—
3
er
Dle Kommisslen, welche mit der Prüͤfung des Gesetzz Ent- wurfs wegen Bewilligung von zwei Millionen fuͤr die Depar, tements, die am meisten durch Feuersbraͤnste, Hagelschaden u. s. w. gelitten haben, beauftragt ist, will der Kammer vor— schlagen, diese Summe auf das Berke zu erhohen.
Es ist noch nicht bestimmt, daß auch die anderen Katego⸗ rieen der Mai⸗ Angeklagten ihr iirtheil vom Pairshofe empfangen werden und vielleicht dirfte dasselbe den Assisen uͤbertragen werden.
Man liest im Nou velliste: „Wenn man einem ministe⸗ rellen Provinzial⸗Blatte glauben darf, so hielten die Brüder und Freunde der Mai, Angeklagten geheime Versammlungen, um sich uͤber die Interessen der Partei zu berathen. In einer der letzten Versammlungen soll August Blanqui vorgefordert und zum Tode verurtheilt worden seyn. Er wurde beschuldigt, seine Partei verrathen zu haben.“
Der durch die Stuͤrme im vorigen Monat verursachte Schaden, soll sich nach den Berichten der Präfekten auf mehr als 100 Millionen belaufen. Im Departement der Eure und Loire waren die Ver wuͤstungen feht groß, und an mehrern Or— ten schrieb die Unwissenheit des Volks dieselben den Pfarrern zu. Ein Mitglied des Kommunal⸗Rathes welches, einen Pfar— ker auf dem Felde Kreuze machen sah und glaubte, derselbe ge— biete den Welken, brachte diese Verrücktheit auf, die bei dem unwissenden Volke Anklang fand. An mehreren Orten wur⸗ den die Pfarrer mit Steinwuͤrfen verfolgt, und in der Nahe
von Nogent⸗le⸗Rotron glaubte das Volk drei Priester in den Wolken schweben zu sehen.
Nach dem Budget von 1840 ist der Stand der Marine folgendermaßen festgesetzt: a0 Linienschiffe, 50 Fregatten und 226 Fahrzeuge geringeren Grades, einschließlich 0 Dampsschiffe. Von diesen 226 Schiffen soll aber nur die Halfte im segelfer— tigen Zustand erhalten werden, eben so soll nur die Hälfte der Linienschiffe und Fregatten ausgesendet werden, die uͤbrigen aber auf den Werften und in den Docks bleiben. Die Besatzung beläuft sich auf 78,000 Mann und die Zahl der Kanonen ist 9206.
Der Veteran der Franzoͤsischen dramgtischen Dichter, Alexander Duval, ist vorgestern von einem Schlagfluß getrof— fen worden, doch ist er wieder außer Gefahr.
Der Messager meldet: „Heute verbreitete sich das Ge⸗ ruͤcht, daß zwischen den Tuͤrkischen und Aegyptischen Truppen eine große Schlacht geliefert worden und die ersteren siegreich gewesen.“
Ein aus Martinique in den ersten Tagen des Juli ab— gegangener Brief meldet, daß ungeachtet der user Er ald, niß bis dahin nicht mehr als 200 Faͤsser Zucker fuͤr Rechnung des auswaͤrtigen Handels ausgefuͤhrt waren.
Nachrichten aus Montevideo und Buenos ⸗Ayres, die beim MarineMinisterium eingegangen sind, melden, daß der Admiral Leblane, Befehlshaber der dort stationirenden Franzoͤsischen Seemacht, gefährlich erkrankt ist und seine Ruͤck— berufung verlangt. Der Marine⸗Minister soll den Contre⸗ Admiral Dupotet zu seinem Nachfolger ernannt haben.
— — Paris, 4. Juli. Die Orientalischen Angele⸗ genheiten geben bei uns den Gedanken und politischen Ver— handlungen einen neuen Tummelplatz. Es thut wohl, einen andern Gesichtskreis eroͤffnet zu sehen und dort den Blick ab— lenken zu können, von dem bisherigen unerquicklichen und er— muädenden Treiben hinweg, das immer auf den einen Mittel— punkt am Ende hinauslaͤuft, auf die Angriffe gegen die Rechte und die Macht der Krone. Auswaͤrts und in die Ferne, bis in die geheimnißvollen Wunderlaͤnder, wo man die Wiege der Menschheit sucht, wird die Phantasie jetzt getragen, wenn sie alle die Pfade verfolgt, welche im Osten eröffnet sind und sich scheinen durchkreuzen zu wollen. Zunachst ist es aber das nur zu lange in der Schwebe gehaltene Verhältniß, was endlich seiner Entscheidung näher ruͤckt. Es ist dies jedoch nicht bloß eine Tuͤrkisch-Aegyptische, nicht bloß eine Europaͤische Frage, es ist eine der ganzen alten Welt und verschlingt eine unendliche Menge der verschiedenartigsten Beziehungen in sich, Iekht ist auch die Zeit der Loͤsung. So lange noch die Belgischen An— gelegenheiten unentwirrt dalagen, und mit allen moͤglichen Ver⸗ wickelungen ganz Europa bedrohten, konnte es keine der Groß— machte dulden, daß noch auf einem zweiten Punkte eine moͤg⸗ liche Kollision der Welt-Interessen eintreten duͤrfte, und der Status quo mußte unbedingt erhalten werden. In das End— lose kann er aber doch nicht foridauern, und laͤnger scheint bil⸗ n. dieser Krieg ohne Schlachten die Kraͤfte beider zu— naͤchst betheiligten Parteien nicht erschoͤpfen und der Ruhe der
drei Welttheile nicht bedrohlich werden zu duͤrfen. Der Knoten
muß geloͤst werden. Sey es nun, daß ihn nicht gar zu fern von dem alten Gordium die Schwerter durchhauen, oder, was dringend zu wuͤnschen waͤre, daß ihn die geschickten Haͤnde der Diplo⸗ maten entwirren mogen. — Auf unserer Rednerbuͤhne haben sich die verschiedenartigsten Anschauungen der Sache kund gegeben: die Fantasie des mes; der philanthropische Gesichtspunkt; politische Besorgnisse; e, g. Vertheidigung des Sultans; entschiedenere des Va⸗ sallen. Es hat aber auch nicht leicht eine so verwickelte und wichtige Frage der Entscheidung vorgelegen als diese — nur wird die Entscheidung freilich nicht von der Rednerbuͤhne, nicht von unserer Regierung ausgehen, sondern von der Gesammtheit der kollidirenden Interessen aller näher oder entfernter bethei⸗ ligten Staaten und von den, jenseit der Berechnung liegenten, innern Ehtwickelungen der Begebenheiten. Will man aber uber die Verhaͤltnisse selbst klar werden und wenigstens Wuͤnsche, Er⸗ wartungen hegen, so durfte man sie von zwei Gesichts punkten aus zu betrachten haben. Der eine ist der rein menschliche oder welthistorische, der andere der politische; die aber bei dem ge— gewärtigen höhern Stande der Staatstunst nicht so fern aus, einander liegen. Was den ersten Gesichtspunkt anbetrifft, so ist es der Blick auf die Morgenröthe einer höhern Civilisation und Gesittung, die hier anbrechen soll, in welcher auch eine bloß kluge und nicht allein großmuͤthige Politik der Europaͤi⸗ schen Staaten einen vielfachen und roßen Gewinn erblicken muß. Hier werden dann die Fragen gestellt: Mag durch die Einheit des ganzen Staates oder durch die Sonderung in die Tuͤrkische und die . ische Herrschaft dieser Erfolg eher verbuͤrgt werden? Wer von beiden berechtigt is her Geleistete f großeren Er wartungen? Oder hon entschieden, daß die Turkei r mit dem Letzten zuerst an.
ohne Zweifel nothwendig öder der marasmus senilis
es auf Staaten anzuwen⸗
; , / Ein beide Weisen untergehen, aber es wendigkeit. D ng re, ein ewig in
chtern sich hysisch regenerirendes, fortleben des geistig aus der scheinbarsten Vernichtung sich vermag. Es ist ebenso unhistorisch und un—
S02
zhilesophisch, als hart und ungerecht, diese Fähigkeit einem Volke absprechen zu wollen. Die Beispiele liegen uberall zur Hand, wo selbst die edelsten und zartesten Lebenskeime: Religio⸗ sität und Sittlichkeit, völlig ertoͤdtet schienen, oder wo die Macht des Aberglaubens, der Unwissenheit u. s. w. alles vernichtet zu haben das Ansehen hatten, und wo sich der Geist doch als 2 aus seinem Flammengrabe und schoͤner wieder empor— chwang! Das lassen wir also, als bloße Taͤuschung oder leere Declamation bei Seite, was von der unheilbaren inneren Auf⸗— loͤsung des Tuͤrkischen Reiches gesagt wird. Daß eine Unzahl von Uebeln dasselbe drucken, daß es einer der radikalsten Um— wandlungen, daß es anderer Basen und Formen bedarf, und große Schwierigkeiten zu überwinden sind, wenn der Staat zu einem hoͤher civilisirten, Europäͤischen, in— nerlich kräftigen werden soll, wer kann das Aber der Anfang ist schon gemacht, der geistige Hauch vom
dazu der Zeit, der Geduld; dieser aber haben wir uns jetzt bei dem raschen Gange aller Dinge, wie es scheint, ganz entschla— gen. Morgen soll schon das Gebäude fertig seyn, was wir gestern anfingen. Wie viele Jahrhunderte sind nicht an dem Straßburger Muͤnster gebaut! Wie viele an der Civilisation der Europaischen Volker! Im Geschmacke der Gegenwart ist freilich bis jetzt der Bau des Pascha's von Aegypten ausge— fallen! Rasch ist er vorgeschritten, von außen angesehen, fehlt es ihm nicht an uͤberraschenden, blendenden Façgden; aber im Innern und im Fundament, wie sieht es da aus! Ueberhaupt würde die Schöpfung eines Mannes und von so kurzer Zeit
und das Ende zu erwarten wäre, und am wenigsten moͤchte der Versuch des Aegyptischen Pascha geeignet seyn, schon die Ent⸗ scheidung fuͤr dessen hoͤheren Beruf und gewissere Erwartungen zu geben; — womit wir die zweite der obigen Fragen uns be⸗ antworten. Was aber die erste angeht, ob die Einheit des Gan— zen oder die Trennung in zwei Staaten dem wahren Heile ener Völker zuträglicher waͤre, so gehört diese zu denen, welche mit ziemlich gleichen Gruͤnden auf beiden Seiten unterstuͤtzt worden sind, und wo die aͤußeren Umstände und Bedingun— gen die Entscheidung herbeifuͤhren durften. Mit diesen be⸗ treten wir nun den Boden des Thatsaäͤchlichen, der Ereignisse, und kommen so zugleich zu der andern vorhererwähnten Seite: zum politischen Gesichtspünkte. Aegypten hat von Natur schon eine besondere Stellung erhalten: es ist raͤumlich begraͤnzt und isolirt, westlich durch Wuͤsten, suͤdlich durch Barbaren, 6ͤstlich durch das Meer, und nur eine schmale Bruͤcke fuͤhrt es nach Syrien. Bei seiner Lebenskraft mußte es, wie sein Strom, zu Zeiten diese Graͤnzen uͤberfluthen, aber es sank auch immer bald wieder in sein natürliches Bett zuruͤck; seine Basis ist nicht guͤnstig und ausreichend, und auch nur zu oft und lange war es anderen Staaten unterworfen. Syrien war der natuͤr— lichste, naͤchste Angriffspunkt, wenn es erobern wollte. Abge—⸗ sehen von Sesostris fabelhaften Zuͤgen, so erfuhr Jerusalem die Eroberungslust Sisal's; Necho kam bis zum Euphrat; die Ptolomäer kämpften stets um Syrien; die Fatimiden, Ayu⸗
ichters; die Stimme des Franzoͤssschen Ruh.
biten u. s. w. vereinigten Syrien mit Aegypten; und endlich als Ali Bey in Aygypten sich empoͤrte, eroberte er alsbald 1771 auch Syrien. Dieses Land ist aus vielfachen Gruͤnden das nächste Ziel Aegyptischer Erweiterung, und bildet auch jetzt den streitigsten Punkt, da durch den Verlust Syriens das Ottoma— nische Reich nur zu sehr bedroht wird. Wer von Beiden soll aber nun Syrien haben? Dies ist jedoch erst die zweite Frage; die erste ist: Soll der Vasall sich vollig losreißen oder gar etwa das Tuürkische Reich in dem Kampfe untergehen durfen? Bei so völligen und großen Umwaͤlzungen im Orient
wuͤrden die Interessen der Europaäͤischen Machte zu stark be⸗ ruͤhrt, und es ließe sich besorgen, daß selbst wider Willen, wi der das entschledene Prinzip, die Ereignisse Kollisionen, Bestre⸗ bungen und tief nach Europa zuruͤckwirkende Kampfe herbei⸗
Mitunterthanen aufgehoben werden mußten. Lord Eliot (ein
fuͤhren möchten. Die Erhaltung des Tuͤrkischen Reiches kann
nicht anders als allen betheiligten Mächten ein gleich wichtiges seiner Freunde.
und ausgemachtes Axiom seyn, und eben so sehr muß ihnen
daran liegen, daß es sodann auch schneller und sicherer der hoöͤ⸗ aber, auch nur eine Sylbe daruͤber zu sagen, wodurch jene
heren Entwickelung entgegengehe. Die reifere Politik erkennt
aber darin nicht bloß eine sittliche Aufforderung, jedes Volk schen Protestanten, Reform abgeneigt seyen, jetzt selbst durch ein Zwanzigpfund⸗ Wahlrecht nicht wuͤrden zufriedengestellt werden.
bei dem Streben nach Wohlstand, Ordnung und Bildung zu beguͤnstigen, sondern auch einen materiellen Vertheil fur sich selbst. Bettler auszupluͤndern bringt nie so viel ein, als der
freie Handel und Austausch mit reichen Völkern. Welche un ⸗
erschoͤpfliche Quelle stellt aber der civilisirte Orient in Aussicht; Rede werth, eine Aeußerung, die von den Mintsterbänken mit
und schon jetzt scheint die Wahrheit des freien Handels-Ver—
kehrs im Tuͤrkischen Reiche faktischer hervorzutreten, als bei ; nachgeben, doch koͤnne er der beabsichtigten Gleichstellung des
uns, wo so viel und allein von Freiheit die Rede ist, aber die
des Handels nach Außen hin eine der nothwendigsten und wahr— ͤ sten, praktisch noch nicht recht wirksam ist, indem man sich von
der Taͤuschung und Engherzigkeit des aiten Systems nicht los. diejenigen Minister, die der Erklaͤrung uͤber den unbedeutenden
Charakter des streitigen Punkts ihren Beifall gezollt, wurden
machen kann, das durch Absperrung und Hindernisse, die es dem fremden bereitet, aber auch den Aufschwung und die Ent— wickelung im eigenen Lande zugleich hindert. Ist man nun überzeugt, daß ein Staat die Fahigkeit der Regeneration oder
hoheren Entwickelung nie verliert, also auch nicht der Tuͤrkische, position gegen das Prinzip der Munizipal⸗Reform nachgelassen,
vieimehr man gar Manches hier als guͤnstig und foͤrdersam nach—
weisen konnte; ß daß es der Ruhe Europa's hoͤchst bedrohlich Gefahr hin, einige ihrer einflußreichsten Freunde zu beleidigen.
wäre, wenn er unterginge, so staͤnde seine Erhaltung wohl außer Zweifel. Ob aber noch ein Theil, und ein wie großer, von dem Staatskoͤrper abgelöst werden darf, ohne ihn zu sehr zu schwaͤchen, das ist die zweifelhaftere Frage. Es bleibt zwar ohne Syrien und Aegypten groß genug und wuͤrde bei sortschrei⸗ tender innerer Entwickelung eine vollkommen ausreichende Macht entfalten; aber bis dahin ist es ein Anderes, und besonders wichtig muß ihm die moralische Seite des Verlustes seyn: das Beispiel des Abfalls herrschsuͤchtiger Satrapen. Ware es mit diesem letzten abgemacht, und wurde dies ein starker Antrieb zur innern Kraft-Entwickelung, so durfte solches, als Lehre und Anreiz, sogar ein Gewinn ge— nannt werden konnen. Bei dem Rechtshandel vor dem Euro— päischen Arnopagus wuͤrde es also nur darguf ankommen, das, was billig erscheint, unter den gegebenen Umstaͤnden und nach dem faktischen Bestande; worin ferner die geringsten Uehel laͤ⸗ gen oder hervorzugehen drohten, zu erwaͤgen. Hier aber wer⸗ den bei der Vielartigkeit der Momente und der Einwirkung anderer Interessen die größten , sich erheben muͤs⸗ sen und neue Ereignisse dürften zu der Unterhandlung noch erst n., um die zwei Fragen zu entscheiden. Wie soll das
ekhäͤltniß Aegypten zum Sultan fuͤr die Zukunft sich gestal— ten? und welcher Seite soll Syrien zufallen?
Großbritanien und Irland.
London, 5. Juli. Ueber das Ergebniß der gestrigen Aus, schuß Verhandlungen des Unterhauses, die Irlaͤndische Munizi⸗
leugnen! stimmung wieder gut gemacht, welche die scheinbare Majoritaät Westen her wird den Staat bald mehr und mehr durchdringen und die Knospen zur Entfaltung treiben, — doch es bedarf
immer keinen Maßstab abgeben, von dem was für die Dauer
gioͤse Parteilichkeit ferner dagegen,
gen Punkt aufgeben wollten.
pal ⸗Bill betreffend, äußert sich die Times folgendermaßen; „Leider hat die Saumseligkeit der Konservativen gestern Abend die Minister in den Stand gesetzt, sich wiederum mit einem fal⸗ schön Schein numerischer Stärke im Unterhause zu umgeben. Es handelte sich um den 6 *. des Census fuͤr die Irlaͤndi⸗ schen Munizipal⸗Wähler. Die Abstimmung fand um 7*/ Uhr statt, und die Kenservativen, — wie es um diese Stunde, der beliebten Diner-Zeit, nur zu oft zu geschehen pflegt, — waren abwesend, ohne ihre Stimmen mit Gegnern abgepaart zu haben. So kam es denn, daß die ministerielle Maßregel zur Verwand⸗ lung der Irlaͤndischen Corporationen in Normalschulen der politi⸗ schen Aufregung mit einer Majoritaͤt von fast? zu durchging. Es war dies eine Wiederholung des im vorigen Monat bei der Jamaika⸗Bill begangenen Fehlers, eines Fehlers, der sich durch nichts entschuldigen läßt. Bei sener Bill wurde das Unheil durch eine spätere Ab-
auf 10 herabbrachte; aber in dieser vorgerückten Zeit der Ses⸗ sion, wo so viele Mitglieder schon ihre Vorbereitungen getrof⸗ fen haben, um an ihre Pflichten in ihren betreffenden Bezirken zu⸗ ruͤckzukehren, ist es nicht so leicht, — wenn es auch uͤberhgupt zu billigen wäre, — wiederholte Abstimmungen bloß zur Ver⸗ besserung der Folgen wegen Nachlässigkeit zu Stande zu brin⸗ gen. So haben die konservativen Mitglieder des Unterhauses statt wenigstens durch Aufzeigung einer bedeutenden Minori— tät das Ihrige zur Unterstuͤtzung des Oberhauses zu thun, welchem die Pflicht zufallen wird, diese Klausel der Munizipal— Bill zu verwerfen, die Lords der ganzen Wuth des Irlaͤndischen Ge⸗ schreis ausgesetzt, und die Whig⸗Minister werden mindestens eben so sehr durch das Speise zimmer wie durch das Schlafgemach am Ruder erhalten. Man wird sich erinnern, daß der Betrag des Irlaͤndischen Nunizipal-Census schon der Gegenstand vieler Debatten und
Abstimmungen gewesen ist. Die antiprotestantische Partei will
denselben so niedrig als moͤglich stellen; die Protestanten wollen ihn hona ide auf 10 Pfund festgesetzt wissen. Im vorigen Jahre that das Ministerium, als strebe es nach einem Zehn— pfund⸗Census und nicht nach einem noch niedrigeren; doch wuß— ten sie eine solche Abschaͤtzungsart ausfindig zu machen, daß nach der Abfassung ihrer vorjährigen Bill eine weit geringere Rente als 10 Pfd. das Wahlrecht verliehen haben wurde. Die Lords verwarfen dieses kuͤnstliche Auskunstsmittel, und in der diesjährigen Bill verlangt das Ministerium ganz kaltbluͤtig, daß das Wahlrecht an Alle verliehen werden soll, die nach einer Rente von 8 Pfd. für die Armenpflege besteuert sind. Und da— mit dies Zugestaͤndniß nicht etwa der radikalen Partei ungenuͤ⸗ gend erscheinen möchte, schlagen sie weiter vor, daß nach drei Jah⸗ renjedwede Besteuerung, wie gering auch die Abschätzung ware, auf die sie sich stuͤtzte zur Ausübung des Stimmrechts bei den staͤdtischen Wahlen in Irland berechtigen solle, so wie es in England der Fall ist. Herr Shaw setzt mit seiner gewohnlichen Kraft und Klarheit das Ungeziemende des Versuchs, die Irlaͤndischen Corporations⸗-Staͤdte in beständiger Aufregung zu erhalten, aus⸗ einander, machte die Anzeige von einer neuen Veraͤnderung in dem zauberischen Jahre 1842 lächerlich und schlug als Amende— ment vor, daß erstens fuͤr das Wahlrecht der Zehnpfund⸗Census angenommen werden solle, wobei der Betrag der Armen ⸗ Steuer und der Betrag der von dem Grundbesitzer fuͤr Ausbesserungen eines Hauses jährlich gezahlten Summe, so wie der Betrag der Versicherung bes Hauses als Abschaͤtzungsmittel zum Grunde zu legen seyen; und zweitens, daß die fuͤr das Jahr 1842 beab⸗ sichtigte Abänderung in dem Census unterlassen werden solle. Lord Morpeth widersetzte sich diesen Amendements, weil im Allgemeinen die Wahlen von Armen-Vorstehern in den Staͤdten nach der 9ten Akte Georg's IV. ohne politische und reli—
stattgefunden hätten. Er erklärte sich daß die Verpflichtung, das Irlaͤndische Wahlrecht dem Englischen gleich zu machen, noch weiter, als bis zum Jahre 1832 hinausgeschoben werde, und endlich bestand er darauf, daß die Irlaͤnder zufrieden gestellt und daß alle po— litischen Üngleichheiten zwischen denselben und ihren Englischen
Konservativer) sprach mehr zur Zufriedenheit seiner Gegner als Er tadelte die heftige Sprache, welche die Pro⸗ testanten in Irland gegen die Katholiken gefuͤhrt haͤtten, vergaß
Sprache hervorgerufen wurde, und bemerkte, daß die Irlaͤndi⸗ da sie dem Prinzip der Munizipal—
— t Die Frage uͤber den Betrag des Census, die jetzt zwischen den Parteien eroͤrtert werde, sey, meinte er, unbedeutend und nicht der
Beifall aufgenommen wurde. Er wolle, sagte er, in diesem Punkte
Irländischen und Englischen Wahlrechts nicht beistimmen, denn sey das Wahlrecht einmal festgestellt⸗ so duͤrse man spaͤterhin nicht mehr daran ruͤtteln. Herr Jackson bemerkte hierauf,
sich ein großes Verdienst erwerben, wenn sie diesen geringfuͤgi⸗ Die protestantische Partei habe ein Beispiel der Versöhnlichkeit gegeben, indem sie in ihrer Op—
und dies friedliche Verfahren habe sie angenommen, auf die
Der Ruf nach der Abstimmung wurde nun allgemein unter den Ministeriellen, da sie bemerkten, daß nur sehr wenig Kon⸗ servative zugegen seyen. Unter diesen Umstaͤnden erhob sich Sir Robert Peel und sagte, daß zwar die Abstim⸗ mung in diesem Augenblick seine Partei sehr in Nach⸗ theil' stellen werde, indeß wolle er doch nicht durch Verlangerung der Debatten Zeit zu gewinnen suchen, welches nur dadurch geschehen konnte, wenn er aufregende Punkte in die Debatte hincinzöge. Die Krone habe in dieser Session die Aufmerksamkeit des Parlaments auf drei r, . als be⸗ sonders wichtig gelenkt, namlich auf die Verbesserung der Rechtspflege, auf den Zustand von Kanada und auf die Irläͤn⸗ dische Munizipal⸗Reform. Der erste dieser wichtigen Gegen⸗ staͤnde sey gar nicht vorgebracht, der zweite n worden, und bis vor wenigen Tagen, wo Lord John Russell seine An⸗ zeige gemacht, habe man glauben muͤssen, die Irlaͤndische Mu— nizlpak⸗Bill solle dasselbe Schicksa! haben. Wenn er den jetzt vorliegenden Streitpunkt fuͤr unbedeutend hielte, so wuͤrde er nachgeben, allein er sey a r , daß dies nicht der Fall, und er halte es daher fär seine Pflicht, auf einer hona side Zehnpfund⸗Qualification zu lee,, und was den Antrag auf Gleichstellung der Wahlrechte im Jahre 184 be⸗ treffe, so werde er die Zeit, die Ereignisse und die Erfahrung abwarten, doch wolle er damit keinesweges sagen, daß er, wenn sener Zeitpunkt herankäme, dem Antrage beitreten würde. Nach Beendigung dieser Rede verlangte die ministerielle Partei mit
lautem Geschrei die Abstimmung, und beide Amendements wur⸗ den mit einer Majorität verworfen, die eben so wenig ehren, voll fuͤr sie als fuͤr ihre nachlaͤssigen Gegner war. Es scheint Irlands Schicksal zu seyn, in mehr als einer Beziehung durch Abwesende leiden zu muͤssen.“
Die Times enthalt heute einen langen Artikel uͤber die Orien⸗ talischen r Sie ist allerdings der Ansicht, daß die vier Europälschen Großmaͤchte im Stande waͤren, den Ausbruch des Krieges im Orient zu verhindern, wenn sie nur einmuͤthig wären und aus allgemeinem Interesse zu Werke gingen. So aber schienen Rußland und Frankreich hierbei Absichten zu he⸗ gen, deren Erfuͤllung Großbritanien und Oesterreich nicht ge⸗ statten duͤrsten. Gesetzt aber auch, Frankreich und Rußland häͤt— ten solche Absichten nicht, was sollte dann geschehen? Wollte man im Fall der Widerspenstigkeit eine oder beide Flotten, die Tuͤrkische und die Aegyptische, zerstören? Und was wollte man vollends zu Lande thun? Weder England noch Frankreich haͤt⸗ ten Truppen, um Ibrahim und Hafiz auseinander zu halten, und wenn Hafiz, wie es allen Anschein habe, geschlagen wurde, wer wollte dann Ibrahim hindern, bis nach dem Bosporus vorzudringen? Wer anders, als Rußland, in punktlicher Er⸗ fuͤllung des Vertrages von Chunkiar⸗Iskelessi? An ein Bom— bardement Alexandriens sey nicht zu denken, da die dortige Rhede keine Linienschiffe zulasse. Ganz besonders eifert die „Times“ gegen die Französischen Tendenzen, die sich in dem bekannten Kommissions-Berichte der Deputirten⸗-Kammer ganz unverholen ausspraͤchen und fast eben so unfreundlich gegen England waren, als gegen Rußland. Die wahre Absicht Frank⸗ reichs sey, Aegypten während der Lebenszeit Mehmed Ali s in zuspenso zu erhalten und dann bei dem nach seinem Ableben entstehenden Kampf sich das Beste zuzueignen. Eine schwere Verantwortlichkeit laste daher auf den Britischen Ministern, die Frankreichs Umsichgreifen in Afrika ruhig zugesehen haͤtten. Die Morning Ehronickle dagegen macht sich wenig Kummer in Betreff des Ausgangs der Dinge der Levante. „Wir glauben nicht“, sagt dieselbe in ihrem heutigen Blatt. „daß Hafiz Pa— scha von seinem Herrn den Befehl zum Vorrücken erhalten habe, sondern im Gegentheil, daß die Instructicnen, welche ihm von Konstantinopel nach reiflicher Berathung und Erwägung zugefertigt worden, dahin gingen, daß er es zu kei— nem Zusammentreffen mit Ibrahim Pascha solle kommen lassen. Die Besetzung der Doͤrfer in dem Beylick von Aintab hat ver— muthlich stattgefunden; da dies aber durchaus kein unerwarte— ter Erfolg seyn konnte, so ist es nicht wahrscheinlich, daß er eine so offenbar unvorsichtige Maßregel von Seiten des Sul— tans zur Folge gehabt haben sollte. Viel eher ist zu glauben, daß Hafiz Pascha nur die Weisung erhalten hat, eine gute Defensiv-Stellung einzunehmen und das Ergebniß der See—⸗ Operationen an der Syrischen Kuͤste abzuwarten. Und dies läßt uns einen guͤnstigen Erfolg von der Sendung des Capitain Eallier hoffen. Wenn die an Hafiz Pascha uͤbersandten In— structionen von der Art sind, wie wir es erwarten und glauben, fo wird schwerlich vor der Ankunft des Befehls von Meh— med Ali ein entscheidender Konflikt stattfinden. Auch von der Anwesenheit der beiderseitigen Flotten in der Levante besorgen wir keine ernstliche Unterbrechung des bestehenden Zustandes der Dinge. Die vereinigten Geschwader Englands und Frankreichs sind dort, um einen Konflikt zu verhindern. Und es ist auch nicht wahrscheinlich, daß sie anders als freundschaftlich einzuschreiten genothigt seyn werden, um diesen Zweck zu erreichen. Wenn von Ibrahim Pascha und Hafiz Pascha ein Waffenstillstand zu erlangen ist, so wird selbst die Landung einiger tausend Mann von der Tuͤrkischen Flotte in Syrien kein Ereigniß von großer Wichtigkeit seyn. Der Zweck, welchen natuͤrlich mindestens drei der Europaͤischen Machte vor Augen haben, ist die Verhinderung oder Einstellung der Feindseligkeiten und die augenblickliche Berathung uͤber eine Uebereinkunft, die eine Buͤrgschaft sowohl fuͤr die Aufrechter⸗ haltung des Europaͤischen Friedens, als auch, was dazu wesent⸗ lich nothwendig ist, für die unversehrte Aufrechterhaltung des Ottomanischen Reichs darzubieten geeignet wäre.“ .
Ueber die Verzichtleistung des Generals Santa-Cruz auf das Protektorat der Peruanisch-Bolivischen Confoͤderation ent— halten Briefe aus Valparaiso vom 26. Marz noch folgende Angaben: „Santa-Cruz zeichnete sich als einer der besten Ge⸗ nerale und Staatsmänner in diesen Laͤndern aus, so lange er sich auf Bolivien beschraͤnkte; als ihn aber sein Ehrgeiz zu wei— teren Uebergriffen fuͤhrte, war sein en unvermeidlich. Schon ehe die Nachricht von der verlorenen Schlacht bei JYJungay in Bolivien eingelaufen war, hatte sich General Velasco, welchem Santa Eruz den Befehl über die Truppen anvertraut hatte, zum Praäͤsidenten der Republik ausrufen lassen und den Regie— rungen von Chili und Buenos-Ayres den Frieden angetragen, woburch denn“ das bereits erschuͤtterte Glück von Santa, Eruz immer mehr sank. Suͤd-Peru folgte dem Beispiel von Boli⸗ vien und erklärte sich gegen die Confoͤderation, und General Moran, der die Citadelle von Callao fuͤr den Protektor besetzt hielt, uͤbergab sie, worauf sich dieser einschiffte.“
Deutschland.
Dresden, JT. Juli. Gestern fand das Fest der drit— ten Säkularfeier der am 6. Juli 1539 erfolgten Einfuhrung der Reformation in Dresden in der Weise, wie das Programm
sie angekuͤndigt hatte (s. St. 3. Nr. 181), statt. Es wurde auf das Wuͤrdigste ausgeführt und wirkte als ein wahrhaft Geist
und Herz erhebendes. Auch nicht der kleinste Unfall hat es
getruͤbt.
Stuttgart, 6 Juli. (Sch w. M.) In der heutigen Siz— zung der Abgeordneten⸗Kammer ward eine
Kammer der Abgeordneten in Betreff der Verlängerung des gro—
r gn Zoll-Vereins bis zum Jahre 1854 beigetreten ist.
Schweiz. Zürich, 5. Juli. In der 3ten Sitzung der Tagsatzung
(4. Juli) wurde die Walliser⸗Angelegenheit behandelt; die
Sitzung dauerte bis 145 Uhr, und der Antrag des Vororts auf gezwungene Rekonstituirung vereinigte 13 ist das Resultat der Abstimmung; Fuͤr Garantie der Verfassung von 1815: Uri / Unterwalden, Tessin, Neuenburg, Schwyz, Basel⸗Stadt, Fiss; fuͤr die von 1839: Waadt, Luzern, Basel⸗
Land, 21sa. Fur Aufstellung einer Kommission ohne bestimmte
Aufträge: Uri, Unterwalden, Schaffhausen, Tessin, Genf,
Neuenburg, Waadt, Graubuͤndten, Freiburg, Glarus, Schwyz ' Le . II is. St. Fur gortfetzung der Vermittelung ooel⸗
suche; obige Staͤnde mit Ausnahme von Freiburg 10! / 3. ö. ufsicht
uͤber Verfassungs,Reviston vornehmen zu lassen: Scha 3 al⸗
den Antrag, eine Abstimmung in Wallis unter eidg.
8
Glarus, Appenzell J. R. Far den Grundsatz der Aufcecht
tung der Einheit des Kantons 19 St. Faͤr Aufstellung einer Kommission 39. Berathung der Ausfuͤhrungsmaßregeln: Zug, Solothurn,
ten, Freiburg, Glarus, Zuͤrich, Appenzell, St. Gallen, Luzern, Aargau, 11 St.
Ueber Bucharest schreibt man aus Konstantinopel vom 19ten d., daß der Kabinets-⸗Secretair des Sultans, Mehmed Ali Bey, welcher am 14ten nach dem Tuͤrkischen Hauptquartier abgeschickt worden ist, neben der Ordre an Hafiz Pascha, den Krieg zu beginnen, auch die Summe ven 6 Millionen Tuͤrkischer Piaster miülgenommen habe, welche bestimmt ist, die Voͤlker Syriens und des Libanons für die Großherrliche Sache zu gewinnen. — Des Großherrn Krankheit (so sagen diese aus untruͤglicher Quelle kommenden Berichte) ist die galoppirende Schwindsucht.
Note der Kammer der Standesherren verlesen, wonach diese den Beschluͤssen der
t. Folgendes
S803
chaffhausen, Genf, Waadt, Thurgau, Graubund⸗
Türtei.
Von der Serbischen Gränze, 27. Juni. (A. 3.)
Der Sardinische Geschäftsträger in Konstantinopel hat von
1egypten.
Alexandrien, 16. Juni. (A. 3) Nachdem Mehmed Ali durch das am 13ten hier eingelaufene von Konstantinopel kom⸗ mende Oesterreichische Dampfschiff erfahren, daß der Sultan den in Konstantinopel residirenden Gesandten seinen Willen angezeigt habe, die Rebellen Mehmed Ali und Ibrahim Pascha mit Krieg zu uͤberziehen, erklaͤrte Mehmed Ali den hiesigen General-Kon— suln, er werde sich gegen den Sultan vertheidigen, und habe deshalb unter dem 16. Juni seinem Sohn Ibrahim Pascha den Befehl zum Angriff gegeben. Denselben Tag, den 14ten, erhielt die Flotte den Befehl zum Auslaufen, und heute ist der groͤßte ,, . Fregatten, so wie eine Korvette auf der si aid⸗Bey, der Sohn des Pascha's, befindet, im Meer. . . ist rüst'ahẽ Sg ö. ,,, tig waren, um nicht wider den Willen der großen Mächte zu handeln, so als leitender Instructeür der Franzoͤsische Fregatten-Capitain Hussard. Mehmed Ali selbst will sich an Bord des Linienschiffs Nr. 6 begeben, und durch seine Gegenwart die Truppen im Kampfe anfeuern. Er ist fest entschlossen, Alles gegen Alles zu setzen, den Kampf aufs Aeußerste zu treiben, und im Fall das Gluͤck gegen ihn wäre, will er seinem Erzfeinde wenigstens nichts als Steinhaufen und Truͤmmer hinterlassen. Wer diesen alten kraͤftigen Mann kennt, der wird keinen Augenblick zwei— feln, daß er einen solchen Entschluß auch auszuführen im Stande ist. Täglich durchziehen ganze Haufen Beduinen der Wuͤste unter Gesang und Haͤndeklatschen — dies ist ihre kriegerische Musik — von ihren Scheiks angefuͤhrt, die Stadt, und begeben sich zum Pa— last des Pascha's, von wo sie, nachdem sie einen dreimonatlichen Sold empfangen, sogleich eingeschifft werden. selben wird jedoch hier bleiben, um die Kuͤste zu bewachen. — Mit dem letzten Franzoͤsischen Dampfschiff ist der Capitain Caills, Adjutant des Marschalls Soult, hier mit muͤndlichen Aufträgen fuͤr Mehmed Ali angekommen. mit dem Dampfschiff des Pascha's nach Syrien einschiffen, und sich sogleich zur Armee Ibrahim Paschais begeben. Eine ähnliche Ambasfade ist auch nach Konstantinopel geschickt worden. Gebe Gott,
Ein Theil der—
Er wird sich heute
daß der Zweck diefer Sendungen keine zu liefernde zehnjährige Preto⸗ kollschlacht sey, wo am Ende doch nichts herauskommt. Der Krieg wird hoffentlich bald beendet seyn, und mit ihm der Status quo, der den Orient langsam aber gewiß zu Grunde richtet. Erst dann laͤßt sich auf eine gluͤckliche Veränderung der hiesigen Zustaͤnde und auf wirklichen Fortschritt rechnen, wo—
zu wohl Niemand mehr geneigt ist, als Mehmed Ali. — Ibra—
him Pascha hat einen höchst merkwürdigen Brief an Hafiz Pascha
geschrieben, und die Kopie desselben seinem Vater uͤbersandt. Er macht darin dem Hafiz Pascha Vorwuͤrfe uͤber seinen ungeeigneten Angriff und sagt unter Anderem: „Unser erlauchter Herr, der Sultan, hat weder Ew. Excellenz noch mir Befehle ertheilt, uns zu schlagen. Der Angriff ist ganz gegen den Willen unsers aller⸗
gnaͤdigsten Herrn, der nicht will, daß das Blut der Muselmän— ner vergossen werden soll.“ Dann haͤlt er . zehn Klagepunkte vor, worunter namentlich der Uebergang bei Bir, ohne durch einen Ferman hierzu beauftragt zu seyn; der Marsch auf Aintab; die Exxitation in Syrien und vor Allem der Auf— stand in Payas, den Hafiz angestiftet hat. Alles das sey ohne den ausdruͤcklichen Willen Sr. Hoheit des Sultans geschehen, den Niemand mehr verehre und dessen Befehle Niemand mehr respektire, als er, Ibrahim namlich. Da also Alles, was Ha— siz bis jetzt gethan, gegen den Befehl des erlauchtesten Sultans sey, so müsse er, Ibrahim, annehmen, daß Hafiz aus persoͤnli⸗ chem Haß fo handle, und in diesem Fall wuͤrde er in dem Aegyp⸗ tischen Heer eine Menge tapferer Leute finden, die ihn be— kaͤmpfen wurden. Die Antwort Hafiz Pascha's lautet folgendermaßen: „Hasiz Pascha an Se. Hoheit Ibrahim Pascha vom 28. Rebel⸗ ewel 12855 (9. Juni 1839). Ich habe den Schatz Deines Schreibens, das Du mir durch den Ärtillerie⸗Oberst Mohammed Azik Bey zuge⸗ schickt hast, erhalten und den kosibaren Inhalt desselben erkannt. In⸗ dem Deine Excellenz in diesem Briefe Deine ganze Unterwürfigkeit unter unseren Wohlthäter, den Wohlthäter der Welt, den Allerhöch⸗ sten, Großmächtigsten und Allverehrtesten Herrn bezeugt und den Wunsch ausdrtickt, das Wohlwollen Sr. Hoheit auf Dich zu ziehen, möchtest Du meine Meinung erfahren. Möge der gütige Goit den Leib unseres erhabenen Herrn so lange erhalten, als die Zeit dauern wird, und möge er machen, daß sein Schatten sich über seine Diener verbreite und fein Allerhöchster Thron alle diejenigen beschütze, die ihm ergeben find. Es ist außer Zweifel, daß die Unterwürfigkeit nicht allein in den Worten besteht, sondern daß sie sich durch Thaten eigen muß. Als die Großherrliche Aruee nach Bir kam und an die⸗ a Ort ihre siegreichen Zelte aufpflanzte, rückte Mageun Anassi, Kom— mandant der Arabischen Kavallerie (Henedi) mit seinen Truppen bis auf eine halbe Stunde von Bir vor, in der Absicht, dasselbe zu recog— nosciren und wahrscheinlich auch die Dörfer zu plündern. Wirklich hat diese Reiterel bei ihrer Rückkehr die Dörfer der Provinz Orfa geplündert und alles Vieh weggeführt. Zwei Tage früher haben diefe Henedis elnen Müller geplündert und mißhgn delt. Diese beiden Thatfachen müssen zur Kenntniß Deiner Excellenz gebracht werden. Ünsererseits ließen wir, durch die Rothwendigkest gezwun— E und von dem Wunsche beseelt, die Armen 1 beschützen, ein Corps pahis als Vorhut marschiren; da einige diefer Spahis ihre Pferde verloren und, um sie zu suchen, bis an den Ort, der Aintab von Bir trennt, kamen, wo sich 300 Henedis befanden, trennten sich etwa 30 dieser letziern von ihrer Truppe, liefen auf jene wenigen Spahis les, entwaffneten einen 6 tödteten ihn, und, nicht zufrie⸗ den damit, schnitten sle ihm den Kopf ab. Da diese That⸗ ache, welche Deiner Excellenz bekannt ist, nicht mit den Grund⸗ ätzen der Ünterwerfung, welche Du gegen unsern Herrn bekennst, m Einklang sieht, so sind wir gejwungen gewesen Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Wie dem sep, wenn, gemäß dem reinen Ge⸗ setz, die Saͤndlungen Deiner Exceslenz sich in Cinflang sitzen mit Dei⸗ nen Linmaßungen, so werden alle Deine Mbrüder unter dem al⸗
gchtigen Echartenl unstrs hoben Herrn Dich beneiden. Ich habe
verlassen habe. in Syrien oder in Aegypten ausschiffen.
mir bie Freibeit genommen, dlesen freundschaftlichen Brief als eine
Beweis des Wehlwollens zu schreiben, und ich übergebe 64 eien. sien Azik Bey, der, in Begleitung Achmet Bey's, eines der Ober= sien der siegreichen Armee, zu Deiner Excellenz zurückkehrt. Wenn er durch die Gnade Gottes in Deine Hände gelangt, wird die Aus⸗
führung seines Inhalts von Deiner hohen Meinung ahhäugen.“
Alexandrien, 17. Juni. Heute ist der Rest der Flotte ausgelaufen. Saämmtliche Schiffe kreuzen vor der Aegyptischen
Küste; einige Korvetten sind vorausgeschickt, da man vermuthet,
daß die Tuͤrkische Flotte, die vor sieben Tagen bei Gallipoli Provision und Wasser an Bord nahm, die ardanellen schen Es heißt, sie wolle Landungs-Truppen entweder Von Englischen und
Franzoͤsischen Flotten weiß man hier nichts; es ist, mit Aus—⸗
nahme einer Reapolitanischen Korvette, seit sechs Wochen kein
Europaisches Kriegs Fahrzeug hier eingelaufen. Gestern Abend
kam die Korvette Said-⸗Bey s in den Hafen wieder zuruͤck. Es seinem Hofe die Weisung erhalten, wegen eines Anschlusses sollen die Masten verkuͤrßt werden. Sardiniens an den Englisch-Franzoͤsisch⸗Tuͤrkischen Handels“ Traktat mit dem Pforten-Ministerium in Unterhandlung zu treten.
Die Allgemeine Zeitung theilt in einem Schreiben aus Alexandrien vom 197 Juni die nachstehenden zwei auf die Eceignisse in Syrien bezuͤglichen Schreiben Mehmed Ali's an
seinen Sohn Ibrahim mit.! (Vergl. die telegraphische Depesche
der Franzoͤsi⸗schen Regierung in Nr. 188 der St. Ztg.) . J. Depesche Sr. Hoheit des Vice⸗Königs an Se. Hoheit Ibrahim Pascha, 28. Rabi ewel 1255 (10. Juni 1839). „Ich habe Deine De⸗ pesche vom 23ssen d. erhalten, worin Du mir meldest, daß unsere Gegner ihren Angriff und ihre Juvasion mehr und mehr ausdehnen;
daß sie die Bewohner aller Dötjer jenseits Aintab, so wie die von
Rissil Hissar, diesseits von Aintab, bewaffneten; daß sie ihrerseits die
2
Rotabeln von Anntab wegführten; daß sie außerdem, wie früher, so
auch jetzt wieder die Bevölkerung des Gebiets Pavas, des Gebirges
Kurd Daghi und Ghlaunt-Daghl verführten, daß sie die Insurgenien zum Angriff von Affar, einer Dependenz von Tripolis, aufreizten, und den Statthalter dieses Orts ermordeten und plünderten. Der An⸗ griff unserer Gegner überschritt alle Gränzen; mit längerer Geduld werden wir sie nicht mehr zurückhalten können; denn allmälig werden sie überall Unordnung mieren So lange wir geduldig und vorsich⸗
lange iückten unfere Gegner vor, und brachten die Dinge auf den
Punkt, worauf sie jetzt leben, so daß es kein Heilmittel mehr giebt;
esn längerer Verjug wäre nur Zeitverlust, was unserer Lage nicht
angemessen ist. Es bleibt uns daher kein anderes Mittel, als ihnen
entgegen zu rücken und sie anzugreifen. Da der Angriff von ihrer
Sete ausgeht, so zeigt der klare Stand der Dinge, daß nach Allem
die großen Mächte uns entschuldigen und Recht geben werden.
Kurz, bei Ankunft gegenwärtiger Depeschen wirst Du die Truppen
unserer Gegner, die auf unser Gebiet eingedrungen sind, angreifen,
und nachdem Du sie gezüchtigt, auf ihre Haupt-Armee losrücken, und
ihr eine Schlacht liefern. Wenn sich mit Hülfe Gottes das Glück
für uns erklärt, wirst Du, ohne das Defils von Rolak Voghas, zu
pafsiren, gerade auf Malatia, Raipont, Srfa und Diarbekir mar—
schiren.“ ;
1. Schrelben Sr. Hoheit des Vice⸗-Könligs an Se. Heheit Ibra⸗ him Pascha d. . 5. Rabi⸗Akher 1285 (16. Jun 1839). „Der Ueber⸗ bringer gegenwärtigen Schreibens ist Herr Taille, Adjutant Sr. Ex⸗ cellenz des Marschalls Soult, Conseils-Präsident und Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Frankreich, der 53 hier ankam. Er setzte mich in Kenniniß, daß er beauftragt ist, Dich zu sehen, während ein anderer Adjutant gleich ihm nach Lonstantingpel geht, um sich von dort zu Hafiz Pascha zu begeben. Ich sende ihn dahen Dir, begleitet von meinem zweiten Dragoman, Koreff Efendi, auf einem Fahrzeuge zu. Dieser Offizier meldet, daß seine Mission, so wie diesenige des Adjutanten, der sich zu Hafiz Pascha begiebt, zum Zweck hat, den Ausbruch des bevorstehenden Krieges zu hindern, und ügt dei, die großen Mächte werden diese Angelegenheit ausgleichen, Wenn Du sonach bis zur Ankunft Herrn Caill é's die in unsere Grän jen eingedrungenen Truppen noch nicht daraus vertrieben hast, wird die—⸗ ser Ofsisier Dich vermögen, Halt zu machen, wo Du bist, und nach⸗ dem er bei Hafi; Pascha gewesen, wo der an diesen abgesendete Ad—⸗ jutant von dem Geschähenen Einsicht genommen haben wird, wird er zu Dir zurückkebren und Dir nähere Kunde bringen. Wenn er bei seiner Rückkehr Dir sagt, daß die Türkische Armee Halt ge— macht hat, wo sie ist und daß die in unsere Gränzen eingedrungenen Türkischen Truppen znrückgezogen werden sollen, wirst Du Deiner— seits keine weitere Bewegung machen und bleiben, wo Du bist. Wenn aber, nach der Rückkehr Herrn Catllé's mit diese Zusicherung, 64 Pascha nicht innehält, wenn er dieselben Bewegungen wie zuvor fortsetzt, und seine Truppen nicht aus unserer Gränje herauszieht, wirst Du Dich in Marsch gegen ihn setzen und ihn bekämpfen. In dem Fall endlich, daß du het Ankunft diefes Sffiziers die in unfere Bränzen eingedrun— genen Türkischen Truppen bereits verjagt hättest und vorwärts gerückt wärest, müßtest Du Deinem Marsche da Einhalt thun, wo Du bist, und warten, bis die Ausgleichung, welche die großen Mächte treffen wer⸗ den, bekannt und Dir von mir notifizirt worden ist. Ich melde Dir anch, daß ich, um die Besorgniß zu beschwichtigen, welche die Rach⸗ richt von dem Auslaufen der Floite von Konstantinopel vernrsacen wird, meine Flotte au die Syrischen Küsten senden werde. Zu die⸗ sem Endzweck ist heute ein Theil ausgelaufen, und der übrige wird morgen folgen.“
3
— — Königsberg, 6. Juli. Sammtliche Haͤuslinge der Corrections -Anstalt in Tapiau, denen der Direktor die Nach⸗ richt von dem großen Ungluͤck mitgetheilt, welches die Bewoh—⸗ ner des Marienburg und Elbingschen Werders durch den Aus— tritt der Nogat betroffen, haben ganz aus eigenem Anteiebe an einem Sonntage gearbeitet und den dadurch erlangten Ver⸗ dienst den Verungiuͤckten durch die Inspection der Anstalt zu⸗ gehen lassen. ͤ ö.
In Pillau sind im Monat April eingegangen 180 Schiff worunter 135 mit Ballast und 6 mit Stuͤckzuͤtern un ordi—⸗ nairen Produkten; aus gegangen 31, worunter 2 mit Ballet. . Im Monat Mai 230 Schiffe e in gegangen, worunter 152 mit Ballast, ausgegangen 323, worunter nur 1 mit Ballast. Im Monat Juni 181 Schiffe eingegangen, worunter 136 mit Ballast, ausgegangen 220, worunter 3 mit Ballast. — In Memel sind im Monat April ,, 130 Schiffe, worunter 119 mit Ballast, ausgegangen So, unter welchen 2 mit Ballast. In Monat Mai 126 Schiffe eingegangen worünter g3lmst Ballast, au s gegangen 163, worunter 1 mit Ballast. Im Monat Juni 6 Schiffe ein gegangen, unter denen 71 mit Ballast, , 112 Schiffe mit Holz und
en Produkten. . in Königsberg und Memel ist fortan leb⸗ aft gewesen und sind aus dem ersteren Orte namentlich viele ö, von! Getraide, aus dem letzteren von Holz ge— macht worden. Die Konjunktur fuͤr Getraide ist jedoch un⸗ ünstig ausgefallen, und der Holzhandel in diesem Jahre nicht sihe gebn bringend.
Laut Nachrichten aus Memel prosektirt Rußland die An, lage einer Eifenb ahn von Kewnd (Kaun) am Niemen nach kießau. Ein Kapital von 16 Millionen Silber, Rubel ist hierzu erforderlich. Da jedoch der Kaiser von Rußland bereits die Zinsen mit pCt. 6. hat, fo wird es an Geld jum Bau nicht fehlen, zumal nirgends eine Eisenbahn leichter als in Rußland auszufuͤhren ist, und die Anlage nach Art der Nord⸗