cines Mirabeau zu spielen berufen seyn wird. So viel 2 imer daß er 4 Minister nur durch — eines begin⸗ nenden Sturmes sich hält, den er selbst im Entstehen zu beherr⸗ schen unfähig ist, und der, wenn er zur Wuth anwächst, riesigere Glieder und einen gewaltigeren Willen erheischen wird, um seiner Herr pu bleiben, als Herr Thiers sie besitzt. Der Artikel der Revue des deur Mondes“ wird vom „Journal des Debats“ der Feder des Herrn Thiers zugeschrieben; Andere glauben, daß er von 11 Mignet herruͤhre. Das Letztere ist das Wahrschein⸗ lichere. Doch dem sey wie ihm wolle, die Wirkung des offiziellen Artikels zeigt sich ais eine unglückliche. Das „Journal des De⸗ bars“, welches bisher den kriegerischen Ton der Minister unter— stuͤtzte, weicht offenbar zuruͤck, indem es andeutet, daß ein ande⸗ res Benehmen von Seiten des Herrn Thiers die jeßige Krisis haͤtte verhindern konnen. Der offfzielle Artikel dieses Blattes räumt ein, daß Oesterreich sich bemuͤht haben wurde, einen Vergleich zu Stande zu bringen, und eitirt, ohne ihr * widersprechen, eine in der vorigen Woche von uns gegebene Versicherung, die wichtig und bedeutend genug ist, nämlich daß 2 Guizot Herrn Thiers ge⸗ warnt habe, es werde jedweder Versuch des Franzoͤsischen Ge— sandten, eine unmittelbare Uebereinkunft zwischen der Pforte und dem Pascha ohne Theilnahme der vier anderen Machte zu betrei⸗ ben, unfehlbar die vier anderen Mächte noͤthigen, ohne Frankreich eine Uebereinkunft abzuschließen. Diese Punkte und mehrere an⸗ dere, die wir fuͤr jetzt nicht weiter anzuführen brauchen, werden naturlich in dem Artikel der „ Nevue des deux Mondes“ uͤber⸗ gangen. Der offizielle Verfasser dieses Artikels thut, als könnte er sich nicht genug verwundern uͤber den Abschluß eines Traktats, an weichem Frankreich nicht Theil nehme. Aber Herr Guizot und Jedermann, der mit den politischen Verhältnissen vertraut war, ohne selbst in die diplomatischen Geheimnisse eingeweiht zu seyn, muß doch das unvermeidliche Resultat, auf wel ches Frankreichs Politik hinfuͤhrte, durchschaut und klar durchschaut haben. Herr Thiers selbst kannte es sehr wohl. Er wußte schon vor Jahren, daß jedweder Versuch Frankreichs, Sy⸗ rien so wie Aegypten unter seine ausschließliche Vormundschaft u bringen, Frankreich und England trennen und ihre Allianz ern würde. Herr von Lamartine erklärte dies öffentlich im verflossenen Januar auf der Rednerbuͤhne der Kammer. Die Franzosen sollten also doch ja nicht sagen, daß man sie überrum⸗ pelt 1 Ihre Staatsmänner wußten sehr wohl wohin ihre Politik fuhrte. Die Englische Allianz mochte auf ihren Lippen seyn, aber jede Handlung ihrer Politik, — in Spanien, in der Levante und im Ocean, — war eine direkte, wenngleich verhuůllte Feindseligkeit gegen diese Allianz. Die Franzoͤsische Presse war vielleicht aufrichtiger, aber nicht so gut unterrichtet. Sie suchte hoch⸗ herzig eine Allianz zu bewahren, welche Polen wiederherstellen und die uneigennützige Vertheidigung des Orients übernehmen sollte. Und doch trieb sie zu derselben Zeit, wo sie hiervon er⸗ fuͤllt war, die Franzoͤsischen Minister mit aller Macht zur Aus— ruͤstung von Flotten, zur Erweiterung von Eroberungen, zur Blokirung aller Süd⸗Amerikanischen Häfen. Sie entthronte Mols, weil derselbe Ankona nicht behauptete und nicht kuͤhn genug war. Sie wies Soult zuruͤck, weil auch er ihr nicht hinreichend von dem Gefühl fur Ehre und Kriegsruhm durchdrungen war. Dann stuͤrzte sie Herrn Thiers, der die Forderungen jener laͤrmenden Menge, die ihn zur Macht emporhob, wohl kannte. Herr Thiers hat diesem blinden Drange gehorcht.“ Dasselbe Blatt sagt mit Bezug darauf, daß der „Moniteur parisien“ 2 Gerücht wi⸗ e g, daß Graf von St. Aulaire, der Französische Gesandte am Wiener Hofe, den Auftrag gehabt habe, Frankreichs Ver— mittelung in der orientalischen Frage anzubieten, und daß diese Vermittelung fehlgeschlagen sey: „Frankreichs Vermittelung, fuͤr⸗ ahr! Eben so gut haͤtte sich Mehmed Ali zum Vermittler an— cieten können, wie Frankreich. Herr von St. Aulaire, wenn er auch mit keinem Vermittelungs⸗-Anerbieten nach Boͤhmen ging, begab sich doch in der Hoffnüng dahin, daß seine Vorstellungen n Betreff der aufgeregten Stimmung in Frankreich dazu bei⸗ tragen würden, Oesterreich davon abzuschrecken, setmne gegen die anderen Mächte eingegangenen Verpflichtungen zu halten. Der Oesterreichische Minister ist sich bewußt, daß er Frankreich keinen Anstoß gegeben, und er fuͤhlt wohl, daß, wollte er aus Furcht vor den Ordonnanzen des Herrn Thiers vor einem bereits unterzeichneten Traktat zuruückbeben, er aufhören müßte, sich Minister eines unabhangigen Reiches zu nennen. Desterreich trug geduldig die Franzöͤsische Beleidigung zu Ankona. Ist Frankreich das einzige Land in Europa, welches kleine Wider wärtigkeiten nicht ertragen kann, ohne Krieg anzufangen? Wir unsererseits haben laͤngst den Streit als ein Schachspiel angesehen. Frankreich that sein Moͤglichstes, um Oesterreich und Preußen und durch sie Rußland auf seine Seite hinüberzubekommen und die Syrische Frage ohne England abzumachen. Waͤre dies ge— schehen, was würde England dann gethan haben? Hätte es wohl einen Krieg mit Europa angefangen? Nein; es wurde wahr— scheinlich ruhig geblieben seyn und eingestanden haben, daß es das Spiel verloren. Marschall Soult und Herr Thiers aber machten einige starke Bewegungen, es gelang ihnen nicht, Oester⸗ reich und Preußen auf ihre Seite zu ziehen, und nun wollten sie es versuchen, das Spiel allein zu gewinnen. Aber unter dessen brachte England alle Machte auf in Seite, und Herr Thiers gerieth selbst in die Lage, in welche er England gern versetzt hätte. Der König und sein Ritter auf der Französtschen Seite waren nicht stark . für eine solche Musterung von Gegnern auf der anderen Seite, die den Widerstand hoffnungslos mach= ten. Das Ergebniß ist ganz einfach, daß Herr Thiers schachmatt ist, und daß er, statt seine Niederlage mit guter Laune d. men, sich etwas daruber erhitzt hat.“ Die letzten Nachrichten, die man aus Paris hier erhalten hat, scheinen die hiesige ministe⸗ rielle Presse wieder eiwas milder gestimmt zu haben; ihre Aeuße, rungen sind gestern und heute weniger leidenschaftlich, und dies hat auch auf die Börse eine gaͤnstige Wirkung hervorgebracht. Das Vertrauen auf die Aufrechterhaltung der freundschaftlichen BVerhastnisse zu Frankreich hat wieder zugenommen, und die Cen⸗ sols sind selt Sonnabend um 27. pEt. gestiegen. Indeß wird be⸗ merkt, daß n diesem Steigen der Fonds auch die günstigen Aussichten fuͤr die Weijen Aerndte und die daran sich knü—= pfende Verbesserung in allen Industrie Zweigen und im Handel das Ihrige beigetragen. In ihrem gestrigen Blatt sagt die Chronicte: „Aus den Pariser Freitagszeitungen ist leicht zu ersehen, daß die erste Hitze der Leidenschaft und * vor⸗ aber ist, und daß unsere Nachbarn anfangen, das Verfahren Eng⸗ lands und der vier Mächte unter einem gerechteren und ruhige— ren Gesichtspunkte zu betrachten. England würde sich wahrlich nie einem Traktat angeschlossen haben, der die Schmalerung der reiheiten und der Unabhängigkeit Frankreichs zum Zweck hatte. ngland ist innig dabei interessirt, daß Frankreich groß, unab⸗ hängig und frei sey, und daß Frankreichs Stimme gehört werde und eben solchen Einfluß habe, wie irgend eine, in den gemein, samen Angelegenheiten Europas und der Welt. Wer haͤtte wohl daran gedacht, Frankreich demuͤthigen oder beschimpfen zu wollen?
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Wenn die Interessen beider Lander von der Bevoͤlkerung beider Lan⸗ der richtig verstanden werden, so ist keine Ursache dazu vorhan den, daß sie an einander stoßen. England hat, so wie Frankreich negatipe Interessen in der Levante. Keines von beiden darf auf Besitz abzielen, aber keines von beiden darf auch darauf abzielen, das andere durch eine direkte oder indirekte Monopolisirung seines Einflusses aus⸗ zuschließen. Es haben viel Mißverstaͤndnisse in dieser Sache stattgefunden, Und es ihut uns leid, daß es nicht öffentlich zu etwas mehr von jenen gegenseitigen Aufklärungen gekommen ist, die, wie Herr Thiers im verflossenen Januar sagte, besser als irgend etwas zur Ausgleichung von Mißhelligkeiten dienen wur⸗ den. Der „Courrier fran Cais“ behauptet, der wahre Grund, weshalb auf die angeblichen Winke des Herrn von Neu⸗ mann und des Freiherrn von Buͤlow keine Vorschläge ge⸗ folgt, liege in dem Ausbruch des Syrischen Aufstandes. Aber die so übertrieben dargestellte diplomatische Unterre⸗ dung fand im Mai statt, und von dem Aufstande erhielt man erst zwei Monate spaͤter Kunde. Wie Lonnte also diese Insurrection der Grund der Zögerung seyn? Die Wahrheit ist, daß jene Winke bloß muͤßiges Gespräch waren. Die Franzoͤsi⸗ schen Blätter und die „Times“ sagen, der Admiral Stopford be⸗ finde sich in der Nähe von Cypern. Wir glauben vielmehr, daß der Britische Admiral in der Nähe der Dardanellen ist; von da werden natuͤrlich die Turkischen Schiffe auslaufen, welche zur Ersffnung der Blokade bestimmt sind.“ Heute endlich bemerkt die Morning Chroniele nach den aus Paris vom Sonntag eingegangenen Nachrichten. „Wohlunterrichtete Personen in jener Hauptstadt halten die Differenz zwischen England und Frankreich in Betreff der Syrischen Frage fur erledigt oder doch wahrschein—⸗ lich der baldigen Erledigung nahe. tan glaubte in Pa— ris, daß Herr Guizot, wenn er Sprien nicht auf Le⸗ benszeit fuͤr den Pascha erhalten könne, den Vorschlag machen wuͤrde, den jetzigen Status quo aufrecht zu erhalten, das heißt die Frage zu vertagen, jedech mit der Garantie, daß Frankreich Mehmed Ali als Feind behandeln wurde, wenn er aber den Taurus ginge. Sollte indeß Herr Guizot keine andere Instructionen empfangen haben, so ist das Resultat leicht vorxaus— zusehen. Die vier Mächte wurden sich sehr zwecklos so viel Muͤhe gegeben haben, wenn der Streit damit enden sollte, daß Ibrahim Syrien behielte, und wenn der Londoner Traktat so kurz nach seiner Unterzeichnung zerrissen wurde.“ Uebrigens meldete en, ein anderes ministerielles Blatt, der Ob server, daß die Ratifi= cationen dieses Traktats von Seiten Oesterreichs, Rußlands und 8. in London eingetroffen seyen, daß die Ratification von eiten des Sultans in etwa zehn Tagen erwartet werde, und daß dann sämmtliche Ratificationen ausgewechselt werden sollten. Aus Montevideo sind Nachrichten bis zum 8. Juni hier angekommen. Das ungewöhnlich rauhe Wetter war den Opera— tionen der von Lavalle kommandirten Armee von Montevideo sehr hinderlich gewesen und man wußte nichts über seine neueste Bewegungen. Es bestaͤtigt sich, daß mehrere Distrikte der Pro vinz Buenos ⸗Ayres sich der Herrschaft von Rosas zu entziehen gesucht haben; aber bei der Entfernung jener Gegenden von de Hauptstadt, so wie bei der geringen Anzahl Truppen, welche die
selben aufstellen konnen, betrachtet der Präsident dieses Unterneh
men als unbedeutend. Die Blokade wird noch immer sehr stren
beobachtet, auch war noch keine Aussicht auf eine baldige Aufhe
bung derselben.
Niederlande.
Aus dem Haag, 25. Aug. Der 6sste i, unse res verehrten Monarchen ist gestern sowohl hier als in
dam mit außerordentlicher Theilnahme und unter großem Jub gefeiert worden.
Belgien.
Bruͤssel, 21. ** Die Belgischen Zeitungen, und namen e
ch der Commerce lge, schreiben die guͤnstige Wendung belche die orientalische Angelegenheit genommen zu haben schein
d die sich namentlich an den Börsen von Paris und London kun egeben, dem Einflusse des Königs Leopold zu, der morgen stende von London zuruͤckerwartet wird. Durch seine Vermitte lung, sagen die gedachten Blatter, werde der Friede zwischen Frankreich und den ubrigen Mächten aufrecht erhalten und dar— um wurde auch Belgien fortan im Rathe der Europäischen Mächte noch mehr geachtet werden, als bisher.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 21. Aug. Im Adelsstande ist der Vorschlag des Constitutions⸗Ausschusses zur Aenderung des 5. 28 der Re— gierungsform, wonach der König kuaͤnftig keine Charakter⸗-Voll⸗ machten“, d. h. Titel ohne wirklichen Dienst, soll ertheilen kön— nen, zur Verhandlung gekommen. Dawider sprachen nur Graf Horn und Herr v. Hartmannsdorf, ersterer vornehmlich aus dem Grunde, weil der Zweck nicht erreicht werde, so lange der König nach dem §. 48 Hoftitel, den Adel und die Ritterwürde verleihen könne. Herr v. Hartmannsdorf wollte zwar anfangs, daß der ganze Vorschlag für unnuͤtz erklärt werden solle, gab aber ö. am Ende zu, daß Personen, die nicht im Staats dienst 4 . keine Titel sollten erhalten dürfen. Für den eren, ö. Us. schusses sprachen Biele; indeß ward derselbe nur mit. 3 gegen 06 Stimmen angenommen und bleibt demnach der definitive Be⸗
schluß dem nächsten Reich stage vorbehalten.
Christiania, 1J. Aug. (L. A. 3.) Die schon lange er—
wartete provisorische Verordnung zur Erleichterung der Handels⸗/ En in den Land ⸗Distrikten ist nun endlich in Kraft getreten.
urch dieselbe ist es den in einer Entfernung von drei Meilen von den Städten angesessenen Bauern doch nur in Amt Agers— huus und der Vogtei Ober⸗Telemarken gestattet, Lebensbeduͤrfnisse nebst Taback in kleinen Partien zu verhandeln. Dies war bis⸗ her nur den privilegirten Landkraͤmern verstattet. Man hofft vom nächsten Storthing eine Erweiterung solcher Handels⸗Freiheit, deren Beschränkung in den letztverflossenen Jahren des Mißwachses * der Theurung nicht geeignet war, die Noth des Landes zu mildern.
Dä4nem ar k.
Kopenhagen, 25. Aug. (Alt. Merk.) Am Sonnabend starb der n Khnferenz ah Rothe, im Alter von er, ren. Die Direction der Universität und die gelehrten * haben also ihr erstes Mitglied 6 derselben Zeit a, * 6 durchgreifende Reform in der Drganisation der ** ** e 3 ere, in der Stände ⸗Versammlung in Erwägung gez gen wird.
Bundes staaten. 2 eute, am Vorabend des
Munchen, 21. Aug. (A. 3.) 9 eres Königs, fand Vormittags r, n,, , 13 S tung der Königlichen
mster : in Marienkad sich aufgehalten hatte, eingeladen, sich gleichfalls
Akademie der Wissenschaften statt. Nach einem Vorworte des Vorstandes, Wirklichen Geheimen Raths von Schelling, hielt der Konservator der Königlichen Sternwarte, Dr. Lamont, einen Vortrag „uͤber das magnetische Observatorium der Koͤniglichen Sternwarte“, worauf vom Vorstande, nach einem Worte der Erinnerung an den verstorbenen Olbers, die Namen der von der Königl. Akademie in diesem Jahre neuerwählten und von Sr. Maßjestät dem Könige bestätigten auswärtigen korrespondi⸗ renden Mitglieder, sammtlich fuͤr die mathematisch-physikalische Klasse (darunter mehrere Engländer), bekannt gemacht wurden. Der Minister des Innern, Herr von Abel, dann die Gesandten von Oesterreich, Frankreich und Sardinien wohnten der Siz⸗ zung bei.
Stuttgart, 25. Aug. Ihre Majestät die Königin sind, nach vollendeter Badekur in Kissingen und nach einer kleinen Reise in die Rhein⸗Gegenden, mit Ihren Königl. Hoheiten den Prin essinnen Katharine und Auguste gestern Abend in erwunschtem
zohlseyn wieder hier angekommen.
Stuttgart, 25. Aug. (Schwäb. M.) Der größere Aus⸗ schuß der Gesellschaft fuͤr Beförderung der Gewerbe in Wuͤrttem⸗ berg berieth in seiner gestrigen Sitzung die Frage, ob es wuün⸗ schenswerth sey, das von den Deutschen Zollvereins-Staaten an—⸗ genommene Zollgewicht als ausschließliches Gewicht fuͤr den ge⸗ sammten Verkehr anzunehmen, wie Preußen es in Antrag ge— bracht hat. Wie wir erfahren, wurde diese Frage bejaht und zwar ausdruͤcklich dahin, daß nicht nur fuͤr den Großhandel die⸗ ses Gewicht angenommen werden möge, sondern daß es durchaus als Landes ⸗Gewicht eingefuͤhrt, als Unter-Abtheilung aber wie bisher 32 Lothe u. s. f. beibehalten werden sollen. Wird diese Ansicht des Gewerbe-Vereins auch die der Handels Vorstäͤnde, und wird sie die Zustimmung der Regierung erhalten, so ist ein bedeutender Schritt weiter zu der schon lange gewunschten Ein⸗ heit von Muͤnze, Maß und Gewicht gethan.
dannheim, 25. (Mannh. J.) Der 6 mit den Prinzen unseres Regentenhauses Ünd heute fruͤh um 7 a Uhr an dem Bahnwarthhause auf dem Relaisweg angekommen und haben die Eisenbahn in Augenschein genommen. Gleich darauf kam ein Convoi von drei Personenwagen von der Locomotive „der Greif“ gefuͤhrt an, und passirte mehrmals die Bahnstrecke. Se. Königl. Hoheit gaben ihren ungetheilten Beifall über dieses neue Etablissement zu erkennen. Der Convoi hatte bei dieser Gelegenheit die Strecke von dem Heidelberger Bahnhof bis zur Schwetzinger Straße in 17 Minuten zuruͤckgelegt.
O est erreich.
— — Wien, 21. Aug. Der Fuͤrst von Metternich ist seit den 16ten d. M. von seiner nach Dresden zu einer Zusammen⸗ kunft mit Sr. Majestat dem Könige von Preußen unternomme⸗ nen Reise wieder nach Königswarth zurückgekehrt, wo auch der
Königl. Preußische Gesandte, Graf von Maltzahn, und der Kai⸗ serl. Russssche Botschafter am hiesigen Hose, Baillt von Tatistscheff,
welche sich gleichfalls während der Anwesenheit Ihrer Masestäten des Königs und der Königin von Preußen und Ihrer Majestat
der Kaiserin von Rußland in Dresden dahin verfuͤgt hatten, wie⸗
der eingetroffen sind. Der Englische Botschafter am hiesigen Hofe, Lord Beauvale, war wahrend der kurzen Abwesenheit des Für⸗ sten in Koͤnigswarth zurückgeblieben. — Dem Vernehmen nach hat Fuͤrst Metternich, gleich nach seiner Ruͤckkunft, dem Franzoͤ⸗ sischen Botschafter, Grafen von Saint Aulaire, der mittlerweile
nach Königswarth zu verfügen, wo gegenwärtig die Nepräsentan,
ten saämmtlicher großen Europäischen Machte im Schlosse des
Oesterreichischen Staatskanzlers unter Einem Dache sriedlich ne—⸗ ben einander wohnen, während die Welt von Kriegsgeschret er— tönt, und einige Pariser Journale, in hoͤchster Gereiztheit, so ge⸗ waltig in die Larm, Trompete stoßen, daß man glauben sollte, Frankreich sey durch einen Akt unerhsrter Willkuͤr von der Ge⸗ meinschaft des Europäͤischen Staaten Vereins ausgeschlossen wor⸗ den! — Wie lange Fürst Metternich noch in Koͤnigswarth ver— weilen wird, ist noch unbestimmt; indeß glaubt man, daß er zwi⸗ schen den 10ten und 15ten k. M. wieder hier eintreffen durfte. — Vorgestern ist der beruͤhmte hiesige Augen⸗Arzt, Dr. Jäger, nach Hannover abgereist, wohin er von Sr. Majestät dem Köͤ⸗ nige wegen der Augen-Krankheit des Kronprinzen berufen worden.
Realite
Mailand, 19. Aug. Am 17. August ist die Eisenbahn
on Mailand nach Monza feierlich eroͤffnet worden, Die Gaz⸗ etta die Milano“ n il folgende Schilderung dieser Feierlich‚ eit: „Nachdem die Arbeiten der Eisenbahn von Mailand nach donza beendigt und auf dem ganzen Straßenzuge mittelst einer jerzu von dem K. K. Gubernium abgeordneten Kommission bei en Lokomotiven und auf den Stationen die genaueste Inspection orgenommen, und alles in regelmäßigem und befriedigem Zu— ande gefunden worden war, nachdem ferner verschiedene robe Fahrten unternommen und endlich die erforderli—⸗ hen Anordnungen zur genauen Systemisirung des Dienstes auf gedachter rah getroffen worden waren, konnte ge⸗ stern Morgens zur feierlichen Eröffnung des neuen e⸗ ges, unter dem Schutze und in Gegenwart Ihrer Königl. Ho— heiten des Erzherzogs⸗Vice⸗Königs und seiner Gemahlin geschrit⸗ ten werden. e 10 Uhr verfügte sich das Erlauchte . mit seinen Sohnen und Töchtern und der gewöhnlichen Hofbegleitung auf die Station von Monza, von wo sich der enen ig in Be⸗ wegung setzen sollte, und wo die zu dieser interessanten Handlung eingeladenen Behörden sich versammelt hatten. Hier hatte der Inhaber des Privilegiunis der Bahn, Herr Putzer, Edler von Reibech, die Ehre, Ihre Kaiserl. Hoheiten zu bewillkommnen, und nachdem er sie in die geschmackvoll * Sale einge⸗ fuhrt hatte, wendete er sich an den Erzherzog-VWice⸗Köͤnig mit fol⸗
ender Anrede: ; „So ist nun jenes Werk zur Pollendung gediehen, von dem ich
Ew. Kaiserl. Hoheit am 3. Ii n, isz7 den ersten Plan vorzulegen die Ehre hatte, und welcher, in Anerkennung des offentlichen Nutzens, am I5. Nobember 1838 von Sp. Majestät Uünserem Erlauchten Mangrchen mit einem ausschließenden Privilegium begnadigt wurde. Diese Eisen⸗ bahn, die ersie im Lombardisch⸗Venetianischen Königreiche, auf einem so fruchtbaren und so bevölkerten Beden entworfen, hatte mit ö Schwierigkesten zu kämpfen, welchen Unternehmungen neuer Art überall unterworfen sind, und es festete Mühe, sie zu überwinden. Aber der . welcher der wahren und rechtlichen industriellen Thätigkeit bei⸗ steht und sie segnet, gewährte meinen Anstrengungen reichlichen 2 indem er mich den ersehnten Augenblick erleben ließ, wo Ew. Kaiserl. eben die ersten Schritte dieses Unternehmens, durch Ihre und einer o ansehnlichen Begleitung erlauchte Gegenwart, ju einer i fen Zutnnst inauguriren, wo es mir vergönnt ist, die ehrfurchtspvollsten Befülble der Danlbarkest für den so guädigen und kräftigen Schutz, den Ew. Kaiserl. Hoheit mir zu a gl gernhten, an den Tag zu legen, wo ich die gewerbfleißize Stadt Monza an die Schwelle der
—
glů 8 istadt der Lombardei gerückt sehe, und wo ich als Dol⸗
metsch der ö sämmtlicher Bewohner dieser glücklichen Gegenden,
jene Worte ausrüfen kaun, die kaum ausgesprochen, stets in dem 6. en westen Kaiferreiche wiederhallen, die verehrten Worte: Es lebe erdinand 1.“ ; J .
Hierauf bestiegen Ihre 3 * Hoheiten einen prachtvollen, ausschließend hierzu bestimmten Wagen, in welchen auch der Kar⸗ dihnal / Erzbischof und der Gouverneur Graf von Hartig, aufge⸗ nommen wurden. In anderen vier Wagen nahm das zahlreiche Gefolge der Behörden Platz, und den Schluß machte ein mit
ahnen geschmuͤckter Waggon, der ein Militair, Musik - Corps . te Ci zur Führung des Zuges bestimmte Lokomotive war die „Lombardar, aus den Werkstätten der Herren Rennie von
. London; am Ire, der Station gesellte sich eine andere Loko⸗
mottve, „Milano neem auderen Musit⸗ Corps hatte. t von i. bis zu der von Mailand, die eine Länge von dreizehn
nzu, die hinter sich zwei Waggons mit ei⸗ Die Fahrt von der Station
tausend Metres hat, dauerte neunzehn Minuten, und der Zug kam
uunter dem Applaus des auf allen Punkten, und besonders längs der letzten Abtheilung der Straßenstrecke zahlreich versammelten Volkes und eines gewählten Kreises von Personen, die in die Lo—
alitäten der Station eingeladen waren, glücklich am Ziele an.
837 Kaiferl. Hoheit gaben dem Privilegiums,Besitzer Und dem
ngenieur, Giulio Sarti, der das Werk leitete, Ihr hoͤchstes Wohlge— fallen zu erkennen. Hierauf nahmen sie das großartige Mailänder Stationshaus in Augenschein, wobei Sie alle Stockwerke durchgin⸗ gen und Sich mit den Mitgliedern der Direction aufs Herab— lassendste unterhielten, nachdem Sie durch Ihre Gegenwart ein denkwuͤrdiges Ereigniß verherrlicht hatten, welches der Industrie und dem Wohlstande dieser reizenden Landschaft eine neue Aera eroffnet.⸗
Rom, 18. Aug. Se. Heiligkeit der Papst hat den Pater der Jesuiten, Professor der Theologie, Giovanni Perone, auch um Rather der Congregation fuͤr die außerordentlichen Kirchen r ele genhe ten ernannt.
Das Diario meldet, daß der Papst wieder nach seinem Sommersitze Castell Gandolfo zuruͤckgekehrt sey.
Dasselbe Blatt erklärt im Namen der Gesellschaft zur Her— ausgabe der Abbildungen Römischer Galerieen, daß die Profes⸗ 6 Camuccini, Agricola, Minardi, Overbeck und Reinhart die
eichnungen dazu revidiren, jedoch gratis und lediglich im In⸗ z und des Vaterlandes.
Portugal.
Lissabon, 15. Aug. (Morning Chronicle) Am 11ten Abends brach hier eine Empoͤrung aus, die jedoch bald unter— drückt wurde. Man hatte versucht, die Linien, Regimenter und die Munizipal⸗ Garde aufzureizen. Die Verschwoͤrer, unter denen sich einige der alten Arsenal⸗Fuhrer besanden, hatten zwei Com- pagnteen zur Theilnahme an der Empörung bewogen, dagegen hatten die regulairen Truppen allen Verlockungen widerstanden. Die Munizipal-⸗Garde bildet die Polizei der Hauptstadt und be— steht aus 1IU090 Mann Infanterie mit Flinten und Bajonnetten und 20090 Mann Kavallerie und ist ganz wie die Linien⸗ Truppen organisirt. Ein Fähnrich und zwei Sergeanten dieses Corps hatten sich in die Verschwoͤrung eingelassen, von deren Ausführung in Bezug auf Zeit und Ort die Regierung unterrichtet gewesen ** soll. Die Empörung be⸗ 6 damit, daß die Munizipal⸗Garde, welche bei dem Engli—⸗ chen , . die Wache hatte, ihren Posten verließ und sich nach dem Largo de Estrella begab, wo sich mehrere Personen anschlossen, die meist zu den kuͤrzlich entlassenen Provisorios ge—⸗ hörten; auch das aufgelsste Bataillon der National⸗Garde und das Arsenal⸗Bataillon, kommandirt von dem Major Cabral, der vor kurzem verhaftet, aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden war. ies geschah am Dienstag um 1 Uhr Abends. Dieser —— zog nun unter dem Ruf: Es lebe die Königin und die onstitution! Nieder mit den Ministern und den Cortes!“ nach dem Rocio und von da nach dem Militair⸗Arsenal und suchte die Posten, die er unterweges antraf, auf seine Seite zu ziehen. Einige Munizipal-Gardisten schlossen sich ihm auch wirklich an, aber die Linien⸗Tiuppen, welche die Wache im Cor— tes⸗Palast und bei der Bank hatten, weigerten sich, diesem Bei— spiele ju folgen. Als sie bei dem Militair⸗-Arsenal ankamen, moch⸗ ten fe etwa 300 — 605 Mann stark seyn, von denen viele unbe⸗ waffnet waren. Sie uͤberfielen die Wache, erbrachen die Thore und bemächtigten sich der dort befindlichen Waffen. Wahrend sie damit beschäͤftigt waren, kam das 30ste Jäͤger⸗Regiment herbei, dem sie zuriefen, Halt zu machen, weil sie glaubten, es gehoͤre zu ih⸗ nen; da jedoch der kommandirende Offizier den Befehl zum Angriff gab, so ergriffen die Empoͤrer die Flucht und warfen die Waffen weg. 30 wurden gefangen genommen, die Uebrigen entkamen. Spaͤter trafen auch das 10te Infanterie⸗ Regiment und andere Truppen bei dem Arsenal ein. Die Truppen blieben die ganze Nacht un⸗ ter den Waffen, und die Minister waren zu Pferde auf den Straßen, aber um 3 Uhr war Alles vorbei, und um 6 Uhr kehrten die Soldaten in ihre Kasernen zurück. Die Habeas Corpus-Akte und die Freiheit der Presse sind auf einen Monat suspendirt, doch sind die litergrischen Blatter, das „Diario dos Cortes“ und die „Regierungs- Zeitung“ von dieser Maßregel ausge- nommen. Die bei der Empörung geile nn Personen werden von einer Kommission gerichtet werden, die aus drei Civil⸗ und drei Mili⸗ tair⸗Beamten besteht und deren Praͤsident ein General ist. Das Verfahren wird wie bei den Kriegsgerichten seyn, doch soll den Beklagten im Falle einer Verurtheilung die Appellation an das höͤchste Militair⸗Gericht freistehen.
Griechenland.
Athen, 31. Juli. (L. A. 3.) Sammtliche öffentliche Un— terrichts⸗Anstalten haben seit fast zwei . , gemacht. Die Universitat ist noch ohne Srganisation, so daß die vorjährigen akademischen Behörden noch immer functioniren; das Gymnasium von Syra hat wesentliche Mangel, denen man noch immer die Abhuͤlfe versazt, das von Nauplia hat sich förmlich . und die längst beschlossene Errichtung der Gym nasien
teresse der Kun
in Patras und Missolunghi ist noch immer ein frommer Wunsch
leben. In einem ähnlichen Zustande sind die Hessenischen
akelnde Pflanzen, die unter der Wucht des Unkrautes ver ern, öchte dieser Zustand der Dinge recht bald sein Ende
2
. das Schullehrer⸗Seminar und die Gemeinde⸗Schulen:
Athen, 12. Aug. (A. 3. Unsere Verhältnisse zur Pforte . auf dem Punkte, sich ernstlich zu verwirren. Die Verwer, 5 des für Griechenland nachtheiligen sen eh, wire, hat die Türken sehr aufgebracht, und sie vermessen sich keck, den Trak, tat dennoch einseitig ausführen, d. h. die Hellenen fortan nach den darin aufgestellten Grundsaͤtzen behandeln zu wollen. In die— sem Sinne son der hiesige Tärkische Minister Mufurus bereits ver vierzehn Tagen der Reglerung eine Note zugestellt haben,
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und die Tuͤrken in Konstantinopel haben am 9, 10. und 11Iten Juli a. St. die zahlreichen dort lebenden Hellenischen Unter— chanen, Kaufleute und Gewerbtreibende genöthigt, ihre Ge— wolbe und Buden zu schließen, und sie mit der Ausweisung be⸗ droht. Auf die energischen Gegenvorstellungen des Französi— schen Botschafters haben die Tuürkischen Behörden jedoch diese Maßregeln ermäßigt, und einige halbe Entschuldigungen gemacht. e hat Reschid Pascha zugleich unseren Geschaͤftsträger in
onstantinopel in Kunde gesetzt, daß 1) vom J. Oktober a. St. an die Hellenische Kuͤsten⸗ Schifffahrt an den Tuͤrtischen Kuͤsten aufhören soll; daß 2) die Pforte . ist, fortan die Helle⸗ nischen Unterthanen fuͤr in der Tuͤrkei begangene Vergehen oder Verbrechen vor die Turkischen Gerichte zu ziehen, und daß 3) die Einfuhren aus Griechenland, namentlich Oel, Wein, Taback ꝛc. mit 20 pCt. Eingangs⸗-Zoll belegt werden sollen. Man ist hier sehr gespannt auf die heute erwarteten weiteren Nachrichten. Unsere Regierung hat die Vermittelung der fuͤnf Mächte angesprochen, scheint aber männlich entschlossen zu seyn, sich keine Art von Verletzung ihrer Wurde und Beeinträͤch“ tigung ihrer Interessen gefallen zu lassen. Sie ist sich, der Tuͤrkei gegenuͤber, ihrer in den eigenthuͤmlichen Ver— hältnissen ruhenden Starke, ja selbst ihrer Furchtbarkeit voll— kommen bewußt. Der neue Gesandte Christides ist gestern nach Konstantinopel abgegangen; er hat, dem Vernehmen nach, die Instruction, wenn er keine volle Genugthuung erhaͤlt, sich mit den Gesandischafts ⸗ Archiven sogleich einzuschiffen. Die Stimmung ist Hier in Folge dieser Ereignisse sehr aufgeregt; die Zeitungen fordern die Regierung geradezu zu schleunigen Kriegs-⸗Ruͤstungen auf. Nichts kann dem National⸗Gefuͤhle der Hellenen erwuͤnsch⸗ ter kommen, als ein so gerechter und legaler Anlaß, ein von der Pforte selbst ausgehender Zwang, den nur vertagten Kampf aufs neue zu beginnen, und ihre Bruder jenseits der Berge mit sich zu vereinigen. Fuͤr diese Aussichten ist es sehr gan— stig, daß Sami Bey laut den letzten Nachrichten unverrich⸗ teter Dinge von Konstantinopel nach Aegypten hat zuruͤckkehren müssen. Nur floͤßt unter so dringlichen Umstaͤnden die jetzige Zusammensetzung unseres Ministeriums dem Publikum kein hin— längliches Vertrauen ein, von dessen Mitgliedern, wie achtungs— werth und tuͤchtig auch im Uebrigen, doch keiner außer dem Ma— rine⸗Minister Kriezis die erfahrungsreiche Schule des Befreiungs— Krieges von vorn herein mit durchgemacht hat. Daher fangt schon der Wunsch an laut zu werden, daß die beiden hervor— stechendsten Staatsmänner, die Gesandten Maurokordatos und Kolettis aus ihrem diplomatischen Exil mochten zuruͤckgerufen werden, um dem Throne und dem Lande in unmittelbarer Nähe mit ihren Einsichten und ihrer Thatkraft zu dienen. — Das . eingetroffene Dampfsschiff bringt die Nachricht, daß das
erhalten der Tuͤrken gegen die Hellenischen Unterthanen im We— sentlichen dasselbe geblieben ist. .
Aegypten.
Alexandrien, 7. Aug. (Sud de Marseille) Unter dem hiesigen Handelsstande herirscht seit einigen Tagen in Folge eines Mißverstehens der Worte des Franzoͤsischen General⸗Konsuls große Bestuͤrzung. Als nämlich die Franzoͤsischen Kaufleute sich ver⸗ sammelten, um die Handels⸗Deputirten zu ernennen, und in Be⸗ treff der Differenzen zwischen dem Vice⸗Köͤnig und dem Sultan einige Fragen an Herrn Cochelet richteten, empfahl dieser seinen Landsleuten Vorsicht, da sich nicht voraussehen lasse, welche Wen⸗ dung die politischen Ereignisse nehmen koͤnnten. Diese nur aus väterlicher Vorsorge fuͤr die Interessen der hiesigen Franzoͤsischen Kaufleute gesprochenen Worte erregten sogleich in der ganzen Stadt große Besorgniß, welche durch die von dem Dampfboote „Aetna“ uͤberbrachte Nachricht, daß in London zwischen England, Desterreich, Preußen und Rußland ein Vertrag abgeschlossen wor— den, noch vermehrt wurde. Unter diesen Umständen hat d Charakter des Vice-Königs sich nicht verleugnet und er hat . Entschluß gefaßt, der durch die Folgen, die er haben kann, von großer Wichtigkeit ist; er hat nämlich sofort die Armee aus Arabien zuruͤckberusen . 11 Regimenter sind schon auf dem Marsch, und wenn diese Maßregel so vollstaͤndig ausgefuhrt wird, wie es angekuͤndigt wurde, so duͤrfte das Grab des Propheten sich bald in den Haͤnden der rohen Stamme der Wuͤste befinden. Ein solches Ereigniß wurde den Aufstand aller Muselmänner ge⸗ gen die Pforte zur Folge haben und selbst in der Hauptstadt der Tuͤrkei die Empörung hervorrufen, von der sich bereits einige Symptome zu erkennen gegeben haben. Man hat oft davon ge⸗ sprochen, wie unrecht die Pforte handle, daß sie nicht den Vor⸗ schlägen Mehmed Ali's Gehör geben, aber man hat noch nicht alle die traurigen Folgen gehoͤrig erwogen, die (angeblich) fuͤr sie aus ihrem Starrsinn hervorgehen muͤssen.
Der Vice⸗Koͤnig hat seinem Sohne den Befehl gegeben, Alles zur Vertheidigung Syriens vorzubereiten und während die Kuͤsten Aegyptens mit Kanonen bespickt werden, ist die Syrische Kuͤste in einen wahrhaft furchtbaren Vertheidigungs Zustand ver— setzt worden. Ibrahim Pascha befindet sich jetzt in Marasch, wo er den Gang der Exreignisse abwarten soll.
Mehmed Ali erwartet eine Blokade, allein dies macht ihm (angeblich) keine Sorgen. Er sagte vor kurzem in dieser Bezie⸗ hung: „Meine Proclamationen liegen bereit; sobald ich sie be⸗ kannt mache, werden das Tuͤrkische Reich und alle Muselmaͤnner sich fuͤr mich erheben!“ ;
Gestern kamen zwei Englische Dampfbote, eines aus Beirut, das andere aus Vurla, hier an; das letztere uͤberbrachte Depeschen fuͤr den Britischen General⸗Konsul.
Der Vice⸗Koͤnig ist heute früͤh nach Unter⸗Aegypten abgereist, wird aber zum 14ten von dort zuruͤckerwartet.
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Berlin, 29. Aug. Nachrichten aus Frankfurt und Küstrin zufolge, sind Ihre Majestaͤten der König und die Köoͤ—⸗ nigin am 26sten d. M. im erwuͤnschtesten Wohlseyn durch jene beiden Städte gekommen, wo Sie der allgemeinste Jubel der Bevölkerung empfing. In Frankfurt trafen Allerhöchstdieselben gegen 2 Uhr ein und geruhten die Generalität und Deputationen der beiden Provinzial⸗, so wie der staͤdtischen Behörden zur Tafel zu ziehen. In Kuͤstrin kamen Ihre Majestaͤten um 534 Uhr an. Empfangs, Feierlichkeiten waren uͤberall abgelehnt; die ver⸗ schiedenen Behörden brachten nur ihre Huldigungen dar. Im Tam sel geruhten Allerhoöͤchstdieselben auszusteigen und in dem Parke das Denkmal in Augenschein zu nehmen, welches von dem Besitzer, dem Grafen von Schwerin, Friedrich dem Großen errichtet und am 31. Mai d. J. feierlich eingeweiht worden war.
Koblenz, 25. Aug. (Rb. u. M. 3) Das Dampsschiff „die Mosella“ hat heute fruͤß um 9 Uhr das hiesige Werft ver—
3 Der Korrespondent vergißt, daß dasselbe bereits vor vier Wochen gemeldet wurde.
lassen, um eine Probefahrt auf der Mesel 4 machen. Nachdem das Schi vor Moselweiß eine kurze Strecke weit geschüͤrft hatte und in Len Moselweißer Leien zweimal aufgefahren war, kam es x an Moselweiß vorbei Und war ein Viertel nach 19 Uhr chon an Winningen und Niederfell vorbei. Durch einige heftige Regenguͤsse ist die Mosel seit mehreren Tagen so weit angewach⸗ sen, daß 23 Zoll Fahrwasser vorhanden sind, und es läßt sich an⸗ nehmen, daß die „Mosella“ bei diesem Wasserstande unbeladen, die Fahrt nach Trier machen kann.
Trier, 23. Aug. (Trier. 3) Von den Truppentheilen, welche an den diesjährigen Herbstübungen der 16ten Division Theil nehmen werden, trafen das 9gte Husaren⸗Regiment, das Iste und 2te Bataillon 29sten und das 2te Bataillon 37sten In⸗ fanterie Regiments, heute in den fuͤr sie bestimmten Kantonnt—= rungs-Quartieren bei Trier und Umgegend ein. Morgen haben sämmtliche Truppen Ruhetag. Die Uebungen bei Trier werden bis zum 30sten d. M. dauern, und am 31 sten sammtliche hier anwesende Truppen zu den Feld⸗Mansvern, welche in der Gegend von Hillesheim stattfinden sollen, und woselbst auch die Truppen der 15ten Division am 2ten k. M. ankommen werden, abrücken.
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Wissenschaft, Kunst und Literatur.
; Florenz. Kürzlich wurde hier eine höchst interessante Frese Giotio's, die man verloren glaubte, unter der Tiünche einer ehemaligen Kapelle und jetzigen Gefangenstube in dem alten Podesta⸗Palast (Bar⸗ in. im 13ten Jahrhunderi erbaut) aufgefunden. Sie zeigt das Brust⸗
ild Dante's in der Blüthe seiner Jabre. Nächstens ausführlicher über diesen sür Kunstgeschichte und Verehrer Dantes gleich interessanten Fund. Auch die ven Vasari erwähnten Fresken Giottos in der Ra⸗ pelle Peruzzi (Kirche Santa Croce) will der Kav. B. Peruzzi von dem Kalkanwurfe, den die Barbarei des vorigen Jahrhunderts darüber ge⸗ legt, befreien. Es geschieht überhaupt, ohne diel Lärm, Vieles in Toz⸗ cana für Wiederhersiellung alter Kunstwerke. So läßt der Großherzog mit bedeutenden Keosten die herrlichen Fresken Sxinelli's in der Sa—⸗ kristeĩ von S. Miniato reinigen und die schönen mittelalterlichen Stühle und Schränke daselbst wiederherstellen. Eben so werden die Ghirlan= daie's (Reodolfe's) in der Kapelle des alten Palastes der Nepublit (Falarzo veechio) gereinigt und die Vergoldungen erneunt. (A. 3.)
Discorso sulle servitü e sulla libera proprieta dei fondi in Italia, di A. Coppi. Roma 1840.
Die von der Französischen konstituirenden Versammlung im Jahre 1789 verordnete Aufhebung aller Lehns⸗Verhältnisse und Adi m mn der droits seigneuriaux wurde durch den Kontakt, in welchen Italien bald mit dem revolutionirten Frankreich lam, für das erstere Land eine Maßregel von höchster Wichtigkeit. In denjenigen Provinzen, welche die Franzosen von 1702 an besetzten, zum Theil mit Frankreich sie ver⸗ einigend, zum Theil ihnen unter der Form neumodiger Republiken einen Schein von Unabhängigkeit lassens, wurde dasselbe Prinzip so— gleich in seiner vollen Ausdehnung angewandt. So war es der Fall mit den zum Königreiche Sardinien gehörenden Grafschaften Nizza, Tenda und Benil, welche durch den am 15. Mai 1796 abgeschlossenen Vertrag an Frankreich förmlich abgetreten wurden; so in der Lernbar⸗ dei nach dem Feldzuge von 1796, wodurch sie für Desterreich verloren ging; so im Modenesischen und in den Legationen nach der Gründung der ephemeren Cispadanischen Republik. Auch in den Ländern, welche nicht sogleich auf diese Weise umgewäljt wurden, schritt man zu Maß⸗ regeln hnlicher Art. Der neue König von Sardinien, Karl Ema—⸗ nuel IV., machte in den ihm gebliebenen Staaten des Festlandes den Lehens⸗Verhältnissen ein Ende, indem er das bisherige Lehens.- Besitz⸗ thum in Allodien umwandelte und eine Ablösung der Servitute mit⸗ telst Geldjahlungen verordnete. Ueberdies verbet er die Errichtung
neuer Majorate und beschränkte die Dauer der bestehenden auf zwei
Grade vom dermaligen Besitzer an. In Toscana war schon längst im nämlichen Sinne gehandelt worden. Die Beschränkung der Feudal- Rechte, namentlich hinsichtlich der Gerichtsbarkeit, hatte bereits 1749 unter dem Großherzoge Franz II. (Kaiser Franz L) begonnen, welcher 17851 auch die Vermehrung des Besitzes der sogenannten Todten Haud untersagte. Sein Sohn der Großherzog Peter Leopold, vollendete was unter dem Bater begonnen worden war. Vorerst in Betreff des Land⸗ baues, welchem von 1769 an zahlreiche Verordnungen aufzuhelfen such⸗ ten, welche den freien Verkehr beförderten und verschiedene Servituten abschafften, wie z. B. in der Maremma von Siena das Recht der freien Weide, welches dort dem Grundeigenthümer sehr zur Last iel. Die Frohndienste wurden 1776 abgeschafft, zehn Jahre später alle Präͤ⸗ rogative der Feudatare. Die 1789 verordneie Auflösung der Majorate und sonstigen Fideikommisse, und das Verbot, nene zu stiften, standen mit erwähnten Maßregeln in genauer Verbindung. Im Kirchenstaat waren die Feudal⸗Rechte und Servituten nur in Einjeldingen modifi⸗ 6 worden. Eine Verordnung Clemens XIII. vom Jahre 1765, hin⸗ ichtlich des Holzfällens in den Domaine- und Gemeinde- Waldungen, wurde von Pius Vl. im Jahre 1789 und von Pius VII. im Jahre 1805 auch auf die Privatleuten gehörenden Waldungen ausgedehnt, um das unmäßige Fällen und drehende Ausrotten der Wälder zu bin⸗ dern.) Das Recht der Weide wurde durch Pins VII. 1802 wenig⸗ stens auf solchen Ländereien aufgehoben, deren Besitzer die Urbarma⸗ chung derselben vorhatten. Das Jus lignandi wurde zu gleicher Zeit sehr beschränkt. Anders war im Königreich Neapel verfahren werden, wo die Feudal-⸗Gerechtigkeiten ausgedehnter und mannigfaltiger waren, als vielleicht anderswo. Von ungefähr 2000 Gemeinden standen nur z8a unmittelbar unter der Landes⸗Regierung, alle übrigen waren Ba⸗ ronal⸗Ortschaften. Das Ministerium Tanucci's, den Maximen Peter Leopold's hold, zu denen Karl III. selbst binneigte, fübrte mancherlei er , ,. herbei. Talentvolle Schriftsteller, vor Allen Filan—⸗ gierl unterstiltzten diesen Geist, der während der Gährung der neunzi⸗ ger Jahre so stark ward, daß nur die gewaltsame Gegen⸗Revolution damals das Fendal⸗Sostem vom völligen Untergange retten konnte. So war es in Italien beschaffen, bis Frankreich allmälig die gange Halbinsel, mittelbar oder unmittelbar, sich unterwarf. “) Die Maß⸗ regeln während der Französischen Administration kemmen nun an die
) Die südlichen Provinzen des Kirchenstaats — Patrimonium, Sabing, Latium, Marittima und Campagna — haben gegen 1416 Q Miglien Waldung, wovon beinabe die Hälfte hochstãmmig.
Die Franzosirung Italiens hatte folgende Phasen. ga Jabre 1792 wurde Savoven mit Frankreich vereinigt, als Departement des Montblanc, im Jahre 1793 Nizza und das Fürstentbum Monacos als Departement der See⸗Alpen. Im Jahre 1862 wurde Piemont (schen os abgetreten) mit Frankreich vereinigt und Parma besetzt. Die Li= gurische Republik wurde 1808 en integrirender Theil des Empire fran. ais, und in die Departements Genua, Montengtte und Apenninen etheilt; 180s8 Parma als Departement des Tar. Toscana als
epartements des Arno, des Dmbrone und des Mittelmeers; 1809 der südliche Theil des Kirchenstaats als Derartements der Ti ber und des Thrasimen. So weit die integrirenden Tdeile Franfeein Im Jahre 1o6 entstand die Cispadanische Republik. welche 179: 1 — Tisastinische ward, und die Desterreichische Lembardel. Mantua M= dena, die Legationen, die Venetianischen 3 — auf dem rechten Ufer der Etsch und einige andere Territorien begriff. Ste wurde * i Republik 1802. Königreich Italien 180. Venedig d Dr 1i8os einverleibt, die Marfen 1808. Piambine Und 22 683 5 od Fürstentbümer unter Französischer Ser Sednhertlieh wa . und Carrara 1806 damit vereint; Guastalla 1200 4 — ö stenthum unter denselden Berdßstuiffen Dann Tbeil dee Renn, eben so Benevent und Ponie Cerde Tescann S * 63 obne indeß auffubören, zum Kar etre mn e. m. publifen waren die Liguürische umd 2 mische von j7os. die denopeische von
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