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142 ahl Kollegien des Seine⸗Departements auf den 2. Maͤrz zusammenberufen. . ; Die Kommission der 221 hat sich desinitio konstituirt. Sie hat den General Jacqueminot zu ihrem Praͤsidenten und Herrn Loquet zu ihrem Secretair ernannt. 1
Alle obekn Beamten des Ministeriums des Innern wur— den gestern am Sonntage ausnahmsweise in ihre Vureaus beor⸗ dert und arbeiteten den ganzen Tag über. Auch in der Köͤnig— lichen Druckerei wird Tag und Nacht gearbeitet .
Der Moniteur enthalt Folgendes: „Ein Abendblatt stellt die Vermuthung auf, daß die Regierung die Bestätigung der durch Englische Blaͤtter verbreiteten Nachricht, in Betreff der Weigerung des Praͤsidenten der Mexikanischen Republik, die Capitulgzion des General Rincon anzuerkennen, erhalten habe. Jenes Lien gruͤndet seine Vermuthungen auf die Abfahrt der Brigg „le Cerf“ aus Toulon und auf die Anstalten, die man in diesein Hafen trifft, um eine Lastcorvette abzusenden. Die Regierung hat seit der Nachricht von der Einnahme des Forts St. Juan d'Ulloa keine weitern Nachrichten erhalten. Der „erf? ist von Toulon abgesegelt, um sich dem Geschwader an⸗ zuschließen, welches Buenos Ayres blokirt. Die Lastcorvette „la Marne! ist ebenfalls von Toulon abgegangen, um sich nach den Bermudas zu begeben, und von dort den Generalstab und die Mannschaft der gescheiterten Fregatte „Herminie“ nach Frankreich zurückzubringen. Man sieht also, daß die Ausruͤstung dieser beiden Schiffe durchaus in keiner Verbindung mit den Mexikanischen Angelegenheiten steht.“ —
Das Journal général hatte erzählt, daß Herr Cunin Gridaine sich mit mehreren Mitgliedern der Versammlung Jac— queminot zu dem Conseils-Praͤsidenten begeben und demselben Vorstellungen wegen Aufloͤsung der Deputirten⸗Kammer gemacht hatten. Auch dieser Meldung, so wie dem Geruͤchte, daß gestern alle Polizei⸗Kommissarien der Hauptstadt zu dem Polizei⸗Prä—⸗
fekten berufen worden waren, widerspricht der „Moniteur“ auf
das bestimmteste.
Der Temps, der die Coalition seit ihrem Bestehen be— kämpfte, und deshalb beinahe zu den ministeriellen Blattern gezaͤhlt wurde, scheint jetzt die verlorene Zeit wieder einholen zu wollen, und uͤberfluͤgelt in seinem Eifer alle ubrigen Coali— tions⸗ Journale. Er wendet sich, Angesichts der Wähler, so sehr von dem Centrum ab, daß er in seinem heutigen Blatte
sagt: „Herr Odilon Barrot ist der Punkt, dem die künftige
Verwaltung zustrebt; er ist unvermeidlich fuͤr Alle; fuͤr die Einen ist er das Ziel, fuͤr die Anderen der Ausgangspunkt.“ — Weiter bemerkt er, die Zahl der 213 nehme stündlich zu, Jeder wolle jetzt zur Minoritäͤt gehort haben, dies verkuͤnde deutlich, was man von dem Lande erwarte. Endlich ruft er sogar den Witz zur Huͤlfe und läßt einen Deputirten sagen: Derjenige sey ein ungeschickter Baumeister, der eine Kammer einreiße, um ein Kabinet nicht zu verändern. Ein Anderer muß gtsagt haben: Alle Geschicklich keit, die man jetzt aufbiete, habe nur zum Zweck, die Folgen der Gewandtheit (adresse) zu ver— meiden.
Großbritanien und Frland.
London, 2. Febr. Am Montage wird Ihre Majestaͤt die Königin eine Geheimeraths-Versammlung halten, in welcher die Thron ⸗Rede erledigt werden soll.
Im Coventgarden-Theater schien gestern, als Ihre Ma— jestaͤt daselbst einer Vorstellung von Bulwer's Lady of lLxons beiwohnte, das sehr zahlreich versammelte Publikum durch den stürmischen Beifall, mit welchem es eine darin vorkommende ironische Aeußerung uͤber eine Vermaͤhlung mit einem fremden Prinzen aufnahm, der Königin kundgeben zu wollen, daß eine solche Verbindung von Seiten der jungen Königin in England nicht vopulair seyn wurde. Der ministerielle Globe hebt dies mit besonderem Nachdruck hervor.
Der Herzog von Wellington giebt nächsten Montag ein großes parlamentarisches Pairs Diner, zu welchem auch meh— rere der angesehensten Konservativen des Unterhauses eingeladen sind.
Die Morning Post erwaͤhnt des Geruͤchts, daß Lord Granville den Gesandtschafts Posten in Paris aufgeben wolle.
Die Anhaͤnger der Volkscharte hielten kuͤrzlich auf Bran— don⸗Hill in der gih von Bristol wieder einmal eine Versamm— lung im Mondschein. Herr Vincent, mit einem weißen Mac— Intosh bekleidet und auf einem weißen Pferde sitzend, hielt an die Versammlung, die aus etwa 300 bis 3090 Menschen bestand, eine Rede und zeigte ihr an, er werde sich mit seinen republi— kanischen Grundsatzen um den Sitz im Parlamente suͤr die Stadt Bristol bewerben, wenn eine Wahl fuͤr das Parlament stattfinde.
Die Vorbereitungen zu einem großen Diner, welches der Deputation, die von den Manufaktur-Stadten nach London ge— sandt worden ist, um auf die Aufhebung der Korngesetze zu dringen, in einem der hiesigen großen Theater gegeben werden soll, sind bereits beendigt. Das Diner soll in etwa vierzehn Tagen stattfinden. Fuͤr die Damen sind Logen errichtet, und sowohl Musiker als Sänger ersten Ranges werden dabei zu— gegen seyn. Das Naͤhere wiro erst dann bekannt gemacht werden, wenn die Deputation in London angekommen ist und sich uͤber den passendsten Tag ausgesprochen hat.
Das Ministerium scheint zu beabsichtigen, in ganz England eine stärkere Polizeimacht zu errichten. Der Staats secretair des Innern, Lord John Russell, hat in dieser n . an den Grafen von Derby, den Sheriff der Grafschaft Lancaster (in welcher die großen Städte Liverpool und Manchester liegen) folgendes Schreiben erlassen. „Whitehall, den 11. Januar. Mylord! Ich wuͤnsche die Aufmerksamkeit Ew. Herrlichkeit und der übrigen Beamten der Grafschaft Lancaster auf den Zu⸗ stand der Macht der Konstabler (der unteren Polizeibeamten) in dieser Grafschaft zu lenken. Die Zahl und die Wirksamkeit der ordentlichen Konstabler flößen in vielen großen Städten kein Vertrauen ein, daher lassen die Beamten bei der geringsten Be⸗ fürchtung von Unruhen besondere Konstabler vereidigen, und ru— fen die Ünterstützung der Militairmacht an. Die erste, Maß regel ist oft unwirksam, da diese besonderen Konstabler nicht die er—
sorderlichen Kenntnisse und Disziplin besitzen und oft ihre Pflichten nur mit Widerwillen übernehmen oder in Aus fuͤhrung derselben furchtsam sind. Die zweite Maßregel ist in vieler Hinsicht verwerflich. Sie giebt den Anschein, als wolle man regieren, sie belaͤstigt das Mili⸗ t oft die Vorsicht und die Mäßigung der 83 chreiben der den nördlichen Distrikt be⸗ mir, daß es fuͤr die gewoͤhnliche wohl als auch fuͤr die außerordent“
z s bedroht ist, sehr bler⸗Macht zu errich⸗—
durch Militair⸗ Gewalt
tair und
und der Soldaten auf die hartesten Proben. Ich sch
zur Vestätigung dieser Ansicht Auszuͤge aus dem eral⸗ n,,
rtfame go
172 ten und zu erhalten, welche unter die Leitung der Beamten ge— stellt wuͤrde und ununterbrochen in Dienst bleiben mußte. Diese
Konstabler⸗Macht konnte dann, nach den Beduͤrfnissen der Graf⸗
schaft, uͤber viele Distrikte bertheilt oder so zusammengezogen werden, daß sie in einem besondern Nothfalle einzuschreiten im
Stande ware. Sollte z B. in der Grafschaft Lancaster eine solche Konstabler⸗Macht gegruͤndet werden, so muͤßte offenbar ihre Bildung und Leitung den Beamten dieser Grafschaft an sirte Armee ihren Feinden entgegenzusetzen hat. vertraut und, so wie jetzt das Corps der Jeomanry (der berit⸗ tenen Landmiliz), einer jährlichen Inspection unterworfen wer⸗ den. Ehe ich jedoch in die naͤhern Einzelnheiten eingehe, Energie Lord Auckland's schließen.“ wuͤnschte ich von Ew. Herrlichkeit zu erfahren, co. dieser Vor- schlag im Allgemeinen die Mitwirkung der Beamten der Graf⸗ schaft finden wurde. Ich habe die Ehre ꝛc. J. Russell“ Die Morning-Chronicke sagt in Bezug auf dieses Schreiben, eine kraftige Polizeivecwaltung sey allerdings Beduͤrfniß, aber mit Vermuthungen uͤber die Aufklärung beschaͤftigen, die der
es srage sich, ob der Plan des Ministers dem Uebel abhelfen werde. Ein Konstabler-Corps unter die Leitung der Friedens, richter zu stellen, mochte auch schwerlich in Lancaster den Zweck
erfuͤllen; eine gute Polizei muͤsse unabhängig von ortlichen Ein⸗ fluͤssen und so eingerichtet seyn wie die treffliche Polizeiverwal⸗ zum 4. März prorogirt werden.
tung von London. Herr Lawson, der Herausgeber der „Times“, hat jetzt
Schmaͤh-Artäkel gegen Sir John Conroy, in welchem er den— selben der Veruntreuung im Dienste der Herzogin von Kent
beschuldigt hatte, empfangen. Er ist zu einmonatlichem Gefaͤng⸗ . 39 9 2 . Merode, und an der Stelle des Letztern der Minister der öf— Der Englische Portrait⸗Maler Sir W. Beechey ist in die⸗ fentlichen Arbeiten, Herr Nothomb, mit der Signatur beauf⸗ sen Tagen im S6sten Jahre seines Alters mit Tode abgegangen. Sein Gemaͤlde, Georg III. darstellend, wie er in Begleitung des Prinzen von Wales, des Herzogs von Jork und der Ge⸗ nerale Dundas, Fawcett und Goldsworthy uber, das Zte und 10te Dragoner⸗Regiment Musterung hält, welches er 1798 voll⸗ endete, und welches jetzt im Hampton“ Court-Palaste hangt, wird für sein bestes Werk gehalten. Man ist jetzt damit beschaͤftigt, die reichen musikalischen
Schaͤtze, welche im Britischen Museum seit Jahren aufgehaust
niß und zu einer Strafe von 200 Pfd. Sterl. verurtheilt.
liegen, zu ordnen und fuͤr Kunstfreunde zugänglich zu machen. Es sollen sich in dieser Sammlung, außer vielen gestochenen
und gedruckten Compositionen, mehrere merkwuͤrdige Handschrif—
ten, zum Theil von Englischen Koͤnigen, befinden. Die katholischen Bischoͤfe von Irland haben in ihrer ge—
woͤhnlichen Jahres-Versammlung zu Dublin am 26. Januar nach
langen Verhandlungen mit 17 gegen 9 Stimmen das in Ir—
land bestehende System des National-Uanterrichts ihres Ver⸗
trauens und ihrer Billigung fuͤr wuͤrdig erklaͤrt. An der Spitze der Minoritaͤt stand der Dr. Machale, der hartnaͤckigste Gegner dieses Systems.
Herr O'Lonnell hat am Mittwoch in einer Versammlung seiner Konstituenten sich uͤber das Verfahren ausgesprochen,
das er in Betreff mehrerer politischer Fragen beobachten wolle. Er werde, sagte er, fuͤr die Aufhebung der Korngesetze stim—
men. Er mißbillige die Gewaltthaͤtigkeiten, welche sich die Insurgenten in Kanada erlaubten, werde sich aber auch allen harten Maßregeln gegen dieselben widersetzen. Was Holland und Belgien betreffe, so werde er gegen das Ministerium stim— men und dafur, daß es dem Volke von Luxemburg und Lim— burg gestattet werde, sich eine Regierung zu waͤhlen, die ihm gefalle. Die Morning Chronicle bemerkt hierzu: „Gluͤck— sicherweise fuͤr den Frieden Europa's wird Herr O CLonnell Niemanden finden, der ihn bei einem Verfuche unterstuͤtzen wurde, der nothwendig zü einem allgemeinen Kriege fuͤhren mußte.“ In Bezug auf das Ministerium sagte O Connell: „Ich werde aus demselben Grunde unterstuͤtzen, aus dem Pat seinen Hut in das zerbrochene Fenster steckte, nicht weil es Licht hereinläßt, sondern weil es den Wind abhaͤlt.“ Wenn das Ministerium den Lord Oxmantown nicht entferne, fuͤgte er hin st⸗ so werde er einen Antrag deshalb machen. Mit den nhängern der Volkscharte stimme er in soweit uͤberein, als er auch fuͤr das allgemeine Stimmrecht sey; dagegen wolle er nicht jahrliche Parlamente. Zuletzt zeigte er noch an, daß er die naͤchste Session abwechselnd in Dublin und in London zu— bringen werde. Ein in der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ enthaltener Artikel uͤber Rußlands und Englands Verhaͤlinisse in Asien ver— anlaßt die Morning Chronicle zu einigen Betrachtungen uͤber denselben Gegenstand. Zunaͤchst hält sie die Geruͤchte von angeblichen Ruͤstungen Rußlands zu einer Asiatischen Expedi— tion fuͤr durchaus erdichtet, indem sie bemerkt: „Kieff wuͤrde, obgleich es ein Centralpunkt ist, nicht, wie es in jenem Actikel heißt, zum Sammelplatz von Streitkräften dienen, die bestimmt wären, unsere Indischen Besitzungen zu bedrohen. Von Polen ist dieser Punkt uͤber 500 Englische Meilen entfernt, und von dem Russischen Gestade, wo die Russen sich einschiffen mußten, ist es noch weiter. Die Idee ist daher voͤllig chimäͤrisch.“ So⸗ dann wendet sich das genannte ministerielle Blatt zu den Per—
unseren Lesern bekannt, daß Herr Macneill sich in Tabtis befand und alle Verbindung mit dem Schach abgebrochen hatte, als er er— fuhr, daß die Belagerung von Herat aufgehoben und alle Forde⸗ rungen der Britischen Regierung bewilligt worden seyen. Herr Mac—
Persischen Versprechens würdigen zu koͤnnen, kehrte indeß nicht nach Teheran zuruͤck, sondern machte, um erst die Erfüllung des vom Schach gegebenen Versprechens abzuwarten, eine Reise laͤngs den Gestaden des Kaspischen Meeres. Dort traf er mit dem Obersten Shiel zusammen, von dem er erfuhr, daß sein Miß— trauen nur zu gegruͤndet gewesen war. Der Schach hatte aller— dings die Belagerung von Herat aufgehoben, weil es unnuͤtz, wenn nicht gar gefahrbringend fuͤr ihn gewesen ware, sie fort— zusetzen. Einer der Gruͤnde, die ihn bewogen, das Unternehmen aufzugeben, war, daß seine Umgebung, und namentlich die Edlen, sich so stark dagegen erklärt hatten, daß es unmoglich fur ihn war, bei seinem Vorsatze zu beharren. Die Forderungen der Britischen , wurden indeß noch immer nicht erfullt, und der Oberst Shiel selbst wurde, als er sich bei dem Ruͤckzuge des Schachs in das Lager desselben begeben hatte, mit großer Nichtachtung behandelt. Fuͤr die unserem Gesandten zugefügten Beleidigun⸗ gen wurde die Genugthuung verweigert, und was noch wich— tiger ist, der Schach weigerte sich, das Gebiet von Herat zu raͤumen. Er ließ an drei wichtigen Punkten Garnisonen zu— rück, offenbar, um sich späͤterhin, bei einem neuen Versuch, die Einnahme jener Stadt zu erleichtern. Daß dies die Absicht des Schachs ist, leidet keinen Zweifel.“ Hierauf äußert sich die „Chronicle“ noch in Bezug auf die in dem erwähnten Ar⸗ tikel enthaltenen Bemerkungen nel Englands angebliche Schwache in Indien folgendermaßen? „Während wir in Indien 250, 9000 Mann gut disciplinirte Soldaten haben, versichert die Allge⸗
meine Zeitung ganz ernsthast, daß England der großen Masse
sischen Angelegenheiten und jagt in dieser Beziehung: „Es ist
neill, der lange genug in Persien gelebt hatte, um den Werth eines
ihrer Feinde nur eine sehr demoralisirte Indische Armee ent— gegenstellen konne! Ohne auf die ferneren Behauptungen die⸗ 665 Artikels einzugehen, koͤnnen wir mit einiger Zuversicht sa— gen, daß die Ereignisse wahrscheinlich die wohlwollende Absicht, in der jener Artikel abgefaßt zu seyn scheint, ganz und gar uͤberflüͤssig machen werden. Der Schach von Persien mag es selbst beurtheilen, ob England etwas mehr als eine demorali⸗— In Teheran hat er wahrscheinlich zuesst von der Landung einer Verstärkung
auf der Insel Karak gehort, und hieraus mag er auf die
Belgien.
Bruüͤssel, 5. Febr. Während unsere Blaͤtter sich noch Minister des Auswärtigen am Mittwoch (morgen) in der Re— präͤsentanten⸗ Kammer ertheilen werde, bringt der so eben er— scheinende Moniteur Belge eine Königliche Verordnung, durch welche die beiden Kammern vom 4. Febr. bis
Gleichzeitig enthäͤlt der Moniteur zwei Königl. Verfuͤ⸗
von dem Gerichtshofe der Queens⸗Bench sein Urtheil uͤber den gungen vom gestrigen Tage, wodurch das vom Finanz Minister, Baron von Huart und vom JustizMinister, Herrn Ernst, ein⸗
gereichte Entlassungs-Gesuch angenommen wird. Interimistisch
ist an der Stelle des Ersteren der Staats-Minister Graf von
tragt. — Bekanntlich sollen es besonders die Minister v. Huart und Ernst gewesen seyn, die sich im Kabinet den Konferenz— Vorschlägen widersetzten. .,
In Bezug auf die Entlassung der beiden Minister bemerkt der Moniteur: „Die definitiv festgestellte Verabschiedung zweier Kabinets-Mitglieder, in Verbindung mit der noch un—
vollstaͤndigen Lage der Unterhandlungen, rechtfertigt die Verta⸗
gung der Kammern.“
Nach den obigen Vorgängen, die hier ungemeine Ueber—⸗ raschung und großes Aufsehen erregt haben, duͤrfte nun auch binnen kurzem, wie in Frankreich, die Auflösung der Kam— mer und eine Apellation an das Land in Bezug auf eine Entscheidung der vorliegenden politischen Frage erfolgen. Gleichwohl scheint die Regierung auch die Aussicht noch nicht ganz aufgegeben zu haben, sich mit der gegenwartigen Kammer zu verständigen, denn in seinem nichtamtlichen Theile bemerkt der Moniteur Belge: „Aus der Vertagung der Kammern bis zum 4. Maͤrz geht keinesweges auch hervor, daß sie nicht schon vorher von der Regierung zusammenberufen werden koͤn— nen, um Mittheilung von dem Beschlusse zu erhalten, welchen sie über die ernste, das Land beschaͤftigende politische Frage zu fassen berufen ist; die Regierung wird in keinem Falle den Zu— stand der Ungewißheit uber den Zeitpunkt hinaus verlängern wollen, wo sie im Stande seyn wird, ihn zu beendigen, ohne das Interesse des Landes zu kompromittiren.“
Der König, der gestern dem Minister-Rath praͤsidirte, er⸗ theilte bald darauf dem Paͤpstlichen Internuntius, Monsignor Fornari, eine Audienz.
Die Deputation des Antwerpener Handelsstandes, die hier— her gekommen, um uͤber den hohen Schelde-Zoll Beschwerde zu führen, den der neue Konferenz- Traktat auferlegt und der, wie man in Antwerpen fuͤrchtet, den dortigen Handel ganz vernichten werde, hatte gestern eine Aubienz bei dem Direktor der Handels-Angelegenheiten im Ministerium des Innern.
In Bezug auf die Disponibilitäts-Stellung des Generals Skrzynecki bemerkt der Belge, bekanntlich das Haupt-Organ der Widerstands-Partei: „Auf Befehl der fremden Diplomaten und des Kabinets der Tuilerieen ist der kurzlich ernannte Ge— neral Skrzynecki schon wieder auf Disponibilitaͤt gesetzt. Diese Maßregel trifft wunderbar zusammen mit der Annahme der 26 Artikel durch den Koͤnig Wilhelm.“ — Ferner sagt der Commerce Belge: „Zu der lange dauernden Unsicherheit un— serer Angelegenheiten gesellt sich jetzt noch ein Ereigniß, welches, obgleich unbedeutend in seiner Veranlassung, dennoch wichtig werden kann in seinen Folgen. Die Ernennung des Generals Skrzynecki ist wirklich oer Gegenstand von Reclamationen von Seiten mehrerer Gesandten gewesen. Es ist wahr, daß sie ihre Paͤsse verlangt haben, wenn der diese Ernennung verfuͤgende Beschluß nicht widerrufen werde; wir hoͤren aber in diesem Au⸗ genblick, daß sie in dieser Beziehung den Ausgang eines Kabi— nets-Rathes abwarten wollen, welchem der Konig praäsidiren wird (s. oben). Jedermann glaubt, daß diese Schwierigkeit aus dem Wege geräumt werden, und daß der Friede mit den ubrigen Staaten nicht gebrochen werden wird wegen einer Frage, die mit der Hauptsache in keinem wesentlichen Zusam⸗ menhänge steht.“ — Das Amsterdamer Handelsblad end— lich will wissen, die Belgische Regierung habe jenen Gesandten, auf deren Reclamationen gegen die Anstellung Skrzynecki's mit der im Moniteur enthaltenen Anzeige genntwortet; die Ge— sandten aber hatten sich damit nicht begnuͤgt, sondern verlangt, daß die Ernennung Skrzynecki's zum General- Lieutenant in der Belgischen Armee als nicht geschehen angesehen werde.
Unsere Orangischen Blaͤtter, namentlich der Messager de Gand, schließen sich jetzt den kriegslustigen Journalen an, in⸗ dem sie behaupten, Belgien duͤrfe den Konferenz-Traktat nicht annehmen. Entweder, sagen jene Blatter, eine Restauration des alten Koͤnigreichs der Niederlande, oder wenn dies nicht angeht, mindestens ein unverkuͤrztes Belgien!
Ein Geistlicher widerspricht jetzt in hiesigen Blaͤttern dem Geruͤchte, daß der Kardinal Erzbischof von Mecheln an die De— kanate ein Rundschreiben erlassen habe, worin er den bevorste— henden Krieg fuͤr einen heiligen Kampf erklärt. Se. Eminenz soll nichts der Art publizirt haben.
Das sogenannte Central-Comitè, an dessen Spitze Herr Ducyoétiaur steht, hat neuerdings eine Art von Proclamation erlassen, worin es die Belgier auffordert, im Vertrauen auf die Stellung der Kammern und auf die Versprechungen der Regierung, ruhig und guter Dinge zu bleiben. Inzwischen trägt diese Proclamation das Datum vom 3ten d. M. wahrend
die neueren Schritte der Regierung erst gestern und heute be—
kannt worden sind.
Die Emancipation erklart, sie wisse wirklich selbst kaum, was sie nach der Prorogation der Kammern und nach der Ent lassung der beiden Minister Huart und Ernst von dem Stand der Dinge denken solle. Auf der einen Seite erscheine dies als ein Beweis von Nachgiebigkeit gegen die Konferenz und auf der anderen zeuge doch das Benehmen der Regierung in der Skrzyneckischen Sache, so wie das Beharren des Grafen von Merode im Ministerium, von einer noch nicht ganz erschuͤtter—⸗ ten Festigkeit. Die Emancipation sieht auch die Abreise der Gesandten als gewiß an, während das Journal de Liege
meint, die Modification des Ministeriums konne wohl auch die Gesandten zu einem anderen Entschlusse vermocht haben. Auf der Eisenbahn nicht weit von Gent ist gestern Abend ein Betrunkener, der sich, ungeachtet der Verwarnungen des Aufsehers, auf die Schienen hinlegte, als der Dampfwagen an⸗ kam, von dem letzteren zermalmt worden.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 1. Febr. Se. Majestaͤt der König haben den General-Major Adlercreutz zum General-Lieutenant, und den General-Adjutanten des Kronprinzen, Gustav von Arbin, zum General-Major der Artillerie ernannt.
Der Kronprinz empfing dieser Tage eine Deputation der Seemanns,Gesellschaft, welche eine Petition von Einwohnern der Insel Gottland uͤberreichte, die darum nachsuchten, daß dem Hafen Slits auf Gottland Handels, und Niederlags— Rechte ertheilt werden. Der Kronprinz soll die befriedigend—⸗ sten Zusicherungen ertheilt haben.
Deutschlan d.
Stuttgart, 3. Febr. (Schwab. Merk.) Gestern hielt die Kammer der Abgeordneten ihre erste Sitzung. der Bericht uͤber die Legitimation der Abgeordneten abgestatte
und über diesen Gegenstand, so wie uͤber einige andere Kam.
mer⸗Angelegenheiten verhandelt worden war, legte der Geheime
Rath v. Herdegen den Haupt-Finanz-Etat für 1839 bis 1832) zur Pruͤfung vor, indem er denselben mit einleitenden und er-
Bemerkungen uber die vergangene und kuͤnftige Etats / Periode begleitete. War der Stand der Finanzen bei dein Beginne der vorigen dreijährigen Periode ein guͤnstiger, so ist
laͤuternden
derselbe jetzt noch viel mehr guͤnstig. Die Einnahmen haben etwa 4, 730, 9090 Fl. mehr betragen, als vorgesehen worden war. Daher ist nicht nur aus diesen Mitteln eine Vergrößerung des Bau-Fonds zur Ausfuͤhrung eines neuen Universikäts- Gebäudes in Tübingen, Vollendung der Kaserne und Erbauung des Kunstgebaͤudes in Stuttgart und eines neuen Militair Spitals in Ulm, Erweiterung der Bade⸗Anstalten in Wildbad und Boll und dergl., sondern auch eine an die Stelle der jährlichen Zu— schuͤsse tretende Ausstattung des Fonds fuͤr das Pensions-Insti— tut der Civil-Staatsdiener 2c. in Antrag gebracht. Fut die kuͤnftige Periode aber ist, unter Beibehaltung des seitherigen Zins fuß es fuͤr die Staatsschuld, eine Herabsetzung der Wirth— schafts⸗Abgaben von 131, auf 12 Procent des Ausschank-Er— loͤses, und der Accise von Liegenschafts,Veräͤußerungen von 151. auf 30 Kr. von 160 Fl. angesonnen. Es wird beschlossen, die Wahl der mit Pruͤfung des Etats zu beauftragenden Finanz; Kommission noch einige Tage auszusetzen, bis die Kammet— Mitglieder einander etwas näher kennen gelernt haben werden. Schließlich wird ein Königl. Ge eime⸗Raths⸗Reskript verlesen, wonach Oberst von Batz zum Stellvertreter fuͤr den Kriegs— Minister in den Fallen ernannt worden, wenn derselbe in der Kammer zu erscheinen verhindert ist. Motionen sind angekuͤn⸗ digt, von Osiander: um baldige Einbringung eines Forst⸗-Straf— Gesetzes, und um Aufhebung der Accise von Veräußerungen der Liegenschaften, und von Werner: die Einfuhrung von Ge— meinde / Backofen betreffend.
Darmstadt, 7. Febr. (Großh. Hess. Ztg.) In der 29sten Sitzung der zweiten Kammer kam es zur Berathung über den Erlaß der ersten Kammer, den Antrag des Freiherrn von Gagern wegen des, Sr. Majestaͤt dem Konig von Bayern fuͤr die kraftvolle Fuͤhrung der Donau⸗Main-Verbindung darzu— bringenden Dankes betreffend. Der Freiherr von Gagern wollte das Ersuchen an die Staats, Regierung gestellt haben, diesen Dank mit ausdruͤcklicher Erwähnung der Landstaͤnde darzubrin— gen. Der Bericht des dritten Ausschusses der ersten Kammer r. sich gegen den Antrag ausgesprochen. Nach einer kurzen
erathung in der gten Sitzung der ersten Kammer vom 22sten v. M. / in welcher der Herr Berichterstatter noch die Erlaäute— rung ertheilte, daß nach dem ihm erst nach Erstattung des Aus— schuß-⸗Berichts zugekommenen Jahres-Bericht uber die im September vorigen Jahres stattgehabte General-Versamm— lung der Actionaire wegen des in Frage stehenden Ka— nal⸗ Baues, uͤberall mit den Arbeiten an dem fraglichen ,, we, Werk fortgefahren, allein noch zur Zeit keine einzige
trecke desselben vollendet worden sey — und der Hr. Antrags—⸗ steller nicht nur dies, sondern auch weiter zugab, daß noch man— cherlei, dem großen Unternehmen ,,, . Hindernisse zu beseitigen seyen — hatte die erste Kammer in ihrer 10. Siz— eng am Iten d. M. mit 13 gegen 1 Stimme beschlossen, dem
ntrage keine Folge zu geben. Dieser Bemerkung setzte der dritte Ausschuß der zweiten Kammer in seinem von dem Abg. Krug in der 27. Sitzung erstatteten Berichte hinzu: „Wenn nun auch der dritte Ausschuß die in dem Ausschußberichte der ersten Kammer ausgesprochene Ansicht, daß, da der fragliche Kanalbau, noch zur Zeit und an und fuͤr sich betrachtet, eine nur fuͤr Bayern wichtige Unternehmung sey, dermalen fuͤr die Staͤnde des , n, . mit Hinblick auf den Art. 66 unserer Verfassungs-Urkunde kein Gegenstand zu einem Antrag an die Staats⸗Regierung seyn koͤnne, aus dem Grunde nicht zu theilen vermag, weil nach Art. 79 der Verfassungs-Urkunde, auf wel—⸗ chen der Art. 66 ausdruͤcklich hinzeigt, den Kammern in Be— zug auf Wuͤnsche ein ausgedehntes Recht eingeräͤumt wor— den ist, so durfte doch dabei in Betracht zu ziehen seyn, daß die Staats- Regierung durch das Ansinnen, den beantragten Dant mit ausdruͤcklicher Erwähnung der Landstände datzu— bringen, in die ungeeignete Lage versetzt werden könnte, als in Auftrag der Staͤnde, oder wenigstens als in Folge der von diesen ergangenen Aufforderung handelnd zu erscheinen, uͤber— haupt aber es geeignet seyn möchte, vor ler das Gelingen des fraglichen Unternehmens abzuwarten. Tritt dieser fuͤr das gemeinsame Deutsche Vaterland, insbesondere aber für das Großherzogthum Hessen so heilbringende Fall ein, so wird der laute Dank aller Betheiligten nicht ausbleiben.“ Hiernach trug der dritte Ausschuß darauf an: daß sich die zweite . mit dem Beschluß der ersten Kammer vereinigen möge, wozu bei der eröffneten Berathung keine Bemerkung gemacht wurde. (Auch beschloß die Kammer in ihrer 32sten Sitzung am 2ten Februar einstimmig, dem Antrage keine Folge zu geben.)
Deere i ch.
— — Wien, 2. Febr., Gestern Abend fand i R sistorial⸗ Saale der Universitaäͤt eine , * 1 schaft der Aerzte statt, in welcher der Protomedikus Regie⸗ rungs⸗Rath Knolz und Professor Ettingshausen hoͤchst inter essante Vorträge hielten. Ersterer verbreitete sich uͤber das System des beruͤhmten Dr. Bulard, dessen Ansichten uͤber die orientalisch Pest, so wie die von ihm gemachten Vorschlage j Verbesserung des Quarantaine⸗Systems bei unseren Aerzten ortwäͤhrender Gegenstand kritischer Erdrterung sind. Insofern
173 Herr Knolz nicht sowohl seine persoͤnliche Meinung, als vielmehr die der hiesigen Aerzte, insofern sich dieselbe bei verschiedenen An— lässen, und namentlich in den Versammlungen des Vereins aussprach, in seinem Vortrage entwickelte, verdient sie besondere Achtung. Unter allen Europäischen Staaten dürfte Oesterreich am ersten berufen seyn, sein Votum uͤber ein Uebel abzugeben, vor dessen Ein— dringen es das uͤbrige Europa durch mehr als ein Jahrhundert geschuͤtzt hat. Die Naͤhe des Hrients, die vielfachen Beruͤhrun“ gen mit demselben, die unseren Aerzten vorliegenden Erfahrungen, die jedenfalls weiter zurückgehen, als die den Franzosen Und Englaäͤndern zu Gebote stehenden, — dies Alles sind Umstaͤnde, welche den Ansichten der DOesterreichischen Aerzte ein gro—Q ßes Gewicht verleihen. Uebrigens soll hiermit nicht ge⸗ sagt seyn, daß der Vortrag des Protomedikus geradezu als der Ausspruch der hiesigen und allgemein gang und gaͤben Ueberzeugungen anzusehen sey. 1 Bulard wird hierin das große Verdienst eingeräumt, die Erfahrungen uͤber das Pestuͤbel bedeutend bereichert zu haben, doch bliebe noch Vieles der Beobachtung uͤbrig, in keinem Falle sey unsere Kenntniß der Seuche so weit gediehen, daß schon jetzt ein Kon—
— Nachdem
greß Europaischer Aerzte in Malta, wie ihn Bulard vorschlaägt, zu bedeutenden Resultaten fuͤhren koͤnne; auch in praktischer Beziehung staͤnden diesem Kongresse schwer zu beseitigende Hin— dernisse entgegen: Schwerlich würde sich die Britische Regie—
rung zur Auslieferung Verurtheilter bewegen lassen, um an ihnen die Infections-Versuche vorzunehmen, der Gefahr, die hier⸗ aus der Insel erwachsen konne, nicht zu gedenken? Sodann, und hier⸗ auf schien Regierungs⸗Rath Knolz ein besonderes Gewicht zu legen — sey die kunstliche Infektion von der natuͤrllchen in ihren Folgen, in ihrer Entwickelung, mithin auch in der erforderlichen Be— handlung voͤllig verschieden. Zu glauben, daß ein in Malta auf kuͤnstliche Weise mit dem Pestübel Behafteter sich mit dem Pestkranken des Delta, wenn dort die Epidemie herrsche, in ein und derselben Lage befaͤnde, sey durchaus irrig. — Nach diesem in mehrfacher Beziehung interessantesten Vortrage, der aber freilich die Hauptfrage, was naͤmlich zu thun sey, um die gewuͤnschten Fortschritte in Bekämpfung der Dest zu machen, uneroͤrtert ließ, begann Professor von Ettingshausen seinen Vortrag uͤber die neuesten elektro— magnetischen Entdeckungen, den er mit vielfachen Experimenten begleitete und verständlich machte. Die Anwendung des elektri— schen Stromes als Waͤrmemesser organischer Stoffe erregte bei der Versammlung lebhaftes Interesse; daß man dahin gelangen koͤnne, den Wärmegrad bis auf O, 90 60 Reaumuür zu bestimmen, schien fabelhaft, wurde aber von Herrn von Ettingshausen in faßlicher Weise erklart. Am merkwürdigsten waren die Experi—⸗ mente mit dem von ihm erfundenen elektro-magnetischen Appa⸗ rate. Die Beschreibung desselben muͤssen wir ihm selbst, so wie uberhaupt die genauere Darstellung dieser interessanten Sitzung dem Vereine der Aerzte aberlassen. Zum Schlusse erzeugte Herr von Ettingshausen noch das sogenannte Astral- oder lunarische Licht, indem er einen Strom Oxigen- und Hydrogengas auf eine Kalksäͤule leitete. Augenblicklich zeigten sich die Wachslich—⸗ ter, deren vielleicht uber funfzig im Saale brannten, dunkel und beinahe Schatten werfend, das dergestalt erzeugte Licht dagegen ward dem Auge alsbald unerträglich. Sehr richtig bemerkte Ettingshausen, daß hiermit noch lange nicht alles gethan sey, daß die großen Kosten der Erzeugung des Oxigengas aus Braunstein, daß vorzuͤglich aber das Zehnte der Abnahme der Lichtstärke in einer quadratischen Progression schwer zu uͤberwindende, letzteres ein nicht zu beseitigendes Hin—⸗ derniß seyen, und daß daher die Idee kolossaler Leuchtthüͤrme zwar ein großer Gedanke, aber kaum zur Ausfuͤhrung geeignet sey. — Diese Versammlungen des erst im vorigen Jahre ge⸗ gruͤndeten Vereins der Aerzte erfreuen sich in den hoͤheren und höͤchsten Kreisen des gebildeten Publikums der lebhaftesten Theil— nahme. Besonders zahlreich war die gestrige Versammlung besuͤcht. Man sah dort die Erzherzoge Franz, Karl, Ludwig und Maximilian, den Fuͤrsten von Metternich, die Grafen Kollowrat, Klam, Sedlnitz ky und noch viele Notabilitaͤten der Verwaltung, den Russischen Bot— schafter, die Gesandten von Preußen, Sardinien und Schwe—⸗ den, und mehrere Glieder des diplomatischen Corps, uͤberdies die ausgezeichnetsten unserer Aerzte, wie Malfatti, Jaͤger, Brants u. s. f, denen sich ein zahlreicher Kreis bekannter Meister in Kunst und Wissen und viele anstrebende Juͤnglinge anschlossen.
— — Wien, 4. Febr. Seit voriger Woche spricht man viel von einer Unthat, die das menschliche Gefuͤhl empoͤrt. Ein hier ansaͤssiger Baumeister, ein wohlhabender Mann, hielt vier⸗ zehn Jahre hindurch die eigene Tochter in so engem Gewahr— jam, daß selbst deren Existenz den Behorden unbekannt blieb. Das ungluͤckliche Wesen mußte die furchtbarste Mißhandlung erdulden. Ohne Licht, Luft und Bewegung, ohne alle Sorg falt, physisch und moralisch verwahrlost, soll die ÜUngluͤckliche sich in einem fast thierischen Zustande befinden. Die 8. wurde verrathen, als der Mann seine Wohnung änderte. Seine Konkubine wußte allein um das Geheimniß. Beide sind bereits eingezogen und dem Kriminalgericht uͤberliefert worden. Man vermuthet, daß die Hoffnung, die Tochter, welche von ihrer verstorbenen Mutter ein beträchtliches Kapital hatte, zu beer— ben, den unnatuͤrlichen Vater zu dem furchtbaren Enischlusse gebracht hatte, sein Kind auf diese Weise langsam zu morden.
Der Karneval ist hier sehr belebt. Vorigen Donnerstag war Hofball, am Sonnabend ein glaäͤnzendes Fest beim Prin zen von Wasa, welchem die Erzherzoge und die Erzherzogin Sophie beiwohnten. Heute Abend wird bei dem Preußischen Gesandten, Grafen von Maltzan, Ball seyn. — Neben diesen Freuden der Saison entwickelt die Diplomatie die größte Thaͤ⸗ tigkeit. So gingen von der Staats-Kanzlei im Laufe der vori— gen Woche Couriere nach Berlin, St. Petersburg, Paris, Bräͤs⸗ sel und London ab. Andere kamen aus St. Petersburg, aus London und aus Paris an. Eine aͤhnliche Lebendigkeit herrscht auch bei den großen Missionen. So fuͤhlt man auch hier, aber ohne die geringste Besorgniß, die Ruͤckwirkung der großen Krisis, welche in diesem Augenblicke in Paris und Brussel vorbereitet wird, in London bereits zum Theile, und zwar im Interesse der Ruhe, des Rechts und der Ordnung, entschieden worden ist.
Wi en, 5. Febr. (Wiener Ztg.) Der Gewerbs⸗Verein in Boͤhmen trägt mit jedem Jahre reichlichere Fruͤchte. Na—⸗ mentlich sind es die literarischen Arbeiten des Vereins und sein kraͤftiges Streben, die den wohlthaätigsten Einfluß auf Volks Kultur üben. Schon im Jahre 1834 wurden Böhmische In— dustrie⸗Produkte nach Griechenland versandt, und man erwartet noch Mittheilungen vom Konsul Gropius in Athen. Die Zahl der saͤmmtlichen Mitglieder des Vereins beläuft sich auf 355, unter Ober⸗Direction des Fuͤrsten Dietrichstein und Stellvertre⸗
tung des allgemein geehrten Barons Kotz. Gubernialrath Neu
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mann, der eine „Vergleichung der Europaischen „Fabri tion“ herausgab, hat die Oberleitung e eder , . „Gewerbs⸗Mittheilungen“, die in Vierteljahrs- Heften erschei⸗ nen, uͤbernommen. Im Verlaufe dieses Jahres kauste der Ver— ein 133 Werke in 2453 Bänden an, die gesammte Bibliothek belaͤuft sich vorlaufig auf 2158 Werke in 612 Banden; die Zahl der Modelle und Muster hingegen stieg von 439 auf 69Z. Das Gesammtvermoͤgen des Vereins in reinem Etat beläuft sich auf 22,5tzs Fl. 30 Kr. Conventions-Manze. Die Idee des Vereins, Gewerbsleute auf seine Kosten reisen zu lassen, ist hoͤchst rühmlich. Schon 1837 bereisten meh⸗ rere Schuͤler der polytechnischen Schule Deutschland mit Huͤlfe Prof. Heßler bereiste das
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ter Zuziehung verstaͤndiger Nechtsgelehrter und Geschäͤftsmaänner. Eine technologische Zeitschrist in Boͤhmischer Sprache „caasopis
technologicky“ unter Redaction des Professor J. S. Presl,
dient Anerkennung. Allenthalben treten neue Gewerbsschulen 1 9456 1 ö. sę 7 z T6 5 ö Van é s 5
ins Leben, eine der besten ist die Fuͤrstlich Oetlingen Wallerstein sche zu Köonigsaal und die zu Schoͤnlink, eine der neuesten ist
die zu Purglitz.
Der Oesterreichische Lloyd berichtet Nachstehendes uber „die Hesterreichische Merkantil-Marine“: Handel und Schiff— fahrt bilden die Verbindungsfaͤden, welche, wie das Liniennetz einen geographischen Globus, den wirklichen umziehen und die beweglichen Guͤter der ganzun Erde zum Gemeingut Aller machen. Darum verdienen auch die vereinzelten Mittel einem großen Gesammtzwecke die Aufmerksamkeit des Beobach— ters, und es duͤrfte beim Eintritt eines neuen Jahres nicht ungeeignet seyn, einen pruͤfenden Blick in die Werkstätten unse rer National⸗Schifffahrt zu werfen. Dermal liegen allein auf dem Triester⸗Werfte 12 neue Schiffe mit 4118 Tonnen in Ar⸗ beit, welche ehestens vom Stapel gehen werden. Darunter 1 Dampfschiff fuͤr die Donau⸗Gesellschaft, 2 Dampfhafenräumer, 1Dreimaster, A Barken und A Brigantinen. Wahrend also im Zeitraum der letzten drei Jahre nur 32 Schiffe erbaut und 8 angekauft wurden, finden sich allein im Jahre 1838 27 er— baut und 9 angekauft, und 12 auf unserm Wersfte, zusammen A8, wahrend zugleich in allen anderen Werften unseres Kuͤsten— Gebietes große Thätigkeit herrscht.
Der Stand unserer Handelsmarine im Jahre 1838 ist folgender: Groͤßere Schiffe 498 mit 122,816 Tonnen Gehalt, Dampfboote 15 mit 5114 Tonnen Gehalt, zusammen 5135 Schiffe mit 127,958 Tonnen Gehalt. Diese 513 Schiffe ord— nen sich wie folgt: 10 Dreimaster im Tonnengehalt von 71083, 15 Polakren im Tonnengehalt von 5269, 10 Barken im Ton⸗ nengehalt von 3431, 382 Brigantinen im Tonnengehalt von 98,595, 13 Brigg-Schooner im Tonnengehalt von 2036, 11 Schooner im Tonnengehalt von 1530, 3 Goeletten im Tonnengehalt von 1133, 2 Bombarden im Tonnengehalt von 148, 1 Kutter im Tonnengehalt von 8, 16 Trabakel im Ton— nengehalt von 1730, 19 Pieleghen im Tonnengehalt von 1966, 15 Dampfboote im Tonnengehalt von 5114; 513 Schiffe im Tonnengehalte von 127,953. .
Von diesen Schiffen fuhren: im Adriatischen Meere, im Archipel und der Levante 153 Schiffe, im Schwarzen und Azowischen Meere und auf der Donau 147 Schiffe, im Mit— tellandischen Meere 167 Schiffe, im Ocean 11 Schiffe, stillen Meere 2 Schiffe, im Baltischen Meere und Nord⸗See 2 Schiffe, in beiden Ameria's 18 Schiffe, lantischen Ocean 1 Schiff.
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nahe.
— — Florenz, 29. Jan. Der Kronprinz von Bayern ist am vorigen Sonnabend hier angelangt. Seine Reise durch die Apenninen zwischen hier und Bologna war im hoͤchsten Grade beschwerlich. Diese oͤden Gebirgsruͤcken, schon in der schoͤnen Jahreszeit haͤufig schwer zu passiren, sind nun mit Schneemassen bedeckt, und legen der Communication mit Ober— Italien viele Hindernisse in den Weg. Der Kronprinz wird nunmehr drei bis vier Tage hier verweilen, und sodann nach Rom gehen. Sein hiesiger Aufenthalt ist ausschließend dem Besuche unserer Kunstschätze gewidmet. Es ist hier nicht be— kannt, ob Se. Königl. Hoheit weiter als Rom gehen werde. Darf man einem von Wohlunterrichteten ausgehenden Gerüchte Glauben beimessen, so wurde der Kronprinz den Monat Maͤrz mit seinem Koͤnigl. Vater in Rom zubringen, und Konig Otto um dieselbe Zeit daselbst zum Besuche eintreffen. Der Prinz hat die Aufwartung unseres diplomatischen Corps nicht 63 nommen, wird sich jedoch dasselbe heute Abend auf dem Hof⸗— balle vorstellen lassen.
Mexiko.
Ueber die schon in Nr. 319 der vorjaͤhrigen Allg. Preuß. St. 3. erwähnte Feierlichkeit, welche am 27. Seytember v. J. in Mexiko stattgefunden hat, geht uns noch folgende nahere Mitthei⸗ lung zu: Die Gebeine Itürbibes waren zwei Tage lang in der Kirche des Heiligen San Franziskus unter dem Trauer ⸗Ge⸗ laute in allen Kirchen und dem Donner der Kanonen, welches alle Viertelstunde sich erneuerte, dem Volke zur Schau gestellt; während dieser Zeit wurden ununterbrochen Todtenmessen ge— lesen, und am 27. September Morgens wurden die Gebeine in feierlichem Zuge, unter Begleitung der ganzen Garnison und aller geistlichen und weltlichen Behörden und Corporationen nach der Kathedralkirche gebracht, wo sie nach fuͤnfstuͤndigen Trauer Ceremonien beigesetzt wurden; darauf begaben sich die Behörden und Deputationen der verschiedenen Torporatienen
nach dem Pallast, wo der Praͤsident der Republik in dem dazu