zu dieser Versammlung zu bemuͤhen. Ich hielt dieselbe nicht sär sehr nothwendig; die beiden Fahnen, die vor Ihnen er, scheinen, sind so bekannt, ihre Farben sind so gänzlich verschie⸗ den, daß Ihre Meinung gewiß schon im voraus festgestellt ist. Ich glaube nicht, daß irgend etwas in dieser Sitzung Ihnen neue AÄufklärungen verschaffen, oder sie bestimmen wird, sich zu Gun⸗ sten eines andern Kandidaten zu entscheiden. Ich sage, zwei Fahnen; denn der ehrenwerthe Herr Lafitte und ich sind nichts anderes. Es handelt sich hier nicht um dae Personen; denn personlich habe ich gegen den ehrenwerthen Herrn Lafitte nichts einzuwenden, und er hat mir so eben noch dieselbe Versicherung gegeben. Also nur zwischen zwei rie, . zwischen zwei politischen Fahnen haben Sie zu wahlen. enn ich nach dem urtheilen sollte, wie Sie sich seit 8 Jahren gezeigt haben, so warde ich uͤber das Resultat des Kampfes keinen Augenblick zweifelhaft seyn. Die Politik, die ich seit 8 Jahren vertheidige, ist die Ihrige und deshalb ernannten Sie mich zu Ihrem De— putirten. Ich habe mich nicht verandert, ich bin noch immer auf demselben Wege, immer ein aufrichtiger Anhaͤnger der Juli Revolution und im Allgemeinen mit dem durch dieselbe Dervorgebrachten Resnltate zufrieden. Daß die Regierung Fehler begangen hat, leugne ich nicht; kein Mensch— kann den Fehlern ganz entgehen; aber im Ganzen läßt sich nicht verkennen, daß ihre Handlungen dem National⸗Interesse angemessen gewesen sind; alle Resultate beweisen dies. Zu welcher Zeit hat sich Frankreich eines großeren Wohlstandes erfreut, als seit drei oder vier Jahren, wo die Gemuͤther sich beruhigt haben, und wo man der Regierung weniger Hindernisse in den Weg ge— legt hatte. Man hat von mehreren Seiten behauptet, daß Frank— reich in der politischen Welt nicht den Rang einnehme, der ihm gebühre, und daß es im Auslande gedemuͤthigt worden sey. Ich bekenne, daß nichts so lebhaft meinen Unwillen erregt hat, als dergleichen Behauptungen; das Land wuͤrde eine Re⸗ gierung, die es, dem Auslande gegenuͤber, in eine demuͤ⸗ ihigende Lage versetzte, nicht einen Monat lang dulden.“ Der Redner ging hierauf die auswärtige Politik, und namentlich die Belgischen Angelegenheiten durch, und suchte zu beweisen, daß sich die Regierung bei allen Gelegenheiten eben so umsich— tig, als wuͤrdig und fest benommen habe. Er glaube, daß nur mit dem System, welches bisher befolgt sey, der Friede aufrecht erhalten werden koͤnne und deshalb besonders sey der Sieg der Regierung bei den bevorstehenden Wahlen zu wuͤnschen. Herr Tafitte habe zwar auch in seinem Rundschreiben an die Waͤhler seine friedlichen Gesinnungen an den Tag gelegt, und seine Stellung in der Handelswelt gebe hinlaͤngliche Buͤrgschaft fuͤr die Auf ichn tei dieser Gesinnung; sey es aber wohl ge— wiß, daß unter den 212 Deputirten, die mit Herrn Lafitte ge— gen die Adresse votirt hätte, sich keiner befinde, der nicht den Umsturz der Juli⸗Regierung oder der nicht den Krieg wuͤnsche? Herr Lefebvre schloß damit, die Wähler darauf aufmerksam zu machen, von weicher Wichtigkeit der Beschluß sey, den Frank— reich in dem jetzigen Augenblicke fasse. Nachdem der Redner unter dem lebhaften Beifall seiner Anhänger seinen Platz wie— der eingenommen hatten, ließ sich Herr Lafitte vernehmen. „M. 33 sagte er, „ich wohne seit 2 Jahren in Ihrem Be—
zirk. Mein Privatleben, so wie mein oͤffentliches Leben, ist Ihnen bekannt. Ich bin meinen Grundsaͤtzen unerschütterlich treu ge— lieben; ich hatte bis zur Juli-⸗Revolution 15 Jahre lang die Ehre,
Sie in der Deputirten⸗Kammer zu vertreten, und auch im Jahre 1831, nachdem ich auf meinen Minister⸗-Posten resignirt hatte, ernannten Sie mich mit großer Majoritäͤt zu Ihrem Deputir— ten. Nachdem ich auf diese Weise 16 Jahre lang fuͤr Sie in der Kammer gesessen hatte, fragte ich mich, warum ich nicht mehr Ihr Deputirter sey; ich pruͤfte alle meine Handlungen und alle meine Gedanken, und fragte mich, ob irgend eine Ver⸗ aͤnderung in mir vorgegangen sey; ich fand nichts, was jene Ausschließung rechtfertigen konnte. Heute sagt mein ehrenwer— ther Mitbewerber mit Recht, daß wir zwei verschiedene Prin⸗ zipien repraͤsentiren, obgleich wir eigentlich nur ein einziges, namlich die Juli Revolution, repraͤsentiren sollten. Die verschie— dene Weise also, wie wir den Grundsatz jener Revolution aus— legen, ist Uesache, daß wir verschiedener Meinung sind. Ich will Lurchaus nur das, was wir bei der Juli-⸗Revolution woll— ten; ich will nur die Erfuͤllung des beharrlichen Wunsches der Nation. Herr Lefebvre hat Ihnen gesagt, daß die 221 den Grundsatz der Juli-Revolution aufrecht erhalten wollten, daß er aber nicht wisse, ob sich unter den 213 nicht Einige be— fanden, die den Umsturz derselben wuͤnschten. Ich habe hier, m. H., Niemand zu vertreten und zu vertheidigen, als mich selbst; aber ich kann von den 221 sagen, daß Sie alle Regie— rungen gebilligt haben, die man ihnen seit 1830 vorgeschlagen hat.“ Herr Lafitte erinnerte hierauf an die Dienste, die er im Jahre 1830 der Juli⸗Revolution geleistet habe, und suchte es ins Lächerliche zu ziehen, wenn man ihm den Vorwurf mache, daß er Krieg und Anarchie wuͤnsche. Er habe dabei so viel zu verlieren, als irgend einer, und man werde nicht von ihm und seinen Freunden glauben, daß sie die jetzige Krisis herbeigefuͤhrt hatten, um das Land ins Verderben zu stuͤrzen. — err Lefebvre: „Mein ehrenwerther Gegner hat gesagt, daß sich unter den 221 Deputirten Männer befaͤnden, die alle Regierungen gewollt hatten, und in der Beziehung hat er Recht. Wir haben bis, her nie versucht, eine Regierung zu stuͤrzen, so lange sie auf dem Wege der Gesetzlichkeit blieb. Ein Anderes ist es aber, eine Regierung wollen und blindlings fuͤr jedes Ministerium votiren. Letzteres ist mir und meinen Freunden nie eingefallen; wir haben nie fur ein Ministerium, sondern nur fuͤr die Ge⸗ setze eines Ministeriums gestimmt, die uns gut schiengn; sobald ste uns schlecht erschienen, haben wir sie verworfen. Man suche daher nicht jene so gewissenhafte Versammlnng der 221 zu ver— leumden, die nichts wollen und nichts verlangen. Eine Stimme: „Als Aemter“ — Herr Lefebvre: „Nein, m H, Keiner der 221 verlangt ein Amt. (Bewegung.) Diejeni⸗ gen, die Aemter wollen, suchen die gegenwartigen Besitzer derselben zu stuͤrzen, indem dies das einzige Mittel ist, solche zu erhalten.“ — Mehrere, Stimmen: „Sehr wahr! Sehr richtig!“ — Herr Lefebvre: Man hat übrigens sehr Unrecht, wenn man immer von dem Ministerium spricht; es . sich hier gar nicht um dasselbe. Die Mini⸗ sterien sind die ephemersten Dinge von der Welt. Ich glaube, mich nicht zu täuschen, wenn ich sage, daß, wie auch Ihr Vo⸗ tum ausfallen moge, das Ministerium noch vor dem Zusammen⸗ tritt der Kammern entweder gänzlich veraͤndert, oder bedeutend modifizirt werden wird.“ — Eine Stimme: „Wir werden sehen.“ — Nachdem noch beide Kandidaten auf einige unwe— fentliche Interpellationen der Waͤhler geantwortet hatten, wollte der Präffdent eben die Sitzung für geschlossen erklären, als ein
err Bautier auftrat und 6 „Man hat den Waͤhlern ane Aeußerung ins Ohr geraunt, die sehr ernster Art ist, und die man dem Herrn Lafitte zuschreibt. Ich glaubte, daß die Freunde seines Gegners ihn darüber zu Rede stellen wuͤrden;
*
260
sie haben es nicht gethan und da ich es fuͤr unumgaͤnglich nothwendig halte, daß er sich uber diesen Punkt erklart, damit man sich nicht auf eine Aeußerung beruft, die nicht wi— derlegt worden sey, so sage ich hier öffentlich, daß Herr Lafitte beschuldigt wird, einem ahr gesagt zu haben, daß wir auf einen Punkt gelangt waren, wo eine Veränderung des Ministe— riums nicht mehr genüge, sondern der Kenig gestuͤrzt werden müsse. (Lebhafte Unterbrechung. Mehrere Stimmen: „Der Name des Waͤhlers!“ Der Präsident: „Ich wider⸗ setze mich der Nennung des Namens jenes Waͤhlers. Wir sind hier nicht versammelt, um Einer den Anderen zu denunziren.“ — Herr Jacques Lefebvre: „Der ehrenwerthe Wähler spricht von einer Aeußerung, uͤber die, wie er sagt, einer meiner Freunde meinen Mitbewerber haͤtte interpelliren sollen. Das wurde ich sehr unpassend gefunden haben. Was bedeuten der— gleichen Zuflüsterungen. Wen verleumdet man nicht auf diese Weise? Was hat man mir nicht Alles heimlich nachgesagt? Wenn solche Dinge einem nicht oͤffentlich ins Gesicht vorge— worfen werden, so lege ich keinen Werth darauf und ich bitte den ehrenwerthen Herrn Lafitte, ein Gleiches zu thun.“ — Herr Lafit te: „Ich kenne den Ersinder jener Aeußerung nur dem Namen nach; er ist daruͤber zur Rede gestellt worden und hot dieselbe, obgleich er sie mehreren Wählern heimlich zuge— fluͤstert hatte, geradezu abgeleugnet. Ich halte es unter meiner Wurde, weiter auf eine solche Anschuldigung zu antworten; mein ganzes fruͤheres Leben, mein Benehmen, meine Handlun⸗ gen werden mich genugsam von dem Verdachte, mich solch er Worte bedient zu haben, reinigen.“ Da hierauf Niemand mehr das Wort verlangte, so erklärte der Praͤsident die Sitzung fuͤr aufgehoben.
Der hiesige Turkische Botschafter hat nachfolgendes Schrei⸗ ben in die oͤffentlichen Blatter einruͤcken lassen: „Ich lese in dem Journal „le Temps“ einen hoͤchst seltsamen Artikel uͤber die Pensionirung des Baron von Hammer. Diesem Artikel zu⸗ folge, soll der Tuͤrkische Botschafter in Wien den Herrn von Metternich gebeten haben, daß der arme Dragoman nicht erdrosselt würde. Der Verfasser jenes Artikels fuͤgt hinzu, daß jener Umstand sehr charakteristisch sey. Ich bitte Sie, zu glauben, Herr Redacteur, daß an dieser Bemerkung nur die Unwissenheit des Verfassers wahrhaft charakteristisch ist; denn wie kann er glauben, daß ein Tuͤrkischer Botschafter im Jahre 1839 im Stande ist, eine solche Albernheit zu sagen, die dem ununterrichtetsten Tuͤrken nicht einfallen wuͤrde. Ich bitte Sie u. s. w. (Gez. Mehmed Efendi.“
Großbritanien und Frland.
Parlaments-⸗Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ zung vom 25. Februar. Als die ministerielle Bill zur Ver⸗ besserung der im vorigen Jahre angenommenen Irlaͤndischen Armen-Äkte die zweite Lesung erhielt, welches ohne Oppositien geschah, machte Lord Wicklow die ironische Bemerkung, es scheine, daß die Minister keine auf Irland bezuͤgliche Maßregel entwerfen koͤnnten, die nicht einer Nachhuͤlfe beduͤrfe. Der Marquis von Normanby legte dann Auszuͤge aus den De— peschen Sir John Colborne's uͤber die Kanadischen Angelegen— heiten auf die Tafel des Hauses nieder.
Unterhaus. Sitzung vom 25. Februar. Herrn Wynn, der neulich darauf angetragen hatte, daß in einem Ausschusse untersucht werden solle, ob Herr Harvey sich wegen Annahme eines Amtes, welches er nachher wieder niedergelegt, einer neuen Wahl zu unterziehen habe, erfuhr heute dasselbe Schicksal, denn es wurde auf den Antrag des Herrn Jervis ein Ausschuß ernannt, um zu untersuchen, ob nicht Herr Wynn, weil er das Amt eines Guͤter Verwalters des Grafen von Den— bigh angenommen, sich ebenfalls einer neuen Wahl unterwerfen müsse. Hierauf wurde auf den Antrag Lord John Russell's oie ministerielle Bill zur bessern Regulirung der Functionen und Einkünfte des Klerus der herrschenden Kirche zum zweiten— male verlesen. Diese Bill ist eine Fortsetzung der schon unter dem Grafen Grey begonnenen, unter Sir Robert Peel wieder aufgenommenen und unter Lord Melbourne weiter ver- vollkommneten Kirchen- Refortn, die sich auf die Empfeh— lungen der Kirchen -Kommission stuͤtzen und daher unter eigener Sanction der Kirche ausgefuͤhrt werden, da die beiden Erzbischoͤfe, der Bischof von London und zwei andere Pralaten, zu jener Kommission gehoͤren. Der Minister sprach deshalb auch die Hoffnung aus, daß so bedeutende politische und kirchliche Autoritaͤten der vorliegenden Bill zur besten Empfehlung gereichen wuͤrden. Er ging nun die bereits vorge— nommenen Kirchen⸗Reformen durch, die gleichmäßigere Verthei⸗ lung des Einkommens der verschiedenen Bischsͤfe, die Zehnten⸗ Ablösung, die Aufhebung der Pfruͤnden-Cumulation und der Abwesenheit der Geistlichen von ihren Kirchspielen, und hielt es fuͤr unzweifelhaft, daß durch alle diese Maßregeln der Kirche großere Kraft verliehen und die Stellung ihrer Diener im Ganzen sehr verbessert worden sey. Die gegenwartige Maß— regel sollte eine neue Verbesserung dieser Art herbeifuͤhren, nämlich eine Erhöhung der Einkuͤnfte der kleinen Pfarren ver— mittelst einer bei den Dom-Kapiteln zu bewirkenden Ersparniß. Es wurde namlich von der Kirchen ⸗Kommission fuͤr g n erachtet, wenn jedes Dom-Kapitel aus einem echanten, vier Präbanderien und vier Domherren bestaäͤnde, so daß die Re— venuen der uͤbrigen einzuziehenden Stellen zur Verbesserung und Vermehrung kleiner Pfründen verwendet werden konnten. Die Summe, welche erforderlich seyn wurde, um das Einkom— men saͤmmtlicher kleinen Pfarren auf 309 Pfd. zu bringen, veranschlagte der Minister zu 130,495 Pfd., und die durch jene Einschränkungen der Dom-Kapitel zu gewinnende Summe auf 134,251 Pfd., o daß also noch ein Ueberschuß bliebe. Der ministerielle Pian fand bei allen Parteien ziemlich gute Auf— nahme; Sir Robert Peel sowohl, wie Herr Hume unterstuüͤtz— ten den Grundsatz der vorgeschlagenen Maßregel; nur Sir Robert Inglis schrie wie gewohnlich uͤber Herabwuͤrdigung der Englischen Kirche und ,, der christlichen Reli⸗ gion, und protstirte gegen die Verletzung von Corporations⸗ Rechten, die auch in dieser Bill enthalten seyen. Sir Robert Peel wollte zwar auch fest bei seinem Grundsatz be⸗ harren, daß der Kirche nicht das kleinste Theilchen ihrer Einnahme entzogen und zu anderen Zwecken ver, wendet wurde, aber da nach der vorliegenden Maßregel jeder Schilling des neu zu vertheilenden Kirchen⸗Eigenthums wieder zu rein kirchlichen Zwecken verwendet werden sollte, und ihm die Bill überhaupt dazu geeignet schien, die Kirche zu kraͤftigen, so wollte er sich der Maßregel nicht widersetzen, wenn sie auch Eorporations- Rechte antaste. Herr Hume aber betrachtete die Bill nur als eine Art von Ab gie ah ang mit Aussicht auf weitere Reformen, als eine Maßregel, der sich die Dissenters, als Vertheidiger eines verbesserien Kirchenwesens, zwar nicht widersetzen würden, die ihnen aber auch ziem— lich gleichgültig seyn könne, denn so lange das Parla⸗
*
ment nicht beschließe, daß alle unnsthigen Einkünfte einer Kirche, die, wie man aus der Zehnten, Umwandlung berechnen könne, nicht 3 bis 4, fondern 6 bis 7 Millionen jährlicher Re— venuͤen habe, zu allgemeinen Unterrichtszwecken angewandt wer— den sollten, konnten die Dissenters und alle aufgeklärten Freunde der Kirche sich nimmermehr zufriedengeben. Nach Beendigung dieser Debatte beantragte Herr Fox Maule die zweite Lesung einer neuen Bill in Bezug auf die Arbeiter-Kinder in den Fa— briken, durch welche die fruͤhere hierauf bezuͤgliche Akte verbes⸗ sert werden sollte, jedoch nur in einigen ihrer Neben-Bestim— mungen, nicht in den Hauptpunkten, dem Alter, welches solche Kinder wenigstens erreicht haben muͤssen, und der Zahl ihrer täglichen Arbeitsstunden. Lord Afhley, der sich stets jener armen Kinder so angelegentlich angenommen hat, erkannte an, daß die vorliegende Bill eine wesentliche Ver— besserung zu Gunsten derselben herbeifuͤhren würde, da durch dieselbe eine regelmaͤßigere Kontrolle sowohl mit Hinsicht auf die aͤrztlichen Gesundheits-Aiteste, als auf die Behandlung der Kinder und den Schulbesuch derselben eingefuͤhrt sey, doch wuͤnschte er in den Einzelnheiten noch Einiges geaͤndert zu se— hen. Die zweite Lesung erfolgte hierauf ohne Abstimmung, in— dem Lord Ashley sich seine Vorschlaͤge fuͤr den Ausschuß vor⸗ behielt. d London, 26. Febr. Das Ministerium ist nun wieder vollstaͤndig; nur die Stelle des Lord-Lieutenants von Irland, die jedoch nicht zum Kabinet gehort, ist noch nicht besetzt, und es scheint viel Muͤhe zu kosten, einen der bedeutenderen Staats⸗ männer Englands zur Annahine jenes schwierigen Postens 2 bewegen, obgleich mit demselben ein Gehalt von 36,000 P Sterling und der Glanz eines Vice-Koͤnigthums verknuͤpft ist. Eine andere Britische Statthalterschaft, die, wenn die Vor— schlaͤge des Grafen Durham, wie man kaum mehr zweifelt, im Wesentlichen durchgehen, neu entstehen wuͤrde, naͤmlich die der saͤmmtlichen bisher von verschiedenen Gouverneuren verwalteten Britisch? Nord Amerikanischen Provinzen, duͤrfte in Zukunft auch einer der wichtigsten Verwaltungs-Posten werden und an Schwierigkeiten dem des Statthalters von Irland nicht viel nachgeben. Der Marquis von Normanby, der zuletzt diesen Posten bekleidete, hat nun in der vorigen Woche als Kolonial-Minister und Mitglied des Kabinets seinen Eid in die Hande der Königin geleistet, und seine neue Ernen— nung ist offiziell von der Hof Zeitung angekuͤndigt wor den. Zu seinsm Privat-Secretair hat er sich den Oberst York gewaͤhlt; zum Unter- Staats- Secretair der Kolonieen aber ist an die Stelle Sir G. Grey's, jetzigen General-Auditeurs der Armee, der bisherige Vice-Praͤsident der Handels-Kammer, Herr La⸗ bouchere, ernannt worden, der vesonders mit den Verhaͤltnissen der Nord-Amerikanischen Kolonieen sehr bekannt ist und von dessen Diensten man sich daher bei der gegenwartigen Krisis in jenem Theile des Britischen Reichs großen Nutzen ver spricht; feine fruͤhere Stellung war weniger beschwerlich und doch eintraͤglicher, aber er ließ sich sogleich bereit finden, sei— nen Privat-Vortheil dem oͤffentlichen Besten aufzuopfern, als er zur Uebernahme der Stelle im Kolonial-Depar— tement aufgefordert wurde. So glaubt man denn die Verwal⸗ tung der Kolonieen jetzt in den besten Haäͤnden, denn der Mar⸗ quis von Normanby hat sich fruͤher auch schon in diesem Dienst⸗ zweige mit gutem Erfolge versucht; man wird sich erinnern, daß er als Graf Mulgrave, welchen Titel er bis zur Krönung der Koͤnigin fuͤhrte, Gouverneur von Jamaika war. Die Re⸗ former sind auch in anderer Hinsicht erfreut daruͤber, ihn und Lord Morpeth im Kabinet sitzen zu sehen; denn beide Staats— maͤnner werden zur liberaleren Faction der Whig Partei ge— rechnet, und die Anhaͤnger der geheimen Abstimmung hoffen namentlich, daß durch den Einfluß dieser beiden Minister, die sich feuͤher zu Gunsten des Ballottements ausgesprochen, auch diese Reform, wie die der Korngesetze, von Seiten des Mini— steriums wenigstens fuͤr eine offene Frage werde erklart wer— den, hinsichtlich deren es jedem Mitgliede der Verwaltung frei— staͤnde, nach seinem Gutduͤnken zu stimmen
Die Abgeordneten des Vereins gegen die Korngesetze ha— ben es fuͤr uͤthig erachtet, nach den letzten Verhandlungen, welche uͤber diese Gesetze im Parlamente stattgehabt, und nach dem Widerstande, den ihr Verlangen, an den Schranken bei— der Haͤuser ihre Sache verfechten zu duͤrfen, daselbst gefunden, London zu verlassen und sich erst von neuem mit ihren Konsti— tuenten zu berathen, welches Verfahren nunmehr einzuschlagen sey. In Manchester soll dieserhalb am 8. Maͤrz eine große Versammlung gehalten werden.
Die gesetzgebende Versammlung von Jamaika hat der Koͤ— nigin durch ihren Agenten dieser Tage eine Adresse uͤberreichen laffen, die bereits im Juni vorigen Jahres war beschlossen wor— den, aber erst in England ankam, als die Levers, bei welchen solche Ueberreichungen stattfinden, bereits voruͤber waren. Nach dem Eingange heißt es darin: „Wir erklaͤren Ew. Majestaͤt, daß wir in Folge eines neuerlich angenommenen Gesetzes des Parlaments des vereinigten Königreichs Großbritanien und Irland, in welchem wir keinesweges vertreten sind, eines Ge⸗ setzes, das in seiner Richtung fuͤr den Frieden und die Wohl— fahrt dieser Insel gefährlich ist, uns genoͤthigt gesehen haben, die noch uͤbrige Zeit der Lehriingschaft aufzugeben und ein Ge— setz zu erlassen, welches allen Lehrlingen am 1. August dieses Jahres an unbeschraͤnkte Freiheit gewahrt; aber indem wir auf. diese Weise die Lehrlingschaft aufgeben, geben wir nicht das Recht auf, fuͤr dieses uns abgenöthigte Opfer unseres Eigen thumes Entschäͤdigung zu verlangen, ünd wir bitten Ew. Ma— jestaͤt, dasselbe in gnädigste Erwägung zu ziehen. Unsere Haupt⸗-Erzeugnisse müssen in Zukunft durch freie Arbeit gewon— nen werden, fur welche Bezahlung zu leisten ist. Wir bitten daher um eine angemessene Verminderung der schweren Abgaben, die so lange von unseren Erzeugnissen erhoben worden sind, damit wie uns in den Stand gesetzt sehen, unseren Arbeitern Lohn J geben und dem dringenden Beduͤrsnisse der Zeit zu genuͤgen.
zir bitten, daß das Raffiniren von auslaͤndischem Sklavenzucker in Großbritanien verboten werde. Die Blicke Europa's und Amerika's sind aufmerksam auf diese große Emancipationsfrage gerichtet, deren Ergebniß bestimmen wird, ob die Britische Ko— fonialherrschaft im Westen und mit ihr die Ueberlegenheit der Britischen Flagge dahinwelken und schwinden, oder ob sie unter guͤnstigen Vorkehrungen dem Britischen Panier neue Macht verleihen soll. Wir bitten Ew. Majestaͤt, Ihre Minister anzu— weisen, die durch die veränderten Umstände noͤthig gewordenen Maßregeln aufzufinden, um den Frieden der Insel und die , zu schuͤtzen und einem fortdauernden vortheil⸗ haften Anbau unserer Pflanzungen die gehoͤrige Sicherheit zu eben. Das Schicksal Jamaikas liegt in den Handen Ew.
ajestaͤt und Ihrer verantwortlichen Rathgeber. Wir bitten Ew. Majestaͤt, diese unsere unterthänige Adresse in baldige Er⸗ waäͤgung zu ziehen, und bauen fest darauf, daß Ew. Majestaͤt Gerechtigkeit uns Erleichterung und Schutz gewähren werde.“
In diesen Tagen war wieder einmal das Geruͤcht verbrei⸗ tet, daß der Herzog von Wellington bedeutend erkrankt sey;
es war aber nur eine geringe Unpaͤßlichkeit, und der Herzo e e kern schon wieder seinen gewöhnlichen / Geschatten ö . Der Times wird aus Konstantinopel vom 30. v. M. geschrieben, daß man in Persien argwöhne, die Englische Re— gierung beabsichtige, in den fuͤdlichen Provinzen von Persien 2 Bewegung zu Gunsten eines Persischen Thron-Praͤten— enten zu erregen, weil der Oberst Shee und die anderen in Dersischen Diensten befindlich gewesenen Britischen Offiziere den Befehl erhalten hatten, sich nach Bagdad zu begeben, wo sich Zilleh Sultan und die drei Persischen Prinzen befinden, 3 früher eine Zeit lang in England gelebt, und wo auch der Seneral Chrzanowski und andere Polnische Offiziere, die in Englischem Solde stehen sollen, ihr Hauptquartier haben. Auch glaubte man, daß die Englischen Truppen fürs erste die In— sel Karak noch nicht raͤumen wurden. Der Handel in Persien war in der letzten Zeit sehr lebhaft, doch bestanden die Haupt— kaͤufer nur aus Inländern; die Englaͤnder hatten ihre Auf— e,, , weil sie einen Bruch fuͤrchteten. om Vorgebirge der guten Hoffnung sind Nach— richten bis zum 29. Dezember eingegangen. In der Kolonie herrschte große Aufregung, weil man uͤber Grahams Town die Vachricht erhalten hatte, daß es in Port Natal zwischen den Regierungs-Truppen und den ausgewanderten Bauern zum Gefecht gekommen sey, worin Erstere voͤllig geschlagen und bis auf drei Mann getoͤdtet worden. Das Detaschement war ab— gesandt worden, um Port Natal in Besitz zu nehmen und die auern zu entwaffnen. Da diese sich weigerten, die Waffen auszuliefern, so sahen sich die Truppen genothigt, Gewalt zu , , Das Ganze beruht jedoch auf bloßen Geruͤchten. ndere Nachrichten melden hiervon nichts, sondern erwaͤhnen dagegen, daß der Feld-Kornet Joubist, welcher von der Regie— rung den ne, ,,. die von den ausgewanderten Bauern mitgenommenen Neger-Lehrlinge zuruͤckzufordern, mit etwa 40 Negern, mit Einschluß von Frauen und Kindern, zuruͤckgekehrt ist; die ubrigen Negern zogen es vor, bei ihren neuen Herren zu bleiben. Er verließ Natal gegen Ende des Novembers und schildert die Lage der Auswanderer als sehr elend. Am 27. No— vember wollten sie den Kaffern-Haͤuptling Dingaan mit 400 Mann angreifen. k Den aus Mauritius vom 23. November eingegangenen Nachrichten zufolge, duͤrfte das Aufhoͤren der Lehrlingschaft der Veger in jener Kolonie noch nicht sobald zu erwarten seyn. Der gesetzgebende Rath auf Mauritius hatte sich mehrere Tage mit der Frage beschaͤftigt, ob die Lehrlinge vom 1. Dezember an freigelassen werden sollten, oder nicht. Am 22. November war der Antrag auf unmittelbare Freilassung mit 8 gegen 7 Stimmen verworfen worden. Die Geschaͤfte stockten auf der ganzen Insel, was man dem Umstande zuschreibt, daß die alte Bank ihre Eileichterungen fuͤr das Publikum verinindert hatte, weil sie fuͤrchtete, daß die neue Bank sich in Speculationen und zu ausgedehnte Geschaͤfte einlassen moͤchte. us Neu-Braunschweig reichen die Nachrichten bis um 26. Januar. Der Gouverneur hatte die gesetzgebende ersammlung am 1Ü6zten mit einer Rede eroͤffnet, worin er ein guͤnstiges Bild von dem Zustande der Kolonie entwirft und der Versammlung anzeigt, daß sie sich zunaͤchst mit einer Revidirung der Miliz-Gesetze zu beschaͤfiigen habe, daß eine Dampfschiff— fahrt eingerichtetet werden solle, um die Posten nach Halifax zu bringen, und daß die Straßen nach Quebeck verbessert wer— den muͤßten, um die Communication zu erleichtern. Auch em pfahl er ein besseres System der Landes-Vermessung, um Strei— tigkeiten zu vermeiden und die Ansiedelung zu erleichtern. Der gesetzgebende Rath hatte bereits dem Gouverneur die Antwort auf die Eroͤffnungs-Rede uͤberreicht, und demselben darin die Versicherung gegeben, daß er ihn bei allen in der Rede erwaͤhn— ten Maßregeln unterstuͤtzen werde.
Belgien.
Bruͤssel, 26. Febr. Der Moniteur Belge faͤhrt fort, hie bei der Repraͤsentanten Kammer eingehenden Bittschriften ihrem vollstaͤndigen Inhalte nach mitzutheilen. Die heute ab— gedruckten Petitionen dringen saͤmmtlich auf Erhaltung des Frie— 2 . Interesse der Wohlfahrt und der ferneren Existenz des
andes.
Dasselbe Blatt bestätigt die Nachricht von der Ernen— nung des Herrn Dolez zum Berichterstatter der Central-Section.
Die Central-Section hat gestern ihre Arbeiten beendigt. Ihre Sitzung war sehr lang; sie dauerte von 11 Uhr Morgens bis 5 Uhr Abends. Die Vorschlaͤge der Regierung sind mit Einhelligkeit der Stimmen angenommen worden, die des Gra— fen Felix von Merode, welcher erklärt hat, fuͤr den Augenblick dem Vertrage seine Zustimmung nicht geben zu konnen, fand keinen Anklang. Die Section hat sich hierauf bis uͤbermorgen Abends vertagt, um die Verlesung des Berichts zu hören, der wahrscheinlich am 28. Februar bei der Eroͤffnung der Sitzung vorgelegt werden wird. Man glaubt fortwaͤhrend, daß die oͤffentliche Diskussion bis zum 4. Maͤrz werde ausgesetzt werden.
Gestern Abends fand in der Wohnung des Deputirten David eine Versammlung der Minister und vieler Repraͤsen— tanten statt, die über die politische Frage des Tages sich bespra— chen. Etwas Naͤheres daruͤber ist bisher noch nicht bekannt,
Der Indépendant enthaͤlt einen längeren Artikel uͤber die Veraͤnderung, welche die oͤffentliche Meinung in Belgien erfahren hat: „Jemehr wir uns der öoͤffentlichen Diskussion nähern,“ sagt er, „um so deutlicher wied die Stellung der Be— theiligten, um so freier tritt die Gesinnung hervor und um so mehr verschwindet alle Uneinigkeit. Man faͤngt an, einander zu verstehen und wir zweifeln nicht, daß auch die große Masse die Macht der Nothwendigkeit erkenne, welche uns draͤngt, und die Größe der , der wir uns aussetzen, wenn wir uns dieser Macht entziehen wollten.“ — Der Verfasser des Artikels, welchen man dem Herrn Lebeau beimißt, untersucht sodann die Mittel zum Widerstande, den Belgien dem Willen aller Maͤchte leisten kann und nachdem er die Argumente der Kriegspartei einzeln widerlegt hat, schließt er mit den Worten: „Mögen jetzt die Kammern aus den Leiden, die uns bereits auf die bloße Besorgniß vor einem Kriege getroffen, einen Schluß auf dasjenige ziehen, was uns erst bevorstehen wurde, wenn ein allgemeiner Brand entstaͤnde.“
Vorgestern Abend haben einige junge Leute in Luͤttich dem dortigen Magistrate ihr Mißfallen daruͤber, daß er sich für die Annahme des Friedens-Traktates erklaͤrte, durch Charivari's zu erkennen geben wollen. Die Aufforderungen der Polizei waren , die entstandenen Zusammenrottungen zu be⸗
Der Fanal theilt einen ihm angeblich von zuverlaͤssiger Hand mitgetheilten Plan zu einer Theilung ah e mit, i
261
dasselbe es zu einem Kriege mit den Europaͤischen Maͤchten sollte kommen laffen. Der Plan soll noch vom Fuͤrsten Talleyrand herruͤhren, eshalb auch die Franzosen und die Englaͤnder be⸗ sonders gut dabei bedacht sind. Das genannte Blatt findet in dem Vorhandenseyn solcher Pläne eine Nothwendigkeit mehr, den von der Konferenz entworfenen Friedens-Vertrag so bald als moͤglich anzunehmen.
Der Commerce Belge bestaätigt die Nachricht, daß den Englaͤndern, die hierher gekommen waren, eine Anglo-Belgische Bank zu errichten, die Autorisation dazu verweigert worden sey.
Die Gewaͤsser in unserem Lande sind jetzt so hoch, wie man sich seit vielen Jahren nicht zu erinnern weiß. Die Senne und mehrere andere Fluͤsse sind ausgetreten, und eine Vorstadt von Brüssel steht bereits unter Wasser. Die Eisenbahn von hier nach Vilvorde ist stellenweise uͤberschwemmt, und die Fahrten haben daher eingestellt werden muͤssen. Man sucht jetzt die Communication durch Omnibusse und durch Kaͤhne zu erhalten.
Bruͤssel, 25. Febr. (Aachen. Ztg.) Die Loͤsung unserer Frage zieht sich auf eine für uns fast unertraͤgliche Weise in die Laͤnge. Man ist uͤberzeugt vom Frieden, aber man möchte ihn auch schon proklamirt wissen. Die Wahl des Herrn Dolez zum Berichterstatter verspricht einen buͤndigen, klaren Bericht obgleich Viele es vorgezogen haͤtten, wenn diese Arbeit Herrin Lebeau uͤbertragen worden waͤre. Doch genießt Herr Doleʒ das allgemeine Vertrauen. Es haben sich nicht weniger als 56 bis 69 Deputirte einschreiben lassen, die uͤber den Traktat in der offentlichen Sitzung reden wollen. Sie konnen denken, wie viel Zeit dazu gehoͤren wird. Die Herren wollen einmal ihre Beredsamkeit zeigen, wenn auch jeder Tag Aufschub dem Schatz Hunderttausende kostet und den Handel ruiniren hilft. Man hofft, daß die Blaͤtter noch Manchem vorher den Mund stopfen werden. Selbst die Exaltirten geben schon klein bei, und die Anderen meinen, daß „Ausdauer und Muth“ nichts weiter habe bedeuten sollen, als „daß man derselben im Ungluͤck be— duͤrfe, und daß man Alles vorhersehen muͤsse.“ Die kriegeri— sche Auslegung wird man noch lange bedauern.
.
Hannover, 28. Febr. Die Hannoversche Zeitung enthaͤlt nachstehende Königliche Verordnung:
„Wir finden Uns bewogen, Unsere Verordnung vom 14. Rovem⸗— ber 1837, das Kabinet und die Departements-WMinisterien betreffend, in den F§. A und s abzuändern, und verordnen hiermit wie folzt: § 1. Ben Ministerial-Departements soll zwar im Allgemeinen bie Besorgung Alles dessen, was auf Anstellung, Sugspendtrüng, Entlas⸗— sung, Pensionirung und Unterstützung des denselben untergeordneten Personals, wie auch auf die Bestäligung der ven Corporattouen oder von Einzeinen Präsentirten sich bezitht, auch ferner verbleiben. So viel dagegen die Ernennung oder eintretenden Falls die Bestätigung der Mitglieder der Magistrate und Stadtgerichte in den Städten Un— seres Königreichs anbetrifft, so werden solche unmittelbar von Uns ausgehen. Auch sollen die im F. 8. Rr. 5. lit. d. Unserer Kabinets— Verordnung vom 14. November 1837 erwähnten Ernennungen nicht allein auf die ersten und zweiten, sondern auf die sämmtlichen Be— amten, so wie auf die Auts-Auditoren, sich erstrecken. 5. 2. Die des⸗ fallsigen Verhandlungen und Vorschläge gehören daher nunmehr zu denjenigen Gegenständen, welche nach dem 5.8 der Eingangs gedach— ten Verordnung durch das betreffende Ministerial-Departement an Uns gelangen sollen Diese Verordnung ist durch die erste Abhthei⸗ lung der Gesetz Sammlung zur allgemeinen Kenntuiß zu bringen.
Hannover, den 25. Februar 1839. ö
Ern st Au gu st. G. Feeih. v. Sch ele.“
S e st err e ih — — Wien, 25. Febr. Graf Orloff ist vorgestern hier eingetroffen und im Hotel der Russischen Botschaft abgestiegen. Er stattete noch am Abende desselben Tages dem Fuͤrsten Met— ternich einen Besuch ab. Graf Orloff wird dem Großfuͤrsten ,, nicht entgegenreisen, sondern hier dessen Ankunft er⸗ arten.
ö r e ng a
Lissabon, 18. Febr. Die Debatten uͤber die Adresse zur Beantwortung der Thron-Rede sind noch nicht beendigt und duͤrften die Kammer wohl noch einige Tage beschäftigen. Bei der Diskussion des Paragraphen, der sich auf die Abschaffung des Sklavenhandels bezieht, hielt der Visconde de Santarem eine lange Rede, worin er namentlich uͤber die mit England in dieser Beziehung eroͤffneten Unterhandlungen sprach. Er er— klaͤtte es zuvörderst fur eine Verleumdung, wenn man der Por— tugiesischen Regierung vorwerfe, sie sey nicht geneigt, mit Eng— land einen Traktat zur gaͤnzlichen Unterdruͤckung des Sklaven handels abzuschließen, und ging sodann zu einer Schilderung der Portugiesischen Besitzungen in Afrika uͤber. Sie boͤten, sagte er, den Ansiedlern die groͤßten Vortheile dar, denn das Land sey faͤhig, mehr und mannichfaltigere Produkte hervorzu— bringen, als ganz Brasilien. Er beklagt es, daß man sie . der Unabhängigkeit von Brasilien, also seit 15 Jahren, gaͤnzlich verngchlaͤssigt habe. Der Sklavenhandel ist nach der Meinung des Redners die Hauptursache des jetzigen Verfalls der Kolo— nieen, doch lasse sich diesem Uebelstande augenblicklich dadurch ab— helfen, wenn man so wohl Fremde als Einheimische zur Ansiedelung daselbst ermuntere und die dortigen Häfen dem Handel mit fremden Laͤndern oͤffne, wie Spanien es mit Cuba, Puerto Rico und den Philippinischen Inseln gemacht habe, deren Wohlstand seit— dem schnell zunehme. Ein beträchtlicher auswärtiger Handel werde natuͤrlich die ganze Energie der civilisirten Einwohner der Portugiesischen Kolonieen in Anspruch nehmen, und wenn sie sahen, daß sich ihnen neue Kanaͤle des Gewinns eroͤffneten, so wuͤrden sie sich nicht mehr, wie bisher, ausschließlich mit dem Menschenhandel beschäftigen. Im Jahre 1836 habe er, als Marine⸗-Minister, den Cortes eine Denkschrift uͤberreicht, worin er zu zeigen gesucht, daß die Portugiesischen Kolonieen nicht gedeihen konnten, so lange dem schändlichen Handel nicht auf wirksame Weise ein Ende gemacht werde, und am 10. Dezem⸗ ber desselben Jahres habe das Kabinet, dessen Mitglied er da— mals gewesen, die Königin bewogen, das Dekret zur gaͤnzlichen Abschaffung des Sklavenhandels zu erlassen. „Dies Dekret“, fuhr er fort, „ist jetzt ein Gesetz des Landes. Der Sklaven“ handel ist bei sehr strenger Strase verboten, und es ist jetzt nur noch noͤthig, die Ausfuhrung des Gesetzes zu erzwingen. Um dies zu erlangen, muß man mit den seefahrenden Nationen Verträge abschließen, damit jedes Schiff, das Sklaven am Bord . weggenommen werde, wo es sich auch befinden mag.
icht die Portugiesische Flagge allein, sondern auch die Flaggen mehrerer anderer Machte schuͤtzen diesen schaͤndlichen Handel. Portugal hat keinen Vortheil davon, denn die betheiligten Per⸗ sonen sind saͤmmtlich Auslaͤnder; nur die Schande allein faͤllt auf die Portugiesische Flagge zuruͤck.!!“ Der Redner behaup— tete sodann, daß viele von den unter Portugiesischer Flagge fah⸗
Pots dam Dm. — 33 J a
renden Sklavenschiffen falsche Papiere fuͤhrten u Recht auf die Portugiesische, als auf ,. ee, . zoͤsische Flagge haͤtten. Er bemerkte sodann, man glaube allge- mein, Portugal habe große Summen von England . um die Abschaffung des Sklavenhandels zu erzwingen; die Wahr heit aber sey, daß England am 21. Januar 1815, in Folge des Wiener Traktats, 300, 9000 Pfund Sterling an Portugal gezahlt habe, als Entschaͤdigung fuͤr die von Britischen Schiffen weg— genommenen Portugiesischen Fahrzeuge. Durch einen anderen, am 22. Juli 1815 zu Wien abgeschlossenen Traktat habe sich Por⸗ tugal zur Abschaffung des Sklavenhandels nördlich vom Aequa—⸗ tor verpflichtet. Durch den dritten Artikel dieses Traktats sey der Allianz-Traktat vom Jahre 1810 fuͤr unguͤltig erklaͤrt wor— den, durch den vierten Artikel hätten sich beide Parteien ver— pflichtet, in einem besonderen Vertrage die Zeit zu bestimmen, wann der Sklavenhandel in allen Portugiesischen Besitzungen ganzlich abgeschafft seyn solle. Der fuͤnfte Artikel endlich ent— halte eine völlige Verzichtleistung von Seiten der Minister Ihrer Majestaͤt auf denjenigen Theil der am 21. April 1809 in London gemachten Anleihe, der von Portugal noch nicht abbezahlt ey. Die Gerechtigkeit erfordere es, zu erwähnen, daß die Portugiesischen Bevollmächtigten in Wien, der Herzog von Palmella und der Graf von Porto-Santo, sich erboten hätten, den Sklavenhandel in acht Jahren abzu⸗ schaffen, wenn Großbritanien in die Aufhebung des Handels Traktats vom Jahre 1810 willige, wozu sich indeß Lord Castle⸗ reagh nicht habe verstehen wollen. Was die Anleihe vom Jahre 1809 betreffe, so ergebe sich aus den Archiven, daß der Prinz-⸗Regent von Portugal sich stets geweigert habe, dieselbe zu sanctioniren. Der Redner bemerkte schließlich noch, daß, wenn der Sklavenhandel erst gänzlich abgeschafft worden sey, die Portugiesischen Besitzungen in Afrika ganz Europa wuͤrden mit Kolonial⸗Produkten versorgen koͤnnen. Diese Rede wurde von den Cortes sehr guͤnstig aufgenommen, und man zweifelte nicht daran, daß das Resultat der Diskussion in Uebereinstim⸗ w, mit den Absichten des Britischen Kabinets ausfallen werde.
Am läͤten wurden zwei leichte Erdstoͤße und am 16ten ei— ner in Lissabon gefuͤhlt.
Die Kommission, welche beauftragt worden ist, Maßregeln zur Zahlung der Dividenden der auswaͤrtigen Schuld vorzu— schlagen, wird ihren Bericht in der nächsten Woche abstatten.
23 ůᷣ
Berlin, 3. Marz. Der Wasserstand der oberen Spree ist am 2ten d. M. um 1 Zoll gestiegen, also auf 12 Fuß 2 Zoll, der der unteren aber unverändert auf 9 Fuß 8 Zoll geblieben. Nach den am 1sten und 2ten d. M. von Fuͤrstenwalde einge⸗ gangenen Nachrichten ist das Wasser daselbst bereits wieder im Fallen begriffen.
= Da sselderf, 20. Febr. — Kohlen / Handel — Im Laufe des verflossenen Jahres wurden innerhalb des Essen⸗ Werdenschen Bergamts-Bezirks 7,527,991 Scheffel Kohlen ge—
föoͤrdert, wovon jedoch noch ein ziemlich ansehnlicher Bestand in
den Niederlagen an der Ruhr vorhanden ist, weil die Schiff— fahrt im Ganzen waͤhrend des letzten Vierteljahres häufige Unterbrechungen erlitten hat. Einschließlich des Quantums an Kohlen aus der Grafschaft Mark sind im Jahre 1838 auf der Ruhr im Ganzen 19,193,212 Centner oher Scheffel verschifft worden. Im Jahre 1803, also vor 35 Jahren, belief sich das ganze Quantum dieser Verschiffung nur auf 1,280,620 Centner, und selbst bis zum Jahre 1829 betrug dasselbe durchschnittlich jaͤhrlich nicht uͤber 3 Millionen Centner. Erst mit dem Jahre 1830, in Folge der Trennung Belgiens von Holland, begann die Bluͤthezeit fuͤr den Kohlen-Bergbau an der Ruhr; das Abfuhr-Quantum stieg von Jahr zu Jahr in starkem Maße und hat sich in neun Jahren, wie die vorstehenden Zahlen er—⸗ geben, mehr als verdreifacht. Noch hoͤher wurde dasselbe aber bei dem stets wachsenden Begehr steigen, wenn genuͤgende Mit⸗ tel zur Fortschaffung der Kohlen bis zu den Ufern des Rheins, sey es durch Herstellung einer permanenten Schifffahrt auf der Ruhr oder durch Anlegung von Eisenbahnen, geschafft werden koͤnnten. Uebrigens hat der Kohlen-Handel nach Holland in Folge der verstaͤrkten Zufuhr von Englischen Kohlen während des Jahres 1838 merklich abgenommen, nach dem Ober⸗-Rheine dagegen ist er in etwas uͤberwiegendem Maße gestiegen.
Köln, 27. Febr. Obgleich wir hier in der letzten Zeit we—⸗ nig Regenwetter hatten, hat der Rhein schon seit mehreren Tagen einen sehr hohen Stand und ist heute gegen Erwarten abermals gestiegen, so daß die Quais und niedrigsten Straßen überschwemmt sind. Die Rhein⸗-Höoͤhe war heute Morgen 22 Fuß 10 Zoll, fiel aber gegen Mittag um 2 Zoll.
Elberfeld, 28. Febr. Die Elberfelder Zeitung ent—⸗ haͤlt „Aus dem Bergischen“ vom 22sten d. M.: „Seit etwa zwei Jahren hat sich zu Langenberg, Elberfeld und Barmen ein Verein gebildet, der den Zweck hat, die nach Nord⸗Ame⸗ rika ausgewanderten protestantischen Deutschen mit Predigern und Schullehrern zu versorgen. Bisher konnte die r irn, keit dieses Vereins nur gering seyn, da sein Daseyn nur in einem kleinen Kreise bekannt war; doch hat er dort schon drei Prediger anstellen koͤnnen und einige Kandidaten des Predigt⸗ amts angeregt, eine Reihe von Jahren ihre Kräfte ihren Nord⸗ Amerikanischen Bruͤdern zu wibmen. Icgt erläßt derselbWe im Barmer Missionsblatt NRr'z d. J. einen Aufruf an die Freunde des Reiches Gottes“ um deren kraͤftige Theilnahme.
——— —————
Dauer der Eisenbah ne Fahrten am 2. März Abgang Zeitdauer Abgang Zed auer von um uhr Sr M. von um Uhr St. M.
— Q 42 * — 45
56 Abds. 51
9 v — 39 12 Mtg. — 42
Potsdam Berlin
Berlin Potis dam