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Man sieht also unaufhoͤrlich die direkten und indirekten An⸗ griffe auf die Regierung sich sortsetzen, und von jeder Seite vernimmt man andere Erwartungen und Lehren über den Aus— gang dieses Kampfes. In der eingeschlagenen Richtung hoffen die Einen das Ende und das Heil: „unter der entschiedenen Vormundschaft der Kammer die Regierungs- Geschaͤste besorgt zu sehen. Wenn Aufruhr tobt, oder Anarchie und sonstige Ge— ahr droht, dann wird die Kammer schon hinzutreten und die Regierung verstaͤrken!“ Ist das denn aber ein erwuͤnschter Zu⸗ stand, alle ein oder zwes Jahre in den Straßen sich herumzu— schlagen, und wird die Auroritaͤt der Kammer, wenn die der Regierung erst ganz vernichtet ist, von den Verschwoͤrern mehr cachtet und gefärchter werden? Wird ihr Beistand nicht end— lich einmal zu spät kommen? Warum sollten die Proletarier we⸗ niger luͤstern nach den Schaͤtzen der Reichen und mehr mit den Gesetzen überhaupt zufrieden seyn, wenn die Kammer der Wirklichkeit nach die meisten Rechte der Krene erobert hütte? Daß dann die Polizei kräftiger, die bewaffnete Macht disziplinirter und soyaler seyn werde, wenn sie mehr noch die deme kratische At— mosphäre eingeathmet haben wurde, das durfte wohl nicht zu er— warten stehen. So könnte man also den Verschwöoͤrungen und Tumulten weniger vorzubeugen und mit noch wenigerem Nach- druck sie, nach ihrem Ausbruche, zu unterdruͤcken hoffen. Und am Ende wären diese Uebel noch die geringsten. Die sich selbst nberlassenen hundert Parteien und Interessen in der durch den Zufall zusammengebrachten Kammer, was wurden daraus fuͤr das Innere und fuͤr das Aeußere, fuͤr Kämpfe und Erfolge hervor— gehen! Wer sich dieses nicht aus der Natur der Sache, ihrer innern Nothwendigkeit, ableiten kann, der frage die Ge—
schichtel —‚„Was wollt 6 denn aber Anderes an die Stelle segen?“ rufen jene dann. „Soll der Kampf so enden, daß die Macht der Kammer vernichtet werde?“ Darauf erwiedern dann Andere: „Keines von beiden soll seyn; der Kampf wird sich schon aus— gleichen, wenn erst die politische Bildung weiter vorgeruͤckt seyn Ioird; es sind dies nur voruͤbergehende, unvermeidliche Erschuͤt— terungen; lassen wir der Sache nur ihren Lauf!“ „Das ist nun schon ganz schoͤn und wahr“, bemerken wieder Andere, „daß die Bildung die einzige Loͤsung der uralten Aufgabe des vollendeten Staates ist. sese Bildung aber, sowohl als sitt— liche und geistige uberhaupt, wie insbesondere als politische, wie weit ist sie bei uns noch von ihrer Vollendung enifernt! Wie lange wuͤrde dieser Kampf also noch dauern muͤssen, um durch sie beendet zu werden! Es moͤchte leicht daruber Alles zu Grunde gehen und waͤre daher wohl sehr zu rathen, die Sache nicht so ganz ihrem Laufe, den sie eben genommen, zu uͤber⸗ lassen, sondern mit voller, ganzer Klarheit und Kraft sich der Angelegenheiten zu bemaͤchtigen, und sie auf eine feste Grund— lage zuruck zu fuͤhren. Diese ist schon in der Charte gegeben;
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hatte. Dieser Oppositionsgrund ist aber ein bloßer Vorwand; man will nur, daß kein vom Parlament bewilligtes Geld zu Unterrichtszwecken anders als fuͤr das von der herrschenden Kirche gebilligte Unterrichts-System verwendet werden soll. Doch scheint unter den ehrenwerthen Herren keine vollkommene Ueber⸗ einstimmung in dieser Beziehung zu herrschen, und sie haͤtten daher die Sache ihrerseits wohl zu einer offenen Frage machen konnen, obgleich ich nicht gerade ein Freund der offenen Fragen bin. Jedenfalls aber sollten sie es wohl erwaͤgen, ob es ange—
verfaͤhrt, der von Georg III. und dem Herzoge von Kent un— terstuͤtzt wurde, und den auch die Regierung zu dem ihrigen machen will.“
entgegen. „Nicht die verlangte Summe ist es“, sagte er, „der wir uns widersetzen, — sie mochte immerhin noch groͤßer seyn, wenn sie nach demselben Grundsatz wie im vorigen Jahre beantragt wuͤrde, — sondern nur das Prinzip, welches bei die— ser Forderung jetzt zu Grunde gelegt wird. Wir wuͤnschen recht sehr die moͤglichste Ausdehnung des Unterrichts, aber wir wollen keinen Unterricht beguͤnstigt sehen, der nicht auf die Leh— ren der herrschenden Kirche gegruͤndet ist. (Hört, höoͤrt! von
welche gegen den ministeriellen Plan eingegangen sind, das
aufgezwungen werden. Ein Unterrichts⸗System, das den Gefuͤhlen Aeltern wuͤrden ihre Kinder nicht in die Schulen schicken, und
dern nur aufgehalten werden“. Herr Baines machte bemerk⸗ lich, daß die Opposition immer noch so thue, als ob der an⸗ faͤngliche ministerielle Plan nicht aufgegeben wäre, gegen den sich allerdings Manches hätte einwenden lassen; jetzt aber sey von der Anstellung von Kaplaͤnen, oder Dissenter - Geistlichen, oder katholischen Priestern an gemischten Normal⸗-Schulen keine Rede mehr, eben so wenig von drei verschiedenen Bibel-Ueber— setzungen; man sage zwar, durch den Geheimerathsbefehl vom 35. Juni sey der Regierung auch die Befugniß vorbe— halten, jenen ersten Plan wieder hervorzuholen; habe dann aber, wenn dies geschäͤhe, das Unterhaus nicht die Macht, es zu hindern? Herr Litton erneuerte wieder den Vorwurf gegen die Minister, besonders gegen Lord J. Russell, daß sie den Katholizismus fordern wollten. Der edle Lord, sagte er, lasse keine Gelegenheit vorübergehen, wo er der herrschenden Kirche Schmach zufuͤgen koͤnne; jedes Wort, das er spreche, und
ihrer Wahrheit, ihrem Geiste nach, halte man daran
sest; von diesem geleitet, sind Modificationen moͤglich, das Wesen aber bleibe unangetastet: „eine constitutionnelle Monarchie“, wonach der Regierung Kraft und An⸗ sehen, den Regierten hinlängliche Garantieen gegen den Miß hrauch der Gewalt und Antheil an der Gesetzgebung verliehen sind. Ohne Kampf kann es denn freilich nicht abgehen, aber er darf sich nicht gegen die Grundlagen selbst richten, sondern
nur auf die einzein konkreten Punkte, über welche eine Ver—
stndigung nothwendig und nicht sofort moglich wird, und zwar
nur als ein Kampf in constitutionneller Weise. Der gegenwaͤr—
tige Kampf aber ist kein voruͤbergehender, nothwendiger um
Einzelnes; er ist ein Lebenskampf und dauert er lange fort, so
treibt er zu Extremen, aus denen man erst nach langen und
bittern Erfahrungen zu dem Versuche ihrer Versoöͤhnung ihrer
Vereinigung, welches eben die Aufgabe der hoͤchsten Bildung
ist, spat wieder zurückkehren duͤrfte. Man hat die zu durchlau— senden Phasen schon durchgemacht.“ — Diese und andere Reden kann
inan überall vernehmen. Kommen wir aber nun zu dem Punkt, von dem wir ausgegangen sind, zuruͤck, lassen die Zukunft un— besprochen, und wenden unsern Blick auf die Gegenwart hin, so werden wir gewahr, daß der Waffenstillstand, der zwischen ben zwei streitenden Maͤchten zu Stande kam, als ein gemein schaftlicher Feind urploͤtzlich erschien, eher wieder zum Kriege zuruͤckkehren, als sich in einen definitiven Frieden umwan⸗ deln will.
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ zung vom 24. Juni. Auf den Antrag des Marquis von Lans downe wurde eine Bill uͤber die Wechsel in den Aus— schuß gebracht. Der Zweck dieser Maßregel war, einem tem. porären Gesetze, durch welches zu Gunsten des Diskontirens der Wechsel derjenige Theil der Wuchergesetze aufgehoben wurde, der mehr als 5pCt. Zinsen zu nehmen verbietet, immerwährende Dauer zu geben. Jene Akte besteht seit zwei Jahren und hat, wie der Minister versicherte, die heilsamsten Folgen gehabt, in dem sie sich nicht nur als unschaͤdlich, sondern in kommer zieller Hinsicht als hoͤchst nuͤtzlich, ja als unumgaäͤnglich nothwendig erwiesen. Die darin enthaltene Verguͤnsti⸗ gung soll nach der Absicht der Minister auch auf Schatz. kammer-Scheine, Obligationen der Ostindischen Compagnie
und aͤhnliche Schuldbriefe ausgedehnt werden. Bei der Be- aber der Herzog von Wel
rathung im Ausschusse trat lingt on mit einem Amendement herpor, demzufolge, das hetref,
fende Gesetz fuͤrs erste nur bis zum 1. Januar 1852 verlaͤngert werben sollte, weil der Herzog der Meinung war, daß die im— mer währende
1 Unrechtlichkeiten allzuleichte Gelegenheit geben wuͤrde. Vergebens berief sich der Marquis von Lansdo wne darauf, daß das : ̃
lich bewaͤhrt habe; das Amendement, dem sich auch Lord Ash— burton anschloß, wurde mit 69 gegen 52 Stimmen angenom⸗ men. In dieser veraͤnderten Gestalt ginn die Bill dann durch
den Aueschuß.
Oberhaus. Sitzung vom 23 Juni. Graf Stan—⸗ hope uͤberreichte eine Reihe von Chartisten⸗ Petitionen unb ließ sich zu Gunsten derselben vernehmen. Die Bittschriften wur⸗ ben angenommen und auf die Tafel des Hauses niedergelegt.
Unterhaus. Sitzung vom 24. Juni. Als das Haus sich, dem Antrage Lord J. Russell's gemäß, in einen Sub⸗ sidien⸗Ausschuß verwandelt hatte, beantragte der Minister die Bewilligung einer Summe von 30, 9)h0 Pfd. zu Unterrichts, zwecken. „Es handelt sich darum“, sagte er, Hob Sie diese Subsidie bewilligen oder den Unterricht, ohne Einmischung des Staats, ganz dem Volke überlassen wollen. Man widersetzt sich unserem Plane angeblich deshalb, weil die verlangte Summe in die Hände eines aus Mitgliedern des Geheimen Raths beste⸗ henden Kollegium anvertraut werden soll, wahrend fruher ein Ausschuß der Mitglieder des Schatzamts darüher zu verfugen
Gultigkeit eines solchen Gesetzes zu Wucher und
Gesetz schon seit zwei Jahren cristire und sich vortreff⸗
Alles, was er thüe, ziele darauf ab, das Ansehen dieser Kirche zu schmaͤlern und sie herabzuwuͤrdigen. Herr J. O CLonnell dagegen fand in diesem Vorwurf einen neuen Beweis, daß alle Op— position der Tories in diesem Falle nicht sowohl gegen die Dissenters, als gegen die Katholiken gerichtet sey, die man allein von den Wohl— thaten ausschließen wolle, welche man anderen Religionsparteien nicht vorenthalten wuͤrde. Sir G. Clerk machte bemerklich, daß Lord J. Russell zu Anfang habe hoffen lassen, er werde seinen Un— terrichts⸗Plan dem Hause in Form einer Bill vorlgen, damit man ihn gehörig erwägen und damit auch das Oberhaus an dieser Erwägung Theil nehmen konne; statt dessen habe er nun zu einem bloßen Subsidien-Antrage seine Zuflucht genommen, und so das andere Haus von aller Theilnahme an der Sache ausgeschlossen; dies sey ein durchaus verwerfliches Verfahren, dem man sich aufs entschiedenste widersetzen muͤsse. Auch auf Schottland wolle man, wie er aus dem Plan der Minister er— sehe, das neue System ausdehnen, daß nur diejenigen Schu— en vom Staate unterstuͤtzt werden sollten, die sich der Aufsicht des Geheimeraths-Kollegiums unterwuͤrfen; das Schottische Presbyterium werde sich aber einer solchen Zumuthung nimmermehr fuͤgen, und daher wuͤrden die Schot— tischen Schulen, die so trefflich eingerichtet seyen, auf alle Un— terstuͤtzung aus Staatsfonds verzichten muͤssen; vielleicht wolle man auch die Errichtung katholischer Schulen in Schottland
beguͤnstigen; wenn man dies ihaͤte, so wuͤrde sich ein allgemei-
ner Schrei des Unwillens daselbst erheben, und wenn das Schottische Volk uͤberhaupt vorher nur irgend eine Andeutung erhalten haͤtte, daß die Minister ihren Plan auch auf Schott— land ausdehnen wollten, so wurden aus allen Staͤdten dieses Landes, wie es in England geschehen, Petitionen dagegen ein— gelaufen seyn. Es sprachen hierauf noch Herr Shiel fuͤr und Herr Goulburn gegen den ministeriellen Antrag, und nach— dem Lord J. Russell noch einmal das Wott genommen hatte, um die Absichten der Minister gegen faͤlschliche Auslegung zu vertheidigen, wurde zur Abstimmung geschritten, und es erga— ben sich 275 Stimmen fuͤr und 273 Stimmen gegen den An—
trag des Ministers, so daß die geforderte Subsidie nur mit
der geringen Majoritàt von 2 Stimmen bewilligt wurde.
Unterhaus. Sitzung vom 25. Juni. Aus einer An— zeige des Staats-Secretairs fur Irland, Lord Morpeth, ging hervor, daß das Ministerium wieder einen seiner Plaͤne hat auf— geben muͤssen. Der Minister erklärte namlich, daß er sich ge—
noͤthigt sehe, der Opposition, die das von ihm vorgeschlagene Irländische Eisenbahn-System gefunden, zu weichen und daß er
daher die betreffende Resulution, auf welche er eine Bill be— gruͤnden wollte, fallen lasse. Hierauf eroͤrterte das Haus einen Antrag des Herrn Ward, der zum Zweck hatte, daß die wuͤst liegenden Laͤndereien in Großbritanien und Irland zum Nutzen der Armen verwendet werden sollten, indem er vorschlug, die— selben urbar zu machen und aus ihrem Ertrage die Auswan— derung nach den Kolonieen zu befördern. Diese Motion fand Anklang bei den Ministern, doch glaubte Herr Labouchere, daß die Initiative in der Sache dem Kolonial⸗-Minister gehuͤhre.
London, 25. Juni. Ungeachtet der beiden geringen Ma— joritäten von 5 und 2 Stimmen, welche das Ministerium bei den Abstimmungen uͤber seinen Unterrichtsplan gehabt, dringen die Blatter der Whig-Partei darauf, daß es am Ruder bleiben muͤsse. Sie halten dem Premier⸗Minister vor, daß es ein Ver⸗ eat von ihm an seiner Souverainin und an seinem Vaterlande seyn wurde, wenn er seinen Posten anders als im aͤußersten
Noithfalle verlassen wollte. Dieser Fall scheint ihnen aber jetzt noch nicht vorhanden zu seyn, denn, sagen sie, nur religiͤse In⸗ toleranz, Parteigeist und absichtliche Blindheit hatten zu jenen Resultaten gefuͤhrt. Die bedeutende Minoritaͤt gegen die vor— geschlagene Bewilligung zu Unterrichts-Zwecken verdiene keine Beachtung, weder im Parlament, noch außerhalb desselben, weil sie nur durch die rücksichtsloseste Mystifizirung und duich gänz— liche Entstellung der Absichten des Ministeriums erlangt worden sey, denn Alles, was die Tories an den vier Abenden dieser
so wuͤrde die Verbreitung des Unterrichts nicht befoͤrdert, son⸗ 0. 1 nmu ten dem Abend, wo uͤber Lord Stanley's Antrag auf Zuruͤcknahme
messen sey, den ganzen Unterricht des Landes in die Hande der herrschenden Kirche zu legen oder den Grundsatz anzunehmen, nach welchem die Britische und auslaͤndische Schul-Gesellschaft
Lord Mahon, der sich hierauf erhob, stellte dem ministeriellen Antrage als Amendement ein direktes Nein
der ministeriellen Seite) Und uͤberzeugen die 3300 Petitionen,
Ministerium noch nicht, daß das ganze Land ihn mißbilligt?
Selbst wenn die Maßregel heilsam ware, durfte sie dem Lande nicht Dazu kömmt die Abneigung, welche in England gegen jede
Debatte gesagt, habe nicht dem verlangten Subsidien⸗Votum gegolten, sondern nur dem Plane, den die Minister anfangs bezweckt, nachher aber wieder aufgegeben hatten, nämlich den Plan der gemischten Musterschulen, an welchen Geistliche ver⸗ schiedener Konfessionen angestellt werden sollten. Bei dem gestrigen Votum dagegen habe es sich nur darum ge— handelt, die in fruͤheren Jahren zu Unterrichts-Zwecken
bewilligte Summe von 20,009 Pfd. auf 30,000 zu erhoͤhen. Nun lautete allerdings der Antrag nicht anders, aber aus den vorangegangenen Debatten uber die Stanleysche Motion leuch⸗ tete zur Genuͤge hervor, daß diese Summe nicht so wie fruͤher verwandt werden sollte. Die Minister selbst machten kein Hehl aus ihren Planen, der Geheimeraths⸗Befehl in Bezug auf den Volks-Unterricht stellte die Vertheilung unter die Kontrolle der Regierung, und ein ministerielles Blatt sagt auch jetzt geradezu, das Unterhaus habe gestern die Regierung ermächtigt, 10,006 Pfd., also die geforderte Erhohung der Subsidie, unter die ka—⸗ tholischen und unter verschiedene Dissenter-Schulen zu verthei⸗ en. Diejenigen, welche nun einmal keinen anderen Unterricht vom Staate unterstuͤtzt sehen wollen, als den, welcher unter Leitung der beiden beguͤnstigten Schul-Gesellschaften, der hoch— kirchlichen mit dem Anglikanischen Katechismus und der non⸗— konformistischen ohne diesen Katechismus, aber doch mit der all⸗ gemeinen protestantischen Bibel-Uebersetzung als Grundlage des Religions- Unterrichts, hatten von ihrem Standpunkt aus na— tuͤrlich allen Anlaß, sich dem Antrage des Ministeriums zu wi— dersetzen, so intolerant ihr Verfahren auch erscheinen mag.
Einmischung des Staats in den Volks-Unterricht herrscht, und
des Volks zuwider waͤre, wuͤrde auch ganz wic kungslos bleiben; die die wohl auch einige sonstige Anhaͤnger des Ministeriums
bewegen mochte, entweder mit der Opposition zu stimmen oder sich doch wenigstens von der Abstimmung fern zu halten. An
des mehrerwaͤhnten Geheimeraths-Befehls abgestimmt wurde, waren 280 Mitglieder anwesend, die fuͤr die Minister stimm— ten, und 275 Gegner; gestern, bei der Abstimmung uͤber die Unterrichts-Subsidie, fehlten von diesen 275 zwar auch 2, von jenen 289 aber 5, trotz der vorhergeschickten dringenden Auf— forderungen der ministeriellen Blaͤtter, daß die Liberalen sich so zahlreich als moͤglich einfinden moͤchten. Dieses Ausbleiben läßt sich wohl eher aus jener Abneigung erklaren, als aus der Entschuldigung, welche die Whig-Presse jetzt dafuͤr aufzufinden sucht, nämlich, daß die immer noch viel zu geringe Summe, welche die Minister zum Besten des Unterrichts gefordert haͤt— ten, vielleicht den Eifer manches liberalen Mitgliedes abgekuͤhlt habe. Um nun noch einmal kurz zusammenzufassen, welches in diesem Falle die Haupt-Gruͤnde der Opposition sind, so wurden die 20,000 Pfd., welche das Parlament sonst jährlich zu Unterrichts-Zwecken bewilligt, von einem Ausschuß der Schatz— Amts⸗-Mitglieder an die beiden bevorzugten und durch diese Unter— stuͤtzung gleichsam vom Staate autorisirten Vereine, die bischoͤfliche National⸗Schul⸗Gesellschaft und die nonkonformistische Britische und auslaͤndische Schul⸗Gesellschaft, von welcher aber nicht nur die Katholiken, sondern auch die Unitarier und einige andere Dissenter-Sekten ausgeschlossen sind, nach Verhaͤltniß der von beiden aufgebrachten freiwilligen Beiträge, als Aufmunterung vertheilt. Die Verwendung dieser Unterstuͤtzungen und ihre Vertheilung unter die einzelnen Schulen war aber ganz den beiden Vereinen uͤberlassen, ohne daß die Regierung sich darum kuͤmmerte. Nach dem neuen Geheimerathsbefehle jedoch sollen die Schulen und Schul⸗-Gesellschaften, welche Unterstuͤtzung von der Regierung empfangen, unter Aufsicht eines Geheimeraths— Ausschusses oder Kollegiums stehen; wenn also einer der beiden
Haupt⸗Vereine sich etwa diesem oder jenem Vorschlage der Re— gierung nicht fuͤgen wollte, so wuͤrde es in der Macht der Regie⸗ rung stehen, ihm einen Theil der bisherigen Unterstuͤtzung zu entziehen und dafür dem anderen desto mehr zukommen zu lassen oder die Sub sidie auf sonstige Unterrichts⸗Vereine und Schulen zu uͤbertragen, da auch der Grundsatz der nach dem Verhältniß der aufgebrach— ten Subscriptionen sich richtenden Unterstuͤtzung nicht ferner mehr gelten soll. Die herrschende Kirche ist es nun hauptsäch—⸗ lich, die hierbei zu vetlieren fuͤrchtet, da sie am wenigsten sich Eingriffen der Regierung in ihr Lehr-System und in ihre Schul⸗-Disziplin unterwerfen würde. Auf diesem Felde will sie allein regieren, und sie besorgt, daß ein liberales Ministerium eine andere Religions-Partei uber die Gebuͤhr beguͤnstigen, überhaupt aber seiner Macht uͤber den Volks-Unterricht zu po— litischen, ihrem Ansehen und Einfluß feindlichen Zwecken sich bedienen möchte. Daher hat sie Alles aufgeboten, um das Land gegen den Plan der Minister aufzuregen, den sie Unterricht ohne Religion nennt; daher ist die große Menge von Bittschrif— ten zu erklären, welche gegen den Plan eingegangen, und die auch auf die Parlaments Mitglieder ihre Wirkung nicht ver⸗ fehlt zu haben scheinen, so daß nur 25 derselben fuͤr den Unterricht mit Religions-Freiheit, 273 aber fuͤr den Unterricht nach ausschließenden, engherzigen und intoleran⸗ ten Prinzipien, wie die ministeriellen Blaͤtter die beiden Par— teien charakterisiren, ihre Stimme gaben. „Wenn der Factions— geist zu solchem Aeußersten gelangt ist“, sagt ein dem Ministe— rium ergebenes Blatt, „dann neigt sein Recht sich zu Ende. Es moͤchte dies wohl die letzte Session seyn, die das Volk mit so jaͤmmerlichen Partei⸗Gefechten vergeuden laͤßt. Die gegen⸗ wärtige Session uͤbertrifft an Unfruchtbarkeit noch die beiden vorhergehenden. Diese Bewilligung eines Zuschusses von 10,600 Pfd. zu Unterrichtszwecken ist am Ende Alles, was ihr noch einen Anspruch auf die oͤffentliche Achtung giebt. Die Angelegenheiten von Jamaika und Kanada muͤssen nothwendig aufgeschoben werden, weil alle gehörige Berathung her diese verwickelten Interessen bei dem jetzigen Stande der Parteien unmoͤglich ist. Werden die Minister nichts thun, um ihre Freunde aus ihrer gegenwartigen Apathie und Lethargie her—⸗ auszureißen? Sie durfen nicht weichen. Die Schlacht muß bis zum letzten Athemzuge ausgefochten werden, und ist eine Masorität nicht anders zu erlangen, so muͤssen sie das Par⸗ lament aufloͤsen. Ohne die Zusicherung der Konzessionen aber, welche die liberale Partei fast einmuͤthig fordert, wuͤrden wir wieder ein ganz ähnliches Unterhaus bekommen, wie das jetzige, mit dem weder Whigs noch Tories das Land zu regieren im Stande sind.“ Hierauf ließe sich antworten, daß der letzte Ver— such, die geheime Abstimmung durchzufuͤhren, gerade nicht von so großem Verlangen des Volkes nach neuen Reformen gezeigt hat, denn das Land gab wenig Sympathie dafur kund; die Zahl der zu Gunsten dieser Maßregel eingegangenen Bittschrif⸗ ten war keinesweges bedeutend. Es ware daher leicht moͤglich, daß eine neue allgemeine Wahl, selbst wenn sie unter dem Ein fluß neuer liberaler Versprechungen geschähe, der Reform⸗Par⸗ tei keinen Zuwachs braͤchte, und daß sie, unter Leitung eines konservativen Ministeriums vorgenommen, diesem segar eine ziem— liche Majoritaͤt gäbe. j
An mehreren Orten des Landes regen sich die Ehartisten
wieder. Eine Adresse von Chartisten zu Brighton, worin diese die Königin um die Entlassung der gegenwärtigen Minister bit— ten, hat Lord John Russell selbst uͤbergeben und in Folge des— sen dem Kirchspiels⸗Beamten daselbst schriftlich angezeigt, Ihre Majestaͤt habe die loyale und ehrerbietige Adresse sehr huldreich aufgenommen.
Die hiesigen Zeitungen sind mit Berichten uber die zum Theil verheerenden Wirkungen von Gewittern in verschiedenen Theilen des Landes angefuͤllt. '
Gestern war die Zufuhr von inlaͤndischem Weizen nur ge— ring, sie bestand aber meistens aus guter Waare, die zu eben so guten Preisen wie vor acht Tagen Abnehmer fand. Die
besten Sorten von fremdem Weizen fanden ebenfalls guten Ab⸗ satz, wogegen schlechtere zu sehr niedrigen Preisen ausgeboten wurden, ohne Kaͤufer zu finden. x ;
Aus Kanada gehen die Nachrichten bis zu Ende Mai. Eine Bande Marodeurs, die an den Graͤnzen Häuser in Brand
gesteckt und gepluͤndert hatte, war festgenommen und nach Mont— real geschickt worden. Sie waren mit Messern und Feuerge— wehr bewaffnet, und unter ihnen befand sich ein Individuum, das auf Befehl Lord Durham's nach Bermuda transportirt worden war. Sir George Arthur war auf dem Wege nach Brockville, um uͤber die Wegnahme des Nord-Amerikanischen Schooners durch die Kanadische Miliz Untersuchungen anzu— stellen. Die große Jury in dem Distrikt von Neweastle in Ober⸗-Kanada hatte Lord Durham's bekannten Bericht als schaͤdlich fuͤr die oͤffentliche Wohlfahrt zahl waͤhrend des letzten Aufstandes zu Windsor gefangen
Wales abgefuͤhrt werden. Die Kanadischen Blaͤtter äußern bit—
tere Klagen, denen auch die der Vereinigten Staaten beistim⸗ er iru . n drei Gewalten des Staats, die gesetzgehende, die exekutive und Rath des Gouverneurs in Nieder-Kanada gegen Fremde, die diese Provinz besuchen, ausgeübt wird, und welches nicht allein
men, uͤber das Spionirungs-System, welches vom speziellen
persoͤnlich beleidigend und quälend, sondern auch in inquisito— rischer Hinsicht sehr verkehrt seyn soll.
Zu NewYork war am 6. Juni der Geldmarkt in ent— schiedener Besserung, der Baumwollen-Markt dagegen noch in gedruͤckten Zustande. Um die Inhaber von Baumwollen-Vor— raͤchen gegen die Nothwendigkeit zu schuͤtzen, ihre Waare zu den gegenwartigen niedrigen Preisen zu verschleudern, projek—
tirte man in Philadelphia, mit Huͤlfe der Bank der Vereinig⸗ ten Stagten, einen Plan zu Stande zu bringen, wonach sie darauf Vorschuͤsse leisten und die Baumwolle wenigstens noch
3 Monat hier im Lande zuruͤckhalten sollte, oder auch den groͤ— ßeren Theil der nun zu erwartenden Baumwolle bei einem Hause in Liverpool zu konzentriren. Das letzte von diesen Pro— jekten scheint realisirt worden zu seyn, und demzufolge sollen drei Viertheile des Belaufs auf Consignationen an die Herren Humphreys und Biddle in Liverpool vorgeschossen werden, wel— chen man die Leitung des Geschaͤfts uͤbertragen wird.
Nach den neuesten Nachrichten aus Havanña soll unter unter den dortigen Eingeborenen großes Mißvergnuͤgen herr—
schen. Sie sollen gegen die Europaäͤischen Spanier große Erbit—
terung hegen, Raub, und Mord und Brandstiftung follen an der Tages-Ordnung seyn.
Die Nachricht von einer Niederlage der Foͤderalisten
in Mexiko ist uͤber NewYork hier eingegangen; es
wird aber nicht gesagt, an welchem Tage dieselbe stattgefun⸗
den; die Berichte, die man dort aus Veracruz über dies Ereig— niß hatte, reichten bis zum 16. Mai. Die Foͤderalisten⸗Trup— gen wurden von den Generalen Mejia und Urrea befehligt, die
Regierungs- Truppen von den Generalen Valencia und San⸗ tanga. Der Letztere fuͤhrte, ungeachtet er bei Veracruz ein Bein
verlor, an der Spitze seiner Kavallerie, die 600 Mann stark war, den Angriff auf die Foͤderalisten bei Acajete in der Um— gegend von Puebla und brachte ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Von den Generalen der Foöͤperalisten entkamen Urrea und Escalada, aber Mejia fiel den Siegern in die Hande, ward so— fort vor ein Kriegs⸗-Gericht gestellt und in Folge dessen, mit dem Ruͤcken gegen das Executions-Kommando gewandt, als Landesverraͤther erschossen, nachdem er noch vorher von Santana mit den demuͤthigendsten Schmaͤhungen uͤberhaäͤuft worden war. Urrea soll nach Tampico zu dem Üeberrest seiner Truppen entflohen seyn, von welchem Platze Bustamente und Arista, auf Verstaͤrkung wartend, am 8. Mai nur noch 15 Le— guas entfernt waren. beabsichtigte er, jenen Platz einzunehmen. Zwischen Bustamente, der das Militair und die Geistlichkeit auf seiner Seite hat, und Santana, der durch seinen Sieg uͤber die Foͤderalisten beim Volke, besonders bei den Farbigen und Mischlingen, wieder sehr beliebt geworden ist und die durch seine ungluͤckliche Expedition gegen Texas verlorene Popularität wieder wieder gewonnen hat, schien sich eine Rivalität mit Bezug auf die diktatorische Ge— walt entspinnen zu wollen; ehe sich aber dieser Streit entschei— det, duͤrffe, dem New-York Star zufolge, die Republik Teras auftreten und dem Reiche der Montezuma's einige Ver— legenheiten bereiten. Bustamente ist uͤbrigens auch persoͤnlich tapfer, er hat seine Energie und Ausdauer in dem Streite mit Frankreich hinlaͤnglich bewährt und stuͤtzt sich vorzuͤglich auf den polititschen Klubb der Schottischen Freimaurer, zu dessen Mitgliedern viele Offiziere, unter Anderen auch der General Bravo gehoͤren. Den letzten Nachrichten zufolge, hatte Bustamente in der Hauptstadt Mexiko als Praͤsident eine Proclamation erlassen, worin er den von den Regierungs-Truppen erfochtenen Sieg verkündigt und das Volk auffordert, sich um die Central. Regierung zu schaaren. Man erwartete, daß die Regierungs-Truppen sich Tampico's ohne Widerstand bemeistern wurden. Eine Englische und eine Franzoͤsische Kriegs-Schaluppe lagen bei der Stadt vor Anker an deren Bord dort ansaͤssige Englaͤnder und Franzosen in Voraussetzung einer bevorstehenden Pluͤnderung, Zuflucht ge⸗ sucht hatten. Die Franzoͤsische Escadre unter Admiral Baudin welche bekanntlich die Kuͤste von Texas besucht hat, war am 15. Mai von Galveston abgesegelt, um sich nach Havana zu begeben. Der Gesandte der Vereinigten Staaten bei der Mexikanischen Regierung, Herr Ellis, der sich vor einiger Zeit aus Mexiko entfernt hatte, weil er die Hoffnung aufgab, daß man die Reclamationen von Buͤrgern der Vereinigten“ Staaten
beruͤcksichtigen wuͤrde, war nun, nachdem eine ebere ; ereinkunft deshalb zu Stande gekommen, über Veracruz wieder n
nut g , ᷣ ach Briefen aus Guayaquil vom 25. 4 Santa⸗Cruz dort mit einigen seiner Generale . 1 schien, nach der von ihm bei Yungay erlittenen Niederlage, alle ferneren kriegerischen Versuche aufgeben zu wollen. ;
Die beiden von dem Franzoͤsischen Geschwader zu Buenos“ Ayres genommenen Neord-Amerikanischen Briggs waren, nach Berichten gus Buenos-Ayres vom Iten und aus Montevides
erklaͤrt. Eine An⸗
Sobald diese angekommen seyn wuͤrde,
vom 16. Mai, wieder freigegeben worden, aber die ] dauerte ununterbrochen fort. / Blokade ö
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Belgien.
Bruͤssel, 25. Juni. Man glaubt hier allgemein, daß von Niederlaͤndischer Seite Herr Maze zum Geschaͤftsträͤger in Bruͤssel ernannt werden wird. Herr Mazel war es bekannt— lich, welcher Herrn Fabricius in Paris ersetzte, als dieser von seinem Hofe zuruͤckberufen worden war.
Man liest im Observateur: „Die Macht und die Kuͤhn⸗
Was ist die Folge davon?
gen die Eine Eigenschaft, die sie an ein: m Kandidaten schaͤtzen, und das ist: Anhänglichkeit an ihre Jiteressen. Sobald dies
Eine da ist uͤbersehen sie Unwissenheit, Unfähigkeit und alle möglichen Fehler. Daher die Erbaͤrmlichkei der Kammer, die sie uns zu Stande gebracht. Auf gewissen Banken derselben sitzen Leute,
die, wenn sie sich selbstuͤberlassen wären und ihr Vermögen, wie ihren
Dexputirten-Titel verlieren wuͤrden, keum im Stande waren, sich selbst auf irgend eine Weise ihr Brod zu verdienen; ja, so unwissend sind sie, daß ein Sextaner ihnen in der Orthographie
Unterricht geben konnte. Heißt das nicht die Nation beschim— pfen, wenn man ihr solche Repraͤsentatten giebt? Man soll
te — ingen den Baum nach seinen Fruͤchten beurtheilen und dann sagen, genommener Rebellen sollte von Quebek aus nach Neu⸗Sud⸗ immer der Stab gebrochen ist.
ob einem System, das solche Resultate hervorbringt, nicht fuͤr : Und güichwohl greift dies Sy— stem immer mehr um sich. Den oͤffentüchen Unterricht und die
die richterliche, unter ihre Botmaͤßigkeit zu bringen, das ist das
Ziel der hierarchischen Partei. Wie weit sie in ihrem Streben schon vorgeruͤckt ist, sehen wir tagtäglich; wenn das so fortgeht, wird sie in einigen Jahren am Ziele seyn.“
Im Messager de Gand liest man:
regieren soll.
8 MW
viel Kopfbrechen verursacht, auf ganz einfache Weise entschieden
worden: in Belgien nämlich kann der König, Dank den unei—
gennuͤtzigen Bemuhungen unserer Bischoͤfe, weder herrschen noch
regieren.“
In Gent ist das erste Schiff unter Niederlaäͤndischer Flagge von dem lauten Jubel der Bevoͤlkerung begruͤßt worden. Am meisten sollen sich bei diesen Demonstrationen die bekanntesten Gönner der Revolution von 1839 ausgezeichnet haben. Die visions-General) Said Pascha ist zum Muschir oder Pascha
Gemuͤther in Belgien scheinen jetzt voͤllig ausgesoͤhnt mit Hol— land zu seyn und Viele sehen das Unrecht ein, welches dem ehrwuͤrdigen Koͤnig Wilhelm im Jahre 1830 zugefuͤgt worden.
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Munchen, 25. Juni. (M. p. 3.) Nach Briefen aus St. Petersburg hat unser beruͤhmter Schlachtenmaler Peter Heß von dem Kaiser den Auftrag erhalten, einen Cyklus von Gemälden aus der neueren Russischen Geschichte seit Peter des Großen Zeit in Ausfuüͤhrung zu bringen. Herr von Klenze soll gleichfalls zu einigen Bauentwuͤrfen beauftragt seyn, namentlich zu dem eines National⸗Museums und einer Gemaͤlde-Gallerie, so wie ihm auch die Anordnung des Innern der Jakobskirche uͤbertragen werden wird. Beide Kuͤnstler erfreuen sich der eh— renvollsten Aufnahme und Anerkennung ihres ausgezeichneten Talentes und Rufes. . ;
Hannover, 28. Juni. (Hannoversche Zeit.) Seine Ma— jestaͤt der König sind heute nach Schelenburg abgereist, um in dortiger Nahe das Regiment Koͤnigin Husaren morgen zu in— spiciren. Hoͤchstdieselben werden übermorgen in hiesiger Resi— denz wieder eintreffen.
Stuttgart, 25. Juni. Ueber den Wollmarkt in Kirchheim wird Folgendes vom 24. Juni berichtet: „Die starken Zuführen der
letzten Tage haben das Auantum der zu Markt gebrachten Wolle auf
mehr als 12.0600 Ctr. gesteigert, was um so bemerkenswerther ist, als große Partien schon vor dem Markt auf dem Lande auf— gekauft worden sind. Hiervon wurde mehr als ein Viertheil aus Bayern zugeführt. Käuser fanden sich in so großer Zahl ein, daß voraussichilich die Nachfrage nicht befriebigt werden wird. Der Verkehr war deshalb gestern und heute so lebhaft, wie er auf fruͤheren Markten in gleichem Grade nicht zu be— merken war. Viele Partieen fanden sogleich bei ihrer Ankunft auf den Wagen Kaͤufer. Was bisher abgesetzt wurde, ist zum groͤßeren Theil von Auslaͤndern, namentlich von Franzoͤsischen Händlern und Fabrikanten, angekauft worden. Sollten die Zu— fuhren nicht wie bisher fortdauern, so werden die inlaͤndischen Tuchfabrikanten ihren Bedarf nicht vollstaͤndig befriedigen kön— nen. Auch feinere Wolle findet in diesem Jahre mehr Nach— frage und es wurden davon einige Partieen zu annehmbaren Preisen abgesetzt. Die Preise sind im Durchschnitt um 10 bis 12pCt. hoher, als im vorigen Jahre; bei einzelnen Partieen hat sich das Verhältniß auch noch guͤnstiger herausgestellt.“
Häldburghausen, 26. Juni. Hier und in Koburg ha— ben sich Vereine zur Unterstuͤtzung der Abgebrannten in Neu— stadt an der Haide gebildet. Drei Viertheile der Stadt liegen in Asche und mehr als 1400 Bewohner sind ihres Obdachs und ihrer Habe beraubt. .
8 ö. Wien, 25. Juni. Ihre Majestaͤten der Kaiser und die Kaiserin sind gestern von Ihrer Reise nach Ungarn im erwuͤnsch— testen Wohlseyn zuruͤckgekommen und in dem Lustschlosse Schön—
brunn abgestiegen.
— — Wien, 24. Juni. Einem Handels-Schreiben aus
Konstantinopel vom 12ten entlehne ich folgende Stellen.
„Seit dem Abgange der letzten Post vom ten ist das merk— wuͤrdigste Geruͤcht das von der Absetzung Mehmed Ali's und Ibrahim Pascha's, welche Se. Hoheit in einem am vorigen Sonnabende erlassenen Hattischerif aussprachen. Hafiz Pascha soll bereits mit den noͤthigen Vollmachten zur Ausfuhrung die⸗ ser Maaßregel versehen worden seyn. Es hieß, daß ein Com missair nach dem Hauptquartier abgehen wuͤrde, um die her— koͤmmliche Investitur vorzunehmen, und Def Rae zugleich den Befehl zum Angriffe zu uͤberbringen. onntags ist die Flotte ausgelaufen; die Landungs-Armee, welche sie am Bord hat, wird mit den Verstärkungen, die sie in den Dardanellen erhalten soll, sich auf ungefähr 18,000 Mann belaufen. Sie
wird die Richtung nach Syrien nehmen, und dort eine Lan—
„In Frankreich ist unter den Zeitungen ein heftiger und endloser Federkampf uͤber die Maxime entstanden, ob der Koͤnig zugleich herrschen und Bei uns ist die Frage, die unseren Nachbarn so
dung versuchen. Es heißt allgemein, daß an de
nämlich am vorigen Sonntage, die e ,. * Marsch gegen den Feind begonnen habe. Dies ist jedoch nicht wahrscheinlich.“ Wenn sich die Nachricht der Entsetzung Meh⸗ med Ali's und seines Sohnes bestätigt (s. das nachfolgende Schreiben), so kommt diese Thatsache einem formellen Bruche gleich, dem hoͤchst wahrscheinlich die Eroͤffnung der Feindselig⸗
keiten auf dem Fuße folgen werden. heit unserer hierarchischen Gegner wird von Tag zu Tage grö⸗ ßer. Bei den Wahlen, in den Kammern, bei der Reglerung,ů im oͤffentlichen Unterricht geht Alles nach ihrem Willen. Ein Wahlgesetz, das nur fuͤr gewisse Umstaͤnde gepaßt hat und das sie fuͤr immer in Kraft erhalten wollen, giebt ihnen die parla— mentarische Majoritaͤt, indem es die Stäßte der Rechte beraubt, welche die Landschaften genießen. Talent, Rechtschaffenheit, Patriotismus, Nichts hält Stich ge—
— — Wien, 25. Juni. In meinem gestrigen Schreiben theilte ich Ihnen einen Handelsbrief aus Konstantinopel vom 12ten d. M. mit, welcher die Angabe enthält, daß der Sultan
Mehmed Ali und seinen Sohn Ibrahim Pascha ihrer Wuͤrden
entsetzt habe. Ich fuͤgte jedoch hinzu, daß diese Nachricht der Bestaͤtigung bedürfe. Seitdem sah ich mehrere andere Briefe aus der Hauptstadt des Tuͤrkischen Reiches, welche hiervon nichts melden, den Erlaß eines solchen Hattischerifs jedoch für nahe bevorstehend halten. Eines dieser Schreiben enthalt fol— gende Angaben, an deren Richtigkeit ich nicht zweifle: „RKonstantinopel, 12. Juni. Der nahe, ja unmittel⸗— bare Ausbruch des Krieges ist mehr als gewiß. Der Sultan ist fest entschlossen, die Aegyptier anzugreifen, und die Geschicke seines Reiches von dem Gluͤcke seiner Waffen abhängig zu machen. Am Sten und gten ist die Tuͤrkische Flotte ausgelau— fen, sie hat die Bestimmung, nach einem kurzen Aufenthalte in der Meerenge der Dardanellen, wo sie Munition und Landungs— Truppen aufnehmen wird, nach dem suͤdlichen Archipel zu segeln. Zie besteht aus neun Linienschiffen, worunter 2 Dreidecker und Zweidecker von 74 bis 96 Kanonen; ferner aus 11 Fregatten 1ê54 bis 60 Kanonen, 2 Korvetten, 3 Briggs, 2 Schoonern und 2 Dampfschiffen, also im Ganzen aus 29 großen und klei— nen Fahrzeugen. Den Oberbefehl uber die Flotte führt der Groß-Admiral Ahmed Fewzi Pascha, und es ist demselben Muschin Efendi, bisheriger Seeretair beim obersten Reichsrathe, in der Eigenschaft eines Bahrie Musteschari, oder Staatsraths fuͤr die Marine beigegeben worden. Am Tage der Abfahrt begab sich der Sultan an Bord des Admiralschiffes und verließ dasselbe erst, als es die Hoͤhe von St. Stefano erreicht hatte — Hafiz Pascha, Ober-Befehlshaber der bisher in der Umge— gend von Malatia stationirten Truppen, ist zum Range eines Schark Seriaskeri oder Generalissimus der oͤstlichen Armee er nannt worden. Mehmed Ali Bei, einer der Kabinets-Secre— taire des Sultans, wird morgen an Bord des Dampsbootes „Stambul“ nach Samsun abgehen, und sich von dort uͤber Malatia zu Hafiz Pascha begeben, um demselben seine Erhebung zum Generalissimus anzukündigen und ihm den Nischan in Brillanten zu uͤberreichen. Außerdem sind mehrere Avancements in der Armee vorgenommen worden. Der bisherige Ferik (Di—
von drei Roßschweifen, und der Miriliai (General-Major)
Mustafa Pascha zum Ferik in der Armee Hafiz Pascha's er— nannt worden. Ferik Efendi, Mitglied des Reichsraths, hat
die Stelle eines Harbie Mustenhari, oder Kriegsraths erhalten.
Aus Trapezunt wird gemeldet, daß Osman Pascha den Befehl
erhielt, 16, 000 Mann irregulaire Truppen auszuheben, und sie der Armee des Hafiz Pascha zuzufuͤhren. Von Bitoglia sind 6000 Mann dahin im Marsche begriffen. Allenthalben wird Mannschaft ausgehoben, die Kriegsruͤstungen mit groͤßtem Eifer betrieben und alle Kraͤfte des Reiches aufgeboten, um dem nu— merisch weit schwaͤcheren Feind mit Hoffnung auf glucklichen Erfol entgegen zu treten. — Aus Bagdad wird geschrleben, daß Chur— schid Pascha gegen Passora anruͤcke, Einige wollen sogar wisse daß dieser Aegyptische Feldherr sich in den Besitz dieser und wichtigen Handelsstadt gesetzt habe. Wie dem auch gewiß ist es, daß die Bewegung Churschid's von dem Divan als eine hinlaͤngliche Rechtfertigung betrachtet worden, ohne weiteres Zoͤgern die Feindseligkeiten in Syrien zu beginnen. Nach den letzten Nachrichten aus Tauris scheint' der Schach von Persien wirklich eine der Pforte feindselige Demonstration im Schilde zu führen. In Sultanieh, auf halbem Wege schen Teheran und Tauris, ist bereits eine imposante Streit— macht versammelt (wie gestern auch bereits nach dem Journal de Smyrne gemeldet wurde), und obgleich sich der Hof von Teheran noch nicht uͤber die Bestimmung derselben aussprach, so zweifelt man kaum mehr daran, daß zwischen dem Schach und dem Pascha von Aegypten ein geheimes Einverständniß bestehe. Schiffer, die aus Odessa kommen, sprechen von großen Ruͤstungen, die in Sebastopol und anderen Russischen Häfen des Schwarzen Meeres geschehen, auch soll ein Armee-Corps von 15,900 Russen ganz neuerlich an den Kuͤsten von Tscher— kessien gelandet haben. — Die beunruhigenden Geruͤchte uuͤber die Gesundheit des Sultans haben jetzt aufgehört. Se. Hoheit zeigt sich täglich zu Pferde, und scheint nicht so leidend zu seyn, als man anfangs befuͤrchtete.“ ;
zwi⸗
G pan e e n, Madrid, 18. Juni. Die heutige Hof-Zeitung enthalt einen von dem Herzog von Victoria (Espartero) unterzeichne— ten Bericht, worin die Einnahme von Amurrio, Arcienaga und Balmaseda gemeldet wird.
Die verwittwete Koͤnigin wird heute zwei zur Verstaͤrkung der Armee des Centrums bestimmte Bataillone die Revue passi— ren lassen.
Die Regierung hat den Befehl zur Aufhebung des Be— lagerungszustandes von Cadix ertheilt. Man hofft durch diese Maßregel auf die Waͤhler einzuwirken und sie zur Erwaͤhlung gemaͤßigterer Personen zu bewegen.
Bei der Belagerung von Montalban (welches bekanntlich von den Truppen der Königin geräumt worden ist) zeichnete sich ein junges Madchen von 22 Jahren, Maria Cirugejg, durch ihr heroisches Benehmen aus. Mit einer Flinte bewaff⸗ net, unterhielt sie waͤhrend mehrerer Tage ein lebhaftes Feuer auf den Feind und verließ die Bresche erst, als ihre Kraͤfte erschöpft waren und sie in ein hitziges Fieber verfiel. Der Kommandant des Forts ließ ihr die einem Offizier gebühren— den Ehrenbezeugungen beweisen und sie durch einen Sergegnten und vier Mann in ein Hospital fuͤr Frauen bringen. Man hofft, sie zu retten.
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Konstantinopel, 35. Juni. (Journ. de Smyrne.)
Die Tuͤrkische Flotte liegt noch immer im Bosporus vor Anker,
und die Vorbereitungen zum Auslaufen werden eifrig fortge—
setzt (. die unter Wien mitgetheilten Nachrichten aus Konstan— tinopel). Im Arsenal bleibt nur ein einziges Schiff zuruͤck. Man glaubt, die erste Abtheilung der Flotte werde unter dem Befehl Riala Bens unter Segel gehen, sobald der Wind guͤn— stig werde. Die Flotte ist ubrigens sowohl hinsichtlich des Ma terials, als der Bemannung im besten Zustande. Die Mann,
schaft uͤbt sich fortwährend und fuͤhrt die schwierigsten Mansve