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Großbritanien und Irtand.
London, 5. Qktober. Seit einiger Zeit haben die hiesigen Bätter über die Orientalischen Ange legesheiten völliges Süull— schweigen beobachtet auch ihre Kortespondenzen aus Konstanti= nopel sind ziemlich duͤrftig und bringen meist nur Wiederholun— gen der schon fruͤher aus Deutschen Zeitungen bekannt geworde— nen Nachrichten. Die Morning Chronielg die beim Beginn der Verwickelungen im Orient so oft ihre Stimme gegen die Forderungen Mehmed Als vernehmen ließ, war ebenfalls ver— stummt; erst in ihrem vorgestrigen Blatt enthalt sie wieder, in Form eines Kommentars zu einem ihr aus Konstantinopel zuge— gangenen Schreiben, folgende kurze Bemerkungen: „Wir haben eine Korrespondenz aus Konstantinopel vom 12. September erhal— ten, welche mehrere wichtige Ereignisse in Aussicht stellt, ja sogar deren Ende als nahe erscheinen laßt. Das erste ist, daß zwischen Frankreich, England und Oesterreich eine Ueber— einkunft zu Stande gekommen, in welcher erklaͤrt wird, daß, welche Maßregeln auch zur Vertheidigung des Ottomani— schen Reichs ergriffen werden mochten, doch in keinem Fall von irgend einer der drei Machte eine Gebiets⸗Vergroßerung oder ein sonstiger Gewinn erstrebt werden solle. Diese Erklarung soll in Folge der Geruͤchte und Behauptungen der Franzoͤsischen Presse uͤber eine Besitznahme von Cypern, Smyrna und so weiter als nothwendig erschienen seyn, — Geruͤchte, die aus den Pariser Zeitungen fuͤr die Tuͤrken in Konstantinopel uͤbersetzt und verbrei⸗ tet wurden. Eine andere Nachricht ist, daß Rußland weit mehr auf die Absichten der anderen Maͤchte eingegangen, als man es fuͤr wahrscheinlich gehalten hatte. Unserem Korrespondenten koͤmmt dies unmoglich vor, indeß nach dem zu urtheilen, was wir aus anderen Quellen erfahren, wuͤrde es uns nicht überra— schen, wenn wir horten, daß Rußland den Plaͤnen der anderen Maãͤchte zur Aufrechterhaltung der Integritaͤt des Ottomanischen Reichs beigetreten. Diese Integrität konnte aber nicht behauptet werden, wenn man Mehmed Ali gestatten wollte, sich zum Richter und Herrn daruͤber aufzuwerfen. Auch konnen wahrlich die Europaͤi⸗ schen Machte, nachdem sie eine so feierliche Verpflichtung uͤber⸗ nommen, sich nicht ruhig hinsetzen und die Sache der Vergeffen— heit uͤbergeben. Keine Macht oder Regierung möchte auch wohl eine solche Unthaͤtigkeit anempfehlen, außer Frankreich; und es ist sehr zu bedauern, daß Unthaͤtigkeit die Politik Frankreichs ist, weil die Folge davon seyn wird, daß, nachdem man unterhan⸗ delt, versucht, abgewartet und alles Moͤgliche gethan, um die Unterstuͤtzung und den guten Willen Frankreichs zu gewinnen, die anderen Machte am Ende sich entschließen verden, ohne Frankreich zu handeln.“ Weitläͤuftiger und haͤufiger, als uͤber die Lage der Dinge im Orient, äußern sich die Englischen Blät— ter jetzt ͤber die ihnen naͤher liegende Spanische Sache. Die theils durch die Franzoͤsische Presse, theils direkt hier eingehenden Nachrichten aus Madrid und von der Spanischen Graͤnze geben ihnen fast taglichen Stoff zu langen Betrachtungen, bei denen fuͤr den Augenblick die Frage uͤber die Fueros die Hauptrolle spielt. In dieser Beziehung sagt unter Anderem der Eourier in einem seiner letzten Blaͤtter: „Die Organe der Franzoͤsischen Regierung lassen es sich sehr angelegen seyn, die Fueros der in⸗ surgirten Provinzen den Cortes zur guͤnstigen Erwägung zu em— pfehlen. Das „Journal des Debats“ giebt sich viele Mühe, dar— zuthun, daß irgend ein plöoͤtzlicher Versuch, die in dieser Beziehung von Espartero gegebenen Versprechungen zu verletzen, nur zu einer Wiederholung jenes blutigen Krieges fähren wuͤrde, von dem Spanien so eben theilweise befreit worden ist. Der besondere Nachdruck, den die Organe Ludwig Philipp's auf das letztere Ar⸗ gument legen, laͤßt glauben, daß dasselbe fur das Madrider Kabi— net von groͤßerem Gewicht seyn durfte, als die Motive der Ehre oder der Gerechtigkeit. Der ganze Vertrag, wodurch Don Carlos aus Spanien vertrieben worden ist, zeugt eben nicht von sehr groß— artigen Gesinnungen von Seiten einer Regierung, die sich deffen bediente, als ihre Unfaͤhigkeit, ihn im offenen Felde zu besiegen, offenbar geworden war. Wenn die Regierung den ihr jetzt ver— bund eten Renegaten die gegebenen Versprechungen hält, so ge¶ schieht es mehr aus Furcht, als aus einer gewissenhaften Ruͤck⸗— sicht gegen die Treue der Vertrage. Die Baskischen Provinzen sind verrathen, nicht unterworfen. Der Entschluß des Volkes, ihre Rechte zu vertheidigen, ist noch so fest wie jemals. Fruͤher waren die Bewohner der insurgirten Provinzen nicht einig unter sich; Viele hatten hinsichtlich der Bestaͤtigung ihrer theuren Fue⸗ ros groͤßeres Vertrauen zu der Koͤnigin als zu Don Carlos. Man verletze nur den Vertrag des Verräthers Maroto, und Alle werden fuͤr einen Mann stehen. Wir muͤssen be— kennen, daß wir solche Kuͤhnheit von den Anhaͤngern der Koͤnigin nicht erwarten. Die laͤrmenden Freudensbezeugungen, womit sie die erste Nachricht von Maroto's Abfall begruͤßten, sind Beweise, falls es deren bedurfte, von ihrer Aufrichtigkeit in Bezug auf. den mit ihm abgeschlossenen Vertrag. Wir muͤßten uns sehr taͤuschen, oder der „Moniteur“ hat bei der Weitlaͤuftigkeit, wo⸗ mit er sich uͤber die Angelegenheiten Spaniens auslaͤßt, den Zweck, die mit demselben verbündeten Whigs zu verdrängen und das ganze Verdienst einer Uebereinkunft, welches die Whigs sich zuschreiben, fuͤr sich in Anspruch zu nehmen. Die Mor“ ning ChroniLgle aͤußert sich neuerdings folgendermaßen uͤber die Fueros-Angelegenheit, nachdem aus Paris die Nach— richt hier angelangt, daß die mit der Berichterstattung daruͤber beauftragte Kommission sich mit großer Masorität fuͤr die Auf— rechterhaltung dieser Privilegien erklart habe; „Dies will noch sehr wenig sagen. Unser eigener Korrespondent bemerkte schon in seinem Schreiben vom 23sten v. M., daß wahrscheinlich die Uneinigkeit in der Kommission nicht so groß und auffallend seyn wurde, als man erwartet hatte. Aber das Wort Fueros ist ein sehr unbestimmter Ausdruck. Espartero ist ein eifriger Anhänger der Fueros, dennoch hat er, denselben geradezu entgegen, in ÜUr—⸗ dach ein Zollhaus errichtet, indem er wahrscheinlich voraussetzte, daß diejenigen Fueros, die Don Carlos außer Acht ließ, auch von der Koͤnigin außer Acht gelassen werden koͤnnten. Das „Eco del Comercio! bemerkt uͤber die große Verschiedenheit der Fueros in den ein⸗ zelnen Provinzen: „„In Alava giebt es gewisse Fueros, die ausschließ—⸗ lich den Adligen vorbehalten sind, welche deshalb am eifrigsten die Fueros verlangen, um die Gewalt und den Nutzen zu monopo⸗ lisiren und die Massen davon auszuschließen. Die Buͤrger oder das Voll von Alava kuͤmmern sich wenig um die Fueros, deren einzige Wirkung darin besteht, sie ihren Deputationen zu un⸗ terwerfen. Diese Deputationen uͤben einen offenen Despokismus aus. Ein in Vittoria errichteter Erzbischofs-Sitz wurde dem Volke lieber seyn, als die Fueros. Guüipuzcoa und auch Alava möͤchten vielleicht wegen des ungeheuren Schleichhandels von den Fueros Vortheil ziehen. Oyon, Logroño gegenuͤber, ist eine Stadt, die angeblich 5000 Stuͤcke Leinwand und 3000 Aroben Taback verbraucht, in der That aber nur die Niederlage fuͤr den Ca⸗ stilischen Schleichhandel ist. Andererseits muͤssen sich die Fueros nachtheilig fuͤr Navarra erweisen, indem sie die Navarresen verhin⸗ dern, die reichen Erzeugnisse ihrer Thaler uͤber den Ebro zu senden, ohne
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einen Zoll zu zahlen und alle Hindernisse einer Zoll-Linie zu er— fahren.“ elbst die Baskischen Provinzen, wie der Artikel weiter zu ien sucht, wurden durch die Fueros nicht gewinnen, wenn dieselben von den zur Entschaͤdigung des uͤbrigen Spaniens und zur Verhuͤtung von Mißbraͤuchen erforderlichen Maßregeln begleitet wären, namlich: 1) der Wein von Peralat, das Eisen Biscayas und seine anderen Artikel mögen einen auswaͤrtigen Zoll bezahlen. 2) Die fuͤr den Gebrauch der Provinz genau nothwendige Quantitaͤt von Gegenstaͤnden inoͤge in Alava einge— fuhrt werden. 3) Die Provinzen mogen, in dem Verhaͤltnisse, als sie sich den National⸗Lasten entziehen, in dem Rechte, Re— praͤsentanten zu den Cortes zu waͤhlen, beschraͤnkt werden. I) Andere Spanjer mogen den Basken und Navarresen als Kan— didaten fuͤr die Aemter vorgezogen werden. 5) Die Truppen mögen Kruckgzz gn werden und die Einwohner ihre Militairpflicht erfuͤllen. Von diesen von dem „Eco“ vorgeschlagenen Maßregeln ist die letzte gefährlich und die dritte ungerecht; was die ubrigen be— trifft, so ist eine Uebereinkunft dieser Art unvermeidlich. Das Ministerium und die Moderados, die gern als Vertheidiger der Fueros erscheinen mochten, ohne sie zu untersuchen, konnen nicht auf Kosten des uͤbrigen Spaniens den ehemaligen Karlisten Pri— vilegien verleihen. Nur in Betreff der schicklichen Zeit der Sis— kussion scheint noch eine Meinungs-Verschiedenheit zu bestehen; je fruͤher die Diskussion beginnt, um so besser ist es. Die Gemaͤßigten und die Exaltirten haben ihre fruͤheren Intriguen noch nicht wieder er— neuert. Persoͤnliche und Partei⸗Streitigkeiten sind durch die Dauer der gemeinsamen Gefahr gemildert worden, und es herrscht jetzt we⸗ niger Feindschaft und Erbitterung unter den beiden Fractionen der Liberalen, als vielleicht nach einem Jahre oder felbst in eini— gen Monaten der Fall seyn duͤrfte. Ferner ist Don Carlos nicht frei. Ungeachtet aller Berichte der Franzoͤsisch-Karlistischen Organe hat das Franzoͤsische Kabinet dem Don Carlos nicht nur nicht seine Paͤsse gegeben, sondern nicht einmal diese Angelegenheit eroͤrtert. Der Pariser „Temps“ spricht wohl in dieser Beziehung die Wahrheit. Jetzt waͤre es daher Zeit, die Frage in Betreff der Fueros nach dem Prinzip gegenseitiger Zugeständnisse zu diskutiren und zu er— ledigen, um alle Parteien zufrieden zu stellen. Der Globe spottet uͤber einen leitenden Artikel des „Journal des Dabats“, wonach Spanien sich unter der Beaufsichtigung Frankreichs nach dessen Muster ausbilden solle. Uebrigens, meint das Englische ministe— rielle Blatt, moge Frankreich immerhin Eisenbahnen von Bordeaux nach Spanien anlegen und Tunnels durch die Pyrenäen graben, wenn es daruͤber seine Gedanken, in Belgien und am Rheine neue Provinzen zu erwerben, aufgebe.
Graf Nesselrode ist in Begleitung des Grafen Valentin Esterhazy am 29sten v. M. von hier abgereist, um einen Ausflug ins Innere von England zu machen.
Es ist jetzt ein Bericht der Parlaments-Kommission uͤber die Eisenbahnen erschienen, worin bei der hohen Wichtigkeit dieses Gegenstandes in kommerzieller und militairischer Beziehung empfohlen wird, der Handels-Kammer ein eigenes Kollegium zur Beaufsichtigung der Eisenbahn⸗Angelegenheiten beizugeben.
Die Tory-Blaͤtter fahren fort, uͤber die neuen Ministerial— Veraͤnderungen zu spotten. Die Times unter anderen sucht nachzuweisen, daß keiner von den neuen Ministern und Ministe— rial Beamten seinem Posten gewachsen sey. So habe Herr Baring nie in einem Kabinet gesessen, Herr Labouchere sey nie mehr als ein Schreiber gewesen, Herr Macaulay habe sich nie um Kriegs⸗-Angelegenheiten bekuͤmmert, Herr Shiel wisse nichts vom Handel, Herr More O'Ferrall nichts von der Marine, und Herr Poulett Thomson nichts von den Kolonieen.
Ein Pariser Privat-Korrespondent des Courier versichert, daß die Franzoͤsische Regierung Don Carlos bis zur gänzlichen Herstellung der Ordnung auf der Halbinsel in Verwahrsam hal— ten werde; zwar habe er volle Freiheit, Bourges und die Um— gegend zu besuchen, allein seine Schritte wurden von den Fran— zoͤsischen Emissarien aufs strengste bewacht, und an ein Entkom— men sey a g denken. Ferner wird gemeldet, es sey eine Ver— maͤhlung des Herzogs von Nemours mit einer Deutschen Prin— zessin, und zwar mit Aussicht auf Erfolg, im Werke. Schließlich berichtet der Korrespondent, ein Versuch Lord Palmerston's, einen Handels⸗-Vertrag mit Spanien abzuschließen sey gescheitert, da der Spanische Botschafter in Parls, Graf Miraflores, den Fran— zoͤsischen Interessen eifrig zugethan sey und großen Einfluß bei Espartero und den bedeutendsten Maͤnnern in Madrid besitze.
In der Sitzung der Ostindischen Compagnie vom 25. Sep— tember berichtete Herr Poynder uͤber eine Bittschrift des Klerus von Bristol um Abschaffung des Goͤtzendienstes in Ostindien. Die Englischen Behoͤrden, sagte er, seyen den Wuͤnschen des Eng— lischen Volks, dem goͤtzendienerischen Treiben in Indien keine Un— terstuͤtzung angedeihen zu lassen, nicht nachgekommen; die Depesche vom Februar 1853 sey unberuͤcksichtigt geblieben. „Zwar wurde“, fuhr er fort, „die Pilgertaxe zu Allahabad abgeschafft, nicht aber zu Dschaggernaut, Trifite und anderen Orten. Tausende von Leben wurden in den dortigen Tempeln geopfert, und die Com— pagnie war froh, wenn sie fuͤr die goͤtzendienerischen Ceremonien Abgaben erhielt.“ Der Redner lobte das Benehmen des Sir P. Maitland, der das Kommando der Streitkraͤfte jenes Landes eher niederlegen, als sich zwingen lassen wollte, an den religioͤsen Gebräuchen der Eingebornen Theil zu nehmen. Schreckliches Unheil treibe der Aberglaube, namentlich zu Dschaggernaut, wo Tausende geopfert und die Leichname den Geyern vorgeworfen wuͤrden. Die Ein— gebornen hatten oft erklart, wenn ihre Idole nicht goͤttlich seyen, warum die Regierung dann die Tempel in solchem Glanz be— stehen lasse? Die Wagen der Goͤtzenbilder seyen mit feinen Eng— lischen Zeugen von den praͤchtigsten Farben bekleidet; es stehe in der Macht der Compagnie, diesem Unwesen zu steuern. Der Berichterstatter beantragte, daß die Petition des Klerus von Bri— stol in die Protokolle der Compagnie eingetragen werde. Der Praͤsident erklaͤrte, es sey nicht die Absicht der Direktoren, sich dieser Motion zu widersetzen. Herr Fielden antwortete auf die Rede des Herrn Poynder und widerrieth jede Einmischung in die religidsen Gebräuche der Eingebornen Ostindiens, zumal die Einkuͤnfte in den letzten Jahren Um nicht weniger als 7,500, 0090 Pfd. St. sich vermindert hätten. Der beste Plan der Direktoren waͤre, den Indiern Beschaͤftigung zu verschaffen. „Fuͤllt erst ihre Baͤuche“, rief er, „dann bemuͤht euch, sie zum Christenthum zu bekehren. Nichts führt wahrscheinlicher zum Verlust von Indien, als die Unbesonnenheit allzuhitziger Eiferer.“ Die Motion des Herrn Poynder wurde gleichwohl angenommen. Hingegen wurde ein weiterer Antrag desselben, der obenerwähnten Verordnun vom Februar 1833 noch mehr Ausdehnung zu geben, mit 3 gegen 18 Stimmen verworfen.
Das Agra-Journal vom 6. Juli enthaͤlt noch einige Nach— richten uͤber den neulich verstorbenen Rundschit-Singh, woraus hervorgeht, daß die Erbfolge seines Reiches dem Kurruck-Singh durch einen fruͤheren Traktat mit der Britischen Regierung ver— buͤrgt ist, und daß die Anspruͤche seiner Nebenbuhler, wozu auch
die dort befindlichen Europaͤischen Generale gerechnet werden, de durch zuruͤckgewiesen sind. Der Tod des Rundschit-Singh wird übrigens von diesem Blatte als ein dem Lord Auckland günstize Vorfall betrachtet, indem er der Britischen Armee einen direkten Weg nach Kabul durch ein Land eroͤffne, welches ihr Ueberflu⸗ an Lebensmitteln darbiete und ihrem Vorwaͤrtsschreiten keine Hinder nisse entgegensetze. Die Einkuͤnfte des Pendschabs werden auf zwei Cry res Rupien geschätzt, aber der verstorbene Maharadschah soll ein un, geheures Priwat⸗Vermoͤngen besessen haben. Von Natur geizig, hatte er! Jahre lang die aus jedem Distrikte seiner Staaten gesammelten Schätze aufgehaͤuft, wahrend seine Ausgaben mit der größten Sparsamkeit geregelt waren. Der Privat-Charakter Nundschit Singh's wird als unmoralisch und lasterhaft geschildert. Der Be friedigung einer jeden Lust froͤhnend, darin keine Einschraͤnkung kennend, und gewohnt, sich keiner anderen Fessel zu unterwerfen, als den durch seine Ausschweifungen herbeigefuͤhrten Krankheiten lebte er nur sich allein. Sein Name wird nur durch seine krir gerischen Eigenschaften auf die Nachwelt kommen; er war ein gu, ter Soldat, ohne persoͤnliche Furcht, schnell einen Vortheil erkennend un immer bereit, seine Huͤlfsmittel anzuwenden. Die Feinheiten de . Staatswirthschaft blieben in seinem Staatsrathe unerorter. Wenn ein Distrikt mit Abgaben rückstaͤndig war, so ward ein Pächter aufgetrieben, der genigt war, eine gewisse vom Nadschah bestimmte Summe zu zahlen, worauf derselbe in Besitz dez Distrikts gesetzt wurde und so lange darin blie es dem Ma— radschah beliebte, der nicht die Probe einer Intrigue bestand, wenn sie durch Anerbietungen von Geld, Juwelen, Shawls oder Pferden unterstuͤtzt wurde. Für letztere war seine Leidenschaft notorisch, und die Kriegslisten, zu denen er seine Zuflucht nahm,
oder Aben⸗
teurer gepaßt haben, als fuͤr den Beherrscher eines mächtigen
Volks.
Belg Bruͤssel, 7. Okt. Der Monitenr Belge entlehnt dem „Indeépendant“ einen Artikel in Bezug auf den Niederlaͤndischen Gesandten in Belgien, Herrn Falck. Die hier erscheinende „Re— vue Nationale“ hatte naͤmlich die B ung hingeworfen, daß Herr Falck wohl nicht ohne besonderen Grund zum Gesandten in Belgien ernannt seyn moͤchte; Herr Falck besitze nämlich durch seine einflußreiche Persoͤnlichkeit sehr ausgebreitete und angesehene Verbindungen hier im Lande, und diese koͤnnten doch einmal, na— mentlich unter gewissen Umstaͤnden, von großer Bedeutung fuͤr Holland seyn. Darum habe man auch den Diplomaten, um ihn so viel als moglich mit Glanz und Ansehen zu umgeben, zum außer— ordentlichen Gesandten und bevollmaͤchtigten Minister ernannt; besser ware es gewesen, wenn sich beide Regierungen nur Ge schäftsträger zugeschickt hatten. Hierauf waren nun in Hollaͤp dischen Blattern zwei Erwiederungen, die eine in de „Arnhemschen Courant“ und die andere im „Journal de g Gaye rrs⸗ . Beide suchen es abzulehnen, d der Ernennung es MHerrr Falck irgend ein Gedanke vorgewaltet habe. Die „Arnhemsche ck sey ein zu hochstehender und ehr liebender ; iß er eine solche Mission uͤbernommen J die Belgischen Blaͤt
daß bet
ruͤckhaltiger
haͤtte, wenn damit so perfide Absichten, wie die ter ihr unterlegten, verbunden wären. Auch sey uͤberhaupt eine solche Unterstellung um so abgeschmackter, als man in Holland noch viel weniger, als in Belgien, eine Restauration und eine Wiederverbindung beider Lander herbeigefuͤhrt zu sehen wuͤnsche. Das „Journal de la Haye“, das diese Bemerkungen wiedergab, bemerkte dazu, die „Arnhemsche Courant“ haͤtte sich, zur voͤlligen Beruhigung der Belgier, auch noch auf den sesten Entschluß des Königs selbst berufen koͤnnen. Wie K l die Ver einigten Staaten, so werde auch Koni J. Belgien um so gewissenhafter als selbststaͤndiges Reich anerkennen, se laͤnger er sich gestraͤubt, seinen fruͤheren Anspruͤchen zu entsagen. „Möge sich Belgien nur“, so schließt das Haager Journal seinen Arti— kel, „seiner neuen Stellung wuͤrdig zeigen, indem es die Klau— seln, welche die Bedingung derselben bilden, treulich erfuͤllt, und dann wird es sicherlich auch erfahren, daß der Fuͤrst, der ihm entsagte, indem er der politischen Existenz desselben das Siegel der Legalität aufdruͤckte, niemals etwas gegen einen Staat unternehmen werde, dessen Gluͤck immer ein Ge genstand seiner hoͤchsten Sorgfalt war. Der Koͤnig Wilhelm hat sich, so lange der Himmel es ihm gestattete, gegen Belgien stets als ein gerechter und guter Souverain bewiesen; es wird nunmehr bloß von Belgien abhangen, in Zukunft auch einen eund in ihm zu finden.“ — Alle diese Be—
loyalen und treuen Fi
merkungen werden nun „Indépendant“ als vom „Moniteur“ wiedergegeben. Beide fuͤgen hinzu: „Wir sind unsererseits uͤberzeugt, daß der Koͤnig Wilhelm und Niederland, wenn sie den Traktat vom 19. April getreulich ausfuͤhren, in den
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Belgiern gute und loyale Verbuͤndete finden werden.“ Dem— naͤchst aber fuͤgt der „Independant“ auch noch den Rath hinzu, daß das „Journal de la Haye“, um voͤllig unparteiisch zu er— scheinen, bei seinen Auszuͤgen aus Belgischen Blaͤttern doch nicht vorzugsweise immer die orangistischen Zeitungen benutzen moͤchte, weil es dadurch falsche Ansichten uͤber Belgien in Holland ver breiten helfe.
In Gent ist die Ruhe voͤllig wiederhergestellt; wenn nicht der Vorsicht halber, immer noch einige Truppen auf dem Para deplatz (Kauter) und dem Freitagsmarkt kampirten, so wuͤrde man keine Ahnung davon haben, daß es noch vor wenigen Tagen hier so stuͤrmisch hergegangen. Mehrere Fabriken haben auch bereits wieder ihre Arbeiten begonnen und man hofft, daß die uͤbrigen diesem Beispiele bald folgen werden.
Gestern ist die Eisenbahn-Section von Landen nach St. Trond eingeweiht und eroͤffnet worden. Der Köͤnig Und die Minister waren bei der Feierlichkeit zugegen. Auch der Bischof von Luͤttich, Herr van Bommel, hatte sich dabei eingefunden.
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Dent f ch l an
Muͤnchen, 6. Okt. Diesen Nachmittag wurde, zum 30sten⸗ male seit seiner Entstehung, das Oktoberfest, oder vielmehr der landwirthschaftliche Akt desselben, auf der Thexesienwiese began— gen. Da die Witterung gunstig blieb und die Landleute aus der Umgegend in Massen herbeistroͤmten, so kann man ohne lieber treibung annehmen, daß 40 bis 50,000 Menschen zugegen waren.
Der Kaiserl. Desterr. Hofrath Herr Jarcke ist aus Tyrol hier eingetroffen, wohin auch die Profesfforen Philipps und Guido Goͤrres von hier gereist waren.
Nachdem unlaͤngst vom Königl. Staats-Rath ausgesprochen worden, daß die hiesige Schießstätte dem Expropriations, Gesetz unterworfen werden solle, da sie zum Bahnhof der Eisenbahn bestimmt ist, so ist auch jetzt der Preis bekannt geworden, wel—⸗ chen die Schutzen-Gesellschaft dafuͤr verlangt, naͤmlich Fuͤnfmal—
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Hen Königlichen Aeltern nach München begeben.
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- henen Gesinnungen des Vertrauens, treuer Liebe und Ergeben—
. ö zasselbe nach einer laͤngeren Abwesenheit auf eine Weise, die Ni zur freudigen Beruhigung gereichen mußte, und die ein
einer la 22 e. ĩ . * die Altenburgische Bauerschaft Theil.
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. schönes Bild des Segens gab, welches aus dem Verhaltnisse gegen⸗ tiger Innigkeit zwischen Regenten und Regierten für das ganze unnd entspringt. ) ( Fauerschaft sichen ihr eine sehr verbreitete Anerkennung zu; nnter ihnen ist die unverbruͤchliche Treue gegen ihre angestamm—
saunen und Verwunderung erregt hat, und welcher jetzt der Entscheidung der aufzustellen den Schatz leute unterworfen wird. Darmstadt, 8. Okt. Ihre Konig Hoheit die Erbgroß— : gestern aus dem Seebade Scheveningen in hiesiger esdenz eingetroffen und wird sich morgen zu einem Besuche bei
Altenburg, Okt. (L. A. Z.) An den er, schkeiten, die der Herzoglichen Familie bei ihrer Rückkehr von ngeren Badereise in hiesiger Stadt bereitet wurden, nahm uf ist von dem Herzog an einen Beamten folgendes Sendschrei— Die seit Miinnem Eintritt in das Land sich gleichgeblie⸗
zt, mit welcher Mich die Bauerschaft des hiesigen Kreis am „empfing, wiederholten sich vorgestern bei Meinem Eintritt
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Die ehrenhaften Eigenschaften der hiesiger
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nm Fuͤrsten keine der letzten, und daß sie in vollem Maß Er⸗
ypiderung findet, ist auch bei jetziger Veranlassung von Mir und
den Meinigen den Abgeordneten, die mich anredeten, den schmuk⸗ (en Frauen und Toöchtern, die Uns mit freundlicher Herzlich⸗
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schaft mitzutheilen. s egentlichen Wunsch auszudrücken, daß Meine Bauern im hiesi— egt / .
. Aerndtekraͤnze uͤbergaben, ausgesprochen worden.
nndessen Meine Gesinnung Allen bekannt werde, veranlasse ich
Damit
das gegenwartige Schreiben der gesammten Bauer⸗ Ich benutze diese Gelegenheit, den ange—
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gen Amte doch ja der Versuchung widerstehen mögen, in ihre
denzen zwischen Lord Ponsonby und dem Admiral Stopford statt.
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hundert und viertausend Gulden, ein Preis, der beim Publikum
Tracht die Mode einschleichen zu lassen. Der ganze Ainzug, be—
sonders der der Maͤnner, ist sehr kleidsam; dazu stammt er aus
alten Zeiten, erinnert an viele Jahrhunderte und ist mit mancher Eigenthuͤmlichkeit verschmolzen, durch die sich der Altenburger Bauer auszeichnet, und auf deren ganzem Zusammenhang der Vohlstand dieses Gaues wesentlich mit beruht. Was daher Nein in Gott ruhender Vetter, Herzog August, vor 20 Jah— ren dem Kreisamte zurief: „Ehret der Väter Sitte und Tracht!“ das will Ich auch heute recht freundlich wiederholt haben. Ihnen
noch die Versicherung u. s. w. Joseph, Herzog zu Sachsen.“
Oesterreich. — — Wien, 5. Okt. Ihre Majestaͤt die Frau Erzherzogin Marie Louise ist wieder nach Parma zuruͤckgekehrt. Ein Englischer Courier ist am 3Zten üuͤber Johannisberg hier eingetroffen. Die Herren Albert Hamilton Greathead und James preston sind nach Konstantinopel, Georg Drovetti und Franz Gautel nach Alexandrien abgereist. — Die Fuͤrstin von Pückler— Muskau ist dem Fuͤrsten nach Pesth entgegengereist.
Nachrichten aus Konstantinopel melden, daß alle Diplo— maten mit dem neuen Minister des Auswärtigen, Redschid Pascha, Besprechungen halten, doch soll sich derselbe vorzugsweise zu Eng— and hinneigen. Graf Rzewusky nimmt ein eigenhändiges Schrei—
ben des Sultans nach . mit, worin versichert wird, die Pforte werde sich streng an die Traktate mit Rußland halten. Unterdessen verstaͤrkt sich das Englisch⸗-Franzoͤsische Geschwader an den Dardanellen immer mehr; es finden unausgesetzte Korrespon—
In der Hauptstadt wie in den Provinzen war Alles ruhig. — Auf die in Alexandrien ausgesprochene Drohung des Vice⸗Köͤnigs, er werde nach Verlauf eines Monats seinen Sohn Ibrahim vor— ruͤcken lassen, hat der Russische General-Konsul Graf Medem er— wiedert, dann wuͤrde ein Russisches Heer ihm entgegenruͤcken. der Vice⸗-Koͤnig entgegnete darauf, offenbar beängstigt, er werde uch keine feindlichen Absichten haben, er würde die Truppen nur dislociren; verlange man es, so sollten sie zwischen Orfa und Diarbekir stehen bleiben, doch konne er bei leerem Schatze und Erschoͤpfung des Landes den status quo nicht lange mehr aushal— ten. Uebrigens hat sich Ibrahim Pascha mit dem bekannten ESoliman Pascha (Oberst Saves) ernstlich uͤberworfen.«
a, ; Rom, 25. Sept. (A. S.) Wie man hört, nehmen die
lntethandlungen zwischen hier und Portugal einen so erfreuli— Iten Fortgang, daß man nachstens dahin zu gelangen hofft, eine sͤrmliche Uebereinkunft hinsichtlich der kirchlichen Verhältnisse ab Hhließen zu koͤnnen. Nur Dom Miguel soll noch ein Stein des Anstoßes seyn. Eine hochgestellte Person interessirt sich lebhaft wagfuͤr, daß dem Infanten bei dieser Gelegenheit eine seinem Stande mgemessene Einnahme zugesichert werde. Sobald die Convention ion beiden Seiten unterzeichnet ist, soll von Lissabon ein Gesand— nr hier erscheinen, um das gute Vernehmen mit dem Päpstlichen Etuhle zu bekraͤftigen.
Monsignore Capaccini, welcher bei seiner letzten Mission in Neapel die bis dahin bestandenen streitigen Punkte des früher nit jenem Koͤnigreiche abgeschlossenen Konkordats regulirte, hat als Zeichen der Zufriedenheit vom König von Neapel ein sehr Midiges Handschreiben erhalten, begleitet von einer kostbaren Dose.
Die Prinzessin Auguste, Tochter des verstorbenen Köͤnigs griedrich August von Sachsen, ist vorgestern hier angekommen, nd hat ihre Wohnung in dem Palast der in voriger Woche von ue zuruͤckgekehrten Prinzessin Louise, vermaählten de Rossi, ge— sommen. Die Prinzessin Amalie ist in Florenz geblieben, wird äber späͤter auch . kommen.
8 „Madrid, 29. Seyt. Der Herzog von Vitoria hat dem FiüiegsMinister angezeigt, daß er, wahrend der Dauer der Expe— 'tion nach Aragonien, dem General Don Felipe Rivero das ommando in den Baskischen Provinzen uͤbertragen habe. Die Zahl der hier anwesenden Deputirten beträgt jetzt 119 nd es fehlen daher nur noch 3, um die Diskussion der Fueros u beginnen. Y. Dem Vernehmen nach sollen Cabrera, der Graf d' Españga, Negri, der Bischof von Leon und einige andere Personen von nn Annestie gusgeschlossen werden.
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D Konstantinopel, 18. Sept. (A. 3.) Aus Aegypten wird Richtet, daß dem Vice König neue Vorstellungen von den dor— hen Europaͤischen Konsuln gemacht worden seyen, um ihn von em gewaltsimen Schritt gegen die Pforte abzuhalten, wobei n Nehmed All auf die Gefahr zufnierksam gemacht habe, daß ne Truppen auf ein Russisches Huͤlfs-Corps in Natolien tref⸗—
In Rücksicht dar⸗ Posen in der Rechtssache gegen den Erzbischof von Gnesen und d Posen, Martin von Dunin, am 23. Februar 1. J. gefällte Er— weiteren Mittheilung an die Bauerschaft gerichtet wor kenntniß wurde, nachdem der Erzbischof unter dem 23. April den Weg der Gnade ergriffen hatte, mittelst Allerhöchsten Kabinets—
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Himmel ihm beschiedene Loos; jedoch koͤnne er noch immer nicht begreifen, wie man ihm einem Chosrew opfern wolle. Aegyptische Brigg mit den drei geretteten Emissairen war allen Verfolgungen der Europaͤischen Kriegsschiffe glücklich entgangen, und unversehrt in den Hafen von Alexandrien eingelaufen.
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Berlin, 11. Okt.
Das von dem 9Hber-Landesgericht zu
Schreibens am 20. Mai dahin gemildert, daß der gegen denselben er⸗ kannte sechs monatliche Festungsarrest ganzlich erlassen, die Ausfuͤhrung der ausgesprochenen Entsetzung von der Amts-Wirksamkeit aber so lange suspendirt bleiben solle, bis sich ergeben würde, ob sich ein Mittel finden ließe, die Ausbung der Amts-Thätigkeit nach seinen des Erzbischofs Ansichten mit den in den Königlichen Staaten bestehenden gesetzlichen Vorschriften zu vereinigen. — Da indessen, mach den, bei Publication des Erkenntnisses dem Erzbischof bekannt gemachten Verhaältnissen, dessen Ruͤckkehr in seine Didces nicht gestattet werden konnte, so wurde demselben angedeutet, daß er Berlin nicht ohne vorgängige Erlaubniß der Minister der geistlichen Angelegenheiten und des Innern verlassen duͤrfe, ihm jedoch unbenommen bleibe, seinen Aufenthalt, nach genommener Ruͤcksprache mit den vorgenannten Ministern anders— wo innerhalb der Koͤniglichen Staaten zu waͤhlen.
Diesem ausdruͤcklichen, im Allerhoͤchsten Kabinets-Schreiben vom 10. September wiederholt ausgesprochenen Befehle Seiner Majestaͤt des Koͤnigs zuwider ist der Erzbischof am 3ten d. M
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en d.
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aus Berlin entwichen und nach Posen zuruͤckgekehrt, in der Ab
sicht, seine Amtsthätigkeit daselbst wieder auszuuͤben.
Der durch diese Entweichung aufs neue bewiesene Ungehor sam hat die Koͤnigliche Regierung in die Nothwendigkeit versetzt, den Erzbischof neuerdings aus seiner Dioͤzese zu entfernen.
Erzbischof ist bereits von Posen entfernt und demselben in
maͤßheit der Allerhöoͤchsten Kabinets-Ordre vom Gten die
Kolberg zum Aufenthaltsort angewiesen worden.
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— — Stettin, 8. Okt. — Fischerei. — Der
fang ist, wie fast uͤberall in der Ostsee, auch an den Seegraͤnzen des hiesigen Regierungs-Departements nicht so ergiebig gewesen, als im Jahre 1838. Waͤhrend im Laufe des verflossenen Jah res bis zum Schlusse des Monats September auf den Inseln Usedom und Wollin und jenseits der Divenow 42751 3 Hering gepackt wurden, betrug das diesjährige im Laufene gleichen Zeitraums gepackte Quantum nur 2709! Tonnen weniger als im Vorjahre. Dagege
gefangen, und der Aalfang bei dem bekannten Do
dine reiche Ausbeute gegeben.
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Die siebenzehnte Versammlung Deutscher scher und Aerzte in Pyrmont. Schluß.)
Die General-Versammlung des Apotheker-Vereins in Nord⸗Deutschland wurde in diesem Jahre nach dem Beschlusse des Di rektoriums der Anstalt ebenfalls in Pmrmont gehalten. Die öffentliich Sitzung begann am 21. September, Morgens 9 Uhr, und währte bas 1 Uhr Mittags. Abends von 6— ) Uhr war eine Privat-Sitzung der anwesenden wirklichen Mitglieder. Ueber 50 Apotheker aus der Nähe und Ferne hatten dazu sich eingefunden. Die öffentliche Sitzung er freute sich einer ausgezeichneten Theilnahme der anwesenden Natur forscher und Aerzte. Vorzugsweise erhebend und erfreulich war es der Versammlung, auch den hoöchverehrten Herrn Ober-Präsidenten von Westphalen, Freiherrn von Vincke, während der ganzen Dauer der Siz ung in ihrer Mitte zu sehen. Die Verhandlungen der öffentlichen Sitzung waren folgende: Hofrath Dr. Brandes, Ober-Direktor des Ver eins, sprach über den Werth des natürlichen Pflanzen-Systems in Be— zug auf die Verdienste der Jussieu's, deren Name an der Spitze des nächsten Vexeinsjahres stehen soll. Direktor Overbeck legte im Namen des durch Geschäfts-Verhältnisse an der Theilnahme der Versammlung verhinderten Dr. Aschoff die General- Rechnungen des Vereins unter Berichterstattung darüber vor. Dr. Geiseler von Königsberg i. d. N. sprach über den Werth des Vereins unter den Apothekern mit Hinwei sung auf die dadurch veranlaßten Fortschritte in der Pharmacie. Herr Ober-Direktor Brandes erstattete Bericht über den gegenwärtigen Zu stand des Vereins, welcher die erfreulichsten Seiten für die An stalt darbot, die in diesem Jahre so bedeutend sich ausgedehnt habe, und deren Wirksamkeit immer schönere Früchte hoffen lasse. Es wurde dargelegt, wie der Verein der hohen Protection Sr. Excellenz des Herrn Geheimen Staats-Ministers von Altenstein, sich zu erfreuen habe, so wie der hohen Geneigtheit der hohen Königlich Hannoverschen Kurhessischen, Großherzoglich Mecklenburgischen, Großherzoglich Sach sen⸗Weimarschen, Herzoglich Sachsen-⸗Koburg-Gothaischen, Herzoglich Anhalt-Bernburgischen, Herzoglich Anhalt-Dessauischen und Fürftlich Lippeschen Regierung, worüber besondere in diesem Jahre dem Ober Direktor zugegangene Dokumente vorgelegt wurden, so wie überhaupt des Wohlwollens aller hohen Regierungen, in deren Staaten der Ver— ein sich ausgebildet habe, und besonders auch des Herrn Ober-Präsi denten von Westphalen, Freiherrn von Vincke Ercellenz, der dem Ver eine stets so viele Beweise seiner Theilnahme geschenkt. Es wurden ferner die freundschaftlichen Beziehungen auseinandergesetzt, in welchen der Verein zu den andern pharmacentischen Gesellschaften des In- und Auslandes steht, durch Vorlegung der darüber sprechenden Korrespon— denz. Alsdann geschah die Zuerkennung des Preises für die von der Hagen⸗Bucholzschen Stiftung aufgegebenen Preis -Aufgabe. Die Er— bffnung des versiegelten Devisenzettels ergab als Perfasser der gekrön ten Preisschrift Herrn Apotheker-Gehülfen Brendecke aus Braunschweig. Vice-Direktor Herzog aus Braunschweig hielt einen Vortrag Über die Analyse, die Verbindungen und die Zersetzungs-Produkte der Zimmt säure. Vice⸗Direftor Dr. Bley spraäch Über die Bildung eines allge— meinen Deutschen Apotheker-Vereins. Professor Hr. Wackenroder sprach über den Jodgehalt des Leberthrans, und über die Vorzüglichkeit von Graham's Lehrbuch der Chemie, übersetzt und bearbeitet vom Profes— sor Otto, welches auch von Brandes hervorgehoben, und durch Vor— lage der bis jetzt erschienenen Lieferungen bethätigt wurde. Hofrath Dr. Du Menil hielt einen Vortrag über die Ausbildung der chemischen und pharmaceutischen Wissenschaften innerhalb seiner beinahe funfzig⸗ j‚hrigen Laufbahn in diesem Theile der Wissenschaft. Medizinal-Rath Krüger zeigte ausgezeichnete Erystallisationen und Mineralien aus sei— ner reichen Sammlung vor, so wie auch metallisches Eisen, aus dem Niederschlage der Pprmonter Trinkquelle reduzirt. Vom Ober-Berg— meister Kämmerer, Direktor der Berg-Apotheken aus Petersburg, wurde ein großes Stück Platin, und Osmium -Iridium vorgelegt. Hofrath Brandes sprach über Darstellung des Menvanth's, des Bitterstoffes aus Menxanthes trifoliata, und eines in diesem Kraute gefundenen Gehalts an Zucker, mit Porlegung dieser Stoffe; über Darstellung eines völlig
lufgabe der Hagen⸗-Bucholzschen Stiftung bekannt. Direktor Dr. Wit⸗ ting hielt einen Vortrag iber das Vorkommen von Saljen und Me⸗ talloryden in den Pflanzen, so wie über den chemischen Chaxatter ein⸗ jelner Pflanzen⸗Familien. Dr. Voget aus Heinsberg sprach über künst⸗ . Bildung von Bernstein unter Vorlegung der bezüglichen Präpa⸗ rate. Kreis-Direftor Müller von Medebach hielt einen Vortrag über
[ lönten. Der Vice-König erwiederte lächelnd: Er sey ein suter Moslim, ein Fatalist, umd verlaffe sich daher auf das vom
die chemische Analyse mehrerer Geranium - Arten. Mancherlei einge—
sandte Abhandlungen und Schriften vom Professer Pe. Dult in gönisa
berg. Kreis⸗Physikus Becker in Mühlhausen, Apothefer Storch in Rieti n in Böhmen, Professor Dr. Mohr in Koblenz, Apotheker Zischer imn Ovelgönne, Hr. Biasoletto in Triest n. A. wurden noch vorgelegt, und dann eine Menge ausgestellter Droguen und chemischer Produkte be
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sichtigt. Der Ober⸗Direftor des Bereins sprach hierauf an den Serrn Ober⸗Präsidenten Freiherrn von Vincke Excellenz den tief empfundenen
ank aus, für hochdesselben dem Vereine so ehrenvolle persönliche Theil—
nahme an der General-Versammlung, und schloß mit den herzlichsten
Wünschen für das fernere Gedeihen des Instituts die Sitzung. Bei
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auf der einen Seite könnte lauten: die Gesellschaft Deutscher
seine Landsleute durch
Protektor des Vereins, 857 — 2 I ** reudiges Hoch, und
und den Beamten, 2 1 s
Frweiterungen des
wiederum sich d
volllommnung
Ausführung des Denkmals sollte einfach seyn
em der Versammlung folgenden Mittagsmahle wurde auf das Wohl
s erhabenen Landesherrn, so wie aller Regenten, in deren Landen r Verein Wurzel geschlagen, feierliche Toasts ausgebracht; dem hohen or dem Herrn Staats⸗Minister von Altenstein,
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4 wie dem Herrn Ober⸗Präsidenten von Vincke Excellenz erklang ein
dem Andenken der Jussien's, dem Sber⸗Direktor so wie allen Mitgliedern des Vereins wurden die ksprüche ausgebracht. In der für den Abend anbe n Sitzung ju Berathungen über Verbesserungen und . erfreuten die versammelten Mitgliede me und Gegenwart Sr. Excellenz, des Herrn te, und unter dem Vorsitze dieses hochver
der Ober⸗Direktor Herr Hofrath
die Vereins-Angelegenheiten, di vielseitigsten Beleuchtungen, de erworfen wurden, als
3 fortschreitende Ver
es zue n Herr Ober⸗Präsidem ahm den lebhaftesten Antheil an diesen Berathungen, und hatte die l das Protokell mit zu unterzeichnen
zen und Beschlüsse der General-Versammlung
der Sitzung die erfreulichsten Wünsche für
Instituts auszusprechen. Der Dank aller
1 hochverdienten Manne, und Jeder fühlte, daß
T ine eine Weihe gege
olgen wird in dem Eifer aller
ing werth, die alt freudig zu erhalten.
Sitzung am 23. September. Nach Er
ersten Geschäftsführer hielt Dr. Holscher
Hofrath Dr. Menke — ve eingesandte Abhandlung über die
Kraniologie. Kammert uch erfreute die Gesellschaft durch den Vortrag einer Abhandlung über die Anlegung von Naturalien Sammlungen und Museen. Geheimer Bergrath von Dechen legte 1 geognostische Charte von Deutschland vor und erläuterte dieselbe das geographische Institut van der Mae
ie dasige Normalschule. — Hofrath Bran von Plieninger über die Reisen von Krauß und ind Kotschy; er zeigte an, daß die Ausbeute
von dem Württembergischen Reise
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als der Ort für die nächste
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ite, so wurde eine Kommission bestimmt, diese Wahl
Die Kommission bestand aus den Herren Leopold von
ch, Krause, Lichtenstein, N. Mever, Graf Münster, Ne—
Nöggerath, Waitz, Zeune und den Geschäftsführern; das Resul
tat war: Erster Geschäftsführer: Koch. Zweiter Geschäftsführer: Leupold
Schluß-Sitzung oder letzte allgemeine Sitzung am 23. Seyt
Die Sitzung begann Nachmittags A Uhr. Der erste Geschäftsführer 1
. itt 111mg ur Mittheilung
legte wiederum mehrere neue eingegangene Werke vor. Es war zu er warten, daß die Gesellschaft, die in der Nähe des Gebietes der Herr mannsschlacht sich versammelt hatte, an diesem großen Ereigniß durch eine von ihr ausgehende Theilnahme an dem Herrmanns⸗-Denkmale sich bethätigen werde. In einer schriftlichen Aufforderung trug der Hofrat! Brandes darauf an, dieses durch eine Votivtafel zu bewirken, deren mehrer der Grundstein einschließen wird. Ferner machte derselbe auch noch einen zwei ten Vorschlag. Nämlich zum Gedächtniß an die diesjährige Zusammen kunft in PGꝛor l mont, was als eine Ehrensache für ganz Wesiphalen angesehen werden müsse, Engelberth Kämpfer (geboren zu Lemgo im Fürstenthum Lippe den 16. September 1651), der zu den ausgezeich netsten Männern Westphalens, zu den größesten Naturforschern und den berühmtesten Reisenden seines Jahrhunderts gehörte, ein Denkmal zu errichten. Dadurch würde die Gesellschaft, indem sie einen der größ ten Naturforscher ehrte, sich selbst ein schönes Gedächtniß stiften. dem Reinerts⸗Monn mente ähnlich. Auf der Wallpromenade in Lemgo würde ein förmiger Stein auf angemessenem Unterbau errichtet, und die Seiten des Steins würden passende Inschriften erhalten. Das Ganze müßte ein Geländer von Guüͤßeisen umgeben. Die Inschrift „Engelberth Kaempfer dem großen Naturforscher und Reisenden setzte diesen Stein Naturforscher und Aerzte, nach Be 5 ihrer Versammlung zu Pyrmont im September 1839, so wie den Lippischen natnrwissenschaftlichen Verein. Beide Aufforderungen fanden eine erfreuliche Zustimmung; die Herren Professor Zeune und Dr. von Reden waren vom Hofrath Brandes
ersucht worden, Vorschläge zur Inschrift auf die Votiv⸗Tafel zu entwer
fen. Es wurden von Beiden meh Inschriften vorgelegt, und nach Beschluß darüber der Antrag des Herrn Pr. von Reden, die Anferti gung der Votiv-Tafel in Hannover besorgen zu wollen, angenommen so wie der Antrag des Hofraths Brandes, die Beschlüsse über beide An
gelegenheiten, der Votiv-⸗Tafel zum Hermanns⸗Denkmale, wie des Denk
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mals Kaempfer's in das Protokoll der Gesellschaft aufzunehmen.
nisse des Focke in Bremen über Sternschnuppen.
Professor Mädler machte hierauf eine Mittheilung des Prin zen Maximilian von Neuwied über die Temperatur -Verhält nördlichen Amerika's, so wie eine andere
J vitae - Saft yen! Regierungs⸗Rath Mever
von Di
aß o 91 ssor Tr d or scknr friiher n Gefolae .* zeigte an, daß ein gewisser Fr. David, der schon früher im Gefolge des
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General-Konsuls Geh. Rath Koppe zu Meriko bedeutende Samm 4 2 . 2. g 22 2 2 Ir Biete ehen; lungen naturhistorischer Gegenstände daselbst gemacht, sich erbiete, lebende
. . , ,,,, und getrocknete Pflanzen, wie Sämereien, zu billig erscheinenden Prei
; , ; ö billig 6. sen auf Verlangen zu übersenden; ferner, daß Oppermann in Delmen horst die Doubletten aus einer trefflichen Sammlung von Schmetter
, , wasserklaren Mandelöls, und machte darauf die neue Preis-
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lingen, aus China erhalten, zu billigen Preisen abzustehen geneigt sey. Als nun Keiner der Anwesenden zu weiteren Mittheilungen sich mel dete, schloß der erste Geschäftsführer, Hofrath Dr. Menke die Versamm lung mit einer gehaltvollen Abschtedsrede, welche im Namen der Ver sammlung Ober-Bergrath Nöggerath mit einer alle Anwesen den ergrei fenden Dankrede beantwortete, an deren Schluß dem Fursten von
Waldeck, dessen liebevollen Gesinnungen die diesjährige , , , 1 (. ( ,. n schrftltcho'n “ ö 16, so den schönen und heiteren Genuß wissenschaftlichen Zusammenlebens s
2417 — ** wie dem Fürsien zur Lippe, dessen gleichfürstlicher Gesinnung die Ver⸗ saunmlung den Genuß des 22. Septembers verdankte, ein lautes drei⸗ 1
maliges Lebehoch erscholl.
Die von der Königlichen . , 1 sialtete Aufführung von Arbeiten der vor kurzem aus der Schu e fiür ,,, eutlassenen Eleven, in Verbindung * . fen älterer und neuerer Meister der Tonkunst, von Palästrina bis Mo⸗ art, also von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des 6 Li hrh n iderts, hat gestern im Saale der Sing⸗Akademie stattgefunden. Als eine erste Probe von den Erfolgen jener erst seit fünf Jahren be stehenden Schule mußte das Unternehmen gewiß die Aufmerksamkeir aller wahren Verehrer der Musik auf sich ziehen, aller derer, welche in dieser Kunst nicht bloß eine flüchtige, zerstrenende Unterhaltung, son⸗ dern einen dauernden Eindruck, eine Läuterung und Erhebung von Sinn und Gemüth suchen. Diesen kann es nur erfreu lich senn, durch eine auf gründliche Erkenntniß und ernste, re⸗
Berlin.
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