saze wir, denn das Ministerium ist entschieden. In der Thron⸗Rede ist von eingeleiteten Unterhandlungen die Rede, aber dieselben sind beendigt, und ich fordere den Präsidenten des Conseils auf, dies zu leugnen: Euer Gesandter hat zwar noch nicht unterzeichnet, aber ein Protokoll, welches nur zu einer Unterschrift vorliegt, ist nicht mehr für Unterhandlungen da. Vor einigen Tagen wurde die Ent—⸗ scheidung in Bezug auf Belgien getroffen; man theilte der Belgischen Regierung den Entschluß der Konfereuz mit und forderte sie zum Beitritt auf, um vor die Kammer hintreten und sagen zu können: „Was wollt Ibr? Die Belgische Regierung tritt den Entschlüssen der Konferenz Pbei.““ Aber dleselbe bat sich geweigert, dies zu thun. Belgien soll Limburg und Luremburg aufgeben. Das würde Belgien spun, wenn es nut dem Geld-Interesse gehorchte, aber es kann die Theile der Bevölkerung, die sich ihm angeschlossen haben, nicht fahren lassen, ohne die allgemeine Achtung zu verlieren, ohne selbst die Frankreichs einzubüßen.. Es handelt sich jetzt für mich nicht mehr bloß darum, meinem Vorgänger auf der Rednerbübne zu ant⸗ worten, sondern die Frage unter einem ganz andern Gesichts punkte aufjufassen. Als Ihr Antwerpen belagertet, da wurde ein großes Ge⸗ keimniß offenbar? es zeigte sich, daß die Rordischen Mächte Eure Deransforderung nicht annehmen wollten. Jetzt thut Ihr das Ge— gentheil von dem, was ihr vor Antwerpen gethan habt. Man will ett einen Beweis Eurer Schwäche geben, zeigen, daß Ihr die Her. ausforderung des Nordens nicht anzunehmen wagt. Was wird n Europa 'triumpbiren, das Recht von Gottes Gnade oder der Natfonalwwille? Darauf kömmt es jetzt an, die Sache der Kammer ist es, zuzusehen, was sie thut, und ob sie Limburg und Luxemburg aufgeben soll. Ich weiß wohl, was der Herr Präsident des Consells sagen fann; er wird die Traktaten, die Diplomatie, Fie Londoner Konferenz, die Verpflichtung, unser Bersprechen zu ballen, anführen. Aber existirt deun wirklich ein Traktat? Es hat einmal einer existirt, wenn ich mich nicht irre. Ein Traktat, meine Herren, ist nichts Anderes als ein Vertrag. Der König Wil— helm sollte die Erlaubniß haben, im Jahre 1831 die Vollziehung des Traktates zu verweigern, und jetzt, unn es ihm gelegen scheint, wie— der dessen Ausführung zu sordern! Sieben Jahre gehen nicht spur— los über ein Volk dahin. Ich frage den Herrn Präsidenten des Con— seils vor Gott und den Menschen auf seine Seele und sein Gewis⸗— sen (Gelächter), glaubt er wirklich, daß der König Wilhelm Belgien aufgegeben habe? Nein! Rein! Man möge einen Freund schonen, aber einem Feinde Mittel in die Hand geben, die er später gegen uns anwenden kann, ist die größte Unklugbeit. Und glaubt Jor denn wirklich, daß es sich hier nur um die Vollziehung des Traktats der 24 Artikel handelt, und daß, wenn fünf oder sechs Menschen, welche die Kabinette repräsentiren, entschieden haben, Alles abgemacht seyn wird? Ich glaube, die Kabinette irren. In Belgien ist ein Prinzip des Widerstandes, welches außer dem Bereiche der Tabinette liegt. Richt allein die Belgische Nationalität rüstet sich hier zum Kampfe, sondern es wirkt auch der religiöse Einfluß und dieser waffnet Limburg, Luxemburg und Belgien gegen Hreußen und Holland. Die Luxemburgischen Bauern und wenigen Belgischen Regimenter werden natürlich auf dem Schlachtfelde unter, liegen; aber glaubt ihr denn, daß unsere Gränz-Bevölkerung und unsert Truppen, wenn sich die Geschlagenen auf unser Gebict flüch— ten, ruhige und theilnahmlose Zuschauer bleiben werden. (Zahlreiche Slimmen: „„Das ist ja eine 6 der Armee!““ Eine Stimme anf der Ministerbank: „„Das ist ein Kriegsruf!““ Nein, das ist kein Kriegsruf. Glaubt Ihr wirklich, daß Euer Verfahren den Frie— den erhalten wird? Im Gegentheil, es wird zu einem plötzlichen, un⸗ vorhergesehenen Kriege fübren. Wüßtet Ihr mit Entschlossenheit aufzutreten, so würde Euch keine Gefahr drohen. Welche von den Mächten, vor denen Ihr zurückbebt, hättet Ihr denn im Ernste zu fürchten. Fürchtet Ihr England? Es ist mit seinem Irland, sei⸗ nen Kolonieen, der orientalischen Frage und seinem Streite mit Rußland beschäftiat. Fürchtet Ihr Rußland? Es ist mit seinem Kankasus beschäftigt .. . . (Lachen und Unterbre— chung, worauf Herr Arago sfagte: „„Die Lacher wissen viel— leicht nicht, daß es einen Kankasus giebt.““ Ich weiß nicht, wes— halb Sie lachen; ich wiederhole, Rußland ist mit dem Kriege im Kaukasas, mit der Unterstützung Persiens, mit seinem Streite mit England beschäftigt. Fürchtet Ihr Preußen? Wird es nicht gegen— wärtig in seinem Innern durch die religiösen Zerwürfnisse in Span— nung erhalten? Fürchtet Ihr Oesterreich? Oesterreich, den ohnmäch— iigsten aller Staalsen, Oesterreich, dessen im Osten offene Gränze mehr als je bedroht ist, Oesterreich, das wir mit Italien im Schach halten könnten, wenn es sich je gegen uns erheben wollte. Ihr habt nichts zu fürch'sen; sevd muthig und fest, und es giebt keine Gefahr mehr. Zum Schlusse will ich dech noch zusammenfassen, was das Ministe— rium gethan hat. Es hat Deutschland geopfert, die Schweiz Oester⸗ reich überantwortet; Spanien will es dem Don Carlos übergeben und Belgien dem König Wilhelm. Wenn ein solches Ministerium vor der Kammer erschelnt, darf es nicht als Ministerium, sondern nur als Angeklagter auftreten.“ Die Rede des Herrn Mauguin brachte eine große Auf— regung in der Kammer hervor und die Sitzung wurde eine Viertelstunde lang unterbrochen.
Der Conseils-Praͤsident, der hierauf das Wort ver— langte, stellte zuvoͤrderst die Frage, ob die Kommission dem Amendement beitraͤte, oder dasselbe zu bekaͤmpfen gedachte, und als die Herren Thiers und Guizot sich entschieden fuͤr das letztere erklaͤrt hatten, beleuchtete der Graf Mols den Vortrag des Herrn Mauguin. Er bestritt dessen Ansicht, daß Belgien nicht mehr an den Vertrag der 21 Artikel gebunden sey, weil Holland die Annahme desselben 7 Jahre verweigert habe und erinnerte daran, daß die Belgischen Bevollmächtigten in London im Jahre 1831 die Konferenz aus eigenem Antriebe aufgefor— dert hatten, die 21 Artikel in einen Separat-Vertrag zu ver— wandeln, der, falls ihn Holland nicht annehmen wolle, zwischen Belgien und den 5 Mächten abgeschlossen werden moͤge. Dies sey der Ausgangspunkt der Frage, der Ausgangspunkt aller Un— terhandlungen, die seitdem stattgefunden hätten, und er müsse bitten, es nie zu vergessen, daß Belgien seibst verlangt hätte, sich gegen die 5 Mächte zu verpflichten, damit vom Tage der Un— terzeichnung an Belgien und sein König in den Kreis der an— erkannten Staaten aufgenommen würden. Holland haͤtte seit— dem seine Anspruͤche auf Belgien nicht aufgegeben; und nur, um diese Verzichtleistung zu erlangen, um Belgien eine neue Buͤrgschaft für seine Unabhängigkeit zu geben, waren die Un— terhandlungen im Monat Mat des vergangenen Jahres wieder aufgenommen worden. Als Belgien die 31 Artikel unterzeich— net habe, haͤtte es von den 5 Maͤchten die Ausfuͤh— rung desselben verlangt. Frankreich haͤtte damals, die Ex— pedition nach Antwerpen unternommen und dadurch Bel— gien einen Dienst geleistet, den dieses nicht vergessen duͤrfe— Nach der Einnahme von Antwerpen sey aber noch vieles zu thun übrig geblieben. Der gemeinschaftliche Zweck sey gewe— sen, den Frieden aufrecht zu erhalten, und dieser Zweck ware damals noch nicht erreicht worden. Man habe das Beduͤrf— niß gefühlt, wenigstens einen unbestimmten Waffenstillstand abzuschließen, und hierdurch sey die provisorische Convention vom Mai 1833 herbeigeführt werden, durch welche der dama— lige Status quo aufrecht erhalten worden sey. Dieser Status duo sey nachtheilig genug für Holland gewesen, um dieses Land zu dem Wunsche zu veranlassen, demselben bald ein Ende zu ma— chen, und dies sey der einzige Zweck jener provisorischen Con— vention gewesen. Der letzte Artikel derselben habe indeß fest— gesetzt, daß die Unterhandlungen in London wieder aufgenom, Muhen hn sollten. Man habe, als dies geschehen sey, viel e gehabt, sich ju verstsndigen, indem die Unterhandlung
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immer den Kreis habe uͤberschreiten wollen, den man zur Er— leichterung derselben um sie her gezogen habe. Damals sey, und zwar von den Belgischen Bevollmächtigten huet. vorge⸗ schlagen worden, alle Artikel des Traktats vom 15. November, über die man einverstanden sey, ganz beiseite zu lassen. Unter diesen Artikeln hatten sich nun aber gerade die Gebiets-Bestim— mungen befunden, und diese Bestimmungen waren denn neuer— dings von Belgien ratificirt worden. ;
„Sie sehen also“, fubr der Conseils, Präsident fort, „daß bis . Monat Juli 1833 Belgien die Gebiets-Bestimmungen des Traftats der 24 Artikel nicht allein nicht bestreitet, sondern von den⸗ selben als von der Basis seines öffentlichen Rechtes spricht, weil es wohl füblt, daß, wenn es die Gültigkeit des Traftats in irgend einem Punfte bestreitet, diefer Traktat selbst, durch den es in die Reihe der unabhängigen Staaten aufgenommen worden ist, null und nichtig wird. Vergessen wir niemals, m. S. daß es nur zwei Politiken giebt: die eine, auf die Beobachtung der Verträge, auf die Achtung vor dem gegebenen Wort gegründet; die andere, kein Gesetz anerkennend als das Gesetz des Stärferen. Dadurch, daß wir gleich nach der Juli— Reoolution der ersteren den Vorzug gaben, haben wir den Frieden, dessen wir uns jetzt erfreuen, aufrecht erhalten. Der vorige Redner hat mich direkt interpellirt, um zu wissen, in welchem Zustande sich jetzt die Unterhandlung befände. Er hat die Bermuthung ausgespro— chen, daß gegenwärtig schon Alles beendigt sey, so daß wir also, seines Erachtens, hier eine Art von Komödie spielen. Ich bin über— zeugt, m H., daß ich Ihnen nicht zu versichern brauche, daß wir in dieser Frage, wie in allen anderen, aufrichtig gegen Sie verfahren. Glauben Sie, daß, wenn die Unterhandlnngen beendigt wären, wir es nicht der Kammer und dem Lande anzeigen würden? Haben wir ir⸗ gend Jemandem das Recht gegeben, zu glauben, daß wir die Verant— wortlichkeit für eine Unterhandlung fürchten, zu der wir uns, im Inieresse unseres Landes enischließen, Wozu würde es uns dienen, von Ihnen jetzt eine Zusiimmung zu erhalten, die Sie später zurück— nihmen könnten? Wir unterhandeln noch über einzelne Punkte, und nichts ist eatschieden. Es wird Alles mit einemmale und zu gleicher Zeit zur Enischeidung kommen; die previsorische Convention vom Jahre 1833 wird durch einen definitiven Traktat ersetzt werden. Ta⸗ Feln Ste uns nicht wegen der Langsamkeit der Unterhandlungen; denn eben diese beweist die Beharrlichkeit, mit welcher wir die uns anvertrauten Interessen vertheidigen.“
Herr Thiers bestieg die Rednerbuͤhne und suchte in einem ausfuͤhrlichen Vortrage zu beweisen, daß das Ministerium sich bei den letzten Unterhandlungen uͤber die Belgischen Angelegen— heiten schwach gezeigt und ungeschickt benommen habe, und
24 Artikel aufdringen wolle. Er suchte unter Anderem zu be— weisen, daß Belgien keinesweges von allen 5 Mächten aner kannt worden sey, indem Preußen und Oesterreich nur Geschaͤftstraͤ— ger und Rußland gar keinen diplomatischen Agenten in Bruͤssel habe. Es waren mithin den Belgiern keinesweges die Vortheile gesi— chert, die man ihnen durch die 24 Artikel versprochen habe. Außerdem aber waren auch seit jenem Vertrage eine Reihe von Jahren verstrichen; die Belgier hatten sich daran gewohnt, mit den Limburgern und Luxemburgern zusammen zu leben und viele der Letzteren waren Mitglieder der Belgischen Kammern.
Jene beiden Gebietstheile gehörten gewissermaßen zur Belgi— schen Familie, und der Schmerz, sich von ihnen zu trennen, sey begreiflich. Man muͤsse bei dieser Sache die Epochen wohl unterscheiden. Es habe fuͤr Belgien eine Epoche der Resigna— tion gegeben; damals fey jenes Land in der Kindheit und schwach gewesen. Jetzt, wo es stark geworden sey, duͤrfe man nicht dieselbe Unterwerfung erwarten. Hätte man mit Gewalt gegen dieses Land verfahren wollen, so haͤtte dies vor 8 Jah— ren geschehen muͤssen. Damals aber haͤtte Frankreich noch ge— fuͤhlt, daß es die richtige Politik sey, einen Nachbar⸗Staat, wie Belgien, auf alle Weise zu beschuͤtzen; und daß man diese Po— litik jetzt aus den Augen setzen wolle, sey ein Hauptvor wurf, den er dem Ministerium mache. Er räume ein, daß es seine Schwie— rigkeiten habe, den Maͤchten, die dem Traktate anhingen, zu sagen: „Ich will nicht, daß derselbe ausgefuhrt werde.“ Auch würde er eine solche Sprache nicht geftihrt haben. Er wuͤrde bemerklich gemacht haben, daß der Traktat nicht ausgefuͤhrt worden sey, und daß die meisten Artikel desselben verschoben worden wären. Er wuͤrde darauf angetragen k 3 daß einige Klauseln modifizirt wuͤrden. Aber vor allen Dingen wuͤrde er seinen ganzen Einfluß darauf verwendet haben, daß die Unter— handlungen uͤberhaupt gar nicht wieder eroͤffnet worden waͤren, da vorauszusehen gewesen sey, daß nur Schwierig— keiten und Verlegenheiten aus denselben erwachsen wuͤrden. „Der Fehler des Ministeriums,“ so schloß Herr Thiers, „besteht darin, daß es vielleicht der ausschließlichen Liebe fuͤr den Frie— den und fuͤr den materiellen Wohlstand zu sehr nachgiebt; da— durch wird Europa kuͤhn gemacht und fordert von ihm mehr, als es von jeder fruͤheren Verwaltung forderte. Es hat durch seine Schwäche und sein Schwanken, durch seinen gänzlichen Mangel an Entschlossenheit, eine Lage herbeigefuͤhrt, in der die Extreine sich berühren. Auf der einen Seite die Londoner Kon— ferenz, die nichts nachgeben will, auf der anderen Seite die Belgler, die nichts nachgeben wollen. Die Belgier unterstuͤtzen, ist sehr gefährlich; sie ihrer Verzweiflung uͤberlassen, ist es nicht weniger. In dieser schwierigen Lage wollte die Adreß⸗Kom— mission, daß die Kammer keinen bestimmten Entschluß fasse. Man darf die Belgier eben so wenig ermuthigen, als ihre Geg— ner. Dies ist das Geheimniß unserer Abfassung, und darum bekämpft die Kommission das Amendement.“ — Nach einer kurzen Erwiederung des Grafen Mols und nachdem noch Herr Lanyer erklart hatte, daß unter seinem Amendement nicht etwa verstanden werden solle, daß es nur einen friedlichen Ausgang der Unterhandlungen erwarte, . die Kammer zur Abstimmung, welche folgendes Resultat ergab: ; J Zahl der Stimmenden 128 Absolute Majorität .. 215 Fuͤr das Amendement 216 Gegen dasselbe 212 Das Amendement ist angenommen. Die Abstimmung uͤber den Paragraphen selbst wird auf morgen verschoben. Die Kam mer trennt sich in einer stuͤrmischen Aufregung.
Paris, 12. Jan. Der Herzog von Nemours ist gestern in den Tuilerieen eingetroffen.
Ein hiesiges Blatt sagt: „Nach den beiden letzten Ab, stimmungen ist es fast nicht möglich, an die Aufrechthaltung des Kabinets vom 15. April zu glauben. Indeß befolgen die ministe— riellen Journale jetzt eine Taktik, die uns beweist, daß Herr Mols noch nicht daran denkt, die Zuͤgel aus den Händen zu geben. Alle Bestrebungen der Organe der Regierung sind darauf ge— richtet, zu beweisen, daß die Deputirten- Kammer nicht die Ele—⸗ mente einer Majorität darbiete, aus deren Schoß der König ein neues Kabinet wählen könne. Das „Journal des Debats“
meint, daß jedes neue Kabinet noch weniger parlamentarisch
seyn wuͤrde, als das gegenwärtige. Da es nun aber nicht mög“
tigen kann, weit hinausgeschoben werden duͤrfte.
lich ist, mit einer Majorität von A oder7 Stimmen zu regieren, so bleibt, wenn man kein neues Ministerium bilden will, nur ein Mit⸗ tel uͤbrig, namlich die Aufloͤsung der Kammer. Herr Mols wuͤrde alsdann, vielleicht mit einem etwas modifizirten Kabinet, vor der neuen Kammer erscheinen, um noch einmal die Chancen des parlamentarischen Kampfes zu laufen. Wir glauben, daß man fest entschlossen ist, diesen Weg einzuschlagen. Aber was wird man dabei gewinnen? Einige Monate der Existenz mehr. Die Wahl-Kollegien wurden sich ünter dem Eindrucke der statt— gehabten Debatten versammeln, und die neue Kammer durfte leicht noch feindseliger gegen das Kabinet gesinnt seyn, als die setzige. Man sagt, das Ministerium rechne sehr auf das Vo⸗ tum des Paragraphen, in Betreff Ankona's. Es hofft, daß die im Schoße der Kommission von Herrn Dupin ausgesprochene Meinung ihm, in Bezug auf diesen Punkt, einige Stimmen zuwenden werde. Was könnte aber selbst ein solcher Triumph helfen, dem gleich am folgenden Tage durch die Abstimmung uͤber die Renten⸗Konversion, oder uͤber irgend eine andere Frage widersprochen werden würde?“ ⸗
Unter den Deputirten der Coalition, die seit einigen Tagen den Sitzungen der Kammer nicht beiwohnen, bemerkt man die Herren Gisquet und Blaque-Belair. Letzterer hat sich ein Bein gebrochen, und Ersterer ist seit seinem Prozesse nicht in der Kammer erschienen und wird, wie man glaubt, seine Ent— lassung als Deputirter einreichen.
Börse vom 12. Jan. Die Boͤrse beginnt sich uͤber die Lage des Ministerims zu erschrecken. Man glaubt allgemein, daß es sich nach den beiden letzten Abstimmungen nicht werde halten koͤnnen. Die 3 proc. Rente fiel von 79. 10. schnell auf 78. 65. Man erwartet mit großer Ungeduld den weiteren Ver⸗
lauf der Eroͤrterung. Seit langer Zeit hatten die Debatten der.
Kammer die Theilnahme der Boͤrse nicht in einem solchen Maße in Anspruch genommen. Die Eisenbahn-Actien waren sammtlich sehr ausgeboten, da durch eine Ministerial-Krisis der Augenblick, wo sich die Kammer mit ihrem Schicksale beschaͤf— Belgische⸗ Bank-Actien sind wieder auf 580 gefallen.
Großbritanien und Irland. London, 11. Jan. Im auswaͤrtigen Amte wurde ge⸗
( 7st ; f e e i ö. machte es ihm hauptsächlich zum Vorwurfe, daß es, trotz der . , J Stunden dauerte, veränderten Verhaͤlmnisse, Belgien noch immer alles Lastige der und, dem sammtliche warntstft, berwo)ntehn gh, wollen wissen, es handle sich um eine Aufloͤsung des Parla⸗
ments und um Ausschreibung neuer Wahlen; indeß sind dies wohl bloß leere Geruͤchte, denn die Minister scheinen wenig
Oꝛpositiensblaͤtter
von ihren Absichten in Bezug auf die bevorstehende Parla— ments Session verlauten zu lassen.
Der bevorstehende Prozeß des Pfarrers Stephens veran— laßt fortwährend, besonders in den Fabrikstäͤdten, zahlreiche Versammlungen, in denen die Reden von Tage zu Tage einen heftigeren Ausdruck erhalten. In Neweastie sagte unter An— dern neulich ein Herr Mason: „Wenn Stephens verurtheilt wird, so wird keine Macht auf Erden die Revolution Eng— lands mehr aufhalten konnen.“ Der Tourier meint, es sey ein Gluͤck fuͤr das Volk, daß die Tories nicht mehr das Ru— der fuͤhrten, denn wenn dergleichen vor funfzig Jahren oͤffentlich ausgesprochen worden waͤre, so hatten gewalisaine Eingriffe in die individuelle Freiheit von Seiten der Regierung gar nicht ausbleiben koͤnnen.
Die Verfuͤgungen der Kanadischen Behoͤrden gegen die gefangenen Insürgenten werden von allen Seiten angegriffen. Jetzt hat Herr Roebuck für die zwoͤlf in Liverpool angekom— menen Gefangenen, welche nach Australien deportirt werden
sollten, einen Befehl des Gerichtshofes der Queens Bench
ausgewirkt, demzufolge ihre Sache vor diesem Tribunal revi⸗— dirt werden soll, weil sie, angeblich ohne daß ihnen der Pro— 9 gemacht worden, zur Deportation verurtheilt sind. Diese eute sind nun vorgestern hier angelangt und werden vorlaufig in Newgate in Gewahrsam gehalten.
Nach Berichten aus Malta war eine Tunesische Brigg mit dem Minister des Bey's, Namens Suleiman, daselbst ein— getroffen, um wegen der mit dem Englischen Konsul ausgebro— chenen Differenzen zu unterhandeln.
Der Sturm, welcher in Liverpool so viele Verwuͤstungen anrichtete, hat die ganze westliche und oͤstliche Kuͤste von Eng— land und einen großen Theil von Irland mit gleicher Heftig keit heimgesucht. Ueberall stuͤrzten Haäuser, Kirchthuͤrme und Schornsteine ein, Daͤcher wurden abgedeckt und durch die her abstuͤrzenden Trümmer viele Menschen erschlagen. In Liver pool unter Anderem soll dies Loos zwanzig, in Manchester neun Menschen betroffen haben. In Chester stuͤrzte ein Theil von einem Thurm der Kathedrale ein und xichtete vielen Schaden an. Am meisten jedoch litten die Irlaͤndischen Städte. In Dublin wurde ein großer Theil der Baͤume in dem Phoͤnix— Park umgeworfen, in Athlone sielen 50 Haͤuser um, eben so viele zwischen den Stadien Drumsng und Elphin, zum Theil freilich wohl nur leichte und kleine Gebaäͤude. In— deß sind doch viele Menschen bei dem Umsturze umge— kommen. In Schottland kam noch zu dem Srkan an mehreren Orten das Austreten der Gewaͤsser; namentlich war dies mit der Clyde der Fall. Besonders verderblich zeigten sich uͤberall die großen Schornsteine der Fabriken, die natürlich dem Sturme zu trotzen wenig geeignet sind. Unter den vielen Schif⸗ fen, welche theils untergegangen, theils beschaͤdigt sind, befinden sich die New Yorker Paketböte „ennsylvania“ und „St. An⸗ drew“, wie duch das nach New, York bestimmte Schiff „Lock, woods“ mit 85 Passagleren. Auch das Paketboot „Oxford“ ist im Hafen zum Wrack geworden. Der Schaden, der im Ganzen durch den Sturm angerichtet worden, wird bis jetzt auf eine Million Pfund Sterling berechnet. In Liverpool sind bereits Subscriptionen fuͤr die Ungluͤcklichen eroͤffnet.
Der Weizenpreis ist am Aten auf 80 Sh 2 Pee. gestiegen, der Durchschnittspreis für die letzten 6 Wochen war gestern 12 Sh. 3 Pee. Mit dem Preise steigen die Klagen und die Besorgnisse wegen der nächsten Zukunft immer mehr; zugleich aber dehnt sich die Agitation aus, deren Zweck ist, die Abstel— lung der Beschwerde zu erlangen. So fand vorgestern wieder, wie neulich in Manchester, eine große Versammlung der bedeu— tendsten Kaufleute und Fabrikanten in Glasgow statt, und es wurde von ihnen eine Petition an das Unterhaus beschlossen, mit dem Gefuche, vor den Schranken desselben Zeugniß uͤber , Charakter der jetzigen Korngesetze beibringen zu durfen.
Man zweifelt jetzt kaum noch daran, daß die Gattin des Herrn Maclean, Gouverneur von Cage-Coast-Castle, die ehe— malige Miß Landon, sich selbst den Tod gegeben, denn obgleich einige ihrer letzten Briefe den heitersten Ton athmeten, so geht doch aus anderen vor, daß sie sich in ihrem neuen Verhaͤltniß keineswegs gluͤcklich fühlte. Die Angabe, daß ihr Arzt ihr un— ter andern Medikamenten ein Flaäͤschchen mit Blausäure mitge—
eben habe, deren sie sich gegen ein stets wiederke kenlrnern sollte, schien ohne weitere , , . sich unglaublich, da man weiß, wie zerstoͤrend diefes Gift auch in den, allerkleinsten Quantitäten und in Vermischung mit an⸗ dern Substanzen noch wirkt. Jener Arzt hat aber zu seiner Rechtfertigung noch alle Rezepte, die er der ungluͤcklichen Dich— terin verschrieben, oͤffentlich vorgelegt, und man hat daraus er, sehen, daß in denselben von Blausaͤure keine Rede ist.
. Mit Hinsicht auf das Gerücht, daß es in den Angelegen— heiten im Orient zu einer friedlichen Ausgleichung zu kommen scheine, wird bemerkt, daß, wenn Dost N Englischen Regierung hinreichende Buͤrgschaften fuͤr seine freundschaftlichen Gesinnungen gäbe, vermuthlich die Expedition gegen Kabul gern unterbleiben, Schach Sudschah seine Pen— sion, wie bisher, in Ostindien fortbeziehen und der jetzige Afghanen Chef auf, seinem Thron gelassen werden durfte. Nachdem aber einmal das Manifest des General-⸗Gouverneurs von Ostindien erlassen und Schach Sudschah als rechtmäßiger Thron-Praͤtendent von Afghanistan aufgestellt worden, scheint jene Voraussetzung in Betreff Dost Mohammed Chan's doch sehr fen n.
us Canton hat man Nachrichten bis zum 26. August, denen zufolge Admiral Maitland von dem kommandiren Chine— sischen Admiral eine vollständige Abbitte wegen der auf das Schiff „Bombayp“ gerichteten Schuͤsse erhalten hatte und dar— auf an seinen fruͤheren Ankerplatz in der Tung⸗Koo-Bat zuruͤck— gekehrt war. Nichtsdestoweniger wurde das Verbot des Vice— koͤnigs, keine fremde Boͤte den Fluß hinauf passiren zu lassen, streng aufrecht erhalten.
Nachrichten aus Guatimala vom 10. November zufolge, hatten die Rebellen von Central Amerika die Hauptstadt selbst angegriffen, waren aber mit einem Verluste von 1800 Todten und Verwundeten zuruͤckgeworfen worden.
Berichte aus Rioę“ Janeiro vom 21. November mel— den, daß die Staatseinnahme fuͤr das laufende Jahr auf 15,145,944 Milreis veranschlagt war. In dem Disteikt von Vassouras war ein ziemlich ernsthafter Aufstand unter den Sklaven der Plantage eines Hauptmanns avier ausge— brochen. Die Neger wurden erst nach lebhaftem Gefechte ron den Truppen unter dem Oberst- Lieutenant Lima uͤber— waͤltigt.
Aus La Guayra vom 28. November wird berichtet, daß General Paez fuͤr dieses Jahr zum Prasidenten von Venezuela ernannt worden ist, was allgemeine Zufriedenheit 4 Kredit der Regierung war fortwährend im Steigen be— griffen.
. 1
Aus dem Haag, 12. Jan. Das an unsern Gränzen unter den Befehlen des i Bernhard von Sachsen-Wei— mar sich ,, J Bataillon Jäger, 2
gten, 2 vom Iten, 2 vom 12ten, und 2 vom 17ten Regiment,
i anterie, so wie aus mehreren Eska, er f zusammen 11 Bataillone Infanterie, s h .
Contraste damit steht dasjenige, was der Belge über das Pa⸗
drons Kavallerie. Das Handelsblad schreibt aus dem Haag:
„Wie
wichtig auch die Berathungen uͤber die Adresse in der Franz ⸗
sischen Deputirten⸗Kammer seyn mogen, so erwecken sie hier doch nicht das große Interesse, welches man noch vor einen
Monate davon erwartete, als der Graf Sebastiani den Befehl erhalten hatte, dem Beschluß der Konferenz noch nicht beizutre ·
: ind überzeugt, daß der König ; ; ᷣ 6. en . Wohlunterrichtete Persongn ind überzeugt, daß dereinen, daß sie, wie zwei Staaten der Amerikanischen Union,
ten. der Franzosen sehr bald den Beschluͤssen in London beitreten
von ihn auch der Adreß-⸗Entwurf keinesweges zuruck . . . . ö, . t , . 8, tutionen und Regierungen, aber doch nur eine gemeinschaftliche
uhalten braucht, da dieser der Regierung in dem gedachten . vollkommen freie Hand läßt. Selbst von einem neuen Kabinette, falls es zu Stande kommen sollte, braucht man in unserer Angelegenhen nichts zu fuͤrchten. Denn wenn die Herren erst einmal im Besitze ihrer Porte—⸗ feuilles sind, so werden sie sich auch dem Wunsche des Königs nicht widersetzen, welcher enischlossen ist, sich der Belgier wegen in keinen Krieg mit Europa zu verwickeln. Daß diejenigen,
die dem Moleschen Kabinette zu folgen hoffen, in diesem Falle,
sich die Freiheit vorbehalten, die Belgische Angelegenheit auf dem jetzt in London festgestellten Fuß zu ordnen, geht selbst aus der Fassung des betreffenden Paragraphen der Adresse hervor.
sehr bald bekannt werden duͤrfte. Unmittelbar darauf wird dann wohl den Belgiern ein Termin vorgeschrieben werden, bis zu welchem dieses Land zur Unterzeichnung des Schluß -Vertra— ges mit Holland, so wie zur Ausfuhrung desselben schreiten muß, widrigenfalls es dazu gezwungen werden wuͤrd e.
— — Amsterdam, 12. Jan. Die Course der Holländischen Staats-Papiere haben diese Woche wieder etwas nachgelassen; zwar blied die Haltung derselben an der Börse zu London sehr fest, doch
einige besergllche Spekulanten des Inlandes, die von den Maßregeln
der diesseiligzen Regierung, welche wegen der miltigirischen Anstaiten in Belgien nothgedrungen genommen werden, das Schlimmste zu be—
fürchten scheinen, drückten die Preise durch anhaltende Verkäufe ven
ntegralen und Kanz-Billets und verursachten dadurch eine flaue Integrale blieben Montag 3**/ , und Ei. Kanz⸗Billets von 26 bis 2855/8 Fl.;
timmung ,, wichen so allmälig bis 3M*½ e p ; is ö. größere Differenz weise die Course der Actien der biesigen Han— dels Gefellschaft nach; diese fielen verwichenen Montag beim Ausbie—
ten von mehreren erheblichen Partieen plötzlich von 1783/‚6 auf 1712/9 und gingen dann noch täglich niedriger, se daß man zuletzt zu 1787 pCt. faufte; auch Rheinische Eisenbahn-Actien litten durch fortwährende
Verkäufe und konnten dieser Tage nur 1021/7 pCt. erlangen. Oester— reichische und Russische Staats-Paptere haben sich dagegen gut be— haupiet, indem die wenigen vorkemmenden Stücke zur Kapital⸗-Bele— ung genommen wurden. Auf die Preis-Perbesserung in Paris und Antwerpen gingen auch hier Spanische Ardoin-Obligationen höher und erreichten 17/5 pCt. während die Coupons mit 12 pCt. bezahlt wurden; mit den späteten Rotirungen von den erwähnten Plätzen erfolgte auch bier eine, Reaction, so daß erstere gestern 1633 und Coupons 115, pCt. blieben. Ben den Süd- Amerifanischen Sbliga— tionen haben sich in Folge günstiger Nachrichten über England vor— nehmlich Columbische höher gestellt, da selbige bei lebbaftem Begehr gestern 175 / pCt. erreichten; Biasilianiscke wurden zu 78 à78!/ pCt. perhandelt. Der Geldvorrath drängte den Zins-Cours herunter, zu 2* 3 aj wurden Leibgeschäfte, und Prolongationen zu 215, 2 25, pCt. geschlossen. ‚
s Bei der Aussicht auf baldige Wiedereröffnung der Schifffahrt fand am hiesigen Getraidemarkt wieder ziemlich lebhafter Sandel in Weljen, vornehmlich aber in Roggen statt, und auch von Hafer wur— den mehrere Particen dem Markt entzegen. Es ist dabei bezahlt: für 127. 129 . 131pfünd. bunten und bochbunten Polnischen Weisen durcheinander A1 Fl., 129pfünd. weißbunten dito 120 Fl, 129pfünd. bunten 310 Fl. Unter Schloß liegender 122. 123pfünd. neuer Hreu— ßischer Roggen galt bei anfehnlichen Partieen 2832 235 Fl, 118pfünd. Kurländischer und 120pfünd. Petersburger 220 Fl. Verbraucher fan—
den sich wenig am Markte ein; große Particen Hafer galten 87 89pfünd.
feiner 1209 128 FI., sz. s6pfünd. 112. 116 F. 73. 77 81pfünd. Fut- terhafer 99. 97. j0z FI.
Mohammed Chan der
erregte.
wir gut unterrichtet sind.
von der Kommission gut aufgenommen.
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Belgien. Brussel, 12. Jan. Der Konig hat, wegen des Ablebens
der Herzogin Alexander von Wuͤrttemberg, Trauer auf zwei Monat angelegt. Der ent aut, das Organ des Ministeriums, ent— haͤlt Nachstehendes: „Indem wir folgende Thatsache berichten, welche sich im Schooße der keen r gen Adreß⸗Kommission ereignete, duͤrfen wir zugleich die ersicherung ertheilen, daß Bei der Erörterung des auf die Belgischen Angelegenheiten Bezug habenden Paragraphen, zog Hert Thiers ein Papier aus der Tasche, auf welchem der Paragraph so entworfen war, wie ihn dieser ehrenwerthe Deputirte gefaßt wuͤnschte Der Entwurf des Herrn Thiers war unseren Reclamationen ziemlich guͤnstig und wurde Graf Mols erklärte,
sich nicht wiederfetzen zu wollen, doch fuͤgte er hinzu, daß er die Kommission uber den wahren Stand der Belgischen An— gelegenheit und uͤber die Absichten der bei der Londoner Kon⸗ ferenz vertretenen Maͤchte in Kenntniß setzen muͤsse. Die von Herrn v. Mols ertheilten Aufklaͤrungen machten auf die Fom,
mission Eindruck. Herr Thiers nahm seinen Paragraphen zu— ruͤck, und man genehmigte denjenigen, welchen Herr Etienne,
J
rmee⸗Corps, besteht aus einem ataillon Grenadieren, 2 Bataillon vom
!
SFranzoͤsische Revolution fur und die
ein Mann von zweideutiger Gesinnung, dafuͤr vorgeschlagen hatte. Duͤrfen wir nun hiernach, wohl wuͤnschen, daß in Frankreich eine Veranderung des Ministeriums eintreten Ein Ministerium der Linken, an dessen Spitze Herr Odilon Barrot staͤnde, wuͤrde vielleicht allein unsere Interessen und Rechte Durchfechten koͤnnen, aber ein solches Ministertum ist unmoͤglich, und ein allgemeiner Krieg wuͤrde bald die Folge dieses Zustandes der Dinge seyn. Ein Ministerium, das dem
rechten oder dem linken TCentrum angehörte, wuͤrde kaum zu
Stande gekommen, auch schon sich beeilen, der Sache ein Ende zu machen; es wuͤrde es schon darum thun, um an der Kon—
vertirung der 3procentigen Rente arbeiten zu können, die ein
Gegenstäand fortgesetzter Wuͤnsche der Kammer ist. Wir haben also bei einer Veränderung nichts zu gewinnen, und hegen den Wunsch, daß bei Erörterung der 2A nisterium einen ähnlichen Triumph erlange, wie er ihm in der Pairs-Kammer zu Theil geworden ist.“
Wahrend einige Belgische Zeitungen behaupten, daß auf
die Bekanntmachung des Kriegs-Ministers, hinsichtlich der bei
der Armee anzunehmenden Freiwilligen, noch gar keine Mel—
dungen eingegangen seyen, versichert die SFmancipation, daß
in Flandern mehrere Komitss sich gebildet und in dem Orte Renaix allein eine Liste von Freiwilligen
Unterschriften zähle. Auch im Limburgischen sollen sich bereits
mehrere Komites gebildet haben, die mit der Regierung ge— meinschaftlich durch Lieferung von Menschen und Waffen an der
Vertheidigung des Gebietes arbeiten wollen. Ein anderes kriegslustiges Blatt versichert sogar, daß auch in Frankreich die
Enrollirungen bereits begonnen hätten; ja, es geht so weit, , getreten, na Landwehrmaännern, als solchen, gilt, und keineswegs die An—
die Personen namhaft zu machen, welche sich dort damit be— schäftigen. Dasselbe Blatt droht gewissermaßen dem Franzd— sischen Kabinette damit, daß man in Belgien dem Prinzen Kommando anzubieten gedenke. Im
bemerkt. „Dieses Blatt“, daß die
libe⸗
riser ministerielle Blatt „la Presse“ . sagt er, „will uns heut zu Tage daruͤber belehren, Belgische gegen das rale System gemacht worden sey.“
Herr de Potter hat, wie man vernimmt, in Paris den großen Plan entworfen, Frankreich mit Belgien dergestalt zu oder wie zwei Kantone der Schweiz, zwar verschiedene Insti— Graͤnze und Landes-Vertheidigung, so wie ein gemeinsames Zoll- und Handels⸗System haben sollen
Pariser „Journal du Commerce“, sich habe können verleiten lassen, solche Kannegießereien fuͤr baaren Ernst zu nehmen.
Schweden und Norwegen
Sachsen⸗Meiningen zum Ritter des Seraphinen-Ordens ernannt.
? Adresse her ver. Christiania, 2. Jan. Tan hegt hiernach die Hoffnung, daß der Beitritt Frankreichs d
Stockholm, 8. Jan. Der Koͤnig hat den Herzog von
Am gestrigen Neujahrstage wur— den sammtliche Arme hiesiger Stadt, ungefahr 18990 Personen, auf Kosten des Königs mit einem Mittagsmahle bewirthet.
Tuch die Besatzung erhielt eine Gratification aus der Königl.
Privat ⸗ Kasse.
Heute ist hier die erste Nummer einer neuen „Zeitung fuͤr 1 1
Handel, Schifffahrt, Gewerbe und Politik“, unter dem Titel: ö n
Dag bladet, ausgegeben worden. .
Die Kongsberger Silber-Minen haben in den 13 Berg— werks-Monaten des vorigen Jahres einen Ertras von 20,031 Mark 8 Loth gediegenen Silbers geliefert.
k
Kiel, 11. Januar. (Korr. Bl) Die Oldenburgischen Commissarien, welche wegen Anschluß des Fuͤrstenthums Labeck a n,. gefuhrt haben, sind kurzlich von dort wieder abge— reist. zogs wegen der Fuͤrstlich Luͤbeckschen Enclaven, nämlich dem Amte und der Stadt Eutin und dem Amte Collegiatstift, bis auf die Ratificationen der beiderseitigen Hofe entschieden seyn. Ueber das dem Großherzoge von Oldenburg zugebilligte Quan— tum des Zollertrags, so wie uͤber die Art, wie die dortigen Zollbeamten anzustellen, ist indessen noch nichts bekannt.
Das der verwittweten Frau Herzogin von Gluͤcksburg zu— ständige, im Daͤnischwehlder District belegene, adeliche Gut Hoffnungsthal ist an den Koͤnigl. Daͤnischen Gesandten am Preuß. Hofe, Kammerherrn Grafen Eugenius von Reventlow verkauft worden.
Ein fast orkanartiger Sturm hat in den letzten Tagen bei Helsingör großen Schaden angerichtet. Fast das ganze Boll— werk am Hafen ist fortgerissen, die See tobte fuͤrchterlich und das Wasser stieg bis zu einer ungewoͤhnlichen Hohe. Das Packhaus ist fast unterminirt von der See, und die Prome— naden am Strande sind fur Fußgänger kaum mehr passabel. Auch zu Ribe hat man am 7Jten d. M. eine große Wasser—⸗ noth gehabt. Die Verheerung, die sie angerichtet, soll schreck— lich, die Poststraße auf mehrerrn Stellen vom Wasser durch brochen seyn, so daß die Communication sehr erschwert ist.
Deutschlan d.
Munchen, 12. Jan. (A. 3) Se. Masestat der Konig wird Mitte Februar (wie bis ge. festgesetzt ist, am 16ten) die Residenz verlassen, um sich nach Italien zu verf
Seinsheim und der General⸗Major
dresse das gegenwartige Mi — J 99 k zeugt haben wird.
feinen Kindern zu sprechen, indem Höoͤchstdieselben sowohl den
bereits 40
herstellung der alten Form der Ehrenbeze
Ein Belgisches Blatt bemerkt, daß es weniger uber den wunderlichen Plan des Herrn de Potter, als daruͤber erstaunt sey, daß ein Blatt, wie das
schrift zu erklaren.
an das Holsteinsche Zollspstem in Copenhagen bis jetzt Unter⸗
Dem Vernehmen nach soll der Anschluß des Großher⸗
gen; dem Ver⸗
nehmen nach werden der 2 und Praͤsident Graf von reiherr von Gumppenberg Se. Majestaͤt begleiten.
Gestern gab der Russische Gesandte, Herr von Severin, ein. großes Diner zu Ehren Sr. Durchlaucht des Herzogs von Leuchtenberg, dem dieser mit den Herren, die ihn nach Rußland begleiteten, beiwohnte. Se. Durchlaucht gedenkt nächsten Dien⸗ stag nach Eichstädt zu reisen, um dort einige Tage zu verweilen.
Von den 5000 Fl., welche fuͤr die Reisekosten der Kaiserin von Rußland von Kreuth nach Weimar, resp. bis zur Bayeri— schen Graͤnze, dem Koͤniglichen Ober⸗Postmeister v. Grafenstein in Regensburg als Reise⸗ommissair abschläglich bezahlt wurden, ergab sich ein Ueberschuß von 955 Fl. 553 Kr. Die Kaiserin hat nun, laut Schreiben des Generals Grafen Benkendorf, biese Summe den Armenfonds der Stadt Regensburg ver—⸗ macht, und der Magistrat will nun dieselbe mit dem Namen „Alexandra-Stiftung“ in runder Summe von 1090 Fl. als erstes Fundations-Kapital der Klein-Kinder⸗Bewahr-⸗AUnstalt zu— wenden
Bekanntlich war durch eine neuerliche Berordnung bestimmt worden, daß das Bayerische Militair vor der konsekrirten Hostie den Akt der Kniebeugung zu leisten habe. Dies hatte bei den Protestanten, fuͤr welche die Anbetung der Hostie mit ihrem Glauben unvereinbar ist, Bedenklichkeiten erregt, und die vro—⸗ testantischken Landwehrmaͤnner der Stadt Regensburg hatten sich dieses Akts geweigert. In Folge dessen wurde denselben eine Frist bis zum 12. Januar d. J. zu einer bestimmenden Erklaͤ— rung gegeben, widrigenfalls sie von dem aktiven Landwehr— dienste dispensirt und in die Klasse der Roluenten gesetzt wer—⸗ den sollen. Folgendes ist der Erlatz, mit welchem der Comman⸗ deur General Freiherr von Berchem die letztgevachte Verfuͤgung
begleitet hat:
„Meine Herren! Ich habe Ihnen hier ein Allerhöchstes Reskript eroͤffnen lassen, dessen Weranlassung Ihnen bekannt seyn wird, und dessen Inhalt Sie von der Allerhschsten Huld und Gnade Sr. Masestaͤt unseres Allerhschsten Königs uͤber—
Se. Majestat geruhen, wie ein Vater zu
Herren Stabs-, Ober, Unter -Offizieren, als Gemeinen des Landwehr-Regiments die a, , zu verschaffen suchen, daß die nach der Allerhöchsten Anordnung uͤber die dem Aller— heiligsten zu erweisende militairische Ehrenbezeigung sich ledig- lich auf das äußere Verhalten der dienstthuenden bewaffneten Macht bezieht und nur eine Bestimmung des Dienst-Regle⸗ ments uber die Form verändert; eine Ehrenbezeigung, welche, wie in dem Allerhoöͤchsten Restripte bemerkt ist, an und fuͤr sich weder verweigert werden kann, noch auch jemals in fruͤheren Zelten verweigert worden ist; es wäre , . bloß eine Wieder⸗
gungen, und es wird hierdurch durchaus nicht irgend einer Glaubens⸗Ansicht zu nahe da diese Form nur den Offizieren, Soldaten und
erkennung oder Verleugnung irgend eines Glaubensatzes for— dert, und es geht zur Genüge hervor, daß diese Form der Niederlassung auf das Knie nicht als ein Att der AÄnbetung nach protestantischen Grundsaͤtzen anzusehen ist. Se. Maj. der Koͤnig haben sich daher allergnädigst veranlaßt gefunden, in der bereits getroffenen Anordnung um so weniger eine Modifica— tion eintreten zu lassen, da durch diese Anordnung weder der Religionsfreiheit in irgend einer Beziehung zu nahe getreten, noch irgend eine den Glauben beruͤhrende Vorschrift gegeben wird. Daß eine Weigerung der protestantischen Landwehr— männer der Stadt Regensburg, einer Stadt, die in so man— nigfaltiger Beziehung von In- und Auslaäͤndern das Augen— merk auf sich zieht, Sr. Majestäͤt unserem Allergnädigsten Ko⸗ nig um so unerwarteter seyn mußte, da, wie Se. Masestät durch das diesseitige Kreis- Kommando wissen, die gesammte Landwehr der Stadt Regentburg stets nur Beweise treuer Anhaͤnglichkeit und gewissenhaften Gehorsams gegen die Koͤnig⸗ lichen Auordnungen gegeben haben. In Beruͤcksichtigung des⸗ sen wollen Ihnen Se. Koͤnigliche Majestaͤt die Allerhoͤchste Gnade angedeihen lassen, Ihnen eine Frist bis zum 12. Januar zur weiteren Ueberlegung zu geben, bis wohin es den saͤmmtlichen protestantischen Landwehrmaäͤnnern gestattet seyn soll, sich fuͤr oder wider die Erfuͤllung der ergangenen militairischen Dienst-Vor⸗ Se. Köoͤnigl. Majestät bestimmten ebenfalls in dem erwahnten Allerhoͤchsten Reskript, daß alle diejenigen protestantischen Landwehr-Offiziere und Landwehrmaänner, welche am Ablaufe der Allerhöchst bestimmten Frist die Erklaäͤrung ab— geben werden, die Erfüllung der ergangenen militarischen Dienst⸗ Vorschrift nicht befolgen zu koͤnnen, von dem aktiven Landwehr Dienste dispensirt und in die Reihe der Reluenten gestellt wer— den sollen. Meine Herren! Ich habe mit der großtrn Bereit— willigkeit das von Sr. Königl. Majestaͤt mir Allergnäͤ— digst anvertraute Kommando der Landwehr der Oberpfalz und von Regensburg uͤbernommen und hatte mich bis— her uͤber den guten Geist, der namentlich in dem Land wehr-Regimente der Stadt Regensburg herrschte, bei jeder Gelegenheit zu erfreuen. Nicht nur saͤmmtliche Herren Offi— ziere, sondern auch Sie, meine Herren gaben mit durch Ihr thaͤtiges Mitwirken die Gelegenheit, Se. Majestaͤt von dem guten Geiste, welcher im Regimente herrschte, von dem guten Stande, in welchem es sich nun seit juͤngster Zeit befand, so wie von Ihrem bisher bewiesenen guten Willen fuͤr alle in der Landwehr vorkommenden Anordnungen zu versichern. Das Regiment erfreute sich eines Offizier ⸗Corps von wackern Mannern, unterstuͤtzt von eben so tuͤchtigen Unteroffizieren; es herrschte nicht nur unter ihnen selbst, sondern, was auch beson⸗ ders zu beloben war, zwischen Ihnen und den ebenso wackern Unteroffizieren des hiesigen Linien-Regiments die schöͤnste Ein⸗ tracht. Wollen Sie nun, meine Herren, einem irrigen Wahne folgend, sich nicht nur die Allerhöͤchste Gnade Sr. dajestäͤt unsers Allergnädigsten Koͤnigs entziehen, sondern ein Gebaude zusammenstuͤrzen fehen, was zum Theil durch Ihre Vorfahren und durch Ihre Thaͤtigkeit fon muͤhsam aufgebaut wurde? Wollen Sie den gewiß vaͤterlichen Ermahnungen unsers allge, mein geliebten Königs und Vaters seiner Unterthanen kein Gehsr geben? Wollen Sie als Soldaten nicht den schüld gen unbedingten Gehorsam leisten, den ein gut denkender Burger und Landwehrmann niemals verweigern wird? Wollen Sie
ausnahmsweise einen Dienst verweigern, der in andern Städ- ten Bayerns unverweigerlich von der Landwehr verrichtet wird? Haben Sie bie Ueberzeugung, daß Ihre Nachkommen gleiche Alsicht mit Ihnen theilen werben? und wollen Sie sich in dieser Bezichüng früher oder späͤter einem Vorwurf aussetzen, die Auflösung der einzigen Landwehr im Königreiche veranlaßt zu haben, veranlaßt, daß die Landwehr der Stadt Regensburg groͤßtentheils nicht mehr aus Landwehrmaännern, sondern bloß aus Relüenten zur Landwehrklasse besteht, da auch