dessen Bill feststellen, oder auch an irgend einem anderen Tage 30600 Pf. St. geboten, so wie eine Flasche Wein, die man
bereit seyn, in den Ausschuß uͤber dieselbe uͤberzugehen und darin ihren Werth zu erörtern. Wenn aber der edle Lord darauf besteht, die Geschäfte des Hauses zu Gunsten seiner Bill zu kreuzen und Bu hindern, so ist es meine Pflicht, mich ihm zu widersetzen, und so beantrage ich denn fuͤr heute die zweite Verlesung der Bill über die fuͤr die Geistlichkeit in Kanada vorbehaltenen Ländereien.“ Lord Stanley gab zu, daß das von ihm vorgeschlagene Verfah— ren ein ungewöhnliches sey, aber er behauptete, die Umstaäͤnde tseyen auch ungewöhnlich. Das Ministerium habe keinen Rechts Anspruch, sondern nur einen auf den Vorrang ihrer Maßregeln, und bei einer Höͤflichkeits, ᷣ Frage habe niemals eine Seite des Hauses weniger Anspruch auf die Höflichkeit von irgend einem Mitgliede gehabt als das etzige Ministerium. Der Redner ging dann in eine Geschichte der mit Hinsicht auf den Gang der Geschäfte bestehenden Anord— nungen des Hauses ein und schloß mit folgender Erklärung: Doch selbst unter all' diesen Umständen will ich jetzt noch mich dem edlen Lord fuͤgen, wenn dieselbe bereit ist, aufrichtig einen der nächsten Tage zur Erörterung der Details meiner Bill fest— Busetzen und zu versprechen, daß er kein factisses und schikandses DHinderniß beguͤnstigen, ja ihm auch nicht seine passive Zustim—⸗ mung geben wolle.“ (Lauter Beifall. Lord John Russell wVersprach dies und beraumte die Erörterung der Stanleyschen Bill im Ausschusse auf den Freitag an. O'Connell erklaͤrte war, daß er dieser Uebereinkunft kein Hinderniß in Ten Weg legen wolle, doch fuͤgte er hinzu, daß er sein letztes Recht in keinem Falle aufgeben könne und jede Gelegenheit be— Nutzen werde, um sich einer Maßregel zu widersetzen, die darauf berechne: sey, dem Irlaͤndischen Volke nicht nur Unrecht, sondern auch Schimpf anzuthun. Lord Stanley bequemte sich nun in den Aufschub seiner Bill bis zum Freitage, und sogleich verließen Leine Menge Mitglieder das Haus, die nur gekommen zu seyn 23 schienen, weil sie eine Abstimmung uͤber diese Bill erwartet hat— en. Man schritt darauf zur Debatte uͤber die Bill in Betreff der Kanadischen fuͤr die Geistlichkeit vorbehaltenen Einkuͤnfte, der sich nur einige Ultra⸗Tories und Radikale widersetzten, und die am Schlusse mit 152 gegen 35 Stimmen die zweite Lesung er— hielt. Die gemaßtaten Tories wollen sich die darin vorzuschla— 3 Fenden Aenderungen fuͤr den Ausschuß vorbehalten.
53 London, 16. Juni. Seit der Thronbesteigung der Koͤni— Bin hat sich die loyale Anhaͤnglichkeit und Ergebenheit ihrer Un— erthanen nicht lebhafter gezeigt als gestern bei der Fahrt des 24 Koöͤniglichen Paares vom Buckingham-Palast nach Windsor. Eine 65e Veltsmenge hatte sich vor dem Palast und in den Stra— Ben versammelt, durch welche die Königlichen Equipagen fuhren, und uͤberall ertönte freudiger Jubelruf. Als der Zug nach Ken— Ungton kam, war fast die ganze Einwohnerschaft dieses Orts auf dem Platze, um Ihre Majestät und ihren Gemahl zu begrüßen; (eben so in Hammersmith, in Neu, und Alt⸗Brentford, in Houns— law und in den anderen am Wege liegenden Doͤrfern. In Windsor wurde der Königin von dem Magistrat eine Adresse überreicht. Ueber das Attentat auf Ihre Majestät ist man noch L immer im Dunkeln; es ist weder ermittelt, ob die Pistolen wirklich geladen waren, die Oxford abfeuerte, noch ob er [ das Werkzeug einer geheimen Gesellschaft gewesen oder die That fuͤr sich allein, und ob in einem Anfall von Wahnsinn oder bei SFesundem Verstande veruͤbt hat. Selbst daruͤber lauten die Be— Fichte in den Zeitungen verschieden, ob man wirklich Papiere hei . ihm gefunden, die auf eine geheime Gesellschaft hindeuteten. Ei— gige Blatter bezweifeln die Authentizität dieser Nachricht; andere wollen ganz bestimmt wissen, daß die Gesellschaft das „junge England“ heiße, und daß ihre Statuten, so wie die Namen der Mitglieder, in Orford's Wohnung gefunden worden seyen; Einige cschieben das Attentat dem Orangismus, Andere dem Chartismus Bu. Die ministeriellen Blaͤtter bleiben jedoch noch immer bei der Ansicht, daß der That keine Verschwoöͤrung zu Grunde liege. Auch glauben diese Blatter nicht, daß die Regierung zu dem gegen
ondere Kom—
des
Der Erstere fragte des Pistolen eine Kugel geladen, worauf Orford lachte und sagte, es seyen gar keine Kugeln darin gewesen. Der Gefangene soll auch jeden Rechts-Beistand abgelehnt und große Freude daruͤber gezeigt haben, daß er so allgemein bekannt geworden und so viel von sich sprechen mache. Auf alle Fragen, ob er Mitwisser bei seinem Verbrechen gehabt, soll er sorgfältig jede Antwort vermeiden, und nur ein einziges Mal, als er seine Mutter zuerst wiedersah, ausgerufen haben: „Es sind Andere mit darin.“ Sir Peter Laurie hat versichert, er glaube bestimmt, daß Oxferd geisteskrank sey, und daß er die Pistolen, die gewiß bloß mit Pulver geladen gewesen, nur abge— sossen habe, bei seinen Kameraden Aufsehen zu machen. Oxford's Mutter hat ihren Sohn bis jetzt zweimal im Gefangniß besucht; sie ist, wie jetzt versichert wird, eine ganz anständige Frau und hat sich sehr entruͤstet Aber die Geruͤchte geäußert, die man uber ihren Mann und aber dessen Aeltern verbreitet; ihr Schwieger— vater ist zwar ein Ausländer, aber kein Schwarzer gewesen; auch ihre Tochter, die Frau des Bäcker Phelps, bei dem Oxford zu⸗
letzt wohnte, ist eine wohlerzogene junge Frau. Die General-Versammlung der Schottischen Kirche hat ihre Arbeiten beendigt, und einer ihrer bedeutendsten Beschluͤsse war, wie der Courier meldet: „Die Suspension von sieben Geist. lichen vom lautersten und untadelhaftesten Charakter in ihren Functionen als Seelsorger und Kirchenrichter, weil sie bei Be— setzung einer erledigten Stelle dem Gesetze des Landes gehorcht, das von der höͤchsten richterlichen Gewalt im Lande feierlich als solches promulgirt worden war.“ Das erwaͤhnte Blatt beklagt dies sehr, besonders weil der Vertreter der Königin dem Schlusse der Verhandlungen, wo jene Entscheidung gefällt wurde, beige— wohnt und dadurch gleichsam gebilligt habe, daß nahe an 1,9 Seelen der geistlichen Huͤlfe und des Zuspruchs beraubt
worden seyen.
Ein Schottisches Blatt meldet, daß sich zu Ardgowan ein sehr prachtiges Bildniß Napoleons, fuͤr das man schon vergebens
ö
Herrn
und . ihn, ob
Coye, er in jede
Hoͤflichkeits / Anspruch
682 aus seinem Wagen zu Waterloo genommen, und endlich ein Hut befinde, der von einer Kugel durchlöͤchert sen. Das Portrait sey von Lefevre gemalt und man lese Folgendes darunter: Die— ses Bildniß des Kaisers Napoleon wurde 1813 fuͤr seine Mutter . und im Jahre 18Iß Sir Michael Shaw Stewart zu
om angeboten.“ Neben dem Hute, der in einem Glasschrank aufgehängt sey, stehe die Inschrift: „Dieser Hut wurde vom Kaiser Napoleon während des Feldzugs von 1807 in der Schlacht von Friedland und Eylau uns bei dem Frieden von Tilsit ge— tragen. Bei Friedland wurde er von einer Kugel durchloͤchert, was seinen Kammerdiener veranlaßte, ihn aufzuheben und ihn seinem Oheim zur Verwahrung zu Übergeben, von dem erhielt ihn Sir S. Stewart.“ Die Weinflasche stehe in einem Wei— denkorb und trage an der einen Seite den Buchstaben X. Der Wein scheine Champagner zu seyn, und der Kellermeister muͤsse sehr in Eile oder nachlässig gewesen seyn, denn man erblicke einen Pfropfen in dem Weine.
Die Limerick Chroniele bemerkt in Bezug auf die letzten unruhigen Auftritte in Limerick, man habe dabei den Nutzen der vom Pater Mathew gestifteten Maßigkeits⸗Gesellschaft deutlich gesehen, denn wäre die aufgeregte Bevölkerung herauscht gewesen, so hätte nichts als Geschuͤtz und Schwert dieselbe in ihrer Wuth aufhalten konnen; so aber habe man keine Betrunkenen unter der empörten Menge bemerkt.
Der Dubliner Verein fuͤr die Aufhebung der Union hielt am S. Juni auf der Kornboͤrse eine Versammlung, worin Herr O'Connell eine Anzahl Briefe von Personen vorlegte, welche dem Vereine beizutreten wuͤnschten. Unter diesen war ein Schreiben des Grafen Salis mit einliegenden 3 Pfd. St. als Beitrag. O'Connell pries den Grafen, weil er seine fruͤheren Tory Ansich— ten aufgegeben habe und beantragte die Aufnahme desselben in den Verein, die auch durch Aufstehen der ganzen Versammlung unter lautem Jubel erfolgte. Der Vorsitzende erklärte hierauf den Grafen fuͤr einen Repealer. Nach Aufnahme mehrerer an— derer Mitglieder nahm O Connell das Wort und hielt wieder eine lange Rede uͤber die Tyrannei Englands gegen Irland. Die Nachrichten aus Lissabon gehen bis zum Sten d. M. Zum Praͤsidenten der Deputirten⸗ Kammer ist der ministerielle Kandidat, Herr Pinto de Magalhaes, General⸗Post⸗AmtsSe— cretair, und zum Vice⸗Präͤsidenten Herr Ferreira Pestana er— nannt worden.
Aus Veracruz sind Nachrichten bis zum 2. Mai hier ein— gegangen. Campeche war unter Waffen und hatte sich von der Republik Mexiko unabhängig erklärt; man zweifelte aber sehr, ob es im Stande seyn wuͤrde, sich zu behaupten; zwar hatte es starke Zuruͤstungen zu seiner Vertheidigung getroffen, aber der . Bustamente soll schleunigst 11,600 Mann gegen die
nsurgenten abgeschickt hahen. General Santana liegt ernstlich krank auf seinem Landsitz danieder. Der von Seiten Mexikos angedrohte Einfall in Texas hat nicht stattgefunden.
Nieder lande.
Wie man aus Gröningen erfährt, sind J. H. Bolt und E. Meter, Drucker und Redacteur des eingegangenen „Dolmetschere der Freiheit“, beschuldigt; 1) dahin getrachtet zu haben, die Negierung in Mißachtung 9 bringen, Mißtrauen gegen die Re— gierung und Unruhe und Unzufriedenheit im Volke zu erwecken; 2) das Verlangen nach einer Veränderung der Regierung zu er— kennen gegeben zu haben; 3) dahin gestrebt zu haben, daß in Gröningen ein Aufstand ausbrechen, derselbe von Tausenden un terstuͤtzt und mit Brandlegung verbunden werde; 3) in der Woh‘ nung des Meter sey eine Schrift gefunden worden, welche den Titel fuͤhrt: „Entwurf der Gesellschaft, genannt: die republika— nische Gesellschaft“. Diese Beschuldigungen ergeben sich aus dem Gange der Untersuchung, und es möchte keiner Frage unterlie— gen, daß die Beschuldigten, welche die Strenge des Gesetzes schwer treffen wird, einen Umsturz der Regierung herbeizuführen suchten. Noch mehrere Personen sind in diesen Prozeß verwik— kelt, ohne aber gefänglich eingezogen worden zu seyn.
Belgien. Bruͤssel, 16. Juni. Der Koͤnig hat wegen des Ablebens Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm 111. von Preußen die Trauer auf drei Wochen angelegt.
Die in Antwerpen versammelte Belgisch-Niederländische Kommission zur Regullcung der Schelde-Schifffahrt setzt ihre Arbeiten mit großem Eifer fort und hofft, dieselben bald been, digt zu haben. Auch die Schifffahrt auf der Ober-Maas wird einen Gegenstand dieser Verhandlungen bilden.
Dänemark.
Kopenhagen, 15. Juni. Die Zuruͤstungen zur Kroͤnung, sagt das „Sonntagsblatt“, sind im vollen Gange und das ap— probirte Ceremoniel ist zur offentlichen Kunde gebracht worden. Viele Fremde sind hier schon angekommen und man erwarlet noch mehrere zur Feier. In den allerersten Tagen des nächsten Monats konnen wir viele Gelehrte aus Norwegen und Schwe— den zur bevorstehenden Versammlung der Naturforscher erwarten, so daß die Stadt wohl selten von so vielen Fremden besucht wor— den seyn mag, als es im näͤchsten Monat der Fall seyn wird. Die Burger-Repräsentanten Kopenhagens sind jede Woche ver— sammelt, und durch die schnelle Verdͤffentlichung ihrer Verhand⸗ lungen nimmt das Interesse fuͤr dieselben unter den Buͤrgern zu. — Die Arbeiten an Thorwaldsens Museum schreiten rasch vor— warts, und mit der Pflasterung des Königs-Neumarkts geht es ungewoͤhnlich schnell. Die Sommer⸗Vorstellun gen, die man auf dem Königl. Theater giebt, werden nicht zahlreich besucht; selbst die Spani⸗ schen Tan zer haben nicht gezogen. — Die Gesellschaft des Lü— beckischen Stadttheaters giebt jetzt dreimal die Woche Vorstellun gen auf Petolettis Theater, aber obschon sie einzelne gute Subjekte zählt und die Opern in mehrerer Hinsicht qut von derselben aus— geführt werden, so zweifeln wir doch, daß diese Vorstellungen zahlreichen Zuspruch finden werden, außer, wenn sie lustige Effektstucke geben, die auch den vorigen Deutschen Gesellschaften ein volles Haus gebracht haben. — Im Handel ist nichts Be— merkenswerthes vorgefallen. Unser FRorn-⸗Vorrath ist größten— theils aufgeräumt und der Umsatz ist nur gering. Alles siehr nun mit gespannter Erwartung dem Ausfall der Aerndte in Eng— land entgegen, wo kein bedeutender Vorrath ist; der geringste Umstand, der möglicherweise auf die Aerndte einwirken konnte, wird] sogleich aufgefeßt und wahrgenommen, und hat Einfluß auf Meinung und Preise.
gestern Nachmittag nach à Uhr hierselbst ein, und stiegen im „Nüssischen Hofe“ ab. Bald darauf statteten Se. Majestät der Hoheit dem Großherzog von Hessen und der ganzen, zum Empfange des Kaiserl. Hoses im Palals zum „Darmstäͤdter
Hofe“ fruͤher hier eingetroffenen und daselbst versammelten Groß Es zeigt sich auf diese Weise deut herzogl. Hessischen Regenten-Familie einen Besuch ab. — Gestern
Deutsche Bundes staaten. Dresden, 17. Juni. (8. A. 3.) In der gestrigen Abend⸗
dritten Deputation über den Antrag des Abgeordneten Coith we— gen Erleichterung des Buchhandels und Buchdruckerei⸗Gewerbes auf der Tagesordnung. Die darauf bezuͤgliche Petition des Ab— geordneten Coith enthaͤlt den Antrag: „Dieselbe wolle im Ver— eine mit der hohen ersten Kammer die hohe Staats, Regierung ersuchen, es moͤge letztere zu dem Ende bis zum Erscheinen eines, diesen wichtigen Gegenstand definitiv regulirenden Gesetzes alle diejenigen Exteichterungen mittelst Verordnung eintreten lassen, wodurch, ohne den Bundes -⸗Gesetzen entgegenzutreten, die moöͤg⸗ lichst seeie Bewegnng des Buchhandels und des Vuchdruckerei— Geschaͤfts hergestellt und befördert wird.“ Die Deputation gab ihr Gutachten dahin ab, daß die Coithsche Petition mit einer ganz allgemeinen Empfehlung an die Staats-Regierung ge— Gewerbe gleichsam in Bausch und Bogen ausgesprochen, keine Einzelheiten beruͤhrt, auch, wo möglich, jede in der Kammer vermieden werden möchte, und zwar dies
Schrift an die Regierung erlassen werden könne. ehrte die Ansicht ihrer Deputation und schwieg. Nur der Antrag—
erwähnte dabei, wie der Leipziger Buchhandel auch vom Aus lande gepflegt werde, es jedoch nicht ferner werden, vielleicht sich wieder nach Süuͤd⸗Deutschland ziehen möchte, wenn ihm hier vom Staate nicht der nöthige Schutz gewährt werden sollte. Darauf erwiederte der Minister des Innern, Nostitz und Jänckendorf,
genommenen Preßgesetz ein Gesetz wegen des Nachdrucks und mit beiden zusammen eine Verordnung zu erlassen, worin ver— schiedene Erleichterungen des Buchhandels, so weit sie mit den Bundesgesetzen vertraglich, haͤtten zugestanden werden sollen, so werde sie diese Verordnung auch jetzt noch publiziren, der eben besprochene Antrag moͤge an die Regierung gelangen oder nicht. Nachdem diese Erklaͤrung vom Präͤsidenten dankbarlichst acceptirt worden war, nahm die Kammer stimmig an.
Stuttgart, 16. Juni, (Schwäb. Merk.) Die Allge— meine Zeitung vom 3. Juni (s. St. 3. Nr. 138) enthalt Nachrichten uber den guͤnstigen Stand unserer Staats-Finanzen,
vom 24. November v. J. angezeigten Rechnungs-Ergebnisse vom J. Juli 1838 bis 30. Juni 1839 entnommen und richtig angegeben sind. Nur hinsichtlich des auf den 30. Juni 1839
von das Finanz-Gesetz vom J. Juli Fl. 33 Kr. theils zur Kapital-Auestattung der sions-Anstalten fuͤr Schullehrer und Staatsdiener, theils fuͤr zweckmaäßigere Einrichtung der Straf-Anstalten, fuͤr Straßen⸗
Lehr⸗ und Heilzwecke, theils zu außerordentlicher Schuldentilgung bestimmt hat, und daß unter den übrigen 690,198 Fl. 19 Kr. auch daß dem Finanz⸗Ministerium in dem Betrag von etwa an⸗ derthalb Millionen zu gewährende Betriebs, und Vorraths⸗-Ka— pital begriffen ist. Sowohl in diesem als in dem weiteren Be— tracht, daß bei der jaͤngsten Finanz-Verabschiedung die Voran— schläge der Einnahmen auf den Grund der neuen Erfahrungen erhöht und die Steuern um jährlich 7 = 300, 060 Fl. herabgesetzt worden sind, duͤrfte jener Artikel zu viel sagen, wenn er, von dem gegenwärtigen und kuͤnftigen Etats-Jahre gleich große Etate-Ueberschuͤsse wie im ver gangenen erwartend, dem nächsten Landtage die außerordentliche Verwendung einer Ueberschuß⸗ Summe von 6 —8 Millionen in Aussicht stellt. berg als einen Staat hervorhebt, welcher einen sehr bedeutenden
*
oder unmittelbaren Staats-Vermögens bestreitet, dahingestellt seyn
so haben wir zur Erläuterung hierüber beizufuͤgen, daß unsere Finanz⸗ Verwaltung die eigentliche Natural⸗Wirthschaft, durch Verwandlung der Zehnten, Fruchtgülten ꝛe. theils beseitigt hat, und daß außerdem die Domanial-Verwaltung unächst Gegenstande umfaßt, welche, wie Forsten, Salinen,
oder nur mit minderem Vortheil betrieben werden konnten.
Regierung in den Fächern der technischen Gewerbe sowohl als der Landwirthschaft gewidmet. — — Schwerin, 9. Juni. Wegen des Ablebens Seiner
Preußen hat der Großherzogliche Hof vom 9ten d. M. an auf 6 Wochen in drei Abstufungen Trauer angelegt. Hanau, itz. Juni. (Han. 3.)
hohen Aeltern bereits um halb ! Uhr in einer Großherzoglichen
ten war. Nach stattgehabter Begrüßung von Seiten Sr. Kai⸗
ihre Reise nach Frankfurt fort.
Frankfurt, 17. Juni. (Frankf. Bl) Se. Majestät der Kaiser von Rußland, unter dem Namen eines General Ro monow reisend, und Ihre Majestät die Kaiserin unter dem Na⸗ men einer Gräfin Znamensky, trafen, nebst Ihren Kaiserl. Ho, helten dem Großfärsten Thronfolger und der Großfirstin Olga,
Kaiser in Begleitung des Großfürsten Thronfolgers Sr. Köoͤn ig
lich, daß England dieses
Jahr einer guten und reichlichen Aerndte bedarf. zah !
——
trafen dann ferner noch ein und sind im Gasthaus zum „Roöͤ— mischen Kaiser“ abgestiegen:
Ihre Kaiserl. Hoheit die Großfuͤr— =
Sitzung der zweiten Kammer befand sich auch der Bericht der
steller Coith verwendete sich noch besonders für seinen Antrag,
daß, da die Regierung die Absicht gehabt habe, mit dem zuruͤck⸗
das Deputations / Gutachten ein /
mit
Correctionen und Kasernenbauten, theils zu größeren Bauten für
*
* 2
laßt, inwiefern, aus dem volkswirthschastlichen Gesichtspunkte betrach-, tet, eine solche ausgedehnte ‚„Natural⸗Wirthschaft“ vortheilhaft seün,
Hoͤchstseligen Majestät des Königs Frsedrich Wilhelm 1II. von
9 K a, ne e , ,
R
3
bracht, daher der Wunsch nach Erleichterung der bezeichneten
Diskussion
alles, damit kein Aufenthalt entstehe, und noch eine staändische Die Kammer
53 85
8 ; 3 * * . j ö . 9 . 2
1 5
. 3
3 3
14
1 *. 22
*. 1
6
2.
deren Zahlen dem kurzlich von dem ständischen Ausschusse bekannt gemachten Bericht uber die Prufung der, schon in unserem Blatte
*
*
.
8, 086,25 Fl. 52 Kr. sich darstellenden reinen Aktiv⸗ Vermögens der Rest⸗Verwaltung haben wir ergänzend zu bemerken, daß hier 1839 bereits 5, 396, 066 Pen ⸗
71
* 2 *
X
2
2 —
2
6 —
. 1
* .
Wenn endlich jener Artikel, indem er Wuͤrttem⸗
. *
Theil der oͤffentlichen Ausgaben aus dem Ertrage des eigenen
J
in Geld-Zahlungen, schon groöͤßten⸗
Berg- und Huͤttenwerke, von Einzelnen entweder überhaupt nicht . ; t f r 1 So wenig daher hierdurch der Volkswirthschaft Eintrag geschieht, so — * 4 9 — 2 * — 1 — sehr wird andererseits den Interessen derselben die Sorgfalt der .
22 83
2 *
3 5 *
1
— Da nau, is. 1 Se. Kaiserl. Hoheit der Großfuͤrst Thronfolger von Rußland waren zum Empfange der
Hof⸗Equipage von Darmstadt hier eingetroffen, und im Gasthofe 2 zum Riesen abgestiegen, wo ein Frühstuͤck in Bereitschaft gehal⸗
serlichen Hoheit des Großfürsten Thronfolgers und nachdem die Großfuͤrstin Olga Kaiserl. Hoheit in dem Wagen ihres Erlauch, ten Bruders Platz genommen, setzten die Hoöchsten Herrschaften
— —
24
P * e r, n, r * 61 8
de Smyrne noch nichts.)
girende Senat beschlossen, dies durch folgende Anordnung zu er⸗
versitat und die niederen oͤffentlichen Unterrichts-Änstalten, über— haupt alle im offentlichen Dienst stehende Civil- und Militair—
Schein von Zwang hinwegfalle.
; aus Alexandrien vom 16. Mat datirtes
bekannten Ereignisse
25 *
*
1 *
Rußland, Se. Durchl. der regierende Herzog von Nassau und Se. Hoheit der Prinz Emil von Hessen und bei Rhein.
herzoge von Hessen im Großherzogl. Hotel „zum Darmstäͤdter
Mit dem tiefsten Schmerz hat die Landesregierüng Euch,
so mehr unsere Herzen, da wir ein Gegenstand Seiner Fuͤr—
zu bekunden und das unvergeßliche Andenken unseres Durchlauch—
gens, soll in der St. Marien-Kirche ein großer Trauer⸗Gottes— dienst gehalten werden, um zu Gott zu bitten, daß er die Seele
aufnehme.
Der Senats-Präsident: Schindler.
Graf Kolowrat, begiebt sich gegen Ende dieses Monats auf seine
Woche die Reise auf eine feiner Besitzungen in Maͤhren antreten.
dagegen sollen, wie verlautet, Familien-Angelegenheiten noch einige
nister in der vergangenen
ö Versicherungen
ö heißt darin unter Anderem: „In Jerusalem, wo ich mich als
stin Helene, Ihre Kaiserl. Hoheit die Großfurstin Marie von
Heute Nachmittag hatte bei Sr. Königl. Hoheit dem Groß—
Hofe“ ein großes Diner statt, welchem die hier anwesende Kai— serl. Russische Familie, so wie Se. Durchl. der regierende Land— graf und Prinz Gustav von Hessen⸗Homburg beiwohnten. Se. Majestät der Kaiser Nikolaus hatten im Laufe des heutigen Ta— ges viele Kaufläden besucht, bedeutende Einkaufe bewerkstelligt, und mehreres Sehenswerthe unserer Stadt in Augenschein ge— nommen.
Freie Stadt Krakau.
Krakau, 16. Juni. Der dirigirende Senat der freien Stadt Krakau hat gestern folgende Bekanntmachung erlassen:
Burger und Einwohner der freien Stabt Krakau und ihres Um— kreises, die Anzeige zu machen, daß nach amtlich ihr zugegange— ner Benachrichtigung am Iten d. M. um halb Uhr Nachmittags Se. Majestät Friedrich Wilhem III, König von Preußen, der wahrhafte Vater und Wohlthäter der Seinem maͤchtigen Scep— ter untergebenen Voͤlker und der erhabene Mitbeschuͤtzer dieses Landes, zu dem den Gerechten vorbereiteten ewigen Leben einge⸗ gangen ist. Wenn die ausgezeichneten Tugenden dieses Erlauch— testen Monarchen allgemeinen, unerloͤschlichen Schmerz üuͤber Sein Hinscheiden erwecken muͤssen, da durchdringt dieser Schmerz um
sorge waren und in Ihm einen Beschuͤtzer verlieren, sich unser Wohl eifrigst angelegen seyn ließ. Um durch oͤffentliche Bezeichnung dieses Schmerzes unsere Dankbarkeit
der eine
tigsten Beschuͤtzers durch eine Huldigung zu ehren, hat der diri—
fuͤllen: 1) Der ganze Senat, die Gerichts- Behoͤrden, die Uni—
Beamte, sollen, vom heutigen Tage an gerechnet, auf vier Wochen tiefe Trauer anlegen. 2) Am 26sten d. M., um 10 Uhr Mor—
des verstorbenen Monarchen in das ewige Reich des Himmels
3) Der ganze Senat, die Geistlichkeit, die 3 . Behörden, die Universitaͤt und die niederen Unterrichts-Anstalten, alle Beamte und Offizianten jeglichen Grades und Departe— ments versammeln sich zu dem Gottesdienst in Trauerkleidern. 4) Die Miliz wird, mit Trauer⸗-Zeichen versehen, das Spalier in der Kirche bilden. 3) Alle Congregationen und Zuͤnfte haben
sich in der gehörigen Ordnung zu diesem Gottesdienste zu ver— sammeln. 6) Das Polizei⸗Amt wird, nach den fuͤr solche Falle bestehenden Vorschriften, fuͤr die Ordnung innerhalb und außer— halb der Kirche sorgen. J) Während der Trauerzeit sollen keine öffentliche Lustbarkeiten stattfinden; das Theater aber bleibt die drei nächsten Tage, vom 17ten d. M. an gerechnet, und am Tage des Trauer⸗Gottesdienstes geschlossen. Diese Verordnung soll allen obenerwähnten Behoͤrden zur Vollziehung zugefertigt werden. Der General-Secretair: Darews ki.“
Oesterre ich.
Wien, 13. Juni. Der Staats, und Konferenz-Minister, Herrschaften in Boͤhmen und spater von dort nach Ischl, welches in der diesjährigen Saison zahlreich besucht wird. Der oberste Kanzler, Graf Mittrowsky, wird, dem Vernehmen nach, näͤchste
Es ist neuerdings von baldiger Ruͤckkehr des Fuͤrsten Esterhazy nach London die Rede; den Herrn Bundes, Prasidial-Gesandten
Zeit hier zuruͤckhalten. tall Juni. Ihre Kaiserliche Hoheit die Groß herzogin von Toskana ist gestern früh um 9 Uhr von einer Prin— zessin gluͤcklich entbunden worden. Heute ist die Neugeborene don unserem Erzbischof getauft worden und hat die Namen ö. - ; * ] 8 ;
Maria, Anna, Carolina, Annunziata, Johanna, Josephg, Ga⸗ briele, Therese, Margarethe, Philomena erhalten. Im Namen der regierenden Kaiserin von Desterreich hielt die Großherzogin Maria Ferdinanda das Kind über die Taufe; auch war der vor— gestern aus Neapel hier eingetrossene Prinz Leopold, Graf von Syrakus, zugegen.
Florenz. 10.
Rom, 6. Juni. (A. 3.) Fast täglich eilen Couriere von oder nach Neapel hier durch, und wir hoͤren bei dieser Gelegen— heit, daß sich die Hoffnung immer mehr zut Gewißheit gestaltet, bald alle Mißverhaͤltnisse mit England ausgeglichen zu sehen, zumal da diese Macht sich uͤber Erwartung mäßig in ihren For— derungen zeigt. Das Geruͤcht sagt, England bestehe zugleich auf Abschließung eines Handels-Kontrakts, wozu sich die Regierung von Neapel auch geneigt zeigen soll, indessen wolle sie daruͤber erst unterhandeln, wenn die Flotte entfernt ist, damit aller
ae n n n.
Konstantinopel, 28. Mai. (Journ. de Sm.) Außer den gewöhnlichen Conseils die an jedem Mittwoch und Sonntag in Bezug auf das neue System stattfinden, haben sich die Mi—
; Woche noch mehrmals bei dem Groß— um, 3. es heißt, sich über die Tuͤrkisch— Aeghptische Frage zu berathen, die, ungeachtet der fortwährenden en . der , daß eine baldige Löͤ— ung derselben zu erwarten sey, taͤglich immer mehr die Mitglie— . Kabinets beunruhigt. Von der angeblichen Absetzung Chosrew Pascha's meldet das vom 30. Mai datirte Journal
Wesir versammelt,
Smyrna, 30. Mai. Das hiesige Journal enthaͤlt ein l Schreiben von Herrn Georg Wildon Pieritz, Mitglieds der Londoner Gesellschaft zur Verbreitung des Christenthums unter den Juden, worin über die in Damaskus ein Bericht erstattet das Journal de Smyrne hinzufuͤgt, als der Verfasser desselben durch seine apostolische Thätigkeit ruͤhmlichst bekannt sey. Es
wird, welcher, wie ; um so mehr Glauben verdient,
.
683 Kommissar der Gesellschaft zur Verbreitung des Christenthums unter den Juden befand, erhielt ich die Nachricht von den Vor— faͤllen in Damaskus. Ich kann Ihnen nicht sagen, welchen Ein⸗ druck dies auf die unwissende und aberglaubische Bevölkerung dieses Landes machte. Alle hier befindliche Juden schwebten in der groͤßten Gefahr. Es war mir um so schmerzlicher, diesen Zu⸗ stand der Dinge und diese Stimmung der Gemüther zu sehen, je mehr ich die Ueberzeugung hegte, daß die bei dieser Gelegen“ heit gegen die Juden erhobene Beschuldigung auf einer falschen
nicht wahr, daß die Juden bei irgend einem ihrer Religions⸗ Gebräuche sich des Christenblutes bedienen. ein Christ, bin ich doch als Jude geboren und ; Rabbiner erzogen. Ich kann daher aus Erfahrung uͤber diese Angelegenheit sprechen und ich muß hier das Ungerechte der gegen die ungluͤcklichen Opfer von Damaskus erhobene Beschuldigung erklären. Bei der Mission, zu welcher ich gehöre, wurde beschlos— sen, daß ich mich nach Damaskus begeben sollte, um daselbst, wenn die Europäischen Konsuln mich unterstuͤtzten, nach meinem Gewissen und meinen Studien zu Gunsten der rabbinischen Ge⸗ setze, die jeden Gebrauch des Blutes absolut verbieten, Zeug— niß abzulegen, die Frage wegen des Mordes jedoch der spaͤteren Entscheidung durch die mit Eifer betrlebenen Untersuchungen zu aberlassen. Am 30. März kam ich in Damaskus an, das ich am J. April verlassen mußte, ohne meinen Zweck erreicht zu haben; ich konnte jedoch während dieser Zeit mehrere Dokumente und die detaillirtesten Nachrichten in Bezug auf jene traurige Angelegenheit sammeln. Ich bin uͤberzeugt, daß keiner der angeklagten Juden von dem ihnen aufgebuͤrdeten Attentat etwas gewußt, oder an demselben Theil genommen hat. Der Pater Thomas war in der That bei den Juden in Damaskus beliebt, da er ihnen in ihren Krankheiten Beistand leistete und ihren Kindern die Pok— ken einimpfte. Am 7ten begannen die Untersuchungen auf folgende Weise: Zuerst wurden die muselmaͤnnischen Scheichs vorgefor— dert, eine Art fanatischer Betrüger, die vermittelst übernatuͤrli— cher Kraͤfte, die sie zu besitzen vorgeben, herausgebracht haben wollten, daß der Priester und sein Diener in dem Juden ⸗Viertel ermordet worden seyen. Ja, sie trieben ihre Frechheit so weit, daß sie sogar die Haͤuser bezeichneten, in denen beide Koͤrper verborgen seyn sellten. Auf diese Versicherungen hin wurden die genauesten Nachsorschungen angestellt, die indeß zu keinem Re— sultate fuͤhrten. Zu gleicher Zeit wurden in Damaskus 70 er— wachsene Juden und 63 juͤdische Kinder verhaftet. Was anfangs den Erklärungen des Scheichs einen Anschein von Wahrheit zu geben schien, war der Umstand, daß andere Per— sonen den Pater Thomas und seinen Diener am 5. Februar in dem von den Juden bewohnten Stadttheil gesehen zu haben behaupteten. Zwei Personen indeß, Pharah Katasch und Isaak Dschawoh bezeugten, daß sie die Genannten gegen Sonnen-Un⸗ tergang außerhalb jenes Stadtviertels gesehen und namentlich behauptete der Letztere, daß er auf dem Wege von Salachia, eine Viertelstunde von dem Juden⸗-Quartier mit dem Diener des Paters gesprochen habe. Wegen dieser Aussagen wurden Pha— rah Katasch eingekerkert und Isaak Dschawoh auf die Folter ge— bracht, der er unterlag. Dieser entsetzliche Mißbrauch der Ge— walt, diese absolute Verleugnung aller Gerechtigkeit hielten andere Personen ab, als Zeugen aufzutreten. Ich muß hier bemerken, daß der Pater Thomas, einen oder zwei Tage vor seinem Verschwinden, auf dem Platze Chan Hassad Pascha einen heftigen Streit mit einem Tuͤrkischen Maulthier-Treiber hatte, der den Schwur that, daß der Pater nur von seiner Hand ster« ben solle. Dieser Streit war so heftig, daß der Diener des Pa— ters sich hineinmischte ünd den Tuͤrken so stark bei der Kehle faßte, daß Blut floß. Zugleich beleidigte der Pater die Religion des Tuͤrken; das mißfiel allen dabei anwesenden Muselmaͤnnern, unter Anderen einem Kaufmann, Aba Zeschia el Dschafar, der, als das Geruͤcht von dem Verschwinden des Paters sich verbrei—⸗ tete, in seinem Laden erhaͤngt gefunden wurde. Alle diese Um— staͤnde erregten indeß keinen Verdacht, niemand wurde befragt und keine Nachforschung dieserhalb angestellt, alle Untersuchungen waren vielmehr gegen die Juden gerichtet, als ob in der ganzen Stadt Damaskus nur sie dieses Mordes fähig gewesen wären. (Es folgt nunmehr der Berichtuͤber die Einziehung, die Tortur und die An—⸗ gaben des bekannten Barbiers.) Darauf begannen die fuͤrchterlichsten Martern fuͤr die angeklagten Juden. Zwei von den sieben An— geklagten starben bald, namlich David Arari, ein Greis von 80 Jahren und Joseph Leniado. Der Letztere fuͤhrte zu seiner Ver— theidigung an, daß er zu der Zeit, wo der angebliche Mord sollte veruͤbt worden seyn, in Gesellschaft zweier christlichen Handelsleute gewesen sey; allein ehe einer der Zeugen aus Dschasbia, drei Tagereisen von Damaskus, ankam, hatte Leniado bereits aufge— hort zu leben. Dieser Zeuge hatte seine Aussage schriftlich einge— sandt, allein der Pascha weigerte sich, dieselbe zu sehen und ließ die Tortur nicht unterbrechen. Ein Jude von der Wache bei dem Kanal, in dem die angeblichen Reste des Paters Thomas gefunden wurden, sagte aus, daß er keinen der Angeklagten an jenem Orte gesehen habe; er wurde gefol— tert uns gab unter den Qualen seinen Geist auf. Ich habe das Vergnuͤgen hinzuzufügen, daß ich durch den Ober— sten Hodges, Britischen General- Konsul in Alexandrien, dem Vice⸗Koͤnig vorgestellt worden bin, dem ich eine Petition in Bezug auf die Ereignisse in Damaskus uͤberreichte, die er mit großer Aufmerksamkeit las und worauf er versprach, daß der Prozeß von neuem untersucht werden solle. Ich erfahre zu gleicher Zeit, daß die Franzoͤsische Regierung den Herrn von Melvize, Atach« bei dem hiesigen Franzoͤsischen Konsulate, be— auftragt hat, sich nach Damaskus zu begeben, und dort eine Untersuchung jener Angelegenheit vorzunehmen. Es ist zu be— dauern, daß die Wahl der Regierung auf einen Mann gefallen ist, dessen Charakter und Gesinnungen zwar ehrenwerth, dessen Alter und Unerfahrenheit aber der Wichtigkeit seiner Mission nicht angemessen sind. Herr von Melvize hat einen niedrigeren Rang als der Konsul in Damaskus, ist erst 25 Jahre alt und kein Jurist. Zu einer so wichtigen Angelegenheit bedurfte es der Erfahrung und der Ruhe eines gereiften und in dergleichen Prozessen erfahrenen Mannes. Die Humanität ist bei den Vor— fallen in Damaskus zu sehr kompromittirt, als daß man der Vertheidigung der unglücklichen Juden nicht jede wuͤnschens— werthe Garantie geben sollte.“
Aegypten.
Alexandrien, 16. Mai. (Journ. de Smyrne.) Meh⸗ med Ali wuͤnscht weit sehnlicher, als man gewöhnlich glaubt, seine Differenzen mit der Pforte durch irgend eine Uebereinkunft
zu verlesen.
das Uebermaß des Elends erzeugte Unzufriedenheit hat an meh⸗ reren Orten zu Demonstrationen . gegeben, die man von
der Arabischen Apathie nicht erwartet hatte und die ernstliche Un⸗
ruhen befuͤrchten lassen. Der Pascha ist mit Recht daruͤber be⸗ stuͤrjt und hat energische Maßregeln ergriffen, um diesen Keim des Aufruhrs in der Geburt zu ersticken. Es ist indeß zweifel⸗ haft, ob ihm dies überall gelingen werde, und wenn der gegen ⸗ waͤrtige Zustand der Dinge noch langer wahrt, so duͤrfte man sich nicht wundern, wenn man von dem Ausstande einer oder der
und abgeschmackten Voraussetzung beruhe; denn es ist durchaus anderen Provinz hoͤrte.
Der Pascha scheint nicht mehr dasselbe Vertrauen in die
Obgleich jetzt Entscheidung der Londoner Konferenz zu setzen, wie seit dem Ein⸗ zum tritte des Herrn Thiers in das Kabinet und namentlich seit der
Man sagt, er habe in den letzten Ta⸗ die ihm eine schwere Tau⸗
beruͤhmten Rede desselben. gen geheime Mittheilungen erhalten,
schung prophezeihten. ö
Kahira, 14. Mai. Der Vice⸗Koͤnig hat befohlen, das be⸗ ruͤhmte heilige Buch Buckari in der großen Moschee El Aghar Dies geschieht gewohnlich nur bei wichtigen Veran⸗ assungen, bei offentlichen Ungluͤcksfallen, oder um Gott fuͤr ein gluͤckliches Ereigniß zu danken. Der Grund ist diesmal nicht an⸗ gegeben worden, indeß begeben sich alle Scheichs und Uemas an jedem Morgen in die große Moschee, die stets gedraͤngt voll ist. Zwischen Kahira und Bulak ist durch einen Franzoͤsischen Wagenbauer Namens Leichel eine regelmäßige Verbindung mittelst Omnibus eingerichtet worden. .
— Einem Korrespondenten der Augsburger Allgemei⸗ nen Zeitung zufolge, hat der Französische General-Konsul in Alexandrien, Herr Cochelet, dem Vice⸗Konig von Aegypten den Vorschlag gemacht, die Insel Kandien unter gewissen Eventuali⸗ taͤten von den Franzosen besetzen zu lassen, und zwar soll er sei⸗ nen Vorschlag dadurch motivirt haben, daß er versicherte, die Pforte und Lord Ponsonby seyen ebenfalls einen Vertrag einge⸗ gangen, wonach erstere darein willige, daß die genannte Insel von den Englaͤndern besetzt wuͤrde.
w .
Berlin, 20. Juni. Se. Majestaͤt der König von Daäne⸗ mark haben gleich nach Eingang der betruͤbenden Nachricht von dem Ableben des Hochseligen Königs Majestaͤt den Rittmeister von Bluͤcher als Courier mit einem eigenhändigen Schreiben an des jetzt regierenden Königs Majestät hierher gesendet, welches n , . aus dessen Handen entgegenzunehmen geruht haben.
2
— — Stettin, 17. Juni. In Swinemuͤnde liefen im verflossenen Monate 244 Schiffe ein und 227 gingen seewarts aus. Von ersteren waren 205 und von letzteren 197 beladen. Von diesen fuͤhrten 22 Schiffe Nutzholz, 98 Getraide, 4 Spiritus und I3 sonstige Waaren aus. In Stettin kamen 148 beladene und 30 geballastete Schiffe an, 162 Schiffe gingen beladen, 8 mit Ballast aus. Die Einfuhr Stettins war sehr bedeutend und zeichnete sich, wie im Monat April, besonders in Heringen, . Steinkohlen und Lumpenzucker aus. Gegen den Schluß des Monats trat eine Abnahme ein; die Ausfuhr verminderte sich ebenfalls, und da die Getraide⸗Verschiffungen nach England ziem⸗ lich beendigt waren, so begann es fuͤr die Schiffe an Frachten
u fehlen, so daß die Frachisaͤtze eine Verminderung erlitten,. nn, m, m herrscht im Schiffbau dauernde Lebendigkeit; auf den Werften zu Ueckermuͤnde stehen jetzt noch 10 großere Seeschiffe auf dem Stapel.
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Berlin. Vor wenigen Tagen ward in der Staats⸗-Zeitung ein Bericht von neuerdings im Ural gefundenen gigantischen Topas- und Beryll-Krystallen mitgetheilt, von welchen ersteren das Berg⸗Institut in St. Petersburg unter Anderem einen Krystall von 27, Pfund 25! Loth l Preuß. erhalten hatte. — Um über die Schätze des Auslandes nicht diejenigen zu vergessen, deren unsere Vaterstadt sich erfreut, müssen wir bemerken, daß wir in diesen Tagen hier in Berlin Krystalle der ge⸗ nannten Mineralien sahen, die jenen zwar an Größe nicht gleich kom- men, sich ihnen aber nähern und jedenfalls zu den Riesen in ihrer Art gehören. Sie befinden sich in der berühmten und ausgezeichneten Mi⸗ * neralien-Sammlung eines unserer Mitbürger, des Herrn Banquier Dr. Tamnau, eine Sammlung, die an Reichthum und Schönheit wahr⸗ scheinlich jeden anderen ähnlichen wissenschaftlichen Privatschatz über⸗ ragt. Wir sahen unter Anderem zwei Bervll⸗Krystalle, beide von hell⸗ grüner Farbe, von denen der eine aus dem Granit von Fahlun in Schweden 12 Pfund 13 Loth, der andere von Aewerth in New⸗Famp⸗ shire 12 Pfund 27“ Loth wiegt; — ferner drei Topas⸗Krystalle von weißer Farbe, der eine von Monroe in Connecticut mit einem Gewicht von A Pfund 281! Loth, die anderen beiden von Broddbo bei ahlun in Schweden mit einer Schwere von 14 Pfund 12162 Loth und 16 fund 7 Toth. — Es versteht sich übrigens von selbst, daß diese Krystalle nicht klar und nicht durchsichtig, und mithin zum Schleifen nicht ge⸗ eignet sind. R.
1 ö
Versuche, die Fresco-Malerei der Alten wieder zu entdecken. ᷣ *
Als wir neulich (s. Nr. 183 der St. Z.) die Mittheilung machten,
die Pompejanischen Wand⸗Gemälde seyen nach der Vermuthung des
Chemikers Herrn E. Stoll sehr wahrscheinlich für eine Malerel mit
Milchfarben auf nassem Kalk zu halten, fügten wir den Wunsch hin⸗ .
zu, dieser Gelehrte, oder auch ein anderer möge dem Gegenstand, der
von so großem Interesse für die neuere Malerei ist, noch fernere Auf⸗- merksamkeit widmen, um das Angeregte vollends ins Klare zu bringen. Seitdem sind wir durch mehrere Zuschriften in den Stand gesetzt eini⸗ ges Ausführlichere zu geben und zugleich den Verlauf der erneuerten Erfindung in weiterem Ümfange zu überblicken. .
Nach den Versuchen des Französischen Chemikers D' Arcet und den früheren von Cadet de Vauxr theilte das Journal des Connaissancæes ; usuelles et pratiques in seinem 17ten Bande vom Jahr 18335, pag. 105 ein Verfahren der Malerei mit, unter der Ueberschrift: De la peinture au lait et au fromage. Der Aufsatz hebt mit der Bemerkung an, daß praktische Verfahrungsarten haufig in Vergessenheit geriethen, ohne daß die Ursache davon zu finden sey. So verhalte es sich mit der Hen ̃ vor 50 Jahren von Cadet de Vaux gegebenen Anleitung zu einer Ma⸗ lerei, walche hinsichtlich ihrer Haltbarkeit und Schönheit se große Vor⸗ zilge vereinige. Es wird darauf das Verfahren dieses , genauen Recepten angegeben; er lehrt auf frischem Kalk mit 66 zu malen, welche mit Käsestoff angerieben sind. Die Dauerhaftigke dieser Malerei beruht auf der chemischen Verbindung der 14 mit dem kaustischen Kalk. Der Verfasfer des Artitelg si ner, 4 nung, daß das Verfahren nicht neu, sev, aber ausdrücklich sprich an; den Llten. d. h. den Griechen und Römern, ab, vindizirt es 122 2 ndern und Ehinesen, wie denn Letztere hauptsächlich das Dauerha
liebten. rift des
ausgeglichen zu sehen, denn seine schen so schwierige Stellung
wird täglich verwickelter. Die durch schlechte Behandlung und
Darauf erschien im Jahre 1835 die schon erwähnte Sch ? Architekten er,, n Jaht Malerei der Alten in ihrer Anwen