1839 / 101 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Inland.

Berlin, 9. April. Am 7. d. M. wollten sieben Männer, von Scharfenberg kommend, uber den Tegeler⸗See setzen. Sie bedienten sich dazu eines kleinen Handkahnes. Auf der Mitte des See's wurden sie von einem mit Schnee⸗Gestöber beglei— teten Sturme uͤberfallen. Da der Lenker des Fahrzeuges sich im trunkenen Zustande befunden haben soll, so mußte er um so weniger dem Wetter zu widerstehen vermocht haben. Der Kahn schlug um; alle sieben Personen ertranken und bis jetzt

ist noch keiner der Leichname aufgefunden worden. 6 10. April. Gestern Nachmittag nach 3 Uhr brach

in dem, zum weiteren diesseitigen Polizei⸗Bezirk gehörigen, an der Berlin- Frankfurter Chaussee belegenen Dorfe Biesdorf Feuer aus, wodurch die Haͤlfte des Dorfes in Asche gelegt wor⸗ den ist. Das Feuer, in einem Pferdestalle des Rittergutsbe⸗ sitzers Cosmar entstanden, verbreitete sich durch Flugfeuer mit reißender Schnelligkeit uber den größten Theil des Dorfes, so daß es nur der großen Anstrengung der Feuerloͤsch⸗ Anstalten ge⸗ lang, die noch stehen gebliebenen Gehoͤfte und die Kirche zu retten. Es sind saͤmmtliche Wirthschaftsgebaͤude des Gutsbesiz⸗ zers Cosmar, mit Ausnahme des Wohnhauses: sieben Bauer gehoͤfte, 4 Kossaͤtengehoͤfte, sieben Buͤdner⸗ und Familienhaͤuser und das Schulhaus abgebrannt. Menschen sind beim Feuer nicht verungluͤckt, wohl aber sind einem Bauer 80 Schaafe ver— brannt. Ueber die Entstehung des Feuers hat sich etwas Näͤ— heres nicht ermitteln lassen.

Marien werd er, 2. April. Die Nachrichten uͤber den Eis— gang in der Weichsel in den Graͤnzen des Marienwerderschen Regierungs-Bezieks lauten guͤnstig und ist zu Folge derselben, far jetzt keine Gefahr fuͤr die dortige Niederungen zu besorgen.

Elbing, 4. April. (Elb. 335 Aus Thorn lauten die letzten Nachrichten vom 1. April dahin, daß der Eisgang dort seinen ungestsrten Fortgang gehabt, wobei das Wasser fortwaͤh⸗ rend im Wachsen geblieben ünd am genannten Tage Morgens bereits die Hohe von 15 Fuß 2 Zoll erreicht hatte. Die Thor—⸗ ner Bruͤcke war zum groͤßten Theil zerstoͤrt und fortgetrieben worden. Man vermuthete ubrigens, daß der Eisgang dort sich seinem Ende nahe, da das Eis in den letzten Stunden nur noch schwach . und zumal das Bug- Eis vorher bereits in großen Massen vorbeigetrieben war.

Stettin, 9. April. Civil ⸗Bevolkerung. Im Laufe des verflossenen Jahres wurden n hiesigen Regie⸗ rungs- Departement 18,369 Kinder geboren, es starben 10, 392 Menschen und es sind mithin 7968 mehr geboren als gestorben. Es kamen 199 Zwillings- und 2 Drillings-Geburten vor und etwa das 109te Kind war ein uneheliches. Ein Alter über 96 Jahre erreichten 386, durch allerlei Ungluͤcksfaͤlle kamen ums Le— ben 237 und durch Selbstmord endeten 71 Personen. Getraut wurden 3909 Paare. Rechnet man zu der nach der statistischen Ta⸗ belle fur 1837 vorhandenen Einwohnerzahl von 452, 387 Seelen den Ueberschuß der Geburten gegen die Todes—

faͤlle mit 7968 *

so stellt sich die Gesammt-Bevoͤlkerung des De— partements zu Ende des Jahres 1838 auf . 460,355 Seelen

Eine Vergleichung der vorstehenden offiziellen Angaben mit den in Nr. 75 und 8z der Staats-Zeitung enthaltenen leich⸗ namigen Nachrichten aus den Regierungs⸗Departements Köslin und Stralsund ergiebt fuͤr die Besammt, Civil ⸗Bevoͤlkerung der Provinz, welche zu Ende des Jahres 1837,

die Summe von betrug, durch den Ueberschuß der Geborenen

gegen die Gestorbenen einen Zuwachs von. und stellt sich mithin zu Ende des verflossenen

. 95 ; 9 . z J) 986, 798 Seelen. wobei jedoch zu beachten ist, daß die etwa im Jahre 1838 durch Ein- oder Auswanderung aus und nach anßeren Provinzen oder dem Auslande stattgefundenen Zu- und Abgaͤnge hierbei nicht beruͤcksichtigt worden sind und erst bei Aufnahme der naͤch⸗ sten statistischen Tabelle im Jahre 1840 sich ergeben werden. Swinemünde, 7. April. Schifffahrt. In den hiesigen Hafen sind waͤhrend des verflossenen Quartals 36 beladene und 6 geballastete Schiffe und 1 Nothhafner, zu⸗ sammen 43 Schiffe, eingelaufen. Dagegen sind von hier aus beladene und 21 geballastete Schiffe uͤnd 2 Nothhaßfner, in Summe 25 Schiffe, seewaͤrts ausgegangen.

Minden, 5. Maͤrz. (Elb erf. 3.5 In der am 26. Fe— bruar d. J stattgehabten außerordenilichen General-Versamm⸗ lung der Rhein⸗Weser⸗Eisenbahn⸗Actien-Gesellschaft hat nach §§. 25 und 43 des Gesellschafts-Statuts uͤber die Aufloͤsung der Besellschaft kein Beschluß gefaßt werden konnen, weil nicht drei Viertheile der Actien vertreten waren. Der Verwaltungs⸗Rath hat in seiner Sitzung vom 27. Februar d. J. beschlossen, eine zweite außerordentliche General⸗Versammlung berufen zu lassen, welche über die Aufloͤsungs-Frage entscheiden moge. Diese ist nach Minden auf den 14. Mai ausgeschrieben.

St. Goar, 5. April. (Rh. u B. 3.) Am 3. d. loͤste in einem Schacht des Kupfer- und Bleibergwerkes der Wer— lauer Gewerkschaft hieselbst eine bedeutende Masse von Steinen und Erde sich ab, und verschuͤttete sechs Bergleute, die jedoch von andern in der Nähe sich befindlichen Arbeitern so—

leich unter dem Schutte herausgezogen wurden. Einer der

erungluͤckten, der 23jährige Peter Retzmann aus Carbach, war auf der Stelle tobt geblieben, die uͤbrigen, unter denen vier Familienväter (einer derselben mit 6 Kindern), haben alle bedeutende Beschädigungen erlitten. Sie befinden sich auf Kosten der Gewerkschaft in aͤrztlicher Behandlung.

16,6581 *

Telegraphische Nachrichten.

Köln, 8. April. Korrespondenz-Rachrichten aus Paris vom 6ten d. M melden: „In der heutigen Sitzung der Pair⸗ Kammer hat der Marschall Soult erklart, daß er, unterstuͤtzt von seinen Freunden, keinesweges das wichtige Geschäft der Bildung eines Ministeriums aufgegeben habe, zu welchem e durch das Vertrauen des Koͤnigs berufen worden.“

Die Kanadische Frage. Erster Artikel. Entstehung der Unruhen. ( uß.)

Mit dieser Concentration der Volks-Partei wurden die Klagen und Forderungen auf der einen, die Abwessungen auf der anderen Seite immer enischiedener. Die Aufhebung der Seigneurial-Verfaf— sung, durch welche ü. J. 1826 der Widerstand gründlich gebrochen werden solte, steigerle nur die Erbitterung, weil die Kolonisten in dieser Maßregel nur Haß gegen Französische Nationalität und Fran— lösische Institutfonen erblickten; noch mehr aber wuchs die Spannung, als zu gleicher Zest der Gouverneur, nach Analogie des Rechts der

420

Krone 4. das Unterhaus, die Befugniß in Anspruch nahm, den von der Assembly erwählten Sprecher derfelben auerfennen oder ver— werfen ju dürfen, und in Folge dessen i. J. 1827 sich weigerte, die Erwählung Paptneau's zu diefer Würde . bestängen. Mit diesem Faktum beginnt eigentlich erst die planmäßige Agitation durch das ganze Land, als deren Ergebniß von allen Seiten die Beschwerden sich häuften. Einige Ruhe trat ein, als auf den abberufenen Herzog kon Dalhouste, während der Jahre 1828 1833, in den Personen des Sir James Kempt und des Lord Aplmer zwei unparteifsche und versöhnliche Gouverneure auf einander folgten. Man näberte sich gegenseitig, die Assemdlo bewilligte rückständige Gelder, der Gou⸗ verneur schaffte mehrere offenbare Mißbräuche ab; aber, da je de Partei nur temporisiren wollte, so fam es auch in' dieser Zeit uaiür⸗ lich nicht zu einer gründlichen Erltdigung der Uebelstände. Die ener— gische Forderung einer gänzlichen Reform der vorhandenen Verfassung stellte sehr bald beide Parteien wiederum scharf einander gegenüber. Da von Seiten der Regierung jener Forderung keine Folge gegeben wurde, so beschloß die Assembly, Herrn Roebuck als Bevollmächtigten nach dem Mutterlande abzusenden, dessen Wirksamkeit denn endlich am Ende des Jahres 183 die Niedersetzung eine s Parlament s⸗Kom⸗ mission zur Untersuchung der vorgebrachten Desiderien bewirkte. Auf den Porschlag diefer Kommisston ward sodarn i. J. 18385 eine König⸗ liche Kommissson, an deren Spitze Lord Gosford stand, nach Kanada abgeordnet, die jedoch zu keinen bedeutenden Ergebnisse führte, weil die Assembly von vorn herein in den Umfang der der Kommission er— theilten Instruction Mißtrauen setzen zu müssen glaubte.

Während auf die angegebene Wesse die Verhältnisse in Nieder⸗ Kanada sich gestalteten, eniwickelle sich der Zustand Ober-Ka— nada's auf fast eben so ungünstige Art für das Britische Gouver— nement, nur mit dem Unterschiede, daß hier kein nationaler Gegensatz sich vorfand, vielmehr in der Stellung des Gouverneurs, seines Poll— ziehungs⸗ Raths und des Gesetz ebungs-Raths der Assembly gegenüber im Ganzen sich die im Mutter lande hervortretende politische Scheidung jwischen Tories und Whigs, zwischen Konservativen und Reformern abspiegelte. Kompakter wurde hier die Opposition erst seit dem Jahre 1832, als der Schotte Mackenzie, der sogenannte Ober⸗Kanadische Papineau, Mittelpunkt und Führer derselben wurde.

Bald nach der Absendung Lord Gosford's beschäftigte sich das Britische Parlament einsilich mit der Kanadsschen Frage in ihrem ganzen Umfange; das Resultat dieser Beschäftigung war die An⸗ nahme mehrerer, von Lord John Russel vorgelegten Beschlüsse im März des Jahres 1837. Da aber die letzteren nur sehr wenige und unbedeutende Konzessienen enthlelten, die melsten der erhobenen Jor⸗ derungen gänzlich zurückgewiesen wurden, so entsiand bei Bekannt⸗ werdung derselben in Kanada aller Orten eine gewaltige Bewegung, aus welcher besonnene Beobachter ein baldiges Fortschreiten von Wor⸗ ten zu Handlungen folgerten. Eine Proclamation Lord Gosford's ward denn auch kurz darauf, im Sommer 1837, öffentlich von den Milizen zerrissen, die Assembly erklärte die erwähnten Parlaments⸗ Beschlüsse für eine Verweigerung ihrer gerechten Bitten und Forderungen, und drohte zugleich, fortan keiner anderen Au— torität, als der Gewalt der Waffen, weichen zu wollen. Unter sol⸗ chen Umständen wußte Lord Goëford der Regierung des Mutter— landes feinen anderen Rath zu ertheilen, als den: die Vernichtung der revolutionairen Partei wo möglich um jeden Prels zu beeftlen, um nicht von ihr vernichtet zu werden, d. h. mit anderen Worten: die Kanadische Verfassung bis auf Westeres zu suspendiren und wäh— rend der Suspension den Gouverneur mit der Diktatur zu bekleiden.

Die Vertagung der Ässembly von Nieder-Kanada, welche dieser Berichterstattung des Gouverneurs an das Parlament schon vorange— gangen war, trieb die Aufregung auf den höchsten Punkt. Die Presse entwickelte in nie vorher gesehener Weise ihre Kraft, überall fanden Volkgversammlungen und öffentliche Reden fiatt, aller Orten entstan⸗ den Waffenübungen und die Jugend der verschiedenen Parteien trat in engere Verbindung zusammen; Söhne der Freiheit nann⸗ ten sich die Anhänger der Assembly. Der Dorische Klubb ver— einigte die sogenannten Lojalisten. Im November begannen die er⸗ sten offenen Feindseligkeiten und bereits gegen Ende des Jahres er⸗ blickte man im ganzen Lorenzothale bewaffnete Haufen einander ge— genüber. Bald darauf erhob sich auch die Partei der Reformer in Ober-Kanada, die über die Resolutionen Lord John Russell's sich eben so erbittert zeigte, wie die Liberalen in Nieder zRanada. Papineau hier, Mackenzie dort, standen an der Spitze der Bewegung. Auf Beider Kopf wurden bedeutende Preise ausgesetzt, aber ohne Er⸗ folg. Waren sie auch nicht glücklich in ihren Unternehmungen, indem die Insurgenten⸗Schaaren fast immer vor der bewaffneten Macht der Regierung das Feld räumen mußten, so entkamen sie doch mit den übrigen Haupt-Anstiftern der Aufregung ungefährdet auf das Gebiet der Vereinigten Staaten, von welchem aus bis in den Anfang des folgenden Jahres (1838) der Krieg, wenn auch freilich ohne großes Glück, von Seiten der Insurgenten fortgesetzt ward.

Die Nachricht von dem ausgebrochenen Aufstande langte in den letzten Tagen des Jahres 1837 in England au; sie regte elektrisch alle Gefühle, die im Rationalstolze ihren Boden haben, auf. Nach leb⸗ haften Verhandlungen wurde Ende Januars und Anfangs Februars von beiden Häusern mit bedeutender Majorität der Beschluß gefaßt, durch die kräftigsten Mittel die Empörung gegen die Krone zu Uunter⸗— drücken, und einen Königlichen Kommissarsus mit unumschränkter Vollmacht sofort zur Untersuchung des wirklichen Zustandes der Dinge nach Nordamerika abzusenden.

Diese ehrenvolle Mission wurde Lord Durham anvertraut, der bereits gegen Ende Aprils 1838 als General-Gourperneur und Ge⸗ neral Capltain sämmtlicher Britisch-Nordamerlfanischer Koloutcen von Porthmouth absegelte, Ende Maßs in Quebek anlangte, und gleich nach seiner Ankunft mit voller Energie sich dem ihm gewordenen Auftrage widmete. Indessen sah sich bekanntlich Lord Durham durch einige Vorgänge in England veranlaßt, schon im Herbst desselben Jah⸗ res seine Würde niederzulegen und gleich darauf heimzukehren. Schon am Ende Novembers iss landete er in England, und war seit die⸗ ser Zeit unausgesetzt bemüht, durch Ausarbeitung eines umfassenden Berichts über seine Amtsführung dieselbe vor feiner Regierung und vor der Welt zu rechtfertigen. Dieser Bericht erschien bereits in der eren Hälfte des Februars unter der Ueberschrift; „Keport on the affairs of british North-America, from the Earj of Durham, Her Ma- jesty's High- Commissioner ete. Presented by Her Majesty's com- mand. in den Times (Rr. 1. 9. Fehruar, Rr. 2. I1 Februar, Nr. 3. 8. Februar 1839.)

In der Einleitung giebt Graf Durham mit wenigen Worten seine Absicht zu erkennen, von seinem Verfahren als General ⸗Gou⸗ verneur, von seiner gesammten Verwaltung Rechenschaft ablegen zu wollen; er macht auf die bedeutenden Vortheile aufmerksam, die ihm durch die ihm gewordene ausgezeichnete Stellung, durch seine au sge— dehnte Vollmacht verliehen worden seyen. Keiner seiner Vorgänger habe so unbefangen sehen, sich so gründlich unterrichten können. Dlese durch seine Stellung und Vollmacht ihm erleichterte Uebersicht habe ihm aber ein Bild verschafft, welches sehr verschieden von dem 'sey, welches in der Regel das Mutterland sich eniwerfe, Mit scharfen y, , . lebhaften Farben wird dieses Bild dem Auge des Lesers vorgeführt. ;

nah gebe“, heißt es, „in den Nord- Amerifanischen Kolonieen eine Klasse, von Unterthanen, die nicht leide, sowohl unter dem Drange der gegenwärtigen Unruhen, wie unter den Zweifeln, die über die künfiige Regierungsform und Berwaltungswelse in der Provinz sich verbreitet hien Es gebe deshalb in diesem Augenblick dort weder Sicherheit der Personen noch des Eigenthums, weder Genuß am Be— sitz, noch Reiz zum Erwerb. Die Entwickelung der so ausgedehnten Ländstrichen inwohnenden Kräfte fey gehemmt, die Bebölkernng ande rer Länder, die gern hierher pilgern würde, um den Boden anzufill⸗ len und zu kultiviren, werde anderwärts hingelenkt. Jeder Tag bis zur endlichen Entscheidung mache den Zustand schlimmer, die Gemül- ther erbitterter, den Erfoig etwaiger Besserungs-ersuche jweifelhaf— ter (Seine schleun ge Refignatton“ dußert der Berichterstgtter weiter, „habe natürlich eben sowohl die Ausführung seiner Entwürfe,

wie die Vollendung seiner Ünterfuchungen unterbrochen. So viel aber

habe er in der kumen Zeit einsehen gelernt, daß die Interessen, um

die es sich dort handle von der größten Wichtigkeit schen, und daß

un ihrer Erledigung die Bund des Britischen Nord⸗Amerika's ab⸗ nge.“

„Was das Land selbst betreffe, so besitze kein Theil Nord⸗Ameri⸗ kas reichere Quellen des Emporblühens; ein ergiebiger und fruchtba—⸗ rer Boden harre des Anbaues, unerschöpfliche Waldungen böten das trefflichste Bauholz dar, ausgedehnte, noch kaum berührte Land⸗ steiche strotzten von den werthvollsten Mineralien, an der Küste, rund um jede Insel, in allen Flüffen finde man die größten und er⸗ giebigsten Fischereten. Eine Fülle von Wasserkraft sey vorhanden, um Manufakturen ins Leben zu rufen, für welche mit Leichtigkeit ein weiter Markt gewonnen werden könne. Der Handel mit auderen Ländern werde durch eine große Anzahl der sicherfien und geräumigsten Häfen begünstigt, lange, liefe und zahlreiche Ströme, so wie weste Bin— nen⸗Seen erleichterten den Verkehr im Innern, und die Struktur des Landes sey im Allgemeinen auch dem Land-Transport äußerst günstig. Es seyen überdies hier reiche Materialien, sowohl für die landwirthschaftliche, wie für die kommerzielle und Manufakturen⸗Ge⸗ werbsamkeit vorhanden. Von der Entscheidung des Britischen Parlaments hänge es ab: ob diese Ruellen in Fluß gebracht werden, ob sie versiegen sollten? Sie zu beleben und flüssig zu machen, liege aber nicht allein im Recht und im Interesse der Krone, sondern es sey auch eine heilige Verpflichtung vorhauden, weil das Mut⸗ terlaud mit seinem Blute, seiuer Arbeit und seinen Schätzen dieses Erbtheil in der neuen Welt theuer erkauft habe.“

Das ist das Bild, welches Lord Durham im Allgemeinen ent— wirft⸗ Im weiteren Verlaufe des Berichts schildert er mit eben so viel Klarheit, wie Knust der Darstellung die Natur und die Ursachen der Uebel, von denen Rieder- wie Ober-Kanada heimgesucht seven, und giebt dann zum Schluffe die Mintel an, welche nach seiner Ansicht allein eine gänzliche Entwsrrung der schwierigen Ver— wickelungen zu bewirken im Stande seyen. Diese beiden Punkte werden den Inhalt zweier noch folgenden Aufsätzen über die Kanadi— sche Frage buden. —g

2Bissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. In der 174sten Versammlung des Vereins zur Beför⸗ derung des Garlenbaues in den Königlich Preußischen Staaten wur— den vorgetragen; Die Mittheilungen des Alimärter Gactenhau-Ver— eins in Seehausen, über die daselbst im Werke begriffene Gründung eines bisonderen Verschönerungs-Vereins; Bemerkungen über die in den eingesandten Verhandlungen des Vereing zur Beförderung der Landwirthschafl zu Königsberg in Pr. gegebene Nachricht von den in England mit Erfolg angewandten Schutzmitttl gegen den trockenen Moder des Holzes durch Behandlung desselben mit Sublimat-Auflö⸗ sung, bei Darlegung der Unschädltchkeit dieses auch hier schon bei Pflanzenstäben und dergleichen erprobten Schutzmittels und der dar— aus entspringenden Ersparutsse, die allein sür die Hopfenbauer in England auf nahe an 60,00 Pfd. Sterling berechnet worden; An⸗ deutungen über die Vorzüglichkest der Rothtänne zu Hecken⸗Afniagenz Bemerkungen über die Ursachen der Entsiehung des häufig den auf Frühberten gezogenen Gurken beiwohnenden bineren Geschmacks und die dagegen anjuwendenden vorbeugenden Maßregeln; Bemerkun⸗ gen des Justiz-Secretairs Herrn Sonnenberg hierselbst, über die Kultur einer aus Brasilien stammenden Dolichos-Varietät und über die vorzüglichen Eigenschaften einer von ihm seit vier Jahren kulti— virten Bohnensorte; Mittheilungen des Herrn Geheimen Sber-Finanz⸗ Raths Kerll über die Entfernung der Maulwurfsgrille des Riek⸗ wurms (Gryllus Gryllotalpa) von den Rasenplätzen und über die Ver— tilgung der Spargelfliege (ephritis asparagi); Betrachtungen über den reichen Inhalt des von dein Garten- und Blumenbau-Perein in Hamburg eingesaudten neuesten Heftes seines Archivs, das eben so gründliche Original-Abhandiungen als interessante Rotizen aus an— deren Gartenschriften enthält, ünter Anderem: Nachrichten über die in dortiger Gegend im Freien ausdauernden Magnolien; die Beschrei⸗ bung einer Anzahl der neueren Camellien⸗Barietäten, mit Hinweis auf die Menegraphie der Camellien vom Abb? Berlése und die davon er schienene beachtenswerthe Uebersetzung eines Berliner Garten freundes ; eine Abhandlung über die Kultur der Pelargonien, nebst Aufführung einer großen Anzahl neuer Englischer Varietäten; Nachrichten über die Landwirischafts-Geselschaft für das südliche Schweden, zu Lund und über die Gartenbau-Gefelischaft zu Wosfan, so wie interessante Ro⸗ tijen über den Blumenhandel in Paris, dessen Gesammt-Verkehr auf zwei Millionen Francs jährlich angegeben wird. Der Herr Geheime Medizinalrath Lichtenstein berichtete das Bemerkenswertheste aus den Januar⸗ und Februarheften von Loudonis Gardeners Magazine, ent⸗ baltend unter Anderen die kritischen Beschreibungen ausgewählter klei⸗ nerer Garten-Anlagen bei den sogenannten vorstäbtischen Sommer- Wohnungen in der Gegend von London, mit Hinblick auf die Grund⸗ sätze einer auf malerische Wirkung hinausgehenden Anordnung sol⸗ cher Anlagen; so wie die Fortsetzung der Zu sammenstellungen über die Wirkungen des vorjährigen anhaltenden Frostes; imgleichen fort— laufende Artikel über schädliche Garten-Inseiten n' s. w. Derselbe Referent machte aufmertsam, auf das vorgelegte, vom Herrn Profes⸗ sor Dr. Störig hierfelbst entworfene Tableau darstellend ein Sysiem des Landbaues, nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft, in Form einer hochbejahrten Eiche, umgeben von Attributen der Land- wirthschaft. Der Zweck dieser belfällig aufenommenen, auch zur angenehmen Zimmer-Zierde dienenden siunigen Darstell ung geht dahin, eine schnelle und deutliche Uebersicht jenes umfangreichsten aller wis⸗ senschaftlichen Gewerbe zu geben und zu zeigen, wie dasselbe sich in Haupt- und Rebenzweige zertheilt und diese umgekehit zu einem gro⸗ zen abgerundeten Ganzen sich wieder vereinigen. Bestellungen auf dies Tableau und Unterschriften auf das von dem Herrn Verfasser noch herauszugebende, darauf sich beziehende besondere Werk, wer⸗ den bei dem Secretair des Gartenbau-Pereins angenommen. S .

un gn . r n. Amsterdam, 3 April.

Niederl. wirkl. Schuld all. Soυι do. 01. Kanz. Bill. 26! . doso Span. 172,9. Passive Al,, 4. Ausg. Sch. Zinsi. S?. Preuss. Präm. Sch. —. Poln. —. Oesterr. Met. 1031/9.

Antwerpen, A. April. Zinsl. Neue Anl. 1743. Erankfurt a. M., 7. April.

21s20/o Holl, dzlÜ a. Banks Actien 1706. Dos Span. Anl. 61/0. Poln. Loose 787? Taunusbahn Actien 280.

Hamburg, 8. April. Bank- Actien 1188. Engl. Kuss. 1071. 16. Paris, 5. April. ( do / Rente fin eour. 100. 68. 30 fin cour. S9. A9. S0, ng. au eompt. 100. 63. do Span. Rente 207. Passive —. 3 099 Port. —.

Wien, 5. April. do / g Met. 1071/8. A0, 10055. 30/0 S119. 2160½ —. Bank- Actien 1510. Neue Anl.“.

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 11. April. Im Schauspielhause; Der Kauf— mann von Venedig, Schauspiel in 5 Abth., von Shakespeare. (Herr Seydelmann: Shylock)

Freitag, 12. April. Im Opernhause: Die Hochzeit des Figaro, Hper in 2 Abth, mit Tanz. Musik von Mozart. Dlle⸗ Lowe: Susanne.)

Köonigsstädtisches Theater.

Donnerstag, 11. April. Graf Benjowski, oder: Die Ver⸗ schwörung auf Kamtschatka, Schauspiel in 5 Akten, von Kotzebue.

Freitag, 12. April. Emma von Falkenstein. Romantische Oper in 3 Akten, nach Kotzebue's „Kreuzfahrer“, von Frie⸗ drich Genée. Musik von August Schaffer.

In Vertretung des Redacteurs: Wentzel. Gedruckt bei A. W. Hayn.

190 .

Allgemeine

Preußischt Staats-Zeitung.

Berlin, Freitag den 12 ten

April

1839.

2

m —— ö

Amtliche Nachrichten.

Kron den Tages. Des Königs Majestäͤt haben Allergnädigst geruht, dem Re—

gierungs⸗Vice⸗-Präsidenten Leo zu Posen den Charakter und

Rang eines Geheimen Ober ⸗Reglerungs-Raths beizulegen.

Alle diejenigen, welche sich, ohne nach den bestehenden Ge⸗ dem chirurgischen oder der hiesigen Koͤnigl. Friedrich

setzen immatriculationsfähig zu seyn, pharmaceutischen Studium bei

Wilhelms Universitat widmen oder das schon begonnene fort⸗

setzen wollen, werden hierdurch veranlaßt, sich noch vor Anfang

Des bevorstehenden neuen Studien Semesters bei dem Unter?

zeichneten, Franzoͤsische Straße Nr. 42, in den Morgenstunden

von 8 10 Uhr mit Beibringung der über ihre Schulkenntnisse heutigen Sitzung war der Antrag des Herrn Peler de la

oder uͤber bereits gehörte Vorlesungen sprechenden Zeugnisse zu 61 wonächst sie, wenn sie geeignet befunden oder es nach ihm das Wort zu vergöͤnnen, ehe man sich mit den Interpel—

lationen des Herrn Pelet de la Lozere beschaftige.

einer Vorpruͤfung werden, die Zulasfung und nahere Anleitung

zum betreffenden Studium zu gewaͤrtigen haben. Berlin, den 4. April 1839. Der Direktor des chirurgisch pharmaceutischen Studiums bei hiesiger Königl. Universitaͤt. Rust.

Bekanntmachung.

Vom 1. Mai d. J. ab werden die Post Verbindungen auf dem Course zwischen Leipzig und Magdeburg und auf dem Lourse zwischen Magdeburg und Kletzke in folgender Art stattfinden:

) Zwischen Magdeburg und Leipzig

in Magdeburg ankommt täglich 7ü/, Ü. Abends und 9! U. fruͤh,

aus Magdeburg abgeht täglich 7 U. fruͤh und 7 u. von Montebello ergriff das Wort gegen den vorigen Redner,

Abends, in Leipzig ankommt 9 U. frůh.

Zur Beföoͤrderung dieser Post werden bequeme, auf Druck— federn ruhende Wagen eingestellt. Das Personengeld bei der⸗ selben beträgt: . ö

2) zwischen Leipzig und Schkeuditz 7!“ Sgr. fuͤr die

Meile, und

taͤglich 8!) U. Abends und

b) zwischen Schkeuditz und Magdeburg 6 Sgr. fuͤr die Meile, U

wefar 36 Pfund Gepäck frei mitgenommen werden können.

b. Eine tägliche Guͤterpost zwischen Leipzig und Magdeburg,

deren Lauf, wie folgt, stattfinden wird: aus Leipzig täglich 12 U. Mittags, in Magdeburg täglich 8!/ UL. früh, aus Magdeburg täglich z U Nachmittags, in Leipzig täglich 9! /,. U. fruͤh. . . Mit dieser Post werden keine Personen befördert, dieselbe

dlent vielmehr nur zur Besorgung der vorhandenen Fahrpost⸗

Gegenstaͤnde. 3) Zwischen Magdeburg und Kletzke ö 2. Eine viermal wöcentliche Schnellpost, welche sich in Mag⸗ deburg mit der Personenpost von und nach Leipzig und in Kletzke mit der Schnellpost zwischen Berlin und Ham— burg genau verbindet. Der Lauf dieser Post wird in fol—

gender Weise stattfinden:

aus Magdeburg nach Kletzke Sonntag, Montag, Mitt⸗

woch und Donnerstag 8 U. Abends, nach Ankunft der Personenpost aus Leipzig und Halle; . 6 in Kletz ke , G. Dienstag, Donnerstag und Freitag 93, U. fruͤh, ö ,, an die Schnellpost nach Hamburg; aus Kletzke nach Magdeburg Sonniag, Dienstag, Don⸗ nerstag und Freitag * Ü. Nachmittags, nach Ankunst der Schnellpost aus Hamburg; in Magdeburg Montag, Mittwoch, Freitag und Sonn— abend 6!“ U. fruͤh, zum Anschluß an die Personenpost nach Halle und Leipzig. Das g bei der Magdeburg ⸗Kletzker Schnellpost beträgt 9 Sgr. fuͤr die Meile, wofuͤr 30 Pfund Gepaͤck frei be—⸗ ert werden.

36 Eine zweimal wöchentliche Reitpost, welche sich in Mag— deburg an die Personenpost nach und von Leipzig und in Kletzke an die Reitpost zwischen Berlin und Hamburg an— schließt, und folgenden Gang erhalt:

aus Magdeburg Dienstag und Sonnabend 8 U. Abends,

in Kletzke Mittwoch und Sonntag 9! / U. fruͤh,

aus Kiletzke Mittwoch und Sonnabend 315 l. Nach-

mittags,

in Magdeburg Donnerstag und Sonntag 416 u. fruͤh.

Die Korrespondenz von Magdeburg, Halle, Leipzig ꝛc., trifft nach dieser zu 2. und b. gedachten Einrichtung täglich Mor,

gens, mit Autschluß des Sonntags, zu Hamburg ein, und wird /

taglich Abends, mit Ausschluß des Sonntags, aus Hamburg

nach gedachten Staͤdten abgefertigt. ö Err viermal wöchentliche Fahrpest, die sich in Magdeburg mit der Personen- und Guterpost nach und von Leipzig und in Kletzke mit der Fahrpost zwischen Berlin und Hamburg genau verbindet. Der Lauf dieser Post wird

in nachstehender Weise stattfinden: aus Magdeburg Montag, Mittwoch, Donnerstag und

Sonnabend 10 U. Vormittags, in . i fe Donnerstag, Freitag und Sonntag

61 früh,

aus Lleyte Sonntag, Mittwoch,

Freitag und Sonn⸗ abend 53 /. U. Nachmittags,

in Magdeburg Montag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag 2. U Nachmittags.

Mit dieser Post findet eine Beförderung von Personen statt, und betraͤgt das Personengeld far die Meile 5 Sgr. Berlin, den 7. April i839.

General ⸗Post⸗ Amt.

Zeitungs-⸗Nachrichten. A u s la d.

Frankreich.

Pairs⸗Kammer. Sitzung vom §. April. In der

Lozere« an der Tages⸗-Ordnung. Der Marschall Soult bat, ! Fur ihn, sagte er, kaͤme es zunaäͤchst darauf an, zu wissen, ob ein Pair das Recht habe, Fragen an einen Andern über Vorgange außerhalb der Kammer zu richten. „Ich wuͤnschte,“ sagte er, daß ich reden duͤrfte, ich wuͤnscht' es, um die Krone gegen die ungerechten Vorwürfe zu vertheidigen, welche man ihr ge⸗ macht hat; ich wuͤnschte es, um die schändlichen Verleumduͤn⸗

höhere Ruͤcksichten ab, daß die

aus, daß der Marschall sich ausführlicher äußern a. Eine zweimal des Tages coursiren de Personenpost, welche dadurch vielleicht anzudeuten, wie den Verlegenheiten des Au— aus Leipzig abgeht täglich 5 U fruͤh und 5u. Abends, zugleich fuͤr angemessen, eine Adresse zu entwerfen, in welcher die Pairs Kammer den Wunsch aussprechen solle, daß die mi—

gen, mit denen man seibst die höchsten Personen nicht verschont hat, widerlegen zu koͤnnen. Dennoch halten mich . mehr zu sagen, und ich hoffe, Kammer meine Zurückhaltung billigen wird— Der Marquis von Dreur⸗Brézs sprach den Wunsch möge, um

genblickes abgeholfen werden koͤnne. Der Marquis hielt es

nisterielle Krisis bald beendigt werden möge. Der Herzog besonders gegen eine Aeußerung desselben, welche die gegenwaͤr⸗ tige Lage als eine inconstitutionnelle bezeichnete. Nachdem er das provisorische Ministerium durch die Zeitumstände zu recht⸗ fertigen gesucht, sagte er am Schluß seiner Rede, das Ministe⸗ rium, dem er angehöre, sey kein interimistisches Ministerium, sondern ein wirkliches, welches keine der Peaͤtogativen der Krone fahren lassen werde. Da kein anderer Redner eingeschrieben

war, so wurde die Sitzung aufgehoben.

Paris 6. April. Der Graf Flahault hatte gestern eine Audienz beim Koͤnige. Wie es heißt, wird er in‘ den ersten Tagen der naͤchsten Woche nach London zuruͤckkehren.

Die Deputirten- Kammer setzte in ihrer heutigen Siz⸗ zung die Prufung der Vollmachten fort, und beschaͤftigte sich in derselben besonders mit den streitigen Wahlen. Die Zahl

der gestern zugelassenen Deputirten beläuft sich auf 318. Am

Donnerstage glaubt man, werde die Abstimmung uͤber die Praͤ,

sidenten⸗Wahl beginnen.

Das „Journal des Débats“ fand, daß beide Parteien bei

den Praäsidenten⸗ und Secretairs⸗Wahlen der Büceaus sich so

ziemlich das Gleichgewicht gehalten hätten. Nicht so die Op— positions Blätter. Diese sehen die Sache anders an und erhe⸗ ben schon ein Siegesschrei. Der Messager sagt: „Die par⸗ lamentarischen Ansichten haben einen schönen Triumph errungen, der indeß noch vollständiger gewesen seyn wuͤrde, wenn die Doc— trinaire sich nicht fuͤr ein System der Neutralität entschieden hätten.“ Der Courrier frangais findet im Gegensatze zum

„Journal des Debats“, daß die Ernennung der Präsidenten und Secretaire in den Buͤreaus eine große Bedeutung habe. „Es war die erste politische Aeußerung der Kammer“, sagt er, fes war die erste Demonstration, welche sichere Anga⸗ ben uber die gegenseitige Stärke der Parteien geben konnte. Der Phalanx der 213 hat sich verstärkt, aber der Erfolg hat ihn schon getheist; die Doctrinaire bil⸗ den eine besondere Abtheilung und sind neutral geblieben. Nichts destoweniger zählt die Opposition 213 Stimmen, die Kandidaten des Jacqueminotschen Vereins nur 195, und von diesen muß man noch die 24 Doctrinaire abrechnen, die sich schwerlich vom linken Centrum trennen werden, und die uͤbri— gens auch nicht die Majoritaͤt in ihrer Hand haben.“ Das „Journal de Paris“ rechnet der Opposition eine Majoritaͤt von 48 Stimmen heraus; die Zahl der Stimmenden habe namlich 406 betragen und davon seyen 227 der Opposition und 179 dem Ministerium zuzurechnen. Der „Constitut /onnel“

meint, die Wahlen haͤtten erwiesen, daß die ministerielle Partei,

selbst wenn die Doctrinäͤre zu ihr übertreten, nicht die Ma joritaͤt erringen konne.

Die Stempel⸗-Abgaben der Zeitungen haben im Jahre 1837

2, 87,9000 Fr. eingebracht, während sie sich im Jahre 1836 nur

auf 2,365,000 Fr. beliefen. Es ergiebt sich alfs eine Zunahme

von 422,080 Fr,, welche als Beweis fuͤr das fortwährende An— wachsen der periodischen Presse dienen kann.

Der Constitutionel sucht in einem langen Artikel zu er⸗ weisen, daß, wenn auch Herr Odilon Barrot nicht zum Praͤsi⸗ denten der Kammer gewählt wuͤrde, man daraus noch nicht schließen duͤrfe, daß Herr Thiers nicht ins Ministerium kom- men werde. Als man ein gemischtes Kabinet habe bilden wol— len, meint das genannte Blatt, ware die Praͤsidentschaft des Herrn Odilon Barrot fuͤr ein nothwendiges Gegengewicht ge⸗ gen etwaige Neigung des Kabinets, sich der rechten Seite zuzu⸗ neigen, erachtet worden; jetzt aber, wo ein gleichartiges und rein dem linken Centrum entnommenes Kabinet gebildet werden solle, ware die Wahl des Herrn Odilon Barrot nicht mehr eine Noth⸗ wendigkeit zur Feststellung des Gleichgewichts und man könnte darin bloß eine Aeußerung der Sympathie sehen. In ahnlicher Weise spricht sich der Messager uber diesen Punkt aus; er sagt:

„Wird Herr Odilon Barrot nicht ernannt, so beweist dies, daß ein Theil der parlamentarischen Partei sich nach einem an— dern Buͤndniß umgesehen hat; traͤte dieser Fall ein, so konnte die Abtruͤnnigen nur die Verachtung der Partei treffen, zu der sie übergegangen sind. Gegen die von Herrn Thiers vertretene Politik bewiese das aber nichts, denn diese kann nur in der Person des Herrn Thiers besiegt werden. Ungeachtet der An—⸗ näͤherung zwischen der linken Seite und dem linken Centrun repräsentiren doch beide Staatsmänner keineswegs eine unn dieselbe Politik. Wird Herr Odilon Barrot auch nicht gewählt, so wird die Zahl der Stimmen, die er erhalt, jedenfalls den Fortschritt der parlamentarischen Meinungen bezeugen.“

Der Nouvelliste berichtet: „Die Geruͤchte, welche heute Morgen uͤber den Versuch einer neuen ministeriellen Combina— tion verbreitet waren, entbehren jeden Grundes. Die Staats— maͤnner, welche die Gewalt der Dinge zum Eintritt in das neue Kabinet berufen wurde, haben keine Aufsorderung erhal⸗ ten. Herr Passy ist erst heute Morgen aus Franconville zuruͤckgekehrt⸗

Gestern Abend waren die Deputirten des linken Centrums, 62 an der Zahl, bei Herrn Ganneron versammelt und beschaf— tigten sich mit der Prufung der Vollmachten. Die Versamm— lung soll entschieden haben, gegen alle Wahlen, bei welchen der Verdacht der Bestechung vorlage, auf eine strenge Untersuchung anzutragen.

Herrn Guizot's Krankheit dauert noch immer fort; sie be⸗ steht in einem Brustuͤbel. Unglaͤubige wollen die Entdeckung gemacht haben, daß die Krankheit des Herrn Guizot sehr viel Aehnlichkeit mit der des Marschall Soust in der ersten Zeit der Unterhandlung zur Bildung eines Ministeriums habe. Man liest im Moniteur: „Ein Morgenblatt sucht die Aufmerksamkeit der Regierung auf die unbeschäftigten Arbeiter zu ziehen. Wenn wir wohl unterrichtet sind, so sind alle fur die offentlichen Arbeiten bestimmten Werkstaͤtten seit mehreren Tagen in voller Thätigkeit. Wir können ferner versichern, daß die staͤdtische Verwaltung sich bemuͤht, die Billigung mehrerer neuer, vom Munizipalrath schon angenommener Entwuͤrfe zu erhalten. Alles läßt hossen, daß in dem beginnenden Sommer die größte Thätigkeit in den Bauten herrschen wird.“

Das Journal des Débats berichtet aber die Zusammen⸗ rottungen, die gestern Abend stattgefunden haben: „Ein Haufe junger Leute zog über den Platz de la Concorde und die Bou— levards, unter Absingung aufeuͤhrerischer Gesaͤnge und unter dem Geschrei: „Zu den Waffen! Brod fuͤr 12 Sous! Es lebe die Republik!“ Auf dem Boulevard St. Martin versuchten die Unruhestifter, den Laden eines Waffenschmiedes zu pluͤndern, wurden indeß mit leichter Muͤhe davon abgehalten. Vor dem Thore St. Denis hatte sich ebenfalls ein starker Auflauf gebil— det, der erst um 10 Uhr Abends durch die Munizipal⸗ Garde und ein Bataillon des 9gten Linien- Regiments zerstreut ward. Um Mitternacht war wieder Alles ruhig in der Hauptstadt. Auch gestern Abend fanden wieder Zusammenrottungen auf dem Boulevard St. Martin statt, und es wurde die Matfeillaise gesungen. Indeß gelang es der National⸗Garde bald, die Un⸗ ruhestifter zu zerstreuen.“

Paris, 6. April. Der Angriff, welcher auf die Minister in England bei Gelegenheit der Irländischen Frage geschehen ist, verfehlt nicht, so sehr auch die eigenen Angelegenheiten hier beschaͤftigen, vielfach die Politiker in Bewegung zu setzen. Wenn gleich dies ein Ereigniß ganz entgegengesetzter Natur ist, als das bei uns, so mangelt es dennoch nicht an vielen Vergleichun⸗ gen, die eben so unrichtig sind, wie alle anderen Parallelen und Berufungen auf England. Die ungluͤcklichste von allen aber, die jetzt recht beliebt ist, betrifft das dortige Verhältniß der Krone zu dem Parlamente und den Ministern. Besonders seit Montesquieu ist die Englische Verfassung das Ideal Vieler ge⸗ worden; der Reichthum des Landes, die freie Verfassung wur⸗ den Gegenstaͤnde allgemeiner Sehnsucht und Bewunderung. Man glaubte, mit der Erringung der letzteren auch der ersteren gewiß zu seyn, und es folglen mancherlei Versuche, hier oder dorthin dieses Heil zu verpflanzen. Aber es blieben exotisch⸗ Gewaͤchse, die nicht in dem neuen Boden wurzeln, nicht in an⸗ derer Luft als der von Albion gedeihen wollten, oder die sofort in eine ganz andere Gestalt sich umwandelten. Nicht ohne viel⸗ fache Taͤuschungen waren auch die Vorstellungen, die man sich von den Verhaͤltnissen jenes wunderbaren Staatsgebaͤudes und der ersehnten Verhältnisse machte, und ganz unglucklich fiel es aus, wenn man einige Aeußerlichkeiten der Form ohne das Wesen und die Grundlage uͤbertragen wollte. Wenn Frank— reich sich England zum Vorbilde wahlt und Dinge entlehnen will, welche unter den dortigen Beziehungen eine ganz andere Bedeutung haben, so gehoöͤrt dies zu den verderblichsten Wir kun⸗ gen, welche die Oberflaͤchlichkeit und das Verxweilen bei der äu⸗ ßeren Form und Erscheinung hervorrufen. Es ist hier zwar oft genug von den tiefer Sehenden auf die große Grundverschieden⸗ heit der Verhaͤltnisse beider Laͤnder hingewiesen worden, und daß die beliebte Uebertragung einzelner Momente, wie sie eben bequem erscheinen, der größte Irrthum waͤre und die unselig⸗ sten Folgen hatte; aber dies hat nicht abgehalten, es immer neu wieder zu versuchen und jetzt in Beziehung auf den Lebene punkt des ganzen Staatswesens;: in Hinsicht der Bedeutung und des Einflusset der Krone. In England, heißt es, bildet der Koͤnig sein Ministerium aus der Majorität und uͤberlaßt diesem alsdann die ganze weitere Sorge fuͤr die Regierung Ob dies in dem Grade der Fall wirklich ist, wie man es behauptet und in Frankreich einfuͤhren möchte, bleibe dahingestellt; daß es aber nicht immer so gewesen, lehrt die Geschichte; eb es so heilsam und ob es in Zukunft ohne große Nachtheile so werde bleiben koͤnnen, da jetzt die bisherige, feste Grundlage des Gebäudes angegriffen worden, sey auch bei Seite gestellt. Daß es also gegenwartig sich, nach jener Behauptung, ganz so verhalte, y vorlaufig gelten, so wie, daß dadurch in allen Theilen

des kolossalen Reiches das beneidete Glück blühe. In keinem