Sa anderer Theil der Meinung des Herrn von Lamartinzs dem r niht beistimmen, ist sein ent hiedener Haß gegen Herrn Thiers und die Ansicht, daß der jetzige Minister an dein jetzigen Dilemma schuld sey. Herr Thiers ist nicht ganz tadelfrei, er hatte aller. dings einige Steine des Anstoßes vermeiden können, die er auf den Friedensweg geschoben hat, und die im Kriege nichts genutzt haben würden, aber der Strom der oͤssentlichen Meinung hatte in Bezug auf diese Frage in Frankeeich schon weit fruͤher dlese Richtung genommen, schon lange vorher, ehe Herr Thiers sie koatrofiren konnte. Als Herr Thier das Ministerium aͤber— nahm, schiffte er sich wie auf einem Fahrzeuge ein Schiff t⸗Capi⸗ tain ein, der sich der Aufgabe unterzieht, dasselbe nach einem ge⸗ wissen Hafen hinzLusteuern, der aber Winden, Strömungen und Klinpen nicht zu gebieten vermag die ihn noͤthigen, seinen Lauf zu andern und manchmal, eines Gturmẽes wegen, selbst eine von einem Vestimmungsort weit abweichende Richtung zu nehmen. Herr Thiers war Englands Freund, und wir bauen noch immer darauf, daß er die Allianz mit uns aufrecht erhalten wird.“ Diese Sprache der gestrigen „Morning Chronicle“ sticht bedeu— te ad gegen die ab, welche dasselbe Blatt noch vor wenigen Tagen gegen Herrn Thiers führte. Es ist daher kaum zu bezwetfeln, daß sest kurzem wieder eine freundschaftlichere Annäherung . — 6 nglischen und dem Franzoͤsischen Kabinet stattgefun⸗ den hat.
Unter den Gruͤnden, welche Frankrelch abhalten müßten, sich in einen Krieg einzulassen, führt die Morning Chronigle in ihrem vorgestrigen Blatte besonders folgende an: „Es ist kein Zweifel, daß in dem Augenblick, wo Frankreich fuͤr eine nicht sehr nationale Sache die Kriegssahne aussteckt, alle seine Hulfs— mittel in den westlichen und sudlichen Provinzen durch den Ein— fluß der unzufriedenen legitimistischen Partei wurden gelähmt wer⸗ den, während in der Hauptstadt und in den Lͤstlichen Theilen die eifrige Kriegs- Partei der Republikaner mit den Bonaparti— sten — nicht Louis⸗Bonavpartisten sich an die Spitze stellen würde. Die Partei der richtigen Mitte in Frankreich kann und darf kei⸗ nen Krieg beginnen. Die Dynastie Orleans kann nur Krieg anfangen, wenn sie sich an völlig andere Klassen und Gesinnungen wendet und eine innere Politik annimmt, die von der, auf die sie sich bisher stuͤtzte, ganzlich verschieden ist. Frankreich kann gegen Europa nur einen Revolutions-Krieg fuͤhren, und einen Krieg dieser Art unternehmen, heißt, sich am Bord eines Branders einschiffen, wo man bei der Ungewißheit, ob man den Feind ver— nichtet, wenigstens die Gewißheit hat, sich selbst in die Luft zu sprengen. Dies sind einige von den Gruͤnden, die uns bestim— menz auf die Fortdauer des Friedens zu rechnen, und diese Gründe erhalten durch den Ton der republikanischen und legiti— mistischen Blätter noch mehr Gewicht; sie verlangen in der That fast alle den Krieg, aber einen Krieg auf ihre eigene Rechnung.“
ö Der Pariser Korrespondent der Tim es erklaͤrt die Anga— ben der Franzosischen Blätter über die Ruͤstungen Frankreichs für gewaltig übertrieben und behauptet, daß alle diese Anstalten zum Triege, die Sendungen von Waffenvorräthen aus Vincennes nach Straßburg und nach den oͤstlichen Departements und andere der⸗ gleichen Dinge bloß in der Eindildung der Journalisten beständen. Sir Charles Wetherell soll nach Hannover gereist seyn, und nach der Angabe von Toryblattern bezöge sich der Zweck seiner Reise auf die Kron⸗Juwelen, ein Gegenstand, der in den hoͤch⸗ sten Kreisen schon ungewohnliche Aufmerksamkeit erregt habe.
Herr David Turnbull ist zum Englischen Konsul in Havana ernannt worden. ;
An hiesigen Geldmarkt ist seit gestern fruͤh wieder eine voͤl⸗ lige Umwälzung eingetreten, veranlaßt durch eine plötzliche Wen dung, welche die Geschaͤfte an der Fonds⸗Börse in Folge der Ab— rechnung in Consols genommen haben. Niemand scheint auf so bedentende Geld Lieferungen gefaßt gewesen zu seyn, wie sie der Ab schluß von Zeitkäufen nöthig gemacht hat. Es mußte daher sehr heher Zins für Anleihen auf Staats- Papiere gezahlt wer— den, und so wurde das Geld anderen Kanälen entzogen, und es war zu Handelszwecken schwer zu erhalten. Die Consols sind in den letzten drei Tagen wieder um eben so viel, nämlich um 3. pCt, gewichen, als sie in den drei vorhergehenden Tagen ge— stiegen waren. Doch hatte dies Sinken eben nur einen lokalen Grund und stand in keiner Beziehung zu den allgemeinen politi⸗ schen Verhälmnissen, die im Gegentheil ein immer beruhigenderes Ansehen gewinnen. Zwar ist noch nichts weiter über die neuen
Instructionen verlautet, welche Herr Guizot angeblich empfangen daben sollte, doch ist man erfreut, aus den Pariser Zeitungen wenigstens so viel zu sehen, daß die uͤbertriebene Aufregung sich dort 8 bedeutend gelegt hat, und daß dem Franzoͤsischen Pu⸗ blikum die Auzen aufgehen über die Leichtgläubigkeit, womit es sich von den Machinationen listiger Spekulanten hat bethoöͤren lassen, denen es auf diese Weise gelungen, durch die Differenz⸗ Zahlungen irn Handel mit Staats, Papieren enorme Summen an fich zu reißen. Man hofft nun bald die freundlichen Beziehun⸗ gen zwischen England und Frankreich vollkommen wiederhergestellt
zu sehen. In der Ein und Ausfuhr des Londoner Hafens hat eine beträchtliche Zunahme stattgefunden. Man hofft im Allgemeinen, daß die Handels-Geschaͤfte sich zu bessern fortfahren werden. Es wird jedoch bemerkt, daß besonders die zum Kriegs⸗Material ge— zFrigen Artikel sehr gesucht und im Steigen find, namentlich r, Hanf und Linnen. . Nach dem Morning Advertiser beachsichtigt die Regie—⸗ rung, in allen Häfen Buͤreaus fuͤr Anwerbung von Matrosen errichien zu lassen· Es heißt auch, daß 34 — 1005 Mann Infan⸗ terie, ein ansehnlicher Artillerie Park und ein neues Geschwader den Vefehl erhalten hätten, sich nach Syrien zu begeben. Schon fallen mehrere Schiffe nach Aegypten abgegangen seyn. Driese aus Malta melden die Abfahrt der Linienschiffe „Bembow“ und „Revenge“ und der Brigg „Zebra“ nach der Levante; diese Schiffe haben 4 Malta 53 = 6009 Flinten und eine Menge Kriegs, Munition eingeschifft, die, wie man sagt, är Syrien bestimmt sind. Man versicherte ferner, Admiral Stopsord habe seine Instcuctionen für die Vellziehung des Ver— im Falle einer Weigerung Mehmed Alis bereits erhalten. Standard sagt: „Das Publikum wird durch die Nach— aus Alexandrien vernehmen, daß die Lage Mehmed Ali s unerfreuliche Krisis erreicht hat. Trotz des Zuredens kreich weigert sich der Pascha hartnäckig, den Forderun⸗ gen der vier Machte zu gehorchen, und er steht im Begriff, ih⸗ angsmaßregeln einen verzweifelten, obwohl gewiß nutzlo⸗ sen Widerstand entgegenzustellen. Die Blokade wird, wie es heißt, am 30. August beginnen. Die Zusicherung, daß Frank⸗ reich 6 neutral bleiben werde, hat ihn zu dem Glau—⸗ ben verführt, daß er mit den anderen Mächten wohl fertig wer⸗ den känne. Er scheint auf seine Vertheidigun gs Maßregeln einen Gead von Zuversicht zu setzen, den sie gewiß nicht rechtfertigen werden. Er wird, wie wir fürchten, seinen Irrthum erst dann en, wenn es zu spät ist. . s Morning Ehron iel, meldet, daß der ehrenwerthe
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Theil der Septembristen nicht an der Lissaboner Emeute Theil enommen habe, fondern daß dieselbe ganz und gar von einigen Fr d ibaen ausgegangen, die ohne alle Ge seyen. Der Derzog von Pammella schlen wegen des Aufruhrs eunruhigt zu seyn und blieb im Lissaboner Klub, indem er (ich selbst in seinem eigenen Hause nicht far sicher hieli, bis der Spanische Gesandte Nachfrage nach ihm that und ihn wohlbehalten in das Gesandt⸗ schaftä Hotel schickte, wo er die Nacht zubrachte. Am Mergen ward ein geheimer Aaent ausgeschickt, um zu sehen, ob Alles sicher und ruhig sey. Hier in London hat denn auch die Nachricht von dem and-⸗Versuch zu Lissabon eher eine guͤnstige als un— ünstige Wirkung hervorgebracht, weil man überzeugt ist, daß der⸗ fan nicht wenig zur Vefestigung des jetzigen dinisteriums bei⸗ tragen und daß dieses, nachdem es ein so bedeutendes Vertrauen ⸗ Votum auf vier Wochen von den Cortes erlangt, nun auch guͤn— stige finanzielle Beschlüsse von denselben zu erwirken im Stande seyn werde. . ; . Der Spectator macht darauf aufmerksam, daß die Ferien des Englischen Parlaments in der Zeitungswelt noch besonders durch das Ausbleiben eines leitenden Grundtones fühlbar wur⸗ den, so daß das lesende Publikum gar nicht mehr wisse, auf welche der vielfachen ihm vorgetragenen Ereignisse es selne Ge— banken nun vorzugsweise zu richten habe. Um diesem Vedurf— niß für die letzten sieben Tage in etwas abzuhelfen, versucht es das genannte Blatt, die bedeutendsien Vorfälle zunächst der inne— ren Englischen Politik kurz zusammenzustellen, und nennt als solche O Connell Repeal⸗Versammlungen, die Gegen Versamm⸗ lung der Ulsterschen constitutioncsten Associgtion und die von Herrn Charles Attwood veranlaßten Chartisten⸗Versammlungen zur An— klage Lord Palmerston e. In Birmingham hat Herr Attwoed bekanntlich hiermit nicht viel ausgerichtet. Mehr Erfolg hatte er in Neweastle und Carlisle. An ersterem Ort wurde wenigstens eine Adresse voll Freundschaftsbetheurungen an den König der Franzosen und an (letzterem ct folgender Beschluß an— genommen: „Die Versammlung ersieht mit Furcht und ünwillen die Unterbrechung unserer freundschaftlichen Bezte— hungen mit Frankreich. Diese Unterbrechung ist durch die geheimen Intriguen herbeigeführt worden, die zwischen dem Eng— lischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten und Rußland statigesunden haben. Die Versammlung glaubt dem braven Fran— zoͤsischen Volke die Versicherung ertheilen zu müssen, daß die Eng, liche Nation lebhaft die Beleidigung bedaure, die ihr und ihrem Ministerium, das stets eifersuschtig darauf war, die Englische Al̃ lianz zu erhalten, angethan worden ist.“ Der „Spectater“ meint übrigens, daß, wenn Lord Palmerston keine anderen An— griffe, als diese, zu bestehen habe, er wohl ruhig auf seinem Po— sten verbleiben werde. — . Der Advokat Orferd's, Herr Pelham, will am nächsten Mi— chaeltstermin bei dem obersten Gerichtshof auf Untersuchung und Umsturz des fruheren Urtheilespruchs über seinen Klienten antra— gen. Zugleich beschwert er sich darüber, daß ihm die Regierung die Zahlung fuͤr die Vertheidigung des Angeklagten verweigert habe, wahrend doch Orford's Mutter nicht im Stande sey, die Kosten zu tragen Der Gouperneur des Irrenhauses von Bedlam, Sir Peter Laurie, soll uͤbrigens erklart haben, er sey überzeugt, daß Oford nicht lebenslänglich werde festgehalten werden. In demselben Irrenhause ist auch der Fanatiker Martin eingesperrt, der den Yorker nster in Brand gesteckt hat. Die Malta Times enthält folgendes Schreiben aus Ta⸗ bris vom 18. Juli: er Handel ist ziemlich lebhaft, und es wurden bedeutende Einkäufe zemgcht, da man einen baldigen Bruch zwischen Persten und der Türkei erwartet. Der Schach befand ch in der Nahe vont Hamadan, wohin er sich begiebt, um scine Armer zu rekrutiren. Die Seiden Aerndte in Tschilan ist sehr reichlich ausgefallen, aber fur die nachst. Zeit können auf diesem Wege keine Waaren versendet werden.“ Da sselbe Blatt meldet aus Bagdad vom 14. Juli? „Die Engltschen Dampf⸗ bzte, welche den Tigris und Euphrat befahren, kommen regel— maͤßig in sechs Tagen in Bassora an. Während der letzten Fahr⸗ ten machten die e, der Wuͤste einen Angriff auf dieselben, wurden aber von den sechs Kanonen eines jeden Dampsbootes so empfangen, kaß sie es wohl nicht so bald wieder wagen wer den. 6 . Der Capitain Napier, welcher das Linienschiff „Powerfull“ kommandirt, ist zum Kommodore ernannt worden. Als Gegensatz zu den von O Connell veranlaßten Repea! Versammlungen hielt der große Reform Verein von Ulster in Ir⸗ land am 15. August zu Beifast seine erste vorbereitende Versamm— lung; die erste wirkliche Versammlung ist auf kommenden 18. September festgesetzt. Der leitende Gedanke dieser Gesellschaft, die im vergangenen Fruͤhsahr zu London im r Lord Charle⸗ mont 's gestiftet wurde, ist Verknüpfung der Irlindischen efor⸗ mer mit den Englischen und Schottischen zu dem Zweck, daß zwischen ihnen in Bezug auf die Erhebung Irlands zu gleichen politifchen Berechtigungen mit England und Schottland eine ber⸗ einstimmende Handlungsweise eingeführt werden moge. Dieser Grundsatz tritt dem O Connellschen Reveal System geradezu ent— gegen, wie sehr anderweitig auch die Ulsterschen Reformer den Anhängern O Connell's in dem Vestreben, die Irlaͤndischen Wäh⸗ ler in e dun) allee ihrer politischen Rechte zu schuͤtzen, zu begegnen suchen. Die Reform ⸗Association zählt uͤberdies viele Ir⸗ landische Protestanten und Dissenter unter ihren Mitgliedern, waͤhrend die Repeal Association bloß aus Katholiken besteht. Jener Ge⸗ gensatz zu dem Repeal⸗System bildete d shalb auch in der ange⸗ zeigten Versammlung eine der am umständlichsten besprochenen Hauptfragen. e,, ,. rowford unternahm es in einer langen Rede, England und das Unterhalts gegen den Vorwurf, zu vertheidigen, daß beide in der That nie geneigt gewesen wä— den und nie geneigt seyn warben, 3 volle Gerechtigkeit wi⸗ derfahren zu lassen. Er suchte zuer nachzuweisen, daß die Weg⸗ lassung der Appropriations-Klausel in der zehnten⸗Vill nicht, wie man behaupte, vom Unterhaus herrühre, sondern demselben von den Lords, die jene Klausel vier Jahre hinter einander verwor⸗ fen, aufgezwungen worden sey, und zwar so, daß nicht nur alle damaligen liberalen Irländischtn. Mitglieder des Unterhau— ses, unter Anführung O Connell s, in Annahme der der— maßen verstüͤmmelten? Vill eingewilligt, sondern auch die meisten derselben, O Connell an der Spitge . der Mo— tion des Herrn Ward, auf Einschaltung jener Klausel, geradezu entgegengestimmt. Eben so, behauptete Herr Crawford ferner, seyen auch verschiedene Amendements zu der Irlandischen Muni⸗ zipal⸗Bill von Irlandischen 2 angegriffen worden, und an dem Nichtdurchgehen der Maßregel fuͤr Ausdehnung des Wahlrechts, welcher Lord Morpeth bloß deshalb entgegengetreten, weil er den Zeitpunkt nicht gerade fuͤr den passenden gehalten, seyen wenigstẽns die liberalen Irlander eben so sehr, wo nicht noch mehr uld gewesen, als die übrigen Mitglieder des Par⸗ laments, indem von den Englischen Mitgliedern l, von den, Ir,
Üändischen nur 33 dafhr gestimhat, 25 Irländer aber aus Mach . Ee sich gar nicht 52 Von diesem den Irländern
vorzuwersenden Mangel an parlamentarischem Eifer bei Irländi⸗ schen Reform⸗Gesetzen ging Herr Crawford sodann auf Nachwei⸗ sung einer noch großeren Nachlässiakeit über, die sich seine liebe ralen Landsleute bei Behandlung Englischer und allgemeiner Re— sorm⸗Gesetze hätten zu Schulden kommen lassen.
„Ich zweifle nicht“, fuhr der Redner dann fert, daß dieses apa⸗ tbische Betragen von Seiten der Irländischen Mitglieder eine der Haupt⸗ ursachen gewesen isl, welche die Slanley⸗Will so weit brachten, weil die Ir⸗= sländischen Mitglieder sich bei Englischen Fragen so nachlässig benemmen hatten, wurden die Englischen über Irländische Fragen gleichgültig und desbalb hatte Lord Stanlep so nnerwartete Majoritäten. Es ist des⸗ balb im sirengsten Interesse Irlands, wenn wir üns mit den Freunden der Freiheit in Größbritanien zu einer wechselseitigen Bewegung ver⸗ bünden und allgemeine ähnliche Maßcegeln für die Ausdehnung der Rechte, Freiheilen und Wahlprioilegien in den drei Ländern en werfen. Wenn wir den Engländern nicht helfen, wie können wir Hütfe von ihnen erwarten? Wir haben alte eine] gemeinsamen Feind das ist das Oberhaus und die mit demselben verflüspfte Torvistische Minerität im Unterhause und der Widerstand gegen diesen Feind kaun uns nur ge⸗ lingen, wenn wir alle unsere in den drei Theilen des Königreichs zer⸗ sireuten Kräfte zu einem einzigen Bunde vereinigen.“ ;
Herr Crawford legte sodann der Versammlung den Plan aber die Verfassung des Vereins vor. Die Subseription soll 19 Shilling jahrlich betragen; der Präsident, Vier -Prasident und Schatzmeister, so wie ein leitender Ausschuß, sollen jährlich 9 wählt werden; der leitende Ausschuß soll Unter Ausschusse eln⸗ setzen, und von diesen verschiedenen Aueschussen sollen alle Vor⸗ schläge der einzelnen Mitglieder zur Beförderung des Plans der Gesellschaft in Berathung gezogen werden, ehe man sie der Ge⸗ neral-Versanimlung zur Annahme mittheilt. Alle diese Vorschläge wurden von der Versammiung mit Einstimmigkeit angenommen.
O Connell's Repeal⸗Agttation wird immer heftiger und ér⸗ streckt sich selbst auf England, wo er zunachst die hier lebenden Irlander fur leine Zwecke zu gewinnen, zugleich aber auch, wo möglich, auf die Englischen Radikalen und Chartisten einzuwirken sucht, um seinen Anhang zu verstarken. So hat er unter Ande⸗ rein auf den gestrigen Tag in Liverpool, wo er von Irland m⸗ gekommen ist, eine öffentliche Versammlung veranstaltet, über de⸗ ren Resultat indeß noch keine Berichte vorliegen. Diese Repral⸗ BVerfammlung sollte un Königl. Theater zu Lrwerpool stattfinden, und es war darauf abgesehen, daselbst ebenfalls eine Repegl⸗Asso⸗ ciation zu organistren. Dem Iclandischen Haupt ⸗· Reveal Verein haben sich kürzlich das Parlaments-Mitglied Henry Grattan und auch ein Peotestantischer Geistlicher, Herr Growes, angeschlossen. Den Ersteren scheint O'Connell bereits zum Sprecher des wieder— uerweckenden Jrländischen Parlaments ausersehen zu haben. Ber Letztere sist der erste protestantische Geistliche, der dem Vekein beigetreten, doch wird bemerkt, daß kr won allen feülheren Agitatlons⸗-Vereinen O' Connells angehoͤrte. Er tst der Versasser eines Trauerspiels, welches, von der liberalen Par tei begäͤustigt, vor einiger Zeit zu Dablin mit ziemlichem Erfol aufgeführt wurde. Die ministeriellen Blatter fangen nun au, allmälig an, wieder polemisch gegen O Connell aufzutreten und so scheint denn ein Bruch zwischen ihm und dein Ministerium kaum noch zu bezweifeln. Man wied sich auch erinnern, wit geringschäͤtzig O Con ell neulich uber Lord Palmerston's Haltung in der ortentalischen Frage sich aussprach. Indeß will man doch, wie es scheint, sich noch nicht geradezu gegen O Connell erklären, und der ministerielle Globe erklart sogar heute, daß in dem bisherigen Verfahren O' Connell's durchaus nichts gesetzwidriges liege, was die Regierung berechtigen könnte, dagegen einzuschrei⸗ ten, so tadelnswerth und bedauernswürdig dasselbe auch sey. Das genannte Blatt troͤstet das Englische Publikum damit, daß O Eonnell sich gewiß keinen Erfolg bei seiner Aaitation zu ner— sprechen habe, möchte dieselbe nun aus finanziellen Mot ven ent⸗ springen und auf die nächste Einsammlung der dekannten Rente für O'Connell einwirken sollen, oder möchte sie die Frucht einer krankhaften Agitationé⸗Sucht seyn.
— In einem von der Leipziger Allgemeinen Zeitung mitgetheilten Schreiben aus London vem 3. August wird über eine zu erwartende Verschmelzung der Parteien und äber O Con⸗ nell's jetzige Stellung zu den Ministerium Folgendes berichtet:
„Tie Whigs, gedrängt von den Angriffen der Tories, seuen dem emäßigteren Theile der Letzteren mit BVorschlägen euigegengelommen seyn und dies zu beiderscitigen Zugeständnissen geführt baben. Man spricht ven dem Vervortreten ciner Verschmel unge -⸗Partei der beider⸗ seitigen Geuäßigten in der näqchsten Sessien, unter der Bezeichung due en's wart (Königliche Parteih mit durchaus koönserrgtiven Tendeu⸗ en gegen organische und politische Refermen, aber mäßig freisinnig husick ch der Verwaltungs-Maäßregeln. Ferner heißt es, der Herzog von Beaufort werde an die Sielle des Lerd Ebringten zum, Lord⸗ Lieutenant von Irland ernannt werden. Beaufort ist zemähigt fonser⸗ bativ; diese Ernennung wäre dann der Preis, für welchen man die Kenzessionen von der Dopesition getauft bälle. Sicholich ist nach; dem nun auch der lange Sireit über die Irlandische Nunizipal⸗ Bill beendigt ist, kein großer Unterschied mehr zwischen Whigs und ge⸗ mäßigten Tories. Die raditale Partei ist Wänzlich geschwächt, und eitdem nun auch noch der Tod des Lord Durham hinzugelommen ist, so erscheint sie selbst wie abgesterben. Manche derjenigen Radika⸗ len, die Einfluß haben, lassen jetzt die Kolonial⸗Interessen ihre Haupt⸗ sorge seyn. on Seiten der Radikalen wäre also nicht viel zu be⸗ fürchten. In dieser Hinsicht ist den Ministern gegenwärtig ziemlich freier Spielraum gelassen. Aber Irland, d. h. OD Connell! Bieran könnte sich der ganze Plan zerstoßen. Man hat O'Connell ju viel
ugetraut, wenn man glaubte, daß er sich eine konservatiwe Verwaltung in Irland, wenn schon mit dem Versprechen, daß dadurch gar keine wesentliche Veränderung in dem bisherigen Verwaltungs⸗Spsteme vor sich gehen sollte, so ehne Weiteres gefallen lassen würde. Je größer die polilische Ruhe in England gegenwärtig erscheint, desto gewaltfger dreht in Irland ein neuer Sturm, und es wäre leicht möglich, daß sich in nicht gar langer Zeit herausstellte, wie man bin Gr r ing. nur von der DObersläché betrachtete, wenn man geglaubt hat, es sey den Whigs gelungen, Irland zu beruhigen. Schan die „Morning Chronicle“ beweist, daß sich der Himmel bplötz= lich gar sehr getrübt haben muß, wenn man die in den let ten Wechen vor sich gegangene Veräuderung in seinem Tone binsichtlih O'Connell 's, die polemisirenden Artikel gegen dessen auf= wiegelndes Geschrei nach Repeal bemerkt. Man müßte blind sepn, wenn man nicht sähe, daß eine bedeutende Kälte und Spannung jwi⸗ schen den Ministern und D' Connell einzetreten ist, und daß die 8 ren sich in keiner geringen Unruhe wegen des Letzteren besinden. Je⸗ denfalls geht SCennell bei seinen pointijchen Verkchwmungen viel tiefer und weiter, als die Meisten bei ihm , mögen. Er hat die Repeal-ölgitatjon mit größerem Ernst als früher begonnen. In der Uister⸗Reform⸗-Association, die besenders von Sharman Crawford gelei⸗ tet wird, seinem bekannten Gegner, und die Vereinigung mit den Eng⸗ lischen Liberalen in gemeinschaftlichen Reformbesirebungen verlangt, wird ihm zwar eine Diversion gemacht; dieselbe hat aber nicht viel ju bedeuten, denn O'Connell hat die Masse des Volks für sich und . die fatholische Geisilichkest immer mehr in die nationalen Interessen hinein. Auch tritt er keinesweges feindselig gegen jene Gegen⸗Associa⸗ tion auf, sendern läßt ihre Wirfsamkeit neben der seinigen bessehen. Was O'Connell zunächst durch seine neuerdings wieder erhobene Re⸗ peal-Agilatien bereits erreicht hat, ist: stärkeres Hervorheben des na⸗ lionalen und religiösen Gegensatzes zwischen den beiden Ländern und empfindliches Mahnen an die Macht, die er in seinen Händen hat. Die Aufregung sst, des Standes der auswärtigen r e r nn, gerate setz um so unangenehmer, und S' Connell, der nur sein Irland
at, lönnte bel dem Zerwürfnisse mit Frankreich Veranlas⸗ 111 daß das hiesige Kabinet zuletzt doch noch nachgiebiger kärbe. Lord Rormanbr, dessen Besuch in Irland, antündigt i. soll u dem Zwecke dahin gehen ju beruhigen und D Connell's Aufwiege⸗ ung entgegen zuarbeiten. Es ist abzuwarten, was er ausrichtet. Un⸗ bestimmtheit, ö unerwartetes Kehren und Wenden der Partei⸗ Fh sst gegenwärtig der Charalter hiesiger VBerhällnisse. Daher ist auch nicht ju ersehen, ob nicht O Connell's Anstrengungen vielleicht das ganze Berhlitniß zwischen Whigs und Konservativen wieder zu Grunde richten werden; oder inan mi ße denn enischlossen seyn, äußer⸗ sien Falls wieder zu dem Zwangs⸗Spsleme der Verwaltung des Lord
Grey zurückjulehren.“
Nied er lande.
Aus dem Haag, 29. Aug. Die offentlichen Berathungen der zweiten Kammer uber die Veraͤnderungen des Grundgesetzes würden in der gestrigen Sitzung fortgesetzt. Es ließen sich zehn Redner vernehmen, von denen sechs gegen und nur vier für die vorliegenden Gesetz⸗ Entwürfe sich aussprachen. Die Gegner meinten im Ganzen, daß es besser ware, ein so gebrechliches Werk zu verwerfen, als die Moglichkeit abzuschneiden, etwas Besseres zu erlangen. Sie erkannten saͤmmtlich eine große Schwierigkeit darin, uͤber die Interessen der Einwohner des Herzogthums Limburg zu urtheilen und * entscheiden, ohne daß die Vertreter dirses Gebietes an den Arbeiten der Kammer Theil nehmen. Sie erinnerten, daß ähnliche Umstande fruͤher zu traurigen Zwi— stigkelten in Belgien Anlaß gegeben hätten. Außerdem aber ge⸗ naten die vorgelegten Entwürfe weder den Forderungen der Zeit noch den Bedürfnissen des Landes. Früher oder spaͤter werde man doch die allgemeine Revision vornehmen mmuͤssen, welche jetzt ver⸗ langt werde, dann wurden vielleicht minder ruhige Zeiten als jetzt einge⸗ treten seyn, und so ware es wohl so besser, lie ber setzt dazu zu schreiten. Die Vertheidiger der Gesetz Entwürfe meinten im Ganzen, daß, wenn sie auch Manches an denselben noch auszusetzen hatten, sie doch, um der Spannung und Unsicherheit, die aus dieser Nevi— sion der Gesetzgebung entspringe, ein Ende zu machen, fuͤr An— nahme derselben stimmen würden. Die Regierung und das Land bedärften vor Allem der Ruhe und Ordnung, um des Landes Juteressen zu wahren und insbesondere seinen sinanziellen Zustand u reguliren. lleberdies ey das Grundgesetz nur ein menschliches
erk, das auch in der Zutunft, wo es noch mangekthaft befun— den werde, verbessert werden konne, und so brauche man keines— weges jetzt schon das Veolltommenste und Vollendetste herstellen zu wollen.
Danemark, Kopenhagen, 28. Aug. Gestern Vormittag um 19 Uhr segelte die Fregatte „Bellona“ ab, um ihre Reise um die Spitze ven Suͤd⸗ Amerika anzutreten. Sie ist das erste Daͤnische
Kriegsschiff, welches das Tap Horn passirt und sich bei den
westlichen Kusten von Suͤd⸗Amerika zeigt, wo inzwischen die Daͤ— nische Handelsflagge durch die thätigen Frachtfahrer von Apen— rade schon seit längerer Zeit bekannt war. Die „Bellona“ wird übrigens den nämlichen Weg wieder zuruͤckkehren, den sie jetzt nimmt.
Die Frauenkirche ist in der letzten Zeit wieder mit Schaäͤtzen von Thorwaldsens Hand bereichert worden. Im Halbzirkel über dem Altar ist sein Fries „Christi Wanderung nach Golgatha“ aufgestellt, und obschon derselbe ziemlich hoch angebracht ist, so daß die Gesichtszuge der Figuren nicht ganz deutlich hervortreten, nimmt derselbe sich doch vornehmlich im Ganzen, herrlich aus; er ist 36 Ellen lang und 3 Ellen hoch und zählt 69 Figuren, mit Christus, der das Kreuz trägt, in der Mitte, Pilatus, der seine Hände waͤscht, au der einen außersten Seite und den Auf— gang nach dem Berge an der anderen. Außer diesem großen
ries sind zwei besonders schoͤne kleine Basreliefs in Marmor ber zwei Armenblöcken angebracht, die auf jeder Seite des Vor— dertheils der Kirche stehen, und endlich ist man auch damit be— schäftigt, ein Basrelief, 21 Ellen lang und 2 Ellen hoch, „Christi 566 in Jerusalem“ vorstellend, uber dem ersten Eingang zur Kirche, innerhalb des Saulenganges, aufzustellen.
Deutsche Bundesstaaten. annover, 31. Aug. Se. Majestaͤt der Konig sind gestern von Celle hier wieder eingetroffen. — Die hiesige Zeitung enthält die „Bahn⸗Ordnung fuͤr die Eisenbahn von Braunschweig nach Harzburg“, über welche eine Vereinbarung mit Braunschweig stattgefunden hat.
Kassel, 17. Aug. (A. 3.) Die Aussteckung eines Bahnho— ses vor dem Weserthor ist uns ein erfreuliches Zeichen, daß es endlich bei uns mit den Eisenbahnen Ernst zu werden beginnt Mehr und mehr erkennt man in unserer Hauptstadt sowohl, als im ganzen Lande, zu welcher wichtigen Bestimmung wir in Folge eines allgemeinen Deuischen Eisenbahn⸗Systems berufen sind. Offenbar wird Kassel im System der Deutschen Eisenbahnen werden, was Mecheln im Belgischen ist. Auf diesem Punkte werden die wichtigsten Nationalrouten sich kreuzen. Von hier wird man westlich uͤber Lippstadt nach Köln, noͤrdlich nach Preu— 6 Minden, also nach Bremen und Hamburg und ohne Zwei— fel spaterhin auch nach Muͤnster, längs der Ems bis Emden und 6 gehen; eine nordoöͤstliche Route wird uͤber Preußisch
en, Hannover und Braunschweig nach Magdeburg, und eine suͤdsstliche uͤber Eisenach und Erfurt nach Halle und Leip—
führen; sodann eine suͤdliche uͤber Eisenach, Meiningen und oburg nach Bayern (uͤber Bamberg), und endlich eine west— suͤdliche nach Frankfurt a. M. Somit wird Kassel den Knoten eines Straßen⸗Systems bilden, welches Hamburg, Bremen, Em, den, Köln, Frankfurt a M., Nuͤrnberg, Leipzig, Magdeburg, Berlin und Stettin mit einander verbindet. Ohne Zweifel er— kennt unsere Regierung die Wichtigkeit dieser Bestimmung, und daß sie bei den Ständen mit allen auf ihre Erfuͤllung abzte— lenden Vorschlägen Anklang sinden wird, daran ist nicht im mindesten zu zweifeln. Sollten auch anscheinend große Opfer von Seiten des Landes erforderlich seyn, Opfer sind in dem vor, liegenden Fall immer der Art, daß ihnen zehnfacher Segen auf dem Fuße folgen muß. Schon die Anlage der Werke wird un— ermeßliche Summen aus den großen Geldmärkten nach unserem Lande ziehen, und unseren Acker, und Bergbau so wie unsere Fabriken, Manufakturen und Gewerbe beleben. Unter allen oben angeführten Routen befindet sich keine einzige, die nicht von na— tional , ja keine einzige, die es nicht doppelt und dreifach ö. so ist z. B. die Route nach Frankfurt zugleich eine suͤdnörd— 2 und eine ostwestliche, die nach Lippstadt zugleich eine westliche, ne nördliche und nordwestliche, die von Eisenach zugleich eine ; und eine nordsuͤdliche. Daß sie reichlich rentiren wer— diese Routen. und daß der Staat, weit entfernt, Verluste
sich bei zweckmäßiger Einrichtung noch uͤberaus be—
6 g fi hniel⸗ Gewinnste wird sichern konnen, liegt demnach
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— — Deßau, J. Sept. Die Eisenbahnstrecke von Deßau nach Cöthen ist am 31. August eröffnet worden. Die in Deßau anwesende Direction der Berlin⸗Anhalischen Bahn empfing Se. Durchlaucht den Herzog von Anhalt-⸗Deßau um 9M, Uhr auf dem festlich geschmuͤckten Bahnhofe, wo Se. Durchlaucht mit leb— haftem Enthusiasmus begrüßt wurde, und sich auch die hohen Behörden des Landes eingefunden hatten, deren umsichtiger Schutz nicht wenig zur Förderung des Unternehmens beigetragen hat. Nachdem sich Se. Durchlaucht die Mitglieder der Eisenbahn— Direction hatte vorstellen lassen und sich aufs leutseligste mit Ei— nigen derseiben, so wie mit einigen Ehrengaͤsten, namentlich dem Ober ⸗Buͤrgermeister von Berlin, Herrn Krausnick, und dem Herrn Kommerzien⸗Rath Busse aus Luckenwalde, unterhalten hatte, ge⸗ ruhte derselbe die Fahrt bis zur Gränze in dem von Berlin ein— getroffenen Wagen erster Klasse mitzumachen und von der Direc— tion die Herren Bloch, Bode und Buck einzuladen, Platz in dem von ihm besetzten Coupè zu nehmen. Eine Deputation der An— halt ⸗Cothenschen Regierung, der Herr Regierungs⸗Rath Vierthaler an der Spitze, empfing den Zug an der Granze, in der Nahe einer daselbst errichteten Ehrenpforte, und die Anrede des Herrn Vierthaler wurde Namens der Direction auf angemessene Weise von Herrn Bode beantwortet. In Cöthen laäggte der Zug in 27 Minuten an, den verschiedenen Aufenthalt abgerechnet, und die hier befindlichen Cöoͤthenschen hohen Staats-Beamten luden Namens Sr. Durchlaucht des Herzogs die Direction und sammt— liche Ehrengäste, welche sich in großer Zahl aus den naheliegenden Städten Anhalts und Preußens eingefunden hatten, zu einem Dejeuner ein. Am Schlusse desselben erschien Se. Durchlaucht der Herzog und dessen hohe Gemahlin. Mit enthusiastischem Zuruf von den Anwesenden begrüßt, geruhte Höchstdersetbe sich die sämmtlichen Mitglieder der Direction, die anwesenden Ehren— gaͤste und die Ingenieurs der Bahn vorstellen zu lassen, und sprach wiederholt seine Freude über das Entstehen des Unterneh— mens und die Befriedigung aus, welche Ihnen die Ausfuhrung dessel⸗ ben gewährte. Der Herr Regierungs⸗Rath Naumann, Kommissa— rius der Koͤnigl. Regierung in Magdeburg bei der Magdeburg— Leipziger Bahn, und der Spezial-Bevollmachtigte derselben, Herr Cestenoble, wurden gleichfalls von dem hohen Herrscherpaare aufs Huldvollste angeredet. Se. Durchlaucht geruhten zuletzt sich ein Glas Wein reichen zu lassen und das Wohlergehen der Unter— nehmer, Beförderer ünd Erbauer der Bahn auszubringen. Von den Cöthenschen Staatsbeamten begleitet, ging der Zug nach Deßau zuruͤck, woselbst er nach 26 Minuten eintraf. Das Mittagsmahl wurde in dem schöͤnen Konzert-Saale des Herzogs eingenommen, wozu Seitens Sr. Durchlaucht die anwesenden Direktoren, Ehren⸗ gaste und Repraͤsentanten eingeladen waren, und woselbst mit freundlicher Zuvorkommenheit die hohen Staats- Beamten Dehau s den Gaästen entgegenkamen. Die ausgebrachten Toaste und die gehaltenen Reden hekundeten eben so sehr treue Ergebenheit fuͤr die Herrscher der Länder, deren respektive Unter— thanen hier sich vereinigt sanden, als Liebe zu dem gemeinsamen Deutschen Vaterlande. Ein jeder, der bei der ersten Fahrt den trefflichen Bau der Berlin-Anhultischen Bahn bewundert hatte, freute sich uͤber die verdiente und ehrenvolle Anerkennung, welche den Erbauern derselben zu Theil wurde. Die Qber⸗Ingenieurs Rosenbaum und Mohn, so wie saͤmmtliche bei der Bahn und der Ausführung der Gebaude angestellte Ingenieurs und Beam⸗ ten haben Beweise von Tüchtigkeit gegeben, Kzelche man noch vor fünf Jahren Englaͤndern, Franzosen und Belgiern vorbehal— ten glaubte. Die schwesterliche Magdeburg, Leipziger Bahn, welche an diesem Tage ihre Freude durch Bekraͤm ungen Des Bahnhofes in Coöthen an den Tag gelegt hatte, ist nickt minder ein Erzeug— niß jener Deutschen Thätigkeit, welche unserem Vaterlande zur groͤßten Ehre gereicht. Nach dem Mahle wurde eine neue Fahrt veranstaltet, welche in 25 bis 25 Minuten von statten ging und von einem Flor schoͤner Damen verschoͤnert ward. Ein Fackelzug der Deßauer Buͤrgerschaft, dem Herrscher und den hohen Staats— beamten dargebracht, beendeten den Tag; so wie auch noch eine Beleuchtung des von den Direktoren bewohnten Hotels stattfand. Referent verließ Deßau 10 Uhr Abends, und fand die Landstraße überall von einem freudig bewegten Volke bedeckt. So klein auch diese Bahnstrecke ist, so duͤrfte sie dennoch den Verkehr zwischen Berlin, Leipzig und Dresden wesentlich erleichtern, wenn, wie bereits in Deßau angekündigt wurde, eine schnelle und prompte Verbindung zwischen Wittenberg und Deßau bereits hergestellt und bald eine großere Ausdehnung gewinnen wird. Jeder wird mit Vergnuͤgen dem schoͤnen Wörlitz einige Stunden weihen und das Land bereisen, dessen Fruchtbarkeit durch die weise Fuͤr⸗ sorge seiner Fuͤrsten so sehr gesteigert worden ist.
Oe sterreich.
Wien, 28. Aug. In Linz ist am am 14ten d. M. die ir— dische Huͤlle des wenige Tage vorher im Sl sten Jahre seines Alters verstorbenen General-Feldzeugmeisters a. D., Wirklichen Geheimen Raths Richter von Binnenthal, feierlich zur Erde be— stattet worden.
Span en.
Madrid, 21. Aug. Die Hof-Zeitung enthaͤlt nachste— hendes aus Barcelona vom 2ten datirtes Königliches Dekret: „I. Das am 30. Mai 1833 erlassenen Dekret in Betreff der aufgedrungenen, mit Huͤlfe der Franzoͤsischen Armee gebildeten Regentschaft, wird fuͤr Null und nichtig erklärt, dagegen wird dassenige Dekret wieder in Kraft gesetzt, welches die Cortes am 22. Juli desselben Jahres zu Gunsten des Generals Don Jose de Zayas, der Anfuͤhret, Offiziere und Soldaten erließen, welche am 20. Mai an den Thoren von Madrid die gegen die dama— lige Regierung empörten Truppen bekämpften. 2. Die uͤbrigen Dekrete, welche seit dem Jahre 1810 zum Besten der Generale, Anfuͤhrer, Offiziere und Soldaten in Bezug auf die von ihnen bei der Vertheidigung oder Belagerung von Städten und Festun— gen oder durch andere Kriegsthaten geleisteten Dienste erlassen worden sind, erhalten ebenfalls wieder ihre volle Guͤltigkeit.“
Durch ein anderes Königliches Dekret vom 12. August wird die von dem Minister der Justiz und der Gnaden, Don Antonio Gonzalez, eingereichte Entlassung angenommen.
Man ist hier nicht ohne Besorgniß, da das Ayuntamiento fest entschlossen ist, durch alle ihm zu Gebote stehenden gesetzlichen Mittel die Ausfuhrung des Ayuntamiento ⸗Gesetzes zu verhindern. Die Offiziere des Isten und Aten Bataillons und der Artillerie der National⸗Garde haben in einer Versammlung beschlossen, die Anordnungen des Ayuntamiento, so weit es gesetzlich erlaubt ist, zu unterstuͤtzen.
Barcelona, 18. Aug. Die Königin hat die von dem Fi— nanz · Minister Don Jose Ferraz eingereichte Entlassung ange⸗ nommen.
Vorgestern fand eine große Musterung der in und bei Bar— celona befindlichen Truppen statt; nach Beendigung derselben de—⸗ fillrten sie unter personlicher Anfüͤhrung des Herzogs von Vito—
ria vor der Königin vorüber, die sich mit den Infantinnen auf dem Balkon des Königl. Palastes befand.
Das Hauptquartier des Herzogs von Vitoria wird sich in wenigen Tagen nach Martorell und von da nach Saragossa be— geben, wo dann die weiteren Anordnungen in Bezug auf die Vertheilung der Armee getroffen werden sollen. ̃ Spanische Gränze. Der Phare des Pyrénées sazt in seinem Blatte vom 25. August, daß zwar die in San Se⸗ bastian befindlichen Englischen Truppen nach England eingeschifft worden seyn, in Passages sich aber noch 1090 Mann Britische Marine⸗Soldaten und auf der dortigen Rhede die Englische Fre—⸗ gatte „North Star“ und die Franzoͤsische Fregatte „Hermine“ befanden.
Türkei
Konstantinopel. Ueber die Turkisch-Aegyptische Angele⸗ genheit enthalt die Allg. Ztg. folgende vom Main datirte Be— trachtungen: „Die Franzoͤsischen Journale haben so oft wiederholz, ihre Nation hege in der orientalischen Frage keine eigennuͤtzigen Absichten, daß man in Deutschland am Ende im Ernst daran glaubte und sich einbiltete, Frankreich habe, indem es Mehmed Ali beschuͤtzte, keinen anderen Zweck, als zum Vortheil von ganz Europa die Unabhängigkeit des Mittelmeeres gegen das Monopol Englands zu vertheidigen. Bereits hataber jeder Denkende erkannt, daß Frankreich hierbei einen ganz anderen Zweck hatte. Es wollte auf den Ruinen des Osmanischen Reichs in Aegypten ein Reich gründen, welches ihm ausschließlich ergeben sey, es wollte mit Hülfe seiner Afrikanischen Besitzungen die Herrschaft uber das Mittelmeer erringen; dies war seine Uneigennuützigkeit. Stimmte es aber mit den wahren Interessen Europa's überein, daß Frank— reich einen so großen Einfluß besitze? Die monarchischen Staa— ten mußten sich, auch ohne den Nachtheil fuͤr die materiellen In— teressen in Anschlag zu bringen, diesem Plan widersetzen. Was that Frankreich, welches diesen Widerstand voraussah, oder was thaten wenigstens seine Staatsmaͤnner, Soult, Guizot, Thiers und selbst Mols, das Haupt der Konservativen? Sie stellten als Prinzip auf, Frankreich muͤsse durch alle Mittel vermeiden, über die orientalische Frage mit irgend einer der monarchischen Machte zu unterhandeln; England allein sollte, sowohlt wegen der Aehnlichkeit seiner Prinzipien, als auch wegen seiner Allianz mit Frankreich seit 1830, zu den Unterhandlungen uͤber diese Frage zulassen werden; man hoffte, mit ihm leichter, als mit den uͤbrigen Mächten sich zu verstandigen. Letztere aber durch— schauten diese selbstsuͤchtige Politik und machten sie scheitern, indem sie England zu erkennen gaben, wohin die Praäͤtensionen Frankreichs es führen würden. England wollte daher, daß Oesterreich, Preußen und Rußland Theil an den Unterhand⸗ lungen nehme; das Ministerium Thiers, welches den Beitritt die⸗ ser Maͤchte verwarf, glaubte, indem es sich isolirte, den Gang der Unterhandlungen aufzuhalten; gleichwohl wurden die Unter— handlungen beendigt — inde irae. Man erzählt, daß bei einer Unterredung zwischen Herrn Guizot und Thiers im Schlosse von Eu letzterer sich folgendermaßen geaͤußert habe: „Wir haben zu lange gezaudert, aus dem Hasse Englands gegen Rußland Nutzen zu ziehen; wir waren zu ausschließend, und nun sind wir ausge— schlossen worden (nous avons te exclusifs et nous voilä exclus); wir koͤnnen unmoͤglich unsere Niederlage anders darstellen.“ Herr Thiers zeigte durch eine Bewegung, und indem er mit der Hand vor die Stirne fuhr, wie sehr er die Bitterkeit dieser Taäͤuschung empfand.“
Aegypten.
In einem von der Morning Chronicle mitgetheilten Schreiben aus Alexandrien vom 6. August heißt es unter Anderem: „Den letzten Nachrichten aus Syrien zufolge, ist in der Umgegend von Beirut Alles ruhig und nur bei Balbeck sind noch einige Insurgenten unter den Waffen. Vom Rothen Meere her erfährt man, daß Ibrahim Pascha der Juͤngere Jemen ver— lassen hat, daß aber die noch im Hedschas befindlichen 7060 Mann erklart haben, sie wuͤrden nicht eher marschiren, als bis ihnen der ruͤckständige Sold ausgezahlt worden sey. Jemen ist setzt in den Haäͤnden der Araber unter einem gewissen Scheich Hassan, der ein Verwandter des Sultans von Sanna ist und ein Wechabit seyn soll. Er hat vor kurzem mehrere Grabmaͤler der Seiks zerstoͤrt, die von den Wechabiten fuͤr Götzendiener ge— halten werden. Er belästigt uberhaupt die Christen sehr und ist den Britischen Interessen abgeneigt. Er duͤrfte auf diese Weise leicht mit der Ostindischen Compagnie in Kollision kommen. Am 5. Juli ist abermals ein Angriff auf Aden gemacht, aber von der Garnison, ohne daß sie einen Mann verloren haͤtte, abgeschlagen worden. — Der Nil ist in diesem Jahre ungewoͤhnlich guͤnstig gestiegen. Bei Kahira hat die Aerndte um vierzehn Tage fruher als sonst stattgefunden.“
d.
— — Königsberg, 30. Aug. Des Königs Majestaͤt wohn⸗ ten heute dem unter freiem Himmel stattfindenden Militair⸗Got— tesdienste im Lager zu Lauth bei, besuchten dann das zur Offi— zier⸗Speise⸗Anstalt erbaute große Zelt, so wie die Kuchen der Soldaten, kosteten in letzteren die Speisen und das Wasser der in dem Lager gegrabenen Brunnen. — Ihre Majsestät die Koͤ— nigin hielten in der Deutsch-reformirten Burgkirche Hoöͤchstihre Andacht. — Gegen Abend besuchte das hohe Herrscherpaar ganz allein den Busoltschen Garten, welcher als Lieblings-Aufenthalt der Höͤchstseligen Königin den Namen Louisenwahl führt. — Ueberall wurden Ihre Masestäͤten mit den aufrichtigsten Beweisen der Liebe und Ehrfurcht begruͤßt. — In Bezug auf die gestri— gen Einzugs-Feierlichkeiten verdient es noch bemerkt zu werden, daß, obgleich die ganze Bevölkerung Koͤnigsbergs und der Um— gegend und alle zahlreich hier versammelten Fremden in den von den Höchsten Herrschaften zuruͤckzulegenden, zum Theil sehr engen Straßen wogten und obgleich weder Poll— zei noch Militair zur Aufrechthaltung der Ordnung auf gestellt war, doch kein einziger Unfall, nicht die geringste Stoͤ— rung zu beklagen ist. Die lauteste Freude herrschte uͤberall, aber selbst die niedrigsten Klassen bewegten sich mit einer Ruhe und einem Anstande, wie man dieses selten wahrnimmt. Edler, mäͤch— tiger konnte die Liebe, Erfurcht und Hingebung der Unterhanen sich gewiß nicht bethaͤtigen, auch waren beide Majestäten durch diese unzweideutigen Beweise der Treue und Anhaͤnglichkeit sicht. lich ergriffen. Des Königs Majestäͤt stiegen bei der Ankunst auf dem Schlosse nicht am Haupt ⸗Portal ab, sondern ritten unerwar— tet in den Schloßhof, wohin der Wagen der Königin Majestaͤt folgte. Beide Majestäͤten erstiegen hier gemeinschastlich die Treppe, weiche früher von der Königin Louise stets denukt wurde und welche unmittelbar zu den Appartements der Königin fuͤhrt.
Im unmittelbaren Gefolge Ihrer Majestäten befanden a, Genctal Adsutant, General Cleurtenant von Naß mer; Sener]
jutant, General ⸗ Major von Lindheim; Ober Hofmeisterin Gran