1839 / 346 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Im Moniteur parisien liest man: „Ein Journal hat bei Gelegenheit einer neuerlichen Verhaftung von einem Vorfuͤhrungs⸗ Mandate gesprochen, in welchem der Name des Inkulpaten in blanco gelassen worden ware. Es habe zu gleicher Zeit die Po⸗— lizei⸗Inspektoren und Stadt⸗Sergeanten als freigelassene Galee⸗ ren⸗Sklaven bezeichnet. Wir glauben, dergleichen Behauptungen nicht ohne Erwiederung lassen zu durfen. Niemals und bei tei— ner Gelegenheit sind weder durch die Gerichts. Behörden, noch durch den Polizei-⸗Präfekten Mandate in Läane erlassen . In dem in Rede stehenden Vorführungs-Befehle wegen Herrn Narl Durand, welcher von dem Instructignsrichter n . wor⸗ den war, harte derfelbe felbst den Namen, den Stand unddie Wohnung des Herrn Durand eingeschrieben. Was die abt Ger gean ten Im. spektͤren und andere offizielle Agenten betrifft, so weiß alle Welt, daß die Verwaltung seit mehreren Jahren in keinem der verschie— denen Dienstzweige, selbst nicht in den ungergeordnetstn, freige⸗ lassene Verbrecher anstellt. Das frühere Leben des Anzustellen⸗ den ist, im Gegentheil, der Gegenstand der strengsten Nachfor⸗ schungen. Das Corps der Stadt⸗Sergeanten insbesondere bestehr fast gänzlich aus alten Militairs, die einen Theil ihres Lebens unter der Fahne zugebracht und die Alle die ehrenvollsten Zeug— nisse aufzuweisen haben.“ .

Die von dem Minister der oͤffentlichen Bauten niedergesetzte Eisenbahn⸗ Kommission hat in einer ihrer letzten Sitzungen be— schlossen, daß die Compagnieen fortan diejenigen Grundstuͤcke, mit deren Besitzer sie sich nicht einigen konnen, jogleich zum Behuf des Bau's in Beschlag nehmen koͤnnen, wenn sie zuvor eine, dem muthmaßlichen Werth des Grundstuücks uͤbersteigende Summe deponiren, mit welcher die von der Expropriations, Jury festzu— stellende Entschäͤdigung gezahlt werden kann.

Auf der Eisenbahn von Paris nach St. Germain sind im Monat November d. J. 67, S2 Personen gefahren. Die Ein⸗ nahme belief sich auf 63, So8 Fr.

Der Moniteur parisien meldet, daß man in der Woh— nung einer Person, die mit X. bezeichnet wird, und die, als der Theilnahme des Attentats in der rue Montpensier verdächtig, verhaftet worden ist, 7 Pistolen, 11 Ladestoͤcke, 1 Dolch, 356 Patronen mit Kugeln, 60 größere Kugeln und 46 Feuersteine gefunden habe. Alle diese Gegenstaͤnde waren in einem Koffer verpackt.

Der Univers erzählt: „Ein bekannter Diplomat hatte dem Herzoge von Bordeaux einen Besuch abgestattet, und als man mit ihm daruͤber sprach, sagte einer der Anwesenden: „„Der junge Prinz hat viele Feinde.“ „„O!““ erwiederte der Diplomat, „„wenn er nur Feinde hätte!““

Briefe aus Konstantinopel sollen melden, daß in Folge der Einwirkung Englands die Unterhandlungen zwischen der Psorte und Aegypten ganzlich abgebrochen worden wären. Diese Nach— richt bedarf wohl noch sehr der Bestaätigung.

Großbritanien und Irland.

London, J. Dez. Zur Erlaͤuterung der aus Jamaica ein— gegangenen der Hach en, von der versoͤhnlichen Stimmung, die das dortige Versammlungshaus bei der Wiedereroͤffnung der Le— gislatur gezeigt hat, ist ein Ruͤckblick auf die fruͤheren Verhaͤlt— nisse jener Insel zum Mutterlande zu werfen. Jeue Legislatur war mit dem vorigen Gouverneur, Sir Lionel Smith, in Kolli— sion gerathen, weil sie die Einmischung der Regierung des Mut— terlandes in die disziplinarischen und gerichtlichen Beziehungen zwi— schen den Negern und ihren ehemaligen Herren nicht in dem Maaße dulden wollte, wie es in den von dem Gouverneur ihr vorgelegten Gesetzen in Anspruch genommen wurde. Der Gou— verneur ging indeß von diesen Gesetzesvorschlaͤgen nicht ab, er empfahl sie immer von neuem, obgleich sie jedesmal verworfen wurde. Die Legislatur, hierdurch und vielleicht auch durch das persoͤnliche Benehmen des Gouverneurs gereizt, weigerte sich end— lich, ihre legislativen Functionen fortzusetzen, wenn man noch laͤnger auf Durchfuhrung jener Maßregeln bestände; sie bewilligte die noͤthigen Geld- Bills nicht, und die Verwaltung der Insel sah sich der groͤß— ten Verlegenheit ausgesetzt. Unter diesen Umstaͤnden glaubten die Minister, das Parlament zum Einschreiten auffordern zu muͤssen, und sie schlugen vor, nach dem in Kanada gegebenen Beispiel, die Verfassung in Jamaika zu suspendiren, und zwar auf der Stelle, damit der Widerstand der Legislatur gebaͤndigt wuͤrde und es nicht auf dieser Insel erst zu ahnlichen Auftritten kaͤme, wie in Kanada. Die Tories, die schon gegen die Suspension der Kanadischen Verfassung angeknuͤpft hatten, fanden in diesem Falle einen solchen Schritt noch viel weniger gerechtfertigt. Sie verlangten durchaus, daß man der Legislatur von Jamaika erst Bedenkzeit gäbe, ehe man zu einer so unconstitutionellen Maß— regel seine Zuflucht nähme. Die Minister drangen im Unter— hause mit ihrem Vorschlage zwar durch, aber nur mit einer Majorität von 5 Stimmen. Es war also garnicht daran zu denken, daß ihre Bill vom Oberhause wuͤrde angenommen werden, und sie fanden sich daher veranlaßt, ihre Entlassung einzureichen. Wie sie darauf durch die Frage wegen der Aenderung des Hof— staats-Personals, in welcher die Königin den zur Bildung eines neuen Kabinets herbeiberufenen Tories nicht nachgeben wollte, wieder ans Ruder gelangten, ist bekannt genug. Die Jamajika— Bill, deren unveränderte Annahme sie früher fuͤr unumgänglich erklart hatten, würde dessenungeachtet jetzt in einer ganz veraͤn— derten Gestalt von ihnen eingebracht. Sie machten der Oppo— sition das wesentliche Zugestaͤndniß, daß sie der Legislatur von Jamaika eine Frist gestatteten, indem dieselbe erst nochmals von dem Gouverneur aufgefordert werden sollte, die Gesetzgebung wie— der aufzunehmen. Nur wenn sie auch dann noch hartnäckig sich dessen weigere, sollte der Gouverneur befugt seyn, die für die Ver— wallung der Insel durchaus noͤthigen jährlichen Gesetze auf eigene Autorität zu erneuern. Auch diese Maßregel wurde zwar von der Opposition noch bekaͤmpft, sie ging jedoch bei der zweiten Lesung mit einer Majoritaͤt von 34 Stimmen durch, und auf den weiteren Stationen ließen die Tories ihren Widerstand ganz fallen; auch das Oberhaus gab der Bill, nachdem noch einige Modificationen darin vorgenommen waren, seine Zustim mung. Unterdessen hatten die Minister den Pflanzern von Jamaika noch ein anderes Zugestaͤndniß gemacht, da es ihnen wohl darum zu thun seyn mochte, mit diesem Streite nicht ferner behelligt zu werden. Sie riefen den Gouverneur Sir Lionel Smith zuruck und schickten Sir Charles Metcalfe, der vor kurzem aus Indien zuruͤckgekehrt war, wo er sich durch seine liberalen Gesinnungen sehr beliebt gemacht hatte, an dessen Stelle. Dieses Entgegenkommen von Seiten der Regierung scheint nun beson— ders einen sehr guͤnstigen Eindruck in der Kolonie hervorgebracht zu haben, denn die legislative Versammlung hebt es in ihrer AntwortsAdresse auf die Eroͤffnungsrede des neuen Gouverneurs mit Emphase hervor, daß das Vertrauen zu demselben sie bewege, hre Geschäfte wieder zu beginnen, und daß sie mit ihm vereint bemuͤht seyn wolle, die fruͤheren Diffedenzen in Vergessenheit zu bringen, vorausgesetzt, daß auch die Minister ihren ,

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gegen die Legislatur fahren ließen und nicht jeden ihrer Schritte als eine abschtliche Widersetzlichkeit auszulegen fortführen. .

Die oͤffentlichen Blatter streiten sich noch immer darüber, daß die Königin bei der Anzeige von ihrer bevorstehenden Vermählung die Neligion ihres Bräutigams mit Stillschweigen übergangen. Die Tory⸗Presse findet darin einen argen Verstoß gegen das Her— kommen, weil der Britische Thron aufs engste mit dem Prote—

stantismus, das heißt hier mit der herrschenden Anglitanischen

Kirche, verknuͤpft sey. Die ministerielle dagegen behauptet, daß nach der Emancipation der Katholiken jener fruͤhere Gebrauch, bei feierlichen Gelegenheiten das eine der christlichen Glaubensbe— kenntnisse ausdrücklich hervorzuheben nicht mehr beobachtet wer— den koͤnne, da er nunmehr ganz zeitwidrig wäre erfecl tung dieser beiden Ansichten wird bis zur äußersten Leidenschaft— lichkeit getrieben, und die Oppositionsblaͤtter lassen es dabei an gehassigen Insinuationen in Bezug auf die religidse Gesinnung der Mongtrchin und ihres kuͤnftigen Gemahls nicht fehlen. Neben diesen Strei—

tigkeiten wird auch viel uber die politische und persoͤnliche Stel⸗

arm

lung, die der Letztere in England einnehmen wird, hin und her

gesprochen. Der Speetator unter Anderen bemerkt in dieser

Hinsicht Folgendes: „Der Gemahl der Königin ven England zu seyn, moͤchte die Verwirklichung eines romantischen Traums von menschlicher Hoheit und irdischer Glückseligkeit scheinen: Rang ohne Verantwortlichkeit, Stellung ohne Pflichten, Réich— thum ohne Arbeit, und, was mehr werth als alles die— ses, erwählter Gemahl einer jungen schoͤnen Dame, die, sollte sie auch ihrer ganzen uͤbrigen Umgebung mißtrauen, sich min dem vollen Vertrauen der Liebe an seine Brust neigt. Aber keh— ren wir die Medaille um, was zeigt die Ruͤckseite? Eine ver— goldete Sinekure ausgeschlossen von dem Wirkungskreis im Rah und im Felde, wie er hoher Geburt und hohem Range ziemt; eine bloß durch Abglanz verliehene Wichtigkeit; die Stellung ei— nes Mannes, der, ausgenommen etwa uͤber ein Kleidungsstuͤck, ein Moͤbel oder ein Pferd, seine Meinung selbst dann nicht, wenn es sich um das Schicksal und den Ruf seiner Gemahlin handelt, abgeben kann, ohne die Verfassung seines Adoptiv-⸗Vaterlandes zu verletzen. Haäͤusliches Gluͤck mag gleichwohl das Loos des er— lauchten Paares seyn, und gewiß, die besten Wuͤnsche der ganzen Nation vereinigen sich um diesen Ehebund; aber häusliches Glück haͤngt auch bei Fuͤrsten nicht von den guten Wünschen anderer Leute, sondern von denselben Bedingungen wie in der schlichte— sten Buͤrger⸗ und Bauern-Familie ab. Dem Lande liegt natur lich ob, für die Wuͤrde und das Behagen des Gemahls der nigin jede billige Vorsorge zu treffen, und ohne Zweifel wird das Land Alles thun, was sich gebuͤhrt. Die Fragen, die man etzt von Jedermann aufwerfen hort: „Was wird der Rang, die Gewalt, das Einkommen des Gemahls der Königin seyn?“ sind leicht, beantwortet. Er hat keinen Rang, als den, welchen seine Gemahlin ihm verleihen wird, keinerlei constitutionelle Ge walt, und sein Einkommen haͤngt von der Freigebigkeit des Parla— ments ab. In politischer Hinsicht besitzt also der Gemahl der Kö— nigin oͤffentlich keine Macht, aber privatim kann er fast ein politi— sches Faktotum werden. Die Vorstellungen und der Rath der Minister werden wenig vermögen gegen die Wünsche und Argu mente eines geliebten Gatten; der eheliche Torus wird den grüͤ nen Conseils⸗Tisch ausstechen. Zum Gluck beruhen die Geschicke Englands nicht auf dem Willen zweier menschlicher Einzelwesen; allein wenn Prinz Albert mit großen geistigen Fähigkeiten, mit Scharfsinn und Festigkeit begabt ist und dabei Ehrgeiz besitzt, so kann er gleichwohl in England ungeheuern Einfluß üben und entweder viel Gutes oder fast unheilbares Uebel stiften. Die fruͤheren Ehen regierender Königinnen in England waren von nicht langer Dauer, die der btutigen Maria mit Philipp 11. dauerte nur vier Jahre, und Wilhelm III. (Gemahl der Maria's II., Tochter Jakob's 11.) wurde schon sechs Jahre nach seiner Beru— fung auf den Britischen Thron zum Wittwer. Indeß was die Neugierde des Publikums jetzt am meisten beschaͤftigt, ist die Frage nach den kuͤnftigen Emolumenten des Prinzen Albrecht. Man hoͤre. Er wird durch eine Parlaments-Akte naturalisirt; er wird zum Herzog vielleicht zum Herzog von Kent ernannt, und zum Geheimen Rath; wiewohl er vielleicht am weisesten daran thut, alle mit Verantwortlichkeit und Pflichten verbundenen Ehren abzulehnen; er wird Feldmarschall, Ritter des Hosenband— und vielleicht aller uͤbrigen Orden; wie sein Oheim Leopold wird er ermächtigt, das Wappen von England dem seinigen beizu— fuͤgen, und vor allen Großen des Landes, nur die Herzoge von Gebluͤt ausgenommen, erhalt er den Vortritt, Dies wird ihm von Seiten seiner Gemahlin zu Theil werden. Vom Parlamant erhalt er vermuthlich eine Apanage von 50,006 Pfd. jährlich und dazu Belobungen von allen Seiten fuͤr so bescheidene Anspruͤche; das— selbe Streben nach Popularität wird ihn vielleicht auch bewegen, falls er die Koͤnigin uͤberleben sollte, sich mit einem Wittwer-Ge— halt von 50,000 Pfd. zu begnuͤgen. Für ihre erlauchte Nach— kommenschaft wird das Land sich nicht minder sorgsam beweisen, und die loyale Buͤrgerschaft mag nur den Resrain des Liedes anstimmen, das gerade vor fuͤnfundvierzig Jahren auf die Ver— maählung des Prinzen von Wales (Georg's 19. gesungen wurde: Es ist jetzt die Wahrscheinlichkeit vorhanden, das der Nation so theure Koͤnigliche Haus Hannover werde wieder eine Gene— ration ausdauern.“

Der National-Verein der Irlaͤndischen Gewerke zu Dublin hat am Iten d. M. eine Adresse an die Koͤnigin erlassen, in wel— cher er zwar die Hoffnung auf baldige Erledigung drr Be— schwerde Irlands, zugleich aber seinen Abscheu vor den hochverrä—

therischen Reden, die in gewissen Versammlungen der Tories ge—

halten werden, ausspricht und sich bereit erklärt, Gut und Blut einzusetzen zur Aufrechthaltung des Friedens im Lande und der gesetzmäßigen Autorität der Königin. .

Es heißt, daß am naͤchsten Montag in einem zu Windsor zu haltenden Geheimen-Rathe die Zeit der Eroͤffnung des Par— laments definitiv festgesetzt werden soll.

In Liverpool wurde am 4ten ein großes konservatives Diner

gegeben, bei welchem 300 Personen gegenwartig waren uns bei welchem Herr John Owen (nicht mit Nobert Owen zu verwech— seln) präsidirte. Des Herzogs von Wellington Gesundheit wurde dabei, mit groͤßtem Enthusiasmus ausgebracht, getrunken, und in den Tischreden sprach man sehr viel gegen das Papstthum und gegen Rußlands vorherrschenden Einfluß in den Orientali— schen Angelegenheiten.

Herr Maule, der General-Fiskal der Krone, hat dem gefan— genen Chartisten Chef Frost angezeigt, daß, im Fall er bei der Session in Monmouth vom 16. Dezember des Hochverraths an— geklagt würde, ihm der Gerichtshof oder einer der Richter einen Rechtsbeistand, oder selbst zwei, wenn er es wuͤnschte, anweisen wuͤrde. Frost hat sich dies aber verbeten.

Die Zufuhren von Englischem Weizen waren im Laufe dieser Woche unbedeutend und gingen zu den Montagspreisen ab; auch war Begehr nach fremdem Weizen, der sich auf den letzten Mon— tagspreisen behauptete.

Auf den hiesigen Geldmarkt scheint der von Herrn Jaudon be—

Die Verfech⸗

kannt gemachte Bericht uͤber den Zustand der Philadelphia⸗Bank keinen besondern Eindruck gemacht zu haben; wenigstens standen die Actien der Bank nur auf 16 Pfund. Man scheint besonders deshalb wenig Werth auf die Auskunft zu legen, weil sie von Direktoren der Bank herrührt, die theilweise selbst für deren jetzige Lage verantwortlich sind. Mit dem „Great Western“ soll eine sehr bedeutende Menge Amerikanischer, auf Paris und Am— sterdam gezogener Wechsel angekommen seyn, angeblich zur Li— quidirung der aus Korn⸗ und Mehl⸗Sendungen von den Bereir= nigten Staaten nach Frankreich entstandenen Forderungen; man berechner den Belauf der allein auf Paris gezogenen Wechsel auf 2 Millionen Fr. Sie sollen meistens hier in London von ei— nem bedeutenden Hause aufgekauft worden seyn, wie es heißt, zut Deckung der jetzt bald fälligen Wechsel der Bank der Ver— : Staaten auf das Haus Hottinger und Compagnie in Paris, welche bekanntlich protestirt worden sind, und fuͤr die das Haus Rothschild sich ins Mittel legte. Was den hiesigen Geldmarkt betrifft, so ist Geld jetzt, wie es scheint, im Ueberflusse vorhanden und der Diskonto auf Schatz— Kammerscheine schon R pCt., ja man will wissen, daß auch die Bank ihren Diskonto auf 3 pCt. zu ermäßigen beabsichtige schreibt diese guͤnstigeren Verhältnisse dem Umstaͤnde zu, iten d. M. die Buͤcher zur Uebertragung von Consols r Bank geschlossen worden sind, und daß auf diese Weise ze Masse von Obligationen vom Geldmarkte entfernt ist, zorher an demselben zirkulirten und fuͤr temporaire Vor⸗ hohen Zinsen validiren mußten.

Nach Berichten aus den Vereinigten Staaten ergreifen die Behörden, in Uebereinstimmung mit Herren Fox, dem Britischen Gesandten in Washington, die geeignetsten Maßregeln, um einer gefürchteten neuen Insurrectiou in Kanada, so weit dieselbe von den Vereinigten Staaten aus Unterstuͤtzung erhalten koͤnnte, zu— vorzukommen. General Scott hat Befehl erhalten, sich unver— züglich an die Graͤnze zu begeben und dor genaue Aufsicht zu üben; auch sind die nach Florida bestimmten Truppen plotzlich an

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die K d ! 54 Laß⸗

regeln

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Aus dem Haag, 8. Dez. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz

Albrecht von Preußen, dem Höͤchstdessen Gemahlin bis Alphen

entgegenfahren war, ist gestern Mittag hier eingetroffen. ö..

Im Holländischen Limburg ist jetzt eine Bittschrift in Um—

welcher Se. Majestaͤt ersucht wird, gesetzliche Bestim—

Bezug auf die Erhaltung des Wilds und auf den Wild—

ziebstahl zu erlassen. Diese Bittschrift, in welcher die Weisheit

väterliche Gute des Königs der Niederlande gerühmt wird,

bereits die Mamen der angesehensten Familien als Unter— isten.

D 9. Dez. Der Koͤnig empfing gestern den Groß— ͤ enten in Paris, Herrn von

Le stder

Brüssel,

Dadischen Minister⸗ N

l ( 21 1. Gekslacher, der die Mission hat, die offiziellen Verbindungen zwischen beiden Ländern zu eröffnen. Der Bayerische Gesandte in Paris, Graf von Jennison, hat ebenfalls eine Audienz bei Sr. Majestaäͤt gehabt. ;

In der gestrigen Sitzung der Repraäͤsentanten⸗ Kammer wurde

die allgemeine Diskussien des Budgets geschlossen. Der Finanz—

Minister äußerte sich über die Unruhen in Gent folgendermaßen:

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„Man scheut sich nicht, mich fuͤr das Blut verantwortlich zu

machen, welches in Gent vergossen worden ist. Es wird mir

schwer, meine Herren, aber einer solchen Anklage gegenuͤber muß jede Bescheidenheit bei Seite gesetzt werden. Wenn ich in diesem Jahre zweimal erwählt worden bin, so geschah dies nicht, weil

man neue Opfer von mir erwartete; unter den zahlreichen Wal

lern, die mir ihre Stimme gaben, sagten mir Viele, es geschaͤhe, um eine Schuld der Dankbarkeit abzutragen. Auch haben die zahlreichen Gen— N

ter Arbeiter, welche die vor zwei Tagen Sr. Maj. uͤberreichte Petition

unterzeichnet hatten, den dieselbe uͤberreichenden Kommissar be—

auftragt, dem Koͤnige zu sagen, daß sie mir ihre Dankbarkeit zu

erkennen geben wurden fuͤr die Maßregeln, die ich zu ihrem Be— sten in dem Budget des Finanz-Ministeriums getroffen haͤtte. Sie sind daher weit entfernt gewesen, mich als die Ursache der in Gent stattgehabten Unruhen anzuklagen. Ein Gesetz-Entwurf, der sich auf die Arbeiten der seit sechs Monaten mit dem groͤß— ten Eifer thätigen Untersuchungs- Kommission gruͤndet und nicht nur von den Baumwollen-Fabrikanten, sondern von allen Fabri— kanten des Landes verlangt wird, ist vorbereitet und liegt jetzt, wegen des die Strafen betreffenden Theils, meinem Kolle— gen, dem Justiz-Minister, vor. In kurzem wird derselbe Ihnen vorgelegt und Sie dadurch in den Stand gesetzt werden, zu be— urtheilen, ob das ehrenwerthe Mitglied, dem ich antworte, oder ich. Grund hatte, eine Untersuchung eines so ernsten Gegenstan— des zu veranlassen. Aber indem ich Ihnen diesen Gesetz-Entwurf vorlege, soll man wissen, daß ich dabei nicht einem gebieterischen Mandat gehorche. Man wird mich, wie bisher, so auch ferner— n stets bereit finden, zum Besten der allgemeinen Interessen c? Landes alle moͤglichen Anstrengungen zu machen, aber ein ge—

hi De

d bieterisches Mandat werde ich niemals annehmen, weder als q als Minister.“ Herr von Brouckere

Repraäsentant, noch

sprach in sehr versohnlichem Sinne. Er wuͤnsche, sagte er, eine Verschmelzung der Parteien, die keinesweges unmoglich sey; allein dieselbe muüͤsse von Oben ausgehen, sie muͤsse unter den Regierenden beginnen. Es muͤsse eine Coalition statt— finden, nur nicht in dem Sinne, wie sie in Frankreich zwischen Legitimisten und Republikanern zu Stande gekommen sey, die bas Wort „Umsturz“ zum Wahlspruche gewählt habe; vielmehr eine Coalition, die sich mit den allgemeinen Interessen des Lan— des beschaͤftige. Wenn sene Franzoͤsische Coalition unheilvoll fuͤr die Repraͤsentativ Regierung gewesen sey, so habe diese letztere in Belgien einen nicht minder tödtlichen Schlag erlitten, der indeß von den Ministern ausgegangen sey. Nachdem hierauf noch die

Minister des Krieges und des Innern, so wie die Herren Hoff—

schmidt und Donny gesprochen hatten, wurden mehrere Artikel des Budgets der Wege und Mittel angenommen und hiermit diese Diskussion geschlossen.

Der gestrigen Sitzung der hiesigen Akademie der Wissen— schaften wohnten der Miederländtsche Gesandte, Baron von Falck, und der Herzog von Ursel in ihrer Eigenschaft als Ehrenmitglie— der der Akademie bei, welche Auszeichnung sie vor dem Jahre 1830 erhalten hatten.

Deutsch land.

Munchen, 8. Dez. (Nuͤrnb. K. Gestern Nachmittag um 3 Uhr wurden unter einem großen Zulaufe des Volks die drei Anfuüͤhrer der Rauber und Wilddiebe hier eingebracht,

welche seit kurzem die hiesige Gegend unsicher machten. Es

waren die Bruͤder Nönnenmacher und ein Dritter. Sie

saßen, jeder einzeln, auf einem Wagen in Ketten, von Gen⸗ darmen bewacht, und trugen in ihrem Gesichte und an ihrem Koͤrper die Spuren des Handgemenges, in welchem sie erlegen waren, und einer großen Ceschöpfung. Es war zu Bayrisch— Zell, an der Graͤnze von Tyrol, wo sie entdeckt wurden, als sie mit Mehreren ihrer Bande über die Graͤnze gehen woll⸗ ten. Es waren 36 Landleute aufgeboten worden, sich ihrer zu demachtizen, wezu noch die benachbarten Zollaufseher ka— men. Zwijchen diesen und ihnen kam es zu einem Handge— menge, in welchem sie nach heftiger Gegenwehr gefangen ge⸗ nommen wurden, so wie mehrere ihrer Bande, welche heute hier ebenfalls eingebracht werden sollen. Die Gefangenen waren lehr wohl gekleidet, in ländlicher Jägertracht, wie die Gebirgsschuͤtzen m uten Tuchmänteln. Sie sitzen nun nebst mehreren anderen schon fruͤher hierher gebrachten Wild— die ben unt jagabunden in der Frohnfeste. Der eine der Bruͤder Nonnen ist ein großer, starker Mann von gutem Aussehen. ‚. en Feste Maria Empfängniß findet in der Koͤnia— die Aufnahme der vier neuen Ritter in den en und der Ritterschlag derselben durch Se. Ma— statt. Es sind dies Se. Königliche Hoheit der zraf von Oberndorf, Graf von Preysing , Lich— r von Wurzburg. Mittags ist bei Hofe große Ceremonientafel, und Abends musikalische Akademie. Dem Ver— nehmen zufolge, ist der von Paris abberufene Königliche Gesandte, 6 raf Jenisen⸗28allworth als Gesandter nach St Petersburg bestimmt, da 3. Gesandte, Graf von Lerchenfeld, ebenfalls abberufen. wor⸗ den ist. g

Dres den, 19. Dez. Der Bau des dem Andenken des verstorbenen Ober-Berg⸗-Hauptmanns von Herder gewidmeten Denkmals in der Halde der Grube „Drei Koͤnige“ bei Freiberg ist bis auf die Einsetzung der bronzenen Inschriftsplatte beendigt. Letztere wird nur den Namen des Verewigten, seinen Geburts— und Todestag, so wie sein Wappen und den hier doppelt bedeu⸗ tungsvollen Bergmannsgruß: „Gluͤck auf!“ enthalten. Eine Abbildung des ganzen Monuments ist hier in einem Steindruck erschtenen.

licher Gewißheit konnen wir versichern, daß der „BVoigtlandische Eisenbahn anzulegen, welche auf t werden soll, sehr bald von unserer Regierung ausgesprochen werden wird. Es bedarf nur einer ausgehenden Anregung, um dieses zweite so wichtige che Unternehmen ins Leben zu rufen.

Stände⸗Versammlung entwickelt theils in den einz el⸗ tionen, theils bei den offentlichen Diskussionen eine nzuerkennende Thätigkeit, wovon die auf den Ga— Kammern zahlreich versammelten Zuhörer ein noch geres Zeugniß, als selbst die offiziellen Mittheilungen un— r. Gretschel's Redaction geben konnen. Letztere sind uͤbri— Jens, naͤchst den Berichten von hier in der Leipziger allgemeinen Zeitung, die allein genüge Quelle unserer landstaͤndischen Ver—

handlungen.

Die von der

6 vende Yo * a8 * 8 5 gehent LBeltlition, daß bei del

zweiten Kammer, der Mehrzahl nach, aus— Regierung auf Verkauf der Pfarr— Ländereien und auf Verwendung des Erlsses zu sixer Besoldung der Land-Geistlichen und Schullehrer angetragen werden moͤchte, Indet auch sonst allgemeinen Anklang, zumal dabei eine andere Petitien, welche die Ausnahme der Naturalien der Pfarrer bei den Abt sungen bezweckt, mehr als in den Hintergrund gestellt ist. eben einen Antrag, der von einer der Kammern ausging, die Gerichtsbarkeit an den Staat abzugeben, vernimmt man bis jetzt nichts bestimmtes, obschon auch in neuerer Zeit mehrere Städte und Ritterguͤter ihre Jurisdiction dem Staate uͤberlassen

KaFk abe haben

. . eipzig, 4 Dez., Auch bei uns aͤußert sich die Theilnahme an den Orientalischen Angelegenheiten, wie an den Ereignissen in und um Algier auf mannigfache Weise, wenn schon auch hierin sich die Natur Leipzigs, als eines bloßen Han— delplatzes, kund giebt. In. kommerzieller Hinsicht ist jedoch die Gegenwart einem großeren Aufschwunge des Verkehrs und Han⸗ dels nicht sehr guͤnstig in unserer Stadt; durch ein sehr bedeu— tendes Falliment in Elberfeld, wie durch den unerwarteten Ver— lauf, einer hie igen Handlung in Ausschnittwaaren, wobei der , . Aktixa und Passiva übernommen hat, sind manche Verluste und Stsrungen in einzelnen Geschaften hier herbeige— fuͤhrt worden. Dennoch verschafft uns der durch das heran⸗ nahende Weihnachtsfest gesteigerte Bedarf, wie der allseitige Speculationsgeist die Gelegenheit, in der hiesigen Tuchhalle am neuen Frankfurter Thore einen Basar nach Pariser Art zu er— halten, der vom 14ten bis 2isten d. M. seine Schaͤtze und Er— zeugnisse im Fache des Handels, des Fabrikwesens und der Ge— werbe den Kauflustigen ausbieten wird.

In der Litergtur ist, insofern sie von hier ausgeht, seit kur— zem eine wahre Stagnation eingetreten; die leichtflatternden Li— bellen, die Taschenbuͤcher, sind von keinem bleibenden Interesse fuͤr das großere Publikum. Selbst in den sonst so haͤufigen Weih⸗ nachts Artikeln fur die Jugend und die ihr Gleichenden findet eine ungewoͤhnliche Lauheit statt.

Die Einnahme der Eisenbahn-Gesellschaft vom J. bis 7. De⸗ zember beträgt fuͤr za 72 Personen 2576 Rthlr. 13 Gr., und fuͤr Fracht (Post, und Salzfracht ausgeschlossen) 1621 Rehlr. 17 Gr., im Ganzen a8 Rthlr. 6 Ge, mithin nicht so viel, als zu Be— zahltilg der Zinsen und laufenden Kosten pro Woche erforderlich ist. Die Actien sind mit 95 pCt., sowie die hlesigen Bankactien mit 96 pCt. im Courszettel notirt. Von den neuen Obligatio— nen über die Anleihe der Gesellschaft (zu einer Million Thaler) sind bis jetzt ungefahr 12, 300 Staͤck, theils zu 106, theils zu 56 Rthlr. abgesetzt worden. .

Bei dem Interesse der jetzigen Stände“ Versammlung muß es von der hiesigen Gemeinde, wie von der Universitaͤt besonders rühmend anerkannt werden, daß der Superintendent hr. Groß⸗ mann hier, nach der Verfassungs- Urkunde Mitglied der ersten Kammer, mit Aufopferung von Zeit und Kraͤften seine Verbind— lichkeit gegen den Staat mit der gegen Stadt und Universitaͤt zu vereinigen, und beide zu erfuͤllen sucht, indem er, wie es in seinem Anschlage am Paulinum hier heißt, daß, da setzt Gelegen⸗ heit gegeben sey, zweimal täglich die Reise nach Dresden ünd nach Leipzig zu machen, er beiderlei Verpflichtungen, hier sowohl als dort, so viel es sich nur irgend thun lasse, ö gedenke.

tgar ö Der Entwurf eines Gesangbuchs fuͤr die evangelische Kirche Wuͤrttembergs, den das Konsistorium durch den Druck veroͤffentlichen ließ, um die Stim— men von Geistlichen und Laien daruͤber zu vernehmen, ist in⸗ nerhalb eines Monats vergriffen, ohne daß, wie verlautet, von den 30600 Abdruͤcken der Nuflage mehr denn sechs fuͤr das Aus—

Stuttgart, 3. Dez. (A. 3.)

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land nach Leipzig versendet worden waren. Um den fortwäh⸗ renden Anfragen und Bestellungen Genuͤge zu thun, hat die Verlagshandlung sich sogleich zu einer zweiten Aussage entschlos⸗ sen, welche noch so zeitig vollendet werden soll, daß vor Weih⸗ nachten das Buch in allen Haͤnden seyn kann, die es begehren. Die offentlichen Blatter besprechen in immer neuen Artikeln das mit gespannter Neugierde aufgenommene Buch. Die mei⸗ sten Urtheile sind anerkennend ausgefallen; namentlich haben die beiden Organe des . und des Antipietismus der EChristenbote und der Beobachter, in den ersten ausführlicheren Aufsaͤtzen sich gleich guͤnstig uͤber den Werth des Entwurfs aus⸗ gesprochen, während der Schwaͤbische Merkur in mehreren, das Beduͤrfniß eines neuen Gesangbuchs und den Werth des von der Königlichen Kommission eniworfenen in Frage ziehenden Ar— tikeln zugleich die altere Sammlung, die aber laut allgemeinen Zugeständnisses unter 609 Liedern wenigstens 300 unbedeutende oder ganz unbrauchbare enthält, zu vertheidigen sucht und Klage daruͤber fuͤhrt, daß in dem neuen Entwurf die Lieder von Bahrdt und Konsorten ausgemerzt sind. Mittlerweile haben die meisten der hiesigen Prediger das neue Buch theils in ihren Vortragen und im Schulunterrichte schon benutzt, theils von der Kanzel ihren Gemeinden vorerst zum fleißigen häuslichen Gebrauch dringend empfohlen, und im Hohenlohischem, im Remsthal, auf dem Schwarzwald und in andern Richtungen des Landes geschieht ein Gleiches. Befriedigung der verschiedensten religidsen Bedurfnisse und Ansichten wird dem Entwurfe von Gebildeten aller Klassen im⸗ mer allgemeiner zugestanden. Das Volk selbst, in dessen Hande die meisten Abdruͤcke der ersten Auflage gekommen sind, hat seinen Wunsch nach dessen Einfuͤhrung auf mannigfaltige, öfters ruͤhrende Weise an den Tag gelegt. Auch den Pietisten gereicht es zur Ehre, ihre Lieblingslieder hier in einer des schlechten Geschmacks entklei= deten Form gern anzunehmen. Die juͤngere theologische Welt von allen Fractionen hat die Sammlung als eine zeitgemäße und brauchbare willkommen geheißen. Dagegen ist es freilich nicht zum Verwundern, wenn ein Theil des ältern Klerus, un— ter den Einfluͤssen der flachen Kirchenpoesie des 18 ten Jahrhun— derts herangewachsen, sich nicht alsogleich mit einem Untereh⸗ men befreundet, welches ebenso die Wiederherstellung eines tie— fern Alten als der Fortschritt zu einem innigern Neuen ist. Nicht alle haben mit der Dogmatik ihres großen Meisters Storr auch dessen Gemuͤth in sich aufgenommen. Aber die kirchliche Forderung der Gegenwart wird sich auch an ihnen zuletzt nicht unbezeugt lassen, nachdem sich in den Gemeinden ein so unver⸗ holener Antheil an dem ihnen Dargebotenen kund gegeben hat. Die evangelische Synode, von welcher die Intelligenz der Kirche repraͤsentirt werden soll, wird in der Entscheidung des so wichti— gen Gegenstandes ihrer hohen Aufgabe sich gewachsen zeigen. .

Kassel, 10. Dez. (Kass. 3.) Heute Morgen um 101. Uhr ist der Landtag, in hoöͤchster Bollmacht Sr. Hoheit des Kur⸗ prinzen und Mitregenten, durch den Staats Minister des In— nern, von Hanstein, im Beiseyn saͤmmtlicher Minister und Mi⸗ nisterial⸗Vorstände, mittelst folgender Rede eroͤffnet worden:

Hochgeehrteste Herren! Zufolge höchsten Befehls Sr. Höheit des Kurprinzen und Mitregenten, unseres gnädigsten Fürsten und Herrn, habe ich den ehrenvollen Auftrag zu vollziehen, Ihre Sitzungen zu er⸗ bfluen. . Ser Hoheit der Kurprinz und Mitregent haben gnädigst geruht, Sie, die getreuen Stände seines Landes, wieder zu einem or- dentlichen Landtage zu versammeln und wollen Ihnen zunächst dieje⸗ nigen Vorlagen machen lassen, welche zu Feststellüng des Finanz⸗Ge— setzes für die mit dem nächsten Jahre beginnende neue Finanz⸗Periode und der damit in Zusammenhang stehenden Einrichtungen und Anord— nungen erforderlich erscheinen. Se. Hoheit hegen zu den getreuen Land— ständen das Vertrauen, daß dieselben ihre deshalbigen Arbeiten inner— halb der durch die Verfassüng vorgezeichneten regelmäßigen Dauer des Landtages so jeitig zur vollständigen und befriedigenden Erledigung bringen werden, daß noch weitere Gesetz-Entwürfe über Gegenstände von Wichtigkeit Ihnen zur Beistimmung mitgetheilt werden können. Se. Hoheit lassen die getreuen Stände Höchstihrer Landosfürstlichen TDuld und Gnade versichern. Indem, Namens Sr. Hoheit, nunmehr Ihre Versammlung von mir für eröffnet erklärt wird, lade ich Sie ein, den durch F. 4 der Verfassungs⸗ Urkunde vorgeschriebenen Eid in meine Hände abzulegen.“

Es wurde hierauf zur Beeidigung der Mitglieder geschrit— ten; der Landtags⸗Kommissar, Regierungs-Rath Scheffer, verlas jedem einzeln aufgerufenen Mitglied den Eid, welchen derselbe in die Hande des Staats-Ministers ablegte, und zwar zuerst der Praͤsident, Obergerichts-Direktor von Baumbach, hierauf der Erb— Marschall, Freiherr von Riedesel, alsdann die übrigen Mitglie— der der Staͤnde⸗Versammlung in alphabetischer Ordnung.

Koburg, 8. Dez. Diesen Morgen verfuͤgte sich die Her— zogliche Familie, gefolgt von dem ganzen Hof, in solennem Küöch,

Sottes zu vernehmen. Nachdem gegen 1 Uhr Nachmittag das Ministerium, so wie der gesäammte Hof, die anwesenden Fremden, die Chefs und Raͤthe saͤmmtlicher Kollegien, das Offizier, Corps, die Geistlichkeit und die Professoren der höheren Lehr Anstalten so wie Deputirte der Landstände und Städte beider Herzogthmn⸗ mer Koburg und Gotha sich in dem Thronsaale des Nesidenz

Herzog, die Frau Herzogin, Prinz Albrecht und Herzog Ernst speziellen Hofstaates ein. Der dirigirende Minister verlas hierauf im Auftrag Sr. Durchlaucht folgende Proclamation:

Se. Perzogl. Durchlaucht der regierende Herjzeg zu Sachsen-Ko— burg und Gotha, unser gnädigst regierender Herzog und Herr, überzeugt

allen Höchstdero Herzogliches Saus detreffenden Ereignissen stets neh—

ihrer Lande, so wie mmtliche obersten Behörden und Angestellie um Sich zu versammeln und ihnen ein hocherfreuliches Ereignsß, die Ver⸗ nn Böchstdero zwettgeborenen Herrn Sohnes, des Prinzen Albrecht Durchlaucht mit Ihrer Majestät der Königin von Großbritanien und Irland mitzuthessen. Se. Herzogl. Durchlaucht sind höchst erfreut, hierbei die feste Ueberzeugung aussprechen zu können, daß bei den aus— gezeichneten Eigenschäften des Geistes und Herzens Ihrer Majestät diese Verbindung unter dem göttlichen Beistande das wahre Glück Höchstdero Durchlauchtigsten Herrn Sohnes begründen werde, welcher zwar nunmehr seine Kräfte seinem uellen Vaterlande ganz widmen äber auch geirennt von seineim Geburtslande, ihm auch in der Jerne die Gelühle der Liebe und Theilnahme erhalten ioird=

Waͤhrend dieser Handlung zeigte der Kanonendonner von der alten Veste Koburg, so wie Trompeten, und Paukenschall vom Haupt-Altane des Schlosses der Menge des theilnehmenden Volkes dieses erfreuliche Ereigniß an. Nach geschehener Verte, sung geruhten die Höchsten Herrschaften die luͤckwunsche des versammelten Hofes anzunehmen, worauf sie sich zu einem gro⸗ ßen Bankett nach dem Riesensaale verfügten. Abends erschienen Ve ern e stn ö. ,. wo das Publikum seine freudige

ahme an der gluͤcklichen Feier dur

zu erkennen gab. 5 .

Oesterreich. Trtest, 30. Nov. (Deutsche Bl) Die Herzogin von

Berry wird hier mit sedem Tage erwartet. Das för sie in der

Locanda grande gemiethete Lokal wird schon eit ei

ihrem Empfang in Bereirschaft 2 ĩ den gn D Palli ist, wie man aus Steyermark schreibt, bereits in Grätz an⸗ gekommen, und trifft daselbst Dispositionen, die vermuthen lassen daß die Herzogin den Winter dort zuzubringen gesonnen sey, Dadurch waren die Gerüchte widerlegt, daß der Herzog . Bordeaux und seine Mutter mit Planen sich beschaftlgen welche die Ruhe Frankreichs bedrohen, obgleich man andererfeits die Bestellungen, die hier und in Grätz für die Herzogin gemacht werden, als eine Maßregel ansehen will, die öffentliche Aufmürk, samkeit uͤber das Bestehen so unüͤberlegter Projekte 1rre zu fuͤh⸗ ken. Der neu ernannte Großbritantsche Genecral-Komnsul fur Alexandrien, Oberst Hodges, ist mit dem letzten Dampfboor von hier an den Ort seiner estimmung abgegangen.

Italien.

Modena, 27. Nov. Ihre Königl. Hoheit die Herzogin von Berry, welche sich nach den Sa . 6er, , , kam gestern hier an und stattete dem Herzog und der Herzogin einen Besuch ab. Abends war sie mit dem Hofe im Theater und heute ist Ihre Königl. Hoheit uber Bologna weiter gereist.

R zan, ev. Der Infant Don Sebastian von Spanten und dessen Gemahlin sind gestern von hier nach Neapel weiter gereist, nachem sie dem Papste einen Besuch abgestattet hatten.

Von der Italiänischen Gränze, 27. Nov. (A. 3.) Es haben heftige Auftritte zwischen dem Kardinal Lambruschir und dem Franzoͤsischen Boischafter Grafen Latour ⸗Maubourg wegen des Empfangs des Herzogs von Bordeaux stattgehabt. Graf Latour Mauourg hatte früher die Versicherung erhalten, daß der Herzog von Bordeaux nicht nach Rom kommen werde. An dem— selben Tage, wo ihm diese Zusicherung mittelst einer Note von dem Kardingl Lambruschini zugekommen, traf der Herzog in Rom ein. Natuͤrlich befremdeté dies den Franz ösischen Boͤtschaf⸗ ter sehr . und es kam zu einer Explication, die den Kardinal Staats Secretair vollkommen rechtfertigte, indem er die verlang⸗ ten Paͤsse fuͤr den Herzog von Bordeaux abgeschlagen hatte, die⸗ ser aber mit fremden Pässen nach Rom gekommen war, was die Roͤmische Regierung nicht zu verhindern vermochte. Graf Latour ging daruͤber hinaus, legte aber den Wunsch dar, daß der Her— zog nicht als Prinz behandelt und besonders nicht bei Sr. Heilig⸗ keit eingefuͤhrt werden sollte, was, wie er behauptet, ihm auch zugesichert worden sey. Mittlerweile ist der Herzog von Bordeaux doch dem Pavste vorgestellt worden, woruͤber denn der Franz sische Botschafter sehr aufgebracht ist, so daß er sogar seine Paͤsse zu verlangen beabsichtige, sobald er dazu von seiner Regierung autorisirt werde. Die Sache macht großes Aufsehen, und man besorgt in Rom eine ernste Spannung mit dem Französischen Hofe

Spanien. Madrid, 30. Nov. Die Hof-Zeitung enthalt heute

zwei Ordonnanzen, von denen die eine die Absetzung des Gene— rals Din ee der das Lager bei Gibraltar kommandirte, und die andere die Ernennung des Generals Baron von Carondelet an die Stelle desselben enthalt.

Vorgestern versammelten sich die Granden von Spanien, um sich uͤber das von ihnen bei den bevorstehenden Wahlen zu beobachtende Verfahren zu berathen. Nach“ ersonen, die gewohnlich gut unterrichtet zu seyn pflegen, soll die Versammiung beschlossen haben, alle Verwalter von Guͤtern der Granden schriftlich aufzu⸗ fordern, daß sie ihre Stimmen den Kandidaten der gemaͤßigten

gang nach der Schloßkirche, um daselbst in Andacht das Wort!

Schlosses Ehrenburg versammelt hatten, traten der regierende

von Wuͤrttemberg unter Begleitung der Marschaͤll? und ihres

von dem aufrichtigen Antheil, den Höchsidero getreue interthanen an

men, sinden Aherhöchst Sich veranlaßt, Deputirte der Stände Höchst-⸗ Ib schweren Geschuͤtzes auszubessern.

Partei geben. Die Provinzial⸗Deputation von Cuenca hat der Königin . Gluͤckwunschungs-Adresse wegen Auflösung der Cortes über— andt.

Die Nachrichten aus Murcta lauten beunruhigend; man befuͤrchtet dort Unruhen und die Regterung sendet deshalb Trup— pen unter dem Kommando des Brigadiers Barre Mecha dorthin.

Valladolid, 27. Nov. Kaum war es gestern Abend be— kannt geworden, daß der General Maroto hier angekommen sey, als eine große Anzahl Mitglieder der Muntzipalität und der National⸗-Miliz sich vereinigten und ihm eine durch die Musiker dieses Corps ausgefuͤhrte Serenade brachten. Nach Beendigung derselben begab sich eine Deputation von Munizipal? Beamten und National Milizen zu ihm und Herr Moyano Samaniego richtete folgende Worte an ihn: „Die Munizipalitaͤt und die National⸗Miliz dieser Hauptstadt haben die Ehre, Ew. Excellenz Gluͤch dazu zu wuͤnschen, daß Sie auf so direkte Weife dazu beigetragen haben, dem Spanischen Volke den Frieden zu geben, dessen es so sehr bedarf. Ew. Excellenz koͤnnen uͤberzeugt seyn, daß alle vernünftigen Spanier Danklieder zu Ihrer Ehre anstim— men.“ Der General Maroto, den ein Brigadier und einige Adjutanten begleiten, erwiederte hierauf: „Meine Herren! Da ich, so sehr wie nur irgend Jemand, das Gluͤck Spaniens wuͤnsche, so habe ich nur meine Pflicht erfüllt; ein Anderer hat mehr gethan, als ich. Der Munizipalität und der National— Garde von Valladolid sage ich fuͤr die mir erwiesene Ehre mei— nen Dank.“

Saragossa, 2. Dez. Es bestaͤtigt sich, daß die Belage— dung der von den Karlisten besetzten Forts auf kraftige Weise unternommen werden soll. Alle zu Zwangsarbeiten Verurtheilte werden zur Armee gesandt, um bei den Belagerungs- Arbeiten beschaͤftigt zu werden und die Wege fuͤr den Transport des

So eben geht hier die offizielle Nachricht ein, daß die un= ter dem Befehl des Generals Aspiroz stehenden Truppen sich des Schlosses Castro bemaͤchtigt und die Festungswerke desselben in die Luft gesprengt haben. Die Garnison, welche aus einem Ca— pitain, 3 Lieutenants, 1 Unter Lieutenant und 66 Soldaten be— steht, bleibt kriegsgefangen. Man fand in dem Fort 100 Flin— ten, 12, 000 Patronen und Lebensmittel.

Aegypten.

Alexandrien, 17. Nov. (L. A. 3.) Nach den neuesten Nachrichten aus Syrien hatte der General-Gouverneur Scherif Pascha, der bekanntlich zur Unterdruͤckung der rebellischen Dru⸗ senstamme des Hauran mit bedeutenden Streitkräften dorthin aufgebrochen war, Ismail Bei mit einer Abtheilung seiner Truppen in den Gebirgen zur Deckung der aufgeworfenen Be— festigungen zuruͤckgelassen und war mit dem uͤbrigen Theile der⸗ selben nach Damaskus zurückgekehrt. Als er aber vernahm, daß die Bevölkerung in Adschinun zum Aufstande geneigt sey, gab er den Befehl, daß Kaftan Bei sich mit mehreren Abtheilungen irregulairer Truppen dorthin begeben solle. Am 28. Oktober ging zu Damaskus das Geruͤcht, daß die Aegypter sich Swe— richs, Besnas, Merdins, ja, nach Einigen sogar Mossuls und Diarbekrs bemächtigt hatten. Aus dem Hauptquartiere zu Ma— rasch melden die neuesten Nachrichten, daß Ibrahim Fahha sich