1839 / 79 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Allgemeinen, man der Regierung keine Vorwuͤrse uͤber die Er⸗ höhung machen konne, welche die diesjährigen Veran, schlagungen zeigten; er wies mit vielem Nachdruck darauf hin, daß an Unmöglich abersehen könne, wie Ruß, land, Frankreich und die Vereinigien Staaten gleichmaͤßig sich ansttengten, ihre Marine auf möglichst achtbaren Fuß zu stellen, um, wenn die Gelegenheit sich darbieten sollte, England auf dem Elemente zu bekämpfen, Über welches die es waͤhrend der letzten Zeit die uunumschtäntie Qberherrschaft in Anspruch genommen, und er hatte es hauptsächlich darauf abgesehen, eines Theils die Angriffe zurückzuweisen, welche der Secretair der Adn nalität, Heer Wood, in einer früheren Sitzung auf eine indirekte Weife der Marine⸗Verwaltung unter dem kurzen Min(stertunm Sir RoberE's im Jahre 1831 —= 35 gemacht hatte und anderentheils nochmals ausführlicher die Rede auf das Verfahren der . in Betreff des Franzoͤsisch Mexikani⸗ schen Streites zu bringen. Herr Wood hatte darauf hingedeu⸗ tet, daß es das Peelsche Ministerium sey, welches, um sich den Anschein großer Sparsamkeit zu geben und dadurch den Pfeilen der radikalen Opposition ihre Spitze zu rauben, die Veranschlagungen des Jahres 1834 35 fuͤr die Marine uͤber die Maßen reduzirt und dadurch eigentlich die Mangelhaftigkeit hervorgebracht habe, welche jetzt dem Ministerium Melbourne zu so heftigem Vorwurfe gemacht worden. Die Vertheidigung Sir Robert Peel's bestand nun darin, daß er die Veranschla⸗ gungen des ihm vorangegangenen Melbourneschen Ministeriums befolgt habe, welche bereits entworfen gewesen, als er an die Spitze der Regierung getreten sey, und daß, wenn diese, welche nur 23, 900 Mann forderten, nicht genugt hatten, die Schuld jenes Ministerium treffen muͤsse, welches mit den damaligen polltischen Verhäͤltnissen von Europa natuͤrlich genauer habe be⸗ kannt feyn muͤssen, und nicht ihn; zugleich berief er sich auf die damals so heftige Opposition des Herrn Hume, welche die Durchsetzung hoͤherer Veranschlagungen nicht moglich gemacht haben wurde. Dann wandte er sich zu den Verhäͤltnissen Me⸗ xiko'ss, deren Wichtigkeit fuͤr die Bririschen Handels-Interessen er schilderte, indem er der Verhaäͤltnisse Suͤd Amerika's im All— gemeinen in eben dieser Beziehung erwahnte.

„Acht oder neun Britische Kapttalisten“, sagte der Redner, „sind mit bedeutenden Kapitalien bei den Bergwerken in Mexito iatere / irt, für einen großen Theil der Merikansschen Staatsschuld sind Britische Kapitalisten die Gilcubiger, in jeder Stadt an der Küste und in sehr vielen im In⸗ nern glebt es Britische Handelshäuser. Run sehe man, welchen Schutz diese Intereffen von Selten der Regierung genossen haben. Schon am 21. März 1838 wußte die Regierung, daß Frankreich be⸗ schloßen habe, von Mexiko nicht nur Genugthuunng für angebliche Unbilden zu verlangen, sondern daß es eine ganz neue Forderung durchsetzen' wolle, nämlich die Erlaubniß zum Detallhandel für die in Merlko residirenden Franzosen unter gau gleichen Bedingungen mit den Eingeborenen slibst. Schon im Juli wußte man, daß die Frau zösische Regierung beschlossen habe, eine Expeditlon nach Mexito zu fenden, nm diefe von den Mexilanern mittlerweile verworfenen Forderun. gen zu erzwingen. Die Expedstion ging am 13. September von Brest ab, kam am 35. Oklober vor Veracruz an, am 27. November war San Juan de Ul⸗ 1oa genommen, und Veracruj wurde am 4. Dezember angegriffen. Und nun

frage ich die Regierung, ob sich ein einziges Britisches Kriegsschiff

vor Veracruz befand, als die Stadt von den Franzosen angegriffen wurde? Richt ein einziges! Wenn aber nicht eine einzige Britische Kriegsilagge im Ausichté von Veraccuz oder längs der ganzen Merxt— taunischen 9 wéebte, wie konnte man auf diefe Weise hoffen, daß die Rechte Brüsscher Kauffahrteischiffe vespettirt werden würden! Man batte vollkommen Kunde von den kriegerischen Rüästangen, und doch waren das Pakeischiff „Expr“ und die Kanonenvrigg „Sa⸗ tellite“ die ganze dort staionirie Macht von Euren vielgepriesenen 21 Linienschiffen und z0, oo) Matrosen. Und als man erwarten konnte, daß die Sache zum Aeußersten kommen würde, am J. Dezem⸗ ber, wurde der „Satellite“ noch überdies weggeschickt und unseren Landsleuten keine andere Hoffnung gelassen, als die ihnen das Paken⸗ schiff „Expreß“ bieten konnte. Darum gehe ich Euch mit Recht den größten Mangel an Vorbedacht und Klugheit schuld.“ Dann betrachtete Sir Robert Pech die Sache aus dem Gesichts⸗ punkte der gefährdeten Rational Würde, und kam so auf die oft erwähnt? Wegnahme des Merikanischen Lootsen aus dem

nes in Betracht ziehe, der jetzt das Geschick Frankreichs leitet und sich

det, auf mit der wird.“

Ichsten Verehrung und Dankbarkeit genannt werden Dessen ungeachtet glaubte Si Robert

von meinem Schiffe“ , und Genug hunng hätte erfolgen

en eingezogen worden seyrn, deren Resultat sit überdies jetz au k nicht 1 im Siande 342 hren.

A Court er Anderen sprach besonders von der Starke der m

ge seines Bruders, r ng, n,, n, . . 6 3 ie li, m, außer dem errn der Lords der Admiralität

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den Mexikanischen Meerbusen betreffe, so habe schon seit dem 26. Mai v. J. eine Kriegsslosp bei Sagrificios vor Anker gelegen, und der die Westindische Station befehligende Kommo⸗ dore habe besonderen Auftrag erhalten, die Britischen Interessen in Mexiko zu wahren; wenn eine Verstaͤrkung der dortigen See⸗ macht nicht fruͤher stattgefunden habe, so ruͤhre es daher, weil der Regierung keine Klagen uͤber mangelnden Schutz zugegangen seyen. Daß das Geschwader unter Kommodore Douglas so späͤt einge⸗ troffen sey, habe nur von widrigen Winden hergerüährt, aber es sey dennoch fuͤr den Zweck, den man beabsichtigte, fruͤh ge⸗ nug angelangt. In Bezug auf die Hinwegnahme des Lootsen aus dem Paketschfffe, fügte Herr Wood zu den schon bekann— ten Details uͤber dieses Ereigniß nur hinzu, daß, wie aus ei— ner spaͤteren Mittheilung des Lieutenants Crote hervorgehe, dieser auf die entschiedenste Weise gegen das Verfahren des Prinzen von Joinville protestirt und sich auf jede Weise, außer durch' thaͤtlichen Widerstand, demselben widersetzt habe; der Lootse selbst fey ubrigens einen oder zwei Tage nach dem Vor— fall wohlbehalten ans Land gesetzt worden. Tapitain Pechell billigte im Allgemeinen das von der Regierung befolgte System, verlangte aber ebenfalls die genauesten Nachweisungen uͤber den Vorfall mit dem „Expreß.“ Capitain Gordon erklaͤrte sich besonders gegen die neuerdings getroffene Einrichtung, die Linienschiffs nicht mit ihrer vollen Bemannung, sondern nur auf dem sogenannten Friedensfuß in See zu schicken. und meinte uberhaupt, daß die von der Regierung geforderte Anzahl von Seeleuten nicht hinreichen konne, den Beduͤrfnissen zu genuͤgen, welche die Verhaͤltnisse in Ostindien, Kanada und Mexiko hervorriefen. Nachdem noch Herr Elliot das Mini⸗ sterium ausfuͤhrlich vertheidigt und Sir James Graham, als ehemaliger erster Lord der Admiralitaͤt, über die schlechte Beschaffenheit der Schiffe im Allgemeinen geklagt, das Mini— sterium wegen unzweckmaͤßiger Vertheilung der Flotte getadelt und endlich erklaͤrt hatte, Lieutenant Croke muͤsse vor ein Kriegs⸗ gericht gestellt werden, wenn er den Lootsen herausgegeben habe, ohne seine Flagge, und zwar vor einer überwiegenden Macht, zu streichen, nahm Lord Palm erston das Wort, um die höheren Fragen der Politik zu beantworten, welche Sir Robert Peel in seiner Rede gestellt hatte. Seiner Ansicht hatte dieser die Data und den Verlauf der verschiedenen Ereignisse verwirrt, in welche Frankreich durch seinen Streit mit Mexiko verflochten worden.

„Das erste Ercigniß“, sagte der Minister, „war, daß der Franzö⸗ sische Konsul gewisse Konzessionen von der Mexikanischen Regierung verlangt, unter der Andeutung, daß, wenn diesen Forderungen nicht ohne Weiteres genügt werde, die Sache dem die Station hefebligen⸗ den Französischen See- Offizier überwiesen werden solle, der den von sciner Regierung erhaltenen Instructionen gemäß verfahren werde. Als nun die Mäxikanische Regierung nicht nachgab, wurde von Sei⸗ ten der Franzosen die Blokade der Merskaniscken Häfen beschlossen. Nun wirft man der Brüischen Regierung vor daß damals kein hin⸗ reichend impofantes Britisches Geschwader im Mextkanischen Meerbu⸗ sen vorhanden gewesen sev. Das ist allerdings wahr, aber man ver— stärkte die Schiffe auf der Westindischen Station und leistete dadurch um so mehr allen Erfordernissen Genüge, da es sich nur darum handeln konnte, gesetzwidrige Maßregeln des Blokade⸗ Geschwaders gegen Britische Schiffe zu verhindern. Als jedoch im Laufe des Som⸗

mers die Franzbsische Regierung den Beschluß e, ein größeres Geschwader abzusen den und zu einsilicheren Fein seligkeiten zu schrei⸗ ten, beschloß auch die Britische Regierung, eine hinreichende Nacht an di- Meritanssche Klüste gözusenden, jedoch keineswegs um, den, Operationen der Franzosen Widerstand , Dieser 3 eck aber müßte vorgelegen haben, wenn man mil Recht bihaupren könnte, das Geschwader sev ju spät gekommen,. Da es aber nur den Zweck hatte, die im Gange befindlichen Untethandlungen zu unter⸗ stitzen, so kann man nicht sagen, daß es deshalb zu späͤt gekommen sey, weil es erst nach der Eroberung von San Juan de Ulloa eintraf. Als zwischen den beioen. Regierungen Mitthcil ngen in Betreff der Absendung eines Französischen Geschwa⸗ ders nach Mexiko staͤtifanden, wurden von Selten des Französischen Kabincts zugleich andere Mittheilungen gemacht, in dem def? eundelen Sinne, der die Beziehungen der beiden Regiernugetn zu einander

mlich der Zustand der Ma. 6 3 den Vorwurf

charafterisitt, des Inhalts, daß, selbst wenn der Französische Befebls= haber zu offenen FPeindseligfeiten schreiten und das Fort von San Jaan de Ulloa angreifen müßte, durchaus die Absicht nicht vorhanden sep, das Fort oder irgend einen Theil des Mexltanisohen Gebiets in permanenten Besitz zu nehmen, und daß das Fort zurückgegeben wer— den solle, sobald den Frauzößsschen Forderungen die gerechte Genug⸗ thnung werde. Rach dieser Versicherung also würde es Ungerechtig⸗ kest gegen Frankreich oder vielmehr eine offene Kriegs⸗Erflärung gegen dasselbe gewesen seyn, wenn wir ein Geschwader abgesandt hätten, url uns den! Sperarionen der Franjosen gegen San Juan de Ullog zu widersetzen. Ueberdies haben die Britischen Interessen bei dem Bombardement gar feine Benachtheiligung erliiten. Man ver⸗ ißt, daß San Juan de Ullca nur ein Fort und keine Handelsstadt si. Der Angriff auf Veracruz selbst fand erst eine Woche nachher siatt, und es blieb also vollkommen hinreichende Zeit, die Britischen Kaufleute zur Wahrung ihrer Intereffen aufzufordern, was denn auch den Eifolg hatte, daß bei dein Angriff auf die Stadt, außer dem

mäß, der Mexikanischen Regierung, und r fie , erfolglos, eder selbst in

Ausgleichung herbeizuführen, jetzt, nachdem die bekannten Ereignisse 1. haben, als vorher. Was

der Flotte im ĩ 6. 11 ,

entstände, und daß, wenn es nicht zum Kriege käme, wir im Mittel⸗ ländischen Meere keiner Flotte bedürften. Die Herren, die so viel darüber sprechen, veistchen darunter einen Krieg gegen Rußland; lauben sie denn aber, daß wir gerade mit Rußland Krieg führen onnten, ohne eine Flotte im Mütelländischen Meere? Man nehme den Fall an, den ich jedoch nicht als bevorstehend vermuthe, daß wir Krieg mit Rußland hätten, so würden doch gewiß die acht oder zehn Segel, welche die Gegner zum Schutze unserer Külsten ausgerüstet wissen wollen, nicht hinreichen, das Land gegen einen Streifzug der Ruffischen Fiotie zu schützen; es würde dazu einer viel geösren Floite bedürfen, und wenn wir daher die Flotte, die jetzt im Mit⸗ felländischen Meere liegt, an unsere Küsten ziehen wollten, so würden wir diefe dadurch nicht hinreichend decken und überdies unsere Inter⸗ essen im Mittelländischen Meere ganz ohne allen Schutz lassen. Ich berühre nicht gern diefen Theil der Frage, weil doch immer möglicher Weite die Vermuthung gehegt werden könnte, es solle das, was ich sage, der Ausicht das Wert reden, als sey ein Bruch mit Rußland wahrscheinlich. Es liegt aber nichts in den Beziehungen zwischen England und Rußland, was zu einer solchen Ansicht die Veranlassung werden könnte, im Gegentheile glaube ich, daß auf beiden Seiten der größte Wunsch zur Erhaltung der befreundeten Derbältnisse und des Friedens obwaltet: sollte aber jemals irgend eine Frage entstehen, welche die Fortdaner des Friedens gefährden könnte, so wird sie nicht so plötzlich entstehen, daß nicht die Englische Regierung zeitig genug baron unterrichtet wäre, oder daß nicht das Haus Muße genug hätte, jedwede Maßregel zu berathen und zu genehmigen, welche unter sol⸗ chen Umständen nöihig werden könnte.“ ; Nachdem Lord Palmerston noch einige Worte zur Rechferti⸗ gung der Verwendung des an der Spanischen Nordkuͤste auf⸗ gestellten Geschwaders und der Marine⸗ Bataillone hinzugefügt hatte, schloß er mit der Behauptung, durch seinen Vortrag dar⸗ gethan zu haben, daß die Regierung mit Recht keine großere Bewilligung fuͤr die Flotte verlangt habe, daß die Vertheilung der Schiffe weise und vorbedaͤchtig sey, daß die Britischen In⸗ teressen nirgends vernachlaͤssigt worden, sondern vielmehr überall den vollkommensten Schutz faͤnden. Dessenungeachtet waren die nachfolgenden Redner von der Tory Partei, Sir George Elerk, Herr Corr9 und Lord Sandon, durch die gegebenen Aufklaͤrungen nicht zufrieden gestellt, weshalb denn Lord John Russell sich veranlaßt fand, noch Einiges hinzuzufuͤgen, was indeß meist auf Wiederholungen hinauslief. Fuͤr einen Hauptzweck der Anwesenheit der Briti⸗ schen Flotte im Mittellaͤndischen Meere erklaͤrte der Minister des Innern, den Sultan und Mehmed Ali an Feindseligkeiten gegen einander zu hindern. Nachdem noch Herr Hume seine Verwunderung Über die von beiden Seiten gehaltenen Reden zu Gunsten eines Bestandes der Seemacht geäußert hatte, der ihm fuͤr eine Zeit des Friedens geradezu als monstroͤs erschien wurde die von der Regierung verlangte Bewilligung von 34,165 Mann fuͤr den Dienst der Flotte, mit Einschluß von 9000 Mann See⸗Soldaten, ohne Weiteres genehmigt; eben so darauf die Summe von 1,080,089 Pfd. fuͤr Loͤhnung und Sitz, 625 Pfd. fuͤr Beköͤstigung derselben. Die von Herrn Shaw am Iten er⸗ öffnete, damals vertagte Debatte uber die Kriminal⸗Statistik von Irland, welche Herr Lefroy wieder aufnahm und die Herren French und Oberst Verner fortsetzten, mußte um 217 Uhr abgebrochen werden, weil nur noch 37 Mitglieder zugegen waren. . In den Sitzungen des unterhguses vom 13. und 14. Maͤrz wurden die Debatten uͤber den Villiersschen, auf Un⸗ tersuchung der Wirkungen der Korngesetze in einem Ausschusse des ganzen Hauses gerichteten Antrag fortgesetzt, aber noch nicht beendigt. eue Argumente fuͤr und wider konnten kaum noch vorgebracht werden, da der Gegenstand schon so vielfach eroͤr— tert worden ist. Von besonderer Bedeutung war nur die Erklaͤrung Lord John Russells in der letzten Sitzung, daß er fuͤr den vorliegenden Antrag stimmen wolle und den Wunsch hege, man mochte in dem beantragtragten Ausschusse ein Mittel zur Befriedigung aller wichtigen Interessen des Landes aufsinden; er für seine Person erklaͤrte sich fuͤr einen mäßigen festen Zoll, statt des jetzigen schwankenden, und er suchte das Ministerium zugleich gegen die Vorwuͤrfe zu rechtfertigen, die ihm deshalb gemacht worden, weil es bei dieser Frage sich nicht im voraus fuͤr einen bestimm⸗ ten Plan entschieden, sondern es jedem Mitgliede des Kabinets freigestellt habe, nach seinem Ermessen zu stimmen; er nahm in dieser Hinsicht auf fruͤhere ahnliche Faͤlle Bezug, wo andere Ministerien ebenfalls zu diesem Auswege ihre Zuflucht genom— men, wenn sie sich uͤber einzelne Fragen nicht hatten einigen koͤnnen.

London, 15. Maͤrz. Herr Cayley wollte anfangs gegen den Antrag des Herrn Billiers in Betreff der Korngesetze ein positives Amendement vorschlagen, des Inhalts, daß unter den 86 Schulden und Abgaben dieses Landes leine produzirende

ndustrie und seine festen Interessen eines Schutzes gegen die leicht belastete Production und billigere Arbeit fremder Laͤnder bedürfe, und daß die bestehenden Korngesetze durch den Schutz, den sie dem Getraide⸗Produzenten bei niedrigen und dem Kon⸗ sumenten bei hohen Preisen gewährten, wesentlich ihrer Bestim⸗ mung entspraäͤchen; er begnügte sich jedoch, statt dessen ganz ein⸗ fach die Verwerfung des Villiersschen Antrages vorzuschlagen, weil er vielleicht besorgte, daß eine so entschiedene Erklaͤrung zu Gunsten der Korngesetze, wie jenes Amendement sie enthielt, nicht so viel Stimmen fuͤr sich gewinnen wuͤrde, als eine bloß negative Oppo⸗ sition gegen eine Aenderung des bestehenden Systems. Obgleich nun die Debatten uͤber diese Angelegenheit im Unterhause in drei Abenden noch nicht beendigt worden sind und man also ersehen kann, welche Wichtigkeit die Korngesetz-Frage in diesem Jahre erlangt hat, da dieselbe in den letzten Jahren immer sehr kurz abgemacht wurde, so zweifeln doch selbst die eifrigsten Gegner dieser Gesetze nicht mehr daran, daß ihnen selbst im Unierhause eine Niederlage bevorstehe. Schon die wenigen Stih nen, die sich gestern im Oberhäuse, wo man sich tuͤrzer mit der Sache faßte, fuͤr den Fitz williamschen Antrag gegen die Korngesetze fanden, nur 24, ünd der Umstand“ fi e, mier Minister selbst gegen die Motien stimmte, die tim⸗ men wider sich hatte, lassen auf das im Unterhause zu erwar⸗ tende Resultat schließen, denn natuͤrlich wird jene Entscheidung der Lords auf die etwa nech schwankenden Mitglieder des an⸗ deren Hauses ihren moralischen Einfluß auszuuͤben nicht ver⸗ fehlen. Die liberale Presse bricht auch bereits in bittere Kla— gen aus und zeiht die Gesetzgeber des Landes der äaͤrgsten Ver Blendung, indem sie ihnen prophezeit, daß durch die Verwerfun dieser e , Forderung des Landes dem Lager der Charti— sten eine Masse von Aufregungsstoff gr werde, da ein roßer Theil des Volks nur durch den Wunsch, die Korngeseßz⸗ rage nicht mittelst anderer, leidenschaftlicherer Agitatisn zu . davon zurückgehalten worden sey, sich der e rule chin ewegung anzuschließen. Indeß rathen die gemaͤßigteren Blaͤt⸗ ter den Gegnern der Korngesetze immer noch von solchen äußer— n Sritten ab und ermuntern sie, auf verfassungsmäßigem Bege durch unermuͤbliche Erneuerung ihrer Anträge in ande

rer Form ihr Möglichstes zu versuchen, um Gerechtigkeit vom Parlamente zu erlangen. Die Abdeordneten des Cen— tral-Vereins gegen die Korngesetze sind auch am Diens— tage wieder in London eingetroffen und haben bereits“ in einer Versammlung, welcher auch die Herren O Connel und Hume beiwohnten, den Beschluß gefaßt, Alles aufzubieten, um ihren Zweck zu erreichen. Unterdessen ist der Durchschnitts preis des Waizens, der vorgestern fuͤr die letzten sechs Wochen veröffentlicht wurde, wieder gefallen, und zwar guf 73 Shill. 6 Pence, was zwar nur einige Pence über den Satz ist, bei welchem der fremde Waizen zum niedrigsten Zolle zugelassen wird, aber, da man nach den Preisen der letzten Woche ein weiteres Sinken vermuthet, doch, wie man glaubt, viele Kaufleute, welche Getraide⸗Ladungen in Hamburg und in den Ostseehaäͤfes angekauft, dieselben aber wegen des lange anhaltenden Winters nicht zur erwarteten Zeit erhalten haben, in ernstliche Verlegen— heit setzen durfte. Dieser Umstand dient den Gegnern der Korngesetze zu einem neuen Argument fuͤr die verderblichen Fol— gen des jetzigen Systems, weil auch die uͤberlegtesten Berechnungen oft durch unvorherzusehende Wechselfälle in den Durchschnitts⸗ preisen vereitelt werden. Indeß troͤsten sich die hiesigen Kauf⸗ leute fuͤr diesmal noch damit, daß unfehlbar, wenn auch die Britischen Hafen jetzt fuͤr fremdes Getraide geschlossen wuͤr— den, sie doch vor Einbringung der nächsten Aerndte, also vor dem Monat August, noch einmal geöffnet werden mußten, weil der jetzige Vorrath so lange nicht ausreichen könne, und daß man also dann im Stande seyn werde, das im Fruͤhling und Sommer hier unter Schloß der Koͤnigin gebrachte Getraide ohne Verluͤst abzusetzen. Wieder ein Beweis, fuͤgen die Geg— ner der Korngesetze hinzu, wie truͤgerisch und nichtig der an— gebliche Schutz ist, den diese Gesetze dem Britischen Landmanne gewaͤhren sollen.

der ein Liberaler, Sir R. Dundas, uͤber einen Tory, Herrn Stapleton, gesiegt. Die Wahl fuͤr Nord-Devonshire ist noch nicht entschieden.

Die öffentliche Presse hat im Oberhause am Dienstage durch Lord Lyndhurst's Vermittelung einen Sieg erfochten, uͤber welchen alle Blaͤtter, die der Tory⸗ wie die der Whig— Partei, ohne Ruͤcksicht darauf, daß dieser Sieg zu Gunsten der „Times“ war, ihre Freude aussprechen. Es gilt bekannt lich fuͤr eine Verletzung der Privilegien des Parlaments, des— sen Verhandlungen zu veroͤffentlichen; dessenungeachtet wird dies fortwährend geduldet, und die Uebertretung des Gesetzes ist zum verjhrten Brauch geworden; und in einzelnen Faͤllen, wenn irgend ein Mitglied einmal sich durch diese Veroͤffent— lichung beeintraͤchtigt oder verletzt findet, oder wenn ein offi— zieller Gebrauch von den versffentlichten Reden und Verhand— lungen gemacht werden soll, pflegt daraus Anlaß genommen zu werden, uͤber Verletzung der Privilegien Klage zu fuhren. Ein solcher Fall lag am Dienstag Abend dem Oberhause vor. Der Drucker und Herausgeber der „Times,“ Herr Lawson, hatte sich in einem Prozesse auf die Verhandlungen eines Oberhaus— Ausschusses uber die Neu- Seeländische Angelegenheit berufen und Stellen aus diesen Ver⸗ handlungen zu seiner Vertheidigung beigebracht; da aber das Gericht dieselben nicht als authentische Zeugnisse anerken— nen wollte, so wandte Herr Lawson sich an das Oberhaus und ersuͤchte um Beglaubigung der citirten Stellen. Die Sache wurde einem Ausschusse zur Prüfung uͤberwiesen, und dieser erklaͤrte sich nicht nur für die Verweigerung des Gesuchs, son— dern wollte das Verfahren des Herrn Lawson auch als eine Privilegien⸗Verletzung angesehen wissen. Dagegen erhob sich aber Lord Londhurst und stellte vor, daß es unbillig seyn wuͤrde, die verlangte Beglaubigung zu verweigern, da der Bericht über jene Ausschuß-Verhandlungen doch einmal veröffentlicht worden; dies Gesuch, meinte er, konne man nicht fuͤglich ab— schlagen, mochte man auch nachher Herrn Lawson wegen einer Verletzung der Privilegien zur Rechenschaft zichen wollen. Lord Brugham unterstaͤtzte diesen Antrag und zog uͤberhaupt die ganze angebliche Privilegien⸗Verletzung ins Laͤcherliche. Obgleich' der Lord-Kanzler, Lord Holland und Lord Ellen ho— rough entgegengesetzter Meinung waren, so wurde doch Lord Lyndhurst's Antrag mit 31 gegen 18 Stimmen angenommen.

Graf Grey ist jetzt von dem Unfall, der ihn kuͤrzlich be⸗ troffen, vollkommen wiederhergestellt; dieser greise Staatsmann hat kürzlich sein 5stes Lebensjahr zuruͤckgelegt. .

Am gten haben die Direktoren der Themse Tunnel-Com— pagnie den Arbeitern im Tunnel selbst ein großes Festmahl ge⸗ geben, weil bereits 86h Fuß des Werkes fertig sind. Die Zahl der Arbeiter betrug 2 300.

Im Falmouth Expreß liest man: „Täglich erhalten wir neue Hetails uber die von den Feanzosen der Britischen Flagge zugefuͤgte Beschimpfung. Der Herr, der in Vera-Cruz als

Kolonisirungs⸗

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zwanzig Holzfäller auf einem streitigen Gebiete erlaubt, nicht mit einander schlagen wuͤrden.

Bekanntlich waren seit einiger Zeit Unterhandlungen uͤbe einen Handels⸗Vertrag zwischen Frankreich und Texas im Gang. Der Sun meint nun, Frankreichs Handel mit Mexiko hätten ohne Zweifel foͤrdernd auf dieselben eingewirkt, und so konne man sich nicht wundern, im „New⸗York Evening Star“ ange⸗ zeigt zu finden, daß der Texianische Präͤsident, General Hen— derson, einen Vertrag abgeschlossen habe, wodurch die Häfen von Texas und Frankreich den beiderseitigen Schiffen geoͤffnet wurden.

Dem Spectator zufolge, wuͤrde die Regierung, wenn sie eine Maßregel zur Regulirung der Kanadischen Angelegenhei⸗ ten vorschluͤge, von zwei Wegen einen wahlen muͤssen, namlich entweder ihren Plan so entwerfen, daß die Opposition der To⸗ ries abgewandt werde, oder sie muͤßte eine wirksame Reform der Kanadischen Verwaltung bloß zu dem Zwecke vorschlagen, die Kolonie zufrieden zu stellen. Der letztere Weg, meint der „Spectator“, wurde der beste seyn, den die Regierung einschla— gen konnte. „Inzwischen“, fuͤgt dies Blatt hinzu, „sind aller— lei Intriguen im Gange, um dem Einflusse von Lord Durhams Eroͤffnungen entgegen zu arbeiten. Kolonial-Beamte, die von ihren Posten abwesend sind, treten in den oͤssentlichen Blattern ais Vertheidiger des „Familien-Vertrags“ in Ober⸗Kanada auf. Einige Kanadische Holzhaͤndler in der City, welche behaupten, die Kolonie zu reprasentiren, aber in der That nur besorgen, ihr Monopol zu verlieren, welches fuͤr die wirklichen Kolonisten von keinem Werthe ist, sind sehr geschaͤftig, Antraͤge und Re— solutionen zu schmieden und Mitglieder beider Häͤuser mit ih ren beschränkten Ansichten zu belästigen. Eine gewisse Fraction der Tories ist, wie es heißt, im Bunde mit den Kolonial-Be—

amten ebenfalls geschaͤftig, einen Regulirungsplan zu entwerfen Bei einer neuen Wahl in Richmond hat dieser Tage wie⸗ ö ; ;

Britischer Konsul funktionirt, ein Herr Gifford von der Insel

Jersey, ist zugleich der Konsul Frankreichs Im Augenblick einer franzoͤsischen Invasion in Mexiko ist diese seine doppelte

Eigenschaft ein Uebelstand. Da unsere Paketbote in der Regel

keinen Lootsen gebrauchen, da Lieutenant Croke Vera -Cruz acht— mal besuchte, ohne einen zu miethen, und da er diesmal bloß darum einen an Bord nahm, weil er einen Ankerplatz an der kleinen Insel Sacrificios aufsuchen wollte, so fragen wir Herrn Gifford, diesen Anglogallischen Konsul, der uns vermuthlich am besten Auskunft daruͤber wird geben koͤnnen, wie es denn kam, daß Apbmiral Baudin wußte, das Englische Paketboot wurde diesmal einen Lootsen an Bord haben. Ferner fragen wir Herrn Gifford, als Franzoösischen Konsul, wenn der Prinz von Joinville auf seine eigene Autorität die Auslieferung des Lootsen erzwang, zu welchem Zweck Admiral Baudin ein ge— wisses Item von 20,000 Fr. ausgab! Vermuthlich könnte Herr Gifford das Parlament uͤber diesen interessanten Punkt aufklaͤren. Die Dienste eines eingebornen Lootsen in dem Mo— ment, wo man die Stellung zu einem Bombardement nimmt, sind mit 20,000 Fr. nicht zu theuer bezahlt; aber der Lootse hat sie nicht bekommen.“

Die Times und andere Tory-Blaͤtter wollen nach den letzten aus den Vereinigten Staaten hier eingegangenen Nach— richten über die dort vorgefallenen erg er e schon einen Krieg zwischen der Union und England fuͤr unvermeidlich hal— ten; die ministeriellen Zeitungen spoͤtteln aber uͤber dieses Lärm schlagen und nehmen die Sache sehr auf die leichte Schulter, wobei sie sich auf den unerschuͤtterten Stand der Fonds an der Böͤrse berufen und hin hen ßen daß im Gegentheil jene Vor— fälle vermuthlich beide Regierungen veranlassen wuͤrden, die streitige Graͤnzfrage endlich einmal zur Erledigung zu bringen. Selbst wenn es zu einer Kollision zwischen der Miliz von Neu— Braunschweig und von Maine kaͤme, meinen sie, wuͤrde doch kein Krieg daraus entstehen, da . Nationen, die so viele Gruͤnde zur Erhaltung freundschaftlicher Verhaäͤltnisse unter ein⸗ ander hatten, sich um der Pluͤnderungen willen, die sich einige

der im Nothfall gegen den der Minister vorgebracht werden soll. Und selbst Anhänger des Lord Melbourne nehmen kei— nen Anstand, uͤber das von Lord Durham Anempfohlene zu hohnlaͤcheln.“

Nach Berichten aus Bahia vom 12. Januar waren da— selbst zwei Schiffe der Bahia-Steam Dampsschifffahrts / Com⸗ pagnie eingetroffen und sollten unverzuͤglich in Thaͤtigkeit ge⸗ setzt werden.

Belgien.

Bruͤssel, 14. Marz. In der heutigen Sitzung der Re— praͤsentanten⸗Kammer erhob sich Herr de Foire gegen die von Herrn Nothomb ausgesprochenen Ansichten. Er sagte, er muͤsse dem Minister die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er sich frei und unumwunnden ausgesprochen und die Frage von vorn herein auf ihr eigentliches Gebiet übertragen habe. Eine Ana— lyse seiner Schlußfolgerungen wuͤrde in kurzem so lauten: „Es giebt Leute, welche die von der Regierung ausgegangenen Vor⸗ schlaͤge fuͤr vortheilhaft aber unmoralisch halten. Limburg und Luxemburg konnten allein Belgien von den Verpflichtungen ent— binden, welche es gegen diese Provinzen eingegangen ist. In— dem Belgien seine Nationalitaͤt um den Preis von viermal— hunderttausend Seelen erkauft, gesellt es sich dem System der Seelenverkaͤuferei zu. Das Alles wuͤrde wahr seyn, setzt Herr Nothomb hinzu, man merke dies wohl, wenn Belgien frei han— deln koͤnnte. Der Vorschlag, den man Ihnen gemacht hat, ist nicht unmoralisch; seine moralische Rechtfertigung liegt in der Nothwendigkeit und in der Unidglichkeit, sich anders zu bestimmen. Sie haben es gehoͤrt, meine Herren, das Opfer unserer Bruder ohne deren Einwilli⸗ gung wuͤrde ungerecht, unmoralisch seyn, wenn Belgien

frei handelte und diese Unmoralität nicht durch die Nothwen⸗

digkeit gerechtfertigt wuͤrde. Herr Nothomb ist also nicht dop— pelzungig gewesen, er hat sich nicht hin und her gewunden, um ein Prinzip zu verdrehen, aber er ordnet das Prinzip der Nothwendigkeit unter. Das ist ein großer Fortschritt in un— seren Debatten. In der Sitzung vom 11. Maͤrz brauchte ich mich nicht mehr mit dem Prinzip zu beschäftigen. Die Unge— rechtigkeit, die Unmoralität waren von dem Manne zugestan— den worden, der unsere großartigen Debatten leitet. Ich brauchte also bloß zu untersuchen, ob die Nothwendigkeit die Ungerechtigkeit und Unmoralitaͤt entschuldigen kann. ie Cen⸗ tral-Section und alle ministeriellen Redner haben die An⸗ nahme des Traktats auf die Nothwendigkeit und die Vortheile, welche die Aufopferung unserer Bruͤder dem Lande gewaͤh— ren wuͤrde, zu stuͤtzen gesucht. Um diesen Preis, sagten sie, werdet Ihr Eure Nationalitaͤt, die Anerkennnng des Koͤnigs Wilhelm und der Europaäͤischen Mächte erlangen. Ich nehme die Zugestaäͤndnisse des Herrn Nothomb fuͤr mich in An— spruch. Er stellt den Grundsatz auf, daß Niemand uͤber frem⸗ des Gut verfugen koͤnne, um dadurch sich selbst Vortheile zu sichern. Die Ehre des Landes wuͤrde unverletzt bleiben, wenn die Bevölkerungen Limburgs und Luxemburgs zu uns sagten: „„Wir wollen nicht Euer Üngluͤck, wir opfern selbst unser Recht, wir treten aus der Gemeinschaft.““ Ich sage dagegen, daß das Gewissen des Menschen einer Ungerechtigkeit gegenüber un⸗ beugsam seyn muß; daß die Theorie, welche eine unmoralische Handlung durch die Nothwendigkeit rechtfertigt, alle Moral aufhebt; dieser Theorie hat man sich bedient, um alle Verbre— chen zu rechtfertigen. Ohne die Unbeugsamkeit der Moral wurde die ganze Welt der Herrschaft der unbeugsamen Noth⸗ wendigkeit üͤberantwortet werden, und man konnte die Ge—

rechtigkeit nicht mehr von der Ungerechtigkeit unter— scheiden. Die Schwaͤche wuͤrde der Gewalt preisgege⸗ ben werden, denn die Unwandelbarkeit der Gerechtigkeit

ist der einzige Schirm des Schwachen gegen den Star— ken. Hierauf und auf das Gestaͤndniß des Herrn Not— homb gestuͤtzt, der die Unmoralitaͤt dieser Handlung anerkannte, komme ich zum Schluß, daß Belgien, welches in die Alterna— tive eines Verbrechens und einer Nothwendigkeit gestellt ist, sich fuͤr den Widerstand der Unthaͤtigkeit entscheiden soll, daß es durch sein Votum kein politisches Verbrechen anerkennen darf. Wuͤrde in Folge dieses Verfahrens Belgien getheilt, so wurde jeder Fetzen Belgiens ehrenwerther seyn, als ein entehr⸗ tes und durch seine eigene Zerfleischung gebrandmarktes Belgien. Die Grundsaͤtze, welche ich hier auseinandergesetzt habe, sind jedem Kinde bekannt, das seinen Katechismus kennt, und den— noch ist gestern ein Redner aufgestanden, welcher behauptete, das waͤre die Theorie des Selbstmordes.“ Hierauf legte Herr Tollénus ein Amendement vor, demzufolge in den abzutreten⸗ den und Belgien verbleibenden Gebieistheilen die Körperschaf⸗ ten, Gemeinden und religiösen und Unierrichts-Anstalten ihr Eigenthum behalten sollen, nnd in den abzuhaltenden Gebiets, 6 die katholischen Kirchen nicht auch zu einem anderen

ultus verwendet werden duͤrften. Demnächst nahm Herr Bekaert das Wort und sagte: „Ich bin ein An— haͤnger des Widerstandes gewesen; die Aufhebung der freien Schelde⸗ Schifffahrt, die ungerechte Vertheilung

der Schuld und die grausame. Nothwendigkeit unsere Bruͤder aufzugeben, hatten meinen Unwillen erregt, aber bevor

ich zum Widerstande ermunterte, wollte ich unsere und unser er

Feinde Krafte pruͤfen. Als England und Frankreich uns ver—

ließen, war es mit unseren Hoffnungen aus, und wir muͤssen

uns dem ungerechten Urtheil unterwerfen, das uͤber ung gespro⸗

chen ist.“ Der Redner mahnte hierauf vom Widerstande ab und meinte, die abgetretenen Provinzen wurden in der Ent⸗ scheidung der Kammer nichts als die Ergebung in eine unver⸗ meidbar? Nothwendigkeit sehen. Kaum hatte Herr Bekgert ausgesprochen, als er bleich und bewußtlos von seinem Eitze fiel. Die Mitglieder der Kammer umringten ihn und riefen nach einem Arzt. Endlich gelang es einem solchen, der auf den Tribunen war, in den Saal zu gelangen. Herrn Bekaert a der Schlag geruͤhrt, und alle aͤrztliche Hülfe war verge⸗ ens. Herr Bekaert hatte zum Frieden gerathen und war während seiner Rede bestaͤndig durch Verhoͤhnungen und Ver— spottungen unterbrochen worden. Sollte man es glauben, daß ein Deputirter der klerokratischen Partei die Roheit hatte, zu sagen. „Das ist ein Strafgericht des Himmels!“

Eine der heftigsten Bitischriften gegen den Friedens⸗ Ver⸗ trag ist von den Ur aht an von Philippeville eingegangen. Der Moniteur theilt dieselbe heute vollstaͤndig mit. In Be⸗ zug auf die abzutretenden Gebiete heißt es darin: „Glauben Sie es nur, m. H., getrennt zu seyn von seinem Vaterlande, das ist schrecklich! Wir wissen es am Besten, wir, Einwohner von Philippeville, getrennt von Frankreich durch den barbarischen Trakial vom 20. Rov. I8j5. September i830, ein juͤngerer Bru⸗ der des Juli, hat uns indessen ausgesohnt. Nicht mehr die Feinde Frankreichs, sondern seine Verbuͤndete, werden unsere Baje nette niemals, nein, niemals! gegen dasselbe gekehrt seyn; eben so wenig als die Bajonette der Limburger und Luxemburger, unserer Milbuͤr⸗ ger, jemals eine solche Richtung nehmen werden.? Hinsichtlich des Schelde-Zolles drucken sich diese Quasi-Belgier folgender⸗ maßen aus: „Was? Der Belgische Buͤrger soll mit gebuͤcktem Haupte seinen Hut vor dem Banner des Hollaͤndischen Zoͤllners abziehen, das man in unseren Schelde⸗Haͤfen aufpflanzen will? Zuruͤck, Ihr neuen Geßler! Unser Land der Freiheit hat auch feine Wilhelm Tell's.“ Bittschriften dieser Art duͤrften bei ben alten Brabantern und Flamaͤndern, die keinesweges einen solchen Nationalsinn haben, daß sie lieber doch noch dein e. als Belgier seyn mochten, kein angenehmes Gefuͤhl erwecken. Philippeville gehort bekanntlich zu den raͤnzfestungen, die erst durch den zweiten Pariser Friedens⸗-Traktat mit den Niederlan⸗ den vereinigt wurden.

An der Boͤrse wurden heute viele Geschäfte gemacht, weil man hoffte, daß äbermorgen die Kammer zur Abstimmung kom⸗ men wuͤrde.

Die Instruction des Bartels'schen Prozesses dauert fort. Ven der Franzoͤsischen Polizei sind Abschristen von den bei Herrn de Potter in Beschlag genommenen Papieren eingegan⸗ gen, die wie es scheint, keinen Zweifel uͤbrig lassen, daß diese Männer das Hirngespinst einer Rheinisch-Belgisch-Franzoͤsi⸗ schen Confoͤderation fuͤr moglich und ausfuͤhrbar hielten. er Prozeß des Herrn Kats wird wahrscheinlich von dem des Herrn Bartels getrennt werden.

Das Tribunal hat gestern einen Engländer zu viertägiger Haft verurtheilt, weil er ein Pamphlet ohne Angabe des Ver— fassers und Druckers vertheilt hatte.

Man schreibt aus Charleroi: Heute haben 12,800 Fäͤsser Pulver aus den Magazinen des Zeughauses die Stadt verlassen. Wir wissen nicht, wohin sie bestimmt sind.

Deutschland.

Luxemburg, 13. Maͤrz. (J. d. L) Am 10ten d. hat sich eine ansehnliche Zahl notabler Personen, Gutsbesitzer und Gewerbtreibender zu Luxemburg versammelt, um zu berathen, ob es fuͤr das Land nicht vortheilhaft sey, unter den gegenwaͤr— tigen Umstaͤnden Sr. Majestaͤt dem Koöͤnig-Großherzog eine ehr—⸗ furchts volle Adresse zu uͤberreichen, um 66 Majestaͤt zu bitten, daß sie geruhen moͤgen, die moralischen sowohl, als die mate⸗ riellen Interessen der Provinz in Erwaͤgung zu ziehen, ihre Wuͤnsche durch das Organ der aufgeklaͤrtesten Maͤnner, in Vei⸗ seyn des Mandatars, den zu diesem Ende zu waͤhlen, es Sr. Majestaäͤt gefallen wuͤrde, zu hoͤren. Die am 10ten d. versam⸗ melten Freunde des oͤffentlichen Wohls haben einen Adreß—⸗ Entwurf angenommen und eine Deputation ernannt, die beauftragt ist, diese Adresse zu den Fuͤßen des Thrones nie⸗ derzulegen. Aber sie haben weise die Wichtigkeit gewuͤr—⸗ diget, einen so feierlichen Schritt durch durch die möglich größte Anzahl von Zustimmungen zu kräftigen. Dem zufolge haben sie die Versammlung bis zum 17. d. prorogirt, um alle Notabeln des Landes aufzufordern, sich ihnen anzuschließen und ihnen die hier angedeuteten Ansichten vorzulegen. Es steht . hossen, daß das Gefuͤhl des allgemeinen Wohls und des öffentlichen Nutzens, welches unter diesem wichtigen Umstande die Luxemburger vermögen muß, Alles von der Großmuth und der Sorgfalt ihres erlauchten Monarchen zu erwarten, ihnen ebenfalls begreiflich machen werde, daß die . aller Wuͤnsche unerlaͤßlich ist, um deren Erfolg zu sichern.

Der in Belgischen Zeitungen enthaltenen Nachricht von einer im Luxemburgischen verbreiteten Proklamation des Königs Großherzogs wird jetzt vm Journal de Luxemburg wider“ sprochen. Seit dem Jahre 1831 ist von unserm Souverain kein Aktenstuͤck dieser Art erlassen worden.

Heidelberg, 11. März. Am ten d. starb hier Se Er⸗ laucht der Graf Karl zu Ysenburg und Buͤdingen, Großherg. Badischer Genetal⸗-Major der Kavallerie, Commandeur und Ritter mehrerer hohen Orden. Der Graf war geboren am 8. April 1785.

Oest erreich.

Triest, 19. März. (A. 3.) Das Dampfboot aus Syra kam ö Lern, und zwar wegen des höchs unguͤnstigen Wetters, einigè Tage späͤter als gewöhnlich an, brachte jedoch keine be⸗ sonders interessante Neuigkeit aus dem Orient. In Alexan⸗ drien war schon seit vierzehn Tagen keine direkte Nachricht vom Vice⸗Könige mehr eingetroffen. Boghos Bey soll in Kahira krank darniederliegen. Man weiß 6 daß Meh⸗ med weit über Kartum hinaus vorgedrungen ist.

Spanien. h

Mabrid, J Febr. Der General Rodil ist hier angekom⸗ men und seine Ernennung zum General ⸗Capitain von Catalo⸗ nien bestaͤtigt sich. Es verlautet jedoch nichts daruber, ob, wie es anfangs dich der General Aiaix ihn als Königlicher Kom missarius nach Barcelona begleiten wird.

Der General Iriarte ist zum zweiten Befehlshaber Saragossa und an seine Di n der General . ie. d!