536 — — 22 x
— —
.
ten Brief Couverts gegen Faälschungen gesichert werde. Die Bill wird vermuthlich am Freitag oder Montag im Oberhause zum erstenmale verlesen werden.
London, 26. Juli. Ihre Majestäͤt die Herzogin von Braganza ist gestern vom Kontinent in England angekommen. Sie landete bei Woolwich und wurde von einer n , . Garde⸗Kavallerie nach Mivarts Hotel in Leudon geleitet. *. och an demselben Nachmittag stattete sie der Königen einen Besuch aß, wobei Lord Palmerston si⸗ begleiten,
Die verwitwete Königin At seon lassen, zwischen der reglelen der Heizogin von Kent, BVerh tlche angeblich durch Hof Intriguen et vas getruͤbt worden, wieder— . . — ; herzustellen. Die letzte ⸗
ten Damen hatten, = 3 s Von Rotterdam ist gestern der neue Griechische Botschafter
am hiesigen Hofe, Fuͤrst Maurocordato, hier angekommen.
Die Vorfälle in Hannover erregen neben den Orientali-
schen Verhaͤltnissen und den Birminghamer Exeignissen jetzt hier die meiste Aufmerksam keit.
Aus der neuerdings sehr gemilderten Opposition der To⸗
ries im Unterhause gegen die Briefporto⸗Bill, so wie aus einer gelegentlichen Aeußerung des Herzogs von Richmond, der feüuͤ— her an der Spitze des Post-Depactements stand und der am Ereiag dem Oberhause und vom Lord-Mayor und mehr als 66h Londoner Kaufleuten unterzeichnete Petition zu Gunsten ücs gleichfͤrmigen Penny Porto's vorlegte, will der Courier schließen, daß die Lords die Bill annehmen wuͤrden. Uebri— gens steht es denselben, da es sich um eine bloße finanzielle Maäßregel handelt, nicht frei, der Bill Amendements hinzuzu— fügen, sie haben die Wahl nur zwischen Annahme und Ver⸗ werfung.
97
Das gestrige Votum des Oberhauses uͤber die von Lord (ondhurst zur Irländischen Munizipal-Vill vorgeschlagenen Amendemenls läßt diese wichtige Angelegenheit auf dem alten Fleck und giebt abermals Anlaß zu einer Kollisiton mit dem ünterhause. Die Bill ist dadurch so umgestaltet, daß das letze tere sie nicht mehr als die seinige anerkennen wird. Die Folge davon ist aber am Ende nur, daß sie in der naͤchsten Session im Unterhause eine noch liheralere Fissung erhält, wie es bes jetzt schon von Session zu Session der Fall gewesen. .
Der Herzog von Wellington wird von den liberalen Blaͤt⸗ tern heftig mitgenommen, weil er die Brandscenen in Birming— ham mit den ärgsten jemals vorgekommenen Auftritten in einer erstuͤrmten Festung verglichen hat. Sie theilen des halb meh— rere Auszüge aus den Werken des Obersten Napier und des Hauptmanns Riegel, welche uͤber die Graäͤuel-Scenen nach der Erstuͤrmung von Bajadoz und St. Sebastian, unter des Her— zogs eigenen Befehlen, berichten.
Der junge Mensch, welcher die Koͤnigin neulich bei einem Spazierritte im Hyde Park insultirte, soll in einem Briefe an dieselbe sein Benehmen durch das Scheuwerden seines Pferdes, dem ein Stallknecht der Königin in den Zuͤgel gefallen sey, zu er— klaren gesucht haben. Die Pelizei hat ihn indeß in eine Strafe von 5 Pfo. genommen, wegen eines von ihm ausgegangenen Angriffs auf den Stallknechl, und ihm uͤberdies eine Caution von 260 Pfd., nebst Stellung ven zwei Burgen, jeder eben— während der nachsten sechs Monate, insonderheit gegen die Diener der Königin und der Polizei, sich ruhig verhalte.
In Birmingham haben keine neue Unruhen staitgehabt;
die Üntersuchungen gehen ihren Gang, doch, wie (s scheint,
nicht mit dem besten Eifelge. Ein Mann, Namens Gregg,
ward vorigen Dienstag vorgefuͤhrt; man beschuldigte ihn, bei
der Feuer⸗Anlegung von Bourne's Hause betheiligt gewesen zu
seyn; er bewies aber ein Alibi und ward wieder freigelassen.
Mehrere Leute, deren Angabe uͤber den beim umulte eilittenen Verlust 20 Pfd. nicht uͤbersteigt, legten in Uebereinstimmung
mit der Parlaments-Akte zu diesem Behufe ihren Eid ab, um ihre Verluste von der Stadt oder dem Bezirk zu reklamirnen. Die angegebenen Verluste dieser Art machen uͤbrigens nicht mehr als 400 Pfd. aus, die Verluste uͤber 20 Psd. sind
aber desto zahlöeicher, und im Ganzen veranschlagt man
den Schaden nicht unter 40,900 Pfd. Man glaubt
jetzt, daß die Abschätzung des Verlustes des Herrn
Bourne allein uber 19 040 Pfd. betragen wird. Vorigen
Montag brach in den Gebäuden eines Herrn Whitall Feuer
aus, welches, allen Anzeichen nach, angelegt war. Auf die Ent—
deckung des Thäters hat man eine Praͤmie von 50 Psd. gesetzt.
Ueberhaupt fuͤrchtet man, daß die gegenwärtige Ruhe nur eine
truͤgerische sey, und daß, wenn auch nicht ein neuer Tumult
ausbrechen solite, so doch nächtliche Feueranlegung in dem Sy⸗⸗ stem der Unruhestister liege, die einmal entschlessen seyn sollen, Um dagegen geruͤstet zu seyn, will man als Patrouille ein Corps freiwilliger Reiter er⸗ richten, das von einem ausgedienten Offizier kommandirt wer-
durch physische Gewalt zu wirken,
den soll. Mit der Rekrutirung für die neu zu errichtende Bir⸗ minghamer Polizei wird bereits der Anfang gemacht, und so—
bald eine Anzahl neuer Pelizeibeamten hinreichend geubt ist, wird eine gleiche Anzahl Londoner Polizeidiener hierher zuruͤckkehren. In Manchester beschränken sich die Chartisten-Umtriebe noch im⸗
mer auf läͤrmende Versammlungen. Am Diensttag fand dort wieder eine solch' Versammlung ven etwa C60 Individuen
statt, wobei 2 Fahnen paradirten, auf welchen „Feargus O' Con⸗ nor fuͤr immer!“ und „Allgemeines Stimmrecht!“ zu lesen war; auch fehlte die schon so ast vorgekommene Abfeuerung einer
Flinte oder Pistole nicht. In Neweastle am Tyne ist am 21. d.
Fdermals ein Versuch gemacht worden, die oͤffentliche Ruhe zu siören, die aber keine weitere Folgen gehabt zu haben scheint,
als die Arretirung zweier Leute, die nebst den neulich Fest—
genommenen vor den Magistrat gebracht und eines Angriffs uf die Polizei überführt worden sind. Von Letzteren wur, den mehrere“ mit correctionellen Strafen besegt, Die Chartisten beabsichtigten Montag Abend im Forth, eine Dersammlung zu halten; da aber Militair und Polizei in der
Nähe und bei der Hand waren, so lief dieselbe ruhig ab. Hier in London hat gestern der sogenannte National Rondent in einer Verfammlung, worin Herr James Taylor den Vorsitz fuͤh rte, guf den Antrag des Herrn Feargus O Connor ein stin mig be schiossen, daß während der Dauer des „heiligen Monats e l. sen Beginn vorläufig auf den 12. August festgesetzt ist, ein Con⸗ seil in London residiren solle, um die Leitung dieser Zvangs⸗ Maßregel zur Erzielung ihrer groöͤßtmoöglichen Wirksamk it zu ébernehmen. Wahrend der letzten Tage haben mehrere, achibare Fabrikanten und Detailhaäͤndler anonyme Briefe, meistens in London auf die Post gegeben, erhalten, welche in den heftigsten und drohendsten Ausdrucken abgefaßt waren. ; Der Edurier widerspricht den Geruͤchten, welche über eine Unterhandlung zwischen den Banken von England und Frank⸗
elaide soll es sich sehr angelegen den Königin und ihrer Mutter, das fruͤhere innige Verhaͤltniß, welches ( stattgef ; scheidend zu halten, daß Konstantinopel oder Bagdad dadurch Zusammenkunft, die diese drei erlauch⸗
soll sich hauptsächlich hierauf bezogen haben.
falls mit einer Caution von 1090 Pfd., dafür auferlegt, daß er
882
reich im Umlauf waren, berichtet dagegen, daß durch Vermitte⸗ lung einer bedeutenden Fiema in London eine Unterhandlung zu Stande kommen duͤrste, wodurch eine halbe Million So ve⸗ reigns in die Koffer der Bank zuruͤckkehren wurden, womit aber der Verkauf des sogenannten dend weisht nichts zu schaf— fen habe.
Das unbeständige regnichte Wetter der letzten Zeit hat, so—⸗ wohl fuͤr den Bedalf als auf Speculation, Begehr nach Wei— zen erzeugt, und sowohl fremder als einheimischer wird 2 Sh. höher bezahlt. Einige Partieen fremden Weizens unter Schloß erhielten 2 a2 3 Sh. hohere Preise als am Montag.
Die Morning Chroniele ist nicht geneigt, die zwischen den Tuͤrken und Aegyptern stattgefundene Schlacht fuͤr so ent—
in Gefahr kommen konnte, ehe der Befehl Mehmed Ali's oder die Erklärung der fuͤnf Mächte zu einem Waffenstillstand geführt hätten. Was die Erledigung des Streites zwischen Mehmed Ali und der Pforte betrifft, so bemerkt das genannte Blatt weiter: „Der Plan des verstorbenen Sultans war, seine
litairmacht zu iheilen; ein Theil derselben sollte namlich ur Hafiz Pascha in Syrien eindringen, während eine andere von der Flotte in der Bai von Skanderum ans Land ge
sich im Ruͤcken der Aegypter aufstellen und dieselben zwinget entweder das noͤrdliche Syrien zu räumen, eder sich it unvortheilhaften Kampf einzulassen. Es ist bekannt
welche Kosten und Sorgfalt der Sultan auf die ? ᷣ
n die 5
die
seiner
der e Auslauf.
281
unterblieb, s
5 h Ern 2 Y si Laiser Heraclius einstmals Klein-Asien,
Wir banden
e des ich zum Kampfe
wei Tagemärsche von der streitigen
Deshalb koͤnnen wir die Schlacht bei Nissib durchaus nicht als eine wirkliche Erprobung der Stärke beider Parteien ansehen; nech weniger wuͤrden wir aus einem ferneren Zusam mentreffen einen entscheidenden Schluß ziehen dürfen, so lange das Tuürkische Geschwader in den Dardanellen durch Curopaische Flotten blokirt wird. Doch wenn der Sieg der Aegypter auch noch so bedeutend gewesen waͤre, so darf demselben doch, wie wir glauben, kein Einfluß auf die Beilegung der Streitfrage eingerumt werden. Die fänf Machte, aber namentlich Frank reich und England, hatten Mehmed Ali erklart, daß man ihm nicht gestatten werde, der angreifende Theil zu seyn. Der Sul tan seine seits gab den Wünschen der fünf Mächte nach, Meh— med Ali hat ihnen Trotz geboten Werden die fuͤnf Maͤchte ihm erlauben, daß er aus seinem Unrecht Nutzen ziehe? Ge wiß nicht. Wenn schon die Eurepéischen Mächte eine theil— weise Niederlage der Türkischen Armee beklagen mußten, so würde dies noch um so mehr mit der Vernichtung derselben der Fall seyn, die keine andere Wirkung haben koͤnnte, als um so stärker die Moth vendigkeit darzuthun, die Tuͤrkei vor der Wiede des Türkischen Reichs gesichert wird.“
Vom Vorgebirge der guten Hoffnung melden die eingegangenen Blatter bis zum 19. Mal, daß der Zulah-Chef Dingaan' die Friedens-Unterhandlungen, die er mit den Hol ländischen aus nderten Bauern eroͤffnet hatte, nicht bestaͤti gen wollte; d
zwei davon Un gebracht. Dꝛrte z 9
hatten drei seiner f
Die letzten Nachrichten aus Neu—
Herr Mosquera, der Commissair von Neu-Granada fuͤr
Reagustrung der Columbischen Schuld, wollte, einer Anzeige des
hiesigen Neu-Granad schen Konsuls zufolge, am 21. Juli von New-Yerk nach England abgehen.
16 6**
w
Aus dem Haag, 26. Juli. Der außerordentliche Ge— sandte und bevollmächtigte Meinister Rußlands am Niederlaäͤn— dischen Hofe, Baron von Maltitz, so wie der Graf von Har— denbera, Hannoverscher Minister-Resident an denselben Hofe, sind gestern von hier nach Deutschland abgereist. J
Am 234. August, dem Geburtstage des Koͤnigs, wird die Eroͤffnung der Haarlemer Eisenbahn stattsinden.
Das Handelsblad enthält Nachrichten aus Batavia vom 9. April, wonach man am Morgen des 19. Maͤrz in Muntok auf der Insel Banka ein von einem furchtbaren Sturm beglei— tetées Erdbeben spuͤrte; auch in Batavia empfand man am 210 sten
desselben Monats eine leichte Erschuͤtterung. Belgien.
Bruͤssel, 27. Zuli. Man soricht viel von der Absendung eines Geschäfestraͤgers nach dem Haag. Der Name des Di— plomaten, auf den die Wahl der Regichung gefallen ist, ist noch ein Geheimniß. ; . .
Der Bischof von Brugge wird einen Hirtenbrief, erlassen, um seine unglückliche Kathedrale der Groß muth der Gläubigen und aller Kunstsreunde zu empfehlen. Die Kosten der Wieder herstellung werden enorm seyn; an Schiefer allein wird man fuͤr 9o, oo Francs brauchen.
Der „Independant“ nennt jetzt die Diplomaten, die nach
Deutschland gehen werden, um mit den ver schiedenen Deutschen Hoͤ⸗ fen Verbindungen anzuknuͤpsen. . 2 . die Königlichen und Großherzoglichen Hofe Nord-Deutschlands
ernannt, Herr Lebeau fuͤr den Deutschen Bund und die Hessi⸗ schen Hoͤfe, Herr Baron O'Sullivan für die Koͤniglichen und
Großherzoglichen Hoͤfe des Südens. Der Baron Dies kau wird an die Herzoglichen und Fuͤrstlichen Hoͤfe der Mitte und des Nordens und der Baron de T'Serclaes an die Herzoglichen und Fürstlichen Hofe des Südens gehen. Diese Missionen wer— den üur von kurfer Dauer seyn, und dann werden erst defini— tive Gesandtschaften in Deutschland etablirt werden.
Am 25. Juͤst war Versammlung des Kommunalraths in Mons, in der simmiliche Mitglieder der Verwaltung aufs Neue ihre Entlassung eingereicht haben. Der Buͤrgenmeister ist
in Begleitung eines Schöppen nach Bruͤssel abgereist, wohin Herr de Theux eben zurückgekehrt ist. ; . Bei dem Streit uber Martelange handelt es sich nicht mehr um das Dorf Martelange allein, sondern um das Gebiet der Kommune und ihrer Appertinenzien, welche die werthvol— len Gemeindeforsten von mehreren Tausend Hektaren umfassen. Die Niederländischen Kommissarien gehen dabei immer von der Ansicht aus, daß bei der Ausführung von Gränzverthaäͤgen zu den Lekalitͤten, die mit Namen genannt sind, immer ih e Ban⸗ lieue zu rechnen ist. Dies wird aber durch die dem Vertrage
dann
rkehr einer solchen Gefahr zu schuͤtzen, und dies ist nur ! 2 z z ö * . . ö O 6 dadurch zu bewirken, daß die Unabhängigkeit und Integritat
Swione aufgefangen und
Süd-Waltis und Vandiemens-Land lauten sehr guͤnstig.
Der General Goblet ist fuͤr
der 21 Artikel angehängte offizielle Karte widerlegt und durch den Vertrag selbst, der ausdruͤcklich angiebt, in welchen Faͤllen die Lekalitäten die Banlieues in sich begreifen. Nichts desto— weniger beharren die Niederlaͤndischen Kommissarien bei ihrer Meinung; ja sie fordern sogar die vorlauͤfige Raͤumung von Martelange und erklären, so lange dieses Doif von den Belgi— schen Truppen besetzt bleibe, konnten sie das Verhältniß der bei— den Lander nicht als ein friedliches betrachten, das sich zur An— knüpfung freundschastlicher Unterhandlungen uber die zwischen ihnen obwaltenden Differenzen eigne.
Aus Thielt schreibt man: „Das Geruͤcht von den neuen Zöllen, womit unsere Leinwand belastet werden soll, gewinnt immer mehr Bestand. Wenn es der Regierung nicht gelingt, diesen unglücklichen Schlag von unserer Industrie abzuwenden, so werden die beiden Flandern, die fruͤher so reich und bluͤhend waren, die ärmsten Provinzen Europa's werden; die Linnen— Industrie ist fuͤr sie Alles, und es bliebe uns dann nichts uͤbrig,
ls die erste beste fremde Herrschaft zu wuͤnschen.
Auch in Aubel beklagt man sich uͤber die Maßregeln der
Niederlaͤndischen Douaniers an der Graͤnze zwischen der Pro—
vinz Luͤttich und Limburg.
Schweden und Norwegen. (H. St. 3.) Der Kronprinz,
2 ; 95 &eelz Stockholm, 22. Inti.
Greß Admiral, steht im Begriff, mit der Fregatte, Gothenburg“
eine Expedition auf der Ostsee vorzunehmen. Er wird von sei— nem Sohne Prinz Oecar begleitet, welcher sich auch der Ma⸗ rine wismet. Di? Fregatte wird von drei anderen Kriegsschif— fen begleitet, die Expedition wird einige Wochen dauern und man glaubt, daß der Finnische Meerbusen besucht werden wird. Das Königliche Dampfschiff „Gylfe“, welches die Kaiserin on Beasilien nach Kiel fuͤhrte, hat die Reise dahin in 52 und . Rckceise in 60 Stunden zuruͤckgelegt. Welche große Vor— theile die Post Communication gewinnen koͤnnte, wenn dieselbe diesen Weg name, liegen am Tage, und es ist zu hoffen, daß unser thätiger Ober-Post Direktor, welcher keine Gelegenh it zur Verbesserung des Postwesens voruͤbergehen laßt, diesen Aus⸗ weg zu benutzen wissen wird. R Als Milgtttder in der Comité, welches den 15. September um verschiedene Unions-Verhaltnisse zu or dischen Seite ernannt: Baron Ce—
und Et in der Schwedischen Kanonengießerei zu erwerben, hatten gestern die Ehre, bei dem Koͤnige zu speisen.
Die naturhistorische Gesellschaft, welche sich jetzt in Gothen— burg versammelt hat, besteht aus 83 Personen, nämlich 21 Daͤ⸗ nen, 1 Preußen, 16 Norwegern und 51 Schweden.
, München, 26. Juli. Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz Max smilian ist diese Nacht um 2 Uhr in erwuͤnschtem Wohl— seyn hier angekommen; auch Se. Hoheit der Herzog Max in Bayein ist heute Mittaz um 1 Uhr von seiner Reise zuruͤckge— kehrt. Seine in Possenhofen verweilende Durchlauchtige Ge⸗ mahlin sieht demnächst ihrer Entbindung entgegen. — Ihre Majestäͤt die regierende Koͤnigin wird, falls nicht anders ver— fuͤgt wird, bis zum 5. August Nymphenburg verlassen und sich nach Berchtesgaden begeben. Juli. (Augsb. Abendz. Das in vori— , vom 2. Juli datirte Erkenntniß des hie— ts gegen den Königl. Zentral-Schulbuͤcher-Verlag ruckbogen stark. Der Eingang lautet: „Der Ma— zstöat der Koͤnigl. Haupt- und Residenzstadt Muͤnchen hat sich der Beschwerdesache der hiesigen Buchhändler gegen den Koöͤnigl. Zentral-Schulbuͤcher-⸗Verlag wegen Gewerbs-Beeintraͤch— tigung umstaäͤndlichen Vortrag erstatten lassen, und beschließt hier— mit nach gepflogener kollegialischer Berathung: J Der Koͤnigl. Zentral-Schulbuͤcher-Verlag zu Munchen werde wegen Ureberg! f⸗ ses seines Privilegiums — des Eingriffes in die Gewerbs⸗ rechte der hiesigen Buchhändler als schuldig erachtet, — und habe sich deshatb 1) des Druckes, Verlags und Ver kaufes ler andern, als der in den Deutschen Schulen planmäßig ein⸗ geführten Schulbücher, und anderer zur Erziehung der Deut⸗ schen Schuljugend dienlichen Schriften bei Vermeidung einer
Geldstrafe von 100 Reichsthalern und Confiscation solcher Buͤ⸗
cher und Schriften zu enthalten. III. Habe derselbe den Be⸗ schwerdefuͤhrern die ihnen erwachsenen Kosten zu verguͤten.“ — Nach Entwickelung der „Geschichte und Gruͤnde“, heißt es am Schlusse derselben: „Der Koͤnigl. Central Sch ulbuͤch er⸗Verlag behauptet ferner, bezüglich der Lateinischen Klassiker das theil⸗ weise Verlagsrecht fär Bayern erworben zu haben, und zwar von der hiesigen Lindauerschen Buchhandlung. Abgesehen nun davon, daß weder die behauptete Erwerbung fraglichen Verlagsrechtes durch Kauf, noch die Zeit derselben nach⸗ gewiesen ist, noch auch die Klassiker speziell bezeichnet sind, de⸗ en Verlags-Recht er gekauft haben will, ohne deren nahere Bezeichnung nicht beurtheilt werden kann, ob dem dasselbe verkaufenden Buchhändler ein ausschließendes Recht zu deren Verlag zustand, noch auch angegeben ist, worin die theil⸗ weise Erwerbung des Verlags-Rechtes bestand, — so koͤnnte sie nur gegen den Buchhaͤndler Lindauer, da nur dieser sein Kontrahent ist, geltend gemacht werden, und sind daher fur die übrigen Buchhändler durch den mit Lindauer ab geschlosse⸗ nen Vertrag keine Verbindlichkeiten erwachsen. liebrigens stellt sich der Kauf eines theilweisen Verlags-Rechtes als un⸗ Tältig' dar, well er gegen das Gewerbs, Gesetz verstoͤßt; denn Niemand kann einen Theil seiner Gewerbsbefugnisse veraͤußern, när ein ganzes Gewerbsrecht kann, vorausgesetzt, daß es rea⸗ ser Natur ist, verkauft werden, ein Theil desselben aber nicht. Der Könial. Central-Schulbuͤcher-Verlag konnte daher dieses theilweise Verlagsrecht auch nicht erwerben, weil es nicht theil— weise verkauft werden konnte. Derselbe konnte aber auch ferner durch den Kauf eines theilweisen Verlagsrechtes, wenn die ser auch gültig wäre, fuͤr sich kein ausschließliches Recht zum Ver— lage der Liteinischen Klassiker 26. erwerben, was dasselbe keinen Wistandtheil feines Privileglums bildet. — Die Verurtheilung in die Kosten ist Folge der Sachfaälligkeit, da aber der Deutsche Schul-Fonds und resp. Central-Schulbuͤcher-Verlag in Folge Dekcets vom 23. Marz 1596 M. G. S. B. V. bag. 5l3 Tox- freiheit genießt, so waren demselben nur die den, Beschwerde⸗ fahrern erwachsenen Kosten zu uͤberbůrden.“ Die Buchhand⸗ ler wollen nun auch gezen den „katholischen Buͤcher⸗Verein dahier auftreten.
Darmstadt, 27. Juli. (Gr. H. 3.) Die 2te Kammer hatte im Maͤrz d. J. (J. St.“ Ztg. Nr. 71.) mit 42 gegen 1 Stimme beschlossen? „die St. Reg. zu ersuchen, daß auch in den zu den zu den fruͤher reichsunmittelbar gewesenen Besitzun⸗ gen der Freiherren v. Riedesel gehöͤrigen Theilen des Landraths, bezirks Lauterbach, mit Ausnahme derjenigen. Distrikte auf welche sich dermalen noch bestehen de, oder erweislich vorhin be⸗ standene wirkliche Bergwerke der Freiherren von Riedesel er⸗ strecken oder erstreckt haben, und noͤthigenfalls unter Vorbehalt ber im Rechtswege geltend zu machenden besonderen Rechte der Freiherren von Riedesel, einer freien Konkurrenz im Berg⸗ bau auf fossiles Brennmaterial kein Hinderniß in den Weg ge⸗ legt, und demgemaͤß, hei Ermangelung eines sonstigen Anstan—⸗ des, auch fuͤr diese Theile des Landrathsbez. Lauterbach die Er— theilung der von den Petenten erbetenen Schurf und Muthungs— scheine angeordnet werde.“ Diesem Beschlusse trat aber die sste Kammer nicht bei, sondern beschloß, dem Gesuche keine Folge zu geben. Der hieruͤber berichtende Ausschuß der 2ten Falnmer trug in der 88sten Sitzung vom 10. Juli in einem ausführlich motivirten Bericht darauf an: „daß die Kammer auf ihrem feuͤheren Beschlusse beharren und denselben der Staatsregierung vermittelst einseitiger Adresse vorlegen moge.“ Die Kammer bemerkte in der heutigen Sitzung nichts hier— zu, trat vielmehr bei der nachher erfolgten Ab stim mung, im Elnverständnisse mit den im Ausschußberichte entwickelten An— sichten einstimmig diesem Antrag bei.
Braunschweig, 29. Juli. (Magd. 3.) Vorgestern, den 2Asten d. ist seine Durchlaucht der Herzog von seiner Reise nach Hamburg zum Wettrennen hierher zurückgekehrt. — Die Aus sichten für unsece Sommermesse haben sich sehr gut gestal— tet. Die Zahl der Verkäufer und die Masse der Meßguͤter uͤberragt weit die der feuͤhrren Messen und hoffentlich wird die Lebhaftigkeit des Handels-Verkehrs nicht dahinter zuruͤckbleiben.
,
— — Wien, 21. Juli. Seit einigen Tagen ist der re⸗ gierende Herzog von Sachsen-Meiningen hier anwesend. Dieser Fuͤrst beabsichtigt eine kleine Reise nach Ungarn, um die be— rüͤhmtesten der dortigen Gestuüͤte in Augenschein zu nehmen. — Der juͤngere Graf Bbos-Waldeck, welcher im verflossenen Jahre in der Armee des Don Carlos gedient und zu wiederholten— malen die Aufmerksamkeit der Journale auf sich gezogen hatte, ist nunmehr wieder hier eingetroffen. Er versah in der letzten Zeit seines Aufenthaltes in Spanien, bei Maroto die Func— tionen eines Adjutanten und verließ Estella wenige Tage bevor dieses Städtchen der Schauplatz des blutigen Ereignisses wurde, durch welches sich Maroto von seinen politischen Gegnern be— fceite. Graf Boos-Waldeck scheint eben so wenig als Fuͤrst Fitz Schwarzenberg wieder nach dem Spanischen Kriegsschau— platze zuruͤckkehren zu wollen.
In die Einfoͤrmigkeit des Wiener Sommerlebens hat die
Erscheinung der Bojaderen einige Abwechselung gebracht. Un— geachtet der entschuldigenden Vorbemerkung des Anschlage-Zet— tels, welcher die Zuseher ersuchte, ihr Urtheil nach „den wild Indischen“ Begriffen herabzustimmen, erregten diese fremdlaͤn— dischen, eine uralte Kultur repräsentirenden Gestalten bei den hoheren Klassen vieles Interesse. Auf dem Josephstaͤdter Theater wurde unlaͤngst das Meisterwerk Meyerbeer's, die Hu— genotten, unter dem Titel: Die Ghibellinen in Pisa, zum erstenmale aufgefuͤhrt. Trotz der schwachen Kräfte dieser Vor— stadt-Buͤhne, machte sich die Meisterschaft der Schoͤpfung un— seres großen Landsmannes geltend. 4 Von Ischl wird geschrieben, daß dieser im Laufe eines Jahrzehndes zu Europaäͤischer Beruͤhmtheit gelangter Badeort dies Jahr mehr als je besucht ist. Eben so auch die Soͤhmi— schen Bäder. Von hier stroͤmten ihnen fortwährend Gaͤste zu. Nur Baden, bei Wien, einst der Sammelplatz der eleganten Welt, von Ungarn und aus anderen Provinzen haͤufig besucht, geraͤth in Verfall. Seit dem Tode Kaisers Franz, welcher ge— wöhnlich einen Theil des Sommers dort zubrachte, war der Hof nicht mehr in Baden. Sehr empfindlich litt dieses, durch seine reizende Lage und geschichtliche Bedeutung eben so sehr als durch die Heilkraft seiner Schwefelquelleu beruͤhmte Städt⸗ chen auch durch den Tod Erzherzogs Anton, seines Beschuͤtzers und Schirmherrn. — Die Brunner Eisenbahn wird fortwaͤh— rend befahren, und die Wirthe dieser Provinzial-Stadt lassen nun, gleich denen der Umgegend Wiens, an unseren Straßen Ecken ihre Balle und , anschlagen. Man fuͤhlt aber, daß, trotz dem Reize der Neuheit, diese beschleunigte und er— leichterte Communication auf keinem inneren und wahren Be— duͤrfnisse beruht, und daß daher auf eine den großen Kosten entsprechende Frequenz nicht gerechnet werden darf. Der bis— her veroͤffentlichte Ausweis ist auch wirklich nicht sehr befrie— digend.
— — Wien, 26. Juli. Vorgestern Morgens traf hier ein Russischer Feltjaͤger aus Warschau ein, welchen der Fuͤrst Paske— witsch an den Hrn. Erzherzog Karl abgesandt hatte, um Sr. Kaiserl. Hoheit von der gluͤcklichen Ankunft seines Durchlauchtigsten Sohnes in Petersburg in Kenntniß zu setzen. Erzherzog Al— brecht hatte Luͤbeck am 16ten Nachmittags an Bord des Kai— serl. Russischen Krondampfschiffes „Bogativ? verlassen, und war bereits am 19ten in der Hauptstadt des Russischen Reiches ange⸗ langt. Von dort gelangte die Nachricht hiervon mittelst Telegraphen nach Warschau, und vier Tage spaͤter nach der Weilburg, dem Landsitze des Erzherzogs Karl bei Baden unweit Wien. Diese Schnelligkeit ist ohne Beispiel. Personen aus dem Gefolge des jungen Prinzen schreiben an ihre hiesigen Freunde, daß Se. Kaiserl. Hoheit sich auf der Reise durch Deuischland, und na— mentlich am Koͤnigl. Preußischen Hofe, einer sehr schmeichelhaf— ten und ehrenden Aufnahme zu erfreuen hatte.
Aus dem Archipelagus sind Nachrichten bis zur Haͤlfte die⸗ ses Mongts eingelaufen. Erzherzog Friedrich, Bruder des Erz— per ess Albrecht, war an Bord der Kaiserl. Korvette „Caro⸗ 9 4 die er befehligt — der Prinz ist Linienschiffs Capitain mit
bberstenrang — am 19ten d. M. im Pyraͤus vor Anker gegan⸗ gen, nachdem er die Rheden von Corfu und Zante besucht hatte. Im ö. Hafen lag, von Tenedos kommend, eine Kaiserl. Königl. , ö Vord sich Baron Bandiera, der Komman— . Kerlen er, gh chen Geschwaders in der Levante befand. 65 Dies eee gg „Ussaro“ kreuzte in der Naͤhe von Ger er . riegsschiffe sollten unverzuͤglich die Griechischen 3. h, . um den Bewegungen der Tuͤrkischen Flotte, . ö. in der Nähe von Scio hatte kreuzen fehen, zu solgen. Ueber die Verluste der Großherrlichen Armee liefen in Griechenland die verschiedenartigsten Geruͤchte um. Nach der geringsten Angabe wären, in der dreistaͤndigen Schlacht vom östen v. Me, gegen 6006 Türken auf der Wahlstatt geblieben. Diese Zahl scheint jedoch uͤbertrieben. Gewiß ist jedoch, daß
883
1000 Tuͤrken unter Ibrahim Dienste nahmen. Sie wurden sogleich nach dem Hedschas instradirt; sind sie erst durch die
Wuͤseste von den Ihrigen getrennt, so hat Mehmed Ali keinen
Abfall zu befuͤrchten. Ftalie n. Die Mailänder Zeitung vom 23. Juli meldet, daß am
salzhaltig, nicht schwefelhaltig, und haben große Verwandtschaft
mit denen von Karlsbald, wie aus einer genauen Analyse des Wassers, die der Chemiker Ferrario in Mailand angestellt, sich
ergeben. Die wunderbaren Heilkräfte, welche diese Mineral— quellen schon fruͤher gezeigt, haben sie nicht bloß in Veltlin, son⸗ dern auch in der ganzen Lombardei beruͤhmt gemacht.
Rom, 18. Juli. (A. 3.) Ein mit unerhoͤrter Frechheit
ausgeuͤbtes Sakrilegium hat besonders unter dem gemeinen
Volk allgemeinen Schrecken verbreitet. Aus einer Kirche am
Campo Vaccino, dem ehemaligen Forum, ist die silberne Kap⸗
sel mit konsakrirten Hostien geraubt worden. Ein Edikt des Kardinal-Vikars fordert die Einwohner der Stadt auf, Trauer zu tragen uͤber dieses schreckliche Verbrechen, den Herrn um Entdeckung des Missethäaͤters und um Abwendung großen Uebels zu bitten. In der fraglichen Kirche selbst wurde ein Triduum verordnet, welches heute zu Ende geht. Vorgestern war Se. Heiligkeit in jener Kirche, gestern das Kollegium der Kardinäle und heute wird Se. Heiligkeit dem Schluß des Triduums bei— wohnen. Mehrere Verdächtige sind bereits eingezogen, der Thäter aber noch nicht bekannt. Dies Vergehen wird von dem heiligen Offizium gerichtet werden.
Clot Bey, der Leibarzt des Vizeksnigs von Aegypten, ist nach Neapel abgereist, um sich daselbst nach Marseille einzu— schiffen und von dort nach Aegyyten zuruͤckzukehren. Er hatte hier eine Audienz beim heiligen Vater, in der er demselben die Neligionsbuͤcher der Drusen uͤberreichte. Se. Heiligkeit ließ ihm dagegen eine goldene Dose, mit sehr werthvoller musivischer Darstellung des Petersdoms und die Medaillen der fasti pontificali uͤbersenden. Clot Bey ist Katholik.
Das Gouvernement beabsichtigt gegenwartig die Pulver— fabrication, die bis jetzt jedem Privaten freistand, einem Appal— tatore als Privative zu uͤbergeben. Ein Deutscher, der seit vie—⸗ len Jahren hier eine Pulverfabrik besitzt, soll zum General⸗In— spektor ernannt werden. Eben so soll der Lumpenhandel verpach— tet wereen. Um haͤufigen Unfaͤllen bei Bauten und Repara—
tionen schadhaft gewordener Haͤuser, die gänzlich den Maurer-
meistern uͤberlassen werden, zu verhuͤten, sollen von nun an die . wie die Achitekten gehalten seyn, ein Examen zu estehen.
Der kleine Violinspieler Salvatore Nicosia, der von hier die verschiedenen Provinzstaͤdte bereiste, soll von Ancona durch ein ministerielles Schreiben nach Neapel berufen worden seyn. Wahrscheinlich wird dort in dem Konservatorium der Musik sein außerordentliches Talent auf eine zweckmaͤßigere Weise ausgebildet werden. Interessant ist die Art, wie dieß Talent entdeckt wurde. Salvator Nicosia wurde gegen Ende des Jahres 1834 zu Paternòs in Siellien geboren und soll von muͤtter—⸗ licher Seite mit dem beruͤhmten Bellini verwandt seyn. Sein Va— ter und ein aͤlterer Bruder beschaͤftigen sich viel mit Musik, ohne jedoch in Behandlung mehrerer Instramente auch nur die Mittel— maäßigkeit erreicht zu haben. Sein Bruder sollte einem Freunde Unterricht auf der Violine ertheilen und spielte demselben zu die— sem Zweck eine Française vor, die der Schuͤler aber trotz vieler Wiederholungen nicht nachspielen konnte. Der kleine, wenig mehr als drei Jahre alte Salvatore wohnte diesem praktischen Unterricht, in einer Ecke des Zimmers spielend, bei. Als der selbe beendet, Lehrer und Schuler sich entfernt hatten, klettert der Kleine mit vieler Muͤhe auf das Bett, auf dem die Violine lag und versucht, gas gehoͤrte Musikstuͤck nachzuspielen. Der Vater, im Nebenzimmer beschaͤftigt und der stets wiederkehrenden Musik uͤberdruͤssig, wollte die Spielenden zur Ruhe weisen, als er mit Erstaunen statt des älteren Sohnes den jungen Vir— tuosen, mit dem ihm viel zu großen Instrument zwischen den Beinen, auf dem Bette sitzen und spielen sieht. Er läßt sich das Musikstuͤck wiederholen und findet es, einige unreine Toͤne ausgenommen, ganz richtig ausgefuͤhrt. Eine kleine, der Große des Knaben entsprechende Violine wird angeschafft. Man spielt Salvatore mehrere Stuͤcke vor, die er nicht nur auswendig lernt, sondern mit einem ganz eigenen kindlichen Gefuͤhl vor— trägt, so daß er sich in einem Alter von 3 Jahren und 4 Mo— naten in Catania zum erstenmal oͤffentlich hoͤren lassen konnte. Von dort ging es nach Palermo und Neapel. In letzterer Stadt aͤrndtete er bei Hofe, im Theater San Carlo und in
vielen Privat-Cirkeln, allgemeinen Beifall. Die Staͤdte Pa⸗
lermo, Catania, Macerata und der Nuntius von Neapel be⸗ schenkten ihn mit Medaillen. Die Koͤnigin⸗Wittwe von Neapel sicherte ihm einen Platz im Konservatorium der Musik zu S. Pietra und Majella, zu welchem er jetzt wahrscheinlich be— rufen worden ist.
, .
Madrid, 16. Juli. In Folge der großen Hitze ist in den Geschaͤften und politischen Intriguen ein voͤlliger Stillstand ein— getreten. In der naͤchsten Woche beginnen die Wahlen, und man glaubt noch immer, daß die Exaltirten die Majorität in den neuen Cortes haben werden. Cadix, Cartagena, Ferrol und andere Seestäadte wollen See⸗Offiziere zu Deputirten waͤh⸗ len, damit die so lange vernachlaͤssigten Interessen der Marine auch in der Kammer vertreten werden.
8 rbie
Von der Serbischen Graänze, 17. Juli. (A. 3.) Es be⸗ staͤtigt sich, daß Fuͤrst Milosch gegen seine Resignation, als gewalt— sam erzwungen, protestirt, und diesfällige Erklärungen an die Hoͤfe von St. Petersburg und Konstantinopel gesandt hat. Indessen waͤre eine Ruͤckkehr des Fuͤrsten Milosch nach Serbien unter den jetzigen Verhaältnissen mit solchen ernsten Schwierigkeiten verknuͤpft, daß wohl schwerlich weder die oberherrliche noch die Schutzmacht sich geneigt fuͤhlen werden, sich mit deren Beseiti⸗ ung zu befassen. In Konstantinopel bedauerte man sehr, daß u Milosch den Intriguen, von denen er umgeben war, nicht festern Widerstand zu leisten vermochte. Sein Unglück war sein allzugroßes Vertrauen auf den Englischen Consul, Obrist Hod— ges, dessen Rathschlaͤge fast ausschließlich seinen Ruin herbeige— fuͤhrt haben sollen. — Die beabsichtigte Reise des Fuͤrsten Mi— losch nach Rußland scheint aufgegeben; wenigstens ist derselbe ganz unerwartet nach seinen Besitzungen in der Wallachei zuruͤck— gekehrt. — Der Bruder des Fuͤrsten Milosch, Praͤsident des Senats und Regentschastémitglied, Jephrem Obrenowitsch, ist auf der Reise nach Odessa begriffen, wohin er seinen noch sehr jungen Sohn begleitet, der dort seine Erziehung erhalten soll.
Türkei.
Konstantinopel, 10. Juli. (A. 3.) Man fuͤrchtete in Konstantinopel, und fuͤrchtet sich noch vor . 1 hen, die von den noch immer vorhandenen Janitscha⸗ ren und andern fanatischen Anhängern des Alten aufgeregt
M werden möchten. Es schien also nöͤthig, einige Exempel zu sta⸗ 20. Juni die alten Bader von Masino im Veltlin wieder er⸗ ; 3. oͤffnet worden seyen. Die warmen Quellen dieser Gegend sind
tuiren, um die Energie der Regierung zu zeigen, und unruhi⸗ gen Köpfen die Lust zu irgend einer Unternehmung zu beneh⸗ men. Aber Alles ist und bleibt hier ruhig, es will sich Nie⸗ mand regen, und so kam man denn in Verlegenheit, wie man einkn Beweis von Strenge und Kraft liefern konnte. War es nun (sagen die Anhänger des Divans) nicht klug, einige,
wenn auch unschuldige Menschen, die wahrscheinlich hier weder Angehdͤrige, noch Freunde haben, zu opfern, um den hohen Zweck der allgemeinen Sicherheit zu erreichen? Das kleinere ist
ja dem großeren Uebel vorzuziehen, und besser ist, daß während der Ruhe einige, als daß bei irgend einer Volksbewegung Tau— sende von unschuldigen Opfern fallen. Diese Bewandtniß hat es, wie man behauptet, mit den Hinrichtungen, die hier in die⸗ sen Tagen vorgenommen wurden. Glimpflicher Urtheilende meinen, es seyen die Aingerichteten zwar keine politischen, doch gewiß solche Verb die ihr Leben bereits verwirkt hätten, und man habe d Feitpunkt zu ihrer Bestrafung gewahlt, und der Sache den Molitischen Anstrich gelassen, um unruhige Geister in gehöͤrigem Respekt zu halten.
/ Von der Serbischen Gränze, 17. Juli. (A. 3) Aus allen Provinzen der Europaͤischen Tuͤrkei lauten die Nachrichten hͤchst befriedigend. Nirgends, selbst in Albanien und Mace— donien nicht, hat sich in Folge der Nachricht von dem Ableben Sultan Mahmuds eine andere Stimmung, als jene der Be⸗ voͤlkerung der Hauptstadt war, kund gegeben. Die Bestaͤtigung saͤmmtlicher Pascha's, Ayans ꝛc., welche zugleich mit der To⸗ des-Nachricht an den verschiedenen Qrten ankam, trug dazu bei, die Besorgnisse zu beschwichtigen. Noch zwar steht eine neue Pruͤfung bevor, indem die Niederlage der Großherrlichen Ar— mee und der scheinbare Abfall der Flotte fast noch nirgends be⸗ kannt waren. Aus Konstantinopel schreibt man, daß der Eng— lische Arzt Dr. M. die Krankheit des verewigten Sultans vor— zugsweise fuͤr Delirium tremens, eine Folge des häufigen Ge— / nusses starker geistiger Getraͤnke, erklaͤrt habe. Mit dieser be—
glaubigten Ansicht soll ein Bevollmächtigter an den Groß-Admi— ral abgeschickt worden seyn, um diesem den Wahn zu benehmen, als wäre Sultan Mahmud durch seine Schniegersohne vergiftet worden. — Der Englische und Franzoͤsische Gesandte haben auf die Kunde von der Niederlage der Großherrlichen Armee fuͤr ihre Flotten die freie Passage der Dardanellen fuͤr den Fall an— gesucht, daß Rußland den Bospor uͤberschreiten sollte. Man hofft indessen, daß dies unnsthig sey, da Ibrahim Pascha den Taurus nicht uͤberschreiten werde. — In Konstantinopel befin⸗ det sich der alte Tschefkin, Russischer General-Stabs-Offizier, der oͤfters schon in der Tuͤrkei sowohl als in Persien zu Missionen verwendet worden ist. Man muthmaßte, daß auch sein dermaliger Aufenthalt in Konstantinopel einen politischen Zweck habe.
Weg hn n
— Ueber die Schlacht bei Nisibi enthält die Allgemeine Zeitung nachstehendes Schreiben aus Alexandrien vom 6. Juli:
„Die Schlacht, die, wie ich Ihnen in meinem letzten Schreiben melder, von Mehmed All angekündigt ward, hat am 28. Juni bei Nesbi (Rifibi, zwischen Aintaß und dem Euphrat, unweit vieses Flus= ses staitgefunden. Die Türkische Armee ist gänzlich aufgelöst und so vollkommen zersprengt, daß an ein VWiedersammeln derselben gar nicht mebr zu denken ist. Eigentliche Schlachtberichte mit allen Details sind hierüber noch nicht eingelaufen, obgleich bis heute vier Couriere aus dem Hanptquarttier und zwei Dampfschiffe aus Alexan⸗ drette hier ankamen. Jedoch gebe ich Ihnen hiermit folgende kurze Schilderung, die ich aus den Berichten Ibrahim's selbst entnehme. Am 22. Juni verließ Ibrahim mit einem Theil seiner Kavallerte, einigen feitenden Battérieen und vier Bataillonen Infantęrie das
Hauptquartier von Tusel, um ein bei Misar am Euphrat stehendes, von einem Pascha befehligtes Türkisches Corps zu vertreiben,
Kaum dort angelangt, warf sich seine Kavallerie sogleich auf den Feind und jagte ihn in die Flucht. Er ließ 14 Geschütze, soo Mann Gefangene, und eine Kasse von 50, 000 Piastern zurück. Ibrahim, die Flüchtlinge verfolgend, traf zwischen Misar und Resbi esu anderes dort aufgestelltes Türkisches Corps, und warf es ohne einige Anstrengung auf das Hauptheer von Hafij Pascha, der bei Nesbi sein Hauptquartier hatte. Hiermit hatte Ibrahim den Zweck erreicht, seinen Rücken frei und vom Feinde gesäubert zu haben; er konnte nun die Hauptschlacht anbieten, ohne um einen gesicherten Rückzug besorgt zu seyn. Am 24sten war er in seinem Hauptquartier und ordnete sogleich für den folgenden Tag den allgemeinen Angriff an. Den 25sten Morgens 7 Uhr (1 Uhr Türkisch, wie der Bexicht sagt) siand seine Armee in Schlachtordnung der Türkischen gegenüber.
Den rechten Flügel kommandirte Soliman Pascha, den linken Achmed
Pascha und das Centrum Achmed Pascha Menikli. Ibrabim, den Sberbefehl führend, siand auf einer Anhöhe, von wo er das Schlacht⸗ feld überschaute. Es ist Schade, daß genaue Details über den eigentlichen Hergang der Schlacht fihlen, denn die Rapporte Ibrahims sind sehr kurz, unzusammenhängend, kurz unzulänglich.
Man fennt nicht die Schlacht-Ordnung der Tärkischen Armee, es scheint jedoch, daß sie den ungeheuren Fehler beging, ius erste Treffen
nichts als Kavallerie zu stellen. Diese soll den ersten Angriff gemacht haben; einige Kartätschenschüsse scheuchten sie jedech bald ausctuan⸗ der, und nicht wissend wohin fliehen, stürzte sie sich auf ihre nächste Infantertelmie und brachte sie in Unerdnung. Die nachrücken de Äegyptische Kavallerie, einige platzende Granaten und eine entschei⸗ dende Bewegung des rechten Flügels der Aegvptischen Armee vollen⸗ deten die Verwirrung so, daß diese erste Infanterselinit die Waffen wegwarf und sich in größter Eile nach allen Selten zerstreute. Jetzt ergriff ein pa⸗ nischer Schrecken den übrigen Theil der Airmer, der Ruf, rette sich wer kann“ ertönte in allen Reihen; Gewehre, Gepäck, Mäntel, Patrontaschen, kurz Abhes, was einer eiligen Flucht hinderlich sepn kann, ward weg⸗ geworfen und, ohne irgend einen Kampf versucht zu baben, befand sich nach einer Stunde die ganze Türkische Armer, 79 000 Mann regu⸗ airer und 20.0650 Mann irteguͤialrer Truphen, in förmlich sier Flucht. Um 9 Uhr, also zwei Stunden nach Aufstellung der Schlachtlinien, war kein Türkischer Soldat mehr auf, dem Schlachtfelde. Sämmtliche Kanonen, über 100 an der Zahl, Mu nitions⸗Karren, Bagage, Gewehre Mund- und Kriegs⸗-Vorräthe, so wie das ganze Türkische Lager mit allen Zelten, siel in die Hände der Aegypter. Um 10 Uhr saß Ibrahim sm Zelt Hafij Pascha's und machte von hier aus den ersten Rapport, der ju Lande am 3. Juli nach Kahira und von dort durch den Tele⸗ grapben nach Alexandrien kam. Ein zweiter den folgenden Tag ab⸗ gefertigter Courier brachte die obigen Details. Im Zelle seines Geg⸗ ners fand Ibrahim den Ferman des Sultans, wo durch Hasis zum Pascha pon ÄAegpßten ernannt war. Die Kavallerie Ibrahim's verfolgte die ar , und machte ganze Bataillone zu Gefangenen. Cine Menge
4
ber Ofstjiere mit sieben Pascha's haben sich ergeben, und man glaubt, daß Saft Pascha selbst der nachsetzenden Kavallerie nicht entrinnen werde. 25 Duo Mann wurden auf dem Schlachtfelde gefangen; Ibrahim siellte ibnen jedoch frei, in seine Arme einzutreten, oder in ibre Heimaih zuruckzukeh⸗ ren. 50090 Mann haben das erste Anerbseten angenommen, und wur⸗
den nach Alexandrese gesandt, von wo sie nach Alexandria eingeschifft