1839 / 213 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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in der Nähe der Straßen Saint-Denis und Saint Martin versammeln sich alle Abend gegen 300 Arbeiter und Handwer, ker, welche in den Stunden von 8 10 Uhr Abends im Le⸗ sen, Schreiben, in der Grammatik, im Zeichnen und in der Musik unterrichtet werden. Also an dem Punkte, wo die Re⸗ volte zuerst ihr Haupt erhebt, werden Versuche zur Sittigung und Bildung des Volks gemacht, von denen man sich, nach ih⸗ ren bisherigen Resultaten zu urtheilen, die heilsamsten Folgen versprechen muß. Die Angriffe auf die gesellschaftliche und po⸗ litische Ordnung sind aus dem Unverstande und der Verblendung der untern. Vollsklassen hervorgegangen. Welches bessere oder vielmehr welches andere Mittel, solche Unternehmungen fuͤr mmer! im Keime zu ersticken, als Velehrung und, Auftlarung des Volks Über seine wahren Interessen! Schon jetzt laßt sich die moralische Einwirkung 36 . auf den Handwerker st ich wahrnehmen, und e . R/ den 12. Mai, als der Aufruhr in den benachbarten Straßen wuͤthete, waren die 4 oder 500 gro⸗ zen Schiller, welche diese Schulen besuchen, alle auf ihrem Posten, und der Unterricht wurde keinen Augenblick unterbrochen. Nur einige stellten sich vor den Thuͤren auf, um die Unruhestifter abzuhalten, wenn es ihnen in den Sinn kommen sollte, die Sicherheit ihrer Lehrer oder die Ordnung der Schule zu ge— führden. Das sind Thatsachen, bemerken hiesiige Blaͤtter, die man nicht vergessen darf dem Berichte des General ⸗Prokura⸗

mag genuͤgen, einen Zug

gung der Truͤmmer der Großherrlichen Armee

tors an die Seite zu stellen, um dessen niederschlagenden Ein

druck etwas zu mildern.

Belgien.

Bruͤssel, 28. Juli. Seit der Wiederherstellung der Ver⸗ bindungen zwischen Belgien und Holland sieht man auf der Eisenbahn von Brugge nach Ostende und von Bruͤgge nach Bruͤssel und Luͤttich Massen von Holländern, die aus Seeland kommen, und eine Menge Frauen mit goldenen Platten auf der Stirn. Ihr Kostuͤm, woran unsere Bevoͤlkerungen nicht mehr gewöhnt waren, zieht uberall die Blicke auf sich.

gierung an der Verzögerung der Arbeiten an der Eisenbahn

von Antwerpen nach Köln viel Schuld haben.

Das Echo du Luxembourg schreibt, die Militair⸗Be⸗ hoͤrde habe in Arlen den Befehl aus Bruͤffel bekommen, Mar⸗ telange zu raͤumen. Dieses Dorf soll neutral bleiben und von den Truppen keiner der beiden Parteien besetzt werden, bis ein Vergleich daruber zu Stande gekemmen ist.

Deutschland.

Dresden, 30. Juli. In den näͤchsten Tagen wird Se. Majestaͤt der Koͤnig von Preußen in der Saͤchsischen Schweiz in unserer Nähe erwartet. Allerhöchstdieselben sollen sich in dem Bade zu Teplitz der besten Gesundheit zu erfreuen haben.

Unter den Fuͤrstlichen Personen, die kurzlich sich hier auf⸗ hielten, bemerkten wir auch den Fuͤrsten Ghika aus der Wal— lachei, der aber nur kurze Zeit und inkognito hier war.

Dresden, 28. Juli. Se. Koͤnigliche Hoheit der Prinz Johann ist gestern Abend, von Marienbad kommend, wieder in Pillnitz eingetroffen.

Leipzig, 31. Juli. Die gesteigerte Frequenz auf der Leipzig-Dresdener Eisenbahn an Personen⸗ und Guͤter⸗ Transport die erstere belief sich vom 20. bis 27. Juli auf 3, 925 und die Einnahme auf 10, 15 Rthlr. 6 Gr. Hat nicht ohne Einfluß auf den Stand der Actien, die mit g3 * /e pCt. gefucht sind. Die Witterung ist fuͤr die Aerndte der Feld⸗ und Gartenfruͤchte sehr vortheilhaft; dagegen haben wir hier Viele, die am Nervenfieber krank darniederliegen, nur in Folge der großen, anhaltenden Hitze. Die in dem neuen Post⸗ Gebäude vor dem Grimmaischen Thore eingerichtete Luftheizung hat sich bisher nicht als vortheilhaft erwiesen; die Waͤnde, Ta⸗ peten, Decken haben nicht unbedeutende Risse bekommen, und die in den Lokalitaͤten Angestellten und Arbeitenden klagen sehr über Schmerz in den Auen, im Halse u. s. w., daher wohl spaͤter Holzheizung eingesuͤhrt werden wird. Die Schrift des sr. Schaffrath unter dem Titel: „Kritik des in erster Instanz gegen neunzehn Mitglieder der Leipziger Burschenschaft gespro⸗ chenen Urtels“, bei Pierer in Altenburg erschienen, ist auf Mi⸗ nisterial⸗Verordnung verboten und konfiszirt worden. Die Verarbeitung des Asphalts findet auch hier immer mehr An⸗ hänger unter den Baulustigen, und die Benutzung dieses neuen Materials zu Dachbedeckungen, Pflastern, Trottoirs ꝛc. wuͤrde noch allgemeiner werden, wenn Jeder sich mit der von . Heyl und Comp. in Berlin erlassenen Anleitung zur Verarhei, täng des Asphalt“ (hier bei Samuel Ritter, wo auch eine Nie⸗ derlage von weichem und hartem Asphalt sich befindet) bekann— ter machen wollte.

Hannover, 31. Juli. vom 5. Juli d. J. wird die Taubstummen⸗AUnstast in der Stadt Hildesheim zu einer oͤffentlichen Anstalt des Landes erhoben und die allgemein rechtlichen Verhaͤlinisse derselben näher be— stimmt. Dle Anstalt wird durch eine besondere Behörde, „die Tommission der Taubstummen-Anstalt“, vertreten und die bei ver Anstalt vom Ministerium angestellten Lehrer gehören zu den Sffentlichen Dienern.

Darmstadt, 30. Juli. (Gr. H. 3) In der Sitzung der en Stande ⸗Kammer vom 12. Juli macht der Praͤsident als neue Eingabe bekannt; einen Antrag des Abgeordneten Glaubrech auf Aufhebung resp. Verbieten aller Lotterieen und offentlichen Hazardspiele in den Deutschen Bundes staaten (an den 3ten

Ausschuß zum Bericht). Spanien.

Saragossa, 22. Juli. Es hat sich hier das Geruͤcht verbreitet, daß bei Alcora ein bedeutendes Gefecht stattgefunden habe. Cabrera soll seine sämmtliche Kavallerie verloren haben, und der General O'Donnell schwer verwundet worden seyn.

Spanische Gränze. Bayonne, 21. Juli. Es bestaͤ⸗ tigt sich, daß die Veroͤffentlichung der. aufgefangenen Korrespon⸗ denzen zwischen Don Earlos und Cabrera es war, welche das Karlistische Ministerium zur Abdankung veranlaßte. Anfangs wollten alle Minister unter keiner Bedingung mehr bleiben. Allein Don Carlos betheuerte feierlichst, er wisse nichts von dem Projekte, das man ihm unterschiebe, sich seinen vorigen Mini⸗ stern in die Arme werfen zu wollen; er erbot sich aufs bereit⸗ willigste, gegen die unablaͤssig Umtriebe anzettelnden Mitglieder des vorigen Kabinets neue Verbannungs-Befehle zu schleudern. Das Ministerium wird nun wieder bleiben, wie es war, mit Aus⸗ nahme des Herrn Marco del Pont, welcher sich zuruͤckzieht.

Familie auf eine solche Weise bloßstellen sollte.

Nach dem Journal de Liège soll die Franzbͤsische Reä⸗ Kaisers ebenfalls ruhig vorüber,

rine-Mintster an Bord zuruͤck.

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Des Don Carlos Lage ist in diesem Augenblick hoͤchst kritisch. Ohne Geld, um die Truppen zu bezahlen, die uͤberall trotzig sich auflehnen und keinen Respekt mehr gegen ihre Generale zeigen, machen diese selbst sich mehr und mehr von allen Ban—¶ den der Disziplin los und scheinen kaum mehr zu wissen, daß sie noch einen Oberbesehlshaber haben. Jeder spielt den Herrn auf eigene Faust. Don Carlos ist mehr der Untergeordnete Maroto's, als sein Herr, und sucht nach Mitteln, aus Bis⸗ caya zu entkommen, um sich unter den Schutz Elio's zu be⸗ geben und die Navarresischen Bataillone um sich zu versam— meln, die nur auf dieses Signal warten, um Rache an dem

Urheber der zu Estella veruͤbten Executionen zu nehmen. In

kurzem werden diese Provinzen der Bürgerkrieges seyn. Denn Maroto, wenn er auch von der Mehrzahl verabscheut wird, kann doch auf die Ergebenheit we— nigstens einiger Truppen zahlen.

. Konstantinopel, 10. Juli. (Schles. Ztg.) So eben lauft hier die Nachricht ein, daß Ibrahim Pascha in Versol—

äberschritten habe.

Tuͤrkische Gränze, 23. Juli. (Bresl. 3.) An der

Schauplatz eines neuen

alle gegen ibn ausgesprechene Beschuldigungen durchaus unerwiesen blieben. so hielten wir uns vornehmlich an sein entschiedenes luthe⸗ risches Bekenniniß und trugen kein Bedenken, mit ihm nach Ame⸗ rika aus juwandern und unsere von seiner Unschuld gewennene Ueberjeugung bier öffentlich aus zusprechen. Leider aber haben wir in den letztoerslossenen Wochen eine Erfahrung gemacht, die uns binsichtlich jenes Mannes eben so einer schmählich eilt tenen Täuschung überführt, als unsere Herzen vn Abscheu und Entscetzen erfüllt hat. Stephan bat sich wirklich der geheimen Sünden der Wollust, der Untreue und der Heuchelei schuldig gemacht, und wir selbst müssen diejenigen seyn, denen völlig unaufgefordert die Gestäud⸗ nisse getban wurden, die ihn entlarven und von denen wir nun so⸗ fert auch Andern die nöthige Mitheilunz gemacht baben. Haben wir nun vorher in Üawissenbeit und freiwilliger Anbänglichkeit diesen Mann vertheidigt, so sagen wir uns jetzt, da uns Gott durch leine gnädige

Führung die Augen hierüber geöffnet hat, ron dem Tiefgefallenen

öffentlich los. angenommen hat, bei uns

gen des gegebenen großen Aergernisses abwenden werde. St. Louis, den 28. Mai 1839. Gottlob Heinrich Löber, Pastor. Ernst Gerhaid

den Taurus

Serbischen Graͤnze wird die Echtheit der Protestation des Fuͤr⸗ sten Milosch gegen seine Abdication noch von Vielen bezweifelt.

Man begreift nicht, daß er seine in Belgrad zuruͤckgebliebene Sein Bruder Jeffrem Abrenovitsch ist nicht abgereist, sondern jetzt einer der eifeigsten Regierungsstuͤtzen in Belgrad. Nachrichten aus Adria⸗ nopei vom I7ten, aus Philippopolis vom 1Iten, aus Salonichi von 13ten und aus Seres vom 16ten dieses melden üͤbereinstimmend, daß dort die Huldigung fuͤr den neuen Sultan ruhig voruͤberging. Sämmtliche Gouberneure sind dem neuen System zugethan und haben in ihrer Treue nicht einen Augenblick gewankt. In

Widdin, Orsova und Silistria ging die Proklamirung des

Aus Albanien und Bosnien erwartet man mit einiger Spannung Nachrichten Die Fuͤrsten der Moldau und Wallachei schicken sich an, dem neuen Herrscher durch Abgeordnete ihren Eid der Treue zu leisten. Noch ist keine neuere Nachricht uber die Operation

der Täͤrkischen Flotte mit dem Kapudan Pascha in Belgrad und frevelhafte Tyrannei Gemeinde, die sogenannten alten Lutheraner. lang hat dieser vor den meisten seiner Anhaͤnger und vor der

eingetroffen. Man erwartet stuͤndlich einen Courier mit Brie— fen bis zum 17ten aus Konstantinopel. Smyrna, 12. Juli. (A. 3.) Ein Schreiben von den

Inseln von Vurla, der Franzosischen Schiffs-Station, sagt:

„In Konstantinopel herrschte vollkemmene Ruhe, aber der neue Divan war aus sehr widersprechenden Elementen zusammenge⸗ setzt, und von dem Chef des Kabinets, dem alten Chosrew Pascha, so wie von dem jungen Geoßherrn selbst glaubte man, daß sie sich ganz auf Rußland stuͤtzten. Großes Aussehen hatte das Auslaufen der Tuͤrkischen Flotte erregt, noch mehr der Um⸗ stand, daß Admiral Lalande sie ohne Weiteres passiren und nur durch eine Brigg begleiten ließ. Sie bestand aus 32 Segeln 3 Dreideckern, 10 Linienschiffen, 19 Fregatten, Korvetten und Briggs) und nahm die Richtung gegen Rhodus. Der Fran—⸗ zoͤsische Admiral zählte C Linienschiffe, 1 Korvette, 1 Brigg und

ä Dampfboot; Admiral Stopford mit ð Linienschiffen, 2 Fregatten,

1Korvette, 1 Brigg und 1 Dampfboot befand sich in den Gewaͤssern von Cypern, so daß die Englisch⸗Franzoͤsische Flotte stark genug ist, um zwischen den Aegyptern und Tuͤrken wirksam eiuzuschreiten. (Nach Berichten von der Serbischen Gränze, die jedoch nech der Bestätigung beduͤrfen, sollte bekanntlich der Englische Ad— miras ben? Kapudan Pascha zur Umkehr h Die erste Kunde von dem Auslaufen des Kapudan Pascha hatte Admiral Lalande durch die Brigg „Bougainville“ erhalten: er stellte sich ihm mit seinem Flaggenschiffe „Jena“ in den Weg, und es fand eine Besprechung statt. Auf sein Verlangen aber, die Tuͤrken sollten in den Kanal zuruͤckkehren, wurde erwiedert, sie haͤtten das Recht, das Mittelmeer zu befahren, und im Uehrügen lauteten ihre Verhaltungs- Befehle bestimmt, worauf Admiral La⸗ lande am 5ten das Dampfboot „Papin“ vom Kap Baba nach Konstantinopel abschickte, um den Armiral Roussin von diesem Vor⸗ fall in Kenntniß zu setzen, der daruͤber sehr verwundert war, da er wußte, daß das neue Kabinet alle kriegerischen Gedan— ken aufgegeben hatte. Das Dampfboot kam am ten mit dem Ma⸗ Dieser verweilte nicht laͤnger, als noͤthig war, um dem Admiral Lalande Depeschen zu uͤbermachen und feine Antwort zu empfangen. Dann ging er sogleich wie⸗ der, um den Kapudan Pascha aufzusuchen, unter Segel. Der Kommandant des „Papin“ sollte sich als Ueberbringer der In— structionen der Gesandten der aͤnf Europäischen Maͤchte an die General-Konsuln nach Alexandrien begeben. Die ganze Fran— zoͤsische Flotte war in der Gegend von Smyrng versammelt, nur der „Bougainville“ folgte dem Kapudan Pascha von wei—

Durch eine Königl. Verordnung tem, und die Korvette „Favorite“ war an der Syrischen Kuͤste.

Die Briggs „Brillante“ und „Komete“ waren aus Toulon, die Brigg „Argus“ aus Konstantinopel zur Flotte gestoßen. Abmiral' Lalände hielt strenge Musterung über das Material, tglich wurde im Feuer exerzirt und in Eile die Vorraͤthe er⸗ ganzt. Alles wie am Vorabend einer Schlacht. Die Mann schaft litt zum Theil am Skorbut. Der Admiral hatte 300 Kranke auf der Kaninchen Insel ausgeschifft. Mit dem letzten Pakeiboot war Herr Saint Marc Girardin angekommen: er war mit einer halb ofsiziellen Sendung beaustragt, ist aber be⸗ reits nach Konstantinopel zurückgekehrt.“

Rach der Allgemeinen Zeitung pestaͤtigen die in Triest am 21. Juli eingegangenen Briefe aus Konstantinopel vom 109ten deffelb. M., daß der Divan den Enischluß gefaßt habe, um jeden Preis den Frieden mit Mehmed Ali abzuschlie⸗ ßen. Einige wollten indeß wissen, daß die Flotte mit Vorwissen des neuen Sultans ausgelaufen sey und der Divan den Reprä— sentanten der Europuischen Machte auf den verlangten Aufschluß daruber eine ausweichende Antwort gegeben habe. Uebrigens herrscht in Konstantinopel die vollkommenste Ruhe. Einige Ver⸗ schwoͤrungen, denen man durch strenge Wachsamkeit auf die Spur gekommen, wurden im Keim erstickt. Auch die Janitscharen regten sich wieder, und die seidene Schnur verrichtet jetzt all— nächtlich viele Dienste.

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.

Der Anzeiger des Westens dom 1. Juni enthalt nachstehende „authentische Nachricht uͤber Bischof Stephan's Amis entsetzung!“ : .

Erklärung. Dle Unterzeichneten fühlten sich noch vor einigen Wochtn gedrungen, den manchtrlei sibeln G üchten, die gn, Deu sch⸗ sand her egen unfern zesthtrigen Bischof Stephan auch hier verbrei⸗ et worden waren, bffenilich in diesen Vlättern zu widersprechen. Denn da sowehl nach unsern eigenen Beobachtungen, als nach den

über diesen Mann verhängten strengen gerichtlichen Untersuchungen

genoͤthigt haben.)

hierüber. ten selbst, außer Zweifel gesetzt, was das groͤßere Deutsche Pu—

tee der Gemeinde gefallen. huͤllung der Verbrechen Stephans ein bedeutender Kassendefekt

über zu hören Gelegenheit hatten.

Wir hoffen zu Gott, daß er, der bisher so sicht⸗ ausgewanderten Gemeinde

unserer und der mit uns 2. schädliche Fol⸗

bar sich und Anderen alle

Vilbelm Keil, Paster. Ernst Meritz ürger, Pasior. Karl Ferdi⸗ nand Wilhelm Walther, Pastor. ö . In Bezug auf die ven uns am 29. April d. J. in diesem Blatte einge⸗ rücktẽ Protestation erklären auch wir, daß wir, was die Persen Stephan s betrifft, aus gänzlicher Unwissenheit mit dem Verbrechen desselben ein sal⸗ sches Zeugniß abgelegt haben und dasselbe hiermit sörmlich widerrufen. Stephan wird sofert abgesetzt und aus unserer angeiauften Nieder⸗ assung in Perry Eountd entfernt werden. St. Louis, den 27. Mai 1839. Die préeisorischen Deputirten der aus Deutschland hier einge⸗ wanderten ebangelisch-lutberischen Gemeinde; lr. Karl Ezuard Behse, Gustar Jäkel, Friedrich Wilhelm Balhel, Christian Gottlob Hef mnqun, Guslap Pfau, Johann Gottlieb Hellwig. August, Friedrich Häcker, Jo⸗ hann Frsedrich Ferdinand Winter, Chrislian Müller, Johann Bein⸗ hard Schmidt, Johann Gottlieb Palisch, Christian Friedrich Sesfmann. Johann Gotiffied Heinig, Johann Ehristian Gräfe, Johann Christian Poppitz; zugleich im Ramen der nach Perry County vorauegegauge—⸗ nen: Fran; Adolph Marbach, Johann Georg Gube, Jobann August

Sörtzeil, Karl Julius Otto Nstzschke, Johann Gonftied Otto, Georg

Klügel, Christian Gottfried Müller, Christian Gottfried Schlimpert.

Durch vorstehende „Erklaͤrung“ wird auf authentischem Wege, naͤmlich durch die Aussage der Verletzten und Bethellig⸗ blikum dies- und jenseits des Oceans zum Theil schon seit Jah— ren vermuthete, zum Theil in der neuesten Zeit durch bestimigte, spezielle Nachrichten erfuhr, nämlich die treulose Heuchelei bes Martin Stephan, gegen seine An zwanzig Jahre Weit den Heiligenschein zu behaupten gewußt, hat eine Ge— meinde von dem uͤblichen Glauben und Gottesdienst ihrer Freunde und Verwandten, hat sie selbst von ihrem Vaterlande und ihren Familien losgerissen, hat sein Vaterland und die uͤbrige Welt verflucht, mit seinen Anhängern einen nenen Welt⸗ theil aufgesucht, sie hier der huͤlflosesten und precaͤrsten Lage ausgesetzt und der haͤrtesten Tyrannei unterworfen, einzig und allein, um seinen ungemessenen Ehr- und Geldgeiz zu be— friedigen und seinen wolluͤstigen Trieben Vorschub zu leisten. Ihm selbst ist jetzt, wo er beinahe am Ziele seiner Wunsche stand, wo der bischoͤfliche Palast, von welchem aus seine Herrschaft fuͤr alle Zeiten begruͤndet werden sollte, bereits abgesteckt war, die Maske abgenommen, das Handwerk gelegt; aber Dunkel herrscht noch uͤber dem Verhältniß, in welchem seine naͤchste Umgebung, diejenigen, welche die weltliche und geistliche Herrschaft uͤber die Gemeinde mit ihm theilten, zu ihm standen, uͤber Verwal⸗ tung des Gemeindegutes und darüber, ob mit der Entlassung Stephan's die verwerfliche Herrschaft zu Ende gebracht, oder nur das Haupt gewechselt ist. Daruͤber sich auszusprechen hat weder den unterzeichneten Pastoren, noch der weltlichen Comit— Gewiß ist auch, daß bei der Ent—

an den' Tag kam, aber auch daruͤber schweigt die „Erklärung“

und spricht nur von den „geheimen Suͤnden der Wollust, der Untreue und der Heuchelei“ Stephan's.

Zur Rechtfertigung derer, welche theils unter der unmittelbaren Autoritaͤt Stephan's bisher gehandelt, und dessen Einfluß uͤber die Gemuͤther und das Schicksal seiner Anhaͤnger verbreitet und besestigt haben, theils jetzt die oberste Leitung der Gemeinde⸗Angelegenheiten uͤbernommen haben, oder noch zu übernehmen gedenken; und zum Wohle und Sicherheit der so sehr getaͤusch—⸗ ten und mißhandelten Gesellschafts Mitglieder, an deren fernerem Schicksale gewiß jeder Menschenfreund innigen Antheil nimmt, duͤrfte nun vor allen Dingen erforderlich seyn, daß folgende Schritte gethan werden. Es ist nicht unsere Privatmeinung allein, welche wir hierin aussprechen, sondern bie Kberlegte Ansicht vieler achtbarer Landsleute, die wir dar— Ja selbst unsere Amerika nischen Mitbuͤrger, die mancherlei = auch wohl mancherlei Schiefes uͤber die Sache gehort haben, und sich wegen des Gehoͤrten in großer Aufregung befinden, haben, in dem sie an uns durch öffeniliche Blaͤtter direkte Aufforderung um Aufschluß ergehen ließen, zu erkennen gegeben, daß das Publikum nicht gleichguͤltig in der Sache zuͤsoteht, sondern eine volle Darstellung der Dinge, und die Auszeichnung der Schuldigen von den Unschuldigen zu haben wuünschit. Zur Befriedigung dieser gerechten und ver—

nuͤnftigen Anspruche wuͤrde erforderlich seyn:

Erst lich? die Auslieferung Stephans an die weltliche Behörde, nebst den umfassenden Aussagen und Zeugnissen uber seine empöͤrenden Ausschweisungen sowohl, als uͤber seine unrecht⸗ maͤßige Verkürzung der Gemeindekasse, damit er nach Recht und Ge⸗ setz bestraft, die Unschuldigen dagegen gerechtfertigt werden koͤnnen. Es ist eine verkehrte und schaͤdliche Idee, behaupten zu . was von Vielen bereits geschehen ist, daß man zum Besten des Deutschen Namens solche Ungebuͤhr lieber unterdrücken, als weiter aufdecken muͤsse. Die Sache ist bereits so weit be⸗ kannt, daß ein böses Licht auf uns Deutsche Eingewanderte int gesammt fallt. Der einzige Weg, um die Unschuldigen der Schande nicht theilhaftig zu machen, ist der, daß die Schuldigen rücksichtslos blosgestellt werden. Zur Rechtfertigung derer, welche in Stephan's nächster Umgebung sich befanden, und welche zu solcher Rechtfertigung ihres Charakters überhaupt willens oder fähig sind, ist die volle Darlegung der Sache um so noöͤihiger, ais aus den Umstaͤnden hervorgeht, daß nicht ohne Kenntniß Anderer Stephan so viele Jahre lang sein Unwesen getrieben hat. Es ist unter anderen positive Thätsache, daß der naͤchtliche Ümgang und das nächtliche Zusammenseyn Stephan s mit einer Anzahl junger Frauenzimmer seiner Sekte schon seit Jahren fortwährend bestand, und von seiner Umgebung gekannt, wie⸗ wohl als harmlos gegen Andere ausgelegt wurde. Es ist positive Thatsache, daß er in Sachsen nie um feiner Lehre willen, wohl aber darum von der Regierung in Untersuchung gezogen wurde, daß er hinter Fichten-Gestraͤuchen jungen Damen Gottes Wort beizubringen suchte, weshalb auch der Polizei⸗ Korporal, der ihn damals arretirte, die treffenden Worte zu ihm sagte: „wenn

, , nm ,

Christus sich auch hinter Fichten versteckt hätte, so wuͤrde seine Lehre nicht weit geleuchtet haben, Herr Stephan!! Auch dies war hinlänglich bekannt. Es ist ferner positive Thatsache, daß seine Freunde Caution zur Deckung eines Defekts in der Al⸗ mosen⸗ Kasse zurückließen, und es kann und wird endlich nicht geleugnet werden, daß Stephan seit seiner Abreise von Deutsch⸗ land Unter den Augen seiner Umgebung einen Aufwand machte, der sein ihm festgesetztes Einkommen bei weitem überstieg, und daß er während der ganzen langen Zeit bis auf den jetzigen Augenblick durch allerlei Ausfluͤchte auf das hartnaͤckigste hin⸗ tertrieb, daß eine Kassen-Pruͤfung und eine Trennung der welt— lichen von den geistlichen Angelegenheiten der Gemeinde vorge— nommen wurde. Kann unter solchen Umständen ein Vernuͤnf— tiger behaupten wollen, daß die Schuld der Täuschung und Mißhandlung der Gemeinde auf Spephan allein zuruͤckfaͤllt? Müssen nicht vielmehr Die aus seiner naͤchsten Umgebung ent⸗ weder einer unverzeihlichen Unachtsamkeit und blinden Unter— thaͤnigkeit schuldig Jeyn, welche sie absolut unfähig macht, das Wohl einer Gemeinde zu vertreten, oder der geruͤgten Ver— gehen sich selbst theilhastig gemacht haben, dadurch, daß sie mit dem vor Augen, was geschah, dennoch ihr Schicksal mit dem seinigen verknüpften, ihre Macht und ihr Fortkommen auf ihn stuͤtzten, und die Mitielspersonen wurden, den aufkeimenden Verdacht in der Gemeinde und anderwaͤrts zu ersticken, die un⸗ ziemliche, unerhoͤrte, physische und geistige Herrschast und Ge— walt über die Gemeinde zu befestigen und zu erweitern, und den Betrug, die Schaͤndung und das Ungluͤck derselben zu voll— enden? Wahrlich, ihre nunmehrige Verdammung des Ober— hauptes, ihr Anathema gegen den „Tiefgefallenen“ brennt sie niht weiß.

Zweites Erforderniß zur Zufriedenstellung des Publikums und zur Sicherheit der ausgewanderten Gemeinde ist: volle und pünklliche Rechnungs-A Ablage und Sicherstellung des noch vor— handenen Eigenthums. Die Gemeindeglieder, welche großen⸗ theils ihr ganzes disponibles Vermoͤgen der Verwaltung ihrer Vorsteher hingaben, erhielten bisher dafuͤr nichts, als die Un⸗ terschrift zweier einstweiliger Kassenfuͤhrer, daß die und die Summe in die „Kredit-Kasse“ der Gesellschaft eingezahlt wor— den sey. Es würde ihnen gesagt, daß Alles zu ihrem Besten und zum Besten der Gesellschaft nach Vorschrift gewisser Sta⸗ tuten angelegt und verwaltet werden solle, und daß sie ihre Fonds auf keine bessere und sichere Weise heruͤberfuͤhren und verwenden konnten. Mit diesen Mitteln sind zum Theil Arme und Beamte der Gesellschaft heruͤbergefuͤhrt und bisher erhal— ten, zum Theil Ländereien angekauft worden, die nach Verhaͤlt— niß der Einzahlung vertheilt werden sollten. Der bereits aufgefun, dene Kassen⸗Defekt hat nun dargethan, daß die Gelder der Gesellschaft doch vielleicht auf „bessere und sichere“ Weise heruͤbergebracht und verwendet werden konnten, und ist Anlaß genug, um die Leute darauf aufmerksam zu machen, daß in ihren eigenen Händen der sicherste Aufbewahrungsplatz war; ganz abgesehen davon, daß schoen die offenen Anforderungen der Kirche und uͤberzahlreichen Geistlichkeit an das Gemeinde-Vermoͤgen großer waren, als in dem vernuͤnftigen und überlegten Wunsche der Gemeinde liegen konnte, und als die Schultern selbst geduldi⸗ ger und genuͤgsamer Menschen zu tragen vermoͤgen. Was die Ländereien betrifft, so sind auch diese noch bisher auf die Na⸗ men einiger Auserwählten geschrieben, so daß die Masse der Gesammteigenthuͤmer ganz in deren Hand und Discretien ge— geben ist. Soll daher das Publikum, selbst nach der Entfer— nung Stephan's, Vertrauen in die Angelegenheiten der Gesell⸗ schaft setzen, so ist zweites Haupterforderniß: offene Rechnung vor der Gesellschaft, Sicherstellung der noch vorhandenen Mit— tel, und Zuschreibung der Landtitet an die Individuen. End— lich kann und muß

Dritt ens mit Fug und Recht gefordert werden, daß die— jenigen, welche nach dem Vorgefallenen aus der Gesellschaft zu— rücktreten wollen, unverweigerliche und prompte Ruͤckzahlung ihrer Gelder erhalten, nach Abzug dessen allein, was zu ihrem

Tutzen verwandt worden ist. Die Thaten, deren sich das Ober— haupt und Vehikel der Gesellschaft gegen die Seinigen zu Schul— den kommen ließ, ist fuͤr jede rechtliche Familie Grund genug, ihr Schicksal von einem Unternehmen zu trennen, wo zum Theil ihr Lebensgluͤck, ihre Ruhe und ihre Ehre zerstoͤrt wurde. Auch kann nicht erwartet werden, daß Verbindlichkeiten, fuͤr die Zu— kunft eingegangen, noch dann in Kraft bleiben sollen, wenn die wesentlichsten Gruͤnde und Bedingungen, auf welche sie hin ge— schlossen wurden, hinweggefallen sind, und wenn, wie hier der Fall, so wenig Garantie vorhanden ist, daß die neuen Herrscher ihre Angehörigen der Gluͤckseligkeit naher fuͤhren, als der alte.

Die Eile und Aengstlichkeit, womit die Pastoren nach der Ver⸗— oͤffentlichung des Stephanischen Skandals den Rest der Ge— meinde an den Ort ibrer Bestimmung zusammenzubringen such— ten, damit deren etwanige Beruͤhrung mit den Weltkindern nicht Ffuͤr sie (die Pastoren) und Andere (die Gemeinde) schäd— liche Folgen“ herbeifuͤhren moͤge, scheint anzudeuten, daß sie ernstlich im Sinne haben, die projektirte Herrschaft unter einem neuen Oberhaupte aufrecht zu erhalten. Uns liefert diese Ab— fuͤhrung den Beweis, daß ein paar Dutzend Leute (Pastoren, Kandidaten und Schullehrer), die nicht gern arbeiten wollen und doch zu betteln sich schaͤmen, trotz alles uͤber die Gemeinde hereingebrochenen Unheils die Hoffnung nicht aufgeben, durch deren vereinte Arbeit ernaͤhrt zu werden, und zwar selbst auf die Gefahr des physischen Untergangs der Gemeinde hin, welche dei den geringen vorhandenen Subsistenzmitteln, und bei der Unmöͤglichkeit, in gegenwärtiger vorgeruͤckter Jahreszeit auf be— schraͤnktem, nur zum geringen Theil kultivirten Raume das Noth—⸗ duͤrftige zu erbauen, dem augenscheinlichen Elende preisgegeben wird. Wir wuͤnschen die Bedauernswerthen noch eindringlicher, als es hier geschieht, vor der Zukunft warnen und vorsichtig gegen ihre Leiter machen zu koͤnnen, muͤssen uns aber damit beruhigen, daß, wem durch Stephan's Beispiel die Augen noch 6 nt werden, auch durch unser Predigen nicht zu hel—

ö

Der ge erungen in der Bevölkerung des preußischen taats während des Kalenderjahres 18338. Nicht s ; Dritter Artikel. . ,, ieh! die Vermehrung der Geburten, als vielmehr . erh 'erung der Sterbefälle erzeugt einen solchen Zuwachs 8 ,,,, welcher zugleich eine Zunahme des Wohlstan— *g? . Die Vermehrung der Geburten kann auch eine . ö rf er Entsittlichung sein, welche nur der Befriedi— n cht ,,, froͤhnt, uneingedenk der elterlichen . ö. ö ür . menschliche Erziehung der erzeugten Kin— ö *, . Eine solche Zunahme der Geburten vermehrt asten, nicht die Krafte der Voͤlker:; der Mehraufwand,

welchen sie jedenfalls erzeugt, dient nur die Friedhöfe mit fruͤ=

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hen Leichen, die Spitäler mit Gebrechlichen und die Zuchthäͤuser mit Verbrechern zu fuͤllen. Die Verminderung der Steiblich⸗ keit, so weit sie von menschlichen Anordnungen abhängt, ist da— gegen ein untruͤgliches Anzeichen der Zunahme von Bildung, von Wohlstand, meist auch von beiden zugleich unter der großen Masse des Volks: sie kann nur eintreten, indem durch bessre Pflege und Obhut der Schwangern und Saäugenden und der huͤlflosen Kindheit die große Sterblichkeit in dem früͤhesten Zeit—⸗ raume des Lebens vermindert, durch Vervollkommnung der oͤf— fentlichen Anstalten der Verbreitung von Seuchen, der zerstoͤ— renden Wuth der Elemente und den Unglücksfällen aus Fahr— laͤßigkeit vorgebeugt; endlich und vornähmlich aber durch Erwei— terung der Herrschaft des Reichs des Verstandes und der Sittlichkeit, der entkräftenden Armuth und den verzehrenden Leidenschaften mit wachsendem Nachdrucke gesteuert wird.

; Der preußische Staat hatte im Laufe des Jahres 1828 unter 566,339 Neugeborne 21,253 Todtgeborne: es kam also auf bei— nahe 27 Geburten schon eine, welche dem Kinde das Leben ko— stete. In einzelnen Regierungsbezirken stellt sich dies Verhaͤlt⸗ niß jedoch sehr verschieden. So hatten beispielsweise in Schlesien

der Reg. Bez. Oppeln auf 38, 110 Neugeborne 1011 Todtgeborne

x ö Liegnitz 31,631 J 1740 y es kam daher ein todtgebornes Kind im erstern auf beinahe 38, im letztern schon auf 18 Neugeborne: Liegnitz hatte also verhäͤlt⸗ nißmaͤßig gegen die Anzahl der Geburten mehr als das Dop— pelte der Todtgebornen, obwohl die Anstalten und Mittel zur Pflege und Entbindung der Schwangern denen im Regierungs⸗ bezirk Oppeln daselbst wenigstens nicht nachstehen durften. In der Rheinprovinz fand eine fast eben so auffallende Verschieden— heit bei zwei unmittelbar aneinandergränzenden und in vieler Beziehung ähnlichen Regierungsbezirken statt: es hatte nämlich

der Reg. Bez. Achen unter 14, 044 Neugebornen 449 Todtgeborne

W . 951 z es kam also ein todtgebornes Kind im erstern auf 31, im letz— tern schon auf 18 Neugeborne; das ist, die Anzahl der Todtge— bornen verhielt sich so, daß unter dergleichen Anzahl Neugebor— ner Achen nur 3, Köln dagegen schon 5 Todtgeborne hatte. Die

verhältnißmäßig geringste Anzahl Todtgeborner fand sich fast

gleichfoͤrmig in zwei weit von einander entlegenen, und in wirth⸗ schaftlicher und volksthuüͤmlicher Beziehung durchaus verschied— nen Regierungsbezirken. Es hatte namlich der Reg. Bez. Muͤnster auf 13,276 Neugeborne 325 Todtgeborne . Bromberg v 17,511 9 434 2 in beiden Regierungsbezirken kam daher ein todtgebornes Kind auf beinahe 41 Neugeborne. Es folgt hieraus keines weges, daß die Verhaͤltnisse der Todtgebornen zu der Anzahl sammtlicher Geburten bloß zufallig sind: aber wohl, daß auch bei Landestheilen, worin jährlich mehr als zehntausend Gehur— ten vorkommen, nur Erfahrungen aus einer ansehnlichen Reihe— folge von Jahren, einen sichern Anhalt zur Begruͤndung eines Urtheils uber die Ursachen der Verschiedenheit in diesen Ver— haͤltnissen geben konnen.

Von den lebend Gebornen starben schon vor Vollendung

des ersten Lebensjahres 97,331 im Laufe des Jahres 1838. Es

ist mit vieler Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß nur etwa zwei Drittheile dieser Verstorbnen den in demselben Jahre Ge⸗

bornen angehoͤren, wahrend etwa ein Drittheil derselben aus

den bereits im Jahre 1837 Gebornen, welche noch unter ein⸗ jaͤhrig in das Jahr 1838 uͤbergingen, entnommen ist: wogegen aber auch eine wahrscheinlich ungefähr gleiche Zahl unter ein— jährig im Jahre 1839 von denjenigen sterben wird, welche im Jahre 1838 geboren wurden. Nach Abzug der Todtgebornen wurden lebend geboren; im Jahre 18357 .. 536,754, wovon 1 /...... 178,918 P 1 96, k 363, 40

aus diesen uͤberhaupt 512,322 sind der vorstehenden Voraussetzung nach weggestor— ben vor Vollendung des 1Üsten Lebensjahres die vor J 97,331

Hiernach starben von 100,000 lebend Gebornen vor Voll— endung des ersten Jahres durchschnittlich 17,947, oder nicht ganz 18 auf 100. Dieses ist fur ein guͤnstiges Ereigniß zu ach— ten: die Zeiten sind noch nicht sehr entfernt, wo die Sterblich— keit der Neugebornen so beträchtlich war, daß es schon guͤnstig genug schien, wenn nur vier Fuͤnftheile der lebend Gebornen die Vollendung des ersten Jahres erreichten; und vor etwa hundert Jahren schaͤtzte man die Anzahl derer, welche die Voll— endung des ersten Jahres nicht erlebten, gewohnlich auf ein Viertheil aller Neugebornen. Im Allgemeinen nimmt die Sterblichkeit der Kinder in den folgenden Jahren sehr schnell ab. Auch im Jahre 1838 starben im preußischen Staate uͤber⸗ haupt Kinder nach uͤberschrittnem . u. vor vollendetem 3. Lebensjahre 46,861

9 2 5. 5

. * 5 9 17, S] 4

y . 9 . 9 S, 697

v 5 53 ; 10. * 8, 128

* ö 1909 ö 14. J 6, 5 3 uͤberhaupt nach uͤberschrittnem 1. und vor vollendetem

dd i; Sd, 343

es starben also in diesen dreizehn Lebensjahren stehend noch nicht ganz so viele, als in dem ersten Lebensjahre allein, welches J 97,331

Die Summe aller lebend Gebornen, welche vor er— reichtem Anfange des funfzehnten Jahres, als der gewohnlich angenommenen Graͤnze der Kindheit, gestorben waren, betrug hiernach. ......

Am Ende des Jahres 1837 waren gezaͤhlt worden Kinder vom Anfange des Lebens bis zur Vollen— dung des vierzehnten Jahres.... ..

zu diesen traten im Laufe des Jahres 1838 die waͤh— rend desselben lebend Gebornen ..... 545, 106

ö S/ Nod, ĩ d ., dagegen ab diejenigen, welche im Laufe des

ahres 1838 nach und nach das 14te Lebensjahr überschritten und in die folgende hohere Altersklasse uͤbertraten.

Die statistischen Tabellen geben ihre Zahl nicht an: aber daraus, daß die Anzahl der im funfzehn— ten und sechzehnten Lebensjahre stehenden nach der gedachten Zählung 643,732 betrug und daß in die— sem Lebensalter durchschnittlich 1662 von einem ein zelnen Jahrgange im Laufe des Jahres 1838 gestor— ven waren, läßt sich dieser Abgang schaͤtzen auf ü neee , 5, 1351, 139

starben im Laufe desselben Jahres die vorstehend berechneten 185,673; das ist durchschnittlich von hunderitausend Untervier⸗

185 67

ol 4, 33

z325, 000

s

zehnjährigen 3617; oder Einer von einer Anzahl Untervier—

zehnjähriger, welche zwischen 27 und 28

naͤher liegt. ; doch letzterer Zahl Ferner starben im Laufe des Jahres 1838 Personen

von uͤberschrittnem 14. bis zum vollendeten 20. Lebensjahre 9, Nl Y * . * 25. v 10 338 J P . * * 5 30. x 10034 x e 30. y * . = 9969 9 * . * 40. . 115,741 5. 9 40 * 9 5 45. 9. 12,129 überhaupt nach uͤberschrittnem 14. aver vor vollendetem

., nnn 61,212

Am Ende des Jahres 1837 waren im preußischen Staate uberhaupt vorhanden Personen beiderlei Geschlechts, welche das

1l4te Lebensjahr uͤberschritten, das 45ste aber noch nicht voll⸗

endet hatten h, 6tůz 9, Sꝛ4 Es sind nun zwar allerdings auch mit dieser Zahl im Laufe des Jahres 1838 dadurch Veraͤnderungen entstanden, daß waͤh⸗ rend dieses einjährigen Zeitraumes einerseits Menschen aus der jüngern Altersktlasse hinzugekommen, und andrerseits in die ältere Altersklasse übergegangen sind: aber es fehlt so sehr an Mitteln, diese Veränderungen mit einiger Sicherheit zu schätzen, daß es vielmehr raͤthlich bleibt, dieselbe ganz zu ubergehen. Dies vorausgesetzt, wird also hier annähernd angenommen, daß die vorstehend berechneten 61,212 von den am Ende des Jahres 1837 gezählten 6,569, Sa24 gestorben sind. Hiernach star— ben im Laufe des Jahres 1838 durchschnittlich von 100,000 Personen, welche das 14te Lebensjahr uͤberschritten, das A5ste aber noch nicht vollendet hatten, nur 9ü3, oder Einer von noch nicht ganz 101 Lebenden. Ferner starben im Jahre 1838 vom uberschrittnen 15. bis zum vollendeten 50. Jahre. 11,862 0 * 56. . 9 v 55. 9 14,088 5 v 3 Y 9 60. * ö 15,714 2. * * a, überhaupt vom uͤberschrittnen 45. bis zum vollendeten e

Am Schlusse des Jahres 1837 wurden im preußischen Staate gezahlt Personen beiderlei Geschlechts 1,674,235 von uͤberschrittnem 45sten bis zum vollendeten 60sten Jahre. Ab⸗ gesehen, wie vorhin, von den Veränderungen, welche auch diese Zahl im Laufe des Jahres 1838 erlitten hat, wird angenommen, daß aus derselben im Laufe des Jahres isz8 gestorben sind; die vorhin berechneten 41,664. Es starben daher von 100,000 Personen, welche das 46ste Lebensjahr uͤberschritten, das Goste aber noch nicht vollendet hatten, im Laufe des Jahres 1838 2489, oder Einer von wenig uͤber 40 Lebenden.

Endlich starben im Laufe des Jahres 1838. nach uͤberschrittnem 60. und vor vollendetem 65.

41 671

Jahre 19,550 2

y 9 65. v * 70. 18 026

y . ß y 75. 17, 686

x 75. x 3 80 12.568

* de;, S5 5 7, 275

5 5 85 5 5 Y 90 Y 9 ö. 4126

üßer neunzigshrieecc 1,3620

überhaupt also uͤber fach ig ahriits 80, 151 .

Zu Ende des Jahres 18337 wurden gezählt 840,033 Per⸗ sonen beider Geschlechter, welche das 60ste Lebensjahr bereits uͤberschritten hatten. Abgang leidet diese Altersklasse nur durch den Tod: Zugang erhalt sie dagegen täglich von denjenigen, welche nach und nach das 60ste Lebensjahr vollenden, und hierauf unter die Uebersechszigjaͤhrigen uͤbergehn. Da nun die in den funfzehn Lebensjahren vom Anfange des 46sten bis zur Vollendung des 60sten Jahres Stehenden, nach der vorhin

ͤ angefuhrten Zaͤhlung uberhaupt betrugen... 1,674, 235 so wirs man nach Abzug der davon im Laufe eines Jahres Gestorbnennd.—... . I, 664 w n ind vo; 1,632,571 ein Junftehntheil nt. 108,858 oder statt dieser bei der Unsicherheit dieser ö Schätzung die runde Summe von.... 108,000 als Zugang im Laufe des Jahres 1838 zu den am Ende des Jahres 1837 Gezählten ... 840,033 Uebersechszigjaͤhrigen annehmen koͤnnen; und ö es warden hirn gchh 918,033

als diejenige Zahl Lebender anzusehen seyn, von welcher die vorstehend berechneten 80, 151 gestorben sind. Hiernach starben im Laufe des Jahres 1338 von 100,000 Uebersechszigjährigen durchschnittlich Sass oder Einer von einer Anzahl Lebender, welche nicht ganz 12 ist, doch dieser Zahl viel näher als 11 liegt. (Schluß folgt.)

In Nr. 198 der St. Ztg.I, S. 832 Sp. 2, 3. A5, statt: „Herrn Ober-Foͤrster , , lies: Herrn General-Lieutenant Grafen Lehndorff— Steinorth.

Berichtigung.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Beriln. Das Studium der älteren Kirchen-Musik wird, so sehr auch der Geist unserer Zeit sich vorzugsweise zu den weltlichen Gebe⸗ ten der Tonkunst hinneigt, doch immer noch durch einige öffentliche Institute sowohl als durch einzelne Meister und Jünger dieser Kunst, die, den Beifall der Menge verschmähend, in ihr innerstes Heiligthum einzudringen suchen, gepflegt und rege erhalten. Zur Belebung dieses Studiums sind neuerlich auch verschiedene Sammlungen von Vokal⸗ und Jastrumental-Compositionen aus früheren Jahrhunderten, theils zum erstenmal nach dem Manustript abgedruckt, theils nen herausgegeben worden. Es fehlte aber noch an einer Sammlung guter Mußferstücke für das Orgelspiel, und dlesem Mangel abzuhelfen unternahm ein bfestger junger Koemponist, Herr Franz Cummer, der sich den Mußfkfreunden schon früher durch eine Reibe von Lieder⸗ heften, theils für eine Stimme, theils für vier Männerstimmen, be⸗ kannt gemacht, vorzugsweise aber der geistlichen Musik sein Talent und seine Studien jugewendet hat, Das in jener Beziebung von ihm herausgegebene, in Berlin bei Wesiphal erschienene Werk führt den Titel: „Sammlung der besten Meisterwerke des s7zten und isten Jahrhunderts sür die Orgel zum Gebrauch beim Gottesdienst und zum Studium“ und enthält auf 177 Seiten

33 verschiedene Stiicke von Claudio Mernlo und Girolamo Fresco— balds, die ganz zu Anfang des 17ten Jahrhunderts lebten, bis auf Sebastian Bach und Eherlin, Die reichste Auswahl ist aus den treff— lichen Compositionen Pachelbel's (1653 1706) getroffen; es befin⸗ den sich 96 Stücke von ihm in der Sammlung, die den Orgelspielern gewiß sehr willkommen seyn werden. In Anerkennung der Verdienste, welche sich der Herausgeber durch dies Unternehmen und die Förde⸗ rung der Kirchenmusil erworben, ist demselben von Sr. Majestꝗt dem Könige die geldene Medaille für Kunst und Wissenschaft huldreichst

verliehen worden.