nnd dadurch gewissermaßen ihre srüheren Beschwerden zu billigen. Ja, allerdings ist das ernst. Aber es gab nur zwei Arten, wie man, a Bezug auf die Regiernng, zu Werke geben konnte: entweder, man schwieg und bestärkte sie dadurch in ihren Irrthümern, oder man ta⸗ delte ö öffentlich, um sie aufzuhalten. Ich glanbe, daß schwache Freunde das erstere Benehmen vorgezogen haben würden, —è— . üud feste Freunde werden das zweite vorziehen. Es ist hundertma es⸗ ser, sich von der Regierung ju treünen, und es in der Oppositionzu . deen Fehlern Einhalt zu lhun, als sie nugehtudert auf einer verderblichen abn fortschreiten zu lassen. Das Land wird, wenn es diese Lage begreift, di: Regierung aufhalten, wie die Kammern nun schon zweimal es ve sucht haben, dies zu ttzun. Das Land wird eben so fest seyn, wie selae Repräsentanten, und indem es die Regierung aufhält, wird es die selbe retten. Was mich betrifft, so werde ich, was auch geschehen möge, mein Benchmen nicht dudern. Ich babe der Regierung ge⸗ dienz, sch werde immer bereit seyn, ihr . dienen, wenn sie sich in Gefahr besfndet, aber ich werde ihr auf der Bahn der Fehler nicht folgen. Die Feinde der Regierung verlenmdeten mich im Jahre 1833 Aegenwärtlg sind es ibre Freunde, die sich dieser edlen Rolle unter- ichzn. Was liegt daran; mein Leben wird antworten. Wenn ich den Ehrgelj batte mit Aufepferung meinsr Ueberzeugung, Minister zu werden, so würde ich es schon seyn. Wenn ich den Ehrgeiz hätte, Minisier zu werden, wäbrend man versucht, den Geist der Juli-Revo⸗ sutlon zu vergessen, so würde ich es schon seyn. Ich will es aber unter diesen Bedingungen niemals werden. Ich bin unserer Regie⸗ rung innig ergeben; aber ich will ihr lieber mißfallen, als sie durch meln Gefälligkeit verrathen.“ . Börse vom 16. Februar. Die heutige Boͤrse war nicht gut. Die Rente fiel von 78. 90. auf 78. 65. Es hieß, daß eines der bedeutendsten hiesigen Banquierhaäͤuser sich in Verle— genheit befinde. Es hatte schon vor einigen Tagen eine Unter— stuͤtzuong von der Bank erhalten, und es soll heute neuerdings eine Summe von 2 Millionen Fr. erlangt haben. Die Belgi⸗ schen Papiere waren sehr ausgeboten; ebenso die Eisenbahn⸗ Actien. Versailles linkes Ufer fiel plöͤtzlich von 170. auf 156.
Großbritanien und Irland.
Parlaments- Verhandlungen. Oberhaus. Sitzung von 15. Februar. Der Herzog von Wellington machte einen am Abend vorher von ihm angekuͤndigten Antrag auf Vorlegung der Korrespondenz zwischen dem Kolonial-Minister und Sir Francis Head. Der Graf von Aberdeen unter— sätzte den Antrag und sprach daruber, wie unzweckmaßig es sey, daß die Minister, gegen alle Antecedenzien, dem Grafen Durham erlaubt härten, feinen Bericht gedruckt vorzulegen. Dadurch fand sich denn Lord Durham veranlaßt, seine fruͤ— heren Aeußerungen in Bezug auf die Publizirung seines Be— zichtes zu wiederholen. Zugleich leugnete er jede Absicht, als hätte er die Verwaltung des Sir Francis Head besonderem Tadel unterwerfen wollen, und ergriff endlich die Gele— genheit, um nochmals die Dringlichkeit einer Beschluß— nahme in den Kanadischen Angelegenheiten dem Oberhause ans Herz zu legen. Als Beleg verlas er eine Stelle aus einem vom 10. Januar d. J. datirten Briefe eines hochge⸗ stelltleen Mannes in Kanada. „Wir sind alle Soldaten,“ heißt es in demselben, „und wir fuͤrchten, daß wir bald kein Brod mehr haben werden, da es uns an Arbeitern fehlt. Ist die Britische Regierung gesonnen, die Kanadischen Kolonieen zu behalten, so muß etwas geschehen. Findet keine Veränderung zum Besseren statt, so wird das Land bald seinen Werth ganz verloren haben. Was den Plan betrifft, die Ruhe durch ein tehendes Heer zu erhalten, so ist das baarer Unsinn, auf die Länge läßt sich das nicht durchfuͤhren. Gebt uns eine Ver— fassuͤng durch das Parlament des Reiches, und der Aufstand wird bald unterdruͤckt seyn.“ Nach einigen Debatten wurde die Vorlegung der verlangten Aktenstuͤcke bewilligt, und das Haus vertagte sich.
Unterhaus. Sitzung vom 156. Februar. Das Haus beschäftigte sich an diesemn Abend vornehmlich mit einer Motion dẽs Herrn Wynn, welcher darauf antrug, daß ein neues Wahlausschreiben fuͤr Southwark erlassen werde, weil der Re— praͤsentant desselben, Herr Harvey, die (seitdem jedoch wieder von ihm aufgegebene) Stelle eines Miethkutschen⸗Registrators fuͤr London angenommen habe. Es handelte sich darum, nach zuweisen, daß jenes Amt zu denen gehöre, welche als von der Krone abhängige Aemter den Inhaber zum Sitz im Parlamente disgualisiziren, bevor er sich einer neuen Wahl unterzogen hat. Herr Wynn suchte diesen Beweis zu fuhren, indem er sich auf die verschiedenen dahin einschlagenden Parlaments Akten berief. Here Harvey selbst weigerte sich, irgend etwas gegen die Mo— tion zu sazen, und entfernte sich aus dem Hause; er hat üb ri⸗ gens in dem Briefe an den Minister des Innern, in welchem er demselben anzeigt, daß er sein Amt nie— derlege, selbst als Grund angegeben, daß dasselbe mit seinem Sitze im Parlamente unvereinbar sey. Nach längerer Diskussion wurde dann auf den n des General—⸗ ,,, ein hesonderer Ausschuß zur Begutachtung der
ache niedergesetzt. Dann war die zweite Verlesung der so—⸗
genannten Affirmations Bill des Herrn Hawes an der Tages“ Ordnung, durch welch allen nicht gerichtlichen Eides, Leistungen bloße Betheuerungen substituirt werden sollen. Die zweite Ver⸗ lesung wurde nach einiger Diskussion genehmigt, doch erklärte Herr Goulb urn, daß er bei Gelegenheit der Berichterstat—⸗ tung aber dieselbe eine Abstimmung über das Prinzip der Bill veranlassen werde. Das Haus verwandelte sich sodann in einen Ausschuß über die Bill in Betreff der Besoldung der Schotti— schen Richter, nachdem ein von den Herren Hume und Ellice unterstätzter Versuch des Herrn Gillon, die Verwerfung die— ser Bill, welche die Einführung der Gehalte der Schotüschen Richter bezweckt, mißlun gen war. Das Amendement des Herrn Gillon, die Bill erst nach sechs Monaten an den Ausschuß zu verweisen, wurde nämlich mit o6 gegen 27 Stimmen verworfen.
London, 15. Febr. Als Lord Morpeth gestern im Unter— hause um die Erlaubniß zur Wiedereinbringung der Irländi⸗ schen Munizipal⸗Bill nachsuchte, und zugleich eine kurze Ueber— sicht von den darin vorgenommenen Veränderungen gab, ent⸗ spann sich zwar eine Debatte, die jedoch nicht diese Bull selbst zum Gegenstand hatte, sondern andere Irlaͤndische Zustaände und auch diese nur obenhin beruͤhrte. Bedeutende Redner nah— men, außer Herrn Shaw, dem bekannten Toryistischen Recor— der von Dublin, und Lord John Russell, nicht daran Theil, Letzterer blos deshalb, um eine von Ersteren geäußerte Besorg⸗ niß, daß auch das neue Irlandische Armen Gesetz von der katholischen Priesterschaft bereits zur Förderung ihrer Zwecke und zu politischen Umtrieben benutzt werde, zu beschwichtigen. Da naͤmlich, dem jetzigen ministeriellen Plane . nach drei Jahren in Irland ein Jeder das städtische h che erhalten soll, der während die⸗ ler drei Jahre überhaupt mit einer Armen⸗-Steuer belegt wor— den, und da diese Steuern von den Armen ⸗Vorstehern, die das Belt zu wählen hat, ausgeschrieben werden, so machte Herr 6 f aufmerksam, daß in einer iir lich zu Limerick ge deltenzen paltelschen Versainmlung, in der es sich um die Wah!
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von Armen / Vorstehern gehandelt, ein katholischer Geistlicher den Vorsitz gefuhrt, und daß sich auf der schließlich daselbst an⸗ genommenen Vorsteher⸗Liste, die zuvor allen Geistlichen der Umgegend zur Begutachtung vorgelegt worden, nur ein einzi⸗ ger Protestant und neunzehn Katholiken befunden hätten. Hier— aus koͤnne man sehen, meinte Herr Shaw, welcher Einfluß auch bei den Munizipal⸗Wahlen uͤberwiegen wurde, wenn die Vorschlaͤge der Minister durchgingen. Von Seiten des Ministers des Innern wurde ihm indeß entgegnet, daß allerdings zu Limerick die Wahl der Armen⸗Vorsteher zu einem politischen Parteikampfe benutzt worden, daß aber in einer anderen Irlaͤndischen Stadt das Resultat dieser Wahlen fuͤr beide Parteien ganz gleich ausge⸗ fallen und aller religisser Unterschied dabei in den Hintergrund getreten sey, und dies Beispiel gefft der Minister, werde an den meisten anderen Orten befolgt werden, nicht das erstere. Auch andere Mitglieder sprachen diese Hoffnung aus und glaub— ten, daß man nichts weiter noͤthig habe, als Irland in poli— tischer Hinsicht auf ganz gleichen Fuß mit England zu stelen, um es zu beruhigen, um es von uͤbertriebenen Forderungen abzubringen und um die religissen Par teiungen daselbst verschwinden zu machen. Dem von Herrn Shaw angefuͤhrten Falle von katholischer Präponderanz wurde uͤbrigens von Seiten eines Irlaͤndischen Mitgliedes entgegen— gestellt, daß die bischoͤfliche Kirche in dieser Beziehung mit kei— nem guten Beispiele vorangegangen, denn obgleich in Irland schon seit funfzig Jahren die Katholiken zur Theilnahme an der staͤdtischen Verwaltung berechtigt seyen, habe doch in diesem ganzen Zeitraum die Dubliner Corporation auch nicht einen einzigen Katholiken unter ihren Mitgliedern gezaͤhlt. Die To— ries erwiederten hierauf, es sey jener Corporation nicht zu ver— denken, wenn sie sich vor dem Einflusse einer Partei zu bewah— ren gesucht habe, die stets, so wie man ihr den kleinen Fin⸗ ger reiche, die ganze Hand an sich zu reißen bemuͤht sey, und die, so sehr sie auch ihre Zwecke bemaͤntele, doch mit allen ihren Forderungen nur auf den Umsturz der protestan—⸗ tischen Kirche in Irland ziele. Es wurde bei dieser Gelegen heit auch der neuen Umtriebe O Connell's gedacht, der Organi— sirung des Vorläͤufer⸗Vereins und der auf gaͤnzliche Abschaffung des Zehnten, allgemeines Stimmrecht, Vermehrung der Irlaͤn— dischen Parlaments-Repräsentanten und andere Radikal ⸗Refor⸗ men gerichteten Agitation. Außer der schon erwahnten Haupt— Veranderung, welche das Ministerium mit der vorjaͤhrigen Munizipal-Reform vorgenommen, sind noch einige an— dere Punkte darin geaäͤndert, namentlich der uͤber die She— riffs ⸗ Wahl und uͤber die Bedingungen, unter welchen den kleineren Städten, die noch nicht in die Maßregel einge⸗ schlossen sind und wo fuͤrs erste die städtische Verwaltung an Regierungs⸗-Kommissarien uͤbergehen soll, eine Munizipal-⸗Ver⸗ fassung verliehen werden durfte. Aber auch in diesen Punkten sind die Aenderungen nicht von der Art, daß daraus ein Nach— geben zu Gunsten der Ansichten der Opposition und zur Besei— tigung des Widerstandes, den die Maßregel bisher im Ober— hause gefunden, zu ersehen waͤre. Naäͤchst der Munizipal⸗Bill will ubrigens das Ministerium dem Parlamente auch eine Maß— regel zur Verbesserung des im vorigen Jahre angenommenen Irlaäͤndischen Armen-Gesetzes vorlegen, in welchem die Erfah— rung bereits mehrere Maͤngel dargethan hat.
Die Publizirung des Ver e. des Grafen Durham hat zu manchen Reclamationen Veranlassung gegeben; unter Ande⸗
von Ober⸗-Kanada, beeinträchtigt gefunden und erklaͤrt in einem Schreiben an Lord Melbourne, daß er binnen kurzem eine Reihe von Aktenstuͤcken zur Rechtfertigung seines Verfahrens publiziren werde. Die Reclamationen des Ex⸗Gouverneurs ha—⸗ ben auch im Oberhause bei dem Herzoge von Wellington Un— terstaͤtzung gefunden. Uebrigens haben die Minister den Be— richt Lord Durham's dem Parlamente nicht allein vorgelegt, sondern, wie schon erwahnt, noch einen Band Abschriften oder Auszuͤgãʒ der Korrespondenz zwischen Lord Glenelg, Lord Dur— ham, Sir John Colborne und Sir George Arthur hinzuge— fuͤgt, wodurch die Masse der Aktenstuͤcke noch um 400 Seiten mehr angeschwellt worden ist.
Herr van de Weyer ist am 12ten d. hier mit Miß Bates getraut worden.
Die Getraide⸗Preise fallen jetzt sehr rasch wieder. Der Durchschnittspreis während der letzten Weche bis gestern war
Ü Sh. 1 Pee. und fuͤr die letzten sechs Wochen 78 Sh. 11 Pee. Indeß ist zu bemerken, daß der Markt durch die Masse von
Weizeng eringer Qualitat gedruckt wird und Weizen bester Sorte icht unter 89 Sh. zu haben ist.
An die hiesige Boͤrse soll binnen kurzem eine neue Brasi— lianische Anleihe, jedoch nur von 300,000 Pfd. gebracht wer— den, die von der vorjaͤhrigen Legislatur dekretirt ist und haupt— saͤchlich zur Zahlung der Dividenden verwendet werden soll, um den Ankauf von Wechseln auf England zu diesem Zwecke uͤber⸗ flüssig zu machen.
O Lonnell hat dem Vorlaͤufer⸗Verein in Dublin angezeigt,
nach Dublin zu kommen beabsichtige, um einer Versammlung der &a a will der Agitator heute unternehmen; er will naͤmlich heute
die Vorlaufer/Versammiung am Montag abgehalten wissen und am Dienstag Abend wieder auf seinem Platze im Unterhause seyn, um der zu erwartenden Debatte uͤber die Korngesetze bei⸗ zuwohnen. . ö
In Guadalupe wuͤthete zu Ende November das gelbe Fieber auf eine furchtbare Weise; fast alle vor kurzem ange⸗ kommenen Europäer waren gestorben. Die Truppen hatten besonders gelitten und waren fast ganz zusammengeschmolzen; von einer Artillerie⸗ Compagnie lebten nur noch vier Leute. Die Aerzte allein, deren Eifer sehr belobt wird, waren größtentheils der Krankheit entronnen. Die Insel Marie Galante, die bis—
ebenfalls durch das Fieber heimgesucht worden; dort waren besonders viele Kinder gestorben. ; Am Bord der vor Veracruz angekommenen Britischen Flotten Abtheilung befindet sich Herr Packenham, der Britische Geschäftsträger in Mexito, der, wie man ziemlich allgemein, sowehl hier als in den Vereinigten Staaten, zu glauben scheint, Einsluß genug besitzt, um erwarten zu lassen, daß die von ihm zu machenden Vermittelungs- und Vergleichs-Vorschlaͤge sowohl bei den Franzosen als den Mexikanern Eingang finden werden. Die Blaͤtter der Vereinigten Staaten sind angefüllt mit Be⸗— richten über die letzten Ereignisse bei Veracruz, die freilich im Allgemeinen nur Bekanntes melden, doch auch manche in den , . Berichten verschwiegene Details beifuͤgen. Von esonderem Interess ist in dieser Hinsicht ein in dem Neu—
Orleans Bülletin abgedruckter Brief des Lieutenants
ren hat sich auch Sir Francis Head, der fruͤhere Gouverneur
daß er während der Parlaments-Session alle 14 Tage einmal
t beizuwohnen. Die erste Expedition dieser Art
Abend auf der Eisenbahn nach Liverpool abgehen, denkt dann morgen Abend oder übermorgen fruͤh in Dublin zu seyn, will
her Lon allen epidemischen Krankheiten freigeblieben war, ist
das Kriegsschiff der Vereinigten Staa—⸗ ten, „Erie“, kommandirt, das während des Gefechtes vom 3. Dezember vor Veracruz lag. Dieser erkennt nicht nur den Muth und die Entschlossenheit Santana's und seiner Truppen an, sondern sucht auch die Meinung zu erregen, daß die Ueberrumpelung der Mexikaner nur durch eine Art von Treulosigkeit des Admirals Baudin so vollkommen bewerk— stelligt worden sey, da dieser auf das letzte Schreiben Santana's am Abend des 4. Dezember erwiedert hatte, man könne seine Antwort um 8 Uhr des anderen Morgens erwarten, wodurch denn Santana verleitet worden, seine Truppen zum groͤßten Theil außerhalb der Stadt lagern zu lassen und' den Befehl zu geben, daß sie erst um 7 Uhr in die Stadt einruͤcken foll— ten. In dem amtlichen Berichte Santana's, den die Times mittheilt, erklaͤrt dieser geradezu, daß, einer von ihm mit den ihm zugesandten Franzoöͤsischen Offizieren getroffenen ausdrücklichen Ver⸗ abredung gemäß, vor S Uhr Morgens kein Angriff stattfinden sollte. Die Mexikanischen Truppen, wesche sich in Veracruz befanden und durch die ganze Stadt zerstreut waren, beliefen sich hoͤchstens auf 400 Mann und mit nur 256 machte Santana selbst auf dem Hafendamm seinen letzten Angriff auf die in ihre Bote sich zuruͤckziehenden Franzosen, und er glaubt, es wurde ihm gelungen seyn, sich so— wohl des Admirals als des Prinzen von Joinville zu bemaͤch⸗ tigen, wenn nicht gerade in dem kritischen Augenblick ein in Reserve aufgestelltes, bis an die Muͤndung mit Kartaͤtschen ge⸗ ladenes Feldstuͤck mitten unter die verfolgenden Mexikaner las— gefeuert worden wäre, wodurch er (Santana) am linken Bein und rechten Arm schwer verwundet, drei Offiziere und drei Soldaten getodtet und sechs oder sieben andere verwundet wur⸗ den. Nachdem die Franzosen ihre Schiffe erreicht hatten, eroͤffne⸗ ten die „Creole“ und zwei oder drei Briggs, die unter dem Kastell von San Juan de Ulloa lagen, ein lebhaftes Feuer auf denjenigen Theil der Stadt, wo die von den Franzosen vergeblich bestuͤrmte Kaserne liegt, in der Absicht, diese niederzuschießen; sie erreichten ihren Zweck aber nicht und beschädigten nur die Kirche de la Merced sehr bedeutend; erst um 2 Uhr Mittags wurde das Feuer ein gestellt. Der offizielle Bericht des Admirals Baudin enthält von diesem Bombardement keine Andeutung, vielmehr spricht der Admiral am Schlusse desselben von der Schonung, die er gegen die Stadt bewiesen habe, freilich aber nur während der Zeit, als er im Besitze derselben war. Die Franzofen haben nach der mit dem Baudinschen Bericht hierin ziemlich uͤberein⸗ stimmenden Mittheilung des Lieutenants Farragut 15 oder 18 Todte und 30 Verwundete gehabt, worunter verhaͤltnißmäßig viele Offiziere; die Mexikaner verloren nicht den dritten Theil, da sie groͤßtentheils unter Schutz waren. Ein New-⸗PYorker Blatt theilt ferner einen offiziellen Brief des Admiral Baudin an Herrn de la Forest, Franzoͤsischen General⸗Konsul in New-⸗York, datirt vom 15. Dezember am Bord der Fregatte „Nereide“, fol⸗ genden Inhalts mit: „Mit Bezug auf meine Depesche vom heutigen Datum kuͤndige ich hiermit an, daß ich dem Befehlshaber unserer See⸗ macht im Stillen Meere ven der Kriegserklaͤrung Mexiko's an Frankreich Nachricht ertheilt habe, mit dem Befehl, unverzuͤg⸗ lich nach der Westkuͤste von Mexiko mit aller seiner disponiblen Macht abzugehen. Ich ersuche Sie, in meinem Namen diese Nachricht allen Konsuln und Agenten von Frankreich auf den beiden Kontinenten von Amerika mitzutheilen, durch welche sie an alle Commandeure unsers Geschwaders oder einzelner Fran⸗ zoͤsischer Kriegsschiffe im Stillen Meere weiter befoͤrdert werden kann.“ Es sey also keinem Zweifel unterworfen, fuͤgt der En“ quirer hinzu, daß Mexiko Frankreich den Krieg erklaͤrt habe, und es sey nur zu verwundern, daß in den Vereinigten Staa⸗ ten noch nichts darüber bekannt gemacht worden. Es geht uͤbri— gens aus dem Schreiben des Admiral Baudin nicht hervor, ob die Berufung des Franzssischen Geschwaders im Stillen Meere nach der Westkuͤste von Mexiko nur die Beschuͤtzung des Franzoͤsischen Handels oder die Blokade der dortigen Mextkani—
Farragut, der
schen Häfen zum Zweck habe. Die New-Orlean s Bee giebt
der Inhalt fruͤherer Berichte aus Tampico, die bis zum 35. Januar gehen. Nach diesen war am 18. Dezember der Ent— wurf einer Versoͤhnungs-Akte in der Mexikanischen Deputir⸗ ten-Kammer eingebracht und angenommen worden; dieselbe hat den Zweck, die streitigen Meinungen der beiden Parteien, die Mexiko in innere Bewegungen verwickelt haben, mit ein— ander auszusohnen. Der Telegraph, ein in Tampico er— scheinendes Blatt, enthielt nun auch ein Antworts-Schreiben des Generals Urrea an Admiral Baudin, worin die Hoffnung dasgedruͤckt wird, daß die obschwebenden Differenzen zwischen Mexiko und Frankreich beigelegt werden durften, sobald die nationale Regierung in Mexiko wieder eingesetzt wäre. Zugleich preist dies Schreiben die menschenfreundlichen und edelmüthi— gen Gesinnungen des Admirals. Die Bee macht ferner ein Umlaufschreiben des Admiral Baudin an die fremden Konsuln bekannt, welches vom 22. Dezember datirt ist, und worin der Admiral sich auf den zweiten Artikel des zwischen ihm und Ge— neral Rincon abgeschloössenen Vergleichs bezieht, in welchem er den Wunsch zu erkennen gegeben, den Hafen von Veracruz acht Monate lang den Flaggen aller Nationen zu oͤffnen. Ob— gleich nun die Mexikanische Regierung Frankreich den Krieg erklaͤrt und die Capitulation von Veracruz gebrochen habe, so sey er doch nicht weniger geneigt gewesen, den Hafen neu⸗ tralen Schiffen, die ihn unter Anerkennung jener Capitulation besuchen wollten, oͤffnen zu lassen; da aber die Mexikanische Regierung nicht nur seine friedlichen Mittheilungen uberhaupt, sondern auch namentlich seinen Vorschlag, Veracruz bis zur Beendigung des Krieges fuͤr neutral zu erklaren, unerwieder gelassen, so habe er Befehl eriheilt, in Veracruz, Sacri⸗ ficios und Antonio Lizard alle neutralen Schiffe zwar zuzulassen, ihnen aber vor dem Eintritt anderer Ereignisse das Löschen ih rer Ladungen nicht zu gestatten. —
Berichte aus Buenos-Ayres melden, es sey daselbst die Nachricht eingetroffen, daß die Chilischen Truppen in Lima sich dem Peru, Bolivischen Truppen Corps unter Santa, Cruz ergeben hatten, und daß unmiitelbar darauf die Bolivischen
Truppen unter General Braun in Salta, einer der Graͤnz⸗
rovinzen der Argentinischen Republik, welche bekanntlich mit
hili gegen Santa Cruz verbündet ist, eingerückt seyen. Die letzte Nachricht soll, wie die Morning Post in ihrem Boͤrsen⸗ Artikel meldet, auf anderem Wege ihre Bestaͤtigung gefunden haben, und man ist daher sehr begierig, zu erfahren, ob auch die erstere sich bestätigen wird. In Valparaiso hatte man am 1. November keine weitere Nachricht, als die von der schon früher gemeldeten Niederlage des Vortrabes der Chilischen
Truppen durch die Peruaner unter General Miller.
Die neue durch den Praͤsidenten Rivera gestiftete Regie⸗ rungs⸗ Zeitung von Montevideo, die Revista official, welche man hier bis zum 6. Dezember erhalten hat, giebt ein Dekret des Praͤsidenten, das die Wahl Corporatsonen zum 23. und 30. Dezember zusammenberuft, um respektive die Beputir⸗ ten und Senatoren zum Kongreffe zu wählen. Eine Revisson
oder völlige Umgestaltung der Verfassung scheint der Haupt⸗ 2 der bevorstehenden Zusammenberufung der e,. je.
Niederlande.
Amster dam, 16. Febr. Das Handelsblad wundert sich daruber, daß eine andere Hollaͤndische Zeitung es nicht un— ter ihrer Wurde gehalten, auf den sogenannten Aufruf der Bel⸗ gischen Studirenden an die Holländischen eine Antwort, und zwar in schlechten Franzssischen Versen, zu ertheilen. Derglei— chen Aktenstuͤcke, wie das Belgische, meint jenes Blatt, sosten entweder ganz unbeachtet bleiben, oder auf eine wuͤrdigere Weise beantwortet werden, indem seit der Unterzeichnung des Konfe⸗— renz⸗Traktates durch den König der Niederlande der Belgische Staat und sein Beherrscher auch diesseits als gesetzliche Autori⸗ täten geachtet werden mußten.
Belgien.
Bruͤssel, 16. Febr. Gestern empfing der König, nachdem er mit dem Kriegs⸗Minister gearbeitet, den Monsignor Fornari, und aus den Händen desselben dessen neue Beglaubigungsschrei⸗ ben als apostolischer Internuntius in Belgien. Es fand darauf ein Ministerrath statt, dem der König prasidirte.
Herr Firmin Rogier, Secretair der Belgischen Gesandt⸗ schaft, ist aus Paris hier eingetroffen. Wie der Belge be— hauptet, überbringt derselbe die bestimmte Erklaͤrung des Fran— zöͤsischen Kabinets, daß es sich, wenn Belgien bei seiner Zu⸗ rückweisung des Konferenz⸗-Traktates beharre, dem Einmarsche D hrt Ttunnen in das Luxemburgische nicht widersetzen
Die Fasten-Verordnungen, sowohl des Erzbischofs von Mecheln, als der uͤbrigen Belgischen Bischoͤfe, pee, Tele, sich diesesmal durchaus nicht mit der Politit. Man wird ssich er⸗ innern, wie unpolitisch im vorigen Jahre der Bischof von Luͤt⸗ tich, Herr van Bommel, die Angelegenheiten eines Nachbar— staates zum Thema seiner Fasten Verordnung machte. Dieses⸗ mal beschaͤftigen sich diese Aktenstuͤcke, wie sich's gebuͤhrt, nur mit religissen und Unterrichts-Gegenstanden.
Die sogenannten katholischen Mitglieder der Repraͤsentan⸗
ten⸗ Kammer, d. h. diejenigen, welche im Interesse der klerokrati⸗ schen Partei erwählt worden und zu stimmen haben, hielten vorgestern eine Versammlung, um sich uͤber die Entschließungen zu berathen, die sie jetzt hinsichtlich der zu erwartenden neuen Regierungs Propositionen zu fassen hatten. Wie es scheint, haben sich die Ansichten dieser Repraͤsentanten in Bezug auf Konferenz Vorschlaäͤge seit kurzem sehr geandert. Die Verordnung, welche unser Magistrat gegen die naͤcht⸗ lichen Ruhestoͤrungen erlassen, ist bisher noch ziemlich fruchtlos geblie ben, da fortwährend die unruhigen und sehr oft betrun⸗ kenen Patrioten Nachts unsere Straßen durchziehen und die ruhigen Buͤrger in ihrem Schlaf stöͤren.
Aus Luͤttich berichtet das dortige Journal: Vor einigen Tagen haben wir von der Handelskrisis, an der unsere Stadt leidet, gesprochen und wir mußten unsern Lesern zwei betruͤ⸗ bende Nachrichten melden. Wir fuͤhlen uns glücklich, denselben heute eine erfreuliche Sache mittheilen zu konnen. Dem Hause Vn * (Van der Straeten Sohn) zu Luͤttich, das einen Augen⸗ blick durch die schwierige Lage der Geschäͤfte in Verlegenheit sich befunden, ist es gelungen, die Wirkungen der Krisis zu kberwinden. Die Luͤtticher Bank hat demselben in reichlichem Maße ihre Huͤlfe angedeihen lassen und dieser Umstand, fuͤr die Lütticher Bank selbst ehrenvoll, beweist auf eine unwider— sprechliche Weise, daß das Haus ern vollstaͤndige Garantieen dar⸗ bot. Der panische Schrecken war aber so groß, daß dieses Haus, obgleich es betrachtliche Fonds besitzt, in den ersten Augenblicken sehen mußte, wie ihm alle Kapitalien entzogen wurden. Ueberdies war es das Opfer irriger Geruͤchte, die auf seine Rechnung aus⸗ gestreut waren. Man sagte, das Haus Ver schulde Herrn Tockerill 500,009 Fr.; jetzt hat es sich dagegen ergeben, daß dieser große Fabrik⸗Inhaber jenem Haufe eine bedeutende Summe schuldig ist. Zügleich haben wir vernommen, daß Herrn Cockerill eine provisorische Zahlungsfrist gestattet worden. Dieses aͤußerste Mittel ist fuͤr einen in der Industrie so hoch stehenden Mann gewiß ein großes Ungluͤck; duͤrfen wir aber einem Berichte Glauben schenken, so ist die besagte Maßregel nur eine provisorische; sie soll hauptsächlich dazu bestimmt seyn, die Anordnungen zu erleichtern, welche zu Bruͤssel durch Ver—⸗ mittelung der Regierung getroffen werden, um Belgien das schoͤnste Denkmal seiner Industrie durch Aufrechthaltung des großen Etablissements zu Seraing unter einer neuen Form zu ae,, de.
eit einigen Tagen bemerkt man hier viele junge Leute in Franzoͤsischen Uniformen; sie gehoͤrten fruͤher, wie es scheint, zur Fremden ⸗Legion in Spanien.
In Vruͤgge zirkulirt eine an die Repraͤsentanten⸗Kammer gerichtete Bittschrift, worin dieselbe ersucht wird, zu der Unter— zeichnung des Konferenz-Traktats ihre Zustimmung zu ertheilen.
In einem von Bruͤsseler Blattern mitgetheilten Schreiben aus Lswen vom 14. Februar heißt es: „Ich bin durch einen großen Theil Belgiens gereist, und ich kann auf mein Gewissen sagen, daß ich nirgends, selbst nicht in den abzutretenden klei⸗ nen Theilen von Luxemburg und Limburg, jenen kriegerischen Enthusiasmus, jene an Wahnsinn gränzende Trunkenheit, wie sich kürzlich die „Emancipation“ ausdruͤckte, gefunden habe. Mit Ausnahme einer kleinen Zahl unbesonnener jungen Leute und jener Revolutionaire von Profession, die nur dahin trach⸗ ten, Belgien der Anarchie preisgegeben oder durch das Ausland getheilt zu sehen, legt das Volk uberall den lebhaftesten Wunsch an den Tag, daß ein schneller Friede der beklagenswerthen Krisis, worin sich das Land jetzt befindet, ein Ende machen möge. Man fes e n ff besten, und unter 20 Personen werden Lr ß 15 und mehr noch diesen Wunsch ausdruͤcken, weil jeder
e ist, daß der Krieg bei dem gegenwartigen Zustande der Dinge der Ruin Belgiens seyn wuͤrde, dessen Interessen durch die kriegerischen Demonstrationen der Kammern, durch die wuͤthen⸗ den Declamationen einiger vielleicht den Feinden des Landes verkauften Journale und durch die Schwäche und die wenige Energie der Regierung schon zu ernstlich gefährdet worden sind. Auch hat man in den letzten Tagen gesehen, daß auf das bloße Gericht von einer friedlichen Entwickelung der
Dinge die öffentlichen Fonds schnell gestiegen sind, und daß
das Zutrauen begonnen hat, sich wieder zu beleben. Wie wurde es seyn, wenn der Friede unsere Unabhaͤngigkeit be⸗ festigte, dem Provisorium und dem Zustande von Ungewißheit, worin wir seit acht Jahren leben, ein Ende machte! Wird diese Hoffnung‘ vernichtet, siegen die schlechten Leidenschaften uͤber die Vernunft und die Klugheit, ertönt das Kriegsgeschrei gegen Europa von neuem, dann werden Sie aus diesem Grunde
alles Zutrauen verschwinden, das Geld in die Kasten der Kapi⸗
erstaͤndige, jeder Belgier, der sein Vaterland liebt, uͤberzeugt
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talisten zuruͤckkehren, den Handel und die Industrie in gaͤnzliche Stockung, die oͤffentlichen Fonds und die 2 66 : die Hälfte ihres Werths verlieren, Tausende von Arbeitern ohne Sristenzmittel, alle öffentlichen und Privat- Arbeuen ein- gestelt und zahllose Fallimente, eine Menge Familien, die jetzt ein glaͤnzendes Vermögen oder eine anstaͤn dige Wohlhabenheit genießen, zum Elend und zur Verzweiflung bringen sehen. Ja, nach unserer Ueberzeugung wuͤrde der erste durch Belgien gegen den Europaͤischen Bund abgefeuerte Kanonenschuß das Signal zum gänzlichen Ruin, zum Triumphe der Anarchie, deren Apostel sich mit einer Gchrecken einfloͤßenden Kuͤhnheit und Thaͤ⸗ tigkeit bewegen, und das Ende, dieses ungleichen ampfes viel⸗ leicht die Wiederherstellung der Hollaäͤndischen Herrschaft oder die Theilung unseres ungluͤcklichen Vaterlandes seyn.“
Lüttich, 13. Febr. Es ist interessant, ein Gestandniß zu Protokoll zu nehmen, das kurzlich von der hiesigen klerokrati— schen Presse ausgegangen. Das hier unter der Aegide des Herrn van Bommel in der bischöflichen Druckerct erscheinende Journal historique et littéraire hatte jahrelang die Behauptung aufgestellt, Preußen und andere protestantische Staaten Deutsch⸗ lands seyen es allein, wo die sogenannte mildere Praxis hin⸗ sichtlich der gemischten Ehen, und zwar durch Mißbrauch ein⸗ gefuͤhrt worden sey; ferner ward es dem verewigten Erzbischof von Köln, Grafen von Spiegel, zum Verbrechen gemacht, daß er ein Paͤpstliches Breve, Behufs der praktischen Anwendung desselben, in einer mit der Regierung abgeschlossenen Conven tion zu erlaͤutern suchte. Aber was begiebt sich jetzt? Dasselbe Journal historique et littéraire bringt in seinem vor kurzem erschie⸗ nenen Januar-Hefte einen Aufsatz über den Zustand der katho⸗ lischen Konfession, und namentlich über das Verhältniß der ge— mischten Ehen im Königreich Bayern, bei welcher Gelegenheit folgende Gestaͤndnisse gemacht werden:
Die Verwunderung, daß man sich jetzt in Bayern so eifrig der Kirche (d. h. der Roͤmischen Forderungen) annimmt, ist gewiß um so groͤßer, wenn man erfahrt, daß auch hier vom Jahre 1831 bis zum Jahre 1837 (d. h. bis zu den Koͤlnischen Kon— fiktenz in Bezug auf die gemischten Ehen fast ganz derselbe Weg befolgt wurde, den die Preußische Regierung eingeschlagen. Eben so, wie man aus dem Preußischen Landrechte nachwies, daß es seine Schwierigkeiten habe, nach dem Verlangen der katholischen Kirche, die gemischten Ehen zu hindern, so berief man sich auch in Bayern auf das Religions Edikt“. Ja, im Jahre 1835 wagte der Bayerische Minister, es in der Kammer auszusprechen, „daß die Regierung den Geistlichen niemals ge— statten werde, die Pflichten, welche die Constitution ihnen auf⸗ erlege, den Verpflichtungen hintenanzusetzen, die sie, ihrer Mei⸗ nung nach, der Kirche schuldig seyen.“ — Eben so, wie die Preußische Regierung mit dem Geafen von Spiegel unterhan⸗ delte, suchte sich der Bayerische Minister der Mitwirkung zweier bei der Session in Muͤnchen anwesender Bischoͤfe zu versichern, um alle anderen Bischöfe zu bewegen, vom heiligen Stuhle eine Milderung des Breveis Summo j̃ußiter, und in dieser Beziehung die noͤthigen Instructionen zu verlangen. Nachdem die In⸗ struction vom 12. September 1831, Fätteris jam inde, ertheilt worden war, diese aber den Erwartungen nicht voͤllig entsprach, war man in Bayern, ganz so wie in Preußen, der Ansicht, daß man dieselbe nicht publiziren, sondern die Bischöͤfe, von deren Seite man mehr Nachgiebigkeit erwartete, bewegen muͤsse, den Pfarrern eine Regel fur vorkommende Fälle vorzuschreiben. Derselbe Praͤlat also, der es vorher uͤbernommen hatte, bei dem heiligen Stuhle auf die Milderung des Breve's an— zutragen, beeilte sich jetzt, den anderen Bischoͤfen die vom Minister verlangte Regel mitzutheilen, und dieser seiner⸗ seits lud dieselben ein, sie in Anwendung zu bringen. In— zwischen ward er in seiner Erwartung getäuscht. Der Ent— wurf, viermal verandert, von den anderen Bischoͤfen korrigirt und nach den Bemerkungen des Ministers wieder modifizirt — denn dieser hatte in den Kammern zu behaupten gewagt, daß man die Bischoͤfe instruiren muͤsse — bieser Entwurf, obwohl der Minister es seibst ͤbernommen hatte, einige Aus druͤcke darin zu verbessern oder zu streichen und andere dafür zu substituiren, konnte doch zu keinem Ziele gelangen. Zum fuͤnftenmale korrigirt, fand der Entwurf immer noch Wider spruch unter den Bischoͤfen, und Einstimmigkeit war durchaus nicht zu erlangen. So mußte man denn endlich, nachdem fast ein ganzes Jahr mit Streitigkeiten und Vermittelungs-Versu, chen hingebracht worden war, die Sache ganz aufgegeben. — Zu Ende des Jahres 1835 schrieb indessen das Ministerium den Bischofen, daß sie die Pfarrer anweisen sollten, hinsichtlich der gemischten Ehen eine Praxis zu beobachten, durch welche den Civil Gesetzen Genuͤge gethan und jede Schwierigkeit be, seitigt werde. Es verlangte außerdem, daß man die Verbote, das Aufgebot zu publiziren und die Dimissorialien zu erthei⸗ len, fuͤr den Fall, wo die katholische Kinder-Erziehung nicht vorher slipulirt worden, zurücknehme. Ju Folge dieses Mini— sterial⸗Reskriptes schrieben drei Bischoͤfe noch im Monat De—⸗ zember 1835 im Wesentlichen jene Regel vor, indem sie sich dabei eines Entwurfes des Erzbischofs von Bamberg bedienten. Der Bischof von Augsburg machte den Anfang; ihm folgten der Bischof von Speier und der Bischof von Wurzburg. Die Bischoͤfe von Regensburg und Passau folgten dagegen der Re⸗ gel des Erzbischofs von Munchen (das Bisthum Eichstaͤdt war zur Zeit erledigt, und indem sie sich dergestalt von dem Verfahren der übrigen Bischoͤfe entfernten, glaubten sie, der Absicht des heiligen Stuhles mehr zu entsprechen. Die Re— geln von Bamberg, Augsburg, Speier und Wurzburg er klä, ren es mit deutlichen Worten und die von Jꝛür ch, Regensburg und Passau geben stillschweig end u, daß, wenn bei gemischten Ehen die katholische in bee Lr ieh Tig fest⸗ gestellt worden, die Pfarrer, ohne dazu erst einer besonderen Erlaubniß zu beduͤrfen, nicht bloß auf die assistentia pas. ziva sich beschränken, sondern wie bei ganz katholischen Heirathen den Segen ertheilen sollen. In dem Falle dagegen, wo die akatholische Erziehung aller Kinder festgestellt war, woll⸗ ten zwar die Bischoͤfe von Bamberg, Augsburg, Speier und Wuͤrzburg die Einsegnung verweigert wissen; keines weges sedoch die Aufgebote, die assistentia passiva und die Dimissorialien. Die Bischoͤfe von Muͤnchen, Regensburg und Passau aber, in Ruͤcksicht darauf, daß die Regierung die 2ssistentig passira von ihnen nicht verlangt, sondern nur auf die Aufgebote und Dimissorialien bestanden hatte, und daß jene Konzession nicht einmal vom heiligen Stuhle begehrt worden war, thaten von der Assistenz in ihrer Regel keiner Erwaͤh— nung. Sie beschränkten sich darauf, die Proklamirung der gemischten Ehen vorzuschreiben, wobei jedoch der verschiede⸗ nen Religion der Gatten nicht gedacht werden sollte. Wir finden also jetzt in Bayern folgende drei Dinge: 1) In ganz Bayern werden die gemischten Ehen proklamirt und an2 gekuͤndigt, ohne dabei der aerschiedenen Konfession auch nur ge—
dacht wird; ) ist die katholische Kinder- Erziehung festa so geht die Trauung vor dem Pfarrer vor k — ki sert theilt die Einsegnung nach katholischem Ritus ohne Dispens des Bischoss und des heiligen Stuhls; 3) in vier Did zesen wird die Assistentia passi va bewilligt, wenn die Kinder akatholisch erzogen werden sollen. Es erscheint also als ausgemacht, daß auch in Bayern die Regierung von den Bischofen einige Punkte er⸗ langte, die sie vergeblich bei der Festigkeit des heiligen Stuh⸗ les nachgesucht haͤte. — Wie 6 muß man sich demnach wun— dern, daß die Sache des Erzbischofs von Köln hier so gewaltig vertheidigt werden konnte!. — . weit das Journal historique et litteraire, Es bedarf in der That kaum mehr, als seiner eigenen Worte, um darzu⸗ thun, daß die Preußische Regierung und der Erzbischof von Spiegel, denen eine gewisse Partei nicht vergeben kann, daß sie bei gemischten Ehen die mildere Praxis vertheidigten, die seit Jahrhunderten in einem großen Theile von Deutschland einge⸗ fuhrt ist, eben nichts Anderes im Sinne hatten, als was, mit einiger Modisicationen, auch die Bayerische Regierung und vier Bayerische Bischöͤfe als vollkommen vereinbar mit den Ge— bräuchen der katholischen Kirche anerkannten.
Deutschland.
Munchen, 16 Febr. (Munch. pol. 3.) Heute Mor⸗ gen / Uhr sind Se. Majestaͤt der König, begleitet von den heißen Segenswuͤnschen Ihrer Unterthanen, von hier nach dem suͤdlichen Italien abgereist. Allerhöͤchstbieselben werden im Cauf⸗ des Monats April die Bäder zu Ischia gebrauchen und noch vor dem Frohnleichnamsfeste zu Muͤnchen wieder eintreffen, im Ansange des Monats Juli aber, wie in anderen Jahren, nach Bruͤckenau Sich begeben. Was uber eine Reise Sr. Majestat nach dem Orient verbreitet worden, ist ganz unrichtig.
= Leizzig, 19. Febr. Mit dem gegenwartigen Jahre ist hier eine Mobslliar⸗Feuer⸗Versicherungs⸗ Bank für Dẽeutsch⸗ land ins Leben getreten, die, auf Gegenseitigkeit gegruͤndet, nach den bisherigen Veroͤffentlichungen darüber die allgemeine Theil⸗ nahme in vollem Grade verdient. Es soll kein Beitrag vorher berichtigt, sondern an Versicherungsgeldern halbjaͤhrig postnu⸗ merando nur so viel aufgebracht werden, als zur Deckung et⸗— waiger Schaden und der Verwaltungs kosten nöthig ist. Dabei versichert die Bank, deren Verwaltung von 4 Direktoren, 4 Vice ⸗Direktoren, einem Syndikus, einem Haupt-Rendanten, dem noͤthigen Buͤreau⸗Personal und Agenten besorgt wird, alle beweglichen Gegenstaͤnde, mit Ausnahme des baaren Geldes, der Dokumente, Gold, und Silberbarren und des Schleßrul— vers, wenn die Habe des Versichernden nur 30 Rihlr. erreicht. Uebrigens steht diese Bank unter der Aufsicht der Staats-Be— hörden und wird nach denselben Grundsaͤtzen wie die Immo⸗ biliar⸗Brand⸗Versicherung des Staats verwaltet.
Die Heil-Anstalt für arme Augenkranke in Leipzig (die nunmehr, von Privat-Personen errichtet und durch freiwillige Beiträge — erst neuerdings hat der Staat sich mit 560 Rthir. jährlich dafür interessirt — erhalten, seit 18 Jahren bestanden hat), ist nach dem ausgegebenen Jahres-Berichte auch im ver— flossenen vielfach benutzt und befordert worden. Die Gesammt⸗ zahl der ärztlich behandelten Augenkranken betrug 751, die theils (289) hier wohnhaft, theils (2982) sonst aus Sachsen, theils endlich (155) aus anderen Landern waren; hiervon erhielten 67 Personen in der Anstalt selbst Wohnung, Kost und Pflege, von denen wieder Tin das jetzige Jahr uͤbergegangen find. Auch sind im verflossenen Jahre 29 bedeutende Augen⸗Operationen vorgenommen worden, darunter 12 Operationen des grauen Staars, u. s. w.
In der Politik leben wir hier sehr ruhig; Niemand glaubt an Krieg, sondern Alle hoffen friedliche Ausgleichung aller ob schwebenden Irrungen. ö
Stuttgart, 17. Febr. Die Bevölkerung des Königreichs belief sich am Ende des vergangenen Jahres auf 1,631,256 der Zuwachs derselben während des Jahres 1837 wird zu 585 oder nicht ganz / Proz. der Gesammtbeyslkerung be⸗ rechnet. Die Zahl der ini Jahre 1837 Gestorbenen betrug 6l, 457, die der Gebornen 76,481, worunter 62, 368 eheliche und S113 uneheliche Kinder; das Verhaͤltniß der unehelichen Geburten zu den ehelichen gestaltet sich also wie 1: 7,5.
— — Weimar, 18. Febr. Auch das Geburtsfest Ihrer Kaiserl. Hoheit der Frau Großfuͤrstin, Großherzogin, am laten d, wurde wie immer mit den heißesten Segenswuͤnschen fuͤr das Wohl der geliebten Landesmutter im Residenzschlosse, in der Stadt und im zan en Lande feierlichst begangen. Wir erfreuten uns an diesem Tage der Anwesenheit des Prinzen Georg von Sachsen-Altenburg-Eisenberg und Höͤchstdessen Ge— mahlin, Nichte der Frau Großherzogin, der Königl. Preußi— schen Generalitaͤt aus Erfurt und mehrerer gluͤckwünschender Abgeordneter der benachbarten Höfe. Im Sinne der milden Fuͤrstin wurden an diesem Tage von der ersten Gesellschaft der Residenz, von der Erholung, sämmtliche Armen der Stadt gespeist.
Die Universitaͤt zu Jena bereitet sich zu einem großen Feste; denn am 26. Februar feiert der berühmte Geheime Hoefrath und Ritter r. Eichstedt sein funfzigsahriges Do ktor⸗Jubiläum.
Auch hier, wie an anderen Orien, fangen die Getraide— Preise, und in Folge des milden Winters auch die Holz ⸗Preise zu sinken an.
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Wien, 16 Febr. (Gest. B.) Nach der Besiegung des Aufstandes im Koͤnigreich Polen hatten Se. Majestät der Kai⸗ ser Franz dem gewesenen Ober⸗Befehlshaber der insurt ect sonel⸗ len Armee, Skrzynecki, auf seine Bitte den Aufenthalt in Aller aeg Staaten, gegen Ablegung des Versprechens, sich da— elbst ruhig zu verhalten, zu n,. geruht. Von Prag, woselbst er seit mehreren . einen Wohnsitz mit seiner Familie genommen hatte, und wo er einer vollkommen freten persoͤnlichen Bewegung genoß, entfernte er sich am 13. Januar heimlich und mit Zurücklassung eines Schreibens, in dem er der Kaiserlichen Regierung anzeigte, daß er sich nach Belgien begebe, um eine ihm von der dortigen Regierung angebotene militairische Anstellung anzutreten. Durchdrungen von dem Ge⸗ fuͤhle der aus einer solchen Berufung, wenn sie wirklich , gefunden hätte, hervorgehenden Beeinträchtigung der Allerhoͤchst⸗ ihrer Wurde von Selten eines fremden Staates gebührenden Rücksichten, haben Se. Maijestaͤt der Kaiser, sobald Sie von der Entfernung des Ex⸗Generals Skrzynecki aus Prag Kennt⸗— niß erhalten, dem Kaisersichen Geschaͤfrsträger zu Bruͤssel, Gra⸗ fen von Rechberg, befehlen lassen, der Königl. Belgischen Re⸗ serung ju erklären; daß, wenn Skrynecki in den Königl. Bel gischen Sienst wirklich aufgenommen werden sollte, oder, falls er bereits aufgenommen wäre, in demselben beibehalten würde,
fernere diplomatische Beziehungen zwischen dem Kaiserl. Oester⸗