch den Orient Zeuge ihrer

ten Astronomen, Prof. Etatsrath Schumacher und die Altonaer

Sternwarte, so wie hier das Atelier des Portrait⸗Malers Au⸗ mont. Auch erfreute der Prinz, in Begleitung des Grafen von Bluͤcher-⸗Altona, noch an demselben Tage den allverehrten Greis,

Baron von Voght, in Klein⸗-Flottbeck mit seinem Besuche.

Oe sterreäch. Salzburg, 31. Okt. (A. 3.)

den Uebergang der Prinzessin von Beira und des Prinzen von

von, Munchen Freysing den Franziskanern uͤbersendet weiden

sollen. übergeben, und die veranstaltete e mn

Stuttgart, 6. Nov. (N. K.) obald der Erbprinz

seine Braut zu begruͤßen.

Dieses Kapital ist der erzbischöͤflichen Stelle bereits hat guten Fortgang.

Asturien uber die Spanische Gränze bei Urdax an 6 haben,

durfte es nicht ohne Interesse seyn, die Art der Abreise dieser beiden hohen Reisenden von hier zur Kenntniß zu bringen. Es war am 28. September, als die Herzogin das Li. Stunde von Salzburg entlegene, dem Stifte St. Peter angehoͤrige Schloß Goldenstein besuchte, und plotzlich durch einen Anfall von Uebelkeit zur Ruͤckkehr in die Stadt gensthigt wurde. Der Arzt wurde gerufen, Medikamente aus der Apotheke bezogen ünd von diesem Augenblick an die Prinzessin als krank in der Stadt ausgegeben. Am 29. September Abends um

9 Uhr kam beim Gasthause zum goldenen Ochsen auf der Wie—⸗ von Oranien die Einwilligung unsers Koͤnigs zur Ehe mit der Prinzessin Sophie offiziell empfangen hatte, eilte er hierher,

Er wollte die Prinzessin über⸗

raschen; allein seine Ankunft war bereits verraihen, und am

There wartete seiner ein Abgesandter, um ihn sogleich in's

5nigl. Saloß zu fuͤhren, wahrend der Erbprinz vorher geson— nen war, im „KRöntg von England“ abzusteigen. Wenige Stun— dien nach ihm traf der Herzog Bernhard von Sachsen-Wei— mar ein naher Verwandter vom Niederlandischen Königs“ än, der sich als General in dem Niederlaändisch-Belgischen Teica⸗ dekanni genug gement hat, hier ein, und nahm fein

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ner Straße in einer dreisp innigen Post⸗-Chaise ein Mann mit einem Knaben, den er als seinen Sohn behandelte, an, und erkundigte sich sehr angelegentlich, ob nicht seine Frau mit einem Kammermäbchen aus Ischl hier angekommen sey. Auf die ver— neigende Antwort der Wirthsleute ging der Fremde mit seinem Sohne in den anderen Stadttheil, in welchem die Herzogin mit den Prinzen, wie uͤberhaupt alle Spanter wohnen, indem er vor gab, seiner Frau auch in den uͤbrigen HGasthäusern nachfragen zu wollen. Allein er kam bald wieder zuruͤck und war in der groͤp— ten Unruhe uͤber das so lange Ausbleiben seiner Gemahlin. Da er unmoͤglich lnger verziehen konnte, schickte er nach Pferden,

neuerbaute hiesige Englische Episkopal⸗Kirche. Am Donnerstage

eintrafen, nach kurzer vertraulicher Begruͤßung des Fremden dessen Wagen stiegen und in seiner und des jungen Mannes C) sellschaft die Stadt verließen. Es war 19 Uhr Abends. D. mit dem Fremden angekommene Knabe befindet sich noch derm len hier, statt seiner kam der Prinz von Asturien von dem gh deren Stadttheile mit dem Fremden zum Gasthause, und die Prinz ist es, der seine Stelle im Wagen eingenommen ha die Fremde aus Ischl war die Herzogin, ihre Geseuschaften eine vertraute Hofdame. Die Herzogin fuhr fert, krant

zogen, jeder Besuch abgelehnt. So blieb es, bis die ofsizie Nachticht uͤber die Ankunft des Prinzen und der Prinzessin Lager des Don Carlos hier eingetroffen war. Alle hiesimn Spanier hatten Kenntniß von diesem Vorgange, die Herzog versammelte alle um sich, um von ihnen Abschied zu nehmn tröͤstete sie ber ihre Entfernung und empfahl ihnen diese an Geheimniß. So zahlreich sie sind, so war doch keiner um ihnen, der die Abreise der Gebieterin nur mit einem Laut ug, rathen haͤtte.

. .

Spanien.

Madrid, 31. Okt. Vorgestern Abend wäre in Folge Ereignisse in Valencia die Ruhe der Hauptstadt beinahe 9 stoͤrt worden. Die Ruhestoͤrer beabsichtigten namlich, ein Karlisten zu ermorden; allein durch die von den Behoͤrden . troffenen Vorkehrungen gelang es, die Ruhe zu erhalten. J Wachen waren verstäͤrkt und in der Alcala-Straße ein starkt Kavallerie Corps aufgestellt worden; auch hatte der Gener Narvaez den Befehl erhalten, seine Truppen bis an die Tha von Madrid vorrücken zu lassen. Außer zwei Personen, die der Nacht bei der Puerta del Sol Flintenschusse abfeuerten, bis jetzt Niemand verhaftet worden.

Die Regierung hat dem General van Halen den Bef zugesandt, gegen die Mörder in Valencia aufs strengste verfahren.

Der Mexikanische Gesandte wird von jungen Leuten, & ihm, im Falle eines Krieges bieten, foͤrmlich bestuͤrmt. ; .

In einigen politischen Zirkeln ist man der Meinung, di einige Veranderungen im Ministerium stattfinden durften, wem der General Alaix erst das Portefeuille des Kriegs-Ministerium uͤbernommen habe. Seine Verhaͤltnisse zu Herrn Pio Pin Pizarro geben diesem Geruͤchte einige Wahrscheinlichkeit. Auch glaubt man, daß, im Falle einer neuen ministeriellen Combing tion, Herr von Campuzano zum Conseils-Praͤsidenten ernann! werden wurde. .

Die Unterhandlungen der Karlisten mit dem Herzog von Frias in Bezug auf das fuͤr seinen Schwiegersohn zu zahlenh Loͤsegeld sind jetzt beendigt; der Conseils-Praͤsident hat eingews ligt, die verlangten 10,060 Piaster zu zahlen.

Aus den Provinzen sind weiter keine Nachrichten eingegam gen, als daß der Karlisten-Chef Sopelano mit sechs Bataillone und 590 Pferden in Castilien einzuruͤcken drohte.

Es heißt, der General Lopez habe seine Ernennung zun General⸗-⸗Capitain von Alt-Castilien nicht angenommen.

Das Dekret zur Aushebung von 25,600 Mann hat na mentlich deshalb einen sehr unguͤnstigen Eindruck gemacht, wel . Rekrut bei seinem Eintritt in die Armee 15 Piaster zah en muß.

Es zirkuliren hier jetzt Proscriptions Listen, auf denen di Namen: Narvaez, Cordova, Martinez de la Rosa, Castro, Isturiz, Mon und andere figuriren.

Die Privat⸗Versammlungen der Oppositions⸗Mitglieder de Deputirten-Kammer haben bereits bei Herrn Olozaga begonnen

Spanische Graàͤnze. Man schreibt aus Bayonne von

2. November: „Die bei Maella von Cabrera gefangen genom menen 36 Christinischen Sergeanten sind nicht erschossen wor den, und die empoͤrende Ermordung des Generals Mendez Vig! und der Karlistischen Gefangenen in Valencia war also da Resultat eines unbegruͤndeten Geruͤchts. Der General San Miguel, dem dies Geruͤcht ebenfalls zu Ohren gekommen wat, sandte ein sehr energisches Schreiben an Cabrera, worauf dieser Folgendes erwiederte: „„Senden Sie einen Offizier und einen Beamten, die Ihr Vertrauen besitzen, zu mir, und dieselben werden sich uͤberzeugen, daß die 36 Sergeanten, deren Tod mit zur Last gelegt wird sich vollkommen wohl befinden und gan wie meine eigenen Sol werden.““ Der neue politische Chef von Saragossa, Don Joaquin

Manoel de Alba, hat bei dem Antritt seines Amtes eine Pro clamation an die Bewohner der Provinz erlassen, worin it

seine Anhaͤnglichkeit an die Constitution von 1857 erklaͤrt, und die Bewohner auffordert, ihn bei Aufrechthaltung der Ruht

J. und Ordnung zu unterstuͤtzen.

Türkei . Die neueste nach Berlin gekommene Nummer der Tuͤrh

schen Zeitung Takwimi Wakaji vom 2. Schaaban (20. Ol tober) enthaͤlt nachstehende Artikel:

Nachdem die Zeitungen

Ab steige⸗ Quartier im König n England. Die beiden hohen als plotzlich in einem Lohnkuischerwagen die erwarteten Damen

„Es ist der angelegentlichste Wunsch Sr. Hoheit, daß dit

Pforte im Allgemeinen dahin streben, diesem Allerhoͤchsten Wunsche nachzukommen, so hat es doch bisher nicht an Ben spielen von Erpressungen gefehlt, die, trotz der nachdruͤcklich sten wiederholten Verbote und Vermahnungen, an Raja's veruͤbt wurden. So sind noch kuͤrzlich von mehreren Orten in Ru— mili beglaubigte Klagen über die Bedruͤckungen eingelaufen, de⸗ ren sich verschiedens Besitzer von Laͤndereien gegen Raja schuldig gemacht. Da ein solches Verfahren den Pflichten der Religion und dem Willen des Sultans zuwider ist, so hat Se. Hoheit an saͤmmtliche Muschire, Ferike und andere , Beamten in Rumili Fermane zu erlassen geruht, worin diesel⸗ ben mit Nachdruck aufgefordert werden, daruͤber zu wachen, daß man von keinem Raja auch nur die geringste Kleinigkeit an Geld oder Naturalien erpresse, und daß Jedem, der so un erlaubte Handlungen wagen sollte, die verdiente Strafe aufzu—⸗ erlegen sey.“

„In dem Palaste des Muschirs von Rumili zu Monastit war unlaͤngst in einem zwischen dem Harem und dem Selam— lik) belegenen Gemache ein Feuer ausgebrochen, welches außer anderen, dem Muschire (Sekerja Pascha) gehörigen und in er— waähntem Gemache verwahrten Kostbarkeiten, auch die Ehren— Decoration (das Nischan) der Wesir⸗Wuͤrde, welche Seine Ho— heit diesem Wuͤrdenträger gnadenvollverliehen, ganzlich zerstoͤrte. Sekerja Pascha hatte naͤmlich eine nothwendige Inkognito⸗Reise

Das Selamlif is das ampfang- Zimmer eder der Salon der Türken.

mit Frankreich, ihre Dienste a

daten behandelt, genährt und gekleida

ders, auf folgende Weise ein Unfall zugetragen:

Raja's einer ruhigen Existenz genießen und keine ungerechten er aber unvorsichtiger Weise mit

Lasten zu tragen haben. Obgleich nun die Beamten der hohen

a irilpa gemacht und das zu diesem Zwecke abgelegte Ni— 16 die Zeit seiner Abwesenheit in dem erwähnten Zim— mer verwahrt. a nun jene Feuersbrunst und der Schaden, den sie erzeugt, durch göoͤttlichen Rathschluß den Muschir be— troffen, so hat Seine Hoheit nach eingegangener Anzeige allergnädigst beschlossen, in dem Großherrlichen Muͤnzhause ein neues Nischan fuͤr Sekerja 6 anfertigen und ihm uͤber— schicken zu lassen. Es bedarf keiner Auseinandersetzung, daß jeder Würdenträger, der Ehre und Auszeichnung eingedenk, die mit dem Besitze eines Großherrlichen Nischan verknüpft ist, dieses kostbare Symbol der Huld und Gnade Sr. Hoheit, im

all er es nicht persoͤnlich hüten kann, an einem vollkommen sicheren Orte, wo selbiges keiner Gefahr ausgesetzt, zu bergen und unterzubringen verpflichtet sey. Obwohl nun der genannte Muschir zu denjenigen Wardenträgern gehort, die ihre Pflicht kennen, ünꝰ obwohl die Feuersbrunst, so ihn betroffen, eine göttliche Schickung gewisen, so wird dieser Vorfall doch hier mitgetheilt, um den respektiven Beamten ins Gedaͤchtniß zu rufen, wie sehr es ihnen obliege, uͤber diesen Punkt nach besten Kraͤften zu wachen.“

Dieselbe Tuͤrkische Zeitung berichtet ferner, daß der Sultan, nach Pensionirung des bisherigen ersten Kanzlers der Armee, die verschiedenen militairischen Buͤreaus oder . im Palaste des Seriaskers, deren Geschaͤfte taslich zunehmen, unter die Leitung vier besonderer Chefs gestellt habe. Dem— selben Blatt fel. hat der Sultan den Mustafa Hyfsi Pascha, bisherigen Muhassil (Gouverneur) von Smyrna, mit dem Charakter elnes Ferik (Divisions-Generals) zum Direktor der Auarantaine / Anstalten ernannt.

Smyrna, 19. Okt. Der Belgische außerordentliche Bot— schafter bei der Pforte, Baron O Sullivan de Graß, ist mit dem Franzoͤsischen Dampfboote „Mentor“ hier angekommen und wird seine Reise nach Europa ohne Aufenthalt fortsetzen.

Nach Briefen aus Beirnth ist die Ruhe in Syrien nicht so vollkommen, wie die Freunde der Aegyptischen Regierung

lauben machen wollen. Noch im vorigen Monat ereignete ich ein Vorfall in Damaskus, der ernste Folgen hatte haben können. Einige Zeit nach der Unterwerfung des Hauran brachte einer der Haupt ⸗Scheiks die Waffen der insurgirten Staͤmme nach Damaskus. Der Gouverneur, Scheriff Pascha, welcher die Menge der abgelieserten Waffen zu gering fand, nannte den Scheik einen Verraͤther und ließ ihm so lange die Bastonade geben, big er dem Verscheiden nahe war. Halb todt wurde er dann ins Gefaͤngniß gefuhrt wo er nach zwei Tagen starb. Das Volk, empoͤrt Über diese rausame Behandlung, versammelte sich in den Straßen und ern. so laut seinen Unwillen, daß es der Aufstellung einer bedeutenden Truppenmasse bedurfte, um die Ruhe aufrecht zu erhalten. Es herrscht seitdem eine große Aufregung in der Stadt und bei der geringsten Veranlassung duͤrfte der allgemeine Unwille leicht in einen allgemeinen Aufstand ausbrechen. Auch steht zu befuͤrchten, daß das grausame Verfahren des Scheriff ascha im Gebirge einen uͤblen Eindruck machen wird. Er aͤtte bedenken sollen, daß eine ähnliche Gewaltthat die letzte nsurrection hervorrief, die Aegypten 16 bis 18,060 Mann sei— ner besten Truppen gekostet hat.

In einer Muͤhle in der 2 von Smyrna ist ein Pest⸗ fall vorgekommen. Hussein Bey hat sofort die geeigneten Maß— regeln ergriffen, und man hofft, daß die Krankheit sich nicht

weiter verbreiten wird.

Es war seit einiger Zeit die Rede davon, in Pera ein

Theater zu errichten; da jedoch die dortigen Eigenthümer auf die Gefahr aufmerksam machten, die mit der Errichtung eines solchen Gebaͤudes mitten unter den hoͤlzernen Haͤusern der Vor— stadt verbunden sey, so hat man den

edanken aufgegeben.

Griechenland.

Athen, 27. Okt. (L. A. 3.) Ueber die Ruͤckkehr des Koͤnigs verlautet noch nichts Bestimmtes. Derselbe ist den heute eingegangenen Nachrichten zufolge in Missolunghi einge— troffen und erwartet die Königin daselbst. Alle Nachrichten stimmen darin uͤberein, daß der König an allen Punkten, die er beruͤhrte, mit ungeheucheltem Enthusiasmus empfangen wurde. Der größere Theil desselben kommt freilich auf Rech— nung der Personlichkeit des Koͤnigs, der durch seine Guͤte und Herablassung alle Herzen gewinnt.

Inland.

; Berlin, 12 Nev. Eisenbahn. Auf dieser hat sich

am 10ten d. M. durch Schuͤld des Maschinisten, eines Englaͤn⸗ ; Die den Zug von 16 Wagen ziehende Lokomotive Iris“ zeigte bei ihrem Abgange nach Potsdam um 10 Uhr Vor gens nicht die nöͤihige Kraft der gehörigen Schnelligkeit. Der Maschinist setzte da— her, ohne dazu beauftragt zu seyn, eine zweite Lokomotive, den Herkules“, in Bewegung, um dem immittelst bis etwa 660 Schritt jenseit des Landwehrgrabens gelangten Wagenzug schie⸗ bend fortzuhelfen. Bei dem Anschlusse an den Wagen zug stieß dem „Herkules“ dergestalt an

den n Wagen, daß die darin befindlichen 24 Perfonen mit

so großer Gewalt von ihren Sitzen und gegen einander gewor⸗ fen wurden, daß mehrere verletzt wurden.

Königsberg, 6. Nov. Handel und Schiff— fahrt. Bei Memel sind durch Stürme viele Holzflösse zer, schlagen und durch den orkanähnlichen Sturm vom 21. Oktober in mehreren Gegenden des Regierungs-Bezirks die Daͤcher von den Häusern abgedeckt und eine Menge von Bäumen zum Theil entwurzelt, zum 83 gebrochen. iese heftigen Stuͤrme ha— ben jedoch das in Memel erbaute Molenwerk auch nicht im ge— k beschadigen vermocht. Das Fahrwasser daselbst hat ein e von 13. 9“. Auf den Schiffswerften daselbst ist Alles in voller Thaͤtigkelt; dagegen der Handel wegen der wi— drigen Winde und mangelnder

chiffe im Monat Oktober nicht

sehr lebhaft gewesen; doch sind 3 Getraide und Flachs noch ĩ

immer verschifft und die ganze Ru che und Polnische Abkunft

von verschiedenen Holzwaaren auf dem Niemen angekauft wor—

den. Im Monat Oktober sind in Memel ! Schiffe (worun⸗

ter 65 mit Ballast), in illau 75 (32 mit Vallast) e in gegan⸗

7 in Memel 38 Schiffe (sammtlich beladen) und in illau 89 (worunter 2 mit Ballast) aus gegangen.

g. 67 Völler ei. Im Kirchdorfe Paterswalde im Kreise ehlau starb ein Knecht im Krüge in Folge des uͤbermaäͤßigen

; kanntwein⸗Genusses, und ist die polizelliche Untersuchung wi⸗ er die Kruͤgerin daselbst eingeleitet worden.

ö Vieh⸗Krankheiten. In mehreren Kreisen des egierungs⸗ ezirks ist unter den Schafen die Pocken Krank⸗

eit ausgebrochen; dagegen ist die Maul und Klauen Seuche

prahlerisch zu seyn, ünd namentlich bewunderaswürdig

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in mehreren erloschen. Unter den Pferden hat sich an einigen Orten die Räͤude und unter den Schweinen der Rothlauf gezeigt.

Danzig, 8. Nov. Verunglücktes Schiff. In Folge der letzten Orkane lag ein gekentertes Schiff auf unserer Außen-Rhede, wie eine Klippe, den ein- und ausgehenden Schiffen Gefahr bringend. Die Versuche, es fortzubringen, mißlangen, auch gebot es die Pflicht, fuͤr das fremde Eigen 8 sorgen, daß man mit dem Fortschaffen desselben das Bemuͤhen, Schiff und Ladung zu retten, verband. Der hiesige geschickte Schiffsbaumeister Herr Klawitter unternahm es nun, dasselbe auf offener See umzukehren und in den Hafen zu bringen. Nach unglaublicher Mühe und nachdem man oft an dem Erfolg der unternommenen Arbeit verzweifelt hatte, gelang es vorgestern fruͤh, das Schiff wieder aufzurichten und in den Hafen zu bringen. Es ist mit keinem daran geschriebenen Na— men versehen; die blecherne Buͤchse, welche gewohnlich die Pa— piere des Schiffes enthalt, lag geöffnet und leer in der Kajüte, als ein Beweis, daß sich die Mannschaft in dem Augenblicke des Umstuͤrzens gerettet, der Capitain die Schiffs Dokumente mitgenommen hatte und wahrscheinlich mit dem Boote verun— aluckt ist. Es fand sich jedoch spaäͤter eine Armenbuͤchse auf dem Schiffe und darauf der Name Meinicke, worauf ausgemittelt warde, daß Meinicke ein Schiff von derselben Größe und Bauart, die „Resolution“, von Stralsund aus gefahren und im vorigen Jahre an den Capitain Claussen in Memel verkauft hat, von wo es am 8. Oktober, gefuhrt vom Capitain Stief, und mit Holz beladen, nach Bridslington ausging. Daher ist wohl mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß das gekenterte Schiff die „Resolution“ sey.

Bromberg, 7. Nov. Feuerschâden. Der verflossene Monat zeichnet sich durch stattgehabtes Brand-Un— aluͤck vor vielen anderen auf die betrüͤbendste Weise aus, denn am . Oktober brannten in dem Dorfe Rosko (Kreis Czarnickau) 17 Wohngebäude, 33 Scheunen, 4 Speicher und 153 Ställe und andere Wirthschasts-Gebaͤude ab; uns am 23. Oktober wurden im Dorfe Golandz (Kreis Wongrowiec) 22 Haäͤuser, und 21 Staͤlle gänzlich eingeäschert und 12 Wohnhaäͤuser und 16 Staͤlle großentheils vom Feuer zerstoͤt. Nicht minder war in der Nacht vom 27. zum 28. September das Dorf Dreidorf von einer gro⸗ ßen Feuersbrunst heimgesucht worden, die in Folge des heftigen Windes 25 Wohngebaͤude nebst dem Schul? und Bethause, 23 Scheunen und 2 Stallungen in Asche legte. Durch den Verlust der eben eingebrachten Aerndte, der Winterfuͤtterung und theilweise des Vieh- und Wirthschafts-Inventars sind die von dem Ungluͤck betroffenen Einsassen in die größte Noth ver— setzt, und die Wohlthaͤtigkeit der umliegenden Ortschaften hat nur zum kleinsten Theile durch augenblickliche geringe Unter stutzung das Elend mildern koͤnnen. Im Ganzen sind im hiesigen Regierungs-Bezirk im Oktober durch 16 Braäͤnde 72 Wohngebäude, 36 Scheunen, 187 Stallungen und 4 Spei—⸗ cher gaͤnzlich ein Raub der Flammen, und 12 Wohnhaäͤuser und 16 Staͤlle zum Theil zerstoͤrt worden.

Erfurt, 10. Nov. Prämle von 100 Rthlr. fuͤr das beste Bier im Eichs feld e. Die Königliche Regie— rung hierselbst hat eine Bekanntmachung ergehen lassen, in welcher es heißt: „Wir haben beschlossen, zur Verbesserung der Bierbrauerei im Eichsfelde fuͤr denjenigen Brauer oder die— jenige die Brauerei betreibende Gemeinde, welche ihr Brauwesen durch neue zweckmäßigere Einrichtungen und Anschaff ung bes⸗ serer Geräthe wesentlich vervollkommnen und während der Dauer eines Jahres das beste Bier in jenem Landestheile geliefert ha— ben, eine Praͤmie von 100 Rihlr. aussetzen. Es lehrt nämlich die Erfahrung, daß in allen denjenigen Gegenden, wo gutes Bier gebraut und zu mäßigen Preisen verkauft wird, der ver— derbliche Genuß des Branntweins weniger stark ist, als da, wo das Bier schlecht und theuer ist. Es ist daher mit Grund zu hoffen, daß die Verbesserung der Bierbrauerei, indem sie ein gesunderes, nahrhafteres und schmackhafteres Getränk darbietet, wesenrlich dazu beitragen werde, dem uͤberhandnehmenden Branntweintrinken entgegen zu wirken und so einem großen physischen und moralischen Uebel Gränzen zu setzen. In den drei Eichsfeldischen Kreisen steht die Bierbrauerei noch auf ei— ner niederen Stufe, dagegen ist der Genuß des Branntweins nur zu allgemein verbreitet.“ Es werden dann weiter noch diese Verhaͤltnisse auseinandergesetzt und das Verfahren bei der Pruͤfung u. s. w. naͤher angegeben. Vorlaͤufig ist diese Praäͤmie fuͤr 3 Jahre zugestanden.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Aus stellung auf. ö Akademie der un st e.

Wir kommen nunmehr an diejenigen Fächer, in welchen der Reich thum gegenwärtiger Ausstellung busteht, die Landschaft und die Skulp— tur. Doch ist es Zeit, vor allen Dingen der Beisteuer der ausländi— schen Künsiler zu gedenken. Daß wir diesen ungemein viel verdan⸗ ken, und daß ohne sie manche Lücke unausgefüllt geblieben wäre, wird von unserem Publikum auf das lebhafteste anerkannt, laute Bewanderung aber hörte man vielfältig von unseren Künstlern vor den Werfen dieser sehr willkommenen Gäste. Unter ihnen find die Hariser bei weilem die zahlreichsten, demnächst die Belgier und Hol⸗ länder; dagegen sind die Werke der Englischen Känstler, welche uns die Vorrede des Katalogs verhieß, leider ausgeblieben, und unsere öst— lichen Rachbarn trafen auch nicht so zahlreich ein als wir gewuünscht hätten, und als in früheren Jahren schon der Fall war.

Die uns von Paris zugekommenen Kunstwerke gehören ihrem größten Theil nach der Landschaft an, und namentlich haben wir zahlreiche Architekturstücke und Marinen erhalten. Girousg, von zem schon früher ein meisterbastes Werk auf dem Wege des Kunst— handels zu uns gelangt war, stellt sich uns mit einem wunderschönen Bilde aus den Französischen Alpen vor. In einem tief eingeschnit— tenen Felsthal rinnt ein klares, weißschäumendes Gebirgswaffer Über Felegeröll, und von dem sprühenden Schaum erhält die Vegetatfon an den steitlen Wänden umher ein frischeres Grün. Anmuthig win⸗ det sich das Thal in die Ferne, der Bach entschwindet dem Äuge in phantasitreichen Baumgruppen, von obenher aber schauen die beschnei⸗ ten Ä penglpfei in das tiefe, schattige Thal herein. Das Freundliche vereinigt sich hier mit dem Großen, das Frischbewegte mit dem Still abgeschlossenen und Heinlichen; der Pinsel tst frei und dreist, obne t h ͤ in dem Wasser und dem Laubwerk; mit dem feinsten Gefühl und mil Sicherheit sind Lufttönt des Grüns beobachtet, woran, wie man weiß, die Land— schaftsmaler so häusi, scheitern.

Unter den Frangzösischen Architeltarbildern ragt ein erst in den letzten Tagen erschienenes von Watglet besonders boch, ja wir stehen nicht an, es für das besie dieses Künstlers zu erklären, der seit läuwð

frer Zeit unseren AÄusstellungen treu geblieben ist. Es in ein Blid auf

aris, von der Kolonade des Louvre aus genommen. Man schaut die Seine aufwärts und hat, falls wir recht berichtet find, den Pont⸗ neuf inmitten des Bildes; zu beiden Seiten ziehen sich schöne Quaps bin, jenseits der Brücke ist eine Insel mit interessanten Baulichkeiten.

Jmposant hebt sich die Brücke börvor und nicht minder die eren

gen Häuserreihen; seins eigentbümliche Schönbeit aber empflugi das Bild durch das helle weiße Tageslicht, welches überall gleichmäßig ienh⸗

tet, und durch die sreie klare Luft, welche alle Gegenstände umfließt und umspielt. Hierju so viel Verständniß alles archneftenischen De— tails und ein so großartiger und geschmackroller Vortrag und es ist wohl kein Wunder, daß das Bild eine so seltene Anziehunge kraft ausübt. Es ist übrigens nichts versänmt, was Lebendigkeit und Alu— sion eüböhen konnte; an dem einen Quay wird eben cine sitißern— Treppe gebaut und die Felsquadern liegen, neben dem bereits volleu— deten Theil, in malerischer Unordnung; als Haupistaffage dient eine Pferdeschwemme, in welche so eben einige Pferde dinemgeritten wei— den; vortrefflich ist ausgedrückt, wie das eine Pferd schlürft. Auf einigen Schiffen imm Fluß hat der Künstler nicht unterlafsen, das neue Paniser Grün anzubringen, womit die Fran jösischen Künsiler so gern im Gegensatz der Lufttsne an kleinen Siellen eine gesitigte Farben— kraft hervorrufen; hier aber paßt es nech ganz befonders zu kisser gleichsam kühlen und klaren Harmonse. Das Kunswerk ist von einer illusorischen Wirkung, wie wir sie außer dem Diorama noch auf kei— nem Bilde gesehen haben.

Bon Moin, dessen Aguarellen schen in früheren Jahren die Aufmerksamfeit unserer Künsiler auf sich zogen, erfreut die Aus siellung sich zweier Bilder, von denen das eine: Köln vom Rhein aus geschen vor Sonnenaufgang, einen bedeutenden fünstlerischen Werth bat. Der Charafter der frühen e und der glatte Spiegel des Fusses, von wenigen Fischerkähnen belebw und durchfurcht, weiche ibre Waare zu Markt bringen, ist von der frappantesten Wahrbein; eine küble Stille ruht über der Stadt, aus welcher der Dem sich majtstä⸗ tisch erhebt. Von demselben Künsiler haben wir noch ein bewegtes figurenreiches Bild: die Taufe eines Schiffes, und ein Paar fleiüere Marinen. Lepoittevin, der uns vor zwei Jahren mit seinem Vengeur beschenkte, bat diesmal nur kirinere Seesiücke gegeben, unter denen sich aber eins, die Schleichhändler an ener Fran zösischen Küste, durch dieselde Meisterschaft empfiehlt. Die Bewegung des salzigen Ele— ments mit wenigen sicheren Pinselstrichen ausgedrückt, ist un vergleich— lich und auf allen Gesichtern verrät sich durch Unruhe und schlechtes Ge— wiffen sehr bald das Gewerbe dieser Speditienshändler. Höchst bewäün— dern swürdig ist von demselben eine Winter⸗Landschaft bei großer Einfach beit ihrer Gegenstände, denn man schaut einen Fluß aufwärts in eine flache Gegend, in der sich nur eine Windmühle erhebt, allein die abendliche Beleuchtung, der Charakter des winterlichen Himmels und vollends das Eis, dessen Spiegel von zahlreichen Schlittschuhlcufern bereis zerfurcht ist, sodann die Risse desselben und einige um eine ausgehauene Stelle umherliegende klare Eisstückchen, dies ist mit einer Auffassung und darstellenden Kraft gegeben, welche kaum ein plus ultra denken läßt. Wäre diesen Künstlern zu ihrer tuergischen Art, die Ratur zu ergrei— fen, zugleich noch ein gleiches Maß von r gegeben, wer könnte mit ihnen Schritt hallen! Da es aber bei wellem in den meisten Fällen mehr die prosaische Wahrheit ist, welcher sie nachstreben, so bleibt unseren Künstlern, die von jenen so viel lernen können, doch immer noch genug übrig, um, so imposanten Leistungen gegenüber, nicht das Gleichgewicht ju verlieren.

Der erste Marinemaler von Frankreich bleibt aber Gudin. Seinen Golf von Reapel haben wir noch in frischem Gedächtniß, und wir werden diesmal insofern wieder daran erinnert, als ein klei— neres Bildchen des Meisters von derselben Palette gemalt scheint: ein Meeresgestade mit einem Thurm; eine sonnenhelle Säarecco-Luft webt über dem Golf und dem Vorgebirge. Höchst anziehend ist ein anderes kleines Bild, darstellend ein strandendes Fahrzeug; wieder ein anderes: Felsenküste aus der NRormandit, hat, so leicht es hingewor— fen ist, entzückende Schönheiten der Farbe und der Bewegung des Meeres bei untergehender Sonne. Reuerdings sind zwei große Bil— der von Gudin, von ungleich größerem Umfange ünd noch höberem Kunst—⸗ werth als die genannten, zu uns nach Berlin gekommen; wir sahen sie aber leider nicht auf der Ausstellung, sondern in der Lüderitzschen Kunsthandlung. Beides sind Seestücke, wie es scheint aus dem WMit⸗ telländischen Meere, mit schöner Felsenküste und heller blendender Son⸗ nen⸗Beleuchtung. Das eine ist mehr ein Effektstück, sowohl in seinen pban⸗ tastischen Felseuformen und der wilden Wellen-Bewegung, als auch in dem strablenden Sonnenlicht; weniger fühn, aber um so durchge⸗ bildeter und harmonischer und von zauberischem Reiz des Lichtes ist das andere, welches eine mäßig bewegte Ser zeigt, befchifft von einem ö mit südlich heiteren Raturen; in der Ferne zieht eine

regatte in vollen Segeln und majestätischer Pracht dahin. Die Fel senküste ut Maurischer Architeftnr auf dem Gipfel weist uns nach Sicilien hin: und welch' eine warme, klare, feuchte, milde Luft weht über Land und Meer. Die Spiele des Lichts auf dem fließenden durchsichtigen Wasser fesseln das Auge und man glaubt das Hinauf— rollen und Zurückfließen des Wellenschlages am ilfer zu sehen und das sanfte Rauschen zu hören. Zwei Marinen von Perrot haben, ibr Verdienst, doch müssen sie freilich vor Guüdin die Segel streichen; werthvoller ist eine Aussicht über Neapel und den Vesuvr von diesem Künsiler. Den Vordergrund bildet eine Weinlaube, in der Winzer und Winzerinnen ein wahrhaft südliches Raturleben athmen; das Bid würde noch vitl allgemeiner anziehen, wenn der Maler sich nicht in einzelnen Farben vergriffen hätie, namentlich sind wohl die Schatten für so freie Luft zu schwarz und trüb gerathen. Mehrere sehr vor⸗ treffliche Bilder aus Paris behalten wir uns für einen nächsten Ar— tikel vor. Gr.

Karlsruhe. (Reue Erfindung im Gebiete der Ärtil«— lerie.) In dem Großherzogtbum Baden fand bekanntlich vor kar— em mit mehreren auf nene Art censtruirten Artillerte-⸗Fuhrwerken ein größerer Probemarsch statt, welcher seine Richtung durch die schwiertgsten Gebirgswege des Schwarzwaldes nahm, und wobei sich die neue Construction als so vortrefflich erwies, daß sie einer beson⸗ deren Aufmerksamkejt würdig ist. Das Wesentliche dieser eigenthüm⸗ lich gebauten Fuhrwerke besteht darin, daß, mit Beibehaltung des neuen Französischen Protzhafens und Ringes, eine sich selbst tragende, einfache und zur Anbringung einer Vorwage geeignete Deichfel in Anwendung gebracht worden ist. Die hierzu dienliche Einrichtung der Protze ist von einem der tüchtigsten Idi Artillerie Offi⸗ . dem Capitain Ludwig, vorgeschlagen worden, und zeichnet sich urch Einfachheit, Festigkeit und leichte Handhabung gleich vortheil— haft aus. Diese Lüdwigsche Protze bat hohe Vorderräder, einen zum Anufsitzen eingerichteten Protzkasten und ist mit einem, in der eiser— nen Achse beweglichen, etwa 21/ Fuß rückwärtsgreifenden Protzhaken versehen, welchet zur Aufnahme des Protzringes dient, der nach Eng— lischer Art an den Laffeten und Hintergestellen sämmilicher Seschütze und Wagen angebracht ist. Die ses System ist so beschaffen, daß die Deichsel für jedwede Belastung der Fuhrwerke eine unveränderliche, ruhige Stellung behält, dabei aber auf unebenem Terraia dem Zug der fen aufwärts sowobhl, als auch abwärts zu folgen vermag. und segleich wieder in ihre vorige Siellung zurücktebrt, sebald die Pferde auf ebenem Boden anziehen. Bei dieser Einrichtung ist es kaum möglich, daß eine Deichsel abgebrochen werde, inden die Zug⸗ linie derselben und der Pferde immer in eine Richtung fallen, und überdies durch einen, gegen 80 Grad betrazenden Leitungs winkel die Seitenbewegung der Beichsel von allen hemmenden Einwirkungen be⸗— freit ist. Durch diese Erstndung scheint, nach den bisderigen Ver— suchs- Ergebnissen zu urtheilen, die Aufgabe glücklich gelöst zu seyn— mit Beibehaltung der einfachen Deichsel und Vorwage die nach ur— sprünglich Englischem Spsiem eingerichteie Verbindung der Vorder⸗ und Hinter-Gestelle sämmtlicher Artillerie- Fubrwerke in Anwendung zu bringen. Ein weiterer Vortbeil des Spstems bestebt darin, daß— anstait der von vielen Artilleristen beanstandeten Block- Laffeten, für sämmtliche Feld⸗Kaliber Wangen, Laffcten angenommen worden sind, deren eigenibümliche Zusammensetzung sowehl die Verwendung der Bohlen ven gewöhnlichen Dimensionen und selbst alter Laffeten, als auch die leichle Handhabung gestattet, welche den Block-Laffeten lu— gestanden werden muß. Der 28 Tage andauernde Probemarsch, für den zum Theil unwegsame Gebirgs⸗Gegenden aufgesucht wurden, und worunter die Besteigung des Gipfels des Feldberges, des böch⸗ sien Gebirgsrückeng des Schwarzwaldes, eine rübmliche Erwähnung verdient ist dußerst befriedigend ausgefallen, so daß in der Sreßber— joglich Badischen AÄritllerie wahrscheinlich in Spstem augenemmen werden wird, dessen vielfache und vielleicht noch der Vervollkemm— nung fähige Borzüge die Beachtung jedes Artilleristen verdienen.