m e , , J. März und 20. April 1810 sind! 22 Kinder, zusammen a9 Sklaven, Großbritanien und Irland.
Parlaments Verhandlungen. Oberhaus.
vom 23. Juli. Der Herzog von Wellington uͤberreichte eine etition von der Universität Orford gegen die Bill, wodurch die — — und Kollegiat · Stifte reduzirt und die dadurch erübrig⸗ ten Einkuüͤnste der Kirche zur besseren Dotirung der kleinen Pfar⸗ ren verwendet werden sollen; aber der Herzog selbst, obgleich Kanzler der Universität Oxford, sprach sich keinesweges zu Gun— sten der von ihm vorgelegten Bittschrift aus, sondern billigte, im Widerspruche init der Ultra⸗Tory⸗Partei, die besonders durch Sir R. Inglis im Unterhause jene Bill belampft hat, die Maßregel vollkommen, indem er es, um des allgemeinen Besten und beson— ders um der Kirche selbst willen, süe höchst wunschenswerth er— klärte, daß den Uebeln des bestehenden Systems abgeholfen werde. „Ich bin ganz anderer Meinung, als die Lie re, sagte der Herzog, „die in der That durch einige ihrer eigenen An— gaben die Nothwendigkeit einer solchen aßregel zeigen. Sie beklagen sich über den Mangel an Parochial, Rir⸗ chen. Ader es ist vergeblich, in den jetzigen Zeiten zu erwarten, daß diesem Mangel aus den kffentlichen Fonds werde abgeholfen werden, so lange die Kirche in sich selbst Mit⸗ tel besitzt, die zu diesem Zweck verwendet werden können. Ich sage, Mylords, daß alle Hulfsquellen der Kirche zur Deckung snes Mangels und zur Beseitigung dieser R aufgebe⸗ ten werden müssen, und ich glaube, daß die Kirchen Kommissarien ihre Pflicht thaten, indem sie diese Bill anempfahlen, die besser als irgend eine Maßregel dazu dienen kann, den 3
„11 Frauen und worden.
Urebeln abzuhelfen. Es gereichl der Kirche zu hoher Ehre, daß sie selbst den ersten Schritt zur Beseitigung dieser Uebel thut, und daß sie keine Unterstůtzung aus öffentlichen Fonds in Anspruch nimmt.“ Hierauf übergab Graf Chichester eine Petition von der kirch— lichen Missions, Gesellschast gegen den Götzendienst in Ostindien und gegen die Theilnahme an den Prozessionen und Ceremonien der Eingebornen, zu der die Englischen Soldaten sich genöthigt sihen. Der Bischof von London ergriff diese Gelegenheit, um anzukündigen, daß er nächsten Dienstag den Premier, Minister fragen werde, welche Schritte die Indische Regierung in Bezug auf den angeregten Gegenstand gethan habe. Lord Melbourne versetzte, der sehr ehrwürdige Prälat werde finden, daß alle Mittel ange— wandt worden seyen, um seine Ansichten in Betreff dieser Sache auszuführen. Lord , . verlas sodann den Konimis— sions⸗Bericht über die Weawer Kirchen⸗Bill, der allen Bestim— mungen dieser 6 ohne Amendement beipflichtete. Es wurde darauf die Einbringung des Ausschuß- Berichts darüber zum nächsten Abend angesckkt. Die Regentschafts-Bill passirte den Ausschuß ohne die mindeste Abanderung, und es wurde auch sogleich der Bericht daruͤber abgestattet. Am Schluß der Sitzung wurde, auf den Antrag des Bischofs von Win chest er, Herr Knight Bruce, als Anwalt ge die Bill über die Reductlon der Dom- Kapitel und Kolleglat⸗Stiste, an den Schranken des Hauses vernommen.
Unterhaus. ing, vom 22. Juli. An diesem Abend passirte die sogenannte Affirmation Bl, trotz des Wider standes der Tories, den Ausschuß. Diese Bill ist dazu bestimmt, auch den Mitgliedern der herrschenden Kirche und allen Christen Werhaunt dan durch andere Parlaments ⸗ Akten den Quäkern, Mährischen Bruͤdern und ahnlichen dissentirenden Sekten über tragene Recht zu ertheilen, eine bloße Erklärung statt des Eides abzulegen. Die Tories protestiren gegen dieses Zugeständniß, weil sie in dem Eide und den darüber bestehenden kirchlichen Vorschrif⸗ ten ein Haupt-⸗Bindemittel der Mitglieder der herrschenden Kirche an diese Kirche erblicken und die Bedeutsamkeit des Einflusses eerselben auf Staats- und Pripat⸗Verhältnisse durch Aufhebung des Eides gefährdet halten. Von Seiten der Tories wurde da her, und zwar durch Herrn Goulburn, beantragt, die Bill nicht an den Ausschuß gelangen zu lassen Herr Geulbourn behauptete, es würde durch diese Maßregel nicht den Mitgliedern anerkannter Religions- Sekten, sondern ein zelnen Individuen eine Indulgenz gewährt. Gesetzt nun den Fall, man hätte es mit einem gewissenlosen Individuum zu thun, welche Gelegenheit werde da nicht zu Ungerechtigkeiten gegeben. Auch machte er darauf aufmerksam, daß die Bull auf das Ge— wissen der Muselmänner und Hindus keine Rücksicht nehme da sie nur fuͤr die Christen berechnet sey. Er glaubte ferner, die Schwierigkeiten nach Annahme einer solchen Bill wurden so groß seyn, daß man sich bald genöthigt sehen werde, das Gesetz wie⸗ der auzuheben oder zu erklären, daß bloß mündliches Zeugniß vor den Gerichten abgegeben zu werden brauche. Herr Haweß Rägegen konnte nicht begreifen, wie so die Rechtspflege durch diese Bill gehemmt und beeinträchtigt werden dürfte; ein Jeder, der aus religiösen Bedenken sich weigere, einen Eid zu leisten, muͤsse Zeugniß über seinen Charakter ablegen und vorher er— klären, daß sein Gewissen ihm eine Hel verbiete, und es gebe unter allen religissen Sekten, die Mitglieder der errschenden Kirche nicht ausgeschiossen, solche strupulzse Personen. Dir R. Inglis wendete ein, daß die Bill nimmermehr darauf berechnet seyn könne, den Mitgliedern der Englischen Kirche nr Sleichterung a i. denn wer einen Eid mit den Pflichten eines Ehristen für unverträglich halte, der sey kein Mitglied der Englischen Kirche; der letzte der Ig Artikel sanetio⸗ nire a die Eidleistung, und es sey daher Niemand berechtigt, sih Mitglied der herrschenden Kirche zu nennen, wenn er die Eid= leistung für unvereinbar mit Gottes esetz halte. Sir Charles Grey fand diese Be auptung höchst sonderbar, denn da es an einer Stelle der Bibel heiße: „Du sollst nicht schwören“, so ksͤnne wohl Jemand, wenn er auch ein aufrichtiger Anhänger der Englischen Kirche sey, doch Bedenken gegen die Eidieistung ha— ben. Bei der Abstimmung wurde daz Gouiburnsche Amendement mit 9l gegen 50 Stimmen verworfen. Am Schtusfe der Sitzung entspann sich eine längere Diskussion über die Handels⸗Verhali⸗ nisse Großbritaniens, veranlaßt durch eine Rede Lord Sandon ' s,
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die Bill zer die sür k Geistlichkeit in Kanada vorbehaltenen Ländereien zur dritten Vfrlesung kommen soll.
London, 24. Juli. Die Königin und Prinz Albrecht ha— ben sich vo estern 8 ihren di er,, 12 der Her⸗
zogin von Nemourg, nach Windsor begeben. Obgieich die Sal uber das Befinden der Primzessin 21 e, Tante der Königin, nicht ungünstig lauten, so lassen do ndeutungen ministerieller Blätter glauben, daß die Krank— heit derselben eine sehr gefährliche Wendung genommen habe.
Die Regentschasts , Bill besteht aus 0 Artikeln, die in der Hauptsache Folgendes enthalten? daß, wenn die Königin Viczio—⸗ ria mit Hinterlassung eines mindersährigen Thronerben stürbe, Prinz Albrecht, ihr . bis zur Volljährigkeit des Kindes mit der Regentschaft bekleidet werden solle, daß alle Handlungen der Königlichen Macht wahrend der Regentschaft nur dann gul— tig seyn sollen, wenn sie durch den Regenten verrichtet worden; daß der Regent die herrschende Kirche in Enzland und Schott— land aufrecht erhalten solle; daß bei Strafe der Unguͤltigkeit von dem eventuell nachgelassenen Kinde Ihrer Majestat während des— sen Minderjährigkeit keine Ehe ohne vorhergegangene schristliche Einwilligung des Regenten und Bestätigung von Seiten beider Haͤuser nge eng, werden solle; daß der Regent keine Veran⸗ derung in der Thronselze und in den kirchlichen Anordnungen machen duͤrse; daß endlich die Regentschaft und Vormundschaft aufhören solle, sobald Se. Königl. Hoheit Prinz Albrecht sich mit einer Katholikin vermähle oder sich anderswo als im vereinig— ten Königreiche niederlasse.
Nach einem Artikel in der heutigen Morning Po st ware es Lord Palmerston gelungen, den dauernden Widersland seiner Kollegen in der orientalischen Frage durch die Drohung seiner Nesignation zu besiegen, und er hätte darauf mit den anderen cen der Konferenz, Frankreich allein ausgenommen, eine Vereinbarung getroffen, welcher zufolge dem Vice⸗-Köͤnig von Aegypten nicht so gunstige Bedingungen als vor der Schlacht bei Nisibi gestellt und demselben nur wenige Tage Bedenkzeit zur Annahme oder Ablehnung der Verschläge gelassen werden sollten; wäre die ihm gesetzte Frist abgelaufen, ohne daß er ein⸗ gewilligt, so würde man ihm dann noch härtere Bedingungen stellen, und wenn er diese binnen einem Monat nicht anuähme, . der Wille der Konferenz gegen ihn mit Waffengewalt durchgesetzt werden. Die Times ist unzufrieden daruber, daß England in dieser Sache nicht mit Frankreich in Gemeinschast handle und meint, daß gegen Aegypten keine gewaltsame Maß— regeln ergriffen werden könnten, ohne Ibrahim Pascha dadurch zum Vorruͤcken gegen Konstantinopel zu reizen, in welchem Fall sich England in die größte Verlegenheit versetzt sehen wurde. Der Courier bemerkt ebenfalls, daß es den Krieg herbeirufen heiße, wenn man Frankreich von der Ausgleichung der orientali⸗ schen Frage ausschließen wollte; es wäre dies eben so, sagt dieses Blatt, als wenn man glaubte, die Tragödie „Hamlet“ mit Aus— lassung der Rolle des Hamlet aufführen zu kennen.
Nach Schiffer⸗Nachrichten vom Vorgebirge der guten Hoffnung lagen daselbst am 29. April 20 Kriegsschiffe bereit, um nach den Chinesischen Gewässern abzugehen; nach den neuesten Zeitungs ⸗Berichten von dort sollte indeß die . Division der Escadre, bestehend aus dem Linienschiffe, Blenheim“ und den Sloops „Nimrod“ und „Columbine“, erst am 13. Mai die Simons⸗Bai verlassen. Jene Schiffer⸗Nachrichten erneuern auch das, wie sie behaupten, am Kap verbreitete Gerücht, daß die Chinesen 22 Kaperbriefe ausgegeben und Agenten nach Frankreich zur Ausruͤstung von Kaperschiffen abgeschickt hätten. So eben ist das fir Rechnung der Britisch-Amerikanischen Dampfschifffahrts , Gesellschast erbaute und zu Fahrten zwischen Liverpool und New-⸗York bestimmte Dampsschiff „Präsident“ fer⸗ tig geworden und hat die am 19ten mit ihm angestellte Probe— Fahrt in jeder Beziehung aufs trefflichste bestanden. Dieses Br ff hhis wurde in Londen erbaut und soll das größte aller jetzt vorhandenen seyn, indem es 2166 Tonnen faßt und Ma— schinen von 600 Pferdekraft hat. Die Maschinen sind die größ— ten aller bisher verfertigten Marine ⸗Maschinen, indem sie Cylin, der von 89 Zoll Durchmesser haben. Fuͤr die Bequemlichkeit der Passagiere ist aufs beste gesorgt. Das Schiff wird am J. August seine erste Fahrt nach Amerika machen. Die Zoll⸗Einnahme im Hafen von Liverpool betrug in dem letzten Vierteljahr uͤber 1,363,000 Pfd. Sterl., wodurch sich eine Vermehrung von 330,900 Pfd. gegen das entsprechende Quar— tal ven 1839 herausstellt. Die Assisen⸗Sitzungen in Irland heginnen diesmal fast allenthalben damit, 23 die Richter den Juries zu der geringen Zahl der Verbrechen Gluͤck wunschen, woruͤber sie zu erkennen haben werden. So stehen vor den Assisen zu Clonmel, die ge— ringeren Vergehen eingerechnet, nur 65 Angeklagte, während deren Zahl sonst durchschnit lich 200 betrug. ie Englische Handels- Bank hat jetzt wieder die Zahlung ihrer Noten auf Sicht angefangen und uͤbernimmt alle überfäßl⸗ ligen von ihr gezeichneten Wechsel durch Indessement oder auf andere Weise, so daß alle Besorgnisse der Inhaber dadurch besei⸗ tigt sind; es bleibt ihr also nur nech übrig, ihre Depo sito / Kredi⸗ toren zu befriedigen, die aber nicht sehr zahlreich sind. m Getraide⸗Markte ist seit vorigem Mentag wenig umge— setzt worden, und die Preise von Egli em und. rem dem Wei⸗ en sind unverändert geblieben. Der Durchschnitte⸗ Preis von eizen war in der . Woche wieder auf 68 Sh. 1 Pence gesti'gen, und der Zoll ist daher gestern auf 16 Sh. 8 Pee. zu⸗ rückgegangen. 3 . ö illiam Doyle, Hochbootsmann auf der . Ma⸗ rine, der letzte noch lebende Begleiter J. Cooks auf seiner letzten Reise um die Welt und Augenzeuge von dessen Tode, ist kurzlich im Sisten Jahre seines Alters gestorben. Die Vestimmung in der Zoll⸗Bill, daß Thee aus fremden Ländern in die Britisch⸗Nord⸗Amerikanischen Kolonieen gegen ei— nen . von 10 pCt. ad valorem eingeführt werden darf, hat in der Eity viel Unzufriedenheit erregt, weil man fürchtet, daß dies
Bestimmungen abzusenden, seine Weltumseglungs⸗ Fahrt nach Neu Seeland, China und Indien weiter sort 26 „Eine Reise um die Welt“, schließt der Sun, „wird dann schneller und leich⸗ ter gemacht werden konnen, als vor Zeiten eine Reise ven Londe
nach York.“ ydney⸗-Zeitungen vom 28. März melden, daß der n
am J. März einen Schlag⸗-Ansall erlitten habe und daher seine Entlassung wolle.
Aus St. John in Neu⸗Braunschweig wird vom 20. Jun
gemeldet, daß einige Verlegenheiten im Handel dieses Platzes stattfanden, wahrscheinlich eine Folge der Aufhebung der Baar— zahlungen in den Vereinigten Staaten und der großen Feuert⸗ brunst, von welcher im vorigen Jahre jene Stadt heinigesucht wurde. , Nachrichten aus Rio Janeiro vom 23. Mai zufolge, hatte man im Senat einen Antrag, der darauf abzielt, den funfzehn⸗ jährigen Kaiser fuͤr majorenn zu erklären, mit der Majoritat von einer Stimme verworfen. Der Finanz⸗Minister hatte in seinem Finanz ⸗Bericht an die Kammer ein Defizit von 5000 Conto's fuͤr das nächste Jahr angegeben, aber keine Maßregeln zur Deckung desselben vorgeschlagen. Man hoffte, daß der Aufstand in Rio⸗ Grande bald gedaͤmpft seyn warde. Die Regierungs Truppen hatten die Aufruͤhrer geschlagen, die jedoch noch nicht allen Muih aufgaben.
Belgien.
Bruͤssel, 21. Jult. Im „Independant“ liest man: Die Eisenbahn-Verwaltung läßt zum Gebrauch fuͤr die Tabackaucher Diligencen bauen, die man „Diligences Tabagies“ nennen wird.
Morian, oder das Ho stein-Gottorpsche Königshaus.
bedenkliche Fo'gen fur den Handel zwischen den Britischen Kolo— nieen und China nach sich ziehen duͤrste. . . Der Sun enthalt Bekrachtungen über den ven Amerifani—
in welcher er dem Ministerium Vorwürfe über die Vernachlässi⸗ gung der kommerziellen Interessen machte, w Pakmerston und nach ihm Herr Shitt, der der Handels / Kammer, 1 uchten. Der Bericht äber die Kellysche Bill zur
Janze Maßregel bis zu ihrer dritten Verle ung auszusktzen.
Unterhaus. Sitzung vom 23. Juli. Die dritte Le— 28 sung der Farnham⸗Nectory⸗Bill, bei der es sich um eine neue
Vertheilung von kirchlichem Eig m . wurde nach lan gen Debatten auf den Antrag des Sir
8 Stimmen bis zum Montag verschoben, an welchem Tage
welche Lord ce ⸗Prasident
eschrankung der Todesstrafe wurde ein⸗ gebracht, und man beschloß, die nochmalige ,, uͤber die
Ing mit 9 65 ;
schen Blattern erwahnten Fortgang der Kanäle und Eisenbahnen im Staat Illinois, durch welche die Kanadischen Scen mit den
( * *
*
Wir gestehen, daß diese Sorgfalt fuͤr das Vergnügen der Raru— cher wenig nach unserem Geschmack ist, und da wir glauben, daß dieses Vergnügen nicht ohne Gefahr auf unseren Eisenbahnen ist, so hätten wir vorgezogen, daß der Gebrauch der Pfeife oder der Cigarren auf denselben streng untersagt worden waͤre.
Luttich, 23. Juli. Das Testament des Herrn Jehn Cocke— rill ist eroffnet und den Erben mitgetheilt worden. Es ist aus Berlin datirt und dort im Jahr 1534 gemacht, zu welcher Zeit
er dort von einer schweren Krankheit befallen worden war, die
viele Aehnlichkeit mit jener hatte, der er zu Warschau erlag. Dee geschickten Aerzte Berlins, die ihn damals behandelten, harten ihm gerathen, sich jeder Arbeit zu enthalten, sonst büegten sie teine sechs Jahre fuͤr sein Leben. Ungeachtet dieser Waraung dehnte er seine Operationen mehr als je aus, und im sechsten Jahre nach dieser Vorhersagung starb er. Die Haupt⸗Vestim⸗ mungen des Testaments sind: Frau Cockerill, geborne Pastor, Gattin des Verblichenen, ist zur Unwersal Erbin in der Nutz⸗ nießung des ganzen Eigenthünmis ernannt; nach ihr wird, außer besonderen Legaten für jeden seiner naturlichen Erben, der Nachlaß an Herrn William Cockerill, seinen Bruder, zuruͤck⸗ fallen, und falls dieser kinderlos ist, soll der Nachlaß zwischen seinen Neffen und Nichten getheilt werden, mit Ausnahme des Hauses in Luͤttich, das dem Herrn Barthold von Suremondt, seinem Neffen unter der Bedingung vermacht ist, daß er dasselbe unter der gesellschastlichen Firma: Charles, James und John Cockerill fortsetzt, um dessen kommerzielle Existenz, nach den in England angenommenen Gebräuchen, zu verewigen. Die bezeich⸗ neten Testaments- Vollzieher sind die Herren William Cockerill, von Suremondt Vater und Greenvill. Man wundert sich übri⸗ gens, daß Herr Cockerill in der neueren Zeit keine Zusätze zu se⸗—
nem Testamente gemacht hat.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 21. Juli. Die Staats-Tidning zeigt an, daß der König das, schon unterm 23. Mai ergangene Gesuch der Mit glieder des Schwedischen und Norwegischen Uniens⸗-Cemité um Beurlaubung während der Dauer des Reichstages zugestanden, mit der Erllärung, sie zwei Monate nach dessen Beendigung wie⸗ der zusammenrufen zu wollen.
Privatbriefe aus Rußland enthalten weitere Nachrichten über den schon lange in Rede gestandenen ungünstigen Zustand des Ge— traidewuchses im größten Theil des Nord⸗Europäischen Rußlands. Das schwere anhaltende Regenwetter soll bereits unersetzlichen Schaden herbeigeführt, und auf einem Theil cer Ebenen im In— nern die Saat ganzlich fortgeschwemmt haben; und soll der Man— gel an Lebensmitteln, der schen in Folge der geringen Aerndte des vorigen Jahres vorhanden war, nebst den fur den Augenbl ck so kummervollen Aussichten, in mehreren Gegenden des platten Landes tumultuarische Auftritte verursacht haben. Hier in Stock— holm sind auch nicht unbedeutende Ankäufe von Getraide zue Ausfuhr nach Rußland gemacht worden.
Zum Geschäfteträger in Wien während des Urlaubs zes Grafen Loͤwenhjelm ist der bisherige Le ations⸗Secretair in Ke⸗ penhagen, Kammerherr LSmenstjeid, Sehn des Nerwegisch en Staats, Ministers, ernannt. Außer ihm sind jetzt noch zwel Nor— weger in der Schwedischen Diplomatie angestellt.
Zum Schwedischen Gencral-Konsul in den Süd⸗Amerikani— schen Republiken Venezuela, Neu- Granada und Ceuador ist der Oberst Graf Adlercreutz bestimmt. — Crusenstolpe hat von sei⸗ nem Gefängniß eine neue Schrift ausgehen lassen, betitelt; der Sie ent⸗ haͤlt in der Form eines Romans Skizzen über die erwähnte Re⸗ genten Familie voi Jahre 17531 bis 1772, so wie Anspielungen auf jetzige Verhaͤltnisse, in seiner bekannten Manjer abgesaßt.
Dä nem ar k.
Kopenhagen, 27. Juli. In der Staͤnde⸗Versammlung
E Roeskilde ist der Comité Entwurf zur Adresse an den Konig o gut als einstimmig angenommen worden.
. Zur Unterschrift unter den Einwohnern Kopenhagens zirkulirt eine schon von 1068 derselben unterzeichnete Petition an den Kö, nig, um sür die Stände größeren Antheil an der Gesetzgebung und das Steuerbewilligungs⸗-Recht zu erlangen.
Deutsche Bundesstaaten.
Hannover, 27 Juli. (Haunov. 3) Allgemeine Stände Versammlung. Zweite Kammer. Sitzun⸗ gen vom 22, 21. und 25. Juli. Nachdem in der Sitzung vem 23 sten d. M. auf den Vortrag des Herrn General-Syndikus die Vorschläge der sortgesetzten Konferenz über die Verfassungs⸗ Urkunde sammtlich angenommen worden waren, referirte der Herr Ge⸗ neral- Syndikus in der Sitzung vom 21sten d. M. aus den sort⸗ gesetzten Konferenzen uͤber die Geschäfts- Ordnung fur die allge⸗ meine Stinde⸗Versammlung, und wurden die Konferenz⸗Vor⸗ schläge, welche keine besonders wichtige Punkte betrafen, ohne Debatte genehmigt. Sodann referirte der Herr General⸗Syndi⸗— kus aus der Konferenz uber das Wahlgesetf, und wurden die Konferenz-Vorschläge, nach näherer Erzrterung einiger wichtige
ren Punkte, angenommen. Insoweit die Konferenz- Vorschläge
— — 6 —
ernannte Vice⸗Gouverneur von Neu⸗Seeland, Capitain Hobson,
Abzeichen seyen. ordnungen
erworben.
erhebliche Abänderungen des Gesetz⸗Entwurfs und der fruher mit⸗ erheilten Beschlässe zweiter Kammer herbeiführten, a. sie ächlich die Sę. 4 17 bis 19. Die im §. A enthaltene Be— mmung, daß alle Diejenigen, welchen Behufs Vorbereitung oder Vollendung einer Depulirten Wahl ein Geschäft zusteht oder übertragen wird, zu dessen Vernehmung resp. Ausübung auch verpflichtet sind und noöͤthigenfalls dazu im Verwal⸗ tungswege angehalten werden können, ist, unter BVeibe— haltung des ersten schon im 5. 9 der Verfassungs- Urkunde ent— haltenen Satzes, dahin modifizirt, daß der zweite nur auf Dieje—⸗ nigen Anwendung findet, welche vermöge ihres Amtes oder Über— nommenen Auftrages a handeln haben. Die §§. 7 bis 19 e, d, d. uͤber die Wahlen der Rirterschaften), waren von er— ster Kammer . und durch eine Hinweisung auf die Statuten ꝛc. der Nitterschaften mit der Bestimmung ersetzt, daß die in dem ersten Abschnitte des Gesetzes enthaltenen allgemeinen Vorschriften auf die Wahlen der Ritterschaften keine Anwendung sinden. Nach den Konferenz ⸗Vorschläzen ist dieses dahin modifi—⸗ 1. daß die ersten 14 Paragraphen des ersten Abschnitts auf die ahlen der Ritterschaften nur in so weit Anwendung finden sollen, als sie mit deren Saruten 2. im Einklange stehen. In de Sitzung vom 25sten d. M. warde eine Mittheilung erster Kam— mer des Inhalts verlesen, daß auch dort die Vorschläge der fort—
gesetzten Konferenz über die Verfassungs-Urkunde angenommen
worden seyen. Säammtliche Differenzen zwischen beiden Kammern hatten daher ihre Erledigung gesunden. Ferner ward eine Mit— tdeiluag erster Kammer verlesen, nach welcher die Konferenz Vorschiäge über die Reorganisation des Schatz⸗Kollegiums ange— nommen waren.
Ka slel, 26. Juli. CKass. 3.) Versammlung der Stande. Am 25. Juni hatte auf Begehren der Landtags, Kommission eine außerordentliche Sitzung der Stände statt, in welcher derselbe mehrere Ersffnungen auf die ständischen Antrage zum Finanz— Gesetz und Budget verlas. Es wird darin völlige, bezüglich theil—⸗ weise Genehmigung der ständischerseits beantragten Abänderungen hinsichtlich der Pßeopositionen wegen der Klassensteuer, der Gen— darmerie⸗Steuer und wegen acht weiterer Dlifferenzpunkte im Aue⸗ gaben ⸗Voranschlag in Aussicht gestellt suͤr den Fall, daß die Staände⸗ Versammlung den Ausgaben fur einen fanften Polizei⸗Inspektor und fur Vermehrung der Kavallerie, dem Zuschusse fuͤr das Hof ⸗Theater (19,000 Rihlr) und dem Gendarmerie-Etate bei— stimmen werde.
Weim ar, 25. Juli. (Weim. 3) Seine Majestit der König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen haben den bisherigen außerordenilichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Großherzoglich Sächsischen Hofe, den Königl. Preußischen Wirk lichen Geheimen Rath, von Jordan, Excellenz, Großkreuz vieler Oeden, miltelst Kreditives vom Iten v. M. in derselben Eigen⸗ schaff von Neuem zu beglaubigen, und Se. Königl. Hoheit der Geoßherzog haben dessen Beglaubigungs-Schreiben in ciner be— sonderen Audienz auf Höchstihrer Sommer ⸗Residenz Wilhelmsthal am 18ten d. M. entgegenzunehmen geruht.
6 alen.
Rom, 17. Juli. Die Prinzessin Marle Luise von Sachsen, Schwester des Herzogs von Lucca, ist von hier nach Lucca abge— reist, wo sie die heißere Jahreszeit zu verweilen gedenkt.
Der Oesterreichische Votschafter, Graf von Lätzow, wird Rom auf einige Monate verlassen. Er wird diesen ihm von sei— ner Regierung schon vor langerer Zeit bewilligten Urlaub be— nutzen, um die Bäder und seine Guter in Böhmen zu besuchen. Wihrend seiner Abwesenheit ist der Botschafts- Rath, Herr von Ohms, beauftragt, die Geschäfte seines Hofes zu besorgen.
Der Gesandte Dom Miguel's, Marquis de Lavradio, hat nun wirklich Rom verlassen, um sich nach Brasilien zu begeben.
Spanien.
Madrid, 18. Juli. Die Ruhe der Hauptstadt ist gestern an ganz unerwarteter Weise gestört worden; bis jetzt aber hat dies thörichte Unternehmen sich noch nicht sehr bedenklich gezeigt. Leute von schlechtem Aussehen, mit Stöcken bewaffnet, stuͤrzten plötzlich in den bevölkertsten Quartieren, besonders in der Naͤhe der Märkte, über ganz friedliche Leute her, denen wohl nichts an— ders zur Last gelegt werden konnte, als daß sie Boinas (eine Baskische Kopfeedeckung) trugen. Den Männern und Kindern wurden ihre Boinas vom Kopfe und sogar den Frauen ihre ro— then Schnupftucher aus der Hand gerissen, weil dies aufrüͤhrerische Die Behörde traf alsobald Anstalten, diesen Un⸗ Truppen-Abtheilungen wurden nach dem Schauplatze jener Vorfälle beordert, einige Verhaftun— gen hatten statt und die Gruppen zerstreuten sich ohne Wider— stand vor den Patrouillen der National⸗Garde. Um 3 Uhr Nach⸗ mittags war Alles ruhig, und keine Znsammenrottung zeigte sich mehr vor der Puerta del Sol. Um 7 Uhr Abends sam⸗ melte sich die Menge wieder auf eben jenen Punkten; diesmal waren die Massen dich ter, ohne jedoch eine drohende Haltung anzuneh⸗ men. Die Posten waren verdoppelt, mehrere Compagnieen sta— tionirten auf den Märkten und öffentlichen Plätzen. Um 10 Uhr durchstreiften Kavallerie⸗Patrouillen die verschiedenen Quartiere der Hauptstadt, deren Ruhe während der Nacht nicht gestsrt werden zu sollen schien. Eine Untersuchung ist uber jene Vor— fälle eingeleitet. Die exaltirte Partei hat den Blick auf Barce— lona gerichtet; sie rechnet auf eine neue Manifestation eines ihrer Koryphöen, nämlich des Heren Linage, des Secretairs und Bu— sensteundes Espartero's. Linage ist einer der 360 Offiziere, welche den Stab des Herzogs von Vitoria bilden. Die Englische Par— tei, in Uebereinstinimung mit gewissen Notabilitäten der cxaltir— ten Partei, soll nicht entfernt davon seyn, dem Ober-General außerste Maßregeln anzurathen. (Vergl. den Artikel Pßayris.)
In dem gegenwartigen Augenblicke, wo die Frage uͤber die Ayuntamientos Munizipalitaͤten) so wichtig fuͤr Spanien gewor— den ist, durfte es nicht ohne Interesse seyn, zu wissen, worin sich das neue Gesetz von dem alten unterscheidet. Die Constitu— tion vom Jahre 1812 erkannte alle Spanischen Buͤrger als waͤhl— bar zu Munizipal⸗Aeintern und als Wahler an; das neue Gesetz verlangt dagegen, daß jeder Waͤhler gewisse Abgaben bezahle, das 25ste Joh vollendet habe und daß der Betrag der Abgabe sich
zu steuern;
nach der Bevölkerung jeder Gemeinde richte. Die Constitution
von 1812 schloß von der Erwählung zu Alkalden, Regidoren oder Syndikats⸗Prokuradoren alle Personen aus, die ein von der Krone U verleihendes Amt angenommen hatten; nach dem neuen Gesetze ann Memand zum Rꝛeaidor u. s. w. erwählt werden, wenn er H Wähler ist' und die höchsten lokalen Abgaben bejahlt. Das Bürgerrecht wird durch einen zweijährigen Aufenthalt in Spanien Nach dem alten Gesetze hatte die Regierung keinen uß auf die Munizipalitaͤten, das neue Gesetz unter⸗ diese Kzrperschaften der Kontrolle der Regie⸗ rung und dieseibe kann, auf den Antrag des politischen
mit z pCt. Zinsen 269,114 Pfd. St.
Chefs, die Munizspal⸗Bramten absetzen. Nach dem alten Sy⸗ stem hatten die Ayuntamientos das Recht, Vorstellungen dire r an den Thron gelangen zu lassen; nach dem neuen Gesetze ist ih⸗ nen dies nicht gestattet. Auch ist nech dem neuen Gesetze die höchste Kontrolle über die lokalen Fonds, gegen die Bestimmung des alten Gesetzes, der Regierung Übertragen worden. Bisher waren die Ayuntamientos in ihren Mittheilungen an die Mitglic— der der Provinzial Deputationen vollkemmen unbeschrankt; nach dem neuen Gesetze sind diese Mittheilungen der Kontrolle des po⸗ litischen Chefs unterworfen. Die hieraus sich ergebende Beschran— kung der Lokal-⸗Privilegien und Freiheiten der Munszspal-Instütu— tionen Spaniens durch das neue Gesetz über die Apuntamientos hat den großen Widerstand gegen dasselbe veranlaßt und endlich die gezwungene Verwerfung dieser Maßregel durch die Königin herbeigeführt. ; Das Commerce giebt nachstehenden Auszug aus einem Schreiben aus Madrid, dessen Inhalt er jedoch' nicht verbürgt: „Der junge General Narvgez, welcher den Cabrera zwang, sich aus Castilien nach Andalusten und von da nach Valenc a“ und Aragonien zu ziehen, ist, nachdem er in Ungnade gefallen, in Abdel Kader's Dienste getreten, und man sogt, daß die unter sei— nem Befehl stehenden Truppen dem Marschall Valse während des letzten Feldzuges am meisten zu schaffen gemacht haben.“
Folgendes ist eine Uebersicht der Spanischen Staats⸗Schuld: Fremde aktive Schuld 39, 208,206 Pfd. St. mit Zinsen zu 5r Ct. 1h60, 119 Pfd. St. Ferner aktixe Schuld 11,273,752, mit Zin; sen zu 3pCt. 503, 678 Pfd. St. Innere n uld 6,502, 65 Im Ganzen 57,581, 822 Pfd. St. mit Zinsen 2,815,211 Pfd. St. Del sahrliche Zins zu 4 3 3pCt, Die innere unverzinsliche Staats, Schuld erhebt sich auf 33, Si, 317 Realen. Passtve innere Unverzinsliche Schuld 16,60 , 71 Regalen. Fremde ausgesetzte Staatz: Schuid ohne Zins, Abwerfung 1,139, 184, 000. Passive fremde unverzins⸗ liche Schuld 1,29 j, 960, 000. Insgesammt 2, 129, 833, z22 Realen; hierzu kommt noch die zinsgebende Schuls von 5, 119,718,583 Realen. Die gesammte Spanische Schuld ergiebt also die Summe von 17.8 9, 3Sl, 90s Realen, welche zu 26 Dollar, diesen zu j . 2D. gerechnet, den Werth von 185,933, 141 Pfd. St. etraͤat.
Der Erbprinz Ernst von Sachsen-Koburg wird sich nicht nach Barcelona begeben, sondern ist von Sevilla nach Cadix zu⸗ ruͤckgekehrt, wo er sich nach Tanger eingeschifft hat.
Barcelona, 18. Juli. Die Königin hat dem am 13ten durch einen Courier aus Madrid überbrachten Gesetze über die Ay antamientos sogleich die Genehmigung ertheilt. In dem Au— genblicke, als der Courier Barcelona wieder verließ, war Hand⸗ kuß im Palais der Königin, woran auch die Offiziere der Garnison Theil nahmen. Am löten reichte der Herzog von Vitoria, da er die Königin nicht bewegen konnte, die Sanctionirung des Ge— setzes zu verweigern, seine Entlassung ein. Das Entlassungs— Gesuch, welches von dem Chef des Generalstabes, Linage, und zwar in der Absicht entworfen wurde, es nach Annahme der Ent— lassung bekannt zu machen, soll in sehr starken Ausdruͤcken abge— faßt und einer Anklage⸗Schrift nicht nur gegen das Ministerium, sondern auch gegen die Königin nicht unähnlich seyn. Gut un— terrichtete Personen wollen wissen, daß der Herzog gewisse von seiner Gemahlin empfangene Briefe zur Basis einer soͤrmlichen Anklage gegen die Koͤnigin machen wolle. Man ver— sichert auch, daß er in seinem Entlassungsgesuche unter An—
derem sage? „Ew. Masestät haben Ihr Wort gebrochen ö“ Als
das Schreiben an die Königin abgesgnzt war, hat der Herzog sich ins Bett gelegt und durch seme! Freunde verbreiten ic, daß er, aus Gram uͤber die Undankbarkeit des Hofes, krank ge— worden sey. Unterdeß ist sein Secretgir und Freund, Linage, fuͤr ihn thaätig und in diesem Augenblicke mit der Entwerfung ei— nes Manifestes an die Armee beschäftigt. Der General Cacon, welche an den in den Bädern von Caldas besindlichen General van Halen abgesandt worden ist, um denselben zu gewinnen, wird sich, sobald er sich dieses Auftrages entledigt hat, zur Ar— mee begeben, um dieselbe auf das Manifest vorzubereiten. Ob— gleich die Ruhe hier noch nicht gestört worden ist, so geben sich doch Symptome einer Aufregung zu erkennen, die nicht miß— gedeutet werden koͤnnen. Heute bilden sich Gruppen auf dem Rambla⸗-Platze, die meist aus Personen der Mittel“Klasse beste— hen und unter denen Offiziere das Wert fuͤhren. Die große Masse der Bevölkerung scheint diesen Bewegungen fremd bleiben zu wollenß sie empfing gestern die Königin und die Infantinnen, als sie in einem offenen Wagen spazieren fuhren, mit dem groͤß— ten Enthusiasmus. (Vergl. oben Paris.)
Aegypten.
Alexandrien, 6. Juli. (A. 3.) Nach Ankunft des gestrigen Franzoͤsischen Paketbootes gab der Pascha sogleich Befehl, die Dampf⸗ Fregatte „Nil“ zur Abreise nach Konstantinopel bereit zu halten, vorgeblich, um Sami Bey weitere Verhaltungs-Befehle zu uͤber— bringen, wahrscheinlich aber, um demselben die Mittel an die Hand zu geben, seinem Ultimatum, durch Drohung augenblickli⸗ cher Abreise, mehr Gewicht zu verleihen. Bis zar Ankunft neuer Depeschen aus Konstantinopel will der Pascha seine Abreise nach Syrien verschieben; die daselbst ausgebrochenen Unruhen, die schlechte Administration und der allgemeine Unwille gegen seine Regierung erheischen sein persönliches Auftreten.
Die von hier nach Syrien abgegangene Expedition unter Abbas Pascha war am 29. Juni in Beirut gelandet; am 30 sten sollen bereits S000 Mann gegen die Berg⸗Bewohner ausgezogen, indessen mit bedeutendem Verkuste zurückgeschlagen worden seyn. Die Maroniten hatten sich wie Vögel, auf den Fichtenbaͤumen genistet, und ihr Feuer brachte Verwirrung und panischen Schrek— ken unter die Aegypter. Bei der Ueberfahrt nach Beirut war die Aegyptische Mannschaft des Linienschiffs Nr. 8 in großer Ge— fahr, von den Tuͤrken uͤberwaͤltigt zu werden; erstere, mit Muni— tion versehen, behielten aber endlich die Oberhand, ungefähr 20 Türken blieben auf dem Platz, und 15 der Raͤdelsfuͤhrer kamen vorgestern mit dem, Nil“ hier an. Man sagt, daß in der Nacht vom 30. Juni auf den J. Juli eine Aegyptische Kervette aus dem Hafen von Beirut verschwunden sey; wahrscheinlich hat die Turkische die Aegyptische Mannschaft üͤberwaͤltigt und nach Rho— dus abgefuͤhrt. .
Der Pascha hat nicht unterlassen, sich bei den hiesigen Ge— neral⸗Kon uln wegen der Umtriebe, die sich einige der sremden Konsuln in Beyrut zu Schulden kommen lassen, 9 beklagen. Obgleich nämlich Oberst Hodges und einige andere General-Kon— suln dem Pascha erklärten, nach Beyrut die bestimmtesten Ordres strenger Neutralität gesandt 9 haben, so scheint er doch uͤberzeugt zu seyn, daß England und Rußland den Aufruhrern mit Rath und That an die Hand Lehen. —
Emir Veschir hält noch immer zu Mehmed Ali, welcher die von hier abgegangenen 1000 Albaneser zu dessen Verfügung ge—
stellt haben soll; bestärigt sich dieses, so ist dem Aufstande ein
trauriges Ende vorauszusagen, falls nicht England sich ernstlich darein mischt. — Nachschrift. So eben kommt ein Englisches Kriege⸗Dampfboot im Hafen an. Auf der Insel Kandien sollen ebenfalls Unruhen ausgebrochen seyn; man weiß aber noch nichts Bestimmtes hieruͤber. Das Englische Dampfboot kemmt von Beirut, welches es den Aten d. verlassen; man giebt Hoffnung, daß der Ausstand bald gedampft seyn werde. Die Albaneser ha—⸗ ben in der Umgegend von Beirut furchtbar gehaust, so daß So⸗ liman Pascha energische Maßregeln gegen sie ergreifen mußte, um ihren Verwuͤstungen Einhalt zu thun. Die Insurgenten ha— ten sich in ihren Bergen.
— In einem Schreiben aus Syra vom 11. Juli fügt die Allg. Z. hinzu: „Die Umtriebe in Kandien, um die Bewohner zu vermögen, Englischen Schutz anzusprechen, haben bis jetzt noch wenig Erfolg gehabt. Man glaubt, daß sie von Therapia und Englischen Agenten in Athen ausgehen und zum Zwecke ha— ben, Suda in Englische Hand zu bringen, was allerdings cin vortrefslicher Hafen ist, Und die Englische Angriffsstellung im Mittelmeere gegen die Dardanellen komplettiren würde. Die Tuͤrken scheinen aber nech nicht zu begreifen, aß die Ab haͤngigkeit von England suͤr sie derjenigen ven Rußland vorzu— ziehen ware.“
9 n d⸗
— — Greifswald, 20. Juli. Die hiesige Universität welche am 10. Juli ihren tiefen Schmerz ö. Hintritt 6. Tajestaͤt König Friedrich Wilhelm's III. durch eine besondere Feier bezeugt hatte, beging heute ein Gedachtniß-Fest, dergleichen bei keiner anderen Hochschule Deutschlands in Ülebung ist, näm⸗ lich die alle zehn Jahre wiederkehrende Feier zum Andenken des letzten Sprößlings der eingeborenen Fuͤrsten ven Pemmern und der vor 200 Jahren erloschenen heimischen Herischer-Familie uberhaupt. Anna, die Tochter Herzog Bogislav's lil, cine von unseren Vorfahren mit uneischspftem Lobe gepriesene Fuͤr⸗ stin, starb als Wittwe Herzogs Ernst von Croy und Arschott im Jahre l6tzgs, und mit ihr endete ein Geschlecht, dessen Ahnen bis ins elste Jahrhundert hinaufreichen. Ernst Bogis lav, Her— zog von Croy, ihr Sohn, stiftete in frommer Verehrung gegen das Haus seiner Mutter di ses Fest, welches im Jahre 1680 zum erstenmale stattfand. Der Klang derselben Glocke von der ehemaligen Domkirche St. Nicolaus, welche in den zunäͤchst ver— gangenen Tagen so ernst uns an die Vergänglichkeit irdischer Größe gemahnt hatte, rief eine gewählte Versammlung in das Universitats Gebäude, welche unter Vortragung der alterthuͤmli— chen umflorten Scepter unter Trauer-Musik paarweise in den großen akademischen Höͤrsaal eintrat. Die Wand über der schwarzbedeckten Redner⸗Buͤhne schmuͤckte eine breite gestickte Ta⸗ pete, in lebensgroßen, portraitähnlichen Bildern die religiöͤse Ver— einigung der Haäuser Sachsen und Pommern unter der Kanzel des predigenden Luther's darstellend; ein Kunstwerk, das die Jah⸗ reszahl 1551 tragt; zu den Fuͤßen des Kaiheders war ein ande— rer, noch aͤlterer Teppich ausgebreitet, und vor demselben eine Decke mit der Inschrift des Epitaphiums der Herzogin Anna befestigt. Zur rechten und linken Seite des Katheders hingen die Bildnisse Anna's und ihres Sohnes. Der Rekter trug über dem purpurnen, goldgestickten Pallium, einem eigenhändig ange— fertigten Geschenke der Gemahlin Philipp Julius, eine reiche
goldene Kette, verziert mit dem Brustbilde Anna's und Ernsi's von Croy; am Finger den Siegelring Bogislav's XIV., des letz, ten Pommerschen Herzogs; beides Gaben von Ernst Begislav, deren Gebrauch nur diesem Tage bestimmt ist. Die alterthüm— liche Pracht, die erbleichten Tapeten, aus denen die ehemals le— bensfrischen Gesichter erdsarbig herausblickten, mußten eine ernste Stimmung in der Versammlung hervorrufen, welche der Red— ner auch diesmal, wie im Jahre 1830, Dr. G. F. Scheämann, Professor der alten Literatur, uber eine Stunde durch cinen wahr— haft akademischen Vortrag festhielt. In lateinischer Sprache, de⸗ ren elegante Einfachheit und leichtes Verstäaͤndniß die Meisterschaft des Festredners bezeugt, legte derselbe die Geschichte der Stiftung unserer Hochschule durch Wartislav 1X. dar, und entwickelte ihre eigenthuͤmliche Bestimmung, als etudium generale, im Zusam— mengreifen humanistischer Bildung und der eigentlichen Fakultäte⸗ Wissenschaften, dem Vaterlande zunächst seine Fruͤchte zu tragen. Sodann fuͤhrte der Redner mit steigender Wärme die Bilder ener frommen, liebenswuͤrdigen, gelehrten Pfleger ihrer Hech⸗ schule vorüber, verweilte zumal bei Bogislav XIII. und dessen Sohne Philipp II., welcher, fruͤh den ernsteren Mu— sen hold, durch gruͤndliche wissenschafiliche Bildung und ruhmvoll bezeugten, selbstständigen literairischen Eiser, selkst in jenem Jahrhundert, dessen Fuͤrsten uͤberwiegend ein gelehrtes Gepräge an sich tragen, eine hohe Auszeichnung verdient. Der dritte Theil entwickelte, mit gerechter Anerkennung des dem Aue— lande verschwiegenen Verdienstes, den Grad, in welchem die Hochschule die ihr gesetzte Bestimmung damals erfuͤllte; wie ihre Lehrer, dem oͤffentlichen Leben ihres Vaterlandes geistig und amt— lich angehörend, vielfacher Thätigkeit im engeren Kreise genug thuend, jene prunkende, son oft truͤzerische Anerkennung im Auë— lande nicht suchten und auch nicht gewinnen konnten, und gerade dadurch den Segen der Bildung und allgemeines Wohl am sicher— sten verbreiteten. Nachdem der Schluß der Rede in männlichem Freimuth angedeutet, weshalb in den solgenden Zeiten der Fremd herrschaft die Universität hinter dem Zwecke ihrer gepriesenen Stifter und unermuͤdlichen Wohlthäter zurückgeblieben, und daß die Verjuͤngung ihres Flores um so unausbleiblicher gewesen, je ahnlicher, nach Verhaͤltniß der Gegenwart, die Sorgfalt ihrer Be— schuͤtzer und Förderer dem Walten der Vorfahren war, ging die Versammlung mit bewegter Erinnerung an die Vorzeit, unter verhallendem Glockengeläut auseinander.
Breslau, 26. Juli. (Bresl. 3.) Nachdem die meine Landestrauer voruͤber ist, hat auch der veollziehende schuß des Vereins zur Errichtung des Friedrichs Denkmals in Breslau seine Arbeiten wieder begonnen und in einer Sitzung am 21. Juli e. uͤber die Mittel berachen, um diejentsen Einwod ner der Provinz Schlesien, welche bis jetzt noch an der Ausfud rung des Unternehmens zweifelten und desdals mit idren Bei trägen noch im Ruͤckstande blieben, zur Tdeilnadme anzur Dag Modell fuͤr den Guß ist bereits dei dem Bild dauer K Berlin bestellt, und die Arbeit soll under dalich beginnen, seda Se. Majestät der König das Allerböchstdemselben verzules Prybe Modell genehmigt haben werden.
Glogau, 25. Juli. Heute gegen Mittas reisten Se. Königl. 53 der Prinz August von Preußen ven dier nach Breslau ab, hachdem Höchstdieselden vom 2sten an die Ste Artillerie Bri⸗ gad welche seit dem sten v. WM. zur Schieß ⸗Uedung dier versammelt ist, inspizirt und beute früͤd nech ein greßkes Man Ser auf dem Schießplatze bei Zerbau batten auefühbren lassen. Dächt dieselben beadsichtigen, den 27sten d. M. gegen Abend in Breslau
einzutreffen.
ance Aaiuse . w 12