1839 / 8 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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gangnin ein, daß sich derselbe bei Gelegenheit der Parisiennes durchaus als ein guter Verwandter geieigt habe. Rach einigen wei teren Aussagen wurde das . 9 geschlossen, und nachdem die Sitzung eine balbe Stunde ausgesetzt worden war begann Herr Parqüin? der Adrokar des Herrn Siequet, seine Vertheidigungè— Rede; in diefer fagte er im Wesentlichen: „Dieser Prozeß hat seit der Eröffnung der Verhandlungen eine andere Gesialt gewon⸗ nen. Der JSerauggeber des, „Messager«“ vertheidigt sich nicht mehr gegen die Anklage bös williger Verleumdung, sondern er bat sich zum Ankläger aufgeworfen und Herr Gisquet befindet sich in der Stellung eines , e. Selne Verwaltung soll durch Betrügereien und Bestechungen r. seyn, er soll die tlein⸗ sien Begünstigungen verkauft haben. nd dennoch bestehen die Ver⸗ brechen des Herrn Gisquet in nichts Anderem, als daß er die Kon—⸗ zession zu einem Sade verliehen und zu Gunsten einiger thätlgen nnd fleikigen Beamten Omnibuslinien bewilligt oder modiß irt hat? Und auch dies meist nach vorangegangener Uniersuchung, Berathung und Berichterstattungt Die Presse ist weit entfernt, den Ausgang eines Projesses, von dem die Ehre meines Klienten abhängt, abzu⸗ warten; sie bleibt nicht stumm und unbefangen, sondern sie verurtheilt und verdammt zum Voraus. Ich mache mich anbheischig, auch den leisesten Berdacht, der meinem Klienten vom „Messager“ Schuld ge⸗ gebenen Verbrechen, zu zerstören.“ Er ging bierauf zu einer Unter. suchung der Beziehungen, die zwischen dem Polizei⸗-Vräfekten und Herrn Foucault stattgefunden, über, von dem Enistehen ihrer Be⸗ fanntschaft in London an, bis zum Augenblicke ihrer Entzweiung. Herr Gisquet habe sich ein Jahr in London befunden und hier seven auch Herr und Madame Foucault, die in demselben Hause ge⸗ wohnt? zuerst mit ihm belannt geworden. Der Eine hätte ein Geschäft mit Flinten, der Andere mit Sãäbelklingen ma⸗ chen wollen: Als Ferr Foucault erfahren, daß Herr Gisquet das Zutrauen Casimir Périer's besessen, habe er sich noch mehr um seine Gunst beworben, und vermöge dieser auch Manches erhalten. Als Herr Gisquet dann Polizei-Präfekt für ihn geworden, sey diese Verbindung noch gewinnbringender für Herrn Foucault ausgefallen. Nach der zwischen beiden entstandenen Entzweinng habe Herr Fou⸗ cault ales Mögliche gethan, um die verlorene Gunst wieder zu ge⸗ innen. Er sey nach Cognac geresst, um dort die Ernennung seines Beschützers zum Deputirten zu betreiben, und da sich hier die Aus⸗ sichlen ungünsttg e t, zu gleichem Zwecke nach Saint-Denis ge⸗ cangen. „Sehen Sie ihn nur“, fuhr Herr Parquin fort, „wie er den Brief an die Wähler schreibt. ..“ ‚Vertbeilt, wollen Sie sagen“ unterbrach ihn Herr Mauguin, „denn geschrieben hat ihn wohl Ihr Klient.“ „Also vertheilt und ihm eine unbegränzte Ergeben⸗ Fet widmet. Alles, was sich auf das Privatleben bezieht, muß ich lbergehen, aber erlauben Ste mir zu sagen, daß ein vertraulicher Brief des Herrn Gisquet an Madame Foucault, welchen diese ihrem Manne zeigen sollte, in diesem einen so grundlosen Haß entzündet, der sich zuern in einer Herausforderung, dann in einem Briefe, in welchem er Herrn Gigquet zu tödten drohte, Luft machte, und daß dirset Haß ihn endlich verleitete, den Brief dem Herausgeber des Messa⸗ ger“ zu übergeben. Herr Parquin 2n hierauf auf die einzelnen Anklagepunkte ein und sucht zu dem Schlusse zu gelangen daß sich aus Einer der angeführten Thatsachen die Anklage der Bestechung und Gelderpressung erweisen laffe; aus keiner gehe hervor, daß er einen Obol eingesteckt, und die ganze Anklage beruhe nur auf den „esbsisüchtsgen, haßaihm enden und lügenhaften Aussagen des Herrn Foucault. Man tadle immerhin, sagte er dann, sein oöffeniliches Le⸗ en, man tadle, wenn man will, den Pelizei⸗Präfetten, daß er seine Gunsi nicht besser verschenkt hat, aber hieraus folgen noch nicht Er⸗ pressungen und Bestechungen, deren man, ihn deschuldigt, ohne den Beweis führen zu können. Die Anschwärzung seines Privatleben s ruht auf dem vermeintlichen Geld⸗Anerbieten, das er einem be⸗ schimpften Ehemann gethan, aber dies erklärt Serr Gisquet ohne Westeres für cine schändiiche Lüge.. Von allen böswilligen An— griffen, sagte Herr Parquin am Schlusse seiner dreistün digen Rede, sst die einer Zeitung die gefäbrlichste., Möge ein Richts würdiger seine Galle in einer Schmähschrift ausschütten und diese verbreiten, so kann er gewiß viel Unhell siften, aber diese Verbreitung ist immer noch eine be⸗ schräukte, eine Zeitung dagegen, deren Einfluß unbegränzt ist, die in allen Organen der Presse ein Echo findet, welche mit der Schnelligkeit des Gedankens in die entlegensien Flecken dringt, hat noch eine ganz an⸗ dere Macht; und wenn diese ihre Spalten der böt willigen Verleum⸗ dung widmet, so kenne ich gegen das Uebel kein Heilmittel mehr. Ber kennte übrigens nicht die wahren Beweggründe der gegen Herrn Gigquet erhobenen wuthentbrannten Anklagen. Herr Gisquet hat bie Parteien bekämpft, er ist für die gesellschaftlicht Ordnung in die Schranken getreten. Das ist sein Verbrechen. „Meine Herren“, wendete er sich zuletzt zu den Geschwornen, „Ihnen ist cine große Aufgabe gestellt, und wenn Sie dieselbe nicht begreifen, so wird der periodischen Presse gar kein Zügel mehr angelegt werden können. Benn sie ibrs hohe Bestimmung vergißt und, slatt Gutes zu wir⸗ en, sich zu Verleumdungen herabläßt, so möge die Gerechtigkeit sich ebenfalls groß und siark zeigen, sie niederhalten, und sie in die Grän⸗ zen der vernünftigen, gemäßigten und gesetzlichen Erörterung zurück⸗ veisen.“ Hierauf wollte Herr Cappin das Wort ergreifen, allein da es schon spät war, so vertagte der Präsident die Sitzung bis zum Mittwoch.

Großbritanien und Irland.

London, 1. Jan. Die Agitation gegen die Korngesetze dauert fort, und die ministeriellen Blatter ermuntern täglich das Englische Volk zu den angestrengtesten Bemuͤhungen zur Organistrung von Vereinen und Entwerfung von Petitionen zu Gunsten einer Aenderung der Gesetze, weil sich, ohne aufs stärkste dazu gedraͤngt zu werden, die Minister in keinem Fall dazu entschließen wurden, dem Parlamente einen solchen Vor⸗ schlag zu machen. Einzelne Mitglieder des Kabinets sollen zwar dazu geneigt seyn, sie haben aber die Mehrzahl gegen sich, und selbst Die jenigen, weiche dem Premier-Minister zumuthen, er solle das vom Grafen Grey bel Gelegenheit der Reform-Bill gegebene Beispiel nachahmen und das Parlament aufloͤsen, wenn es den gerech— ten Forderungen der Natisn in Betreff der Korngesetze wider, strebe, geben doch zu, daß ein solcher Schritt von Seiten Lord Melbourne's eben nur dann von Nutzen seyn konne, wenn die Minister auf den energischsten Beistand des Voltes rechnen dürften, weil sie sonst durch Einbringung einer Bill gegen die Korngesetze nur ihren eigenen Sturz herbeiführen wuͤrden; es mössen daher die Waͤhlerschaften des Reichs erst so organisirt und gestimmt seyn, däß bei einer Aufloͤsung des Parlaments wenigstens mit einiger Gewißheit in dem neuen Unterhause eine den Korngesetzen feindliche Majoritaͤt zu erwarten ware, dann, daß man mit dem jetzigen Unterhause etwas gegen diese Gesetze durchführen koͤnne, daran sey gar nicht zu denken.

Nächsten Donnerstag wird der Marquis von Normanby mit seiner Gemahlin nach Dublin zuruͤckke ren.

Der Sieger vom Cap St. Vincent, apitain Napier, hat den Befehl ber den „Powersul“ von da Kanonen erhalten, und segelt in kurzer Zeit nach dem Mittellaͤndischen Meere ab. In dieser Ernennung will man theilweise den Zweck erblicken, dem alten Krieger einen entlegeneren Wirkungskrels zu berei⸗ ten, da er zu Hause der Regierung etwas laͤstig zu seyn scheine, indem er es ist, der die jetzige Rufregung uber den angeblich unbefriedigenden Zustand der Englischen Flotte vorzuͤglich ver—

anlaßt hat.

In Liverpool estern wieder ein Schiff, die „Sarah“ von Bahia e n welches am 5h c s. . segelte. Es herrschte zu sener Zeit die volkommenste Ordnung

ov. von dort ab⸗

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frlebigendem Zustande. Von Mon te vides ist ebenfalls ein Schis, der „Reindeer“, angekommen, bringt aber nichts Neues. err van de Weyer empfaͤngt mit der Hand der Miß Bates ein Vermögen von 300,00 Pfd. Die Hochzeit soll in ä Tagen stattfinden; die Braut ist 19, der Braͤutigam 45 Jahre. m 28. Dez. wurde das Verhor des Agitarors Stephens vor dem Gerichtshofe der New⸗Bailey zu Manchester eröffnet; es fanden sich zu demselben Oastler, Fletcher, ightingale, Willis, Duke und andere Genossen des Pfarrers Stephens frei⸗ willig ein. Die Anklage beruhte auf einer am 13. Nov. unter dem Vorsitze von Stephens zu Leigh gehaltenen Versammlung,

bei der es sehr wild hergegangen war, und in welcher Stephens

durch aufruͤhrerische Reden zu offenen Gewaltthätigkeiten auf— gefordert haben sollte. Mehrcke Zeugen wurden abgehoͤrt und auch von Stephens befragt, so daß sich die Verhandlung sehr in die Lange zog. Endlich wurde beschlossen, daß Stephens gegen eine von ihm selbst zu leistende Caution von 500 Pfd. und gegen Stellung von zwei Buͤrgen, jeder zu 2530 Pfd., bis zur weiteren Verhandlung freigelassen werden solle. Dies geschah jedoch erst am 29sten Morgens, da man sich von der Tuͤchtigkeit der Buͤrgschaft zuvor uͤberzeugen wollte. Die weitere Verhandlung wurde dann auf den zten d. M. fest⸗ gesetzt. Am Abend hielten die Radikalen eine große Versamm— lung, in welcher beschlossen wurde, eine Subscription zur Be⸗ streitung der Kosten der Vertheidigung zu eroͤffnen. Schon am Abend vorher hatte eine Versammlung stattgefunden, in der die heftigste Sprache gefuͤhrt, das Verfahren des Gerichtshofes als das schmachvollste bezeichnet und von mehreren Rednern das Volk geradezu aufgefordert wurde, sich zu bewaffnen, da ihm sonst keine Hoffnung bleibe. Der von Feargus O Con, nor herausgegebene North-Star dagegen erklärt, daß die Zeit zum Kampfe noch nicht gekommen sey, und warnt das Volk vor der Falle, die man ihm durch die Verhaftung von Stephens habe stellen wollen. Stephens ist ein Mann von 32 Jahren, verheirathet und Vater mehrerer Kinder. Er war Prediger einer Wesleyianischen Genieinde, mißfiel aber, weil er unaufhörlich von den Uebeln der Verbindung des Staates mit der Kirche predigte, und wurde excommuzirt. Die Annahme des neuen Armengesetzes, dessen heftigster Geg— ner er wurde, machte ihn zum Volksredner; bei der letzten Parlamentswahl bewarb er sich um die Vertretung von Ashton— under-Lyne, fiel aber durch, weil er nur 20 Stimmen erhielt. ö hat sich durch Studien und Reisen auf dem Kontinent ge— ildet.

Am Freitag ist der protestantische Erzbischof von Cashel, Dr. Laurence, nach kurzer Krankheit gestorben. Er war der Erzieher Sir Robert Peel's, durch dessen Einfluß er spaͤter sein Erzbisthum erhielt, welches jetzt mit seinem Tode in Folge der Irlaͤndischen Kirchen-Bill erlischt, und in ein bloßes Bisthum von Cafhel, Emly, Waterford und Lismore uͤbergeht.

Im heutigen Sn findet sich die Nachricht, daß die Di⸗ rektoren der Ostindischen Compagnie, nachdem sie den Rath des Herzogs von Wellington eingeholt, den Befehl nach Indien ge⸗ schickt hatten, den Feldzug näch Kabul aufzugeben und die dort— hin bestimmten Truppen zuruͤckzurufen. Gutunterrichtete halten dies jedoch fuͤr ein bloßes Maͤhrchen, weil es gar nicht in der sacht der Direktoren stehe, so zu handeln, wie hier erzaͤhlt wird, da ihre Befehle ohne Kraft seyen, so lange sie nicht vom Praͤsidenten der Indischen Kontrolle, Sir John Hobhouse, kontrasignirt worden. Indeß wird bemerklich gemacht, daß die Mehrzahl dieser Direktoren eifrige Tories seyen, und daß die Art und Weise, in der sie sich bemuͤht haͤtten, den Maßregeln der Minister entgegenzuwirken, wohl Manches zu den jetzigen Schwierigkeiten in Indien beigetragen habe. ie Expedition nach Kabul hat jetzt wahrscheinlich schon ihren Anfang genom— men. Finden die Englischen Truppen dort ernstlichen Wider stand von Seiten der Bevoͤlkerung, jo wuͤrde, wie es die „Times“ schon neulich als moglich darstellte, ein blutiger und hartnaͤckiger Kampf zu erwarten seyn; man scheint aber viel eher darauf zu rechnen, daß das Land, durch die viel⸗ jährige Anarchie ermüdet, den alten Herrscher Schah Sudschah freudig aufnehmen werde. Von dem tapferen Vertheidiger He⸗ rats, Kam-Ram, hofft man auf eifrige Unterstuͤtzung, da er, wie man meint, durch die Wiedereinsetzung seines QOheims die ziemlich sichere Aussicht bekomme, dereinst selbst den Thron von Afghanistan einzunehmen.

Eine der ausgezeichnetsten Schriftstellerinnen Englands, Miß Landon, ist am 15. Oktober zu Cape⸗Loast⸗Castle an der Afrikanischen Kuͤste gestorben. Sie hatte sich vor kurzem an . den Gouverneur jener Niederlassung, ver— eirathet.

Bie ministeriellen Blaͤtter haben die Nachricht der „Ti— mes“ uͤber angebliche Unruhen in Quebek aufgenommen, ohne irgend eine Bemerkung hinzuzufuͤgen. Hieraus möchte man fast schließen, daß die Sache doch gegruͤndet sey, wenngleich die spaͤter aus New⸗York eingegangenen Zeitungen vom 10ten nichts davon enthalten. Die Berichte aus Halifax, von wo die „Ti⸗ mes“ jene Nachricht haben wollte, gingen bis zum 12. Dezem⸗/ ber; es wäre also wohl möglich, daß man dort zwei Tage spaͤ—⸗ ter von Quebek aus eine e eic! schon hatte, von der man am 109ten in Rew-Hork noch nichts wußte. Ueber NewYork erfährt man nur aus Montreal, daß das Kriegsgericht am 4. Dez. seine Sitzungen wieder eroͤffnete, und daß an diesem Tage die Vertheidigung der Angeklagten begann. Die drei Defensoren derselben, die Herren Hart, Moran und Drummond, hatten eine schriftliche Verih4idigung eingereicht, die aber das Ge— richt nicht annahm, indem es zugleich dem General- Prokurator be⸗ fahl, daß er keine Ruͤcksicht darauf nehmen solle. Mehrere Zeugen würden darn verhört, die jedoch wenig zu Gunsten der Angeklagten aussagten. Nur zwei der Letzten konnten ein Alibi beweisen. Man glaubk, daß der Spruch des Gerichts am ten erfolgen wuͤrde.

Der Standard enthaͤlt ein Privatschreiben aus Mont— real, in welchem in ganz bestimmten Ausdruͤcken gesagt wird, wenn die Britische Regierung nicht bald energische und kraͤftige Maßregeln treffe, so werde sie unfehlbar ihre Kolonieen in Nord ümerika einbüͤßen; es sey noöͤthig, daß die Franzdͤsischen Kanadier von allen oͤffentlichen Functionen ausgeschlossen wuͤr⸗ den, und daß das Englische die offizielle Sprache uͤberhaupt und an den Gerichtshöfen werde; Sir John Colborne sey zu alt, um die Krisis beschwoͤren zu konnen, die er abzuwenden den Auftrag habe; man habe Muͤhe, zu begreifen, wie nur die Negierung so unvorsichtig habe seyn können, 86 Franzoͤsische Nebellen vor Franzoͤsische Trlbunale zu stellen; es sey kein Wun⸗

J der, daß sie alle freigesprochen worden.

Der Chef der Infurgenten in Central⸗Am erika, Car— rera, soll nach Berichten aus San Salvador vom 20. Sept. in der Nähe von Gugtimala geschlagen worden seyn.

Es ist ein Schreiben aus Buenos Ayres vom 5. Okto—⸗ ber hier eingegangen, zu welcher Zeit die Blokade noch immer

und Ruhe in der ganzen Provinz, und der Handel war in be⸗

streng aufrecht erhalten wurde. Man war verschiedener Mei—

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nung daruͤber, welche Antwort der Gouverneur Rosas auf das von dem Admiral Lablane eingesandte Ultimatum ertheilen werde. Einige einflußreiche Personen glaubten, er werde den Vorschlag machen, das Franzoͤsische Geschwader solle sich zu— ruͤckiiehen, da der Streit durch Vermittelung Englands aus— gel chen werden koͤnne. Die Bewohner von Buenos Ayres etrachten die Blokade als ungerecht und als einen Versuch, das durch Gewalt zu erzwingen, was die Engländer auf fried lichem Wege erlangten. Aus Lima hatte man in Buenos— Ayres die Nachricht erhalten, daß der General Orbegoso ein Dekret-erlassen habe, wodurch die Peru⸗Bolivische Confoödera⸗ tion in Bezug auf Nord-Peru fuͤr aufgeloͤst und der Krieg mit Chili für beendigt erklärt werde. Santa-Cruz soll einge— willigt haben, seine Diktator⸗Wuͤrde fuͤr Nord⸗Peru nieder⸗ zulegen; uͤber Suͤd⸗Peru wird nichts gemeldet. Die Argenti⸗ nische Armee, welche in Bolivien gegen Santa-Lruz operirt, ist geschlagen worden, wodurch ihre ferneren Operationen ge— hemmt wurden. In Santa Cruz de la Sierra und in Cocha— bamba war eine Revolution ausgebrochest; genug, es herrschte uͤberall in Suͤd⸗Amerika die groͤßte Verwirrung.

Belgie n.

Bruͤssel, 2. Jan. Am gestrigen Neujahrstage empfingen der König und die Königin die Minister, das diplomatische Corps, Deputationen des Senats und der Repraͤsentanten⸗ Kammer und viele andere hohe Personen. Die Audienzen dauerten von 12 bis A Uhr Nachmittags. Im Namen des Senats hielt der Graf Arschot an den König eine Rede fol⸗

e alts: . Senat nimmt stets mit neuer Freude jede Gelegen— heit wahr, Ew. Majestät die Huldigungen seiner Ehrfurcht und Er⸗ gebenhelt darzubringen. Er erfüllt heute eine sebr angenehme Pflicht, indem er Em Majeslät seine Wünsche und Gratulationen ausfpricht. Der Senat, welcher der beständigen Sorgfalt Ew. Majestät vertraut, erwarset mit Ruhe den Erfolg seiner Anstrengungen zur Erreichung jenes ehrenvollen Friedens, welchen die Natien wünscht, Jenes Frie⸗ bens, deffen Dautr allein durch seine Gerechtigkeit gesichert werden kann. Indem Ew. Majestät den für die Landes⸗-Juteressen stets nachtheiligen Besorgnissen ein Ziel setzen, werden Sie Sich dadurch einen üucüch Anspruch auf dse Liebe der Belgier erwerben; diese werden darin ein neues Unterpfand der Dauer ihrer Jnstitutionen und Ihrer erhabenen Dynastie sinden. Ein unvorhergesehenes Er— eigniß bat übertriebene Unruhe verbreitet, welche die von Ew. Ma— jesät' Regierung vorgeschlagenen Maßregeln unbezweifelt hald zer— streuen werden. Der Senat hat sich bei dieser Gelegenhest beeilt. durch die Einstimmigkeit seines Votums darzulegen, daß er die ganze Wichtigkeit des Handels und der Industrie, dieser fruchtbaren Quel⸗ sen der' Rational. Wohlfahrt, begreife, und sein Bestreben wird im⸗ mer seyn, Ew. Majestät durch seine lopale Mitwirkung die Aufrich⸗ tigkeit der Gesinnungen und der Wünsche zu beweisen, welche er heute die Ehre hat, Ew. Majestät darzulegen.“ ö

Nachdem der Graf von Arschot auch an die Königin eine kurze Anrede e n, nahm Herr Raikem, als Praͤsident der Repraäͤsentanten⸗Kammer, das Wort und sprach im Namen der Letztern seine Wuͤnsche aus. „Diese Wuͤnsche“, sagte er unter Anderem, „sind bekannt, aber an einem Tage, der zu den Fa— milienfesten gezählt wird, muß es wohl dem Haupte der großen Belgischen Familie zur suͤßesten Genugthuung gereichen, die innige Eintracht aller Mitglieder derselben wahrzunehmen, ihren sehnsuchtsvollen Wunsch zu bemerken, vereinigt zu bleiben und von keinem ihrer Bruͤder, mit welchen sie durch so starke Bande verknuͤpft sind, getrennt zu werden.“ Der Koͤnig antwortete im Wesentlichen, daß der Belgische Staat in Wahrhert mit einer großen Familie verglichen werden konne, daß man bei keiner andern Nation eine groͤßere Eintracht der verschiedenen Volksklassen und mehr Uebereinstimmung der obersten Gewalten finden duͤrfte; daß Se. Majestaͤt, als Staats⸗Oberhaupt, seit acht Jahren alles, was Menschen moͤg⸗ lich sey, geihan habe; daß Höͤchstderselbe in allen seinen Bezie⸗ hungen seine persoͤnlichen und Familien-Interessen außer Acht gelassen, um sich ausschließlich mit denen des Landes zu beschaͤf⸗— tigen; dasselbe könne im Namen der Koͤnigin gesagt werden, welche bei aller Gelegenheit Beweise der groͤßten Hingebung fuͤr ihr Adoptiv-Vaterland, welchem sie aufrichtig zugethan sey, gegeben habe; daß während der acht Jahre der Koͤniglichen Regierung, und eine Regierung von acht Jahren muͤsse schon fuͤr etwas zählen, sehr schwierige Augenblicke eingetreten seyen, daß jedoch das Interesse des Landes, der einzige Gedanke ge⸗ wesen, der den Koͤnig immer beschaͤftigt habe. (

Hiesige Blaͤtter machen darauf aufmerksam, daß der

Köoͤnõig in seiner Antwort an die Deputation der Kammer guf

die gegenwärtigen politischen Umstaͤnde kaum hingedeutet habe, und daß man die Königlichen Worte auf eine dem Frieden guͤnstige Weise auslegen könne. An der heutigen Boͤrse sind zum erstenmale wieder die Fonds etwas gestiegen. t

Es heißt wiederum, daß der Köoͤnig naͤchstens wieder eine Reise nach Paris machen werde.

Der Moniteur publizirt jetzt die von den Kammern ge— nehmigte Anordnung zur Unterstuͤtzung der Belgischen Bank, Letztere sollte heute wieder ihre Thaͤtigkeit beginnen, doch ist bis jetzt noch nichts Näheres daruber bekannt geworden, Die Kommissarien der Bank haben die Absicht, mit den Geschaͤften des Haupt, Institutes auch die der beiden Filial, Banken in Antwerpen und Luͤttich wieder beginnen zu lassen. ö.

Der Koͤnig hat die Herren Smiths und Des maisieres, Mitglieder der Repraͤsentanten Kammer, und Dujardin, Ge⸗ nerak Secretair der Finanzen, zu Regierungs⸗Kommissarien bei der Bank von Belgien ernannt, wo sie uͤber die gengue Befol— gung der mit der Regierungs-A nleihe verbundenen Vorschriften wachen sollen. .

In unsern militairischen Kreisen geht das Gerücht, daß Gencral Daine, derselbe, der im Jahre 1831 bei Hasselt so ausgezeichnet in die Flucht geschlagen wurde, wieder in Akti⸗ vität gesetzt worden, und das Militair-Kommando von Venloo und der Provinz Limburg erhalten habe. ̃

Nicht 1506 Kanonen (wie es gestern durch ein Versehen in einigen Exemplaren hieß) sondern 125 befinden sich gegenwär⸗ tig in der Festung Venlso. Die Regierung hat, wie es heißt, angeordnet, daß noch 20 Stuͤck dorthin gebracht werden sollen.

Hier ist ein Sendschreiben an den Kaiserl. Oesterreichischen Gesandten bei der Londoner Konferenz, Grafen Senft von Pilsach, im Druck erschienen. Hiesigen nicht revolutionairen Blättern zufolge, ist das Ganze, das von einem Auslaͤnder her⸗ ruͤhren soll, ein Gewebe von Persoͤnlichkeiten und Abgeschmacki⸗

eiten. ; h Zu Antwerpen sind im verflossenen Jahre 1538 Fahrzeuge eingelaufen.

Schweden und Norwegen. Christiana, 21. Dez. Folgendes ist, nach dem Norwe⸗ gischen Text, die Antwort des Köoͤnigs auf die Anrede des Ca⸗

pitaln Zoß, als Wortfuͤhrenden des hie sgen Gemeinde Vorstan⸗ (der Vormänner und Repraͤsentanten“ der Stadt):

Meine * Sie wiederholen jetzt den Ausdruck der Ge⸗ füble, welche Sie gestern bei Meiner Anfünst aussprachen, und welche Sie bei jeder früheren Gelegenheit an den Tag gelegt. Als Organ Ihrer Mitbürger stellen Ste das Bild einer Munizipal-Verwaltung dar, welche die Denkart der Einwohner vellkommen kennt, und Sie haben die Genugthuung gehabt, aus dem lebhaften Freudenruf der—⸗ selben, den Wiederklang der Worte zu vernehmen, welche der Bürgermei⸗ ster der Stadt, umgeben von der Bevölkerung der Hauptstadt, aussprach. In der Eigenschaft der erwählten Repräsentauien dieser Stadt wün⸗ schen Ste Mir heute Glück dazu, daß Mein vorgerücktes Alter mir erlaubt bat, Mich zu einem treuen Volke zu begeben, und daß Ich, indem Ich Meines Herzens Reigung folgen könne, zugleich eine constitutionnelle Pflicht erfüllt habe. Dlefe habe Ich siets mehr sür ein Glück als für eine Verpflichtung angesehen. Kein persönliches Opfer ist zu groß für den Fürsten, der sein Volk liebt, insonderheit, wenn seine Gedan— danken und Handlungen nur zum Zwecke haben, das Wohl des Gan⸗ zen mit der Wohlfahrt der Einjesnen in Einklang zu bringen. Mehr als ein Bierteljahrhundert habe Ich die Denkart der Norweger nach Meiner eigenen beurtheilt. Ich wiederhole jetzt, was Ich bei mehreren vorhergehenden wichtigen Gelegenheiten geäußert habe. Der Norweger individuelle Feeiheit und Rechte sind Mir theuer, allein die ses Freihelts⸗ gefühl muß nicht allein bestehen, sendern anch mit Liebe zum Vaterlande vereinigt werden. Jenes leitet oft zu Mißgriffen, welche niederreißen und hat selten Kaaft und Guck genug, um allein zum Wohl des Ganzen zu wirken, während diese, indem sse den Enthusiasmus in seinen Gränzen hält, die Irrungen mildert, welche sonst leicht ent— stehen könnten. Die Nationen bleiben, während die Individuen verschwinden. Norwegens Geschichte bietet schöne Erinnerungen der Borzeit dar. Seine gegenwärtige Stellung, als selbstsländiges Königreich, verspricht ihm ein glückliches Loos unter den unabhängi— gen Rationen Europa's. Unter Einem Könige vereint mit dem Schwe— dischen Brudervolke, hat Norwegen nichts zu fürchten. Die Ge— setze, die Bormänner und Repräsentanten betreffend, die Ich sank— liontrt babe, waren lange ein Gegenstand meines Denkens über die Verbältuisse der bürgerlichen Gesellschaft. Ich habe stets geglaubt, daß, wenn die Kommunen sich mit ihren eigenen Angelegenheiten be— schäftigten, eine Rezierung, welche alsdann insonderheit die wichtige— ren finanziellen, gesetzgebenden, administrativen und politischen Ge— genstände wahrnehmen könnte, mit mehr Glück für das Land wirken möchte, welches sie regiert, als wenn sie in Einzelnbeiten eingehen würde, an welchen Erfahrung, Kraft und Kenntnjssse oft siranden. Es ist Mir besonders erfreulich, zu finden, daß die Einwohner von Cdristiania sich noch mit gleicher Erkenntlichkeit dessen erinnern, was Ich für ihr Wohl eingerichtet. Wenn Ich diefe nach den war— men Wünschen für das Wohl der Stadt, für ihre öffentlichen Einrichtungen, für allgemeine Ordnung und für das Glück ihrer Einwohner, die Ich jederzeit gehegt habe und stets hegen werde, beurtheile, so glaube Ich, sit mir zueignen zu dürfen. Meine Be⸗ strebungen in diesen Hinsichten haben jedoch bisher noch nicht völlig Meinen Wünschen entsprochen. Nichts desto weniger hat die Bevöl— kerung der Hauptstadt sich in den letzten 28 Jahren mehr als verdop— pelt, und die Aussichten zu ihrer Wohlfahri sind der Art, daß wir mit Zuversicht der Zukunft entgegen sehen können. Wir wollen uns vereint mit den Verbesserungen beschäftigen, zu welchen es der Mitwirkung der Regierung bedarf. Empfangen Sie, Meine Her— ren! die Veisichtrung Meiner Königlichen Gnade und Gewogenheit.“

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Muͤnchen, 1. Jan. (A. 3.) Die Angabe mehrerer Blaͤt— ter, als wuͤrden bereits Vorbereitungen zur Reise unseres Koͤ— nigs getroffen, ist eben so unwahr, als jene, daß der Herzog Max von Leuchtenberg nur 8 Tage hier verweile und sich dann nach Italien begebe, um von dort aus mit dem Russischen Thronfolger die Reise uͤber Stockholm nach St. Petersburg anzutreten. Wir koͤnnen versichern, daß dermalen von einer Reise des Herzogs nach Italien gar nicht die Rede ist. Se. Hoheit der Herzog Maxin Bayern ist gestern Abend hier an gekommen.

Munchen 2. Jan. (A. 3.) Ein uͤberaus verbindliches Schreiben des Ministers Grafen von Mols, datirt aus Paris vom 27. Dezember, das Direktor Cornelius gestern Abend durch die hiesige Franzoͤsische Gesandtschaft erhielt, zeigt ihm an, daß König Ludwig Philipp ihn zum Ritter der Franzoͤsischen Eh— ren⸗Legion ernannt hat. Von hiesigen Künstlern erhielten gestern aus der Hand Sr. Majestaͤt unseres Koͤnigs das Rit— terkreuz des Michaels-Ordens:; die beiden Professoren der Aka— demie der bildenden Kuͤnste, Schnorr von Carolsfeld und Schwan⸗ thaler, der Inspektor der Koͤnigl. Erzgießerei, Stieglmayr, der

Mechanikus Ertl und der Hof-Musiker Theobald Boͤhm (Er— finder eines Verfahrens, aus schlechtem Eisen gutes zu bereiten).

Wurzburg, 31. Dez. Das Fuͤrstliche Haus Loͤwenstein⸗ Vzerthheim⸗Rosenberg hat so eben einen enn Inn erlitten. Der Erbprinz Konstantin ist in der Nacht vom 26sten

auf den Asten d. M. in der Nesidenz zu Klein⸗Heuhach plöͤtz⸗ lich am Schlagfluß gestorben. Noch am Mittwoch hatte er sich, wie wir hoͤren, voͤllig wohl gefuͤhlt, am folgenden Morgen um 5 Uhr fand man ihn todt im Bette.

Hannover, 4. Jan. (Hannov. 3) Seine Majestaät der Koͤnig haben geruhet, den Kammerherrn und Reise-Mar— schall von Malortie auch zu Allerhöoͤchstdero Oberschenk zu ernennen. .

Stuttgart, 29. Dez. Die Moͤrder des Oher⸗Lieutenants v. Gaisberg sind bereits eingefangen. Es sind drei als Wil— derer laͤngst bekannte Maͤnner von dem Dorfe Gerlingen bei Leonberg. Da zwei von ihnen durch den Baron verwundet worden sind, so fand sich die Spur leicht.

Stuttgart, 2. Jän. Dem Schwäbischen Merkur wird aus Sigmaringen geschrieben: . , Jahr wird fuͤr das hiesige hohe Fuͤrstenhaus und das ganze Fuͤrstenthum mit einem glücklichen Ereigniß beginnen, indem zwei Glieder des alten Hohenzollernschen Hauses ihre eheliche Verbindung dahier feiern werden. Wie wir erfahren, wird am 7. Januar die Vermaͤhlung Sr. Durchlaucht des Prinzen Friedrich von

HDohenzollen, Hechingen, K. K. Oesterreichischen General, Feld—

wachtmeisters, mit Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Karoline

von Hohenzollern-Sigmaringen in der hiesigen Hof, und Stadt—

Pfarrkirche feierlich vollzogen.“

Freiburg, 30. Dez. (Karlsr. 3t Nach d . . . m eben ausgegebenen amtlichen Verzeichnisse 9 . .

der hiesigen Universitat betraͤgt die Gefammtzahl d i er ge erselbe diesem Winter⸗Semester 316, und i. , 9 Fam

der und 16 Auslaͤnder, zusammen 106, Juristen: 835 Inlaͤnder

und 19 Ausländer, zusammen 95, Mediziner, Pharmaz. und

Chirurg: 77 Inlaͤnder und 26 Auslaͤnder, zusammen 103. Phi⸗

losophen und Philologen: 36 Inländer und 12 Auslaͤnder, zu⸗

sammen 418. Auslaͤnder sind es im Ganzen 64.

Darmstadt, 4. Jan. (Großh. He Geburtsfest unseres allverehrten . e r. am zweiten Weihnachts Feiertage, erhielt diesmal eine beson⸗ ders schoͤne Weihe. Mittags 1 Uhr fand die heilige Taufe des am 28. November geborenen Prinzen, Sohnes St. Hoheit des

38 Prinzen Karl von Hessen, im ., Familienkreise,

in dem Palais des Durchlauchtigsten Vaters des Neugebore⸗ nen, staͤtt. Der Großherzogl. Ober⸗Hof⸗Prediger Dr. Leidhecker vollzog die Taufhandlung, welcher auch der Königl. Preußische Geschaͤftstiäger am hiesigen Hofe, Graf Redern, beiwohnte. Die hohen Tauf⸗Pathen sind: Se. Königl. Hoheit der Groß⸗ herzog, Se. Hoheit der Erbgroßherzog, Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Wilhelm von Preußen (Bruder Sr. Majestät des Königs), Prinz Heinrich von Preußen, Prinz Adaibert von Preußen, Prinz Waldemar von Preußen und Se. Hoheit Prinz Alexander von Hessen. Der junge Prinz erhielt die 8 Heinrich Ludwig Wilhelm Adalbert Waldemar exander.

Frankfurt a. M., 4. Jan. Die Hoffnung Bel⸗ giens auf kräftige Unlerstuͤtzung der Franzoͤsischen gesetzgebenden Gewalten in dem Widerstand, den es den Anordnungen der Londoner Konferenz leisten will, ist durch die Adresse der Pairs—⸗ Kammer zum Theil schon beseitigt. Ob es sich in seiner Er— wartung auf die Adresse der Deputirten⸗Kammer weniger truͤgt, wird sich in den naͤchsten Tagen herausstellen. Unterdessen nimmt das, was in Belgien vorgeht, unser Interesse fort— dauernd in Anspruch. Man beabsichtigt nun, in Luxemburg und Limburg eine allgemeinere Bewaffnung vorzubereiten und rechnet dabei auf thätige Unterstuͤtzung der Belgischen Regie— rung. Dabei entsteht aber die sehr ernste Frage, ob diese sich entschließen wird, den seitherigen Status quo auf eine, nament- lich im Luxemburgischen, Deutschlands Interesse gefährdende

Weise aufheben zu wollen. Wir glauben nicht; denn da durch wurde die Stellung Belgiens den benachbarten Maͤchten und besonders dem Deutschen Bunde gegenuͤber,

durchaus verruͤckt und in eine herausfordernde verwandelt werden. Man darf sicher uͤberzeugt seyn, daß von den betref— fenden Mächten, vorab von dem Deutschen Bunde, nicht gestat— tet wird, daß in den bestrittenen Theilen von Luxemburg und Limburg von der Velgischen Regierung außerordentliche Kriegs⸗ Maßregeln getroffen werden. Wir trauen der Belgischen Re— gierung, die sich allerdings, weniger dem Ausland als dem In— land gegenuber, in einer sehr schwierigen Stellung befindet, zu viel Klugheit zu, als daß sie sich zu einem Schritt verleiten lassen koͤnnte, der sehr bedeutungsvoll ware und von den ver— drießlichsten Folgen begleitet seyn wuͤrde. Doch wir wollen sol— chen truͤben Aussichten keinen Raum geben, sondern vielmehr wiederholt die feste Hoffnung aussprechen, daß die Hollaͤndisch⸗ Belgische Differenz einen Ausgang finden wird, da keinerlei Storung des mit so aufrichtigem Willen bis jetzt von allen Großmaͤchten aufrecht erhaltenen Friedens erzeugen kann.

Der Königl. Hannoverische Bundestags-Gesandte, Freiherr von Strahlenh eim, soll zwar noch nicht die Reise nach Hannover angetreten haben, indessen heißt es wiederholt, daß er sich vor Wiederaufnahme der Sitzungen der Bundes⸗Verhandlung jeden⸗ falls noch ugch Hannover begeben werde, z

Es bestätigt sich, daß vor kurzem in Sachsenhessen zwischen

einigen Kaiserl. Oesterreichischen und hiesigen sogenannten Buͤchsenschuͤtzen blutige Auftritte stattgefunden haben, doch hat man seitdem von Erneuerung solcher beklagenswerthen Vorfälle erfreulicherweise nichts vernommen. Die am verflossenen Montag stattgehabte Abrechnung un⸗ serer Boͤrse lieferte . Resultate, namentlich auch in Be⸗ zug auf die hiesigen Geld-Verhäaltnisse. Das Steigen der Fonds, namentlich der Hollaͤndischen Integrale, mit welchen sich die Speculation fortdauernd sehr rege beschaͤftigt, hielt bis gestern auch an. Heute blieben aber an der Börse die Fonds fast un⸗ veraͤndert, obgleich in Holländischen Integralen starke Einkäufe gegen baar stattfanden. Schon gestern wurde nämlich gesagt, unser Rechneigmt wolle die hier umlaufenden und 1,500,000 Fl. betragenden Rechneischeine demnaͤchst einziehen. Da diese Maß— regel aber nur sehr nachtheilig auf die Geld-Verhaͤltnisse des hiesigen Platzes (die allerdings durch zu erwartende Baarsen⸗ dungen von außen demnaͤchst unterstuͤtzt werden duͤrften) wirken wurde, so steht zu erwarten, daß eine weitere Prolongation der Rechneischeine eintreten werde. Die Taunus-Eisenbahn⸗A Actien unterliegen im Ganzen keinen ansehnlichen Veranderungen und halten sich auf 102 pCt. Ein einziger Stoß kann sie aber leicht unter Pari werfen, da die pecuniaire Perspektive, welche die Taunus⸗Eisenbahn stellen darf, bei der so hemmnißvollen Aus⸗ fuͤhrung der Unternehmung an der Boͤrse gar nicht mehr in Beachtung gezogen wird.

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Wien, 25. Dez. (A. Z.) Es soll ein zweiter Ungarischer Hof-Vicekanzler bestellt werden, und der gh en, 96. herr von Bedekovich diesen Posten einnehmen. Auch die Er— nennung von vier Ungarischen Hofräthen soll bereits beschlossene Sache seyn. Die Eroͤffnung des Ungarischen Landtages wird, wie verlautet, schon gegen Ende April in Preßburg geschehen. J Die Ankunft des Russischen Thronfolgers ist nun auf den 12. Februar festgesetzt. Um den erlauchten Gast auf entspre⸗ ö zu empfangen, sind bereits die noͤthigen Anstalten

Zwei Persische Prinzen, Bruͤder des regierenden Schahs, deren einer Kron-Bewerber seyn soll, sind auf der Hieherreise hegriffen. Sie sind hier bloß Gaͤste, und ist an ihr Erscheinen keine diplomatische Beziehung geknuͤpft.

Wien, 29. Dez. (A. 3.) Der Tod des Grafen Kaspar Sternberg ist fuͤr die Wissenschaftspflege in ö 3 Kalamitaͤt. Einer der Ausgezeichneten seines Jahrhunderts, war Sternberg der Stolz und die Zierde seines Vaterlandes, dem er ein ruhmbedecktes Andenken, und die unvergaͤnglichen Wirkungen seiner einflußreichen Thätigkeit in Böhmens Kul— tur und Wissenschaftspflege als Natlonaigut hinterläßt.

Der K. K. General- Major Graf Ladislaus Wrbna ist be— stimmt, den Ehrendienst der Begleitung bei Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Großsuͤrsten von Rußland, wahrend dessen Anwe—⸗ senheit in Wien, zu versehen.

Die Suspension der Belgischen Bank und die Wirren der politischen Angelegenheiten haben bisher auf den Stand unserer Staats Papiere keinen bemerkenswerthen Einfluß gehabt. Niemand findet sich geneigt zu glauben, daß, ungeachtet der dro⸗ henden Stellung, ein ernstlicher Ausbruch erfolgen werde; auch haͤlt man sich überzeugt, daß die Groß-Maͤchte nichts unver— sucht lassen werden, um den Frieden zu erhalten, und eine Ausgleichung zu bewirken. Die Belgischen Kaufleute besitzen e , n! Platze . Fonds, ö. die Oesterreichi⸗

Papiere von ihnen und den wei je her sehr gesucht waren. ,

Wien, 2. Jan. Am verflossenen Sonntage ver—

sammelte der Kaiser die Ritter vom Goldenen Vließe zu einem Kapitel, bei welchem dieser Orden dem Erzherzoge Friedrich,

Sohn des Erzherzogs Karl, und bekanntli ren in der 8963 Marine dienend, n n n,,

dies eine ihm von seinem erlauchten Vater vo ; ; bereitete Ueberraschung, von welcher selbst din k Ordens fruͤher nicht unterrichtet worden waren.

Vor einigen Tagen ist Herr von Liehmann, Kaiserl. Resi⸗ dent in Krakau, hier eingetroffen.

Die letzten Tage des alten Jahres waren ungewöhnlich be⸗ lebt, und obgleich die vor einigen Jahren aufgekommene Sitte, sich von der ArtigkeitsVerbindlichkeit der Gluͤckwuͤnsche durch ein Almosen loszukaufen, immer noch im Schwung ist, blieb das alte Herkommen, das junge Jahr mit dem althergebrach— ten Gluͤckwunsch zu begruͤßen, dennoch in seinem Rechte, und viele glänzende Versammlungen fanden statt, sowohl bei Hofe, als auch in mehreren Haͤusern der vornehmen Welt.

In vergangener Woche kam Sarim Bey, interimistischer Bevollmächtigter der Pforte am Englischen Hofe, hier an, und setzte seine Reise nach kurzem Aufenthalte fort. Er begiebt sich direkt nach Konstantinopel. Herr von Maurojeni, durch viele Jahre Tuͤrkischer Geschaͤftsträger in Wien, und, seit die Pforte hier eine stehende Botschaft unterhalt, bei derselben als Dl, men; angestellt, schickt sich zu einer Reise nach Lon⸗

on an.

Fetafi en

Von der Italiänischen Graäͤnze, 21. Dez. (A. 3.) So viel man vernimmt, hat bis jetzt etwa ein Drittel der po— litischen Fluͤchtlinge, in eontumaciam Verurtheilte und Depor— tirte des Lombardisch-Venetianischen Koͤnigreichs, welche die Amnestie vom 6. September nicht unbedingt begreift, die Gnade des Kaisers angefleht, die ihnen nur mit geringen Ausnahmen zu Theil geworden ist. Auch den wenigen bis jetzt Ausgenom— menen ist die Hoffnung gaͤnzlicher Begnadigung nicht benom— men, sondern diese nur von ihrem künftigen Benehmen bedingt erklaͤrt worden, da sie bis zur Publication jener großherzigen Amnestie als abgesagte Feinde der Regierung ihrer Heimath sich bewiesen haben.

Berichten aus London zufolge, wird der Herzog von Lucca noch nicht sobald wieder in seine Staaten zuruͤckkehren, vielmehr heißt es, daß Se. Durchlaucht eine Reise ins Innere von England, namentlich einen Besuch in Liverpool, Manchester u. s. w., vielleicht auch eine Reise nach Schottland und Irland zu machen beabsichtige. Der Herzog ist häufig in Gesellschaft seines Vetters des Prinzen von Capua.

Der Herzog von Bordeaux hat kuͤrzlich unter dem Incog⸗ nito eines Grafen von Chambord, in Begleitung des Grafen Montbel und des Herrn von Levis, einen Ausflug nach der Lombardei, Turin, Genua und Florenz unternommen, und wird uͤberall ehrenvoll emgfangen. Besonders großer Aufmerksamkeit erfreute sich der Herzog wahrend seines kurzen Aufenthalts in

Mailand sowohl von Seiten des kommandirenden Generals, Grafen Radetzky, als auch des Gouverneurs Grafen von Hartig.

Spanien.

Madrid, 24. Dez. Ein gestern Abend von Lissabon hier angekommener Courier hat die Nachricht uͤberbracht, daß der dortige Spanische Botschafter, Don Perez de Castro, seine Ernennung zum Conseils-Praͤsidenten angenommen habe. Er wird edoch erst gegen Ende des Januars hier erwartet.

In der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗ Kammer wurde der Antrag, der Wittwe des Generals Mendez Vigo eine Pen— sion von 2009 Realen auszusetzen, genehmigt. Hierauf began⸗ nen die Debatten uber die von dem Ministerium verlangte Autorisation, die Deputirten Cordova und Narvaez vor Gericht stellen zu dürfen. Die mit der Berichterstattnng uͤber diesen Gegenstand beauftragte Kommission ist der Meinung, daß die verlangte Autorisation bewilligt werden muͤsse. Herr Borrego, Deputirter fuͤr Valencia, vertheidigte das Benehmen der beiden Generale. Die Debatten werden heute sortgesetzt.

Man will wissen, daß der General O'Donnell zum Chef des Generalstabes des Grafen von Luchana ernannt worden sey.

Es hat hier einige Unzufriedenheit erregt, daß der Gene—⸗ ral Espartero fortwährend Waffen und Geld von der Regie⸗ rung verlangt, ohne die geringste militairische Bewegung den unternehmen, oder auch nur den Versuch zu machen, den. Karlisten Chef Castor zu beunruhigen, der in den Thaäͤlern von Mena, Sobra und Carenza die Ausrüͤstung und Einübung seiner Truppen mit der groͤßten Thaͤtigkeit betreibt.

Der Franzoͤsische Botschafter, . von Fezensac, hat ei⸗ nen Ball gegeben, denen, außer anderen angesehenen Personen, die Herzoge von Ofalia, Frigs und Gor, die Herren Isturiz, Pizarro, Onis, Arrgzola, Espeja und Martinez de la Rosa, so wie die meisten Mitglieder des vorigen und des jetzigen Mi— 1 . . nn Fuhrer der gemäßigten Partei bei⸗

ohnten. err von Campuzano war der einzi der Ultra⸗Partei angehoͤrt. ; ,

Murviedro, 16. Dez. Gestern fruͤh meldete der Tele⸗ graph den Abmarsch der ReserveDivision 36 Valencia. Sie fuuͤhrte 70 Karlisten mit sich, die in dem Gefecht bei Chiva am 2. Dezember zu Gefangenen gemacht worden waren. Der Ober⸗Befehlshaber begab sich sogleich, nachdem er hier ange— . ö 8 ,. 1. heute wurden die Gefangenen,

em sie die Troͤstung der Religion em l⸗ e ee 9 g pfangen hatten, saͤmm

Valeneia, 20. Dez. Bei seiner letzten Anwesenheit hier berief der General van Halen saͤmmtliche Civil“, Geistliche und Militair⸗Behsrden zu sich, und forderte sie in einer energischen Rede auf, ihn, so viel in ihren Kraͤften stehe, bei der Unter— druͤckung des Buͤrgerkrieges in den Provinzen zu unterstiltzen. Man versprach sich einen guten Erfolg von diesem Schritt. Der General van Halen befindet sich jetzt in Segorbe; Berso di Carminati in Litria und Aspiroz in Murviedto. Von Ca— brera glaubte man, daß er in die Umgegend von Morella zu⸗ ruͤckgekehrt sey.

Saragossa, 23. Dez. Der Karlistische Offizier, welcher vor einiger 0 an Cabrera geschickt wurde, um ihn zur Ein⸗ stellung der ,, der Gefangenen zu bewegen, aber un⸗ verrichteter Sache zurückkehrte und sich dann zu demselben Zwecke zu Don Carlos begab, ist wieder hier angekommen, wie es heißt, sehr zufrieden mit dem Erfolge seiner n., Man fuͤrchtet jedoch, Cabrera werde die Befehle des Don Carlos

nicht befolgen.

Gyoanssche Sränze. Dem Lugltschen Courisr wird aus San Sebastian vom 23. Dez. Folgendes geschrieben;

„Die von dem General O Donnell erlassene Verordnung, daß alle Personen, deren Verwandte in den Reihen der Karlisten