Großbritanien und Irland.
London, 15. Jan. Es steht nun fest, daß die Eroͤffnung des Parlaments am 3. Februar en, wird, denn der Mi⸗ nister des Innern, Lord John Russell, hat schon, als ministe⸗ rieller Wortführer im Unterhause, sein gewöhnliches Umlaufs⸗ schreiben an die dem Ministerium ergebenen Mitglieder erlassen, um sie aufzufordern, sich sammtlich zu rechter Zeit auf ihrem Posten einzufinden — . . Am Sonntag ist der Prinz Eduard von Sachsen⸗Weimar aus dem Haag hier eingetrossen. . Der Kanzler der Schagkammer hat dieser Tage einer De— putation des Eomiteé's der Gesellschaft zur Abschaffung der Kir— censteuern die Versicherung ertheilt, daß das Ministerium sein
Möglichstes thun werde, um die Aufhebung dieser Abgabe recht;
⸗ 4 bald zu bewerkstelligen. Bekanntlich hofft man den Ausfall durch eine bessere Verpachtungsweise der Kirchen-Ländereien zu ersetzen; bisher hatten aber die Minister wegen des heftigen Widerstandes der Tories die Untersuchung dieser Sache nicht sehr eifrig betrieben; von den Dissenters gedraͤngt, wollen sie nun gleich zu Anfange der bevorstehenden Session die Erneue— rung der betreffenden Untersuchungs⸗Kommission vorschlagen.
Zu Liverpool, Aberdeen, Birmingham und in anderen be—
deutenden Städten sind fuͤr die naͤchsten Tag? ebenfalls Ver sammlungen zu Beschluͤssen gegen die Korngesetze angeordnet. Das Parlament wird also vermuthlich von einer großen An— zahl 59 gewichtiger Petitionen zu Gunsten einer Aenderung bieser Gesetze bestüͤrmt werden.
Die Verhandlungen in der Sache der zur Deportation verurtheilten Kanadischen Gefangenen vor dem Gerichtshofe der Queen's Bench wurden heute fortgesetzt. Nachdem der Ober— richter Lord Denman erklart hatte, daß der gestrige Streitpunkt uͤber die Vollmacht eines einzelnen Richters, in dringenden Fallen Habeas, Corpus-Befehle auszufertigen, hinwegfalle, da der Gerichtshof sich fuͤr dieses Recht ausgesprochen habe, hiel— ten die beiden Anwalte der Gefangenen, die Herren Hill und Roebuck, ihre Plaidoyers, in denen sie darzuthun suchten, daß das in Kanada gegen ihre Klienten beobachtete gerichtliche Ver— fahren nicht gesetzmaͤßig gewesen sey, da sie ihrer Ver— brechen nicht uͤberwiesen, sondern auf ein einfaches Be— kenntniß ihrer Schuld von dem Gouverneur zur Deporta— tion verurtheilt worden seyen. Daß dies mit ihrer eige— nen Zustimmung geschehen, weil sie bei einer ordentlichen Prozedur vielleicht eines Kapital-Verbrechens fuͤr schuldig befunden und zum Tode verurtheilt worden waͤren, weshalb sie sich lieber diese Art von Pardonirung hätten gefallen lassen, darin wollten die Anwalte keinen Grund fuͤr die Gesetzlichkeit des Verfahrens finden. Der General-Prokurator dagegen be— hauptete, das Verfahren sey vollkommen gesetzlich gewesen, da es an Beweisen fuͤr ihre Schuld nicht gefehlt habe. Wollte man die Leute jetzt freilassen, so wurden sie nichts Eiligeres zu thun haben, als nach Kanada zuruͤckzukehren und dort eine neue Rebellion anzustiften. Der Bericht uber den Schluß der heu—
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sind es, welche uns so nahe berühren, welche uns unendlich schaden werden, wenn wir unsere kritische Lage verkennen; ja, es wuͤrde sogar unsere eigene Existenz gefährdet seyn, wenn zwischen Frankreich und uns in diesem Augenblick Feindselig⸗ keiten entstaͤnden und wir unsere Verhaͤltnisse nicht richtig auf— faßten.“ Mehrere Stellen aus den Werken Franzoͤsischer Di— plomaten, fuhr er fort, bewiesen deutlich Pläne zu einer Aus— breitung von Frankreichs Herrschaft. Die gegen Spanien be— folgte Politik Englands sey eine thoörichte gewesen, indem dieses Land dadurch ganz unter den Einfluß Frankeeichs gerieihe. Diese Frage rege drei Sachen an: Politik, Einmischung in fremde buͤrgerliche Zwiste und die Vertheidigung der eigenen Handels Rechte. Die Spanische Regierung habe in den Bas, kischen Provinzen Zoͤlle eingefuͤhrt und dadurch die Privilegien eines freien Verkehrs zwischen Großbritanien und den Basken, welche seit undenklichen Zeiten bestanden hätten, aufgehoben; dieser Gewaltstreich habe die Basken veranlaßt, sich dem Don Carlos in die Arme zu werfen; haͤtte England gleich im Anfang gegen die Verletzung dieser Privilegien protestirt, so ware zwei⸗ felsohne der jetzt tobende blutige Buͤrgerkrieg verhindert worden; aber im Gegentheil, England habe leider eine Regierung unterstuͤtzt, welche Maßregeln gegen ihre freien Handelsverbindungen, gegen alte Privilegien ihres Kaufmanns standes ergriffen hatte. Herr Urquhart schloß seine Rede mit folgenden Worten: „Es haben mir Leute gesagt, ich sey ein Advokat des Krieges; worauf ich erwiederte: den Frieden wuͤnsche ich, aber man hat den Ausbruch eines Krieges unver— meidlich gemacht, indem man gegen alle Regeln der Politik und Diplomatie erlaubte, daß in den Nachbar-Staaten eine solche Masse Streitkräfte angesammelt wurden, die gegen Eng— land feindselig angewendet werden koͤnnten. Diejenigen, welche den Frieden predigen und nichts gethan haben, um ihn uns zu sichern, sind es, die das Land in die gegenwartige , . Lage gebracht. Die Vermehrung der Franzoͤsischen und Rus— sischen Marine ist ohne Protestation von unserer Seite vor sich gegangen. Da unser Minister der auswärtigen Angele— genheiten nichts dagegen that, so beguͤnstigte er diese Operationen; ein solches Verfahren wuͤrde fruͤher in unse— rem Lande das Leben des Ministers gefährdet haben! Krieg ist die unausbleibliche Folge der Handlungen solcher, welche den Frieden im Munde fuͤhren, ohne etwas dafuͤr zu thun. Wenn indeß alle Parteien in England sich einigen, so können wir unsere alte Macht wieder herstellen, und die Bri— tische Seemacht wird abermals die Herrschaft der Meere haben. Vor 1700 Jahren machte der Geschichischreiber Tacitus die Romer auf die unter den Britaniern herrschenden Uneinigkeiten aufmerksam und deutete an, wie guͤnstig die Gelegenheit sey, sie zu unterjochen. Welche Aufmunterung muß es jetzt fuͤr die Beherrscher von 2 Millionen Bajonnetten und 70 fertigen Li, nienschiffen seyn, die Uneinigkeiten unseres Landes zu benutzen!“ Herr Urquhart schloß seine Rede, welche ungefähr zwei Stun, den gedauert hatte, indem er die Gesundheit der Stadt Hull und das Wohl des Handelsstandes derselben ausbrachte. Herr
tigen Verhandlungen fehlt noch; man glaubte aber, daß die Entscheidung des Gerichtshofes erst morgen erfolgen wuͤrde. Die politischen Diners zu Ehren des e nnen Herrn David Urquhart dauern noch immer fort. Kuͤrzlich wurde er wieder zu einem Gastmahle in Hull eingeladen, an welchem 120 der dortigen angesehensten Kaufleute und Rheder, uͤbrigens Anhaͤnger verschiedener politischer Meinungen, Theil nahmen. Bei seinem Eintritt wurde er auf eine enthusiastische Weise von den Anwesenden begruͤßt. Christopher Bolton fuͤhrte den Vorsitz, ihm zur Rechten saß David Urquhart, zur Linken Lord F. Beaucierk. Nach beendigtem Mahl erhob sich Ersterer und brachte nach einander die Gesundheiten der Königin Victoria, der Königin Adelaide und der Königlichen Familie, der Armee und Marine aus, wofuͤr Lord Beauclerk dankte. Der Vorsitzer dankte Herrn Urquhart fuͤr die Ehre seines Besuches. Die Absicht der gegenwartigen Versammlung, sagte er, sey, seine Meinung uͤber ihre Handels-Verhaͤltnisse zu hören, wie er sie in Glasgow und Neweastle ausgesprochen habe; auch sie wären bereit, gemeinschaftlich aufzutreten, um dafur zu wirken, ihrer Flagge die frühere Achtung wieder zu n Er brachte sodann unter großem Beifall die Gesundheit des Gastes aus. Jetzt erhob sich Herr Urquhart unter großem Applaus, dankte fär das ihm geschenkte Zutrauen und hielt eine zweistuͤndige Rede, worin er sagte, daß die angeregten Fragen: In welchem Zustande England sich befaͤnde? Welches seine Vertheidigungs— Mittel seyen? Wie groß die deohenden Gefahren? keinesweges auf genügende Weise beantwortet waren, und da sich so häufig Besorgnisse äußerten, habe er sich aufgefordert gefühlt, uͤber Sachen zu reden, die so sehr allgemeine Interessen betrafen. Englands Wohlfahrt sey ganz abhangig vom Flor seines Han— dels, eine Eigenthuͤmlichkeit, durch die es sich vor allen anderen Laͤndern auszeichne; dieser Zweig koͤnne keine Vernachlaͤssigung ertragen, eine solche würde gleich fühlbar in allen Verbindungen . gesellschaftlichen Verkehrs seyn. In der Kaufmannschaft nglands liege dessen wahre Kraft, durch diese sey es während
300 Jahren Herrscherin der Meere gewesen. Die Achtung, mit welcher die Briten im Auslande behandelt werden muͤß⸗ ten, koͤnne nur durch Aufrechthaltung ihrer Rechte hervor- gerufen werden. Man habe ihn schon vor A Jahren gefragt, ob er Tory oder Whig, fur oder gegen die Korngesetze, der Freund Frankreichs, der Tuͤrkei oder der Vereinigten Staaten sey, worauf er geantwortet: „Ich bin zufrieden mit England, wie es ist, mit allen Vorzügen und Gebrechen, ich beachte vor Allem dessen Rechte als die eines freien souverainen Staates. Ich hege weder Sympathieen noch Antipathieen für eine oder die andere fremde Nation; ich sehe nur auf ihre Handlungen und auf die Absichten, wodurch dieselben hervorgerufen wurden, lnsofern diese einen Einftäß auf unser Land äußern. Mein Grundsatz ist: Die Rechte Giöoßbritantens müssen erhalten und vertheidigt werden. Die Befolgung dieses Prinzips gereiche zum Besten aller Völker, deren Freiheit in Gefahr schwebe; keine Regierung wurde es se gewagt haben, die Rechte der Engländer anzutasten, wenn sie sich nicht zuvor Überzeugt hätte, wie unthätig die Wachter der Englischen Ehre seyen; er setze daher jetzt seine Hoffaung darauf, daß alle Kaufleute Greßbritaniens sich ver einigten, um gemeinschaftlich dahin zu wirken, die Ehre Groß— britan ens und die Achtung für dessen Rechte wiederherzustellen. Der Redner suchte nun nachzuweisen, daß Englands Interessen durch Rußland in Polen, in der Tuͤrkei und Cirkassten beein⸗ traͤchtigt worden ö und klagte uͤbec das Benehmen Frank— chs gegen Mexiko, welches eine unerhörte Ungeiechtigkteit in Weitgeschitchte 3 er schilderte den badurch dem Britischen sefägten Schaden — Britische Kauffahrer wären in I on Franzs sischen . angehalten wor⸗ J nd sagte dann? „Nicht die Vorfälle in Jndien und Kanada, noch die feindsellge Stimmung Rußlands brauchen wir zu fuͤrchten, Die sostematischen Feindseligteiten Frankreichs
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Gibson, der zweite Vorsitzer, erhob sich nun, dankte Herrn Urquhart für den Toast und seine Rede, freute sich, be— merken zu koͤnnen, daß, nach den Zoll-Listen zu urtheilen, im vorigen Jahre der Handel von Hull zugenommen habe, und brachte nach einer Rede den Toast aus, „alle Kaufleute Groß— britaniens mochten zusammentreten, um zum Besten des Han— dels und fuͤr die Ilchtung seiner Flagge zu wirken.“ 6 Buckton sprach uͤber die Verbesserungen, welche im Marine—⸗ wesen cingefuͤhrt werden mußten, und brachte einen Toast auf die Gesundheit des Lord Stratford Canning und des Admiral Napier aus. Herr George Fyler sorach uͤber die freund— schaftlichen Gesinnungen, welche das Oesterreichische Kabinet faͤr England hege, und wie dasselbe seit geraumer Zeit eifrig dahin strebe, das Europaische politische Gleichgewicht zu erhal— ten und eben sowohl die Gebiets-Ausdehnungen Frankreichs als Rußlands zu verhindern. Demnach brachte er die Gesundheit des Fuͤrsten Metternich und Oesterreichs aus. Herr Francis sprach uͤber Cirkassien, als eines der Bollwerke fuͤr Englands Herrschaft in Ostindien, und brachte einen Toast auf die Unab— hängigkeit der den Kaukasus hewohnenden Voͤlker aus. Nach einigen anderen Toasts wurde um 12 Uhr die Tafel aufgeho⸗ ben. Die Reden hatten 5 Stunden gewaͤhrt.
Aus Lissabon erfahrt man, daß die Herzogin von Pal— mella, die sich so ploͤtzlich von Paris entfernt hatte, in der Hauptstadt von Portugal angeksmmen war, um die Frage uber die Guͤltigkeit der Ehe des Marquis und der Marquise von Fayal dem dortigen obersten geistlichen Gerichtshofe zur Entscheidung vorzulegen.
Mit dem „Siddons“, welcher am 26sten v. M. von Ne w—⸗ York absegelte, hat man neuere Zeitungen von dort erhalten, in denen sich Nachrichten aus Kanada bis zum 21. Dezember befinden. Der Mayor und Gemeinde⸗Rath von Toronto hat— ten in Bezug auf die in der Jahres-Botschaft des Peaͤsidenten Herrn van Buren enthaltene Aeußerung, daß in verschiedenen Theilen von Kanada wieder Unruhen ausgebrochen seyen, eine Abresse an den Gouverneur von Ober-Kanada, Sir George Arthur, gerichtet, in welcher sie ihn um Aufschluß daruͤber er— suchten, wie es sich mit dieser Angabe verhalte. Der Gouver— neur antwortete, es sey ihm nichts von solchen Unruhen be— kannt, und er habe daher an den Britischen Gesandten in Washington geschrieben und ihn ersucht, den Praͤsidenten auf die Ungenauigkeit jener Aeußerung in seiner Boischaft auf— merksam zu machen. Mehrere Kanadische Zeitungen ent— halten Berichte uͤber die angebliche Ermerdung Sir Allan Macnhab's, der sich in den Kämpsen gegen die Aufruͤhrer so ausgezeichnet hatte; indeß wird noch an der Authenti⸗ zitaͤt dieser Nachrichten gezweifelt. Ein Unteroffizier und zwei Gemeine, die in dem Quebeker Gefängniß, aus welchem die Jasurrections Häupter Thaller und Dodgo entflohen, in der Nacht ihrer Flucht Wache hielten, waren der Mitwissenschaft um deren Entkommen schuldig befunden und zum Tode ver— urtheilt worden. Aus den Vereinigten Staaten wird wenig Interessantes gemeldet. Zu Harrisburgh in Pennsplvanien waren die Zwistigkeiten zwischen den beiden Hauptparteien noch immer nicht ausgeglichen. Es bestanden daselbst jetzt zwei völlig getrennte gesetzgebende Versammlungen, die sich beide fuͤr die rechtmäßigen ausgaben und einander bekämpften. Man glaubte, es würden, um diesen Streit ein Ende zu machen, neue Wah“ len angeordnet werden. Ja New Yorker Briefen wird berich« tet, daß mehrere Britische Kriegsschiffe auf der Fahrt nach der Mexikanischen Küste bei Barbadoes angelangt wären.
Aus New-Orleans schreibt man: ie Foͤderalisten in Tampico werden vom General Urrea, der die Reise von Guay— mas dahin verkleidet machte und sich so in die Stadt schlich, kommandirt; übrigens sind sie durch die Generale Cos und Ca— nalizo eng eingeschlossen und erwarten mit Ungeduld Huͤlse von Franzbsischen Kriegsschiffen. General Cos hatte das Fort in
und an der Ausmuͤndung des Flusses besetzt, gestattete indeß Communication mit dem Englischen Paketbpot zur Auswechse⸗ lung der Briefe und Einschiffung von Kentanten. Was die Conducta von S0o0, 900 Dollars betrifft, welche zwischen San Luis de Potosi und Tampico bei Santa Barbara angehalten und wieder nach San Luis zuruͤckgebracht wurde, sah die Mexikanische Regierung, in Folge ernstlicher Gesuche der auswärtigen Diplo— maten, sich veranlaßt, dieselbe nach Guanejuato und Zacatecas zuruͤckgehen zu lassen und jedem Verlader das Geld wieder zu— zustellen. Die Interessenten haben wegen Zeitverlust und Ri— siko dadurch 3pEt. Unkosten mehr. Die Franzosen haben nun das wegen seiner günstigen Lage und bedeutenden Vertheidi— gungswerken fruͤher fuͤr unuͤberwindlich gehaltene Kastell San Juan d'Ulloa zerstsrt und eingenommen; ware es von guten Artilleristen vertheidigt gewesen, so hatten die Franzoͤsischen Bombarden und Kriegefahrzeuge nicht so unbeschäͤdigt von den Dampfschiffen zwischen die Felsriffe gefuͤhrt werden, sich vor Anker legen und Wurfgeschütz schleudern können, wie sie es ge— than haben. Durch gluͤhende Kugeln, Bomben und Raketen hätte. man sie vom Kastell aus zerstoͤrt. Obgleich das Kastell von den besten Artilleristen des ganzen Landes vertheidigt war, so erwiederte es dennoch das Bombardement auf eine hoͤchst unvollkommene Weise. Die Zerstoͤrung dieses kostbaren Werkes ist ein neuer interessanter Beweis fuͤr die Belagerungs kunde, welche furchtbare Wirkungen eine wohlgerichtete Artillerie gegen die staͤrksten Mauern haben kann. Dieses Bombardement muß von sehr wichtigen Folgen seyn. Was wird man dazu im Kon— greß zu Washington sagen? Was wird Lord Palmerston dar— äber im Parlament hören muͤssen? Da Mexiko ein sehr wich tiges Land fuͤr England ist, so hätte der Britische Einfluß da—⸗ selbst bedeutender seyn muͤssen, nicht allein um seinen Buͤrgern mehr Achtung und bessere Rechte zu verschaffen, sondern um die unglückseligen Buͤrgerkriege zu verhindern. Die Mexikaner verließen sich zu sehr auf Huͤlfe von England, allein sie glaub—⸗ ten früher auch nicht, daß dieses zugeben wurde, daß einige hundert fremde Kolonisten, unterstuͤtzt von Abenteucern aller Nationen, in Texas einen neuen Sklavenstaat bildeten. Es gelang den Mexikanern nicht, die Unterhandlungen ferner in die Laͤnge zu ziehen; jetzt kommt die Engliche Escadre zu späͤt; die Inter⸗ vention hatte fruͤher kommen muͤssen.
Der Hafen von Veracruz ist vorläufig auf 8S Monate un— ter Franzoͤsischer Obhut; in demselben durften fruͤher niemals fremde Kriegsschiffe ankern; wird der Englischen Eskadre ge— stattet werden, daselbst Schutz gegen die Nordstürme zu suchen? Die Blokade hat nur fur das Franzoͤsische Veracruz aufge— hört; wer wird daselbst den Seezoll haben, und wer die Reve— nuͤen erheben.“
Nieder land— e.
Aus dem Haag, 16. Jan. Ein hiesiger Korrespondent sagt im Handelsblad, daß wohl kaum zu glauben sey, die Franzoͤsische Regierung werde die Vorschlaͤge, die Belgien jetzt zu einer Geld-Entschädigung fuͤr die abzutretenden Gebietstheile machen lasse, ernstlich unterstuͤtzen; denn unmsglich koͤnne Frank— reich die Deutschen und die Hollander fuͤr so verblendet halten, daß sie bereit seyn sollten, fur einige Millionen in die Abtre— tung eines Gebietes zu willigen, welches, aus einem militairi— schen Gesichtspunkte betrachtet, fuͤr die Sicherheit der Einen, wie der Anderen, so wichtig sey. Namentlich suͤr die Verthei⸗ digung der Holländischen Graͤnze sey der Besitz des rechten Maas Ufers von unberechenbarer Wichtigkeit. Der Korrespon—⸗ dent macht ferner auf eine Stelle in der Rede des Franzoͤsischen Deputirten von der aäͤußersten Linken, Herrn Mauguin, auf— merksam, welcher ganz offen erklärt habe, daß die Limburgischen und Luxemburgischen Gebietsiheile fuͤr Belgien selbst allerdings weder in finanzieller noch politischer Hinsicht einen großen Werth
hatten, daß jedoch Frankreich in seinem eigenen Interesse
darauf halten muͤsse, daß diese Gegenden mit Belgien vereinigt bleiben. In diesem offenen Bekenntnisse laͤgen demnach fuͤr Deutschland und Holland Motive genug, sich durch keinerlei Geld⸗Entschaͤdigung jene Gebietscheile enifremden zu lassen.
Belgien.
Bruͤssel, 16. Jan. Unsere Blaͤtter sind voll von Berich— ten uber die Bewegungen der Hollaͤndischen Armee. Jede kleine Veraͤnderung, welche dieselbe an der Graͤnze vornimmt, wird mit der groͤßten Aengstlichkeit bewacht und zu Protokoll genommen, gleichsam als besorgte man eine Wiederholung des Ueberfalles vom Jahre 1831. Besondere Wichtigkeit wird dar— auf gelegt, daß zwei Bataillone von den Kerntruppen, welche die Citadelle von Antwerpen so tapfer vertheidigten, wieder dicht an der Belgischen Gränze, und zwar nicht weit von dem Lager von Beverloo aufgestellt seyen. Man will sogar bemerkt haben, daß die Hollaͤnder bereits ihre Lanzen, Sabel und Bajonette scharf machen.
Das Hauptquartier des General Magnan, welcher die Belgische Vorhut kommandirt, befindet sich jetzt in Beverloo. Die zweite vom General Goeihals befehligte Division soll sich nach der Campine begeben.
Gent, 14. Jan. Eine Versammlung von Republikanern, welcher der sogenannte Reformer Kats beiwohnte, fand gestern in der Schenke „zu den vier Saulen“ statt. Nur mit Einlaß— karten verfehenen Personen wurden zugelassen; Unruhen und Störungen sind nicht vorgekommen. Ueber den Inhalt der Verhandlungen verlautet jedoch noch nichts.
Der Esurrier de la Meuse meint, die Belgischen Zei— tungen seyen doch gar zu plauderhaft; sie erzählten dem Feinde nicht bloß, welche Stellungen unsere Truppen einnehmen, sen⸗ dern auch, wie diese Stellungen in militairischer Hinsicht be⸗ schaffen find. Am Ende können sich unsere Gegner Muͤhe und Kosten spaͤren, um dergleichen zu erkundschaften; sie brauchen bloß unsere Zeitungen alle zu lesen, um vollkommen unterrichtet zu seyn.
Dänemark.
— — Kopenhagen, 14. Jan. Am Iten und Sten d. haben wir hier einen orkanartigen Sturm erlebt, wie ihn sich die aältesten Leute kaum in solcher Wuth erinnern; an mehreren Stellen der Stadt wurden die Fensterscheiben von der Gewalt des Windes eingedrückt, und eine Droschke ward mitten im Fahren umgeworfen. Indeß ist der Hafen selbst mit den darin
, Schiffen unbeschaͤdigt geblieben, was leider nicht
zu Helsingöͤr der Fall war, wo der suͤdösiliche Arm des Hafen— dammes von dem Andrang der See bedeutend gelitten hat, und beinahe das ganze Bollwerk fortgerissen ist. Gegen Abend brach dort die See so gewaltig uber das Steinwehr, daß sie ,. bis zum Wachthause vordrang; ein nicht weit vom Ufer belegenes Hintergebüude, obschon stark mit Steinen gegen die See dossirt, ist ein Raub der Wellen geworben und das
Lappe Ole Söoͤrstrom mit seinem Sohn und noch einem Dritten
hinuͤber.
und ihrem nahen Tode entgegensahen.
sich darauf mit Mühe nach einer kleinen Anhoͤhe,
Gebäude des Lootsen⸗Buͤreaus beinahe ganz unterminitt, der Weg nach Schneckerstein aber überall aufgewühlt und nur fuͤr Fußgänger noch zu passiren. Leider sind auch ein paar Men— schen bei diesem Sturm verungluͤckt; eine gewaltige Sturzsee wälzte sich nämlich plotzlich uͤber den Steindamm des Hafens zu Helsingoͤr und dessen vier Fuß hohe Brüstung hinweg, und schleuderte drei dort hinten gehende Matrosen in das innere Hafen-⸗Bassin, so daß zwei davon ertranken und nur Einer mit vieler Muͤhe gerettet werden konnte.
Nach einem Schreiben von Tromsoe in Norwegen hat ein Paar dort wohnender Lapplaͤnder im vergangenen Herbst ein eigenthüͤmliches hartes Geschick auf dem Meere betroffen; der
aus der Gemeinde Carslss begaben sich nämlich nach Finnmar— ken, um dort ihr Gluͤck auf der Jagd zu versuchen, namentlich um Fischotter zu fangen. Von der Arbeit ermuͤdet, landeten sie eines Tages an einer kleinen Insel im Blocksiord, wo sie sich durch einige Stunden Schlaf zu stärken und zu erholen beabsichtigten; das Boot konnten sie nicht auf's Land ziehen, weil das Ufer steil und felsigt war, glaubten es aber hinreichend zu befestigen, wenn sie den kleinen Anker hinter einen etwas vorspringenden Stein legten. Wahrend sie indeß in ruhigem
Schlafe lagen, spielte ihnen der Wind einen schlimmen Streich,
indem er sich ploͤtzlich nach einer anderen Seite drehte; das
Boot bekam dadurch eine andere Richtung, das leichte Anker
schob sich zuruck und fiel von dem glatten Felsen herab in die See, welche dort so tief war, daß es den Boden nicht erreichen
konnte. Die Leute erwachten, allein ehe sie bis zum Wasser
einer vom Winde gesicherten Ausbucht feststellte. Beide kleinen
Inseln waren unbewohnt; schwimmen konnten die Leute nicht, und alle mitgenommenen Lebensmittel befanden sich in dem da⸗
vongegangenen Boote; ihre Lage war daher um so mißlicher, da es auf der Insel weder Wild, noch Fruͤchte oder Bäume In der Erwartung, bald irgend ein anderes Boot zu
ab. Cejchtẽ zu bekommen, waren sie anfangs noch guten Muths,
und suchten ihren Hunger mit einem dort wachsenden sauren Seegras zu stillen; da sich indeß weder am ersten, noch am zweiten Tage ein fremdes Boot erblicken ließ, wurden sie uber ihr Schicksal sehr unruhig; der Hunger plagte sie immer mehr,
und mit Sehnfsucht blickten sie nach ihrem eigenen gegenuͤber—
liegenden Boote, und den darin befindlichen Speisekoͤrben Die Noth macht erfinderisch; sie brachten eine große Menge dort wachsenden Schilfs zusammen, banden solches Buͤschelweise einem von ihnen um den Leib und
unter den Armen, um sich so im Wasser oben zu erhalten und vom Winde nach der jenseitigen Insel hintreiben zu lassen; der
Versuch mißgluͤckte aber, weil das Schilfrohr nicht im Stande war, den Körper uͤber Wasser zu erhalten, und mußte daher wieder aufgegeben werden. Da sie nun schon mehrere Tage auf der Sden Insel zugebracht hatten, auch kein Seegras zur Stillung ihres Hungers mehr zu finden war, wurden sie o abgemattet, daß sie alle Versuche zu ihrer Rettung aufgaben ̃ Es war am zehnten Tage hach ihrer Ankunft, als Ole Soͤrstrom ganz entkraͤftet in einen todesähnlichen Schlummer zuerst dahinsank; die andern Beiden hielten ihn auch bereits fuͤr todt. Sein Sohn schleppte
nahm sein Gesang- und Gebetbuch in die Hand und bat den Allmächti⸗ gen um Kraft und Muth in seiner letzten Stunde, wenn es
der Vorsehung nicht gefallen sollte, ihn von diesem fuͤrchterlichen
Tode zu befreien. Er warf noch einen Blick nach dem Meere, und siehe da, — o, Freude ohne Gleichen! es zeigt sich ein Boot in nicht gar großer Entfernung. Sein Rufen und Ge— schrei erweckte auch den Vater wieder aus seinem Todesschlum⸗ mer; alle drei bemerkten sie, wie sich jenes Boot immer mehr der kleinen Insel naͤherte; schon versuchten sie, sich durch Rufen und andere Zeichen den Leuten in jenem Boote zu erkennen zu geben, welche sie auch wirklich gewahr wurden, aber dann plöͤtzlich üumwendeten und aus allen Kräften davonruderten. Man denke sich die Verzweiflung der drei Ungluͤcklichen, die so ihre letzte Hoff nung dahinschwinden sahen; allein die guͤtige Vorsehung wachte dennoch über sie, denn nach einer kurzen Weile hielt das fremde Boot an, die darin befindlichen Leute stutzten, schienen sie ge— nau zu betrachten, und kamen dann langsam herangerudert, um ihre verhungerten und ganz entkräͤfteten Landsleute aufzunehmen. Der Grund, weshalb sich das Boot bei ihrem ersten Anblicke ertfernt hatte, war Aberglaube, weil sie die freilich gespensterar⸗ tig genug aussehenden Gestalten fuͤr boͤse Geister dieser wüsten Insel gehalten hatten. Durch sorgfästige Pflege und stärkende Rahrung kamen alle drei bald wieder zu Kraͤften, und kehrten zu den Ihrigen zuruck, welche sie bereits als verungluͤckt be⸗ trauerten. Deut schland.
Hannover, 18. Jan. Die amtlichen Nachrichten der Hannoverschen 3Zitung enthalten nachstehendes Neskript des Koͤnigs an den Magistrat zu Osnabruͤck: .
„Unser Staats- und KRabiners⸗Minister bat Uns denjenigen un— terthänigsten Bericht des Magistrats zu Dẽnabrick von Sten d. M. vorgelegt, womit zwei Rechtsgutachten äber die Berbindlichkeit der Dbrigkeiten zur Beitreibung der Steuern eingesandt worden sind. Wir haben daraus, so wie aus der auf Unseren Befehl von Unserem Landdrosten Grafen von Wedel gegen die Milglieder eures Kolleginns deßfalls geführten Untersuchung mit Befremden entnehmen müssen, daß von euch bei auswärtigen Rechtegelebrten eine Belehrung darüber begehrt worden ist, „ob eiae Hbrigkeit im hiesigen Königreiche nach dem 1jsten d. M, falls eine Stände -Versammlung nach dem von Uns für erloschen erllärien Staats⸗Grundgesetze vom 26. September 1833 nicht berufen würde und die Steuern bewilligte, berechtigt und verpflichtel seb, die in den Steuergesetzen vorgesch iebene Hülfe zur Beitreibung sowohl der direkten als indirekten Steuern zu leisten?“ Es (ist mithin ein Gut⸗ achten auswärtiger Rechtsgelehrten von euch darllber verlangt wor— den „eb ihr den Gesetzen des Landes, Unseren Anordnungen und den Vorschriften der höheren Berwaltungsbehörden Folge zu leisten ver— pflichtet wäret, und somit der Gehorsam in Zwelfl und Frage gestelst, welchen ior Üns als euren Landes- und Dienstherrn schuldig sebd!“ Dieses mit nichts zu entschuidigende Verfahren erscheint aber um so pflichtwidriger, da — wie ihr selbst nicht verkennen möget — bei Leistung der in den Steuergesetzen vorgeschriebenen Hülfe zur Beitrei⸗ bung sowohl der direften als indirekten Steuern nur eure Eigenschaft als Staatsdiener in Betracht kommt, und den letzteren niemals die Befugniß eingeräumt werden kann, über den Umfang ihrer Dienfipslicht von unberufenen Ausländern sich Belchrüng ge— ben zu lassen, vielmehr bei eintretenden Zweifeln die Anwei⸗ fung der anzugchenden vorgesetzten Dienslbehörde allein Lie Richtschnur für das zu beobachtende Verfahren ertheilen muß. In dem vorliegenden Falle wird euer Verschulden noch dadurch erhöht, daß, wiewohl es genugsam zu Tage liegt, daß eine Veröffentlichung der von euch . unbegründeten Zweifel zu pflichtwidrigen Stener⸗ Rerwesgerungen hätte Anlaß geben können, ihr euch nicht enifchen habt, öiese Zweifel ohne vorherige Anfrage bel der Ober—
heruntersteigen konnten, hatte sich das Boot schon vom Ufer tische Folgerungen gezogen werden konnten, so hätten Wir doch mit entfernt, und trieb nach einer, etwa einen Buͤchsenschuß weit gegenuͤber liegenden kleinen Insel hin, wo es sich endlich hinter
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Behörde auswärtigen Rechtsgelehrten — selbst obne diesen besondere Verschwicgenhet jzur Pflicht zu machen — mitzuibeilen. In eurem Berichte vom Iten d. M. ist von euch darauf aur rg; worden, daß ein ausdrücklicher, in gehöriger Form erlassener efehl des Ober⸗ Steuer-Kellegiums in Anschung der Beitreibung der Steuern cuch Fon der Verantwortung befreien und solche auf die befehlende Be⸗ hörde übertragen möge. Dieser Antrag erscheint durchaus unzulãässig, indem = wie ihr selbst nicht verkennen möget — eure Pflicht bierunter völlig fesisteht, und daneben die unter Ern ähnung der ordnung mäßigen Zustimmung der Stände-Versammlung des Königreichs ergangene Bekanntmachung sinferes Finanz-Miunisterit vom H. Juni v. J. die für das Jahr voin J. Juli iss bis dabin 1839 zu eirlegenden Steuern betreffend, euch zur ünabweichlichen Norm gereichen muß. Zugleich müssen Wir euch Unser gerechtes Mißfallen wegen eines Antrages zu erkennen geben, welcher bezweckt, Unseren Staats⸗ und Kabinets⸗Mi nisser zu deranlassen, die Bestimmungen des 161 des von Uns für erloschen erllärten Staats- Grundgesetzes wieder in Anwendung ju bringen. Ferner haben Wir zu Unserem größten Befremdem aus turen miberrwähnten Berichte vom 5ten d. M. ersehen mässen, daß ihr keine Scheu getragen, die Behauptung aufzustellen, der Rechts⸗ punkt rückfichtlich des Foribestehens des von Uns für erloschen ertlär ten Staars-Gruudgesetzes sey zu unzweifelhafter Gewißheit erhoben. Diese Behauptung stüͤtzt sich auf die von euch eingelieferten Gätachten der Juristen- Fakultäten zu Heidelberg und Jena. Wenn nun die erwämen Gutachten, ganz abgesehen von den übrigens un⸗ jntreffenden Deductionen, schon um deßwillen, in so weit sie sich über die Aufhebung des vormaligen Staats-Grundgesetzes verbreilen, keinen Werth haben, da sie lediglich auf den Grund einer von euch entworfenen, die unterliegenden faktischen Verbältnisst mangelhaft und einseitig darstellenden species facti abgegeben sind und aus feh⸗ lerhaflen Prämissen auch nur falsche, obnehm größtentbeils bypothe⸗
Zuversicht erwarten mögen, daß ihr, in pflichtwäßiger Unterordnung kures eigenen Urtbeils, unter eure amiliche Stellung es nicht würdet wagen können, es auszusprechen, „der nach eurer irrigen Ansicht fest⸗ gestellte Rechtspunkt sey zu unzmn eifelhafter Gewißheit erhoben.“ Diese eure Aeußerung verletzt aber die Uns schuldige Ehrfurcht um fo mehr, da euch Licht unbekannt ist, daß Wir nach langer sorg⸗ fältiger Prüfung aller Verbältnisse Uns bewogen gefunden haben, das Uns weder in formeller noch materieller Hinsicht bindende Staate— Grundgesetz für erloschen zu erklären. Hiernach werdet ihr selbst er⸗ meffcn, weshalb Wir eure Vorstellung vom 18. Januar v. J. einer Beantwortung nicht für werth haben halten können. Endlich habt shr, mit gänzlicher Nichtachtung der der Königlichen Majestät schul⸗ digen Ehrerbietung, eure schön erwähnte Ansicht über den Rechts⸗ punkt als eine so anerkannte Forderung des Rechts darzustellen euch nicht gescheut, daß ihr es als Verletzung der Unterthanentreue ansehet, wenn ihr einen Zweifel laut werden üeßet, „als ob Wir Uns dem Rechte entziehen würden.“ Unter dem Recht kann hier augenfällig nur die kurz vorher hervorgehobene, angeblich anerkannte Forderung des Rechts gemeint, mithin auf die Wiederherstellung des erloschenen Staats ⸗ Grundgesetzes mit der Andeutung hingewiesen seyn, „daß durch dessen Richtwiedeiherstellung Wir Uns dem Rechte entziehen würden.“ Wir geben euch Über solch frevelhaftes Beginnen und solche Unmaßung nicht allein Unsern gerechtesten Unwillen hiermit zu erkennen, sendern behalten Uns auch wegen eures gesammten in dem Vorstehenden von Uns gertigten Verfahrens ausdrücklich vor, die den Umständen an⸗ gemeffenen Maßregeln zu seiner Zeit zu treffen. Hannover, den 18.
Fanuar 1839. (uüterz Erust Augu st. G. Freih. v. Schele. Än den Magistrat in Ssnabrück.
talen.
Rom, 8. Jan. (A. 3.) Auf dem Ball, welchen gestern Abend der Ruffische Gesandte, Herr von Potemkin, dem GSroß— fuͤrsten Thronfolger von Rußland gab, war die ganze fashio⸗ nable Welt Roms versammelt. Der Prinz, der viel tanzte, fuͤhrte zur Freude aller Anwesenden die Masurka mit großer Gewandtheit aus. — Der Papst, welcher dem hohen Gast auf alle Weise seinen hiesigen Aufenthalt angenehm zu machen sucht, wollte ihm das imposante Schauspiel der Kuppelbeleuchtung von St. Peter veranstalten, was aber, wie einige andere Feste im Freien, wegen der unbeständigen Witterung wieder aufgegeben vurde. Dafuͤr wird er uͤbermorgen dem Prinzen ein Dejeu— ner in dem Pavillon im Garten des Vaticans geben — eine Auszeichnung von Seiten des Papstes, welche gewiß wenigen Monarchen, die Rom besuchten, zu Theil geworden ist. Die Abreise des Prinzen soll auf den 17ten d. festgesetzt seyn. Wie wir hoͤren, wird er in Neapel und der Umgegend nur zwei Wochen bleiben und dann hierher zuruͤckkehren. Ob er den Karneval hier zubringen wird, haͤngt von den Nachrichten ab, welche man aus St. Petersburg erwartet.
Fuͤr die am 2ten d. in Pifa verstorbene Prinzessin Marie von Orleans soll hier am nachsten Freitag ein durch die hiesige Franzoͤsische Botschaft veranstaltetes solennes Seelenamt in der Nationalkirche S. Luigi dei Francesi gehalten werden, wozu die hohe Geistlichkeit, das diplomatische Corps und die ersten Personen der Stadt geladen sind.
Der Bischof von Algier fand hier die feierlichste Aufnahme und predigte oft vor zahlreicher Versammlung. Bei seiner Ab⸗ reise erhielt er nachstehendes Schreiben vom Papst;
„Hochwürdiger Brüder, Gruß und apostolischen Segen. Mit Verguligen nehmen Wir immer diejenigen Unserer hoch würdigen Brü⸗ der auf, weiche hierher kommen, die heiligen Gräder der Apostel zu besuchen, dem heillgen Stuhle das Zeichen ihrer Unterwürfigkeit selbst zu bringen, und an dieser Quelle sie Hülfe und den Rath zu holen, deren sie zur Erfüllung ihres bischöflichen Berufs bedürfen. Eine gan besondere Freude gewährt Uns jedoch Deine Gegenwart hoch⸗ würdigster Bruder, der Du darch so ausgezeichnete Werke Deine sel⸗ tene Frömmgkest bewährtest, und den Wir der Kirche zum Oberhir⸗ ten gegeben, deren Herstellung in der Stadt Algier Wir dem Eifer und der Freigebigkest Unseres eeliebtesten Sohnes in Jesu Christo, Ludwig Philip, dem allerchristlichsten Könige von Frankreich, ver— danken. Da Du im Begriffe stebst, nach Deinem Sitze abzugehen, übergeben Wir Dir einige Geschenke für Deine Kathedral“ Kirche, welche dem heiligen Aposiel Philippus gewidmet seyn sollen. Dlesel⸗ ben bestehen in dem Nagel der zweiten rn ebe welche von den ge⸗ heiligten Üleberresten desselben heiligen Apostels abgeschnitten werden, und einem Stückchen der Gebeine des heiligen Augustin, Bischofs von Hippo, dessen Kirche, so berühmt ehedem, innerbalb der Diö⸗ jese, welche Dir anvertraut worden, ferner in einem silbernen ver, zeldeten Reliquien-Köäsichen, um darin die erwähnten Reliquien auf dem Altar auszusteilen; endlich in einem goldenen Becher mit einem silbernen Schaft und Fuß und einem goldenen Kelchschüssel⸗ chen. Durch diefe frommen Gaben wellten Wir Dir ein besonde⸗ res Zeichen Unserer Neigung für die Kirche von Algier geben. Das kostbarste Geschenk aber machen Wir ihr mit Dir, dessen Gegen⸗ wart der zur Zeit in jenen Gegenden noch so schwachen Heerde Jesu Christi zuin großen Trost gereichen wird. Ein weites Feld ist Deinem religiösen Eifer dort aufgethan; es umfaßt den ganzen Um— sang des vormallgen Reiches Algier, wo in den ersten ahrthunder⸗ ten eine so große Zabl christlicher Kirchen blühten, die später unter der Herrschaft der Ungläubigen solche Verheerungen erlitten, daß kaum einige Spuren der christlichen ,. mehr Übrig waren, welche einer früheren Epoche, als der, welche die neuere Ordnung der Dinge herbeigeführt, angehörten. So niẽnmm denn, hochwürdigster Bruder, im Augenblicke Deines Abgangs nach dem Theile des Wein⸗ berg des Herrn, der so lange in iraurlger Verödung schmachtet, das Schwert dis Glaubens, welches das Wort Gottes ist, und lege mu—⸗ hig die Hand an den Pflug. Schärfe Deine Sichel, um das Un⸗ kraut mit der Wurzel auszurotten; sireue den guten Samen aus;
nismm ihn in Desns forgsaure Obhut, damit er, befeuchtet vom Than
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bimmlischer Snade, reichliche Früchte de ĩ ĩ 237 Unser Vertrauen 2 — — — 4 der katholischen Wahrheit sich fortoflan en werde auch auf andere heile Afrikas. Die Fürbitten der beiltgen Bischöfe Coprlan, Äugustin, Ful⸗ agenttus und der anderen Heiligen, die in diesem Welliheil vor Zciten durch ihre Wissenschaft und Tugend eder das Blut, das sie zum nnn ibres Glaubens vergessen, geleuchtet, werden hierzu 63 hrige beitragen. Darum, bochwürdiger Bruder, sey guten Mutbs und ohne Dir selber eiwas zuzuschreiben, aber sieis auf Geites Macht und Güte bauend, arbeite als ein wackerer Streiter Jesu Christi, und unter all' den Schwierigkeiten, mit denen Du zu kämpfen haben wirst edenke der Krone, die denen verheißen sst, welche bis ans Ende aus. arren. Was Uns betrifft, so wollen Wir, so unwürdig Wir auch sind, doch nicht aufhören, Gott durch die Verdienste seines Sohnes, des Erlösers der Welt, zu bitten, daß er dem Samen, den Du mit seiner Hülfe ausstreuen und begißen wirst, gedeibliches Wachstibum verleihe Endlich eriheilen Wir Dir zum Beweise Unseres besenderen Wohl wollens noch Unseren aposiolischen Segen, welchen Wir Dir er— lauben, in Unserem Namen den Dir beiatgeßben Priestern und der Serrte von Algier mitzutbeilen. Gegeben zu Rem, den 24. TDezem der des Jahres 1838, im achten Unseres Pontifikats. Gregor XVI.“ Rom, 10. Jan. Das Diario meldet: „Se. Kaiserl.
Hoheit der Großfuͤrst⸗Thronfolger von Rußland nimmt mit großer Wißbegierde alle Sehenswuͤrdigkeiten unserer Hauptstadt in Augenschein. Höoͤchstderselbe wird überall mit der Achtung aufgenommen, welche Seine Gute und Herablassung, so wie der hohe Rang, den Er in der Europaͤischen Familie einnimmt, fuͤr Ihn in Änspruch nehmen. Der junge Prinz hat seine höͤchste Bewunderung nicht bloß fuͤr dasjenige gezeigt, was er von den beruͤhmten Kunst- und Alterthums-Schaͤtzen im Vati— kan und im Eapitol gesehen, sondern auch fuͤr die neuerstehende Basilika von St. Paul, welches Gebäude Er mit besonderer Aufmerksamkeit besichtigte, so wie fuͤr das beruͤhmte fromme Etablissement von St. Michael zu Ripa, das ebenfalls in allen seinen Theilen durchwandert worden. Ge. Kaiserl. Hoheit hat mehrmals durch die Personen, die Ihn empfangen und begleitet haben, in sehr anerkennenden Worten seine lebhafte Freude ge—⸗ gen Se. Heiligkeit den Papst ausgedruͤckt, welcher Alles belebt und beschuͤtzt und mit glänzender Freigebigkeit die Sammlun⸗ en ausstattet, wetche der Religion, den Wissenschaften und den enen so großen Nutzen gewähren.“
. Spanien.
Saragossa, 9. Jan. Der General Ayerbe ist noch hier. Gestern unternahm seine bei Carinena gelagerte Division unter Anfuͤhrung des Brigadiers Mir eine Bewegung nach Daro ca hin. Eine Brigade soll abgesandt werden, um einen von Ma⸗ hrid erwarteten Munitions? Transport zu eskortiren, während die andere Brigade sich bei Daroca aufstellt, um die Bewe⸗ gungen Llangostera's zu bewachen, der sich mit vier Bataillonen und drei Schwadronen in Oliete befindet, und, wie man glaubt, die Absicht hat, die Ebene von Bello zu besetzen und das Con⸗ voi anzugreifen. Man erwartet hier noch sechs Bataillone von der Nord⸗ Armee.
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Berlin, 22. Jan. Das 2te Stuͤck der Gesetz Sammlung enthält nachstehende Allerhoöͤchste Kabinets- Ordre vom 22. De— ember 1838, die anderweite Feststellung der Kompetenz⸗Ver— Altnisse zwischen dem Ober⸗-AUppellations Senat und den aͤbri⸗ gen Senaten des Kammergerichts betreffend:
„Da die Bestimmüungen der Vererdnung vom 14. De erm ber 1833 äber das Rechtsmittel der Revision und der Richtigtsits-Beschwerde eine anderwenne Feststellung, der Kompetenz- Verhältnisse zwischen dem Dber Appellalions⸗Senate des Kammergerichtz und den übrigen St⸗ naten desselben nothwendig machen, so will Ich, auf Ihren Bericht vom 3. Ftovember d. J., die Wiederberstellung der früheren Verfas— sung in der Art genehmigen, „daß der Ober⸗Appellations⸗Senat der Regel nach in allen zur Entscheidung des Kammergerichts gelangen⸗ den Civil-Prozeßsachen das Erkenntniß zweiter Justauz abzufassen hat.“ Ausgenommen hiervon bleiben nur:
1) die Bagatellsachen, in soweit ste nicht in einem Konkurs- eder erbschaftlichen Liguldations⸗Prozesse verkommen und die Fest⸗ stellung der Passivmasse, die Rangordnung der Eläubiger eder bie Distribution der Masse betreffen, in welchen Fällen das Er⸗ kenntniß zweiter Instanz ohne Unterschied des GSegenstandes dem Ober Appellassons- Senate zustehen soll; die Injuriensachen; die von den Untergerichten eingehenden Schwängerungesachen, fofern nicht etwa gleichzeitig auf Vollziehung der Ehe oder auf. Beilegung der Rechte einer geschiedenen Ebefrau geklagt wor⸗ den und hierüber auch uoch in der zweiten Instanz zu erkennen ist; und 2a) die Streitigkeiten zwischen Herrschaft und Gesinde (o weit diese
Sachen nicht an die Polizes⸗Bebörden gewiesen sind).
Damit jedoch keine Geschäfis-Ueberhäufung eintrete, sol der Ober⸗
Appellaiions-⸗Senat von der Abfassung der Erkenntniffe zweiter In—
stanz in allen Kriminal- und is kalischen Untersuchungssacken, lu de⸗
nen 'ein Untergericht in erster Anstanz erkannt hat, entbunden wer⸗ den, mit Ausnahme folgender Fälle:
6. wenn das Urthel ersier Justanz von dem Kriminal Senate des Kammergerichts oder von dem Justiz⸗Minister bestätigt werden ist;
b. wenn Höchverrath, Landesverräthtrei, Aufruhr, Majest lg ver⸗ brechen gegen den Landesherrn und die Mitglieder des König⸗ lichen Hauses, Münzverbrechen, Dienstvergeben der Beamten, wegen welcher auf Cassation erkannt worden. Duell, Todtschlag/ Mord, verheimlichte Schwangerschaft oder Riederkunst, zweiter gewaltsamer oder vierter gemeiner Diebstahl, Raub, vorsätzliche . oder Meineid der Gegenstand der Untersuchung gewesen; .
e. wenn bei andern Verbrechen in erster Instanz zunächst oder subsidiarisch auf zehnjährige Freiheits- oder eine nech schwerere Straft erkannt;
d. wenn in Steuer-Defraudationssachen gegen das Urthel erster Instan; die Appellation eingelegt worden ist. (Verordnung vom 11. Juni 1838. Gesetz San mlung S. 377.) .
Bei den Besiimmungen der Nr. 6 und 7 Meiner Ordre vom 25. März 1831 (Gesetz Sammlung S. 63 wegen des , . . in Untersuchungen gegen Beamte behalt 4 * wenden. Die beim Eingang diefer Srdre zum 3z*straß ber is distri⸗ buirten Sachen werden von dem Senate abgenrtelt, ,, nach der bisher bestandenen Regel . Epruch . 9 536 sind. Ihrer Bestimmung klebt es (berlasn— . 9 . . ; nicht zur Entschesdung des Ober- Appellations⸗ . ö, . Sachen zwifchtn dem Instructtens- und, den, , Ee = Kammeräerschtz zu verihrisen sin? Sie a 3 4 ur die Geseß Sammlung zur öfen lichen Kenntniß zu bringen.
s ö 1836. Berlin, den 2. Deleuber ie Friedrich Wilhelm. An den Staats, und Justi⸗Minister Müh ler.“
. tin, 19. Jan. — Population. — Nach der 6 frre len Populations⸗Liste pro 1838 betrug die Anzahl der Einwohner hiesiger Stadt am Schlusse des verflosse⸗ zen Jahres zz, 642 und zwar 183 mehr, als zu Ende 1837. Es wurden 122 Kinder und darunter 175 . geboren; err. starben 955 Personen 6 daß 277 mehr geboren als ge l
orben sind. Das hoͤchste Alter uͤber 90 Jahre erreichten
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