1839 / 206 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

des Handels verfolgt, daß derselbe sich gern in einer kleinen Zahl ven Handele platzen konzentrirt. Das zeigt Englands Bei⸗ spiel. Von dem Augenblicke an, wo England mit einem Kanal Sosteme durchzogen war, hatte es eigentlich nur zwei Häfen für den Welthandel: London und Liwerpool. icht anders Nord Amerika. Seitdem das Land mit e nem Ne von Kanälen und Eisenbahnen bedeckt ist, fiel Philadel⸗ phiar, Batimore's und selbst Boston's gesammter Ein- und Aue suhrhandel an New York. Fuͤr Frankreich würden sich, wenn nan diesen Gesichtspun't festhaͤlt, vier große Häfen er⸗ geben, einer nach dem Mittellaͤndii en Meere, einer nach dem KRanel und zwei nach dem Altantischen Meere zu. Den ande⸗ ren Höfen ird der Käaͤstenhandel und die Ausfuhr besonderer Artikfl Verbleiben. Die Wichtigkeit eines Hafens und die Be⸗ ruck ichtigung, welche er verdtent, kann natürlich nicht von der Gäöße der Stade, von der Zahl der Bewohner, sondern allein von ihrer Scheutung für den Handel abhängig gemacht werden. Diese Ruücksicht muß den Ausschlag geben. Havre hat nur eine Berke ung von 250660 Ein vohnern und dennoch sind 10 bis 12 Millionen bei dem Wohle dieser Stadt betheiligt, und Paris und Lyon haben ein eben so großes Inter— esse daran wie der Elsaß. Ein anderer Hafen konnte eine giößere Berölkerung haben und wuͤrde dennoch nicht von solcher Bedeutung seyn. Was im Interesse eines solchen großen Handelsmittelspunktes geschieht, koͤmmt dem ganzen Lande zu Gute. Diesen Gesichtspunkt hat der Gesetz-Entwurf vielleicht zu sehr aus den Augen gelassen und statt zu naͤchst durch Beschränkung auf die großen Hafen ein rasches und siche— res Resultat zu erzielen, dasselbe auf langere Zeit hinaus gescho— ben. So sind z. B. fuͤr Errichtung eines Hafens zu Redon i' geringer Entfernung von Nantes 4 Millionen angesetzt. Aber Nantes, welches fast unzu gänglich geworden, ist der Hauptpunkt, der große Cin, und Aus suhr-Hafen der ganzen Gegend, wäh⸗ rend Reden nur von lokaler Bedeutung ist. Auch fuͤr Redon muß die Zeit kommen, aber vorher sind vielleicht noch andere Aufgaben zu öfen. 3. V. eine Verbindung Havre's mit der Seine, eine Verbindung der Rhone mit Marseille vurch einen Kanal oder durch eine Eisen ahn Noch bleibt freilich der urspruͤngliche Entwurf der Sanction der Deputirten⸗ Kammer vorbehalten, und von deren Einsicht durfte man vielleicht eine Correction der dem, Entwurf zu Grunde liegenden Ansichten erwarten. Indeß ist oller Grund zur Befärchtung vorhanden, daß die Kammer auch ier, wo ein großes Kapital so gut angelegt wäre und so reiche Zinsen tragen wurde, wieder mit ihren engherzigen Sparsam— keits-Ideen hervortreten werde. Die Kommission hat zum we— nigsten allerlei Reductionen, und gerade fur die großen Hafen, in Vorschlag gebracht. Gegen die unbedeutenderen hat sie sich freigebiger gezeigt. Die fur Nantes ausgesetzte Summe will sie J. B. um zwei Fuͤnftheile verkuͤrzen, für Bordeaux will sie statt 2, 300, 009 Fr. nur 2 Millionen bewilligen, und Marseille sollte gar statt 8 Millionen nur 1300, 000 Fr. erhalten. Es stehꝛ nun zu erwarten, fur welche Ansicht sich die Kammer ent— scheiden wird. In einer Versammlung der zur Barrotschen Vereinigung gehörigen Deputirten, welche vorgestern stattfand, gab der Be⸗ icht des Deputirten Golbery über mehrere auf die Wahl -Re— ferm bezügliche Petitionen zu einigen Ersrterungen Anlaß. Mehrere Mitglieder waren der Meinung, daß, in Betracht der vorgeruckten Dann es nicht mehr räthlich seyn mochte, den Bericht der Kammer noch vorzulegen, und eine Angelegenheit zur Sprache zu bringen, die doch nicht mehr diskutirt werden könne. Dagegen würde eingewendet, dan die Bittseller das Recht hatten, ihre Bittschriften der Kammer vorgelegt zu sehen. Diese Meinung behielt die Oberhand und es wurde einstimmig beschlossen, daß Herr von Golbéry seinen Bericht verlegen solle. / In Bezug auf die Fragen, welche sich an die Bittschriften kuspfen, fah man ein, daß sie jetzt nicht einer genügenden Pruͤ⸗ fung unterwerfen werden könnten; es wurde daher beschlossen, daß gleich nach Verlesung der Bittschristen ein Mitglied der linken Seite die Rednctbühne besteigen solle, um zu er klären, daß dieflbe in di Vertagung der Debatten uͤber diesen Punkt bis zur nächsten Session willige. Durch einen Eelaß des Marschall Valse wird die Ausfuhr

von Geiraide und Mehl aus den Afrikanischen Besitzungen, welche eine Zeit lang untersagt war, wieder gestattet.

Aus Toulon wird vom 17Jten d. M geschrieben, es solle dort eine Reserve Flotte gebildet und der Oberbefehl uͤber dieselbe dem Contre⸗ Admiral de la Susse anvertraut werden, welcher seine Flagge auf dem, Montebello aufpflanzen würde. Außer dem Geschwader in der Levante, welches aut 6 Linienschiffen, 2 Fregatten, 2 Korvetten, 3 Briggs und einem Dampfboot be⸗ steht, bleiben auf der Rhede von Toulon noch 3 Lmienschiffe, 3 Fregatten und 8 kleinere Fahrzeuge.

Das Journal des Débats enthält ein Schreiben aus Algier vom 13ten d. M., dem wir Folgendes entnehmen: „Der Friede ist noch nicht gestoͤrt worden, und so sehr man vor einigen Monaten an den Krieg glaubte, hofft man doch, einen Bruch mit Abdel Kader zu vermeiden. Ben Durand geht e,. dem Lager des Emirs und Algier hin und her.

Es ist eine lebhafte Korrespondenz in Gange. Versprechungen

Zuͤgeständniß ist nicht ohne Wichtigkeit, denn

langte Herr Dupetit-⸗Thonars von der Königin Pomare Genug⸗

inne hat,

und Drehungen werden gewechselt, indeß sieht man nichts, was

usere Zukunft truͤben konnte, denn unsere Stellung in Algier und Konstantine befestigt sich immer mehr. Der Oberst. Lieute⸗ rant von GSalles, der hierher gekom]men war, um sich mit bem Marschall über die zu Dschieschelli auszuführenden Ar, beiten zu besprechen, ist wieder dahin zurückgekehrt. Er hat cinen Tagesbefehl mit sich genommen, worin der Marschall den Truppen, welche an dieser Expedition Theil genon men haben, die Zufriedenheit des Königs zu erkennen giebt. Die Arrndte verspricht einen sehr bedeutenden Ertrag, und der Ackerbau macht fortwährend die bedeutendsten Fortschutte, An der Ver— schoͤnerung Algiers wird eifrig gearbeitet und in dem untern Näaactier? der Stadt, das von den Europäern bewohnt wird, sollen einige neue Straßen angelegt werden, woduich die Com⸗ munication sehr erleichtert werden wurde. In der Cassauba soll ein neues Hospital angelegt werden, dessen gesunde Lage far die Kranken sehr ersprieslich i wird. Uasere Anwesen⸗ heit hat übrigens nicht allein ihren Ein fluß auf das Aeußerliche, sondern auch auf das Leben der Mauren und selbst ihrer Frauen ge⸗ habt. Vor unserer Ankunft war es diesen vergönnt, sich des Abends ungehindert auf den platten Dächern des Hauses zu zeigen, abe; nach unserer Besitznahme wurden sie bald durch die Lorgneiten der neug erigen Fralhosen vertrieben. Erst feit dem letzten Frühjahr erscheinen sie wieder auf den mit Blumen geschmückten ihrer Häufer. Sie scheinen sich noch an den Anblick des alten Algiers er freuen zu wollen, so lange dies bei den rasch fortschrei⸗

Daͤchern

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und in einigen Jahren wird in Algier nichts mehr seyn, was uns noch an das alte Maurische Algier erinnert.“

Die Gabarre „la Sarcelle“ hat 6 reich verzierte Kanonen, welche aus San Juan de Ulloa herruͤhren, nach Brest gebracht.

Der Armoricain enthalt Nachrichten uͤber die Reise um die Welt des Herrn Dupetit-Thonars auf der Fregatte Ve⸗ nus“. Zu Honorurn fand Her: Dupetit Thonars ein Engli⸗ sches Schiff, auf welchem der König der Sandwich -Inseln den Abbé Bachelot, der durch seine relig Ssen Bemühungen mit den protestantischen Bekehrungs⸗Versuchen in Konflikt gerathen und von der Insel vertrieben war, mit Gewalt zuruͤckhielt. Der Franzoͤsische Schiffs-Befehlshaber befreite ihn und ließ ihn wie⸗ der auf der Insei installiren. Außerdem schloß derselbe mit dem Konig eine Convention ab, durch welche die Franzosen mit den begüͤnstigtsten Nationen in eine Linie gestellt werden. Dieses die Zahl der Schiffe, welche der Wallfischfang hierher fuͤhrt, wird mit jedem Jahre bedeutender. Zu Papehiti' auf der Jasel O⸗Tahiti er—

thuung fuͤr mehrere, Feanzosen zugefügte Klaͤnkungen und schloß ebenfalls eine Handels Uebereinkunft ab.

Großbritanien und Irland.

London, 20. Juli. Das Oberhaus hat bekanntlich vor— gestern nach sehr kurzer Dehatte die Bill verworfen, durch welche die Bestimmung der Reform-⸗Akte, daß ein Wähler, der seinen Aufenthaltsort deraͤndert, bis zur naäͤchsten Registrirung sein Stimmrecht verliert, aufgehoben werden sollte. Die libe⸗ rale Partei erblickt in dieser Handlung des Overhauses einen neuen Beweis davon, daß die Pairs auch die allergeringste Re⸗ form nicht durchlassen wollten. Jene Bill war, wie man sich erinnern wird, von Herrn Gibson, dem ehemaligen konservati⸗ ven Parlaments⸗Müigliede fuͤr Ipswich, ausgegangen, der sich eben wegen seiner Hinneigung zur Neform-Partei einer neuen, Wahl unterwarf und dabei durchfiel. Nach der Reform-Bill muß ein Wähler erst ein Jahr lang fuͤr die Wohnung, die er bästeuert gewesen seyn, ehe er bei einer Parla⸗ ments- Wahl mitstimmen darf. Wenn also auch Jemand eine Wohnung 20 Jahre lang innegehabt und danach das Wahlrecht ausgäbt hat, so geht er dieses Rechts auf ein Jahr lang verlustig, falls er auch nur in das neben⸗ anstehende Haus zieht. Dies hat zu vielen Besch werden An⸗ laß gegeben, da z. B. in Salford unter 2600 Wählern sich jaͤhr⸗ lich 200 befanden, die ihre Wohnung wechselten, so daß dort steis 10 pCt. der Waͤhlerschaft ihres Stimmrechts beraubt war; in anderen Städten war dies Verhältniß noch stäͤrker, in Hasting betrug es 17 pCt. Da nun diese Beschwerde von allen Par⸗ teien auf gleiche Weise gefuͤhlt werden mußte, so haͤtte man glauben sollen, die Sache werde nicht zur Parteisrage gemacht werden; indeß es handelte sich um eine Aenderung der Reform⸗ Bill, und davon wollen nun einmal die Tories nichts wissen, selbst da, wo es sich nur um untergeordnete Punkte handelt, in denen die Minister zu weiteren Reformen bereit sind. Jene be⸗ sorgen, daß, wenn sie uberhaupt erst wieder irgend ein Zugestãndniß in dieser Hinsicht machten, so wurden sie bald, ohne inkonse⸗— quent zu seyn, auch in vesentlicheren Neuerungen nachgeben muͤssen. Daher widersetzten sie sich der Gibsonschen Bill schon

bestimmen, ohne sich einigen zu konnen.

im Unterhaufe und rechneten, da sie dort mit ihrer Opposition nicht durchdrangen, wie immer in solchen Fallen, auf das Ober⸗ haus. Es wurde hier gegen die Bill unter Anderem auch gel⸗ tend gemacht, doß, wenn sie durchginge, ein Betiler, der viel leicht gestern noch ein wohlhabender Mann gewesen seyn konnte und als solcher das Wahltecht gehabt hatte, nun auch ferner noch stimmberechtigt seyn würde. Dagegen wendete man aber von der anderen Seite ein, daß es gewiß unbillig sey, deshalb, weil unter tausend Fallen ein solcher vorkommen konnte, vielen Tausenden von Wählern ihres Rechts zu berauben.

Ein Oppositionsblatt will wissen, die Eifersucht zwischen den Lords Melbourne und Normanby auf ihre Gunst bei Hofe werde alle Tage größer. Die Marquise von Normanby habe ihren Freunden schon versichert, ehe Sir R. Peel wieder ans Ruder komme, werde sie eine Herzogin seyn; indeß habe die Ankunft der Herzogin von Sutherland die sanguinischen Phan⸗ tasmagorieen ihres Ehrgeizes etwas herabgestimmt.

Am Montag hielten die hiesigen Katholiken eine Versamm⸗ lung, worin sie ihren Anspruch auf Unterstützung vom Staate fuͤr den Unterricht ihrer Jugend geltend machten, dabei aber auf der Bedingung bestanden, daß dieselbe unter keiner anderen Aufsicht stehen duͤrfe als der ihrer Praͤlaten und Geistlichen. O Connell war der Haupt⸗Redner in dieser Versammlung. Ob⸗ gleich dieselbe als eine offene Versammlung der Katholiken an⸗ gekündigt war und es Jedem freistand, Eintrittskarten dazu zu kaufen, verweigerte man dem bekannten Korrespondenten der „Times“, Aeneas O'Donnell, den Einlaß. Dieser beschwerte sich daruͤber bei der Polizei, die jedoch nichts fuͤr ihn thun konnte. 2.

Der zur Untersuchung des Zustandes von Irland, nament— lich mit Hinsicht auf die Verbrechen, niedergesetzte Aussch des Oberhauses, dessen Praäͤsident Graf Wharencliffe ist, hat es bei Vorlegung seines Berichts der Entscheidung des Hauses anheimgestellt, ob er in der nächsten Session seine Sitzungen wieder aufzunehmen habe. :

Der Hamburger Börsen-Halle wird aus London vom 20. Jull geschrieben: Die Session naͤhert sich sichtb ar ihrem Schiusse, doch ist man noch nicht einig über den Tag, an welchem derselbe stattfinden wird. In die erste Woche des Augusts wird sie sich wohl eistrecken. In dem Unterhause sind die Albeiten als beendigt zu betrachten. Von partiellen Ver⸗ änderungen im Ministerium ist noch immer die Rede, wie denn unter Anderen gestern in der Ciin das Geruͤcht in Umlauf war, daß Herr Labouchere, der Unter⸗-Staats⸗-Secretair im Kolonial⸗ Departement, seitdem der Marguis von Normanby an der Spitze dieses Ministeriums steht, seine Entlassung zu nehmen be⸗ abfichtige. In Birmingham sind, den neuesten Nachrichten zu⸗ folge, zwei der hestigsten Chartisten⸗Häupter, Harvey und Fussell, angekomfmen, und man hegt daher große Besorgniß, daß mor⸗ gen und uͤbermorgen neue Unruhen stattfinden werden. Nur die bedeutende Kraft-Entwickelung der Behoͤrden vermag den Pöbel im Zaume zu halten. Was die gegen den Magistrat wegen dessen Fahrlaͤssigkeit am 13ten anzustellende Untersuchung betlifft, so hat bekannilich Lord John Russell verlangt, daß die Aussagen derer, welche sich uͤber die Behoͤrde beklagen, dem

Ministerium des Innern zur Beurtheilung eingesandt wurden. Ein Brief des Privat- Serretairs Lord John Nussell's hat dies dem Herrn Hebbert, der an der Spitze der Beschwer defüͤhrer steht, angezeigt. Dleser hat indessen vorgestern dem Minister Nammeng' stiner und feiner Genossen geantwortet, daß es nicht ihre Absicht sey, derartige Privat Mittheilungen an das Mini⸗

, gzheimnßvollen Häaser mit Fenstern versehen, dann Mie rissen 35 dere lr werden ,, verschwinden,

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erium zu machen, da frühere Vorfaͤlle sie von der Unzweckmaͤ⸗ igkeit eines solchen Schrittes hinreichend uͤberzeugt haͤtten.

Bei einer oͤssentlichen Unterguchung dagegen seyen sie bereit und im Stande, alle nöͤthigen Beweise beizubringen.

Niederlande.

Das Echo du Luxembourg berichtet, die Belgischen und RNiederlandischen Commissaire, welche die Gränzen der bei⸗ derseitigen Gebiete bestimmen sollten, haͤtten ihre Sitzungen in Mastricht sus pendirt, um sie in Luxemburg wieder aufzunehmen. Sie haben sich zuerst damit beschäftigt, Lemburgs Gran en zu Die Hauptschwierig⸗ keit besteht darin, daß, wenn es sich um ein Do f handelt, das der Hauptort einer Kommune ist und das die Konferenz mit feinem Weich bild (avec sa hanlieue) Niederland zugesprochen hat, die Niederlaͤndischen Kommissarien behaupten, sammiliche Sectionen dieser Kommune seyen unter diesem Worte hanlieue zu verstehen, während den Belgischen Kommissarien dieser Aus⸗ druck nur den kan, das Gebiet des Dorfs selbst an zu deuten scheint. Die Kommissarien haben sich nicht einmal äber eine provisorische Demarcations linie verständigen konnen.

Belgien.

Bruͤssel, 29. Juli. Aus Bruͤgge schreibt man, daß die dortige berühmte Kathedrale ein Raub der Flammen geworden ist. Es scheint, daß die Bleidecker, welche Mittags nach Hause gegangen waren, vergessen hatten, ihre Oefen aus zulosch en, In einem Augenblick stand Alles bis an das Dach des Glocken⸗ thurmes in Feuer, und die Funken, vom Winde getrieben, flogen üer die ganze Stadt. Alle moͤzgliche Huͤlfe war sogleich bei⸗ der Hand, aber man konnte nur die umliegenden Haͤuser rer ten, die schon zu brennen anfingen. Um 3 Uhr tar gten die Daͤcher zusammen. Nur wenig konnte ven den Kostbarkeiten gereitet werden. In diesem Dome wurde einst das enste Ka⸗ pitel des goldenen Vließes gehalten. Die schönen Gemälde und die herrliche Kanzel sind nicht mehr. Die Glocken sind mit surchtbarem Krachen herabgestuͤrzt. Das Ganze glich einem Vulkane. Man muß das Feuer weit auf dem Meere gesehen haben, denn die Kirche diente den Schiffern als Richt— punkt. Sogleich beim ersten Signale wurde mit der Eisenbahn Hülfe von Gent verlangtę welches auch auf der Selle Pumpen und Mannschaft dazu abschickte. Niemand ist beschädigt worden. Was gerettet worden ist, kann nech nicht angegeben werden. Die Kirche ist schon einmal im 12ten und im lä4ten Jahrhun⸗

dert abgebrannt.

Bruͤssel, 21. Juli. Nach dem Bericht einer Person, die gestern Bruͤgge verlassen hat, sollen obige Berichte aus Brugge übertrieben seyn. Der Brand hat gluͤcklicher Weise nur das Dach werk des Thurms und der Kirche vernichtet. O 16 Ge⸗ wölbe des Gebäudes hat widerstanden, und das Innere der

Kirche ist unversehrt geblieben.

Lüttich, 19. Juli. Das „Journal de Liege, beben et daß die Regierung fortwährend auf eine so schmahliche Weise die Eisenbahn nach der Preußischen Graͤnze vernachlaͤssigt. Die Section, sagt dieses Blatt, nach Ans wird nicht eifeig genug betrieben uns die stehenden Maschinen dazu sind noch nicht ein⸗ mal bestellt, und da sie 15 Monate zu ihrer Vollendung . chen, so kann die Section erst 1841 befahren wer gen. Die Sectionen nach Preußen zu müssen auch vor dem Winter be⸗ gonnen werden, da man wenigstens 3 Jahre zu ihrer Vollen⸗ kung braucht. Es ist empoͤrend, so die Interessen einer großen Stadt hintanzusetzen.

Dänemark.

Kopenhagen, 19. Juli. (Alt. M Bei Gelegenheit der Hinrichtung des Verbrechers Worm erschien in der hiesigen Komuͤnissions-Zeitung ein Artikel, wegen dessen der Ver fosser, der Literat J. C. Lange sowohl als der Redacteur der Zeitung in Anklagestand versetzt wurden. Sie sind beide nun vom Hof⸗ und Stadtgericht freigesprochen, aber in die Prozeßkosten ver⸗ urtheilt worden. Wegen der verfrühten Mittheilung des uͤber Worm abgesprochenen Todes-Urtheils ward der Redacteur der gedachten Zeitung vom Gericht schuldig befunden, die gesetzlichen Bestimmungen wegen Mittheilung von Geruͤchten übertreten zu haben, und in eine Strafe von o0 Rthlr. verurtheilt.

In der Gegend von Roeskilde stieß man in diesen Tagen beim Ausgraben eines großen Steins, der weggeschafft werden sollte, auf einen irdenen Krug, worin sich C 0 der alte⸗ sten Daͤnischen, Englischen und andere Silbermůun zen aus hem Titen Jahrhundert fanden, meistensvon der Große der Vier⸗Schillingsstuͤcke. Die Inschriften auf manchen derselben zeigen des Englischen Königs, Ethelteds, an— dere Knud des Großen Namen und Bild. Sie wiegen zusam⸗ men circa 11/4 Pfd., und wird der Silberwerth vom Köonial. Muͤnz⸗Kabinet, an welches sie abgeliefert worden, dim Finder ersetzt. In‚n Jahre 1822 ist ungefähr in derselben Begend, auch am Isscfiord, ein ahnlicher, aber noch bedeuten derer Fund 35 macht. Dieser bestand in 1300 Silbermünzen von 2 Pfd. Loth und ist eine der reichsten und wichtigsten Aufarabungen gewesen, welche hier zu Lande in spaͤteren Jahren statigefun— den haben.

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Teplitz, 17. Juli. (Boh). Heute früh nach 10 Uhr

hatten wir das Gluͤck, Se. ,,. den Koͤnig von Preußen ier zur Kur eintreffen zu sehen. er nen, U. Nun st. und Ober⸗Kammerherr Sr. Ma⸗ jestàaͤt des Königs, ist schon Tags vorher hier angekommen. Morgen oder Uebermorgen wird Ihre Koͤnigl. 8 n . Prinzessin Louise der Niederlande, Tochter Sr. Majestät Königs von Preußen, hier erwartet.

Serbien J,,

; 17. Juli. In Belgrad hat man Nachsichten 4 ,, 5 verstorbene Sultan den n Milan zum Fuͤrsten von Serbien bestaͤtiget habe, und der Kan- zellei anbefohlen, fuͤr diesen den Berat auezufertigen; aüch gt die Abdication des Fuͤrsten Milosch keine Sensation im Divan gemacht. In Konstantinopel herrscht die vollkommen ste Ruhe und Srdnunig. Gestern Vormittag ist der Prinz Milan in Belgrad mit aller Pracht begraben worden. Die Ceremonie dauerte von 6 Uhr fruͤh bis 12 Uhr Mittags, auch ist bereits die ganze Trauer⸗Seene in Belgrad im Druck ersch enen. Mehrere Etr? Wachskerzen sind von Semlin zu dieler Feierlichkeit ge⸗ holt worden. Der Schwiegersohn des F. Milosch, Grundherr Joh. von Nikolich de Rudeja ist am Iten von hier mit dem Dampsschiff „Zriny“ zu seinem Schwiegervater nach Bukarest gefahren. Der Serbische Senat hat an den Prinzen Michael Obrenovich geschrieben und wuͤnscht dessen Meinung zu haben,

ob er in sein Vaterland, da er allgemein zum Fuͤrsten erwaͤhlt,

Se. Durch. der Fürst von

uruͤckkommen will, oder nicht. Kommt er, so wird eine große eputation nach Bukarest gehen und ihn abholen, kemmt er nicht, so wird dann eine Volks-⸗Versammlung und eine neue Wahl vor sich gehen. . 6 .

In Bezug auf das unerwartete und noch immer nicht auf— geklarte Benehmen des Kapudan Pascha wird der Allgemei— nen Zeitung aus Konstantinopel vom 8. Juli Folgendes

emeldet: „Der Kapudan Pascha hat die an ihn ergangenen Le i. der Pforte, nicht weiter zu segeln, mit der Antwort zurückgewiesen, daß er von Chosrew Pascha keine Befehle ent⸗ gegennehme, daß er in ihm einen Verräther der hohen Pforte erblicke, der seinen Herrn nicht nur den Feinden habe uͤberlie— fern wollen, sondern auch vergiftet habe. Er wolle mit der jetzigen Regierung der Pforte nichts gemein haben und lieber vorziehen, zu Mehmed Ali zu gehen, der noch rein muselmaäͤn⸗ nische Gesinnungen besitze. Er hat es nicht allein bei der Dro— hung b: wenden lassen, sondern in der Absicht, sich gegen Kan— dien begeben, um lich und die ihm anvertraute Flotte unter die Befehle Mehmed Ali's zu stellen. Der Franzosische Admiral Lalande, der mit einigen Linienschiffen vor den Dardanellen liegt, hät den Kapudan Pascha in Folze dieser Erklärung nicht am Auslaufen gehindert, jedoch von ihm verlangt, daß er sich nach Rhodus begeben mochte, um von dort mit Mehmed Au zu kommuniziren. Dieser Aufforderung hat der Kapudan Pa— scha Folge geleistet und jene Richtung, von einem Franzoͤsischen Kriegsschiffe begleitet, genommen. Man kann leicht denken, welche Sensation eine solche Nachricht macht, da man nicht weiß, ob solch ein Abfall nicht andere nach sich zieht und die Pforte ganz bloßgestellt bleibt. Das Einzige, was ihr noch Muth giebt, ist, daß Hafiz Pascha, der von dem Kapudan Pascha aufgefordert worden, seinem Beispiele zu folgen und auch zu den Aegyptiern uͤberzugehen, sich dessen auf das bestimmteste geweigert hat. Der Divan ist fast in Permanenz, und es ward heute in dem— selben beschlossen, einen Abgeordneten an den Kapudan Pascha zu schicken, um ihm die genauesten Details uͤber das Ableben des Sultans und die Versicherung zu geben, daß er eines na— tuͤrlichen Todes gestorben sey, dann ihn aber auch aufzufordern, zu seiner Pflicht zuruͤckzukehren. Andererseits hat Lord Pon— sonby an den Capitain Walker einen Expressen abgeschickt, um ihn einzuladen, die Tuͤrkische Flotte zu verlassen, falls der Ka— pudan Pascha seine verraͤtherischen Absichten verwirklichen sollte. Außerdem ist ein Bevollmächtigter nach Alexandrien abgeschickt worden, der Mehmed Ali Friedens-Vorschläge bringen soll.“

Von der Serbischen 8 g 11. Juli. (A. 3.) Aus Salonichi berichtet man, das diese Stadt gegen die Seeseite zu stark befestigt und mit Geschuͤtz versehen wird. Es ist, als fuͤrchte man einen Angriff auf dieselbe von Aegypten aus, um den Un— zufriedenen in Albanien und Macedonien die Hand zu reichen, welche Besorgniß, im Fall der Krieg in Syrien einen ernsteren Charakter annimmt, nicht uͤberfluͤssig zu seyn scheint. Die Con— scription dauert in Macedonien mit Strenge fort. Alle juUngen Leute uͤber 15 Jahre werden der Nationalmiliz einverleibt, auf dem Lande hebt man Alles zwischen 15 und 35 Jahren fuͤr die Armee aus. Die zusammengeraffte Mannschaft wird aber immer durch zahlreiche Desertionen in die Gebirge, von wo aus die Fluͤcht= liüge die offentliche Sicherheit bedrohen, sehr geschwaͤcht. Mustapha 5 Pascha hat eine ziemliche Zahl Aibanesen nach Salonichi gebracht, um sie von ihrer Heimath, die dermalen vorzugsweise der Heerd der Unruhe ist, da ihnen nicht unbedingt zu trauen, fern zu halten. Allein sie fangen schon an zu murren und dro— hen mit Gewalt, weshalb es leicht geschehen könnte, daß ein erster Ausbruch der Unzufriedenheit in Salonichi elfol te . Der Griechische Konsul daselbst ist in immerwahrendem 'r fire mit den Tuͤrkischen Behoͤrden. Er hat kurzlich eine Lustreise unternommen, welcher die Tuͤrken einen politischen Zweck zu ihrem Nachtheil unterlegen, indem sie bemerken wollen, daß er mit Leuten, die als Emissaͤre Mehmed Ali's verdaͤchtig sind, vie⸗ len Verkehr habe. f

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-York, 26. Juni. (Allg. Ztg.) In den Vereinig— ten Staaten haben die betruͤgerischen Bankerotte und die Ver— faͤlschung der Banknoten dergestalt uͤberhand genommen, daß eine eigene Monatsschrift mit dem Titel: „Entdeckung der Banknoten-Faͤlschungen und Liste der Bankerotteurs“, ausgage— ben wird. In dem Maiheft sind beinahe 40 verschiebene Ar— ten von nachgemachten Noten der Bank der Vereinigten Staa— ten, 140 Verfaͤlschungen von Noten ihrer Zweigbanken, und 600 Gattungen falscher Noten der verschiedenen anderen Ban— ken der Union beschrieben. Da die Zahl der Banken 780 be— traͤgt, so ergiebt sich, daß fuͤr jedes echte Bankpapier auch ein nachgemachtes vorhanden ist. Von bankerott gewordenen Ban—

ken werden 170, und betruͤgerische Banken, oder solche, die sich

fuͤr Banken ausgeben, und als solche Note itti 50 aufgefuͤhrt. 8 z solch oten emittiren, etwa

n d

Winningen (Reg. Bez. Koblenz), 19. Juli. (Rh. u. M 3.) Gestern brachte der Muller Wlzber von hic 3 ersten . Trauben aus seinem Weinberg im Roͤttchen. Am 13. Juni hen sich daselbst die ersten bluͤhenden Weinstöcke gefunden. 7 so ungünstigen Fruͤhlinge, daß die seit mehreren in o unglücklichen Winzer alle Hoffnung auf den Ertrag . hweren Arbeiten aufgaben, ist dies gewiß eine der be—

enswerthesten Erscheinungen. Im Jahr 1834 wurden in

demselben Weinber n , . 3 gesunden. g am 24. Juli die ersten reifen Trauben

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

drmm oli . Berlin. ir ; Fortsetzung.

r begtben uns jetzt wieder in die Kunsihandlung des Herrn 6. neuesten Genrebilder aus Paris zu betrach— . sehr viele, aber desto ausgewäbltere. Wir inter n don Jacquand, der sich in Paris schuell zress durch an tlenn agg nn, , . hat und auch uns führt uns in das Cin kes Bildchen bekannt war. Das Eine davon für ihn besonders wi . ein zs geistlichen hn. und zwar zu elner Mittag mahl. Sein 36 n Stunde; wir finden ihn nämlich bei dem er sitzt am unteren E n kommen und hat Einlaß gefunden; und seine sonstigen E ten es, und hat demüthig seinen Schirm dergelgffen. Abzr er bleibe hben einem Stutzl auf die Erde nie⸗ vorlegen wird. Dieser aber h k antworten, die sein Oberer ihm Giase beschisftigt, anz, das Helin ff . r . die entzückte Zunge gleiten

Uebersicht der Bodenfläche, der Bevölkerung und bes Vichstandes der einzelnen Kreise des Preußischen Staates, nach den zu Ende des

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lassend, erhebt er zugleich einen dankenden Blick zu dem Geber alles Guten. Die genüßfrohe Miene, auf der mit großer Schrist heati zu lesen steht, und der es nicht beitommt, an ihren Re— enmenschen zu denken, stebt in wirksamem Gegensatz gegen die bescheidene, durchaus resigniete Miene und Haltung des niederen Dieners der Kirche. Was aber das Pitante noch erhöht, ist eine alte Haushälterin in Form einer Tantippe

welche eben eine dampfende Schüssel anfträgt und schon über die sehr entfernte Möglichkeit, emen Mitesser zu finden, so aufge— bracht ist, daß sie eiuen höchst ungnädigen Blick nach dem anspruchs— lesen Mann hinüberwirft. Rechnet man zu dieser mit außerordent— licher Auffassung prechend ausgeprägten Charafterißik noch ein schö— nes und solides Kolorit und die Vollendung eines breiten Vortrags, wie er manchem historischen Bilde zu wünschen wäre, so enisteht da— durch ein Kunstwerk von der seltensten Vortrefflichkeit. Ein zweites Bild desselben Künstlers ist an Werth faum geringer, im Kolorit durch Schmelz und Fener segar noch ansprechender. Kinder sind un— ter sich mit Spielen beschäftlgt: die drei älteren mit dem sogenanu⸗ ten Hakenspiel, das jüngste baut am Boden ein hohes Kartenhaus auf und will so eben eine Puppe darauf setzen, als es sich zu seinem Sturze neigt. Aber der Haupigedanke ruht auf dem Hakenspiel; hier kommt es nämlich darauf an, mit einem Haken locker hingeworfene Stäbchen eines nach dem andern so herabzulangen, daß kein unter— liegendes berührt wird. Die Sorgsamkeit und Vorsicht, mit welcher der eine Kaabe, sichtbarlich den Athem anhaltend, o eben das Häkchen führt, uud die Eifersucht mit welcher der zunächst Wäivalisirende ihm zuschaut, st mit sicherer Meisterschaft ausgedrückt; Aleichgültiger schaut das kleine Mädchen drein, sie hat nämlich ihr Schäfchen schon im Trockenen. Ein Bild von d'Orchevillers stellt einen Affen vor, welcher mit zwei jungen Kätzchen spielt und das Eine liebkosend auf dem Arme wiegt: höchst vortrefflich; er verspricht der Katzen-Raphael der Franzosen zu werden. Bon Arp Scheffer sinden wir hier eine Scene aus der Be⸗ freiung Hriechenlands, welche wir schon aus dem Steindruck kannten: ein unger Grieche vertheidigt mit der Pistole seinen eben hinsin tenden zater. Alle Schrecken des Kampfes, Ing imm und Verzweiflung drücken sich in dem bleichen Antiitz des Jünalings aus. Als Ge— genstück kann ein Bild von Jollivet betrachtet werden, dessen Ge⸗— genstand aus der Vertheidiguüung von Saragossa, wo nicht aus einem Karlistischen Gefecht, entlehnt scheint. Mönche und Soldaten feuern eifrig aus schwerem Festungsgeschütz; ein fangtischer Mönch hält, wie einen Schild, das Kruzifix den feindlichen Kugeln entgegen. Von Deverig sieht man eine Schiffer-Scene. Der Sturm henlt, ein Schiff schwebt in Noth; die Angehörigen der Gefäbrdeten stehen und fnigen am Ufer. Das Bild hat feine Borzüge im Kolorit, im Uebri— gen behält es etwas Arrangirtes und Gemachies und bringt keinen Ein— druck hervor, welches der Empfindung des Dargesiellten enispräche. Röhm, Guet und Villeneuve haben uns jeder ein Mäochenpaar vorgestellt, der erste in einer schalkbaften, der zweite in einer ennsten und der dritte in einer traurigen Sitnatton, nämlich in einer felsigen Gegend, neben einem Grabes kreuz. Von Schnetz, einem Deurschen Landemann in Paris, der aber ganz die Französtsche Art ange— nommen, findet sich eine Pilgerin bei einem Marienbilde ruhend, zwar obne falsche Sentimentalstät, aber auch ohne sonderliches Interesse. Sehr vortheilhaft ins Auge fallend ist ein größeres Bild von Bou—⸗ terweck, welchen wir einst den unsern nannten, der aber durch einen langen Aufenthalt in Paris bald zu den Franzosen gezählt werden darf. Diesmal hat er sich zunäckst an das Porbild des verewigten Ludwig Robert gehalten, ja, bis auf eine noch größer? Energie der Farbe, wird man durch Anordnung und Auffassung fast verführt, ein Bild von jenem zu vermuthen. Es ist auch nur eine Art von Dolee far niente, wie Winterhalter im vori⸗ gen Jabr zu Paris so viel Glück damit machte; blühende junge Mäd⸗ chen und Frauen sind stebend oder sitzend gruppirt, in der Abendsonne, hinten das ewige blaue Meer: Gegeustände genug, welche anziehen können, wenn der Künstlex sie nur irgend anziehend zu behandeln weiß. Unter den Gestalten sind schöne, kräftige, üaturfrische; nur sin— den wir die eine im Vorzrunde nicht eben graziös gelagert; ausdrucksvoll dagegen ist ihr Kopf, mit dem sie, offenbar von Liebe beseelt, zu dem Schiffer bhinüberschaut, der ibr auf der Laute seine Huldigung darbringt. Die hockende Stellung des letzt?!en mag charakteristisch seyn, schön ist sie aber nicht. Zuletzt führen wir ein sehr schönes Bild von Winterhalter auf, aber nicht dem berühmten Maler jenes Dolce far niente uns des Decameron, sondern von seinem Bruder, welches uns an Lessing's Ausspruch erinnert, daß einige Leule berühmt sind, andere es zu seyn verdienen. Im Kolorit wenistens sieht uns dieses Bild noch viel höher, als das erstgenanunt Werk des Hruders, das wir vor Jahres— frist in eben diesem Lokal sehen konnten. Zwei Mädchen sißen auf einem felsigen Abhang, an einander geschmiegt und schauen in die Ge— gend, Es ist ein solcher Ernst in diesem Bilde, eine so großartige Schönheit der jugendlichen Gestalten, kräftig und doch höchst zart, namenisich in dem Kopf der j.⸗ͤngeren, und über dem Ganzen, das in einem überans klaren aber kühlen Kolorit gemalt ist, und ia feiner Farben-Harmonie an gewisse Bilder von Paul Veronese anklingt, schwebt ein so großer und eigenthümlicher Reiz, daß wir den Ein— druck desselben gewiß nicht so bald vergessen werden. Gr.

Die Bevölkerung des Preußischen Staates, nach dem Ergebnisse der zu Ende des Jahres 1837 amtlich aufgenommenen Nachrichten in staats wirthschaftlich er, ge⸗ werblicher und sittlicher Beziehung, dargestellt von J. G. Hoffmann, Direktor des statistischen Büreaus zu Ber— lin. Berlin, 1839. in der Nicolaischen Buchhandlung.

ert Hoffmann hat im Jahre 1819 eine ilebersicht der Boden—

fläche und Bevölkerung des Hreußischen Staates, nach den für das Jahr 1817 amtlich eingezogenen Nachrichten, im Jahre 1821 Beiträge zur Statistik des Preußtschen Staates, aus amtlschen Nachrichten von dem statistischen Büreau zu Berlin bearbeitet; im Jabre 1833 Reuesie

Jahres 1831 amtlich aufgenommenen Verzeichnissen herausgegeben. Ein jeder Beamte, der einigermaßen eiʒne höhrre . meer und selbststãudig arbeitet, weiß, wie wichtig, ja unentbehrlich ihm diese Verzeichnisse für jede irgend erfolgreiche amtlicht Thätigkeit geworden sind. Weder wenn de lege ferenda, noch mehr, wenn von Ausfüh— rung irgend einer Maßregel in Regie tungs⸗Bezirken, laudräthlichen Kreisen oder größeren Commu nen die Rede ist, kann Einblick und Rücksicht auf die Größe des Raums und besonders auf die Anzahl der Menschen, für die gewirkt werden soll, auf die Bevölkerungs Verhältnisse irgend ent— behrt werden. Jene Verzeichnisse sind ein naenibehrliches Huͤlfsmittel für jeden Geschäftsmann, ja für jeden Gebildeten im Preußischen Staate, der orientirt seyn mill in dem Lande, in dem er lebt, ge wor— den. In den gebildetsten Staaten Europa's, namentlich in Frank— reich und England, erscheinen in ähnlicher Art von Zeit zu Zeit öffent⸗ liche statistische Mittheilungen. Das oben angekündigte Werk ent— hält das gleiche Berzeichniz (8. 223 bis 288) nach den im Jabre iss? amilich eingejsgenen Rachrichte n. Ss füllt hiermit in drin— gend gefühltes Bedürfniß aus, da die Bevölkerungs- Berhüälinisse der einzelnen Kreise von 6 zu 6 Jahren sich wesentlich äudern, das prak— tische Bedürfniß aber jederzest die neuesten Vesultate verlangt, und frühere Mittheilungen dann mehr nar für Vergleichungen und wis— senschaftliche Betrachtungen wichtig bleiben. Das Perzeichniß ist in ähnlicher Art, als die früheren, höchst zweckmäßig zufammenge siellt und nur noch vollständiger, als sonst, da durch befondere Bejeichnun— en bei den Städten angegeben ist, zu weicher Gewerbesteuer-Klasse olche gehören, und ob sie mahl⸗ und schlachtsten erpflichiig sind oder nicht. Auch geben die übersichtlichen Zusammenstellungen hinter j⸗dem Regierungs-Beztrk und jeder Provinz mehr, als in den früheren ähn— lichen Müttheilungen; sie enthalten namentlich Recapitnlationen über die Vertheilung der Einwohner nach den Religionsbekenntnissen, nach den verschiedenen Altersklassen; und über den Pfehstand.

ten, die Tedesarten n. dgl. m. Wenn schen bei den früheren Ar⸗ beiten des bewährten Verfassers diese Betrachtungen für allgemeinere Blicke und Resultate höchst wichtig und jedem Leser willlommen wa— ren, so enthält die gegenwärtige Schrift dergleichen Betrachtungen in viel ausgedehnterem Grade, sind vom höchsien Jnteresse, und gewäh— ren die größeste Belehrung.

Es ist zunächst die Territerial-Eintheilung dargesiellt nach Pro⸗ rinzen, Regierangs- Bezirken und Kreisen, und dabei ausgeführt, wie und welche geschichtliche Verhältnisse diese Eintbeilungen hirbeigesührt haben, und weshalb nur bei wenigen dieser Eintheilungen über die geschichtlichen Berhältnisse hinfertgegangen ist, um für die Verwal⸗ tung abgerundeter und zweckmäßigere Eintheilungen zu erhalten. Es finden aber von diesen allgemeinen für Polizei ünd Finan⸗Verwal⸗ tung bauptsächlich angeordneten Eintheilungen für gewisse Zweige r⸗ fentlicher Wirksamkest Abweichungen statt; diese sind Seite 12 bis 16 für die Rechtspflege, die ständischen Berhältnisse, die kirchlichen Verhältnisse der Evangelischen und Katholiken besonders hervorgeho— ben, und in Betreff der Kriegsmacht und für das Berg- und Hüt⸗ tenwesen im Anhang Seite 289 bis 291 speziell angegeben.

Der wesentlichste Inhalt des Buches bejtebt sich auf die Bevkl— kerungs-Verhältnisse, Und die Vertheilung der Einwohner nach ver— schiedenen Kategorien.

Es ist zunächst die Bevölkerung des Preußischen Staats nach Anzahl, Alter und Geschlecht, nach der Zählung zu Ende 1837 ange— geben; und sind daran Betrachtungen angeknüpft über die Bermeh—⸗— rang seit 181. Mit Ausschluß von Neuschatel betrug die Ein⸗ wohnerzahl

des Preußischen Staats 1837 1A 0958. 125 die Zählung Ende 1816 ergab .... . 10 349, 031

also in 21 Jahren ein Zuwachs von 3.749,09 *

Ganze Königreiche in Europa haben weniger Menschen, als im Prenßischen Staate der Zuwachs allein beträgt. Dänemark, Han⸗ nover, Sachsen, Würtiemberg haben nicht 3 Millionen Men⸗ schen. Das sind die Segnungen des Friedens, des zunehmen⸗ den Wohlstandes, ciner festen und guten Regierung. Es ist sodann mlt großer Umsicht gezeigt, wie bei dieser Vermebrung auf früher vielleicht nicht ganz geüaue Zählung Rücksicht zu nehmen ist, wie viel durchschnittlich auf Zuschuß durch Einwanderungen zu rechnen ist, wie viel auf den Ueberschuß der Geburten über die Todesfälle. Dlese letztere Vermehrung ist die bei weitem überwiegende; und wie viel man auch auf früher nicht Gezählte und Einwanderungen, nach den spezlell angegebenen Tatis rechnen mag, so wird doch immer durch diesen Ueberschuß der Geburten sich eine Vermehrung von 3 Millio— nen Meuschen herausstellen. Das während dieses Zeitraums allein als Territortal-Vergrößerung dem Preußischen Staal binzugetrertne Lichtenberg vermehrte die Einwohnerzahl nur um 35256 Menschen. Sehr interessant ist gezeigt, wie sich diese Vermehrung nach den einzelnen Prorinzen siellt; gruppenweis sind als Haupt Abtheilungen durch das ganze Bach zusammengesfaßt: Die östlichen Provinzen, d. i. Preußen und Posen; die mittleren, d. ü. Brandenburg, Pommern, Schlesien, Sachsen und die westlichen, d. i. Westphalen und Rheinprovinz.

Rach mehrfachen Veigleschungen der Einwohnerzahl in Betreff der verschledenen Altersklassen solgt sodann ein größerer Abschuint über die Veihättnisse der Bevölkerung in Bezug auf Ehen und Kin⸗ der-⸗Erzeugung. Es ist bemerkt, wie viel Ehen jährlich neu ge⸗— schlossen werden, wie viel Kinder durchschnittlich auf die Che kommen, wie viel uneheliche Kinder geboren werden. In letz terer Beziehung tst höchst merkwürdig gezeigt, wie verschitden die Verhältnisse sich stellen, in oft sehr nahe an einander liegenden Ge— genden, wie denn z. B. im Regierungs-Bezirk Arnsberg im Kreis= Witigensiein die Anzahl der unehelichen Kinder elfmal größer ist, als in dem sehr nahe gelegenen Kreise Attena; wie andererseits in sehr entfernt von einander liegenden Kreisen, z. B. der Insel Rügen und dem Fürstenthum Pleß die Verhältnißzahi in Bezug auf die uneheli— chen Kinder einander sehr gleich ist. Schr ausführlich sind sorcann die Sterblichkeits-Verhältnisse behandelt, theils nach den Altersklassen, theils nach den Todesarten. Die meisten Menschen sterben im Pren⸗ ßischen Staat an inneren langwierigen Krankheiten, nach dieser Zahl folgen die an inneren hitzigen Krankheiten Sterbenden Gering ist verbältnißmäßig die Anzahl der an äußeren Uebeln Sterbenden, von

1 Million Gestorbenen sind es noch nicht 20000, noch nicht 1 [39 ein in der That glänzender Beweis für die Fortschritte der Wuns— arzueikunst. Die Hundswuth tödtet alle Jahre noch Menschen; nach einem mehrjährigen Durchschnitte waren unter 1 Million Gestorbe— nen 149, die so schrecklich endeten; an den Pocken starben Ssas7 unter 1 Million. Es ist zu hoffen, daß medizinal⸗ polizeiliche Maßregeln solchen Todesfällen immer mehr vorbengen werden. Sehr erfreulich ist das Resultat, daß von 107 bis 1068 Geburten nur eine der Mat— ter das Leben kostete; ein fehr günstiger Erfolg der Fortschritie der Entbindungskunst und der Verbesserung des Hebammenwesene. Der Verfasser knüpft an die se Darstellungen genaue Angaben über die Anzahl der Aerzte, Wundärzte, Apotheker und Hebammen, und deren . den Provinzen.

Diesen körperlichen Jnteressen, wenn wir so sagen dürfen, folger statistische Betrachtungen über das geistige e, en , gm Die Bildung, die ein jeder Mensch im Staate haben soll, gewährt der Elementar-Unterrscht; bei größern statistischen Umrissen ist es wesentlich wichtig, nachzuweisen, wie allgemein der Elementar- Un— terricht verbreitet sen. Es finden sich daher genaue Angaben über die Anzahl der schulpflichtigen Kinder und derer, welche wirklich zur Schul gehen, nehst den sonst hierher gebörigen Datis. Dann folgen die Verhältnisse der Bevölkerung in Bezug auf die verschiedenen Reli— Jions-Bekenntnisse. Es ist für das ganze Land, für Provinzen und Regierungs⸗Bezirke gezeigt, wie viel Evangelische und wie viel Kar o— liken in den verschiedenen Landestheilen wohnen, es sind besondere Darstellungen den Mennoniten und insbesondere den Juden gewidmet. Hieran kuüpfen sich Betrachtungen über die städtische und länd— liche Bevölkerung. Es ist ein nameniliches Verzeichniß der Sistte von mehr als 6900 Einwohnern gegeben, es finden sich ausführliche Betrachtungen über die kleineren Städte, und demnächst inttressanie Nachweisungen über die Vermehrung der Einwohnerzahl der bädeu— tendsten Stäsie seit 1816; so namentlich von Berlin, Magdehnno, Stettin, Posen, Köln, Breslau, Königsberg, Danzig, Aachen. Mit besonderer Aufmerksamkeit sind hierauf die gewerblichen Verbältniffe betrachter; und zwar nach einer einleitenden Bemerkung über den Werth der Gewerbe⸗Tabellen, und dem Hervorheben des Gedanlens, daß neben der Zahl der Gewerbtreibenden noch andere Data zu fe genommen werden müßten, um über die gewerblichen Verhältnisse rich⸗ lig zu urtheilen, sind in einzelnen Abschnitttn behandelt: Anzahl und Veriheilung derjenigen Personen, welche sich mit solchen Handwerten beschüftigen, die gewöhnlich uicht fabrikmäßig betrieben werden, als Schuhmacher und Schneider, Bäcker und Schlächter, die Bauhand⸗ werker; es folgen sodann diejenigen Handwerker, bei denen eine a— brikmäßige Arbeit nicht so unbedingt ausgeschlossen ist, als die Me⸗ tall-Arbeiter, die in Holj arbeitenden kleineren Handwerker, als T sch⸗ ler, Böttcher, Rade und Stellmacher, ferner die Töpfer. Gerber, Rie⸗ mer und Sattler, Buchbinder, Uhrmacher; sodann die Weberei nebst der Vorbereitung des Materials dazu durch Spinnen; endlich die Handels⸗Gewerbe. Der Verf. giebt hier die interessantesten technolo⸗

gischen Darstellungen, die oft in die genauesten Berechnungen über⸗ ehen; und knüpft dann wieder größere staatswirthschaftliche Bezie⸗ ungen an.

Zum Schluß sind die nöthigen Mittheilungen über das landwirth—⸗ schafiliche Gewerbe gegeben. Es ist namentlich der Viehsiand nach den verschiedenen Thierarten genau angeführt, und sind daraus Fol⸗ gern ßen gejogen über die Fleischnahrüng, über die Wollproduction u.

9g . m. ö

Wir wünschen dem wichtigen Werke, von dessen Inhalt

eine kurze Skizje entworfen haben, recht viele . . 1 Eindwirih, der Gewerbtretibende, jeder Geblldete wird in dem Buche vielfache ihm tuteressante Belehrung finden. D.

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Serr Hoffmann hat den früher herausgegeben allgemeine ,, n hinzugefügt, über 99 , Staats, Über die Terrttortal⸗Verhältnisse, über die Anzahl der Gebur⸗