Drange des Augenblicks ͤber Bord werfen zu muͤssen glaubte, unangetastet bleiben: die Personen der Regierung, die Er lang der Geistlichkeit, das Volks-Schuiwesen, die Hochschule. — Ob die Einführung der Layen-Synode gelingen werde, wird immer
zweifelhafter; eine solche Institution verträgt sich zu wenig mit
den herrschenden Ansichten, und zunaͤchst fuͤrchtet wohl Ter große Rath, bis jetzt der mächtigste im Staat, eine solche Ne— benbuhlerin, in der die Meisten nur eine gesetzliche Fortsetzung des Glaubens⸗Eomitès erblicken. Die bitterste Folge des Sturms ist fur den Augenblick der Verlust Schonlein s, denn bisher zählte fuͤr junge Aerzte, die ihre Bildung vollenden wollten, ne— ben Berlin, Wien und Paris als vierter Punkt noch Zuͤrich; jetzt faͤllt der Magnet weg, weil er es nicht vertragen konnte, daß die Schiffleute im Sturm auch ihn hatten uͤber Bord wer— fen wollen. Die große Mehrzahl der Studirenden brachte ihm und Hitzig gestern einen Fackelzug, der sich in dem wasserrei— chen Zuͤrich prachtvoll ausnahm.
Spanien.
Madrid, 19. Juni. Die gestern von der Koͤnigin abge— haltene Musterung uͤber die beiden zur Verstaͤrkung der Cen— tral- Armee bestimmten Bataillone ist ohne die mindeste Stoͤ—⸗ rung voruͤber gegangen. Am Abend war die Stadt erleuchtet. Die Truppen werden morgen Madrid verlassen.
Man beschaͤftigt sich viel mit den hiesigen Wahlen und hält es fuͤr gewiß, daß Herr Mendizabal hier durchfallen wird; er soll in diesem Falle in Murcia als Kandidat auftreten wol— len. In Malaga will man den Infanten Don Francisco de Paula zum Deputirten wahlen.
Spanische Gränze. Bayonne, 22. Juni. Don Car— los verließ am 18ten um 7 Uhr Morgens Durango, um die Karlistischen Linien bis Oroso und Llodio zu inspiziren und ist heute zuruͤckgekehrt. Die Garnison von Bilbao hat nichts un— ternommen, obwohl Don Carlos und die Prinzessin von Beira fast unter dem Fort der Stadt voruͤberkamen.
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Der Oesterreichische Beobachter, welcher die in un— serem gestrigen Schreiben aus Wien vom 25. Juni enthaltenen Nachrichten aus Konstantinopel vom 12ten d. M. bestaͤtigt, sagt mit Bezug auf das Auslaufen der Tuͤrkischen Flotte: „So sehr man auch auf dieses Ereigniß vorbereitet war, so hat es doch im Publikum eine große Sensation erregt, indem dadurch jeder Zweifel uͤber die Absichten des Sultans gehoben wurde. Die Flotte soll sich bei den Dardanellen aufhalten, um daselbst Mund— Vorraͤthe und eine Verstaͤrkung von Landungs-Truppen, die an der Kuͤste von Syrien ausgeschifft werden sollen, an Bord zu nehmen. — Der Entschluß der Pforte, die Aegypter anzugrei⸗ fen, scheint durch die letzten Nachrichten aus Bassora von dem Vorrücken des Aegyptischen Generals Churschid Pascha gegen diese Stadt zur Reife gebracht worden zu seyn. Der Muste— schar Nuri Bey erklärt dies offen in seinen Besprechungen mit den Repräsentanten der Europäischen Mächte, mit dem Beifuͤ— gen, daß die Pforte, sobald ein definitiver Beschluß gefaßt seyn wird, was in wenigen Tagen geschehen muß, die Grunde ihres
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sichern. Man fing an, Bruͤcken uͤber den Euphrat zu schlagen,
die plötzliche Anschwellung desselben riß jedoch alle Arbeiten hin⸗ weg; bis dahin sind die Truppen nur auf Kaähnen und mit Luft gefuͤllten Schlaͤuchen uͤbergesetzt worden. In Mesopota—⸗ mien, namentlich in der Gegend von Bagdad, hat der Tigris durch eine ploͤtzliche Ueberschwemmung ungeheuren Schaden an— gerichtet. Nach Briefen von dort her sind mehrere Karawanen zu Grunde gegangen, und ein großer Theil der fuͤr die Tuͤr⸗ kische Armee errichteten Magazine vernichtet worden.
gen der beiden Armeen in Syrien waren anfangs nur langsam und unentschieden, haben aber von Seiten des Seriaskers Ha— fiz Pascha einen feindseligen Charakter angenommen. Ein in zwei Tagen hier angekommener Courier hat die Nachricht uͤber— bracht, daß die Tuͤrkischen Truppen sich mehrerer Dorfer auf Aegyptischem Gebiete bemaͤchtigt und die Einwohner bewaffnet haben. Die Tuͤrken beunruhigten außerdem noch ein von So⸗ liman Pascha (dem Oberst Selves) kommandirtes Aegyptisches Kavallerie⸗Corps, das sich jedoch zuruͤckzog, da es nicht den Be— fehl erhalten hatte, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Ibra— him Pascha hat sich beeilt, seinen Vater hiervon in Kenntniß zu setzen und demselben erklärt, daß er Angriffe dieser Art nicht laͤn⸗ ger stillschweigend und ohne Revressalien zu gebrauchen, dulden werde. Das gestern Abend aus Syrien hier angekommene Regie⸗ rungs⸗Paketboot, le Genéreux“ bestaͤtigt die Nachricht von dem Be⸗ ginn der Feindseligkeiten. Das heute fruͤh nach Beirut abge— hende Englische Dampfboot wird bei seiner Ruͤckkehr wohl et— was Näheres uͤber diese Angelegenheit bringen. In Folge der obigen Nachrichten wurden 2500 Beduinen, so wie zwei Linien— Regimenter und eine Schwadron Kavallerie aus Ober-Aegyp— ten nach Syrien eingeschifft. Der Vice⸗Koͤnig ließ sogleich nach dem Empfange jener Nachrichten die Konsuln der großen Maͤchte zu sich berufen und nachdem er sie von dem Vorgefallenen in Kenntniß gesetzt, fragte er sie, was er unter diesen schwierigen Umstaͤnden zu thun habe. Seine Züge verriethen keinesweges Muthlosigkeit, sondern zeigten eine Mischung von Zufrieden— heit und Freude. Nach dieser Konferenz schrieb er am 4. Juni folgenden Brief an Ibrahim Pascha:
„Ich habe Eure Schreiben vom 14Aten und 15ten d. M, so wie das, welches Kaftana Bei an Euch gerichtet hat, vor mir und er— sehe daraus, daß einige Detaschements der Türkischen Kavallerie die Dörfer der Distrikte von Aintab gepiündert und Urunt besetzt haben. Ihr fragt mich nun, was Ihr nnter diesen Umständen zu thun habt? Ich habe jene drei Schreiben augenblicklich übersetzen und sie den in Alexandrien residirenden General-Konsuln der vier Großmächte mit— theilen lassen. Nachdem dieselben den Jnhalt lange Zeit in Erwä— gung gezogen, haben sie zu mir gesagt: „„Das Interesse Ew. Hobeit erfordert stets, daß Sie sich in der Defensive halten, allein unter die— sen Umständen müssen Sie durch alle Ihnen zu Gebote ste— hende Mittel Gewalt mit Gewalt vertreiben. Es ist daher nö— thig, daß Se. Hoheit Ibrahim Pascha einen Ofsizier an Hafiz Pascha sende, um Erklärungen über das Vorgefallene zu verlangen, und daß in der Zwischenzeit Aintab befestigt und mit hinreichenden Truppen versehen werde, um die Provinz und die Garnison gegen einen Handstrich zu schützen, und wenn, ungeachtet dieser Vorkehrun— gen, die Türken bei ihren Ränken beharren und gegen Aintab mar— schiren, so muß die Garnison sich auf das Haupt-Corps zurückziehen, das dann gleichzeitig vordringen und gegen die Türkische Armee mar—
Benehmens in einer Note an die Repraͤsentanten der befreun— deten Hoͤfe darlegen werde.“
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Alexandrien, 6. Juni. Alle in Aegypten disponiblen Truppen werden auf Alexandrien dirigirt und von hier nach Syrien eingeschifft. Vor einigen Tagen kamen zwei Infante— rie⸗ Regimenter aus Damiette und Rosette hier an; gestern mar— schirte ein anderes, aus Kahira gekommenes, mit 2 Escadrons Kavallerie hier ein, und wurde sogleich auf den fuͤr sie bereit gehaltenen Schiffen eingeschifft. Ein viertes, das aus Ober⸗Aegyp⸗ ten kommt, wird morgen oder uͤbermorgen erwartet, eben so wie alle in Aegypten stehenden irregulairen Truppen, so daß bald Aegypten gänzlich von Truppen entblößt seyn wird. Von Tura bei Kahira sind beinahe alle Kanonen und alle marschfertige Artillerie durch die Wuͤste nach Syrien gegangen; mit den Be— duinen⸗Chefs sind Kontrakte fuͤr Herbeischaffung von irregulairer Kavallerie geschlossen, und da sie voraus bezahlt wurden, haben sich sogleich aus der Umgegend Kahira's bis nach dem Rothen Meer 4000 und aus der Wuͤste von Alexandrien 2000 dersel— ben nach Syrien in Bewegung gesetzt. Andere 6009 derselben werden ebenfalls zu dieser Bestimmung abgehen. Aus Kan— dien wurden alle daselbst stehenden Arnauten, 800 an der Zahl, gezogen, gegen 10090 Candiotischer Tuͤrken fuͤr die irregulären Truppen engagirt, und alles dies nach Syrien geschickt. Die selbe Thätigkeit herrscht im noͤrdlichen Arabien. Alle daselbst befindlichen Maggrebis, so wie gegen 7000 Beduinen mehrerer Tribus stoßen theils zu Churschid Pascha, theils gehen sie nach Damascus. Man glaubt, daß sich die Harb⸗Araber, die zwischen Meding und Mekka wohnen, und bis dahin bestaͤndig mit Meh— med Ali im Kriege lagen, ebenfalls enischließen werden, jetzt die Waffen fuͤr ihn zu ergreifen, denn es scheint, daß sich die Nachricht unter ihnen verbreitete, man wurde sie nach Stambul
schiren muß. Auf diese Weise wird der Kampf nur auf Aegvptischem Gebiete stattfinden und Sie geben dadurch den Beweis, daß der erste Angriff nicht von Ihrer Seite ausgegangen ist.““ — Diese Erklä— rung schien mir um so angemessener, als sie vollkommen mit der von mir in dieser Beziehung beobachteten Mäßigung übereinstimmt; ich fordere Euch daher auf, mein Sohn, Euch genau danach zu richten.“
— Das Journal des Oesterreichischen Lloyd (Triest) giebt folgende Korrespondenzen aus Alexandrien vom 6. Juni. „Auszug aus den Tagesberichten Ibrahim Pascha's vom 28., 29. und 30. Mai. In dem Distrikte Uru (Orrur?) Provinz Antap (Aintab) haben die Truppen Hafiz Pascha's 14 Dorf— schaften besetzt. Hafiz Pascha hat an die Bewohner dieser Gegend Waffen und Munition vertheilt, die Aeltesten des Volkes berufen und sie mit Ehrenkleidern beschenkt. Drei Ara— bische Reiter (Henadi) wurden von diesen Bewaffneten ergriffen und vor Hafiz Pascha gefuͤhrt, von dem sie das ihnen versprochene Bakschisch (Belohnung) verlangten. Der Tuͤrkische Feldherr gab seinen Truppen den Befehl, wo sie auf Aegyptische Soldaten stoßen, auf diese zu feuern und sie gefangen zu nehmen. Im Nezbi (Nisibi) hat man Kanonenschuͤsse loͤsen lassen, um Hafiz Pascha's Ankunft zu verkuͤndigen. Man hat Geruͤchte ausgestreut, daß Ibrahim Pascha nicht vorruͤcken duͤrfe, und sich bis nach Kahira im An— gesichte der Tuͤrkischen Truppen werde zuruͤckziehen muͤssen; daß der Pascha von Musch mit der Haͤlfte seiner Truppen zur Tuͤr— kischen Armee uͤbergegangen, daß ein Tuͤrkischer General mit eilf Regimentern anruͤcke und sobald er eintreffe, Hafiz Pascha mit 1410 Kanonen gegen Antap vorruͤcken wuͤrde. Auch hat man die Bewohner allenthalben ,,, indem man ausstreute, Hafiz Pascha werde uͤberall Männer, Weiber und Kinder uͤber die Klinge springen lassen, wofern die Bevoͤlkerung sich nicht gleich unterwerfe. Uru ist von einem Theil der Tuͤrkischen Kavallerie besetzt. Der Haͤuptling des Ortes wurde vor Hafiz Pasch geru—
fuhren, von dessen unermeßlichen Schaͤtzen sie die uͤbertriebenste Vorstellung haben. Ebenfalls hat man sich mit den zahlreichen Beduinen Petra's in Communication gesetzt, und schon sind be— deutende Schaaren derselben durch die Wuͤste nach dem Kriegs schauplatz gezogen. In Syrien ist es ungeachtet der Aufregung gegen Ibrahim his jetzt ruhig geblieben. Die Versprechungen, die er in letzter Zeit den Drusenstämmen daselbst machte, und bedeutende Summen, die er unter ihnen vertheilte, so wie die Hoffnung auf Pluͤnderung, haben sie dem Anschein nach ganz auf seine Seite gebracht. Nur die Anases sind ungewiß; sie warten, auf welche Seite sich der Sieg neigen wird. Der Ar— mee hat sich Ibrahim dadurch versichert, daß er ihr ein ganzes Jahr Sold auszahlen ließ. Den Soldaten, bei denen er durch die Art und Weise, wie er mit ihnen lebt und ihre Anstrengun— gen und Entbehrungen theilt, sehr populaͤr ist, hat er das Ber— sprechen gegeben, daß Alles, was sie erbeuteten, fur sie seyn solle. Kurz nichts ist vernachlaͤssigt, alle Voͤlkerstaͤmme in diesem Ent— scheibungskampf auf die Seite Mehmed Ali's zu ziehen, Geld, Versprechnungen, Hoffnungen, Insinuationen aller Art, hie und da Aufregung des Fanatismus, Alles wirkt und bewegt sich zu dem einen Ziel, den Pascha von Aegypten nicht fallen zu lassen. In einer Proclamation Ibrahim's an die Armes sagt er, daß der Sultan einen unermeßlichen Tribut von Aegypten und Syrien verlange; wenn der gezahlt wuͤrde, so waͤren diese Laͤn⸗ der fuͤr alle Zeiten ruinirt, er ergreife also die Waffen allein fuͤr ihr jetziges und kuͤnftiges Heil, das voͤllig vernichtet wuͤrde, setzte sich der Sultan wieder in Besitz dieser Lander. Ueber die Stärke der in Syrien eingeruͤckten Tuͤrkischen Armee weiß man hier durchaus nichts Bestimmtes. Selbst die Depeschen . sprechen sich nicht bestimmt daruͤber aus, eben so we⸗ nig kennt man genau ihre Stellung und welche Maßregeln sie
im Fall einer verlornen Schlacht getroffen, ihren Ruͤckzug zu
fen, der ihm eine goldene Uhr schenkte. In sein Dorf zuruͤckgekehrt, versammelte der Häuptling die Aeltesten der Gegend und forderte sie zum Widerstand gegen die Aegyptischen Truppen auf; ferner hat er die Männer von vier bis fünf Ortschaften in seinem Dorfe zusammenberufen und bewaffnet, nachdem Hafiz Pascha ihn mit dem noͤthigen Kriegsbedarf dazu versehen. Unterm 30. Mai wird berichtet, daß der Tärkische Pascha in Marasch die Bevoͤlke= rung von Kurd, dak zum Widerstande gegen die Aegyptier auf— rufe. och Tuͤrkische Offiziere desselben Pascha's unterhandeln mit den Kurden, und machen uͤberall glauben, daß in Koniah 16,0060 Mann, ebensoviele in Giftekan unter Ali Pascha von Koniah und 20,000 Tuͤrken in Karamanien staͤnden, und alle diese Truppen nach Kulek Bogos bestimmt seyen. Ein anderes großes Turkisches Corps ziehe durch den Distrikt von Nyde ge— gen Syrien an, und , unter dem Pascha von Marasch an der Spitze der Kurden seyen mit vielen Kanonen bei Kaissarie im Anzug. Durch solche Geruͤchte sucht man die Bevoͤlkerung jener Gegenden aufzuregen, wie dies bereits in Antap mit Erfolg geschah. Zwei Eilboten Magiun Bey's brach— ten die Nachricht, daß fuͤnf Es kadronen seiner Arabischen Rei— terei bei Telbeschir von der an Zahl weit uͤberlegenen und durch Infanterie unterstuͤtzten Tuͤrkischen Kavallerie angegriffen und zuruͤckgeworfen wurden. Ibrahim Pascha ist gleich nach Em— pfang dieser Nachricht mit sieben Kavallerie⸗Regimentern und zwölf Batterieen der berittenen Artillerie vorgeruͤckt und bereits in Telhair eingetroffen, von wo er meldet, daß er Soliman Pascha Befehl gegeben, ihm mit dem Gros der Armee auf dem Fuße zu folgen.“
n Il and.
Königsberg, 28. Juni. Von mehrern Seiten her gehen Nachrichten von dem Üngewitter ein, welches am 23sten d. M. durch Sturm und Hagelschlag große Verheerungen an—
Alexandrien, 6. Juni. (Franz. Bl.) Die Bewegun⸗ Frau von einem Thorfluͤgel.
gerichtet hat. So aus der Elbinger Niederung. Man fand noch am 2àsten große Hagelstuͤcke auf dem Felde. Mehrerer Kaͤlber und viel Federvieh ist davon erschlagen, die Feldfruͤchte, zumal das Winter -Getraide, mehrentheils ganz vernichtet worden. Viele Obstbaͤume und Chaussee-Pappeln sind zerknickt und mehrere Wasserabmuͤhlen umgeworfen und zerstoͤrt worden. Der Orkan scheint in einer Breite von beinahe */. Meilen gewuͤ⸗ thet zu haben. — Aus Gumbinnen wird außer ahnlichen Verwuͤstungen auch noch gemeldet: In Schillehnen wurde ein Mann vom einstuͤrzenden Hause erschlagen, in Kattenau eine Ein 13jaäͤhriger Knabe wurde durch den Orkan in einen Teich geworfen und mußte ertrinken. In Budupoͤnen stuͤrzte eine neue Scheune mit 7 Tennen zu⸗ sammen, in Degesen fiel der Stall ein und erschlug mehrere Pferde.“ Stettin, 30. Juni. Se. Kaiserl. Hoheit der Groß⸗ fuͤrst Thronfolger von Rußland traf heute zwischen 10 und 11 Uhr Vormittags von Schwedt aus, wo Höoͤchstdieselben dem Vernehmen nach uͤbernachtet hatten, hier ein, begab sich ohne weiteren Aufenthalt auf das Dampfschiff „Ischora“ und setzte nach einem am Bord des Schiffes eingenommenen Dejeuner, wozu von den zum Empfange des hohen Reisenden anwesenden Mi— litair! und Civil-A Autoritäten der kommandirende General, der Ober-Präsident, der Ober-Buͤrgermeister der Stadt u. s. w. eingeladen zu werden die Ehre hatten, unter dem lauten Jubelrufe der trotz des nicht günstigen Wetters in zahl— loser Menge versammelten Einwohner der Stadt und Umgegend, gegen 12 Uhr die Reise fort. .
Breslau, 29. Juni. Die Schlesische Zeitung ent— haͤlt einen Bericht über die Improvisationen des Herrn Volckert aus Schwabach, dem wir Nachstehendes entnehmen: „Jede Gebildeten sind die Schwierigkeiten des Improvpisirens, zuma in Deutscher Sprache, so bekannt, daß er von selbst nachsichtig gestimmt seyn wird. Man hat die einzelnen sprachlichen Haͤr— ten, manchen Nothbehelf des Reims, manchen Mangel des Ebenmaßes in Ausfuͤhrung und Ordnung der Gedanken uͤber der Gesammtwirkung, wenn diese erreicht worden, zu uͤberhoͤren. In dieser Hinsicht nun kann Ref. Herrn Volckert das Lob nicht versagen, daß ein innerliches poetisches Leben, dessen Entfaltung allerdings von dem zuͤndenden Funken abhangt, den die beson—⸗ dere Aufgabe hineinwirft, sein Talent auszeichnet. Er ist we— niger durch Reflexion als durch Phantasie thaͤtig; die vorherr— schende Richtung seines Gemuͤths ist die Sentimentalitaͤt, haͤufig mit religibser Andacht gepaart, dem heiteren Scherz, wo sich dafuͤr auch Gelegenheit bote, weicht er vorsichtig aus. Sein Sprachtalent ist bereits sehr anerkennungswerth und wird sich noch weiter ausbilden. — Merkwuͤrdige Lebens-Schicksale zeich⸗ nen ihn uͤbrigens aus. Zuerst Würzburger Student, dann Franzoͤsischer Soldat, Zeuge der Juli-Revolution, spaͤter in Al— gier verwundet, dann auf Reisen in Griechenland und Klein— Asien bis Jerusalem, strebt er jetzt, als 28 jähriger Mann, in Deutschland sich seine Heimath neu zu schaffen.“
Dauer der Eisenbahn-Fahrten am 30 Juni.
Abgang Zeitdauer Abgang Zeitdauer um Uhr St. von um Uhr St. M. Mrg. 1 Mitt.
von
Berlin Berlin Berlin Berlin
53 37 50 45 45 48
Potsdam Potsdam Potsdam
Potsdam 3 Nm. Berlin : Potsdam 77 9 Berlin 4 * Potsdam Abds. Berlin z v — 45 Potsdam x 57 Berlin 9M Abds. 11 83 Potsdam ; 52
) Wegen Schadhaftigkeit der Maschine entstanden 3a Minuten Aufenthalt.
1
, e , 35 Den 1. Juli 1839. Im tilicker Fond ast CI- CO Zettel.
ö. Fr. Cour. 8 Er. Gour. 8 Brief. Geld. 8 Brief.. geld. 4
1055 1031s IQetpr. Pfandbr. — 10117. 1035 3 10211/ 2 Pomm. do. 103 1021/2 Kur- u. Neum. do. 1031 / 1025/9 Sehlesiseche do. 1021.3 101*/ Coup. und Zius- Beh. d. . n. N. 96 — Gold al mareo 215 214 Neue Ducaten 181. Friedrichadeor 131 Aud. Goldmüu- eu d ð Tul. 1211/9 2 121 Dis eonto 3 A
St. Sehulil- Soli. Er. Engl. Obl. 30. Prämß ch. d. Se eli. Kurmärk. Oblig. do. Schuldvers eh. Neuiu. Schuldv. Berl. Stadt- (0hlI. König. do. Elbinger do. Dunz. do. in Th. Westpr. Pfaudhr. 33 10136, — Grosali. Pon. do. 4] 10511 10A, Au gg ir ti . Amster dai, 27 Juni. Niederl. wirkl. Schuld Sa /. 300 do. 102. So 9 Span. 185/58. Passive —. Ausg. Sch. — Zinsl. —. bräm. Sh. 1281s3. Poln. — GCesterr Met. 1035/5. Ant werpen. 26 Juni. Neue Anl. 1812. 189. Hamburg, 29. Juni. Bank- Actien 1495. Engl. Russ. 107. Paris, 26. Juni. zo /a Rente 111. A5. 309 79. 360. So / 9 Neapl. 90. 50. Soso Span- Rente 19157. Passive —. 30/9 Portug. — Wien. 26. Juni. Fo / Met. 1073/5. A0 1017/9. 30,60 8218. 21s29ͤ0 — 190 — Kank-Actien 151A. Anl. de 1834 —. de 1839 —. Königliche Schauspiele. Dienstag, 2. Juli. Im Schauspielhause. Zum ersten⸗ male: Der reiche Mann, oder: Die Wasserkur, Original—⸗ Lustspiel in 4 Abth, vom Lr. C. Toͤpfer. Mittwoch, 3. Juni. Im Schauspielhause: Wallenstein's Tod, Trauerspiel in 5 Abth, von Schiller, (Herr von Heide— wald, vom Hoftheater zu Manheim: den Schwedischen Haupt— mann, als Gastr olle.)
Königstädtisches Theater.
Dienstag, 2. Juli. Der Brauer von Preston. Komische Oper in 3 Akten. Musik von Adam. (Die Herren Eicke und von Kaler, so wie Dlle. Dickmann werden, von der Urlaubs—⸗ Reise zuruͤckgekehrt, hierin wieder auftreten.)
Mittwoch, 3. Juli. Eilfte große Vorstellung der akrobatisch⸗ athletischen Gesellschaft des Herrn Michael Averino aus Rom, in 3 Abth. Vorher: Die Brandschatzung. Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue. (Herr Simon, vom Theater zu Posen: Major von Thurneck, als Gastrolle.) Die akrobatisch athletischen Kunst⸗ ke fen i n, nach dem Lustspiel gegen 7 Uhr, und dauern i Uhr.
Verantwortlicher Redacteur Arnold. Gedruckt bei A. W. Hayn.
— 1023/1 101166 161 101162 1 101 1037/9 1033. gon /
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Preuss.
Tinsl. —.
Kanz-Bill. 2. 6.
Allgemeine
Preußische Stants-Zeitung.
M 182.
Berlin, Mitt woch den 3tn Juli
1839.
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Se. Majestäͤt der König haben dem Lieutenant a. D., Gra— fen Otto von Schlippenbach, die Kammerherrn-⸗Würde zu verleihen geruht.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben den bisherigen Ober-Lan— desgerichts Rath von Rohr zu Marienwerder und den Stadt— gerichts- Rath Rhode zu Königsberg zu Tribunals-Raͤthen bei dem Tribunal in Koͤnigsberg zu ernennen geruht.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben die Wahlen des Landes ⸗Ael— testen, Premier⸗Lieutenants a. D. von Nickisch-Rosenegk auf Kuchelberg zum Direktor der Liegnitz⸗Wohlauschen, und des Kammerherrn, Grafen von Burgh aus auf Lagsan zum Direktor der Schweidnitz-Jauerschen Fürstenthums, Landschaft Allergnaͤdigst zu bestaͤtigen geruht.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben geruht, nach dem Abgange des bisherigen Vice-Konsuls in Veracruz, Kaufmanns Sto z,
den Kaufmann G. H. de Wilde zu All ann S daselbst zu ernennen. ilde erhoͤchstihrem Konsul
Der bisherige Land, und Stadtgerichts- Rath Arendt in Rogasen ist zum Justiz Kommissarius bei dem Land- und Stadt gericht zu Gnesen und zum Notarius im Departement des Ober-Landesgerichts zu Bromberg bestellt worden
Abgereist: Se, Excellenz der General der Infanterie, Gouverneur von Berlin und Praͤsident des Staats ⸗Raths, Frei⸗ herr von Muͤffling, nach Erfurt.
!. Der Kammerherr, Legations-Rath und Geschaͤftstraͤger am Koͤnigl. Belgischen Hofe, Graf von Seckendorff, nach Brussel.
Zeitungs⸗Nachrichten. wir un 8 h n b
For am t r ei ch⸗
Pairshof. Sitzung vom 27. Juni. Prozeß der Angeklagten vom 12ten und 13ten Mai. Die Zugaͤnge zum Palast des Luxembourg waren von Posten der Rational— Garde und der Linien-Truppen besetzt, der Eingang in den Gar— ten selbst aber dem Publikum nicht untersagt. Im Saale wa— ren dieselben Anordnungen getroffen worden, wie wahrend des Prozesses von Alibaud und Meunier. Als der Saal geoͤffnet wurde, waren indessen noch nicht alle Vorbereitungen beendet; noch horte man Hammerschlaͤge, und es liefen Arbeiter mit nackten Armen unter den Pairs umher. Sie waren gerade be— schaͤftigt, Tische, Bretter und Tapeten zur Errichtung der Ballu— strade, welche die Bank der Angeklagten einhegt, zu transpor— tiren. Gegen 12 Uhr langten die Vertheidiger der An— geklagten an; unter ihnen Herr Paillet, Herr Dupont, Herr Arago, Herr Madier Montjean, Herr Barbier. Um 1 Uhr eroͤffnete der Pairshof seine Sitzung, und es wurden die Angeklagten von den Gendarmen in den Saal gefuͤhrt. Barbes und Martin Bernard traten zuletzt ein. Hierauf schritt der Praäͤsident zum Aufruf der Angeklagten. Der Erste antwortete: „Ich heiße Barbes, bin ohne Geschaͤft, 29 Jahr alt, geboren zu Pointe-à-Pitre auf Guadeloupe, wohne gegenwärtig im Gefängniß des Luxembourg, fruͤher zu
orteul bei Carcassonne.“ — So alle Anderen. Demnaͤchst rde die Anklage verlesen. Dieser zufolge sind folgende Per, nen:; Barbès, Nougues, Rondel, Guilbert, Delsade, Mialon, Austen, Lemiere, Walch, Philippet, Lebarzic, Dugas, Longuet, in, Marescal, Piernés, Grégoire, Blanqui (abwesend), wveelgin Bernard, Meillard Labwesend), Doy (abwesend) ange— klagt, zu Paris im Monat Mai ein Attentat begangen zu ha— ben, dessen Zweck war, die Regierung zu zerstoͤren, oder zu an— dern, die Einwohner zur Bewaffnung gegen die Königl. Ge— walt aufzufordern, und zum Buͤrgerkriege aufzureizen. Besondere Anklagen wurden außerdem erhoben 15 gegen Barbes, naͤmlich am 12. Mai den Lieutenant Drouineau mit Vorbedacht ermor— det zu haben, 2) gegen Mialon, den Maréchal de logis Jonas mit Vorbedacht ermordet zu haben. Erst um 33, Uhr war das Lesen der Anklage⸗Akte beendet. Sodann wurde die Liste der Zeugen verlesen, deren Zahl sich auf 153 beläuft, worauf. Herr Arago,
sammtlicher Angeklagten beendet sey. Diesem Antrage wider— setzten sich der Vertheidiger des Angeklagten Gregoire und der Vertheidiger des Angeklagten Lebarzie.
Deputirten-Kammer. Sitzung vom 27. Juni. In der heutigen Sitzung wurde die gestern begonnene Erörterung uͤber den Gesetz Entwurf wegen Eröffnung eines nachträglichen Kredits von 6,515, 190 Fr. fur das Jahr 1839 und die Streichung einer Summe von 1,591,660 Fr. von dem durch das Gesetz vom 14. Juli 1838 vewilligten Kredite fort— gesetzt. Der Ansatz fuͤr Sold-Erhoͤhungen der Lieutenants und UnterLieutenants gab Herrn Ch ab aud-Latour Veranlassung, eine solche auch fuͤr die Capitaine zu beantragen, worauf Herr Legrand erwiederte, daß diesen schon Verguͤnstigung fuͤr Wohnung und Unterhalt der Pferde zu Gute kaͤmen — Herr Lar abit beklagte sich, daß man sich ausschließlich mit der Verbesserung des Looses der Offiziere beschäftige, während die Lage der Soldaten in den Staͤdten dringendere Huͤlfe fordere und dieselben gezwungen waͤren, Ar⸗ beit zu suchen, was dem Dienste nothwendig schaden muͤsse — Dieser . schloß sich der Kriegs-Minister an. — Herr Dubois behauptete, die Sold⸗Erhoͤhung der Lieutenants und ,, . 150 Fr. sey rein illusorisch und ganz un⸗ genugend; nöthigenfalls, sagte er, könne er die bescheidenen Bud⸗
. 2
dei Vertheidiger von Barbes, den Antrag machte, daß der Prozeß ausgesetzt werden möge, bis die Instruction
gets dieser Märtyrer des Landes vorgen, um seine Behaup—
tung zu beweisen. Trotz mancher antren Einwendungen wurde
indeß dies Kapitel und auch die folenden bis zum Hten ohne
Eroͤrterung angenommen. Das 5te Kapitel, Zulage zu den
Repraͤsentations⸗Kosten der Corps⸗Chfs, wurde auf Antrag der Kommission verworfen. Bei Geleguheit des JIten Kapitels,
Errichtung eines Jäger-Bataillons Fuß, beklagte sich Herr Arago uͤber die Verabsaumung dei Schieß-Uebungen in der Franzoͤsischen Armee. „Daher kommses auch“, sagte er, „daß unsere Soldaten von einer unglaublhen Ungeschicklichkeit sind. Ich bleibe noch unter der Wahrheit wenn ich behaupte, daß von 2000 Schuͤssen kaum einer das gel trifft.“ Herr Auguis widersetzte sich der Errichtung des Iger-Bataillons. Hierauf sagte der Kriegs-Minister: „G ist der Traum meines ganzen Lebens, endlich in Frankreich gůe leichte Truppen zu erhal⸗ ten. Ich habe oft bemerkt, wie sehr unsee Soldaten den fremden an Schießfertigkeit nachstehen, und ich glabe, daß die Errichtung des leichten Jäger⸗Bataillons der erste Schitt zu einer Verbesserung in dieser Beziehung seyn wird.“ — Das apitel wurde hierauf ange— nommen. — Bei Gelegenheit des 3. Abschnitts, welcher nach⸗ trägliche Bewilligungen fuͤr die Fraͤzoͤsischen Besitzungen in Afrika fordert, erklärte sich Herr Sésobert gegen diese uͤber— haupt, und besonders gegen die Erichtung eines Bisthums in Algier. — Der Minister des offentlichen Unterrichts sprach dagegen die Ansicht aus, daß man Afrika mit Klugheit behalten, und mit Muth vertheidigin muͤsse. Herr Desjobert habe behauptet, Afrika koͤste Frankreich jährlich 50 Millionen Fr. Die Richtigkeit dieser Zahl wolle er nicht untersuchen. Jeden“ falls aber scheine es ihm besser, ein Geldopfer zu bringen, als die Ehre zu opfern.
Paris, 27. Juni. Der Koͤnig uid die Koͤnigin der Bel— gier werden zur Feier der Julitage in Paris erwartet; zu der— selben Zeit soll auch die Taufe des Grafen von Paris statt— sinden.
Man sieht hier in jedem Augenzlick dem Eintreffen des Herrn Pozzo di Borgo entgegen, dessen Aufenthalt hierselbst einen diplomatischen Zweck haben soll.
oer St. Marc Girardin ist nach Konstantinopel ab—
ereist. ⸗ Herr Emil von Girardin tritt von der Redaction der „Presse“ zuruͤck.
Herr von Lamoriciére, Chef der Zuaven, ist in Paris an gekommen.
Die Abgeordneten ver Fabrikanten des inländischen Zuckers haben in ihrer letzten General-⸗Versammlung beschlossen, in Pa⸗ ris ein permanentes Comité zu errichten: Praͤsident desselben ist Herr von Morny.
des Deßats: „Das Betragen der Minister war eben so un⸗ erklarsich, wie die Erörterung, an der sie Theil genommen haben. Es kömmt uns schwer an, dies zuzugestehen, denn wir sind nicht die Feinde des Ministeriums. Dasselbe mußte jede Eroͤr⸗ terung ablehnen. Aber diese Weigerung mußte es frei und kuͤhn aussprechen und das hat es nicht gethan. Es schwankte, es hat mit unsicherer Stimme gesprochen, es hat fuͤr und gegen gere⸗ det. Ein parlamentarisches Ministerium soll zuversichtlich die Meinung der Kammer vertreten, aber es soll nicht schwanken, aus Furcht, diesem oder jenem zu mißfallen, nicht beim gering⸗ sten Hauch der Meinungen zittern. Wir werfen dem Ministtrium nicht vor, daß es gesagt hat, der Trak— tat ist gut oder schlecht, sondern daß es beides gesagt hat, daß es der Kommission durch den Conseils-Praͤsidenten, gesagt hat: „Der Traktat scheint mir . ich werde ihn rati⸗ siziren“, der Kammer aber durch den Justiz-Minister; „Der Traktat ist nicht ratifizirt, die Meinung des Conseils,Praͤsiden⸗ ten bindet das Kabinet nicht.“ Wir fragen, ist das nicht ein betruͤbendes Schauspiel? Das Ministerium wagt nicht, eine Mei⸗ nung zu haben. Regiert man so? Will man der Macht so die Stärté und die Achtung wiedergeben, die sie in sechsmonatlichen Kaͤmpfen eingebuͤßt hat? Ohne Zweifel ist der Traktat mit Mexiko gut, und es war leicht, dies zu beweisen, aber fuͤr die Ehre und Wuͤrde des Ministeriums, waͤre es gewiß hundert⸗ mal besser gewesen, daß sich dasselbe dagegen ausgesprochen hatte, als daßes seine Unschluͤssigkeit so deutlich an den Tag legte. Dann wurde wenigstens Jeder, Feind oder Freund, haben anerkennen muͤssen, daß das Ministerium, welches sich ein parlamentarisches nennt, eine Meinung hat und sie nicht auf der Tribune auszu— sprechen fuͤrchtet⸗ . ; Ueber die Erklärung, welche die Minister in der Deputir⸗— ten⸗Kämmer über die in Bezug auf Spanien zu befolgende Politik abgegeben haben, sagt der Messager: „Man wird sich erinnern, daß, als der Conseils⸗-Praͤsident sich gegen die Kom⸗ mission uͤber die Spanische Politik aussprach, das Geruͤcht ver⸗ breitet wurde, das Ministerium vom 12. Mai wolle das Pro⸗ gramm des linken Centrums zur Richtschnur nehmen. Wir er⸗ hoben Zweifel dagegen. Die heutige Erörterung beweist, daß wir uns nicht geirrt hatten. ach den Ausdruͤcken des Berichts beschraͤnkt sich die Regierung darauf, den Kreuz— fahrten eine großere Ausdehnung zu geben, und den Kom— mandanten der Franzoͤsischen Schiffe den Transport von Trup— pen der Königin zu gestatten. Von Ausschiffung der Truppen ist aber keine Rede. Dies sind die gegenwartigen Maßregeln. Fuͤr die Zukunft will sich die Regierung die Hande nicht bin“ den. Wird die constitutionnelle Regierung in Spanien ernstlich bedroht, so wird die Regierung die Interessen Frankreichs zu Rathe ziehen.“
Das Journal des Débats macht zu der Nachricht von der Besetzung mehrerer Dörfer des Distriktes von Aintab durch die Ottomanischen Truppen folgende Bemerkungen: „Diese Doͤrfer sind in einem Rayon von 3 Meilen um Aintab ge— legen. Man spricht daselbst Tuͤrkisch, und vor der Eroberung durch die Aegypter gehoͤrte der Distrikt nicht zu Syrien, son dern zum Sandschakiat Marasch. Man kann nicht gerade sa— gen, daß die Feindseligkeiten angefangen seyen, da die Besetzung der Dörfer nur durch einige Kavallerie-Abtheilungen geschehen ist, und die beiden Haupt- Corps nicht von der Stelle geruͤckt sind, aber es ist erwiesen, daß der Seriasker Hafiz Pascha offen zum Kampf provocirt hat.“
In den Berichten der Kommission zur Pruͤfung des Gesetz- Entwurfes wegen einer außerordentlichen Kredit-For—
derung von 10 Millionen zur Vermehrung der Franzoͤsischen
Schiffskraͤfte in der Levante hieß es:
„Die augenscheinlichste Gefahr, welche die Lage des Orients be— ständig in Aussicht stellt, ist, daß sie einer Macht die Gelegenheit zur Vergrößerung geben kann, und so die Zerstörung des Europäischen Gleichgewichts herbeiführen würde. Gegen diese Gefahr sehen wir nur ein Mittel, nämlich das Prinzip aufzustellen, daß, was sich auch im Orient zutragen möge, keine Macht dadurch Gelegenheit zur Ver⸗ größerung erhalte. Die Aufrechterhaltung dieses Prinzips ist um so wichtiger, als der Orient zwei einzige Positionen enthält, zwei Po⸗ sitionen, welche immer die Handelswege Europa's und Asiens gewesen sind, nämlich Konstantinopel und Aegypten. Es wird aber immer im Interesse aller Europäischen Mächte liegen, daß diese Positionen das Eigenihum selbstständiger Staaten bleiben, denn dieselben würden jedem Staat, zu dem sie hinzukämen einen solchen Macht- Zuwachs geben, daß das Europäische Staaten System dadurch nothwendig gestört werden müßte. Zweierlei Mächte sind vorzialich bei der Aufrechterhaltung dieses Prin sips betheiligt. Erst— lich diejenigen Europätschen Mächte, welche vermöge ihrer Stellung und ihler Schwäche keine Aussicht haben, etwas bei der Vergrößerung zu gewinnen, dann aber die Orientalischen Mãächte selbst, in welcher Form sie auch besiehen mögen. Von einem höheren Gesichtspunkte aus ist das Interesse des Orsents und der Mehrzabl der Europäischen Mächse, auch das derjenigen Mächte, welche auf eine entgegengesetzte Politik angewiesen zu seyn scheinen. Wenn diese entgegengesetzte Po⸗ lstik aber die Oberhand gewönne, so würde es für lange mit dem Europäi⸗ schenFrieden vorbei seyn. Denn wenn man auch uicht sagenkann, daß die Zeit der gewaltsamen Vergrößerungen in Europa vorüber sey, so kann man doch
sagen, daß Europa das Gleichgewicht nicht stören lassen würde, ohne
in seinem innersten Grunde erschüttert zu werden. Jede Macht würde Entschüdigungen suchen, die Begränzung aller Staaten würde in Frage gestell, und könnte nur durch einen langen Krieg mitder ge— regelt werden. Vielleicht hat Frankreich in Bezug auf die Oxientali= schen Angelegenheiten den doppelten Vortheil, mächtig und nicht ver— dächtig zu seyn und ihm scheint die Aufgabe, die Selbsiständigkeit der Drienialischen Staaten zu vertheidigen, vorziglich zugefallen ju seyn. Frankreichs Aufgabe ist die Erhaltüng und Befestigung dessen, was im Orient besieht. Im Orient besteht aber das Ottomanische Reich und außer dem Rechte des Sultan? welches wir achten, besteht noch Aegypten, das sich auf das thatsächlich Rechte stützt. Europa kann die ünbestimmthest der Orsentalischen Verhältnisse nicht länger tragen, es muß daran arbeiten, esnen dauerhafteren Zustand herbeizufübren. Dazu ist eiforderlich, daß die Lage des Sultans und des Vice⸗ Königs fest geregelt werde.“
Bei Gelegenheit der Erörterung uͤber die Expedition 3. Mexiko in der Deputirten⸗Kammer äußert sich das Jo urn a
In dem zu Perpignan eroͤffneten Prozesse des Generals Brossard suchte der Vertheidiger desselben die Ansicht durchzu⸗ fuͤhren, daß sich das Kriegsgericht nicht mehr mit denjenigen Anklagepunkten zu beschaͤftigen habe, wegen deren er schon vom vorigen Kriegsgericht losgesprochen sey. Indeß entschied das Gericht einstimmig, daß der General Brossard sich uber alle Punkte zu verantworten habe.
Man meldet aus Toulon: Die Korvette „la Brillante“ ist zur Verstaͤrkung des Geschwaders in der Levante dorthin unter Segel gegangen. Wir haben dort jetzt 6 Linienschiffe, 2 Kor—⸗ vetten, 2 Briggs und 1 Dampfschiff, im Ganzen 11 Schiffe.
Die Franzoͤsische Brigg „l'Inconstant“, befehligt vom Ca⸗
pitain Harnasse de la Vicardiere ist am 22. April von Barba⸗
does zu St. Lucia angekommen. Am Bord desselben befand sich der
treue Freund Napoleon's, General Bertrand. Auf der Rhede
angelangt, gab die Brigg 13 Salutschuͤsse, welche von dem Fort
Si. Charles erwiedert wurden. Das „Palladium von St. Lu— cia“, welches diese Notiz mittheilt, fuͤgt hinzu, daß diese Brigg dasselbe Fahrzeug ist, welches Napoleon im Jahre 1815 von Elba nach Frankreich zuruͤckfuͤhrte.
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Großbritanien und Irland.
London, 2. Juni. Der von der legislativen Versamm« lung der Insel Korfu hierher geschickte Ritter Mustoxidi ist in London angekommen, um der Regierung die Beschwerden jener Legislatur uͤber den Gouverneur, Sir E. Douglas, vorzutra— gen. Er hat bereits eine Unterredung mit Lord Melbourne gehabt. 3
Herr Henry Lytton Bulwer, der zum Britischen Legations⸗ Secretair am Hofe von St. Petersburg ernannt ist, traf am Sonnabend von Paris hier ein.
Aus den auf Befehl Ihrer Majestaͤt dem Unterhause vor⸗ gelegten Papieren uͤber die Spanischen Angelegenheiten theilen hiesige Blatter folgende Korrespondenz mit, welche in Betreff ö. Gegenstandes zwischen dem diesseitigen und dem Russischen
abinet gewechselt worden:
7 a. . Grafen von Resselrode an den Marquls von Clanricarde, datirt aus St. Petersburg 21. Desember 1838 2. Januar 1839). „Der Ünterseichnete hat dem Kalser die Rote vor⸗ gelegt, durch welche Se. Excellenz der Marquis von Clanricarde, außerordentlicher Botschafter und bevollmächtigter Gesandter Ihrer n, d, , ,,,,
ĩ reignisse zu lenke . e ,, h 6 Kaiser hat aufrichtige Theilnahme füt diese Mirthellung empfundenz er ist eben so betrübt, wie das Kabinel Ihrer Großbritanschen Maje ät über die r f. Lage Spa⸗ en d agile Mächte Eutepas mit gleicher Bet bniß erfüllen men Er wünscht eben so sebhaft wie die Englische Regterung, daß dem blutigen Kriege ein Ende gemacht werde, der seit Jahren schon die
Isbusel mit? Verderben und Traner überziebt. Ader Se. Majestät
ann sich nicht verhehlen, daß es inmitten dieses rödtlichen Kampfes, der Spansen verheert, unmöglich ist, Worte des Friedens zu seinem Ohr u bringen und einen wirksamen Erfolg davon zu erwarten. wenn 'nicht alle Großmächte Europa's ihre An ke, . in dieser Finsicht e und in Einklang setzen. Rußland kaun von einem , Schritt, den es ohne die Mitwi i n,.
; ter und sreußens thäte, nichts erwarten, und diese drei können sich nicht . in Beireff Spaniens erklären, wenn sie nicht vorher mit . . 1 ; z kö 3,
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