1839 / 211 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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rts gegen Fälschungen gesichert werde. Die Bl 24 . ten Brief Couverts gegen Faälschungen gesicher lung einer bedeutenden Firma in London eine Unterhandlung

wird vermuthlich am Freitag oder Montag im Oberhause zum erstenmale verlesen werden.

London, 2. Juli. Ihre Majestäͤt die Herzogin von Braganza ist gestern vom Kontinent in England angekommen. Sie landete bei Woolwich und wurde von einer Abtheilung den Garde⸗Kavallerie nach Mivarts Hotel in London geleitet. Mech en demselben Nachmittag stattete sie der Koͤnigen einen Besuch ab, wobei Lord Palmerston sie begleitete,

Die verwitwete Königin seon lassen, zwischen der rer der Herzogin von Kent, das Ver) iche. angeblich durch Hof⸗-Intriqguen etwas getruͤbt worden, wieder— Der en. 2 J . harten, soll sich hauptsächlich hierauf bezogen haben.

Von Rotterdam ist gestern der neue Griechische Botschafter

am hiesigen Hofe, Fuͤrst Maurocordato, hier angekommen. gen *

Die Vorfaͤlle in Hannever erregen neben den Orientali⸗

schen Verhaͤltnissen und den Birminghamer Exeignissen Jetzt hier

die meiste Aufmerksamkeit. . *. Aus der neuerdings sehr gemilderten Opposition der To—

ries im Unterhause gegen die Briefporto⸗Bil, so wie aus einer

gelegentlichen Aeußerung des Herzogs von Richmond, der fru

her an der Spitz e des Post-Depactements stand und der am Freitag dem Oberhause und vom Lord-Mayor und mehr als 20h Londoner Kaufleuten unterzeichnete Petition zu Gunsten eines gleichfoͤrmigen Penny Porto's vorlegte, will der Courier schlicßen, daß die Lords die Bill annehmen wurden. Uebri⸗ gens steht es denselben, da es sich um eine bloße finanzielle Mäßregel handelt, nicht fcei, der Bill Amendements hinzuzu— fügen, sie haben die Wahl nur zwischen Annahme und Ver⸗ werfung.

Das gestrige Votum des Oberhauses uber die von Lord Uondhurst zur Irländischen Munizipal— Vill vorgeschlagenen Mmendemenis läßt diese wichtige Angelegenheit auf dem alten Fleck und giebt abecmals Anlaß zu einer Kollision mit dem il sterhause. Die Bill ist dadurch so umgestaltet, daß das letz— tere sie nicht mehr als die seinige anerkennen wind. Die Folge davon ist aber am Ende nur, daß sie in der nächsten Session im Unterhause eine noch liberalere Fissung erhält, wie es bis jetzt schon von Session zu Session der Fall gewesen. .

Der Herzog von Wellington wird von den liberalen Blaͤt⸗ tern heftig mitgenommen, weil er die Brandscenen in Birming⸗ ham mit den ärgsten jemals vorgekommenen Auftritten in einer erstuͤrmten Festung verglichen hat. Sie theilen des halb meh⸗ rere Auszuge aus den Werken des Obersten Napier und des Hauptmanns Riegel, welche uͤber die Gräuel-Scenen nach der Erstuͤrmung von Bajadoz und St. Sebastian, unter des Her— zogs eigenen Befehlen, berichten. . ö

Der junge Mensch, welcher die Koͤnigin neulich bei einem Spazierritte im Hyde Park insultirte, soll in einem Briefe an dieselbe sein Benehmen durch das Scheuwerden seines Pferdes, dem ein Stallknecht der Königin in den Zuͤgel gefallen sey, zu er— klären gesucht haben. Die Pelizei hat ihn indeß in eine Strafe

von 5 Pfd. genommen, wegen eines von ihm ausgegangenen

Angriffs auf den Stallknecht, und ihm überdies eine Caution von 2090 Pfd., nebst Stellung ven zwei Burgen, jeder eben—

Diener der Koͤnigin und der Polizei, sich ruhig verhalte.

In Birmingham haben teine neue Unruhen stattgehabt;

die Üntersuchungen gehen ihren Gang, doch, wie (s scheint,

nicht mit dem besten Erfolge. Ein Mann, Namens Gregg,

ward vorigen Dienstag vLorgefuͤhrt; man beschuldigte ihn, bei

der Feuec- Anlegung von Bourne's Hause betheiligt gewesen zu

seyn; er bewies aber ein Allbi und ward wieder freigelassen. Mehrere Leute, deren Angabe uüͤber den beim Tumulte erlittenen Verlust 20 Pfd. nicht übersteigt, legten in Uebereinstimmung mit der Parlaments-Akte zu diesem Behufe ihren Eid ab, um ihre Verluste von der Stadt oder dem Bezirk zu reklamiren. Bie angegebenen Verluste dieser Art machen uͤbrigens nicht mehr als 400 Pfd. aus, die Verluste uͤber 29 Pfd. sind

aber desto zahlteicher, und im Ganzen veranschlagt man den Schaden nicht unter 40, 0600 Pfd. Man glaubt jetzt, daß die Abschäͤtzung des Verlustes des Herrn

Bourne allein üuͤber 19 040 Pfd. betragen wird. Vorigen

Montag brach in den Gebäuden eines Herrn Whitall Feuer

aus, welches, allen Anzeichen nach, angelegt war. Auf die Ent—

deckung des Thaäters hat man eine Prämie von 50 Pfd. gesetzt. Ueberhaupt fuͤrchtet man, daß die gegenwärtige Ruhe nur eine

truͤgerische sey, und daß, wenn auch nicht ein neuer Tumult

ausbrechen sollte, so doch nächtliche Feueranlegung in dem Sy⸗ stem der Unruhestifter liege, die einmal entschlessen seyn sollen, Um dagegen geruͤstet zu seyn, will man als Patrouille ein Corps freiwilliger Reiter er⸗

durch physische Gewalt zu wirken.

richten, das von einem ausgedienten Offizier kommandirt wer—

den soll. Mit der Rekrutirung faͤr die neu zu errichtende Bir

minghamer Polizei wird bereits der Anfang gemacht, und so⸗ bald' eine Anzahl neuer Pelizeibeamten hinreichend geubt ist, wird eine gleiche Anzahl Londoner Polizeidiener hierher zuruͤckkehren. In Manchester beschränken sich die Chartisten⸗-Umtriebe noch im— mer auf laͤrmende Versammlungen. Am Diensttag fand dort wieder eine solch? Versammlung ven etwa 600 Individuen statt, wobei 2 Fahnen paradirten, auf welchen „Feargus O Con⸗ nor fuüͤr immer!“ und „Allgemeines Stimmrecht zu lesen war; auch fehlte die schon so ast vorgekommene Abfengrung ciner Flinte oder Pistole nicht. In Neweastle am Tyne ist an! 6 Fbermals ein Versuch gemacht worden, die oͤffentliche Ruhe zu sioren, die aber keine weitere Folgen gehabt zu haben scheint,

als die Arretirung zweier Leute, die nebst den neulich Fest⸗—

genommenen vor den Magistrat gebracht und eines Anguffs auf die Polizei uͤberfuͤhrt worden sind. Von Letzteren wur— den mehrere! mit correctionellen Strafen belegt. D

Chartisten beabsichtigten Montag Abend im Forth eine Versammlung zu halten; da aber Militair und Polizei in der Nähe und bei der Hand waren, so lief dieselbe ruhig ab. Hier

r. London hat gestern der sogenannte National-Konvent in einer . Herr James Taylor den Vorsitz fuͤhrte, guf den Antrag des Herrn Feargus O Connor ein stunmig be schioffen, daß während der Dauer des heiligen Monats gdes⸗ sen Beginn vorläufig auf den 12. August festgesetzt ist, sin Con⸗ seil in London residiren solle, um die Leitung dieser Z vangs⸗ Maßtegel zur Erzielung ihrer größtmöglichen Wirtsamk it zu Ebernehmen. Wahrend der letzten Tage haben mehrere ach ibare Fabrikanten und Detailhändler anonyme Briefe, meistens in London auf die Post gegeben, erhalten, welche in den heftigsten und drohendsten Ausdrücken abgefaßt waren. ĩ Der Eourier widerspeicht den Geruͤchten, welche über eine Unterhandlung zwischen den Banken von England und Frank—

Adelaide so ll es sich sehr angelegen gierenden Koͤnigin und ihrer Mutter, fruͤhere innige Verhaͤltniß, welches utgel

scheidend zu halten, daß Konstantinopel oder Bagdad dadurch Die letzte Zusammenkunfst, die diese drel erlauch⸗

falls mit einer Caution von 100 Pfd., dafür auferlegt, daß er während der nachsten sechs Monate, insonderheit gegen die

Die

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reich im Umlauf waren, berichtet dagegen, daß durch Vermitte⸗

zu Stande kommen duͤrste, wodurch eine halbe Million Soy ve⸗ reigns in die Koffer der Bank zuruͤckkehren wurden, womit aber der Verkauf des sogenannten dead weight nichts zu schaf— fen habe. .

Das unbeständige regnichte Wetter der letzten Zeit hat, so⸗ wohl fuͤr den Bedarf als auf Speculation, Vegehr nach Wei⸗ zen erzeugt, und sowoh! fremder als einheimischer wird 2 Sh. höher bezahlt. Einige Partieen fremden Weizens unter Schloß erhielten 2 2 3 Sh. hohere Preise als am Montag.

Die Morning Chronicle ist nicht geneigt, die zwischen den Tuͤrken und Aegyptern stattgefundene Schlacht fuͤr so ent—

in Gefahr kommen konnte, ehe der Befehl Mehmed Ali's oder die Erklärung der fuͤnf Mächte zu einein Waffenstillstand geführt hätten. Was die Erledigung des Streites zwischen Mehmed

Ali und der Pforte betrifft, so bemerkt das genannte Blatt dann

1391 . Men gya No , 98 ? 2m 4 8 weiter: „Der Plan des verstorbenen Sultans

litairmacht zu iheilen; ein Theil Hafiz Pascha in Syrien eindringen, mee, von der Flotte in der Bai von Skznderum ans 8 setzt, sich im Ruͤcken der Aegypter aufstellen und dieselben zwinge sollte, entweder das noͤrdliche Syrien zu räͤumen, eder ick einen unvortheilhaften Kampf Iilassen. ; he Kosten und Sorgfalt der Sultan auf idet hat, die auf der Flotte eingeschifft werden e einen wesentlichen, wenn nicht den hauptsaächlichsten Th . Operationen bildeten. Da jedoch auf die Vorstellungen der Europäischen Machte das A . ch unterblieb, so konnte Hasiz Pascha das Ma över nicht wieder len, wöädurch der Kaiser Heraelius einstmals Klein- A‚sien, und Aegypten von den Persern befreite. Wir bander eine Hand des Sultans, indem er sich zum Kampf während wir Ibrahim den freien Gebrauch seiner bei— Armeen und seiner Vorrathe gestatteten, als er nur noch Tagemärsche von der streitigen Graäͤnze entfernt war. 8 konnen wir die Schlacht bei Nissib durchaus nicht s eine wirkliche Eiprobung der Stärke beider Paiteien ansehen; noch weniger wuͤrden wir aus einem ferneren Zusam— mentreffen einen entscheidenden Schluß ziehen durfen, so lange das Turkische Geschwader in den Dardanellen durch Europaische Doch wenn der Sieg der Aegypter auch

eingeräumt werden. reich und England, hatten M

wiß nicht. weise Niederlage würde dies noch um e W

vor der

ies ist nur

Vom Vorgebirge der guten Hoffnung melden die eingegangenen Blätter bis zum 19. Mat, daß der Zulah-Chef Dingaan die Friedens-Unterhandlungen, die er mit den Hol

Bauern eroͤffnet hatte, nicht bestaͤti

sei ner

ländischen aus gen wollte; zwei davon umgebracht. Die letzten Jtachrichten aus Nei

Suͤd-Wallis und Vandiemens-Land lauten sehr guüͤnstig.

. * . . , Herr Mos quera, der Commissair von Neu Granada füt

8 * Is , 254 Ao , wollte, einer Anzeige des

* 1 * * . z 1 3 z 9 9 (* . hiesigen NReu— Granad schen Konsuls zus ) 21. Juli von 8 * 6 21

2 Fan! 8 6549 1 New-Yerk nach England ab ehen.

Regulirung der Columbischen Schul

G 26 Nil cy oy auß 91 Irdentliche (55 9

Aus dem Haag, 290. Suli. Ber außerotdeniliche Se⸗ .

e Mint

; ö sandte und bevollmächtig

dischen Hofe, Baron vo denberg, Hannoverscher Minister Mestdent an den selben Yosfe,

1 1 n

sind gestern von hier nach Deutschland abgereist. . Am 24. August, dem Geburtstage des Koͤnigs, wird die Eroͤffnung der Haarlemer Eisenbahn stattsinden. , Das Handelsblad enthalt Nachrichten aus Batavia vom 9. April, wonach man am Morgen des 19. Maͤrz in Muntok auf der Insel Banka ein von einem furchtbaren Sturm beglei⸗

tetes Erdbeben spuͤrte; auch in Batavia empfand man am 21lsten desselben Monats eine leichte Erschuͤtterung.

*

*

Belgien.

Bruͤssel, 27. Zuli. Man soricht viel von der Absendung eines Geschäfesträgers nach dem Haag. Der Name des Di⸗ plomaten, auf den die Wahl der Regie ung gefallen ist, ist noch ein Geheimniß. .

Der Bischof von Bruͤgge wird einen Hirtenbrief, erlassen, um seine ungluͤckliche Kathedrale der Großmuth der Gläubigen und aller Kunstsreunde zu empfehlen. Die Kosten der Wieder herstellung werden enorm seyn; an Schiefer allein wird man fuͤr 99, 9 90 Francs brauchen.

Der „Independant“ nennt jetzt die Diplomaten, die nach Deutschland gehen werden, um mit den verschiedenen Deutschen Höͤ⸗ fen Verbindungen anzuknüͤpsen. Der General Goblet ist fuͤr die Königlichen und Großherzoglichen Hoͤfe Nord⸗Deutschlands

ernannt, Herr Lebeau fuͤr den Deutschen Bund und die Hessi⸗

schen Hof?, Herr Baron O Sullivan fuͤr die Koͤniglichen und Geeßherzoglichen Hoͤfe des Suͤdens. Der Baron Dies kau wird an die Herzoglichen und Fuͤrstlichen Hoͤfe der Mitte und des Nordens und der Baron de T'Serciaes an die Herzoglichen und Furstlichen Hofe des Suͤdens gehen. Diese Missionen wer⸗

den nur von kurzer Dauer seyn, und dann werden er st defini⸗ tive Gesandtschaften in Deutschland etablirt werden.

Am 23. Juli war Versammlung des Kommunalraths in Mons, in der simmiliche Mitglieder der Verwaltung aufs Neue ihre Entlassung eingereicht haben Der Buͤrgermeister ist

in Begleitung eines Schsppen nach Bruͤssel abgereist, wohin Herr de Theux eben zurückzekehrt ist. ö? Bei dem Streit? über Martelange handelt es sich nicht mehr um das Dorf Martelange allein, sondern um das Gebiet der Kommune und ihrer Appertinenzien, welche die werthvol— len Gemeindeforsten von mehreren Tausend Hektaren umfassen. Die Niederlaäͤndischen Kommissarien gehen dabei immer von der Ansicht aus, daß bei der Ausführung von Gänzwvertmaäͤgen zu den Lekalltäten, die mit Namen genannt sind, immer ih e Ban⸗ lieue zu rechnen ist. Dies wird aber durch die dem Vertrage

Auslaufen der Tuͤrkischen Flotte

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h vione aufgefangen und

ster Rußlands am Miederlan⸗

Maltitz, so wie der Graf von Har⸗

der 216 Artikel angehängte offizielle Karte widerlegt und durch den Vertrag selbst, der ausdruͤcklich angiebt, in welchen Faͤllen die Lokalitäten die Banlieues in sich begreifen. Nichts desto— weniger beharren die Niederlaͤndischen Kommissarien bei ihrer Meinung; ja sie sordern sogar die vorlaüͤfige Räͤumung von Martelange und erklären, so lange dieses Dorf von den Belgi—⸗ schen Truppen besetzt bleibe, konnten sie das Verhältniß der bei— den Lander nicht als ein friedliches betrachten, das sich zur An— knuͤpfung freundschastlicher Unterhandlungen uber die zwischen ihnen obwaltenden Differenzen eigne.

Aus Thielt schreibt man: „Das Geruͤcht von den neuen Zöllen, womit unfere Leinwand belastet werden soll, gewinnt smmer mehr Bestand. Wenn es der Regierung nicht gelingt, diesen unglücklichen Schlag von unserer Industrie abzuwenden, so werden die beiden Flandern, die fruͤher so reich und bluͤhend waren, die ärmsten Provinzen Europa's werden; die Linnen⸗ Industrie ist für sie Alles, und es bliebe uns dann nichts uͤbrig, als die erste beste fremde Herrschaft zu wuͤnschen.

Auch in Aubel beklagt man sich uͤber die Maßregein der Niederländischen Douaniers an der Graͤnze zwischen der Pro⸗

vinz Luͤttich und Limburg. ( .

Schweden und Norwegen. Stockholm, 22. Juli. (H. St. 3.) Der Kronprinz,

Greß Admiral, steht im Begriff, mit der Fregatte „Gothenburg“ eine Expedition auf der Ostsee vorzunehmen. Er wird von sei⸗ nem Sohne Prinz Oecar begleitet, welcher sich auch der Ma⸗ rine widmet. Die Fregatte wird von drei anderen Kriegs schif⸗ fen begleitet, die Expedition wird einige Wochen dauern und man qlaubt, daß der Finnische Meerbusen besucht werden wird.

Das Königliche Dampfschiff „Gylfenn, welches die Kaiserig von Beasilien nach Keel fuͤhrte, hat die Reise dahin in 52 und die Rückceise in 60 Stunden zuruͤckgelegt. Welche große Vor— theile die Post Communication gewinnen koͤnnte, wenn dieselbe diesen Weg name, liegen am Tage, und es ist zu hoffen, daß unser thätsger Ober-Post Direktor, welcher keine Gelegenh it zur Verbesserung des Postwesens voruͤbergehen laͤßt, diesen Aus⸗ weg zu benutzen wissen wird. .

Als Mangtteder in der Comité, welches den 15. September zusammentreten wird, um verschiedene Unions-Verhaͤltnisse zu ordnen, sind auf der Schwedischen Seite ernannt: Baron Ce—¶ derstroͤn, der Admiral Nordenskioͤld und der Bischof Heurlin.

Vorgestern fand die Beerdigung unseres verehrten Erzbi— schofs Wallin mit großen Ehrenbezeigungen statt. Eine unz h⸗ lige Menschenmasse wallten auf den Straßen, und wo der Lei⸗ chenzug voruͤberzos, sah man Thränen in manchem Auge.

Die Sardinischen Artillerie-Offiziere, General Sobrera und Ehevaller de Vaspré, welche hier verweilen, um Kennitnisse in der Schwedischen Kanonengießerei zu erwerben, hatten gestern die Ehre, bei dem Koͤnige zu speisen.

Die natur historische Gesellschaft, welche sich jetzt in Gothen— burg versammelt hat, besteht aus 83 Personen, namlich 21 Daͤ⸗ nen, 1 Preußen, 16 Norwegern und 51 Schweden.

JI

illi. Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz Max milian ist diese Nacht um 2 Uhr in erwuͤnschtem Wohl—⸗ seyn hier angekammen; auch Se. Hoheit der Herzog Max in Bayein ist heute Mittag um 1 Uhr von seiner Reise zuruͤckge— kehrt. Seine in Possenhofen verweilende Durchlauchtige Ge⸗ mahlin sieht demnächst ihrer Entbindung entgegen. Ihre Majestaͤt die regierende Koͤnigin wird, falls nicht anders ver— faͤgt wird, bis zum 5. August Nymphenburg verlassen und sich

den B 39n zaden begeben.

Sm e * ö 9 München, 26.

2. Juli. (Augsb. Abendz.) Das in vori—

enene, vom 2. Juli datirte Erkenntniß des hie—

istrats gegen den Koͤnigl. Zentral⸗-Schulbuͤcher⸗-Verlag Sruckbogen stark. Der Eingang lautet: „Der Ma—

Königl. Haupt- und Residenzstadt Muͤnchen hat sich

n der Beschwerdesache der hiesigen Buchhaͤndler gegen den Koͤnigl. Zentral-Schulbuͤcher-Verlag wegen Gewerbs⸗Beeintraͤch⸗ tigung umständlichen Vortrag erstatten lassen, und beschließt hier— mit nach gepflogener kollegialischer Berathung: 1) Der Koͤnigl. Zentral-Schulbuüͤcher-Verlag zu Muͤnchen werde wegen Unberg! if⸗ ses seines Privilegiums des Eingriffes in die Gewerbs⸗ der hiestgen Buchhaͤndler als schuldig erachtet, und sich deshalb l) des Druckes, Verlags und Verkaufes andern, als der in den Deutschen Schulen planmaͤßig ein⸗ gefuhrten Schulbuͤcher, und anderer zur Erziehung der Deut⸗ schen Schuljugend dienlichen Schriften bei Vermeidung einer

Geldstrafe von 100 Reichsthalern und Confiscation solcher Buͤ⸗

cher und Schriften zu enthalten. III. Habe derselbe den Be⸗ schwerdefuͤhrern die ihnen erwachsenen Kesten zu verguͤten.“ Nach Entwickelung der „Geschichte und Gruͤnde“, heißt es am Schlusse derselben? „Der Koͤnigl. Central Schulbuͤcher⸗Verlag behauptet ferner, bezüglich der Lateinischen Klassiker das theil— weise Verlagsrecht fär Bayern erworben zu haben, und zwar von der hiesigen Lindauerschen Buchhandlung. Abgesehen nun davon, daß weder die behauptete Erwerbung fraglichen Verlagsrechtes durch Kauf, noch die Zeit derselben nach— gewiesen ist, noch auch die Klassiker speziell bezeichnet sind, de— en Verlaags-Recht er gekauft haben will, ohne deren nahere Bezeichnung nicht beurtheilt werden kann, ob dem dasselbe verkaufenden Buchhändler ein ausschließendes Recht zu deren Verlag zustand, noch auch angegeben ist, worin die theil— weise Erwerbung des Verlags-Rechtes bestand, so konnte

sie nur gegen den Buchhaͤndler Lindauer, da nur dieser sein

Kontrahent ist, geltend gemacht werden, und sind daher fuͤr die übrigen Bächhaͤndler durch den mit Lindauer abgesch losse⸗ nen Vertrag keine Verbindlichkeiten erwachsen. lebrigens stellt sich der Kauf eines theilweisen Verlags. Rechtes als un⸗ gültig dar, weil er gegen das Gewerbs Geseß ver stößt; denn Niemand kann einen Theil seiner Gewerbsbefugnisse veräußern, nur ein ganzes Gewerbsrecht kann, vorausgesetzt, daß es rea—⸗ ler Natur ist, verkauft werden, ein Theil desselben aber nicht. Der Koͤnigl. Central— Schulbuͤcher-Verlag konnte daher dieses theilweise Verlagsrecht auch nicht erwerben, weil es nicht theil⸗ weise verkauft werden konnte. Derselbe konnte aber auch ferner durch den Kauf eines theil weisen Verlagsrechtes, wenn dieser auch guͤltig wäre, fuͤr sich kein ausschließliches Recht zum Ver⸗ lage der Lateinischen Klassiker ꝛc. erwerben, was dasselbe keinen Bestandtheil seines Privilegiums bildet. Die Verurtheilung n die Késten ist Folge der Sachfälligkeit, da aber der Deutsche Schul-Fonds und resp. Central-Schulbuͤcher⸗Verlag in Folge Dekcets vom 25. Marz 1596 M. G. S. B. V. bag. 5l3 Teox⸗ freiheit genießt, so waren demselben nur die den, BVeschwerde⸗ führern erwachsenen Kosten zu uͤber burden.“ Die Buchhaänd⸗ ler wollen nun auch gezen den „kasholischen Buͤcher⸗Verein dahier auftreten.

Darmstadt, 27. Juli. (Gr. H. 3.) Die 2te Kammer hatte im Maͤrz d. J. (. St.“ Ztg. Nr. 71.) mit 42 gegen 1 Stimme beschlossen: „die St. Reg. zu ersuchen, daß auch in den zu den zu den früher reichsunmittelbar gewesenen Besitzun— gen der Freiherren v. Riedesel gehörigen Theilen des Landraths, bezirks Lauterbach, mit Ausnahme derjenigen Distrikte, auf welche sich dermalen noch bestehende, oder erweislich vorhin be⸗ standene wirkliche Bergwerke der Freiherren von Riedesel er— strecken oder erstreckt haben, und noͤthigenfalls unter Vorbehalt ber im Rechtswege geltend zu machenden besonderen Rechte der Freiherren von Riedesel, einer freien Konkurrenz im Berg— bau auf fossiles Brennmaterial kein Hinderniß in den Weg ge— legt, und demgemaͤß, bei Ermangelung eines sonstigen Anstan⸗ des, auch fuͤr diese Theile des Landrathsbez. Lauterbach die Er— theilung der von den Petenten erbetenen Schurf⸗ und Muthungs⸗ scheine angeordnet werde.“ Diesem Beschlusse trat aber die ste Kammer nicht bei, sondern beschloß, dem Gesuche keine Folge zu geben. Der hieruͤber berichten de Ausschuß der 2ten Falmer trug in der S88sten Sitzung vom 10 Juli in einem ausfuhrlich motivirten Bericht darauf an: „daß die Kammer auf ihrem früheren Beschlusse beharren und denselben der Staatsregierung vermittelst einseitiger Adresse vorlegen moge.“ Die Kammer bemerkte in der heutigen Sitzung nichts hier— zu, trat vielmehr bei der nachher erfolgten Abstim mung, im Einverständnisse mit den im Ausschußberichte entwickelten An— sichten einstimmig diesem Antrag bei.

Braunschweig, 29. Juli. (Magd. 3.) Vorgestern, den 27sten d. ist seine Durchlaucht der Herzog von seiner Reise nach Hamburg zum Wettrennen hierher zucuͤckgekehrt. Die Aussichten für unsere Sommermesse haben sich sehr gut gestal— tet. Die Zahl der Verkäufer und die Masse der Meßguͤter überragt weit die der feüͤheren Messen und hoffentlich wird die Lebhaftigkeit des Handels-Verkehrs nicht dahinter zuruͤckbleiben. w .

Wien, 24. Juli. Seit einigen Tagen ist der re— gierende Herzog von Sachsen⸗Meiningen hier anwesend. Dieser Fuͤrst beabsichtigt eine kleine Reise nach Ungarn, um die be— ruͤhmtesten der dortigen Gestuͤte in Augenschein zu nehmen. Der juͤngere Graf Boos-Waldeck, welcher im verflossenen Jahre in der Armee des Don Carlos gedient und zu wiederholten— malen die Aufmerksamkeit der Journale auf sich gezogen hatte, ist nunmehr wieder hier eingetroffen. Er versah in der letzten Zeit seines Aufenthaltes in Spanien, bei Maroto die Func— tionen eines Adjutanten und verließ Estella wenige Tage bevor dieses Städtchen der Schauplatz des blutigen Ereignisses wurde, durch welches sich Maroto von seinen politischen Gegnern be— freite. Graf Boos-Waldeck scheint eben so wenig als Fuͤrst Fritz Schwarzenberg wieder nach dem Spanischen Kriegsschau— platze zuruͤckkehren zu wollen.

In die Einfoͤrmigkeit des Wiener Sommerlebens hat die Erscheinung der Bojaderen einige Abwechselung gebracht. Un— geachtet der entschuldigenden Vorbemerkung des Anschlage-sZet— tels, welcher die Zuseher ersuchte, ihr Urtheil nach „den wild Indischen“ Begrissen herabzustimmen, erregten diese fremdlaͤn⸗ dischen, eine uralte Kultur repräsentirenden Gestalten bei den höheren Klassen vieles Interesse. Auf dem Josephstaͤdter Theater wurde unlaͤngst das Meisterwerk Meyerbeer's, die Hu— genotten, unter dem Titel: Die Ghibellinen in Pisa, zum erstenmale aufgeführt. Trotz der schwachen Kraͤfte dieser Vor— stadt-⸗Bühne, machte sich die Meisterschaft der Schoͤpfung un— seres großen Landsmannes geltend.

Von Ischl wird geschrieben, daß dieser im Laufe eines Jahrzehndes zu Europuͤischer Beruͤhmtheit gelangter Badeort dies Jahr mehr als je besucht ist. Eben so auch die Böͤhmi— schen Bäder. Von hier stroͤmten ihnen fortwährend Gaͤste zu. Nur Baden, bei Wien, einst der Sammelplatz der eleganten Welt, von Ungarn und aus anderen Provinzen haͤusig besucht, geraͤth in Verfall. Seit dem Tode Kaisers Franz, welcher ge— wohnlich einen Theil des Sommers dort zubrachte, war der Hof nicht mehr in Baden. Sehr empfindlich litt dieses, durch seine reizende Lage und geschichtliche Bedeutung eben so sehr als durch die Heilkraft seiner Schwefelquelleu beruͤhmte Städt—⸗ chen auch durch den Tod Erzherzogs Anton, seines Beschuͤtzers und Schirmherrn. Die Bruͤnner Eisenbahn wird fortwaͤh— rend befahren, und die Wirthe dieser Provinzial-Stadt lassen nun, gleich denen der Umgegend Wiens, an unseren Straßen— Ecken ihre Bälle und Konzerte anschlagen. Man fuͤhlt aber, daß, trotz dem Reize der Neuheit, diese beschleunigte und er— leichterte Communication auf keinem inneren und wahren Be— duͤrfnisse beruht, und daß daher auf eine den großen Kosten entsprechende Frequenz nicht gerechnet werden darf. Der bis— her veroͤffentlichte Ausweis ist auch wirklich nicht sehr befrie— digend.

. Wien, 26. Juli. Vorgestern Morgens traf hier ein

Russischer Feldjaͤger aus Warschau ein, welchen der Fuͤrst Paske—⸗ witsch an den Hrn. Erzherzog Karl abgesandt hatte, um Sr. Kaiserl. Hoheit von der gluͤcklichen Ankunft seines Durchlauchtigsten Sohnes in Petersburg in Kenntniß zu setzen. Erzherzog Al— brecht hatte Luͤbeck am 16ten Nachmittags an Bord des Kai— serl. Russischen Krondampfschiffes „Bogativ“ verlassen, und war bereits am 19ten in der Haupistadt des Russischen Reiches ange⸗ langt. Von dort gelangte die Nachricht hiervon mittelst Telegraphen hach Warschau, und vier Tage spaͤter nach der Weilburg, dem Landsitze des Erzherzogs Karl bei Baden unweit Wien. Diese Schnelligkeit ist ohne Beispiel. Personen aus dem Gefolge des jungen Prinzen schreiben an ihre hiesigen Freunde, daß Se. Kaiserl. Hoheit sich auf der Reise durch Deutschland, und na— mentlich am Koͤnigl. Preußischen Hofe, einer sehr schmeichelhaf— ten und ehrenden Aufnahme zu erfreuen hatte.

Aus dem Archipelagus sind Nachrichten bis zur Haͤlfte die— ses Mongts eingelaufen. Erzherzog Friedrich, Bruder des Erz— her eas Albrecht, war an Bord der Kaiseri. Korvette „Caro— . die er befehligt der Prinz ist Linienschiffs⸗Capitain mit

erstenrang am 10ten d. M. im Pyraͤus vor Anker gegan— . er die Rheden von Corfu und Zante besucht hatte. . e, Hafen lag, von Tenedos kommend, eine Kaiserl. Königl. , ö ,,. Vord sich Baron Bandiera, der Komman— . Ke lsen r lere e chen Geschwaders in der Levante befand. gd Die eh gg „Ussaro“ kreuzte in der Naͤhe von Gen er ' ff riegsschiffe sollten unverzuͤglich die Griechischen e , , ., um den Bewegungen der Tuͤrkischen Flotte, . in der Nähe von Scio hatte kreuzen fehen, 3 i Ueber die Verluste der Großherrlichen Armee liefen in Griechenland die verschiedenartigsten Geruͤchte um. Nach der geringsten Angabe wären, in der' dreistuͤndigen Schlacht vom Wösten v. M. gegen 0000 Tarken auf der Wahlstatt geblieben. Diese Zahl scheint jedoch übertrieben. Gewiß ist jedoch, daß

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1000 Tuͤrken unter Ibrahim Dienste nahmen. Sie wurden sogleich nach dem Hedschas instradirt; sind sie erst durch die

Wuͤste von den Ihrigen getrennt, so hat Mehmed Ali keinen

Abfall zu befuͤrchten.

Italie .

Die Mailänder Zeitung vom 23. Juli meldet, daß am

20. Juni die alten Bader von Masino im Veltlin wieder er—

offnet worden seyen. Die warmen Quellen dieser Gegend sind salzhaltig, nicht schwefelhaltig, und haben große Verwandtschaft mit denen von Karlsbald, wie aus einer genauen Analyse des

Wassers, die der Chemiker Ferrario in Mailand angestellt, sich ergeben. Die wunderbaren Heilkräfte, welche diese Mineral—

quellen schon fruͤher gezeigt, haben sie nicht bloß in Veltlin, son⸗

dern auch in der ganzen Lombardei beruͤhmt gemacht.

Rom, 18. Juli. (A. 3). Ein mit unerhoͤrter Frechheit ausgeuͤbtes Sakrilesium hat besonders unter dem gemeinen Volk allgemeinen Schrecken verbreitet. Aus einer Kirche am

Campo Vaccino, dem ehemaligen Forum, ist die silberne Kap— sel mit konsakrirten Hostien geraubt worden. Ein Edikt des

Kardinal ⸗Vikars fordert die Einwohner der Stadt auf, Trauer

zu tragen uͤber dieses schreckliche Verbrechen, den Herrn um Entdeckung des Missethäͤters und um Abwendung großen Uebels zu bitten. In der fraglichen Kirche selbst wurde ein Triduum verordnet, welches heute zu Ende geht, Vorgestern war Se. Heiligkeit in jener Kirche, gestern das Kollegium der Kardinäle und heute wird Se. Heiligkeit dem Schluß des Triduums bei—

wohnen. Mehrere Verdächtige sind bereits eingezogen, der

Thaͤter aber noch nicht bekannt. Dies Vergehen wird von dem heiligen Offizium gerichtet werden.

Clot Bey, der Leibarzt des Vizekoͤnigs von Aegypten, ist

nach Neapel abgereist, um sich daselbst nach Marseille einzu— schiffen und von dort nach Aegyyten zuruͤckzukehren. Er hatte hier eine Audienz beim heiligen Vaker, in der er demselben die Neligionsbuͤcher der Drusen uͤberreichte. Se. Heiligkeit ließ ihm dagegen eine goldene Dose, mit sehr werthvoller musivischer Darstellung des Petersdoms und die Medaillen der fasti pontificali uͤbersenden. Clot Bey ist Katholik. ö

Das Gouvernement beabsichtigt gegenwärtig die Pulver— fabrication, die bis jetzt jedem Privaten freistand, einem Appal— tatore als Privative zu uͤbergeben. Ein Deuischer, der seit vie—⸗ len Jahren hier eine Pulverfabrik besitzt, soll zum General⸗-In—

spektor ernannt werden. Eben so soll der Lumpenhandel verpach⸗

tet wereen. Um haufigen Unfällen bei Bauten und Repara—

tionen schadhaft gewordener Haͤuser, die gaͤnzlich den Maurer⸗

meistern uͤberlassen werden, zu verhuͤten, sollen von nun an die Maurermeister wie die Achitekten gehalten seyn, ein Examen zu bestehen.

Der kleine Violinspieler Salvatore Nicosia, der von hier die verschiedenen Provinzstädte bereiste, soll von Ancona durch ein ministerielles Schreiben nach Neapel berufen worden seyn. Wahrscheinlich wird dort in dem Konservatorium der Musik sein außerordentliches Talent auf eine zweckmäßigere Weise ausgebildet werden. Interessant ist die Art, wie dieß Talent entdeckt wurde. Salvator Nicosia wurde gegen Ende des Jahres 1834 zu Paterns in Sicilien geboren und soll von muͤtter⸗ licher Seite mit dem beruͤhmten Bellini verwandt seyn. Sein Va— ter und ein älterer Bruder beschaͤftigen sich viel mit Musik, ohne jedoch in Behandlung mehrerer Instrumente auch nur die Mittel— maͤßigkeit erreicht zu haben. Sein Bruder sollte einem Freunde Unterricht auf der Violine ertheilen und spielte demselben zu die⸗ sem Zweck eine Française vor, die der Schuͤler aber trotz vieler Wiederholungen nicht nachspielen konnte. Der kleine, wenig mehr als drei Jahre alte Salvatore wohnte diesem praktischen Unterricht, in einer Ecke des Zimmers spielend, bei. Als der— selbe beendet, Lehrer und Schuler sich entfernt hatten, klettert der Kleine mit vieler Muͤhe auf das Bett, auf dem die Violine lag und versucht, gas gehörte Musikstuͤck nachzuspielen. Der Vater, im Nebenzimmer beschaͤftigt und der stets wiederkehrenden Musik uͤberdruͤssig, wollte die Spielenden zur Ruhe weisen, als er mit Erstaunen statt des älteren Sohnes den jungen Vir— tuosen, mit dem ihm viel zu großen Instrument zwischen den Beinen, auf dem Bette sitzen und spielen sieht. Er läßt sich das Musikstuͤck wiederholen und findet es, einige unreine Tone ausgenommen, ganz richtig ausgeführt. Eine kleine, der Große des Knaben entsprechende Violine wird angeschafft. Man spielt Salvatore mehrere Stuͤcke vor, die er nicht nur auswendig lernt, sondern mit einem ganz eigenen kindlichen Gefuͤhl vor— traͤgt, so daß er sich in einem Alter von 3 Jahren und 4 Mo— naten in Catania zum erstenmal öffentlich hoöͤren lassen konnte. Von dort ging es nach Palermo und Neapel. In letzterer Stadt aͤrndtete er bei Hofe, im Theater San Carlo und in vielen Privat-Cirkeln, allgemeinen Beifall. Die Städte Pa— lermo, Catania, Macerata und der Nuntius von Neapel be— schenkten ihn mit Medaillen. Die Koͤnigin⸗Wittwe von Neapel sicherte ihm einen Platz im Konservatorium der Musik zu S. Pietra und Majella, zu welchem er jetzt wahrscheinlich be— rufen worden ist.

ö

Madrid, 16. Juli. In Folge der großen Hitze ist in den

Geschaäften und politischen Intriguen ein voͤlliger Stillstand ein— getreten. In der naͤchsten Woche beginnen die Wahlen, und man glaubt noch immer, daß die Exaltirten die Majorität in den neuen Cortes haben werden. Cadix, Cartagena, Ferrol und andere Seestaͤdte wollen See⸗Offiziere zu Deputirten waͤh— len, damit die so lange vernachlaͤssigten Interessen der Marine auch in der Kammer vertreten werden.

Serbien

Von der Serbischen Gränze, 17. Juli. (A. 3.) Es be— staͤtigt sich, daß Fuͤrst Milosch gegen seine Resignation, als gewalt— sam erzwungen, protestirt, und diesfaͤllige Erklaͤrungen an die Hofe von St. Petersburg und Konstantinopel gesandt hat. Indessen waͤre eine Ruͤckkehr des Fuͤrsten Milosch nach Serbien unter den jetzigen Verhaältnissen mit solchen ernsten Schwierigkeiten verknuͤpft, daß wohl schwerlich weder die oberherrliche noch die Schutzmacht sich geneigt fuͤhlen werden, sich mit deren Beseiti⸗

ung zu befassen. In Konstantinopel bedauerte man sehr, daß u Milosch den Intriguen, von denen er umgeben war, nicht festern Widerstand zu leisten vermochte. Sein Ungluͤck war sein allzugroßes Vertrauen auf den Englischen Consul, Obrist Hod—⸗ ges, dessen Rathschlaͤge fast ausschließlich seinen Ruin herbeige⸗ fuͤhrt haben sollen. Die beabsichtigte Reise des Fuͤrsten Mi⸗ losch nach Rußland scheint aufgegeben; wenigstens ist derselbe ganz unerwartet nach seinen Besitzungen in der Wallachei zuruͤck⸗ gekehrt. Der Bruder des Fuͤrsten Milosch, Praͤsident des Senats und Regentschafts mitglied, Jephrem Obrenowitsch, ist auf der Reise nach Odessa begriffen, wohin er seinen noch sehr jungen Sohn begleitet, der dort seine Erziehung erhalten soll.

Türkei.

Konstantinopel, 19. Juli. (A. 3.) Man fuͤrchtete in Konstantinopel, und fuͤrchtet sich noch vor * . 7 hen, die von den noch immer zahl ge vorhandenen Janitscha⸗ ren und andern fanatischen Anhäͤngern des Alten aufgeregt werden möchten. Es schien also nöͤthig, einige Exempel zu sta⸗ tuiren, um die Energie der Regierung zu zeigen, und unruhi⸗ gen Koͤpfen die Lust zu irgend einer Unternehmung zu beneh— men. Aber Alles ist und bleibt hier ruhig, es will sich Nie⸗ mand regen, und so kam man denn in Verlegenheit, wie man einen Beweis von Strenge und Kraft liefern könnte. War es nun (sagen die Anhänger des Divans) nicht klug, einige, wenn auch unschuldige Menschen, die wahrscheinlich hier weder Angehörige, noch Freunde haben, zu opfern, um den hohen Zweck der allgemeinen Sicherheit zu erreichen? Das kleinere ist ja dem großeren Uebel vorzuziehen, und besser ist, daß während der Ruhe einige, als daß bei irgend einer Volksbewegung Tau— sende von unschuldigen Opfern fallen. Diese Bewandtniß hat es, wie man behauptet, mit den Hinrichtungen, die hier in die⸗ sen Tagen vorgenommen wurden. Glimpflicher Urtheilende meinen, es seyen die Hingerichteten zwar keine politischen, doch gewiß solche Verbrecher, die ihr Leben bereits verwirkt hatten, und man habe diesen Zeitpunkt zu ihrer Bestrafung gewählt, und der Sache den politischen Anstrich gelassen, um unruhige Geister in gehoͤrigem Respekt zu halten.

Von der Serbischen Gränze, 17. Juli. (A. 3.) Aus allen Provinzen der Europaäischen Tuͤrkei lauten die Nachrichten höͤchst befriedigend. Nirgends, selbst in Albanien und Mace⸗ donien nicht, hat sich in Folge der Nachricht von dem Ableben Sultan Mahmuds eine andere Stimmung, als jene der Be⸗ voͤlkerung der Hauptstadt war, kund gegeben. Die Bestaͤtigung saämmtlicher Pascha's, Ayans ꝛc., welche zugleich mit der To— des⸗ Nachricht an den verschiedenen Orten ankam, trug dazu bei, die Besorgnisse zu beschwichtigen. Noch zwar steht eine neue Pruͤfung bevor, indem die Niederlage der Großherrlichen Ar— mee und der scheinbare Abfall der Flotte fast noch nirgends be⸗— kannt waren. Aus Konstantinopel schreibt man, daß der Eng— lische Arzt Dr. M. die Krankheit des verewigten Sultans vor⸗ zugs weise fuͤr Helirium iremens, eine Folge des haͤufigen Ge⸗ nusses starker geistiger Getränke, erklaͤrt habe. Mit dieser be— glaubigten Ansicht soll ein Bevollmaͤchtigter an den Groß ⸗Admi⸗ ral abgeschickt worden seyn, um diesem den Wahn zu benehmen, als waͤre Sultan Mahmud durch seine Schniegersoͤhne vergiftet worden. Der Englische und Franzoͤsische Gesandte haben auf die Kunde von der Niederlage der Großherrlichen Armee fuͤr ihre Flotten die freie Passage der Dardanellen fuͤr den Fall an⸗ gesucht, daß Rußland den Bospor uͤberschreiten sollte. Man hofft indessen, daß dies unnöthig sey, da Ibrahim Pascha den Taurus nicht uͤberschreiten werde. In Konstantinopel befin— det sich der alte Tschefkin, Russischer General-Stabs-Offizier, der oͤfters schon in der Tuͤrkei sowohl als in Persien zu Missionen verwendet worden ist. Man muthmaßte, daß auch sein dermaliger Aufenthalt in Konstantinopel einen politischen Zweck habe.

Aegypten.

Ueber die Schlacht bei Nisibi enthaͤlt die Allgemeine Zeitung nachstehendes Schreiben aus Alexandrien vom 6. Juli:

„Die Schlacht, die, wie ich Ihnen in meinem letzten Schreiben meldete, von Mehmed All angekündigt ward, hat am 28. Juni bei Nesbl (Risibi), zwischen Aintab und dem Euphrat, unweit die ses Flus⸗ ses stattgefunden. Die Türkische Armee ist gänzlich aufgelöst und so vollkommen zersprengt, daß an ein Wiedersammeln derselben gar nicht mehr zu denken ist. Eigentliche Schlachtberichte mit allen Details sind hierüber noch nicht eingelaufen, obgleich bis heute vier Courier aus dem Hanptquartier und zwei Dampfschiffe aus Alexan⸗ drette hier ankamen. Jedoch gebe ich Ihnen hiermit folgende kurze Schilderung, die ich à¶us den Berichten Ibrahim's selbst entnehme. Am 22. Jünt verließ Ibrahim mst einem Theil seiner Kavallerie, einigen reitenden Batterieen und vier Bataillonen Infanterie das

Hauptquartier von Tusel, um ein bei Misar am Euphrat stehendes, von einem Pascha befehligtes Türkisches Corps zu vertreiben, Kaum dort angelangt, warf sich seine Kavallerie sogleich auf

den Feind und jagte ihn in die Flucht. Er ließ 14 Geschütze, soo Mann Gefangene und eine Kasse von 50,000 Piastern zurück. Ibrahim, die Flüchtlinge verfolgend, traf zwischen Misar und Resbi esu anderes dort aufgestelltes Türkisches Corps, und warf es ohne einige Anstrengung auf das Hauptheer von Hafiz Pascha, der bei Resbi sein Hauptquartier hatte. Hiermit hatte Jbrahim den Zweck erreicht, seinen Rücken frei und vom Feinde gesäudert zu haben; er konnte nun die Hauptschlacht anbieten, ohne um einen gesicherten Rückzug besorgt z seyn. Am 2Asten war er in seinem Hauptquartier und orönete sogleich für den folgenden Tag den allgemeinen Angriff an. Den 25sten Morgens 7 Uhr (1 Uhr Türkisch, wie der Bexicht sagt) stand seine Armer in Schlachtordnung der Türkischen gegenüber. Den rechten Flügel kommandirte Soliman Pascha, den linken Achmed Pascha und das Centrum Achmed Pascha Menikli. Ibrahim, den Sberbefehl führend, stand auf einer Anhöhe, von wo er das Schlacht⸗ feld überschaute. Es ist Schade, daß genaue Details über den eigentlichen Hergang der Schlacht fehlen, denn die Rapporte Ibrahims sind sehr kur, unzusammenhängend, kurz unzulänglich. Man kennt nicht die Schlacht-Ordnung der Tarkischen Armee, es scheint jedoch, daß sie den ungeheuren Fehler beging, ins erste Treffen nichts als Kavallerie zu stellen. Diese soll den ersten Angriff gemacht haben; einige Kartätschenschüsse scheuchten sie jedoch bald ausetnan⸗ der, und nicht wissend wohin fliehen, stürzte sie sich auf ihre nächste Infantericlinie und brachte sie in Unerdnung. Die nachrücken de Äegyptische Kavallerie, einige platzende Granaten und eine entschei⸗ dende Bewegung des rechten Zlügels der Aegvptischen Armer vollen. deten die Verwirrung so, daß diese erste Infanterielinte die Waffen wegwarf und sich in größter Eile nach allen Sehen zerstreute Jetzt ergriff ein pa⸗ nischer Schrecken den übrigen Theil der Armer, der Ruf rette sich wer kann!“ erlönte in' allen Reihen? Gewehre, Gepäck, Mäntel, Patrentaschen, kurz Alles, was einer eiligen Flucht hinderlich seyn kann, ward weg⸗ geworfen und, ohne irgend eilen Kampf versucht zu haben, befand fich nach einer Stunde die ganze Türtische Armet 76 000 Mann regu⸗ lafrer und 26,050 Mann irregulafrer Truppen, in förmlichster Flucht. Um 9 Uhr, also zwei Stunden nach Aufstellung der Schlachtlinien, war kein Türkischer Soldat mebr auf, dem Schlachtfelde. Sämmtliche Kanonen, über 100 an der Zahl, Munitlons⸗Karren, Bagage, Gewehre Mund- und Kriegs⸗Vorräthe, so wie das gange Türkische Lager mit allen Zelten, siel in die Hände der Aegypiter, Um 10 Uhr saß Ibrahim fin Zelt Hafi Paschas und machte von hier aus den ersten Kapport, der zu Lande am z. Juli nach Kahira und von dort durch den Tele⸗ grapben nach Alexandrien kam. Ein zweiter den folgenden Tag ab⸗ gefertigter Conrier brachte die obigen Details. Im Zelte seines Geg⸗ ners fand Ibrahim den Ferman des Sultans, wodurch Hasis zum Pascha pon Aegpbßten ernannt war. Die Kavallerie Ibrahim's verfolgte die lüchtlinge, und machte ganze Bataillone zu Gefangenen. Cine Menge er fg, mit sieben Pascha's haben sich ergeben, und man glaubt, daß Saft Pascha selbst der nachsetzenden Kavallerie nicht entrinnen werde. 25 0600 Mann wurden auf dem Schlachtfelde gefangen; Ibrahim stellte ibnen jedoch frei, in seine Arme ecinzutreten, oder in ibre Heimaih zurückzukeh⸗ ren. 5000 Mann haben das erste Anerbseten angenommen, und waur⸗

den nach Alexandre e gesandt, von wo sie nach Alexandria eingeschifft