1840 / 152 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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. 3 Di oten bewohnt wurde. Die 4 * 33 wurden durch Flintenschüsse getsdtet. Der Gärtner und die Kinder sind —— Etwas weiter, auf der echten Seite der Straße, liegt ein Haus, welches der Verwaltung der Brücken und Chausseen gehört, ünd welches von einem Ober, Aufscher, einem Conducteur und 20 Arbeitern bewohnt war. Dei den ersten Flintenschüssen, die sich hoͤren ließen, traf Heir Stockheim, vormasliger Offizier der Fremden Legion und als Ober- Aufseher bei den Straßenbauten angestellt, die noͤthigen Vorkeh⸗ rungen, um sich den Arabern, deren Zahl sich auf etwa 100 be⸗ lief, zu wiedersetzen. Er hatte nur 2 Buͤchsen, ein Infanterie 2 und 23 Patronen. Das Gewehr gab er dem Brigadier

Sturm; die eine Buͤchse dem Ober⸗-Arbeiter Saviez und die weite behielt er selbst. Die Araber, denen es gelungen war, die lr den der unteren Zimmer . versuchten hinein zu klettern. Aber so wie einer der Angreifenden den Fuß auf die Fenster⸗Brüstung setzte, ward er mit einem Schuß zum un e Ruͤckzuge gensthigt. Dank der Kaltbluͤtigkeit des Herrn Stockheim und dem vorsichtigen Gebrauch, den er von seinen Patronen machte, dauerte . ungleiche Kampf beinahe wei Stunden. Seine Patronen waren verschossen, und es blieb ihm zur Fortsetzung des Widerstandes nichts übrig, als drei Ba—⸗ vonnette und einiges Handwerkszeug, als sich in der Ferne Fran⸗ zoͤsische Truppen zeigten, bei deren Anblick die Araber sich eiligst entfernten.“

Die Akademie der schoͤnen Kuͤnste hielt vorgestern eine außer⸗ ordentliche Sitzung zur Vertheilung der Preise fuͤr musikalische Compositionen. Den ersten großen Preis erhielt Herr Bazin aus Marseille, ein Schuͤler der Herren Verthon, Halévy und Dourlin. ]

Es heißt, Mlle. Rachel werde, und zwar ohne ihre Religion 9 ändern, den Sohn eines Deputirten, Andere sagen, einen der

edacteure des National“ heirathen. z

Toulon, 22. Mat. Den 9Hten d. waren das Franzsͤsische und Englische Geschwader, von Smyrna kommend, in Vurla vereinigt. Am 16ten wollte der Englische Admiral Malta ver— lassen und sich mit zwei Schiffen und einer Fregatte nach Neapel verfuͤgen.

Großbritanien und Irland.

London, 26. Mai. Der Geburtstag der Königin, der ei— gentlich vorgestern war, dessen Feier aber auf gestern verlegt wurde, ist sehr festlich begangen worden. Nachmittags war große Cour im St. James Palast, wo sich eine große Anzahl Perso⸗ nen einfanden, um Ihrer Majestät ihre Aufwartung zu machen. Unter den Equipagen zeichnete sich besonders die des Franzoͤsi⸗ schen Botschafters, Herrn Guizot, durch ihren Glanz aus. Abends war die Stadt illuminirt, und die Königin gab in Windsor ein roßes Diner, auf welches ein Konzert folgte, in welchem sich die . Dulcker und Ole Bull hören ließen. Auch verschiedene inister und hohe Staatsbeamte hatten Diners veranstaltet. Am Morgen hatte Prinz Albrecht in Begleitung des Her— ogs von Wellington und des Marquis von Angesey, im yde⸗ Park eine Musterung uͤber die ten, wobei Lord Hill dieselben kommandirte. Der Prinz war in Husaren⸗Uniform, sah eg wohl aus und wurde von der versammelten Volksmenge mit Zeichen des Beifalls empfangen.

Herzog von Wellington wohnte, vielleicht das erstemal bei einer solchen Veranlassung, dieser Parade nicht zu Pferde, son⸗ dern in einem Wagen hei. Der ministerielle Globe begleitet seinen Bericht uber die Festlichkeiten des gestrigen Tages mit fol⸗ gender Anzeige: „Die allgemeine Freude an diesem großen Na— tional Festtage wird durch die Mittheilung, weiche wir jetzt zu machen im Stande sind, und in Betreff weicher wir bereits vor einiger Zeit Andeutungen gegeben haben, wefentlich erhöht wer- den. Es jst keinem 6 mehr unterworfen, daß sich Ihre Majestaͤt in einem Zustande befindet, der die Hoffnungen aller ihrer loyalen Unterthanen durch Sicherung der Thronfolge in direkter Linie zu erfuͤllen verspricht.“

Der Belgische Gesandte, Herr Vandeweyer, ist mit seiner Gemahlin von Bruͤssel hierher zuruͤckgekehrt.

Lord Brougham wird heute wieder in London zuruͤck er— wartet.

Auch in Ludlow, so wie in Cambridge, haben die Tories den Sieg davongetragen; ihr Kandidat, Herr Botfield, erhielt dort 191, und sein Gegner, Herr Larpent, nur 160 Stimmen. Wären die Wahlen fuͤr diese beiden Orte nicht durch die drei— tägigen Debatten über die Erlassung der Wahlausschreiben ver— zögert worden, indem die ministerielle Partei 24 von neuem auf Vertagung antrug, und hatte nicht Herr Horsman, als er schon das Amt eines Lords des Schatzes angenommen und sich also einer neuen Wahl zu unterwerfen . noch im Unterhause mitgestimmt, so wuͤrde die Opposition bei der Stanleyschen Bill sogar eine Majoritaͤt von 6 Stimmen erlangt haben. Die

orning Po st macht bemerklich, daß die letzte Niederlage der 2 bereits die fuͤnfte sey, welche sie in dieser Session erlitten.

Die , in Bow⸗Street in Betreff der Ermor⸗ 1 Lord W. Russell sind gestern geschlossen worden; morgen soll Courvoisier wieder erscheinen. Man will bemerkt haben, daß er seit diesem letzten Verhsre ein bleicheres und angstlicheres Aus⸗ sehen bekommen hat. Während des Verhörs hat er indessen we— nig Bewegung gezeigt, und als die mit Blut befleckten Hand⸗ schuhe ihm vorgelegt wurden, nahm er ein durchaus gleichguͤltiges Wesen an und bäckte sich, am sie zu untersuchen, als wenn er sie nie zuvor gesehen härte. Der Verdacht gegen ihn ist nun fo stark geworden, daß man beschlossen hat, ihn vor Gericht zu ste, len. Er ist einstweilen von Bow-⸗Street wieder nach Totthill⸗ sields transrertirt worden. Eine Menge Menschen ist immer bei den Verhören vor dem Polizei⸗Amte versammelt.

Am Mittwoch Abend fand hier eine Versammlung der Ge⸗ sellschaft zur , eines dauernden und allgemeinen Frie— dens statt, wobei der Bericht uͤber den vorjährigen Erfolg der⸗ selben verlesen wurde. Man bedauerte darin den Krieg mit China, den unbeigelegten Streit uͤber die Graͤnzfrage in Ame⸗

rika, die kriegerischen 2 in der Tuͤrkei, Aegypten und e

Ostindien, die letzten 3. der Chartisten und die Ermordung des Missionairs John Willlams und seiner Gefährten auf einer der Südlee⸗Insein, während man uber die erfolgreiche Ausbrei= tung der Grundsätze der Gesellschaft in Amerika, Frankreich und der r seine Genugthuung aussprach.

Das 21iste Jahresfest der Gruͤndung der Mis⸗ sions⸗Gesellschaft fand am Mittwoch Abend in eterhall statt, wobel der Präsident die Unabhängigkeit der Kirchen⸗Ver waltung vertheidigte und die gegen eine solche Einrichtung vorgebrachten Einwürfe zu entkräften suchte. Aus dem uͤber die Wirksamkeit des Vereins erstatteten Berichte ging hervor, daß gegen waͤrtig 199 Missionatre beschaͤftigt sind, das Evangellum im Lande zu verbreiten, und daß man 139 Sonntagsschulen gegründet, in welchen 8500 Kinder unterrichtet werden.

Truppen * .

e 2 und

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enannte Dame Ka ellen sinꝰ ersffnet, so w ie Traktate reichlich vertheilt worden.

Die Einnahme der Gesellschaft im vergangenen Jahre betrug donz Pfd. St., die Ausgabe Ern Pfd. St.

Der „Great Western“ ist nach einer besonders zu Anfang stuͤrmischen Ueberfahrt von 114 Tagen am 23sten Abends mit 137 Passagieren und Kontanten zum Belaufe von 100,000 Pfd. St. am Bord in Bristol angekommen. Wie es heißt, hatten sich in NewYork noch etwa 100 Personen eingefunden, um die Ueberfahrt auf dem Schiffe zu machen, mußten jedoch wegen mangelnden Raumes zuruͤckgelassen werden. Mit dem „Great Western“ sind sieben Baumwollen Pflanzer aus den fuͤdwestlichen Staaten der Union eingetroffen, welche man engagirt hat, um in Ostindien Anweisung zum Anbau und zur Benutzung der Baum— wollen . Staude zu ertheilen. ö.

Nach den Berichten des Londoner Korrespondenten der Börsen⸗-Halle vom 27. Mai Morgens, ist der in der Sitzung des Unterhauses vom Tage zuvor gestellte abermalige Antrag der Herrn Villters, daß das Haus sich in einen Ausschuß verwan« deln möge, um die Getraide-Gesetze in Berathung zu ziehen, mit 209 gegen 177, also mit einer Majorität von 23 Stimmen verworfen worden. Da die schlechte Witterung und die schlimmste Voth der niederen Volksklassen vorüber ist, so war ein solches Resultat dieser Motion um so mehr vorauszusehen.

Dänemark.

Kopenhagen, 25. Mai. Se. Majestaͤt haben dem Kron prinzen den Vice⸗Admirals⸗-Charakter beigelegt.

Am Uten starb hierselbst Professor Munck af Rosenschoͤld in einem Alter von 63 Jahren. Schweden hat in ihm einen seiner geschicktesten Aerzte und zugleich einen vielseitig gebildeten, ausg ezeichnet geistreichen und hochbegabten Mann verloren, der auch als Adels⸗Deputirter auf mehreren Reichstagen gewirkt hat.

Die hier angekommene Schwedische Staatstidning enthält folgenden Artikel: „Die Zusammenkunft der Naturfor— scher aus den drei nordischen Reichen Schweden, Norwegen und Daͤnemark, welche voriges Jahr in Gothenburg gehalten wurde und dieses Jahr in Kopenhagen in der Mitte des Juli gehalten werden sollte, wird statt dessen den 3. Juli stattfinden, da der König von Dänemark, welcher an derselben Theil zu nehmen wuͤnscht, zu der erstgenannten Zeit eine Reise nach seinen Deut— schen Provinzen vorzunehmen gedenkt.“

Se. Majestaͤt haben befohlen, daß die Kosten zur silbernen Hochzeits- Feier (auf 70,060 Rbthlr. veranschlagt) aus Ihrer Privat ⸗Schatulle bezahlt werden sollen.

Deutsche Bundesstaaten.

Dresden, 30. Mai. Die dritte Deputation der ersten Kammer hat in ihrem Berichte uber den Eisenstuckschen Antrag, die Hannoversche Verfassungsfrage betreffend, vorgeschagen, den Anträgen der zweiten Kammer sub 1 und sub 2 4. (Vergl. St. 3. Nr. 48) nicht beizutreten, schlaͤgt aber vor: in einer ständischen Schrift darauf anzutragen: „die hohe Staats Regierung wolle sich fuͤr die Wiederherstellung der durch den Bundes-Beschluß vom 14. November 1816 genehmigten Geschaͤfts-Ordnung der Bundes ⸗Versammlung, durch welche die Bekannimachung der Bundestags ⸗Verhandlungen durch den Druck als Regel festgesetzt war“, und: „fuͤr die Einsetzung eines die Stelle der ehemaligen Deutschen Reichsgerichte vertretenden unparteiischen und Vertrauen erweckenden Bundes staats / Gerichtshofes welcher nach dem In— halte des Artikel 53 der Wiener Schlußakte befugt wäre, nicht

allein von Staände⸗Versammlungen, sondern auch von allen ande—

ren Betheiligten, 2 B. von Corporationen und selbst von einzel— nen —ᷣ— beschm o den über Aufhebung der Landes, Ver— fassung anzunehmen und rechtskräftig daruͤber zu entscheiden“, bei der hohen Bundes⸗Versammlung zu dem, ihrem Ermessen nach, fuͤr einen gewierigen Erfolg guͤnstigsten Zeitpunkt, kraͤftigst ver— wenden.

Dresden, 27. Mai. (L. A. 3.) Nachdem in der gestri— gen Sitzung der zweiten Kammer die Berathung uͤber den Re⸗ chenschafts⸗Bericht auf die erste Finanz⸗Periode nach Einfuͤhrung der Constitution stattgefunden, beschäftigte sich dieselbe heute mit dem Gesetz⸗Entwurf über das Maß und Gewichts. Wesen. Der Rechenschafts- Bericht weist bei der Einnahme eine Differenz, d. h. eine Mehr Einnahme von 37 7,067 Rtihlr. 1 Gr. 7 Pf und incl. der weggelassenen zää, 509 Rthlr. 22 Gr. Justiz mts Sporteln und 60,000 Rthlr. Elbzoll, von uͤberhaupt 3,568 Rtihlr. 9 Gr. 7 Pf. nach. Vei der Ausgabe dagegen ergießt sich eine Ersparniß von zl0, 966 Rthlr. 135 Gr. 1 Pf, obgle⸗ bei den Etats unter 11 (Pensions-Etat), 1 (Bau,Etat) und ! (Re— serve ⸗Fonds) eine Ueberschreitung der , 165,955 Rihlr. 81, Pf. stattgefunden hat. Ersparni e sind in jedem einzelnen Departement gemacht worden; dies mag wohl auch hauptsaͤchlich der Grund gewesen seyn, weshalb die Kammer alle Ueberschreitungen der bewilligten Budgetsaͤtze genehmigte. Eine wirkliche Debatte rief nur Po. S6) hervor, tobe die Re⸗

ierung, ohne Bewilligung der taͤnde, eine Summe von G, 235 Rthlr. 21 Gr. S Pf. auf die Reparatur des Hängewerks am Hauptdache der hiesigen katholischen Kirche verwendet hatte. Der Abg. Wieland wollte, daß diese nicht vorher bewilligte Ausgabe auch nicht nachträglich genehmigt werden solle, weil dadurch die Parität zwischen den verschiedenen Religions Parteien verletzt werde und die katholische Kirche nicht Staats-Eigenthum sey. Ihm schlossen sich die Abgeordneten Braun und Klinger an, Lon welchen der Erstere ein Regierungs⸗Dekret von 183 mittheilte, aus welchem er darlegte, daß damals die Regierung selbst über die Eigenschaft der katholischen Kirche als Staatsgut ungewiß gewe— sen sey. Der Finanz⸗Minister von Zeschau bestritt dies . Bemerkung, daß die gedachte Kirche aus Staatsmitteln erbaut worden sey. Der Minister von Lindenau wies darauf hin daß auch die evangelische Hof-Kirche aus Staatsmitteln . werde, ö. daß aus der 2 Kirche die Stol⸗Gebuͤhren in die Staats⸗Kasse flöͤssen. raun

man die ,, zwar für diesmal aussprechen ö darin aber keine Anerkenntniß der Rechtmäßigkeit der Forderung lier gen solle. Dieser Antrag ward zwar von der n neh migt, der Finanz-Minister erklärte aber, daß die Staats i, rung sich für * so berechtigt wie fuͤr verpflichtet . te, Reparaturen an der katholischen Kirche, wenn dergleichen vorkamen, aus Staatsmittein zu bestreiten, wo 23 je⸗ doch Braun und Wieland Protest einlegten. Ueber die . Sitzung, das neue Maß und Gewichtswesen betreffend, and nur die allgemeine Debatte statt Als den entschiedensten Gegner der beabsichtigten Ümgestaltung im Maß, und Gewichts‚ wesen, namentlich was das erstere betrifft, kündigte sich Reiche⸗ Eisenstuck an. Ihm an die Seite stellten sich fast alle dem Ge— werbstand angehörige Mitglieder der Kammer, welche sprachen, namlich Ziesche, Meisel und Rahlenbeck (nur Hecker war für die neue Einrichtung), außerdem noch das Deputations / Mitglied von Hartmann. Alle ubrigen Sprecher waren fur die angekundigte

stellte nun den Antrag, daß

Neform; unter ihnen sprachen am besten der Referent von Mayer und der Minister von Lindenau, der am Schlusse der Debatte in einem umfaͤnglicheren Vortrage die Nothwendigkeit und Zweck⸗ mäßigkeit einer Umgestaltung im Maß und Gewichtswesen mit wissenschaftlicher Basis eben so gruͤndlich als sreisinnig nachwies. Da Neiche⸗Eisenstuck das Gesetz zurückgewiesen wissen wollte und den Antrag stellte, die Regierung solle eine thünlichste Gleich— heit und Einheit im Maß- und Gewichtswesen unter Zugrunde— legung der Dresdner Kanne und des ubrigen Gemäßes von Dres— den herzustellen bemüht seyn, dann mit den Zoll⸗Vereins⸗Staaten wegen Einführung des metrischen Maß, und Gewichtssystems in Unterhandlung treten, bis zu einem Resultat aber von diesem Systeme abstehen, so zeigte v. Mayer vorzüglich, daß dies auch nichts Anderes sey als eine Umgestaltung mit Wirren (welche die Gegner in dem neuen Plane erblickten), nur mit dem Un terschiede, daß bei dem Reiche-Eisenstuck schen Plan uͤber kurz oder lang eine zweite Umgestastung nöthig werde, während, wenn setzt gleich auf die einzig richtige und rationelle Grundlage gebaut werde, jede weitere Veränderung fur die Zukunft abgeschnitten sey. Er nahm an, daß die Befürchtungen der Gegner in unkla⸗ ren Vorstellungen von der Sache ihren Ursprung hätten, bat aber, daß sie das nicht üͤbelnehmen möchten. Uebrigens sprach er seine Verwunderung aus, daß gerade die gewerbtreibenden Mitglieder der Kammer gegen das Neue wären, da ja ihnen dasselbe zunächst zu statten kommen musse. Der Reiche⸗Eisen⸗ stucksche Antrag ward darauf, weil seine Annahme so gut wie eine Ablehnung des Gesetzes seyn werde, dieses aber nach der Land- tagsordnung vorerst berathen werden musse, einstweilen zurückge—⸗ legt. Ein Antrag Ziesche's, das Gesetz erst am nächsten Landtage vorzulegen, bis dahin also wieder zuruckzunehmen, fand nicht ausreichende Unterstützung. Uebermorgen wird nun die spezielle Berathung ihren Anfang nehmen.

Darm stadt, 28. Mat. (Hess. 3. Gestern statteten Se. Majestaͤt der König von Bayern einen Besuch am Großh. Hofe dahier ab und kehrten nach der Tafel nach Aschaffenburg zurück.

Oester reich.

Wien, 23. Mat. Der Englische Botschafter am hiesigen Hofe, Baron de Beauvale (Sir Fr. Lamb) ist in Folge der Uebersetzung seines Gichtleidens auf die edleren Theile des Kör— pers sehr bedenklich erkrankt.

Der Staatsrath Baron von Ottenfels, welcher gewöhnlich während der Abwesenheit des Staats-Kanzlers Fuͤrsten von Met— ternich mit Leitung der Geschäste der Staats-Kanzlei beauftragt ist, ist dieser Tage schon nach Karlsbad abgegangen, um im näch—⸗ sten Monat, mit dessen Schluß Fuͤrst Metternich eine Besuchs⸗ reise nach Boͤhmen machen wird, hierher zurückzukehren.

Wien, 26. Mai. Der Kaiserl. Hof hat ungeachtet der rauhen und veränderlichen Witterung, welche seit mehreren Tagen vorherrscht, das Lustschloß in Schönbrunn bezogen. Ueber die verschiedenen Plane, welche man sich im Publikum erzählte und nach welchen Ihre Masestäten eine zweite Exkursion nach Ungarn beabsichtigten, laßt sich derzeit nichts mit Bestimmtheit sagen. Es scheint jedoch, daß der Hof den größten Theil des Sommers in Schonbrunn verweilen, und hoͤchstens eine kurze Reise nach Ischl machen durfte. Am 9. Juni wird Ihre Ma— jest¶t die Frau Erzherzogin Herzogin Marie Louise von Parma auf Besuch in Schönbrunn erwartet. Die Erlauchte Schwester des Kaisers gedenkt drei Wochen in dem Kreise der Kaiserl. Fa⸗ milie zuzubringen. Der Herzog von Braunschweig wird in Venedig erwartet. Unter den Fremden von Auszeichnung, die trotz der vorgerückten „Saison“ kürzlich hier eingetroffen sind, ist Fuͤrst Ruspoli aus Rom zu nennen, der durch seine Mutter mit mehreren adeligen Geschlechtern Ungarn's verwandt ist.

Graf Loͤwenhjelm tritt in diesen Tagen einen längeren Ur—⸗ laub an; er hat heute seinen Stellvertreter, den als Geschäfts— traͤger fungirenden Legations-Secretair Herrn von Löwenskiold in der Staats, Kanzlei vorgestellt. Hert von Reymond, mehrere Jahre lang bei der Oesterreichischen Gesandtschaft in Madrid an— gestellt, und nach Publizirung des Estatato real bis zur Abbre⸗ chung unserer diplomatischen Verbindungen mit Spanien Ge— schaftstraͤger in Madrid, ist in diesen Tagen als Courier mit De— peschen des Grafen Lebzeltern aus Neapel angekommen. Herr von Reymond ist zum ersten Gesandischafts⸗Rath in Turin er⸗ nannt. Der Sohn des hiesigen Niederländischen Gesandten, Baron Mollerus, ist als Eourier nach Konstantinopel abgegan— gen. Er uͤberbringt dem dortigen Repräsentanten des Königl. Niederlandischen Hofes die ratifizirte Urkunde eines zwischen Holland und der Pforte neu abgeschlossenen Handels Vertrages.

Aus Neapel wird geschrieben, daß die Abwesenheit Ihrer Majestaͤten, welche, wie bereits in den Zeitungen gemeldet wurde, am 19ten Nachts plotzlich nach Sicilien abgereist sind, sich auf zwei Wochen beschränken wird. In Messina wurde der König mit großem Enthusiasmus empfangen. Der Golf von Neapel bietet gegenwärtig einen lebhaften und reizenden Anblick dar. Das Franzoͤsische Linienschiff „Occan“ und eine Brigg sind die ein—⸗ zigen Kriegsschisse dieser Nation, welche dort vor Anker liegen,

dagegen haben die Engländer zwei Linienschiffe, eine Korvette und

eine Dampf-Fregatte im Angesichte der Stadt. Die Englischen Prisen, welche nach Malta gefuhrt worden waren, sind wieder roßentheils im Hafen von Neapel eingelaufen. Niemand zwei⸗

elte dort an einer friedlichen Beilegung der Schwefel⸗ Differenz.

Bt n ln n.

Rom, 19 Mat. (A. Z.) Alle Nachrichten aus Sicilien, welche früher Besorgniß erregend waren, lauten gegenwartig uͤber⸗ einstimmend ganz beruhigend, indem alle angestellten Versuche der Ruhestöͤrer, die Bewohner dieser Insel zum Aufstande gegen die bestehende Regierung zu bringen, gescheitert sind. Der Kö— nig von Neapel gedenkt nach Beendigung der Inspection des Militairs seinen Ruͤckweg uͤber Reggio in Calabfien nach seiner Hauptstadt zu nehmen.

Der in oͤffentlichen Blattern vielfach besprochene Bischof Lau⸗ rent ist hier eingetroffen, wo er sich längere Zeit aufzuhalten ge⸗ denkt. Auch der durch seine Gelehrsamkeit bekannte ischof von Vicenza, Monsignore Capellari, befindet sich hier.

Mailand, 19. Mal. (O est. Lloyd.) Es gereicht uns zum ahren Vergnügen, mitthellen zu können, daß nun auch der au einer Eisenbahn von Cremona zu Stande kommen soll,

welche in die große privilegirte Lombardisch-Venezianische Ferdl⸗ nand, Bahn münden ward. Die Idee dazu war kaum. gefaßt,

als schon die ersten Handlungshäuser in Mailand, Como, Crema und Lodi sich vereinigten, um datz Vorhaben zur Ausführung zu bringen. Dlese Linie, 33 geographischs Meilen lang, scheint gleichsam von der Natur zur Einrichtung einer Dampfwagen⸗ ahrt vorbereitet zu seyn. Bei einem sehr guͤnstigen Terrain stellen sich die Baukosten im Vergleiche zu anderen Bahnen aäͤußerst

men begruͤndet waren, kam die

tionen Sr.]

billig heraus, und die geographische Lage laßt einen höchst bedeu⸗ tenden Waaren⸗ und Personen⸗Transport erwarten. Von den Städten Crema und Lodi und den bedeutenden und gewerbsamen Flecken Soresina, Soncino, Castelleone, Casolbuttano und Orzi—⸗ novi durchschnitten, steht sie in naher Beruͤhrung mit dem gan⸗ zen Venetianischen Gebiete und dem Adriatischen Meere von einer, und von der anderen Seite mit den vorzuͤglichsten Städten der Lombardei, inbegriffen Bergamo und Como, und durch dessen See mit der Schweiz und Deutschland. Denken wir dazu noch die 2 späͤtere Verlängerung der Bahn bis zu den nahen Städten Parma, Reggio, Modena und Bologna, so läßt sich fur die Provinz Cremona nur die schönste Zukunft voraus sehen; ein neues Leben wird für sie beginnen, und ihre Haupt— stadt eine unberechenbare, nie gehoffte Wichtigkeit erlangen.

Spanien.

Madrid, 19. Mai. Die Kommissien zur Prufung des Gesetz Entwurfs uͤber die Ausgebung neuer Stagispapięre hat der Deputirten⸗Kammer zwei Berichte vorgelegt; das Ministeriu hat sich fuͤr den Bericht der Minorität erklärt. .

Die Unterhandlungen zwischen dem Britischen Gesandten Herrn Aston und der Spanischen Negierung wegen Zahlung der rückständigen Forderungen der Britischen Legion sollen, wie man in gut unterrichteten Zirkeln der Hauptstadt wissen wollte, ihren Schluß nahe seyn. Der General-Lieutenant Sir G. de Lacy Evans wird, dem Vernehmen nach, so lange hier bleiben, bis diese Angelegenheit auf die eine oder die andere Weise erledigt wor— den ist.

Ber Lorreo Nacional sucht in einem Artikel darzuthun, daß es nothwendig sey, die von dem Finanz-⸗Minister beantragte Verausgabung von Papiergeld zu genehmigen und die Zinsen von dem Ertrag der Quecksilber-Minen zu zahlen, um dadurch den neuen Papieren einen hoͤheren Werth zu geben, als den al— ten. „Man weiß wirklich nicht“, sagt die Morning Chroni—

ele, „ob die Abgeschmacktheit oder die Unredlichkeit dieses Plans

größer ist.“

Portugal.

Lissabon, 18. Mai. Der Prinz Ernst von Sachsen, Ko— burg ist vorgestern hier angekommen.

Gestern wurde im Minister⸗Conseil uber die Thron⸗Rede fuͤr die auf den 29sten festgesetzte Eröffnung der Cortes berathen. Die Königin wird auch diesmal wieder in Person die Cortes eröffnen. Man spricht noch immer von bevorstehenden Mini— sterial⸗Veränderungen und insbesondere davon, daß der Herzog von Palmella das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ubernehmen wurde. Nach den oͤffentlichen Blättern, deren Er—

bitterung gegen England sich gleich bleibt, hätte der Marschall

Saldanha noch am Abende seiner Abreise nach London so been— ende Instructionen empfangen, daß man kaum ein guͤnstiges

gebniß seiner Sendung hoffen duͤrfe; ja, es scheine, als ob man sich nur eines gefährlichen Parteihauptes bei Eröffnung der Cortes habe entledigen wollen.

Der letzte Chef der Miguelistischen Guerillas in Algarbien, Silva, hat sich unter der Bedingung, daß auf ihn und seine Leute die Bestimmungen der am 4. April v. J. erlassenen Am— nestie angewendet werden sollen, der Regierung unterworfen.

Die Spanisch⸗Portugiesische Kommission, welche die Schiff⸗

fahrt auf dem Duero reguliren soll, hat mehrere Sitzungen ge— halten und ist schon uͤbereingekommen, einen Traktat zu schließen, der aber noch der Sanction der Cortes bedarf. Die Getraide— ö aus Spanien soll durch diesen Traktat sehr beguͤnstigt eyn. Der Gesang einer Arie aus „Robert der Teufel“, der einem hiesigen Apotheker des Nachts von seinen Freunden als Staͤnd— chen dargebracht wurde, veranlaßte vor dem Hause desselben ei⸗ nen Tumult, in welchem ö Menschen verwundet wurden; die Verhaftung von einem Dutzend der Ruhestörer machte dem Lärm ein Ende.

Serbien.

Von der Serbischen Gränze, 22. Mai. (Wiener tg.) Eben eingehenden Nachrichten von Belgrad vom gestrigen age zufolge, hat sich der Fuͤrst Michael von Serbien, dem Wunsche der bis Topcidere vorgedrungen bewaffneten Serbier emäß, von Belgrad nach Krajujevatz begeben, um dort seine ö aufzuschlagen. Sobald dieser Entschluß bekannt ward, erstreuten sich die Meuterer. Der Russische Konsul ist dem ürsten gefolgt. Die vormaligen Regentschaftsraͤthe Wueschitz und Petronievich verlangen selbst eine Untersuchung ihrer Ge— schäfts, Verwaltung, und Alexander Simich ist bereits in der Quarantaine von Semlin eingetroffen. Es herrscht vor der Hand Ruhe und die Serbischen Notabeln stroͤmen jetzt nach Krajujevatz. Am 11ten traf ein Abgeordneter des alten Fuͤrsten Milosch, der Bojar Floresta, aus Bucharest in Belgrad ein. Allein er konnte sich mit dem jungen Fuͤrsten nicht besprechen, sondern kehrte nach einer Konferenz mit dem Pascha und dem Russischen Konsul, wie es heißt, unverrichteter Dinge nach Bucharest zuruck. Man vermuthet immer mehr, daß der alte Fuͤrst den jetzigen Ereignissen nicht fremd ist.

Türkei.

Die neueste nach Berlin gekommene Nummer der Tur ischen Zeitung Takwimi Wakaji vom 1. Rebü⸗el'ewwel (29. April) enthält folgende Artikel:

„Der bisherige Muschir von Kodscha⸗-Ili, Akif Pascha, hatte gegen die Bewohner einiger zu seinem Muschirate gehörigen Ortschaften Handlungen der grausamsten Bedruckung sich erlaubt. Die bitteren Klagen, welche eine Deputation aus den erwähnten Artschaften gegen den, Pascha führte, veranlaßten das hohe

Justiz⸗Kolleglum, die Sache genau zu unterfuchen, und nachdem

es sich herausgestellt hatte, daß alle ihre Beschwerden vollkom— genannte Behsrde zu folgendem einstimmigen Beschlusse. J) Atis soll seiner Pascha“ Wurde ver, lustig erklärt und ins Exil geschickt, sein Urtheil ihm schriftlich be= kannt gemacht, und alsdann nach den Gesetzen vollstreckt werden. 2) Sein Secretair, der, wie verlautet, an den meisten seiner Ab- scheulichkeiten Theil genommen, soll nach Konstantinopel abgeholt werden, um die richterliche Untersuchung ber sich ergehen zu las— sen. Seine Hoheit hat diesen Beschluͤssen in einem durch' einen Erpressen äberbrachten Fermane ihre volle Zustimmung gegeben, und dem Arif die Stadt Adrianopel als den Ort angewiesen, wo er als Verbannter leben soll. Wer nur irgend hinfähro sich erfrecht, Handlungen zu begehen, die den wohlthätigen Institu— Hoheit zuwider laufen, der kann uͤberzeugt seyn, daß die Strafe nach den bestehenden Gesetzen, ohne Verzug ei— ner Minute, ihn erreichen werde!“ . Der larzlich zum Muschir von Nissa ernannte und jetzt in Konstantinope anwesende Ahmed Sekerja Pascha, ist wegen sei⸗ ner tiefen Einsicht und gruͤndlichen Kenntniß, so wie auch wegen

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des raͤhmlichen Eifers, den er in fruheren Aemtern bewiesen, mit dem erledigten Muschirate beauftragt worden. Das Esalet Nissa hat der vormalige Muhassil von Kjutghij⸗, Dilawer Pascha, als Ferit , re, , erhalten. Beide Würdenträger haben am 18ten des vorigen Monats an der Hohen Pforte ihre Be— stallung empfangen.“

„Da der bisherige Muschir von Adrianopel, Nafis Pascha, diesem Amte nicht gewachsen war, und es der feste Wille Seiner Hoheit ist, daß alle Ihre preiswürdigen neuen Einrichtungen so, wie sichs gebuͤhrt, gehandhabt werden, so hat Seine Hoheit dem erwähnten Würdenträger durch den Groß-Wesir die Entlassung von seinem Amte anzeigen lassen, und ihm gestattet, in seinen Haäusern in Konstantlnopel und am Bosporus, für Gluͤck und Wohlseyn des Großherrn betend, frei von Geschaͤften zu wohnen. Osman Pafcha, früher Muschir von Erserum, ist wegen seiner genauen Kenntniß des Zustandes und der Interessen Adrianopels, so wie auch wegen seines erprobten Diensteifers an Nafis Pascha's erledigte Stelle getreten.“

„Wenn zwischen Raja's zweier Religionen wegen religibser Interessen ein Streit entstand, so war es fruͤher herkömmlich, daß der Patriarch der Einen Partei ein unterthäniges Gesuch um Beilegung und Ausgleichung des Streites bei der hohen Pforte einreichte, worauf dann ein Großherrlicher Ferman erlas⸗ sen zu werden pflegte. Da aber die Gegen Partei bisweilen eine Streitsache solcher Art in anderem Lichte darstellte, so konnte es nicht fehlen, daß die Entscheidung schwierig und verwickelt wurde. Die Volker der drei Religionen (katholische Armenier, Griechen und Juden) gehören alle zu den Unterthanen Sr. Hoheit, und es ist ihnen nicht gestattet, einander zu unterdrücken oder ihre Streitigkeiten hartnäckig zu verlängern. Darum wurde nach, mals, wenn eine Religions-Partei ein Gesuch einreichte, das die Interessen einer anderen benachtheiligen konnte, die Untersuchung der Sache den . übergeben und ihnen zur Pflicht ge— macht, die Ergebnisse ihrer Verhandlungen der hohen Pforte an, zuzeigen. Allein die Erfahrung lehrte, daß die Ausgleichung einer

ren! den Patriarchen allein anvertrauten Streitsache sich sehr in die Lange zog, und also der beabsichtigte Zweck nicht ganz erreicht wurde. ann und wann ging es auch wohl au ; Natur der Sache hervor, daß die eine Partei nicht im seyn wurde, die andere zufrieden zu stellen. Diefe Grund ben nun Se. Hoheit zu folgender Verfügung bestimmt: hinfuͤhro zwischen den Bekennern zweier von' den drei Religionen eine auf Sachen der Religion sich beziehende Streitigkeit aus— bricht, so soll diese dem obersten Justiz⸗Kollegium übergeben und entweder in den Sitzungen dieses Kollegiums oder durch Bevoll— maͤchtigte desselben geschlichtet werden.“ Der Inhalt des Groß⸗ herrlichen Fermans ist den Patriarchen der beiden christlichen 2 so wie auch dem juͤdischen Ober-Rabbiner (Chacham

aschi) durch Bujurildi's bekannt gemacht worden.“

Konstantinopel, 13. Mai. (Wiener 3.) Nach Be⸗ richten aus Alexandrien vom 3. d. hatte der uͤber Suez von Ka— l i n,, Englische General Keane, wahrend Feiner dor— gen Anwesenheit lange Konferenzen mit dem Vice ⸗Koͤnig von egypten. Man bemerkte, daß der Englische Konsul Hodges enselben mit beiwohnte. Es hatte sich dort nichts Wesentliches Jeraͤndert. Mehmed Ali war wegen der Pest aufs Land in fei⸗

Jen Sommer- Pallast gezogen. Auch im Lager der Truppen und?

Kahira war diese Seuche ausgebrochen.

Die neuesten Nachrichten aus d emprovinzen und von Adria— nopel lauten in Hinsicht eines befuͤrchteten Aufstandes zwar beruhigend, allein aus Belgrad traf mittelst dreier aufeinander folgenden Tataren in 5 Tagen die Nachricht ein, daß die Oppo⸗ sition Tage nach der Abreise des Großherrlichen Commissairs Nedim Efendi, welcher den jungen Fuͤrsten Michael von Serbien erst inthronisirt hatte ihr Haupt erhob, und eine Reaction zu Gunsten des abgesetzten Fuͤrsten, den sie zum Vormunde des Sohns ver— langt, durchsetze. Gegen 2000 . drangen am Georgs⸗ Tag bis eine Stunde vor Belgrad vor und verlangten die Kopfe der vom Sultan bestaͤtigten Minister, welche im ersten Schrecken selbst ibre Stellen niederlegten. Der Pascha von Belgrad und der Russische Konsul sandten in Folge dessen Berichte uͤber Be— richte hierher. Nedim Efendi wurde gestern in das Reichs⸗Con— seil berufen, und es heißt, daß er unverzuͤglich mit außerordent— lichen Vollmachten nach Belgrad zurückkehren solle. Die Pforte scheint die, Serbien betreffende neueste Organisation aufrecht er⸗ halten zu wollen.

Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Friedrich ist von den Großen des Reichs mit vieler Aufmerksamkeit behandelt worden. Er gefällt hier ungemein. Prinz Heinrich der Niederlande hat sich bereits beurlaubt. Der Desterreichische Internuntius, Baron Stuͤrmer, gab dem Erzherzog Friedrich zu Ehren ein großes Ballfest, dem alle Lamm Großen beiwohnten.

Das Reichs⸗Conseil hat ein neues Straf⸗Gesetz buch ausgear⸗ beitet, und man erwartet unverzuͤglich die Promulgirung desselben.

Der Kriegs-Praͤsident Reschid Pascha ist durch Hussein Pascha von Sinope ersetzt worden.

Nach Berichten aus Bairut vom 3. Mai ist Soliman Pascha (Selve) ganz unerwartet von Jean d' Acre ins Haupt-⸗Quartier des Ibrahim Pascha nach Marasch abberufen worden. Der Befehl kam vom Vice König selbst aus Alexandrien, worauf Soliman Pascha sogleich abreiste. Es machte dies großes Auf, sehen, und man haͤlt es fuͤr eine kriegerische Demonstration, weil Soliman Pascha stets nur aktive Kommando's uͤbernimmt.

Die bereits geschlessene Untersuchung gegen die Juden in Damaskus ist nach Alexandrien verlegt worden. Mehmed Ali hat die Akten abverlangt.

Konstantinopel, 13. Mai. (L. A. 3.) Am 10. Mai Abends wurde der Seriasker und Kriegs-Minister, Halil Pascha, seiner Stelle entsetzt, und Mustapha Pascha, Gouverneur von Albanien, fruͤherer Secretair des Kaisers Mahmud, zu seinem Nachfolger ernannt. Bis derselbe aus der Provinz eintreffen kann, wird er durch den Handels-Minister Achmed Fethi Pascha vertreten, und es empfing dieser vorgestern und gestern bereits die Aufwartungen der betreffenden Behoͤrden und höheren Offi— ziere. Mannichfach sind die Vermuthungen uͤber diesen unerwar— teten Wechsel, und die Meinungen schwanken, ob Chosrew Pascha, der die Intriguen Halil's fuͤrchtete, selbst seinen Liebling gestärzt, oder ob eine neue Partei, die ihre Stütze im Serail gefunden und vorzuͤglich durch Risa Pascha, Seriasker von Anatolien, re— praͤsentirt wird, sich stark genug fuͤhlt, um auf so eklatante Weise

ihren errungenen Einfluß . beweisen und ⸗dem alten Chosrew

gieichsam offen den Fehde ⸗Handschuh hinzuwerfen; man erwartet noch weitere Veranderungen, und werden die Ereignisse der naͤch— sten Tage jedenfalls von Interesse seyn. Halil war bei den Trup⸗ pen nicht beliebt; Vergnugungs-Sucht und unmaͤßige Geldgier sind seine Leidenschaften. . .

Prinz Friedrich von Oesterreich k heute, nach Brussa zu gehen und wird wahrscheinlich vom Prinzen der Nie— derlande begleitet werden.

Das unter der Instruction eines Prufisgen Artillerie⸗Kom⸗ mando s stehende Artillerie⸗Regiment Nr. 4 ist in Anerkennung des hohen Grades von Ausbildung, den es erlangt hat, gestern zum Garde⸗A rtillerie⸗ Regiment erhoben worden.

In diesem Augenblicke beschäftigen sich mehrere vornehme Israeliten aus England, aus Italien und aus dem Oriente da— mit, auf verschiedenen Punkten in Palaͤstina Manufakturen und Fabriken zu begruͤnden, in denen nur juͤdische Arbeiter angenom men werden sollen. In der Tuͤrkei sind die Rabbiner, wie es heißt, aufs eifrigste damit beschaͤtigt, junge Leute fuͤr diese Un ternehmungen zu gewinnen. ö Ein Korrespondent der Leipziger Allgemeinen Zeitung schreibt aus Konstantinopel: „Der Wirrwarr, die Intriguen gewinnen von Tag zu Tag mehr Raum und nehmen einen dro— henden Charakter an. Es ist bekannt, daß die Sultanin⸗Mutter bei allen Divan-Verhandlungen, denen sie in einer vergitterten Loge stets beiwohnt, einen großen Einfluß übt. Kuͤrzlich meldete man den Tod der erstentbundenen Sultanin; seit dieser Zeit ist die zweite entbunden und auch nach ihrer Niederkunft gestorben“

Smyrna, 9. Mai. Aus Rhodus sind auf dem „Seri Pervas“ drei Griechen und drei Israeliten nebst der Mutter des Unglücklichen angekommen, dessen Verschwinden eine strenge Un⸗ tersuchung herbeifuͤhrte. Sie begeben sich nach Konstantinopel, um dort die ihnen bekannten Thatsachen in Bezug auf jene un— gluͤckliche Angelegenheit darzulegen.

Aegypten.

Alexandrien, 6. Mai. (L. A. 3.) Gestern hat der Pascha von den Konsuln der fuͤnf Maͤchte Vorschlaͤge verlangt, um den Prozeß des verschwundenen Pater Thomas zu Damaskus auf Europaͤische Weise von einigen Rechtsgelehrten der fuͤnf Maͤchte unter dem Vorsitze des Scherif-⸗Pascha von neuem instruiren zu lassen; die ungluͤcklichen Juden werden dann wohl in Ruhe ge— lassen werden. Es scheint, als wenn ihm dieser Gedanke von Frank⸗ reich eingeflößt worden, indem er ganz entgegengesetzt von dem ist, den er fruͤher gegen den Sete el Then Konsul im Ausbruche seines Zornes geäußert hat.

Syrien.

St. Jean d' Acre, 10. April. (L. A. 3.) An den großen Befestigungen, die hier und im Delta gemacht worden seyn sol⸗ len, wie so viele Korrespondenten von Alexandrien berichtet haben, ist nicht ein wahres Wort, es sey denn, daß man die hier und da ausgebes⸗ serten Schießscharten, WVrustwehr-Escarpen und Eontre⸗Escarpen oder neuerrichtete kleine Erdwerke von schwachem Profil fuͤr solche rechnet; Kasematten sind nicht vorhanden. Es ist zwar wahr, daß man Alles mit Kanonen bespickt hat, indessen feuern diese meistens uͤber Bank und sind ohne Sachkenntniß placirt. Wenn auch Soliman⸗Pascha Commandeur werden sollte, so kann er den⸗ noch, obgleich im offenen Felde ein tüchtiger General, in diesem Vertheidigungskriege wenig leisten, indem ihm die speziellen Kennt⸗ nisse der Artillerie, die hierzu unerläßlich sind, abgehen. Die Dislocation der Truppen in Syrien am Anfang April war fol— gende: zur Vertheidigung des Taurusgebirges ist Tarsus mit einem

egimente Kavallerie, Adana mit zwei Regimentern Kavallerie und einem Regiment Infanterie, und Marasch mit drei Regimentern Infanterie und einem Regimente Kavallerie besetzt. Außerdem sind die drei befestigten Hauptpaͤsse mit Festungs Artillerie ver— sehen. Diese Truppen bilden zu gleicher Zeit die Avantgarde, fuͤr den Fall, wenn gegen Koniah nach Konstantinopel vorgerückt werden soll. Durch das Aintabgebirge getrennt, geht die Ver⸗ theidigungs-Linie von Aintab uͤber Nisib nach Orfa. Der stra—⸗ tegische Punkt Aintab, wo sich die Straßen Kaisarieh und Ma—⸗ latia vereinigen, der den Nebenfluß des Euphrats, Seedschar, en

front vor sich hat, ist mit einem Regiment Infanterie und sechs Batterieen reitender Artillerie besetzt, die durch die in Killis à ortès stehenden zwei Regimenter Infanterie und ein Regiment Kavallerie fruͤhzeitig genug verstaͤrkt werden koͤnnen, wenn der Paß, durch welchen die Straße von Malatia fuͤhrt, unerwartet forcirt werden sollte. Orfa, das die rechte Flanke bildet, ist mit drei Regimentern Infanterie und zwei Regimentern Kavallerie besetzt; außerdem sind auf den Straßen nach Sivarak und Mardin, die beide nach Diarbekir fuhren, 4000 Mann regulaire Kavallerie vorpoussirt, welche die ganze Umgegend bereits aus- fouragirt haben. Aleppo, der Schluüssel von Syrien von der Nordseite, wo die beiden Hauptstraßen von Aintab und Orfa sich vereinigen, bildet das Gros der Syrischen Armee, und ist mit fuͤnf Regimentern Infanterie und sechs Batterieen Artillerie, 36 Geschuͤtzen, besetzt. Antiochien, das durch eine Straße mit Aleppo und mit den in Tarsus besetzten Punkten in Verbindung steht, hat ein Regiment Infanterie. Latakia ist mit einem und Maara mit zwei Regimentern Kavallerie, und Hama, wo sich die Straßen von Antiochien und Aleppo vereinigen, mit einem Regimente Infanterie und einem Regimente Kavallerie besetzt. In der großen Ebene von Homs liegen zwei Regimenter Ar— tillerie. Tripolis und Idleb enthalten jedes ein Bataillon Sa— peurs, Damaskus und Jerusalem jedes ein Regiment In— fanterie, und St. Jean d Acre zwei Regimenter In— fanterie. Gaza und Ramleh jedes ein Regiment Fa— vallerie Mn Allem 21 Regimenter Infanterie, ungefähr zu 2000 Mann das Regiment, 78 Eskadrons Kavallerie, u circa 100 Pferden, 1000 Mann irregulaire Kavallerie, zwei

ataillons Sapeurs zu 1000 Mann, zwei Regimenter reitender Artillerie zu 3000 Mann und 3900 . und ein Regiment Fuß⸗Artillerie zu 3000 Mann und 2400 Pferden. In Summa ungefähr 75, 009 Mann, 22, 000 Pferde und 216 Stück Geschutz. Außerdem die unregelmäßige Kavallerie, die von den angraͤnzen⸗ den Beduinenstämmnn, als Turkmanen, Kurden und Araber, ge— stellt werden sollen, und die Nationalgarden, die beide zu über— trieben geschaͤtzt werden. Rechnet man diese zu 25,000 Mann, so erhaͤlt man 160,009 Mann, die zur Vertheidigung eines Landes von 5250 Quadratmeilen bestimmt sind, das hoöͤchstens von 21, Mill. Einwohnern, aus verschiedenen Völkern bestehend, die sich gegenseitig hassen, bewohnt wird, ein Land, das von der Seite des mittelländischen Meeres in seiner ganzen Laͤnge offen und we— gen der Beschaffenheit seiner Kuͤsten angreifbar ist.

Beirut, 1. Mai. (Journ. de Smyrne.) Die Ange— legenheiten dieser Provinz befinden sich noch immer in demselben Zustande. Die Rustungen zum Kriege werden uberall mit der groͤßten Thaͤtigkeit betrieben. Ibrahim Pascha scheint zwar in diesem Augenblicke nicht die Absicht zu haben, vorwärts zu mar— schiren, allein die auf Befehl Mehmed Ali's erfolgte plötzliche Abreise Soliman Pascha's zur Armee 4 jedenfalls ein auffallen⸗ der Umstand, denn bekanntlich hat der Aegyptische Ober⸗Befehls⸗ haber den Soliman Pascha stets beiseit gesetzt, sobald er seiner Dienste glaubte entbehren zu können, und berief ihn nur zu sich, wenn der verwickelte Stand der Dinge einen gewandten Mann an der Spitze der Armee nöthig machte.