1839 / 281 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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re Noten nicht mehr baar bezahlte, so warden sie auf der telle im Werthe sinken; 8. Eigenthum wurde dar⸗ unter leiden, alle Kontrakte würden dadurch verändert und jeder Gläubiger um einen Theil seiner ausstehenden Schuld . werden, denn er hatte eine gewisse, so und so viel . des repraͤsentirende Summe ausgeliehen und ware ge , * fur eine nominell zwar gleiche, aber in der t ** 55 Sum me repraͤsentirende Zahlung anzunehmen,. Alle . schäfte mit dem Auslande würden eben solche . ahnen denn da der Ausländer nicht genöch̃gt Menn ase ber uch * nehmen, so wuͤrde eine größere ear n 2 1. 4 eyn, um eine Schuld in Franken zu gin, n Q 2

fingere Zumme von Franken für n he cherung durfte wohl der

ling in England nöthig wäre. Die 2 . ; in solches Privilegium bewilli⸗ Englischen Bank nicht so leich? ein

e Bank ⸗Direktoren ni ĩ ? 2 1 19 Direktoren, als Koͤrperschaft, wurden der

2 entgehen, die in aͤhnlichem Fall jedes an— . 2 i, denn ihnen wuͤrde die beträcht— liche Schuld, welche ihnen die Regierung schuldig ist, als Ent— schuldigung dienen; aber es ist nicht einzusehen, warum der Eng— lischen Bank eine Handlung des Bankerotts eher gestattet seyn sollte, als irgend einer anderen. Warum sollten die Bank ⸗Direk⸗ loren' nicht dieselben Anstrengungen Und Opfer haben aufbieten misssen, zu denen Privat⸗Banquiers sich genothigt gesehen haͤtten, um das Uebel abzuwenden? Daß ge dies aber nicht gethan, da⸗ von haben wir nur zu deutliche Beweise in der letzten von der Bank publizirten Vierteljahres-Uebersicht, die eine beträchtliche Vermehrung der Depositen ergab, wahrend der Vorrath an Bar⸗ ren bedeutend abgenommen hatte. Im September 1838 gab der Bericht die Depositen auf 22, Satz, Gu, die Barren auf 9,5 B, 409 Pfd. an. In diesem September aber belaufen sich die Deposi⸗ ten auf 25,935,000 Pfd. und die Barren nur auf 2, 16,090 Pfd., also die Zunahme der ersteren auf z, M0,0090 und die Abnahmen der letzteren auf 6, So0, 000 Pfd. Im verflossenen Mai war die Bank Hen n, damals betrugen die Deposita 23, 1 12,000 und die Barren 6, 023, 000 Pfd., was also in sechs Monaten bereits eine bedeu⸗ tende Zunahme der Depositen und eine bedeutende Abnahme der Barren ergab und den Direktoren hinlaͤnglich andeuten konnte, wie es 63 seyn wuͤrde, wenn fuͤr die enorme Menge von einge— fuͤhrtem Getraide baare Sa n ü leisten wäre. Haͤtten die Direktoren nur mit gewohnlicher Klugheit gehandelt, so wuͤrden sie darauf bedacht gewesen seyn, ihre . iten zu realisiren, das heißt, so oft der Markt es gestattet haͤtte, Verkaufe derselben un— ter den festgesetzten Limiten zu veranstalten; dies wuͤrde, wenn es fach und nach geschehen wäre, eine allmaͤlige Verminde— rung der in Umlauf befindlichen Noten zur Folge gehabt haben, ohne jene Storungen und Verlegenheiten zu verursachen, die eine plötzliche Verminderung stets hervorbringt. Die Bank-⸗Direktoren waren aber nachlässig und warteten meist, bis der Markt sehr gedruͤckt war, und ließen sich dann durch Furcht bewegen, mit großen Opfern zu verkaufen.“

Die Herren Lizardi und Compagnie haben an der Boͤrse an— gezeigt, daß von dem Kongreß und dem Praͤsidenten Mexiko's der den Fonds⸗Inhabern im Jahre 1837 gemachte Vorschlag zur Konvertirung der Mexikanischen Schuld in einen neuen konsoli— dirten Fonds bestätigt worden. ;

Lord Hawarden und Herr Maude haben beschlossen, eine Foße Menge von Protestanten auf ihren Guͤtern in der Graf— schaft Tipperary anzusiedeln, um den uͤberwiegenden katholischen Einfluß in dieser bedeutenden Irländischen Grafschaft zu neutra— lisiren, wo auch der neue Lord⸗Lieutenant schon in Mißkredit ge— kommen ist, weil er sich auf seiner letzten Rundreise geweigert, eine Adresse der Radikalen von Clonmel anzunehmen.

Aus den Irlaͤndischen Provinzen sind seit Freitag ziemlich guͤnstige Nachrichten äber die Aerndte eingelaufen, besonders aus den Grafschaften Meath, Westmeath, Antrim, Louth und Down. Von Limerick, Derry und Donegal gehen indeß noch immer Kla— gen uͤber die unguͤnstige Witterung ein.

Die Tories haben es sehr uͤbel vermerkt, daß der Lord-Lieute— nant von Irland bei der Inauguration des neuen Lord⸗Mayors von Dublin, Sir Nicholas Bond, am 30sten v. M., als der Recor— der in seiner Anrede ihn des energischsten Beistandes der Corpo— ration bei der Unterdruͤckung jedes Versuchs zur Auflöͤsung der Union versicherte, auf diese Aeußerung in seiner Antwort gar keine Ruͤcksicht nahm, sondern vielmehr einem Repeal-Verein, der Du— bliner Handwerker⸗-Association, noch ein Kompliment machte, in— dem er sie wegen des Eifers belobte, womit sie sich den von den Chartisten auch in Dublin versuchten Umtrieben entgegengestellt.

Die Times will wissen, daß die neuerdings gemachten Ver— suche, einen Handels⸗Vertrag zwischen England und der Republik Haiti abzuschließen, nicht den gewünschten Erfolg gehabt hätten. Aus 5 vom 235. September wird der Times ge— schrieben: „Die Polizei hat die Häupter der letzten Miguelisti—⸗ schen Verschwoͤrung noch nicht entdeckt. Zwar sind Briefe mit falschen Signaturen aufgefunden worden, ihr Inhalt war jedoch nicht klar genug, um darauf hin die Personen, bei denen man sie fand, zu verhaften. Das Ministerium ist noch immer im statu quo. Man hat mehrere ausgezeichnete Männer aufgefor— dert, ein neues Kabinet zu bilden. Es sind in dieser Hinsicht dem Marquis von Saldanha, den Herren Rodrigo Fonseca und den beiden Magelhaes Anerbietungen gemacht worden, sie haben sich aber geweigert, unter . kritischen Umständen die deitung der ig mr, zu uͤbernehmen. Der Graf von Villareal und der Graf von Lavradio haben es auch abgelehnt, sich in der Ei— genschaft eines außerordentlichen Gesandten nach Brasilien zu be— geben, um einen Handels-Traktat mit diesem Lande zu negoziiren. Die Regierung ist daher in großer Verlegenheit.“

Nach der Morning ö. niele find die von der Britischen Regierung abgesendeten Feldmesser, welche die streitige Graͤnze zwischen Neubraunschweig und Maine untersuchen sollen, jetzt am Aroostook. Es hat ein höflicher Briefwechsel zwischen Sir J. Harvey und dem Gouverneur Fairfield uͤber diesen Gegenstand stattgefunden, und der Letztere hat versprochen, dem Unternehmen alle Unterstuͤtzung angedeihen zu lassen. Unter diesen Umstaͤnden, setzt das genannte Blatt hinzu, lasse sich eine guͤnstige Loͤsung der stret rage hoffen. ; r

Die Eroberung von Aden duͤrfte, der Tim es zufolge, um einen theuern Preis erkauft seyn. Es sey, bemerkt dieses Blatt, ziemlich klar, daß der Besitz der Festung das einzige Ergebniß der Unternehmung blei⸗ ben werde, und daß sich die Besatzung, bis man weitere Bewegun— gen mache, in der traurigsten Lage befinde. Ein Scheiben eines Offiziers der Besatzung äußert sich also; „Denken Sie sich den Krater des Aetng vergrößert und das Innere mit Grabsteinen und den Ueberresten von Huͤtten angefuͤllt, nirgends einen Baum oder einen Strauch, vulkanische . und Hügel auf drei Sei— ten und auf der vierten das Meer als der einzige Ausgang aus diesem Golgatha. In diesen Abgrund sind wir von den wilden

1158 sie einen unserer Leute skalpirt und ermordet haben, sind wir auf die verfallenen Mauern beschraͤnkt, welche uns von unsern freund- lichen Nachbarn trennen.“ ; .

Nach Berichten aus Süd -Australien vom 6. Mai herrschte dort große Aufregung in Folge mehrerer Mordthaten, welche Die Schwarzen gegen Kolonisten verübt hatten. Der Kolonial⸗Se— cretair hatte eine Proclamation erlassen, worin er verbot den Eingebornen Lebensmittel zu verabreichen, bevor sie die Schul⸗ digen ausgeliefert; erst als sie dies gethan, ließ man ihnen wie⸗ der Vorraͤthe zukommen. Etwa 50 Englische Meilen suͤdlich vom Fort Adelaide war ein sehr fruchtbares Flußgebiet entdeckt wor⸗ den, welches man nach dem Entdecker Flaxman-⸗River benannte.

Belgien.

Brässel, J. Okt. Die energischen Maßregeln, die unsere Regierung und namentlich der Kriegs⸗Minister ergriffen hat, ha— ben den Unruhen in Gent sehr bald ein Ende gemacht. Die Minister halten häufige Konferenzen, denen der Koͤnig praͤsidirt, und man vermuthet, daß sie ausschließlich die Genter Angelegen— heit zum Gegenstande hatten.

Gent, 1. Okt. Das Organe des Flandres enthält fol— gende neuere Nachrichten uber die Genter Wirren: „In der ver— gangenen Nacht haben, in Folge der von den Civil- und Mili— tair-Behöͤrden ergriffenen energischen Maßregeln, keine neue Un— ruhen stattgefunden. Es war Befehl gegeben worden, die Gar—

nison beträchtlich zu verstärken, und es kam daher ein Bataillon

des 11Iten Linien⸗Regiments von Termonde; heute sind nur noch eine Escadron Kuͤrassiere von Audenarde, das erste Jager-Regi— ment von Antwerpen und das zweite Bataillon des zwei— ten Jaͤger-Regiments zu Fuß von Mecheln hier einge—

rückt. Die achte reitende Batterie und die zweite Escadron

des zweiten Kuͤrassier Regiments, die hier durchmarschirten, sind bis auf weiteren Befehl hier zuruͤckgehalten worden. An— dererseits hatte die Proclkamation des Kollegiums der Buͤrger— meister und Schoͤffen die beste Wirkung hervorgebracht. Die Urheber der Unordnungen wußten dies sehr wohl, denn waͤhrend der Nacht wurden die Proclamationen an verschiedenen Orten abgerissen. Gestern Abend fanden viele Verhaftungen statt und 62 Personen, unter denen ohne Zweifel eine große Anzahl Neu—

gieriger, wurden in die Citadelle abgeführt, wo sie heute pon dem Koͤnig⸗

lichen Proturator verhört wurden. Heute fruͤh wurden der Fabrik des Herrn Scribe ein Versuch gemacht, die Ruhe zu stoͤren, indem sich ein Volkshaufe dorthin begab, um die friedlichen Arbeiter zu verhindern, illre Arbeit fortzusetzen. Die hiervon unterrichtete Behoͤrde sandte sofort Kavallerie und Infanterie dorthin, welche die Menge auseinander trieben. Da das Volk gedroht hatte, die Fabrik des Herrn Scribe in Brand zu stecken, so befahl er, die Arbeit einzuͤstellen und der Kommandant ließ das Haus durch Linientruppen besetzen. Zur Vorsicht war dem Kraͤuterhaäͤnd— lern, die auf dem Platze Sainte Pharaide zu sitzen pflegen, anbefoh⸗ len worden, ihren Kram auf dem Kraͤutermarkt aufzuschlagen. Auf dem erstgenannten Platze, so wie auf dem Freitagsmarkte stehen Li— nien⸗Truppen und Kavallerie, und auf dem letzteren ist man be—⸗ schäftigt, das Pflaster und die Laternen wiederherzustellen. Es ist eine imposante Militairmacht aufgestellt und jedes Stillstehen streng verboten worden. Heute fruͤh bildeten sich auch noch Gruppen vor den Fabriken der Herren van den Bulcke, de Ruyck und Brasseur, um das Arbeiten in denselben zu verhindern. Die Fabrikanten hielten es fuͤr zweckmaͤßig, ihre Werkstaͤtten u schließen. Zwei Schwadronen Kavallerie und einige Bataillone Linien-Truppen mit drei Kanonen bivonakiren auf dem Waffenplatze, wo sich auch ein zahlreicher Generalstab befin— det. Man sieht uͤbrigens nirgends mehr jene drohenden Grup— pen von Arbeitern, die noch gestern die Straßen durchzogen und überall Unordnung und Schrecken verbreiteten. Wir hoͤren, daß ein junger Mann von 16 Jahren, Namens van de Vyvere, der gestern verwundet wurde, heute früh im Hospital gestorben ist. Das Kollegium der Buͤrgermeister und Schoͤffen hat auf heute Nachmittag eine Kommission der Baumwollen⸗Fabrikanten zusammenberufen, um sich mit ihr uͤber die zur Sicherung der offentlichen Ruhe zu er— greifenden Maßregeln zu berathen. Auch ist eine Adresse an den König abgesandt worden, um die Reclamationen der Gewerbtrei— benden zu unterstuͤtzen. Die Civil- und Militair⸗Behoͤrden ver⸗ dienen fur ihren Eifer, ihre Thätigkeit und Energie, die sie bei Wiederherstellung der öffentlichen Ruhe entwickelten, das größte Lob. Die Generale Clump und Malherbe, der Kommandant van den Poele, haben sich so zu sagen vervielfältigt, um den Dienst zu sichern; der Letztere zeigte sich uͤberall, wo Gefahr vor— handen war.“

De ut s ch land.

Muͤnchen, 4. Okt. Der Inspektor unserer Erzgießerei, Stieglmayr, kam gestern von Salzburg zuruͤck, wo er mit Schwanthaler zusammentraf, und mit diesem und dem dortigen Comité fuͤr das Mozart-Denkmal uͤber Anfertigung und Aufstel— lung dieses Denkmals Ruͤcksprache nahm. Schwanthaler wird das Modell herstellen und Stieglmayr den Guß besorgen, und so duͤrste binnen ein paar Jahren dem allgemeinen Wunsche ent— sprochen seyn, daß Salzburg, die Geburtsstadt Mozart's, ein ehernes Standbild seiner Person erhalte, das die Bewunderung und Verehrung, die Deutschland seinem ersten dramatischen Ton— dichter zollt, der Nachwelt uͤberliefert.

Der Bayerische Gesandte am Großbritanischen Hofe, Frei— herr von Cetto, befindet sich seit vorgestern in Munchen.

Leipzig, 7. Okt. Unser Koͤnig, von seiner Reise an die Hofe von Weimar und Koburg bereits am ten d. M. Abends zuruͤckerwartet, hat Sich, am frühen Morgen des 6. Oktober angelangt, hier nicht aufgehalten, sondern ist mit der gewohnlichen Dampfwagenfahrt früh 6 Uhr sogleich nach Dresden abgegangen.

Die regelmäßigen Dampfwagen-Fahrten zwischen hier und Dresden, deren Einnahme vom 22. bis 28. September in 32 Fahrten 10,117 Rthlr. 20 Gr. betragen hatte, haben in der neue— sten Zeit vom 29. September bis 5. Oktober durch Personen— Transport und Guͤter 16,917 Rthlr. eingetragen. Dennoch ge— winnen die Eisenbahn⸗Actien keinen hoͤheren Cours als 90!“ * pCt., und die Gesellschaft sieht sich veranlaßt, ein Anlehen von einer Million Thaler zu 317 pCt. jährlicher Zinsen zu machen, um die Kosten des zweiten so noͤthigen Geleises und diejenigen bei dem Baue der Magdeburg-Halle- Leipziger Bahn bis zur Preußischen Gränze zu decken. e.

. den Erfolg der jetzigen Michaelis⸗Messe läßt sich der— malen, wo wir kaum den dritten Theil der Meßzeit hinter uns tg kein bestimmtes Urtheil fällen. In einzelnen Waaren— Branchen, wie in Tuchen, Leder, Seide, Englischen Manufaktur— Waaren, Leinwand, Luxus-Artikeln verschiedener Art sind manche

Stämmen, die uns umgeben, eingezwaͤngt, welche, im Besitze einträgliche Geschaͤfte gemacht worden, wenn auch nicht immer

der anliegenden Kuͤste, uns alle Verbindung abschneiden. Seit

gegen baares

eld, das uͤber die Gebuͤhr zuruͤckgehalten wird.

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gewesen.

Diese Aengstlichkeit erschwert den sonst schwunghaftes Waaren⸗

Umsatz. . Zur nächsten mit dem 5. November beginnenden Stande— Versammlung ist vom Leipziger Kreise der Graf Hohenthal auf Puüchau, ein sehr kenntnißreicher Rittergutsbesitzer, zum Mil gliede der ersten Kammer gewahlt worden.

Chẽmnitz, 6. Okt. Seit einiger Zeit scheint uber unserm Fabrikwesen kein sehr guͤnstiges Gestirn zu walten. M ch. rere Fabrik-Unternehmer haben sich als insolvent gezeigt, und wenn dies auch nicht von der Sächsischen Bobbinet? Actien-Ge, sellschaft mit Bestimmtheit behauptet werden kann, so ist do kaum zu hoffen, daß der angekuͤndigten Anzahlung von 10 pCt. auf die Actien derselben, zur Liquidation des Geschaͤfts, mehrere folgen werden. Die Maschinen-Bau⸗Gesellschaft laßt in ihren in unserer Nähe befindlichen Werkstäͤtten mit großer Thaͤtigkeit arbeiten, und wird im naͤchsten Monate zwei von der Leipzig⸗ Dresdner Eisenbahn⸗Gesellschaft bestellte Lokomotive abliefern, wo— durch, falls diese gut und tuͤchtig ausfallen, das Bestehen jenes Actien-Vereins gesichert seyn wird. Nach Vollendung der Vor— arbeiten wegen der Erzgebirgschen Eisenbahn ist zwar die Aus, führung des ganzen Plans etwas laͤnger, als gut ist, verschoben worden, doch können wir versichern, daß dieselbe nicht aufgeho— ben ist, sondern im naͤchsten Fruͤhjahre mit Energie betrieben wer— den wird.

Hannover, 7. Okt. Seine Majestaͤt der König sind ern von hier nach Blankenburg zu einem Bestüche bei dem rzoge von Braunschweig abgereist.

Der Kriegs-Minister General Graf von Alten hat eine laͤn— gere Urlaubsreise nach Frankreich und Italien angetreten. Wah— rend der Abwesenheit Sr. Excellenz fuͤhrt der General-Lieutenant Graf Ferdinand von Kielmannsegge den Vorsitz im Kriegs-Mi— nisterium.

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1. *

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Stuttgart,) 5. Okt. Der Schwäbische Merkur berich— tet: „Se. Koͤnigl. Majestaͤt haben vermoͤge hoͤchster Entschlie— ßung vom 26. September Sich bewogen gefunden, den Geh. Rath von Schwab, seinem Ansuchen gemaͤß, in Ruͤcksicht auf seine gestoͤrte Gesundheit, von der demselben provisorisch uͤbertra— genen Verwaltung des Justiz-Departements in Gnaden zu ent— binden, unter BVelassung in seinem Amte als ordentliches Mit— glied Hoͤchstihren Geheimenrathes, sodann mittelst hoͤchster Ver— fuͤgung von demselben Tage den seitherigen Ober-Tribunals-Nath von Prieser, außerordentl. Mitglied des Geh. Rathes, zum wirklichen Staatsrathe gnaͤdigst zu ernennen und demselben pro— visorisch die Verwaltung des Justiz-Departements zu uͤbertragen.

Karlsruhe, 3. Okt. Der bisherige Präsident des Mini— steriums des Innern, Herr Nebenius, hat dem Vernehmen nach seinen Ruͤcktritt genommen. Der seitherige Direktor der Regie— rung des Mittel⸗Rheinkreises (zu Rastatt), Freiherr von Ruͤdt, wird seine Stelle einnehmen.

Wiesbaden, 4. Okt. Heute Mittags verlassen Ihre Koͤnigl. Hoheiten Erzherzog Maximilian von Este und der Erbprinz von Modena das Schloß Johannisberg, nachdem Sie durch drei Tage die Gaͤste des Oesterreichischen Staats⸗-Kanzlers Vorgestern und gestern hatte der Fuͤrst mehrere der ersten adeligen Familien des Rheingaues zu einem großen Diner versammelt; auch unser Herzog stattete den Oesterreichischen Prin⸗ zen auf Johannisberg einen Besuch ab. Der Fuͤrst und die Fuͤrstin von Metternich, so wie ein Theil des diplomatischen Ge— folges Sr. Durchlaucht, geben Ihren Koͤnigl. Hoheiten bis Kob— lenz das Geleite am Bord des der Kölner Gesellschaft gehoͤrigen Dampfbootes: „der Kronprinz“, welches die Erzherzoge fuͤr die Rheinreise gemiethet haben. Der Bundestags- Prasidial-Ge— sandte, Graf Muͤnch-Bellinghausen brachte, vom Johannisberg zuruͤckkehrend, die verflossene Nacht in unserer Stadt zu.

Oldenburg, 27. Sept. (A. 3.) Endlich ist der Bentinksche Erbschafts-⸗Prozeß inrotulirt, und die Akten sind der Universitaͤt Jena zum Spruch eingesandt. Man ist hier voller Erwartung, wie das erste Erkenntniß ausfallen wird, wogegen freilich noch immer Appellation zulaͤssig seyn wird, bis zwei konforme Urtheile erfolgen. Es wird die erste Sentenz doch, aller Wahrscheinlich— keit nach, einen Vergleich unter den streitenden Parteien, wenn auch nicht in der Hauptsache, doch wenigstens daruͤber herbeifuͤh— ren, wie es im Unterliegungsfall mit dem besiegten Theil gehal— ten werden soll. Bis jetzt hat jeder mit seinem Gegner nur auf der Basis transigiren wollen, daß er diesen abfinde, selbst aber als Inhaber des Fideikommisses anerkannt werde. Be— kanntlich befindet sich der zweite Sohn des verstorbenen regieren—à— den Wilhelm Gustav Friedrich, Gustav Adolph, nachdem sein aͤlte— rer Bruder, der nach Amerika ausgewandert ist, auf die Erbfolge verzichtet haben soll, im Besitz der Herrschaften Kniphausen und Varel. Sein Erbrecht wird ihm von seinen Bettern, den Soͤh— nen seines verstorbenen Vaterbruders, Johann Karl, bestritten, weil der jetzige Besitzer unehelich von einer Leibeigenen geboren, und wenn auch durch nachfolgende Ehe legitimirt, doch nicht fuͤr successionsfaͤhig zu achten sey, und der Stifter des Fideikommis— ses, der Graf Anton Guͤnther von Oldenburg, nur „eheliche“, das heiße „ehelich geborene“ Nachkommen zum Genuß dieses Fideikommisses berufen habe. Dies erhelle noch mehr aus dem Grafen-Diplom des ersten Erwerbes des Fideikommisses, eines Grafen Anton J. zu Oldenburg. Aber auch nach gemeinem Rechte gehoͤre die Succession des Grafen Oldenburg, jetzt in weiblicher Linie die Gräflich Bentinksche Familie, zum hohen Adel, und koͤnnten durch spaͤtere Ehe legitimirte Kinder dersel— ben nicht fuͤr successionsfähig erklart werden. Der Besitzer be— hauptet dagegen, in einer Gewissensehe erzeugt, wenigstens durch nachfolgende Ehe seines verstorbenen Vaters mit seiner noch le— benden Mutter, Sara Margaretha Gerdes, die zwar eine ehe— malige Dienstmagd, aber keine Leibeigene gewesen sey, als suüc— cessionsfähig legitimirt zu seyn. Der erste Erwerber des Fidei— kommisses, der gleichsam nur per reseriptum der Kaisers legiti— mirte Sohn Anton Guͤnther's, habe gar nicht zum hohen Adel gehört; in jedem Fall sey diese Qualitat schon duͤrch dessen Soh— nes Tod des Grafen Anton II. von Oldenburg, welcher 1738 mit Hinterlassung einer einzigen Tochter, „Charlotte Sophie“, durch deren Verheirathung die saͤmmtlichen Guter an die Graͤf— lich Bentinksche Familie gekommen sind, aufgehoben. Das Te— stament Anton Günther's, worin das Fideikommiß nur ehelichen Nachkommen gesichert sey, schließe die durch nachfolgende Ehe legitimirten uͤberall nicht aus. Man sieht, wie manche hoͤchst interessante staatsrechtliche Fragen bei Entscheidung dieses Prozesses in Betracht kommen, und daß dieser Erbschaftsprozeß nicht schon mehr juristische Federn in Bewegung gesetzt hat, mag in der That nur darin liegen, daß das Objekt zu fern in einem Nordischen Winkel Deutschlands liegt, und man den Werth

desselben nicht kennt. Der jetzige Besitzer, welcher ubrigens wie die Agnaten einen guten Willen zeigt, Die bedeutenden Schulden seines Vaters * ezahlen, hat die Verwaltung des Fideikom⸗ misses einer besondern Kommission anvertraut, und sich nur eine jährliche Kmpetem von 4090 Rthlr. in Golde reservirt. Ueber ben Nachlaß des Vaters ist der Konkurs der Giaäͤubiger, wel— cher bei Oldenburgischen Gerichten verhandelt wild, erkannt.

Oesterteich.

Preßburg, 1. Okt. Ueber die MortalitaͤtsVerhaͤltnisse in Ungarn liest man in der Pannonia: „Was Ungarn be⸗ trifft, so verhalt sich die Mortalitaͤt, die bei den verschiedenen Voͤlkerschaften dieses Landes gan verschieden ist, in dessen sämmt⸗ lichen Komitaten, mit Ausschluß der einverleibten Nebenlaäͤnder, folgendermaßen: Unter den Kumanen und Jazygen stirdt jähr⸗ ich einer unter 30; unter den katholischen Slaven der Neusoh— ler Didcese einer von 30; unter den Lutheranern auf den Karpa— then einer von 34.5 Unter den lutherischen Oedenburger Deutschen einer von 39; unter den Wallachen und Rußniaken einer von l; unter den Marmaroser Wallachen nur einer von 81. Son— derbar muß gerade unter diesem Volke, wo die wenigsten Medi—

zinal-Anstalten und ärztliche Huͤlfe vorhanden, die Sterblichkeit am geringsten seyn! Doch hat man ohne Unterschied der Gegend

merkwürdige Beispiale von Menschen welche ein ungewöhnlich hohes Alter erreichen, wobei die Tätra-Laͤnder, besonders die Zips, Liptau, Arva, Thurscz, sich auszeichnen.“

Lemberg, 23. Sept. Gestern war große militairische Kir— chen⸗Parade auf der Ebene vor dem Kieselkaschen Lager. Saäͤmmt— liche Truppen der Garnison und des Malechower Lagers waren in drei Treffen, und zwar in der ersten Linie die Infanterie in

Massen, in der zweiten die Artillerie und in der dritten die Ka.

vallerie aufgestellt. Um 10 Uhr erschienen der Erzherzog Franz Karl, der Erzherzog Ferdinand und dessen Neffe, so wie der Prinz von Wasa, mit einem glaͤnzenden und zahlreichen Gefolge und

ritten alle drei Treffen ab. Sodann verfügten sich Höͤchstdiesel⸗

ben zu dem großen Kapellen⸗-Zelte, während die Truppen mit klin— gendem Spiele heranrüuckten und sich halbsternfoͤrmig um dasselbe

aufstellten. Nach abgehaltenem Hochamte durch den Herrn Erz⸗

bischof⸗Primas defilirten sammtliche Truppen vor den hoͤchsten

Herrschaften voruͤber. Das schoͤnste Wetter beguͤnstigte dieses im mit 1 f fessor Körte.

posante Schauspiel, das an sich schon einen herrlichen Anblick darbot, der durch die ringsum wogende Volksmenge und die von Menschen ganz besetzten Anhoͤhen gehoben wurde. Nachmittags besichtigten Se. Kaiserl. Hoheit und Ihre Königl. Hoheiten das Lager bei Malechöw und Abends war beim Erzbischof-Primas eine glanzende Soirée, welche die hoͤchsten Herrschaften mit ihrer Gegenwart beehrten? .

Spanien.

Madrid, 26. Sept. In der gestrigen Sitzung wurden die beiden Gesetz-Entwuͤrfe der mit der Berichterstattung uͤber die Fueros beauftragten Kommission, die bekanntlich in eine Majori— ät und eine Minoritaͤt getheilt ist, verlesen. Der Entwurf der Majoritaäͤt (dessen Hauptinhalt bereits in Nr. 279 der Staats— Zeitung mitgetheilt worden ist) lautet folgendermaßen:

„J. Die jwischen dem Herzog von Vitoria und dem General-Lieu⸗ tenant Don Raphael Maroto am 31. August 1839 abgeschlossene

Convention ist bestätigt. 2. Die Fueros der Baskischen Provinzen und

Navarra's sind hinsichtlich der Munizipal- und ökonomischen Verwal— tung bestätigt; was das Uebrige betrifft, so wird die constitutionnelle Berfassung, die in den respektiven Hauptstädten der Provinzen vor der Convention in Bergara von Kraft war, auf das ganze Land ausge— dehnt. 3. Die Regierung wird, nachdem sie die Behörden jener Pro— binjen vernommen, in der möglichst kürzesten Zeit den Cortes einen Gesetz Entwurf vorlegen, um definitiv die Fueros mit der Constitution der Monarchie in Uebereinstimmung zu bringen. 4. Unterdeß wird die Regierung, den in den vorhergehenden Artikeln aufgestellten Grundla— gen gemäß, proviserisch die Zweifel und Schwierigkeiten, die etwa in Betreff der Ausführung jener Artifel entstehen könnten, heben und den Cortes so bald wie möglich Bericht darüber abstatten.“

Der Gesetz⸗Entwurf der Minoritaͤt lautet:

„1. Die Fueros der Baskischen Provinzen und Navarra's sind bestätigt, insofern sie nicht den politischen Rechten zuwider sind, deren die Bewohner dieser Provinzen in Gemäßheit der Constitution von 18337 gemeinsam mit den übrigen Spaniern genießen. 2. Die Regie⸗ rung wird, sobald die delle n sich dazu darbietet, und nach Anhö— rung der Baskischen Provinzen und Navarra's, diejenigen Modisica— tionen der Fueros vorschlagen, die das eigene Interesse der Provinzen in Verbindung mit dem allgemeinen Interesse der Nation und mit der Verfassung erheischt, auch wird sie die bis dahin in Bezug anf die Form und den Sinn des Obigen etwa entstehenden Zweifel und Schwie— rigkeiten befeitigen und den Bericht darüber an die Cortes abstatten.“

Das „Eco del Comercio“ empfiehlt den Entwurf der Ma— soritaͤt, der „Correo nacional“ vertheidigt dagegen den der Mino— itt und fordert das Ministerium auf, diese Angelegenheit zu einer Kabinets-Frage zu machen. Man glaubt indeß, der Kon— greß werde den Gesetz-Entwurf der Minoritaät annehmen.

Der General Espartero hat dem Kriegs-Minister mehrere anerkannt tuͤchtige Karlistische Offiziere, die sich der Koöͤnigin un— erworfen haben, zur Anstellung in der Armee empfohlen. Es befindet sich darunter Don Manuel Toledo, Sohn des Herzogs von Infantado.

Türen

Konstantinopel, 18. Sept. (A. 3.) Alles wankt, sowohl in Natolien als in den suͤdlichen Europäischen Provinzen; nur wenig läßt sich auf die Treue der Osmanen bauen, die, als ein in offenbarem Verfall begriffenes Volk, sich an denjenigen anzu— schließen bereit sind, der durch gluͤckliche Erfolge beweist, daß er, durch das Fatum auserkoren, die Faͤhigkeit besitzt, es wieder zu erheben. Die Einwohner von Maden, eine Tagereise westlich von Marasch, haben sich bereits an den Vice-RKoͤnig mit der Bitte gewendet, sie durch einen von ihm gewahlten Gouverneur regieren zu lassen. Der Pascha von Koniah, einer von denen, welche die bekannte Proclamation des Pascha von Aegypten un— eroͤffnet an die Pforte eingesendet hatten, hat sich auch schon an Ibrahim Pascha gewendet, um ihn einzuladen, Besitz von seinem Gouvernement zu nehmen. Diese boͤsen Beispiele konnen allerdings Nachahmung finden, und so— das schwankende Asien in einem Nu Mehmed Ali zur Beute werden. Auf der anderen Seite schreit der Vice⸗Koͤnig, die Pforte moge die Unterhandlungen mit ihm beginnen, sonst wolle er ur nichts mehr stehen; ehe man sich's versehe, werde sein Sohn ich in Bewegung setzen, um einmal der . des ungewissen Zustandes ein Ende zu machen. Diese wiederholten Drohungen verfehlen ihre Wirkung nicht, und die Angst der Pforte wächst nit jedem Tage. Dies mag zur Erklaͤrung dienen, wie es Iommt, daß der Divan, trotz aller Versicherungen, die Ausglei— hung der bestehenden Wirren den fremden Maͤchten zu uͤber⸗

assen, sich von Zeit zu 5e wie in dieser Woche zweimal ge⸗ er

schah, versammelt, um u

die Mehmed Ali i machenden Konzessionen zu berathschlagen. Das

esultat ist gewohnlich,

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daß man beim Schluß des Divans so wenig weiß, als bei dessen Eroͤffnung.

Fast täglich erhaͤlt man Nachrichten von neu angekommenen Kriegsschiffen, die daselbst bald zu der Franzoͤsischen, baldezu der Englischen Escadre stoßen. Der Eindruck, den diese imponirende Concentration so großer Streitkräfte um Tenedos auf die Be— völkerung von Konstantinopel macht, ist so uͤberwältigend, daß man Aegypten kaum mehr erwähnen hört, und nur noch die Forcirung des Kanals den Gegenstand der täglichen Besprechun— gen bildet. Man weiß zwar hier, daß die Instructionen, die dem Admiral Roussin von Paris zugekommen, in Bezug auf das Einlaufen in das Marmora-⸗Meer sehr beschraͤnkender Natur sind; es ist aber auch andererseits bekannt, daß ein Paragraph jener Instructionen dahin lautet, die Englische Flotte nie aus den Augen zu lassen, so daß diese nur in Begleitung der Frafzzöͤ— sischen hier erscheinen könnte.

Aus Alexandrien wird berichtet, daß zwischen Ibrahim Pascha und dem Seriasker Kiamil Pascha eine ernste Entzweiung ent— standen sey, die sich, wie behauptet wird, auf die militairischen Dispositionen in Syrien und am Euphrat bezieht.

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Möglin, 1. Sept. Die Vorträge an der hiesigen im Jahre 1805 durch den verewigt gz Geheimen Ober-Regierungs-Math AJ Thaer ge gründeten, und seit em ununterbrochen forthestehenden Königl. Akade

mie des Landbaues begintfen in diesem Jahre am 1. November und dauern bis zum 1. September f. J.

Der Direftor der Akadenste und Besitzer des Guts Möglin, der

Landes⸗Oekonomie⸗Rath Thger, lehrt in wöchentlich 10 Stunden, vom

1. November bis lettzen März: landwirthschaftliche Gewerbslehre in ihrem ganzen Umfange, fer⸗ ner Buchhaltung, desgleichen allgemeine Viehzucht, spezielle Schaafzucht und Wollkunde, vom 1. April bis 1. September aber: Theorie des Ackerbaues, die Lehre von Aussaugung und Wie derersatz des Bodenreichthums, Acker- und Wiesenban, Feldein— thellung und Anbau der einzelnen Frucht-, Handels- und Fut— ter⸗Gewächse. Die physikalischen Wissenschaften, Technologie und Botanik, lehrt, mit steter Bejugnahme anf das landwirthschaftliche Gewerbe, der Pro—

Thierheilkunde, jerfallend in eine Uebersicht der Anatomie und Physiologie, Diätetif des gesunden und kranken Thieres, der materia melica, allgemeinen Pathologie und Therapie, wie Chirurgie in der Ausdehnung, wie es die Zeit des jährigen Kursus erlaubt, und in denjenigen Hauptmomenten, deren Kenntniß dem gebildeten Landwirthe bei der Wichtigkeit der Biehzucht für sein Gewerbe nöthig ist, lehrt der hier wohnhafte Kreisthierarjt Dr. Kuers.

Derselbe leitet zugleich die botanischen Erxcursionen und führt die Aufsicht über den öfonomisch botanischen Garten.

Auskunst über die hiesige Stammschäferei und deren sehr genaue Registratur giebt der Secrezair; praktische Anweisung in der Brannt— weinbaennerei der Brenneres⸗Verwalter.

Der Wirthschafts-Inspektor giebt praktische Anweisung über Füh rung der doppelten Buchhaltung, und überhaupt Auskunft über Alles, was die Wirthschaften zu Möglin und auf dem damit in Verbindung stehenden Gute Alt-Gaul betrifft.

A. P. Th aer.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Ausstellung der Koͤniglichen Akademie der Kuͤnste.

Holbein, ehemaliger Schüler des Prof. Begas, stellt uns einen Gegenstand vor, den wir schon öfters auf unseren Ausstellungen gese— ben haben: die Trauer der Tochter Jephthah, nach Buch der Richter 1I, 68. Die Jungfrau ist das Opfer eines vorschnellen Gelübdes ge worden, das ihr Vater im Siegesrausch dem Lenker der Schlachten gethan; sie ist mit ihren Gespielen in die Berge gegangen, um ihren frühen Tod zu beweinen. Bei einem Felsblock sehen wir sie hier sitzen, voll Schmerz und Thränen, umgeben von ihren Freundinnen, die alle von gleicher Trauer beseelt sind. Die eine schmiegt sich an die Un glückliche, an ihre Schulter gelehnt, eine andere bückt sich, um der Lei denden in ihr nieder geneigtes Antlitz zu sehen; eine dritte sitzt etwas entfernter, ein Saiten-Jusirument spielend, eine vierte ist zu den

Füßen der Unglücklichen gelagert, und noch zwei andere sieht man in

einiger Entfernung wandeln. Wie es wohl kommt, ist die Haupt figur am wenigsien gelungen, besonders in ihrer Stellung, indem sie, womit der Künstler vielleicht die passive Hingebung ausdrücken wollte, ihre Arme über die Kniee fallen läßt, ein Parallelismus, der hier keinen angenehmen Effekt macht. Auch hat er im Ausdruck wohl den theilnehmenden Schmerz besser getroffen, als den ursprünglichen; überhaupt liegt der Hauptrei des Bildes in den umgebenden Mädchen— Gestalten und in der Gruppirung, nur behält der Felsblock, welcher die Gruppe imitirt, etwas Absichtliches; man sieht, er ist hieher ge— 66 worden, um den Figuren als dunkler Hintergrund zu dienen. Im Ganzen zeugt das Bild von Sorgfalt und Liebe; Zeichnung und Bewandung sind lobenswerth und noch mehr das Kolorit, das sich durch Klarheit, Milde und Kraft auszeichnet und der trefflichen Schule das Wort redet, in welcher der Künstler sich gebildet hat.

Wenn wir uns aber ganz freimüthig über Behandlung und Wahl des Gegenstandes aussprechen sollen, so wünschten wir dieser alttesta— mentlichen Aufgabe doch noch einen strengeren Stil; die Figuren sind u zart, zu fein gebant, sie tragen immer noch etwas von moderner Hebe hlslut an sich; stattlicher, stämmiger und heroischer sollten die Jungfrauen sich darstellen, namentlich um diese Klagescene nicht kläglich und weinerlich erscheinen zu lassen. Irren wir aber nicht, so ist es eben diese Vereinigung in der Trauer, und nächstdem die , , . jungfräulicher Gestalten, was die mehrmalige Wiederholung dieses Gegenstandes veranlaßt hat, denn die passiven Trauer-Assem— bleen sind nun einmal unter unseren Künstlern allzusehr im Schwange, welche wir doch auf den Unterschied des Traurigen und des Tragischen aufmerksam machen wollten. Gegen die Wiederholung an sich haben wir nichts, aber eins ist dabei unerläßlich, daß man nämlich gewiß sey, dem Gegenstande eine Steigerung geben zu können, und daß man ihm irgend eine neue Seite abgewonnen habe. Unter dieser Bedingung ist die Wiederaufnahme des schon oft Behandelten lobenswerth, so wie der Ver⸗ leich mit den Vorgängern in diesem Falle für den Erfolg nur vortheil⸗ ö. seyn kann; ganz anders bei jener matten Nachfolge auf schon ge— bahntem Wege, der man ansieht, daß sie nur um den Gegenstand, da man einen solchen doch leider einmal haben muß, wenn man malt, ver— legen gewesen. Sucht entweder nach neuen Gegenständen, oder bringt uns die alten so wieder, daß sie uns mit neuer Lebenskraft frischleben⸗ dig ansprechen; eins von beiden; nur tischt uns nicht das Alte auch in, der alten Art wieder auf und bringt das schon Dagewesene nicht mit gleichgülltiger und zufälliger Variation, oder gar in blässerem Ab⸗ druck! Es wird so viel Bildung und Wissen, so viel Kunst und Fleiß auf die Ausführung gewandt, und doch ist meistens nur der erste Ge— danke ce, e,, ie schade oft um all die aufgewandte Arbeit! Gern erläßt die Mehrzahl der Beschauer dem Künstler ein gut Theil von der Strenge alademischer Forderungen, wenn nur in seinem Bilde Geist und Leben athmet. Wir sagen dies nicht, um den Werth dessen herabzusetzen, was in der Kunst gelernt werden kann und muß, son⸗ dern um die Künstler von jedem handwerksmäßigen Fleiß abzumahnen, welcher sig genügt, wenn das Tagewerk eh nl 6 und y zu sinnigem Nachdenken aufzufordern, so wie die Wichtigkeit darzustellen, daß der Kunstjünger eine allgemeinere Bildung sich frühzeitig aneigne.

Wohl dem, der zu Zeiten den Pinsel ganz ruhen la 2

Büchern alter Pre; sich zu vertiefen, u 2 ee nn, m. 218 die Natur voll in fich aufsunchmen in ihrer Schönheit, ihrem Chara ter und ihrer Junigkeit. ö .

Ein Bild Fer lusstellung spricht dies höchst sreffend aus, so daz

wir nicht umhin können, es schen hier zu betrachken; die Rubrif ba⸗ ben wir ohnedies schen früher ühertreten. Der Altmeisier Dürer sieht vor der Thür seines Hauses, Pinsel und Palette in der Hand; vertieft schaut er dem Spiel vorüberziehender Kinder zu, ihres unbefangenen Lebens sich freuend die charakter vollen Züge der Natur seinem innern Auge fest einprägend. Da erscheint hinter ihm aus dem Innern des Hauses seine gestrenge Hausfrau; den produktipsten Moment seiner künstleri⸗ schen Auffassung für Nichtsthun und Faullenjzen haltend, ruft sie ihn zur Staffelei zurück, um die Arbeit zu fördern und die bestellten Bil der und einträglichen Platten fertig ju machen. Wenn auch nicht in

Gestalt eines Hausdrachen, oder, wie hier, in der Form einer sonst nicht

ganz unliebenswürdigen Tanthippe so mag doch manchem Künstler eine Kollision der Art bekannt genug seyn, um die Wahrheit des Gedan⸗ sens in unserm Bilde mit Rührung zu empfinden; mancher aber auch zieht aus eigner Wahl den Lohn dieser Welt dem Ruf seines Genins

vor. Das Bild ist von Jacob aus Berlin (gegenwärtig in Paris),

demselben, der sich uns sonst nur durch wohlgelungens Stillleben be kannt gemacht hat; um so mehr muß in diesem, wie es scheint, ersten Figurenbilde die glückliche Eigenthümlichkeit des Gedankens anerkannt werden. Was die malerische Ausführung anlangt, so sind die beiden

Haunptsiguren wahr und sprechend, Dürer wird durch Portraitähnlich⸗ keit sogleich kenntlich, anziehend und lebendig aber ist die eifernde Hausfrau

vorgestellt. Auch an den Kindern findet sich Manches zu rühmen; recht

naiv ist ein jüngeres in seinem Hesndchen, welches brüderlich sich an ein Hündchen lehnt. Sonst bleibt bei dem jungen Künstler das Kön⸗

nen allerdings noch hinter dem Wollen zurück; er strebt nach kräfti ger Pinselführung, aber ist darin noch unbeholfen und bringt eine gewisse Rohheit in die Zeichnung; er will dem Effekt bunter Farben ent sagen, aber er kann mit der Tötalität der Licht-Erscheinung noch nicht zu Stande kommen, namentlich modellirt sich Vieles noch zu einzeln und wird dadurch fraus und ungefällig. Vor allen Dingen hätte er wohl, zumal bei diesem Hauptgedanken, den Kindergruppen, in denen die Jntention eines freilebendigen Ausdrucks nicht zu verkennen ist, eine seinere Ausbildung zuwenden sollen aber vielleicht ist der In⸗ halt des Bildes zugleich irgendwie dessen eigene Apologie.

Wie viel auf einen neuen Gedanken und einen inkeressant gewähl⸗ ten Moment ankommt, zeigt sich recht sehr in dem neuerdings er⸗ schienenen Bilde von Schorn in Berlin: Papst Paul 111. vor dem Bildniß Luthers. Letzteres, in dem man deutlich die Auffassung Kra⸗ nach's erkennt, wird von einem Chor-Knaben auf einem Stuhl dem Papste entgegengehalten, welcher, auf einem vergoldeten Sessel sitzend, dasselbe mit sichtbarer Bewegung betrachtet. Um ihn her stehen Geist⸗ liche verschiedener Grade; ein Greis mit lang herabfließendem Bart läßt mit ernst nachdenklicher Miene sein Auge auf dem Bilde weilen, leb⸗ hafter drängt sich ein anderer mit greller Geberde vor, um das Bild dessen zu schauen, der den Muth besaß, dem Nachfolger Petri und Statthalter Christi gegenüber seine Stimme zu erheben; ein jüngerer Mönch schaut mehr auf den Papst, als auf das Bild, um den Ein druck zu sehen, der sich auf däsen Antlitz spiegelt. Ganz unbefangen und ohne Ahnung von der Pedeutung des Gemäldes, noch von der Aufregung der Betrachtenden, steht der schöne Chor-Knabe da, in wirk samem Gegensatz gegen jene, die in verschiedenen, wohlgedachten Ab stufungen bewegt erscheinen. Der Papst sowohl, als der ernste Greis sind ganz im Profil genommen, was aber vielleicht nicht die vortheil⸗ hafteste Stellung war, um Charakftere spezieller auszuprägen. In der That vermissen wir bei längerem Betrachten eine solche nähere Charakteristik dieses Papstes, wozu Ranke's treffliches Büch?) die erforderlichen Züge liefert, in der bekannten meister haften Portraitzeichnung des Verfassers. Er wird uns hier geschildert als von einer „höchst bedächtigen, aufmerksamen, zögerden, abwartenden Politik“; ferner: „immer mit der doppelten Rücksichk auf den Inhalt ünd die Form wählte und erwog er seine Werte; leise, mit dem lang samsten Bedacht ließ er sich vernehmen.“ Hiervon lesen wir freilich wenig in dem Antlitz des Pabstes, wie ihn uns Schorn malt, im Ge— gentheil, man sollte in der lebhaft vorgebeugten Gestalt eher einen hef tigen Charakter vermuthen, welcher seine unwillkürliche Regung nicht zu unterdrücken gewohnt ist, als den Mann der größten Selbstbeherr schung und der feinsten Intrigue; wenigstens hätte der Künstler viel leicht über den momentanen Eindruck zu viel von dem durchgehenden Charakter geopfert Aber davon abgesehen, so ist die Figur in ihrer Bewegung lebendig, ausdrucksvoll und würdig. Auch die allgemeine Anordnung ist trefflich, bequem und natürlich; der Pabst lehnt seine Linke, in der er ein weißes Tuch hält, auf einen Tisch; neben Früchten und reich servirten Erfrischungen findet sich darauf auch ein Stunden glas, dessen Sand zur Hälfte abgelaufen ist ein Symbol, dessen Bedeutung keinen Zweifel läßt. An der hinteren Wand des etwas engen und kahlen Zimmers erblickt man Griechische Marmorstatuen. Vortheilhafter für das Bild würde es gewesen seyn, wenn der Künst ler einen weiteren und prachtvoller geschmückten Raum gewählt hätte, der, ohne durch zu einzeln hervortretende Gegenstände zu zer streuen, doch im Ganzen mehr den Begriff von dem äußeren Glanz der weltlichen Eristenz des Papstthums gegeben hätte, und ohnedies ge wiß malerischer gewesen wäre, als die nah abschließende Wand, de ren rothe Tapete auch zu sehr die Farbe der Gewänder und Teppiche wiederholt. Im übrigen hat die malerische Behandlung Verdienst— liches, es ist ein helles Tageslicht gewählt“ und der Künstler hat in der Farbe klar und bestimmt seyn wollen. Jedoch bleiben die Lokalfarben wehl auch für diese Beleuchtung zu einzeln, der Hintergrund dagegen erscheint wie mit einem weißen Flor überzogen. Ein etwas gesammel teres Licht, vielleicht gar bis an Rembrandt anklingend, wäre hier viel eicht angewendet gewesen, namentlich auch um die Pracht der Gewän der und reichen Gegenstände gegen die Gestalten und Köpfe gebührend unterzuordnen, dagegen die geistige Bedeutung vor dem bunten Sinnen Eindruck hervorzuheben.

Eine interessante Parallele zu diesem Bilde giebt die Ausstellung in einem Gemälde von Friedrich Schaller (in Berlin): Cromwell mit seiner Tochter und Wildrake vor einem Bildnisse Karls J., Scene aus dem Roman Woodstock von Walter Scott. Der malerische Ge danke ist offenbar ganz derselbe, nur haben wir statt der geistlichen Sphäre hier die weltliche, und die beiden Beschauer stehen im umge kehrten Verhältniß des Erfolgs. Doch können wir- das Lob für die Wahl des Moments, das wir dem vorigen Künstler ertheilten, die sem nicht beimessen, nicht eiwa, weil er von jenem entlehnt, sondern weil er, obwohl er Walter Scott als seine Quelle nennt, doch auf die Darstellung dieser Situation nur durch das berühmte Bild von Delaroche in Paris gebracht zu seyn scheint, wie auch schen die Aehn. lichkeit des Kostums ausweist. Vergleichen wir nun aber sein Bild mit dem des Pariser Malers, so kö8o'nen wir darin keine Stei⸗ gerung und Fortbildung, sondern nur einen Rückchritt von dem viel Prägnanteren zum Schwächeren erkennen. Dort sehen wir den AUsur⸗ pator den Deckel des, Sarges erheben nnd mit kalter Miene sein Opfer,

ingerscbteten König * betrachten: in der That, ein Moment von den hingerichteten König, betrachten I. Ahat , r . der seltensten malerischen Bedeutung, und gewiß einer der glücklichsten Griffe, den die nenere geen ge he Kunst, bei ihrem Sange zum Pi⸗ fanten und Grausigen, überhanpt gethan hat. Se schneidend, so craß ist nun Schallers Bild freilich nicht, allein der Gedanke bleibt auch, nach jenem Vorgange, matt und halb. Und so waren auch die Kräfte nur noch schwach und unsicher, mit denen die Ausführung begonnen wurde; allenfalls drisckt die Hauptfigur etwas von Scheinheiligkeit aus,

aber viel fehlt ihr, um das auszufüllen, was der Name Cromwell Gr.

sagt.

Die Römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im sechszehn— ten und siebzehnten Jahrhundert. Bd. J. S. 337. ff.

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