Irrthtem. Es wird noch ein Gluck seyn, wenn sie nicht gar daraus den Schluß ziehen, eine solche Regierung sey atheistisch, und wenn sie nicht vor ihr einen tiefen Abscheu fuͤhlen. — Die Gazette de France scheint ganz zu vergessen daß auch der Mohammedanlsmus in viels Hanpt und Nebensecten gespalten ist. In Algier giebt es Sunniten und Schiiten, die aber dort durch ihre Verträglichkeit den christlichen Sekten eine gute Lehre geben. Was den uͤblen Eindtuck betrifft, welchen die Errich⸗ tung verschiedener christlichen Kirchen auf die Mahommedaner machen könnte, so weiß die Gazette wehl recht gut, daß waͤh⸗ rend der neun Jahre, wo nur eine christliche Kirche bestand, das Christenthum gleichwohl unter den Eingeborenen Al iers nicht den mindesten Fortschritt gemacht hat. Nur drei Individuen sind dort seit 1836 zur christlichen Kirche übergetreten, sämmtlich Weiber. Zwei von ihnen sind mit Franzoͤsischen Offizieren durch⸗ gegangen; die dritte ist die bekannte Aischa, Achmet Bey 's Ha— rems⸗Königin, welche von Europaischen Aeltern stammt. Hingegen ist auffallenderweise eine ziemliche Anzahl von Curopäern zum Mahommedanismus uͤbergetreten, darunter auch Manner von hoͤ⸗ derer Bildung, wie der kuͤrzlich verstorbene Danische Konsul, der eiche Kolonist Tonnac, der Capitain Verger. Weder der Bau hristlicher Kirchen noch die Gegenwart verschiedener Sekten er— regt unter den dortigen Mahommedanern den mindesten Anstoß, wohl aber — wie Pelissier in seinen Annales Algeriennes sagt = die vollkommene religisse Gleichguͤltigkeit der Franzosen, die wohl die einfachste Erklarung jener Uebertritte zum Mahommedanis, mus giebt. Großbritanien und Irland.
London, 30. November. Das von Malta hierher ge— langte, sehr unwahrscheinliche Geruͤcht, daß he. schon auf ihrem Ruͤckwege nach Konstantinopel begriffen sey, giebt der Morning Chroniele, die dasselbe 6 auch fuͤr un⸗ gegruͤndet halt, zu folgenden Bemerkungen Anlaß: „Die angeb⸗ siche, aber noch nicht bestaͤtigte und auch sehr zu bezweifelnde Auslieferung der Tuͤrkischen Flotte von Seiten Mehmed Alis hat zu vielen Diskussionen Anlaß egeben. Man nimmt an, daß die Auslieferung der Flotte das Aequivalent seyn durfte, welches der Pascha von Aegypten dafuͤr gaͤöhe, daß die Europaischen Mächte in seine Forderungen willigten. Unserer Ansicht nach kann jedoch nichts unwahrschelnlicher seyn, Erstens nämlich ist die Auslieferung der Flotte kein Gegenstand, um dessen willen die Europäischen Machte Mehmed Ali ein Zugestaͤndniß machen konnten. Wenn die Tuͤrkischen Schiffe die Erlaubniß erhalten, den Hafen von Alexandrien zu verlassen, so wird der Pascha einen ganz andren Beweggrund haben, ste auszuliefern, als den, sich den Wuͤnschen der Maͤchte zu fuͤgen, die sich verpflichtet haben, den Sultan zu unterstuͤtzen Bei dem erschöpften Zustande der Huͤlfs quellen Mehmed Ali s kann derselbe nur mit Muͤhe die Mannschast einer Flotte besol⸗ den und ernähren, die, so lange sich ein Britisches Geschwader in der Levante befindet, von keinem Nutzen fuͤr ihn seyn kann, und deren voruͤbergehender Verlust jetzt fuͤr die Tuͤrkei kein Nachtheil ist. Zweifelsohne war von der unmittelbaren Wirkung des Wrraths des Kapudan Pascha viel zu fuͤrchten. Damals hatte die Besorgniß vor einer gleichzeitig mit Ibrahim's Vor— räcken zu gewärtigenden Insurrection in Konstantinopel nichts Unwahrscheinliches. Ieh aber ist die Flotte abgetakelt und kann nicht plötzlich in der Levante erscheinen; zu Konstantinopel herrscht vollkommene Ruhe; der Winter hat begonnen, Ind es ist wenig Grund, zu besorgen, daß Ibrahim, selbst wenn er es wollte, die Hauptstadt bedrohen könnte. Deshalb jedoch, weil die Dinge diese guͤnstige Wendung genommen haben, waͤren die Europaͤischen Maͤchte nicht minder gerechtsertigt gewesen, wenn sie die Auslieferung der Flotte gefordert hatten, als der Verrath veruͤbt wurde. Unserer Meinung nach haͤtten sie dies thun muͤssen, und die Wirkung einer einzigen solchen Hand⸗ lung wurde alle geschriebenen Noten und Depeschen aufgewogen haben. England konnte indeß fuͤr sich allein dies nicht thun. Frankreich wollte den Pascha nicht zwingen, und so wurde er enn im Genuß aller Bortheile gelassen, die aus dem Bestz der Türkischen Flotte, welche in der guͤnstigsten Zeit seines Gluͤcks an ihn verrathen wurde, muthmaßlicher Weise fuͤr ihn entsprießen konnten. Er verrechnete sich aber hinsichtlich der Folgen. Der Sultan ließ sich durch den Unstern, der plotzlich seine Tand⸗ und Seemacht traf, nicht einschuͤchtern, und eben so wenig wurden die Europaischen Maͤchte dadurch bewogen, ih⸗ ren Verbuͤndeten im Stich zu lassen. Der Besitz der Flotte ist daher nichts wenlger als ein Vortheil fuͤr Mehmed; vielmehr zehet derselbe seine Huͤlfsquellen auf und bedroht seine Haupt— stadt mit der Unzufriedenheit der schlecht besoldeten Mannschaft. Folglich wäre die Auslieferung der Flotte kein Akt der Loyalität gegen seinen Souverain oder der Nachgiebigkeit gegen die Euro⸗ pätschen Mächte. Es wuͤrde derselbe nur so viel besagen, daß es nicht mehr sicher und noch viel weniger nuͤtzlich sey sie zuruͤck⸗ ubehalten. Doch selbst wenn Mehmed all den Vortheil von Feiner unwuͤrdigen Theilnahme an dem Verrath des Kapudan Pascha zu aͤrndten im Stande waͤre, den er sich davon versprach, o wurde dies doch fuͤr keine der Europaͤischen Mächte ein Be— weggrund seyn koͤnnen, in seine Forderungen zu willigen. Fuͤr sie handelt es sich nicht darum, ob er zu stark ist, um gebaͤndigt zu werden, sondern ob er nicht zu unvernuͤnftig ist, um ihm Gehör zu geben. Warum verweigert man ihm, was er verlangt? Etwa heshalb, weil Oesterreich, Rußland und England mächtig genug sind, um ihrer Weigerung Geltung zu verschaffen? Keinesweges. Sondern deshalb, weil jene Forderungen mit der Existenz der Türkei, als eines besonderen und unabhaͤngigen Reichs, durchaus unvereinbar sind. Bei der Diskussion geen Frage ist man sehr gewohnt, eigennuͤtzige Beweggründe als Basis der von den verschiedenen an diesen Unterhandlungen theilnehmenden Mächten befolgten Politik vorauszusetzen. Was fuͤr selbsti⸗ sche Zwecke könnten aber wohl bei Englands Benehmen in die ser Sache obwalten? England trägt kein Verlangen nach Aegypten, sonst könnte es vielleicht den Wunsch hegen, dasselbe zu einem „Koͤnigreich“ gemacht zu sehen, welches zu schwach wäre, anders denn als Dependenz eines maͤchtigeren Verbündeten zu existiren. England hat keine traditionelle politische Zwecke der Art, das Mittelländische Meer in einen Englischen See zu verwandeln. Auch hat England keine Afrika— nische Kolonisirungs⸗Plaͤne, die durch die Aussicht auf die De⸗ pendenz oder gar auf den Besitz Aegyptens gefördert werden toönnten. Was far selbststichtige Zwecke konnte also England da— bei haben, wir fragen noch einmal, daß es sich dem Plane wi⸗ dersetzt, Aegypten vom Ottomanischen Reiche loszureißen? Ohne Zweifel ist es ein wichtiger Zweck fuͤr England, ein „Wege— recht“, wenn wir es so nennen duͤrfen, durch Aegypten nach Suez zu haben. Erlangen wir diesen Zweck aber wohl cher, wenn wir uns den Ferderungen Mehmed Ali's widersetzen? Gerade das Gegentheil. Es ist noötorisch, daß England, wenn es engherzig bloß seinen eigenen Vortheil bedachte, jedwede Trans—
die Tuͤrkische Flotte
ihre apostolische Nachfolge,
1390
port / Erleichterung durch Unterstuͤtzung der Anspruͤche des Pascha s erlangen konnte. Aber fuͤr eine rechtliche Regierung ist der dafuͤr zu zahlende Preis zu hoch. England will sich nicht zum Theil⸗ nehmer an einer Zerstuͤckelung der Tuͤrkei machen, bloß um selbsti— sche Zwecke zu fordern; bei der Britischen Regierung wird also auch, davon sind wir überzeugt, kein solch unvermeldliches Zu⸗ geständniß, wie die Auslieferung der Flotte es wäre, die ge— ringste Abweichung von dem Grundsatz, den sie sich, wie wir glauben, in dieser Angelegenheit zur Richtschnur genommen hat, zu bewirken im Stande seyn.“ ‚. . Aus Windsor wird dem Morning-Herald geschrieben: „Man versichert, daß König Leopold die Absicht habe, seinem Neffen, dem Prinzen Albert, gleich nach dessen Vermaͤhlung mit der Königin, seine Domaine Claremont zur Nutznießung zu uͤber⸗ geben, wogegen der Prinz die Unterhaltungskosten zu tragen hatte, die bisher jährlich 4— 5009 Pfd. St. betrugen.“ In Leeds hat kuͤrzlich ein Herr Giles, ein Geistlicher der Dissenters, eine Abhandlung herausgegeben, worin er das So— zial⸗System des Herrn Robert Owen und die Lehren des Christen— thums vergleichend neben einander stellt, um die Verkehrtheit des ersteren recht anschaulich zu machen. Vorzuͤglich hebt er hervor, daß Herr Owen die Ehe als die Quelle des meisten Elends, als
einen Mord der besten und schoͤnsten Gefuͤhle, als eine schlau er⸗ sonnene Erfindung der Geistlichkeit darstelle und behaupte, daß Religion, Eigenthum und Ehe die drei großen Ursachen des Ver— brechens und der Immoralitaͤt unter dem Menschengeschlechte sey.
Man glaubt, daß die neue Anzeige der Bank von England uͤber die Bedingungen, unter denen sie Darlehen zu bewilligen bereit ist, besonders vortheilhaft auf den Geldmarkt einwirken
werde, weil sie Darlehen auf Wechsel von mehr als drei Monat
Zeit anbietet, deren Unterbringung neuerdings außerordentlich
schwierig gewesen ist. Die Stellung der Bank wird uͤbrigens * * — 2 1 7 X
von Tage zu Tage fester, da immer mehr baares Geld vom In—
und Auslande ihr zufließt und so jede Befuͤrchtung schwindet, daß sie nicht im Stande seyn werde, jede wahrscheinlicherweise an sie zu richtende Anforderung zum Austausch ihrer Noten ge— gen Gold zu befriedigen. Nach einem Berichte im Globe ist bie Summe der im Ümlaufe befindlichen Noten der Bank von England jetzt geringer, als sie wahrend der letzten dreißig Jahre jemals gewesen. Sie belief sich am 23sten d. M. auf weniger als 15 Millionen Pfd., die nächstniedrigste Summe der Noten war im Dezember 1822 und betrug 16,088,520 Pfd. „Unter solchen Umständen“, bemerkt das genannte Blatt, „kann es nicht auffallend seyn, daß die Kaufleute wegen baaren Geldes in Ver— legenheit gerathen und gezwungen worden sind, Opfer zu bringen, um sich dasselbe zu verschaffen, da sie doch damit allein ihre Wech sel bezahlen und andere Verpflichtungen erfuͤllen konnten. Kapi talien sind im Ueberflusse vorhanden, und uͤber die Soliditaͤt der Handels-Verhaͤltnisse existirt durchaus kein Zweifel oder Miß— trauen; die große Schwierigkeit ist nur, eine hinlaͤngliche Menge von den im Umlauf befindlichen Zahlungsmitteln zu erhalten, da naturlich der Umsatz im Lande nicht so leicht mit 16 Millionen Noten bewerkstelligt werden kann, als es mit 19 Millionen ge schehen wuͤrde.“ J ;
Nach den Zeitungen aus Manchester soll dort der Handel aufs Aeußerste daniederliegen. Die meisten Fabriken arbeiten nur die halbe Zeit. Man sieht so einem unheilvollen Winter entgegen.
Der Sun sucht darzuthun, ungeachtet ihrer Leidenschaftlichkeit gentlich von dieser gar nicht so sehr hei d J gen protestantischen Glaubensbekenntnissen fast eben so schroff gegenuͤberstehe, wie die katholische Kirche. „Die Kirche son England“, fagt dieses Blatt, „namlich ihre Priesterschaft, leitet e einen großen Theil ihres Rituals, viele ihrer Gebete, die meisten ihrer Observanzen, beinahe alle ihre Fest und Fasttage, den ganzen Umriß ihrer. Organisation und Disziplin, endlich neun Zehntel ihrer Dogmatik vom Papst thum ab“ Die Anglikanische Kirche läßt einen Papistischen Prie⸗ ster, der zu ihr uͤbertritt, ohne Weiteres, ohne Widerspruch und Widerstreben, zu ihren Ordinirungen zu; üe erkennt an, daß die Weihe Roms der ihrigen ähnlich und gleichgeltend sey. B einer Gelegenheit gab der jetzige Erzbischof im Oberhause sebst zu, daß die beiden Kirchen einander sehr ähnlich seyen. Das haben die Calvinisten Englands, das haben die Preshyterianer Schottlands immer gesagt, bis es in letzterer Zeit die Taktik der Schottischen Klerisei wurde, fuͤr parlamentarische Unterstuͤtzung ihrer Englischen Amtsbruͤder zu eifern, um auf diele Weise, un⸗ ter dem Borwande der Kirchen-Ausdehnung, Geld⸗Zuschuͤsse auch fuͤr die Presbyterianische Priesterschaft zu erpressen. Darum hat biese in neuerer Zeit dieselbe Anglikanische Kirche, die einst die ehrenfesten Cameronier die „Tochter der Babylonierin und einen bepurpurten Praͤlatengräuel“ genannt, jetzt, durch den Mund des Dr. Chalmers, als die l J e — Musterkirche proklamirt! Fußend auf die Aussage der alten Pr es⸗ byterianer, auf das Gestaͤndniß des Erzbischefs von Canterbury und auf den Ursprung, die Praxis und die Lehren der Anglika⸗ nischen Kirche, behaupten wir, daß diese Anglikanische Kirche dem Papstthum gleicht. Einige kleine Unterschiede bestehen aller dings zwischen den beiden Kirchen. Die Kirche von Eng— land wollte, wie die von Rom, ein sichtbares Qberhaupt haben: was that sie einen weltlichen Souverain, der e 6 . eine Victoria seyn kann. Einen ehrwürdigen Priester zum sicht⸗ baren von der Geistlichkeit gewahlten Oberhaupt zu haben, das ist offenbar ein Vorzug, dessen die Roͤmische Kirche sich vor der Anglikanischen sich ruͤhmen kann. In der neueren Zeit ist der Roͤmische Stuhl fast immer wuͤrdig besetzt worden, und Nepotis⸗ mus wie niedrige politische Intrigue blieben der Papstwahl fern; wohl aber kann Jedermann in England auf Bischofssitze mit Fingern deuten, auf denen politische Pamphletschreiber , , un⸗ wissende, theils intriguirende Huͤnstlinge des hohen Adels sitzen. Pfruͤndenhäufungen in Einer Hand werden in der Roͤmischen Kirche wenig geduldet, Abwesenheit des Geistlichen von seinem Amtssitz ist in ihr fast unbekannt; daß man einen Unter⸗ Pfarrer mit der Loͤhnung eines Zimmermannsgesellen abspeist, waͤh⸗ rend der von den Spolien der Hospitäler und anderer milden Stiftungen wohlgemaͤstete Oberpfarrer in seiner Kutsche von ei— ner Pfründe zur anderen herumrollt oder sich in derjenigen fest— setzt, die feinen Lieblings-Badeort und Stelldichein zum Karten⸗ spiel am nächsten gelegen ist: von all diesem Skandal ist die Noͤ⸗ mische Kirche dernialen rein, und in allen diesen Punkten ist sie, wie es unserem zwar ungelehrten, aber auch unbefangenen Ur— theil beduͤnken will, eine bessere Schule der Froͤmmigkeit und Reinheit als ihre AÄnglikanische Tochter. Ob die Doktrinen der Englischen Kirche vor denen der Römischen den Vorzug verbie— nen, oder ob sie vielleicht nur darum etwas voraus haben, weil eine freie Presse und ein etwas aufgeklärter es Volk ihnen foͤrdernd zur Seite standen, wollen wir nicht entscheiden. Wir geben von unserm protestantischen Standpunkte aus zu, daß die Abschaffung der
daß die Anglikanische Kirche, gegen die Roͤmische, sich ei unterscheide und den uͤbri
Bei
mit allen Tugenden ausgestattete
darum? Sie nahm sich zu ihrem Oberhaupt ben so gut ein Georg IV. wie
Ohrenbeichte ein großer Fortschritt ist aber eben der Verlust der⸗ selben wird ja von den Puseyiten beklagz und sie empfehlen de— ren Wiederherstellung. Hat in fruͤheren Zeiten der Roͤmische Kle⸗ rus nach weltlicher Macht gestrebt, so wird jetzt sein Ehrgeiz von dem der Anglikanischen Geistlichkeit erreicht, wo nicht uͤbertroͤffen welche in Opposition gegen die Staatsgewalt darauf besteht die Erziehung des ganzen Volks in ihre Hände zu bringen. Sz eifersuͤchtig ist sie auf ihre Macht, daß sie keines der Lebens, Verhaͤltnisse ihrer Kontrolle entschluͤpfen lassen will, und so oft Dissenter⸗Sekten ihre buͤrgerlichen Rechte zu erlangen suchten, ohne sich von den Dienern der Staats-Kirche taufen, trauen und be— erdigen zu lassen, widersetzten sich ihnen jene Kleriker mit aller ihnen zu Gebot stehenden politischen Macht. Bis auf den heu— tigen Augenblick lassen sie Dissenters einkerkern, die nicht fuͤr ihre unbegehrten und ungebrauchten priesterlichen Dienste zahlen, die nicht fuͤr ihren mehr als Papistischen, fuͤr ihren heidnischen Priesterprunk beisteuern wollen. Solche laut sprechende Zeug— nisse geistlicher Tyrannei hat die jetzige Roͤmische Kirche schwer die von Irland gewiß nicht aufzuzeigen, wie die zwei we— gen ruͤckstaͤndiger Kirchensteuer im Gefaͤngniß schmachtenden protestantischen Dissenters David Jones und John Thorogood.“
In Bezug auf die Art und Weise, wie der Madrider „Correo“ die Aufloͤsung der Cortes rechtfertigt (siehe das gestrige Blatt der Staats? Zeitung), bemerkt die Morning Chroniele: „Alles dies ist sehr plausibel; aber die Wahrheit ist, daß die ver— letzte Aufloͤsung der Cortes von einem Finanz⸗Minister ausging, dessen Stellung und Einfluß durch eine Moderado⸗Majoritaͤt be⸗ droht wurde, und daß die jetzige Aufloͤsung ebenfalls von einem Ministerium aus ahnlichen eigennützigen und schlechten Gruͤnden, unterstuͤtzt von einer auswärtigen Macht, beschlossen wurde. In beiden Faͤllen haben der klein Spanische Hof oder die Camarilla rasche Bezahlung fuͤr ihr Vorschubleisten erhalten. Das, was einem Spanischen Staatsmann das Erste seyn mußte, namlich das Interesse des Landes selbst, wird stets hintangesetzt, und was den Willen des Landes, oder die Meinung der Bewohner desselben, oder der Hauptstadt betrifft, so scheinen dieselben niemals beruͤcksichtigt zu werden. Die natürlichen Folgen einer solchen Politik und eines solchen Zustandes der Dinge zeigen sich auch bereits. Auf der einen Seite stehen die Buͤrger der Hauptstadt und der groͤßten Städte Spaniens und verweigern die Steuern, auf der anderen Seite steht das Ministerium, unterstuͤtzt von einer Anzahl Truppen und droht mit einem Staatsstreiche oder mit Ordonnanzen, um die Liberalen zu unterdruͤcken. Das beste
Resultat kann solche Mittel nicht rechtfertigen.“
Belgien.
Bruͤssel, 2. Dez. Der Köoͤnig ist gestern Nachmittags um 3 Uhr auf der Eisenbahn von Luͤttich hier eingetroffen und hat sich direkt nach dem Schlosse Laeken begeben.
Der Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha hat dem Leibarzi des Königs, Br. Rieken, den Sachsen-Ernestinischen Hausorden verliehen.
Man erwartet hier die Sängerin Dlle. Nathan aus Paris, die hier in einem Konzerte und zweimal im Theater auftreten wird, wofuͤr sie 3000 Fr. erhaͤlt.
lich,
Dänemark.
Kopenhagen, 21. Nov. (A. 3) Am 31. Juli 1796 wurden Se. Majestät der König und unsere regierende Königin vermählt, am 31. Juli 1815 wurden Ihre Majestaͤten gekrönt, am 317 Juli 1846 wird das Koͤnigliche Paar seine goldene Hoch⸗ zeit und zugleich das Jubiläum der Kroͤnung zu feiern haben. Die ganze Daͤnische Nation harrt mit erwartungsvoller Freude jenem Tage entgegen, der ein so seltnes Fest bringen wird. — Der Koͤnig hatte seit einiger Zeit an Brustbeschwerden gelitten, war indessen nicht genoͤthigt, die Regierungs-⸗Geschaͤfte auszusetzen, und befindet sich jetzt wieder besser. Auch Se. Koͤnigl. Hoheit Prinz Christian hat gekraͤnkelt.
De utschlan d.
Hannover, 4. Dez. Se. Majestaͤt der Koͤnig sind heute Nachmittags zu einem Besuche bei des Herzogs von Braun-
schweig Durchlaucht nach Braunschweig gereist. Oesterreich.
— Wien, 39. Nov. Die letzte Tuͤrkische Post brachte aus Konstantinopel Briefschaften bis zum 13ten, welche jedoch keine Neuigkeit von Bedeutung enthalten. Prinz Joinville wird ehestens wieder in Konstantinopel zuruͤck erwartet. Die Publt cation des letzten Hattischeriffs hat in Pera viel zu reden ge geben. Manche wollten darin eine Art von Constitution im mo dernen Sinne, und den Anfang einer neuen Aera ertennen; besonders auffallend fand man den Eid, durch welchen der junge Sultan sickh 'eine Verbindlichkeit seinen Unterthanen gegenuͤber auferlegte. Allein mit einer solchen Auslegung koͤnnen sich nur Europäer begnügen, denen die Orientalischen Zustaͤnde voͤllig fremd sind; und daß es deren viele unter den in Pera seit Jahren ansassi gen Franken giebt, ist leider nur zu wahr. Wohlunterrichtete Personen versichern, daß es den Tuͤrkischen Ministern nie in den Sinn kam, den jungen Sultan zu Konzessionen zu verleiten, wie sie jenem Hattischeriff aus Unwissenheit oder Boͤswilligkeit untergeschoben werden. Vielmehr bezog sich derselbe nur auf die Rechtspflege; Sicherung der Person und des Eigenthums ha— ben nichts gemein mit den „Menschenrechten“, wie die pseudo— philosophische Staats⸗Doktrin des vorigen Jahrhunderts sie verkuͤn. det hatte, Und nur in der ganz einfachen Bedeutung des Wort— lautes ist jener Hattischeriff zu nehmen. ; ö
Der bisher in Stuttgart angestellte Kaiser!. Königl. Lega tions- Secretair Graf Ingelheim ist in gleicher Eigenschaft nach Petersburg versetzt worden, und vor einigen Tagen mit De—⸗ peschen der Staats-Kanzlei dahin abgereist. Graf Esterh azy, welcher fruͤher der Oesterreichischen Botschaft in Paris attachirt war, geht in diesen Tagen als Gesandtschafts⸗Secretair nach Berlin. geht un' szten Sänntage wurde die neuntägige Andacht geschle sen, welche in der Kirche der Jungfrau am Gestade, zu Ehren des im verflossenen Fruͤhlinge heilig gesprochenen Alsons de 39 guori, mit großem Gepraͤnge und bei ungeheuerem , flusse der Gläubigen abgehalten wurde. Die alterthümliche Sz eines der reichsten und zierlichsten Monumente Gotht cher gan weise in Wien, war mit großer Pracht geschmuͤckt. In 6h. reich wurde der von Alfons de Liguori gestiftete Orden r, demptoristen im Jahre 1820 aufgenemmen. Die , . Priester belaͤuft sich in der ganzen Monarchie f, n enn. sechzig; sie besitzen Haͤuser in Wien, Insbruck und tener meh
Aus Verona ist die Nachricht eingegangen, dal 26 e. Bischof, Monsignor Grasser, am 22. November, 90 Jahre alt⸗ nach einer kurzen Krankheit mit Tode bg cge n gg, . Namens
Salzburg, , W. 36 , 3 horuckerei Kaltenleituer, ehemals Drucker in der Obererschen Bu
hler, hat eine neue Art Wagen fuͤr Eisenbahnen erfunden, welche weder mit Dampf noch mit Pferdekraft getrieben werden. Sachver— staͤndige⸗ welche seine drei Wagen Modelle sedes mit anderer Lonstruction) besichtigten, sprachen die Ueberzeugung aus, daß vie Anwendung dieser Wagen auf jeder Eisenbahn geschehen zane, und daß die jeder Constructien beigefuͤgte Be— rechnung der mechanischen Kräfte und Verhäͤltnisse sehr klar und richtig sey. Nach Taltenleitner s Berechnung käme solcher Wagen faum über 1609 Fl. zu stehen, und ein Mann sey im Stande, mit einer Hand die ganze Maschine mit einer Ladung von 24 Menschen zu dirigiren, außer welcher die gewohnlichen Train— wagen noch angehängt werden konnen. Seine Berechnung der Schnelligkeit bestimmt 16 X iten auf die Stunde, und was diesem Wagen noch einen besonderen Vorzug giebt, ist, daß sie augenblicklich — ohne Umtehren — auch wieder ruͤckwaͤrts laufen konnen. Dabei ist der Mechanismäs so einfach als möglich, in— dem das ganze Triebwerk aus drei Raͤdern besteht. (Das Ganze scheint eine Art von Draisine zu seyn. .
n e n
— m4 61 n 5 (SG * * V 8 Von der Italiänischen Gränze, 18. Nov. Das welches im vorigen Monate begonnen, hält noch ö * 4 . . 1. Aus allen Ober-⸗-Italiens laufen fortwährend — 24112 56 . 21 Hern . * 23 * 5 * 4 *. 1 Berichte uͤber die Drangsale ein, welche
, , . füͤr die an den Ufern der großen Fluͤsse, namentlich des Po und Arno gelegenen Ort— schaften, aus diesem unter un Himmel so seltenen Natur— ereignisse erwachsen. Der Schaden wird auf ungeheure men angeschlagen, un werden vielleicht verstreichen, be—
seyn werden. Wer Ober
eilen Thelen
erem
8 — W111
tigkeit gegeben ward, im Nu die großen und weitgedehnten Ebe— nen Ober-⸗-Italiens zu uͤberschwemmen, kann sich allein einen Be— griff von dem Unheile machen, welches die unaufhoͤrlich fallenden Regenguͤsse uber den schoͤnsten, reichsten und bluͤhendsten Theil der Halbinsel gebracht haben. Es ist zu hoffen, daß die Italiä— nischen Regierungen den leidenden Bevslkerungen zu Huͤlfe kom— men werden. ;
51
Bereits ist die Herzogin von Parma mit schoͤnem Beispiele vorangegangen, indem sie die Halfte der zur Wieder— herstellung der eingebrochenen Dämme erforderlichen Kosten
tragen uͤbernommen hat, und den mit Erbauung und Erhaltung
der Damme des Herzogthums beauftragten Gesellschaften die zur erforderlichen Summen auf drei
Deckung der anderen Jahre ohne Interessen vorschießen wird. welches dieser Akt der Freigebigkeit verkuͤndigt ward, ren Staaten die freudigste Sensation gemacht. Das fuͤr den Herzoglichen Staatsschatz erwachsende Opfer wird von Sachver— stndigen auf einige Hunderttausend Lire berechnet. In Florenz hatte der Arno eine erschreckende und seir t
Das Dekret, durch
vielen
vember, nach vierundzwanzigstuͤndigem Regengusse, war das Was— ser bis zur Hoͤhe der Quais gestiegen und durch die Kanäle in bie tiefer gelegenen Straßen der Stadt eingedrungen.
Die Gemahlin des Infanten Don Sebastian ist, von Salz— burg kommend, nach beschwerlicher Reise, in Florenz eingetrof— fen.“ Der Infant und die Infantin werden, dem Vernehmen nach, unberzüglich nach Neapel weiter reisen. Der Großherzog— liche Hof wird, wie gewoͤhnlich, die erste Haͤlfte des Vinters in Pisa zubringen und zu dem Ende Florenz am 19ten d. M. ver— lassen. :
Von Genua wird geschrieben, daß der Koͤnig in Beglei— tung seines Hofstaates und des Ministers der auswaͤrtigen An— gelegenheiten, und bis zu Ende des Monats verweilen wird. Hollaͤndi sche Fregatte „de Ryn“ auf der sich der zweite Sohn des Prin— zen von Oranien besindet, lag in jenem Hafen vor Anker; doch hatte die Fregatte, da sie einen Kreuzzug an der Afrikanischen Kuͤste gemacht und mehrere Punkte beruͤhrt hatte, noch keine freie Praktik erhalten. Ein Geruͤcht, welches in Genug umlief, als habe die Piemontesische Regierung, dein Beispiele Hollands folgend, zur Wahrung seiner Handels Interessen mit der Spa—⸗ nischen Regierung die diplomatischen Verbindungen wieder ange— knuͤpft, ist dahin zu berichtigen, daß beide Regierungen uͤberein— gekommen sind, den durch Abberufung der beiderseitigen Konsuln zum großen Nachtheile des Sardinischen und Spanischen Han dels abgebrochenen ; herzustellen. Demgemäß werden die in de den Sardinischen Konsuln unverzuͤglich das Exequatur der A drider Regierung erhalten und ein gleiches hinsichtlich der in Ge nua und Nizza gewohnlich residirenden Spanischen Agenten ge schehen. Daß diese Maßregel aber auf die im Turiner Kabi net herrschende politische Richtung den geringsten Einfluß uͤben werde, oder aus einer Veränderung der bisherigen Politik dieses
'
Hofes hervorgehe, ist durchaus unwahrscheinlich.
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Earmimor 13 N. ö wöyjp don tommerzteuen Verkehr wieder
n Haͤfen Spaniens noch verweilen ; ; . 6914
Madr 8 2
* J
d, 21. Nov. Die Exaltirten wollen jetzt dem Bei— spiele zemaͤßigten folgen und ebenfalls eine Versammlung halten, um sich uber die in Betreff der Wahlen zu ergreifenden Maßregeln zu berathen.
Der Widerstand gegen die Bezahlung der Steuern wird schon geringer. Die Absetzung einiger Munizipal-Beamten, welche zur Verweigerung der Zahlung ermunterten, hat die Wi⸗ derspenstigen eingeschuͤchtert.
Briefen aus Galizien zufolge findet, die Pacifizirung die— ser Provinz mit jedem Tage immer weniger Hindernisse.
Die Ermordung des Grafen d'Españta ist nicht mehr zu be—
weifeln, da die hlesige Franzoͤsische Gesandtschaft die offizielle Anzeige davon erhalten hat. Der Minister des Innern hat an alle politischen Chefs ein Cirkular-Schreiben erlassen, worin er die Auflösung der Cortes rechtsertigt und zugleich erklärt, daß die Regierung die energischen Maßregeln ergreifen werde, um die Ordnung und die Freiheit der Wahlen zu sichern.
Die Ernennung des Generals Llauder zum General-Capitain desjenigen Theiles von Granada, worin die Stadt Malaga, einer der Hauptherde des Ultra-Liberalismus, liegt, ha- großes Aüf⸗ sehen erregt, da sie den Beweis liefert, daß die Negierung ent— schlossen ist, die Partei, welche die Mehrheit in dem aufgeloͤsten Kongresse bildete, offen zu bekaͤmpfen.
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Konstantinopel, 13. Nov. (A. 3.) Der Einfluß, den Neschid Pascha im Divan übt, scheint taglich zuzunehmen. Er Hineiseit laͤßt sich durch Halil Pascha und dessen Frau, die
chwester des regierenden, so wie durch die Schwester des ver— Harden en Sultans, in allen seinen Handlungen mehr influenzii— als es fuͤr das Wohl des Reiches wuͤnschenswerth seyn kann.
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hat in ih⸗
1 ĩ Jahren nicht gesehene Hohe erreicht; in der Nacht vom 11. auf den 12. No—
Grafen de la Marguerite, daselbst eingetroffen war
1391
Man weiß, daß diese Frauen gegen den Groß, Weste eine grö ßere Abneigung hegen, als selbst gegen Mehmed Ali, der sich ihnen auf eine geschickte Art zu nähern wußte. Die Korrespon— denz, die der Vice⸗Koönig mit ihnen begonnen, wird eifrig fortge⸗ setzt, und droht, die besten und wohlmeinendsten Absichten der Machte zu vereiteln. Nun ist diese Partei durch den neuen Franzoͤsischen Gesandten verstaͤrkt worden. Ich mochte sie die Negyptische nennen. Es laßt sich kaum mehr bezweifeln, daß ihr der Sieg bestimmt ist. Die Propositionen, mit denen Reschid Pascha sich nun an den Vice-Koͤnig gewandt haben soll, sind solgende: es wird Mehmed Ali die Erblichkeit Aegyptens zuge⸗ standen, die Verleihung des Erbrechts auf Syrien aber von dem kuͤnftigen Benehmen des Pascha's und seiner Familie abhängig gemacht; Adang und Tarsus sollen von den Aegyptern geraumt und diese zwei Distrikte mit dem Ejalet des Kapudan Pascha ver— einigt werden. Obgleich dieser Vorschlag mit einem fruͤher von Chos—⸗ rew Pascha gemachten ziemlich uͤberein stimmt, so erklart sich der Groß⸗ Wesir doch mit demselben nicht einverstanden, da die gegenwartige Lage der Pforte eine viel guͤnstigere als damals sey, wo Chosrew seine Friedens-Bedingungen unter dem Einfluß einer verlorenen Schlacht und des Verraths des Kapudan Pascha gemacht habe. Allein man schmeichelt sich umsonst, daß der Vice ⸗-Koͤnig, sich selbst überlassen oder unter der Leitung Frankreichs in diese Bedin— gungen eingehen werde. Denn wie bekannt, verlangt Letzterer auch die Erblichkeit von Syrien, und will sich nur zur Räumung Kandiens verstehen. Frankreich endlich schlägt, wie man aus Alexandrien erfährt, dem Vice-Köoͤnig durch Herrn von Cochelet folgenden Plan vr: Erblichkeit von Aegypten und Syrien, Bei— behaltung Kandiens, Abtrennung Adana's von Syrien, welches aber einem von Mehmed zu bezeichnenden Sohne des Paschas zur Administration uͤbergeben werden soll. Da nun das Pacifications- Projett Frankreichs fuͤr den Vice-Koöͤnig noch vorcheilhafter ist, als der Plan Mehmed Ali's, so ist es natuͤrlich, daß dieser sei⸗ nen eigenen auf die Seite schiebt, und das Projekt Frankreichs zur Basis fuͤr die Unterhandlungen mit der Pforte annimmt.
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Berlin. sunfzigjährigen Amts-Jubelfeier des Geheimen Staats⸗Ministers, Chefs der Verwaltung für Tomainen und Forsten im Ministerium des KRö⸗ niglichen Hauses, von Ladenberg, eine Medaille hervorgegangen, die eben so sinnreich, und geschmackvoll erfunden, als trefflich ausge⸗ führt erscheint. Während die Vorderseite das Brusibild des Jubilars darstellt, so zeigt die eite ein allegorisches Bild, welches in nach— Weise die Embleme der Zweige der Staats⸗Verwaltung we unter der Leitung des Gefeierten stehen enthält, die zu einem leichten und schön gruppirten Ganzen zusammengerrdnet sine. Als allgemeines Sinnbild erscheint eine felieitar publiea, die das reich gefüllte Füllhorn in der Rechten, das regelnde Staatsruder neben sich, auf einem Throne erhaben ruht; an dessen Unterbau sich die Embleme des Ackerbaues, ein Stier-Gespann mit dem Pfluge, als vorzüglich wirkende Kraft, befinden, und rechts im Hin⸗ tergrunde sich ein reiches Aehrenfeld und ein Fruchtbaum zeigt. Vor diefem Sinnbilde der allgemeinen Wohlfahrt erblickt man das Symbol
8
nder
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Verkehrs,
* 18 RIL-Kh o des ländlichen
tem Entstehen, einer jungen Schonung links im Hintergrunde, zeigt
sich zugleich die Jagd, angedeutet durch die Gestalt eines Edelhirsches.
Um aber den geregelten und gesetzmäßigen Gang des Ganzen zu be—
zeichnen, sind die Instrumente für Vermessung und Eintheilung, Be—
wässerung und Entwässerung der Felder, Wiesen und Forsten angefügt.
Reise des Kaiserlich Russischen Flotten ⸗Lieutenants
Ferdinand von Wrangel längs der Nordkuͤste
von Sibirien und auf dem Eismeere, in den
Jahren 1820 bis 1824, nach den handschriftlichen
Journalen und Notizen bearbeitet von dem Staatszath
G. Engelhardt, und herausgegeben nebst einem Vor—
wort von Car! Ritter, Dr. und Professor. Berlin,
1839. Erster und zweiter Theil, mit Tafeln der Temperatur-Verhältnisse und einer Landkarte.
Vorliegendes Werk, ein Theil des neuen Magazins von merkwür— digen Reise⸗Beschreibungen, essen Herausgabe zuerst von dem berühm— ten J. R Forster begonnen wurde, gehört zu den interessantesten und lehrreichsten Erscheinungen der neuesten geographischen Literatur, und schon der Name seines Herausgebers, des Begründers der wissenschaft⸗ lichen Geographie, bürgt dafür, daß wir es hier mit einer ganz beson⸗ ders wichtigen und werthvollen Arbeit zu thun haben, deren schnelle Einführung in die Deutsche Literatur wir um so mehr mit Dank an— zuertennen haben, als der vollständige Reise-Bericht von Wrangel's vier zum erstenmale erscheint, indem selbst der Russische bisher noch nicht veröffentlicht worden ist. Wer in der gebildeten Welt hätte nicht in neueren Zeiten seine Aufmerksamkeit den merkwürdigen Entdeckungs- reisen zugewandt, welche in den polarischen Gebieten unternommen worden sind und auf welchen die klihnsten und ausgezeichnetsten For⸗ er verschiedener Europäischer Nationen sich seit einer kurzen Reihe von Jahrzehenden einen dauernden Ruhm um die Erdkunde erworben haben? Konnte es in neueren Zeiten auch nicht mehr das Bestreben der Europäischen Seemächte seyn, auf einer sogenannten Nordwest⸗- und Nordosi⸗Passage durch das Polarmeer einen näheren Weg nach dem reichen Indien und China zu finden, wie man es wohl früher hoffte, so war es statt der ehemaligen merkantilischen Interessen das reine Interesse für die Wissenschaft, welches jene in der That heldenmüthi⸗ zen Unternehmungen ausgehen ließ, durch die das wissenschaftliche Ge⸗ biet in unseren Tagen auch auf so glanzvolle Weise bereichert worden sst. Tie Resultate der Reisen eines Franklin, Roß und Parrv in den westlichen oder Amerikanischen Theilen der Polarwelt sind dem Publi— kum schon mitgetheilt worden. Nur über dle östlichen oder Asiatischen Gebiete jener Welt waren wir bisher minder unterrichtet, und indem sich dieses Werk jenen anderen gefeierten Polarreisen der Atlantischen Seite als ein würdiges Glied anschließt, bildet es eine wahrhafte Er⸗ gänzung für die gesammte Kunde jener nordischen Welt, welche bei aller Armuth der Natur der Wunder fast nicht weniger zählt, als die sonst wohl mit Recht gefeierte tropische Welt.
Nur einiges der physikalischen Beobachtungen von Wrangel's über die Eismassen⸗Bildung, das Mordlicht, die arktischen Temperatur⸗Per⸗ hältnisse u. s. w. jeuer Polar-Region ward schon früher von dem be⸗ rühmten Physiker Parrot veröffentlicht, und erzeugte in dem berühnm— ten Herausgeber dieses Werkes den lebhaften Wunsch, die Resultate jener Unternehmung, durch welche der gesammte Nordosten der alten Welt eine andere Gestalt genommen hatte, in ihrem ganzen Umfange zun Nutzen der Wissenschaft bekannt gemacht zu sehen, damit nicht nur die Lücke in unserer geographischen Kenntniß hier ausgefüllt wurde, sondern damit auch hier nicht, wie es schon öfters der Fall gewesen ist, die Resultate in Rergessenheit geriethen und so zu bloß wiederhol⸗ ten, gleichartigen Anftrengungen Veranlassung gäben. Auch waren des Herausgebers Freunde im Norden um so eher bereit, seinem Wunsche nachzukommen, als die Mittheilung der Resultate jener wahrhaft groß⸗ artigen mehrjährigen Sibirischen Erpedition den wohlverdienten Ruhm der Russischen Regierung in einer für den Fortschritt der W en ssee ten so wichtigen Angelegenheit verherrlichen mußte. Es hat aber diese Deutsche Bearbeitung jenes Reise⸗-Berichtes den Vortheil, daß sie ven einem nicht minder berühmten und des Russischen vollkommen mãchti⸗ gen Gelehrten, dem bekannten Verfasser der Russischen Miscellen her⸗ rührt, der zugleich ein Freund des Reisenden ist, so daß diese Deutsche Arbeit als Sriginal-⸗Bericht aus den Quellen ö des jeßigen Gontre-Admüirals von Wrangel anzusehen ist, unter dessen besonderen NRutortsation sie hier dem Publikum dargebbten wird. Zu erwähnen
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und streitbare Volk seine Unabhängigkeit wachte, und dadurch auch in eine gewisse Abhängigkeit gekönnnen aber dein Reisenden von der größten Wichtigkeit, wissenschaftlichen Forschungen in ihrem Gebieie init ihnen in ein freund⸗
Aus der Loos schen Medaillen⸗Münz⸗Anstalt ist zu der
gion dieser polarischen Völker überhaupt und des
ist dabei zugleich, em Reise-Berichte als tung eme lehrreiche und höchst interessante 6. zu Theil — n — demselben nach offiziellen Russischen Luellen eine vollstand ig Ser schichte der Sibirisch-⸗Polarischen Entdeckungs- Unternehmungen don der erfien Entdeckung Sibiriens durch die Ruffen bis auf die Gegenwart voraufgeschickt ist, durch welche man für das Verständntß dieser Zar— siellungen in historischer und geographischer Bejiehung vollkemmen orientirt wird.
Die ungemein anziehende und würdige Darstellung der Reisecam⸗ pagne wird bei den mannigfach angewebten Episoden über die dortigen Natur-Verhältuisse und über die Beioohner jener Gebiete sowehl 8 Menschen als der Thierwelt, wobei die besonderen Umstände Überall zur flarsten Anschauung gebracht werden, sich selbst schen ihre Leser verschaffen, da man zugleich von Schritt zu Schritt das Heldenmüthige wie das Besonnene der ganzen Unternehmung im sortwährenden Kaufe mit den gewaltigften Natürkräften und den dürfüigsten menschlich-ge— selligen Berhältnissen unter solchen hohen Breiten der Erde zu bewun⸗ dern Gelegenheit hat. Denn es in das 4ußerste nordéstliche Revier Si⸗ birieus, welches wir hier mit seinen Küsten Umsckumüungen kennen ler⸗ nen, der furchibarste und rauhesie Theil jenes Astatischen Nordens, der sich von der Lena esimärts noch in gewaltigen Räumen bis nach den Au erikanischen Kusten hinziebt, unt auf oeichem kein noch an sechs, der Sprache nach ganz verschiekene Volksstämnme, die Jafuten, Tun— gusen, Jukagiren, Korjéken, Tschutischen und Kam:schadalen vorfinden, die hier ein bloß auf die Befriedigung der natürlichen Bedürfntsse ge⸗ richtetes Leben führen. Sehr lehrreiche Bemerfungen über alle diese
Vöslter s deim Meoise⸗ M ö M ö ö Volker sind dem Reise-Berichte an verschiedenen Stellen eingeflochten.
Unter ihnen gehört aber zu den merkwürdigsten das Noradenvel? der
— 1 e Ge * r S7 2 * 2 ) 21 Ischufktschen, welches in seinen felsigen Eisciuséden auf der nordösilich⸗
sten Halbinsel des Asfatischen Gebietes bisher fast nur dem Namen
nach bekannt war und unstreitig die Aufmerksamkeit verdiente, welche
dern selbenhier gewidmet ist. Denn nur erst seit kurzen ist dieses kräftige welches bisher mit der größten Eifersucht über in größete Berührung mit den Rnussen Es war sich wegen seiner
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shaftliches Verhäsiniß zu setzen, und sa wird eigentlich durch ihn dieses Volk, welches nach seiner Angabe, roth darauf hingewiesen wurde, Amerikanischen Stammes und also eist
wie auch schon früher durch Klap⸗
in Asien eingewandert seyn soll, in die Asiatische Ethnographie einge— führt. Die Schilderung dieses Voltes, wie er daffelbe auf der mert⸗ würdigen Messe zu Ostrownoje am Eisiuecte im Tsten des unteren Kolping feunen lernte gehört zu den wichtigsten und interess intesten Abschnitten des Buches, und es mag dabei noch besonders hervorgeho— ben werden, kaß die sehr richtige und würdige Auffassung der Reli— diesei ; Vesens ihrer Scha⸗ manen den Reisenden als einen sehr scharfen Beobachter zu erlennen giebt, welcher jene Völker auch nach dem Zusiande ihres geistigen Le—
bens trefflich zu würdigen versteht ö
Außer den allgemeinen wissenschaftlichen Zwecken, die bet solchen Entdeckungsreisen in Betracht kommen, waren es noch besonders zwei Fragen, deren Erledigung durch die hier unternommene Fahrt in jenem Nerden erwartet und bewirtt wurde. Einmal ob sich der Sibirischen Küste gegenüber noch ein größerer polarischer Kontinent ausbrelte, oder ob es nur größere Inselgruppen seyen und dann ob jener Norden durch eine Landzunge usch mit dem Amerifanischen Erdtheile in Ver⸗ bindung stehe oder ob die Coet · Behring Straße wirklich die Scheide⸗ linie zwischen Asien und Amerika bilde. Der Ort Nischni⸗Kolymsk an der Mündung der sich in das Eismeer ergießenden Kolyma war das Saurtstandauartier des fühnen Reisenden, welcher von hier aus durch mehrmalige Fahrten theilt nordwärts auf dem Eismeere selbst theils ostwärts an den Gestaden desselben jene Fragen zu Gunsten der letzteren Ansicht entschied! und gewiß mit dem größten Genusse wird der Leser lhin auf allen feinen Fügen folgen, da die schöne und leben n n.. jener Gebiete ünd ihrer Bewohner, wobel 3. B. auf die Schilderung der Rennthierjagden hingewiesen werden mag, unwill⸗ kürlich mit fortreißt und den Eq bei der Bequemlichkelt der Lektüre
des Buches alle die Beschwerden vergessen läßt welche mit dem Reisen daselbst verknüpft sind. Der sehr lehrreiche Anhang über die Bildung der Eismassen in dem Polarmeer und die angehängten Tabellen über die Temperatur⸗Verhältniffe jener Gegend, nebst ahlreichen astronomi⸗ schen Srts⸗Bestimmungen sind eine wesentliche Bereicherung der Wis⸗ senschaft zu nennen. Bie dem Buche beigefügte und durch riele astro— komische Beobachtungen berichtigte Karte des durchforschten Reisefel⸗ des, welche von dein Verfasser in doppeltem Maßstabe angefertigt wurde, hat durch die Reduction auf die Hälfte der Größe derselben nichts verloren und ist zugleich zum Handgebrauche bequemer gewor⸗ den. Sie ist dabei noch immer so groß und ausfthrlich, daß man nichts darauf vermißt und daß sie ein vollkommen anschauliches Bild von jenen sonst fast ganz unbekannten Neglonen Sibiriens von der Lena ostwärts bis zur Coo⸗Behring⸗Straße gewährt. Das Buch selbsi ist trefflich ausgestattet und der gelehrten Welt wie auch dem größeren Publikum mit vollem Rechte zu empfehlen. — .
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Dauer der Eisenbahn-Fahrten am 53. Dezember. Abgang ettdauer Abgang Zeitdaue
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Morgens Nuchneittags . Abends Nach einmal iger
6 Uhr. 2 uhr. 10 Uyr. Beobachtung.
1835. 3. Dezember.
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