1840 / 205 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ungen, wenn auch die Minister keinesweges gesonnen seyen, die 8 für alle jene Faͤlle abzuschaffen. Er habe jedoch nichts dagegen, daß das Haus sich in den Ausschuß verwandle. Herr Kelly bemerkte, daß er sich gern in allen in die Bill auf⸗ genommenen Fallen die strengste Strafe zunächst der Todesstrafe gefallen lassen wolle. Sir E. Wilmot wuünschte, daß die in die⸗ er Bill aufgezählten Vergehen der Gerichtsbarkeit der Magistrats— Personen entjogen und ausschließlich den Richtern uͤberwiesen werden sollten. Nach einigen Erzrterungen uͤber die Form des weiteren Verfahrens verwandelte sich das Haus in den usschuß. Als der Paragraph zur Sprache kam, wonach die Todeestrafe fuüͤr den Fall a ce werden soll, wenn Jemand König⸗ liche Schiffe oder dazu gehörige Gegenstände in Brand steckt oder zerstört, beantragte Lord John Russell, wie schon erwähnt, die Ausstreichung desselben, und der Sergeant Jackson meinte, sein gelehrter Freund werde hoffent⸗ lich nicht glauben, daß seine Bill durch Weglassung jener Klausel einen Nachtheil erleide. Der Sergeant Talfourd aber meinte, das Vergehen sey entweder Verrath oder nicht; wäre das Letzteree so muͤsse es unter die zu mildernden Fälle in der Bill aufgenom⸗ men werden. Sir R. Inglis dagegen sprach die Hoffnung aus, Herr Kelly werde nicht auf die Annahme jenes Paragraphen be— siehen. Da aber Herr Kelly dessenungeachtet erklärte, seine Vill werde ohne denselben unvollständig seyn, so machte Herr For Maule ihn auf den Umstand aufmerksam, daß jedes segelfertige Königliche Schiff eine große Quantitaäͤt Pulver an Bord habe, welches, angezundet, das Leben aller an Bord befindlichen Per⸗ sonen vernichten wurde. Dasselbe werde stattfinden, wenn in den Werften oder den daselbst befindlichen Schiffen Feuer angelegt werde. Er behaupte daß in diesem Falle gegen den all⸗ gemeinen Grundsatz der Bill, daß Personen, die einen Mord begingen, der Todesstrafe unterworfen seyn sollten, wuͤrde versto⸗ ßen werden. Herr Aglionby meinte, daß in beiden Fällen das Vergehen als Mord zu betrachten sey, sobald Jemand dadurch das Leben verliere. ie Herren Brotherton und Barnard unterstuͤtzten den Paragraphen, und Herr C. Buller fragte, ob es wohl ein abscheulicheres Verbrechen geben konne, als ein Schiff in Brand zu stecken, welches doch Hunderten von Menschen das Leben kosten konnte, wenn die Vorsehung dies nicht gluͤcklicher— weise verhindere. Die Absicht, ein Verbrechen zu bege⸗ hen, muüsse eben sowohl bestraft werden, als das Ver⸗ brechen selbst, und ein furchtbareres Verbrechen, als das enannte, konne es nicht geben. Bei der Abstimmung wurde der Paragraph indeß bekanntlich mit einer Majoritàat von 18 Stim— men angenommen. In Bezug auf die Abschaffung der Todes—⸗ Strafe für Schändung bemerkte Lord John Russell, daß dies eine Zunahme von Verbrechen dieser Art bewirken werde. Herr Hume unterstuͤtzte dagegen diesen Paragraphen, ebenso der Dr. Lushing ton, welcher meinte, die Furcht vor dem Tode komme hierbei nicht in Betracht, indem dies Verbrechen gewöhnlich in Folge eines plötzlichen mächtigen Impulses veruͤbt werde.“ Die Gefahr, auf die bloße Aussage der Klaͤgerin dem An— geschuldigten die Todes Strafe zuzuerkennen, veranlaßte öft die Freisprechung des Schuldigen, während andererseits, in Folge falscher Aussagen, nur zu oft Unschunidige hingerichtet wor⸗ den scyen. Er ersuche daher den edlen Lord, zum Besten der schutzlosen Frauenzimmer der unteren Klasse, eine Bestrafung zu

gestatten, die bestaͤndig angewendet werden konne. Sir Charles ren war desen daß wan Alle Fälle der Schändung, so er⸗

2 dieselben durch die Umstaͤnde auch s möchten, aus⸗ nehmen. Der Sergeant Jack son wunschte die Todesstrafe deshalb abgeschafft * sehen, weil der Verbrecher dann nicht in Versuchung gerathen wurde, sein Opfer zu ermorden. In Irland komme es haäͤusig vor, daß eine Entehrüng vorgegeben werde, um eine Hei⸗ rath 41 erzwingen, und der Ehemann werde dann mit einem Strick um den Hals in die Kirche geflihrt. Herr Hobhou fe unterstützte die Abschaffung der Todesstrafe. Man habe das Mosaische Gesetz oft angeführt wegen der Fälle, welche dasselbe mit dem Tode bestrafe, und doch habe dasselbe nicht den Tod auf Schaͤn⸗ dung gesetzt, außer in dem Falle, wo die Entehrte bereits einem Anderen verlobt oder angetraut gewesen sey. Herr For Maule sagte, daraus, daß man in den meisten Fällen die Todesstrafe zu ver— hindern wuͤnsche, folge noch nicht, daß die Macht dazu in allen Fällen aufgehoben werden muͤsse. Herr C. Bulier meinte, das Haupt-Argument gegen die Todesstrafe liege in der Unwiderruf⸗ lichkeit derselben. Je aufgeklärter daher die Menschen wurden, um so lebhafter würde auch ihr Abscheu gegen diese Strafe wer den. Auf kein Vergehen passe dies besser, als auf die Schan⸗ dung. Derr Bernal stimmte far die Milderung der Strafe; eben so Herr Ewart, welcher noch bemerkte, daß es sich nicht darum handle, ob der Verbrecher den Tod verdiene, sondern ob sein Tod Andere verhindern warde, dasselbe Verbrechen zu be⸗ gehen. Bei der Abstimmung wurde dieser Paragraph ebenfalls angenommen, so wie auch alle uͤbrigen, uͤber die es zu gar keiner Abstimmung kam. Die Minister wollen sich indeß der Bill bei der dritten Lesung nochmals widersetzen.

Londan, 18. Jull. O Connell hat 1 den von ihm ge⸗ stifteten Ir ländischen National⸗Verein zur Wiedererlangung von Gerechtigkeit für Irland geradezu in einen Verein zur Auflösung der 6 .

ie Nord⸗Amerikanische Marine t 65 Schiffe, die aktive Armee 12,377 Mann und die Miliz 2 ann.

Dänemark.

Kiel, 20. Jult. (Hannov. 3.) Die Russische Fregatte Aut erat von 635 Kanonen und die Korvette „Fürst 26 ar⸗ schau. von 32 Kanonen sind vorgestern in unseren Hafen einge⸗ laufen und vor Anker gegangen, um die Ankunft des Großfͤr, sten Konstantin zu er warten. Der Besatzung, welche aus etwa do0 Mann be En soll, gestattet man das Landen und den Ver, ehr n unserer Stadt. Bie Offiziere vermẽissen die Anwessenheit Sr Durchlaucht des Herzogs von Hoistein, Glücksburg, weicher porgestern die Neise nach Holland und dem säadlichen Deutsch, land angetreten hat. n n, r r

Der Landtags Abschted der vorigen Diät st ct, wie ahn, lich in den beiden fruheren Fallen, als eine Eröffnung für die Holsteinschen Provinzialstande, welche am 15ten d. M. in Itze⸗ hoe zusammengetreten ind, im Druck erschienen. Dlese Eroͤff nung bᷣ theils die in voriger Dilt vorgelegten Gesetz Ent⸗ wärfe der Regierung, theils die Anträge der Stände. Man seht daraus, daß die lange erwartete Verordnung, betreffend die Bestimmungen, unter welchen wegen Forderungen aus Kontrak— ten mit der Rent-Kammer oder anderen Verwaltungs, Kollegisn das gerichtliche Verfahren zu gestatten sey, fertig ist Die Vei⸗ mung selbst ist hter noch nicht angelangi. Nach der bisherigen Vraris kengte kein Königl. Kolle ohne dessen Genehmigung wegen keinerlei Forderung vor t belangt werden. Der Antrag der Stunde in B der Oeffentlichkeit ist abgelehnt. Wegen Etafahrnng einer allgemeinen Wehrpflicht ist noch kein Ge etz⸗

trug, was fruher noch nie der Fall war.

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Entwurf sertig. Eine weitere ler ,. der Kepssteuer ist ab⸗ elehnt. Dagegen sind der Universität Kiel 16,009 Reichsbank haler jährlich zugelegt. Auf die gewuͤnschte Mittheilung der Os— sizial Berichte ist zwar nicht eingegangen; doch ist eine Versuͤgung verheißen, wodurch die Mittheilung der Entscheidungsgruͤnde von Seiten der Untergerichte, die bisher nicht dazu verbunden waren, angeordnet werden soll; auch soll es erwogen werden, in welchem Umfange bei der Regierung in Sachen der Administrativ-Justiz und der richterlichen Polizei die Mittheilung der Entscheidungs— ruͤnde werde eintreten konnen. Im Finanzpunkte besagt jene 2 „Die Petition Unserer getreuen Provinzial⸗Staͤnde, die Finanzen des Staats betreffend, hat Uns eine dringende Veranlassung mehr gegeben, Unsere Aufmerksamkeit auf diesen wichtigen Gegenstand hinzuwenden. Unsere Bestrebungen wer⸗ den auch zu einem nahen, wünschenswerthen und zufriedenstellen, den Nesultate fuͤhren, und Wir haben mit Allerhöchstem Beifall den Bericht Unseres Finanz⸗Ministers uber die Lage der angestell— ten Untersuchungen und der ausgeführten Arbeiten vernommen, auch Unseren Kommissarius autorisirt, die Resultate dieses Berichts ur Kunde Unserer getreuen Provinzial⸗Stande zu bringen. Wir 6 Uns davon vergewissert, daß die Gelobung Unseres Aller⸗ höchsten Willens hinsichtlich der Abfassung von Normal⸗Regle— menis fuͤr jeden Theil des Staatshaushalts, und namentlich hin— sichtlich der Abfassung eines Budgets uͤber die Staats-Ausgaben und Einnahmen fuͤr das Jahr 1841 keine weiteren Hindernisse finden wird.“

Deutsche Bundes staaten.

Dresden, 20. Juli. (L. A. 3.) Das Ministerium des Kultus und offentlichen Unterrichts hat heute in der Person des Geheimen Raths und zeitherigen Kreis-Direktors von Wieters— heim einen Chef erhalten. Das längere Zögern mit dieser Ernen⸗ nung duͤrfte seinen Grund wohl darin sinden, daß man sowohl den hohen Nutzen fuͤr die Interessen des Landes, mit welchem Herr von Wietersheim als Chef der Abtheilung des Ministe— riums des Innern fuͤr Gewerbe und Handel und als Kreis-Di— rektor gewirkt hat, als auch die Pflicht erwog, ihm durch Ueber— tragung eines Minister⸗Postens die hoöͤchstmögliche Anerkennung des speziellen Vertrauens, des Verdienstes und des durch lang— jährigen ausgezeichneten Staatsdienst erworbenen Rechtes zu do— kumentiren. Das Projekt einer Dresden- Prager Eisenbahn gewinnt täglich mehr Theilnahme, und dessen Ausführung um so mehr an Wahrscheinlichkeit, als nicht allein durch jenseieige Ab, eordnete Verhandlungen mit der hiesigen Regierung angeknüpft, 5 auch die ,, Lokalitäten höoͤchsten Orts in Augen— schein genommen worden seyn sollen.

Karlsruhe, 18. Juli. (Schw. M. Heute fand der Schluß des Landtages statt, nachdem gestern bis tief in die Nacht die Kammer mit Erledigung der noch ruͤckständigen Petitionen sich beschaͤftigt hatte. Unter diesen Petitionen hatte nur eine ein allgemeines Interesse, namlich das Gesuch über Emanzipation der Juden. Die Kammer ging jedoch diesmal auf eine Diskussion des schon so oft besprochenen Gegenstandes nicht ein, sondern schritt alsbald zur Abstimmung. Nur Ein Umstand war diesmal neu, daß nämlich die Kommission, die daruͤber Bericht zu erstat—

ten hatte, der Mehrzahl nach auf die Emanzipation wirklich an— Berichterstatter war

der Abgeordnete Kuenzer, welcher also auf Emanzipation der

Juden antrug, allein die Kammer verwarf mit 31 Stimmen

egen 17 den Antrag. Präsident Mittermeier hielt hierauf Abends 9 Uhr eine Abschieds⸗Rede, worin er auf die Thaͤtigkeit der Kammer aufmerksam machte, welche wahrend der neunmonat—

lichen Dauer des Landtags 130 Sitzungen hielt, 33 Gesetze, Unter diese Gesetze

6 Motionen und 586 Petitionen erledigte. gehöre der Entwurf des Strafrechts, dessen voöͤlliges Zustande—

kommen nicht möglich gewesen sey und daher dem nächsten Land.

tage vorbehalten werden 263 bis wohin sich wohl manche Vor— urtheile und Mißverständnisse, die uber den Entwurf obwalten, gehoben haben werden.

enen

Rom, 13. Juli. sene Abreise des Papstes ist nun auf den 16ten festgesetzt. bereits gemeldet, wird der Papst während seines Aufenthalts in Castel Gandolfo, welcher bis zum Herbste dauern durfte, sich dort von allen Staats⸗Geschäften ferne halten. Zu diesem Be hufe wurde in den letzten Tagen eine Regierungs Giunta, best hend aus den Kardinälen Paccg, Giustiniani und den beide Kardinälen Staats⸗-Sceeretalren Lambruschini Und Gamberiniez sammenberufen, um die Regierung provisorisch zu übernehme Da diese Giunta sich aber nicht konstituirt hat, so versichert m heute, alle die Eminenzen, welche den verschiedenen Zweigen d Administration vorstehen, sollen mit Vollmachten zum Unterzel nen versehen werden, um auf diese Art die Leitung der laufe den Geschaͤfte abzumachen. Im Ganzen geht es besser mit dem Unwohlseyn des Papstes, wenigstens ertheilt er fast täglich Au— dienzen.

Türkei.

Konstantinopel, 1. Jull. (A. 3.) Lord Porsonby und Graf Pontois sind in einen Konflikt gerathen, der ble Folgen nach sich ziehen kann, wenn nicht bald der Streit mit Mehmed Ali bei— gelegt wird. Pontois raͤth der Pforte, Syrien dem Vice⸗König zu ͤberlassen, und sich ihn dadurch zu befreunden; Ponsonby ist entgegengesetzter Meinung, und will von den Eröffnungen nicht sprechen, die Mehmed All der Pforte macht. Er glaubt, daß der Aufstand in Syrien, der wohl nicht ganz ohne sein Zuthun ausge— brochen, Mehmed Ali vielfache Verlegenheiten bereiten werde, und daß er dann minder anmaßend seyn durfte; deshalb will er zugewartet ha⸗— ben. Daß Ponsonby jenen Aufregungen nicht fremd ist, möchte daraus erhellen, daß er an den im Angesichte von Beirut aufgestellten Eng⸗ lischen Schiffs ⸗Capitain den Befehl ergehen ließ, das Ausschiffen Ae— gyptischer Truppen, sie moͤgen auf Tuͤrkischen oder Aegyptischen Schif— fen sich befinden, zu verhindern, (' hingegen den Insurgenten allen Vorschub, den er zu leisten im Stande sey, zu geben. Diesem Befehl scheint der Capitain aus dem Grunde nicht nachkommen zu können, weil er sich zu schwach fuͤhlt, dann aber auch wohl, weil er von dem Admiral en chef erst dazu autorisirt werden muͤßte. In dieser delikaten Lage . er nichts Besseres thun zu können, als an Lord Stopford nach Malta zu berich— ten und sich fernere Verhaltungs Befehle zu erbitten. Man will nun wissen, daß Lord Stopford darauf mehrere Schiffe abgeschickt habe, die an der Küste von Syrien zu kreuzen haͤt— ten, und daß er selbst im Begriffe stehe, jenen Schiffen mit der gesammten Flotte . folgen. Daraus schließt man, daß die Ve⸗ fehle Lord Ponsonby's befolgt und den Aegyptern Hindernisse in den Weg gelegt werden sollen, damit der Aufstand in Syrien immer mehr um sich greifen könne. Die Franzèsische Escadre unter Admiral Lalande soll aber ebenfalls an der Syri⸗

schen Kuͤste sich vereinen, und der Moment scheint gekommen, wo jeder seine Stellung genau einzunehmen hat, so daß ernstliche Verwickelungen sich an den Streit mit Aegypten knüpfen könn— ten, wenn nicht Ponsonby und Pontois Alles zu vermeiden su— chen, was die Lage der Dinge zu verschlimmern geeignet ware. Bis vor einigen Tagen hatte . Pascha ganz die Meinung des Franzoͤsischen Botschafters getheilt, daß ein direktes Abfinden mit Mehmed Ali das Beste wäre. Seitdem aber die Nachrichten von den Unruhen in Syrien so alarmirend fur die Aegyptier lauten, leiht er Lord Ponsonby ein geneigtes Ohr, und achtet wenig auf die Vorschläge Sami Bey's, von de⸗ nen er theilweise schon unterrichtet ist. Mehmed Ali scheint je⸗ doch Alles daran zu setzen, und könnte vielleicht jede Art von Ausgleichung zurüͤckweisen, wenn es ihm gelänge, die Gebirgs⸗ Bewohner suür ihr Unternehmen zu zuͤchtigen. Er duͤrfte sich dann unabhängig erklaren. Ich habe Grund zu glauben, daß Sami Bey sein letztes Wort zu bringen hat, und daß er näher daran steht, seine gänzliche Emanzipation von der Pforte zu proklami— ren, als man vielleicht wähnt. Schlau wie er ist, kann der Aufstand in Syrien ihm zum guten Vorwand dienen, um nicht von Frankreich, für das er allein Rucksichten beobachtet, desavouirt zu werden.

Konstantinopel, J. Juli. (L. A. 3.) Der Vetraute des Vice⸗Königs, Sami Efendi, soll erst am 6. Juli seine Audienz erhalten. Die Tuͤrkischen Minisler haben ihn, um Zeit zu ge— winnen, 11 Tage lang in der Quarantaine gelassen. Unterdessen sind seine Eröffnungen dem ganzen diplomatischen Corps kein Ge— heimniß mehr, und es ist . daß die Ereignisse in Sy rien und die Krisis in Kahira nicht ohne bedeutenden Einfluß auf die Antwort der Pforte seyn durften. Man weiß bereits, daß sich Reschid Pascha äußerte, der Sultan erwarte vor Allem die baldige Ruͤckkehr seiner Flotte, welche Sami Efendi mit so großer. Ostentation ankündigte. Der Vice⸗ koͤnig hat während seiner Anwesenheit in Kahira strenges Gericht uber die Mißvergnügten gehalten und mehrere Mordbrenner hin⸗ richten lassen. mehr Bedeutung, so bricht der Aufruhr sicher auch in Aegypten aus. wegen, keinen demuüͤthigen Vergleich mit den Vice-König einzu— gehen; er schildert die Lage Mehmed Als als sehr bedenklich. Allein ein großer Theel der Tuͤrkischen Großen dringt auf eine Ausgleichung.

In Uebereinstimmung mit obigen Nachrichten meldet der iener Korrespondent mehrerer Deutschen Linder von der rkischen Gränze: „Es wird immer wahrscheinlicher, daß Meh⸗ ed Ali's neueste Anträge kein geneigtes Ohr finden werden; onsonby, welchen Reschid Pascha deshalb sondirte, hat erklart, ß er cher Konstantinopel verlassen wurde, als der Zeuge einer r die Pforte so schmählichen Uebereinkunft zu seyn, und auch er Oesterreichische Internuntius, an den sich Reschid Pascha so—⸗ rt wandte, erwiederte, daß er gegen jeden Beschluß, den die forte wegen eines direkten Arrangements mit Mehmed Ali auf r von diesem gebotenen Basis fassen werde, protestiren muͤsse.“

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Konigsberg, 20. Juli. Wahrend der Zelt des diesjährigen Wollmarktes sind hier 83 13 Ctr- 73 Pfd. Wolle auf den offentlichen Waagen gewogen, und läßt sich der Preis fur ganz seine Wolle ahf 65 bis 10 Rthlr., für feine auf 38 bis 62 Rthlr, fur Mittelwolle auf 50 bis 53 Rihlr. und fuͤr ordi—⸗ naire auf 35 bis 40 Rthlr. durchschnittlich annehmen.

Köslin, 12. Juli. In den Hafenplätzen des hiesi⸗ gen Regierungs Departements und auf der Rhede bei Lebe sind im verflossenen Monate 33 Schiffe und 52 Bote eingegangen; dagegen aber 710 Schiffe und 36 Böte von dort ausgelaufen. Der Gesammtwerth der nach dem Auslande verschifften Waaren betrug 31,082 Rihlr., derjenige nach dem Inlande 19, 272 Rihlr. Vom Auslande wurden fuüͤr 26,533 Rthlr., vom Inlande fur

86,383 Rthlr. Waaren eingefuͤhrt.

(A. 3) Die auf morgen bestimmt ae. Wie ; mer⸗Saaten ein erfreuliches Ansehen gewähren und mit Ausschluß des Roggens eine gute Aerndte hoffen lassen.

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Stroh Ertrag reichlich ausfallen wird. ausnehmend gut gerathen, an Weide für das Vieh ist Ueberfluß vorhanden, dagegen aber der erste Heuschnitt nicht allenthalben

Die Preise des Getraides, und besonders der Oelfruͤchte und der Kartoffeln, sind gestiegen, obgleich sowohl Winter als Som⸗

Letzterer hat in der Bluͤthe durch Sturm und Regen gelitten; es steht deshalb ein Ausfall im gehofften Körner⸗Ertrag zu erwarten, während der Der Klee ist fast überall

so ergiebig ausgefallen, als im vorigen Jahre. Im Allgemeinen hebt sich die Landes⸗-Kultur augenscheinlich durch zeitgemäße und wirthschaftliche Meliorationen der Gutsbesitzer; die fortschreiten⸗ den Separationen bewirken, daß selbst die Bauern auf die Ver⸗ besserungen ihrer Wirthschaften Bedacht nehmen, zweckmaͤßigere Ackergeräthe und bessere Vieh⸗Racen anschaffen und viele Sorgfalt auf die Zucht guter Fohlen verwenden.

Am 27. Mai d. J. starb in dem Dorfe Reckow, Lauenburg⸗ schen Kreises, eine Bauerfrau in dem hohen Alter von 1096 Jahren. Sie war in fruͤherer Zeit 20 Jahre lang verheirathet, seit 49 Jahren aber schon Wittwe und bis zu ihrem Lebensende noch immer ziemlich rustig gewesen. Ein Sohn und eine Tochter, selbst schon vom Alter gebeugt, gaben ihr das Grabgeleit.

Koblenz, 20. Juli. Bei der gestern auch hier mit der all emeinsten und größten Theilnahme abgehaltenen Gedaͤcht⸗ niß⸗Feter Sr. Majestät des Hochseligen Königs wohnten dem Trauer-Gottesdienst in der evangelischen Kirche Ihre Maijestät die Kaiserin von Rußland und Ihre Kaiserl. Hoheiten der Groß⸗ fuͤrst Constantin und die Großfuͤrstin Olga, Ihre Koͤnigl. Hohei⸗ ten der Prinz von Preußen und die Prinzessin . der Niederlande und Ihre Durchlaucht die verwittwete Herzogin von Nassau, die von Ems herüber gekommen waren, mit frommer Andacht bei. Der Militair-Ober-Prediger Möllhausen sprach die Liturgie; der gegenwartig in der Nheinprovinz anwesende evan⸗ gelische Bischof 2c. Dr. Roß von Berlin hielt uͤber den . schriebenen Text eine von dem tiefsten Gefuͤhl , hoͤchst erbauliche Predigt. Vor dem Segen sang die chuljugend das bekannte Lied: Wie sie so sanft ruhen ꝛc. so trefflich und zart, daß dieser Gesang die ergreifende Feier wuͤrdig beschloß.

Kreuznach, 18. Juli. Die laufende Saison unse⸗ res Kurortes ist die seit dessen Bestehen von Leidenden aller Stande und der höchsten Stände aller Länder besuchteste, und hat nun ihren hoͤchsten Glanzpunkt erreicht. Ihre Königl. Ho— heiten der Prinz und die Prinzessin Karl trafen am 16ten d. zu hoͤchster Freude der Buͤrger hier ein, und a, die fuͤr

öͤchstdieselben bei der Wittwe Jacoby in Bereitschaft gesetzte ohnung zu beziehen. Heute erschienendie Hohen Herrschasten in

Gewinnt indessen der Aufstand in Syrien noch

Lord Ponsonby bietet jetzt Alles auf, um die Pforte zu be⸗

Begleitung des Prinzen Waldemar, Königl. cher unter dem Namen eines Grafen von Ravensberg gestern ebenfalls hier eingetroffen war, zum erstenniale an unserer Elisa— beths⸗ Quelle, und wurden daselbst, da Höchstdieselben schon von der Reise aus alle und jede Empfangs-⸗Felerlichkeiten Sich verbe— ten hatten, nur einfach mit der von dem Bad-Musikchor ausge— fuͤhrten Preußischen National⸗Melodie begrüßt.

Kreuznach, 20. Juli. Gestern berief das Trauer—⸗ Geläute von dem Thurme der Paulus, Kirche die evangelische Gemeinde zu der der Erinnerung an des Höchstseligen Königs Majestäͤt gewidmeten kirchlichen Feier. Die Kirche füllte sich mit Andaächtigen aller Konfessionen von Stadt und Land, und man bemerkte unter den anwesenden Kurfremden, welche von gleichen Gefuͤhlen der tiefsten Verehrung gegen den hohen Entschiafenen zum Hause des Herrn aller Herren geleitet wurden, Furstliche und andere hohe Personen. Fuͤr Alle ward aber die ernste Feier des Tages durch die Anwesenheit Ihrer Königl. Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Karl, Prinz Waldemar's und Prinz Friedrichs von Preußen um so bedeutsamer und ergreifender.

oheit, Hoöchstwel⸗

Der Regierungs- Bezirk Posen während seiner ö, , mit dem reußischen Staate.

Während des Zeiiraums von 25 Jahren ist durch die Sorgfalt der Regierung so viel für die Entwickelung des Regiernngs-Bezirks Posen in allen Verwaltungs-Zweinen geschehen, daß er eine faßt ganz neue Gestalt gewonnen hat. Zunächst folgt hier eine kurje Uehersicht dessen, was in Beziehung auf die geistigen Bedürfnisse für die Kirchen und die Unterrichts⸗Anstalten geleistet worden.

l. Katholische Kirche. Bei den z70 vorgefundenen kathelischen farreien, deren Vermögen ermittelt und fesigestellt ward, wurden zum heil mit bedeutenden Unterstützungen aus Siaatt Fonds 16 Kirchen nen

erbaut und 397 Reparatur Bauten ausgeführt, bei denen fast in jedem einzelnen Falle die Bau⸗Verpflichtung zuvörderst ermittelt und durch Resolut, deren in einzelnen Jahren 30 bis C69 abgefaßt wurden, fess⸗ gestellt werden mußte. Die 38 im Jahre 1819 vorhanden gewesenen Klöster wurden nach Ermittelung und bestimmungsmißiger Abführung ihres Vermögens zu geistlichen und Unterrichts-JZwecken in der Provinz und nach angemessener Unterbringung sämmtlicker Mönche und Ron—

nen . mn Zwecken überwiesen.

Evangelische Kirche. Im Jahre 1813 hatte der Regierungs—⸗ Bezirk 7 n r ch⸗lutherische und 5 reformirte Kirchen, 2 durch die Union vereinigt ind. Die zunehmende Zahl der evangelischen Einwehner machte die Gründung neuer, Kirchen Spstenie nolhmwendig, von denen jetzt 3 nebst 2 Filialen vollsi indig eingerichtet, 2 aber noch in der Organisation begriffen sind. Größtentheils mit bedeutenden Unterstützungen aus Staats⸗Fends wurden 15 neue Rirchen erbaut und 111 Reperatur⸗Bauten theils von Kirchen, sheils von Pfarr⸗ und Wirthschafts⸗Gebiuden aufgeführt. Fast alle vagirenden Gemeinden wurden zu den nächsten Kirchen eingepfarrt, nachdem die bisherige Ob— ee etwaige Verpflichtungen und dergleichen ermittelt, resr. abgesest * ,, . die Zukunft nach den gesetzuschen Vorschriften esigeste aren. ij Elementar- Schulwesen. Die Zahl sämmtlicher im Jahre 1318 im Regierungs⸗Bezirk Posen vorhandenen Boltsschulen läßt sich nicht mit Bestimmtheit angeben; doch hat sie zuverlässig nicht mehr als 10h betragen. Viele von ihnen hatten keine eigenen Schulhäuser. Die meisten Lehrer bejogen außer einigen Naturasien, kein festes Gehalt; ebr viele waren zugleich Kirchendiener und viele, nur mittelst eines Privat⸗-dibfommens angestellt, trieben zugleich ein Handwerk, weil die geringe, überdies unsichere Schulgelds⸗Cinnahmme, nicht zu ihrer Erhal— tung hinreichte. Verwaltungs⸗Etats hatten nur fehr wenige städtische Schulen, von denen einige aus mehreren Klassen bestanden und durch shre Leistungen befriedigten. In den Dorfschulen dagegen war der Un lerricht durchweg höchsi diürftsz mechanisch, und selbst besseren Lehrern 42 erschwert, daß die Schulen leine Lehrmittel und wie Schulkiu— er sehr est gar keine, oft die verschledenartigsten Schulbücher besaßen. . Schulbesuch war, besenders auf dem Linde, höchst unregelmäßig, en n auf die Winter⸗Mon ale beschränkt. Schul⸗Versäumniß⸗ afen waren nicht eingeführt, und die Schulen wurden nur zum Theil von den Ortsgeistlichen regelmäßig, sonst von Niemand, sehr viele berhaupt niemals reoidirt., Es ward segleich mit der Umgestaltung. der meisten vorgefundenen Schulen und der Gründung neuer begon nen; oft, und zumal Anfangs, wegen Armuth der Gemeinden, unter Froßen, Schwierigkeiten. Indessen regte sich bald überall mmer leben dier das Verlangen nach guten Schulen und Ueberweisung reicher Hülfsfonds durch den Staat machte es möglich, demselben zu genügen. o wurden jedes Jahr, der vielen Aus- nnd Ümbauten und der KRe— paratur⸗Bauten nicht zu gedenken, ihn Durchschnitt 0 nene Schulhäu— ser gebaut, so daß im Jahre 1839 schon 1069 Volksschulen (187 städtische und l= in den Dörfern) vorhanden waren. Hiervon sind 501 fatho⸗ lische, 286 evangelische, 222 gemischte, 1 jüdische, zusammen mit 2018 Lehrern und Lehrerinnen. Unter denselben sind zwei Kreis- und zwei mittlere Bürgerschulen, welche ihre Schüler. bis zur Bildungsstufe der Aten, auch der 3zten Klasse eines Gymnassiims, oder einer Realschule führen. In . besieht die durch des Höochseligen Königs Gnade Ausgestattete Töchterschule, unter dem Namen Luisenschule⸗“ mit 6 KWassen, bei welcher jetzt auch eine Bildungs i nsi alt für Erzieherinnen eröffnet worden ist. Von den übrigen staödrischen Schulen bestehen viele aus 3 bis 9 Klassen und mehrere städtische und Dorfschulen haben 2 Klassen. Alle diese Schulen werden von mindestens 71,334 Kindern regelmqßig besucht. Von diesen sprechen nach den vorliegenden Nach⸗ Peisungen 6 Bes das Deuische ais spre Muttersprache, soi Kmder Wolnischer Abkunft versichen und sprechen Deutsch 12, verfleöen! es, ohne es zu sprechen, und 25,186 versiehen und sprechen nur Polnisch. nter jenen 71,6 Kindern sind 5777 , n. in eigenen, zum Theil sehr guten Schulen von 113 ehrern unterrichtet werden, . 1818 keine , Schule vorhanden war. Alle. 21 e nden einen Etat für ihre Kassen⸗Perwaltung. Dadurch wird zern, nn der dehrer gesichert und die gedeihliche Wirlsamfeit der e e . ert, Die Regelmäßigkeit des Schultesuchs ist durch un⸗ ale ern, nwendung der gesetzlichen Strasen herbeigeführt. Fasi Ulen haben die nothwendigsten, viele sehr reichliche Lehrmittel,

manche städtische Schulen haben sogar eigene Bibliotheken und wissen 6e Sammlungen. zast alle Schůler sind mit glei misnen Sn, . versehen, welche für die ürmssen aus den Perfüänmmnsß—⸗ dieler ren angeschafft werden. Zur Beförderung der besonders in Dur h f 836) so nethwendigen Bildung der weiblichen Jugend für die 1 isse i Däuslichkelt, werden allmählich bei allen weiblichen 26 en weil iche Industrie⸗ Schulen angelegt, und es bestanden deren 9 ahre 1839 unter der verdienstlichen Leitung der dazu besonders ge⸗ 86 eten sehr thätigen Frauen- Vereine schon 223. In ihnen unter— richteten Lehrerinnen unentgeldlich, 183 b Reh in⸗ 2 ntg . eziehen an Gehalt zusam lie Rihlr. Durch die Bemühungen diefer und anderer wehl— nel 577 werden jährlich Hunderte den armen Schuifindern, chen, je nach ihrem Bedürfniß, ganz oder theilweise ge⸗

, ĩ Welmäßige Hüte und Sommer schülen, sind bei allen Derf—

8 wie auch bes den Schulen der Lckerstädte eingerichtet. m ien gebe. wurden oxs derseiben von 23g Kindern bie zum! 76 sfucht. 2 * Erwachsenen, größtentheils sehr a, n. be⸗ wird von den E r bstbanmjicht so mies die Baumzucht überhaupt, , chien auf das Erfrenlichfte gefördert indem bei den— 1 und a . 1 1 e,, zur Obst⸗ adrat⸗Ruthen 3 uadrat⸗Fuß zu Baum—

rennen 2 Um die erforderliche Anzahl 3 . . * r welche die vorhandenen 3 Saupt-Schullehrer; 24 l h ? 2 . nicht ausbilden konnten, zu gewinnen wurden debch rn n 2 die en nnn, angelegt; die der Rachh ilfe u R gen ehren wurd i Kirn mn , ,, Lebrkursen oder

zu Nachprüfungen in die Schullehker Seminaren der . .

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in Städte beschteden in denen sich gute Schulen mit tüchtigen Lehrern und geeigneten Geisllichen befinden. Zur Anregung und Erhaltung des geistigen Lebens unter den Lehrern wurden in jedem landräthsichen Kreise mehrere Lehrer⸗ und Lese⸗Vereine und Lehrer⸗Konferenzen unter der Leitung und außerdem der freiwilligen Theilnahme der 'am Orte oder in der Nähe wohnenden Geistlichen eingerichtet. Für die hinter bllebenen Wittwen und Waisen der Schullehrer ward ein Unterstützungs⸗ Fonds gebildet, welcher berests dols Rihlr. beträgt, und jezt! mird ein Pensions-Fonds für sämmtliche durch Alter oder Kranfhein n fernerem Dienst unfähig gewordenen Lehrer errichtet.

Zu den vorhandenen Waisen⸗Anstalten traten 8 neue, welche be— reits zusammen ein Vermögen von Sig Rihsr. besitzen und durch den wohlthätigen Sinn der Einwohner kräftig gefördert werden.

IV. Höhere wissenschaftliche Lehr⸗Aunstalten. Im Jahre 1818 war nur ein vollständiges Gomnastum in Posen vorhanden wel— ches aus 6 Klassen, von denen z jede 2 Unter-Abtheilungen hatten, be⸗ stand. Die Nationalitäts-Verhältnisse der Einwehner nöthigten im Jahre 1822 zur Errichtung ven Parallel⸗Cectus, anfangs der 3 spä⸗ ler der 4 unteren Klassen nach der Sprach⸗-BVerschieden heft der Schů⸗ ler. Dadurch erhielt das Gomnassum indessen eine unangemessene Aus⸗ dehnung, auch genügte es nicht immer dem tief empfundenen Bedürf⸗ nisse gehörig verberesteter junger Lente für den Eintritt in den geistli— hen Stand zur Besetzung der vielen seit Jahren erledigten katzolischen Afarrstellen. Deshalß ward dieses Gomnäasium, welches feit 115 für die llniversitãt 131 Schüler ausgebildet hatte, im Jahre 1831 in ein katholisches, das Königliche Marien⸗Gomnasiun *mit einen Alum⸗ nat für den geistlichen Stand, und in ein evangelisches, das König⸗ iche Friedrich⸗Wilhelms⸗Gymnasinm“, umgestaltet. Jenes behsest das bisherige, Gebäude, welches auch zur Aufnahme des Alumnats für 6. Zöglinge eingerichtet wurde, für diescs inte inst eincm Kosten⸗ Aufwande von beinahe zu, 000 Rihlr. ein Faus gelaust, durch einen Anbau erweitert und für die Zwecke der Anstalt in den Stam gesetzt werden. Das Marien⸗-Gymnaffam hat für sich einen Etaf nen 1th Nihlr.; für das Alumnat von 30 Rthlr.; das Friedrich⸗Wilhelms⸗ Grmnasium hat einen CLtat ven 9igg Rihlr. n jenen Faben bis setzt 7, in diesem 13 Schüler die Abiturienten Prüfung besianden. Das sogenannte Ce mnasium pro vineiase zu Lissa hatte 1826 nnr noch 3 Lehrer und 86 Schiller; eine Prima war schon seit längerer Zeit nicht mehr vorhanden, und die Quinta und Serta waren in allen Gegenständen vercinigt. Die jäbrlichen Unterhalstüungs? Kosten dieser Anstalt heirngen 1878 Rihlr. Um auch dilesem Theile et Provinz die Wehlthat einer gehörig eingerichtelen. höheren Lehr-Anstalt zu Theil werden zu lassen, ward jene Schnie 1829 wieder zu einem vollstandi= gen Gymnasium eingerichtet und dieses hat jetzt einen Verwaltungs⸗ Eiat ven 7382 Rthlr. und seit 1825 für die Üniversität 83 Schüler vorbereitet. Bei dem im Großherzogthum immer lebendiger und kräf— tiger erwachenden Verlangen nach einer gründlichen Schulbildung so⸗ wohl für die Wissenschaften, als für die höheren Berufsgeschäfte des bürgerlichen Lebens, trug der Magsstrat zu Meseritz 1823 auf die Er— richtung einer höheren Bürgerschule in der Stadt an, indem er sich gleich Aufangs zu Opfern, zuletzt aber erbot, das für die Anstalt uö— thige Gebäude aus den Mittesn der Stadt aufjuführen. Dieser An⸗ trag verdiente um so mehr Berücksichtigung, als auch in jener Gegend für eine höhere Schulbildung bisher nichts halte geschehen können. Nach Besiegung mancher, dieser Einrichtung sich entgegenstellenden Dindernisse, entstand endlich im Jahre 1834 in Meseritz die Königliche Realschule, die jetzt mit 7 Klasfen ihn einem schönen, von der Stadt aufgeführten Gebäude, und mit einer jährlichen, zum größeren Theile Af die Zinsen des Schulfonds, welcher aus den, von den diesseitigen Theilnehmern an der Polnischen Revolution entrichteten Strafgeldern Ubildet worden ist, angewiesenen Unterhaltungꝛ Summe von 3600 Rtihlr. bereits 238 Schiller nach vorschrifismäßlg bestandener Prüfung zu höheren bürgerlichen Berufsgeschäften und in diesem Jahre einen Schüler zur Universität entlassen hat.

An dem im Jahre 1801 in Posen gegründeten Königlichen Schul— lehrer⸗Semin ir und der mit ihm verbundenen Uebungs⸗Schule waren 1815 nur à Lehrer und eine Indüstrie⸗Lehrerin angestellt. Es befanden sich in ihm 12 Seminaristen und 13 bis 18 Applikanten. Die jühr⸗ lichen Uuterhaltungs⸗Kosten betrugen os697 Rihlr. Eine Anstalt für so wenige Zöglinge, die überdies für beide Kenfessionen bestimmt war, onnte unntöglich die für die ganze Prorinz erforderlichen Lehrer aus— bilden. Es wurde deshalb 1835 ausschließlich für die Bildung falhe— ischer Zöglinge bestimmit, allmälig in seiner ganzen inneren und duße⸗

ren Einrichtung umgestaltet und so erweitert, daß es jetzt aus drei Klassen und einer Uebungs⸗Schule mit 7 Lehrern für 90 bis 10 Zög⸗ inge besteht und zu seiner Unterhaltung jährlich 307 Rthlr. beseht. Seit 1816 hat es 381 anstellungsfähige Lehrer ausgebildet; in den seit 1822 auch hier eingeführten Lehr-Kuürsen haben G50 schon angesteilte Lehrer ihre Nachbildung erhalten und 613 dem Seminar zugewiesene Lehrer und Schulamts-Kandidaten sind in ihnen gepriift werden. Da das Schullehrer Seminar zu Posen nicht die erforderliche Zahl von Schulamts-Kandidaten ausbilden konnte, so ward das Gebäude des aufgehobenen Cisterzienser⸗Mönchs⸗Klosters zu Paradies mit nem Festen⸗-Aufwande von 14643 Rihlr. zur Aufnahme eines weiten fa— iholüchen Schullehrer⸗Seminars eingerichtet, und dieses im Jabre 1835 eröffnet. Es hat jetzt z Klassen für oh bis 100 Zöglinge? D Lehrer, und einen Verwaltungs-Etat von 35660 Rtihlr., suü welchem indessen sährlich außerordentliche Zuschüsse hinzutreten. TDieses Seminar hat bis jetzt 28 Zöglinge anstellungsfähig entlassen und in einen meihode— legischen Lehr⸗Kursus 11 angestellte Lehrer weiter ausgebildet. 3 Nachdem schon im Jahre 1832 der Taubstummen-Unterricht mit 2 taubstummen, aus öffentlichen Fonds unterhaltenen Knaben und zu⸗ gleich die Unterweisung der gecigneten Seminaristen in der Kunst, taub⸗ sium me Kinzer zu unterrichten, fn diesem Seminar begonnen, übernah— men die Stände des Großherzogthums im Jahre 1535 sowehl die Er— bauung eines eigenen Haufes für die Anstalt, als auch deren Erhaltung auf ihre Fonds. Die Kosten jenes Baues wurden mit S3M2 Rthlr. destritten; der Etat der Anstalt, deren Lehrer zugleich am Seminar an— gestellt sind, beträgt az Rthlr. men Zöglinge der Anstalt auf der erreichten Bildungésiufe zu erhalten, theils anderswo gebildeten, jetzt in Pesen lebenden Taubstümmen eine augemessene Beschäftigung- zu gewähren, ist seit 1638 auch eine Sonn tags Schule für Taubstumme bei der Anstalt eingerichtet, die gegen— wãrtig von 3 jungen Leuten besucht wird. (Fortsetzung folgt.)

Wissenschaft, Kunst und Literatur .

Berlin. Unter Bellini's Opern werden sich, trotz aller Oberfläch⸗ lichkeit der neueren Jtaliänischen Musik, dech zwei gewiß noch lange auf dem Vepertoir erhalten, Norma“ und die Capuleii und Mon tecchi.“ So oft beide auch schon auf der Königlichen Bühne sewohl wie auf dem Königstädtischen Theater gegeben worden, immer sindet sich noch ein zahlreiches Auditorium daju ein. Wenn auch die vos popusi nicht stets die vox dei ist, so kann man doch wohl annehmen, daß, wo die Stimme des Publikums so anhaltend sich für eine Sache erklärt, diese Sache feine ganz schlechte seön muß. Nun gebührt al⸗ lerdings ein guter Theil von dem Interesse, in welchem die genannten Dpern sich zu behaupten wissen, den tief⸗tragischen Süjets derselben und den einfach und wirkungsreich gearbeiteten Tertbüchern Romani's, aber schwerlich würde das poetischste Libretto eine Oper zu halten im Stande seyn, wenn die Musik durchaus langweilig und ohne wahre Empsindung wäre. Bellini hat indeß wirklich hier oft eine Erhaben— heit erreicht, die man ihm nach anderen seiner Werke nicht zutrauen sollte, und besonders ist ihm die Zeichnung der Haupt-Charaftere die⸗ ser Spern. Norma's und Romeo's, gelungen. Nur selten hat der Kom⸗ ponist in * beiden Partieen den Ausdruck des Gefühls durch über triebene Passagen und Koloraturen gelähmt, und die musifalische De— clamation in den leidenschaftlichen Stellen der Recitative, Arien und Ensemble'g ist fast immer richtig und bedeutend. Augnahmen davon sinden sich freilich auch in diesen Partieen, weniger in Romeo als in Norma; aus seiner Natur heraus kann nun einmal Niemand; der moderne Italiäner wächst unter selchem Rouladenspiel auf und ver⸗

Um theils die entlassenen tanubstum⸗

mag selbss dann, wenn er vielleicht zu reiferer Einficht über das We—

sen der Tonfunst gelangt ist, das Manierirte nicht mehr ganz adzued

werfen, da es ihm zur anderen Natur geworden. Wir können dader wohl bedauern, daß ein so schönes Talent wie Bellini nicht Gelegen

heit fand, einen besseren Grund zu legen; aber wir milssen doch geben, daß er, ungeachtet so ungfnstiger Berhältnisse, sich zuweilen aus eigener Kraft zu einem reineren musikalischen deal aufgeschwun⸗ gen. Wie einfach schön ist nicht der ganze letzte Aft der „Capulett und Monteechi«, wie ergreifend der Schluß des jweiten Attes dersel⸗ ben Oper. Auch haben nicht nur Italiens, sondern auch Teutschlands vorzüiglichste dramatische Sängerinnen jmmer eine große Vorliebe für die Rollen der Norma und des Romeo gejeigt und dieselbe den Dar⸗ stellungen der Jphigenie, Donna Anna, und Vesialin ange⸗ reiht. So, wahlt Dlie. Agnes Schebeß zu ihrer drirten Gastrolle auf der Königl. Bühne den Romeo und wiederholte diese Partie surj darauf. Das erstemal war das Opernhaus fast ganz gefüllt, und auch bei der Wiederholung, im Pergleich ju dem gewöhnlichen Theaterbe= such in der jetzigen Jahresjeit, immer noch so zahlreich besetzt, daß die fremde Sängerin sich wohl aufgefordert finden könnte, diese Rolle, die ihrer Mejze⸗Sepran-Stimme und ihrem ganzen Naturell so fehr zu⸗ sagt und die sie mit außerordentlicher Kunsifertigkeit singt und spielt, noch zum drittenmal uns vorjzuführen, zumal da das Repertoir der Dper wegen Abwesenheit einiger ihrer Mitglieder in diesem Augenblicke Perade etwas beschränft ist. Sehr erfreulich war es, in der Partie des omeo wahrzunehmen, daß die Stimme der Dlle. Schebest da, wo sie sich in der ihr angemessenen Region bewegen kann, noch durchgehends der schönsten Wirkungen fähig ist, selbst in den höchsien Tönen bis zum dreigestrichenen wenn sie kräftig eingesetzt werden können, denn ein saust getragenes Hinansteigen bis zu solcher Höhe ist natürlich von ei⸗ nem , nicht zu verlangen. Die Sängerin bekundete auch in der verschiedenen Nüancirung ihrer Rolle, den Situationen gemãß, sowohl im Gesang wie im Spiel, ein feines Gefühl, und fie wußte durch die Art, wie sie den Charakter auffaßte und durchführte, sesbst in den thrä⸗ nenschweren Gesang dieser Oper eine geistreiche Abwechselung des Ko⸗ korits ju bringen. So gewährte sie im ersien Aft, wo in Romco be⸗ sonders der kühne ritterliche Held hervortritt, den Verzierungen in Ita⸗ liänischer Manier mehr Raum, als später, wo Ginth und Schmerz der Leidenschaft einen ungeschminkteren Ausdruck erfordern, der endlich im Angesicht des Todes, in den einfachsten Tönen dahin— sierben muß. In diesen letzten Momenten sieht Dile. Schebest auf der Höhe der echten Kunst, sie bilden den Gipfel ihrer bisherigen Leistungen; jeder Ton ist hier Empfindung, jede Geberde und Stellung plastische Schönheit. lleberall aber hat die Sängerin gezeigt, daß in ihr ein reiner Sinn für das wahrhaft Erhabene und Edle der Kunst lebt, und so darf man sich denn auch von ihrer Darstellung des Serx⸗ tus in Mojart's Tüus“, der in der nächsten Woche zur Aufführung kommen soll, gewiß eben so Ausgezeichnetes versprechen. 16.

Berlin. Gestern früh um 61 Uhr entschlief der Landschafts— Maler Karl Blech en, Professor an der Königl. Akademie der Künsie, 3 Jahr alt, zu einem besseren Leben. Die Kunst betrauert in den Hingang dieses Genius einen großen Verlust, der dadurch nicht gemin⸗ dert wird, daß wir uns schon gewöhnt hatten, den in den letzten Fahren seiner edelsten Geisteskräfte Beraubten als einen Ab geschiedenen zu etrach⸗ ten. Blechen war einer der ursprünglichsten und ortginalsten Geister, deren die neuere Deutsche Kunst sich rühmen kann, der unter so vielen conventionel⸗ len Einflüssen seinen eigenen Weg ging und von innen heraug mit den größten Künstlern aller Zeiten sympathisirte. Er war anfangs der kauf⸗ mãnnischen Laufbahn bestimmt, wurde zuerst bekannt als Pecorations⸗ Maler des Königsstädter Theaters, machte dann auf den großen Autz⸗ stellungen der Akademie in den Jahren 1825 und 238 ein bedeutendes Aufsehen durch kühn erfundene, energisch und phantastisch hingestellte Vilder aus der Märkischen Natur, von denen besonders das eine die Müggelsberge bei Berlin, stasfirt mit den wilden Gestalten der Sem— nonen, Allen, die es gesehen, unvergeßlich seyn wird. Einige Jahre darauf ging Blechen nach Jialien, und hier blühte schnell sein klares ünd tiefes Ta⸗ lent zur schönsten Iůflle auf. Mehr Charatter und mehr klimatischen p auch hat vielleicht nie ein Künstler diesem Lande abgewonnen, und wenn an— fänglich noch eine phantastische Auffassung vorwaltete, so fam in allen nachfolgenden Werfen, die aus dem Schatz seiner mit der geistvollsien Hingebung und Vertiefung vor der Natur aufgenommenen Skizzen entsprangen, eine reine Schönheit immer mehr zum Vorschein, aufge⸗ nommen von dem Spiegel einer ruhigen, unbefangenen und doch durchaus liebevollen und schwärmerischen Künstlerseese. Nun trat

auch diejenige Eigenschaft, welche in seinen früheren Werken am we—

nigsten zur Oberfläche gekommen war, immer sichtbarer hervor, naäm⸗ lich eine der feinen Auffassung entsprechende Eleganz und echte Grazie der Ausführung. Dieselbe wurde juerst in zmei e , auf Befehl Sr. Hochseligen Majestät gemalten Bildern, das Innere der Palmenbän⸗ ser vorstellend, bewundert, und blieb allen seinen späleren Werfen eigen. Kurz Blechen war derjenige Künstler, auf dessen kerngesunde und tiefpoetische Richtung die einsichts vollen 6 vaterländischer Kunst ganz besonders ihre Hoffnung setzten, und sicherlich wird die geistige ig rel, dieses großen Meisters, dem im Leben die der Besten nicht ge⸗ fehlt hat, wenn der laute Ruf auch ost viel minder Begabten zu Theil wurde, noch auf lange Zeit leitend und fräftigend auf die nachfolgen⸗ den Künstler⸗Generationen fortwirken. Die Reichthümer, weiche der Dahingeschiedene hinterläßt, bestehen in einer großen Anzahl von Farben⸗ Skizzen, ven denen die wenigsten zur Ausführung gekommen sind die aber alle eben so sehr den reinsien Ausdruck der Natur, als zugleich den unmittelbarsten Stempel des edlen Künstler-Naturells an tragen. Der dringende Wunsch Aller, die den Werth zu schätzen wissen. ist, daß dieser geistige Nachlaß nicht zerstreut und verzettesl werden möge, sondern an einein Ort verbleibe, wo er, den Studirenden am ugãng⸗ lichsten, den meisten Nutzen stiften könne. *

Handbuch der staatswirthschaftlichen Statistik und Verwaltungskunde der Preußischen Monarchie. Von Dr. F. B. Weber, Geheime Rath und Professor

in Breslau. Breslau bei Max in Kommission, 1846. Das vorstehende Buch leistet (ein seltener Fall noch mehr als der Titel verspricht. Es handelt von der Literatur, der Statistik und Ber— waltung, dem Lande, dem Volke, den Kultur-Verhältnissen und zwar von den phosischen und moralischen, dem Medizinal⸗, Schul, und Kir= chenwesen, ven den Afademieen und Universsitäten, von allen weigen der landwirthschaftlichen und gewerblichen Production, vom inlsndischen und ausländischen Handel, von der Staais«, Provinzial- und Kom— munal⸗-Verwaltung u. s. w. u. s. w. Ein jweckimäßiges Register er— leichtert den Gebrauch, und kaum möchte sich ein Gegenstand nachwei⸗ sen lassen, über welchen man nicht Auskunst fände, vom Aalfange und dem Aachner Bade, bis zur Zwiebabäckerei und der Zwirnbereitung. Mancherlei traf zusammen, um das höchst mühsame und belebrende Werk zu Stande zu bringen: Großer Fleiß, vieljãhrige Beschãftigung

mit den Gegenständen, mannigfache Bekanntschaft, Mittheilungen der

hohen Ministerien und freundliche Unterstützung durch das stattstisch= Büreau Daß unter fo viesen Tausenden von einzelnen Notizen manche der Berichtigung bedürfen werden, weiß jeder Kenner von selbst, und wer es nicht ist, soll seine Foerderungen nicht auf eine un— erreichbare Spitze treiben. * Berichtigung wird der Berfaffer mit Dank annehmen; so wie er Dank verdient, das Zerstreute, schwer Auf⸗ zufindende aus so viel gedruckten Büchern und ungedruckten Nachrich⸗ len auf den Umfang eines Bandes zusammengedrängt ju haben. Möchte der Beifall des Publikums seine Mibe belobnen, und ihm auch die unvermeidlichen und bedeutenden Kosten und ö v. Rr.

Da uer der Eifen bahn Fahrten am 23. Juli.

Adgang Adgang von 7 von Berlin. Potsdam.

Um 51 Ubr Morgens. Um 6 Uhr Morgeng.

= 12 ĩ Wuitsage. 1 = Nach mitt. 21 . Abende

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6.

1 Bormitt . Nachmitt.

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