Der Minister erklärte zualesch, daß die Königin die n Rerengen in belden Kanadischen Provinzen zur Verfugung es Hauses stelle. Nachdem Herr Geulburn eine ihm anven⸗ aur, mit 29, 000 Unterschriften versehene, gegen die Dill ge rühtete Petitien aus Nieder⸗Kanada kberreicht hatte, die auf bie Tal des Hauses niedergelegt wurde, erhob sich Herr Paslagton und trug amendementsweise darauf an, daß ie Bill secht Monate ausgesetzt werde. Er widersetztte sich der Berwaltung eines so großen geographischen Distrikts durch eine einzige Versammlung und meinte, ob es nicht besser sey, stalt die deiden Legislaturen zu vereinigen, sie in drei zu theilen. Die Minorität werde zu furchtbar seyn, um sie auf eine solche Weise unterdrücken zu können, wie die Minister zu glauben schte⸗
nen. Lord Ducham's Bericht sey, mit Ausnahme der Schilde⸗
rung des tief ge vürzelten Hasses zwischen den Franzosen und
Engländern, ein Gewebe ven Unrichtigkeiten. Er frage, eb die
Englische Sache, selbst in der ersten Versammlung, die gewählt
werden würde, eine Masorität Haden werde. Es sey zu fürchten,
daß die Vereinigung zu den Vergnlassungen zur Zwietracht die
einzige, welche, nach dem Ausdrucke des Herrn P. Thomson, noch fehle, namlich die religisse Feindschaft,
hinzufagen werde. Als Argument für die Vereinigung
babe man die Nothwendigkeit einer unverzüglichen Ruͤck⸗ kehr zu einer Nepräsentassv Regierung angeführt. Das widerstreite aller Erfahrung jener Lander. Er glauße, es ware welser gewesen, Montreal mit Ober Kanada zu vereinigen und
Nieder- Kanada durch einen Gouverneur und ein Conseil zu ver—
walten. Man hade gesagt, die Kanadier selbst wünschten die
Vereinigung; allein die Wahrheit sey, daß die Nieder⸗Kanadier
allgemein sich dem Peesekte widersetzten und die Ober⸗Kanadier
sehr getheilter Meinung daruber seyen. Jedenfalls wuͤnschten die
Leßteren, daß der Sik der Regierung in ihre Provinz verlegt
werden insg. Die Minister hatten sich nicht deutlich * die⸗
sen Gegenstaagd ausgesprocher, er wuͤnsche indeß sehnlichst, das derselbe definitiv erledigt werde. Nach dieser Rede ent⸗ stand eine laage Pause, und es wurde der Befehl gege— ben, die Zuschauer zu entfernen. Als die Galerieen bei— nahe leer waren, erhob sich Herr W. Gladstone und sagte, er sehe aus den Zeugen Aussagen, daß die Kanadier
im Ganzen far die Vereinigung seyen. Er wolle nicht gegen
den Aueschuß stimmen, aber er hoffe, daß die Bill daselbst be⸗
deutend werde medisizirt werden. Herr C. Buller vertheidigte
Lord Durham und dessen Rathgeber. Lord Durham, sagte er,
habe eine noch größere Vereinigung gewünscht, nämlich die aller
Britischen Provinzen in Nord-Amerika. Eine solche Vereinigung
wöre allerdings vorzuziehen, er hoffe indeß, daß sie bald folgen
werde, und stimme unterdeß fuüͤr die Annahme des dem Hause vorllegenden Planes. Herr Hume 6 es, daß die Bewoh⸗ ner von Kanada ihre Meinung ausgesprochen hätten. In Nie— der Kanada sey das was man einen Ausdruck der offentlichen
Meinun nenne, von einem Conseill und in Ober-Kanada
don einem durch Sir Francit Head zusammengebrachten
warlamente ausgegangen. Bei dem vin Tharakter des geégenwärtigen Systems halte er indeß selbst die vorliegende
Bill für eine Verbesserung, und derhalb stimme er fur den
Ausschuß. Lord Hewick meinte, daß er vor den Ereignissen
von 138 diese Vereinigung nicht gebilligt haben würde, daß aher
die Franzdsischen Insurgenten die Veränderung selbst herbeige⸗ lührt hätten. Herr O Connell pratestirte gegen die Bill, weil sie voll von Ungerechtigkeiten sey. Nieder⸗Kanada habe die grö—⸗ here Bevölkerung und solle doch nur eine gleiche Anzahl von Re— präsentanten erhaleeh, woe Ober-Kanada. Beide Provinzen soll= ten auch in finanzteller Hinsicht auf gleichen Fuß gestellt werden, obwohl Ober Kanada eine schwere Schuld, Nleder / Kanada aber gar keine habe. Lord John Russell erwiederte, se⸗ nes Verhältniß der Nepraͤsentatton sey deshalb vorgeschlagen werden, weil die Ber'lerrung selbst sich schnell diesem erhält, nise nahere. Was die Schuld von Ober⸗Kanada betreffe, so ey dieselbe durch oͤffentliche Arbeiten entstanden, die hauptsächlich zur Herstellung von Verbindungen mit dem Meere unternommen und zum Besten beider Kolonisen ausgeführt worden seyen. Da
Derr Pakingten sah, daß das Hauß allgemein der weiteren
Gärteritng ver Bill günstig war, so nahm er sein Amendement
und die Bill gelangte ohne Abstimmung in den Ausschuß. der vierten Klausel derselben schtug Herr Lushington vor, zeistlichen von dem gesetzzebenden Rath in Kanada auszu—
en. Der Antrag wurde, dem Prinzip nach, von Lord
a Russell bestritten, wiewohl er es in der Praxis suͤr zweck mäßig erklärte, die Geistlichen von der Versammlung möglichst
fern zu halten, und bei der Abstimmung fiel der Antrag mit 83 egen 2 Stimmen darch. Bei der 25sten Klausel schlug Herr
Häme vor, daß in die darin festgesetzte Wahl Qualification fuͤr Nitalieder des Versammlungs- Hauses, — Fuß Pfd. in liegen—
n, auch anderes Eigenthum mit eingerechnet werden
der Antrag wurde indeß mit vl gegen 27 Stimmen ver—
Die 31ste Klausel setzt 43, noh Pfd. als den Betrag Lie sest; Herr Hume verlangte eine Hergbsetzung auf d; es erklärten sich jedoch * gegen 1 Stimmen wi⸗ Die abrigen Klauseln wurden ohne Aßt—
6
ken Gründe
* 1 er d Vorschlag.
d ie sen tüm üng anaenommen.
enden, 0. Mai. Der Herzog und die Herzogin von Cambridge wollen nebst den Prinzessinnen Auguste und Marie den Herbst und Winter in Deurschland zubringen und auch ihre erlauchten Verwandten in Hannover besuchen. Der Prinz ven Capua uns seine Gemahlin haben ihre be— absich ige Reil nach dem Kontinent aufgegeben. Fürst Nerauder Lteven, der von seinem neulichen Zufall wie— o weis hergestellt ist, daß er die Beschwerden einer Reise er rasen kann, ist vergangenen Dienstag Abend mit Depeschen des eren von Brunnow nach St. Petersburg abgereist, und Graf Woroazeff am näamntichen Tage nebst seiner Gemahlin hier an— de rtom nien . Lord Brougham fand sich am Dienstag Abend zum ersten, ränle wieder im Oberhause ein, mit einem angeheueren Stoß Heiltioncn unterm Arme. Sein Erscheinen wurde allgemein be— =, Er saß etwas mager aus und trug ein Französisches Toupé. Eine der von ihm Üerreichten Bittschristen rührte von den Kauf— leuten Edinbnrgs her und verlangte, daß man in dem bevorste⸗ benden Kriege mit China nicht auf Entschäͤdigung für das weg— genemmelte Doitan bestehen möchte. Er selbst vermied es, sich döee die Gerechttzkeit oder Ungerechtigkeit des Krieges auszu— sprechen, so sehr er auch den Schleichhandel mit Optum verdammte. Lord Palmersten hat dem Herrn Thorton als Antwort auf gewisse Verstellungen, die derselbe fuͤr sich und zu Gunsten an— der Jahaber Spantscher Fends dem Minister zugesandt hatte, unterm 23. Mal erwirdern lassen, daß eine Depesche aus Ma— deld uilt der bschrift einer Note des Spanischen Mintsters der algo ierten Ange enenheften, Pere; de Castro, eingelaufen sey, in weicher Note Jerrelbe sein Bedauern ausdruͤcke, daß die Fort=
622 * dauer des Bürgerkrieges und die großen Anstrengungen, wel welche die Regierung zur schnellen Beendigung dieses Krie es aufbiete, es ihr far jetzt unmöglich machten, die pecuniairen Ver— pflichtungen Spaniens zu erfüllen. Zugleich erklarte Herr Perez de Castro, daß er der baldigen Beendigung des Bürgerkrieges entgegensehe und sest vertraue, daß die alsdann erfolgende Ent⸗ wickelung der inneren Hülfsquellen des Landes die Epanische Regierung in Stand setzen werde, unter Beihülle der fortgeseßzten Nachsicht der Gläubiger Spa uens, alle Vernflichtungen dieses Landes gegen die Britischen Fonds Inhaber mit vollkommenster
Redlichkeit zu erfüllen. :
Zur Un des Antrags, daß elne Kommisston nie⸗ deracsetzt werden inöchte, um zu erwägen, unter welchen Ver in— qungen fremdes Getrasde unter Königlichem Schloß zum Behuf der Ausfuhr in England vermahlen werden duͤrfe, machte Herr Hutt vorgestern im Unterhause bemerklich, daß die Kaufleute durch die jetzt bestehenden Einschränkungen von lehr bedeutenden Märkten ausgeschlossen wären, indem . Britische Schiffe Im Gehalt von 18,000 Tonnen mit Mehl ven Hamburg nach Newfoundland und anderen Kelonieen abgingen, was ein großer Schaden für die Englischen Muͤller sen. Herr Christopher win dersetzte sich zwar der Motion, weil eine solche Maßregel noih— wendiger Weise die Korngesetze erschüttern müsse, indeß nachdem auch der Prästdent der Handelekammer, Herr Labouchere, si suͤr den Antrag ausgesprochen hatte, weil es unklug sey, der Auslande einen Vortheil einzuräumen, den die Unterthanen En lands aus der Vermahlung don fremdem Getraide, z. B. fuͤr de Gebrauch der Vritisch⸗Westindischen Kolonieen ärndten könnten wurde derselbe, wie schon erwähnt, vom Hause angenemmen.
In einem der letzten Zeugen Verhore gegen Courvoisier wurd der Polizei⸗Beamte Pearce wieder vernommen, der am Tage de Ermordung Lord W. Russell's in Begleitung des Herrn Tedmar die Unter uchung an Ort und Stelle geführt hatte. Er richtete sein Augenmerk besonders auf die Spuren gewaltsamer Oeffnung der Thuͤre der Vorrathskammer. Ein Schreibenzieher und eine Zange, die er in dieser Kanmmer gefunden, schienen allem An—
scheine nach die Werkzeuge, welche dabei gebraucht worden wa—⸗ ren und die Spuren zurnckgelassen hatten. Der bei Courveisier vorgefundene Meißel hingegen schien in die Spur des Instru— ments zu passen, wodurch ein Schubfach in der Vorraths kammer erbrochen worden war. Bei Untersuchung der Hinterthuͤr, welche in den Hof führte, fand der Zeuge gleichfalls Spuren zewaltsamer Oeffnung, die jedoch nur von einer Person innerhalb des Gebäudes hatten ausgehen konnen. Ein in der Vorraths kammer gefundener eiserner Feuerhaken schien dabei gebraucht worden * seyn, auch hatte derselbe einen sehr frisch auesehenden Riß, der von dem Gebrauche bei der Oeffnung der Thar herrühren konnte. An der Außenseite der
gemacht schienen. Ein Hammer, welchen er auch in der Vor— rathskammer gefunden, war zwiegespalten, und als er ihn zwischen die Tharpfoste und die Thuͤr brachte, paßte derselbe genau in die von sentin Instrumente zurückgelassenen Spuren. In andere an dieser Thür benndliche Spuren gewalfsamer Oeffnung paßte der Schraubenzieher. Später, sagle der Beamte, habe er die
Effekten des Kammerdieners auf das genaueste durchsucht, ohne etwas Verdachterregendes zu sinden, habe aber gesehen, daß Cour⸗ vosster im Beiseyn eines Eonstabsers seine Sachen wieder in sei, nen Koffer gelegt. Noch später habe er endlich eine Untersuchung der ,, wen,, vorgenommen und daselbst unter den Dielen in der Ecke die bereits erwähnten Gegenstände von Werth, eine Börse mit fünf goldenen Ringen, funf Medaillens und Münzen, sz wie eine Banknote von 15 Pfd. St. entdeckt. Als er diese Gegenstande dem Gefangenen vorgezeigt und gesagt, wo er sie gefünden, habe derselbe geantwortet: „Ich weiß nicht darum, ich bin unschuldig, mein Gewissen ist rein, ich habe das Me— daillon nie gesehen.“ Auch als ihn der an ,,. in die Vorraths⸗Kammer gefuhrt und ihm den Ort gezeigt, wo er sie gefunden, habe er diese Worte wiederholt. Bei Courvoisier selbst habe er ein kleines goldenes Medaillon und ein Schluͤsseldund gefunden, auf dessen Ring der Name des Ermordeten gestanden. Die Autsagen eines anderen Polizei-⸗Beamten verbreiteten sich uber die Auffindung mehrerer anderer werthvollen Gegenstaände in der Vorraths⸗-Kammer und das Entdecken zweler blutbefleckte Schnupftuͤcher im Koffer des Gefangenen, die ganz oben in dem selben lagen. Der frühere Kammerdiener des Ermordeten, Ja mes Ellis, erkannte die meisten der Pretiosen als das Eigenthur Lord William Russell's an; von dem Silberzeuge, das er währen seines Dienstes unter Verschluß gehabt, vermißte er 14 Piecen, darunter ð Löffel und Gabeln.
Die Times fordert in ihrem gestrigen Blatte die Konser⸗ pativen auf, die so nothwendige Negulirung der Kanadischen Verhaältnisse nicht zu einer Parteifrage zu machen; sie belobte sogar eine im Helbste vorigen Jahres von Lord John Nussel an den General⸗ Gouverneur voön Kanada gerichtete Depesche über die nothwendigen Granzen der Verantwortlichkeit, welche der Kolonial Legislatur gegenüber, die Kolontal Behörden haben, und deutete am Ende seibst darauf hin, daß Cs wohl nicht un— zweckmäßig gewesen wäre, die Vorschlage des Durham schen Be⸗ ichts anzunchmen, Lie bekanntlich eine Vereinigung aller Briti⸗ schtn Kolonleen in Nord-Amerika zur Grundlage hatten.
Zu Glasgow fand am 15. Mai eine große Versammlung des dortigen Handeisstandes statt, um Petitionen an die Königin und beide Häuser des Parlaments zu beschließen, worin man dieselben aufferden will, Maßregeln ju treffen, um die Nieder⸗ lassung der Franzssen und anderer Nationen auf Neuseeland zu hintertreiben und diese Inseln unter Englands Besitz, Macht und Gesctze zu stellen. Die Beschluͤsse waren in dieser Hinsicht alei⸗ chen Sinnes mit denen, welche die in London vor kurzem gehal— tene Versammlung annahm, nur gingen sie mehr in das Einzelne
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und waren in stärkern Ausdrucken abgefaßt.
Man hofft noch, daß der Thurm des Yorker Muͤnsters, ob— gleich er bei der letzien Feuersbrunst eirsge starke Sprünge erhal— ten hat, nicht abgebrochen zu werden braucht. Der Anschlag zu seiner Wiederherstellung ist auf 10 — 12, 060 Pfd. gesetzt; der zu Wiederherstellung des Schiffes auf 18 — 26, 9009 Pfd. Der Muͤnster war nicht versichert, und man hat deshalb schon eine Subscription für die Tosten des Wiederaufbaues ersffnet. a
Die Aeltesten der Judengemeinde von Portsea hatten s an Lord Palmerston um feine Verwendung für ihre nn, Bruͤder im Orient gewendet. Der Globe the . ; wort mit, die ihnen der Minister durch semen cb eralt zuferti.
gen ließ. „Meine Herren, ich Cin von Lord almerston ange⸗ wiesen, Ihnen in Enigegnäng zu 6 , binn, bekannt zu machen, daß Se Herriech n . 9 te d BVoꝛsch after in een nene, 6 n en General ⸗Konsul in Aegypten beau der Verfolgungen zuů ma—
und Mehmed ⸗Ali Vorstellungen wegen
chen, denen sich die Juden zu Rodus und Damaskus suͤngst aus⸗ gesetzt sahen.“
Der Schiffbruch des Englischen Dampsfboots ‚„Vuleure“ auf der Reise von Ahrensburg auf Hesel nach Petersburg ist Haupt⸗ Jgegenstand der Unterhaltung in Lloyd's Kaffeehause, da verschie⸗ dene Assecuradeurs stark darauf gezeichnet haben. Es sollen im Ganzen hier 136,969 Pfd. zur Pramie von 7 Sh 6 Pee. pCt. (äs, pCt.) und außerdem 8 bis 10,630 Pfd. in Hamburg dar⸗ auf versichert senn. Man hofft inzwischen, daß die Ladung nicht ganz verloren seyn wird.
Fuͤr die Verbreitung des Evangeliums in den Schottischen . hat die Königin ein Geschenk von 2099 Pfd. St.
ewilligt.
Der Malta Times vom 15. Mai zufolge, hatte Lord Keane die Absicht, sich gegen den 25sten an Bord des Dampf⸗ schiffes „Blazer“ nach England einzuschiffen. Auf Malta waren e Geruͤchte von einer Insurrection in Palermo im Umlauf.
Die Berichte aus New Foundland gehen bis zum Sten d. Der Gouverneur hatte die Legislatur in sehr Übler Laune bis zum J. August prorogirt, mit dem Bemerken, die Session hatte trotz ihrer langen Dauer seinen Erwartungen nicht entsprochen.
Nieder lande.
Aus dem Haag, 31. Mat. In der gestrigen Sitzung der zwelten Kammer stattete die Central Section Bericht ab ber
Thur bemerkte der Zeuge gleichfalls eine Menge Spuren, die
; ; * eicher Zeit 6 . alle ein und dasselbe Werkzeug verriethen und zu gleich 5 dingungen der zu bewillizenden Anleihe gestellt.
die Gesetz Entwürfe wegen Modification des Grundgesetzes, wor⸗ aus hervorgeht, daß nech immer die Ansicht geltend gemacht werde, es müßten auch Abgeordnete der Provinz Limburg an der Berathung uber das veränderte Grundgesetz Theil nehmen. Einige Mitglieder hatten sich fuͤr Aufhebung der er sten Kammer errlärt, die im Grundgesetze von 1811 gar nicht bestanden habe u. dgl. m. Die offentlichen Berathungen über den Gegenstand wurden schließlich auf nächsten Dienstag festgesetzt.
Beligien.
Brüssel, 30. Mal. Die Centralsectien hat ihren Bericht über die vorgeschlagesie Anleihe von a0 Millionen Franken nun— mehr ausgearbéeltet und trägt in demselben darauf an, die Summe um 25 Millionen zu vermindern. Es ist zweifelhaft, ob die Re⸗ gierung darauf vorbereitet Jey, eine so ansehnliche Verminderung eintreten zu sehen. Die Centralsection dringt vor allen Dingen auch darauf, daß die Regierung ihre Rechnung mit der Soeiets Generale regultre. Was die nächste an Holland zu bezahlende Reute von 3 Milltonen betrifft, so meint die Section, man brauche sich mit Anschaffung derselben nicht zu Uberellen, da man ja andererseits auf den Eingang, bedeutender Summen rechnen könne, die man von Holland noch auf das Amortisation s. Syndikat und auf die cheimaliqe Civilliste zu fordern 27 Oeffentlichkeit und freie Konkurrenz wurden Übrigens als
Schweden und Norwegen.
Stockhelm, 29. Mai. Se. Majestät präsidirten am 26sten d. M. dem Minister / Conseil, zum erstenmale nachdem das nene Ministerium gebildet worden. mig
In der Schwedischen Akademie der Wissenschasten wurde heute Professor Atterbom eingeführt, der an die Stelle den ver storbenen Professor Ling gewahlt worden ist.
Die hiesige Maäßigkeits Gesellschaft hielt am vorigen Man= tag unter dem Vorsitz des Herrn von Hartmannsdorf ihre Jahreg⸗ Versammlung im großen Börsen⸗Saale. Der am, der seit langerer Zeit in seiner , keine gebrannten mehr zuldßt, war mit dem Erbpeinzen anwesend und solgte den Vorträgen mit großer Theilnahme. Unter Anderem ließ sich auch der bekannte Reisende, Sir John Roß, in Schwedischer 3363 uber seine auf der See gemachten Erfahrungen ver⸗ nehmen.
Dem Staatsrath Ihre sind interimistisch die Functionen des Hostanzlers beim Reichstage übertragen worden.
Dänemark. Kopenhagen, 29. Mai. (Alt. M.) Hinsichtlich des
von den Danischen Provinzial Standen ausgesprochenen Wun—
sches, daß die den Standen vorzulegenden Gesetz, Entwuͤrfe vor
dem Zusammentreten derselben den Deputirten und (wie die Pe⸗
tltion der Roelkilder Versanimlung i reg auch den Sup⸗ plcanten mitgethellt werden mögen, haben Se. Majestaͤt, nach eingesordertem Bedenken der Danischen Kanzlei, zwar keinen hinreichenden Grund gefunden, die gewünschte vorläufige Mitthei= lung dieser Gesetz Entwürfe an die Stande / Mitglieder geradezu zu bewilligen, wollen aber doch, zur Erreichung des Zwecks, so
weit die Umstände es gestatten und insofern es, nach Beschaffen⸗ heit der Sache, als ein Mittel angesehen werden kann, daß jene
Gesetz-⸗Entwürse in der Staͤnde⸗Versammlung gefördert werden, die Veranstaltung treffen, daß sie mit ihren Motiven zur oͤffent—⸗ lichen Kunde gebracht werden, wenn sie zum Behuf der Vorle⸗ gung approbir worden. So sollen denn auch mehrere den be—⸗ vorstehenden Staände⸗Versammlungen vorzulegende Entwuͤrfe mit ihren Motiven in einem Anhang zur Kollegial-Zeitung abgedruckt werden, und die heutige Nummer enthält bereits einen solchen Entwurf zu einer Verordnung in Betreff näherer Bestimmungen der auf Vrandstiftung gesetzten Strafe. Die Standinavischen Naturforscher haben folgende Auffor—⸗ derung an ihre Deutschen Kollegen ergehen lassen- „Unter den Naturforschern und Aerzten in Dänemark, Norwegen und
den hat sich ein Verein gebildet, um jeges zweite Jahr ahwech
selnd in diesen drei Königreichen eine Versammlung zu 83 nach dein Vorbilde der jährlichen Versammlungen fur Natur for⸗ schtr und Aerzte in Deutschland. Die erste dieser Skandinavischen Versammlungen fand im vorigen Jahre in Gothenburg statt, und cs wurde dabei beschlossen, ausnahmsweise bereits in diesem Jahre eine zweite zu halten und zwar in Kopenhagen. Zum ersten Versamm⸗ lungstage ist der 3. Juli f'stgestellt worden Ünd die des Zu⸗ sammenbleibens auf sechs Tage bestimmt. Die Skandinavischen Naturforscher und Aerzte, welche in den Deutschen Versammlu ihrer Kollegen stets eine so wohlwollende und bruͤͤderliche a. nahme gefunden haben und durch ihre eigenen Versammlu sich keinesweges werden abhalten lassen, dieselbe ferner in 13 uch zu nehmen, werden es mit Freude sehen, wenn Deutsche Mitarbeiter nicht gehindert werden, unsere Versammlungen zu besuchen, und was irgend einem Gaste in den eigentlichen Ver⸗ sammlungen durch die fremde Sprache abgehen sollte, werden wir uns bestreben, ihm in dem geselligen Umgang zu ersetzen. — Wir glauben im gegenwartigen Fall uns auf diese allgemeine Bekanntmachung an die Deutschen Naturforscher und Aerzte außerhalb des Daͤnischen Staates beschranken zu müssen, ohne sernere spezielle Einladungen umjzusenden. — Kopenhagen, den 30. Mai Ii. — Im eigenen und im Namen des abwesenden Professors Schouw: H. E. Oersted. Eschricht.“
Deutsche Bundesstaaten.
Hannover, 2. Juni. (Hannov. Ztg.) Allgemeine 1 Zweite Kammer. Sitzung vom 29. Mat. Nach Verlesung einer Mittheilung erster Kammer, laut welcher 1** in Betreff der Bewilligung einer Unter stuͤtzung fur die Celler Pferde⸗Rennen ihre abweichenden Beschluͤsse bis auf den Punkt, daß die Bewilligung von jährlich 2009 Rthlr. nicht auf 6 Jahre (wie in zweiter Kammer), sondern auf die Dauer des Landtags ausgesprochen werde, aufgegeben, und Be—⸗ huss Beseitigung dieser noch ubrigen Verschiedenheit in den bei⸗ derseitigen Beschlüͤssen auf eine Konferenz angetragen hatte, wurde
die letztere anzunehmen beschlossen. ; itzung vom 30. Mal. Der Herr General ⸗ Syndikus
referirte aus der Konferenz wegen der abweichenden Beschluͤsse beider Kammern uͤber verschiedene Protestationen und Eingaben, die Verfassungs⸗Verhältnisse angehend. Während zweite Kam⸗ mer beschlossen hatte, über alle diese Protestationen und Ein⸗ gaben, als namentlich der Städte Osnabrück, Norden, Hameln und Emden und des Wahldistrikts Neuhaus Osten, zur Tagesord⸗ nung überzugehen, die Eingaben aber dem Koͤnigl. Kabinet ab schriftlich mitzucheilen, hatte erste Tammer ruͤcksichtlich der drei letztgedachten Eingaben die einfache Tagesordnung ausgesprochen, hinsichtlich der an die Landes⸗Versammlung gerichteten Protesta⸗ tionen der Städte Osnabruͤck und Norden aber die Zuruͤcksen⸗ dung beschlossen, weil sie nicht an die Allgemeine Stande ⸗Ver⸗ sammlung gerichtet seyen. Die Konferenz hatte sich dahin ver⸗ einigt, den Beschluß erster Kammer mit dem Zusatze, daß die Zurücksendung der Eingaben der Städte Osnabrück und Norden mittelst Protokoll⸗Extrakts geschehen solle, als Konferenz ⸗Vorschlag anzunehmen; und wurde dieser Vorschlag ohne Widerspruch
, . l6dann stand der Entwurf zur Geschäfts-Ordnung fuͤr die Allgemeine Stände ⸗Versammlung zur zweiten Berathung. Der General⸗Syndikus leitete dieselbe mit einigen allgemeinen erkungen ein, in welchen derselbe die Vorzuͤge dieses Ent— wurse sowohl hinsichtlich der Vollständigkeit, als der systematischen Anordnung anerkannte, jedoch die Besorgniß aussprach, daß ge— rade die neue Anordnung und die Abweichung derselben von dem den Kammern genau bekannten Reglement von 1819 in der Anwendung zu Schwierigkeiten fuhren konne, welche vielleicht nicht eintreten würden, hatte man letzteres mehr beibehalten und nur vervollstaͤndigt. Daneben gab derselbe sein besonderes Interesse an dem vorliegenden Gegenstande zu erkennen, und behtelt sich vor, nach nanmehr angestellter Vergleichung mit
dem Reglement von 1819, so wie mit den durch usuelle In“
tervretation desselben entstandenen Grundsaͤtzen, und mit dem hieran möglichst eng sich anschließenden Reglement von 1833, die hlreichen, theilweise abweichenden, theilweise neu aufgenommenen estimmungen dieser Geschaͤftsordnung im Laufe der Berathung hzemerklich zu machen, verwahrte sich jedoch dagegen, daß diese ufende Kommentirung des Entwurfs nicht als eine Mißbil— ; , angesehen werden möge, indem er damit nur ei— nerselts die Aufmerksamkeit der Kammer erwecken, andererseits 3. eigenen Belehrung und Ueberzeugung und Behufs etwa zu achender Verbesserungs⸗-A Anträge Erläuterungen uber die nicht immer gleich ersichtlichen Gründe hervorrufen wolle, aus welchen von i , durch langsährige Handhabung ihm wenigstens mung und lieb gewordenen Vorschriften, Observanzen und Na— men abgewichen worden sey, wie z. B. schon durch die Benen— mn s , fer ng. statt des ublichen „Reglement.“ n. §. 7 „Nothwendige Zahl der Erschlenenen“ war bei der ersten Beraihung dahin verändert, daß zur Eröffnung des Landtags und zur Konstituirung der Kammern die Anwesenheit von 15 zum regelmäßigen Erscheinen Verpflichteten in erster Kammer, und die Anwesenheit von 30 Personen in zweiter Kam mer erforderlich sey. Es war daher eines Theils das Minimum der Anwesenden fuͤr zweite Kammer von 20 auf 30 erhoöͤhet, an⸗ deren Theils der bei Festsetzung eines Minimums uͤberfiuͤssige Satz, daß die Hälfte der bereits legitimirten Mitglieder anwesend seyn muͤsse, zu streichen. Der Paragraph wurde mit der bei der ersten VBerathung beschlossenen Abanderung angenommen, und uͤbrigens auch heute dafür gehalten, daß ruͤcksichtlich der etwaigen Erhöhung des Minimums fuͤr erste Kammer deren Beschluß fuͤglich erst abge⸗ wartet werden könne.
Sitzung vom 1. Juni. Der Herr General⸗Syndikus referirte über die abweichenden Beschluͤsse erster Kammer in Be— ziehung auf die kuͤnftige Einrichtung des Schatz-Kollegii, und wurde beliebt, unter Ablehnung diefer Beschluͤsse, auf eine Kon— ferenz von drei Mitgliedern anzutragen, indem dafuͤr gehalten ward, daß auch die etwaige Annahme einzelner Theile jener Be⸗ schlüsse, insofern das Ganze nicht genehmigt werde, für jetzt wenigstens unrathsam erscheine.
O ester reich.
— — Wien, 30. Mal. Ein schon im Laufe des verflosse nen Winters in den höheren Kreisen verbreitetes Geruͤcht, dem⸗ zufolge Graf Ficquelmont eine hohe Stellung in Wien erhalten wurde, ist nun neuerdings aufgetaucht und wird mit größerer Vestimmtheit erzählt. Wir geben es, wie wir es vernommen, ohne dessen Richtigkeit zu verburgen.
Das heutige ,. des Kaisers wird in der herkoͤmm⸗ lichen prunklosen aber herzlichen Weise begangen. Se. Masestät vereinigen an diesem Tage gewöhnlich sammtliche anwesende Mit⸗ glieder des Kaiserhauses zur Familientafel. Dasselbe wird auch eute , . Bei Fuͤrst Metternich ist großes Diner von 56 edecken, zu welchem außer den Missions-Chefs des diplomati⸗ schen Corps, mehrere Fremde von Distinction geladen sind.
Lord Beauvale (Sig Fred. Lamb), welcher vor einigen Ta⸗ gen ven einem heftigen Gicht, Anfall befallen, zu lebhaften Be— gan Anlaß gab, ist noch immer leidend, aber außer aller Gefahr. Graf Loivenhielm ist mit seiner Gemahlin abgereist, um sich auf seine Guter in Schweden zu begeben. Der bei der Sardinischen Gesandtschaft als erster Secretair angestellte Mar⸗ chese Rieci ist durch den Marchese Doria ersetzt worden. Herr von e. de St. Simon, Königl. Preußischer Minister⸗Nesi⸗ dent in Griechenland, ist hier aus Athen angekemmen.
Rea
Neapel, 21. Mai. (A. 3.) Ihre Majestäten der Könt Und die Königin sind gestern Abend im hesten Wohlseyn . alermo 8 Messina hier eingetroffen. Heute ließ der König fn Harnison aufs Marsfeld ruͤcken und einige Manver ren. 1 te fruͤh legte das den Admiral Stopford fuͤhrende Eng⸗ lische Abmiralsschiff „Princeß Charlotte“ von 130 Kanonen nebst einem anderen Linlenschiff und einer Fregatte auf hiesiger Rhede vor Anker, so daß nun eine recht stattliche Seemacht vor ö. igt ist, was einen überaus schoͤnen Anblick gewährt. Die Schiffe beider Nationen werden von zahlreichen Neu—
hoch. Mehrere Soldaten und etwa funfzig Pferde fand man
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gierigen, meistens Fremden, besucht, die sich in großer Anzahl hier befinden. Ueber die Verhandlungen in Paris hat hier noch nichts Näheres verlautet, man ist aber allgemein uͤberzeugt, daß diefe Angelegenheit dort beigelegt werden wird. Die He nrg, der gekaverten Neapolitanischen Schiffe in Malta hat sich jedoch nicht bestaͤtigt, nur eines davon, welches lauter Franzoͤsisches Ei— genthum an Bord hatte, wurde freigegeben. Die anderen wer— den bis zur Entscheidung daselbst zuruͤckgehalten.
Spanien.
Saragossa, 23. Mai. Die Nachricht, daß die Königin
auf ihrer bevorstehenden Reise hierdurch passiren werde, hat di lebhafteste Freude erregt.
Am 18ten Morgens hat die Armee sich endlich nach Morella
n Marsch gesetzt. Anfangs schien es, als ob alle Elemente sich
gegen sie verschworen härten; ein heftiger Regen mit Schnee—
ocken vermischt und ein eisiger Wind zwangen die Soldaten,
ihre Zelte aufzuschlagen, die indeß auch bald keinen Schutz mehr
gewährten, da der Negen in Stroͤmen herabstuͤrzte. Die Nacht
war furchtbar. Am Morgen lag der Schnee anderthalb Fuß
todt. Am 20sten war das Wetter noch schlecht, indeß hatte der Regen aufgehört. Am 2lsten schien es sich aufheitern zu wollen, allein die Kälte hatte nichts an Intensität verloren und es traten wieder heftige Windstoͤße mit Schnee ein. Die Armee hoffte, am 22sten wieder weiter zu marschiren konnen, wenn nicht etwa
Mitwirfung volle Anerkenntniß fand.
die Wege sollten ungangbar geworden seyn.
Turkei.
Konstantinopel, 13. Mai. (A. 3.) Die Rede des Franzoͤsischen Conseil⸗Präsidenten in der Pairrs⸗Kammer hat die Pforte bestürzt gemacht. Chosrew Pascha berief die Minister zu einer außerordentlichen Berathung, und legte wieder die Frage vor, ob man mit Mehmed Ali ohne fremde Intervention die Zustandebringung eines Vergleichs versuchen, oder ob man es den Großmächten uͤberlassen soll, den Streit zu schlichten. Die
einungen waren getheilt, und die Mitglieder des Conseils gin— gen auseinander, bevor man zu einem bestimmten Entschluß ge— langen konnte. Das Schwanken der Tuͤrkischen Minister, und die Unruhe, die sich der Regierung bemächtigte, veranlaßten zu— erst Lord Ponsonby, spaͤter Herrn von Butenieff sich zum Groß— Wesir zu begeben, um ihm Muth einzufloͤßen und die Pforte zu vermögen, daß sie ruhig die Nesultate der Londoner Konferen— en abwarte. Herr von Butenieff belobte sehr die Festigkeit und eharrlichkeit Lord Palmerston's und sprach die Ueberzeugung aus, daß die herrschenden Wirren bald ihrer Löoͤsung zugefuͤhrt werden muͤssen. Noch bestimmter waren die Erklärungen des Britischen Botschafters, der mit Zuversicht das wiederholte, was er so oft erklärt hatte: Mehmed Ali werde nie mehr erhalten als Aegypten; nicht nur Syrien und Arabien, sondern auch die Insel Kandien muͤsse unter die unmittelbare Herrschaft des Sul— tans zuruͤckkehren. Die bevor stehen de Blokade der Syrisch⸗ Aegyptischen Kuͤsten durch die Englische Seemacht erregt hier vielfache Hoffnungen, die wohl nicht in Erfuͤllung gehen durften; doch glaubt man, daß diese Maßregel nicht ganz isolirt zur Aus, fuͤhrung kommen kann, man ist vielmehr der Meinung, daß ein stindisches Geschwader im Rothen Meer erscheinen werde. Ob ein Russisches Corps sich sogleich mit der Ottomanischen Armee vereinigen werde, oder ob diese Maßregel als ein Auskunftsmit⸗
1782 wurde er von seinem Chef, dem General ven Bülow, der gleich⸗ eitig Inspecte.nr der Ostpreußischen Kavallerie Inspectien war, zum ku err rn! gewählt und in diesem Verhãliniß 1786 zum Tapitain befördert. Nach dem 1788 erfolgten Tede seines Generals fam er als Assistent in das damalige Ober Kriegs⸗Kollegium, wurde 1780 zum Major befördert und 1796 als Schwadron⸗Chef zum dama—⸗ ligen Dragoner⸗Regiment von Rohr versetzt. 1799 wurde er befehligt, einer Kommissien beizutreten, welche unter dem Vorsitzze des General v. Prittwitz ein neues Kavallerie⸗Reglement entwerfen sollte, wobei seine 17010 wohnte er dem Feldzuge in Polen bei und gab hier schon verschiedentlich Beweise seiner umsich⸗ tigen Thätigkeit und Entschlossenheit. .
1798 wurde er unter Beförderung zum Oberst- Lientenant zum Commandeur des Dragoner Regiments von Schenk und in dieser Stellung 1799 zum Obersien ernannt. Als der Krieg im Jahre 1806 ausbrach, war das Regiment, dessen Comman⸗ deur er war, durch den kurz vorher erfolgten Tod seines Chess, des Obersten von Rhein, vakant geworden; es rückte daher un ter seiner unmittelbaren Führung ins Feld, und bald darauf erhielt er dasselbe als Chef, so wie er auch noch in demselben Jahre zum Gene⸗ ral⸗Major befördert wurde. In diesem Verhältniß nahm er an allen Kriegs-Begebenheiten des damaligen bEstocgschen Corps Theil, und wohnte daher auch den Schlachten bei Preußisch Evlau und Heilsberg bei; nachdem es ihm am Tage vor. der letzteren im Gefecht bei Dietrichs⸗ dorf gelungen war, als Führer der Arrisre Garde die hart bedrängte Russische Infanterie vor bedeutenden Verlusten zu bewahren, Wurde ihm nun äuch bei allen Vorkommenheiten von seinen Vorgesetzten das Zeugniß eines umsichtigen, thätigen und unerschrockenen Führers zu Theil, fo geschah dies doch vorzugsweise in der Schlacht bei Heilsberg. Nach dieser wurde er mit dem Orden pour le mérite und dem Groß⸗ kreuze des Russischen Annen-Ordens belohnt. Bei der im Jahre 1807 eingetretenen Reduction der Preußischen Armee wurde auch er zur Disposition gestellt, und endlich — nachdem er beim Ausbruche des Krieges 1813 trotz seines vorgerückten Alters, jd ech im Gefühle seiner ausreichenden Kräfte, wiederholentlich um Wiederanstellung gebeten hatte, — 1819 pensionirt. Von dieser Zeit an lebte er in stiller Zurückge ogenbeit jedoch mit dem schönen Ben ußtseyn freu erfüllter Pflicht und in dankbarer Anerkennung der ihm von den drei Königen, denen er gedient hatte, durch Ehren und Würden zu Theil gewordenen Auszeichnung. Legt nun schon der vorstehende Abriß und namentlich die sich daraus ergebende, mitunter sehr schnelle Be⸗ förderung zu den höheren Chargen Zeugniß ab von der Brauchbarkeit des nun Dahingeschiedenen in Betreff seiner Standespflichten, so wird ihm auch Niemand von denen, die ihn näher gekannt haben, das Zeug⸗ niß treuer Pflicht-Erfüllung als Mensch versagen. Er war ein wahr⸗ haft edler Mann, der absichtlich gewiß Niemanden wehe that, im Ge⸗ gentheil half, wo er fonnte und wo seine Verhältnisse es ihm gestat:e⸗ len. Ehre fey daher seinem Andensen und Friede seine Asche!
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Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Berlin. Am Mttwoch der vorigen Woche hatte der Musik⸗ Direkter J Schneider mit seinem Gere ge e fürn unterstützt von der Königl. Kapelle und einigen der ausgejeichneisten Mitglieder der Königl. Sper, zum Besten der Abgebrannten verschiedener Drte, für
welche jetz“ hier Beiträge gesammelt werden, eine Aufführung der e yk von Havdn in der Garnisonkirche veranstaltet, die wie⸗ ber schr zahlreich besucht war, obgleich man dies Oratorium erst kürz= lich, am n zu hüören Gelegenheit gehabt. Zu gleichem Zweck führt heute Abend die Sing⸗Akademie die von dem verewigten Fürsten Radziwill zu Göthe's Fausi. komponirte Musik auf. Es ist
nicht zu zweifeln, daß auch durch dieses wohlthãatige Unternehmen jenen Nothleidenden, deren . so groß ist, eine reichliche Untersiützung zu⸗
in wird, und das Institut der Sing⸗-Akademie kann von dem kost⸗ aren Bermächtniß, welches der edle Fürst ihm in diesem großen Werke hinterlassen hat, keinen schöneren und dem Sinne des Gebers entspre⸗ chenderen Gebrauch machen. 160.
tel für die extremsten Fälle aufgehoben bleibe, weiß Niemand mit Bestimmtheit anzugeben. Aber wie immer auch die gegen Aegypten bestimmten Zwangsmittel beschaffen seyn mogen, jeden⸗ falls kann man mit Bestimmtheit melden, daß sobald diese so weit in Bereitschaft gesetzt sind, daß man unmittelbar zu ihrer Anwendung schreiten kann, Mehmed Ali aufgefordert werden wird: I) alle Gebiete und kanderstriche, die seine Armee seit der Schlacht von Nisib in Besitz genommen, unverzüglich räumen zu lassen; 2) sich bereit zu erklaͤren, den Beschluͤssen der Londo⸗ ner Konferenzen, sobald sie definitiv gefaßt seyn werden, ohne allen Widerstand Folge zu geben. Erst dann, wenn Mehmed Ali dem einen oder dem andern Punkt sich zu unterwerfen wei— gert, wird die Blokade und die Anwendung der uͤbrigen Zwangs— mittel beginnen.
Der abgesetzte Pascha von Nikomedien, Akif, ist plötzlich ver⸗
schwunden. Man glaubt er habe seinen Weg nach Aegypten eingeschlagen, obgleich gut unterrichtete Personen mir versicherten, der Pascha sey des Hochverraths uͤberwiesen und hingerichtet worden. Dies schnelle heimliche Verfahren wuͤrde sich schlecht mit den Kundmachungen von Guͤlhaneh vereinigen lassen.
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Breslau, 1. Juni. Die hiesigen Zeitungen geben nach— stehende Berichte uͤber den Wollmarkt:
Schlesische Zeitung: Durch gefällige Privat-Mittheilung geht uns die Nachricht zu, daß bis gestern Abend 453,ü 06090 Cent⸗ ner Wolle dem hiesigen Platze zugefuͤhrt waren. Elektoral, und hochfeine Wolle wurde 8 bis 15 Rihlre, feine und Mittel⸗Wolle 3h bis 28 Rthlr. der Centner wohlfeiler als voriges Jahr ver auft. Es wird die Befuͤrchtung geäußert, daß die Preise viel— icht noch mehr fallen, wenigstens zeigt der Markt einen schleppen⸗ en Gang, da die Käufer wenig Muth haben sollen, selbst zu en sehr niedrigen Preisen zu kaufen.
Breslauer Zeitung. Es hat in den beiden ersten Tagen ieser Woche ein sehr lebhaftes Geschaͤft in Wolle stattgefunden, nd namentlich behaupteten hochfeine und zugleich gut behandelte
chäfereien, wie Kamenz, Raudnitz und Simmenau ihren Werth, und fanden sehr raschen Absatz. Auch in feiner und mittelfeinee Wolle wurde viel umgesetzt, doch nur zu den gedruͤckten Prei⸗ sen, die wir fruͤher angegeben und die der Konsunktur angemes⸗
sen sind.
Nekrolog.
Einer der bejahrtesten Veteranen Friedrich's II. starb wenige Wo⸗ chen vor der 2 n. Feier der Thronbesteigung des großen Königs. In Erinnerung an jenks Fest wird der Nefrolsg dieses greisen Krie— ers eine erhöhte Bedeutung gewinnen. Es war dies der pensionirte
eneral- Major uünd Ritter des Ordens pour e mérite, so wie des Kasserlich RKusfischen St. Annen-Drdens 1ster Klasse, Josepb Sie—⸗ gesmund Theodor von Bacg ko, der am 11. Mai d. J. zu Kep- pershagen bei Wehlau, in dem hohen Alter von 89 Jahren Und A Mo⸗ naten, verschied und, während er dem Staate im Ganzen a0 Jahr ge— dient hatte, sich des seltenen Vorzuges rühmen konnte, noch T dersel⸗ ben unter dem Scepter Friedrichs Il. vollbracht zu haben.
Im Jahre 1781 zu Goldapp in. Litthauen geboren, en. sein Vater — ein von Friedrich II. bei Formation der 81 m Preu⸗ ßischen Heere angesitellter Ungarischer Offizier, in Garnison stand, wurde er von Kaufe aus zum Soldaten bestimmt und erzogen, demnächst 1768 als Junker im damaligen Dragoner-Regiment Anspach-Baireuth an⸗ gestelt, im Jahre 765 zum Fähnrich und 1771 zum Seconde-Läente⸗ nannt befördert. Später, von seinem Commandeur sum Adjutanten gewählt, wohnte er als solcher dem Bayerischen Erbfolgekriege bei.
Oesterreichisches Kunstleben. Erster Artifel. Kunst⸗Kritik. Kunst⸗Verein.
leber unsere Kunst ist mehrfach geschrieben worden. Auch die „Wiener Briefe“ der Allgemeinen Zeitung berührten sie, wenn gleich nur vorübergehend, und mehr das Einzelne, denn das Allgemeine, be⸗ sprechend. Häufiger und weitläuftig enn befassen sich unsere belle⸗ tristischen Blatter mit Kunst⸗Kritik. ur daß diese, wie sie hier am Platze getrieben wird, gar Vieles zu wünschen übrig läßt. Es gebricht ihr meist an den ersten Bedingungen, an Unabhängigkeit des Urtheils, an einer festen, auf mehr denn einem dunklen Schönheits⸗Gefühle be⸗ ruhenden Grundlage. So läßt man denn die Gunst der Mode und des Augenblickes, die jedesmalige Vogue“ entscheiden, und ihr Aus⸗ spruch, so wankend, wetterwendisch und launenhaft er sey, gilt dann als suprema lex, und nicht leicht wird ein weiterer Rekurs gestattet. Daher die Lieblinge des Publikums, haben sie sich erst in der Gunst der Menge festgesetzt, auf unbedingtes Lob mit völliger Gewißheit zäh⸗ len dürfen. Erst vor einigen Jahren trat in diesem Verhältnisse eine heilsame Veränderung ein. Aüch bei diesem Anlasse diente die Allge⸗ meine Zeitung als williges Organ. Ein längerer Artikel über die Wie⸗ ner Künst⸗Ausstellung vom Jahre 1835 siellte Behauptungen auf, welche den meisten unserer Künstler als unerhörter Frevel an dem Her⸗ gebrachten und Bestehenden erschienen. In der That, ward an den Götzen des Tages unbarmherzig gerüttelt, der Autorität der Mode die Autorität der ewigen und unveränderlichen Schönheit, der in veller Glorie des Besitzes ruhig thronenden Natur⸗-Nachahmung eine höhere Auffassung, der Prosa die Poesie entgegengesetzt. Ein Schrei des Un⸗ willens erhob sich von allen Seiten, die Künstler, die Priester des be⸗ stehenden Kunst⸗Kultus, waren natürlich die Stimmführer, die Menge bildete den Chorus, nur die Kunsi⸗Kritit unserer Blätter an r. In⸗ deß merkwürdig genug blieb jener übel berüchtigte Aufsatz — über des⸗ sen Werth oder ünwerth wir hier nicht rechten wollen — nicht ohne Einfluß auf die nächste Gestaltung unserer Kunst-Zustände. Schon deshalb nicht, weil er eine Menge von Fragen aufregte, mit welchen man sich längst nicht mehr befaßt hatte. In der That, wirft man einen Blick auf unsere Journalistik zurück, wie sie vor jener Epoche war, so erscheinen ihre Leistungen durchaus unge—⸗ nügend, ja, man kann behaupten, daß das Feld der Kunst⸗Krttik völ— lig brach lag. Denn eine Aufzählung der einzelnen Gemälde ver Stück und Nummer nach dem Kataloge, etwa begleitet von den Worten: „Kräftig in der Farbe — schöne Perspektive — wie natürlich — mit gewohnter Meisterschaft (letzteres ist eine besonders beliebte Phrase in dem Munde unserer Kunst⸗ und Theater-Rezensenten) oder senti⸗ mentalschwülstige Declamationen, wie sie von anderen Blättern zum Besten gegeben werden — wie gesagt, solche Beurtheilungen enthalten eben kein Urtheil, können daher auch nicht auf den Namen Kritik An⸗ spruch machen, viel weniger auf die Künstler selbst vertheilhaft einwir⸗ ken. Man hat in früherer Zeit außerhalb Oesterreichs den Wienern oft den damals vielleicht nicht ganz ungegründeten Borwurf gemacht, daß sie die Gabe der Rede in Wort und Schrift vernachlässigen. ar trifft ung diefer Vorwurf längst nicht mehr. Wien hat eine Reihe von Literoten aufjuweisen, welche die Deutsche Sprache mit Elegan
u handhaben wissen. Nur in unserer belletristischen Jeurnalistif i kee Fortschritt weniger und am wenigsten in der Kunst— Kritik in bemerken. Was soll man denken, wenn ein Rezensent der dies ährigen Kunss- Ausstellung in einem der besseren Blätter erzählt., er abe bei dem Anblicke eines Gemäldes von N. N. seine ö ng un⸗ gehindert losgelassen?“ Doch von solchen Mängeln geringerer, wenn gleich siärender Art zu dem Haupt⸗Gebrechen zurückkehrend er fennen wir dieses in dem Mangel einer innerlich tief begründeten un Ansicht und jener Unabhängigkeit des Urtheils, ohne welche die Krit
ar leicht zu einer Waffe der Leidenschaften eder ju ener obhudelnden! Wöehldienerin! wird. Gerade in dicser Hinsscht leistete jener Auffatz der Allgemeinen Zeitung trefflich Dienste. * freie Besprechung war aus tanfendersei Rücksichten (die Cörigens. sel- negweges, wie man dies glauben machen wollte, in den Censur⸗Rer⸗
häliniffen, sondern einzig in einer auf dem Gebiete der Kritit allge⸗