1839 / 204 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

schaft der Jahreszeiten ja die Guͤtertheilung einfähren wollte, Sie vergesfen, daß es etwas sehr Gewoͤhnliches ist, daß selbst bei den größten und gemeinsten Verbrechern der bewunderns, würdigste Muth offenbart wird! Aber die Großartigkeit der Gesinnung; das ist eben die Wurzel des Uebels? der Republi⸗ kanismus. Dieser ist aber doppelter Art. Erstlich der offene und ganze, der mit zwei Worten: „Freiheit und Gleichheit“, zu bezeichnen ist, und in Lehren sich entfaltet, welche der ein⸗ eitige Verstand mit blendendem Schimmer und in anmuthig— stem Gewande, den Trieben, Begierden, Leidenschaften, so wie der Unwissenheit fo reizend darzustellen gewußt hat, und welche Pro⸗ letarier, unreife Jugend, krankhafte Phantasie, oder eitele Dem ago⸗ gie, immer gern hoͤren und zu ihnen sich bekennen werden, wie oft und verderblich sie sich auch in ihrer Einseitigkeit und Unwahcheit offenbart haben. Dleser offene und volle Republikanie mus ist

aber fur sich allein weniger gefährlich. Dagegen der andere, der verborgene, theilweise, oft unbewußte, der sich sogar hoͤchlich erzurnen würde, wenn man ihm diesen Namen gabe, der ist

viel gefaͤhrlicher. Diesem verfallen leider oft sonst erfahrene und

in andetn Sphären,

seinen eigenen Tummelplatz, den er sich auf dem Gesammtgebiet des Republikanismus ausgewählt hat. : die Presse oder von der Rednerbuͤhne herab im Gwiste des Re— publikanismus laut werden lassen, das findet den machtigsten Anklang in den Gemuͤthern der Menge umher, erzeugt, nährt oder ermuthigt den vollen Republikanismus. eingehen auf alle die Arten der Bekämpfung, Anfeindung, Her—

abwuürdigung der Regierung, wodurch man die Freiheit zu

schützen meint, und auf die unzähligen kleinen Marotten, die

zum Vorschein kommen, wir wollen nur durch ein Beispiel dies

verdeutlichen. Ein tuͤchtiger Rechtskundiger, Herr Portalis,

und demgemaͤße große Unterschiede in den Besoldungen nur Lasten für die Steuerpflichtigen sind.

ausrufen. Aber hier ist noch mehr.

veiterer Beziehung. auf die Ersparnisse in den Steuern gesagt wird, und noch we— niger die lachenerregenden konkreten Fälle, die er aufstellt, sind das wesentlich Verderbliche dabei, sondern die Idee selbst, auf welcher seine Argumentation beruht: diese unselige Gleichheit, welche, in ihrem traurigen Mißverstande konsequent durchge— führt, das ganze kunstreiche Gebäude des Staats und die schwer errungene Stufe der Bildung und Gesittung zertruͤm— mern, die Menschen in die Walder zuruͤckfuͤhren und in die Reihe der Thiere wieder bringen wuͤrde. Wenn jeder Irrthum, jede Einseitigkeit verderblich ist, so doch nicht leicht eine mehr, als diese republikanische Gleichheit. Indem man eine ungerechte Verschiedenheit, Ungleichheit bemerkte, so ist man schnell darauf gekommen, alle Ungleichheit als Ungerechtigkeit zu verurtheilen, während doch eben nur in der vernunftgemäßen Ungleichheit die Gerechtigkeit und das, was man eigentlich in der Gleichheit zu erlangen sucht, besteht. Welche herrliche Befriedigung finden aber auch der Neid und Eitelkeit in dieser Lehre! Wie aͤrger— lich ist es, daß ein Anderer fuͤr weiser und sonst trefflicher ge— halten werde, daß er Belohnungen, Auszeichnungen seiner Ver— dienste wegen empfängt; daß er reicher ist, behaglicher lebt; daß er in Palaäͤsten wohnt, während wir in Hütten; er in trefflichen Wagen dahinrollt und wir im Staube ermuͤbet uns auf unseren Wanderstab lehnen! Was that denn der ehrliche Landmann so Schlimmes, als er Aristides Namen auf die Scherbe schreiben ließ, nur weil jener vor Andern der Gerechte hieß!

Sollen aber diese ewig sich wiederholenden Verschwoͤrungen und Attentate aufhören, so wird die Strafe, die Anwendung der Gewalt nicht ausreichen. Wenn nicht die Vorstellungen berichtigt werden; wenn die Sitten, die Bildung, und besonders die politische, sich nicht gänstiger entfalten, so ist wenig zu hoffen. Diese richtigen Ansichten, diese hohe Bildung muß aber vor Allem erst die Pra sse und die Kammer beherrschen. Lehren, Handlungen, Schauspiele, wie wir sie seit Monaten erlebt ha— ben, durfen sich nicht wiederholen. Wenigstens wundere man sich nicht, wenn sie so blutige Fruͤchte tragen. Nicht von da drohen unserer Freiheit, unserem Gluͤcke Gefahr, wo man sie stets zu erblicken wähnt; sondern eben von der eitlen Furcht vor der Uebermacht der Krone, die im Verein mit den Bestrebun⸗ gen der republikanischen und individuellen Leidenschaften, nebst andern feindlichen Gewalten, wiedtr zum Konvent oder zum Kaiserreich hindrängen durfte.

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Siz— zung vom 18. Juli. Die Birminghamer Unruhen bildeten das Haupt-Thema der Debatten. Lord Brougham brachte nämlich eine Petition ein, die von Herrn Lovett, dem Secretair der in Birmingham versammelt gewesenen Konvents-A Abgeord— neten, und dem Herrn Collins, ebenfalls einem Konvents Mit— gliede, welche beide bekanntlich verhaftet und in das Gefangniß von Warwick abgefuͤhrt worden sind, herruͤhrte. Die Petitio— naire beschwerten sich uber das Verfahren, welches sie von Ma— gistrats-Personen der Städte Birmingham und Warwick zu er— dulden gehabt. Sie seyen in das Gefaͤngniß abgefuͤhrt warden, weil man ihnen eine ihre Krafte übersteigende Caution auferlegt habe; dort angekommen, habe man sie nackt ausgezogen und un— lersucht, um zu sehen, ob sich keine besondere Merkmale an ihnen fänden; später sey dieselbe Operation in Gegenwart von acht überaus schmutzigen Gefangenen, gemeinen Dieben, nochmals mit ihnen vorgenommen und sie seyen gezwungen worden, sich in derselben Cssterne, wle jene, zu baden und mit den von jenen gebrauchten Handtüchern abzutrocknen. Dann habe einer von den Dieben den Befehl erhalten, ihnen den Kopf kahl zu schee— ren. Als Lord Brougham dies Verfahren erzählte, fing einer von den Tory⸗Pairs an zu lachen, worauf der Ex⸗Kanzler gerade⸗ zu erklärte, er schaͤme sich fast, einer Versammlung anzugehdren, in der man in solchen Scheußlichkeiten etwas Lacherliches ent— decken koͤnne. Lord , , sprach sich darauf sehr entschie— den tadelnd uber jene Behörden aus, die sich ein solches Ver— fahren erlaubt hätten, um mit Huͤlfe ihrer Amtsgewalt ihren po= litlsch daß in saͤttigen. Eine lange Debatte entspann sich darauf, in welcher ministeriellerseits von Lord Melbourne

Gefängniß-Reglement vorgebracht wurde, von dem er indeß

deren Spitze der Herzog von

es mancher Orten in England wohl etwas zu streng e , ,, n,, h z

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als in der Politik, ausgezeichnete Maͤn⸗ ner. Ein tuͤchtiger Kaufmann, ein ehrenwerther Richter, ein redlicher Arzt kann aber ein sehr verkehrter Staatsmann seyn. Der Eine kann diese, der Andere jene Antipathie haben und

Was diese dann durch

Wir wollen nicht

854 Wellington das Wort nahm, benutzten diese Gelegenheit wieder zu Angriffen auf das Ministerium. Unmittelbar nach Erledigung dieser Sache erfolgte die Verwerfung der vom Un— terhause angenommenen Bill uͤber den Aufenthalts-Wechsel der Waͤhler, welche bezweckt, diejenige Bestimmung der Resorm⸗Dill aufzuheben, der zufolge ein Wähler sein Stimmrecht eine Zeit lang nicht ausüben kann, wenn er seine Wohnung verändert.

Diese Bill wurde mit S gegen 39 Stimmen verworfen. Dann wurde noch uͤber die Gefängniß-Bill im Ausschuß diskutirt,

und die Klausel derselben, welcher zufolge in den Gefaͤngnissen,

wenn die Umstaͤnde es erforderten, auch nonkonformistische Geist⸗ liche angestellt werden sollten, auf den Antrag des Marquis von Salisbury, den besonders die Bischoͤfe von London und von Exeter unterstützten, weil sie die Besorgniß äußerten,

daß der katholische Klerus dies nur zur Proselytenmacherei be⸗ ze des : hier ein; bis jetzt haben die Blaͤtter noch wenig Zeit gehabt,

nutzen wurde, mit 75 gegen 34 Stimmen verworfen. Am Schluß der Sitzung erhielt auf den Antrag Lord Lyndhurst's die aus dem Unterhause heruͤbergelangte Talfourdsche Bill, nach welcher bei Scheidungen nicht mehr der Vater das aueschließ—

liche Recht haben soll, die Kinder aus der getrennten Ehe bei

sich zu behalten und der Mutter jeden Zugang zu denselben zu verwehren, die zweite Verlesung.

Oberhaus. Sitzung vom 19. Juli. Heute Abend wurde unter Anderem der Bericht des vielbesprochenen Aus— schusses zur Untersuchung der Kriminal-Statistik von Irland eingebracht.

Unterhaus. Sitzung vom 17. Juli. Lord John Russell gab an diesem Abend Auskunft uber die Maßnahmen der Regierung in Bezug auf die Vorfälle in Birmingham, in— dem Herr Mackinnon den Minister fragte, ob es die Absicht der Regierung sey, eine Untersuchung gegen die Behoͤrden von Birmingham einzuleiten, welche die Stadt mehrere Stunden

aber nicht eben so weiser Staatsmann, hat sich das Gebier der lang der Willkür des Poͤbels preisgegeben haben. Lord John

Gleichheit auserwählt, und zum Verwundern klar und einleuch⸗

tend macht er es, daß Abstufungen im Range der Staatsdiener . = ö ; z 3 vorher, die Regierung und den Magistrat von Birmingham

Mit Recht hat das selbst bestmöglich zu vertheidigen.

Journal des Debats geruͤgt, daß dies in den Provinzen die verderblichsten Wirkungen haben muͤsse. Wie geht man mit inserem Vermögen um! wuͤrden sie, den Redner bewundernd, aur. j ö Staͤrker vielleicht wirkt dies noch auf die Hauptstadt zuruͤck und in viel anderer und ? ; ; ed, , . ĩ ĩ 361 ; so daß man demselben wohl eigentlich nur ein irriges Urtheil 1 , eh, k z8ac0 ie Regierung betreffe, so habe dieselbe bei der Wahl der Magistrats-Mitglieder nur nach be⸗ der Regierung noch nicht mit eigener Hand fuhren, sondern es l lie sey vorlaufig eine Regentschaft in Konstantinopel eingesetzt auf die Vorlegung einer Liste der Magistrats-Mitglieder von Birmingham, Manchester und Bolton an. Er gob zugleich die

Russell, der diese Frage bejahete, benutzte die Gelegenheit, um, mit Hinblick auf die Verhandlungen im Oberhause am Abend

Er entschuldigte den letz—⸗ teren hauptsaͤchlich dadurch, daß beim Anfange der Unru— hen sein großer Eifer zu manchem Tadel in den Zeitun— gen Veranlassung gegeben, daß man behauptet habe, er molestire unnothigerweise friedliche Einwohner, und daß er sich dadurch wohl zu allzu großer Nachsicht habe verleiten lassen,

ster Ueberzeugung gehandelt, ohne Ruͤcksicht auf politische Par— ste zeugung geh 1 Mu Pp0. teien. Um dem Hause den Beweis hiervon zu liefern, trug er

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Ueberzeügung kund, daß der achtbare Theil der Handwerker sich

von aller Theilnahme an dem Chartisten-Unfug fern halte, und

daß die Unruhen nur von dem allerniedrigsten Psbel ausgin—

gen. Nach einigen Debatten wurde der Antrag des Ministers

genehmigt und somit diese Sache beseitigt.

Sitzung vom 18. Juli.

Unterhaus.

und zwar durch Herrn Leader, welcher anzeigte, daß er am

nächsten Montag darauf antragen werde, sie in Erwägung zu

erklaͤrte, daß er die Angaben der Peti—

nisterium des Innern, i . Darauf wurde die Bill wegen

tionaire nicht fr wahr halte.

Prolongirung der dem Gouverneur von Nieder-Kangda uͤber⸗ tragenen außerordentlichen Gewalten, nach einiger Opposition

mit 110 gegen 10 Stimmen , ] ö. geg . eine ähnliche Verzoͤgerung erlitten.

der Herren Leader und Hume, zum drittenmal verlesen und angenommen.

London, 19. Juli. Die Koͤnigin ertheilte gestern dem Schwedischen Gesandten, Grafen Bjoꝛnstjerna. nach seiner Ruͤck⸗ kehr an den hiesigen Hof, und dem Wuͤrttembergischen Gesand—

Audienz. . . J . Es hat sich schon wieder einmal ein Verruͤckter gefunden, von dem die Koͤnigin insultirt worden ist.

Spazierritt machte, bald vor, bald neben ihr, druͤckte die Hand

aufs Herz und wollte sich nicht wegweisen lassen, so daß der bi . 9 fz Staaten war auf einer Reise begriffen und wurde allenthalben

Stallmeister sich endlich genöthigt sah, ihn verhaften zu lassen. Er hat sich bei dem Verhoͤr vor dem Polizei-Amte fuͤr einen Handels-Reisenden ausgegeben.

Sir Robert Peel ist vorgestern mit seiner Familie schon auf l u . ö gen Kanada von der Jury zu achtzehnmonatlichem Gefaängniß

verurtheilt worden. wenig det. Den Blaͤttern aus Halifax vom 5. und Frederiecton

seinen Landsitz Drayton⸗Manor in Staffordshire abgereist, wo er den Herbst zubringen will; es scheint daher das Ende der Parlaments⸗Session sehr nahe zu seyn.

Nach den Brandstiftungen in der Nacht vom 15ten auf

den 16ten d. M. sind in Birmingham keine groben Exzesse wei— ter vorgefallen, und die Ruhe scheint äußerlich wieder ziemlich hergestellt zu feyn; einige Zusammenrottirungen, die sich vor— gestern bei Holloway-Head gebildet hatten, wurden von den Dragonern und Schuͤtzen mit leichter Muͤhe zerstreut. Indeß hegt man doch noch immer Besorgnisse vor einer Erneuerung

der fruͤheren Auftritte; mehrere Familien sollen deshalb die Stadt verlassen haben, und die Laden waren zum Theil am 16ten

geschlossen. Die Behoͤrden sind eifrig beschäftigt mit den Ab— hoöͤrungen der eingefangenen Meuterer, deren Zahl auf sechzig

angegeben wird; auf die gefaͤngliche Einbringung der Haupt- Urheber der Brandstiftungen sind Belohnungen ausgesetzt. Viele 4. Juni sollen 5609 Ka manische. ndtaner die s Alnsiedler im Norden des Rio-Grande überfallen, 30 von ihnen geisdtet und die ganze Umgegend verwüstet haben.

Worcestershire aufgeboten, um die Versammlungen der Chartisten es, daß General Lamar die Staͤdte Durango und Satilla in

achibare Individuen sind als Spezial-Konstabler vereidigt wor— den, auch hat man die berittene Miliz von Warwickshire und

in der nächsten Umgegend der Stadt zu zersprengen. Ihrer großen jetzigen Thätigkeit ungeachtet aber hat der Magistrat, wie schon erwähnt, doch nicht dem strengen Tadel entgehen köoͤnnen, seine Pflicht am Montage versäͤumt zu haben. Mehrere Gesuche von Bewohnern Birmingham's sind bei dem Minister des Innern eingegangen, um den Mayor und den Magistrat zur Üntersuchung zu ziehen, daß sie, obgleich vorher gewarnt, nichts gethan haͤtten, den Exzessen vom Montage vorzubeugen. Lord John Russell hat darauf, wie er selbst auch vorgestern im Unterhause anzeigte, eine Untersuchung verfuͤgt, doch soll er ver⸗ langt haben, daß die Aussagen derjenigen, welche sich uber die Behoͤrden beklagten, dem Ministerium des Innern zur Unter suchung eingesandt wurden, ein Verfahren, das in Birmingham keinen Beifall zu finden scheint, weil man eine oͤffentliche Untersuchung an Ort und

Stelle fuͤr allein zweckmäßig haͤlt. Man vermuthet daher, daß eine

neue Vorstellung an den Minister abgehen wird. Heute ist der Unter Stagts-Secretair im Ministerium des Innern Herr For Maule, in Birmingham angekommen, um die Instruction

Auch hier Klagen uͤber unndthige, der Schelde— 14 J f e , f ü Eina 6 Mmt“ schi

wurde die Petition der Herren Lovett und Tollins eingebracht, g6élegäe Hindernisse laut würden. „Das Eingangs-Amt“ schrei den, was fuͤr den Handel sehr laͤstig ist. um 4 Uhr ein Belgisches Schiff,

ie Herr F Mau der Unter⸗S 3⸗Secretair i Mi⸗ u . . . 5 . ziehen. Herr Fox Maule, der Unter-Staats-Secretair im Mi⸗ Hort kommend, gendihigt, dei feiner Eläfahrt in die Schelde

Der Mann ritt, als

3 Ihre Majestaͤt mit ihrem Gefolge durch den Hyde-Park einen ?

tete ihn auch in New-⸗York.

des Prozesses gegen die Aufwiegler zu beaufsichtigen. Was die Chartisten betrifft, so betreiben sie ihre Plaͤne zur Insur— rectionirung des Landes nach wie vor. In Manchester unter Anderem sind große Versammlungen und sehr aufruͤhrerische Reden gehalten worden; einer der Redner, welcher den Rath gab, daß Jedermann sich mit einer Flinte, einem Bajonnet und einer Pike versehen und eine Lunte nebst Zuͤnd-Apparat stets bei sich tragen solle, behauptete, daß ganz Schottland in Aufregung sey, und daß an der Graͤnze 16,0060 Mann unter den Waffen ständen, um sich zu den Chartisten zu schlagen. In Neweastle wurden ebenfalls mehrere Versammlungen gehalten, und in Bolton sind, wie es heißt, die Schmiede Tag und Nacht mit der Verfertigung von Waffen beschaͤftigt; in der vorigen Woche allein sollen gegen 509 Piken daselbst fabrizirt worden seyn. Am Mittwoch ging die Nachricht vom Tode des Sultans

Betrachtungen uber die Folgen dieses Ereignisses anzustellen, da die Unruhen in Birmingham fuͤr den Augenblick die Aufmerk⸗ samkeit vorzugsweise in Anspruch nehmen. Nur die

Morning Chronicle enthaͤlt in Bezug darauf folgende kurze Bemerkun⸗ gen: „Durch das Ableben des Sultans wird die Erledigung

der orientalischen Angelegenheiten noch leichter, als es sonst viel⸗ gele⸗ ö

leicht der Fall gewesen waͤre. Die von Mehmed Ali seinem Sohne ertheilten Befehle sind beachtenswerth. Selbst für den

eines Sieges soll Ibrahim nicht westwaͤrts gegen Smyrna oder Konstanti⸗ nopel, sondern nordwärts gegen Trapezunt und Ergerum vorrücken. Sein Vordringen in dieser Richtung hin wuͤrde jedenfalls den Krieg mehr unter Rußlands Entscheidung stellen. Aber bei einem In⸗

surtections-Zustande in Syrien, wie er fast jetzt schon stattfin⸗

det, und ohne die See zur Heranziehung von Verstaärkungen offen zu haben, wuͤrden die Aegypter, wenn man eine Fortdauer des Kampfes gestatten wollte, doch unfehlbar am Ende geschla— gen werden. Indeß es ist unnuͤtz, uͤber Faͤlle, deren Eintreffen hoͤchst unwahrscheinlich ist, Muthmaßungen zu äußern. Es muß ein Waffenstillstand abgeschlossen werden. Ist es nicht klar, daß die große Starke der Tuͤrken in dem toͤdtlichen Hasse liegt, der in Syrien gegen Ibrahim und die Aegypter gehegt wird, die dort wie die aͤrgsten Tyrannen gehaust haten, ohne daß sie sich bemuͤhten oder es vermochten, sich die Zuneigung der Einwohner zu gewinnen oder dieselben nur in Ruhe zu er⸗ halten? Und so kann denn der Tod des Sultans an der Po— litik, Syrien der Herrschaft Mehmed Ali's zu entreißen, nichts andern. Wenn dies, wie wir behaupten, fuͤr die Integrität der Turkei wesentlich nothwendig ist, so ist es dies unter einer Re— gentschaft nicht minder, als unter der Regierung des ver storhe—⸗ nen Sultans.“ Man ist naͤmlich in London noch immer der Meinung, der junge Sultan Abdul Medschid werde die Zuͤgel

worden. Das

wurde

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7 666 NR . , Das Wetter war diese Woche regnigt und stuͤrmisch.

2 9 82 1 hz 8 84 664 Ge 5 w 6k, Wenige, was von Englischem Weizen an den Markt kam, z ö 5 g 21 . * . 1 * 18 gekauft, und auch fremder

daher zu den Montagepreisen ger vorigen

* ward begehrt und behauptete sich auf den Preisen der Woche. Der Courier macht bemerklich, daß zu Antwerpen schon Schifffahrt in den Weg 5 ñ ein Korrespondent dieses Blattes, „ist nach Lillo verlegt wor— So war gestern freuͤh die „Clotilde“, von New—

vor Lillo Anker zu werfen, wodurch es die Fluth versaͤumte und erst um 4 Uhr Nachmittags weiter segeln konnte. Das F

zoͤsssche Dampfboot „Havre“, die Franzoͤsische Brigg „Falcon und die Neapolitanische Brigö „Leonidas“ haben sammtlich Wenn diese Verlegung des

Buͤreaus aber schon in der guten Jahreszeit solche Hindernisse

verursacht, wie wird es erst im Winter seyn, wo de men der Fluth das groͤßte Ungluͤck zur Folge haben kann.“

Briefe vom 18. April aus Mauritius melden, daß die

ten, Grafen Mandelsloh, der Ihrer Majestät ein Schreiben Emancipation der Schwarzen dort ohne Unruhen ver sich ge— seines Souverains zu uͤberreichen hatte, im Buckingham⸗-Palaste gangen sey, doch habe man auf einigen Pflanzungen Muͤhe ge—

habt, dieselben zur Einwilligung in einjaͤhrige Dienst-Kontrakte u bewegen. Im Ganzen sind die Berichte aber sehr befrie⸗ igend, und man hatte bis zum 3. April 60 Millionen Pfund ucker verschifft.

Aus New-Hork hat der „Garrick“ Zeitungen und Briefe bis zum 26. Juni uͤberbracht. Der Praͤsident der Vereinigten

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mit der ihm gebuͤhrenden Achtung aufgenommen; man erwar— In Canandaigua ist der bekannte Mackenzie wegen Ausruͤstung einer militairischen Expedition ge—

Aus Kanada wird wenig Neues gemel—

vom 8. Juni zufolge, schien das gute Vernehmen auf dem strei⸗ tigen Gränz⸗Gebiete vollkommen wiederhergestellt zu seyn. Zwei in dem letzten Aufstande betheiligte Personen, Beausoleil und Naysmith, waren nach dem Gefaͤngniß zu Montreal abgefsuͤhrt worden. In New⸗Hotk ging das Geruͤcht von einem aberma— ligen zwischen den Föderalisten und den Mexikanischen Re— gierungs-Truppen zu Montenez, ungefaͤhr 80 Leguas von Matamoras, zum Vortheil der Letzteren vorgesalle⸗ nen Treffen. In Tampico hielten sich die Foͤderalisten noch immer, und man glaubt, daß die diesen Platz belagernden Regierungstruppen wohl anderweitig erforderlich seyn durften,

indem das ganze Innere des Landes in Gaäͤhrung ist. Am 9 Mexikanischen

Auch heißt

Besitz genommen habe und auf Zacatecas marschirt sey. Einen Pater Muldon, der zum Bischof von Texas bestimmt ist, hat man in Vera-Cruz ins Gefaͤngniß geworfen, wodurch sich die feindselige Gesinnung der Mexikanischen Negie—

rung gegen Texas, welches dem Pater die Bischofswuͤrde als

eine Belohnung seiner ihm waͤhrend des Krieges mit Mexiko bewiesenen Dienste zuerkannt hat, hinlänglich bekundet. San— tana, sagt die Galveston-Gazette, werde zu genau bewacht, um Texas nuͤtzlich seyn zu konnen, selbst wenn er es wollte. In Texas sprach man ubrigens davon, die ganze Kuͤste von Mexiko blokiren zu wollen. In dem Philadelphia⸗Inguirer wird folgendes Cirkular von James Birkhead aus Rio-Janeiro vom 30. April mitgetheilt: „Neuerliche Berichte aus La Plata und Aeußerungen, die in den hiesigen diplomatischen Zirkeln kursiren, geben Aussicht auf die Moglichkeit, wenn nicht Wahr— scheinlichkeit der baldigen Aufhebung der Blokade von Buenos— Ayres vermittelst einer Uebereinkunft zwischen den kriegführenden Parteien.“

Niederlande.

Aus dem Haag, 19. Juli. Gestern hielt die zweite Kam mer der ge ge eine oͤffentliche Sitzung, in welcher sie eine Mittheilung des Königs, betreffend die Vermählung des Erbprinzen von Oranien, empfing, worauf eine Glück wunsch- Idresse beschlossen wurde, Zugleich benachrichtigte der Minister bes Auswärtigen die Versammlung, daß er ihr am folgenden Tage in öffentlicher Sitzung eine politische Mittheilung zu ma⸗

chen habe. Belgien.

Bruüssel, 19. Juli. Der Konig und die Koͤnigin sind gestern nach Saint Cloud abgereist; bis zum 3. August werden sie wieder nach Bruͤssel zuruͤckgekehrt seyn. .

Der Baron de T Serelaes, der bisher General-Secretair im Departement des Auswärtigen war, wird als Gesandter die Belgische Regierung bei mehreren Deutschen Hofen vertreten.

Deutschland.

Nurnberg, 21. Juli, (Nurnb. Kor) Sicherem Ver— nehmen nach hat der Magistrat der Haupt- und Residenzstadt auf die Klage der Baierischen Buchhaͤndler gegen den Central⸗ Schulbuͤcher⸗Verlag wegen Gewerbs⸗Beeintraͤchtigung zu Gun⸗ sten der ersteren entschieden, und den Verlag in die Kosten ver— urtheilt.

Karlsruhe, 18. Juli. (Karlsr. 3.) In der 22sten Sitzung der ersten Kammer veranlaßte bei Berathung des Bud⸗ gets fur das Ministerium des Großherzoglichen Hauses und der auswaͤrtigen Angelegenheiten die Position: Beiträge zu Bundeslasten, eine längere Dis kussion. Unter dieser Rubrik sind nämlich 4130 Fl. begriffen, als matrikularmaͤßiger Beitrag Badens zur laufenden Unterhaltung der Bundes- Festungen Mainz und Luxemburg, welche Summe nach der Ansicht der zweiten Kammer aus den Zinsen der 20 Millionen Franken be⸗ stritten werden sollte, die traktatmaͤßig zur Erbauung einer vier⸗ ten Bundes-Festung am Ober-Rhein bestimmt sind. Die Kom⸗ mission der ersten Kammer erklärt in ihrem Bericht, sie konne dieser Ansicht der zweiten Kammer nicht beitreten. Die Zinsen der 20 Millionen Fr. konnten wohl zu voruͤbergehenden Bun— deszwecken, zur Erbauung neuer und zur Erweiterung und Wiederherstellung alter Festungswerke verwendet werden, welches Letztere auch geschehen ist, aber nicht fuͤr die Bestreitung bleibender Bundespflichten, wie die laufende Dotation der Bun— des-Festungen eine sey; diese Kosten seyen jederzeit durch die gewohnlichen Martikular-Beiträge aufzubringen. Ungleich eher wuͤrde der Kommission im Hinblick auf die Lage von ganz Deutschland und auf moͤgliche Wechselfaͤlle der Zukunft der Wunsch gerechtfertigt erscheinen, daß das Kapital der 20 Mill. Fr., nebst den fernerhin daraus erwachsenden Zinsen, welche nach zuverlaͤssigen Nachrichten gegenwärtig auf 3! pt. stipu— lirt sind, endlich die traktatenmäßige Bestimmung erhalte, und zur Vervollstaͤndigung des Vertheidigungs-Systems von Suͤd— Deutschland durch Erbauung der vierten Bundes-Festung am Oberrhein diene.“ Dieser Wunsch wird von Freiherrn von Tuͤrkheim, General-Lieutenannt von Stockhorn und Freiherrn von Landenberg unterstuͤtzt und einstimmig zum Beschluß der Kammer erhoben. Graf von Kageneck bemerkt bei diesem Anlasse, daß die Abtragung der Ruinen der Festungswerke von Altbreisach nicht bloß zum Vortheil dieser Stadt, die an Sa— lubritaͤt und baubarem Boden sehr gewinnen wuͤrde, sondern auch aus militairischen Grunden sehr rathsam sey und wuͤnscht, daß ein Theil der Zinsen jenes Kapitales dazu verwendet wer— den mochte. General-Major von Lassolaye, Regierungs-Direk— tor von Reck, Geheime Hofrath Rau, Freiherr von Tuͤrkheim und General-Lieutenant von Stockhorn unterstuͤtzten diesen Wunsch lebhaft; es wird hierbei gezeigt, daß ein Feind so leicht diese Ueberreste wieder zu einem Bruͤckenkopfe herstellen konne, wie dies mehremals geschehen sey, und daß diese Ausgabe fuͤr

von la Caille, ein Meisterwerk in ihrer Art

das Vertheidigungs-Systein von Suͤddeutschland große Wich— tigkeit habe. Regierungs-Commissair Legations⸗Rath von Mar—

schall bestreitet die Moglichkeit eines Zuschusses aus den Zinsen der 20 Millionen Franken, indem daruͤber auf längere Zeit hinaus disponirt sey und bemerkte, daß eher ein Staats Zu— schuß gegeben werden koͤnnte. Die Kammer beschließt hierauf, den Wunsch ins Protokoll niederzulegen, die Regierung moͤge dahin wirken, daß diese Ruinen demolirt wuͤrden.

Hamburg, 22. Juli. (Boͤrsenha Ihre Majestaͤt die Herzogin von Braganza hat sich heute Morgen am Bord des Koͤnigl. Großbritanischen Dampfschiffes „Lightning“, das von

der Britischen Regierung zu ihrer Disposition gestellt war, nach

England eingeschifft.

Mit dem Londoner Dampfsschiff ist heute Herr Dr. Bowring hier eingetroffen, dem Vernehmen nach mit Auftragen der Eng⸗ lischen Regierung an die zu Berlin versammelte Konferenz der Abgeordneten der Zoll-Vereins-Staaten.

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um sich jeder Ausschweifung zu enthalten. Die Herren Perzcel und Dry, die schon bei der ersten Wahlhandlung die Majo— rität fuͤr sich hatten, wurden als rechtmäßige Deputirte ausge—⸗ rufen. Nach der Hand sollen einige Verhaftungen stattgefun⸗ den haben.

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Rom, 9. Juli. (A. 3.) Der Papst hat vier Kardinäle ernannt, Monsignore Ferretti, Erzbischof von Fermo, fruͤher Nuncius in Neapel; De Angelis, Bischof von Montefiascone, fruͤher Nuncius in der Schweiz; den Pater Bianchi, einfachen Kamaldulenser-⸗Moöͤnch und Beichtvater St. Heiligkeit, und den Erzbischof von Palermo, Pignatelli, der zum Theatiner— Orden gehoͤrt. Die Ernennung Monsignore Ferretti's hat endlich wieder einmal das Schauspiel gegeben, daß das Volk noch Antheil an dergleichen Befoͤrderungen nimmt. Die Freude daruͤber sprach sich ziemlich allgemein aus. Der Praͤlat ist sehr bekannt und beliebt, besonders zeichnete er sich in Neapel wäͤh⸗ rend der Cholera auf eine menschenfreundliche Art aus, und in der lächerlichen Revolution von 1831 war er es hauptsaͤchlich, der als damaliger Bischof von Rieti die Nebellen durch per⸗ soͤnlichen Muth verhinderte, die Stadt einzunehmen, wodurch ihnen Rom von selbst in die Hände gefallen wäre. Monsig-⸗ nore De Angelis ist ein wackerer Kirchenmann und guter Diplo⸗ mat, uͤbrigens ohne hervorragende Eigenschaften, und wenig be⸗ kannt. Des Paters Bianchi Personlichkeit und Verdienste sind nicht bekannt; es ist aber Sitte, daß jeder Papst, der fruͤ⸗ her Moͤnch war, einen anderen Moͤnch seines Ordens zum Kar⸗ dinal erhebt. Monsignore Pignatelli gehört zur farstlichen Familie dieses Namens, und stammt von einem Neffen Inno- cenz XII. her. Gewoͤhnlich werden alle Erzbischöfe von Palermo, welches ein reicher Sitz ist, zu Kardinälen erhoben.

Chambery, 12. Juli. Gestern ist die schwebende Bruͤcke

Art, feierlich eroͤffnet

worden, und hat den Namen Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von

Sardinien, Carlo Alberto, erhalten. Diese Bruͤcke zieht unweit

des Vorwerkes la Caille über einen ungeheuern, von dem Strome

Usses ausgehoͤlten Abgrund, der die Straße zwischen Annacy

und Ginevra schneidet. Die Laͤnge der Bruͤcke betragt 188 und

ihre Hoͤhe uͤber dem Bette des Stromes gegen 178 Meter.

Spanien.

Madrid, 11. Juli. Die Königin hat den Marquis von Malpica zu ihrem Ober⸗-Stallmeister und den Herzog von Gor und dem Grafen von Hermanes zu Hofstaats-Beamten ernannt.

Das Ministerium hat das Erscheinen des Journals „Gui— riguay“ bis zur Versammlung der Cortes suspendirt.

Belgrad, 9. Juli. (A. Z.) Nach dem Tode des Fuͤr⸗ sten Milan Obrenowitsch ist sein juͤngerer Bruder nach dem bestehenden Successions-Recht berufen, ihm in der Regie— rung zu folgen; auch hat der Serbische Senat sich bewogen gefuͤhlt, einen Expressen an denselben nach Bucharest zu schik— ken, um ihn einzuladen, unverzuͤglich in sein Vaterland zuruͤck— zukehren und das Staatsruder zu ergreifen. Man zweifelt keinen Augenblick, daß der junge Fuͤrst Michael diesem Ruf Folge leisten und sich von seinem Vater trennen wird, der ihn ins Exil mit sich genommen hatte. Man ist auch uͤberzeugt, daß die Pforte seinen Regierungs-Antritt eben so bestaͤtigen wird, wie sie es bei seinem Bruder gethan hat. In Serbien herrscht ubrigens Ruhe, und die Aufregung, die sich noch vor kurzem daselbst kundgab, hat sich vöͤllig gelegt. Fuͤrst Milosch spricht in seiner Protestation vom 27. Juni von Attentaten, die in den letzten Monaten seiner Regierung wider sein Leben zu wiederholtenmalen stattgefunden hätten. Er hofft damit wohl seine Konvinenz gegen die Bewegungen, die von seiner Garde ausgegangen, zu entschuldigen.

.

Man liest in der neuesten Nummer des Oesterreichischen Beobachters vom 19. Juli: „Unsere Nachrichten aus Kon— stantinopel lassen keinem Zweifel Raum, daß der erste politische

Beschluß des neuen Sultans die Beendigung des bestehenden Zerwuͤrfnisses mit Mehmed Ali zum Zwecke hatte. In Folge

dessen erließ der Groß⸗Wesir Chosrew Pascha ein Schreiben an

den Pascha von Aegypten, von dessen Inhalt er die Repraͤsentan⸗

2.

ten von Oesterreich, Großbritanien, Frankreich, Preußen und Rußland am 3zten d. M. in Kenntniß setzte und dieselben zur Unterstuͤtzung der von der Pforte gemachten Antraͤge, mittelst der Konsular-Agenten in Alexandrien, einlud.

Die neuesten Berichte aus Konstantinopel vom 8. Juli, die Lurch außerordentliche Gelegenheit eingetroffen sind, bringen die Nachricht, daß am 2ästen des verflossenen Monats Juni die

Heere unter Hafiz und Ibrahim Pascha in der Gegend von Nisib (unfern vom Euphrat) sich begegneten, und daß das erstere sich nach einer heftigen Kanonade, mit welcher Ibrahim Pascha

Kas Gefecht begann, in gaͤnzlicher Unordnung nach Marasch zu— 5 2 6

G es err e i ch.

Pesth, 13. Juli. (Nuürnb. Korr.“ Vom Reichstag in Preßburg erhalten wir keine erfreulichen Nachrichten. Die zweite Tafel (Deputirten⸗Kammer) weigert sich, die Koͤniglichen Propositionen vorzunehmen, bis nicht gewisse Gravamina erle— digt sind. Sie verlangt z. B., daß die Wahl des mit einer Anklage behafteten Grafen Raday aguͤltig bleibe, daß das Ur⸗ theil der hoͤchsten Gerichtshoͤfe des Landes uͤber mehrere uͤber⸗ wiesene Staats-Verbrecher kassirt werde (unter anderen auch das uͤber den bekannten Wesselenyi, dem die huldreiche Gnade

des Kaisers gestattete, vor Antritt seines dreijährigen Arrestes den Kurort Gräfenberg zu frequentiren), und daß die obersten

ichter in Anklagestand verfetzt würden, ja ein Deputirter soll . auf deren Todesstrafe angetragen haben! S. K. K. Ho— 9 aer Erzherzog Palatin, als Praͤsident des Reichstags, (. 5 unter solchen Umständen gedrungen, einstweilen, bis . d C beleidigten hohen Gerichtshoͤfe Satisfaction erhal— bei ihrer D ungen zu suspendiren, und sollte die zweite Tafel liche Aufl idersetzlichkeit verharren, so durfte wohl eine gaͤnz— ihm 1 des Reichstages erfolgen, und damit alle von beg, worn 6 Maßnahmen zur wahren Wohlfahrt des Lan— lange zu nie Regierung so vaͤterlich die Hand geboten, auf , 9 n hen, Die zweite Tafel ht nicht nur die Re— naten tafel , sondern auch die große Majoritaͤt der Mag⸗ grerstut ce, lee Kämmer; den Klerus, die Buͤrger der Königl. adeligen Ger oöltet uͤberhaupt die ganze große Masse der nicht⸗ von ler Kon nner g des Landes. Die Deputirtenwahl im n hier an, 4 am Sten d. ruhig vor sich gegangen. Die ier wr 869 inden Truppen, an 1000 Mann mit einigen P ich in geringer Entfernung von dem Wahiort

hruͤckzsg. Kaißarieh soll zum Hauptsammelplatz des zerstreuten

Tuͤrkischen Heeres angewiesen seyn.

Am Tage des Abganges des Couriers aus Konstantinopel war daselbst auch die Nachricht eingegangen, daß der Kapudan „Pascha mit der Flotte am 5ten d. M. unvermuthet die Darda— nellen verlassen und sich aus einer damals der Pforte selbst noch unbekannten Ursache nach Rhodus begeben habe. Man konnte sich diesen im Widerspruch mit den von dem neuen Sultan er—⸗

haltenen Befehlen stehenden Schritt des Groß-Admirals Ahmed

Fewzi Pascha um so weniger erklaͤren, als derselbe auf die er— haltene Kunde von dem Ableben Sultan Mahmud's dieses traurige Ereigniß den Offizieren und der Mannschaft der Flotte mit Thränen im Auge angekuͤndigt und sie aufs Eindringlichste zur unverbruͤchlichen Treue und Ergebenheit fuͤr den neuen Herrscher aufgefordert hatte.“

Konstantinopel, 3. Juli. (A. 3) Die Wiederherstellung der Wuͤrde eines Großwessiers, so wie die einiger andern ab— geschafft gewesenen Stellen und Aemter, erscheint nur beim ersten Anblick als ein Ruͤckschritt. Wohleingeweihte Personen versichern, daß die Wiedergeburt jener Wuͤrde keinen andern Zweck habe, als die Bildung einer Art Regentschast zu wel— cher auch die beiden Schwaͤger des Sultans, Halil und Said Pascha, berufen sind zu maskiren, da man nicht oͤffentlich erklaren will, daß der schon thronfaͤhige Sultan Abdul Medschid dennoch einer Art Bevormundung unterstellt sey. Als in— teressanter Beitrag zur Charakteristik des Divans mag folgende Thatsache der Mittheilung werth scheinen. Bekanntlich hatte Sultan Mahmud auf seinem Krankenlager eine Menge Anord⸗ nungen getroffen, die, wie namentlich die Aufhebung der Straßen⸗

aufgestellt, was den Hitztzpfen hinlaͤnglichen Respekt einflöͤßte,

Reinigungs⸗Steuer, Befreiung der wegen Schulden Verhafteten ꝛc.

vom Volke mit Jubel begruͤßt wurden. Um nun auch fuͤr den neuen

Sultan eine aͤhnliche Stimmung unter der Bevölkerung von Konstan⸗

tinopel zu erwecken, wurde im Divan der Antrag gemacht und

mit vielem Beifall aufgenommen: „daß zur Feier des Regie⸗

rungs⸗Antritts Sultan Abdul Medschids alle in den Quaran⸗ taine⸗Anstalten befindlichen Pestkranken oder Pestverdächtigen in Freiheit gesetzt werden sollen.“ Zum Gluͤck kam dieser Beschluß noch vor seiner Ausfuͤhrung zur Kenntniß der Repraͤsentanten der Europäischen Großmächte, und nur den vereinten Bemühun⸗ gen derselben gelang es, diese zu verhindern. Uebrigens hatte gedachter Beschluß, so wie er unter dem Volke bekannt wurde, unter diesem freudigen Anklang gefunden, was dessen Abneigung gegen die Quarantaine⸗Anstalten neuerdings beurkundet Diese Erscheinung ist indessen keinesweges auffallend, da das Volk sich von jeher gegen die Quarantainen ausgesprochen hat; daß aber im Divan eine ahnliche Gesinnung existire, die sich fruͤher zu Lebzeiten Sultan Mahmuds kaum ahnen ließ, wird von vielen

als ein uͤbles Prognostikon fuͤr die Dauer jener wohlthaͤtigen

Anstalten betrachtet.

Aegypten. Alexandrien, 17. Juni. (Allg. Ztg.) Die wiederhol—

ten Vorstellungen des Englischen Residenten, Obersten Camp—

bell, gegen die Besetzung der Insel Bahrein im Persischen Golfe durch die Aegypter haben den Vice-Koͤnig bewogen, die Räumung dieser Insel anzuordnen. Er hat gestern dem ge—

nannten Residenten den Befehl, den er hierzu an seine Trup

pen erlassen, mitgetheilt.

Kahira, 20. Juni. (A. 3.) Während der Sultan und Europa sich die Haͤnde gegeben zu haben scheinen, den mächti⸗ gen Vasallen von Aegopten durch falsche Maßregeln zur Ab—

reißung und Unabhängigkeit zu treiben, fallen ihm anderorts,

gleichfalls in Folge Europaäͤischer Eingriffe, die schoͤnsten Länder wie reife Fruͤchte in den Schooß. Sechs Jahre hat er um das schöoͤne Kaffeeland, um Sana, den bluͤhendsten Theil des suͤdlichen Ara— biens, gerungen, ohne es zu unterwerfen oder mit sich verbinden zu koͤnnen. Der Umstand, daß die Englaͤnder sich plotzlich mit Gewalt des Hafens und der Stadt Aden bemaͤchtigten, deren Gebiet an das von Sana graͤnzt, hatte zur naͤchsten Folge, daß der Imam von Sana sich seinem glaubensverwandten Gegner in die Arme warf, und so eben melden Berichte des juͤngeren Ibrahim Pascha vom 23. April, daß der Imam von Sana zu Gunsten Meh— med Ali's seiner Herrschaft entsagt habe, und sich mit seiner geistlichen Wuͤrde und einem Jahrgehalt zufrieden stelle. Die vor wenigen Wochen erfolgte Ankunft eines Abgeordneten des Imam hatte hierauf Bezug. Der Vice-Koͤnig hat densel— ben durch seinen Secretair Sami-Bey nach Sana zuruͤckbe⸗ gleiten lassen, um die Uebergabe des Landes zu regeln. Die Abschaffung des Ausfuhr-Zolls auf den Kaffee wurde sogleich bedungen, und dafuͤr von Mehemed Ali die Aufhebung der Waaren-FZoͤlle zugestanden, die bis jetzt von der Einfuhr von Mokka nach Sana erhoben wurden. Eben so wurde der Ka— rawanen-Zug zwischen Mokka und Sana vöoͤllig freigegeben, da dies letztere Land nunmehr als zum Gebiete Mehmed Ali's gehoͤrig behandelt werden soll. Aden wird von Arabern um— schwaͤrmt und die Englaͤnder durfen keinen Fuß aus der Stadt setzen.

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Koͤnigsberg, 21. Juli. Der hiesige Magistrat kuͤndigt zum 1. Januar 1840 saͤmmtliche noch coursirende Stadt— Obligationen, welche auf 70 und 80 Rthlr. lauten, so wie auch die auf 90 Rthlr., bis einschließlich der Nummer 9000.

/ Weissenfels, 22. Juli. ; Jahre, so ist auch in diesem Jahre am 9gten d. M. auf Ver— anlassung des Buͤrgermeisters Oelzen hier ein allgemeines Kin⸗

Wie schon im vorigen

derfest zur Belebung der Froͤmmigkeit und Sittlichkeit began—

gen worden. Die gesammte Schuljugend uͤber tausend Kin— der zogen mit ihren Lehrern, nach Absingung eines geistli— chen Liedes auf dem Markte, unter Begleitung des Magistrats—⸗ Personals und der Geistlichkeit, auf eine nahe bei der Stadt belegene Wiese, wo sie sich mit anstaͤndigen Spielen unter An— leitung ihrer Lehrer, im Beiseyn des groͤßten Theils der Ein— wohner, belustigten, auf staädtische Kosten bewirthet wurden und am Abend nach der Stadt zuruͤckzogen. Auf dem Markte ward wiederum ein geistliches Lied angestimmt, und eine Rede des Superintendenten Heydenreich an die Kinder beschloß die Feier des Tages.

Wasserschaden. Durch den heftigen Platzregen in der Nacht vom 19ten auf den 20sten d. M., durch die wolken— bruchartigen Regenguͤsse in der folgenden Nacht vom 2osten auf den 21sten und das Austreten eines durch die Stadt fließenden Baches ist Weissenfels auf das uͤbelste heimgesucht worden und bietet an vielen Stellen das Bild einer argen Verwuͤstung. Denn das Wasser drang nicht allein mit uͤberstromender Gewalt in die Haͤuser und Keller, sondern hat viele Haͤuser und Gär— ten ganz verwuͤstet, feste Mauern umgeworfen, Bruͤcken beschä— digt und viele Familien ihres Obdaches und Grundbesitzes be— raubt. Außer vielen Privatwohnungen haben die Gebäude des Köoͤniglichen Schullehrer-Seminars besonders gelitten. Die staͤd— tische Behoͤrde ist gleich bemuͤht gewesen, durch Unterbringung der Verarmten in den ihr zugehorigen Lokalen und anderwei— tige Unterstuͤtzung, mit Huͤlfe eines Theils der ihr zur Dispo⸗ sition gestellten Garnison, der Noth fuͤr den Augenblick nach Kräften abzuhelfen und weiterem Unglück vorzubeugen.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Kummer's Relief-Karten. ö

Als im Jahre 1806 die hiesige Bllnden⸗-Anstalt errichtet wurde, ließ der Dircktor derselben, Herr Professor Dr. Zeune, für den Un⸗ terricht in der Erdkunde eine Kugel aus Pappe von vier Fuß Durch- messer anfertigen, zeichnete die Länder und Gebirge darauf, erhöhe diefelben durch Gypsmasse und erhielt auf diese Weise ein Hochbild der Erde, auf den die verschiedenen Unebenheiten der Erdoberfläche naturgemäß dargestellt waren. Im Jahre 1805 suchte Herr Professor Zeune' kleinere Reltef- Globen züm Versenden für andere Blinde an⸗ fertigen zu lassen und ließ zu diesem Zwecke zuerst eine Kugel von is. Fuß Durchmesser in Gps abformen. Das Resultat entsprach sedöch feinen Erwartungen nicht und er wählte nun Holzmasse, welche zwar die Erhöhungen scharf ausprägte für die Versendung aber zu schwer und zerbrechlich war; doch fanden diese Globen in den Jah⸗ ren 1810 isz20 großen Absatz. Indem Herr Professor Zeune auf nene Verbesserungen sann lernte er Herrn Kommissiong⸗Rath Kum mer in Dresden kennen, der nun seit 1820 die Verfertigung der Re— lief, Globen und Karten übernommen und dieselben in verschiedener Größe dargesiellt hat. So sehr sich dieselben indeß durch ihre sorg⸗ fältige Ausführung und saubere Kolorirung auch für Schende em— pfahlen, so war doch immer der hohe Preis ein Hinderniß für ihre