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4. M. statt der beantragten 50, 0M nur 40 000 Fr. bewilltgt. Dem Gesandten in Wien wurden M, 000 Fr. zugestanden und das Amendement, statt des Sesandten einen — mit 25,000 Fr. in der Oesterr. Hauptstadt zu besolden, ward abge⸗ lehnt. Dem Gesandten in Paris wurden 60, 006 und, dem in London So, 000 Fr. bewilligt. Fuͤr die Gesandtschaft in Nom wur⸗ den 0, 006 Fr. zugestanden, obwohl Herr Dumortier bemerkte, daß bei der in 3 durch die Verfassung eingetretenen vnn en Trennung der weltlichen und der geistlichen Macht ein Ge— 5 in Rom ohne allen positiven Nutzen sey. Der Gesandt⸗ schaft in Berlin, fär welche ursprünglich MSC Fr. angesetzt wa⸗ ren, murden eben fo wie der im Haag S0, 000 Hr. bewilligt. Herr David machte bemerklich, daß der jetzt in Berlin aktredi⸗ terte Geschäftstraͤger das Interesse des Landes mit großer Sachkenntniß vertrete und daß man es daher auch bei einem Geschäftsträger- Gehalte sollte bewenden aassen. Mehrere Mitglieder machten jedoch die besondere Wichtigkeit der Berliner Mission geltend; Herr Delehaye meinte sogar, daß Belgien jetzt kein dringenderes Bedurfniß habe, als sich dem Preußischen Zollverein anzuschließen. Der Minister Herr de Theux machte bemerklich, daß man das Gesandtschafts- Gehalt in Berlin, obwohl dort in diesem Augenblicke nur ein Geschaͤftsträger fungire, in diesem Jahre nicht zum erstenmale verlange und bewilligt erhalte, unmöglich konne daher auch die Kammer jetzt eine Ausnahme machen wollen. In Betracht der den anderen Gesandtschaften gemachten Bewilligungen nahm demnaͤchst auch Herr Davis sei—⸗ nen Vorschlag zurück. Fuͤr die Legationen in der Tuͤrkei wurden zb, 000, in Bayern 15,600, in Brasilien 21,000, in Danemark 15, 000, in Spanien 15,000 und in Nord-Amerika 25,R500 Fr. dewilligt.
Lorg , . ist hier eingetroffen und unser Gesandter 9 *. Graf Le Hon, nach der Franzoͤsischen Hauptstadt zu— ruͤckgekehrt.
In öffentlichen Blaͤttern liest man: „Der Minister de Theur hat fast noch das Wenige, was ihm an Popularität geblieben, gänzlich verloren, und wird beinahe in jeder Sitzung der Kam— mer zur Rede gestellt, sogar von den Anhängern der Geistlichkeit, bei welcher er jetzt ganz in Ungnade gefallen ist. Als in der vorletzten Sitzung der Kammer das Budget des Ministeriums der auswaͤrtigen Angelegenheiten besprochen wurde, erklärte Herr de Theux oͤffentlich, daß die beiden bisher von ihm verwalteten Ministerien des Innern und der auswärtigen Angelegenheiten etrennt werden sollten. Allein, anstatt daß man bisher glaubte, 8 de Theux wuͤrde das Departement des Innern behalten, so ist jetzt im Gegentheil die Rede davon, ihm das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten zu lassen, und einen neuen Mi— nister des Innern zu ernennen, uͤber dessen Wahl man noch nicht im Reinen zu seyn scheint. Bei der naͤmlichen Gelegenheit ist von vielen Sectionen der Kammer der Wunsch geaͤußert worden, daß die Besoldungen der Belgischen Diplomaten an fremden Höfen herabgesetzt werden mochten.“
In Bezug auf die oben erwähnten Angriffe gegen Herrn de Theur bemerkt der Commerce Belge: „Unter einer constitu⸗ tionellen und Nepraͤsentativ-Regierung hat das Staats-Oberhaupt nur ein Mittel, um zu beurtheilen, ob seine Rathgeber das Land und die Interessen desselben gut verwalten. So lange die Mi— nister die Majoritaͤt in beiden Kammern auf ihrer Seite haben, so lange die Gesetz⸗Entwurfe, die sie der gesetzgebenden Versamm— lung vorlegen, angenommen, die Kredite, die sie verlangen, be— willigt werden, so lange daͤrfen sie im Amte bleiben. Jede Ma— nifestation, die diesem constitutionellen und gesetzlichen Vertrauen zuwiderlaͤuft, untergräbt die Grundlagen der Regierung, ist un— ehrerbietig gegen das Köͤnigthum uns hat den Zweck, alle Ge— walt von Coterieen und ehrgeizigen Parteien abhaͤngig zu machen.“
Der Kriegs⸗Minister . legt jetzt den 3 Eifer an den Tag und fuͤhrt in seinem Departement fast täglich neue Ver⸗ besserungen ein; so hat er unter Anderem bei der Kavallerie eine
deitschule nach Preußischer Art und auch ein Muster-Hospital
fuͤr die Armee verordnet, wie auch in der Equipirung der Gen— darmerie und Artillerie mehrere zweckmäßige Abänderungen ge— macht worden sind.
In Antwerpen starb am 15ten d. M. der beruͤhmte Maler M. van Bree, seit 33 Jahren erster Lehrer an der Maler⸗Aka— demie.
Der Artillerie⸗Capitain Eenens und der Kavallerie⸗Lieutenant Desmet haben die Erlaubniß erhalten, sich nach dem Qrient zu bege⸗ ben, um dort an den militairischen Operationen Theil zu neh— men. Der Artillerie⸗-Lapitain Thierret und der Capitain im Ge— neralstabe, Deneef, sind bereits eben dahin abgegangen.
Im Independant liest man. „Nicht nur der Zustand der Belgischen Baumwollen⸗Industrie wird als mißlich geschildert, auch in Bezug auf die Leinen-Fabrication hort man dieselben Klazen und hier kann man wahrlich nicht behaupten, daß die Einfuhr fremder Fabrikate etwas dazu beitrage. Jedenfalls sind wir sehr geneigt zu glauben, daß auch die Leinen-Fabrication, wie jeder Zweig des Gewerbefleißes, die Ruͤckwirkung der allge— meinen Krisis empfunden hat; allein gewisse Thatsachen fuͤhren auch zu der Ueberzeugung, daß die Klagen uͤbertrieben sind. So wurde vor einigen Tagen in Thielt die Erhebung der Abgabe füͤr das Ausmessen und Stempeln der nach diesem Orte zu Markte gebrachten Leinwand, welche einen so richtigen Maßstab für die Bewegung des Leinwand-Handels in diesem Theile von Flandern abgiebt, fuͤr das Jahr 1840 zu 18,400 Fr., ver⸗— pachtet, während dies im Jahre 1839 fur 17,9060 und vor fuͤnf Jahren fuͤr etwa 12,000 Fr. geschah.“
. lan d.
Erlangen, 10. Dez. Der hiesige Magistrat hat nachste— hende Erklarung in mehrere oͤffentliche Blatter einruͤcken lassen:
„Die Auswahl der Königl. Universitätsstadt Erlangen zur nächsten Versammlung der Naturforscher wurde von einigen anonymen Bericht erstattern zur Veranlassung genommen, die Stadt und Universttät in mehreren Zeitungs⸗Artikeln herabzuwürdigen. Wenn wohl das Urtheil aller jener Ehrenmänner, welche an dieser Versammlung Theil nehmen werden, sich über die Unwahrheit und Unwürdigkeit dieser Berichte aussprechen wird, so hält es doch die städtische Behörde für Pflicht, der Behauptung, daß in Erlangen nur Hunger und Kummer herrsche and daß fast nichts als Noth und Armuth daselbst zu erblicken sey, bff entlich entgegenzutreten. le hiesige Stadt zählt 9536 Einwohner, und unter döesen, g. dem zahlreichen Lehrerstand an der Universität und vielen Siaats⸗Beamten, 21 Fabriken, welche in sehr schwung af⸗ tem Betrieb stehen und jährlich für mehrere Hunderttausend Gulden Absatz haben, 3s Handlungen und 1136 Gewerbe, die einen zureichen⸗ den Unterhalt abwerfen. Dagegen beträgt die Zahl der konskribirten Lrmen nnr z99, mithin den 26sten Theil der ganjen Bevöllerüng. Die Resultate der öffentlich bekannt gemachten Rechnungen des Armenpfleg= schafts⸗Rathes weisen für diese Armen eine Ausgabe von 12,071 Fl. nach und geiwähren somit die Ueberzeugung, daß für dieselben gehörige Fürsorge getroffen und daß die große Armuth nur in der Phantasie der anonö⸗ men Berichterstatter zu finden sey. Der anerkanüte Wohlstand sehr dieler K 53 freilich kein . endes Gewand zur Schau, in⸗ dessen bewlhrt sich derselbe in siiller Bescheidenheit, und jeder wohlthä⸗
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tige Zweck findet freigebige Unterstügung. Helterkeit uud geselliges Ce- 23 nd von jeher Vor e der hiesigen enn gewesen, und nirgends läßt sich jener finstere Geist erblicken, welchen die unbekannten Bericht⸗ erstatter in unsere Mauern bannen wollen. Deshalb bewegt in Bezug auf den bevorstehenden Besuch der Naturforscher feine Sorge die Gemüther, sondern es wird vielmehr von allen Einwohnern den zu erwartenden Gästen, mögen sie auch in noch so großer Anzahl kommen, freündliche Wohnung und Aufnahme zugesichert. Für die allzemeinen S itzungen und Zusammenlünfte siehen Säse zu Gebot. eiche in gleicher Großartigkeit in vielen Stüid⸗ len vermißt werden und den literarischen Bedürfnissen wird die Königl. Universität gewiß auf eine würdige Weise entsprechen. — Wir enthal⸗ ten uns hierbei, den Angriffen auf die Letztere etwas anderes entgegen. usetzen, als die Bezugnahme auf den ehrenvollen Ruf ihrer Lehrer im 8 und Auslande, und die gesleigerte Freguenz der Studirenden als eine thatsächliche Folge desselben zu bejeichnen. — An diese öffentliche Darstellung der een Len leni reihen wir die zuversichtliche Hoffnung, daß die sehr ehrenwerthe Gesellschaft der Naturforscher wäh⸗ rend der bevorstehenden Versammlung sich mit der Beschaffenheit des öffentlichen Lebens dahier eben so sehr befreunden, als sie den Werth und Zweck der ungünstigen Berichte über die Stadt und Universität daraus erkennen werde. Erlangen, den 9. Dezember 1839. Stadt⸗ Magistrat.“
Oesterreich. — — Wien, 16. Dez. Fuͤr die Stadt⸗Geschichte Wien's st das Jahr 1839 nicht ohne Bedeutung. Zwei Dinge sichern emselben in ihren Annalen eine hervorragende Stelle: der zum festen Entschlusse gereifte Plan einer Erweiterung der inneren Stadt. und die großen Reparaturen des Stephans ⸗Thurmes. Mit Ruͤcksicht auf des alten Wien's eigenthumliche Lage, im Mittelpunkte eines von den Vorstaäͤdten gebildeten Ringes, und durch diese und die Donau eingeengt, der hohen Ringmauern und Graͤben, welche die Zahl der Hindernisse vermehren, nicht u vergessen, ist eine Erweiterung ein großes und weirfuͤhrendes nternehmen. Nachdem der erste Herzog uͤber Oesterreich, Hein⸗ rich Jasomirgott, sein bleibendes Hofiager in Wien genommen w. gedieh unsere Stadt rasch zu dem Umfange und zu der evölkerung, die sie heute hat. Schon in den ersten Jahrzehn⸗ ten des zwölften Jahrhunderts, unter dem Schirme Leopold s des Glorreichen, war Wien n einer der heutigen nahe kommenden Ausdehnung gelangt. Aeneas Sylvius giebt den Umfang auf weitausend Schritte an (auch jetzt wird die Stadt auf den Kernen von einem gemaͤchlichen Spaziergänger in drei Viertel
Stunden leicht umgangen) und zählt 50,089 Kommunikanten,
so darin wohnen. Die alten Ringmauern verschwanden ganzlich, als Ferdinand J. die durch die erste Tuͤrken⸗Belagerung (1529) theilweise zerstoͤrten Befestigungen wegraͤumen und die Stadt mit neuen Mauern umgeben ließ. Seit jener Zeit blieb die innere Stadt beinahe unverandert, was ihren Umfang betrifft, dieselbe. Die steigende Bevoͤlkerung fand laͤngst keinen Platz mehr in den fest abgegränzten Räumen. Die Vorstäͤdte wuchsen rasch an; beson⸗ ders als der groͤßte Theil bei Annaherung der Tuͤrken (im Jahre 1683) in Flammen aufgegangen war, erstanden sie nach dem Abzuge des Feindes groͤßer und geräumiger als vorher, und be— obllerten sich alsbald, waͤhrend die Population der inneren Stadt verhaͤltnißmäßig stationair blieb. Mehr als der Anwachs der Bewohner der letzteren, machten die veraͤnderte Sitte und Lebens— Gewohnheit und der steigende Luxus, die Hinausruͤckung der beengenden Ringmauern zum Beduͤrfnisse. Denn gerade, weil der vornehmste Theil der Bevölkerung die innere Stadt bewohnt, so geschah es, daß der Raum zu klein ward, in dem Verhaͤlt— nisse, als dieselbe Familie, nunmehr, Fatt fruͤheren engeren Zu⸗ sammenlebens, jetzt einen großeren Raum in Anspruch nahm, und so in vielen Hausern, nicht der Bewohner mehr, aber der Wohnungen weniger geworden sind. — Zwei Plaͤne liegen den Behörden vor, der eine von einem unserer achtbarsten Ober⸗Offi⸗ ziere ausgehend, der andere von dem bekannten Herausgeber der Bau-Zeitung, Herrn Foͤrster, ausgearbeitet. Beide sind auf genaue Zeichnung und Aufnahme der Lokalität gegruͤndet. Das neue Stadtviertel wird sich zwischen dem Schotten⸗Thore und dem Donau⸗ arm, der die Leopoldstadt von der Stadt trennt, ausdehnen, und einen Flächenraum von 52, 000 Wiener Quadrat⸗Klaftern, also ungefaͤhr ein Fuͤnftel der jetzigen Stadt, einnehmen. Die Mauer wird vom Schotten⸗Thore in gerader Linie nach der Augarten⸗Bruͤcke laufen, von dort folgt die Stadt-Einfriedung dem Strome bis um Rothenthurm-⸗Thore und dem Ravelin, naͤchst den Domini— e, eine isolirte Erweiterung von geringerem Umfang ist in der Nähe des Post-Gebaͤudes gleichfalls im Plane. Vom Schot⸗ ten⸗Thore bis zur genannten Bruͤcke soll die Stadtmauer abfallend fortgefetzt, langs der Donau aber durch ein Gitter ersetzt werden, erwa nach Ari' der Vergitterung des Tuilerigen⸗ Gartens in der rue Rivoli. Das neue Quartier wird den Charakter der moder⸗ nen Städte haben; lange, breite einige auf 60 Wiener Fuß Breite beantragte) sich in rechten Winkeln durchkreuzende Stra⸗ ßen, einige regelmäßige, geraͤumige Plätze, mehrere öffentliche Ge⸗ baude, wie eine Kirche, Theater, Mujeum, Zeughaus u. s. f., welche von der Regierung zur Bedingung gemacht worden sind. Die Hauptstraße wird die verlängerte Herrengasse seyn, die ziem⸗ lich rasch abfallend bis an die Donau fuͤhren soll. Der ganze Raum wird auf etwa dreihundert Baustellen angeschlagen. So viel nun vorläufig uͤber dies kolossale Unternehmen. Man zwei⸗ felt nicht, daß eine baldige Verwirklichung, weil sie von einem dringenden Beduͤrfnisse geboten ist, bevorstehe. . Aber mehrere Vorfragen, darunter auch die war, ob die Fortification oder der Magistrat uͤber die Bauplätze zu verfuͤgen habe, muͤssen entschie— den werden, ehe zum Werk geschritten werden kann. Nicht nur auf die aͤußere Umgestaltung der Stadt wird sich diese Erwei— terung beschraͤnken, und außer der Ermäßigung der uͤbertrieben hohen Mieths-Preise werden andere Wirkungen zu gewahren seyn. Wien, bei allem Charakter einer großen Stadt und unge— achtet der immer mehr uͤberhand nehmenden Sitte des Ueber⸗ tuͤnchens der alten Haäuser und sonstigen Gebaͤude, hat bisher immer noch einen alterthüuͤmlichen Anstrich bewahrt, der sich nicht nur in den hohen Haͤusern, den zwar schon seltener gewordenen Erkern, den krummen und finstern Gassen kund gab, sondern auch auf die Lebensweise der Bewohner einen gewissen Einfluß aus⸗ übte. (7) Mit Entstehung des neuen Stadtviertels wird Wien Kaͤußerlich, und in der Folge auch, hinsichtlich der Lebens⸗Gewohn⸗ heiten seiner Bevölkerung, anderen Hauptstaͤdten Europa's naͤher gerückt. Der neue Stadttheil wird zwar nicht von der vorneh— men Klasse, aber gewiß von der eleganten und industriellen vor— zugsweise bewohnt werden. In Wien giebt es kein Faubourg St. Germain; unsere alten Familien leben von Geschlecht zu Ge— schlecht in ihren in der Stadt zerstreuten Haͤusern und Palaͤsten, wie die Liechtenstein und Trauttmansdorf, die seit mehr als einem halben Jahrtausend, an derselben Stelle, in der Herrengasse woh⸗ nen. Über was in Paris das Fauburg St. Honoré und die Chaussẽe d' Autin sind, das kann wohl der neue Stadttheil werden.
Triest, 10. Dez. (A. 3.) Schiffer⸗Nachrichten zufolge, ist eine Aegyptische Korvette an den Kuͤsten Albaniens erblickt worden. dan will wissen, daß dieselbe mehrere Emissaire an
Bord hat, die von Mehmed Ali dahin gesandt werden, um die
Albanesen gegen die Pforte aufzuwiegeln. Zugleich sind Han delsbriefe aus Corfu angelangt, die von —— sprechen, welche der Lord Ober⸗Commissair getroffen habe, um die Lan— dung dieser Aegyptischen Aussendlinge e verhindern. Trotz der schnell ergriffenen Maßregeln aber sollen dieselben bereits ans Land geschafft worden seyn.
Schweiz.
Tessin. Der Republic ano vom 11. , n. erzaͤhlt den Hergang der Erwählung der provisorischen Regierung am 8. Dezember. Die eingedrungenen Landstuͤrmer versammelten sich auf dem Platze in Locarno unter dem Praͤsidium von Luvini und erwaͤhlten die provisorische Regierung. Diese erließ am 9. Dezember eine Proclamation, worin sie die allerschoͤnsten Dinge, Freiheit, Ordnung, Religion, Frieden versprach. Am gleichen Tage faßte sie einen Beschluß, in welchem sie in Betracht, daß die Kantonal⸗Versammlung vom 8. Dezember eine provisorische Regierung eingesetzt und den Wunsch foͤrmlich ausgesprochen habe, daß der alte große Rath durch einen neugewaͤhlten ersetzt werden moge, anordnet, daß auf den 135. Dezember jeder Kreis nicht nur seine drei Großräthe, sondern auch seine Kandidaten fur die erstinstanz⸗ lichen Tribunale Und seine Friedensrichter erwahlen solle. — Der Republicano gibt als Rechtsgrund an, der große Rath habe die Verfassung verletzt, das Volk sey mithin seiner Pflichten ge⸗ gen denfelben entbunden und in seine Rechte wieder eingesetzt. Am J. Dezember sandten die Herren Lotti, Molo, Riva, Rusca, Monti, Resst der Municipalität von Lecarno ihre Dimission, von Cannobio in Piemont aus, ein. — Die Schildwache meint die angeordneten Volkswahlen durften dem neuen radika⸗ len Regiment sofort den Abschied geben. Wir zweifeln aber sehr, daß eine gestuͤrzte Partei sich so schnell wieder hebe; sie wird wohl einige Zeit warten, um dann an der jetzt siegenden Par⸗ tei Vergeltung zu uͤben.
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Modena, 2. Dez. Am 27. November ist Se. Königliche Hohe der Erbprinz in Begleitung seines Oheims, Erzherzogs Maximilian, von der nach Deutschland und Holland unternom⸗ menen Reise wieder in Modena eingetroffen.
Durch Handschreiben vom 23sten v. M. hat der regierende Herzog den Hofstgat des Erbprinzen gebildet und den Grafen Giuseppe Forni, Vice⸗Gouverneur von Massa, zum Staatsrath, mit spezieller Dienstleistung beim Erbprinzen, so wie den Kaiserl, Königl. Kämmerer und Hauptmann Ludwig Montecucoli degli Erri zum dienstthuenden Kammerherrn bei Sr. Koͤnigl. Hoheit ernannt.
Spanien.
Madrid, 9. Dez. Von den gestern gewählten 37 Muni⸗ ipal⸗ Beamten gehoren 35 der exaltirten und 2 der gemäßigten Partei an. Man glaubt, daß dies Resultat nicht ohne Ein— fluß auf die Cortes Wahlen der Hauptstadt bleiben werde.
Es heißt, der Herzog von Vitoria werde nach Madrid kom— men, und die Herzogin, seine Gemahlin, treffe bereits Anstalten zu seinem Empfange. ⸗
Saragoffa, 10. Dez. Das Eco de Aragon meldet Nachstehendes aus dem Haupt-Quartier des Herzogs von Vito⸗ ria: „Nach den Bestimmungen des Ober⸗ Befehlshabers wird die ganze aus 11 Bataillonen bestehende dritte Diyvision in Alco⸗ risa einquartiert werden. Eine Brigade der zweiten Division bleibt in Mas de las Matas und Calanda. Diese Truppen werden das Land durchziehen, um die Einfälle des Feindes zu verhindern. Die übrigen vorgeschobenen Punkte bleiben besetzt. Zurbano wird mit seinem Corps, das bis auf 3000 Mann vermehrt wor— den ist, das Gebiet von Huesa besetzen. Er hat die ausgedehn⸗ teste Vollmacht erhalten und kann erschießen lassen, wen er will. In jedem Dorfe, das die Annaherung der Karlisten nicht anzeigt, soll der Pfarrer, oder in Ermangelung dessen der Alkade, und kann man weder des Einen noch des Andern habhaft werden, derjenige Einwohner, den das Loos trifft, sofort erschossen werden.“
Dem Englischen Courier wird aus Mas de las Ma— tas vom 30. November Folgendes geschrieben: „Obgleich die Entfernung von Saragossa bis hierher kaum 306 Leguas betragt, so haben wir doch sechs Tage gebraucht, um sie zuruͤckzulegen. Unfer Marsch wurde fo verzögert durch die unzähligen Vorsichts/ Maßregeln, die wir zu treffen hatten, um nicht den Streifpar⸗ tieen Cabrera's in die Haͤnde zu fallen. Wenn man sich zwei Leguas von Saragossa entfernt hat, so hoͤrt die Landstraße auf, sicher zu seyn. Kein Transport kann ohne eine Bedeckung von 1500 bis 2900 Mann abgesandt werden, und mehrere Di— vistonen von Espartero's Armee sind längs dem Wege aufge— stellt, um daruͤber zu wachen, daß Cabrera nicht die Transporte äberfalle. Als wir Fuentas erreichten, konnten wir uns einen Begriff machen von den außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln, welche die Christinos zu treffen gensthigt sind. Jede Anhoͤhe war mit Kavalleristen besetzt, um bei der geringsten Bewegung auf den Linien der Karlisten sogleich Lärm zu machen. In den Thaͤlern zunaͤchst dem Hauptquartier Espartero's sind ganze Re— gimenter einquartiert, und ungeachtet aller dieser Vorkehrungen vergeht kein Tag ohne Ueberfalle. Kaum haben die Christinos einen Punkt verlassen, so wird er von den Karlistischen Guerillas besetzt und die Kuͤhnheit derselben ist so groß, daß sie kuͤrzlich einen, innerhalb der Christinischen Linien gelegen Flecken gestuͤrmt haben. Es denkt hier Niemand daran, Morella oder irgend einen von den Karlisten besetzten und befestigten Punkt anzugreifen; auch wäre dies bei dem jetzigen Zustande des Lan— des ünd der Thätigkeit unserer Gegner, ein nutzloses Unterneh⸗ men. Unsere Avant-Garde in Las Matas ist beschaͤftigt, Ver— schanzungen aufzuwerfen, so daß also Espartero nicht daran zu benken scheint, vorwärts zu gehen. — Der Oberst Wild, Com- missair der Britischen Regierung, ist im Begriff nach London zu— ruͤckzukehren. Er stand in der letzten Zeit nicht im besten Ver⸗ nehmen mit dem Herzog von Vitoria, wahrscheinlich, weil der⸗ selbe sich fuͤr die gen et. Partei ausgesprochen hat, deren Geg— ner sowohl der Oberst als die Britische Gesandtschaft in Ma—⸗ drid sind.“
Portugal.
Lissabon, 30. Nov. Die letzte Note, welche der vorige Minister⸗Praͤsident, Baron von Sabrosa, unterm 25. Novem⸗ ber, also an demselben Tage, an welchem er von der Königin seine Entlassung erhielt, an den Britischen Gesandten am hiesigen Hofe, Lord Howard de Walden, richtete, nachdem dieser unterm 6. November unverzuͤgliche Berichtigung der Britischen Entschaäͤ— digungs- Forderungen verlangt hatte, worunter sich 1000 Pfd. fuͤr General Bacon, der unter Dom Pedro gedient, 1398 Pfd, für die Eigenthuͤmer des Schiffes „Echo“, 100 Pfd. fuͤr zwei Englische a n, 13 9 fuͤr Sir J. Doyle befinden, ist folgenden wesentlichen Inhalts:
z 9 wird 3 der Portugitesischen Regierung verlangt, daß sie nicht nur die Forderungen der Britischen Regierung für die von ih—
rem er,, als sie im Jahre 1826 Truppen nach dlesem König⸗ reich schickte, u Gunsten Portügals gemachten Ausgaben, fondern auch verschiedene Ansprüche Britischer Unterthanen, wovon einige zum er— stenmal erhoben werden, andere von der Portugiesischen Regierung wegen Mangels an aller gehörigen Begründung, nicht anerkannt wor⸗ den sind, und andere noch 2 die Entscheidung der Cortes harren, unverzüglich berichtigen solle. Der Ünterzeichnete hat sich heute von den anderen Ministern alle Aufschlüsse erbeien, welche deren Departe— ments über die Gesetzlichkeit jener verschiedenen Forderungen darbieten könnten, so wie auch ihr Gutachten über das schleunigste Mittel zur n, , . für gültig anerkannten Ansprüche. Sobald der Un⸗ ter zeichnete dierauf Bzscheid erhalten, wird er sich beeilen, Ew. Herr⸗ lichkeit, so schnell als ein so außergewöhnliches Verlangen es erlaubt, . antworten. Der Unterzeichnete muß jedoch seinerseits Ew. Herrlich⸗ eit eine Forderung vorlegen, damit Sie dieselbe zur Kenniniß Ihrer Regierung bringen können, von deren Rechtlichkeit Ihre Maje— 1a allen Grund hat, eine baldige Befriedigung derselben zu hoffen, da sie auf die feierlichsten Verträge sich gründet, zu deren Erfüllung die Ehre der Britischen Regierung verpflichtet ist. Im l14ten Artikel des am 23. Juni 1681 zwischen Portugal und Großbritanien abge—⸗ schlossenen Traktats, bekräftigt durch den zten Artikel des Wiener Trak— tat vom 22. Januar 1818, ist ausdrücklich und feierlich festgesetzt, daß, falls die Insel Ceylon künftighin unter Großbritaniens Herrschaft käme, Se. Britssche Majestät sich verpflichte, Sr. Allergetreuesten Majestät die Stadt und den Hafen Colombo wiederzugeben, während der Ziinmt— Handel von den Unkerthanen beider Kronen gemeinschafllich betrieben werden solle. Durch den Ften Artikel des am 27. März 1892 3u Amieus unter⸗ zeichneten definitiven Friedens-Traktats und durch die Eroberung des Kö nigreichs Candi von Seiten Großbritaniens erlangte Se. Britische Majestät den Besitz und die Souverainetät der ganzen Jusel Ceplon, und es traf daher der Fall ein, in welchem Se. Britische Majestãt die hinsichtlich der besagten Zurückgabe eingegangene Verpflichtung hätte erfüllen sollen. Der Unterzeichuete verlangt daher im Namen und auf Befehl ihrer Allergetreuesten Majestät, daß die Britische Regierung die Stadt und den Hafen Colombo nebst deren Einkünften, vom Jahre 1802 an gerechnet, als in welchem die Insel Cevlon durch den oben— erwähnten Traktat von Amiens förmlich abgetreten wurde, an die Krone von Portugal zurückgebe.“
Die jetzigen Oppositionsblaätter betrachten den Kabinetswechsel als einen Schritt zur Verwirklichung des England vorgeworfe— nen Plans, alle uͤberseeischen Besitzungen Portugals an sich brin— gen zu wollen. Indeß erklaͤrt das Diario: „Nachdem die Englische Regierung die Vermittelung Frankreichs in den neulich zwischen Portugal und England erhobenen Fragen abgelehnt hat, befinden sich diese Fragen noch in demselben Zustande, wie zu der Zeit, wo die Bill in Bezug auf den Sklavenhandel vom Englischen Parlament angenommen wurde.“ Eben so heißt es in einem Programme des neuen Ministeriums, dasselbe werde die Wuͤrde der Nation in allen auswärtigen Beziehungen aufrecht zu erhalten wissen.
Das Diario zeigt auch an, daß der heilige Stuhl, obgleich die Grundlagen der Unterhandlungen mit Portugal noch nicht festgestellt seyen, zu einer aufrichtigen Versohnung durchaus ge— neigt erscheine, so wie, daß die diplomatischen Verhaͤltnisse zwi— schen den Hofen von Lissabon und dem Haag hoffentlich in we— nig Wochen wieder hergestellt seyn wurden.
Der Guerilla⸗Häuptling Remeschido, der Sohn, dessen Ge— fangennehmung bereits gemeldet und dessen Name bei seiner Partei im hoͤchsten Ansehen steht, ist nicht erschossen worden, wie es das Gesetz erfordert hätte. Der Septembrist Fontura, dessen Sendung zur Süd-Armee unter den Chartisten große Entruͤstung hervorgerufen, hat der Regierung erklart, er habe sich nicht entschließen koͤnnen, einen jungen Menschen von 19 Jahren erschießen zu lassen, der, ein wahres Skelett, von unheil— baren Wunden bedeckt, seit 11 Monaten unfaͤhig sey, sich zu be⸗ wegen, und bei der Beschaffenheit dieser Wunden nicht mehr lange leben konne. Die Regierung hat das Benehmen Fon— tura's gebilligt und befohlen, daß der Ungluͤckliche in das Hos— pital zu Louls gebracht und dort verpflegt werden solle.
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Macao, 19. Juli. Das Gesammtschreiben, welches die Chinesischen Behoͤrden zu Canton in Bezug auf den Opiumhan— del an die Koͤnigin Victoria gerichtet haben, lautet folgendermaßen:
„In der großen Vernunft des Himmels liegt offenbar nichts Selbst süchtises; es ist nicht erlaubt, Anderen unseres eigenen Nutzens wegen zu schaden; ja noch mehr, der menschliche Geist ist seinem inneren Wesen nach überall einer und derselbe; wer sieht nicht den Tod mit Entsetzen an und sucht nicht sein Leben zu erhalten? Euer ehrenwerthes Land, wenngleich durch einen mächtigen Ocean von uns getrennt und mehr als 2000 Meilen entfernt, ist doch denselben menschlichen Ge— fühlen unterworfen; es giebl in der That keinen Menschen, der nicht zwischen Leben und Tod, zwischen dem Schädlichen und Nützlichen un— ierscheiden kann. Nun, unser himmlisches Reich betrachtet Alles inner— halb der vier Meere, als zu seiner Familie gehörig, und unser großer Kaiser, mit einer Güte gränzenlos, wie die des Himmels selbst, äber— schattet alle Dinge, so daß selbst die entlegensten und unfruchtbarsten Gegenden in den Bereich seines lebenspendenden und nährenden Einslusses fallen. Seit der Zeit, wo die Beschränkung im Hafen von Canton aufgehoben und Handels-Verkehr zwischen uns und anderen Ländern gestattet wurde, bis jet, haben das gemeine Volk unseres Reichs der Mitte einerseits und die in fremden Schiffen Anfommenden andererseits gegenseitig Bergnügen und Nutzen aus einem solchen Verkehr gezogen, eine große Reihs von Jahren hindurch. Und in Bezug auf unseren Rhabarber, unseren Thee. unsere Seide und andere Artikel, insgesammt die werthvollsten Erzeugnisse des Reichs der Mitte, ohne welche ihr nicht leben könntet, hat unsere Regierung, alle Menschen mit gleichem Wehlwollen betrachtend, sie ohne die geringste Beschränkung oder Neid an Euch zur Ausfuhr über See zu verkaufen erlaubt, indem unsere einzige Absicht war, Eure Her= zen durch die äußerste Güte zu besiegen, solchergestalt uns jene wohl ihätigen Prinzipien aneignend, durch welche Himmel und Erde die ganze Natur beherrschen. Allein mit Leidwesen müssen wir sagen, daß es eine Klasse nichtsnutziger Fremden giebt, welche das Opium anbauen und zubereiten, es hierher fuhren und, heimlicherweise verkaufen und damit unser thörichtes gemeines Volk täuschen, um es seines Lebens zu berauben und sein Vermögen in Besitz zu nehmen. Früher waren deren, welche das Gift rauchten, nur Wenige; neuerer Zeit aber hat fich, durch das böse Beispiel, diese Pest verbreitet, und Tag fr Tag schwillt der Giftstrom tiefer und gewaltiger an. In unserem himmlischen Reiche ift des Volkes viel und vermehrt sich beständig; in so fern dies dumme und bethörte Klassen betrifft, die um des Vergnügens einer Opiumpfeife willen ihr Leben opfern, so sind es eben so viele re— bellische Unterthanen; sie bringen Verderben über sich selbset, was be⸗ darf es der geringsten Zärtlichkeit und des Mitleidens für sie! Aber in dem ganzen Reich der großen reinen Dynastie ist es uns nun Ob⸗ liegenheik, die Sitten des Zeitalters zu verbessern, auf daß wir der er en Herzen umwandein; wie können wir also einwilligen, ruhig dazustehen und selbst das Lebensblut des Mittelreichs von dem tödtli⸗ chen Gift verderbt zu sehen? Darum ergreifen wir gleicherweise den Verkäufer und den Rancher von Opium, und strafen sein Verbrechen mit der äußersten Strenge des Gesetzes, um auf ewig die Vererbung dieses Fluches auf die kommenden Geschlechter abzuschneiden. Oh wir nun gleich wissen, daß sich in mehreren Theilen, welche Eurem ehren⸗ werthen Lande zinspflichtig sind, ine Anzahl verschlagener und nichte⸗ nütziger Menschen befinden, die heimlicherweise Dpium produziren, so können wir doch keinen Augenblick glauben, daß Ihr selbst und die Sonverainin Eures ehrenwerthen Landes sie hierzu veranlasset. Wir haben ferner gehört, daß Ihr Euren eigenen Unterthanen das Rauchen desselben nicht gestattet; wer das Gesetz verletzt, wird streng y, ,. Dies beweist, daß Ihr die Schädlichkeit desselben für das menschliche Leben ken⸗
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net, und es darum so streng verbietet. Wenn Ihr aber das Rauchen verbietet, warum verbietet ihr nicht auch das ausen und zugleich auch das Produziren des Opiums? Dies wäre in der That der wahre Weg, die Quelle des Uebels abzugraben. Und wenn Ihr es selbsi nicht rauchet und doch es bereitet und verkauft, um das thörichte und un⸗ wissende Volk unseres Landes zum Rauchen zu verführen, dann wünscht Ihr damit Euer eigenes Leben zu sichern und stürzet Andere in die Drube des Todes. Dies heißt, Euren eigenen BPorcheil fuchen, wäh⸗ rend Ich Euren Nachbar zu verderben trachtet. Ein solches Betragen erregt den Unwillen der vine r während die Vernunft des hohen Himmels es gewiß nie zugeben wird. Welche Schwierigkeit sollie die große Macht unseres Kaisers sinden, die fremden Opium⸗Verkäufer mit dem Tode 1 bestrafen? Doch emporblickend zu der unbegränzten Güte unseres hei igen Kaisers und ihn zu unserem Vorbild nehmend, erach⸗ ten wir es für recht und geeignet Euch zuvor zu warnen, denn wenn wir Euch dieses Schreiben nicht übersendeten, sondern diese strengen Verbote plötzlich erließen, so hättet Ihr die Eutschuldigung, mit den Thatsachen nicht bekannt gewesen zu seyn. Wir machen daher dieses Uebereintommen mit Euch: da wir unserem Volke den Gebrauch des Opiums untersagen, so fordert die Gerechtigkeit von Euch, daß Ihr Euren Unterthanen die Bereitung desselben verbietet. Das jenige betreffend, welches schen bereitet ist, werdet Ihr Nachsuchungen austellen und es in den Grund des Meeres werfen lassen, damit es in dem Raume zwischen Himmel und Erde fürder keinen Platz mehr sinde, So wird das gemeine Volk unseres Mittelreiches seiner Uebel überhoben seyn. Verbietet Ihr andererseits die Bereitung, so wird Euch Ener Volk vor Schaden bewahrt. Durch genaues Einhalten die⸗ ser Bahn werdet Ihr die himmlische Vernunft klar verstehen, und der Himmel wird Euch mit keinem seiner Gerichte heimsuchen. Ihr werdet in harmonischem Einklange stehen mit den Gefühlen der Menschheit, und unser heiliger Kaiser wird es erfahren und billigen. Das in un⸗ serem Mittelreich vorhandene Opium ist mit Beschlag belegt, mit Del
vermischt und zerstört worden; sollte später noch ein Schiff heimlicher
Weise Opium einbringen, so wird es auf dieselbe Weise zerstrt wer— den; dabei können wfr in Bezug auf die andere Ladung an Bord nicht verbürgen, daß der Edelstein nicht mit dem gemeinen Stein verwech— selt werde. Ihr, die Ihr Anderen zn schaden versucht, werdet zuvör— derst selbst Schaden erlitten haben. Wir vom himmlischen Reich ha— ben, die zehntausend Königreiche der Erde uns unterwerfend, einen Grad göttlicher Majestät, den Ihr nicht ergründen köunt. Saget nicht, daß wir Euch nicht vorher gewarnt haben! Möge die Königin des be⸗ sagten ehrenwerthen Landes nach Empfang dieses Schreibens alsbald Maßregeln ergreifen, um die Ausfuhr von Opium aus ihren verschie⸗ denen Seehäfen zu verhindern, und uns darüber Antwort ertheilen. Lüget nicht und beschöniget nicht Eure Fehler. Wir stehen erwartungs— voll auf der Fußspitze und harren Eurer Antwort. Taukwang, im 2ten Mond des 19ten Jahres. Dieser Brief ist erlassen, auf daß die Köni— gin von England ihn kenne und danach handle.“
Der Handel ist noch immer unterbrochen, ohne daß eine Aussicht auf Wiederanknuͤpfung desselben vorhanden ware. Zwi⸗ schen einer Chinesischen Kriegs-⸗Dschunke und einer Opium— Schmuggelbrigg hat ein Scharmuͤtzel stattgefunden. Die letztere lag an der Außenseite des Hafens während einer Windstille vor Anker, als eine Dschunke und mehreee schwerbewaffnete Boͤte auf sie losfuhren. Die Dschunke und die Boͤte feuerten, und auch die Brigg erdͤffnete darauf eine tuͤchtige Kanonade mit Kartätschen. Eines ihrer Geschuͤtze zerplatzte und toͤdtete zwei Leute von ihrer Mannschaft; weiter litt sie keinen Verlust; auf Seiten der Chinesen aber soll viel Blut geflossen seyn; man spricht von 350 Todten.
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— — Koͤnigsberg, 16. Dez. Handel und Schhiff— fahrt. Fuͤr die Holzflößerei ist das Jahr 1839, namentlich der Herbst, sehr vortheilhaft gewesen, und es ist kein einziges Floß zwischen Ruß und Memel auf dem Haff zerschlagen worden, was sonst so häufig vorzukommen pflegt und woraus so bedeu⸗ tende Verluste fuͤr die Eigenthuͤmer der Floͤße in Memel entste— hen. — Das fuͤr den Memeler Hafen angeschaffte Dampfbugsir— Boot „Hekla“ ist zum großen Vortheile der Schifffahrt noch in diesem Herbste daselbst angekommen. Seit geraumer Zeit ist
naͤmlich der Wind den ankommenden Schiffen immer entgegen
mit ausgehendem Strom; mehrere Schiffe waren auf der langen Reise von Victualien dergestait entblößt, daß sie weder Mund— vorrath noch suͤßes Wasser mehr hatten und manche Tage schon Seewasser gebrauchen mußten; diesen besonders war das Erschei— nen des Dampfboots ein wahres Gluͤck, als ein Befreier aus der Noth. Da die Inhaber von Actien nur * der Bugsir⸗Abgabe zu entrichten haben, so sind, bei der nunmehr bewährten Tuͤch— tigkeit des Boots, die Actien sehr gesucht und stehen in hohem Preise.
An Flachs ist in Memel wenig eingegangen, und der größte
Theil der daselbst lagernden Polnischen Vorräͤthe ist verkauft. Die Flachs -Preise sind gedruckt, und eine Steigerung der Preise deshalb nicht zu gewaͤrtigen, weil die Frage nach Leinen⸗Wagren nicht bedeutend ist. Mehrere Getraide⸗Arten finden nach Eng— land sehr guten Absatz; jedoch haben, wegen Mangel an Schif— fen, keine bedeutende Geschaͤfte in diesem Artikel gemacht werden können. Bei dem großen Begehr nach Schiffen waren die Frach— ten hoch; ungeachtet dessen wollen sich nur wenige Rheder ent⸗ schließen, ihre Schiffe beim Eintritt des Winters ausgehen zu lassen. — Das Rhederei-Geschaͤft ist fortwährend so gewinnbrin— gend, daß es die Kapitalien vorzugsweise anzieht. Die Werfte in Memel sind noch immer mit neuen im Bau begriffenen Schiffen belegt, und die Schiffs⸗Baumeister konnen den Bestel— lungen kaum nachkommen. In Memel sind im Monat November eingegangen 47 Schiffe mit Ballast und 8 beladen; ausgegangen 4 mit Holz, 10 mit Getraide und Oelsaat, ! mit Heringen und 1 mit Flachs; in Pillau sind 43 Schiffe eingegangen, worunter 23 mit Bal— last; ausgegangen sind daselbst 41 Schiffe, und zwar 29 mit Ge— traide, 9 mit diversen Produkten und 3 mit Ballast.
Stettin, 20. Dez. Am l6ten d. M. wurde das neue staͤdtische Krankenhaus seiner Bestimmung uͤbergeben. Dasselbe ist mit einem Kosten ⸗Aufwande von circa 60,000 Rthlr. erbaut und so ausgestattet, daß es den Bedingungen einer guten Heil— Anstalt vollkommen entspricht. ⸗
Gestern ereignete sich hier der, bei stark zugefrorenen Ge— wäͤssern, vielleicht noch nicht vorgekommene Fall, daß ein Schiff vom Stapel gelassen wurde. Es war ein Theil des Stromes zu dem Zweck aufgeeist worden, während ein anderer durch die Ge— walt der Fahrt des Schiffes, das vorn quer mit Planken bena— gelt worden war, aufgerissen wurde. Es ging auf diese Weise Alles gluͤcklich von statten. ö
— — Duͤsseldorf, 16. Der — Schifffahrt. — Der Kohlen-Absatz auf den Land-Debits-Zechen hat in Folge des wach senden Begehrs und bei dem durch den Schleusenbau gehemmten Schifffahrts-Verkehr auf der Ruhr fortwaͤhrend zugenommen, da aber auf diesem Wege der Nachfrage nicht genugt werden konnte, so gingen die Preise schnell in die Hoͤhe, und es wuͤrde doppelt große Noth entstanden seyn, wenn Frost und Kaͤlte eingetreten ware. Die Konsumenten haben aber nicht allein gelitten, sondern auch die Gewerke und mehr noch die Arbeiter im Ruhrthale. Der Werth der an der Ruhr in einer Lange von etwa 3 Meilen lagernden Kohlen / Vorraͤthe berechnet sich auf 660,000 Rthlr.;
eben so viel kann man rechnen fuͤr Arbeitslshne und Transport— Kosten dieser „ so daß mithin ein Kapital von k als 1Million Thaler vollig geruhet hat. Um so größere Freude hat es allgemein erregt, daß endlich am 2sten 2 die Schifffahrt auf der Ruhr wieder beginnen konnte. Seitdem ist der Fluß von Kohlenschiffen bedeckt und es bleibt nur zu wuͤnschen, daß die Fahrt noch recht lange offen bleiben und Her Frost nicht hem⸗ mend dazwischen kommen möge. — Die 5 auf dem Rhein wurde ungeachtet des niedrigen Wasserstandes während des vorigen Monats mit großer Lebhaftigkeit betrieben, um vor Ein- tritt des Winters die bestellten Waaren so weit als nur immer thunlich herbeizuschaffen. Nur die Dampsschifffahrt ist cheils durch das niedrige Fahrwasser und 2 durch die der gegen— wärtigen Jahreszeit eigenthuͤmlichen Nebel gestoͤrt worden.
ln, 19. Dez. Zur Förderung der Rheinischen Eisenbahn wurden, nach dem Berichte der Direction, im Laufe des Monats November (vergl. Sts. Ztg. Nr. 321. 25,25 Schachtruthen Erde bewegt, 332 laufende Ruthen Planum fe⸗— tig gestellt und 3 Bruͤcken und Brückthore beendigt; 7113 laufende Ruthen Planum blieben noch auszuführen. — Auf der fertigen Strecke der Bahn zwischen Koln und Muͤngersdorf fuh— ren in dem Zeitraum von 1. bis 30. November in 10 halben Fahrtagen 1547 Personen. Koblenz, 17. Dez. Die Mosel ist in der verflossenen Nacht sehr stark angeschwollen und treibt sehr trübe. Der Rhein ist seit gestern Abend 3! Fuß gewachsen.
Trier, 15. Dez. (Rh. u. M. 3. So eben, 2 Uhr Nach⸗ mittags, ist nach gluͤcklicher Fahrt das Metzer Dampfschiff hier eingetroffen. Man kann sich denken, mit welchem Jubel dieser erste Bote des neuen Lebens in dem Verkehr auf der Mosel, dem wir jetzt mit dem vollsten Vertrauen für die nächste Zukunft ent- gegensehen, hier begruͤßt worden ist. Die Maschine des Bootes, das die Dampfschifffahrt auf der Mosel se gluͤcklich ersfsnet hat, beträgt aur 5 Pferdekraft, und mit dieser geringen Kraft hat es die Strecke von Metz bis Trier in sieben Stunden Zeit zu— ruͤckgelegt, s« daß nunmehr eine regelmäßige Fahrt eröffnet werder und die Ankunft von Metz täglich um 12 Uhr hier stattfinden kann. Morgen gegen Mittag wird eine Probefahrt nach Raunen veranstaltet.
Dauer der Eisenb ahn Fahrten am 21 Dezember. J 3 ** Jeirdauer Ab ganz Jestdaner B er l i n. St. M. Po trom a m. St. M.
Um 7 Uhr Morgens ..
10 J 10 12 „ Mittags. . 2 Vachmitt. — 38 4 — Nachmitt. — 858 6 Abends.... 36 73 . — 85
* .
39
; iz um 83 Uhr Morgens. 121
10 . ö
Das auf den Schienen sich bildende Glatteis war Ursache der lan— gen Dauer der Fahrt um 8!“ Uhr Morgens von Potsdam nach Ber— lin, wodurch der Zug von Berlin nach Poisdam um 19 Uhr erst 12 Mi— nuten später abgehen konute. Um ähnlichen Aufenthalt zu vermeiden wurden die übrigen Züge durch zwei Maschinen geführt.
Mete orologische Beobachtungen
1839. Mergens Nachmittags Abends Nach einmaliger 21. Dezember. 6 Uhr. 2 Uhr. 16 Uhr. Beobad
z38 2 Par. 335. 1 Par. 33A, 26“ Par. Quellwärme 6,9090 R.
— 5320 R. — 059 R. J 4 1,20 R. Fluß wärme O90 R.
Thaupunkt — 6,10 R. — 110 R. w 0,389 R. Bodenwärme 120 R.
Dunstsattigung 9 pCt. S6 pCt. 89 pCt. Ausdünstung O, 19g“ Rt.
Wetter. .... trübe. trübe. regnig. Niederschlag O, 086“ Rt. S. SS28. SXV. Wärmewechsel 4 1.2 90 — S286. —
Luftdruck ELustwärme
Amsterdam, 18. Dezember.
Niederl. wirkl. Sᷣchuld. SI185.9. S0 9 do. 98! /. Kanz-Bili.: 5o / g Spaun. 227/69. Passive 6! !. Ausg. Sch. —. Eins] brülm.- Sch. — Poln. —. Gesterr. Met.
Ant werpen, 17. DHezemher.
TiLusl. 63s,. G. Neue Anl. 22162.
Hamburg, 20. Dezember.
Hank Actien 1650. Engl. Russ. 106.
Paris., 17. Dezember. do / Rente sin eour. 112. 3. 39/9 fin eur. 80. 33. S Nœan!l au Compt. 101. 530. 30, Span. Rente 281. HPaszive 6. 30 Hart. 24! Wien, 17. Derember. Met. JGM73 ., en, o gor, ,, Bank-Actien 657 Anl. de 18343 1433s. de 1838 112 I/. Königliche Schauspiele.
Montag, 23. Dez. Im Schauspielhause: Die buchstäb— liche Auslegung der Gesetze, Lustspiel in 4 Akt, von Brsmel Hierauf: Vor hundert Jahren, Sittengemaͤlde in 3 Abth, von E. Raupach.
Dienstag, 21. Dez. Kein Schauspiel.
Mittwoch, 25. Dez. Im Opernhause: Armide, große he roische Oper in 5 Abth., Musik von Gluck. Ballets von Hogue—
Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des ersten Ran ges J Rthlr. 10 Sgr. ꝛc. ;
Im Schauspielhause: Raphael, Lustspiel in 1 Akt, von Ca stelli. Hierauf, zum erstenmale: Schwärmerei nach der Mode, Schauspiel in 8 Abth., von C. Blum.
Königsstädtisches Theater.
Montag, 23. Dez. Norma. Oper in 2 Akten, nach dem Italiänischen, von Seyfried. Musik von Bellini. (Herr Abler vom Stadttheater zu Köln: Sever, als Gast.
Dienstag, 24. Be Kein Schauspiel.
Mittwoch, 235. Bez. Lucretia Borgia. Oper in 3 Akten, nach dem Italiänischen des Romani, uͤbersetzt von Clapius. Mu— sik von Donizetti.
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angegebenen Datum, frei ins Haus gesandt. Auswärtige, des In eder Auslandes,
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Verantwortlicher Redacteur Arnold.