im Stande ist, zu reisen, soll er in —— l — 2 . f den Rath der Aerzte, die Bader von Karlsbad besuchen. 1 Lord Seymour will am 2. Juni im Unterhause um die Erlanbniß nachsuchen, eine Bill zur Errichtung einer allgemei⸗ wen Gäek, Aufsicht über alle Eisenbahnen einbringen zu dürfen.
In Cambridge und Ludlow, in welchen beiden Orten die zuletzẽ' dort vorgenommenen Parlaments Wahlen wegen vorgefal⸗ ener Bestechung annullirt worden ind, haben neue Wahlen statt⸗ zchabt. Das Resultat der Wahl fuͤr Cambridge ist zu Gunsten der Tories ausgefallen. Beim Schlusse der Abstimmung, welche gestern Nachmittag um 5 Uhr stattfand, hatte namlich der Tory⸗ Tändidat, Herr Grant, J7iß, und der Kandidat der liberalen Partet, Professor Starkie, nur G23 Stimmen. Die Liberalen agen über viele Einschüchterungs⸗-Versuche, welche die Tories sich erlaubt haben. In Ludlow hat die Abstimmung gestern fruͤh be— gönnen, und um I Uhr Mittags war der Stand Folgender; Larpent, der liberale Kandidat, Ido, Botfleld, der Tory, 197 Stimmen.
Herr Waghorn, der sich jetzt in London befindet, hat ein Schreiben an die „Morning Chroniele“ gerichtet, in welchem er zu Gunsten Mehmed Alt's auftritt und dessen Ferderungen ge— zen die Britische Regierung in Schug nimmt. Er fragt, war— um diese Regierung, die doch allen Ländern, die ihre politische Wiedergeburt zu bewerkstelligen gesucht, stets behilflich gewesen sey, nur Aegypten davon zurückhalten wolle. Auch Herr Wagheren vergleicht den Vice König mit Washington, der zu seiner Zeit ebenfalls für einen Rebellen erklärt worden sey. Und was, fragt er, wolle man denn thun, wenn er die ihm vorgeschlagenen Be⸗ dingungen nicht annehme? Wolle man ihm die Turkische Flotte mit Gewalt nehmen? Dann wuͤrde England einen Krieg mit der moslemitischen Bevölkerung Aegyptens zu bestehen haben, der nicht so bald zu Ende seyn durfte, als man wohl glaube. Und warde die Zerstörung der Aegyptischen und der Tuͤrkischen Flotte und Alexandrüens die Lage des Sultans etwa bessern“ Im Gegentheil, seine dahinsinkende Macht würde dadurch nur (inen neiten Schlag erhalten. Auch wurde mit dem Beginn der Feindseligkeiten die bei den Zerwuͤrfnissen mit Ching fuͤr England o wichtige Verbindung mit 9Ostindien über . sogleich unter⸗ brochen ünd die Wüste der Landenge durch jahllose Beduinen schwärme unsicher gemacht werden. Und die Meinung, daß die Macht Mehmed Ast's mit seinem Tode zu Grunde gehen wuͤrde, sey gänzlich unrichtig. Er habe talentvolle und unterrichtete Söhne und Enkel, und durch Heirathen seyen die großen Fami— lien Aegyptens so sehr an sein Schicksal und das seiner Familie gekettet, daß auch nach seinem Tode sein Nachfolger uberall Sym, dathie und Unterstuͤtzung finden werde. Die Huͤlfsmittel des Landes seyen unermeßlich, und die letzten Maßregeln des Pascha zeigten, daß er keinesweges so ausschließend monopolistischen Htrundfäten huldige, indem bereits viele Franzosen und Englaän— der Grundstacke an sich gebracht hätten.
Nach der Aussage zweier der gestern in der Untersuchung gegen Courvoister vernommenen Zeugen hat dieser ein paarmal geäußert, wenn er das Geld des alten Lords haͤtte, so würde er nicht einen Augenblick länger in England bleiben, und ein in der „Morning Chronicle“ enthaltenes Schreiben macht darauf auf— merksam, daß der Mörder es unmöglich allein auf die vorgefun⸗ denen Rostbarkeiten abgesehen haben könne, daß man vielmehr vermuthen mässe, er habe sich einer Summe Geldes bemächtigen wollen, in deren Besitz er den Lord möglicherweise gewußt; man
; mordeten und an ande⸗
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ungegründet ist; er befand sich vielmehr vollkommen wohl. gegen ist der katholische Bischof von Montreal, Jean Jacques Lantiau, am 19. April gestorben.
Den letzten Nachrichten aus New-⸗York zufolge, hat die Legislatur von Pennsylvanien den Gouverneur ermaͤchtigt, eine anleihe von 266,009 Dollars zu 5 pCt. Zinsen zu kontrahiren,
—‚216*4
um die augenblicklichen Bedfrfnisse des Schatzes zu bestreiten.
Nieder lande. Aus dem Haag, 22. Mai.
wird behauptet, daß der ral de Kock seinen Abschied als Minister des Innern gesordert habe. ;
Die Franzoösin, welche dieser Tage verhaftet worden, weil man sie für die unter dem Namen Oberstin Vaudrey reisende Beträüaerin hielt, ist wieder freigegeben worden, da man ihr nichts zur Last legen konnte.
Belgien.
Brüssel, 21. Mat. In der heutigen Sitzung der Kam⸗ mer trug Herr Nothomb auf Annahme des Prosekies an, wel— ches dem Departement der öffentlichen Arbeiten einen neuen Kre— ü von 5 Mill. für den Bau von Eisenbahnen eröffnet. Nie— mand opponirte, doch als man zur Abstimmung schreiten wollte, fand sichs, Die nächste Sitzung ist auf Freitag verschoben worden.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 22. Mai. Die neuen Ministerial⸗Departe⸗ nents haben nunmehr auch ihre Unter⸗Chess erhalten. Namient— lich ist im Justiz Departement Herr von Koch, im Finanz⸗De⸗ parteinent Herr Munthe, fur das Landheer der bisherige Kriegs— Rach Forßberg, für das Civil⸗Departement Herr Wallensteen und
ati) 3 8 d
ür das geistliche Departement Herr Thure von Baumgarten zu
daß die Kammer nicht in gehöriger Anzahl war.“
Dänemark.
Kopenhagen, 22. Mai. Folgendes ist das von Sr. Ma— jestit dem König erlassene Restript in Bezug auf das Verhaͤͤlt⸗ niß der Deutschen und der Daͤnischen Sprache im Herzogthum Schleswig: . . 1
„Chrfsstian der Achte, von Gettes Gnaden, König zu Dene—
mark ꝛc. Durchlauchtigster Fürst, besenders freundlich lieber Vetter, auch
Wohlgeborener? Hochedle und Wohledle Räthe und Assesse—
ren, Liebe, Getrene! . Nachdem Uns das Gutachten Unserer getreuen Provinzial⸗Stände⸗ Bersammlung des Herjogthums Schleswig in Betreff der Sprach
- 2 Tbeil dieses Herjogthums — vorgetragen worden, daben Wir Folgendes zu reselviren Uns Aller. böchsi bewegen gefunden: 1) In den Distrikien Unseres Verzoglhums Schieswig, wo die Dänische Sprache die Kirchen- und Schu sprache
Sprache siait der Deutschen gebraucht werden, und zu dem Ende in den erwähnten Distriklen allen Beamten die Verpflichtung obliegen sich bei allen ihren Ausfertigungen, sowehl in Administrativ- als
ten in den betreffenden Distrilten,
bei ibren Ausfertigungen von dem 1. Januar künftigen Jahres an den Anfang ju machen, hinsichtlich der Beamten aber, welche der T schen Sprache in dem angegebenen Grade nicht mächtig sind, ist Be⸗
richt zu erstatten. Dabei ist es Unser Wille, daß den Dänischen Terte
kunft durch Unterzeichnung für die erwähnten Distrilte geseßliche Guül⸗ tigkeit gegeben werden soll. 2) Den Lehrern an den Tisirilis Schulen Unseres Herzogthums Schleswig, in welchen in Gemäßbest der allge— meinen Schül⸗Ordnung vem 24. August 18!“ der Unterricht in Da— nischer Sprache ertheilt wird, soll die Verpflichtung obliegen, denjeni⸗ gen Schulkindern, deren Eltern eder Pormünder solches wünschen, au ßer der gewöhnlichen Schuljeit in 3 Privatstunden wöchentlich Unter— richt in der Dentschen Sprache zu ertheilen. Diejenigen Lehrer, welche derselben hinreichend kundig sind, haben gegen eine annoch näher zu bestimmende Vergütung ve 1. Jannar 1811 an damit den An— fang zu machen. . Zukunft ist aber den Lehrern an den gedachten Schnlen die unentgeltliche Ertheilung dleses Unterrichts bel ihrer Anstellung aufzuerlegen, und jeder Schullehrer, so wie jeder Se minarist, welcher als Unterlehrer oder Gehülfe an einer dieser Distrikts— Schuten angestellt, oder zu einer solchen versetzt zu werden wünscht, hat in der von dem beikommenden Probsten mit ihm anzusiellenden Prüfung nachzuweisen, daß er der Deutschen Sprache so kundig ist, um im Lesen und Schreiben derselben Unterricht ertheilen zu kön nen. — Indem Wir Ew. Liebden und Euch Vorstehendes zu erkennen geben, gesinnen Wir an Dieselben gnädigst und befehlen Euch Aller gnädigst, dieses Unser Allerhöchstes Restript in den berressenden Di— strikten Unseres Herjogthums Schleswig zur öffentlichen Kunde zu bringen und das darnach weiter Erforderliche wahrzunehmen. — Die Wir übrigens Ew. Liebden und Euch mit Königl. Propension und Gnade webhlbeigethan und gewogen bleiben. Gegeben in Unserer Königl Residenzstadt Kopenhagen, den 13. Mai 1810.
(Gez) Christian R.“
Deutsche Bundesstaaten.
Dresden, 21. Mai. (L. 3.) Heute Nachmittags halb 6 Uhr empfing die neugeborne Prinzessin die heilige Taufe durch den Vischof Mauermann, wobei ihr die Namen: Margarethe Karoline Friederike Cäcilie Auguste Amalie Josephine Elisabeth beigelegt wurden.
— — Gotha, 24. Mai. Es ist hier folgende von den Vorständen der Britten Versammlung Deutscher Philo— logen, dem Geheimen = . Fr. Jacobs und dem Professor 5. Rost, unterzeichnete Bekanntmachung erschienen: Nachdem in der zweiten Versammlung Deutscher Philologen zu Mannheim im vorigen Herbste Gotha fuͤr dieses Jahr als Ort der Zusam— menkunft gewahlt und von Sr. Durchlaucht dem regierenden Herrn Herzog zu Sachsen⸗Koburg⸗-Gotha dieser Wahl die hoͤchste
Fuͤhrung der Geschäfte Ernannten, die Ehre, die Lehrer an Unt versitaͤten und gelehrten Schulen und alle Freunde der Alter— thums⸗Wissenschaften hierdurch zur Teilnahme an dieser dritten Versammlung einzuladen. Zugleich erbieten sich dieselben, für alle Theilnehmenden, welche bei ihrer Ankunft in Gotha bequeme Wohnungen vorzufinden wünschen und diesen Wunsch bis zum
erste Präliminar-Sitzung wird den 29. September stattfinden. Ueber die Vorträge, welche die Herren Theilnehmer in den ffent— lichen Sitzungen zu halten geneigt sind, erbitten wir uns einige vorlaͤufige Nachricht.“ .
Oe sterreich.
Wien, 22. Mai. Aus Agram ist die Anzetge hier einge— aangen, daß der Geheime Rath, Banus und oberster Lander⸗ Capitain von Eroatien, Dalmatien und Slavonien, kommand!⸗ render General in der vereinten Banal⸗Warasdiner⸗Karlstadter⸗ Gränze, Feldmarschall⸗LZieutenant Freiherr von Vlasits, Inhaber des Ulanen⸗ Regiments Nr. 2 und der Gränz-Infanterie⸗Regi—⸗ menter Nr. 10 und 11, gestorben ist.
Wien, 23. Mal. Ihre Majestaͤten der Kaiser und die Kaiserin haben am 21. Mal die Hofburg verlassen, und Aller⸗ höchstihren Land⸗Aufenthalt in dem Lustschlosse Schönbrunn ge— nommen.
Schweiz.
Schaffhausen, 22. Mat. (Bas. 3.) Wie man von zu— verlässiger Hand vernimmt, hat sich aus der vom Kirchen ⸗Rath in Auftrag des Regierungs⸗Raths angefangenen und von Letzte⸗ rem fortgesetzten und beendigten Untersuchung und Zeugen Ver⸗ nehmung in Betreff der e gr rochenen Angelegenheit des Hern Antistes und Dr. Hurter kein hg ans ergeben, wodurch dle 23 ihn ausgestreüten Gerüchte als gegruͤndet befunden worden waren. —
Spanten. Madrid, 16. Mai.
Draa zum General, Capltam der Philippinischen Inseln und der
Gouverneur nach Puerto Rieo begeben. .
Der Marquis von Espeja, Senator, General ⸗ Major der Spanischen Armee und ehemaliger Botschafter in Paris, ist vor⸗ gestern hier gestorben. 1 *
Der Herzog von Vitoria hat dem Ministerium seine Zufrie= denheit mit dem gegen das Journal „la Nevolucion“ erlassenen Verbot zu erkennen gegeben. . .
Die Entlassung des Generals Villalebos als General⸗Capi⸗ tain von Madrid und Inspecteur der National- Garde ist ange—
Erpeditions⸗ Chefs ernannt worden.
nommen und der General Figueras interimistisch zum General—
ist, soll fünftig in allen Regierungs- und Rechtssachen die Dänische
Rechtssachen der Dänischen Sprache ju bedienen. Diejenigen Beam welche der Dänischen Sprache
hinlänglich mächtig sind, haben mit dem Gebrauch dieser Sprache Dini ⸗ Letzterer in Urlaub 3 p 8 der sich mit Dr. Scholl schon einige Wochen hier aufhält Unserer Allerböchsten Bererdnaugen und der Kollegial⸗Patente in Zu⸗ d mt Scholl schon einig ch .
Genehmigung ertheilt worden ist, haben die Unterzeichneten, zur
6. September zu erkennen geben, dergleichen zu besorgen. Die
General Espeleta zum zweiten Befehlshaber daselbst ernannt wor, den. Es heißt auch, der General Mendez Vigo werde sich als
Capitain der Hauptstadt ernannt worden. Man sagt, dieser Po⸗ sten sey dem General Leon zuzedacht, dagegen werde der . eines Inspecteurs der National⸗Garde dem Herzog von Vitoria reservirt bleiben. ö
Saragossa, 16. Mai. Nachrichten aus Aleañiz und Mon⸗ royo zufolge, ist es zwischen Cabrera's Truppen und dem Nach⸗ trab von Zurbanos Corps auf den Höhen bei Morella zu einem leichten Gefechte gekommen, das indeß zu keinem Resultat gefuhrt hat. Ein Angriff der Karlisten auf das Dorf Calaceite war von der National⸗Garde abgeschlagen worden.
Griechenland. t
Athen, 12. Mai. (A. 3.) Ihre Majestäten verließen am dten d 7 Hauptstadt, um mit dem Dampfschiffe „Otto“ nach dem Isthmus von Korinth zu fahren. Von dort unternehmen die Majestaͤten eine Landreise in den Peloponnes, die sich auf einen Monat erstrecken dürfte. In dem Gesolge besinden sich Professor r. Roß und Architekt Hansen. Der Königliche Zug bei einer solchen Reise ist stets interesfant, da er aus einem gro— ßen Gefolge nebst 66 bis 79 Saumthieren, von einer starken be⸗ rittenen Militair⸗Eskorte begleitet, besteht. . x
Mit dem heutigen Oesterreichischen Dampsschiffe verläßt uns der Königl. Bayerische Gesandte, Graf Waldkirch und der Pren= ßische Minister⸗ Resident, Herr von Brassier de St. Simon; Der beruͤhmte Archäolog Ottfried Muller,
mit Letzterem ebenfalls eine Reise nach dem Peloponnes unter⸗ nommen. ꝛ
Der vom Minister Zographos dem Könige zur Unterzeich; nung vorgelegte Freundschafts- und Handels Traktat zwischen Griechenland und der Pforte wurde von Sr. Majestat nicht genehmigt. Derselbe enthält Punkte, die zum großem Nach theile fur das neue Hellenische Reich gereichen wurden. Unsere Zeitungen fallen arg über Herrn Zographos her, und man spricht schon von seiner Entlassung.
Athen, 12. Mai. (L. A. 3.) Den fast ausschließenden Gegenstand der offentlichen Unterhaltung bildet der Freundschafts‘, Schifffahrts, und Handeis-Vertrag mit der Pforte. Es ist schwer, die Stimmung zu beschreiben, welche sich gegen Herrn Zographos im Publikum ausspricht, seit durch die Journale der Text dieses Vertrages zur Oeffentlichkeit gebracht ward. Die Hauptklagen richten sich gegen die den Tuͤrkischen Gerichten eingeräumte Ju— risdiction ber die in dem Tuarkischen Reiche sich aufhaltenden Griechischen Unterthanen, gegen die Bestimmungen hinsichtlich
der Kaͤsten⸗Schifffahrt, der gegenseitigen Auslieferung flüchtig ge— wordener Unterthanen und des Verbots der Entäußerung seiner
Nationalität. Letztere Bestimmung scheint die Griechen am mei sten verletzt zu haben, indem sie dieselbe unvereinbar finden mit der Zukunft der Griechischen Nation.
Serbien.
Von der Serbischen Gränze, 16. Mai. (E. A. 3.) Nach Berichten aus Belarad vom 15. Mai hat die seit dem 21. April begonnene blutlose Reaction in Serbien bis heute, au⸗ Fer der Entfernung aller Feinde des alten Fuͤrsten Milosch vom Staatsruder, noch keine weiteren Folgen gehabt. Die von der Partei des Fuͤrsten Milosch angeworbenen Insurgenten, ungefähr 1200 an der Zahl, standen am 11. Mai noch in Topcedere, eine Stunde von Belgrad. Fuͤrst Michael hatte einen Courier nach Konstan⸗ tinopel geschickt, um dem Divan die Forderungen derselben, die in nichts Geringerem, als der Ruͤckkehr des alten Milosch unter dem Titel eines Vormundes bestehen, anzuzeigen. Indessen hat sich seit dem 8. Mai die Anzahl der Insürgenten nicht vermehrt, und in Belgrad ist man in Folge der Haltung des Pascha's und des Nussischen Konsuls ruhiger.
T. ü rhei.
Konstantinopel, 6. Mai. (W. 3.) Die Psorte hat den aus Adrianopel hierher berufenen abgesetzten Gouverneur, Nastz Pascha, vor eine Untersuchungs⸗Kommission gezogen. Er hatte die Tuͤrkische Bevölkerung von Adrianopel gegen die Chri— sten gereizt und das Geruͤcht ausgestreut, daß ein Iman, der ermordet gefunden ward, von den Griechen erschlagen worden sey.
Der Franzoͤsische Botschafter, Graf Pontois, hat dem Sul—⸗ tan prachtvolle Geschenke im Namen seines Monarchen uͤber⸗ reicht. Sie bestehen aus Vasen und kostbaren Stoffen aller Art Graf Reculos hat sie im Serail uͤbergeben.
Nach Berichten aus Aleppo vom 26. April war Ibrahim Pascha in Marasch und setzte seine Ruͤstungen fort.
Syrien.
Aus Alexandrien wird (in der Allg. Ztg.) gemeldet, daß auf das energische Einschreiten des Oesterreichtschen Konsuls Meh⸗ med Ali den Befehl nach Damaskus ergehen ließ, daß die Un— tersuchung gegen die des Mordes an dem Pater Thomas ange— klagten Juden nicht mehr nach der älteren Prozeßform geführt werden solle. Der Vice⸗König unter sagte den Richtern jede ser⸗ nere Anwendung von körperlichen Zwangsmitteln zur Erpressung des Geständnisses und gebot ihnen, in dem menschlichen und auf⸗ geklaͤrten Geiste zu verfahren, den der Hatti⸗Scheriff von Guüͤl— hane athmet. Der Franzoͤsische Konsul, Graf Ratti- Menton, scheint zu der harten Behandlung, der die armen Juden unter— worfen worden, viel beigetragen zu haben. Die zweimalige An—⸗ wendung der Tortur soll auf Veranlassung desselben stattgefunden haben. — In Syrien sieht es unruhig aus. Man sieht einer neuen Erhebung der Drusen entgegen.
. — — Lyk, 22. Mai. Ihre Majestäten der Kaiser und die
Kaiserin von Rußland werden am 2sten d. M. in Prajewo di niren, in Lomza übernachten und am 28sten d. M. in Pultusk
zu Mittag eintreffen. Ueberall sind die erforderlthen Anordnun—
zen zum Empfange der hohen Reisenden getroffen worden. . Der General Don Antonio Maria . j Alvarez ist zum GenerabCapitain von Estremadurg, der General
— — Thorn, 24. Mai. Gestern früh um 9 Uhr fing die Weichsel hier wieder an zu steigen, sie erreichte bis 9 Uhr Abends die Höhe von 10“ 6“. Wahrend der Nacht ist dieselbe nur um 2“ gestiegen, indem die Hohe heute 9 Uhr fruͤh nur 16 8* betrug.
— — Chodziesen, 20. Mai. Der 15. Mai, der Jahres ⸗ tag der 25jhrigen Wiedervereinigung der Provinz Posen mit dem Preußischen Vaterlande, wurde im Kreise Chodziesen durch eine aus treuer patriotischer Gesinnung hervorgehende, erhebende Feier festlich begangen. Nachdem in der Kreisstadt Chodziesen, die dort mit höherer Genehmigung versammelten und in Parade aufgestellten Wehrmänner ersten Aufgebyts, durch den Rittmeister von Zacha auf Strelitz⸗Chodziesen mit einer kräftigen patriotischen Anrebe begrüßt worden waren, und ein feierlicher Gottesdienst,
=
uerst in der katholischen und dann in der evangelischen Pfari⸗ rche die Wehrmänner, die Kreisstande, die Behorden, die Geist— lichkeit beider Konfessionen und einer sehr zahlreichen Versamm lung gemeinsam zu einer patriotischen Andacht vereint hatte, mar⸗ schirten die Wehrmänner nach dem Schloß Chodziesen, wo sosche vor einem mit bluͤhenden Orangen besetzten und der Buͤste Sr. Majestät des Königs geschmuͤckten Weih-Altare ein Viereck bilde⸗ ten, in dessen Mitte die Kreisstände unter Führung des Kreis— Landraths und 25 zu dieser Feier berufenen, im Kreise wohn hafte, huülfsbeduͤrftige, moralisch würdige und verdiente Krieger aus den Jahren 1813, 11 und 13 sich ausstellten. Der aus Posen hierher geladene Herr Divisions-Prediger Niese richtete begeisternde und erhebende Worte an die Versammlung, und es wurde demnach ein von den Kreisständen in großherziger Vater— landsliebe einstimmig votirtes Ehrengeschenk von 306 Rthlr. an die vorerwähnten Krieger aus jener denkwürdigen Zeit vertheilt. Hierguf wurden die Wehrmänner in einem geräumigen dekorir⸗ ten Lokale durch Herrn von Zacha festlich bewirthet. Sr. Ma— sestät dem Könige, Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen und dem Königl. Hause, dem Vaterlande und der Landwehr wurden mit hoher Begeisterung patriotische Toaste dargebracht. Abends war die Stadt festlich erleuchtet. In gleicher Art und Weise ist in den Städten Schneidemuͤhl, Samoczyn und Margonin der 15. Mai e. festlich begangen worden, und haben auf Bitte des Herrn von Zacha patriotisch gesinnte Männer die Leitung dieser Festlichkeiten freundlichst übernommen, und im Auftrage des Fest— gebers die übrigen Wehrmänner ersten Aufgebots des Kreises, zusammen 600 Mann, sestlich bewirthet. Auch jene Städte wa—
ren freiwillig festlich erleuchtet und alle Gemuüͤther der gesammten Bevölkerung durchdrang ein reges Gefuͤhl patriotischer Begeiste— rung und treuer Ergebenheit für König und Vaterland.
Versuch einer üͤbersichtlichen Darstellung der außer— deutschen Sprachverhältnisse im Volksleben des Preußischen Staats.
In keinem der großeren europaischen Staaten ist die Sprache, worin die offentlichen Angelegenheiten vor den obersten Regie— rungs⸗Behoͤrden verhandelt werden, die Muttersprache der sämmi— lichen Einwohner. Selbst solche Staaten, deren Landbesitz schon seit mehr als einem Jahrhundert aus einem größtentheils durch
natuͤrliche Graͤnzen umschlossenen Gebiete besteht, enthalten neben
der vorherrschenden Nation noch zahlreiche Voöͤlkerstämme, worin eine ganz abweichende Volks-Sitte scharf ausgeprägt, und nament— lich auch durch eine Sprache bezeichnet ist, welche sich nicht bloß als besondere Mundart von der Sprache der Regierung unter— scheidet, sondern aus einer derselben durchaus fremden Wurzel stammt. So leben in der pyrenäischen Halbinsel die Basken, in
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gemeinen Leben gewohnlich vorkommt, noch hinreichend verstehen; und in den untern Ständen beschräͤnkt sich . 9 — Deutschen auf einige oͤfter vorkommende Worte, auch sast nur auf die Männer im jugendlichen und mittlern Alter. Von die, sem Aeußersten aus, schreitet in andern Gegenden die Verbrei— tung der deutschen Sprache neben der außer seutschen Ur sprache derselben Stufenweise fort; weiterhin wird dieselbe sogar über, wiegend; und endlich erhält nur das fromme Andenken an die Vorfahren noch einen kleinen Ueberrest ihrer Sprache. In eini— gen Ortschaften wird in Folge einer solchen Pietat noch in nicht deutschen Sprachen gepredigt, obwohl dieselben im gemeinen Ver, kehr nicht mehr gebräuchlich sind, und sich nur kuͤmmerliche Ueber— bleibsel davon als Vermächtniß geachteter Ahnen im Familien. leben fortpflanzen. ;
Fuͤr Verwaltungs“ und selbst für Bildungszwecke bleibt es vollkommen hinreichend, wenn jeder Mann das in deutscher Sprache mit Leichtigkeit verstehen kann, was ihm seiner Bildungs stufe nach, verständlich zu machen ist: Ortschaften, worin dies der Fall ist, sind in diefer 23 ng für deutsche zu achten, wenn auch neben der deutschen Sprache noch eine andre allgemein verstanden und selbst geläufig gesprochen wird. Aber die Behoͤr— den fassen in ihren Berichten uͤber die Sprachverhaltnisse ihres Verwaltungsbezirks zuweilen auch eine ganz andre Ansicht auf: nach dieser n d del die Abstammung so lange uͤber das Sprach⸗ verhältniß, als die nicht deutsche Sprache sich dadurch noch neben der deutschen erhäͤlt. Kolonien gelten alsdann noch immer fort fuͤr nicht deutsche, wenn sie auch seit einem Jahrhunderte unter deutschen Umgebungen bestanden, längstens die deutsche Sprache sich angeeignet und neben derselben nur einige Kenntniß ihrer an—
Einzelne Personen fremden Stammes werden sogar wohl noch als einer fremden Sprache angehoöͤrig verzeichnet, obwohl sie, mit, ten unter Deutschen lebend, sich unvermeidlich deren Sprache aneignen.
preußischen Staats, deren Muttersprache das Deutsche nicht ist, besteht aus solchen, welche daß Polnische in verschiedenen Mund—
arten sprechen. Die Hauptmasse derselben enthält das Großher—
zogthum Posen, dessen ganze Bevölkerung urspruͤnglich aus Po—
len bestand, neben welchen sich jedoch so viel Deutsche angesiedelt haben, daß diese jetzt wahrscheinlich ein Drittheil der ganzen Be— völkerung betragen. Eine sehr betrachtliche Einwanderung von Deutschen erfolgte schon vor mehr als zweihundert Jahren, bald nach dem Anfange des 20jährigen Krieges. Die große Mehrzahl der deutschen Bewohner Schlestens war zum evangelischen Glau— bensbekenntnisse uͤbergegangen, und hatte an dem Aufstande der
Böhmen Theil genommen, womit jener langjährige Krieg begann.
Frankreich Basken in Navarra, Bretons an der unteren Loire
und Deutsche in Lothringen und im Elsaß; in Großbritanien Waliser und Bergschotten. Familie allmaͤlig zusammengebracht und zum großen Staate ver— einigt wurden, ist Einheit der Sprache des Volks noch weniger
zu erwarten. So vereinigte das erlauchte Haus Habsburg mit
großen deutschen Besitzungen slavische Voͤlkerschaften sehr ver— chtedener Mundart, Magyaren und Welsche. Auch im preußi— schen Staate sind mit der deutschen Hauptmasse desselben Völ—
kerschaften vereinigt, deren Stammverschiedenheit noch heut durch die Fortdauer der Sprachverschiedenheit im Andenken erhalten
wird. Namentlich sind hier drei aus eigenthuͤmlichen Wurzeln stammende Sprachen, die litthauische, die slavische in mehreren Mundarten und die wallonische neben der deutschen noch im Munde des Volks. Diejenigen Landestheile, worin diese dem Deutschen fremde Sprachen noch im gemeinen Verkehr gebraͤuch— lich sind, können zwar leicht übersichtlich angegeben werden; auch das Verhältniß, worin sich die besondere Sprache derselben zur deutschen besindet, läßt sich im Allgemeinen noch ziemlich leicht bezeichnen: aber durchaus unsicher bleibt jeder Versüch, in bestimmten Zah, len anzugeben, wie viel Einwohner einer jeden dieser Sprachen angehören. Der preußische Staat ist nicht allein in der bei wei— tem Üüberwiegenden Mehrheit seiner Einwohner ein deutscher, son— dern seine Regierung ist auch wesentlich eine deutsche: der Staats⸗ rath, das Staats Ministerlum, überhaupt alle oͤbersten Landes, Behörden fuͤhren ihre Verhandlungen unter sich und mit den ih— nen zunächst untergebenen. Kollegien und Beamten in deutscher Sprache; in derselben werden auch alle allgemeinen Gesetze, Ver— ordnungen und Kabinets⸗Befehle durch die Gesetz Samm—⸗ lung amtlich bekannt gemacht; auch das Kommando im Heere ist deutsch. Eben deshalb, und uͤberhaupt wegen des weit uͤberwiegenden Bedurfnisses der großen Mehrheit der Einwohner, werden auch die Lehrvorträge auf sämmt— lichen Landes⸗Universitaͤten und in allen hoöͤhern Bildungsanstal— ten in der Regel nur deutsch abgehalten; und ee e e, uf in einem oͤffentlichen Amte, wozu verfassungsmäßig wissenschaftliche Bildung gehort, angestellt werden, wenn er nicht in Rede und Schrift der deutschen Sprache geläufig maͤchtig ist. Zwar sucht die Regierung sorgfaͤltig zu verhindern, daß irgend einer ihrer Untergebnen ob seiner Unkenntniß der deutschen Sprache Nach— theil erleide; sie läßt in den nicht deutschen Volkssprachen Got— tesdienst halten, richterliche und polizeiliche Handlungen verrich— ten, Verordnungen bekannt machen und Elementar-Unterricht er⸗ theilen: aber es liegt außer den Gränzen ihrer Macht, denjeni⸗ gen alle Vortheile der hoöͤhern deutschen Bildung zu gewähren, welche der Mittel, sich dieselbe anzueignen, sich nicht bedienen wollen oder konnen. ;
Unter solchen Verhaltnissen besteht im preußischen Staate keine Ortsgemeinde von einiger Erheblichkeit, worin nicht wenig⸗ stens einige Kenntniß der deutschen Sprache vorhanden wäre; bei Personen, welche zu den gebildeten Staͤnden gehoren, muß diese Kenntniß stets vorausgesetzt werden; gewerbliche Geschaͤfte von einigem Umfange sind schwerlich ohne dieselbe zu führen; und in alle, selbst die untersten Volksklassen bringt sie, bei der allgemei—⸗ nen Militärpflichtigleit, der Soldat aus dem dreijahrigen Dienste zurück. Mit einer solchen Verbreitung der deutschen Spracht bleibt es jedoch sehr vereinbar, daß andre Sprachen im Fami⸗ lienleben, und im Umgange der Einwohner des Orts oder der Gegend unter einander ausschließlich gebraucht werden, und daß Personen, welche diesen Kreis nicht üͤberschweiten, sich leidlich ganz ohne . der deutschen Sprache behelfen koͤnnen: Frauen Kinder und Greise befinden sich deshalb am meisten in dein Fal, nur allein ihre nicht deutsche Muttersprache zu verstehen: sehr verschieden ist jedoch das Maaß, worin die deutsche Sprache ne—= ben der Ursprache der Gegend gebräuchlich geworden ist. In einigen Landestheilen herrscht die nicht⸗deutsche Muttersprache der gestalt überwiegend vor, daß sie selbst in den höhern Ständen die ,. ist, und das Deutsche daher auch gebildeten
ersonen minder geläufig bleibt, obwohl sie sich vollkommen ver— saäͤndlich, wohl selbst ganz sprachrichtig, in Rede und Schrift darin auszudrücken wissen in den mittlern Ständen wörd es hier
den Eingebornen schwer, deutsch zu sprechen, obwohl sie, was im
Als dieser Aufstand nach der Schlacht bei Prag unterdruͤckt
wurde, flüchteten viele evangelischen Schlesier nach Polen, wo r die Grundherrn sie bereitwillig aufnahmen, weil sie den Vortheil de gier e
erkannten, der aus der Ansiedelung dieser gewerbfleißigen Fluͤcht= linge fuͤr ihre Besitzungen erwuchs. Langs der niederschlesischen
wund neumärkischen Graͤnze entstand hieraus eine Reihe fast ganz
von Deutschen bewohnter Städte, deren Hauptgewerbe das We—
ben wollner Tuͤcher war, womit ein ausgebreiteter Handel durch 3. ganze polnische Reich und bis in die Ukraͤne betrieben wurde. Auch
ließen viele dieser Fluͤchtlinge sich auf dem Lande nieder, wo sie hauptsaͤchlich bewaldete, bisher fast nutzlose Flächen urbar machten, und kleine Landgüter anlegten, deren Be— nennung Holländereien wohl nur aus ihrer Bezeichnung als
ist. Religions⸗Bedruͤckungen welche auch spaͤter noch, wenn auch minder gewalisam, bis zum Jahre 1740 in Schlesien vorkamen, vermehrten noch allmaͤhlig die Zahl dieser Deutschen Ansiedler. Als im Jahre 1772 mit Westpreüßen auch ein Theil von Groß— polen unter der Benennung Netzdistrikt fuͤr den preußischen Staat erworben wurde, mehrte sich in diesem Landestheile die Zahl der
einwandernden Deutschen schnell durch zahlreiche Ansiedelungen in
den entwaͤsserten Ländereien läwnwgs der Netze, durch Ansetzung deutscher Handwerker in den Städten, und durch die Noihwen ⸗
digkeit, die Verwaltung der Polizei, des Finanzwesens und der Justiz in den alten Provinzen gebildeten Veamten zu uͤbertragen, weil nur sehr wenige der Eingebornen faͤhig und geneigt waren, dieselbe im Geiste der preußischen Regierung zu fuͤhren. Ganz aus gleichen Grunden erfolgte noch eine beträchtlichere Einwande—⸗ rung von Deutschen, als im Jahre 1793 unter dem Namen Suͤdpreußen, neben weit ansehnlichern seit 1807 wieder verlornen Bezirken, auch derjenige Theil Großpolens unter preußische Lan— deshoheit kam, welcher jetzt mit dem größten Theile des Nekz— distriktes das Großherzogthum Posen bildet. Diejenigen Theile des preußischen Staats, woher die deutschen Einwanderer in den Netz distrikt und nach Suͤdpreußen kamen, sind groͤßtentheils bei⸗ nahe ausschließlich, und außerdem doch bei weitem überwiegend von evangelischen Glaubensgenossen bewohnt: die Deuischen, welche sich im jetzigen Großherzogthum Posen anstedelten, gehör—= ten demnach in neuern Zeiten eben sowohl, wie in den altern, in der Regel auch zur evangelischen Kirche. Die zahlreiche Ju⸗ denschaft des Großherzogthums ist zwar seit Jahrhunderten schon dort ansäßig, und als eingeboren zu betrachten; sie versteht und spricht aber auch fast durchgaͤngig die deutsche Sprache neben der polnischen, wozu wahrscheinlich der Verkehr auf deutschen Messen und Maͤrkten, Anlaß gegeben hat. Nach der Zählung zu Ende des Jahres 1837 enthielt das Großherzogthum Posen mit Aus— schluß des Militärs roͤmisch⸗katholische Christen 739,527 evangelische Christen 314, SJ der griechischen Kirche Angehörige. 33 Mennoniten 1 7a, 19
zusammen .. 1, 158, 608 — 2
Schon hieraus wird es wahrscheinlich, daß mehr als ein Drittheil der Einwohner des Großherzogthums Posen theils aus deutschen Ansiedlern und deren Nachkommen besteht, theils doch das Deutsche geläufig spricht. Bestimmter ergiebt sich dieses noch aus nachstehender Uebersicht, welche auf den Grund einer von den Königlichen Regierungen zu Posen und Bromberg gegebenen Nachweisung angelegt ist. Sie bezieht sich auf die Zählung zu Ende des Jahres 1831, welche mit Ausschluß des Militärs ergab Einwohner uͤberhaupt... 1,016, 180 wovon das Polnische als Muttersprache sprechen sollen 603, 374
und demnach als Deutsche zu betrachten wären NN Hiernach wurden also unter einer Million Einwohner durch⸗ schnittlich sein ⸗
1 123, 125 oder es wären von der ganzen Bevölkerung beinahe drei Sieben⸗
gestammten Sprache als frommes Andenken beibehalten haben.
Der bei weitem groͤßte Theil derjenigen Einwohner des
nur derjenige Theil der Einwohner begriffen, welchem man sich allein in polnischer Sprache verständlich machen und der daher auch nur in polnischer Sprache Religions- und Elementar Unter⸗ richt empfangen kann. Dieser Theil der Einwohner ist aber offen⸗ bar geringer als derjenige, welcher viel geläufiger polnisch als deutsch spricht, und dessen Sprache im Familienleben deshalb auch die polnische ist. Sofern demnach deutsche und polnische Natie⸗ nalbildung hier unterschieden werden soll, wird es mit Wahrschein⸗ lichkeit bei der Annahme verbleiben, daß wenigstens ein Drittheil der ganzen Bevoͤlkerung des Großherzogthums, jetzt fur eine deutsche anzunehmen ist.
Das Verhaͤltniß der deutschen Bevölkerung zu der polnischen der Zahl nach, ist indessen in den einzelnen Theilen der Provinz —— sehr verschieden. Bei weitem uͤberwiegend ist die Zahl der Polen in demjenigen Theile der Provinz vom Goplosee bis an Oberschlesien, welcher zunächst an das jetzige Königreich Polen zen Dagegen uͤberwiegt die Zahl der Deutschen in demseni— gen Theile derselben, welcher zunächst an der Graͤnze der Neu— mark und der näͤchstbenachbarten Kreise Niederschlesiens und Wes⸗— preußens liegt. Die zwischen diesen beiden Theilen der Provinz liegenden landräthlichen Kreise bilden den Uebergang von den einen Verhaͤltnisse zum andern mit denjenigen Abänderungen, welche die Eigenthuͤmlichkeit ihrer Lage erzeugt. Nach den An—⸗ gaben beider Regierungen ergab die Zahlung zu Ende des Jah⸗ res 1831
in den Kreisen Polen Mogilno, Gnesen, Wongrowiz, Wreschen, Schrodda, Pleschen, Adelnau und Schildberg zusam— 257633 69, 606
Deutsche uberhaupt
306,77 S1, 090 Samter, Obornick und Inowraclaw
Krotoschin und Kroͤben ...... Posen mit der Hauptstadt .... Schubin, Bromberg und Wirssiʒ Chodziesen, Czarnikau, Birnbaum Meseritz, Bomst und Fraustadt
Summe fuͤr die ganze Provinz wie vorhin 603, 370 443,106 1, 06,130
94, 741 6hö5, 905 29, 962 41, 331
150,
44,193
Haulaändereien durch das Abholzen der Waldungen entstanden
Hiernach befanden sich durchschnittlich unter 10,65 Einwoh— nern hier als Polen angegeben in den Kreisen Mogilnow, Gnesen, Wongrowiz, Wreschen, Schrodda, Ple⸗ schen, Adelnau und Schildberg k Schrimm und Rosten Buk, Samter, Obornick und Inowraclaw Krotoschin und Kroͤben Posen mit der Hauptstadt Schubin, Bromberg und Wirsiz 6 Chodziesen, Czarnikau, Birnbaum, Meseritz, Bomst und Fraustadt 98 Zunächst an das Großherzogthum Posen schließt sich nordwest derjenige Theil der Regierungsbezirke Marienwerder und Danzig, welcher westwaͤrts der Weichsel liegt. Der größte Theil dieses Landstriches bildete sonst die Woiwodschaft Pommerellen, wel einer der vier Hauptheile des bis zum Jahre 1772 unter pol nischer Hoheit verbliebenen Westpreußens war. Dazu sind sert 1807 diejenigen Theile des vormaligen Netzdistrikts gekommen, welche nach dem Frieden zu Tilsit unter preußischer Herrschaft verblieben: sie bilden jetzt die landraͤthlichen Kreise Krone und Flatow, wovon der erste ganz, der zweite aber bei weitem über wiegend t eutsch ist. Zu Pommerellen gehören die Kreise Schlo chau und Behrend, langs der pommerschen Gränze, welche auch
e Deutsche und nür wenig uͤber vier Siebentheile Polen. ehr wahrscheinlich ist indes unter der Benennung Polen hier
überwiegend von Deutschen bewohnt werden. Nordwärts schlie ßen sich hieran die Kreise Karthaus und Neustadt, worin die Bevölkerung gemischt, doch überwiegend polnisch ist. Ostwärts neben Behrend und Schlochau liegen die Kreise Stargard und Konitz, worin die polnische Bevölkerung die deunsche noch stärker und bei weitem uͤberwiegt. Die suͤdoͤstliche Spitze dieses Landes theiles bildet endlich der Kreis Schwetz, worin die Niederungen an der Weichsel besonders stark mit Deutschen besetzt sind, und worin daher die Zahl der deutschen Einwohner wiederum die Zahl der polnischen uͤbersteigt. Nach den Angaben der Regierungen zu Danzig und Marienwerder befanden sich zu Ende des Jahres
1831 unter den damals gezählten Einwohnern
in den Kreisen Polen Deutsche uͤberhaupt
6 37, 318 37,5 8
Flatow, Schlochau und Behrend 20,18 71,399 91,797
Karthaus und Neustadt 38, 165 26,239 6,39]
Stargard und Konitz 48,102 21,313 69, ils
Schwetz 14,510 27,150 41,660
in diesem Landestheile uberhaupt 20,975 183, 5639
Hiernach befinden sich in diesem Tandestheile unter 100,000 Einwohnern durschnittlich Deutsche 0, 286 Polen 39, 714
Es sind demnach noch uͤber drei Fuͤnftheile der Bevölkerun der deutschen und noch nicht ganz zwei Fuͤnftheile der polnischen Sprache angehsrig. Auf der Westseite der Weichsel befindet sixg in der Provinz Preußen noch die Stadt Danzig mit einem Tha ihres Gebiets, ein Theil des Kreises Marienwerder, und ein sehr kleiner Theil des Kreises Thorn: hiervon hat nur Marienwerder zum Theil polnische Einwohner, welche jedoch erst weiterhin in Anrechnung kommen koͤnnen, weil die vorliegenden Nachrichten eine Absonderung dieses Theiles des landräthlichen Kreises Ma rienwerder von dem ostwärts der Weichsel liegenden Haupttheile desselben nicht gestatten. ;
In der Naͤhe der Ostsee geht schon in Westpreußen die vol nische Siprache im Munde des Volks in den kasubischen Dialekt uͤber. In der Nachbarschaft dieser Gegend haben sich aber auch in der Provinz Pommern noch Kasuben erhalten. Sie befinden sich größtentheils in der Herrschaft Lauenburg, wovon die Grund herrlichkeit pfandweise schon im 17ten Jahrhunderte an das Haus Brandenburg kam, die Landeshoheit aber bis zum Jahre 1772 der Krone Polen verblieben war. Von hier aus haben sich auch Kasuben in den benachbarten Kreis Stolpe verbreitet. Die Re gierung zu Köslin gab indeß schon im Jahre 1827 die Zahl der Einwohner, fuͤr welche in beiden Kreisen noch der Gottesdienst ganz oder zum Theil in polnischer Sprache gehalten wurde, nur auf 4080 an: wahrscheinlich besteht auch kein Beduͤrfniß mehr, sich den Bewohnern dieser Gegend in einer andern, als der deutschen Sprache verständlich zu machen, und die kasubische Mundart wird hier in einer nicht mehr fernen Zeit allmaͤhlig ganz außer Uebung kommen.
(Schluß folgt.)
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607, 677
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