1839 / 198 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Wohlstand zu versprechen.

aber gewiß nicht von 1 Million, entstehen sollte, spaͤter doch die Einkünfte durch eine solche Maßregel bedeutend wurden ver— mehrt werden. Der Graf von Wicklow meinte jedoch, alle Resolutionen in Betreff einer zur Deckung des Defizits zu er⸗ hebenden Abgabe seyen unnuͤtz, wenn man nicht wisse, welcher Art diese Abgabe sein solle. Nach dieser kurzen Dis kussion ver⸗ tagte sich das Haus.

Unterhaus. Sitzung vom 12. Juli, In der Rede, durch welchs Herr Thomas Attwood, das bekannte radikale Mitglied fuͤr Birmingham, seinen Antrag morivirte, daß die von ihm uͤberreichte große Petition des Chartistischen National⸗ Konvents in einem Ausschusse des ganzen Hauses erwogen wer— den möchte, sagte derselbe unter Anderem:

„Welche Früchte bat die Reform-Fill getragen? Die ersie Frucht war die Irländische Zwangs⸗Bill, daun folgte eine Maßregeh die ich nicht weiter nennen will oder beschreiben will, die aber den Arbeitern diefes Landes verhaßter ist, als irgend eine andere, ich meine das Arimengesetz. Das sind die Früchte der Reform-Bill. Ueber die Mu— nistpals Fee forum-KRill will ich Sur so viel sagen, da sie meine EZwar⸗ tungen getäuscht hat. Um dem gegenwärtigen Zusiande der Dinge ab ühelfén, weiß ich kein anderes Mütel, als weitere Reform, und ich bin, eben so wie die 1,200,000 Personen, welche die Petition unter⸗ zeichnet haben, der Meinung, daß weder für die Lords, noch für die Krone, Sicherheit zu erwarten ist, wenn nicht große und gewaltige Veränderungen stattfinden. Im Jahre 1829 begann die politische Agitation, die bis zum Jahre 1832 währte, wo sie aufhörte, und das Haus wird sich erin⸗ nern, daß die Stadt Birmingham in den Jahren 1830, 1831 und 1832 einen bedeutenden Einfluß auf den öffentlichen Geist in Europa hatte, daß aber mit der Annahme der Risorm-Bill auch die Agitation sich be⸗ ruhigte, wie ein Kind an der Mutterbrust. Man verlangt auch keine weitere Reformen, sondern wartete, bis drei reformirte Parlamente versammelt gewesen waren und jedes dem Volke die Thors der Hoff⸗ nung verschlossen hatte. Man wartete bis zum Jahre 1837 in wel⸗ chem Jahre meine redlichen Rachbarn mich abermals aufforderten, ihnen, als ein alter, eifriger und aufrichtiger Freund zur Erlangung weiterer Reformen behülflich u seyn. Ich sagte ihnen, ich wiffe sehr wohl, daß die Tugenden Einsicht und Kenntnisse besäßen, ich wisse aber nicht, ob das Englische Voik auf ihrer Seite sey, ich wolle mich daher in einen andern Theil des Landes begeben und sehen, ob man dort eben so denke, wie sie. Ich begab mich nun im folgenden Jahre zu der politischen Versammlung in Glasgow, der ersten, welcher sch außerhalb Birmingham beiwohnte. Ich bin nie ein Agitator gewesen, ich habe niemals gesucht, das Volt mehr aufzureizen, als die Gerechtigkeit es verlangt; aber als ich den Enthusiasmus des Volkes in Glasgow sah, da rief ich: Jetzt haben wir den Beweis, daß wir in Birmingham nicht allein steben, und wir haben das Recht, durch jedes gesetzliche und friedliche Mittel, von dem Englischen Parlamense alle die Rechte und Freiheiten zu verlangen, die unsere Väter besaßen. Ich sagte jedoch meinen Freunden nicht, daß die gewüuschte Verän— Ferung ihre Wohlfahrt begründen werde, denn von einem anders kon— stituirten Hause könnten eben sowohl Irrihümer begangen werden, wie von dem jetzigen. Ich weiß, daß eiLn durch allgemeines Simm— recht gewähltes Ünterhaüs vielleicht in andere Extreme verfallen könnte, aber nachdem ich dem Zustande des Landes mehr Aufmerksamkeit und Thätigkelt gewidmet habe, als die meisten ehrenwerthen Mitglieder, so glaube ich, daß das Englische Volk lieber jede Gefahr und j des Elend erdulden, als sich dem grausamen Druck unterwerfen wird, der seit zwanzig Jahren auf der Indusirie, der Ehre und Sicherheit des

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die noͤthigen Materialien zur Aisfuͤhrung der Maßregel ge⸗ sorgt und dem Hause eine vollstindige Auseinandersetzung der Felgen eines solchen Schrittes, lamentlich in Bezug auf die Verminderung der Einkünfte, vorgelegt ware, wozu, so wie zu der gehoͤrigen Erwaͤgung eines so wichtigen Finanz“ Gegen⸗ standes, bei der vorgeruͤckten Zet dieser Session, kein Raum mehr seyn wuͤrde.

„Ein solcher Aufschub“, sagte Ferr Goulbourn, „scheint mir um so nothwendiger, als ich den Geneial-Postmeister im anderen Hause den vorgeschlagenen Plan für ein phintastisches, unbesonnenes Prejckt erklären hörte und Zeuge davon wer, daß in dem Ausschusse über das Postwesen jedes Mitglied des Ninisteriums gegen den Plan der Porto⸗Reduction stimmte. (Hört, dört!) Ich mußte daher glauben, daß bas Ministerium dem Plane entgegen sev, und konnte mir nicht denten, daß es später doch nach der Auempfehlung jenes Ausschusses

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Landes gelastet hat. Wenn wir uns ruhig hinsetzen und den Schwan— kungen in dem Zustande der Circulationemittel zusehen, jenen beißen und kalten Anwandlungen, wie sie neulich Abends genannt worden sind, dann muß das sicherste Mittel, welches die Humanttät darzubie— ien vermag, angewendet werden, um die Eygländer vor Entwürdi— gung in ihrem Lande und England vor Gefahren von außen her zu bewahren. Ich habe bereits gesagt, daß die Petilien von 1290 000 Personen unserseichnet worden ist; es mögen allerdings wohl einige Frauen und Unmündige darunter seyn, doch glaube ich, daß 1 Mil⸗ lion Männer sie eigenhändig unterzeichnet haben. Sie ist von der Elite der arbeitenden Klasse unterzeichnet worden, von Männern, die schreiben können, und nicht von Vagabunden und Die⸗ ben oder anderen übelberüchtigten Leuten. Es ist ein unbestreitbares Faktum, daß die Noth im Handel oder Ackerbau, die den Arbeiter trifft, auch den berührt, der ihn beschäftigt. Wenn daher, wie ich ge⸗ zeigt habe, 1 Million Arbeiter Mangel leiden, muß man dann nicht innehmen, daß dies auch mit ihren Brodherren der Fall ist? Es herrscht nustreitig einiger Wohlstand in England, aber die Kaufleute sind ebeu so unzufrieden, wie die Arbeiter. Doch warum baben sie feine Bittschrift eingereicht? Es ist klar, daß es ihr Ruin seyn würde, wenn sie ihre Lage in dieser Bezicbung eingeständen. In der That ist das ganze Handels-System in England cin arger Trug. Die ehren— werthen Mitglieder werden meiner Behauptung den ungeheuren Reich— ihum des Landes, sejne großartigen Fabriken und die große Menge neuer Häuser, die täglich gebaut werden, entgegensetzen; aber das Al⸗ les ist nur Schein. Mögen auch Einjelne aus dem Handelestande von ihrem Reichthum sprechen; so geschieht dies nur, um zu verber⸗ gen, daß sie an ihren Eingeweiden nagen, oder daß sie sich, wie jener Knabe, den Rock enger zuknöpfen.“

Herr Attwood fuͤhrte diese seine Ansichten dann noch weiter aus, gab aber die ausdruͤckliche Versicherung, daß er von jeder Zuflucht zu physischer Gewalt stets ein entschiedener Gegner ge— wesen sey und nie mit denen uͤbereingestimmt habe, die dem Volke gerathen hatten, sich zu bewaff nen, um seine Zwecke zu erreichen. Hieran knöpfte Lord J. Russell seine Entgegnung an, indem er bemerkte, daß die von Herrn Attwood uͤberreichte Petition doch gerade durch solche Mittel zu Stande ge— bracht worden sey, die das ehrenwerthe Mitglied, wie er es auch stets von demselben geglaubt habe, so aufrichtig verabchseue, denn man habe das Volk durch die auf— ruͤhrerischstin Reden zur Unterzeichnung jener Bittschrift angereizt, durch Reden, die an Abscheulichkeit nicht von dem aͤrgsten Terrorismus der Franzoͤsischen Revolution uͤbertroöffen wurden. Der wesentliche Inhalt der weiteren Erwiederungen des Ministers, der sich dem Antrage des Herrn Attwood aufs entschiedenste widersetzte, weil die in der Petition enthaltenen Forderungen auf einen voͤlligen Umsturz der bestehenden Insti⸗ tutionen abzweckten, ging dahin, daß es ein großer Irrthum sey, in einer Aenderung der Repraͤsentation ein spezifisches Heil⸗ mittel aller Uebel finden zu wollen und sich davon vollkommenen Die Hauptforderung sey, daß das Wahlrecht auf alle erwachsenen Einwohner männlichen Geschlechts ausgedehnt werden solle; aber wenn dies auch geschähe, so wuͤrde damit noch nicht eine bestaͤndige Wohlfahrt über das Land, nicht ein unerschuͤtterlicher Flor in den Handel und das Fabrikwesen gebracht und nicht der Noth unter den arbeitenden Klassen fuͤr immer abgeholfen seyn. Keine Regierungsform vermoͤge der— gleichen zu leisten. Der Minister verwies hierbei besonders auf das Beispiel der Vereinigten Staaten. Nach laͤngern De⸗ batten, an denen die Herren Disraeli, Hume und O Connell und mehrere andere Mitglieder, namentlich Radikale, Theil

nahmen, wurde dann, wie schon erwahnt, der Antrag des

Herrn Attwood mit 235 gegen 46 Stimmen verworfen. Rach Beseitigung dieser Angelegenheit war die Einbringung des Berichts äber die von dem Haufe angenommene Resolution wegen Herabsetzung des Briefportos auf einen Penny an der Tagesordnung. err Goulbourn schlug als Amendement vor, diese Frage, bei der es sich um einen so bedeutenden Aus⸗ fall in der Staats-Einnahme handle, noch zu vertagen, bis für

handeln, ja, daß es sogar noch über diese Anempfehlung hinausgehen würde, ünd zwar noch in dieser Session. Häite ich dies aber auch gedacht, so würde ich wenigstens erwartet baben, das Ministerium werde die Details der Maßregel und die Mittel zur Ausführung der— selben dem Hause darzulegen im Stande seyn; statt dessen aber höre ich, daß wir bloß eine Bill erhalten sollen, durch welche man dem Schatz-Amte die unumschränkte Vollmacht ertheilt sehen will, zu irgend eiuer kom— menden Zeit einen gleichsörmigen Porto⸗-Satz von einem Pennv ein⸗ zuführen. De

Das heißt nicht Baatsmännisch verfahren. Das Haus

kann nicht die ihm zustehende Befugniß einer Abgaben-Erleichterung

auf das Schatzamt übertrazen. (Beifall. Ich habe beute den ganzen Morgen Depulationen von Personen empfangen, welche erklären, daß ihre Interessen durch den Plan des Ministeriums ernsilich leiden würden; es befanden sich darunter mehrere Papierhändler, welche versicherten, daß durch die vorgeschlagene Maßregel ein ihnen höchst nachtheiliges Monopol an eines oder cin paar Individuen werde ver— liehen werden, und daß sie gegen die Lieferung von gestennpelten Brief-Couverten zum Gebrauch des Publikums die entschiedensten Einwendungen zu machen hätten.“

Der Redner ging dann zu dem schon bei der ersten De— batte uͤber diesen Gegenstand weitlaͤuftig behandelten Argument uͤber, daß es unter den jetzigen Finanzverhaͤltnissen hoͤchst un⸗

angemessen sey, ein neues Defizit in den Einnahmen in Aussicht zu stellen, ohne zu wissen, wodurch man dasselbe decken sollte; es wuͤrde dies, meinte er, ein schöimmes Beispiel seyn und das Verlangen nach Aufhebung anderer Abgaben, ohne ein Ae qui⸗ valent fur den Ausfall, zur Folge haben. Der Kanzler der Schatzkammer rechtfertigte das Ministerium gegen die Mei⸗ nung, als ob es den Porio⸗Plan nur vorschlage, um sich Po⸗ pularitaͤt zu erwerben; wenn es fruͤher dagegen gewesen, so haͤtte seine Opposition eben nur den Grund des dadurch in den Staats-Einnahmen zu erwartenden Ausfalls gehabt, und deshalb wolle es auch jetzt den Plan nur unter der Bedingung angenommen wissen, daß das Haus sich zur Deckung dieses Ausfalls ver⸗ pflichte, der ubrigens wahrscheinlich nur in der ersten Zeit statt⸗ finden wuͤrde, denn aus der großen Zunahme der Nevenuͤ, die in den letzten Jahren gerade in denjenigen Zweigen des Post— wesens stattgefunden, wo man bereits eine, wenn auch nur ge— ringe Reduction des Porto vorgenommen, wie in den Schiffs⸗ briefen, deren Zahl von 1833 1837 von 42,000 auf 167, 000 gestiegen sey, lasse sich mit Sicherheit bei einer viel bedeuten⸗ deren Porto, Reduction auf eine eben so viel bedeutendere Zu⸗ nahme der Korrespondenz schließen. Haͤtte ubrigens, fuͤgte Hr. Spring-⸗Rice hinzu, das Ministerium hierbei nur einen Gewinn an Popularität vor Augen gehabt, so wuͤrde es seinen Vorschlag nicht von der vom Parlamente verlangten Garantie fuͤr den etwanigen Ausfall abhaͤngig gemacht, sondern denselben ohne Weiteres beantragt habe. Die Beschwerden der Papier handler hielt der Minister für ganz unbedeutend im Vergleich gegen die Unzahl von Petitionen, die dem Parlamente zu Gunsten der Porto— Reduction uͤberreicht worden. Auch sprach er seine Verwunde— rung daruber aus, daß Herr Goulbourn sein Amendement nicht, wie man nach fruheren Aeußerungen der Opposition haͤtte er— warten duͤrfen, gegen das Wesen des Planes selbst gerichtet, sondern bloß einen Aufschub desselben beantragt habe, woraus man deutlich ersehen koͤnne, daß die Sache zu einer bloßen Par⸗ teifrage gemacht werden solle. Er widersetzte sich daher dem Amendement, welches schließlich auch, nachdem noch Sir R. Peel und Lord Sandon gegen, Herr P. Thomson und Herr Warburton aber fur den ministeriellen Vorschlag ge—

sprochen hatte, mit 213 gegen 113, also mit der ansehn⸗

lichen Majoritàt von 1066 Stimmen verworfen wurde. Nun trat Sir R. Peel mit einem zweiten Amendement her— vor, des Inhalts, daß derjenige Theil der angenommenen Re⸗ solution, der das Haus zur Deckung jedwedes durch die Re⸗ duction des Brief-Porto's veranlaßten Defizits verpflichtet, ge— strichen werden sollte. Er machte dabei auf die Divergenz in den diesen Punkt betreffenden Ansichten der Unterstuͤtzer des vorgelegten Planes aufmerksam; indem der Kanzler der Schatz— kammer erklart habe, er wuͤrde die Erfuͤllung des verlangten Versprechens von dem Hause fordern, wenn fuͤr die Staais⸗ Einnahme zu Ende des nächsten Jahres aus dieser Maßregel ein Ausfall erwachsen ware, wogegen Herr Warburton der Meinung sey, der Plan muͤsse erst einige Jahre erprobt werden, ehe man das Haus zur Loͤsung seines Versprechens auffor dere. Dieser Widerspruch schien ihm schon hinlänglich, sein Amendement zu rechtfertigen. Solle uͤbrigens die Sache nur ein Versuch seyn, was man je— doch nach den Worten der Nesolution nicht glauben koͤnne, so wuͤrde das Ministerium besser gethan haben, erst selbst seine Erfahrungen zu machen und dann in der nächsten Session dem Parlamente das Refultat derselben vorzulegen und es zur Er— waͤgung aller dabei betheiligten Interessen aufzufordern. So aber wolle dasselbe verfahren, wie die Franzoösische National— Versammlung, die auch jede lästige Auflage abgeschafft und den Ausfall unter die Garantie der National-Ehre gestellt habe. (Hort, hoͤrt! Sey das Prinzip, welches dem ministeriellen Vorschlage zu Grunde liege, ein richtiges, so ware es auch billig, dasseibe auf alle andere druͤckende Abgaben, namentlich auf die Fenster-⸗ und auf die Seifensteuer auszudehnen. Herr Spring Rice entgegnete bloß auf den ersten Einwand, daß es ganz unstatthaft sey, die Worte derjenigen, die die vorliegende Respolution eingebracht, und die eines einzelnen Parlaments Mit⸗ gliedes einander gegenuͤberzustellen, um daraus einen Schluß gegen die Resolution zu ziehen; das Ministerium habe deutlich genug erklaͤrt, daß es die Einlbsung des verlangten Unterpfandes fordern werde, sobald sich ein Defizit in der Einnahme ergäbe. Hierauf wurde auch das Peelsche Amendement mit 183 gegen 125, also mit einer Majoritaͤt von 59 Stimmen verworfen und der Bericht uber die ministerielle Briefporto⸗Reso⸗ lution angenommen.

London, 13. Juli. Da die ministeriellen Blatter selb st die von der Koͤnigin den Pairs auf ihre Adresse gegebene Antwort als einen dem Oberhause ertheilten scharfen Verweis, ja als eine Schmach fuͤr dasselbe bezeichnen, so glaubt die Ti⸗ mes nun auch keinen Grund zur Schonung mehr zu haben; sie giebt daher ihr anfaͤngliches Bemuͤhen auf, die Worte Ih⸗ rer Majestaͤt guͤnstiger auszulegen, und indem sie dieselben ganz

als Eingebungen des Ministeriums behandelt, läßt sie ihren Zorn daruber im vollsten Maße aus und bedauert es, daß die Koͤnigin so uͤbel berathen sey, und daß ihre Autorctaät so arg gemißbraucht werde.

Herr Gibson hat bei der neuen Wahl zu Ipswich, als

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zuerst durch Aufheben der Hände abgestimmt wurde, die N soritaͤt fur sich gehabt; sein Gegner, der Tory⸗Kandidat Cochran drang aber auf eine zweite, schrifkliche Abst mmung. Zur Ca low in Irland ist der liberale Kandidat, Herr Gisborne, von der Unter suchungs Kommission des Unterhauses fur rechtmäßig gewahlt erklaͤrt worden, und sein Gegner, Herr Bruen, hat das Feld raäͤumen muͤssen. ; ; . Vorgestern wurde eine große Versammlung von hiesigen Banguiers und Kaufleuten gehalten und eins Petitien an beide Parlamentshaͤuser zu Gunsten des Penny -Porto beschlossen. Zu Ramsgate ging es am Montage und Dienstage seh unruhig her; die Fischer waren namlich uͤber eine Parlaments Akte? wodurch das oͤffentliche Ausbieten der Fische unte e, sehr erbittert und verübten arge Exzesse gegen die

Am Ende mußte die Zollwache aufge

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verden, um sie zu zerstreuen.

Nach den offiziellen Berichten des Gouverneurs Süd, Wales hebt sich die Stadt Adelaide in ungen Maße. Der Werth der Stadt-Laͤndereien ist von 125 Pfo. fuͤr den Acre auf mehr als 1000 Pfd. gestiegen Einwanderung war sehr zahlreich; auch sah man noch der kunft von 250 Separatisten aus Deutschland entgegen. Tagelohn ist aber so hoch, daß die Kolonisten ihn kaut schwingen konnen. .

Es ist wieder ein Paketboot, die „Hibernia“, von s York zu Liverpool angekommen, welches aber auch nur Echte vom 19. Juni, so wie das letzte, uͤber bringt. Nord-⸗Amerikanischen Blaͤttern enthaltenen Nachrichten uͤber den gegenwärtigen Zustand von Mexiko lauten sehr ungunstig. sedem Theile desselben laufen Berichte von Verrath und Anar chie ein. Santana fuͤhrt den eisernen Kommandostad der D tatur mit großer Geschicklichkeit, aber man glaubt er ihn lange führen werde. Schon haben sich die Provinzen Gugnaxuato, Janalisco und San Luis de Potosi seinen Anord— nungen mit Erfolg widersetzt und nach den letzten Berichten kraftige Anstrengungen gemacht, eine Armee zu reorganisiren, welche die unverzuͤgliche Zuruͤckberufung aller Trupzen unter Bustamente und Arista nothwendig zu machen scheinen, um den gaͤnzlichen Verfall des Centralismus im Innern zu verhindern. Arista hat zwar die Citadelle bei Tampico uͤberrumpelt, aber die

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D . Die in den

Stadt felbst ist so gut von den Foͤderalisten befestigt, daß Bu⸗ stamente es fuͤr nutzlos hielt, sie mit seiner geringen Mannschaft anzugreifen, weshalb er denn eine Brigg nach Veracruz ahge⸗ sandt hat, üm sich schweres Geschuͤtz auszubirten, Am 21. Mai ward die Citadelle Guadalajara von einem Artillerie Fan rich an Montenegro, Garcia Vargas und andere An⸗ fuͤhrer der Patrioten in der Provinz Jalasca verrathen und sogleich von mehr als 400 Foͤderalisten besetzt. Ungefahr zu derfelben Zeit empoͤrte sich die Besatzung den Durango und erklärte sich oͤffentlich fuͤr die Foͤderation. „Obige Thatsachen“, sagt das New-Orleans-Bülletin, „welche aus hunderten aͤhnlicher Art herausgelesen sind, machen es augenscheinlich, daß die Einnahme von Tampico den Streit zwischen den kriegfuͤh—⸗ renden Parteien nicht entscheiden wird.“ In NewYork sollte am 22. Juni ein Seeräuber, Namens Wilhelms, hingerichtet wer— den. Er war ungefahr 50 Jahr alt und hat eingestanden, daß sein Leben vom 14Aten Jahre an eine ununterbrochene Kette von Mord, Raͤubereien und anderen blutigen Thaten gewesen sey. Seine letzte Handlung, welche seine Verurtheilung herbeifuͤhrte, war der Mord des Capitains des Schiffes „Braganza.“ In Charleston hat sich das gelbe Fieber wieder gezeigt; zur Be ruhigung der Einwohner hatte jedoch der dortige z. afen-Arzt eine Bekanntmachung ergehen lassen, welche die uͤbertricbenen Geruͤchte daruͤber widerlegte. Auch in den Vereinigten Staa— ten aͤußerte sich die oͤffentliche Meinung zu Gunsten einer Her— absetzung des Brief-Porto's; der General-Postmeister wurde in den offentlichen Blattern aufgefordert, seine Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand zu richten, der, wie man glaubt, in der naͤch⸗ sten Sessisn dem Kongresse vorgelegt werden duͤrfte. Die Han— delsgeschaͤfte wollten sich in New - York noch nicht bessern, Geld war außerordentlich selten geworden, und die meisten imaginait ren Fonds waren gefallen. Die von England mit dem „Grea—⸗ Western“ hinuͤbergekommenen Berichte hatten die Handels Ope⸗ rationen paralysirt; dagegen lauten die Nachrichten uͤber die in den Vereinigten Staaten zu erwartenden Aerndten fortwährend guͤnstig; man glaubt, daß es die besten seyn wuͤrden, die man je dort erlebt hat.

Die Zeitungen der Sandwich-Inseln, die bis zum Ende des September reichen, erwaͤhnen eines Versuchs, den Amerikanischen Konsul und seine Gemahlin zu ermorden. Die Letztere ist in der That so schwer verwundet, daß inan an ihrem Aufkommen zweifelt; dagegen hofft man, daß der Konsul, ob— gleich er sieben Wunden erhalten hat, werde hergestellt werden. Ein schwarzer Spanier und ein Englaͤnder oder Amerikaner Namens Gale, beabsichtigten in der Nacht einen Diebstahl mit⸗ telst Einbruchs, und als der Konsul, durch das Geraͤusch ge— weckt, hinzueilte, um zu sehen, was es gebe, wurde er von den Dieben vwrfolgt. Die Entdeckung und augenblickliche Verhaf— rung der Verbrecher verdankt man hauptsächlich dem schnel⸗ len?‘ und wirksamen Einschreiten des Britischen Konsult.

Aus Valparaiso sind Zeitungen bis zum 10. April ein— gegangen, die sich hauptsaͤchlich mit den Er eignissen n Peru beschaͤftigen, von wo man Nachrichten bis Ende Maͤrz halte. Die neue Regierung war eifrig beschaͤftigt, Deere re zu er lassen und der vereinigten Land- und Seemacht von Chili und Peru für die im Kriege geleisteten Dienste Belohnungen zu ertheilen.

Aus Chuquisaca, der Hauptstadt von Bolivien, wurde die Nachricht bestätigt, daß der General Velasco zum interi⸗ mistischen Praͤsidenten der Republik proklamirt und die Peru⸗ Bolivische Tonfoͤderation aufgeloͤst worden.

a nde.

Aus dem Haag, 11. Juli. Der Staats- Courant ent— haͤlt das Programm des Ceremonials und der Festlich keiten, die bei der Ankunft des Erbprinzen und der Erbprinzessin von Oranien im Haag stattfinden sollen.

Das Staatsblad (das offizielle Blatt des Königreichs der Niederlande) giebt heute auf hoheren Befehl den am 19. April in London zwischen den Niederlanden, Oesterreich, Frankreich, Großbritanten, Preußen und Rußland abgeschlossenen Vertrag, so wie den mit Belgien geschlossenen Vertrag und die Beitritte⸗ . des Deutschen Bundes zu den ersten sieben Artikeln des etzteren.

Das Amsterdamer Handelsblad schreibt aus Rure— monde vom 9. Jult: „Die Besitznahme Limburgs hat bei

uns einen unsichern Zustand hervorgerufen, der sich mit jedem Tage vermehrt. Von den Beamten, welche gemaͤß des Art. 4 des Beschlusses Sr. Majestaͤt vom 12. Juni nur provisorisch ihre Posten behalten und durch Art. 2 von dem Eid, den sie Belgien geleistet, entbunden sind, hat man einen neuen Eid der Treue verlangt. Die Meisten, welches auch ihr fruͤheres Be— nehmen war, haben denselben geleistet; Einige aber weigerten sich, weil sie wissen, daß sie, wenn sie diesen Eid schwoöͤren, nach den Bestimmungen des Art. 17 des Belgischen Civil⸗-Gesetzbuchs ihre Ansprüche auf das Belgische Buͤrgerrecht verloren haben, im Fall sie, was bei dem jetzigen Provisorium nicht unmöglich ist, spater ihres Postens entsetzt werden. Auch ist die Beibe⸗ haltung von Allem, was unter der Belgischen Regierung an⸗ gestellt?war, nicht geeignet, das Vertrauen der Vevoͤlkerung zu wecken. Man sieht hier Personen mit dem Vertrauen der Neederlaͤndischen Regierung bekleidet, die noch vor wenigen Tagen deren größte Gegner waren, und worunter einige ind. die ihre ursprünglichen Anstellungen und Beförderungen allein der Mitwirkung bei dem Belgichen Aufstand zu verdanken hatten, während diejenigen, welche Beweise von Ergebenheit gegeben haben und der rechtmäßigen Regierung stets treu wa⸗ ren, ohne Anstellung bleiben. Moͤgen wir bald die definitive Fesistellung der Dinge erscheinen sehen, damit das Vertrauen der Eingebornen sich schnell befestigen koͤnne, und Jeder wisse, woran er sich zu halten hat.

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Bruͤssel, 10. Juli. Der hiesige Moniteur enthaͤlt einen Koͤnigl. Beschluß, nach welchem alle Belgier, die vor dem 1. Oktober 1830 zu Rittern des militairischen Wilhelms-Ordens oder des Ordens vom Niederlaͤndischen Loͤwen ernannt worden sind, zur Anlegung dieser Ordenszeichen ermächtigt werden.

Wie in Bruͤssel (s. St. Zta. 183) werden jetzt auch in andern Staͤdten und Ortschaften Unterschriften zu einer Adresse an den Konig gesammelt, in welcher Se. Majestaͤt ersucht wird, an die Stelle des gegenwartigen ein neues, freisinniges, anti— hierarchisches Ministerium zu erwählen. Diese Adresse soll dem Koͤnige durch eine Deputation überreicht werden.

Man liest im Courrier Belge: „Wir beeilen uns, zu mel— den, daß der Graf von Gurieff, der Geschaͤfts träger Rußlands in Neapel, in derselben Eigenschaft an den Bruͤsseler Hof kom⸗ men wird.“

Man liest im Journal de Liege: „Ist es wahr, daß die klerokratische Partei beschlossen hat, administrative, gerichtliche und andere Aemter nur Denjenigen zu bewilligen, die ihr durch Handlungen ihre Ergebenheit beweisen und fuͤr die Zukunft unbedingten Gehorsam versprechen? Ist es wahr, daß bei der Wahl unter mehreren Konkurrenten fur irgend ein oͤffent— liches Amt nur ihre Interessen den Ausschlag geben, und je⸗ des Verdienst, jedes Recht unberuͤcksichtigt bleiben soll? Ist es wahr, daß man die drei vakanten Notarstellen in oer Pro— vinz darum noch nicht besetzt hat, weil man bei den letzten Wahlen die Unterstuͤtzung der Bewerber gewinnen will? Wenn dem so ist, so ware dieser Korruptionsplan ein wurdiges Seitenstuͤck zu dem Absetzungssystem, das man in Bruͤssel . Gent auf so gewaltsame Weise in Ausuͤbung gebracht 3

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Hannover, 16. Juli. Die hiesige Zeitung bringt nach— stehende Pro clamation, eine von dem Magistrate hiesiger Re⸗ Üdenzstadt unter dem 151en v, M. an die Deutsche Bundes⸗ Versammlung gerichtete Vorstellung betreffend.

( Ernst August, von Gottes Gnaden König von Hannover, Königlicher Prin von Großbritanien und Irland, Herzog don Cum— berlaud. Herzoz zu Braunschweig und Lüneburg 3c. 3c. Der allge— meine Magistrat der biesigen Residenzstadt hat unter, dem 181mn v. M. mit einer bereits zurückgewiesenen Porstellung an die Deutsche Bun— des-Versammlung, betreffend die Aufrechterhaltung des vormaligen Staats-Grundgefetzes, sich gewandt, deren Juhalt wörtlich lautet, wie folgt:

„„Der chrerbietigst unterzeichnete allgemeine Magistrat der Kö— niglichen Residenzstaoͤt zählt sich zu denjenigen Corporationen des Landes, welche das Königliche Patent vom 1. November 1837 für einen, die theuersten Rechte des Landes und der einzelnen Corpo⸗ rationen, einseitig und rechtswidrig, verletzenden Akt der König— lichen Macht-Vollkommenheit gehalten, und als solchen von jeher betrachtet haben. Einer weiteren rechtlichen Ausführung die— ser Ansicht, die der hohen Bundes-Versammlung in so vie fachen Eingaben bereits vorltegt, mag der allgemeine Magistrat sich billig enthal— ten. Genug, daß er sich stets für die Gültigkeit der durch das Staats— Grundagesetz von 1833 begründeten landstäundischen Verfassung ausge— sprochen, von dieser Ansicht nie abgewichen, und seine desfallsigen Piotestationen sciner Zeit in die Protokolle der versammelten Stände zweiter Kammer niedergelegt, auch es, aus eben diesem Grunde, ver— schmähet hat, an den ständischen Verhandlungen neuerer Zeit durch einen städlischen Deputirten Theil zu nehmen. Diese Gesinnung des allgemeinen Magistrats liegt dem Kabinette Sr. Majestät, wie dem ganzen Lande, so offenkundig vor, daß auch Niemand einen Zweifel darüber zu hegen vermöchte.

Mit solchem Verfahren durfte der allgemeine Magistrat glau— ben, den gerechten Anforderungen des tief gekränkten Landes und der eigenen Stadt vorläufig genügt zu haben. Dieses eruste und nachhaltize, wenn gleich in seiner äußeren Wirksamkeit nur pas⸗ sioe Verhalten schien für den Moment den obwaltenden Verhältnissen zu enisprechen, und der allgemeine Magistrat fand eine Genugthunng darin, positivere Schritte vermeiden zu können, weil es ihm sch merzlich, ja veinlich war, gegen einzelne Regenten-Handlungen Sr. Masestät dirett aufzutreten und Beschwoerde zu führen. Seine Unterthanen⸗ Pflicht erkennend, und die Eigenthümlichkeit seiner Stellung zum Lande, als Qbrigkeit der Residenzstadt beherzigend, mußte er es dem allaemeinen Interesse angemessen erachten, durch möglichste Bewahrung der aesetzlichen Ordnung dem ganzen Lande das Beispiel ruhiger Be— sonnenheit, und eines bescheidenen und gemäßigten Widerstandes zu geben. Diese Gesinnungen sind auch noch gegenwärtig und unver— ändert die des allgemeinen Magisteats, und wenn er, dem Vor— gange andtrer Stäote und Corporationen folgend, sich erst jetzt unmit⸗ telbar an die hohe Bundes-Versammlung wendet; so können ihn dazu . 1 dringendsten und beklagenswerthesten Veranlassungen vermö⸗ 1 Kammer der durch das Königliche Patent vom 7. i , aft nen Stände-Versammlang schien anfangs nicht Sn . . zu wollen; gegenwärtig in es jedoch dem Kabinette sei en Et endlich gelungen, die zur Fassung von Beschlüssen er⸗

liche Anjahl von Personen aber auch kaum einige mehr

n zweiter Kammer zu ver st rühe ser Raume ner i versammeln. Fast alle frühere Deputirte die⸗ nmer, welche der Opposition augebörten, sind so weit si nicht schon selbst auf ib . n n ,,, ,, . gi . verzichte halten! Gin ibren Sig in einer nicht gesetzlichen Kammer gesetzm zige nicht an urch eine Verfügung erkludirt, welche als eine nur fai n n werden kann, da kein Gesetz vorschreibt, können, welch? döeldhen zue ständischen Deputirten gewäblt weden ; e die jenige Verfaff G zbeit deren die Ständ berufen worden, ais gun = i tmn dez n, nm, durch wahre moralischt 69 anerkennen. Auf welche Weise außerdem Drohungen, duich . durch Verheißungen aller Art, durch era ahnen, obwehl dien ul hien eingewirkt ist, wollen wir nscht und das barfen wir ais ene fleet ani, alle' d gie! n. ne fernere, klar vorliegende Rechts verlez⸗

831 zung hervorheben sogar Wahlen der Minorität bei denen die Majorität der Wählenden die Wahl ablehnte für gültig anerkannt, man hat sämmiliche Deputirte ohne Weites beeidiget, ihnen, ohne vorgängige Prüfung ihrer Vollmachten, sosort ein Stimmrecht einge⸗ räumt, ibre Mitstände durch Vorenthaltung oder mangelhafte Vorle⸗ gung der Legitimalionen und Wahlprotokolle acswungen, solche Individuen juzulassen, und somit eine Versammlung konstituirt, deren Mitglieder betrachten sie sich mit unbefangener Besongenheit sich selbst wohl nur für passine Instrumente eines fremden Willens halten, und die eigene Nichtigkeit entweder mitleidig belächeln, oder von tiefster Weh⸗ muh sich durchdrungen fühlen können. Auf solche Weise ist Ales verleugnet, und mit Füßen getreten was Recht, was Gesetz, was Db— servanx selbst nach derjenigen Verfassung, auf welche die Regie— rung Sr. Majesiät sich siützt bisher gebeiliget und als unerläßliche Vorschrift sanctionirt hatten. So nur hat es gelingen können, eine Versammlung zu ergänzen, die des Ramens einer ständischen Reprä⸗ sentation unwürdig, als solche jedes Vertrauens ledig und bloß, aller öffentlichen Achtung entbehrend, vom Lande nicht anerkannt wird und

sich dennoch ermächtiget hält, Beschlüsse zu faͤssen, die das Land binden

sollen. Einer solchen Vereinigung von Personen kann Niemand, dem die Ehre und das Recht des Landes am Herjen liegt, der es wobl meint und aufrichtig mit seinem Vaterlande und seinem Könige, irgend ein Recht, oder auch nur den Schatten einer Befugniß zugestenen, üder die theuersten Interessen des Vaterlandes zu verhandeln, oder mit dem Kabinette Sr. Majesität ctwas für die Gesammiheit des Volkes, PRerbindliches und Gülliges zu vereinbaren. Hätte das Kabinet Sr. Maj'stät den Cerporationen des Landes und den Städ⸗ ten den freien Willen ungehindert gelassen, sie in der unumwundenen und freimüthigen Aeußerung ihrer wahren Gesinnung nicht beschränkt, und durch Mittel jede Art nicht verlockt und bestrickt, nun und nim⸗ mer würde das Land Depuntirter in genügender Zahl gesandt haben, der Widerstand des ganzen Landes würde offenbar vorliegen, und jedes Mittel verschwunden seyn, der oben Bundes⸗Versammlung gegenüber die durchaus unbegründeie Bebauptung aufzusiellen, es sey die Ver⸗ fassung oder richtiger das Reglement von 1819 in anerkannter Wirksamkeit, und in friedlicher Einigkeit berietben König und Stände die Angelegenheiten des Landes. Diesem irrigen, auswärts mit so aroßer Dreistigkeit verbreiteten Vorgeben, und allen solchen, aus dem Zusammentreten der jetzt versammtlten zweiten Kammer gezogenen Folgerungen entzegen zu treten der Wirkiamkeit jener, den Charakter

einer verfassungsmäßigen Stände-Versammlung völlig entbehrenden

Kammer zu widersprechen, ist der Zweck der gegenwärtigen ehrerbie—

tigsten Eingabe. Der allgtmeine Magistrat verwahrt demnach unter Zustimmung und auf den besummt ausgesprochenen Wunsch der Bürger-Repräsentanten das Land und die ihm zunächst empfoh— lene Corporation gegen die Beschlüsse der jetzt vereinigten sogenann— ten Stände-Versammlung, als einer durchaus ungesetzlichen, und nur durch gesetz- und observanzwidrige Mittel in anscheinender Wirksam— leit erhaltene Vereinigung, erklärt nochmals, nur die durch das Staats⸗ Grundgesetz von 1833 eingeführte landständische Verfassung als die rechtlich bestehende anerkennen zu wollen und richtet sein ehrerbietig⸗ stes Gesuch an die hohe Bundes⸗Versammlung devotest dahin; die heiligen, so vielfach und so gewaltsam verletzten Rechte des Landes Unter Hochdero sicheren Schutz kräftigst nehmen, und für Herstellung des einseitig und unbefugt aufgehobenen Rechtszu— standes hochgewogentlichst Sorge tragen zu wollen. In der That, wenn die hohe Bundes-Versammlung die unglückliche Lage des Landes beherzigt, und einer geneigten Berücksichtigung un— terzieht, die dringende Rothwendigkelt, dem augenblicklich rechtlosen Zustande ein recht baldiges Ziel zu setzen, kann der Weisheit der hohen Bundes-Versammlung nicht entgehen. Alle Verhält⸗ nisse des Landes sind aestört, die Administration obne Kraft und Nachdruck, die Minister ohne Einfluß und Vertrauen, die Dienerschaft durchweg mißeergnügt und schwankend, ihr al— ter schöner Ruf tadelloser Rechtlichkeit aufs Spiel gesetzt, der innere Frieden des Landes verschwunden, Jutrigue und Mißtrauen und geheimes Spähen an die Stelle getreten, die Familienbande zer— rissen durch den Zwiespalt politischer Gesinnung, und die allgemeine Aufregung was man auch sagen und was der Schein äußerer Ruhe überreden mag steigend, und sich bedrehlicher mehrend von Tage zu Tage; und das Alles in einem Lande, bekannt, ja, man darf sagen berühmt, wegen seiner nunerschütterlichen Auhänglichkeit und Treue an seinen angestammten Fürsten! Wahrlich, dies Land ist eines besseren Schicksals werth, als ihm gegenwärtig zu Theil gewor⸗ den! Mit welcher Sehnsucht sah doch das Land der Anfunft des eigenen Königs entgegen, welche theuere Hoffnungen waren an die Anwesenheit des eigenen Regenten geknüpft; und alle, fast alle sind verschwunden! Nicht weil das Land die erhabenen Eigenschaf— ien seines Königs verkennt, die jedem Regenten zur schönsten Zierde gereichen würden; nicht weil das Land zweifelt an dem wahrhaften Willen Sr. Majestät, Seine Umerthanen möglichst beglücken zu wol— len denn wer konnte etwas anderes ahnen von einem Sohne Kö⸗ nig Georg III. aber di Regierungs-Maßregeln, welche von dem Kabinet St. Majestät empfoblen sind, und mit starrer Konsequenz verfolgt werden, lockern alle Bande des Vertrauens, und verhindern eine Einigung zwischen König und Volk, die doch der sehnlichste, der heißeste Wunsch des Landes ist! Tiesen Wunsch aber zu erreichen, wird, unserer Ueberzeugung nach, nur unter der einen Bedingung mõalich seyn, wenn ein Mann an der Spitze des Kahinets steht, der nicht geleitet wird von einseitigen und engberzigen Ansichten, uicht hingegeben ist den Interessen nur eines Siandes, nicht den Bürger und die Masse des Volkes geringschätzt, und das Vertrauen des Lan⸗ des wahrhaft verdient und besitzt. Das Land begehrt nur Schonung und Beachtung seiner Rechte, und würde gern und bereitwilligst al⸗ len Ansprüchen und Wünschen des Regenten gerechte Anerkennung widerfahren lassen, selbst mit den schwersten Opfern von seiner Seite. Könnte Se. Majestät sich Allerhöchst entschneßen, unter Vordehält selbst aller der durch das Patent vom 1. November 1837 gegen die Gültigkeit des Staatsgruündgesetzes erhobenen Einwendungen, und lediglich von dem landesväterlichen Wunsche geleitet, dem Vaterlande den Frieden wiederzugeben, und die verlorene Ruhe die Slände des Landes nach dem Gesetze von 1833 zusaumen zu berufen und mit ihnen die Aenderungen zu beraihen, weiche das Grundgesetz erleiden kann, um die Königliche Sanction zu erlangen die kurze Zeit we⸗ niger Monate würde genügen, jeden Zwiespait zu schlichten und den Fileden heimzuführen. Lauter Jubel würde das Land erfüllen und den Thron Sr. Majestät mit heißen Segnungen umgeben; und ist es für einen Regenten, der den Abend seines Lebens nahen siehr, nicht etwas werth, sich von der Liebe seines Volkes geheben und getragen zu sehen, und dieses schöne Erbtheil seinem einzigen Sohne und Thronfolger dertinst überliefern zu können? Möge die ersehnte Eutscheidung

gegen die : namentlich diejenigen,

Es enthält daneben diese Vorstellung den Versuch, Uns von Unserem Kabine zu trennen, um die irrige Ansicht zu begründen, daß dis en Unserem Kabinet getrofftnen Berfügungen Unserer Allerbéchsten Ge⸗= nehmigung ermangelten, wäbrend doch schon Unsere Kabineis-BVerord— nung vom 14. Nevember 1837 zur Genüge ergiebt, daz die Enn chei⸗ dung der an Unser Kabinet gelangenden Angelegenheiten von Uns ausgeht. Auch erklären Wir biermit noch ausdrücklich, daß Wir eine solche Trennung Unseres Kabinets von Uns niemals gestanten werden. Wir sind nicht gemeint, den begangenen Frevel ungeabnder zu lessen. Wir haben die Frage, welche Maßrtcgen der falls zu eigreif⸗n seven, in die sorgfälrtgste Und reiflichse Erwägung gejogen. Unserc bierguf efaüle' Entschließung hat auf zwei Maßregeln für jetzt sich da—⸗ schräuft: Erstens haben Wir Uns veranlaßt gesehen, die Sache an die zuständigen Gerichte zu verweisen, damit von diesen dasjenig erkannt werde, was Gesetz und Recht erheischen, und die Schuloigen die ver⸗ diente Strafe treffe. Wir haben aber auch zweitens im allgemeinen öffentlichen Jateresse es für nohwendig geballten, unter Rorb halt weitertr Verfügung, die einstwerlige Su pension des Stadt Dur e tors Rumann von dem wichtigen ihm agvertrauten Amte anzurduen, weil er nicht allein die obige Vorstellung mitunterzeichnet, sondern auch die ibm als Direktor des al g⸗meinen Magisirals Kollegiums obliegenden Verpflichtungen gäusilsch biniangesrtzt bat. Es ist weg einstweiliger Waben cbmang der dem Stadt Direktor obliegenden Ge⸗ schäfle eine imerimistische Verfügung bis dahin erforderlich gewo der daß der nach S. 6a der Verfassangs-Urkunde für Unsere Reßdenzsi⸗ dem Siadi-Direktor in Behindernngssällen im allgemeinen Magist-ate Kollegium vertretende Stadtgerichts-Direktor von einer Reise zurn cka— ehrt seyn wird. Wien ohl wir nicht zweifeln, daß die getreuen Bürger ün⸗ serer Neñßdenzstadt davon sich überzeugt halten werden, daß eine Kränkung ihrer Rechte fern von Uns sep, so nehmen wir doch keinen Ansiand, biermit noch zu erklären, daß die obige Maßregel keinesweges eine Beeinträchtigung jener Rechte bezwecke. Unserm getreuen Volke und insbesondere den Uas treu ergebenen Bewohnern dieser Residenz, welche ein besonnenes Urtbeil zu bewahren gewußt baben, wird es nicht enigehen können, wie Unser landesväterliches Herz durch jene Schritte des Magistrats berührt worden ist. Wenn es Uns schon mief bat schmerzen müssen, seit fast 1“ jährigem Zeitraume durch das eigene Benehmen des Magistrats Uns außer Stande befunden zu haben, bei feierlichen Gelegenhennen eine Deputatien desselben anzunehmen, so wird jeder redliche Unterthan die Gefühle zu ermessen im Stande seyn, die in Uns erweckt werden mußten, als Wir Unseie wichtig sten, nur nach sorgfältigster Prüfung und im Bewußtseyn der steten Beachtung des Rechts, von Uns beschlessenen Regierungs-Masre— zeln auf die unehrerbietigste, ja frevelhafteste Weise von den Ver— iretern einer Stadt entstellt und verdächtigt sahen, welche vor allen übrigen Unsers Königreichs stets begünstigt worden ist. Wir haben jedoch niemals gezweifelt an den treuen Uns ergebenen Gesinnungen der großen Mehrzahl der Bewohner Unserer Residenzstadt, wie solches vielfältig von Uns ihnen zu erkennen gegeben worden ist. Wir kön⸗ nen daher ihrem ruhigen UÜrtheile die Würdigung der Schritte einer Obrigkeit überlassen, welche, anstatt ihrem Berufe gemäß, auf der Bahn der Ordnung mit Ruhe und Mäßigung vorzuschreiten, sich den gerechten Tadel aller rechtliebenden Unterthanen ohnfehlbar zuziehen wird. Gegeben Monbrillant, den 16. Juli 1839. Ernst Ang u st. G. Frh. von Sch ele.“

Koburg, 9. Juli. Gestern am Sten d. M. wurden die zusammen berufen gewesenen Landstände des hiesigen Herzog— ithums durch eine Herzogliche Kommission aufgeloͤst.

Schwerin, 15. Juli. (Schwer. 3) Ihre Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Albrecht ist am 13ten d, von Berlin hier

eingetroffen und gestern gegen Mittag uͤber Hamburg nach Lu beck wieder abgereist, um sich dort am 16ten d. nach St. Pe⸗ tersburg einzuschiffen.

Unser Hof hat sich gestern Mittag nach Doberan begeben.

S est er ne h.

Wien, 13. Juli. Seit Ankunft der Nachricht von dem Tode des Sultans und den damit verknuͤpften Friedens— Hoffnungen ist keine Post mehr aus Konstantinopel eingelau— fen. Auf die Boͤrse haben die letzten Ereignisse im Orient vor—

theilhaft eingewirkt. Zwischen den hiesigen Missionen der Greß— maächte und ihren Hoͤfen herrscht fortwährend lebhafter Courier— wechsel. Neben diesem regen politischen Leben hat jedoch das gesellige beinahe gänzlich aufgehört. Im diplomatischen Corps ist nur noch der Salon der Gemahlin des Sardinischen Ge sandten, Graͤfin Sambuy, offen. Die Gemahlin des Franzs sischen Boischafters ist mit ihrer Familie und dem ersten Rathe der Botschaft, Baron Langsdorff, nach Paris abgereist. Graf St. Aulaire begleitet seine Gemahlin bis Munchen. Auch Herzog Wilhelm von Braunschweig hat Wien wieder ver⸗ lassen. Unter den wenigen gegenwartig hier anwesenden Fremden von Bedeutung sind die verwittwere Kurfuͤrstin von Bayern und der Herzog und die Herzogin von Buckleugh zu nennen. Dagegen war seit langer Zeit die Kaiserl. Familie nicht so zahlreich versammelt. Außer Ihren Majestäten, den Erzherzogen Ludwig und Franz Karl, wird Schönbrunn in die sem Augenblicke von Ihren Kaiserl. Hoheiten dem Erzherzoge Vice⸗-Koͤnig Rainer und seiner Gemahlin und Familie und von dem Herzoge von Modena und seiner ganzen Familie bewohnt. Wahrscheinlich wird auch die Herzogin von Parma, welche sich in diesem Augenblicke in Ischl befindet, um dort das Bad zu gebrauchen, auf der Ruͤckreise nach Ihren Staaten einen Be— such in Wien abstatten. In voriger Woche kam eine Depu— tation der Stadt Pesih hierher, um im Namen dieser Stadt der Fuͤrstin von Metternich fuͤr den wirksamen Beistand zu ken, welcher den durch die große Ueberschwemmung vom ver— flossenen Jahre verungluͤckten Pesthern durch die unter der Lei— tung der Fuͤrstin veranstaltete große Lotterie zu Theil wurde. Bekanntlich hat diese Lotterie, nach Abzug der Kosten, die Summe von 50,000 Fl. Conventions-Muͤnze eingetragen.

da Tdan⸗

Schweiz.

Zuͤrich, 12. Juli. Nach einem in der gestrigen Tag— satzung gefaßten Beschluß soll zu Rekonstituirung des Kanton Wallis ein Verfassungsrath, im Verhaͤlrniß zu einem Mitglied auf 10600 Seelen der Gesammtbevolkerung von Wallis, ernannt werden. Dieser Verfassungsrath hat die Aufgabe, durch die absolute Mehrheit seiner Mitglieder, mit Aufrechthaltung der politischen und administrativen Einheit des Kantons, eine Kan— tons-Verfassung zu entwerfen, welche dann dem Volk zur An— nahme oder Verwerfung vorgelegt werden soll und, sobald die Mehrheit der stimmenden Buͤrger sich in reglementarischer Ab— stimmung fuͤr die Annahme erklart haben wird, als angenom⸗ men zu betrachten ist und auf die bundes gemäßen Berechti⸗ gungen Anspruch zu machen hat. Die eidgenossischen Repraͤ— sentanten, welche die Ausführung dieses Beschlusses leiten sollen,

werden, wie es in demselben heißt, dafuͤr Sorge tragen, daß bei der Abstimmung der Volkswille sich auf eine ungezwungene und unbestreitbare Weise kund geben konne. Sechs Stände, Uci, Schwyz, Unterwalden, Baselstadt, Tessin, Neuenburg ent— hielten sich sowohl der Berathung als der Abstimmung uͤber

diesen Beschluß; 14 Stände stimmten dafuͤr.