1840 / 153 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

nkreich anbet, ibm jene Gebeine wieder ju geben, es sich nur 4 2 Mann erheben ö um sse zu empfangen, und ihnen ein patrietisches Denkmal zu bereiten. (Lebhafter Beifall. Empfan⸗

r jene sterblichen Ueberreste mit Andacht, aber ohne Fa⸗ * 1 möge man, inmitten jener übereinstimmenden

Bewunderung, wo man nur die Stimmen der Apoiheese bert. das Volk auch die Stimme der offentlichen Vernunft vernehmen fen. Eine Nation, wie die unfrige, kaun seine Dankbarkeit nicht ven seiner gefunden Rernunst trennen. Vasset uns nicht stolser auf unser Genie, als auf unsere Rechte seyn. Ich muß ein peinliches Geständ⸗ niß ablegen; es möge ganz auf mich fallen. Ich nehme die kurze Un— pepnlaritat desfelben an ( Sensatren.) Obgleich Bewunderer jenes großen Mannes, bin ich doch nicht von einem Enthusiasmus ehne Er⸗ innernng und ehne Veraussicht beseelt. Ich beuge mich nicht vor je— nem Andenken in den Staub; ich bin kein Anhänger jener Napolee⸗ nischen Relizien, jenes Kultus der Gewalt, den man seit einiger Zeit im Geiste der Nation an die Stelle des Kultus der Freiheit zu seyen sucht Ich glaube nicht, daß es gut ist, so unaufhörlich den Krieg zu vergöttern jenes schen so heftige Sieden des Französischen Blutes noch zu verstärken. Aber, wenn ich kein Enthusiast bin, so will ich eben so wenig ein Heuchler seyn; ich will keine Verehrung irkünsteln, die ich so wenig in meinem Herzen, als in meinem Berstande em⸗ vsinde. Ich habe in meiner Jugend jene Regierung stets bewundert, und zuweilen angeklagt. Ich danke ihr indeß viel; ich danke ihr das Gefühl, die Liebe, die Leidenschaft für die Freiheit, welches sie durch die öffentiche Unterdrückung, die damals auf uns lastete, in ihr ent⸗ wickelte. Unter jener Regierung des Schweigens und des Alleinwil⸗ lens, dessen Glan man jetzt nur noch sehen will, begriff ich zum ersten⸗ male, welchen Werth der freie Gedanke und das freie Wort haben. Dies erklärt auch, warum eine andere Regierung ven uns damaligen jungen Leuten frendig angenommen wurde. Napoleon und der Ruhm auf der einen Seite; die Freiheit und die Institutionen auf der ande⸗ ru. Vir thaten, wie unsere Väter: Wir umarmten die Freiheit.“ (Den Schluß dieser Rede behalten wir uns auf morgen vor. Nach einigen Worten des Herrn O. Barrot brachte der Präsident den ersten Artikel des von der Kommission abgeaän— derten Gesetz-⸗Entwurses, wonach ein Kredit von 2 Millionen Fr. verlangt wurde zur Abstimmung. Herr Deslongrais schlug als Amendement vor, den urspruͤnglichen Artikel des Gesetz⸗Ent— wurfes, wonach nur 1 Million verlangt wurde, wiederherzustellen. Der Conseils-Präsident erklärte, daß die Regierung selbst eingesehen habe, daß 1 Million zur Bestreitung der Kosten zu wenig sey, und deshalb durch die Kommission einen vermehrten Kredit verlangt habe. Nichtsdestoweniger ward das Amendement des Herrn Deslongrais nach einer . Abstimmung an⸗ genommen. Eben so ward der Artikel wegen Errichtung einer Neiter-Statue, der von der Kommission eingeschaltet worden war, verworfen, und der Gesetz⸗Entwurf in seiner urspruͤnglichen Ge— stalt mit 286 gegen 65 Stimmen angenommen. Die Kammer trennte sich in der größten Aufregung.

Paris, 27. Mai. Die gestrige Sitzung der Deputirten⸗ Kammer wird einen langen und traurigen Wiederhall im Lande haben. Es war Niemandem eingefallen, daran J zweifeln, daß die Anträge der Kommission mit großer Masorität votirt werden würden und in der Kammer selbst soll sich, wie die hie sigen Blätter melden, nach den Abstimmungen uͤber die 2 Millionen nnd die Reiter⸗Statue ein mit dem höchsten Unwillen gemischtes taunen kundgegeben haben. Von allen Seiten giebt sich schon der Wunsch kund, die Summe, welche die Deputirten⸗Kammer verweigert hat, durch Subscriptionen zusammenzubringen, und es ist nicht zu bezweifeln, daß dasselbe Land, welches einst den Kindern des General Foix eine Million schenkte, binnen kurzer Zeit die⸗ setbe Summe fuͤr die Manen Napoleon's zusammen bringen wird. Man glaubt allgemein, daß das gestrige Votum die Auf⸗ losung der Deputirten⸗Kammer beschleunigen wird.

Herr Boudet, General-Secretair im Justiz⸗Ministerium hat gestern fuͤr das Amendement des Herrn Deslongais gestimmt und hatte deshalb am Schlusse der Sitzung einen lebhaften Wortwechsel mit Herrn Thiers, der ihm zu verstehen gab, daß er nicht länger auf seinem Posten bleiben koͤnne. Herr Boudet hat noch gestern Abend seine Entlassung eingereicht.

Gestern Abend fanden sich in den Salons des Herrn Thiers eine Menge von Deputirten ein, um ihr Beileid uͤber das Re— sultat der gestrigen Sitzung zu bezeugen. Der Conseils / Praͤsident schien sehr niedergeschlagen. 2.

Der Progres de la Corrè ze publizirt nachstehende De⸗ tails über das fruͤhere Leben der Madame Laffarge: „Madame Laffarge ist die Enkelin einer Schuͤlerin der Frau von Genlis, die in den Memoiren dieser beruͤhmten Schriftstellerin unter dem Namen Hermine erwähnt wird. Hermine war eine Pflegetochter der Frau von Genlis und ward in ihrem Hause mit ihrer eige— nen Tochter erzogen. Hermine, mit glänzenden Eigenschaften ausgestattet, vermählte sich mit einem Herrn C. .., der ein sehr einträgliches Amt hatte. Aus dieser Vermählung entsprangen vier Kinder: Madame G. .. (Garat) Frau von M. .., Ge⸗ mahlin eines fremden Gesandten; Herr C. .. und Ma— dame Capelle, die Mutter der Madame Laffarge. Herr Capelle war Ingenieur-Oberst und hatte den Ruf eines ausge— Eich neten Offtzziers. Er starb jung, und hinterließ die einzige Jochter, die jetzt ein so unseliges Aufsehen erregt hat. Madame Laffarge hat die ausgezeichnetste Erziehung erhalten, und Alles, was man Lebendes Über ihre intellektuellen Fahigkeiten erzählt, scheint der Wahrheit gemäß. Hinsicht ihrer Moratltät ist sle bei verschiedenen Gelegenheiten angegriffen worden; ob mit Recht oder mit Unrecht lassen wir dahingestellt seyn. Ohne gerade re— gelmäßig sahön zu seyn, ist das Gesicht der Madame Laffarge im 24 6 rr, . sie zeichnet sich hauptsachlich durch 3 * en w i 4 e. ö ö. sr. a arze Augenbrauen und reiches Haar SZou lon, 23. Mai. Man will wissen, die Meapolitanisch⸗ Englische Frage sen noch nicht als —— Der 5 nig habe nur die Franzbsische Vermittelung einstweilen angenom⸗ men, hintertreibe aber das Arrangement in Paris. Die Bedin⸗ gungen von Seiten Englands in dieser Angelegenheit werden fol⸗ , , angegeben: 1) das Monopol wird aufgehoben; 2) ntschädigung wegen des dem Englischen Handel zugefuͤgten Schadens und wegen der Kosten, die der Friedensbru ) England verursacht hat, werden geleistet; 3) kategorische Erklärungen uber die Verhaftungen von Maltesern in Sicilien, unter dem Vor— wande, daß (ich dieselben dem Schleichhandel überlassen, und ohne gerichtliches Verfahren und Urtheil abseiten der kompetenten Be— hörden, werden verlangt.

Großbritanien und Irland.

Parlaments- Verhandlungen. Oberhaus. Sitzun vem 26. Mai. (Böͤrsen⸗Halle.) Der Erzbischof von Enn terb urg veranlaßte eine ausschließlich von den Bischöfen ge— fuhrte Dis kussion über Abaͤnderungen in den Glaubens⸗Artikeln und der Liturgie der Kirche, welche von vielen Seiten gewünscht wird, und in Betreff welcher der Erzbischof eine Petition von 696 6 und weltlichen Mitgliedern der herrschenden Kirche vorlegte, wobei derselbe sich indeß gegen die Vermuthung der Uebereinstimmung seiner Wuͤnsche mit denen der Bittsteller ver⸗

SGlaubens⸗Artikel betrifft.

gung uͤbereinstimmt. I689 eingereichten Petition, ahnlich der jetzt vorliegenden, welche

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wahrte, wiewohl er sich der Einsetzung einer kirchlichen Behörde, welche in dieser Hinsicht die obere Leitung zu fuhren hätte, nicht abgeneigt erklärte. Der Bischof von Lincoln gab zu, daß, wenn eine bedeutende Mehrheit des Klerus Aenderungen in den Glaubens. Artikeln oder der Liturgie verlange, die Berufung einer General- Synode nothwendig seyn wurde, meinte aber, daß ein solches Verlangen nicht vorhanden sey. Der Bischof von Norwich nahm sich der Vittsteller an, insbesondere was die Unterschrift der Er machte bemerklich, daß man den Gegnern der Kirche gewonnenes Spiel gebe, wenn man die Geistlichkeit zur Unterschrift von Glaubens Artikeln anhalte, von denen sie, wenn auch vielleicht nur einen kleinen Theil, nicht aus voller Ueberzeugung zu unterschreiben geneigt sey. Freilich“, sagte dieser Bischof weiter, „gestattet die peotestantische Kirche berhaupt dem Prinzipe nach ein großes Maß von Glaubene— Freiheit, und was insbesondere die Anglikanische Kirche betrifft, so hat man von ihr nicht mit Unrecht gesagt, sie fasse in sich Ar— menisches Glaubens ⸗Bekenntniß und einen Kalvinistischen Klerus. Aber gerade weil die protestantische Kirche Glaubensfreiheit läßt, weil sie auf Gewissensfreiheit und dem Rechte selbststän⸗ digen Urtheils ruht, kömmt es den hoͤhern Mitgliedern

der Kirche, den Bischöͤfen, nicht zu, ein gewisses Maß un abhängiger Ansichten nicht gestatten zu wollen.“

Er erwahnte bei der Gelegenheit mit rühmlichem Lobe eines Geistlichen, Na—

mens Wodehouse, in der Diözese des Bischofs von Lincoln, der seine sehr einträgliche Pfarrstelle aufgeben zu mussen erklärt hat,

weil, aller seiner anerkannten Orthodoxie ungeachtet, die Glau⸗ bensformel der Kirche nicht mit seiner gewissenhaften Ueberzeu⸗ Er erwahnte ferner einer schon im Jahre

aber damals, obgleich alle hoͤchsten Würdenträger der Kirche sich zu Gunsten derselben aussprachen, durch das Geschrei beseitigt wurde: Jolumus leges Anglia mutari, als ob von den Gesetzen der Meder und Perser die Rede und Beibehaltung des Zustan— des der Dinge zur Zeit der Heptarchie das einzige Heil sey. Dergleichen Doktrinen konne er aber nicht verfechten, und er for— dere daher die Häupter der Kirche auf, selbst die Abstollung der Beschwerden zu unternehmen, bevor andere Gewalten mit ihrer Einschreitung drohten. Der Bischof von London dagegen hielt selbst alle Diskussion uͤber die Sache fuͤr unpassend und erklärte die Aeußerungen des vorigen Redners für eine Schmährede ge— gen die Kirche. Derselbe habe gesagt, die protestantische Kirche beruhe auf Gewissens Freiheit; allerdings gestatte dieselbe so viel Gewissens⸗-Freiheit, als die gebuͤhrende Rucksicht auf ihre Func— tionen und die gehörige Ausübung der ihr obliegenden Pflicht gestatte, aber die Basis der Kirche sey die Gewissens⸗ Freihett nicht, wenigstens habe er seinerseits immer geglaubt, daß die Episkopal⸗Kirche, die wahre katholische Kirche, auf Wahrheit be— gruͤndet sey, auf dem festen, unbeweglichen Fels der ewig dauernden Wahrheit. Die Kirche sey die Dol— metscherin des Wortes der Wahrheit und vernachlaͤssige ihre Pflicht, wenn sie die Wahrheiten der Bibel in klarer, einfacher, verständlicher und kompendiöser Form zum Gebrauch fuͤr das Volk Gottes niederlege. Die Frage wegen der Unterschrift der Glaubens-Artikel aber gehe noch weiter; diese solle nur von Seiten des Klerus stattfinden, und ewiger Wechsel wurde eintreten, wenn nicht eine bestimmte Form der Doktrin ein fuͤr alle Mal fur sie festgestellt wurde. Niemand sey gezwun— gen, Geistlicher zu werden, indeß sey ihm auch noch kein Geist— licher vorgekommen, der nicht die Glaubens -Artikel mit voller Ueberzeugung unterzeichnet habe. Wolle man Verschiedenheit der Ansichten und der Doktrin zulassen, so werde man nicht mehr eine besondere Doktrin der Kirche behaupten konnen, man werde kein Glaubens⸗Bekenntniß, keine Glaubens⸗Artikel, man werde nichts als den Bodensatz mehr haben. Das Resultat der Die—⸗ kussion war die Niederlegung der Petition auf den Tafeln des

Hauses. J Unterhaus. Sitzung vom 26. Mai. Herr Williams

auf Berathung uͤber die Korn-Gesetze in einem Ausschusse des

lange dreitägige, am Schlusse auf unbestimmte Zeit vertagte De— batte veranlaßt wurde, besonders darauf aufmerksam, daß sich die Frage nach und nach immer guͤnstiger fuͤr die Gegner der Ge— traide⸗Gesetze gestellt habe. . „Im Jahre 1837“, sagte er, „fand mein auf diese Angelegenheit bezüglicher Antrag so wenig Anklang, daß nicht einmal die beschtußf= hige Anzahl der Mitglieder des Hauses, nämlich A0. zusammengebracht werden kennte, um ihn anzuhören. Im folgenden Jabre ließ man sich schon zu Einwendungen herbei und erklärte, es werde irrthümlicher— weise behauptet, daß die Manufaftur⸗Interessen durch die Getraide⸗ Gesetze litten. Die Folge davon war, daß vor dem Beginn der Session von i839 jede Handels-Kammer im Lande Petitienen gegen die Ge⸗ traide⸗Gesetze beschloß und jede Fabrik⸗Stadt Abgeerduete zur Vetre⸗ bung der Abschaffung dieser 84 . nach Lenden schickte. Tas Parla⸗ ment mußte darauf zwar eingestechen, daß die Fabrikanten lrfache zur Klage hätten, aber es wurde nun eingeiwendet, daß die Fabritherren allein Beschwerde führten, die Arbeiter dagegen zufrieden seyen. Petitionen von Arbeitern aus allen Städten des Landes waren die Folge dieser Einwendungen, und so sindet man sich denn in der Hauptsache jetzt auf folgende Einrede beschränkt: erstens. daß die hehen Heiraide⸗Preise hohen Lirbeitslohn erzeugten, und daß Tie Arbeiter da⸗ her selbst dei der Erhaltung der jetzigen Gesetze interessirt sehen zwei- tens, daß die hohen Bred-⸗Preife den Fabrilanten vertheilhaste Kunden unter den reichen Grundbesstzem verschafften, und daß es daher, auch ihr Interesse fey, die Gesetze erhalten zu schen; drittens, daß es im Syssem der Verwaltung liege, ein Interesse, hier das Agrikultur⸗ In. teresse durch Gesetze zu schützen, wenn es sich nicht selbst genügend schützen lönne, und viertenß, daß es unwejse wäre, sich in Betreff des unentbehrlichsten Lebensbedürfniffes vom Auslande abhängig zu machen. Diefe Einwendungen aber sind irügerisch. Weder der Fabrck-Arbeiter, noch auch der Landmann konnen bel den hehen Getraide⸗Preisen sich wohlbefinden. Ju den AÄgrifultur-Tisirikten verdient der Un verheirathete im Durchschuist nur 7 Sh. der Verheirathete mit Weib und Kindern Sh. sehr selten nur i Sh. Wochenlohn, und nach genauen amt—⸗ lichen Untersuchungen hat eine Familie im Durchschnitte wöchentlich Sh. 6 Pee. für Brod und Mehl a, . Was dagegen die Fabrif⸗Arbeiter betrifft, so steht ihr Arbeitslohn schon so niedrig, daß eine noch größere Verminderung, wenn auch die Getraide⸗Gesetz abge— schafft würden, gar nicht denkbar ist. Der Mangel an hinreichenden Nahrungsmitteln unter der ärmeren Klasse und ihre dürftige Klei— dung, beides eine Folge der hohen Getraide⸗Preise, erjeugen von Jahr k ahr in größerer Menge und Ausdehnung Kranlheit en unter den grmen, und in den Jahren, in weschen die Getraide= Preise hech stehen, kömmt verhäirnißmäßlg eine viel größere Anzahl von Todesfällen vor, als in wohlfeilen Zeiten.“ ö ; Schließlich erwähnte Herr Villiers der immer mehr steigen⸗ den Abnahme der Consumtion Britischer Manufakturwaaren im Auslande, besonders aber in den Ländern, welche vorzugsweise Getraide produziren und fuͤr dieses Produkt vergebens Einfuhr⸗ Erleichterungen in England nachsuchen, und verhreitete sich aus fuͤhrlich über die von . Robert Peel bei der fruͤheren Diskus⸗ jon ausgesprochenen Ansichten, in denen er, aller gebrauchten

mschweife ungeachtet, die Ueberzeugung finden wollte, daß eine

nicht

machte in der Rede zur Unterstüͤtzung seines wiederholten Antrags Berufung in zweiter Instanz an die Assisen⸗Richter nur uͤber

Hauses, wodurch bekanntlich in dieser Session schon einmal eine

Fortdauer des gegenwärtigen Zustandes der Dinge auch dem Führer der Tories unmöglich scheine. Herr Strutt unterstuͤtzte den Antrag des Herrn Villiers dadurch, daß er darzuthun suchte, wie wenig die jetzige schwankende Zoll⸗-Skala auch nur den an— geblich von ihr erfüllten Zweck erreicht habe, England fuͤr seinen Getraldebedarf mögllchst unabhängig vom Juglande zu machen. Unter den übrigen Rednern, die zu Gunsten des Antrages spra— chen, machten sich besonders Sir Henry Parnell, der Gene— ral-⸗Zahlmeister der Armee und Flotte, und Lord John Russell bemerklich. Jener suchte darzuthun, daß die seit dem Frieden um 4“ Millionen gestiegene und noch immer steigende Zahl der Einwohner des Landes gräßeren Anbau von Getraide⸗ Land nöthig mache, als die Ausdehnung des Landes gestatte, und daß man daher doch immer vom Auslande abhängig seyn müsse, daß andererseits aber die doch immer durch den Bedarf beschränkte Quantitaͤt, die geringere Qualitùt und die darauf zu berechnenden Transport- und Lagerkosten des vom Auslande eingeführten Getraides demselben einen Preis er— theilen wurden, mit welchem das einheimische Getraide unter al— len Umständen konkurriren konne, sobald wan nicht durch künst— liche Mittel darauf einzuwirken suche. Lord John Russell vertheidigte die von ihm schon mehrfach ausgesprochene Ansicht zu Gunsten eines mäßigen festen Getraide-Zolles. Außerdem sprachen noch viele Mitglieder fuͤr den Antrag, ohne jedoch eiwas von besonderem Interesse vorzubringen; auch wurden die meisten derselben kaum gehört, da sich während des größten Theils der Dis kussion fortwährend das Verlangen nach baldiger Abstimmung vernehmen ließ. Von den Gegnern des Antrages sprachen nur sehr wenige. Herr Heatheote unter Anderen behauptete, daß die Ar⸗ beiter auf dem Lande überall mit den bestehenden Getraide⸗Gesetzen zufrieden seyen, weil sie von der Abschaffung derselben verminderten Arbeitslohn mit Recht erwarteten; uͤberdies muͤsse man bedenken, daß alle anderen Interessen durch Schutz-Zöͤlle gedeckt seyen, und daß da⸗ her auch die Zölle von fremden Manufuktur⸗Waaren aufgehoben werden mußten, wenn das Getraide nicht mehr besteuert werden solle. Herr Strutt, welcher Derby reprasentirt, hatte dagegen bemerkt, daß die dortigen zahlreichen Seidenweber ganz zufrieden damit seyn wurden, wenn man die hohen Seidenzölle abschaffe, falls nur zu gleicher Zeit auch die Getraide - Gesetze aufgehoben wurden. Lord Sandon, Mitglied fuͤr Liverpool, der schon seiner Kommittenten wegen sich nicht wohl als allzu starrer An⸗ haͤnger der Getraide-Gesetze zeigen konnte, erklärte zwar gegen die Berathung im Ausschusse stimmen zu wollen, jedoch nicht weil er die bestehenden Getraide Gesetze fuͤr die besten halte, sondern nur weil ein Schutzzoll für das Agrikultur— Interesse durchaus noͤthig und er daher nicht fur einen An— trag stimmen könne, dessen definitiver Zweck offenbar die gaͤnzlicher Abschaffung der Getraide⸗Gesetze sey; wenn indeß ein einflußreiches Mitglied des Hauses einen Antrag mache, aus welchem sich die beabsichtigte Modification genau ersehen lasse, so werde er nichts gegen die Berathung darüber einwenden. Nachdem Herr Villiers am Schlusse der Diskussion kurz repll— zirt hatte, wurde sein Antrag, wie bereits gemeldet, mit 300 gegen 177 Stimmen verworfen. Am Schlusse der Sitzung brachte der General-Prokurator fuͤr Irland, Herr Pigot, die angekuͤndigte ministerielle Bill wegen Reform des Registrirungs⸗ wesens in Irland ein. Sie unterscheidet sich von der Stanlevschen Bill über denselben Gegenstand im Wesentlichen dadurch, daß sie nicht die alljährliche Erneuerung, noch die unbedingt statthafte Beru⸗ fung an die Assisen⸗Richter statuirt, und die von ihr beantragten Re⸗ sormen bestehen in der Hauptsache darin, daß das Certisikat, wel⸗ ches der Huülfs-Registrator uber die Registrirung der Stimmbe— rechtigung ausstellt, nicht, wie bisher, als unbedingt zur Abstim—⸗ mung selbst berechtigend, sendern nur als Bescheinigung der ge— schehenen Einregistrsrung gelten soll, daß zur Zeit der vierteljähr⸗ lichen Assisen die Registrirungs⸗Revisoren alle Stimmrechte revi⸗ diren sollen, um zu untersuchen, ob dieselben nicht durch Todes— faͤlle oder Entäͤußerungen erloschen sind, zu welchem Behufe ein besonderes Tribunal errichtet werden soll, und endlich, daß die

ie, Rechtspunkte, nicht über bestrittene Thatsachen, stattfin⸗ den soll. z

London, . Mal. Herr von Bacourt, Franzoͤsischer Ge⸗ sandter bei den Vereinigten Staaten von Nord imerita, ist hier angekommen und wird sich auf dem nächsten nach Amerika ab— gehenden Dampfboote einschiffen, um seine diplomatischen Func⸗ tionen anzutreten.

Von Seiten der Gegner der Getralde⸗Gesetze fand am 26sten eine Demonstration außerhalb des Parlamentes statt, indem eine zahlreiche Versammlung der aus allen Theilen des Landes einge⸗ troffenen Abgeordneten des gegen die Korn-Gesetze gerichteten Vereins gehalten wurde, in welcher man, mit Vorbehalt fernerer Beschluͤsse uͤber Agitation der Getraide⸗Frage fuͤr den vorauszuse⸗ henden Fall der Verwerfung der Villierschen Motion, vorlaufig beschloß, daß die Abgeordneten taͤglich eine öffentliche Verfamm— lung halten und daß auch das von ihnen ernannte Exekutiv⸗Eo—⸗ mite täglich zusammenkommen solle.

Der neue Tuͤrkische Botschafter, Schekib Efendi, ist in Be⸗ gleitung eines Sceretairs und eines Tuͤrkischen Majors, welche von den hiesigen Blattern Toad Efendi und Towpick Bei genannt k .

AUeber die Cortes⸗Debatten in Bezug auf das Spanische Mu— nizip al⸗ Gesetz bemerkt die Herne m en Te! gr n . ernste Frage in Betreff der Organisation der Munizipalitaͤten beschäftigt setzt hauptsach lich die Cortes und das Publikum. Leider herrscht indeß kein Zweifel mehr daraber, denn die Majorität im Kongresse ist entschlossen, allen Einfluß in die Hände der Regierung zu le⸗ gen, ünd um dies auf die kuͤrzeste und beleidigendste Weise zu thun, hat das Ministerium von der Kammer carte blanche ver- langt, um die Munizipalitäͤten und das Gesetz so zu organisiren und festzustellen, wie es ihm am besten scheinen würde. Die Oppo⸗ sition, statt fuͤr das Prinzip der freien Wahl oder für die Auf⸗ nahme einiger populairen Klauseln in das Gesetz zu kämpfen, hat sich darauf beschraͤnkt, demuͤthig zu bitten, daß das Gesetz disku— tirt und angenommen werden moge. Sie wollte die Formen der Repraͤsentativ⸗ Regierung beobachten, aber das gegenwaͤrtige Spa⸗ nische Ministerium scheint diese Formen ganz und gar beiseit setzen zu wollen. Selbst in Gegenwart der Cortes giebt es Gesetze 2 dieselben und hat eine Menge von Dingen, wie die Entrichtung des halben Zehnten, die Wiedereinsetzung der Mönche und die gänzliche Unabhaͤngigkeit der Baskischen Provinzen, abgemacht, ohne die Cortes zu befragen. Da die Liberalen die Constitution auf diese Weise verletzt sahen, so hatten sie beschlossen, aus dem Kongreß zu treten. Dies wuͤrde naturlich fuͤr die Provinzen das Signal seyn, die Autorität der Cortes abzuschütteln. Mehrere Provinzial-⸗Blaͤtter, unter anderen das „Eco del Aragon“, forderten auf, die Zahlung des halben Zehnten zu verweigern, auch duͤrfte es der Regierung nicht gelingen, die Erhebung des Zehnten zu erzwingen. Um das Ausscheiden der Liberalen zu verhindern, trug Herr Medoz

darauf an, daß vier von den Hauptpunkten des MunizipalGe— setzes nicht den Liberalen aufgeopfert, sondern mindestens gehörig erörtert werden sollten. Der erste dieser Punkte betrifft die Größe des zur Ausuͤbung des Wahlrechts erforderlichen Vermöͤ— gens. Die Gemaäßigten gestatten dem Kongresse jetzt wirklich, diese Frage zu eroͤrtern, nachdem sie fruher sie diktatorisch fest⸗ zustellen suchten. Welche Mäßigung! Ein anderer Punkt ist, ob die Alkalden von der Regierung oder von den Wählern er— nannt werden sollen. Die Gemaäͤßigten erlauben die Erörterung dieses Punktes. Welche constitutionnelle Mäßigung! In Bezug auf die beiden anderen Punkte, nämlich die Gewalt der Muni— zipalitäten und die Art und Weise, sie aufzuloͤsen oder zu sus— pendiren, bemerkte Herr Martinez de la Rosa, daß er die Noth⸗ wendigkeit nicht einsehe, dieselben zu diskutiren, und es sey voll— kommen hinreichend, wenn man den liberalen Rednern gestatte, aber die beiden ersten P⸗urnkte zu sprechen. Am aten erklärte Herr Arguelles in einer trefflichen und sehr gemäßigten Rede, daß das allgemeine Stimmrecht ein Traum und eine Abgeschmackt— heit sey, schilderte aber zugleich auch das Schändliche, die Wah— len in einem Lande vernichten oder beschraͤnken zu wollen, wo solche constitutionelle Institutionen, wie die Wahl der Al— kalden, länger als in irgend einem anderen Lande einheimisch seyen. Die ganze Gewalt in der Regierung k centralisiren, bloß aus dem Grunde, weil es in Frankreich so sey, widerstreite dem Geist des Spanischen Volkes, so wie der Freiheit und dem gesunden Menschenverstande. Die Madrider Munizipalität sagt in ihrer Petition: „„Ein so frecher Plan und eine solche Reaction sind noch nie ersonnen worden. Wenn die Allalden von der Regie— rung ernannt, die National⸗Miliz von diesen Alkalden abhängig gemacht, die Presse beschrankt, das Stimmrecht monopolisirt und die Wahllisten dem Ministerium preisgegeben werden sollen, so heißt das nicht mehr und nicht weniger, als den Despotismus und, was noch arger ist, einen Despotismus unter dem Schein von constitutionellen Formen wiederherstellen.““

Nied er lande.

Aus dem Haag, 27. Mai. Die zweite Kammmer der General- Staaten hat heute den Gesetz⸗ Entwurf in Bezug auf die diesjährige Verwaltung des Syndikats mit 18 gegen Stim— men angenommen. ;

Amsterdam, 25. Mai. (L. A. 3.) Seit einigen Tagen spricht man von nichts als von Veränderungen im Mintsterium, wovon bei uns bis jetzt sehr wenig die Rede war. Zuerst ist von der definitiven Ernennung eines Finanz⸗Ministers die Rede, welcher den provisorischen Chef dieses Departements, Herrn Gennep, ersetzen soll, der, wie man weiß, gleich bei Uebernahme desselben erklart hat, daß er es höchstens sechs Monate behalten werde. Die Besetzung scheint sehr schwierig. Man nennt Herrn de Jonge van Campens Nieuwland als Denjenigen, welcher zu dieser wichtigen Stelle bestimmt ist. Er ist bekanntlich ein aus, gezeichnetes Mitglied der zweiten Kammer der Generalstaaten und war fruher eine Zierde des Advokatenstandes der Residenz. Als Redner machte er sich durch seine entschiedene und geschickte Vertheidigung aller Maßregeln der Regierung bemerklich. Diese Handlungsweise, sowie seine ausgezeichnete Rednergabe scheinen denn auch das Auge der Regierung auf diesen Mann gerichtet u haben, von dem man im Uebrigen noch keine Beweise großer ede . Fähigkeiten vorliegen hat, die bei dem bedrängten und verwickelten Zustand unserer Finanzen wohl mehr als irgendwo nöoͤthig erscheinen. Die andere Modification, von der man spricht, ist die Entlassung des Ministers des Innern, Generals de Kock. Er soll beim Köͤnige selbst darum nachgesucht haben, und zwar in Folge der von der Regierung in Bezug auf die Forderungen der Kammer und des Landes eingeschlagenen Nachgiebigkeit in Betreff der Minister⸗Verantwortlichkeit. Eine solche Bestimmung im Grundgesetze soll mit seinen politischen Ansichten völlig un, vereinbar seyn, weshalb er es vorzieht, sich in das Privatleben zuruͤckjuziehen. Die letzte Modification endlich, wovon das Ge⸗ ruͤcht spricht, ist die Ernennung des Barons van der Capellen, ehemaligen General-Gouverneurs der Ostindischen Besitzungen, um Kolonial-⸗Minister an die Stelle des Herrn Baud, welcher, wie man sagt, als General- Gouverneur nach Batavia gehen wird.

Amsterdam, 25. Mai. Das Handelsblad theilt folgen⸗ des Schreiben aus Paris vom 23. Mai mit? „Die durch den Herrn Legations⸗Rath Rochussen im vorigen Jahre im Namen der Niederläͤndischen Regierung mit jener von Frankreich wegen des Abschlusses eines Handelsvertrags zwischen beiden Staaten begonnenen Unterhandlungen, die anfangs einen so guten Aus—

gang zu versprechen schienen, bieten jetzt, wie man vernimmt, einen viel minder guͤnstigen Anblick dar. Wohl war es voraus— 5 das sich von Seiten Frankreichs viele Schwierigkeiten erheben würden, weil eine Menge sehr oft mit einander streitiger Interessen, die keinesweges aus den Augen verloren werden muß— ten, ins Spiel kam; doch dies konnte fuͤr Holland keinen Grund darbieten, Vortheile zu bewilligen, wenn es keine diesen gleich kommenden Vortheile erlangen konnte. So hat Frankreich bloß die Einfuhr von Baumpolle langs dem Rheine zugestehen und dies als eine wichtige Bewilligung darstellen wollen, waͤhrend eigentlich dadurch die Industrie des Elsasses in dem höchsten und r,, n, Sinne bevortheilt worden ware und Holland zu seinem Nutzen eiwas mehr Handel in Baumwolle erlangt hatte Fur Holland war es von großem Interesse, daß dessen Ostindische Produkte gegen eine verminderte Abgabe in Frankreich eingeführt werden konnten, und Frankreich selbst kann keinen groͤßern Vor— theil fur seine Rheinprevinzen begruͤnden, als wenn es ihnen die Produkte auf eine wohlfeile Weise verschafft. Frankreich wollte sich jedoch von zu diesem letztern nicht bewegen lassen, und es wunderte mich daher durchaus nicht, zu vernehmen, daß Holland auch den erstern Vorschlag zuruͤckgewiesen hat, in der Hoffnung, daß Frankreich fruͤh oder spät zu guͤnstigern Ideen werde ge— bracht werden. Fuͤr den Augenblick sind, wie man sagt, die Un— terhandlungen abgebrochen, und man glaubt sogar, daß Herr Nochussen erster Tage nach Holland zurückkehren werde.“

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 26. Mai. Das gewohnliche Ordensfest ist in diesem Dh auf Befehl Sr. Majestät am 23. Mai, e. nn menstage der Königin, gefeiert worden. Sämmtliche Sera— phimen⸗ Ritter und Commandeurs Königlicher Orden haben sich in Ordenstracht in den Zimmern des Koͤnigs versammelt, von wo sie sich in Prozession nach der Schloß-Kapelle begaben, bis wohin die ,, im Spalier aufgestellt waren. In der Kirche war Se. Masestät nicht anwesend, wohl aber der 2 der auch seinen Platz in der Prozession einnahm. Auf den Tribünen befanden sich die Königin, dle Kronprinzessin

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Rede über die seit dem letzten Ordensfeste verstorbenen Sera— phimen⸗Ritter . Die Predigt hielt der Bischof von Karsstadt, Magister Agardh. Nach beendigtem Gottes dienste begab sich die Prozession in die Königlichen Zimmer zurück, wo der König zu neuen Seraphimen / Rittern den Stagis- Rath Freiherrn Ceder⸗ strm, den Norwegischen Staats- Rath Motzfeldt und den Staats Rath Freiherrn Lagerbjelke ernannte und das Ordens—

Kapitel hielt. Dänemark.

Kopenhagen, 28. Mai. Die Straßen- Auftritte, welche hier am 22sten und 23sten d. M. vorgefallen sind, mit ihrer ver— mutheten Veranlassung und ihren möglichen Folgen, die Sprache der Presse bei dieser hel en n wie die Schritte, die von ver— schiedener Seite geschehen, um der Wiederkehr solcher Vorfaͤlle vorzubeugen und den Geist der Unordnung, aus dem sie hervor— gegangen sind, zu bekampfen, bilden naturlich den Gegenstand des allgemeinen Gesprächs. In einem Schreiben heißt es: daß der groͤßte Theil der Tumultuanten der niedrigsten Klasse ange⸗ hörte und selbst nicht wußte, was er wollte, darf man nach allem Einzelnen, was man darüber hört, für gewiß halten. Zugleich wird aber die Vermuthung einer Anstiftung und Anleitung des Ganzen aus gespro— chen. Daß uͤbrigens die Oppositions⸗Presse sich mit mehr oder weniger Energie gegen diese Excesse aussprechen wurde, war zu erwarten. „Kjöbenhavnsposten“ that es schon am Abend des 21sten mit wenigen einfachen, aber kraͤftigen Worten, und am folgenden Tage erfuͤllte auch „Fädrelandet“ diese Pflicht nicht minder entschieden, aber auf eine Weise, die lebhaft an die Sprache Franzöͤsischer Oppositions-Journale bei ähnlichen Gelegenheiten erinnert. Es fordert am Schluß im Namen der gesetzlichen Freiheit alle Freunde des Fortschritts auf, Alles zu thun, wäs in ihrer Macht steht, um jeder Unordnung, die ihren Feinden Waffen in die Hande geben könnte, vorzubeugen und selbst solche oͤffentliche Mei— nungs⸗-Aeußerungen abzuwehren, gegen deren Gesetzmaäßigkeit wohl nichts eingewandt werden, welche aber die Mißdeutung mit solchen Ex⸗ zessen zu verwechseln suchen koͤnnte, die der Freiheit ebenso unwuͤrdig als sie ihr gefährlich wären. Die Kopenhagener Polizeikammer hat gegen die Wiederholung des Unsugs ein strenges Mandat publizirt. Endlich hat der Ober-Praͤsident der Residenzstadt in Folge jener Auftritte eine außerordentliche Versammlung der hiesigen Buͤr— ger⸗Repraͤsentanten berufen und dieselben, auf der einen Seite jenen Unordnungen, da sie von der niedrigsten Klasse ausgegan— gen, kein besonderes Gewicht beilegend, auf der anderen Seite sie aber als einen Beweis der Nichtachtung der Autoritäten dar— stellend, aufgefordert, dem Geist, aus dem diese beklagenswerthen Auftritte entsprungen seyn mußten, entgegenzuwirken. Nachdem der Ober-Präsident die Versammlung verlassen, sprach sich die allgemeine Ansicht der Buͤrger-Repräsentanten dahin aus: daß wie sehr die Versammlung die stattgefundenen Unordnungen und Exzesse auch mißbillige und wie höchlich sie dieselben auch beklage sie denselben doch keine solche Bedeutung beilegen

kr Kontrahirung einer Anleihe von 5 Mill. Fl. mit Stimmen⸗ inhelligkeit, mit Ausnahme einer Stimme, angenommen. Der nen, inister von Böͤckh dankte der Kammer fuͤr diese einstim⸗ mige Annahme.

Darmstadt, 28. Mai. (Großh. Hess. 3.) Verhand⸗ lungen der ten Kammer der Staͤnde. 123ste Sitzung. Darm⸗ stadt am 26. Mai. Nach Genehmigung des Protokolls der vorigen Sitzung legt der Praͤsident als neue Eingaben vor: Eine Mittheilung der Großherzogl. Minister des Hauses und der Finanzen, folgenden Inhalts:

„Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben von den Beschlüssen Kenntniß genommen, welche in der 2ten landständischen Kammer über die Abrechnung zwischen dem Familien⸗Fideikommiß des Großherjogl— Hanses und der Staats-Schuiden-Tilgungs-Kasse in Beziehung auf das, nach den Bestimmungen der Berfassung an letztere abzugebende Domainen⸗Drittheil gefaßt worden sind. Diese Beschlissse weichen ven den Regierungs-Anträgen im Wesentlichen nur darin ab, daß durch dieselben, anstatt der in jenen berechneten geringeren Summe zur gänzlichen Abfindung der Staats-Schulden-Tilgungs⸗-Kasse die Summe von jwei Millionen Gulden verlangt und in Anspruch ge⸗

nommen wird. Unerachtet Sc. Königl. Hoheit der Großherzog voll⸗

kommen überzeugt sind, daß, wie es Allerhöchstihre Absicht und aus⸗ drücklicher Befehl war, in dieser Angelegenheit Ihren getreuen Stän⸗ den keine Anträge gemacht worden sind, welche nicht den vorlie⸗ genden rechtlichen Verhältnissen vollkemmen entsprechen, und un⸗ erachtet datzer Allerhöchstdieselben mit Zuversicht hätten erwarten kön⸗ nen, daß durch fortgesetzte Verhandlung der Sache in der ersten land⸗ ständischen Kammer oder durch dereinstige schiedsrichterliche Entschei⸗ dung die Forderung von zwei Millionen Gulden noch sehr bedeutende Modificationen erleiden werde, so wollen Allerhöchstdieselben dennoch, um Ihren getrenen Ständen einen abermaligen Beweis Ihres Wohl⸗ wollens zu geben und das Vertrauen auf Allerhöchstihre lebhafte Theil⸗ nahme an den Interessen des Landes, selbst da, wo solche mit den Al⸗ lerhöchsteigenen Interessen in Kollisien zu seyn scheinen, zu befestigen, auch in dieser Angelegenheit die Gesinnungen beihätigen, welche Al⸗ lerhöchstihre Regierungs- Handlungen von jeher bezeichnet haben. Die Unterzeichneten sind daher befehligt und beauftragt, den beiden landständischen Lammern, wie hierdurch geschieht, zu erklären; Daß, wenn hohe 1ste Kammer sich bewogen finden sollte, den Beschlüssen der 2ten Kammer über die zwischen dem Großherzogl

Staats⸗Schulden⸗Tilgungs⸗

koͤnne, daß Grund vorhanden ware, von Seiten der Versamm— lung weitere Schritte vorzunehmen.

Die Studenten haben wieder eine General-Versammlung gehalten, um in Veranlassung eines väterlich freundlichen Schrei— bens des akademischen Senats die isolirte Stellung, welche sie gegen denselben einzunehmen beschlossen hatten, nochmals in reif— liche Erwägung zu ziehen. Der Physiker und Professor Orstedt, der bei der neulichen Promotion zum Konferenz-Rath ernannt wurde, lud zuvor die Studirenden ein, sich in der polytechnischen Lehr⸗Anstalt einzufinden, um zu hoͤren, was er bei der Gelegen heit ihnen zu sagen wuͤnsche. Die Studenten sollen viel auf ihn halten und die Versammlung ward so zahlreich, daß man wegen Mangel an Platz sich nach dem großen Auditorium im Universitäts⸗Gebäude begab; dort forderte der Konferenz-⸗Rath, wie „Dagen“ berichtet, die Studirenden auf, die an ihnen ge— wohnte Besonnenheit und Ruhe auch diesmal zu zeigen und sich uͤberzeugt zu halten, daß der König so freisinnige Ansichten und Ver habe, als irgend einer seiner Unterthanen wunschen und erwarten koͤnne. In der Versammlunga, welche die Studen⸗ ten noch am selbigen Abend hielten, ward darauf die Frage uͤber den anstoͤßigen Beschluß, dem akademischen Konsistorium keine besondere Nachricht uͤber die Vereins-⸗Verhandlungen mitzuthei— len, zu dessen Zuruͤcknahme auch die „Kjobenhavnspost“ auffor— derte, noch auf 8 Tage ausgesetzt. Bis dahin wird hoffentlich die Anzahl der Vernuͤnftigen unter ihnen die Oberhand gewinnen.

Deutsche Bundessttaaten.

Munchen, 27. Mai. (A. 3.) Unser Kronprinz begiebt sich demnaäͤchst, wie es heißt, auf kurze Zeit nach Hohenschwan— gau; von einer Reise Sr. Koͤnigl. Hoheit ins Ausland ist bis jetzt nichts bekannt. Dem Vernehmen nach werden am 1. Ok— tober d. J. die Benediktiner des Priorats Metten das hiesige Koͤnigl. Erziehungs⸗-Institut fuͤr Studirende uͤberkommen; ob das Wirken dieser Väter sich bloß auf die haͤusliche Disziplin und den Privat⸗-Unterricht beschraͤnkt, oder ob sie auch den offentlichen Unterricht in der mit dem Erziehungs-Institut vereinigten Latei⸗ nischen Schule, und später dann, wie Viele glauben, den Unter richt im neuen Gymnasium uͤbernehmen werden, scheint bis heute offiziell nicht bekannt.

Hannover, 29. Mai. Der Herzog von Anhalt⸗Deßau ist gestern von Deßau hier eingetroffen, und im Königlichen Schlosse zu Herrenhausen abgestiegen.

Dresden, 29. Mai. (L. A. 3.) In der ersten Kam—⸗ mer fand die Berathung des Berichts der dritten Deputation über den Eisenstuckschen Antrag in Bezug auf die Hannoversche Verfassungs⸗Angelegenheit statt. Die Diskussion daruber fuͤhrten vorzuͤglich: Vice⸗Präsident von Carlowitz, Graf Hohenthal (Pu— chau), Kammerherr Ziegler und Klipphausen, Kammerherr von Thielau, Klostervoigt von Posern, Domherr Dr. Schilling, Su— perintendent Dr. Großmann, die Buͤrgermeister Wehner und Gottschald und der Referent Amtshauptmann von Welck; die Regierung war vertreten durch die Minister von Zeschau und von Könneritz. Die Anträge der Deputation wurden am Schlusse der ziemlich umfaͤnglichen Verhandlung mit 24 gegen 4 Stimmen angenommen, also die auf die Wiederherstellung der Hannoverschen Verfassung von 1833 und Erläuterung des Ausdrucks „dermalige Stände“ in der Nesolution des Bundes— tages gerichteten Beschluͤsse der zweiten Kammer abgelehnt, der Bundesstaats-Gerichtshof und die Veroffentlichung der Protokolle der Bundes / Versammlung aber empfohlen. Nach den Aeußerun⸗ gen der Regierung durfte diese Angelegenheit in oͤffentlicher Siz— zung nun nicht wieder zur Sprache kommen. Die Tribunen waren ziemlich gefüllt, doch am meisten von Mitgliedern der Re—

gierung und des diplomatischen Corps.

Und die juͤngeren Mitglieder der Königlichen Familie. Nach dem Gottes dienste hielt der Ordens Kanzler, Graf Rosenblad, eine

Karlsruhe, 27. Mai. (Ka der zweiten Kammer vom 22. Mai wurde der

(Karlsr. 3.) der Sitzung esetz⸗ Entwurf

Do

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Thill. von Hofmann.“

Frankfurt a. M., 29. Mai. (Frankf. Bl.) Der durch seine Leistungen und Schriften ruͤhmlichst bekannte Franz Anton Ritter v. Gerstner, dessen Namen nun auch die neue Welt ehrend an⸗ erkannt hat, wie sich ein der Redaction vorliegendes Schreiben aus Philadelphia ausdruͤckt, ist in dieser Stadt am 12. April d. J. in Folge wiederholter Schlaganfälle im 45sten Jahre seines Alters gestorben. Schon im 2*sten Lebensjahre wirkte er mit Auszeichnung als Professor der Mathematik am K. K. politech⸗ nischen Institute zu Wien. Diesen Kreis seiner Berufsthaͤtig— keit verlassend, widmete er sich vorzugsweise dem Studium und der praktischen Ausfuhrung der Eisenbahnen. Die erste der Oesterreichischen Monarchie zwischen Budweis und Linz entstand unter seiner Leitung. Die Eisenbahnen zwischen Petersburg, Czarskoje⸗Selo und Pawlowsk wurden von ihm ausgefuͤhrt. FJtealte n,

Von der Italiänischen Gränze, 18. Mai. (A. 3.) Lange hat man sich nicht verständigen koͤnnen, wo die Verhand— lungen uber den Schwefelstreit eigentlich abgehalten werden soll—⸗ ten. Ueber diesen Punkt ist man nun endlich einig geworden: sie werden in Neapel abgehalten werden. Der Konig hatte sich mit Herrn von Haussonville uͤberworfen und wollte von einer Entschädigung nichts hören, die fuͤr den Englischen Handelsstand angesprochen ward. Der Herzog von Montebello war jedoch mit ausgedehnten Vollmachten versehen, und soll es sich alsogleich haben angelegen seyn lassen, den Koͤnig zu besanftigen, auch von Herrn Temple die Genehmigung zur Freilassung aller aufgebrach⸗ ten Neapolitanischen Schiffe, selbst derjenigen, die nach Malta gefuͤhrt worden, einzuholen. Lord Stopford hat in Folge der von dem Britischen Bevollmächtigten gegebenen Weisung sich beeilt, diese Schiffe freizugeben. Hiernach sollte man schließen, daß Alles sich zum 6 gestalte; allein Briefe aus Neapel versichern, es werde noch viel Zeit verstreichen, bevor die Diffe⸗ renz voͤllig geloͤst seyn werde.

Spanien.

Madrid, 20. Mai. Die beabsichtigte Reise der Königin ist allgemein der Gegenstand des Gesprächs. Es ist jetzt gewiß, daß die Königin abreisen wird, sobald der Herzog von Vitoria Morella erobert hat. Der Kriegs-Minister und der Marine— Minister werden die Königin begleiten, das diplomatische Corps bleibt jedoch hier. Ein Theil der hiesigen Garnison unter dem Befehl des Generals Valdez wird die Eskorte bilden, und der General⸗Capitain der Provinz, General Leon, ist beauftragt, mit drei Bataillonen Infanterie und einigen Schwadronen Kavallerie die Ordnung in der Hauptstadt aufrecht zu erhalten.

Der General Ferraz ist an die Stelle des Generals Villa⸗ lobos zum Inspecteur der National-Garde ernannt worden.

Monroyo, 13. Mai. Die Depesche des Generals O Don⸗ nell, worin er den Herzog von Vitoria die Einnahme von Can— tavieja meldet, lautet folgendermaßen:

„Excellenz! Die Rebellen, unstreitig erschreckt durch die Vor— bereitungen zum Angriff auf das befestigte Cantavieja und dessen Forts, haben dieselben in der vergangenen Nacht geräumt, nach— dem sie zuvor die Stadt angezuͤndet hatten, wobei sie die Un— menschlichkeit so weit trieben, daß sie sogar das Hospital in Brand steckten, in welchem sich ihre Kranken und Verwundeten befanden. Die Forts sind in trefflichem Zustande, allein die darin befindlichen schweren Geschuͤtze sind vernagelt. Es war offenbar die Absicht, die Forts in die Luft zu sprengen, da man alle Vorkehrungen dazu getroffen hatte. Ich empfing die Nach⸗ richt von diesem Ereignisse heut fruͤh zu Iglesuela, als ich im Begriffe stand, nach Ares zu marschüren und eilte deshalb so— gleich 48 Der General Otero, welcher in Fontanete einen ähnlichen Bericht erhielt, ist auch auf dem Wege hierher. Die Details aber dies gluͤckliche Ereigniß werde ich Ew. Excellen; sobald wie möglich uͤbersenden, denn in diesem Augenblick ver⸗