1839 / 65 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

mache, da sonst auch Mitglieder des Kabinets, die Aehnliches geäußert, eben so untauglich zu ihren Aemtern seyn wurden. Lord Brougham wandte sich auch in dieser Sache wieder mehr auf die Seite der Tories, indem er zwar dem geraden uns hochherzigen Charakter Lord Ebringtom s alle Gerechtigkeit widerfahren ließ, aber doch meinte, daß er seinerseits nach jener Aeußerung dieses Lords nicht dazu gerathen haben wurde, den⸗ selben gerade als Lord Lieutenant nach Irland zu senden. Hier⸗ mit schloß diese Diskussion, ohne fuͤr jetzt ein weiteres Resul⸗ tat zu liefern. Sodann wurde die Bill zur Verbesserung des Irländischen Armen -Gesetzes zum drittenmale verlesen und an— genommen. . ) S Unterhaus. Sitzung vom 27. Februar. Der Ser— geant Talfourd brachte an diesem Abend seine im vorigen Jahre zuruͤckgelegte Bill zur besseren Beschützung des literari, schen Eigenthums wieder ein, nachdem er vorher vier Bittschrif⸗ ten zu Gunsten derselben überreicht hatte, die mehrere der aus⸗ gezeichnetsten Englischen Schriststeller unter ihren Unterzeichnern zaͤhlten, namentlich Sir David Vrewster, Wordsworth, Camp— deil, Miß Martineau, Professor Wilson, Charles Dickens, Dr. Chalmers und Lockhart, Letzteren als literarischen Testaments Vollstrecker Sir Walter Scott's. Der Antragsteller setzte in begeisterter Sprache und mit schlagenden Gruͤnden aus einan— der, daß die jetzige Beschränkung des Verlagsrechts ungerecht sey, daß die Zeitdauer, fuͤr welche das Gesetz den Schriststel⸗ lern den aus den Erzeugnissen ihres Fleißes und Genie's ent— soringenden Gewinn sichere, nicht den hinreichenden Lohn darbiete,

auf welchen gediegene Werke billigen Anspruch hatten, daß die

in der vorliegenden Bill anempfohlene Ausdehnung dieser Zeit—

dauer zur Abfassung solcher Werke aufmuntere, daß sie die

Schriftsteller in den Stand setzen wuͤrde, ihre Krafte dem dau— ernden Nutzen und Vergnuͤgen der Menschheit zu widmen, ohne

daß sie dabei eine Verarmung ihrer eigenen Nachkommen zu zefarchten brauchten, und daß die Annahme seines Vorschlages

den Lande zur hoöͤchsten Ehre gereichen werde. Herr O Con- nell und der Kanzler der Schatzkammer unterstutzten den Antrag, und obgleich Herr Hume, Herr Warburton, Herr Baines und der General-Fiskal, meist aus dem Grunde, daß man dem Publikum seine Lektuͤre dadurch vertheuerg wurde, daäegen sprachen, so wurde die zweite Lesung der Bill schließlich doch mit 73 gegen 37 Stimmen genehmigt.

Unterhaus. Sitzung vom 28. Februar. Herr O Connelß trat heute mit der ersten von einer Reihe auf Ir— land bezuͤglicher Motionen, die er alle drei Wochen fortsetzen will, hervor. Sein heutiger Antrag bezweckte die Gleichstellung des Wahlrechts in England und Irland. Er stellte durch weit— läuftige Zahlen-Angaben das ungleiche Verhältniß der Waͤh— lerzahl in beiden Landern dar, indem zum Beispiel die Eng— lische Grafschaft Rutland 1391 Waͤhler auf eine Bevoͤlkerung von 19,385 Seclen hat, wahrend neun Irlaͤndische Grafschaf— ten, von denen die kieinste 73,0090 und die größte „66,960 Ein— wohner zählt, zusammen nicht so viele Waͤhler haben, als jene einzige Englische Grafschast. Lord Morpeth widersetzte sich aßer dem Antrage, weil derselbe mit den in der katholischen E nancipations⸗Akte und in der Irländischen Resorm-Bill von 1832 sanctionirten Bestimmungen in Widerspruch stehe und nur zu einem Konflikt zwischen den beiden Häusern des Parlaments fahren wurde. 3 Motion wurde darauf mit 155 gegen 82 Stimmen verworfen.

Landon, 1. Marz. Die Ernennung des neuen Lord— Lieutenants von Irland ist nun entschieden; sie ist auf einen Staatsmann gefallen, den das Geruͤcht bisher unter den des— fallsigen Kandidaten gar nicht genannt hatte,; naͤmlich auf Lord Ebrington, der zugleich aus dem Unterhause, wo er jetzt die nördliche Abtheilung der Grafschaft Devon repräsentirt, als Pair ins Oberhaus versetzt werden soll. Lord Ebrington i der golteste Sohn des Grafen von Fortescue und gegenwartig 56 Jahre alt; er ist ein entschiedener Liberaler und gehört zu ven Kuratoren der Londoner Universitaͤt. Im Jahre 1831 beantragte er die Adresse an den König, durch welche das Ver— trauen des Landes zu dem Ministerium des Grafen Grey aus— gedrückt wurde, als letzteres in Folge der Niederlage, die es bei den Verhandlungen über die Reformbill im Oberhause erlitt, seine Entlassung nahm. Diese Ernennung wird von den beiden Parteien in ganz entgegengesetzter Weise begruͤßt. Die Tories sind im höͤchsten Grade entruͤstet daruͤber, daß man zu jenem wich— tigen Posten einen Mann ausersehen, der sich früher einer Sprache im Parlament bedient habe, welche die Irlaͤnder fast zum Aufruhr reizen muͤsse. Im Juli vorigen Jahres naͤmlich, hei den Debatten über die Irlaͤndische Zehnten-Bill, sagte Lord Ebring— ten: „Auch ich halte diefe Bill fuͤr eine bloße Vertagung der eigentlichen Frage. Ich habe das Bestehen einer den Beduͤrf⸗ nissen des Volkes so ganz unangemessenen herrschenden Kirche, wie die Irlaͤndische es ist, stets als eine Schmach und einen Schandflecken fuͤr die protestantische Religion und als ein gro— ßes Unglück fuͤr das Land betrachtet. Man wuͤrde mich zur Unterstuͤtzung dieser Bill nicht bewegen konnen, wenn ich dächte, daß sie eine Verhinderung jener Einschraͤnkung der Irlaͤndi— schen Staats⸗Kirche, zu der man sich, wie ich glaube, durch die einstimmigen Forderungen des Volks bald genoͤthigt sehen wird, zur Folge haben konnte. Bote mir der gegenwartige Stand der Parteien irgend eine Aussicht dar, den Grundsatz der Appropriation aus— führen zu konnen, so wurde mich keine Ruͤcksicht zu einem Vergleich bewegen. Und ich will fuͤr die vorliegende Bill (aus der bekanntlich das Appropriations-Prinzip ausgeschlossen war) nur stimmen, weil ich erwarte, daß sie, weit entfernt, eine voll— ständige Reform der Irländischen Kirche zu verhindern, viel— mehr dadurch, daß sie die Entrichtung der Zehnten in die Hände von Personen überträgt, welche mehr Macht und Ein— laß als die bisherigen Zehntpflichtigen haben, den jetzt gegen bie Kirche geführten Krieg nur noch furchtbarer machen wird.“ Währenö nun die Tories, wie sie es namentlich auch in der gestrigen Oberhaus Sitzung thaten, diese Stelle aus Lord Cbring⸗ eus Rede anführen, um seine gänzliche Untauglichkeit zur Er⸗ fallung der wichtigen Pflichten eines Vice⸗ Königs von Irland darzuthun, erblicken die Liberalen gerade darin die gluͤcklichste BVolbedeutung fur Irlands Zukunft. Das Itlaͤndische Volk, meinen sie, könne dies als eine Buͤrgschaft betrachten, daß das Ministertum entschlossen sey, das von Lord Normanby in Ir= sand befolgte System fortzusetzen. Sie erinnern noch uͤberdies an den Eifer, mit welchem Lord Ebrington sich bei den Debat⸗ ten über die Irländische Munizipal⸗Bill allen Zugestandn issen, die mit einem zu großen Opfer fur die Interessen des Irländi— *. Volks verbunden gewesen, widersetzt habe und sogar dem Vorschlage Lord John Nussell's selbst, lieber der von den Pairs verlangten höhern Wahlrechts, Qualification beizustimmen, als dee Bill ganz verloren zu geben, aufs entschiedenste entgegen treten fey. Lord Ebrington hatte vorgestern seine ersten amt—⸗ schen Konferenzen mit dem Premier-Minister und mit dem

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272 Minister des Innern. Ein eigenes Zusammentreffen mit dieser neuen Ernennung ist es, daß gerade auf heute Abend im Un⸗ terhause ein Antrag des Herrn Hume auf der Tagesordnung steht, der die gänzliche Aufhebung des Lord-Lieutenants⸗-Postens von Irland zum Zwecke hat.

Lord Melbourne gab dieser Tage sein erstes Gastmahl waͤh— rend der diesjährigen Parlaments⸗-Session. Dies veranlaßt ein Tory⸗Blatt zu der ironischen Bemerkung, die Nachbaren seyen in die groͤßte Verwunderung gerathen, als sie den rauchenden Schornstein gesehen und daraus entnommen hätten, daß Lord Melbourne einmal zu Hause speise.

Herr Pigot, der neue General-Fiskal fuͤr Irland, ist ohne Opposition för Clonmel ins Unterhaus gewählt worden. Fuͤr die Irlaͤndische Grasschaft Cavan wurde an die Stelle seines alteren Bruders, des nunmehrigen Lord Farnham, Herr So— merset Richard Maxwell, ein Tory, gewaͤhlt.

Herr Dillon Brown will heute Abend im Unterhause auf Wieder-⸗Aufhebung der im vorigen Jahre angenommenen Ir— laͤndischen Zehnten-Akte antragen.

Der beruͤhmte Rechtsgelehrte, Sir William Follet, konser— vatives Mitglied fuͤr Exeter, liegt seit langerer Zeit gefährlich krank danieder.

Als neulich einige Torp-Lords in Oberhause die Anstellung zes Herrn Turton, der früher eines unsittlichen Verhäͤltnisses

der Schwester ju beschuldigt war und den Grafen Mission nach Kanada begleitete, wiederum

vester seiner

n auf seiner zur Sprache brachten, erklärte Lord Durham, er werde, wenn irgend ein Antrag in dieser Sache gestellt werden sollte, seiner— seits auf Untersuchung des Privatlebens aller edlen Lords an— tragen. Ueber diese unvermuthete Wendung soll mancher der Lords erblaßt seyn; eine Minute lang trat Todesstille ein, und dann brach von mehreren Seiten ein unwillkuͤrliches Gelaͤch— ter aus.

Im Jahr 1838 wurden in Großbritanien und Irland nicht weniger als 13,0660 Mann enrollirt, wovon London und die Unmgegend uͤber 4090 fleserten. Die Rekrutirung geht fort— während sehr lebhaft von Statten.

Mit dem Aufbau der neuen Parlamentshaͤuser geht es sehr laͤngsam von Statten. Noch ist kaum die Daͤmmung ge— gen die Themse fertig, der Grundstein zu den Gebaͤuden selbst aber noch nicht gelegt. Man berechnet, daß die neuen Haͤuser vor 8 his 10 Jahren nicht fertig seyn werden. Der Architekt, Herr Barry, und die beiden Professoren der Geologie, Pr. Smith und Herr de la Noche, machten unlaͤngst eine Reise nach Nord⸗England und West-Schottland, um den Granit aus— zusuchen, der zu dem Bau verwendet werden soll.

Das erste eiserne Segelschiff, das gebaut worden, ist von Liverpool in 7 Tagen gluͤcklich in Pernambuco angelangt. Man war sehr neugierig, ob das Eisen nicht die Magnetnadel influ— enziren wurde, aber der Kompaß zeigte richtig auf der ganzen

Das Schiff heißt „Ironsides“, Schiff mit eisernen

18. Februar fand in einem Kohlenbergwerk in der Naͤhe von Parton in Cumberland die Explosion einer Dampf⸗ maschine statt, wodurch 23 Menschen das Leben verloren.

Die Brighton Gazette versichert aus authentischer Quelle, daß die Nachricht von der Besserung, die in dem Seh— vermögen des Kronprinzen von Hannover vorgegangen, voll— kommen gegruͤndet sey; Se. Koͤnigl. Hoheit habe neulich, als er von Tische aufgestanden, seine erlauchten Aeltern durch die Erklärung erfreut, daß er die Flamme eines Lichts sehen koͤnne, und man hoffe nun zuversichtlich, daß er seine Sehkraft wieder

erlangen werde.

Mit Hinsicht auf den Scheldezoll, uͤber dessen Laͤstigkeit fuͤr den Britischen Handel der Courier schon neulich Klage fuͤhrte, bemerkt dieses Blatt jetzt, da es wahrscheinlich schon zu spaͤt seyn moͤchte, sich dieser Abgabe ganz zu entledigen, so muͤsse man wenigstens darauf bestehen, daß der Zoll nicht in Vließingen, sondern in Antwerpen, oder wo sonst das betreffende Schiff hin bestimmt wäre, erhoben wuͤrden, weil sonst die Britische Rhe— derei bei schlechtem Wetter leicht mit Verlust der Schiffe und der Ladungen bedroht, jederzeit aber unangenehmen Verzoͤge— rungen ausgesetzt seyn möchte, denn die Hollaͤndische Regierung werde gewiß alles Moͤgliche thun, um einem Handels-Nival Hindernisse in den Weg zu legen und den Verkehr mit Ant— werpen zu hemmen. Das genannte Blatt glaubt auch, daß dieser P⸗unkt bei der Regulirung der Holländisch-Belgischen Streitfrage wirklich bereits in der gewuͤnschten Weise abge— nacht worden sey, und es raͤth der Belgischen Regierung, sich in dem Fall, daß ein Hollaͤndisches Zoll⸗Amt in Antwerpen zur Erhebung jener Abgabe eingerichtet wuͤrde, vor dem Einschleichen ahnlicher Mißbräuche zu huͤten, wie sie bei dem zu Hamburg bestehenden mit der Erhebung des Stader Zolls beaustragten Zoll! Amte sich vorfaͤnden; die Belgier, meint der Courier, hatten ein gutes Mittel in Haäͤn— den, sich gegen solche Mißbräuche zu schuͤtzen; sie brauchten nur die etwanigen ungerechten Lasten, denen ihre Kaufleute von Seiten Hollands unterworfen würden, von der Summe abzu— ziehen, die sie nech dem Friedens-Traktate jahrlich an Holland zu zahlen haben wuͤrden; die Britischen Kaufleute aber hätten keine selche Schutzwehr, und man muͤsse daher von Englischer Seite um so mehr gegen Holland auf seiner Hut seyn, als letzteres sich gewiß alle mogliche Muͤhe geben wuͤrde, den Ant— werpener Handel nach Rotterdam hinzuziehen; thaͤte es dies durch Bewilligung größerer Erleichterungen zu Gunsten des Handels in letzterem Hasen, so würde Niemand sich daruͤber zu beschweren haben; wohl aber moge die Britische Regierung sich vorsehen, daß dem Antwerpener Handel zu Gunsten Rotterdams nicht ein unbilliges Hinderniß in den Weg gelegt werde.

Die hiesigen Blatter versolgen die Ruͤstungen in dem Ha— fen von Toulon fortwährend mit großer Aufmerksamkeit. Dem Courier wird von dort geschrieben, es sehe daselbst aus, als befaͤnde man sich am Vorabend eines allgemeinen Krieges. Be— sonderes Aufsehen erregt es, daß außer den nach Mexiko be— stimmten Streitkräften auch das Franzoͤsische Geschwader in der Lavante um zwei Linienschiffe und eine Brigg verstärkt werden soll, weil man angeblich einen Angriff der Tuͤrkischen Flotte auf Tunis erwartet.

Neuere Berichte vom Cap, die bis zum 30. Dezember reichen, erklären die früͤhere Nachricht von einem feindlichen Zusammentreffen zwischen den ausgewanderten Bauern und einem Truppen-Detaschement, welches nach Port Natal geschickt worden war, um dem Kriege zwischen jenen Ausgewanderten und den eingebornen Stammen ein Ende zu machen, fuͤr voll— kommen ungegruͤndet.

Den neuesten Nachrichten aus Kanada zufolge, hatte der General-Gouverneur Sir J. Colborne sein Special-Conseil auf den 21. Januar einberufen. Zu Montreal waren hundert po— litische Gefangene in Freiheit gesetzt worden. Zu Kingston in Ober- Kangda hatte das Kriegsgericht, auf die Zeugenaussage

dreier vormaligen Rebellen, 16 Patrioten fuͤr schuldig erkannt; drei derselben wurden zur Deportation, die ubrigen wahrschein⸗ lich zum Galgen verurtheilt. Mit einer oder zwei Ausnahmen, waren es saͤmmtlich Amerikanische Freibeuter oder sogenannte Sympathisirer; einer derselben, Cuningham, bekleidete in der Invasiationshorde den Rang eines Obersten.

In der Sydney ⸗Gazette liest man: „Wer die Kolonie Neu⸗Suͤd⸗Wales seit 12 bis 14 Jahren nicht gesehen hat, wird in diesem Augenblick eine große Veränderung gewahr werden. Dies ist großentheils den vielen achtbaren Einwanderern zuzu⸗ schreiben, die sittliche Zucht und Grundsaͤtze aus ihrer Heimath mitgebracht und dadurch in der Masse der Bevoͤlkerung ein neues Leben erzeugt haben. Die zahlreichen Geistlichen, die hierher gekommen sind, haben gleichfalls zu der Veränderung beigetragen, die dieses Land in ein Land der Lebendigen umge— wandelt hat. Eine andere Ursache ist die Stiftung von Schu— len. Die meisten Einwohner waren bis vor wenigen Jahren mehr auf Dinge bedacht, die ihr physisches Leben betrafen, sie wenden jetzt aber ihre Aufmerksamkeit mehr auf die Ausbildung ihrer geistigen Fähigkeiten, wozu die Presse ohne Zweifel auch ihr Theil beigetragen hat.“

Aus dem Haag, Prinz von Oranien ist gest Nord-Brabant hier wiede

Holländischen fu

Monats Maärz

C . * 351 5. 151 . [ [. 1 Thronfolger von Rußland noch im Laufe des Monats hi

der Großfuͤrst

1 . ier erwartet.

Bruͤssel, 1. Maͤtz. praͤsentanten⸗Kammer nd e letzten Vorschlaͤge der Regierung abgestattet. Der Berichter— statter begann mit einer U ĩe ssen, einzelnen Sectionen vorgefallen. Die von Her Polenus in der Kam— mer aufgeworfene Frage uͤber die Versassungs Widrigkeit der ganzen Ber ig, ist in den Sectionen, wie wohl unter verschiedenen I, aufgefaßt und behandelt, Die Stimmen aller sechs Sec tionen zusammengefaßt, as Resultat, daß 37 Stimmen gegen den Antrag des Herrn Pollenus und 25 dafuͤr waren, wahrend 16 Mitglieder nicht mit ge haben. Die Summe aller Mitglieder, die in den Serctionen uber die Annahme oder Verw 2 hläg stimmt, belief sich auf 2 sür Mitglieder haben sich auch Mit Bezug auf die Letzteren wird bemerkt, daß sie vorlaͤufig noch keine Ansichten aussprechen wollten, weil sie bei der allge— meinen Berathung uͤber den wichtigen Gegenstand noch e neue Aufklärung ber den wichtigen Gegenstand zu erhalten hofften. Die Central-Section hat, wie Herr Dolez versichert, die Sache mit der groͤßten Sorgfalt geprüft und dabei von den Ministern verschiedene Aufklaͤrungen erhalten, die sie jedoch der Kammer nicht mittheilen zu dürfen glaubt. Auch sie hat sich zunaͤchst mit der Frage der Verfassüngswidrigkeit beschaͤf— tigt und dieselbe einstimmig fuͤr unbegruͤndet erklart. Die Sec— tion erkennt in der Geltendmachung dieser Frage bloß den ge— heimen Wunsch, sich fuͤr den Augenblick von der schwierigen Entscheidung des Gegenstandes befreit zu sehen. Die Kammer aber hat jetzt keine andere Aufforderung erhalten, als die, der bereits im Jahre 1831 eine andere Kammer nachgekommen ist. Hinsichtlich des vorliegenden Entwurfes selbst, hat die Central— Section zunächst die Nothwendigkeit in Erwägung gezogen, den von den fuͤnf Mächten fuͤr unwiderruflich erklärten Traktat anzuneh—⸗ men oder nicht, und sich vor allen Dingen nach den Folgen gefragt, welche die Nichtannahme nach sich ziehen wuͤrde. Wenn die fuͤnf Maͤchte ihre Drohungen wirklich ausführen sollten, so ist die Central⸗ Section uͤberzeugt, daß Belgien, sich selbst uͤberlassen, an keinen ernstlichen Widerstand denken kann. Anzunehmen aber, daß Beigiens Weigerung keine militairischen Maßregeln zur Felge haben wuͤrde, wäre eine Thorheit, und die Einnahme der Ant— werpener Citadelle durch die Franzosen koͤnnte in dieser Bezie— hung als ein Vorbild dienen. Die Central⸗Section hegt aller— dings ein großes Interesse fuͤr die abzutretenden Gehietstheile, doch dies hat sie nicht verhindern konnen, die Gefahren zu sehen, denen sich das Land durch eine Weigerung aussetzen würde. Die Vernichtung des Gewerbfleißes, befoͤrdert durch eine unlaͤngst eingetretene Finanz-Kalamitäaͤt, warde nothwendig die Vernichtung des oͤffentlichen Kredits nach sich ziehen, und eine Folge aller dieser Leiden, die zu allen Zeiten den Unruh— stiftern zur Nahrung dienten, wuͤrde die vollkommenste Anarchie seyn. Ueberdies wurde mit einer Zurückweisnng des Traktates auch die Nothwendigkeit einer fortdauernden Kriegsruͤstung verbunden seyn, und wie die Minister nachgewie— sen, warden alsdann finanzielle Maßregeln außerordentlicher Art eintreten muͤssen. Spater wurde dann die Macht der Er— eignisse auf eine noch viel schmerzlichere Weise zur Annahme zwingen, waͤhrend vielleicht die Schließung der Schelde und andere Zwangs-Maßregeln jene Macht noch staͤrker empfinden ließen. Man geäube nicht, daß die Annahme des Traktates etwas Entehrendes für Belgien seyn wurde. Waͤre bloß eine Collision mit Holland zu befuͤrchten, so wuͤrde kein Belgier an Annahme gedacht haben; wenn man jedoch der Uebermacht weiche, so entehre man sich nicht. Viele warden vielleicht eine Erniedrigung der Kammer darin erblicken, daß sie so ganz in Widerspruch mit ihrer letzten Adresse an den König handle; da—⸗ mals rechnete man jedoch noch auf die Unterstuͤtzung Englands und Frankreichs ünd darum erklärte man, keinen Theil der Bevoͤlke⸗ rung an Holland abtreten zu wollen. Doch, so wird man fragen, soll Belglen mit dieser Abtretung nicht wenigstens so lange warlen, bis es mit Gewalt dazu genöthigt worden? Dieses war das System, welches die beiden ausgeschledenen Minister befolgt zu sehen wuͤnschten, das jedoch von der Central. Section durchaus nicht gutgeheißen werde. Denn erstlich bestehe der Zwang, wenn man denselben als bedrohlich in seiner Einsicht erkennt, eben so gut, als würde er durch eine materielle That ins Werk gesetzt; zweitens aber sey es doch wohl ehrenvoller für die Belgischen Soldaten, die abzutretenden Gebietstheile zu raͤu— men, bevor die fremden Bajonette angekommen, als zuruͤckzu— weichen vor der bewaffneten Macht des Auslandes. Die Er— n des gegenwartigen Stalus quo wuͤrde sicherlich das este seyn, doch dieser Stalus quo sey etwas Unmsͤgliches ge— worden und auch von einer Ministerial⸗Veräͤnderung in Frank⸗— reich seh kaum Etwas zu hoffen. Die Belgische Frage sey in Frankreich bloß benutzt worden, das Ministeriüm vom 1L5. April anzugreifen, niemand aber habe dort daran gedacht, Belgien thatsaͤchlich von den Bestimmuüngen der 24 Artikel zu befreien. Haͤtten sich wirklich Einige der Belgischen Sache

kraͤftiger angenommen, so seyen es nür die gewesen, die Frank—

reich wieder bis zur Rheingraͤnze ausdehnen mochten. Die Central-⸗Section hat sich lediglich mit dem Prinzipe des vorge⸗ legten Entwurfs beschäftigt, indem die Bestimmungen desselben von den Mächten fuͤr unwiderruflich erklart worden. Ueberdies seyen fast alle Bestimmungen des neuen Traktates, mit Aus— nahme der die Gebietsfrage betreffenden, guͤnstig fär Belgien. Selbst die Bestimmung in Bezug auf den Schelde-Zoll sey keinesweges unguͤnstiger, als die fruͤhere. Das Resultat der Arbeit der Central Section ist, daß sie den Regierungs-Ent—⸗ wurf mit sechs Stimmen angenemmen; eine einzige Stimme (die des Grafen von Merode) hat sich nach wie vor dagegen erklaͤrt. Inzwischen hat sie mit dem Wortlaut des vor— gelegten Entwurfes eine unbedeutende Veränderung vorgenom— men. Die Kammer beschloß, den Bericht der Central⸗Section drucken zu lassen und vertagt« die Diskussion daruber bis zum 4. d. M. Inzwischen verlangte Herr Gendebien die Mitthei⸗ lung aller Aktenstuͤcke, die Bezug auf den Vertrag haben. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten sagte, er habe in seinem Berichte alles Wichtige mitgetheilt; die andern hätten keinen Nutzen und ihre Mittheilung könnte selbst zweck— widrig sein. Herr Du mortier unterstuͤtzt den Antrag des Herrn Gendebien und verlangt die Mittheilung aller Aktenstäcke vom Maͤrz an; er könne nicht begreifen, sagt er, warum der Minister sich diesem Verlangen widersetze, da dies doch Ge— brauch in allen Kammern sei. Herr Desmet begehrt dasselbe und glaubt, daß die Angelegenheiten Belgiens vor der Konfe— renz schlecht geführt worden seyen. Herr Gendebien nimmt darauf wieder das = Ir 0 wir 4900, B muͤssen wir alle it⸗ tel suchen, um diesen Brudermord zu rechtfertigen; w muüͤssen ihnen den Trost gewähren konnen, daß wir sie nur a Noth aufgeben.“ Hierauf greift er abermals die Minister an, elche am 13. Nov. dem Koͤnig die bekannten Worte in den d legten; seitdem hatten sie ihre Politik verandert, obgleich sache hinzugeksmmen sey, welche diese Veränderung Demnaäͤchst verlangt er die Vorlegung der Akten— welchen Belgien jährlich 5 Millionen Fl. an Hol— Er behauptet, daß der Minister Wide Er ni daß man seinem 3 Der Minister vertheidigt sich und sagt, daß sein Bericht alles enthalte, was er über den Gegenstand sagen könne; auch hil— lige das ganze Land das Verfahren des Ministeriums. Jetzt Dumortier wieder auf und verlangte alle Akten— stuͤe her kein Vertrauen zum Ministerium habe, indem dies das Land betrogen habe. Dieses Ausfalls wegen, erhaͤlt Herr Du— mortier von dem Praͤsidenten eine Ermahnung, die aber nichts fruchtet; Herr Dumortier fährt in demselben Tone fort und sagt, daß iele Beweise von der Unfaͤhigkeit des Ministers in Händen n seinen Worten zu trauen. Herr Pirson will wissen, zie Minister der Konferenz gar keine andere Uebereinkunft Hinsicht der Gebietsfrage vorgeschlagen hätten? Der Mi— Mo⸗

Herr

der Kammer:

terbrochen. Herr Gendebien stellt hierguf seinen Antrag, der dahin lautet, daß die Minister alle Aktenstuͤcke vom Monat Januar an, mit Ausnahme ihrer vertraulichen Korrespondenz mit ihren dipiomatischen Agenten, vorlegen. Dieser Antrag it großer Stimmenmehrheit verworsen.

ie Geruͤchte uͤber das dem Herrn Coghen gemachte An— das Finanz-Ministerium zu uͤbernehmen, werden jetzt

g unbegruͤndet erklaͤrt.

In Bezug auf die (gestern erwaͤhnte) Vernehmung und Verhaftung seines Redacteurs, Herrn Bartels, berichtet der Belge Nachstehendes: „Herr Bartels ist heut als Zeuge vor den Instructions-Richter Graff geladen worden und hat folgen— des Verhör bestanden. Graff: Sind Sie bei der Versamm— lung auf dem Maͤrtyrerplatze gewesen? Bartels: Ja. Graff; Haben Sie Proclamationen an die Armee vertheilen sehen? Hartels: Ja. Graff: Kennen Sie deren Verfasser? Bar— tels; Ich bin es selbst. Graff: Haben Sie deren vertheilt? Bartels: Ja, in Bruͤssel; auch habe ich deren nach anderen Staͤdten geschickt. Graff: Wußten Sie, daß auf den Proela— mationen der Name des Druckers nicht angegeben war? Bar— tels: Ja, aber ich hatte ihn nicht aufgefordert, den Namen wegzulassen, da ich entschlossen war, die Verantwortlichkeit auf mich zu nehmen.“ Der Zeuge wurde durch diese Erklarung selbst der Angeklagte. Heute Morgen um 7JuUhr haben sich der Substitut des Prokurators, Herr Gardon, der Instructionsrichter Graff, der Greffier Van Dam und ein Polizei-Commissair in die Woh— nung des Herrn Bartels begeben, der ausgegangen war. Nach— dem Herr Bartels geholt worden, nahm man eine kurze Haus— suchung, dann eine andere in seinem Bureau und in dem des

* . 2 1 Belge“ vor. 2

wird n 8*

21

) é

Es ergab sich kein erhebliches Resultat. Man üuntersuchte darauf Herrn Bartels, ob er keine Waffen bei sich

fuͤhre. Eine Menge Gendarmen hatten das Bureau des „Belge“ besetzt und alle Zugaͤnge gesperrt. Herr Bartels ist

8.

in den Petits Carmes festgesetzt worden, unter der Anklage,

die Bürger zu Staatsverbrechen aufgereizt zu haben. In meh eren anderen Haäusern haben ebenfalls Nachsuchungen und

re Verhaftungen stattgesunden. Darunter ist der bekannte Kats.“

Das Tommerce Belge bemerkt, daß die uͤbertriebensten wären; es sey aber Niemand festgenommen worden, als Herr Bartels und Kats.

Im Lager von Beverloo sind einige Faͤlle von Dyssenterie vorgekommen; ein Regiment ist in die Umgegend verlegt worden.

Im Publikum herrscht fast keine Theilnahme mehr an den Debatten, da man des Resultats im Voraus sicher ist. Diese Gleichguͤltigkeit durfte mehrere Redner, die auf den Laͤrm der Tribuͤne rechnen, etwas abkuͤhlen.

Der Bruͤsseler Korrespondent der Aachener Zeitung bemerkt: „Jeder Vernanftige billigt die Verhaftung des Herrn

Bartels. Preßfreiheit ist sehr gut, aber diese Zugellosigkeit war

zu arg; fle war schon unter Koͤnig Wilhelm manchmal ein Skandal, in den letzten Tagen aber hat sie alle Damme durch ßrochen. Die Sprache des Belge uͤberschritt allen Glauben. Herr Bartels ist ein junger, kraͤntlich aussehender Mann, dem seine Verbindung mit Herrn de Potter und seine Verbannung einen Namen gemacht hatte, den er sich durch Uebertreibung erhalten wollte, da er es auf keine vernünftige Weise vermag. Seine Begriffe sind beschraͤnkt; es fehlt ihm an aller Logik und höͤhern Einsicht. Wenn die Justiz nicht eingeschritten wäre, so haͤtten die indignirten Buͤrger Gerechtigkeit geuͤbt. Es ist gut, daß dem vorgebeugt ist.“

273

Luͤttich, 27. Febr. Im hiesigen Journal liest man: „In den Sectionen ward es besonders bitter getadelt, daß ge⸗ rade die Minister, welche die Abtretung der Provinzen anra⸗ then, der Eine Limburger, die beiden Anderen Luxemburger sind. Man meint, sie hätten lieber gleich Anfangs r ee sollen, da sie zu direkt bei der Frage interessirt waren. Aber man sollte ihnen vielmehr den Muth zu Gute rechnen, den sie zeigen. Sie haben die Ruͤcksicht auf das Wohl des Landes äber ihr Provinzial-Interesse gesetzt, aber bis jetzt begreift man diesen wahren Patriotismus nech nicht, der so kleinliche Ver— hältnisse bei Seite setzt. Es ist wahr, daß im Luxemburgischen eine Subscription cirkulirt, um Herrn Nothomb ein Schand— Denkmal zu setzen. Doch treten nur junge exaltirte Bursche dazu. Wer einen so ausgezeichneten Mann schmaͤhen will, er— niedrigt sich selder.“

ssch lan d.

Dresden, und Verordr Veranstaltung von Landt „Wir Friedrich August, s Gnaden König von Sach— sen ꝛc. ꝛ4. ꝛc. haben beschlossen, im jetzigen Jahr eine Versamm— lung der Stande einzubernfen und deshalb die erforderlichen Ergänzungswahlen veranstalten zu lassen. Es haben daher, so viel die Abgeordneten der Rittergutshesitzer, der Städte und ; s betrifft, die Kreis-Direction durch Verfuͤ— gung an die Vo und Landes-AUeltesten in der Ober Lauf Bef von Wahl-Kommissarien und sonst das ige vorzukehren; indem wegen der Wahl von Vertretern des Handels- und Fabrikwesens, so wie zu Vervoll— staͤndigung der von Unserer Ernennung abhängigen Stellen weitere Entschließung und Anordnung vorbehalten bleibt. Ur— kundlich haben Wir diese Verordnung unter Vordruckung des Koöͤniglichen Siegels ei

eigenhändig vollzogen. Gegeben zu Dres— den, am 20. Febr. 1839. Fri (L. S.) Eduar

Gottlob Nostitz und

zaäncker

dor

Altona, 4. Maͤrz. Im Merkur liest man: „Es ist in mehreren offentlichen Blattern die Nachricht mitgetheilt worden, daß Norderdithmarschen sich an den Bundestag wenden wolle, weil es Allerhoͤchsten Orts abgeschlagen worden, daß die Ent— schädigungs-Frage von den Gerichten entschieden werde. Diese Nachricht muß um so mehr Wunder nehmen, da zur Zeit noch kein Allerhoͤchster Beschluß uber die endliche Erledigung der Entschaäͤdigungs-Frage der fruͤher zollfreien Distrikte der Herzog— thuͤmer den Betreffenden mitgetheilt ist.“ Wir haben jetzt die Holsteinischen Staͤnde⸗Zeitungen bis zum 1. Maͤrz empfangen, von welchen die letzte in einer Bei⸗ den voluminoͤsen Ausschuß-⸗Bericht uͤber die Proposition rdneten Lorentzen, betreffend das Steuerbewilligungs— ö. wie denjenigen uͤber die Proposition des Kammer— junkers d' Aubert, betreffend die Vereinigung der Holsteinischen und Schleswigschen Staͤnde⸗Versammlungen, enthält. Uebrigens theilt die besagte Zeitung die Verhandlungen bis zum 15. De— zember mit.

6 . D es en e I ch.

Wien, 28. Febr. Gestern hatten Graf Orloff und Derr von Tatitscheff die Ehre, von Sr. Majestaͤt zur Tafel ge— sogen zu werden. Auch der Fuͤrst und die Fuͤrstin Metternich theilten diese Auszeichnung. Die alte von Kaiser Franz stets

obachtete Etikette gestattete nicht, daß, so lange das Kaiserl. doflager in Wien verweilte, andere Gaͤste, als Prinzen und Prinzessinnen von Gebluͤt, bei Ihren Majestaͤten speisten. Kai— ser Ferdinand machte jedoch seit seiner Thronbesteigung mehrere Ausnahmen. Graf Orloff, welcher kurz nach dem Hintritte des Kaisers Franz als außerordentlicher Botschafter Rußlands nach Wien kam, gab damals die erste Veranlassung hierzu.

Die fuͤr den Russischen Thronfolger bestimmten Apparte— ments in der Reichs-Kanzlei sind mit Geschmack und besonde— rer Aufmerksamkeit eingerichtet. Ueher dem Bette des Groß— fuͤrsten haͤngt ein Russisches Madonnen-Bild, an einer anderen Wand das Portrait seines erlauchten Vaters, und Gemaͤlde, welche Glanz-Momente der neueren Geschichte Rußlands dar— stellen. Die Vorbereitungen zum Empfange des Prinzen wer— den mit großem Eifer betrieben, besonders thaͤtigen Antheil neh—⸗ men hieran die Damen der hohen Gesellschaft. Die Tableaus, das „Comtessen-Konzert“ (so genannt, weil fast ausschließlich unverheirathete junge Damen mitwirken,) und die Feste in den Glashaäusern zu Schoöͤnbrunn sind jetzt hier die ernsten Fragen des Tages. Was inzwischen in Frankreich und Belgien ge— schehen, wem die Majoritaͤt bleiben, wie sich die seither etwas kleinlaut gewordenen Belgischen Staatsmänner aus der Klemme ziehen werden, ist jetzt bei unserer fashionablen Welt so ganz in den Hintergrund getreten, daß man hieruͤber nur selten ein hingeworfenes Wort vernimmt. Dies ist aber ein eigenthuͤm— licher Zug unserer Gesellschaft, daß sie die ernsten Fragen der Zeit fast nie in ihren Kreis zieht, sondern den „Faiseurs“, d. h. jenen, die dazu berufen sind, gern und mit Vertrauen uͤberlaͤßt. Dadurch wird nun freilich die Sphäre der Gesellig— keit beschraͤnkter, bleibt aber auch unberuͤhrt von den Sorgen

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Geruͤchte uͤber die hier stattgefundenen Verhaftungen verbreitet

der Zeit und erhaben uͤber die Wechselfälle des Tages. Groß— fuͤrst Alexander wird kommenden Sonntag, am 3. Marz, hier eintreffen und Abends im Burg-Theater erscheinen, wo ůatre pars angesagt ist. Doch bleiben den Abonnenten ihre Logen, wie denn uͤberhaupt kein Standes-Unterschied gemacht wird und die Plätze wie gewoͤhnlich verkauft und nicht vom Hofe vertheilt werden. Es muͤssen aber die Damen in Galla, die Herren in Uniform oder im Feack erscheinen. Ein Pro— gramm uͤber den weiteren Verlauf der Feste ist noch nicht aus— gegeben.

Heute giebt der Persische Botschafter ein großes Diner, welchem Fuͤrst Metternich und das ganze diplomatische Corps beiwohnen werden.

Unserer Donau⸗Dampsschiffsahrt steht im Laufe dieses Jah⸗ res eine bedeutende Ausdehnung bevor. Die Gesellschaft laßt es weder an Eifer, noch an Opfern fehlen, und so kann man sich der Hoffnung uͤberlassen, daß sich die Resultate so vielfacher Anstrengungen belohnen werden. Die Donau scheint sich uͤbri— gens immer mehr als die große Heerstraße des Oceidents nach dem Orient darzustellen. Sie wird unbestreitbar der Franzoͤsi⸗ schen Dampfschifffahrts-Linie zwischen Marseille und Konstanti—⸗ pel den Vorrang abgewinnen, wenn die Eisenbahn von Czer— navoda nach Kostendschs am Schwarzen Meere zu Stande kommt. Hierzu ist große Hoffnung vorhanden, und bereits hat die Gesellschaft einen geschickten Ingenieur zur Bemessung und Nivellirung nach der Unter⸗Donau abgesandt. Hierdurch wuͤr⸗ den drei Tage erspart und die Reisenden, falls naͤm⸗

lich, wie man beabsichtigt, ein direkter Cours von Pest bis Czernavoda etablirt wird (die Unterbrechung bis Orsova abge—

rechnet), in 7-8 Tagen von Wien nach Konstantinove! werden konnen. Leider scheint dies 9 ,, m, ternehmen dem Oesterreichischen Llond vielen Eintrag za thun Gestern fand auf der Kaiser Ferdinands Nerrbahn en. Unfall statt, der glüͤcklicherweise Viemand beschäͤdigte! Der „Remorqueur“ war eben von dem Wagenzug losgemacht wor= den, als die Maschine plotzlich zu arbeiten begann; der „Stea— mer“ flog pfeilschnell davon, üͤbersprang aber bald die Schie— nen und stuͤrzte in einen Graben, nachdem das entfesselte Ele— . fruͤher noch an der Bahn einigen Schaden angerichtet atte.

Prag, 20. Febr. (A. 3.) Glaubwuͤrdigen Nachrichten zufolge, ist Skrynecki mit einem Jahrgehalt von 12,090 Fr. le— benslänglich im Dienste Belgiens angestellt. Die Dienstauf— nahme mit diesen Modalitäten erfolgte nicht erst bei seiner An— kunft in Belgien, sondern ward ihm noch vor seiner Entfer— nung von Prag zugesichert. Auch die Schulden, welche er wegen Unzulänglichkeit der Subsistenzmittel zu machen gendͤthigt war, wurden im ganzen Betrag von mehreren Tausend Ga den von Seiten Belgiens vor seiner Abreise getilgt. Wie Lei lautet, hat er diese Abreise in Schreiben an zwei der ersten Staatsmaͤnner Oesterreichs nach Wien berichtet, und die Be— weggruͤnde seiner Entfernung vornehmlich auf die mißliche Lage seiner pecuniairen Verhältnisse gestuͤtzt. Sehr wahrscheinlich ist die Nachricht seiner Entweichung fruͤher in Wien, als hier bekannt gewesen, da sie in Prag unter dem Vorwand von Er krankung mehrere Tage verheimlicht blieb. Seine Gattin soll die Erlaubniß bereits erhalten haben, sich mit ihren Kindern zu ihrem Manne begeben zu durfen, was vermuthlich in der besseren Jahreszeit geschehen wird. Wenn Skiynecki dem dem Fuͤrsten von Metternich feindselige Schritte gegen die ka⸗— thollsche Religion in Galizien vorwirft, so ist die blinde Thor— heit in dieser Anschuldigung so einleuchtend, daß man nur die Achseln darüber zucken kann.

Sanien.

Spanische Gränze. Maroto hat, nachdem die gestern erwahnte Hinrichtung der Karlistischen Generale vollzogen war, nachstehende gedruckte Proclamation erlassen; J

„Freiwillige, Bewohner der Baskischen Provinzen und Ravarra's!

Fünf Jahre voll heroischer Opfer, während deren Euer Blut in Strömen vergossen, Vermögen vernichtet, so wie Eure unzähl⸗ baren Leiden ünd Eure Dlenste in der Geschichte Eures bewunderungs⸗ würdigen Widerstandes aufgezeichnet worden sind, fünf vergangen, aber sie haben nicht hingereicht, um die W ralischen Personen zu stillen, die indem sie im Rücken des chen alle Vergnügungen des Lebens genießen, Eure Embet Eure Anstrengungen und selbst Euren Tod mit kalter Gleichgül betrachten, wenn sie nur ihr Schlaraffenleben in Ruhe und auf Entre Kosten genießen können. Ihr erinnert Euch des traurigen Zustande in dem Ihr Euch befandet, als ich das Kommando übernahm,

Ihr seyd noch Zeugen der Sorgfalt, mit der ich Euer Vertrauen zu bewahren suchte. Wenn meine an den Monarchen gerichteten? n einigen Einfluß anf Euer Wohl gehabt und Euch oft das ver t haben, was Euch mit Recht gebührte, so ist es mir dech keines weges gelungen, Alles zu erlangen, weil Verträge, Kontrakte, welche die Pri⸗ vat⸗Speculation begünstigen, stets meinen Wünschen hinderlich ge⸗ wesen sind und mir die Hoffnungen raubten, die ich auf die mir gegebenen Versicherungen gründele, daß man niemals Enre Ansprü auf Dankbarkeit vergessen werde. Dessenungeachtet reichte die Kün— heit jener Menschen so weit, daß sie ungestraft Gerüchte und Nach richten verbreiten, die eben so lügnerisch als beleidigen? sind.

sagen, daß Ihr, obwohl gut beklesdet und gut besoldet, das La: wüstet, das Euch ernährt. Jene Menschen wollten mich zwinge Euch zum Angriff auf die feindlichen Festungswerke zu führen, k Euch in neuen Expeditionen aufzuopfern. Kllein, überzeugt von me ner Opposition gegen diese Machiavellistische Projekte, nahmen sie ihre Zuflucht zum Verrath und zu anderen schändlichen Mitteln, um Euch zu täuschen; sie haben sfandalöse und aufrührerische Sck verbreitet, sie haben auf den Straßen, auf den öffentlichen

und selbst in den heiligen Rä—

in

len. sage, in Tolosa er⸗ hielt, Zso glaubte ich, unverzüglich meine Pläne ändern und auf dieses Feld der Ehre, der Loyalstät und der Tapferkeit eilen zu müssen, um so grobe Bergehen zu züchtigen. Ihr Alle kennt die Thatsachen; sie sind allgemein bekannt; allein Ihr wißt ohne Zweifel nicht, daß ich durch achtbare Personen, die sich bei mir befinden, den Monar— chen dreimal um meine Entlaffung ersucht habe. Ich habe Eure Aua— dauer bewundert, ich habe in Eurer Unzufriedenheit einen Beweis von denselben Gesinnungen der Liebe gefunden, die mich an Ench keittet. Ich werde unter Euch sterben, aber ich schwöre Euch, daß ich es nicht länger dulden werde, daß die List, die Habsucht und der J thum triumphiren. Rachdem ich die Haupt-Ansifter eines schen Aufstandes hatte verhaften lassen, befahl ich, daß einen rische Strafe über sie verhängt werde, und ich glaube, daß spiel den Machinationen ein Ziel setzen wird, die Eure Anstre gen bis ins Unendliche verlängern, ja, sie vielleicht unnütz und Euch in noch größeres Unheil siürzen würden. Die Sti Militair-Gesetzes ist angewendet worden, und ich werde mit r Anwendung unerbittlich gegen Jeden fortfahren, der srine hegen Pflichten verletzt. Freiwillige und edle Söhne dieses Köntgre der Basfkischen Provinzen! Es lebe der König! Es lebe die ordination! Ener Wahlspruch sey: Die Religion oder den Tod die Wiederherstellung unserer alten Gesetze, für die wir Alle sterb wollen! Lasset uns jeden Ehrgeizigen zurückweisen, der sich z zu dem Triumphe der Sache mitzuwirken, die wir vertheidig ir die Jeder von Euch seinen Vater ünd seinen beimiscken He in Trauer und Elend versinken sieht. Estella, den 18. Februar 1839.

Rafael Maro to.“

Die (bereits gestern erwähnte) Proclamation des Den Carlos lautet folgendermaßen:

„Treue Baskische und Navarresische Freiwillige!

Der General Don Rafael Maroto bat auf die treuloseste und des Vertrauens und der Güte, womit ich ihn ungeachtet sei es fen⸗ heren Betragens beehrte, ganz unwürdige Weise die Waffen, weiche ich ihm zur Bekämpfung des Feindes des Thronts ud ellars an, vertraute, gegen Euch selbst gekehrt, indem er das oll ilch. nb Verleumdungen tͤuschte, Beförgussse verbreitete und. un fa, . üifche und von Lügen wimmelnde Schriften (bst ,, . und Anarchte anfteizte. Er bat, ohne allen, Proiz. Cenennle eee ßen laffen, die sich fu diefem Kricke mit Ruhu bedeckt haben, Man- dadurch mein väterliches Herz mit rauer, (füll d , , , . . . ne,, auf nie snen Königlschsn . , dadurch konnte er Gehorsam unter Euch finden. Allein ich er lr, dn

ß er meine Genehmigung weder nachgefucht, noch sie erhalten hat; auch werde J . Irseße ich mich nie dazu verstehen,

zu , , . und

. t zundlungen zu ermächligen. Ihr kennt meine , Le l fil Euer Wohlergehen, und meine An⸗ sfrengungen, um den Ucbeln, die Euch drücken, ein Ende zu machen. Maroto hat die Achtung aus den Augen gesetzt, die er mir als Sou⸗ verafu schuldig ist, und die heiligsten Pflichten verletzt, um auf tren⸗ lose Wesse Männer hinzuopfern, die der usurpatorischen Revolution einen unüberstelglichen Damm entgegenstellten, und um Euch der Gefahr auszusetzen, die Opfer des Feindes und seiner Kemplette un

werden. Er ist seinegs Kommandos entsetzt, und ich erkläre ihn für